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  • 4 Sterne

    5 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S.R., 06.04.2021

    Psychogramm einer überforderten Frau

    Kurzmeinung: Stilistisch dichte Darstellung eines Identitätsverlusts. Durchaus unmoralisch, aber realitätsnah und lesenswert. Eingeschränkt zu empfehlen.

    „Ich begriff, dass es legitime Wünsche nach Gewalt gab und abstoßende; sich aktuelle Nachrichten anzusehen, war akzeptabel; es fünf oder zehn Jahre später zu tun, war es nicht. True-Crime-Bücher lesen, Podcasts über Massenmorde hören: alles bestens. Ein Video anzusehen, auf dem ein Mann seinen blutenden Freund über die Straße schleppt, die Tonaufnahme von einem Schulmassaker oder einem in ein Hochhaus fliegenden Flugzeug anzuhören, und das immer und immer wieder: Das sind Anzeichen für eine Störung. Doch ich war nicht allein. 10 Millionen Klicks, 20Millionen Klicks, 300 Millionen Klicks, verkündete der hellgraue Text unter den Clips, manchmal stiegen die Zahlen, während ich noch zusah.“ (S. 98)

    Inhalt

    In einer ruhigen Nachbarschaft mit Reihenhäusern, einem zärtlichen Ehemann und zwei liebenden Kindern könnte alles harmonisch und rein sein. Doch der Schein trügt. Jake, Lucys Ehemann, ist fremdgegangen. Um ihre Beziehung zu retten, vereinbaren sie einen Deal: Lucy darf Jake dreimal bestrafen, den Zeitpunkt und die Art bestimmt Lucy. Kann diese ungewöhnliche Abmachung ihre kleine Familie retten? Wie verändert der Pakt Lucys Psyche?

    Schreibstil

    Der Roman ist in Ich-Perspektive aus Lucys Sicht geschrieben. Die fortlaufende Handlung wird immer wieder durch Einschübe unterbrochen. Einblicke in Lucys Vergangenheit schildern ihre besondere Faszination für das mythologische Wesen, die >HarpyieDas Lied von Eis und Feuer < und in der darauf aufbauenden Serie >Game of Thrones< wird die Harpyie zum dämonischen Symbol.

    Autorin

    Megan Hunter, Jahrgang 1984, aus Cambridge (England) spaltet mit ihrem zweiten Roman DIE HARPYIE die Gemüter. Ihr Debütroman „Vom Ende an“ ist bereits 2017 in Deutschland ebenfalls im C.H.Beck Verlag erschienen. Die Autorin hat einen Abschluss in English Literature und konnte mit ihrer Lyrik bereits einen Platz auf der Bridport Prize (ein internationaler Preis für kreatives Schreiben) – Shortlist erlangen.

    Meinung

    Ich bin hin- und hergerissen. Die bildgewaltige Darstellung sagt mir sehr zu. Megan Hunter beschreibt Alltagssituation, in denen ich mich wiederfinde - auch als Nicht-Mutter. Die Handlungen der Protagonistin Lucy sind in sich schlüssig, das Scheitern in allen Lebensbereichen -Karriere, Ehe und Muttersein- wird realistisch dargestellt. Womit ich allerdings ein großes Problem habe, ist der moralische Aspekt. Ich bin Idealist, das gebe ich gerne zu. Manche Verhaltensmuster kann ich nicht akzeptieren, geschweige denn gutheißen. Andererseits sagt die Autorin durch ihre Figur der Lucy dem Leser eingangs ganz deutlich, dass sich die eigene Meinung von den Taten im Buch abspalten kann und soll. Die Autorin distanziert sich von den Handlungen im Roman auf eine großartige schriftstellerische Art und Weise -durch eine Selbstreflexion der Protagonistin:

    „Ich bin ein furchtbarer Mensch und sie -die Entdecker- sind gute Menschen. Freundliche, großherzige, angenehme Menschen. Attraktiv, wohlriechend. Dieser Mensch – diese Frau, vielleicht – würde niemals tun, was ich getan habe. Sie würde es nicht einmal versuchen.“ (S.17)

    Es ist nicht beabsichtigt, dass der Leser die Protagonistin oder deren Handlungen mögen soll. Gerne hätte die Autorin daran beim Ende noch einmal anknüpfen können. Hier zeigt sich mal wieder die Schwierigkeit von Sternebewertungen. Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden, daher vergebe ich 4 von 5 möglichen Sternen. Dennoch hat mich das Buch nachhaltig beschäftigt. Jeder muss für sich entscheiden, ob er sich eine Geschichte über Fremdbestimmung, Scheitern, ohne Selbstbewusstsein und Identitätsverlust "antun" möchte. Ausschließlich wegen dem Mythologie-Aspekt sollte der Roman nicht konsumiert werden.

    Fazit

    DIE HARPYIE von Megan Hunter ist ein stilistisch dichter Roman mit einer Protagonistin, die die Gemüter spaltet. Das Psychogramm einer überforderten Mutter zweier Kinder wird durch die mythologische Figur der Harpyie personifiziert und metaphorisiert. Je nachdem wie der Leser die Intention der Autorin deuten möchte, sind Interpretationen von „unmoralischer Story“ bis „realistisches Gemälde eines Identitätsverlustes“ möglich. In jedem Fall kann man über die Geschichte und deren Ende lange nachdenken und sich intensiv mit anderen Lesern austauschen.

    Ich empfehle den Roman nicht uneingeschränkt. Jemand, der mit depressiven Schüben zu kämpfen hat, sollte diese Geschichte bitte meiden!

    Die Harpyie| Megan Hunter | übersetzt aus dem Englischen von Ebba D. Drolshagen| C. H. Beck Verlag| 2021|227 Seiten| 22,00€

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  • 5 Sterne

    Patricia W., 24.02.2021

    Wie im Theater geht der Vorhang auf. Ein Schnitt der Rache. Lucy und Jake. Jake und Lucy. Vanessa. V. Jake und Vanessa.

    Jake geht Lucy fremd. Die perfekte Familienidylle zerbricht. Mechanisch, wie einem Roboter gleich, funktioniert Lucy, kümmert sich um beide Söhne. Dreimal darf sie sich rächen. Jake spürt, dass sie ihm weh tun will. Eine Metamorphose beginnt, ein Zurückgleiten in frühere Tage, eine Verwandlung in eine frühere, vergangene Form, die eine neue Zukunft sucht. Sturmwinde und Gewitter ziehen auf. Dunkelheit breitet sich aus, bricht sich Bahn.

    Ich betrachte das geschlossene Buch, würde gerne noch einmal die ungewöhnlichen und unheimlichen Atmosphären einatmen, fürchte jedoch die Finsternis. Ein Inferno entfacht, Selbstzerstörung trifft auf Selbstfindung. Es geht unter die Haut, es schnürt einem die Kehle zu und man vergisst zu atmen. Schauer überkamen mich immer wieder, während ich Zeile um Zeile in dieser Geschichte gefangen war, weil mich die Harpyie hineinzog mit ihren Krallen.

    Die Harpyie - ein Mischwesen aus Frau und Vogel. Ein Fabelwesen der griechischen Mythologie.

    "Ein Blackout. Doch ich stellte fest, dass dieses Dunkel voller Löcher war, winzige Erinnerungssplitter quollen hervor, einer nach dem anderen. Ein scharfer Geruch, das Drehen eines Kopfes. Hände an meiner Hüfte, auf meiner Kehle. Meine Schuld."

    Eine herausragende Lektüre, die ich gerne weiterempfehle. Intensiv, düster, beklemmend, außergewöhnlich und gefährlich. "Die Harpyie" besticht durch ihre Optik und ihren Inhalt. Schwarz wie meine Seele - dachte ich noch leichtsinnig. Die Harpyie bewies mir, dass es viele Nuancen von Schwarz gibt und mein Schwarz das Rosa aller Nuancen ist.

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  • 5 Sterne

    Miss Norge, 27.03.2021

    ✿ Meine Meinung ✿
    Lucy und Jake leben mit den beiden Söhnen Paddy und Ted in einer wohlhabenden Kleinstadt. Er ist Biologe, sie hat ihre Arbeit aufgegeben, erledigt kleine Aufträge von daheim und fühlt sich als "Dienerin" der Kinder. Eines Tages bekommt sie gesteckt, das Jake eine Beziehung zu Vanessa unterhält, die auch verheiratet ist. Megan Hunter hat hier zum Glück die Ich-Form als Erzählperspektive gewählt, so das man intensiv und direkt einen Draht zu Lucy aufbauen konnte. Nachdem sie Jake mit ihrem Wissen konfrontiert hat, verlaufen die folgenden Abende erst einmal wie immer ab, doch tief in Lucy brodelt es und Jake schlägt ihr vor, das sie ihm 3x wehtun darf um ihren Zorn und ihre Verletzlichkeit zu verarbeiten. Sie soll ihm Schmerzen zufügen, um sich von ihren zu befreien. Die Autorin hat eine feine Antenne dafür Gefühle zu beschreiben, ohne großes Schnickschnack, sondern direkt und klar auf den Punkt gebracht. Auf der einen Seite beschreibt sie Lucy so das ich sie oftmals als sehr schwierig und unerträglich empfand, aber andererseits kann man sie auch in einigen Punkten verstehen. Man sollte schon ein Faible für düstere Geschichten haben, ansonsten wird man an diesem Roman keine Freude haben. Ich fühlte mich als stille Beobachterin einer Ehe die mit Problemen belastet ist und einer Frau die den Boden unter den Füßen zu verlieren droht.
    ✿ Mein Fazit ✿
    Eine packende Geschichte, die mich von Beginn an in ihren Bann ziehen konnte. Einmal etwas ganz anderes mit der Harpyie die in der Mythologie als Mischwesen gesehen wird, also eine Vogelgestalt mit Frauenkopf.

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  • 3 Sterne

    Kaffeeelse, 28.12.2021

    Eigentlich beinhaltet "Die Harpyie" ein interessantes Thema, ich verbleibe aber nach der Lektüre etwas enttäuscht und zwiegespalten zurück. Eine Frau wird hintergangen und betrogen, reagiert verletzt und will sich rächen. Gut, so sei es also. Doch auch dazu habe ich schon einen ketzerischen Gedanken. Warum sich rächen? Was hat die Frau davon? Genugtuung? Wie das? Die Verletzung wird doch bleiben, wird bestehen. Warum also eine Rache? Macht diese den Sachverhalt des Traumas ungeschehen, ändert die Rache etwas?

    Die Rache besteht im Verletzen des Mannes. Drastisch. Ja. Aber auch nachvollziehbar. Dennoch bleibt die Frage: Was soll das bringen? Die Frau wird vom Opfer zum Täter. Zur Harpyie. Das wäre eine Veränderung. Aber ist das eine glückliche Veränderung?

    Dann der Gedanke der Verwandlung zur Harpyie, die Frau wurde schon verletzt, hat also schon eine Leidensgeschichte durch den Vater zu tragen, ist traumatisch gezeichnet. Hat den Wunsch zur Harpyie zu werden, sich zu rächen, sich zu befreien, zu verschwinden aus ihrem grauenerregenden Albtraum. Nachvollziehbar, wie ich finde.

    Irgendwie ist sie ja auch entkommen, hat ihre eigene Familie. Aber kann man der Vergangenheit entkommen? Ja, kann man. In dem man den eigenen Blick auf die Vergangenheit verändert, die eigene Wertung darin verändert. Aus der Opferspirale entkommt. Dennoch ist das verdammt schwer, braucht gute Psychologen und auch die Bereitschaft der Traumatisierten. Doch sieht man diese hier? in meinen Augen mitnichten.

    Die mögliche Flucht am Ende, was soll sie symbolisieren, die Verwandlung? Einen Wunsch? Einen Suizid? Für eine Verwandlung erschien mir die Protagonistin zu zerrissen. Doch sollte man sie ihr deswegen verwehren? Oder sollte man ihr nicht eher wünschen aus ihrer Hölle zu entkommen! Das Ende kann sich jeder zurechtreimen wie er möchte, das Traumhafte/Albtraumhafte ermöglicht das. Doch ist der Weg des Suizids nicht zu heftig gewählt, wenn man dies nicht als Geschichte bewertet, sondern eher als Message betrachtet. Denn was sagt das dann aus?

    Dennoch ist "Die Harpyie" ein eigenartiges und auch verstörendes Buch, von dem ich mir definitiv mehr oder etwas anderes erhofft hatte!

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  • 1 Sterne

    Nancy F., 31.03.2021

    „Die Harpyie“ von Megan Hunter umfasst nur 229 Seiten und doch habe ich dafür eine ganze Woche gebraucht. Wieso? Weil die Hauptfigur Lucy echt anstrengend ist.

    Aber fangen wir mal vorne an:

    Lucy ist Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Kindern. Sie versucht diese Rolle, so gut sie kann, auszufüllen. Eines Tages erhält sie jedoch einen Anruf, der alles verändert. Und der vor allem Lucy verändert! Ihr Ehemann Jake betrügt sie mit einer Arbeitskollegin. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hat, wächst in ihr eine unbändige Wut. Auf Jake, auf sich selbst, auf die Welt, auf Männer… einfach auf alles. Und da stecken wir schon mitten im Hauptproblem des Buchs. Diese Frau hat einfach mächtig einen am Sender.

    Wir folgen in diesem Buch nur Lucys Gedanken, da sie die Ich-Erzählerin des Buches ist. Sie wendet sich dabei auch regelmäßig mit einer direkten Ansprache an den Leser. Das gefällt mir immer sehr gut – auch hier. Ich konnte Lucy aber einfach nicht folgen.

    Aber zurück zur Story. Lucy ist wie gesagt unfassbar wütend auf ihren Ehemann. Jake versteht das sogar und erlaubt es Lucy ihn dreimal zu verletzen – als Revanche sozusagen. Das klang für mich im Klappentext bereits etwas crazy, aber auch wirklich spannend, weil ich mich an kein Buch erinnere, in dem ich so etwas schon einmal gelesen hätte. In „Die Harpyie“ ging es allerdings nicht wirklich spannend und abwechslungsreich zu. Spannung kam für mich gar keine auf!

    Außerdem fing das Buch, je weiter ich voranschritt, an, mich echt zu nerven. Diese geschwollene Sprache der Autorin ist ja in gewissen Maßen sicherlich ganz nett und könnte sogar als poetisch beschrieben werden, für mich war es allerdings total übertrieben, weil es gar nicht zum recht rohen Inhalt passen wollte.

    Die wörtliche Rede im Buch, die sehr sparsam eingesetzt wurde, wurde in Kursiv-Schrift kenntlich gemacht. Das nervte mich irgendwann auch tierisch. Ich dachte oft, das wären einfach nur Gedanken, die Lucy hatte. Aber nein, es war tatsächlich gesprochenes Wort. Also meistens… oder immer… ach nicht mal das hab ich so ganz geschnallt.

    Also zurück zu Lucy. Diese Frau hat einen ganz schönen Dachschaden. Um das Ganze noch zu unterstreichen, findet sich am Ende jedes Kapitels ein kleiner Text zum Thema Harpyien und Lucys Verbindung zu, bzw. krankhaften Besessenheit, von ihnen. Die Harpyie ist übrigens in der griechischen Mythologie ein Vogelwesen mit dem Körper eines Raubvogels und dem Kopf einer Frau, die oft als Rachegöttin bezeichnet wird. Wenigstens der Titel und das Cover sind also passend gewählt.

    Lucys Gedanken befassen sich u.a. auch mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft, dem Druck, die Erwartungshaltungen und dem ewigen Kampf eh nie den Idealen zu entsprechen. Alles in allem: Leute, lest das Buch nicht, wenn ihr eh schon schlecht drauf seid. Ich glaube, das könnte schief gehen. Aber was ich eigentlich sagen will: Lest das Buch eigentlich lieber gar nicht. Ich zumindest hätte locker drauf verzichten können, habe mich aber durchgequält, weil ich dachte, es sind ja nur 229 Seiten – aber auch die konnten echt lang sein.

    Achso: Um noch was Gutes zu erwähnen, habe ich euch wenigstens ein hübsches Zitat rausgesucht: „[…] und mir schien, dass ich die Sachen, die mein Herz machte, nicht mehr erwähnen könnte, seine Abstürze, die Purzelbäume, den Kampf um die Befreiung.“ Seite 32

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