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  • 5 Sterne

    Angela H., 08.11.2021

    Als Buch bewertet

    Kaspar, ein Buchhändler, findet seine Frau Birgit tot in der Wohnung. Er versteht die Welt nicht mehr. Er macht sich auf Spurensuche, denn Birgit ist vor vielen Jahren der Liebe wegen vom Osten in den Westen zu Kaspar gezogen. Erst findet er Texte von ihr, die ihre Zeit im Osten beschreibt. Das allein gibt schon zu denken. Daraufhin macht sich Kaspar auf in den Osten und lernt das Umfeld von Birgit kennen. Darunter ist eine junge Dame, die in einer völkischen Gemeinschaft aufwuchs. Die beiden gegensätzlichen Welten prallen aufeinander. Angeekelt und doch fasziniert machen sie Schritte aufeinander zu.
    Das Buch beginnt recht unspektakulär mit einer toten Betrunkenen in der Badewanne. Man fragt sich, wie das geschehen konnte, gewollt oder ein Unfall? Je weiter man liest und genaueres erfährt, desto haarsträubender ist die Vorgeschichte und hat mich als Leserin in den Bann gezogen. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten, und das hat mich fasziniert. Ich kann diesen Roman nur weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    Jan Nils S., 17.10.2021

    Als Buch bewertet

    Ich finde das Schlink ein grandioser Autor ist und das hat er auch in diesem Buch wieder unter Beweis gestellt.Die Geschichte ist in seiner typischen Schreibweise geschrieben und hat mich sehr beeindruckt. Es gab keine Längen und alles war verständlich und sehr interessant. Das Buch war in drei Teile gegliedert, wobei der mittlere der Stärkste war. Ich fand die gesamte Idee des Buches äußerst gelungen. Das der Großvater, die Tochter seiner verstorbenen Frau sucht und sich dann um dessen Tochter wie ein echter Opa kümmert, fand ich rührend, auch das er ihr die Musik näher bringt und versucht sie dadurch aus dem rechten Sumpf zu ziehen. Ein zeitaktuelles Thema und erschreckend was der Vater so alles denkt und tut. Das Buch beinhaltet soviele Themen, tragisch war auch der Tod der Frau und was Alkohol so alles kaputt machen kann. Das Cover ist schlicht, wie üblich bei Schlink, schön gestaltet und absolut passend.
    Eine ganz klare Leseempfehlung und volle Punktzahl.

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  • 5 Sterne

    inya, 23.12.2021

    Als Buch bewertet

    sehr gut

    Ich bin ein Bernhard Schlink Fan und habe bis jetzt sehr viele Bücher von ihm gelesen. Und so habe ich natürlich auch "die Enkelin" gelesen. Ich mag den unaufgeregten Schreibstil von Bernhard Schlink und auch in diesem Buch ist er vorzufinden. Die Geschichte jedoch beinhaltet sehr viele einzelne Geschichten, die miteinander verwoben sind. Die Hauptfigur ist Kaspar, dessen Frau zu früh gestorben ist. Die Geschichte des Paares wird erzählt, wie sie sich gefunden haben und auch wie Birgit von der DDR zu ihm in die BRD geflohen ist. Doch dies ist nicht genug, denn Birgit hinterlässt Verwandtschaft, von dieser Kaspar bis zu ihrem Tod noch nichts geahnt hat. Diese Erkenntnis und die neuen Herausforderungen stellen das Leben von Kaspar völlig auf den Kopf. Ich finde den Roman sehr facettenreich und ungeahnt. Er nimmt uns außerdem mit in eine Szene, mit der ich mich vorher nicht wirklich beschäftigt hatte.

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  • 5 Sterne

    v_im_wunderland, 17.10.2021

    Als eBook bewertet

    viele Geheimnisse

    Nach dem tragischen Unfalltod seiner Frau Birgit ist nun Kaspar auf sich allein gestellt. Doch dies ist nicht die einzige Herausforderung mit der der Witwer kämpfen muss. Denn um seine Verzweiflung noch zu erhöhen, muss er feststellen, dass Birgit so manches Geheimnis vor ihm hatte und er bei weitem seine eigene Ehefrau nicht so gut kannte, wie er dachte. Und so gräbt er sich immer tiefer in das Leben und die Gefühlswelt seiner Frau und erfährt so einiges über ihre aber auch über die gemeinsame Vergangenheit. Es ist ein sehr gelungener Roman, welcher den Leser auf eine Reise in die DDR mitnimmt und man gut einen Eindruck von dem Leben der jungen Menschen erhält. Auch das Kennenlernen von Kaspar und Birgit wird in dem Buch aus beiden Perspektiven gut beschrieben und so lernt man in dem Buch beide Ehepartner nach und nach sehr gut kennen und geht mit ihnen gemeinsam auf eine intensive Reise.

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  • 5 Sterne

    brauneye29, 10.11.2021

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Um bei Kaspar zu sein ist Birgit seinerzeit aus dem Osten in den westen geflohen und sie hat dafür einiges auf sich genommen. Was alles, wir Kaspar allerdings erst nach ihrem Tod bewusst. In ihrer Beziehung hatte sich eine schwere Depression und Alkoholsucht bei Birgit entwickelt. Hat das alles mit Birgits Vergangenheit zu tun? Er macht sich auf die Suche.
    Meine Meinung:
    Ich bin immer wieder erstaunt, was für hochklassige Literatur Diogenes herausbringt. Auch dieses Werk zeichnet sich durch eine sehr vielschichtige und auch tiefgründige Geschichte aus, die zu dem auch noch gut erzählt wurde. Die Geschichte ist außerdem sehr berührend und zeigt, was Menschen alles auf sich nehmen, aber manchmal genau damit so überhaupt nicht mehr zurecht kommen. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und auch der Schreibstil war richtig gut.
    Fazit:
    Beeindruckende Geschichte

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  • 5 Sterne

    Der Blaue Mond, 01.11.2021

    Als eBook bewertet

    Eine ausgezeichnete Erzählung, ganz wie man es von Herrn Schlink gewohnt ist. Inhaltlich umfasst es das Leben als junger Student in Ost und West (Berlin), das Aufwachsen, aber auch das Schicksal und vor allem Familie.
    Gekonnt gespickt mit Informationen, die man aus den Medien kennt, aber vergessen hat. Wie zum Beispiel die Ausbreitung sogenannter völkischer Dörfer im ländlichen Ostdeutschland.
    Der Roman ist außerdem ein Spiel mit Kontrasten, schwarz und weiß. Ein Versuch zu erklären, wie rechtes Gedankengut vererbt wird und wie man in so einem Dunstkreis überhaupt lebt. Daneben der Großvater, ein gebildeter Buchhändler, Musikliebhaber aber einsam im Alter. Die Rebellion gegen die eigenen Eltern, Mutlosigkeit und Angst.
    Und natürlich gibt es auch überraschende und traurige Momente. Viel Emotionen bei klarem Schreibstil. Alles für mich nah an der Realität, einfach gut.

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  • 4 Sterne

    Cosmea, 07.11.2021

    Als Buch bewertet

    Wie gut kennen wir unseren Nächsten?
    Als der Buchhändler Kaspar Wettner, 71 eines Abends aus der Buchhandlung nach Hause zurückkehrt, findet er seine Ehefrau Birgit tot in der Badewanne. Sie war depressiv und alkoholabhängig, aber es lässt sich nicht sagen, ob ihr Tod Selbstmord oder ein Unfall war. Einige Zeit später liest er auf der Suche nach einem angefangenen Romanmanuskript ihre tagebuchartigen Aufzeichnungen und erfährt auf diese Weise vieles, was er nicht wusste. Ihm war immer bewusst, dass er Birgit mehr liebte als sie ihn und dass sie sich ihm nie wirklich geöffnet hat. Kaspar hatte Birgit 1964 in Ost-Berlin kennengelernt und ihr ein Jahr später zur Flucht in den Westen verholfen. Er wusste nicht, dass sie von dem verheirateten Leo Weise schwanger war, der das Kind mit seiner Frau Irma aufziehen wollte. Birgits Freundin Paula sollte den Säugling an einer Kirche oder vor einem Heim aussetzen. Tatsächlich hat sie das Mädchen jedoch zu den Weises gebracht. Aus den Aufzeichnungen seiner Frau erfährt der Witwer, dass Birgit die Tochter suchen wollte, es aber nie gewagt hat. Kaspar will anstelle seiner Frau die Tochter suchen.
    Mit Hilfe von Paula findet er Svenja, die mit Björn verheiratet ist und einen Bauernhof bewirtschaftet, und er lernt deren 14jährige Tochter Sigrun kennen. Kaspar stellt den Kontakt zur Enkelin mit Hilfe von großzügigen finanziellen Zuwendungen für den Vater her. Schon bald empfindet er große Zuneigung für Sigrun. Die größte Schwierigkeit für ihn besteht in der rechten Gesinnung dieser Familie, die in einer völkischen Gemeinschaft lebt und in der Beachtung von Traditionen, in Kleidung und Sprache den Nationalsozialismus fortleben lässt. Um Sigrun eine andere Perspektive zu bieten, ohne belehrend zu wirken, macht er sie mit Musik und Kunst bekannt und bezahlt ihr Klavierunterricht. Mit dem Vater Björn gibt es immer wieder Zusammenstöße, gefolgt von einem zweijährigen Kontaktverbot, bevor Sigrun selbst bereit ist, eigene Wege zu gehen – auch gegen den Willen der Eltern.
    Schlink hat einen sehr lesbaren, auch sprachlich eindrucksvollen Roman geschrieben, in dem Kaspars Perspektive mit der Birgits in ihren Aufzeichnungen wechselt. Durchgehend verdeutlicht er den Gegensatz von West und Ost, vor allem die ausgeprägten rechtsextremistischen Tendenzen in den neuen Bundesländern und zeigt, wie schwer es für die Menschen war, zu einander zu finden. Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gern weiter, weil es Zeitgeschichte, in diesem Fall die deutsche Vergangenheit und Gegenwart nachvollziehbar macht.

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  • 5 Sterne

    Andre K., 25.10.2021

    Als Buch bewertet

    Bernhard Schlink ist hier wieder ein großartiges Stück Literatur gelungen. Ihm gelingt es wieder einmal geschichtliches in einen Roman zu verpacken. Dies allerdings so elegant und tiefgründig, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll.
    Die Protagonisten sind so toll herausgearbeitet, dass der Leser selbst gefragt ist wie er alles interpretiert. Bernhard Schlink wirft zeitaktuelle Fragen auf, liefert Erklärungsansätze für bestimmte Denkweisen und entwickelt so ein riesiges Potenzial zu vermitteln. Nur leider werden die Wenigsten sich von diesem Meisterwerk inspirieren lassen, denn dazu müssten sie es ja lesen. Alles in allem beschreibt er mit seinem Buch nicht nur eine packende emotionale Geschichte sondern auch eine großartige Gesellschaftskritik. Klare Kaufempfehlung und auch eine Empfehlung für den Deutschunterricht!

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  • 5 Sterne

    Hornita, 28.10.2021

    Als Buch bewertet

    Tiefgründig!
    Mich hat der Klappentext angesprochen und dabei war mir nicht bewusst, das Bernhard Schlink ein sehr erfolgreicher Autor ist. Das Buch hat meine Erwartungen übertroffen. Es teilt sich in drei Teile (Kaspar Geschichte, Birgits Geschichte und die gemeinsame Geschichte von Kaspar und der Enkelin) und ich fand alle drei sehr glaubhaft und nachvollziehbar erzählt. Alle Personen sind sympathisch, wenn auch innerlich mehr oder weniger zerrissen. Die Biografien decken viele Teile der deutschen Geschichte und Gegenwart ab. Das Cover fand ich etwas „altbacken“, aber nach dem Lesen macht es nun Sinn. Die Sprache ist sehr gut, das Buch liest sich flüssig weg und man mag es gar nicht aus der Hand lesen. Ich finde es sehr gelungen und lesenswert.

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  • 4 Sterne

    dj79, 27.11.2021

    Als Buch bewertet

    Einblick in eine fremde Welt

    Ich weiß gar nicht mehr so recht, was ich von diesem Roman erwartet hatte, aber das, was ich jetzt gelesen habe, bestimmt nicht. Die Auseinandersetzung mit der völkischen Gemeinschaft war intensiv, sehr detailliert, differenziert und in seinen Auswirkungen auch ganz schön extrem. Ein paar Mal musste ich schlucken. Vermutlich war ich innerhalb dieses thematischen Rahmens recht naiv unterwegs.

    Die Anlage der Figur der Sigrun hat mir gut gefallen. Ausgehend von ihrem Aufwachsen in der völkischen Gemeinschaft entwickelt Sigrun Werte, die ihr auch nach der Erweiterung ihrer Welt wichtig bleiben. Egal, welche Perspektiven und Sichtweisen ihr logisch hergeleitet werden, von einigen Ansichten kann sie sich nicht lösen. Bernhard Schlink beschreibt sehr deutlich, dass Zukunft eine Herkunft hat. Nicht jedem Menschen ist jede beliebig positive Entwicklung möglich. Manchmal sind durch Erziehung, Glaube oder auch besondere Ereignisse einige Wege bereits versperrt.

    Mit Svenja tat ich mich da schon schwerer. Sie war mir einfach zu passiv. Ich verstehe, dass sie Björn dankbar ist für ihre Rettung aus dem dunkelsten Tal ihres Lebens. Dennoch hätte ich mir von einer in der DDR sozialisierten Frau weniger Hörigkeit gewünscht.

    Am Ende ist „Die Enkelin“ für mich ein nachdenklicher Roman, über Verlust von geliebten Menschen, Verlust von Identität. Der Roman ruft auf, sich vor zu schnellem Urteilen zu hüten. Schön fand ich Kaspars Einsicht, Sigrun so lieben zu müssen wie sie ist, bedingungslos oder gar nicht. Echte Zuneigung kann nicht an die „richtigen“ politischen Ansichten geknüpft werden. Somit konnte ich letztlich auch die klischeebedienende Rollenverteilung verzeihen, die mir in der ersten Hälfte des Romans sauer aufgestoßen war.

    Der gut lesbare Roman zog mich immer tiefer in seinen Bann. Ich war erschrocken, gleichzeitig fasziniert von einer mir bisher unbekannten Welt innerhalb unseres Landes. Für mich ist erstaunlich, wie bestimmte Gruppierungen die Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen offensichtlich besser bedienen als unsere Gesellschaft an sich. Der Einblick, den uns der Autor gewährt, war interessant, hatte einen aufklärenden Touch. Ich kann die Lektüre nur empfehlen.

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  • 4 Sterne

    dj79, 23.11.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Einblick in eine fremde Welt
    Ich weiß gar nicht mehr so recht, was ich von diesem Roman erwartet hatte, aber das, was ich jetzt gelesen habe, bestimmt nicht. Die Auseinandersetzung mit der völkischen Gemeinschaft war intensiv, sehr detailliert, differenziert und in seinen Auswirkungen auch ganz schön extrem. Ein paar Mal musste ich schlucken. Vermutlich war ich innerhalb dieses thematischen Rahmens recht naiv unterwegs.

    Die Anlage der Figur der Sigrun hat mir gut gefallen. Ausgehend von ihrem Aufwachsen in der völkischen Gemeinschaft entwickelt Sigrun Werte, die ihr auch nach der Erweiterung ihrer Welt wichtig bleiben. Egal, welche Perspektiven und Sichtweisen ihr logisch hergeleitet werden, von einigen Ansichten kann sie sich nicht lösen. Bernhard Schlink beschreibt sehr deutlich, dass Zukunft eine Herkunft hat. Nicht jedem Menschen ist jede beliebig positive Entwicklung möglich. Manchmal sind durch Erziehung, Glaube oder auch besondere Ereignisse einige Wege bereits versperrt.

    Mit Svenja tat ich mich da schon schwerer. Sie war mir einfach zu passiv. Ich verstehe, dass sie Björn dankbar ist für ihre Rettung aus dem dunkelsten Tal ihres Lebens. Dennoch hätte ich mir von einer in der DDR sozialisierten Frau weniger Hörigkeit gewünscht.

    Am Ende ist „Die Enkelin“ für mich ein nachdenklicher Roman, über Verlust von geliebten Menschen, Verlust von Identität. Der Roman ruft auf, sich vor zu schnellem Urteilen zu hüten. Schön fand ich Kaspars Einsicht, Sigrun so lieben zu müssen wie sie ist, bedingungslos oder gar nicht. Echte Zuneigung kann nicht an die „richtigen“ politischen Ansichten geknüpft werden. Somit konnte ich letztlich auch die klischeebedienende Rollenverteilung verzeihen, die mir in der ersten Hälfte des Romans sauer aufgestoßen war.

    Der gut lesbare Roman zog mich immer tiefer in seinen Bann. Ich war erschrocken, gleichzeitig fasziniert von einer mir bisher unbekannten Welt innerhalb unseres Landes. Für mich ist erstaunlich, wie bestimmte Gruppierungen die Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen offensichtlich besser bedienen als unsere Gesellschaft an sich. Der Einblick, den uns der Autor gewährt, war interessant, hatte einen aufklärenden Touch. Ich kann die Lektüre nur empfehlen.

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  • 4 Sterne

    LM, 29.10.2021

    Als Buch bewertet

    Nachdem seine Frau Birgit verstirbt, sichtet Kaspar ihren Nachlass. Er stößt auf Aufzeichnungen von ihr, die ihre innersten Geheimnisse offenbaren: Birgit bekam vor ihrer Beziehung zu Kaspar ein Kind und gab es weg. Sie hatte nach vielen Jahren versucht, ihre Tochter wiederzufinden, war jedoch bis zu ihrem Tod erfolglos geblieben. Also übernimmt Kaspar diese Aufgabe und findet nicht nur Svenja, Birgits Tochter, sondern auch deren 14-jährige Tochter Sigrun.

    Bernhard Schlink ist mit "Die Enkelin" ein weiteres Drama gelungen, das so voller Konflikte ist, dass es mich als Leserin von der ersten Seite an mitnehmen konnte. Schlinks Schreibstil ist auf hohem Sprachniveau, die Stimmung beinahe durchweg melancholisch.
    Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert, wobei der letzte der deutlich kürzere ist. Im ersten dagegen beschreibt der Autor die Geschichte rund um Kaspars und Birgits Vergangenheit und später im Detail Birgits Aufzeichnungen.
    Die Figuren sind sehr komplex und spannend gestaltet, man spürt förmlich Kaspars Zerrissenheit nach dem Tod seiner geliebten Frau. Einerseits ist seine Trauer so stark, andererseits ist er verletzt, weil er so vieles seiner Frau gar nicht wusste. Dass er ihre Suche nach der Tochter fortsetzt, macht daher nur Sinn, er möchte Birgit und ihre Geheimnisse besser verstehen. Er sucht aber auch nach etwas, woran er sich klammern kann und findet dies in Sigrun, die er sofort als Enkelin sieht, die ihn aber genauso als Großvater bezeichnet.
    Sigrun wächst jedoch in einer Ideologie auf, die Kaspar nur schwer aushalten kann. Hier gelingt es Schlink, die Beziehung zwischen den Figuren mit viel Feingefühl auszugestalten, ohne dass es belehrend wirkt.

    Insgesamt ist dies ein herausstechender Roman in wunderschöner Sprache, der voller Konflikte ist und den Leser sofort mitreißen kann. Ich ziehe dennoch einen Stern ab, da die Geschichte insbesondere im ersten Abschnitt teilweise zu viele Längen hatte. Auch die Entwicklung im letzten Abschnitt erscheint zwar logisch, hat mir jedoch nicht ganz gefallen. Trotzdem gibt es auf jeden Fall eine Empfehlung von mir.

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  • 3 Sterne

    Ruth L., 11.12.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Zwiespältiger Eindruck
    Bernhard Schlink ist seit seinem „ Vorleser“ ein Autor, dessen Bücher regelmäßig auf den Bestsellerlisten landen. Sein Thema ist immer wieder die Frage nach Schuld und Verantwortung und er zeigt anhand fiktiver Figuren, wie historische Umstände und Zeitgeschichte auf menschliche Schicksale einwirken. So auch in seinem neuesten Roman „ Die Enkelin“.
    Sein Protagonist ist Kaspar, ein Berliner Buchhändler, Anfang 70. Verheiratet ist er mit Birgit. Die beiden haben sich 1964 kennengelernt beim Pfingsttreffen der deutschen Jugend in Ostberlin. Kaspar, der Westberliner Student, verliebt sich gleich in die ostdeutsche Studentin und er wäre bereit gewesen, zu ihr nach Ostberlin zu ziehen. Aber die lebenshungrige Birgit möchte in den Westen. „ Ich wollte nicht das bisschen Land zwischen Erzgebirge und Ostsee. Ich wollte die Welt.“ Kaspar organisiert die Flucht, über Prag nach Westberlin. Die beiden heiraten, bauen gemeinsam eine Buchhandlung auf. Doch Birgit bleibt ruhelos, immer auf der Suche, nie kommt sie wirklich an. Kaspar hat Verständnis für die Umtriebe seiner Frau und liebt sie noch immer. Obwohl sie es ihm nicht leicht macht. Schon lange ist der Alkohol Birgits Begleiter, doch mittlerweile trinkt sie, um ihre Depressionen zu verdrängen. So oft kommt Kaspar von der Arbeit nach Hause und findet seine Frau völlig betrunken vor. Doch dieses Mal ist sie tot, ertrunken in der Badewanne.
    Kaspar ist voller Trauer, trotz der Entfremdung der letzten Jahre. Als er von einem Verleger nach Birgits Manuskript gefragt wird, ist er überrascht. Dass seine Frau geschrieben haben soll, davon wusste er nichts. Er macht sich auf die Suche nach den Aufzeichnungen und als er diese findet, muss er feststellen, dass seine Frau ein weitaus größeres Geheimnis vor ihm verborgen hielt.
    Birgit war vor ihrer Flucht schwanger und hat damals das Neugeborene zur Adoption freigegeben. Dem Kindsvater, ein verheirateter Funktionär, wollte sie die Tochter nicht lassen.
    Kaspar, erschüttert vom Gelesenen, macht sich nun auf die Suche nach der Tochter seiner verstorbenen Frau. Er findet sie in einer völkischen Siedlung in Mecklenburg. Svenja ist verheiratet und hat eine 14jährige Tochter, Sigrun. Kaspar merkt schnell, dass er keinen Zugang findet zu der verbitterten Svenja, aber das junge Mädchen weckt großväterliche Gefühle in ihm. Er möchte Sigrun aus dem Nazi- Milieu herausholen. Gegen Geld bekommt er die Zusage, das Mädchen in den Ferien zu sich zu holen. Unter den Bedingungen „ kein Fernsehen und kein Kino, keine Zigaretten, keine Jeans, keinen Lippenstift, kein Piercing“ darf Sigrun zu ihm nach Berlin.
    Vorsichtig versucht Kaspar sich seiner „ Enkelin“ zu nähern. Er will ihr eine Welt jenseits der Nazi- Ideologie nahebringen, besucht deshalb mit ihr Museen und klassische Konzerte, gibt ihr Bücher zum Lesen. Er entdeckt ihr musikalisches Interesse und bezahlt ihr Klavierstunden. Bei Diskussionen über ihr Weltbild will er behutsam Zweifel säen, ihr die Augen öffnen. „ Er musste Sigrun eine andere Welt erleben und andere Erfahrungen machen lassen, als ihre Eltern sie ihr boten.“ Dabei riskiert er, dass ihm Sigrun wieder entzogen wird.
    Der Roman besteht aus zwei Teilen, wobei jeder für sich genug Stoff für ein Buch geboten hätte. Dabei ist für mich der Anfang der wesentlich gelungenere Teil. Einfühlsam beschreibt Schlink das Leben und die Gefühlslage dieses unterschiedlichen Paares. Kaspar und Birgit sind beide ambivalente Figuren. Kaspar ist der immer Gute, der Verständnisvolle, - „ Ich bin ein bisschen aus der Zeit gefallen.“- , aber auch derjenige, der die offene Konfrontation scheut.
    Mit Birgits Geschichte wechselt Schlink die Perspektive. Ihre Aufzeichnungen sind ein „ Roman im Roman“. Als Nachkriegskind wächst sie auf im Osten Deutschlands auf, mit einem „ Schattenvater“, der zwar im Krieg geblieben ist, für das Kind aber präsent bleibt. „ … er warf seinen Schatten auf es….Den Schatten der alten bösen Zeit. Das Mädchen wollte Teil der guten neuen Zeit sein.“
    Doch das Leben im neuen Staat wird ihr bald zu eng. Aber im Westen fühlt sie sich auch nicht heimisch. „ Mir passierte im Kleinen, was ich den Ostdeutschen nach der Wende im Großen passieren sah.“
    Auch was es bedeutet, lebenslang ein Geheimnis mit sich zu tragen, schildert der Autor einfühlsam und nachvollziehbar. „ Ich wusste nicht, was Verschweigen langfristig anrichtet.“ lässt er Birgit aufschreiben.
    Schlink hätte hier die Geschichte von Kaspar und Birgit erzählen können , von Ost - und Westdeutschland, die unterschiedliche Sozialisation und damit einhergehend die verschiedene Wahrnehmung.
    Doch dem Autor war ein weiteres Thema wichtig, nämlich die der wieder erstarkenden Nazi- Ideologie. In den ewig Unzufriedenen, in den Verlierern der Wende fällt das völkische Denken auf einen guten Nährboden. Gerade im Osten gibt es etliche völkische Siedlungen auf dem Land. Erschreckend ist deren Gedankengut und deren Vorhaben, mehr Einfluss zu gewinnen. Darauf aufmerksam zu machen ist ein Verdienst dieses Romans.
    Allerdings wirkt dieser zweite Teil, Kaspars Unternehmungen, Sigrun von ihrer Nazi- Ideologie zu befreien, sehr unrealistisch. Es ist naiv zu glauben, mit ein bisschen humanistischer Bildung könnte man dem entgegensteuern. Die Dialoge zwischen Kaspar und Sigrun sind dementsprechend hölzern und wirken auf den Leser reichlich didaktisch. Auch das Figurenpersonal im zweiten Teil wirkt nicht mehr glaubwürdig. Hier greift Schlink auf bekannte Klischees zurück. Und Sigrun entspricht so garnicht dem Bild einer Vierzehnjährigen, auch wenn man berücksichtigt, wie sie aufgewachsen ist.
    Um seine Geschichte voranzutreiben, muss der Autor einige Unwahrscheinlichkeiten einbauen. Vieles geht zu glatt und zu schnell.
    Dafür entschädigt wieder der Schluss des Romans. Hier vermeidet Schlink zum Glück ein allzu gefälliges Happy- End.
    Der Roman hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Reichlich konstruiert, eine zum Teil altbackene Sprache, dazu wenig lebendige Figuren, das sind die Negativpunkte. Andererseits gibt der Roman tiefe Einblicke in das völkische Leben und zeigt, wie schwierig ein Gespräch mit Menschen aus diesem Umfeld ist. Die leisen Töne im ersten Teil des Buchs lohnen ebenfalls die Lektüre.

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  • 3 Sterne

    Ruth L., 20.12.2021

    Als eBook bewertet

    Zwiespältiger Eindruck
    Bernhard Schlink ist seit seinem „ Vorleser“ ein Autor, dessen Bücher regelmäßig auf den Bestsellerlisten landen. Sein Thema ist immer wieder die Frage nach Schuld und Verantwortung und er zeigt anhand fiktiver Figuren, wie historische Umstände und Zeitgeschichte auf menschliche Schicksale einwirken. So auch in seinem neuesten Roman „ Die Enkelin“.
    Sein Protagonist ist Kaspar, ein Berliner Buchhändler, Anfang 70. Verheiratet ist er mit Birgit. Die beiden haben sich 1964 kennengelernt beim Pfingsttreffen der deutschen Jugend in Ostberlin. Kaspar, der Westberliner Student, verliebt sich gleich in die ostdeutsche Studentin und er wäre bereit gewesen, zu ihr nach Ostberlin zu ziehen. Aber die lebenshungrige Birgit möchte in den Westen. „ Ich wollte nicht das bisschen Land zwischen Erzgebirge und Ostsee. Ich wollte die Welt.“ Kaspar organisiert die Flucht, über Prag nach Westberlin. Die beiden heiraten, bauen gemeinsam eine Buchhandlung auf. Doch Birgit bleibt ruhelos, immer auf der Suche, nie kommt sie wirklich an. Kaspar hat Verständnis für die Umtriebe seiner Frau und liebt sie noch immer. Obwohl sie es ihm nicht leicht macht. Schon lange ist der Alkohol Birgits Begleiter, doch mittlerweile trinkt sie, um ihre Depressionen zu verdrängen. So oft kommt Kaspar von der Arbeit nach Hause und findet seine Frau völlig betrunken vor. Doch dieses Mal ist sie tot, ertrunken in der Badewanne.
    Kaspar ist voller Trauer, trotz der Entfremdung der letzten Jahre. Als er von einem Verleger nach Birgits Manuskript gefragt wird, ist er überrascht. Dass seine Frau geschrieben haben soll, davon wusste er nichts. Er macht sich auf die Suche nach den Aufzeichnungen und als er diese findet, muss er feststellen, dass seine Frau ein weitaus größeres Geheimnis vor ihm verborgen hielt.
    Birgit war vor ihrer Flucht schwanger und hat damals das Neugeborene zur Adoption freigegeben. Dem Kindsvater, ein verheirateter Funktionär, wollte sie die Tochter nicht lassen.
    Kaspar, erschüttert vom Gelesenen, macht sich nun auf die Suche nach der Tochter seiner verstorbenen Frau. Er findet sie in einer völkischen Siedlung in Mecklenburg. Svenja ist verheiratet und hat eine 14jährige Tochter, Sigrun. Kaspar merkt schnell, dass er keinen Zugang findet zu der verbitterten Svenja, aber das junge Mädchen weckt großväterliche Gefühle in ihm. Er möchte Sigrun aus dem Nazi- Milieu herausholen. Gegen Geld bekommt er die Zusage, das Mädchen in den Ferien zu sich zu holen. Unter den Bedingungen „ kein Fernsehen und kein Kino, keine Zigaretten, keine Jeans, keinen Lippenstift, kein Piercing“ darf Sigrun zu ihm nach Berlin.
    Vorsichtig versucht Kaspar sich seiner „ Enkelin“ zu nähern. Er will ihr eine Welt jenseits der Nazi- Ideologie nahebringen, besucht deshalb mit ihr Museen und klassische Konzerte, gibt ihr Bücher zum Lesen. Er entdeckt ihr musikalisches Interesse und bezahlt ihr Klavierstunden. Bei Diskussionen über ihr Weltbild will er behutsam Zweifel säen, ihr die Augen öffnen. „ Er musste Sigrun eine andere Welt erleben und andere Erfahrungen machen lassen, als ihre Eltern sie ihr boten.“ Dabei riskiert er, dass ihm Sigrun wieder entzogen wird.
    Der Roman besteht aus zwei Teilen, wobei jeder für sich genug Stoff für ein Buch geboten hätte. Dabei ist für mich der Anfang der wesentlich gelungenere Teil. Einfühlsam beschreibt Schlink das Leben und die Gefühlslage dieses unterschiedlichen Paares. Kaspar und Birgit sind beide ambivalente Figuren. Kaspar ist der immer Gute, der Verständnisvolle, - „ Ich bin ein bisschen aus der Zeit gefallen.“- , aber auch derjenige, der die offene Konfrontation scheut.
    Mit Birgits Geschichte wechselt Schlink die Perspektive. Ihre Aufzeichnungen sind ein „ Roman im Roman“. Als Nachkriegskind wächst sie auf im Osten Deutschlands auf, mit einem „ Schattenvater“, der zwar im Krieg geblieben ist, für das Kind aber präsent bleibt. „ … er warf seinen Schatten auf es….Den Schatten der alten bösen Zeit. Das Mädchen wollte Teil der guten neuen Zeit sein.“
    Doch das Leben im neuen Staat wird ihr bald zu eng. Aber im Westen fühlt sie sich auch nicht heimisch. „ Mir passierte im Kleinen, was ich den Ostdeutschen nach der Wende im Großen passieren sah.“
    Auch was es bedeutet, lebenslang ein Geheimnis mit sich zu tragen, schildert der Autor einfühlsam und nachvollziehbar. „ Ich wusste nicht, was Verschweigen langfristig anrichtet.“ lässt er Birgit aufschreiben.
    Schlink hätte hier die Geschichte von Kaspar und Birgit erzählen können , von Ost - und Westdeutschland, die unterschiedliche Sozialisation und damit einhergehend die verschiedene Wahrnehmung.
    Doch dem Autor war ein weiteres Thema wichtig, nämlich die der wieder erstarkenden Nazi- Ideologie. In den ewig Unzufriedenen, in den Verlierern der Wende fällt das völkische Denken auf einen guten Nährboden. Gerade im Osten gibt es etliche völkische Siedlungen auf dem Land. Erschreckend ist deren Gedankengut und deren Vorhaben, mehr Einfluss zu gewinnen. Darauf aufmerksam zu machen ist ein Verdienst dieses Romans.
    Allerdings wirkt dieser zweite Teil, Kaspars Unternehmungen, Sigrun von ihrer Nazi- Ideologie zu befreien, sehr unrealistisch. Es ist naiv zu glauben, mit ein bisschen humanistischer Bildung könnte man dem entgegensteuern. Die Dialoge zwischen Kaspar und Sigrun sind dementsprechend hölzern und wirken auf den Leser reichlich didaktisch. Auch das Figurenpersonal im zweiten Teil wirkt nicht mehr glaubwürdig. Hier greift Schlink auf bekannte Klischees zurück. Und Sigrun entspricht so garnicht dem Bild einer Vierzehnjährigen, auch wenn man berücksichtigt, wie sie aufgewachsen ist.
    Um seine Geschichte voranzutreiben, muss der Autor einige Unwahrscheinlichkeiten einbauen. Vieles geht zu glatt und zu schnell.
    Dafür entschädigt wieder der Schluss des Romans. Hier vermeidet Schlink zum Glück ein allzu gefälliges Happy- End.
    Der Roman hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Reichlich konstruiert, eine zum Teil altbackene Sprache, dazu wenig lebendige Figuren, das sind die Negativpunkte. Andererseits gibt der Roman tiefe Einblicke in das völkische Leben und zeigt, wie schwierig ein Gespräch mit Menschen aus diesem Umfeld ist. Die leisen Töne im ersten Teil des Buchs lohnen ebenfalls die Lektüre.

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  • 3 Sterne

    Ruth L., 15.12.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Zwiespältiger Eindruck
    Bernhard Schlink ist seit seinem „ Vorleser“ ein Autor, dessen Bücher regelmäßig auf den Bestsellerlisten landen. Sein Thema ist immer wieder die Frage nach Schuld und Verantwortung und er zeigt anhand fiktiver Figuren, wie historische Umstände und Zeitgeschichte auf menschliche Schicksale einwirken. So auch in seinem neuesten Roman „ Die Enkelin“.
    Sein Protagonist ist Kaspar, ein Berliner Buchhändler, Anfang 70. Verheiratet ist er mit Birgit. Die beiden haben sich 1964 kennengelernt beim Pfingsttreffen der deutschen Jugend in Ostberlin. Kaspar, der Westberliner Student, verliebt sich gleich in die ostdeutsche Studentin und er wäre bereit gewesen, zu ihr nach Ostberlin zu ziehen. Aber die lebenshungrige Birgit möchte in den Westen. „ Ich wollte nicht das bisschen Land zwischen Erzgebirge und Ostsee. Ich wollte die Welt.“ Kaspar organisiert die Flucht, über Prag nach Westberlin. Die beiden heiraten, bauen gemeinsam eine Buchhandlung auf. Doch Birgit bleibt ruhelos, immer auf der Suche, nie kommt sie wirklich an. Kaspar hat Verständnis für die Umtriebe seiner Frau und liebt sie noch immer. Obwohl sie es ihm nicht leicht macht. Schon lange ist der Alkohol Birgits Begleiter, doch mittlerweile trinkt sie, um ihre Depressionen zu verdrängen. So oft kommt Kaspar von der Arbeit nach Hause und findet seine Frau völlig betrunken vor. Doch dieses Mal ist sie tot, ertrunken in der Badewanne.
    Kaspar ist voller Trauer, trotz der Entfremdung der letzten Jahre. Als er von einem Verleger nach Birgits Manuskript gefragt wird, ist er überrascht. Dass seine Frau geschrieben haben soll, davon wusste er nichts. Er macht sich auf die Suche nach den Aufzeichnungen und als er diese findet, muss er feststellen, dass seine Frau ein weitaus größeres Geheimnis vor ihm verborgen hielt.
    Birgit war vor ihrer Flucht schwanger und hat damals das Neugeborene zur Adoption freigegeben. Dem Kindsvater, ein verheirateter Funktionär, wollte sie die Tochter nicht lassen.
    Kaspar, erschüttert vom Gelesenen, macht sich nun auf die Suche nach der Tochter seiner verstorbenen Frau. Er findet sie in einer völkischen Siedlung in Mecklenburg. Svenja ist verheiratet und hat eine 14jährige Tochter, Sigrun. Kaspar merkt schnell, dass er keinen Zugang findet zu der verbitterten Svenja, aber das junge Mädchen weckt großväterliche Gefühle in ihm. Er möchte Sigrun aus dem Nazi- Milieu herausholen. Gegen Geld bekommt er die Zusage, das Mädchen in den Ferien zu sich zu holen. Unter den Bedingungen „ kein Fernsehen und kein Kino, keine Zigaretten, keine Jeans, keinen Lippenstift, kein Piercing“ darf Sigrun zu ihm nach Berlin.
    Vorsichtig versucht Kaspar sich seiner „ Enkelin“ zu nähern. Er will ihr eine Welt jenseits der Nazi- Ideologie nahebringen, besucht deshalb mit ihr Museen und klassische Konzerte, gibt ihr Bücher zum Lesen. Er entdeckt ihr musikalisches Interesse und bezahlt ihr Klavierstunden. Bei Diskussionen über ihr Weltbild will er behutsam Zweifel säen, ihr die Augen öffnen. „ Er musste Sigrun eine andere Welt erleben und andere Erfahrungen machen lassen, als ihre Eltern sie ihr boten.“ Dabei riskiert er, dass ihm Sigrun wieder entzogen wird.
    Der Roman besteht aus zwei Teilen, wobei jeder für sich genug Stoff für ein Buch geboten hätte. Dabei ist für mich der Anfang der wesentlich gelungenere Teil. Einfühlsam beschreibt Schlink das Leben und die Gefühlslage dieses unterschiedlichen Paares. Kaspar und Birgit sind beide ambivalente Figuren. Kaspar ist der immer Gute, der Verständnisvolle, - „ Ich bin ein bisschen aus der Zeit gefallen.“- , aber auch derjenige, der die offene Konfrontation scheut.
    Mit Birgits Geschichte wechselt Schlink die Perspektive. Ihre Aufzeichnungen sind ein „ Roman im Roman“. Als Nachkriegskind wächst sie auf im Osten Deutschlands auf, mit einem „ Schattenvater“, der zwar im Krieg geblieben ist, für das Kind aber präsent bleibt. „ … er warf seinen Schatten auf es….Den Schatten der alten bösen Zeit. Das Mädchen wollte Teil der guten neuen Zeit sein.“
    Doch das Leben im neuen Staat wird ihr bald zu eng. Aber im Westen fühlt sie sich auch nicht heimisch. „ Mir passierte im Kleinen, was ich den Ostdeutschen nach der Wende im Großen passieren sah.“
    Auch was es bedeutet, lebenslang ein Geheimnis mit sich zu tragen, schildert der Autor einfühlsam und nachvollziehbar. „ Ich wusste nicht, was Verschweigen langfristig anrichtet.“ lässt er Birgit aufschreiben.
    Schlink hätte hier die Geschichte von Kaspar und Birgit erzählen können , von Ost - und Westdeutschland, die unterschiedliche Sozialisation und damit einhergehend die verschiedene Wahrnehmung.
    Doch dem Autor war ein weiteres Thema wichtig, nämlich die der wieder erstarkenden Nazi- Ideologie. In den ewig Unzufriedenen, in den Verlierern der Wende fällt das völkische Denken auf einen guten Nährboden. Gerade im Osten gibt es etliche völkische Siedlungen auf dem Land. Erschreckend ist deren Gedankengut und deren Vorhaben, mehr Einfluss zu gewinnen. Darauf aufmerksam zu machen ist ein Verdienst dieses Romans.
    Allerdings wirkt dieser zweite Teil, Kaspars Unternehmungen, Sigrun von ihrer Nazi- Ideologie zu befreien, sehr unrealistisch. Es ist naiv zu glauben, mit ein bisschen humanistischer Bildung könnte man dem entgegensteuern. Die Dialoge zwischen Kaspar und Sigrun sind dementsprechend hölzern und wirken auf den Leser reichlich didaktisch. Auch das Figurenpersonal im zweiten Teil wirkt nicht mehr glaubwürdig. Hier greift Schlink auf bekannte Klischees zurück. Und Sigrun entspricht so garnicht dem Bild einer Vierzehnjährigen, auch wenn man berücksichtigt, wie sie aufgewachsen ist.
    Um seine Geschichte voranzutreiben, muss der Autor einige Unwahrscheinlichkeiten einbauen. Vieles geht zu glatt und zu schnell.
    Dafür entschädigt wieder der Schluss des Romans. Hier vermeidet Schlink zum Glück ein allzu gefälliges Happy- End.
    Der Roman hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Reichlich konstruiert, eine zum Teil altbackene Sprache, dazu wenig lebendige Figuren, das sind die Negativpunkte. Andererseits gibt der Roman tiefe Einblicke in das völkische Leben und zeigt, wie schwierig ein Gespräch mit Menschen aus diesem Umfeld ist. Die leisen Töne im ersten Teil des Buchs lohnen ebenfalls die Lektüre.

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  • 3 Sterne

    Ruth L., 11.12.2021

    Als Buch bewertet

    Zwiespältiger Eindruck
    Bernhard Schlink ist seit seinem „ Vorleser“ ein Autor, dessen Bücher regelmäßig auf den Bestsellerlisten landen. Sein Thema ist immer wieder die Frage nach Schuld und Verantwortung und er zeigt anhand fiktiver Figuren, wie historische Umstände und Zeitgeschichte auf menschliche Schicksale einwirken. So auch in seinem neuesten Roman „ Die Enkelin“.
    Sein Protagonist ist Kaspar, ein Berliner Buchhändler, Anfang 70. Verheiratet ist er mit Birgit. Die beiden haben sich 1964 kennengelernt beim Pfingsttreffen der deutschen Jugend in Ostberlin. Kaspar, der Westberliner Student, verliebt sich gleich in die ostdeutsche Studentin und er wäre bereit gewesen, zu ihr nach Ostberlin zu ziehen. Aber die lebenshungrige Birgit möchte in den Westen. „ Ich wollte nicht das bisschen Land zwischen Erzgebirge und Ostsee. Ich wollte die Welt.“ Kaspar organisiert die Flucht, über Prag nach Westberlin. Die beiden heiraten, bauen gemeinsam eine Buchhandlung auf. Doch Birgit bleibt ruhelos, immer auf der Suche, nie kommt sie wirklich an. Kaspar hat Verständnis für die Umtriebe seiner Frau und liebt sie noch immer. Obwohl sie es ihm nicht leicht macht. Schon lange ist der Alkohol Birgits Begleiter, doch mittlerweile trinkt sie, um ihre Depressionen zu verdrängen. So oft kommt Kaspar von der Arbeit nach Hause und findet seine Frau völlig betrunken vor. Doch dieses Mal ist sie tot, ertrunken in der Badewanne.
    Kaspar ist voller Trauer, trotz der Entfremdung der letzten Jahre. Als er von einem Verleger nach Birgits Manuskript gefragt wird, ist er überrascht. Dass seine Frau geschrieben haben soll, davon wusste er nichts. Er macht sich auf die Suche nach den Aufzeichnungen und als er diese findet, muss er feststellen, dass seine Frau ein weitaus größeres Geheimnis vor ihm verborgen hielt.
    Birgit war vor ihrer Flucht schwanger und hat damals das Neugeborene zur Adoption freigegeben. Dem Kindsvater, ein verheirateter Funktionär, wollte sie die Tochter nicht lassen.
    Kaspar, erschüttert vom Gelesenen, macht sich nun auf die Suche nach der Tochter seiner verstorbenen Frau. Er findet sie in einer völkischen Siedlung in Mecklenburg. Svenja ist verheiratet und hat eine 14jährige Tochter, Sigrun. Kaspar merkt schnell, dass er keinen Zugang findet zu der verbitterten Svenja, aber das junge Mädchen weckt großväterliche Gefühle in ihm. Er möchte Sigrun aus dem Nazi- Milieu herausholen. Gegen Geld bekommt er die Zusage, das Mädchen in den Ferien zu sich zu holen. Unter den Bedingungen „ kein Fernsehen und kein Kino, keine Zigaretten, keine Jeans, keinen Lippenstift, kein Piercing“ darf Sigrun zu ihm nach Berlin.
    Vorsichtig versucht Kaspar sich seiner „ Enkelin“ zu nähern. Er will ihr eine Welt jenseits der Nazi- Ideologie nahebringen, besucht deshalb mit ihr Museen und klassische Konzerte, gibt ihr Bücher zum Lesen. Er entdeckt ihr musikalisches Interesse und bezahlt ihr Klavierstunden. Bei Diskussionen über ihr Weltbild will er behutsam Zweifel säen, ihr die Augen öffnen. „ Er musste Sigrun eine andere Welt erleben und andere Erfahrungen machen lassen, als ihre Eltern sie ihr boten.“ Dabei riskiert er, dass ihm Sigrun wieder entzogen wird.
    Der Roman besteht aus zwei Teilen, wobei jeder für sich genug Stoff für ein Buch geboten hätte. Dabei ist für mich der Anfang der wesentlich gelungenere Teil. Einfühlsam beschreibt Schlink das Leben und die Gefühlslage dieses unterschiedlichen Paares. Kaspar und Birgit sind beide ambivalente Figuren. Kaspar ist der immer Gute, der Verständnisvolle, - „ Ich bin ein bisschen aus der Zeit gefallen.“- , aber auch derjenige, der die offene Konfrontation scheut.
    Mit Birgits Geschichte wechselt Schlink die Perspektive. Ihre Aufzeichnungen sind ein „ Roman im Roman“. Als Nachkriegskind wächst sie auf im Osten Deutschlands auf, mit einem „ Schattenvater“, der zwar im Krieg geblieben ist, für das Kind aber präsent bleibt. „ … er warf seinen Schatten auf es….Den Schatten der alten bösen Zeit. Das Mädchen wollte Teil der guten neuen Zeit sein.“
    Doch das Leben im neuen Staat wird ihr bald zu eng. Aber im Westen fühlt sie sich auch nicht heimisch. „ Mir passierte im Kleinen, was ich den Ostdeutschen nach der Wende im Großen passieren sah.“
    Auch was es bedeutet, lebenslang ein Geheimnis mit sich zu tragen, schildert der Autor einfühlsam und nachvollziehbar. „ Ich wusste nicht, was Verschweigen langfristig anrichtet.“ lässt er Birgit aufschreiben.
    Schlink hätte hier die Geschichte von Kaspar und Birgit erzählen können , von Ost - und Westdeutschland, die unterschiedliche Sozialisation und damit einhergehend die verschiedene Wahrnehmung.
    Doch dem Autor war ein weiteres Thema wichtig, nämlich die der wieder erstarkenden Nazi- Ideologie. In den ewig Unzufriedenen, in den Verlierern der Wende fällt das völkische Denken auf einen guten Nährboden. Gerade im Osten gibt es etliche völkische Siedlungen auf dem Land. Erschreckend ist deren Gedankengut und deren Vorhaben, mehr Einfluss zu gewinnen. Darauf aufmerksam zu machen ist ein Verdienst dieses Romans.
    Allerdings wirkt dieser zweite Teil, Kaspars Unternehmungen, Sigrun von ihrer Nazi- Ideologie zu befreien, sehr unrealistisch. Es ist naiv zu glauben, mit ein bisschen humanistischer Bildung könnte man dem entgegensteuern. Die Dialoge zwischen Kaspar und Sigrun sind dementsprechend hölzern und wirken auf den Leser reichlich didaktisch. Auch das Figurenpersonal im zweiten Teil wirkt nicht mehr glaubwürdig. Hier greift Schlink auf bekannte Klischees zurück. Und Sigrun entspricht so garnicht dem Bild einer Vierzehnjährigen, auch wenn man berücksichtigt, wie sie aufgewachsen ist.
    Um seine Geschichte voranzutreiben, muss der Autor einige Unwahrscheinlichkeiten einbauen. Vieles geht zu glatt und zu schnell.
    Dafür entschädigt wieder der Schluss des Romans. Hier vermeidet Schlink zum Glück ein allzu gefälliges Happy- End.
    Der Roman hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Reichlich konstruiert, eine zum Teil altbackene Sprache, dazu wenig lebendige Figuren, das sind die Negativpunkte. Andererseits gibt der Roman tiefe Einblicke in das völkische Leben und zeigt, wie schwierig ein Gespräch mit Menschen aus diesem Umfeld ist. Die leisen Töne im ersten Teil des Buchs lohnen ebenfalls die Lektüre.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 21.01.2022

    Als Buch bewertet

    Kaspar und seine Wahl-Enkelin

    Als seine Frau Birgit stirbt, erfährt Kaspar, dass sie eine Tochter hatte, die sie jedoch nicht in die Ehe mitbrachte. Birgit war nämlich in den Westen zu ihm geflohen. Doch zeit ihres Lebens wollte sie ihre Tochter finden. Kaspar übernimmt diese Aufgabe für seine verstorbene Frau. Seine Suche führt ihn in den Osten der Republik, bis hin zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Dort trifft er auf Birgits Enkelin, die in ihm den Großvater sieht. Doch ihre Welten könnten nicht fremder sein.

    Es ist eine schwierige Suche, die Kaspar für seine verstorbene Frau übernimmt. Nicht nur, dass sich die Spuren von Birgits Tochter verwischt haben, er muss sich auch mit einer ganz anderen Weltsicht auseinandersetzen. Geht das überhaupt, kann man sich als tolerant denkender Mensch mit denen auseinandersetzen, die eindeutig rechter Gesinnung sind? Kaspar kommt immer wieder an seine Grenzen, doch für seine Enkelin nimmt er vieles auf sich. Dieser Teil war für mich der interessanteste an diesem Buch, während ich mich mit dem Einstieg in die Geschichte eher schwer tat, denn es war lange unklar, in welche Richtung der Autor diese Erzählung führen wird.

    Dieses Buch konnte mich gut unterhalten und hat mich gleichzeitig zum Nachdenken angeregt. Kaspars Gedanken und seine Bemühungen um seine Stiefenkelin haben mich sehr beeindruckt und tief berührt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    Xana, 19.10.2021

    Als Buch bewertet

    Die Enkelin ist ein zweifellos toller Roman, der eine ungewöhnliche Geschichte erzählt. Kaspar findet seine geliebte Frau Birgit tot in ihrer Wohnung. Als er später ihren Nachlass sichtet, stellt er fest, dass Birgit Geheimnisse vor ihm hatte. Die Geheimnisse sind durchaus sehr gravierend und eröffnen Kaspar die Option, neue Menschen, darunter eine Enkelin, in sein Leben zu lassen. Dabei wird er allerdings mit einer Weltsicht konfrontiert, die mit seiner eigenen enorm kollidiert.
    Mir gefällt der ruhige Schreibstil des Buchs, der gut zu Kaspar passt. Die Charaktere sind durchaus unterschiedlicher Natur und längst nicht alle sympathisch – genauer gesagt, hat jeder der Charaktere seine Fehler und wird dadurch authentischer. Kaspar reflektiert viel und meistert den Zwiespalt, in dem er sich mit seiner Enkelin oft befindet, ziemlich souverän.
    Was mir nicht gut gefällt, ist, dass der Sprachstil Kaspars nicht von dem Birgits oder seiner Enkelin abweicht. Das macht das Lesen des mittlerein Parts teilweise anstrengend und verhindert etwas einen tieferen Inneneinblick in die Enkelin. Vor allem Kaspar und Birgit ähneln sich in ihrem Erzählstil zu sehr. Was mich ebenso verwundert, ist, dass Kaspar eine aus meiner Sicht nicht angemessene Reaktion auf die Offenbarungen Birgits Geheimnisse reagiert. Dass er besonnen ist und Birgit dennoch liebt – geschenkt, aber jeder Mensch wäre um einiges bestürzter und verletzter als er es war.

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  • 4 Sterne

    Goldie-hafi, 09.10.2021

    aktualisiert am 09.10.2021

    Als Buch bewertet

    Einen interessanten Geschichtsabriß, den Bernhard Schlink hier ausbreitet, bei dem allerdings der Titel des Buches - 'Die Enkelin' - irreführend ist. So geht es in der Geschichte keineswegs in erster Linie um eine Enkelin. Der eigentliche Protagonist Kaspar wird durch den plötzlichen Tod seiner Frau und eines von ihr verfassten Manuskriptes animiert, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Diese Schatten reichen über die DDR bis in die heutige Zeit und bis in die völkische Bewegung.
    Erzählt wird in drei Abschnitten, die ihre eigenen Fragen aufwerfen, was die Handlungen und möglichen Handlungen der Personen aufwerfen. Wie weit kennt man jemand, mit dem man lebte wirklich? Wie weit mische ich mich in das Leben der anderen ein? Was macht Geschichte mit uns? Zerstören alte Handlungen auch noch in der Gegenwart das Leben von Personen?
    Nein, für mich regt das Buch zum Nachdenken nicht nur über die Enkelin an. Sondern vor allem auch über Kaspar. Warum handelt er, wie er handelt? Was geht ihn das alles an? Hinter Kaspars wirkliche Motivation bin ich nicht befriedigend gekommen. Auch hat das Buch ein offenes Ende und einige lose Fäden werden nicht verknüpft.
    Ja, es ist ein interessantes Buch, von dem ich mir auf Grund der Leseprobe aber etwas mehr versprochen hatte. Doch nichts desto trotz ist es lesenswert.

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  • 4 Sterne

    labbelman, 29.12.2021

    Als Buch bewertet

    Titel: mein erster Schlink, aber nicht mein letzter...

    Bernhard Schlink ist immer auf den oberen Plätzen der Bestsellerliste vertreten und so wollte ich auch endlich mal einen Roman von ihm lesen.

    Kaspar als Figur hat mich doch enorm berührt, da bei ihm ein Verlust den nächsten jagt und er dennoch nicht aufgibt, sondern nach vorn sieht.

    Hart fand ich es über die völkische Gemeinschaft zu lesen. Die Vorstellungen von Sigrun haben mich tief bestürzt, aber was will man von einem jungen Menschen erwarten, der nichts anderes kennt und so etwas eingetrichtert bekommen hat.

    Auch wenn es verrückt klingt, dass Musik und Kultur zu einem offeneren Weltbild führen, so kann ich dies nur bestätigen. Gerade in den ganz schlimmen Lebensphasen hat mich vor allem die Musik aus dem Sumpf gerettet. Daran musste ich beim Lesen sehr oft denken.

    Cooler wäre es für meinen Geschmack gewesen, wenn sich Vergangenheit und Gegenwart abgewechselt hätten und nicht nacheinander erzählt worden wären, aber so war es auch lesenswert.

    Fazit: Eine etwas andere Familiengeschichte als man erwartet. Das sollte man gelesen haben. Mir hat es gefallen.

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