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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 03.08.2022

    Mit über neunzig Jahren beginnt die blinde Klara damit, ihr vergangenes Leben auf Musikkassetten aufzunehmen. Sie beginnt mit einem Tag Anfang August 1929, als sie mit einundzwanzig Jahren, damals hieß sie noch Fräulein Möbius, als Haushaltungslehrerin in einer Heilstätte für Kinder aus ärmsten Verhältnissen mit angrenzendem Waisenhaus ihren ersten Arbeitstag angetreten hat. Eines Tages wird dort ein Baby abgegeben, dessen jüdische Mutter es abholen möchte, sobald sie Arbeit gefunden hat. Klara nimmt sich des Kindes an und gibt das Waisenmädchen Tolla als eigenes Kind aus, als sich herausstellt, dass die Mutter sich umgebracht hat. Bald gibt es Veränderungen in Deutschland, die Lage verändert sich dramatisch und Klara, mittlerweile Leiterin des Heims, bemüht sich darum, dass das Heim verstaatlicht wird, da es sonst aus finanziellen Gründen geschlossen werden muss. Mit wem sie sich da eingelassen hat, wird ihr zu spät klar. Bald gilt es, Tolla zu schützen, sodass Klara eine verhängnisvolle Entscheidung trifft.

    Der Schreibstil ist nüchtern, zurückhaltend, fast schon emotionslos, aber dies liest sich oberflächlich nur so. Es passt zur Geschichte und der damaligen Zeit, dass hier keine blumige Sprache gewählt wurde, das Thema ist zu ernst. Mir hat diese distanzierte Erzählweise sehr gefallen und nach einiger Zeit fiel es mir gar nicht mehr auf, so vertieft war ich in die Erinnerungen der alten Frau. Die junge Klara steht für mich stellvertretend für viele Menschen zur damaligen Zeit; nichts sehen, nichts hören, aussitzen und abwarten, bis sie vorüber ist, die Macht der braunen Brut. Dass dies nicht geklappt hat, kann man heute in jedem Geschichtsbuch nachlesen.

    „Soll doch die Hakenkreuzflagge da draußen wehen. Mir bedeutet sie gar nichts. Und wäre ich eine Schriftstellerin, ich würde darum betteln, dass sie meine Bücher verbrennen. Gäbe es denn einen schöneren Beleg dafür, dass ich reinen Herzens bin?“ (Seite 218)

    Für Klara spricht ihre Jugend und ihre Naivität, die für mich so eine große Diskrepanz darstellen zu ihrem sonstigen Wesen; sie ist intelligent, tatkräftig, selbstbestimmt und fleißig genug, um bereits mit Mitte zwanzig eine leitende Funktion erlangt zu haben. Die junge Frau ist so damit beschäftigt, das von ihr geleitete Heim zu retten, dass sie sich mit dem Teufel einlässt, und als es ihr auffällt, ist es zu spät, aus dem Deal wieder auszusteigen. Entweder mitlaufen oder sterben, eine weitere Wahl gibt es nicht für Klara, wie sie sehr schnell lernen muss.

    „Sie alle passten sich an, machten heimlich ihre kleinen Witze oder schimpften, wenn niemand zuhörte. Doch keiner von ihnen tat etwas gegen das, was so klar als Unrecht gegen die jüdische Bevölkerung und politisch Andersdenkende zu erkennen war. Der Zeitpunkt, an dem sie oder andere gleichgesinnte Menschen noch einmal ihre Stimme hätten erheben können, um den Anfängen zu wehren, war längst vorbei.“ (Seite 255)

    Mir hat das Buch sehr gefallen, die Geschichte von Klara, die auf echten Erzählungen der Großmutter der Autorin beruht, war unterhaltsam, spannend, oft aufwühlend und am Ende sehr emotional. Viele Fragen blieben bei mir offen, was daraus resultiert, dass es sich um eine Trilogie handelt. Dies war der erste Teil und ich kann die Fortsetzung bereits kaum erwarten. Von mir gibt es verdiente fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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  • 3 Sterne

    11 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Steph, 22.07.2022

    Das Buch "Die karierten Mädchen" erzählt die Geschichte von Klara, die mit 91 Jahren damit beginnt ihre Lebensgeschichte auf Kassette aufzunehmen.
    1929 nimmt Klara eine Stelle als Lehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum an. Dort wird eines Tages die einjährige Tolla abgegeben und zwischen ihr und Klara entwickelt sich eine enge Beziehung.
    Die wirtschaftliche Situation des Kinderheims spitzt sich immer weiter zu und Klara, die zwischenzeitlich das Heim leitet, sieht keinen anderen Ausweg als eine Übernahme des Heims durch die Nationalsozialisten anzustreben. Dies bringt sie selbst in große Gefahr, da Tolla jüdischer Herkunft ist.

    Sehr gut gefällt mir das Cover. Dadurch bin ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden.
    Das Buch ist spannend und unterhaltsam geschrieben. Allerdings konnte ich gerade zu Klara keine wirkliche Beziehung aufbauen, da sie mir teilweise sehr naiv erschienen ist und ich ihre Handlungen nicht wirklich nachvollziehen konnte. Im Buch wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Klara sich nicht für Politik interessiert und daher auch keine Bedenken hat mit den Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten. Wohl aber ihre Kollegin und Freundin Susanne. Trotz deren Bedenken und Einwände kümmert sich Klara in keiner Weise um die politische Situation. Es wird lediglich immer wieder darauf hingewiesen wie dringend sie doch die Stelle im Kinderheim benötigt. Trotzdem hätte ich erwartet, dass sie sich zumindest etwas mit der politischen Situation auseinandersetzen würde.

    Sehr schade finde ich, dass das Buch einfach mitten im Geschehen aufhört. Obwohl es der erste Teil einer Trilogie ist, hätte ich mir doch eine etwas besser in sich abgeschlossene Geschichte gewünscht.

    Trotz allem hat mich das Buch gut unterhalten.

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  • 3 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    anne b., 25.07.2022

    Der Roman ist auf zwei Zeitebenenen geschrieben. Klara ist über neunzig Jahre alt und sie erzählt hier über ihr langes und ereignisreiches Leben. Sie hat in den Dreißigerjahren die Leitung eines Kinderheimes übernommen, das mit dem aufkommenden Nationalsozialimus in finanzielle Schwiegkeiten gerät und sie sich den neuen Machthabern um zu Überleben, beugen muss. Sie hat auch noch ein großes Problem das ist das Kind Tolla, Tolla ist Halbjüdin und ist von ihrer Mutter einfach zurückgelassen wurden. Im Laufe der Zeit wird Tolla für Klara wie eine eigene Tochter und sie tut alles damit ihre Herkunft verborgen bleibt. Zwischendrin beginnt auch sehr unspecktakulär die Liebesgeschichte von Klara und Gustav.

    Fazit:
    Die Handlung beginnt flott, flacht aber dann ab. Die Liebesgeschichte von Klara und Gutav wird sehr holprisch beschrieben. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, da man oft nicht weiß, ob man in der Gegenwart oder in Vergangenheit ist, denn mitten im Abschnitt ist man plötzlich in einer anderen Zeit und muss sich erst sortieren.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 09.08.2022

    Ich habe dieses Buch ziemlich zügig durchgelesen, weil es mich einfach direkt gefesselt hat. Ich fand die Rahmenhandlung des Buches - dass eine alte Frau ihre Erinnerungen an ihre Vergangenheit wären der Nazizeit auf Kassetten spricht. Das war für mich sehr stimmig und hat einen sehr guten Rahmen gebildet.

    Es geht um eine junge Frau, die in einem Erholungsheim für lungenkranke Kinder als Lehrerin arbeitet und später die Leitung des Heimes übernimmt. Eines Tages nehmen sie in Baby im Heim auf, das bald zur Waise wird. Die junge Frau nimmt sich des Kindes an, und bald wird es zu ihrer Tochter. Doch dann kommen die Nazis in Deutschland an die Macht, und während die junge Frau lange Zeit nicht glauben will und kann, was Schlimmes in Deutschland vorgeht und welche Konsequenzen das für sie und ihre Arbeit hat, erfährt sie, dass das kleine Mädchen, das sie als ihre Tochter ausgibt, Jüdin ist. Und das zwingt sie zum Handeln...

    Was mir an diesem Buch wahnsinnig gut gefällt ist die Tatsache, dass es der Autorin gelingt, zu verdeutlichen, in welch schwieriger Situation sich die Deutschen damals befunden haben. In welche Gefahr man geraten ist, wenn man nicht den Befehlen der NSDAP gefolgt ist. Dass man sich entscheiden musste, entweder so zu arbeiten, wie der Staat es verlangt hat oder seinen Job zu verlieren, was zu diesem Zeitpunkt noch schlimmer war als heute. Die junge Protagonistin gerät immer wieder in solche Situationen, die sie zwingen, gegen ihre Moral und ihr Gewissen zu nadeln, um sich selbst und andere zu schützen. Und auch bezüglich ihres kleinen Mädchens kann sie irgendwann nicht mehr nur darauf hoffen, dass es unentdeckt bleibt...

    Ich freue mich schon sehr auf die nächsten beiden Bände!

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lia48, 12.08.2022

    „Die Stimme in ihrem Kopf hatte zu erzählen begonnen und vor ihren Augen war ihre alte Welt neu entstanden.“

    INHALT:
    Die 91-jährige Klara wohnt gerne allein in ihrem Reihenhaus mit Garten. Seit knapp 10 Jahren ist sie nun blind.
    Den Pflegedienst hat sie wieder weggeschickt. Ihre erwachsenen Kinder machen sich ihrer Meinung nach viel zu viele Sorgen um sie.
    Nie hat sie ihnen von ihrer Vergangenheit erzählt, davon, wer sie wirklich war.
    Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an damals.
    Doch eines Tages beschließt sie, die Ereignisse von früher auf Kassetten festzuhalten…

    1929 tritt sie ihre neue Arbeitsstelle als Lehrerin in Oranienbaum an. Das Kinderheim befindet sich abseits von Industrie und stark befahrenen Straßen, mitten im Wald auf einer Lichtung. Dort werden sowohl tuberkulosekranke Kinder gepflegt, als auch Mädchen in Haushaltung ausgebildet. Letzteres fällt von nun an in Klaras Aufgabenfeld.
    Als eines Tages die 1-jährige Tolla bei ihnen abgegeben wird, kann Klara das Mädchen nicht im Stich lassen und nimmt es wie eine Tochter bei sich auf.
    Mit der Zeit wird die wirtschaftliche Lage des Heims immer schlechter und ihnen bleiben lediglich zwei Optionen: Sollen sie die Kinder einfach aufgeben? Oder um staatliche Unterstützung bitten? Schließlich sind die Nationalsozialisten derzeit an der Macht und diese haben ihre ganz eigenen Einstellungen und Vorstellungen von der Zukunft der Kinder…
    Und plötzlich schwebt auch noch die kleine Tolla in Gefahr. Denn sie ist jüdischer Herkunft…


    MEINUNG:
    Dieser erste Band der Trilogie konnte mich insgesamt durchaus von sich überzeugen.
    Die Themenvielfalt hat mich dabei besonders angesprochen: Es geht um Kinder, liebenswerte pädagogische Fachkräfte und es gibt die historischen Begebenheiten kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Dazu noch den Beginn einer Liebesgeschichte, welche aber glücklicherweise nicht zu viel Raum einnimmt.

    Die 91-jährige Klara hat mir gezeigt, wie unvorstellbar es für mich wäre, blind zu sein und damit allein zu leben. Wie schwierig das erst im Alter sein muss, wenn es noch gefährlicher wird, zu stürzen!
    Man fragt sich, was in ihrer Vergangenheit vorgefallen ist, dass sie auf andere angeblich unnahbar wirkt und so wenig von sich preisgibt…

    Die 21-jährige Klara, auf welcher der Fokus im Buch liegt, war mir direkt sympathisch. Sie zeigt sich hilfsbereit, liest gerne, hat ein Herz für Kinder und kümmert sich wie eine Mutter um das Baby.
    Innerhalb kürzester Zeit habe ich sie sehr liebgewonnen. Auch wenn ich sie später manchmal am liebsten geschüttelt und gefragt hätte, was sie da macht!

    Von Anfang an hatte ich alles bildlich vor mir: Den Weg zum Kinderheim im Wald, das Gebäude selbst, als auch Klara und die Kinder.

    Unvorstellbar, dass Kinder damals auch schon mit drei oder vier Jahren für mehr als ein halbes Jahr von den Eltern getrennt wurden!

    Besonders eindrücklich geschildert empfand ich die Ereignisse in der Reichspogromnacht und als wie beängstigend Klara diese erlebt hat. Immer wieder schrecklich und gleichzeitig auch wichtig, von den damaligen Ereignissen zu lesen!

    Schön finde ich, dass die Geschichte, laut dem Nachwort, tatsächlich darauf basiert, dass die Großmutter der Autorin ihr Leben auf Kassette aufgenommen hat und von ihren Erinnerungen berichtet. Auch wenn fiktive Inhalte hinzugefügt wurden.

    Etwa ab der Mitte gab es für mich hin und wieder ein paar Längen, trotzdem habe ich immer wieder zurück in die Geschichte gefunden und gegen Ende wurde es richtig emotional.
    Für meinen Geschmack verrät der Klappentext etwas zu viel. Weniger wäre meiner Meinung nach mehr gewesen.
    Was man wissen muss: Dieser erste Band lässt sich kaum einzeln lesen. Am Ende bleiben mehrere Fragen offen, was für mich etwas zu viele waren.

    Ansonsten hat mir dieser erste Band sehr gefallen und ich kann mir gut vorstellen, mir auch die beiden folgenden Bücher zu Gemüte zu führen!

    FAZIT: Ein gelungener Auftakt der Trilogie, welcher mir insgesamt gut gefallen hat. Man sollte allerdings wissen, dass er nicht in sich abgeschlossen ist und, dass daher am Ende des Buches viele Fragen offen bleiben. Jedoch freue ich mich auf die Fortsetzung! 4-4,5/5 Sterne!

    CN: Antisemitismus

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  • 1 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marina D., 08.08.2022

    Die karierten Mädchen ist der Auftakt zu einer Trilogie, die es in meinen Augen einfach nicht gebraucht hätte. Ich verstehe das Bedürfnis der Autorin, die eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten und zu erzählen - aber nicht so.
    
Klara, die auf der Oma von Alexa Hennig von Lange basiert, ist eine alte, blinde Frau. Gezeichnet vom Leben lebt sie in ihrer Wohnung und bekommt regelmäßig Besuch von ihren Töchtern (vom Sohn nicht, der muss ja arbeiten. Gleich ein richtig toller Start.)
Die Erinnerungen in ihr werden immer schwerer und so beschließt sie, ihre eigene Geschichte auf Kassetten aufzunehmen. Hiermit hatte ich schon das nächste Problem. Der Aufbau war einfach komisch, man wird dauernd aus der Geschichte gerissen, weil wir die verbitterte Klara der Gegenwart erleben. Emotionen kamen für mich nicht wirklich auf.

    Ihre Geschichte ist eigentlich recht einfach. 1929 ist Klara eine selbstständige, junge Frau, die keine Kinder möchte. Sie findet Arbeit in einer Heilstätte für tuberkulosekranke Kinder. Den Mädchen bringt sie bei, wie der Haushalt geführt wird und schnell fühlt sie sich wohl.
    Die Heimleitung ist aber schwer krank und so müssen Klara und ihre Freundin Susanna immer mehr Verantwortung übernehmen. Sie treffen dann auch die Entscheidung, ein jüdisches Waisenmädchen ohne finanzielle Unterstützung aufzunehmen.
    
Natürlich ist es um das Heim nicht gut bestellt, ein Glück, dass die Nazis helfen wollen. Sie wollen aus dem Heim Ausbildungsstätte für junge Frauen machen und obwohl Klara von allen Seiten gewarnt wird, lässt sie sich darauf ein. Sie beschwert sich sogar noch, wenn ihr jemand helfen möchte und reagiert genervt mit der Frage “Willst du mir Angst machen?”, wenn Susanna ein offenes Gespräch über ihre Ängste führen möchte. Und hier bin ich einfach raus.
    
Wir könnten jetzt das Fass aufmachen, dass Menschen damals keine Wahl hatten, sich selbst schützen müssten, blah blah. Es gab damals ja nur Mitläufer, Täter waren immer die anderen, klar
    Aber so weit müssen wir gar nicht gehen. Klara hat absolut gar nichts versucht. Sie hat sich bewusst dafür entschieden, die Augen zu verschließen und später noch über andere zu urteilen. Der Gedanke “Fräulein Martin hatte recht gehabt, als sie damals gesagt hatte: Die Menschen sind furchtbar dumm. Sie erkennen nicht das Üble, weil sie das Gute nicht kennen.” hat mich von einer Klara doch sehr amüsiert.
    Ich habe ihr ihre Naivität einfach nicht glauben können und ihr Egoismus war an vielen Stellen auch der Situation nicht angemessen. Reflexion gab es an keiner Stelle, zum Ende hin hatte sie ein paar Gedanken, aber gehandelt hat sie nie danach.

Ich befürchte, dass die Absicht der Autorin dem Buch hier einfach zum Verhängnis geworden ist. Also, die Geschichte ist nur an die Erlebnisse ihrer Großmutter angelehnt, es ist keine komplette Nacherzählung, aber einiges wurde eben übernommen. Im Nachwort spricht sie selbst darüber, dass ihre Oma auf den Kassetten öfter ins Stocken kam und einiges nicht Ausformulieren konnte. Ob Schuldgefühle und Scham da eine Rolle gespielt haben, wissen wir aber nicht, denn auch Klara hat damit nicht viel am Hut. Natürlich möchte niemand seine Familie in ein schlechtes Licht rücken. Aber dann lass es doch bitte einfach und fang nicht an, diese Zeit zu beschönigen?

    Auch dass jüdische Mädchen, dass die Situation noch mal emotionaler machen und Klaras tolles, reines Herz darstellen soll, hat hier nicht geholfen. Dazu gabs dann natürlich eine dringend notwendige Lovestory, die für mich alles noch weiter ins Lächerliche gezogen hat.

    Die Frage, ob wir Bücher brauchen, die eine so schlimme Zeit so verharmlosen und die Täter-Opfer Frage so verwässern, kann ich für mich nur mit einem klaren Nein beantworten. Von mir gibts hier auf jeden Fall eine Empfehlung: Lasst das Buch stehen und verschwendet eure Zeit schöner.

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  • 3 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michael B., 25.07.2022

    Geschichte als Geschichte...
    Alexa Hennig von Lange hat sich mit "Die karierten Mädchen" einen historischen Stoff vorgenommen und versucht, diesen literarisch umzusetzen. Das Ausgangsmaterial für das auf drei Bände angelegte Romanwerk sind die von ihrer eigenen Großmutter besprochenen Cassetten ihrer Lebensgeschichte - die ein Geheimnis enthüllen. Eigentlich eine gute Voraussetzung für eine sehr individuelle Perspektive auf die Zeit der 20-er bis hinein in die 60-er Jahre - wobei der erste Band bis in die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg hineinreicht. Als Leser wird man aber das Gefühl nicht los, dass die Geschichte, wie sie im Buch erzählt wird, ein Kompromiss ist: Um den Cassetten-Aufzeichnungen der eigenen Großmutter gerecht zu werden, fehlt das Literarische, die Eigenleistung der Autorin; die Autorin bietet in ihrem Roman zwar weit mehr, als ein in gut lesbare Sprache umgesetztes Transskript, es gelingt ihr zudem durchaus, die beständig näherrückende Bedrohung des Nationalsozialismus zu schildern, allerdings in einer eher nüchternen Weise, weil die ausführliche und vertiefte Schilderung der inneren ünd äußeren Konflikte zwischen Anpassung und Widerständigkeit an der Oberfläche verbleiben. So wünscht man den beiden kommenden Bänden ein wenig mehr Tiefgang - dafür müsste sich Alexa Hennig von Lange aber wohl etwas mehr von der Erzählvorlage ihrer Großmutter lösen - und das bedeutet sicher einen inneren Konflikt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    duenefi, 29.07.2022

    Eine bewegte und bewegende Lebensgeschichte!

    „Die karierten Mädchen“ von Alexa Henning von Lange ist als gebundenes Buch mit Schutzumschlag beim DuMont Verlag erschienen und bietet Lesestoff auf 368 Seiten.

    Es handelt sich um den Auftakt zu einer Trilogie, deren Basis auf der Lebensgeschichte der Großmutter der Autorin sowie diversen Recherchen gründet.

    Klara, die erblindete Großmutter der Autorin, hat sich mit 91 Jahren entschlossen, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und hat diese für ihre Nachkommen auf über 130 Tonbandkassetten festgehalten.

    Klara beginnt ihre berufliche Laufbahn als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim, wo sie auf das jüdische Mädchen Tolla trifft, die zu diesem Zeitpunkt ein Jahr alt ist. Klara nimmt Tolla unter ihre Fittiche, aber das wird bald schon extrem gefährlich, denn aufgrund der finanziellen Engpässe muss das Heim mit den Nazis kooperieren. Klara erkennt erst sehr spät, auf was sie sich eingelassen hat, denn die Nazis wollen das Heim künftig dazu nutzen, junge Mädchen in ihrem ideologischen Sinn erziehen und ausbilden zu lassen…

    Die Autorin hat die Erinnerungen ihrer Großmutter sorgfältig mit historischen Fakten zu einem glaubhaften, spannenden und bewegenden Roman gesponnen. Das bewegte Leben einer Zeitzeugin, die inmitten einer äußerst schwierigen Zeit ihren Weg gegangen ist.

    Die Handlung ist in 31 Kapitel unterteilt und umfasst zwei Zeitebenen. Erzählt wird zum Einen aus Klaras Vergangenheit und zum Anderen aus ihrem Alltag, den sie blind mit 91 Jahren nach wie vor allein in ihrer Wohnung lebend meistert.

    Die Charaktere sind liebevoll und detailliert gezeichnet, die jeweilige Umgebung farbenprächtig und bildhaft geschildert (u.a. wird auch geklärt, woher der Titel des Buches stammt) und die Atmosphäre authentisch vermittelt.
    Die Mutter-Tochter-ähnliche Beziehung zwischen Klara und Tolla war offenbar sehr intensiv und liebevoll. Später bei ihren eigenen Kindern und Enkelkindern scheint diese „weiche“ Seite Klaras, vermutlich durch die Erfahrungen, die sie prägten, ein wenig verloren gegangen zu sein und es entsteht der Eindruck, dass den Blutsverwandten gegenüber mehr Strenge und ein weniger emotionales Verhältnis herrschte.

    Der Zwiespalt, der in der damaligen Zeit nach und nach zwischen Klaras Denken und Handeln entstanden ist, die ganze Entwicklung vor dem historischen Hintergrund des Naziregimes wird hier wunderbar deutlich und ich konnte ihre Gemütslage sowie auch das Problem, sich selbst eine Schuld bzw. Unterlassungen einzugestehen, absolut nachvollziehen. Meiner Meinung nach ist das menschlich und Klara hat seinerzeit ganz klar ihren Beitrag geleistet.

    Ein in meinen Augen sehr gelungener Auftakt der Trilogie, die eine spannende, bewegte und bewegende Lebensgeschichte schildert! Mit teils „schwerem“ Inhalt, jedoch leicht und flüssig zu lesen, authentisch und fesselnd, macht neugierig auf mehr und ich kann „Die karierten Mädchen“ guten Gewissens weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leselupe84, 18.07.2022

    Erschütternde Erinnerungen, die das Vergessen unmöglich machen
    Eine nachdenklich und mitfühlend stimmende Lektüre bietet Alexa Hennig von Lange mit ihrem neuen Roman „Die karierten Mädchen“ an. Die Geschichte der Protagonistin Klara wurde von den erschütternden Lebenserinnerungen der Großmutter der Autorin inspiriert und verdeutlicht, wie Erlebnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur diejenige Person dauerhaft verändern, die sie tatsächlich erlebt hat, sondern auch zukünftige Familiengenerationen beeinflussen. Die Protagonistin Klara stellt sich mit 91 Jahren rückblickend ihren persönlichen Schuldfragen und hadert mit ihren damals getroffenen Entscheidungen, während sie ihre Erinnerungen auf Tonbandaufnahmen festhält. Alexa Hennig von Lange ist es durch ihren fesselnden Schreibstil meisterhaft gelungen, dass man als Leser tief in die ausweglos erscheinende Situation von Klara eintaucht. Insbesondere die regelmäßigen Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zeichnen ein von Schuld geschwärztes Gefühlsportrait der Protagonistin und zeigen zugleich auf eine bedrückende Weise auf, dass für sie als einzelne Person nur wenige Handlungsalternativen bestanden haben. Im Hintergrund melden sich während des Lesens Fragen zu Wort: Wie hätte man sich selbst verhalten? Wiegen der Selbsterhaltungstrieb und die Sorge um die liebsten Menschen mehr als die erschreckende Vorstellung, zu einem weiteren Werkzeug faschistischer Mächte zu werden? Es handelt sich bei dem Roman um eine einfühlsam erzählte Geschichte, die aufrüttelt und an vielen Stellen moralische Fragen aufwirft. Zudem stärkt sie den Wunsch, dass die Vergangenheit ein Mahnmal für die Zukunft bleibt. Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich das Leben von Klara und Gustav in dieser unsicheren, von Gewalt geprägten Zeit weiterentwickeln wird und ich erwarte deshalb mit großem Leseinteresse den zweiten Band der Reihe.

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  • 5 Sterne

    Miss Norge, 18.08.2023

    Dies ist Band 1 der "Heimkehr-Trilogie" und die Autorin hat sich hiermit der Geschichte ihrer Großmutter Klara angenähert. Genau solche Verbindungen machen den Plot noch viel lesenswerter, da ich das Gefühl verspürt habe, sehr nah an den Personen zu sein, so nah, das man fast denken könnte, sie persönlich zu kennen. Das bewegt und berührt mich immer sehr beim Lesen, der Blickwinkel das es genauso gewesen ist. Alexa Hennig von Lange hat viel recherchiert, aber sehr gut und sehr ausführlich, das merkt man und das macht die Ereignisse noch interessanter. Ihr Schreibstil ist einfühlsam und schön zu lesen. Sehr gut fand ich auch das viele Themen angesprochen werden, die in der damaligen Zeit (ab 1929) nicht einfach zu bewältigen waren, als Ausgleich dazu eine kleine Liebesgeschichte, die zu meinem persönlichen Glück, nicht zu ausufernd daherkam. Die Hauptperson ist Klara, die mir sofort ans Herz gewachsen ist. Mit 21 Jahren versucht sie sich um alles und jeden im Knderheim zu kümmern, aber ihr Herz gehört der kleinen Jüdin Tolla, die sie pflegt, als ware sie die leibliche Mutter. Doch als Klara Tolla abgibt, ist sie unsicher und innerlich zerrissen, ob sie das richtige für die Kleine getan hat. Jetzt merkt Klara erst, das sie sich vielleicht schon viel früher mit der Politik und ihren damaligen Auswirkungen hätte auseinandersetzen müssen, sie war jung und zu naiv. Im nächsten Band bin ich doch sehr gespannt, wie es mit Tolla weitergehen wird. Gut gelungen, finde ich, sind auch die verschiedenen Zeiten in denen man Klara begleitet, auch wenn ich nicht genau zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden konnte. Ein Roman dessen Inhalt mich noch lange beschäftigen wird und nach diesem offenen Ende bin ich froh schon Band 2 daheim zu haben.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marita R., 03.08.2022

    tolle Thematik
    " Die Karierten Mädchen " von Alexa Henning von Lange, war ein Buch ganz nach meinem Geschmack, weil es mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.

    Klara, mitlerweile neunzig, beginnt ihre Vergangeheit auf Kasette aufzunehmen, um ihren Enkeln und Urenkeln einen Einblick in ihr früheres Leben zu geben. UNd was war das für ein Leben ? Als junge Frau, Anfang der dreißiger Jahre, übernimmt Klara die Leitung eines Kinderheims. Eines Tages wird dort ein Säugling abgegben, Tolla, mit der sich Klara gleich verbunden fühlt. Tolla ist Jüdin und zu diesen Zeiten natürlich besonders gefährdet.Als sich die finanzielle Lage des Heimes verschlechtert, ist Klara gezwungen, mit der nationalsozialistischen Regierung zu kooperieren, was sie natürlich in eine gefährliche Lage bringt, zumal sie Tolla als ihre Tochter ausgibt.Auch wird von ihr eine Pädagogik verlangt, hinter der sie nicht steht.

    Ich fand dieses Buch toll, vor allem auch deshalb, weil es mich zum Nachdenken angeregt hat. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie hätte ich reagiert. Hätte ich die Courage gehabt zu meiner Gesinnung zu stehen und wäre das klug gewesen ? Hätte ich damit nicht nur Tolla und mich, sondern auch alle Bewohner des Heimes in Gefahr gebracht? Ist man ein Verräter, wenn man gegen seine Einstellung agiert ?

    Sehr berührend wird diese Geschichte beschrieben und ich habe mich keine Minute gelangweilt bei diesem Buch. Kara Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesegockel, 04.08.2022

    Persönlicher Rückblick auf ein Leben in den 1930er Jahren
    Ansprechender Auftakt einer historischen Triologie, beginnend im Nationalsozialismus und beruhend auf einer wahren Lebensgeschichte.

    Die Autorin Alexa Hennig von Lange lehnt ihren Roman „die karierten Mädchen“ an das Leben und die Karriere ihrer eigenen Großmutter an, welche mit über 90 Jahren in blindem Zustand ihr Leben auf über 130 Tonkassetten aufnahm.
    Lange Zeit scheute sich die Autorin wohl diese Kassetten anzuhören, doch nachdem sie es tat, war sie inspiriert zu dieser Triologie. Wir erleben die Geschichte als Leser aus dem Blickwinkel der über 90 jährigen blinden Klara, die noch alleine zu Hause lebt und beginnt ihr Leben für die Nachwelt auf Tonkassetten aufzunehmen. Sie erinnert sich immer weiter an ihr Leben und nimmt uns mit in ihre Vergangenheit.

    Mit Anfang 20 war sie eine junge Lehrerin und nahm eine Stelle in den 1930er Jahren in der Kinderheilstätte Oranienbaum, nahe Dessau an. Schnell lebte sie sich in diesem Heim ein, das auch eine Heilstätte für an Tuberkulose erkrankte Kinder war und auch Kinder von der Fürsorge übernahm und aufzog. Als Hauswirtschaftslehrerin brachte sie ihnen alle Fertigkeiten für den Haushalt bei und schaffte es im Verlauf zur Heimleitung aufzusteigen. An ihrer Seite immer ihre gute Freundin Susanne und gemeinsam kämpften sie für die Kinder und den Fortbestand des Heims auch in schwierigen Zeiten. Als die Politik sich änderte und die Nationalsozialisten an die Macht kamen, galt es sich zu entscheiden wie die Zukunft aussah und das Überleben des Heims zu sichern.

    Dieses Buch ist eine Art persönlicher Blick in die Vergangenheit und gibt zudem einen Blick auf das damalige Rollenbild der Frau preis. Klara beginnt zu Ende der Weimarer Republik ihre Arbeitsstelle und scheint eine selbstbewusste, zielorientierte Frau zu sein. Sie wird authentisch beschrieben und so wie ihr, ging es vielleicht vielen Frauen damals. Sie musste arbeiten um ihre Familie finanziell zu unterstützen und schaffte es dadurch auf eigenen Beinen zu stehen. Als ein politischer Umbruch kam, scheint sie dies zunächst gar nicht richtig zu bemerken und fügt sich in einige neue Gegebenheiten, um das Heim am Laufen zu halten. Als der Nationalsozialismus immer mehr voran schreitet fügt sich Klara ihrem Schicksal, passt sich an, macht sogar Karriere und schaut an manchen Stellen nicht so genau hin. Es wirkt auf mich authentisch, denn nicht jeder war im Widerstand, sondern viele versuchten vielleicht einfach zu überleben, passten sich an oder realisierten erst spät, was um sie herum geschieht. Die Rolle der Frau veränderte sich wieder und Klara sollte nun in dem zum Frauenlandheim umfunktionierten Kinderheim Frauen beibringen perfekte Hausfrau, landwirtschaftliche Arbeiterin und Mutter zu sein. Sicherlich hat Klaras Karriere in dieser Zeit und ihr Fügen dazu geführt, dass sie erst spät für ihre Familie ihr Leben auf den Kassetten aufnahm.

    Dieser Rückblick gibt ein interessantes Bild von Klaras beruflichem Leben mit dem Beginn ihrer Liebesbeziehung zu ihrem Mann Gustav und wir erleben mit, wie man sich nach und nach dem nationalsozialistischen Regime anpassen und unterordnen musste.
    Der Schreibstil ist flüssig, sehr anschaulich erzählend und es geht häufig auch um Alltagsbeschreibungen. Teilweise entstehen dadurch einige Längen, dennoch fühlte ich mich gut unterhalten und in die Zeit zurückversetzt. Auf dem eher schlichten und dennoch ansprechenden Cover ist eine junge Frau abgebildet, die vermutlich für Klara stehen soll.
    Die Protagonisten, insbesondere Klara, wirken nahbar und authentisch. Klara ist zielstrebig und findet in Gustav einen liebenswerten Partner. Ihre Freundin Susanne symbolisiert kritische Stimmen gegenüber dem Nazi-Regime und zeigt die Unfähigkeit etwas dagegen tun zu können. Zugleich erfährt man wie unterschiedlich die politischen Ansichten innerhalb einer Familie sein können und wie schnell es geht, dass Menschen dazu überlaufen.

    Wer gerne in eine persönliche Lebensgeschichte zu Beginn des Nationalsozialismus eintauchen möchte, der ist bei diesem Buch richtig. Es bleibt spannend und folgt in den nächsten Bänden, was die Protagonistin Klara in ihrem weiteren Leben erlebt und auf Kassetten gesprochen hat.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karola D., 03.07.2022

    Gegen das Vergessen des Hitlerregimes – eine sehr berührende Lebensgeschichte!
    Zu Hause in Lieberode im Harz wächst das brave Mädchen Klara auf, gewöhnt tüchtig mit anzupacken. Während sie in Oranienbaum ein heimatliches Fleckchen Erde als Hauswirtschaftslehrerin findet, trifft sie 1929 auf ihren späteren Ehemann in einem Zug von Oranienbaum nach Dessau, sich über ihre Lieblingsbücher unterhaltend. Die Polizeifürsorgerin Frau Penöter bringt ein kleines Mädchen, Tolla Lewitan, deren jüdische Mutter sich erhängt. Klara adoptiert sie und lebt seitdem in großer Angst, Klara mittlerweile Leiterin eines nationalsozialistischen Frauenbildungsheimes und Tolla bis zu ihrem 13. Lebensjahr bei ihr in Deutschland. Klara macht also großartige Karriere als Parteimitglied und sieht gleichzeitig die Greuel der Nationalsozialisten gegenüber Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten. Schließlich soll Tolla über die Verbindung zu einem jüdischen Berliner Waisenhaus die Ausreise nach England ermöglicht werden, da sich die Lage immer mehr zuspitzt. Wird sie in den Augen ihrer nationalsozialistischen Arbeitgeber zu einer Verräterin?
    Klaras Welt wird zu einem abgründigen, nicht mehr zu verstehenden Ort voller Fremdheit, Feindschaft und Misstrauen. Ihre Hilflosigkeit, an diesen Entwicklungen nichts ändern zu können, ist schwer zu ertragen, in diesen einfühlsamen Schilderungen einer 93-jährigen blinden Seniorin nachvollziehbar.

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  • 5 Sterne

    Petra W., 12.07.2022

    "Die karierten Mädchen" ist der erste Band einer Trilogie. Die Autorin Alexa Hennig von Lange wurde von den Lebenserinnerungen ihrer Großmutter dazu inspiriert. Genau wie die Klara in ihrem Buch nimmt ihre Großmutter im hohen Alter und fast blind, die Erinnerungen ihres Lebens in zahlreichen Tonbandaufnahmen auf.
    Klara ist 91 Jahre alt und blind als sie beginnt ihre Lebenserinnerungen auf Kassetten zu sprechen-für ihre Kinder, Enkelkinder und kommende Urenkel.
    Noch kennt die Familie nicht ihre wahre Geschichte.
    Im Jahre 1921 ist Klara Anfang zwanzig und bekommt mitten in der Weltwirtschaftskrise die große Chance als Lehrerin in einem Kinderheim zu arbeiten.
    Als die kleine Tolla ins Heim kommt, fühlt sich Klara ihr sofort verbunden. Aber Tolla hatte eine jüdische Mutter.
    Klara, die inzwischen das Heim leitet sucht die Nähe der nationalsozialistischen Machthaber, um es zu retten. Für Tolla, die inzwischen wie eine Tochter bei Klara lebt wird die Situation mehr als gefährlich und Klara muss eine schwere Entscheidung treffen.
    Das Buch hat mir sehr gefallen und ich freue mich auf die nächsten Bände.

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  • 5 Sterne

    bajü, 31.07.2022

    Aufarbeitung
    Das Buch mit dem einfachen und doch ansprechenden Cover kommt auf meiner Liste der Highlights an oberste Stelle. Das beste Buch , das ich diesen Sommer bislang gelesen habe.
    Da die blinde 90jährige Klara merkt, dass sie am Ende ihres Lebens steht, beginnt sie ihre Geschichte, die ausser ihr niemand kennt , für ihre Nachkommen auf Kasetten aufzunehmen.
    Eine sehr emotionale Geschichte hält den Leser in seinem Bann. Mit dieser Geschichte räumt die Protagonistin in ihrem Leben auf. Sie versucht so, ihre unbekannte Vergangenheit aufzuarbeiten und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Konnte mich sehr gut in Klara hineinversetzen und mit ihr mitfühlen.
    Ich war von Anfang an beeindruckt vom Geschehen. Der interessante einfache Schreibstil fesselt so sehr, dass man das Buch gerne in einem Rutsch liest. Am Ende angekommen hätte ich gerne den nächsten Band in die Hand genommen. Schon jetzt weiss ich, diese Trilogie MUSS ich haben, denn ich will unbedingt erfahren, wie die Aufarbeitung Klaras weitergeht bzw. wie die Familie dazu steht.

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  • 5 Sterne

    Mandy B., 13.07.2022

    Klara ist 91 Jahre alt und blind. Sie beschließt ihre Vergangenheit für die Nachwelt auf Kassette auf zunehmen. Und so bespricht sie eine nach der anderen, was ihr als junge Frau in den 1930er Jahren passiert ist. Sie übernimmt die Leitung eines Heimes und muss sich dem Hitlerregimes fügen, um das Heim zu retten.
    Die Autorin schreibt in diesem Roman über das Schicksal ihrer eignen Großmutter.
    Der Schreibstil hat mich von der ersten Seite an direkt gefesselt und in den Bann gezogen. Die Erzählungen erschienen mir sehr lebendig, so dass man sich problemlos die Menschen hineinversetzten konnte, die in dieser Zeit vor einem großen Zwiespalt standen, dies wird hier sehr deutlich.
    Die Beschreibungen der Reichspogromnacht hat mich sehr getroffen und war sehr bewegend geschrieben.
    Dieser erste Teil der Trilogie hat mich sehr überzeugt, so dass ich diesen Roman uneingeschränkt nur empfehlen kann.

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  • 5 Sterne

    begine, 02.08.2022

    Vergangenheit

    Die Schriftstellerin Alexa Hennig von Lange beginnt mit dem Roman
    „Die karierten Mädchen“ eine Trilogie.

    Die Geschichte basiert aus den Erinnerungen ihrer Großmutter, die ihre Geschichte auf Tonbändern hinterlies.
    Allerdings hat die Autorin das Judenmädchen hinzu gedichtet.
    Gerda dieses Mädchen gefällt mir, ich hoffe von ihr erfahren wir in den nächsten Bänden mehr.

    Die Protagonistin ist die 93jährige Klara, die ihren Kindern ihre wirkliche Lebensgeschichte hinterlassen will.
    Sie war Leiterin eines Mädchenheimes.
    In dem mussten die Mädchen nach 1933 karierte Kleider tragen.
    Alexa Hennig von Lange versteht es gut, das zu einem interessanten Roman zu weben. Sie hat Emotionen sehr gut erfasst.Die verschiedenen Ansichten von Klara und ihrer Freundin konnte ich gut nachvollziehen.
    Ich bin von ihm total angetan und freue mich auf die Fortsetzung.

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  • 4 Sterne

    Laura W., 02.08.2022

    Klara ist über neunzig Jahre alt, als sie beginnt ihr Leben auf Kassetten zu sprechen. Ihren Kindern und Enkeln ist die alte Frau stets unnahbar und kühl gewesen, auf diesem Weg möchte sie ihrem Nachwuchs ihre Geheimnisse im Leben anvertrauen. 1929 erhält Klara trotz der Weltwirtschaftskrise einen Job im Kinderheim Oranienbaum. Sie ist überglücklich und hat sogar Geld zur Verfügung, dass sie ihrer Familie heimschicken kann. Doch dann kommen Menschen an die Macht, die dem Kinderheim und Klara, die mittlerweile Leiterin ist, alles abverlangen. Wenn das Kinderheim nicht schließen soll, muss Klara alles dafür tun die neuen Machthaber zufrieden zu stellen. Ihr Mündel, das jüdische Mädchen Tolla gerät bald in Gefahr und Klara und ihr Freund Gustav müssen sich unbedingt etwas für die Zukunft des Mädchens überlegen...

    Dieses Buch ist eine Mischung aus Fiktion und der wahren Geschichte der Großmutter der Autorin, die ihr Leben tatsächlich auf Kassetten aufgenommen hat! So erhält man als Leser einen ganz besonderen Einblick in die Zeit von 1929 bis nach der Machtergreifung Mitte der 30er Jahre. Der Schreibstil ist eher distanziert aber dennoch gut und einfach zu lesen. Die Autorin beschreibt ihre Großmutter selbst als eher unnahbare Person und so ist es verständlich, wenn auch schade, dass Klara dem Leser eher fremd bleibt. Dafür wird ungeschönt von Deutschlands Vergangenheit berichtet und wie es den "einfachen Menschen" damals ergangen ist. Es wird beschrieben wie naiv Klara zu Anfang ist und die drohende Gefahr weder einschätzen noch sehen kann und erst als es eigentlich schon zu spät ist, beginnt Klara zu begriefen was es für sie und das Heim zu bedeuten hat das diese Menschen nun an der Macht sind! Besonders gut gefallen hat mir dabei wie ehrlich die Autorin vorgeht und ihre Großmutter nicht zur strahlenden Heldin und Wiederstandskämpferin macht, sondern sie als einer ganz normale Frau beschrieben hat, die irgendwie versucht in dieser Zeit klarzukommen und das Beste für sich und die Heimkinder zu erreichen.

    Fazit: Eine sehr interessante und ehrliche Geschichte zwischen Fakten und Fiktion, mit einem interessanten Nachwort der Autorin. Ich empfehle das Buch gern weiter und freue mich schon auf den zweiten Teil!

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  • 4 Sterne

    Heike R., 16.07.2022

    Es fällt mir bei diesem Buch sehr schwer eine aussagekräftige Rezension zu verfassen, weil ich nicht zu viel vom Inhalt verraten möchte. Aber ohne inhaltliche Bezüge kann ich meine Meinung schlecht darstellen. Der Inhalt ist hier einfach wesentlich.

    Ich finde es auch sehr schade, dass dieses Buch als Triologie daherkommt, dementsprechend offen ist das Ende und lässt mich unbefriedigt zurück. Ein paar Seiten mehr und eine in sich abgeschlossene Geschichte fände ich in diesem Fall sehr wünschenswert.

    Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben, ich bin hindurch gerast, immer in der Hoffnung, ich möge den Silberstreif der guten, mutigen Menschen finden.

    Dieses Buch legt für mich sehr eindrucksvoll ein Zeugnis darüber ab, warum sich der Nationalsozialismus etablieren konnte, es zeigt, was die Deutschen doch für ein furchtbares Volk der Mitläufer und Wegseher waren. Die Gräuel des Krieges und der Judenverfolgung und der umfassenden Unmenschlichkeit sind nicht nur Hitler und seiner SS und SA anzulasten, nein, ein jeder trug daran seine Mitschuld, ein jeder unserer Großeltern.
    Und das innerfamiliäre Schweigen, das Verdrängen ist ganz furchtbar typisch.

    Mich hat dieses Buch sehr bewegt, ich fand es ganz schrecklich, einfach weil die beschriebene Zeit (sehr gut recherchiert) ganz furchtbar war. Ich bin froh, dass es zu Ende ist.

    Ich schäme mich Deutsche zu sein, ich schäme mich, auch in meiner Familie Mitläufer und Wegseher zu haben.

    Ich erziehe meine Kinder zu mehr Mut und politischem und gesellschaftlichem Interesse, ich hoffe, es wird nie wieder so eine Zeit des Faschismus geben und ich hoffe, unsere Generation und die zukünftigen sind mutiger.

    Zur Aufklärung und vor allem Auseinandersetzung leistet dieses Buch einen wertvollen Beitrag.

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  • 4 Sterne

    Heike R., 16.07.2022

    Es fällt mir bei diesem Buch sehr schwer eine aussagekräftige Rezension zu verfassen, weil ich nicht zu viel vom Inhalt verraten möchte. Aber ohne inhaltliche Bezüge kann ich meine Meinung schlecht darstellen. Der Inhalt ist hier einfach wesentlich.

    Ich finde es auch sehr schade, dass dieses Buch als Triologie daherkommt, dementsprechend offen ist das Ende und lässt mich unbefriedigt zurück. Ein paar Seiten mehr und eine in sich abgeschlossene Geschichte fände ich in diesem Fall sehr wünschenswert.

    Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben, ich bin hindurch gerast, immer in der Hoffnung, ich möge den Silberstreif der guten, mutigen Menschen finden.

    Dieses Buch legt für mich sehr eindrucksvoll ein Zeugnis darüber ab, warum sich der Nationalsozialismus etablieren konnte, es zeigt, was die Deutschen doch für ein furchtbares Volk der Mitläufer und Wegseher waren. Die Gräuel des Krieges und der Judenverfolgung und der umfassenden Unmenschlichkeit sind nicht nur Hitler und seiner SS und SA anzulasten, nein, ein jeder trug daran seine Mitschuld, ein jeder unserer Großeltern.
    Und das innerfamiliäre Schweigen, das Verdrängen ist ganz furchtbar typisch.

    Mich hat dieses Buch sehr bewegt, ich fand es ganz schrecklich, einfach weil die beschriebene Zeit (sehr gut recherchiert) ganz furchtbar war. Ich bin froh, dass es zu Ende ist.

    Ich schäme mich Deutsche zu sein, ich schäme mich, auch in meiner Familie Mitläufer und Wegseher zu haben.

    Ich erziehe meine Kinder zu mehr Mut und politischem und gesellschaftlichem Interesse, ich hoffe, es wird nie wieder so eine Zeit des Faschismus geben und ich hoffe, unsere Generation und die zukünftigen sind mutiger.

    Zur Aufklärung und vor allem Auseinandersetzung leistet dieses Buch einen wertvollen Beitrag.

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