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  • 4 Sterne

    12 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 05.06.2019

    Als eBook bewertet

    Ein ewiger Kampf um Menschenrechte

    Inhalt:
    Florida, 1962. Elwood Curtis, 16, hat sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Er ist bestrebt, seiner Großmutter zu gehorchen und ein guter Schüler zu sein. Fasziniert lauscht er den Reden von Martin Luther King. Ausgerechnet die Erlaubnis, am College Kurse zu belegen, wird ihm zum Verhängnis. Er wird unschuldig in die Besserungsanstalt Nickel Academy eingewiesen. Hier werden vor allem die farbigen Jungen misshandelt und missbraucht. Elwood gibt sein Möglichstes, um die Tortur zu überleben, ohne sich brechen zu lassen.

    Meine Meinung:
    Colson Whitehead hat sich erneut das Thema Rassismus in den USA vorgenommen. Eindrücklich erzählt er über die Ungerechtigkeiten und Schikanen, die Farbige erleiden mussten und teilweise immer noch müssen, über den Willen und den Kampf, dies zu ändern. Das Nickel eignet sich hier sehr gut als Hintergrund. Die Aufseher agieren vollkommen willkürlich, prügeln, sperren ein, töten und vertuschen. Es gibt manche „unappetitliche“ Szene, die die Lesenden schockieren kann.

    Der Protagonist Elwood ist ein starker Charakter, an dessen Seite man die ganzen Missstände in der Anstalt erlebt. Diesen Jungen habe ich ganz schnell ins Herz geschlossen. Umso schlimmer fand ich, was ihm alles widerfährt. Ich habe mit ihm und um ihn gebangt, ob er diese Hölle überleben wird, ob er danach noch ein normales Leben führen kann oder ob er ein gebrochener Mann sein wird.

    Das Buch berührt, trotzdem war da stets eine gewisse Distanz zwischen den Figuren und mir, die mich ein klein wenig gestört hat. Vieles wird ein bisschen zu berichtartig erzählt. Hier hätte ich gerne noch tiefer in die Protagonisten hineingeschaut, ihre Gedanken, Gefühle, Ängste und Hoffnungen noch direkter auf mich wirken lassen.

    Nichtsdestotrotz: Ein klare Leseempfehlung von mir!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marie aus E., 30.05.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Florida in den 60ern. Hier wächst der junge Elwood bei seiner Großmutter auf, hat beste Schulnoten und bald soll es mit dem College losgehen. Alles scheint bestens...bis er in einem gestohlenem Auto angetroffen wird und unschuldig in eine sogenannte Besserungsanstalt eingewiesen wird.

    Hier regiert nur Rassismus und eine nicht vorstellbare Menschenfeindlichkeit. Missbrauch, Gewalt und Korruption sind Bestandteil des Alltags. Und jeder macht mit.

    Die Geschichte Elwoods ist zwar fiktiv, die Rahmenhandlung leider nicht, eine "Dozier School for Boys" gab es wirklich.

    Whitehead, der Autor, hat zuerst den alltäglichen Rassismus beschrieben, den Elwood und seine Großmutter tagein, tagaus ertragen mussten. Es sind die vielen Details, die die Geschichte noch erschütternder machen. Beispielsweise die geerbten alten Schulbücher, die mit Demütigungen und Beleidigungen der weißen Vorbesitzer an ihre Nachbesitzer versehen wurde. Die vielen Orte, die tabu waren.
    Auch das Einflechten des damaligen Zeitgeschehens (Reden Martin Luther Kings beispielsweise) hat zu einem Gesamtbild beigetragen.

    Was dann in der sogenannten Besserungsanstalt geschieht, ist beim Lesen nur schwer zu ertragen.

    Ein sehr bewegendes, aufwühlendes Buch - große Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diamondgirl, 01.07.2019

    Als Buch bewertet

    Zur falschen Zeit am falschen Ort

    Colson Whitehead bringt den Lesenden die "schöne" Welt Amerikas wieder einmal näher. Sein Roman spielt in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Martin Luther Kings Reden beeindrucken den jugendlichen Elwood stark und er nimmt sich vieles davon zu Herzen und ist bestrebt, in dessen Sinn leben und zu kämpfen.
    Obwohl erst 16, bekommt er ein Stipendium für das College. Lediglich die Anreise muss er selbst bewerkstelligen und versucht es mangels Geld per Anhalter. Leider setzt er sich genau ins falsche Auto, denn dieses ist gestohlen und er wird bei einer Kontrolle mit verhaftet und als Autodieb verurteilt. Er muss in die Besserungsanstalt Nickel Academy und seine Zukunftsträume kann er nur schwer aufrecht erhalten.
    Erneut kombiniert Whitehead Fiktion und Wirklichkeit. Die im Buch geschilderte Nickel-Academy existierte nicht in Wirklichkeit, sondern lehnt sich stark an die Dozier School for Boys an, die tatsächlich in Florida existierte. Die grausame Wirklichkeit lässt sich auf der HP der Whitehouseboys im Original nachlesen. Alle Charaktere des vorliegenden Buches sind frei erfunden, was dem Wahrheitsgehalt der Vorkommnisse jedoch keinen Abbruch tut.
    Nun mag man berechtigterweise feststellen, dass zumindest ähnliche Zustände zu jener Zeit auch in anderen Ländern in "Besserungsanstalten" für Jugendliche und Kinder herrschten. Dies wird sicher wahr sein und auch der Autor erwähnt hie und da, dass im Trakt der weißen Jungs ebenfalls geschuftet und gelitten wurde. Aber eben im Bereich der schwarzen besondere Ausnahmezustände herrschten. Und das hatte eindeutig rassistischen Hintergrund. Unter ähnlich schlimmen Grausamkeiten litten hierzulande z. B. Juden, in der Türkei vermutlich Kurden und Armenier, in Europa generell Roma und Sinti. Was es aber keinen Deut besser macht, denn es geht ja im Grunde nicht ausschließlich um ein Problem der Schwarzen, sondern um Rassismus im Allgemeinen.
    Schwarze hatten auch in den 60ern, die so ewig ja schließlich noch gar nicht her sind, in einigen Bundesstaaten der USA einen viehähnlichen Stellenwert. War einer nicht gefügig oder gar rebellisch, versuchte man ihn gefügig zu machen und sogar auszutilgen wie ein lästiges Insekt, nur im Nickel dazu noch auf besonders grausame Weise, um die eigenen niederen Triebe noch zuvor daran zu befriedigen.
    Dankbarer Weise verzichtet Whitehead auch in diesem Roman wieder auf zu viel Details und zu genaue Schilderungen. Ein solches Buch wäre für mich nur schwer erträglich, wenn ich den Protagonisten zu tief folgen würde. Er versteht es, das Unbeschreibbare anzudeuten, sodass man als Lesender trotzdem alles "versteht", jedoch eine gesunde Distanz halten kann. Ich möchte mich gar nicht mit den Protagonisten identifizieren - ich möchte sie nur beobachten und mitfühlen - nicht "mitleiden".
    Der Schreibstil ist wieder hervorragend! Es macht einfach Spaß, seinen Erzählungen zu folgen, selbst wenn etwas scheinbar Belangloses geschildert wird.
    Ich hoffe, dass dieses Buch, das mich gegen Ende dann auch noch richtig überraschen konnte, viele Menschen erreichen wird.

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  • 3 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Benne, 19.07.2019

    Als Buch bewertet

    Die Grausamkeit der 60er Jahre

    Wie geschickt Colson Whitehead die Rassismus-Situation zur Sklavenzeit aber auch in den 60er Jahren in den Vereinigten Staaten in Form von Romanen verpackt ist jedes Mal beeindruckend. Mit „Underground Railroad“, einem mit dem Pulitzer Preis ausgezeichneten – und ansonsten wirklich ausgezeichnetem – Buch hat er sich in die Geschichtsbücher der aktuellen Belletristik geschrieben. Selbst wenn man seinen neuen Roman „Die Nickel Boys“ nicht mit dem vorherigen Roman vergleicht, steht er ihm meiner Meinung nach in einigen Punkten nach und konnte mich weder in seinen Bann ziehen noch ein einzigartiges Leseerlebnis vermitteln. Woran liegt das?

    Der Autor behandelt ein wahres Thema, welches eine „Besserungsanstalt“ in den USA beleuchtet, in die der Protagonist Elwood gerät, nachdem er zur falschen Zeit am falschen Ort – einem gestohlenen Wagen – von einer Polizeistreife entdeckt wird. Darauf folgt eine lange Zeit in der Nickel Academy, die für mich nicht greifbar war. Die Schilderungen Elwoods schienen entfernt, als sei es eine andere Welt, die vor meinem geistigen Auge keine Form annahm. Es gab Momente, in denen man als Leser geschockt ist, die man nicht zu glauben vermag und dann passiert eine Weile erst einmal nichts Verstörendes, Ungewöhnliches.

    Allen voran fehlte mir der emotionale Bezug zu Elwood, auf den sich Whiteheads Geschichte nicht stark genug konzentriert. Eine klare Hauptfigur ist hier zwar vorhanden, wird jedoch häufig von zahlreichen Nebencharakteren überschattet, denen deutliche Charaktertiefe fehlte. Die letzten Seiten des Romans hätten mich beinahe umgestimmt, dazu waren sie doch zu wenig. 50 zusätzliche Seiten hätten dem Buch meiner Meinung keinen Abbruch getan.

    Dem Schreibstil kann ich nichts Schlechtes anhängen, aber auch nicht in den Himmel loben. Flüssig zu lesende Sätze, die Brutalität wird mehr deutlich, vermehrt sogar zwischen den Zeilen und trotz der geringen Seitenanzahl braucht man doch eine Weile, um das Buch und die Thematik lesen zu können und zu verdauen.

    Große Achtung vor Colson Whitehead, der zum wiederholten Male ein sensibles Thema aufschnappt und es in einen Roman wandelt, der die Massen begeistern kann und Bestsellerpotenzial hat. Mich hat das Buch an sich nicht begeistern können, aber einige Fragen auf den Weg gegeben, die es wert sind zu bedenken und somit seine eigene Meinung zu reflektieren.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 06.06.2019

    Als Buch bewertet

    Viele bezeichnen Colson Whitehead, als einen der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller unserer Zeit..,und sie haben recht !

    Inhalt:
    Als der sechzehnjährige Elwood ,1960 in Florida bei seiner Großmutter aufwächst, versucht er seinen Platz im Leben zu finden. Während er ein Paradebeispiel für gute Erziehung und Bildung ist, findet er in seinem Lehrer und in den Reden Martin Luther Kings neue Hoffnung für seine Zukunft auf dem College, als nicht privilegierter und nicht weißer Junge. Doch durch einen unglücklichen Zufall wird Elwood gefangen genommen und in eine Besserungsanstalt, die Nickel Academy gesperrt und dort trifft er auf Rassismus und die Misshandlungen der Menschen, die ihm die Freiheit und die Hoffnung rauben.

    Meine Meinung:
    Nachdem ich bereits "Underground Railroad" des amerikanischen Schriftstellers Colson Whitehead gelesen hatte und ich heute immer noch mit Gänsehaut an einzelne Szenen der Geschichte zurückdenke, konnte ich die Erscheinung dieses neuen Buches kaum erwarten.
    Und mal wieder schafft es der Autor, die schreckliche und schonungslose Realität vor Augen zu führen.

    Zwar unterscheidet sich der Aufbau und die Emotionalität dieses Buches stark von seinem Vorgänger und dennoch ist dieses Buch ein wahrer Schatz der Literatur. Denn im Gegensatz zu "Underground Railroad" setzt der Autor in diesem Buch, auf eine stets vorherrschende Distanz zu seinen Charakteren, diese sind nicht unbedingt mit voller Emotionalität handelnde Personen. Whitehead lässt in diesem Buch die Handlung, die Szenen, ja die grausame und eindringlich beschriebene amerikanische Geschichte sprechen, die Emotionen trägt er einem hierbei nicht vor: Er setzt dabei auf das Gefühl, das Verständnis des Lesers, in der Erkenntnis der subtilen und grausamen Peinigung eines Charakters der hoffnungsvoll war und dieser Umstand am Ende verloren scheint.
    Eine solche Geschichte braucht keine erzwungene Emotionalität, da die Realität, die Basis für sich allein spricht!

    Durch den achronischen Verlauf der Geschichte, ist die Aufmerksamkeit des Lesers zu jeder Zeit gefragt und genau durch diesen Schreibstil, bildet sich auf knapp 220 Seiten eine Komplexität, wie es nur ein großer Schriftsteller vermag.
    In diesem augenscheinlich sehr kurzen Roman durchlebt, erlebt, versteht und fühlt man alles, was Rassismus mit Menschen gemacht hat und heute (vielleicht) immer noch tut. Es sind nicht die großen Szenen, die uns dies zu verstehen geben, es ist ein junger Elwood, der uns diese Gräueltaten der amerikanischen Geschichte näher bringt, in kleinen Situationen und in grausamen und dies geschieht so eindringlich, wie es nur herausragende Literatur kann.

    Meine Fazit:
    Dies ist große, eindringliche und wichtige Literatur.
    Lesen !

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stefany P., 05.07.2019

    Als Buch bewertet

    "Man kann ein Gesetz ändern, aber nicht die Menschen und die Art, wie sie miteinander umgehen."

    "Zu überleben reichte nicht, man musste sein Leben auch in die Hand nehmen."

    Die Geschichte erzählt von Elwood Curtis, einem Afro-Amerikanischen Teenager in den frühen 60ern, der in der Schule fleißig und bestrebt ist, und inspiriert durch die Reden von Dr. King dabei ist ein Studium zu beginnen. Als ein unschuldiges Opfer das sich zur falschen Zeit am falschen Ort wiederfindet, wird Elwood verhaftet und in die Nickel Besserungsanstalt gebracht. Was dort geschieht gehört zu den erschreckendsten und grauenhaftesten Erzählungen.

    Die Anstalt wird von Unterdrückung und Gewalt durch Weiße bestimmt. Aus der Reihe tanzen und sich widersetzen wird bestraft, was folglich auch zum Tod führen kann. Durch die Freundschaften die er knüpft kann er sich von einigen Bestrafungen schützen. Zunächst noch bestrebt alles zu tun, um seine Freilassung zu beschleunigen, muss Elwood sich entscheiden, ob er sich weiterhin im Schatten der Anstalt beugt oder sich von der Hoffnung auf Veränderung weitertreiben lässt.

    Mit rund 200 Seiten ist es nicht gerade ein langer Roman, doch ist jede einzelne Seite mit so viel Inhalt und Emotion gefüllt. Ich konnte mich schnell in die Geschichte von Elwood einfinden, die während des Anfangs des Civil Right Movements stattfindet. Die Lehren und Reden von Martin Luther King wurden zur Inspiration für den Jungen und gaben ihn Kraft und eine neue Perspektive. Im Vergleich seines mir bekannten Werkes „The Underground Railroad“ wird die Geschichte der Nickel Boys in einem eher ruhigeren Ton erzählt und kommt ohne große Ausschmückungen sehr gut aus. Die Handlungen bauen sich langsam auf und gelangen zu einem Höhepunkt, der so unerwartet und fesselnd ist, dass es mich erschüttert hat. Die Wortwahl ist präzise und intensiv, doch enthält sie mehrere Ebenen.

    Dieses fiktive Buch basiert auf realen Ereignissen und macht diese erschreckenden Enthüllungen umso grausamer. Trotz aller Traumata lassen die Hauptfiguren die Geschichte der Anstalt nicht in der Vergangenheit verschwinden. Whitehead hat ein unglaublich wundervolles Buch über ein schreckliches Stück Geschichte geschrieben, das zeigt, dass man mit Kraft, Hoffnung und Entschlossenheit, Ungerechtigkeit und Elend überwinden kann. Die Nickel Boys sind eine Hommage an die Jungs, als auch eine Anklage gegen die Welt, die sie im Stich gelassen hat.

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Glücksklee, 24.06.2019

    Als Buch bewertet

    Betroffen machende Geschichte

    Als ich gehört habe, dass es ein neues Buch von dem Autor von „Underground Railroad“ geben würde, habe ich mich wahnsinnig auf den neuen Roman des amerikanischen Autors Colson Whitehead gefreut. Aber ich war auch ein bisschen nervös, ob es Colson Whitehead auch mit „Die Nickel Boys“ gelingen würde, mich derart zu fesseln, wie es die Geschichte rund um Cora und ihre Flucht aus der Sklaverei getan hatte. Und was soll ich sagen – die Geschichte rund um Elwood Curtis hat mich genauso berührt, mich genauso betroffen und wütend gemacht, wie es Coras Geschichte getan hat.
    Whitehead nimmt sich Zeit, um seinen Protagonisten, Elwood, vorzustellen. Man erfährt so einiges über ihn, seine Familie, seine Hoffnungen und Träume… nur um dann zu erleben, wie er unschuldig in einer Besserungsanstalt landet, wo ihm und den anderen Jungs dort schreckliche Dinge widerfahren.
    Besonders betroffen macht der Hinweis des Autors, das die Geschichte auf einer wahren Geschichte beruht.
    Colson Whitehead hat ein unglaubliches Gespür für Sprache. Der Schrecken, der Elwoods Geschichte innewohnt, klingt sowohl in dem mit, was der Autor dem Leser offenbart, aber auch in den Leerstellen der Geschichte, in den Momenten, in denen er nicht ins Detail geht.
    „Die Nickel Boys“ ist ein absolut lesenswertes Buch, das einem mit seiner Handlung an die Substanz geht. Die Ungerechtigkeit, die einem aus der Geschichte entgegenschlägt und die leider auf den tatsächlichen Erfahrungen und Gegebenheiten aus den 60er Jahren in Amerika beruhen, ließ mich manchmal fassungslos zurück.
    Von mir erhält der Roman jedenfalls volle fünf Sterne und eine definitive Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 04.07.2019

    Als Buch bewertet

    Einst wurden auf der Nickel Academy Jungen auf den rechten Weg gebracht, die von diesem abgekommen waren. Mit Ordnung, Disziplin und einer ordentlichen Schulbildung. Zumindest wird das den Außenstehenden vorgegaukelt. Tatsächlich haben es die Nickel Boys verdammt schwer, und so sind die ehemaligen „Schüler“ wie Elwood Curtis kaum verwundert als auf dem früheren Schulgelände ein Feld voll unbekannter und geschundener Leichen entdeckt wird.

    Colson Whitehead hat sich von der leider nur zu realen Geschichte der Dozier School for Boys zu seinem neuesten Roman inspirieren lassen. Dieses Wissen hat man beim Lesen immer im Hinterkopf. Bei jeder Grausamkeit, jeder Ungerechtigkeit, jeder Misshandlung, v.a. natürlich sobald die Rede auf den „geheimen“ Friedhof kommt. Whitehead erzählt schonungslos vom Elend der Jungen, tut das aber auf erschreckende Art und Weise gleichgültig, in etwa so wie die Mitarbeiter der Schule ihren Schützlingen gegenüber standen. Dies betrifft Jugendliche weißer und schwarzer Hautfarbe, wobei sich der Rassismus v.a. dadurch äußert, dass die Quälerei im „schwarzen“ Trakt noch einen Hauch von fieser war. Mitleid hat man natürlich trotzdem mit allen, und wünscht jedem ein gutes Ende; das Herz des Lesers hängt natürlich besonders an Elwood, der unschuldig in der Academy landete. Selbst als Erwachsene und mit der Distanz der Jahre können die Ehemaligen die Zeit nicht einfach hinter sich lassen. Als Leser wird man davon erschüttert und schockiert, aufgerüttelt und aufgeweckt. Ein wirklich berührender Roman über ein trauriges Stück Geschichte.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike R., 17.06.2019

    Als eBook bewertet

    Elwood Curtis wächst bei seiner Großmutter auf, nachdem seine Eltern sich eines Tages nach Kalifornien davonmachten. Elwood ist klug und fleißig, besonnen und ehrgeizig. Neben der Schule jobbt er in einem Tabakladen. Sein Geschichtslehrer verhilft ihm zu vorgezogenen Collegeseminaren.
    Elwood lebt in Tallahassee, Florida. Es ist 1962 als er 16 Jahre alt ist. Elwood ist schwarz.
    Colson Whitehead schreibt in „Die Nickel Boys“ einen aufrüttelnden Roman. Es ist die fiktive Geschichte von Elwood, die sich aber genauso zugetragen haben könnte. Es ist ein tragisches Missverständnis, dass den jungen Elwood in die Besserungsanstalt bringt. Heute würde man sagen, ein Justizirrtum, eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Doch in den Südstaaten der 1960er kräht kein Hahn nach Gerechtigkeit und Menschlichkeit für Schwarze. Elwood gerät unverschuldet in die Mühlen weißer Gerichtsbarkeit. Dabei ist es gar nicht mal so, dass es den weißen Jugendlichen in der Anstalt gut erginge, aber den schwarzen Jungen ergeht es nochmal um einiges schlechter. Prügelstrafen, sexueller Missbrauch, Eisenringe und Ketten erinnern an die dunkelsten Zeiten amerikanischer Geschichte. Vielleicht kann man dem Autor vorwerfen, er würde zu emotionslos oder zu distanziert erzählen. Muss ich über jede Grausamkeit detailliert Bescheid wissen. Ich finde, nein. Mittlerweile geht mein Vorstellungsvermögen, darüber, was der Mensch dem Menschen anhaben kann, ins Unermessliche. Dazu braucht es keine Details, die möchte und muss ich nicht lesen, um trotzdem erschüttert zu sein.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 25.06.2019

    Als Buch bewertet

    „Und wenn die Welt ein einziger Mob wäre – Elwood würde sie durchmessen. Er würde auf die andere Seite gelangen, selbst wenn man ihn beschimpfte und anspuckte und verprügelte. Er wäre erschöpft und würde bluten wie ein Schwein, doch er würde es schaffen.“


    Inhalt


    Eigentlich hat Elwood Curtis das Glück, eine Großmutter zu haben, die ihn unterstützt und nur das Beste für ihn möchte. Sein angestrebter Studienbeginn steht bevor und er ist ein intelligenter, rechtschaffener junger Mann, der große Zukunftspläne hegt. Gerade weil er aus einem bildungsarmen Umfeld stammt und immer nur dafür belächelt wird, wie strebsam er durchs Leben geht, sieht er nun seine Chance gekommen, dem vorgezeichneten Weg zu entkommen. Doch als er ohne sein Verschulden in einem gestohlenen Auto aufgegriffen wird, bestätigt sich das Vorurteil, dem nicht nur er, sondern fast jeder schwarze Junge der Gegend ausgesetzt ist – er gehört zu den Kriminellen und muss in eine Besserungsanstalt für Jugendliche. Im Nickel spielt Bildung keine Rolle, dort zählt nur das Überleben, jede Prügelstrafe muss erduldet werden, jede Isolationshaft überstanden und bei guter Führung gelangt man vielleicht eines Tages wieder an die Freiheit. Elwood nimmt sich vor das Nickel zu überstehen und gibt insgeheim nie seine Pläne für eine Zeit danach auf. Gemeinsam mit Turner, seinem Freund plant er von langer Hand eine mögliche Flucht, während er sich ganz normal in den Alltag einbringt, vielleicht bekommt er eines Tages die Möglichkeit dazu, seine Hoffnungen zu verwirklichen …


    Meinung


    Dies ist bereits mein zweiter Roman aus der Feder des amerikanischen Autors Colson Whitehead, der mich bereits mit seinem Werk „Underground Railroad“, für welches er den National Book Award erhielt, überzeugen konnte. Erneut widmet er seine Erzählstimme den dunkelhäutigen Menschen, die von den Weißen als Menschen zweiter Klasse behandelt werden und sich tagtäglich mit Gewalt, Vorurteilen und Schuldzuweisungen konfrontiert sehen. Das allein ist nur nichts Neues und ich habe schon zu viel und zu ausführlich davon gelesen, als das mich die Thematik ohne eine dramatische Geschichte drumherum ausreichend fesseln könnte. Und genau diese Story möchte der Autor hier liefern, nur konnte mich die Ausführung über die Maschinerie des permanenten Elends in einer amerikanischen Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter nicht wirklich erreichen.

    Er bemüht sich um eine objektive Erzählung, in Anlehnung an Tatsachenberichte, er beschönigt nichts, geht aber auch nicht ins Detail. Er berichtet über Dinge, die man nicht bis ins Letzte durchdringen möchte, aber er reißt sie nur an, wechselt dann abrupt die Zeitform von der Vergangenheit in die Gegenwart und schafft Charaktere, die nicht griffig sind, die leider blass bleiben und deren Namen schnell in Vergessenheit geraten. Selbst sein Hauptprotagonist Elwood scheint nur einer von vielen armen Seelen zu sein, die vollkommen unverschuldet im Sumpf gelandet sind, weil es Menschen gibt, die sie dort gerne sehen möchten und ihnen jedwede Selbstbestimmung absprechen.

    Eigentlich habe ich mir von diesem zeitgenössischen Roman etwas anderes versprochen, ich habe sehr auf die psychologische Komponente gehofft, doch der widmet sich der Autor nicht. Er hinterfragt nicht, er zeigt weder Verzweiflung noch Hass noch Rachsucht oder irgendeine andere emotionale Seite des Ganzen, nein er beschränkt sich aufs Wesentliche und fordert den Leser auf, sich selbst in diese Vorgänge hineinzuversetzen. Leider ist dieses Konzept bei mir nicht aufgegangen, denn ich empfand die Erzählung zwar literarisch ansprechend aber ansonsten ungemein zäh und langatmig.


    Fazit


    Ich vergebe 3 Lesesterne für diese Auseinandersetzung des nicht enden wollenden Traumas der amerikanischen Geschichte, deren tief verwurzelter Rassismus den Stoff für derartige Geschichten liefert. Whitehead nutzt sein schriftstellerisches Werk, um Erinnerungen wach zu rufen, um vergangenes Leid greifbar zu machen und sich auch in der heutigen Zeit mit Verbrechen zu beschäftigen, die andernfalls immer mehr in Vergessenheit geraten würden. Demnach hat diese Geschichte sehr wohl gesellschaftspolitisches Potential, nur schafft sie es einfach nicht in mein Herz und das finde ich gerade bei solch menschlichen Themen immer wieder schade, denn wenn ich zu einem Roman greife erhoffe ich mir keinen sachlichen Bericht, sondern ein anderes Format.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia R., 25.08.2019

    Als Buch bewertet

    Zur falschen Zeit am falschen Ort
    Bei Ausgrabungen auf dem ehemaligen Gelände der Besserungsanstalt Nickel finden Archäologiestudenten die Überreste von Heiminsassen, die Spuren schwerer Misshandlungen aufweisen. Als auch die überregionale Presse darüber berichtet, entscheidet sich Elwood, zurück an diesen Ort zu fahren und sich seinen Erinnerungen zu stellen, wo er für einen Moment zur falschen Zeit am falschen Ort war.
    Der Leser begleitet ihn zurück in eine Zeit der Rassentrennung, der Fehlurteile und Diskriminierung. An seinem Schicksal erleben wir, wie Willkür und Hass das Leben vieler Afroamerikaner Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zerstörte.
    Der Autor greift einen wichtigen Teil amerikanischer Geschichte auf und berührt den Leser mit Elwoods ganz persönlicher Geschichte, die sich so oder ähnlich tausende Male zugetragen haben mag.
    Der Ansatz ist gut. Mir fehlten jedoch die Tiefe in der Entwicklung der Figuren und die historische Tragweite. Wir lesen hier eher eine Erzählung, die ein großer Roman hätte werden können.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia R., 25.08.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Zur falschen Zeit am falschen Ort
    Bei Ausgrabungen auf dem ehemaligen Gelände der Besserungsanstalt Nickel finden Archäologiestudenten die Überreste von Heiminsassen, die Spuren schwerer Misshandlungen aufweisen. Als auch die überregionale Presse darüber berichtet, entscheidet sich Elwood, zurück an diesen Ort zu fahren und sich seinen Erinnerungen zu stellen, wo er für einen Moment zur falschen Zeit am falschen Ort war.
    Der Leser begleitet ihn zurück in eine Zeit der Rassentrennung, der Fehlurteile und Diskriminierung. An seinem Schicksal erleben wir, wie Willkür und Hass das Leben vieler Afroamerikaner Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zerstörte.
    Der Autor greift einen wichtigen Teil amerikanischer Geschichte auf und berührt den Leser mit Elwoods ganz persönlicher Geschichte, die sich so oder ähnlich tausende Male zugetragen haben mag.
    Der Ansatz ist gut. Mir fehlten jedoch die Tiefe in der Entwicklung der Figuren und die historische Tragweite. Wir lesen hier eher eine Erzählung, die ein großer Roman hätte werden können.

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  • 4 Sterne

    9 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M., 15.07.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Die Würde des Menschen...

    Dies ist ein fiktiver Roman, der auf wahren Tatsachen beruht. Diese beziehen sich auf die Besserungs- und Verwahranstalt Florida School for Boys, welche von 1900 bis 2010 existierte.

    Elwood ist ein ernsthafter, fleißiger, ehrlicher, kluger 16 jähriger Junge, der vom College träumt und bei seiner Großmutter lebt. Er ist jedoch schwarz und vieles ist gar nicht so einfach für ihn. Die Jim-Crow-Gesetze wurden noch nicht lange aufgehoben und die schwarze Protest- und Bürgerrechtsbewegung erstarkt so langsam. Großes Vorbild für Elwood und stets handlungweisend ist Martin Luther King.
    Durch einen dummen Zufall landet Elwood in der Nickel Academy, einer Besserungsanstalt für Kinder und Jugendliche. Weiße und Schwarze werden streng getrennt voneinander untergebracht.
    Elwood knüpft einige Freundschaften und hofft mit Hilfe seiner Großmutter und eines Anwalts so schnell wie möglich da wieder heraus zu kommen.
    Das Regime ist hart. Es gibt heftige körperliche Gewalt, die bis zum Tode einiger Kinder führt.

    Der Roman besteht aus drei Teilen. Elwood vor Nickel, Elwood in Nickel und Elwood nach Nickel.
    Der Schreibstil ist detailliert und etwas nüchtern, gleich einem Bericht. Nicht hochspannend, aber fesselnd und mitnehmend.
    Die Personen werden eher distanziert geschildert, zur Identifikation jedoch völlig ausreichend. Ich hoffte stets für Elwood und fiel doch immer wieder mit ihm. Die Geschehnisse berührten mich sehr, schockierten und empörten.
    Die Übersetzung, ich glaube es liegt an der Übersetzung, mißfiel mir allerdings. Hier kamen immer mal wieder Wörter vor, die mich stolpern ließen und irgendwie nicht passten.

    Ganz klar steht das gewaltige Unrecht der Rassentrennung und -diskriminierung im Fokus ebenso wie die Existenz solcher Besserungsanstalten. Nebenbei erhält man so einiges Hintergrundwissen über die damalige Zeit aus schwarzer Perspektive und spürt das Lebensgefühl.

    Darüber hinaus werden Fragen nach dem richtigen Verhalten, nach Zivilcourage, nach dem Eintreten für Gerechtigkeit aufgeworfen. Wie kann man seinem Idealismus treu bleiben, wenn es um das nackte Überleben geht? Wie kann man in einem System überleben, in dem man im vorhinein schon schuldig ist? Was kann denn der Mensch ertragen? Wie hoch ist seine Leidensfähigkeit?
    Hier wird sehr eindrücklich die menschliche Natur betrachtet und das nicht aus einem besonders rosigen Blickwinkel. Eine bittere und harte Realität wird schonungslos gezeigt, eigentlich unfassbar und unvorstellbar...

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  • 4 Sterne

    8 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 05.06.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein ewiger Kampf um Menschenrechte

    Inhalt:
    Florida, 1962. Elwood Curtis, 16, hat sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Er ist bestrebt, seiner Großmutter zu gehorchen und ein guter Schüler zu sein. Fasziniert lauscht er den Reden von Martin Luther King. Ausgerechnet die Erlaubnis, am College Kurse zu belegen, wird ihm zum Verhängnis. Er wird unschuldig in die Besserungsanstalt Nickel Academy eingewiesen. Hier werden vor allem die farbigen Jungen misshandelt und missbraucht. Elwood gibt sein Möglichstes, um die Tortur zu überleben, ohne sich brechen zu lassen.

    Meine Meinung:
    Colson Whitehead hat sich erneut das Thema Rassismus in den USA vorgenommen. Eindrücklich erzählt er über die Ungerechtigkeiten und Schikanen, die Farbige erleiden mussten und teilweise immer noch müssen, über den Willen und den Kampf, dies zu ändern. Das Nickel eignet sich hier sehr gut als Hintergrund. Die Aufseher agieren vollkommen willkürlich, prügeln, sperren ein, töten und vertuschen. Es gibt manche „unappetitliche“ Szene, die die Lesenden schockieren kann.

    Der Protagonist Elwood ist ein starker Charakter, an dessen Seite man die ganzen Missstände in der Anstalt erlebt. Diesen Jungen habe ich ganz schnell ins Herz geschlossen. Umso schlimmer fand ich, was ihm alles widerfährt. Ich habe mit ihm und um ihn gebangt, ob er diese Hölle überleben wird, ob er danach noch ein normales Leben führen kann oder ob er ein gebrochener Mann sein wird.

    Das Buch berührt, trotzdem war da stets eine gewisse Distanz zwischen den Figuren und mir, die mich ein klein wenig gestört hat. Vieles wird ein bisschen zu berichtartig erzählt. Hier hätte ich gerne noch tiefer in die Protagonisten hineingeschaut, ihre Gedanken, Gefühle, Ängste und Hoffnungen noch direkter auf mich wirken lassen.

    Nichtsdestotrotz: Ein klare Leseempfehlung von mir!

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  • 5 Sterne

    7 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xirxe, 18.06.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Anfang der 60er Jahre wird der 16jährige Elwood unverschuldet in die Besserungsanstalt Nickel Academy, Florida, gesperrt. Elwood ist ein intelligenter, strebsamer schwarzer junger Mann, dem sich gerade die Möglichkeit geboten hat, trotz des alltäglich herrschenden Rassismus das College zu besuchen. Sein grosses Vorbild ist Martin Luther King und wie er glaubt er fest daran, dass die Zeit kommen wird, in denen er leben kann wie weisse Menschen. Doch die Nickel Academy stellt seinen Glauben schwer auf die Probe. Dort herrschen Willkür, Gewalt und das Recht des Stärkeren; in diesem Fall der Aufseher. Die Jungen werden misshandelt, zu Frondiensten herangezogen, gefoltert und missbraucht - und es interessiert niemanden.
    Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert: das Leben vor, während und nach dem Aufenthalt in der Nickel Academy, wobei insbesondere im letzten Drittel deutlich wird, dass sich die Zeit in der Besserungsanstalt noch immer bis in die Gegenwart auswirkt. Ebenso deutlich ist bereits von Beginn an, dass das Leben eines schwarzen Jugendlichen nicht nur von seinem eigenen Wohlverhalten abhängt, denn irgendwo existiert immer eine latente Gefahr. Dass beispielsweise einem Weissen die Nase nicht passt, man eine weisse Frau zu intensiv angesehen hat - schon hat man die Polizei im Nacken, die offensichtlich nichts lieber macht, als Schwarze in den Knast zu stecken. Ich hielt immer wieder den Atem an, weil ich dachte, 'Oh je, jetzt rutscht er in etwas rein.' Doch Alles ging gut, bis ... - und das kam wirklich überraschend.
    Elwoods Zeit im Nickel ist gleich zu Anfang geprägt von enormer Grausamkeit und Brutalität. Und doch behält er seinen Traum von einem Leben in Freiheit und Gleichheit, auch wenn er immer wieder mit sich ins Hadern kommt. Fast schon beiläufig erfährt man auch die Geschichten von anderen Jungen, deren Leben schon von Beginn geprägt ist durch Armut und Gewalt und immer wieder deutlich macht, was diese Rassentrennung den Menschen antut.
    Zuguterletzt, der dritte Teil, scheint sich zumindest oberflächlich betrachtet alles zum Guten gewendet zu haben. Doch die Vergangenheit hat solche Spuren hinterlassen, dass sie sich immer wieder in Erinnerung bringt und auch in der Gegenwart ihren Tribut fordert.
    Ein beeindruckendes wie auch bedrückendes Buch über eine Zeit, die Viele wohl vergessen machen wollen. Denn ohne Schuld waren die Wenigsten - und wer will das schon wissen.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diamondgirl, 01.07.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Zur falschen Zeit am falschen Ort

    Colson Whitehead bringt den Lesenden die "schöne" Welt Amerikas wieder einmal näher. Sein Roman spielt in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Martin Luther Kings Reden beeindrucken den jugendlichen Elwood stark und er nimmt sich vieles davon zu Herzen und ist bestrebt, in dessen Sinn leben und zu kämpfen.
    Obwohl erst 16, bekommt er ein Stipendium für das College. Lediglich die Anreise muss er selbst bewerkstelligen und versucht es mangels Geld per Anhalter. Leider setzt er sich genau ins falsche Auto, denn dieses ist gestohlen und er wird bei einer Kontrolle mit verhaftet und als Autodieb verurteilt. Er muss in die Besserungsanstalt Nickel Academy und seine Zukunftsträume kann er nur schwer aufrecht erhalten.
    Erneut kombiniert Whitehead Fiktion und Wirklichkeit. Die im Buch geschilderte Nickel-Academy existierte nicht in Wirklichkeit, sondern lehnt sich stark an die Dozier School for Boys an, die tatsächlich in Florida existierte. Die grausame Wirklichkeit lässt sich auf der HP der Whitehouseboys im Original nachlesen. Alle Charaktere des vorliegenden Buches sind frei erfunden, was dem Wahrheitsgehalt der Vorkommnisse jedoch keinen Abbruch tut.
    Nun mag man berechtigterweise feststellen, dass zumindest ähnliche Zustände zu jener Zeit auch in anderen Ländern in "Besserungsanstalten" für Jugendliche und Kinder herrschten. Dies wird sicher wahr sein und auch der Autor erwähnt hie und da, dass im Trakt der weißen Jungs ebenfalls geschuftet und gelitten wurde. Aber eben im Bereich der schwarzen besondere Ausnahmezustände herrschten. Und das hatte eindeutig rassistischen Hintergrund. Unter ähnlich schlimmen Grausamkeiten litten hierzulande z. B. Juden, in der Türkei vermutlich Kurden und Armenier, in Europa generell Roma und Sinti. Was es aber keinen Deut besser macht, denn es geht ja im Grunde nicht ausschließlich um ein Problem der Schwarzen, sondern um Rassismus im Allgemeinen.
    Schwarze hatten auch in den 60ern, die so ewig ja schließlich noch gar nicht her sind, in einigen Bundesstaaten der USA einen viehähnlichen Stellenwert. War einer nicht gefügig oder gar rebellisch, versuchte man ihn gefügig zu machen und sogar auszutilgen wie ein lästiges Insekt, nur im Nickel dazu noch auf besonders grausame Weise, um die eigenen niederen Triebe noch zuvor daran zu befriedigen.
    Dankbarer Weise verzichtet Whitehead auch in diesem Roman wieder auf zu viel Details und zu genaue Schilderungen. Ein solches Buch wäre für mich nur schwer erträglich, wenn ich den Protagonisten zu tief folgen würde. Er versteht es, das Unbeschreibbare anzudeuten, sodass man als Lesender trotzdem alles "versteht", jedoch eine gesunde Distanz halten kann. Ich möchte mich gar nicht mit den Protagonisten identifizieren - ich möchte sie nur beobachten und mitfühlen - nicht "mitleiden".
    Der Schreibstil ist wieder hervorragend! Es macht einfach Spaß, seinen Erzählungen zu folgen, selbst wenn etwas scheinbar Belangloses geschildert wird.
    Ich hoffe, dass dieses Buch, das mich gegen Ende dann auch noch richtig überraschen konnte, viele Menschen erreichen wird.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 08.06.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    EIn Buch, das unter die Haut geht. Ein Roman, der den Atem stocken lässt. Florida, Anfang der 1960er-Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Zu Weihnachten 1962 bekam Elwood das schönste Geschenk seines Lebens, nur stürzten ihn die Ideen, die es ihm einpflanzte, am Ende ins Verderben. Martin Luther King At Zion Hill war sein einziges Album, und es lag permanent auf dem Plattenteller. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Einer der Nickel-Jungs, vielleicht auch ein Angehöriger, gab den Medien einen Tipp. Jeder Junge kannte diesen schlimmen Ort, aber es musste erst eine Studentin der University of Tampa kommen, um den Rest der Welt darauf hinzuweisen, Jahrzehnte nachdem man den ersten Jungen in einen Kartoffelsack verschnürt und in eine Grube versenkt hatte. Die Nickel-Jungs nannten den offiziellen Friedhof Boot Hill, ein Name, aufgeschnappt in Samstagsmatineen, bevor man sie in die Anstalt steckte und solcher Freizeitvergnügen beraubte.
    Colson Whitehead schuf mit "Die Nickel Boys" einen Roman, der den sozialen Druck der Schwarzen zu seiner Zeit drastisch und mit autobiografischen Elementen versetzt schildert. Gleichzeitig liest er sich als eine Anklage gegen die Gesellschaft, die diesen Druck sowohl zulässt als auch mit verursacht. Whitehead brach damit nicht nur mit der literarischen Tradition seines Landes, sondern auch und vor allem mit gesellschaftlichen Tabus. "Die Nickel Boys" ist ein Manifest über die Menschlichkeit und zugleich eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, in Amerika schwarz zu sein und gibt Einblick in ein hochaktuelles Thema und ein dunkles Kapitel amerikanischer Geschichte. Stimmgewaltig und sehr lebendig. Das Buch ist sicher keine leichte Kost. Es wird eine düstere Atmosphäre aufgebaut, die einen nicht mehr loslässt. Unfassbar packend und erschütternd beschäftigt sich der Autor mit dem Thema Missbrauch mit Schutzbefohlenen und Rassenhass. Durch die sachlich distanzierte Erzählweise fühlte man sich als Beobachter. Unglaublich packend erzählt!! Bereits auf den ersten Seiten ahnte ich, dass es mit Elwood kein gutes Ende nehmen wird. Bewegende Geschichte eines Schwarzen inmitten der 60er Jahre in Amerika. Als er einen Platz am College bekommt begeht er einen furchtbaren Fehler. Grandios erzählt!!! Eine verlorene Seele ohne Chancen. Beispiellos. Unglaublich bewegend. Whitehead ist ein unvorstellbarer Roman gelungen, welcher erschüttert und begeistert zugleich! Ein Absolutes Meisterwerk. Kritisch, gut recherchiert und augenöffnend. Colson Whitehead ist einer der Autoren, die man gelesen haben muss! Für mich der großartigste schwarze Schriftsteller der Welt. Sein Werk war für mich eine ungeheure Befreiung und Offenbarung. Fazit: Die Welt ist nicht länger weiß, und sie wird nie mehr weiß sein.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 07.07.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein farbiger Junge in der Welt des weißen Mannes

    Der farbige sechzehnjährige Elwood steht kurz davor, seinem vorgeprägten Schicksal zu entrinnen, als er einen Platz am College erhält. Mit viel Fleiß und Engagement hat er sich seinen Traum erfüllt. Durch einen unglücklichen Umstand jedoch und ohne davon Kenntnis zu haben, sitzt er in einem gestohlenen Auto, welches von der Polizei kontrolliert wird. Ohne auch nur einmal angehört zu werden, landet er in einer Besserungsanstalt, wo sein Leben einen völlig neuen Verlauf nehmen soll...

    Ich war sehr gespannt auf das neue Werk von dem Autor Colson Whitehead, der für seinen letzten Roman "Underground Railroad" den Pulitzer-Preis erhalten hat. Auch in "Die Nickel Boys" setzt er sich mit dem Thema des Rassismus in Amerika auseinander. Erneut basiert seine Fiktion auf wahre Begebenheiten. Er wurde durch die Geschichte der Dozier School for Boys in Marianna, Florida inspiriert. Die Geschichte spielt in den 60er-Jahren und Whitehead erzählt in seinem fesselnden und tiefgehenden Schreibstil schonungslos über das Leben des tapferen Jungen Elwood. Schnell muss er erkennen, dass er sich anpassen muss, um in der Mühle der Gewalt und Erniedrigung zu überleben. Sein Gewissen und seine Begeisterung für Martin Luther King treiben ihn aber dazu, Veränderungen herbei-führen zu wollen. Er kann nicht untätig mit ansehen, wie anderen Menschen Unrecht angetan wird, was ihn immer wieder mit den rassistischen und gewalttätigen Wärtern konfrontiert. Beim Lesen schrie mir förmlich die Ungerechtigkeit, aber leider auch oft die Hilflosigkeit der Protagonisten entgegen, was mich innerlich aufwühlte.

    Mit "Die Nickel Boys" hat der Autor Colson Whitehead aus meiner Sicht ein weiteres unbequemes Ausrufezeichen für die amerika-nische Gesellschaft gesetzt. Ein Buch, das mich nicht mehr losließ und mich auch im Nachgang noch lange beschäftigte. Ich empfehle das äußerst lesenswerte Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tara, 01.06.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Erschütternd & erschreckend

    In seinem Roman „Die Nickel Boys“ berichtet der Pulitzer-Preisträger Colson Whitehead über die Besserungsanstalt Nickel Academy in Florida zu Beginn der 1960er-Jahre.

    Der schwarze 16-jährige Elwood sieht seiner Zukunft positiv entgegen. Er ist gewissenhaft und sein Traum hat sich erfüllt. Er hat einen Platz am College bekommen. Aber da er beim Trampen in ein gestohlenes Auto gestiegen ist, landet er ohne Verfahren und ohne Hilfe direkt in der Nickel Academy. Dort herrscht ein mehr als rauer Ton. Aber Elwood will sich nicht unterkriegen lassen, glaubt an seine Ideale, versucht sich Ungerechtigkeiten entgegenzustellen, hat aber keine Chance.

    In einer sehr deutlichen, bildhaften Sprache berichtet der Autor über die Zustände der Besserungsanstalt. Es ist erschreckend, wenn man bedenkt, dass es sich nicht um Fiktionen des Autors handelt, sondern um amerikanische Vergangenheit, die noch gar nicht so lange zurückliegt. Die Sachlichkeit, wie Colson Whitehead ohne anzuklagen erzählt, ist so eindringlich, dass ich das Buch immer wieder ungläubig zur Seite gelegt habe.

    Diskriminierung, Rassismus, Hass, Unterdrückung, Willkür und Gewalt unter dem Deckmantel des Staates rufen verstörende Bilder hervor. Man mag es kaum glauben, was Menschen anderen Menschen antun. Die Jugendlichen werden auf das Übelste gedemütigt, misshandelt und sogar umgebracht. Die Zwei-Klassengesellschaft ohne Aussicht auf entkommen wird mehr als deutlich.

    Dieses Buch ist kein Roman, den man zur Unterhaltung liest. Er ist ein Stück Geschichte, das erschüttert und erschreckt, aber unbedingt gelesen werden sollte.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bücherwurm10, 10.06.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Zu Beginn führt uns das Buch in die Gegenwart. Wegen eines Bauvorhabens muss der Anstaltsfriedhof des Nickel-Geländes verlegt werden. Dabei machen Archäologiestudenten eine erschreckende Entdeckung.

    Dann geht es in das Jahr 1962 zurück, die Rassentrennung herrscht noch in den USA. Hier trifft man auf den 16jährigen Elwood, der bei seiner Großmutter aufwächst, die in einer Putzkolonne eines Hotels arbeitet. Elwood wird von seiner Oma gut und streng erzogen, er hat dadurch Chancen auf ein gutes und besseres Leben. Martin Luther King ist sein großes Vorbild.

    Durch einen Justizirrtum landet er aber in der Besserungsanstalt "Nickel Academy". Brutalität, Gewalt und Folter gehören in dieser Anstalt zum Alltag. Hier werden die schwarzen Jungs noch viel stärker und härter bestraft, als die Weißen.

    Der Autor schafft es, dass man sich in Elwood hinein versetzen kann, in seine seine Hoffnungen, seine Ängste, die erlebte Gewalt.
    Da der Roman nach wahren Tatsachen geschrieben ist, wird man beim Lesen sehr berührt und nachdenklich, teilweise ist man fassungslos von den Geschehnissen in dieser Anstalt.
    Durch den bildhaften Erzählstil des Autors wird die herrschende Gewalt in der Anstalt nur dezent beschrieben, man kann sich dennoch alles gut vorstellen.

    Colson Whitehead ist für mich ein wahrer Meister der Schreibkunst!
    Mein Fazit ist daher ganz eindeutig: "Die Nickel Boys" ist ein Buch, das einfach gelesen werden MUSS!

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