5€¹ Rabatt bei Bestellungen per App

5€¹ Rabatt bei Bestellungen per App

 
 
Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 141147389

Buch (Gebunden) 28.80
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Batyr, 09.05.2022 bei bewertet

    Zwei Welten stoßen aufeinander

    In Mario Schneiders übermäßig umfangreichen Roman ist alles auf eine fundamentale Konfrontation angelegt. Da ist einmal das junge Liebespaar aus Ostdeutschland, das zu seiner ersten großen Auslandsreise in den Westen aufbricht. Und da ist die altadelige Familie, die sich als nicht anpassungsfähig an die Erfordernisse einer neuen Zeit erweist. Eigentlich eine großartige Ausgangsidee, deren Ausführung allerdings zu wünschen übrig lässt. So sind Ella und René dafür, dass sie gerade erst den größten Umbruch der deutschen Nachkriegsgeschichte live miterlebt haben, politisch erstaunlich unbeleckt und ausschließlich mit der Seelenzerfleischung innerhalb ihrer anstrengenden und doch recht pubertären Beziehung beschäftigt. Auf der anderen Seite wird Melodram pur serviert, wenn die Gräfin von eigener Hand aus dem Leben scheiden will, da die Erfordernisse einer modernen Welt auf ihren überkommenen Wertekanon keine Rücksicht nehmen. Belastet wird diese aus der Zeit gefallene Figur mit allen nur denkbaren Problemen emotionaler wie auch wirtschaftlicher Art. Der Autor betreibt einen enormen verbalen Aufwand: es wird ungemein viel gesagt, ohne dass die Figuren aus dem Zustand von Pappkameraden hinauskämen. Insgesamt leider eine Enttäuschung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    AnnaMagareta, 03.05.2022

    Voller Kontraste und sehr atmosphärisch

    „Die Paradiese von gestern“ ist das Debüt des Autors, Filmkomponisten und Regisseurs Mario Schneider, in dem er seine Leser auf eine wunderbare Reise nach Frankreich mitnimmt.

    1990: Die Mauer ist gefallen und Ella und René machen ihre erste Reise aus Ostdeutschland nach Frankreich. Ihre Unterkunft ist ein heruntergekommenes Schloss, ein altes Weingut, welches von der Gräfin Charlotte de Violet und ihrem Bediensteten Vincent betrieben wird. Charlotte hat für sich bereits mit ihrem Leben abgeschlossen und wartet eigentlich nur noch auf einen geeigneten Zeitpunkt, um sich endgültig zu verabschieden. Zur gleichen Zeit kommt auch Charlottes leicht abgehobener und arroganter Sohn Alain aus Paris zu Besuch. Damit treffen dort drei Welten aufeinander, die kaum unterschiedlicher sein könnten.

    Mario Schneiders Schreibstil liest sich angenehm. Trotz des leicht melancholischen Grundtons, habe ich die Handlung nicht als bedrückend oder schwermütig empfunden. Seine Charaktere wirken authentisch, nicht jeder war mir sympathisch, aber ihr Verhalten wird nachvollziehbar dargestellt.
    Sowohl die Atmosphäre des des Schlosses, das Leben auf dem Land, als auch die Schnelllebigkeit von Paris, die Oberflächlichkeit in der Großstadt kamen direkt bei mir an und wurden spürbar.

    Ich würde das Buch nicht als spannend bezeichnen, aber gefesselt hat es mich – obwohl es im im Mittelteil kurze Längen gab – trotz allem, da es interessante Kontraste zwischen den Charakteren und unterschiedlichen Gesellschaftsformen gelungen darstellt.

    Von mir gibt es allein für die vermittelte Atmosphäre und die ruhige, bildhafte Sprache eine Leseempfehlung.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Sunshine77, 18.05.2022

    Sommer 1990:

    Ella und René, ein junges Paar aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik nutzt die neu gewonnene Freiheit um sich einen gemeinsamen Traum zu erfüllen und unternehmen eine Rundreise durch Frankreich. Der Reiseführer führt sie zu einem ehemals prächtigen mittlerweile aber verfallenen Schlosshotel, in dem sie tief in der Nacht noch ein Zimmer bekommen. Wie sich herausstellt sind sie die einzigen Gäste und sie werden auch die letzten sein: Das Hotel soll schließen.

    Mario Schneider lässt hier zwei Welten aufeinander prallen - die sich vorab nicht begegneten: Auf der einen Seite der alte französiche Adel auf der anderen Seite das junge, ostdeutsche Paar. Diese bewegen sich in einer außergewöhnlichen Umgebung. Für das junge Paar eine Herausforderung, schließlich wirken durch die bisherige Reise, die spannende Umgebung und die Schloßherrin sowie ihrem Diener und ihrem Sohn Einflüsse auf ihre Beziehung, die sie so nicht kannten und die ihre Beziehung verändern.

    Durch die exzellente sprachliche Gestaltung, fühlt man sich im gesamten Buch wie in einem Film. Die Örtlichkeit, die Personen, ja auch die Handlungen sind perfekt gestaltet, so dass vor dem inneren Auge eine wunderbare Kulisse entsteht. Insbesondere die verschiedenen Charaktere sind toll herausgearbeitet - ich habe dieses Buch ab der ersten Seite geliebt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Brigitte S., 26.04.2022

    Ella und Rene, ein Liebespaar aus der ehemaligen DDR fahren nach der Wende in den Urlaub nach Frankreich. Dabei finden Sie das Schloss von Gräfin Violet. Dieses Schloss war einmal ein angesagtes Schlosshotel und Gräfin Charlotte Violet lebt mir ihrem Diener Vincent alleine in dem Anwesen und Ella und Rene werden die letzten Gäste in diesem Hotel sein. Beide sind überglücklich, so eine Unterkunft gefunden zu haben und genießen das tolle Leben, aber merken auch das ihre Beziehung sehr zerbrechlich ist und ob das für ein Leben reicht?

    Mario Schneider ist mit seinem Debütroman ein tolles Werk gelungen. Man taucht ein in das Leben Frankreichs, in das Leben der Reichen und Schönen von Alain, der in Paris lebt, der Sohn von Charlotte und das Leben der ehemals Reichen wie Charlotte. Dieses Buch ist so wunderbar recherchiert von Mario Schneider, das man alles vor sich sieht und fast miterlebt. Die wunderbaren Ausschweifungen in das Leben von früher, machen das Buch rund. Ich habe mich einfach wunderbar unterhalten gefühlt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
    Toller Schreibstil, tolle Charaktere, tolle Geschichte, also rundum ein tolles Buch.
    In einer Rezension von diesem Buch hat jemand geschrieben: Das Buch liest sich wie ein wunderbarer französischer Film – dem habe ich nichts mehr hinzu zu fügen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 23.03.2022

    Ein schönes Buch! Ein Buch wie ein Film. Wie ein französischer Liebesfilm. Etwas plätschernd, aber ebenso nachdenklich machend und aufwühlend, ein Sinnieren erzeugend. Eine absolut interessante Geschichte über die Liebe und über den Menschen, voller interessanter Charaktere, vollkommen empathisch und auch spannend gelungen, nur etwas mehr Feuer hätte ich mir gewünscht.

    Das Paar Ella und René sind jung und frisch verliebt. Sie kommen aus Ostdeutschland und verbringen, kaum dass die Mauer gefallen ist, ihren ersten gemeinsamen Urlaub in Südfrankreich. Dabei geraten sie auf das heruntergekommene Weinschloss der Madame de Violet, einem ehemaligen 5-Sterne-Hotel. Sie übernachten dort. Die Welt der De Violets eröffnet sich ihnen und auch der Leserschaft wie in einem federleichten Traum. Charlotte de Violet lebt aber in ihrem heruntergekommenen Schloss, sieht einem Desaster entgegen. Ihr verschwiegener Diener und Freund Vincent versucht ihr zu helfen, übersieht aber den Stolz der Gräfin. Ella und René sollen die letzten Gäste des Weinschlosses sein, bevor die Gräfin Charlotte Schloss und Land verkaufen wird und in die Stadt zieht. So scheint der Plan. Doch dies hat Charlotte nicht vor. Diese letzte Blamage will sie nicht mehr erleben und sie plant ihren Abgang von der Welt. Bei einem letzten gemeinsamen Abendessen mit der letzten Flasche guten Weins der eigenen Herstellung soll alles gefeiert und besiegelt werden und zu diesem denkwürdigen Ereignis soll auch der Sohn des Hauses erscheinen, Alain. Doch bei diesem Abendessen knallt es zwischen der Gräfin und ihrem Sohn. Ebenso wie dieses emotionale Aufeinandertreffen von Mutter und Sohn auch Spuren bei Ella und René haben wird. Durch gewisse Ereignisse kommt es auch zu einem Eklat zwischen den Liebenden, die Liebe der Beiden wird auf eine erste Probe gestellt. René und Alain fahren zusammen nach Paris, René lernt die Metropole und ihre gut situierten Bewohner kennen. Einen Lebensstil, der ihm vollkommen fremd ist, der ihn verwundert, abstößt, der ihn erkennen lässt, was er eigentlich hat und wer er ist. Ella bleibt auf dem Schloss und nähert sich Vincent an, lernt dabei einen anderen Menschen, eine andere Lebenssicht und einen anderen Lebensstil kennen. Etwas, was auch Ella beeinflussen und verändern wird. Am Ende kommen dann alle Parteien wieder auf dem Schloss zusammen und steuern geläutert auf ein interessantes Finale zu.

    Ebenso treffen in diesem Buch auch Systeme aufeinander. Die einstige Welt des jungen Paars, der jetzige Kapitalismus und auch die vergangene Welt des Adels in Europa, eine Welt des Stolzes. Und ebenso ist das Buch ein gelungener Blick auf den Menschen. Intensiv, interessant und lehrreich!

    Manchmal ist "Die Paradiese von gestern" nur mit einigen Längen ausgestattet, was dem Buch den letzten Stern kostet. Allerdings ist dieser Weg zum letzten Stern ein kurzer, beim nächsten Buch schafft Mario Schneider diesen Stern sicher auch noch. Denn dieses Buch ist wirklich wunderbar zu lesen und es wird bei mir bleiben, was eigentlich auch eine Wertung ist. Denn unsere Regale wachsen ja nicht mit unseren Wünschen!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Hoelzchen, 04.05.2022

    „Die Paradise von gestern“ von Marion Schneider erschienen im „Mitteldeutscher Verlag“.
    Der Roman beginnt mit einer Rückblende ins Jahr 1960. Charlotte (die Schlossherrin) und ihr 3jähriger Sohn Alain sind zusammen mit zwei Angestellten im Sommerurlaub am Meer. Eine zarte Liebe zwischen Charlotte und Vincent (ihrem Chauffeur) scheint sich anzubahnen. Szenenwechsel.
    Ella und Rene´ aus Ostdeutschland verbringen 1990 (Wendejahr) ihren ersten Urlaub im Westen. Ihre Reise führt sie nach Frankreich (da beide in der DDR französisch gelernt haben, gibt es keine Sprachprobleme). Sie fragen in Charlottes Schloss (welches als Hotel ausgewiesen wird) nach einem Zimmer, welches sie auch bekommen. Das Schlosshotel steht kurz vor der Schließung (wie sich im weiteren Verlauf herausstellt, gibt es finanzielle Probleme). Sie werden die letzten Gäste sein. Es wird nur noch von Charlotte und Vincent (ihrem treuen Diener) bewohnt. Auf den folgenden über 500 Seiten begleiten wir die Protagonisten. Aus einer ursprünglich geplanten Übernachtung, werden mehrere Tage Aufenthalt. Die Konflikte zwischen Ella und Rene´ werden deutlich. Charlotte hat keine Lebensenergie mehr, zudem hat sie ein sehr schlechtes Verhältnis zu ihrem Sohn Alain (ein Lebemann der alle Klischees erfüllt) und Vincent versucht mit seiner besonnenen Art „den Laden am laufen zu halten“. In diesen wenigen Tagen werden Grenzen überschritten und so manche Geheimnisse aufgedeckt. Doch ob es wirklich ein happy end gibt, bleibt offen.
    Der Schreibstil von Mario Schneider hat mir sehr gefallen. Eine sehr genaue Beschreibung der Charaktere und Landschaften, jedoch flüssig und modern. Eine sagenhafte Beobachtungsgabe und so präzise formuliert. Ganz große klasse. Sowohl Menschen als auch Landschaften und Häuser konnte ich mir gut vorstellen, einfach perfekt. Die unterschiedlichen Charaktere die hier aufeinandertreffen sind sehr authentisch. Ich hatte ziemlich schnell meine Sympathien und Antipathien verteilt und fühlte mich auch am Ende darin bestätigt. Tatsächlich hat der Roman große Längen, denn auf den über 500 Seiten, geht es letztendlich nur um wenige Tage. Das Ende erschien mir dann aber doch zu schnell und zu abrupt. Einige Dinge bleiben ungeklärt, denn vieles wird angerissen und man vermutet spätere Erklärungen (zum Beispiel Ellas verkorkste Beziehung zu ihren Eltern), die aber ausbleiben. Das Ende bleibt offen und es bleibt dem Leser überlassen, sich Gedanken zu machen. Insofern hat mich der Schluss nicht ganz befriedigt.
    Dennoch auf alle Fälle eine Leseempfehlung, da sprachlich und atmosphärisch absolut gelungen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Sabine W., 26.05.2022

    Altes Schloss – große Geschichte
    Den ersten Sommer nach dem Mauerfall verbringt das Liebespaar Ella und René aus Ostdeutschland in Südfrankreich. Auf der Heimreise entdecken sie zufällig das heruntergekommene Hotel von Madame de Violet und übernachten spontan dort. Beim Abendessen sitzen daher Vertreter dreier verschiedener Schichten an einem Tisch: die sonderbare Hotelbesitzerin, der Stolz und Würde des alten Adels am Herzen liegt, deren Sohn Alain, der den Kapitalismus verkörpert und schließlich das ostdeutsche Pärchen, das sozialistische Werte mit sich bringt. Alain überredet René, mit ihm Paris zu besuchen und Ella bleibt auf dem Schloss, wo sie vom verschwiegenen Diener immer mehr über die Gräfin erfährt. Die hat allerdings ganz eigene Pläne …
    Fiele die kräftige Farbe nicht so ins Auge, wäre das Cover wohl eher unspektakulär. Weiß hervorgehoben ist das Wort „Paradiese“, und der Titel ist sehr passend zum Buch gewählt. Die Überschriften der Kapitel sind teils zweideutig, die Länge sehr leserfreundlich gestaltet. Der Autor beeindruckt in seinem Erstling mit einer wunderschönen und bildhaften Sprache. Die Beschreibungen nehmen den Leser sofort mit ins Buch; man spürt die sommerliche Hitze, schmeckt das Essen geradezu, sieht die Landschaft vor sich. Die Dialoge sind lebhaft und vor allem beim ersten Abendessen ein wahrer Schlagabtausch. Durch diesen ausgezeichneten Schreibstil werden auch einige Schwächen des Buches ausgeglichen, wenn es etwa um weniger nachvollziehbare Reaktionen der Protagonisten geht.
    Perspektivenwechsel geben dem Leser einen Einblick aus unterschiedlichen Sichtweisen und beleben dadurch die Handlung – in der eigentlich gar nicht so viel geschieht. Die Atmosphäre dieses Romans entsteht vor allem durch Rückblenden und Nebenhandlungen. Die Charaktere sind etwas überzeichnet dargestellt, insgesamt aber doch lebensecht. Sympathien betreffend kommen die weiblichen Protagonisten nicht so gut davon; zu kapriziös, zu unbelehrbar und festgefahren sind sie in ihrer Persönlichkeit.
    Ein Buch, das über Traditionen spricht, über Pflichtgefühl und Liebe, ja eigentlich über das Leben selbst und diese Themen doch mit einer Leichtigkeit zu einer empfehlenswerten Lektüre macht.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 2 Sterne

    holdesschaf, 16.08.2022

    In weiten Teilen zu langatmig
    Ella und René, ein junges, frisch verliebtes Paar aus Ostdeutschland, unternehmen kurz nach dem Mauerfall eine Urlaubsfahrt in ihr Sehnsuchtsland Frankreich. Eines Abends verfahren sie sich und kommen in einem geschlossenen Hotel unter. Einzige sonstige Bewohner sind Gräfin Charlotte und ihre Butler Vincent. Das schlossartige Gebäude liegt wie im Dornröschenschlaf und vor allem Ella, eine Schauspielerin, ist begeistert von der edlen Kulisse, fühlt sich aber von Renè bald nicht ausreichend geliebt. Dann werden sie auch noch von der Gräfin zu einem Abendessen eingeladen, zu dem auch unverhofft der Sohn des Hauses, Alain, auftaucht und für Ärger sorgt, was die Pläne seiner Mutter durcheinanderbringt. Nachdem auch René und Ella sich gestritten haben, nimmt Alain René mit nach Paris. Diese Auszeit gibt allen Gelegenheit, ihre Beziehungen zu überdenken.

    Nach dem Klappentext und dem Prolog, in dem eine junge, verheiratet Adlige mit Kind eine kurze Urlaubsaffäre mit einem Angestellten hat, war ich sehr neugierig, wie das wohl alles zusammenhängen könnte. Der Klappentext ist so formuliert, dass man nach dem Eklat beim Abendessen etwas Außerordentliches erwartet. Doch bis es überhaupt zum Abendessen kommt, vergehen mindestens 150 Seiten, in denen zunächst noch sehr schön die Landschaft und das Schloss beschrieben werden und viele Gespräche zwischen Ella und René geführt werden. René steht dabei sehr unter dem Bann von Ella und tut nahezu alles, was sie will. Ella hingegen ist als Protagonistin sehr anstrengend, nie zufrieden und manchmal richtig aufdringlich auch den Gastgebern gegenüber, so dass ich von ihrer schnell überdrüssig war. Ständig dreht sich alles um ihre Befindlichkeiten und das ist recht ermüdend.

    Auch der langatmige, selbst für die 90er Jahre antiquierte und verstaubte Schreibstil, der zwar nicht schwer zu lesen ist, aber die Geschichte einfach nicht zielstrebig genug verfolgt, trug dazu bei, dass ich bald das Interesse verlor. Denn mitnichten änderte sich die Atmosphäre im Roman nach dem missglückten Abendessen. Es gibt nur den Ortswechsel nach Paris, wo man in eine Gesellschaft eingeführt wird, mit der ich persönlich jetzt so gar nichts verbinden konnte und die mich auch nicht interessiert hat. Über "The people", eine Art obere Zehntausend von Paris, konnte ich nur den Kopf schütteln. Vermutlich sollte dieser Teil amüsant sein, doch ich fühlte mich, genau wie René, fehl am Platz. Oft wechselte die Perspektive zwischen Paris und dem Hotel hin und her, so dass man auch Ellas distanzloses Verhalten mitbekam.

    Ingesamt fehlt es dem Roman an irgendeiner Form von wirklich bedeutsamer Handlung. Es prasselt Gedanke um Gedanke irgenwie ungeordnet auf den Leser ein und zeitweise kam es mir so vor, als konstruierte der Autor die Geschichte zum Zwecke der Unterbringung aller Vergleich, Metaphern und Formulierungen, die ihm irgendwann in den Sinn kamen, aber noch nicht ausreichend präsentiert werden konnten. Das Buch wäre sicher um Längen besser, wenn die Geschichte nicht so ausschweifend erzählt worden wäre. Teilweise sind mir wirklich die Augen zugefallen und oft hat sich alles in mir gesträubt, das Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen. Ich habe Wochen dafür gebraucht, weil es nach dem Prolog kaum etwas gab, das mich neugierig gemacht oder berührt hätte.

    Auf den letzten 50 Seiten ging es dann wieder, der Roman wurde einigermaßen schlüssig beendet. Der große Aha-Effekt blieb allerdings aus. Die Begründung, warum der Sohn sich irgendwann von der Mutter distanziert hat, schien mir nicht ganz ausreichend. Auch für die Beziehung der beiden jungen Leute konnte ich kaum eine Veränderung feststellen. Und das nach 500 quälend langen Seiten. Für mich war das Buch ein Fehlgriff, was aber nicht heißt, dass es jedem Leser so gehen muss. Cover, Prolog und die Zusammenführung aller Fäden am Ende sorgen für 2 Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 2 Sterne

    Batyr, 09.05.2022

    Zwei Welten stoßen aufeinander

    In Mario Schneiders übermäßig umfangreichen Roman ist alles auf eine fundamentale Konfrontation angelegt. Da ist einmal das junge Liebespaar aus Ostdeutschland, das zu seiner ersten großen Auslandsreise in den Westen aufbricht. Und da ist die altadelige Familie, die sich als nicht anpassungsfähig an die Erfordernisse einer neuen Zeit erweist. Eigentlich eine großartige Ausgangsidee, deren Ausführung allerdings zu wünschen übrig lässt. So sind Ella und René dafür, dass sie gerade erst den größten Umbruch der deutschen Nachkriegsgeschichte live miterlebt haben, politisch erstaunlich unbeleckt und ausschließlich mit der Seelenzerfleischung innerhalb ihrer anstrengenden und doch recht pubertären Beziehung beschäftigt. Auf der anderen Seite wird Melodram pur serviert, wenn die Gräfin von eigener Hand aus dem Leben scheiden will, da die Erfordernisse einer modernen Welt auf ihren überkommenen Wertekanon keine Rücksicht nehmen. Belastet wird diese aus der Zeit gefallene Figur mit allen nur denkbaren Problemen emotionaler wie auch wirtschaftlicher Art. Der Autor betreibt einen enormen verbalen Aufwand: es wird ungemein viel gesagt, ohne dass die Figuren aus dem Zustand von Pappkameraden hinauskämen. Insgesamt leider eine Enttäuschung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 12.05.2022

    Frankreich, die Liebe, das Leben – ein gelungener Roman

    „Es bleibt eben nichts, wie es ist. Weil sich alles verändert. Weil man nichts festhalten kann. Es gibt keine Beständigkeit. Nirgendwo und für niemanden.“ (S. 109)
    DAS perfekte Buch für einen Frankreichurlaub oder einfach nur faul in der Sonne liegend. Mario Schneider hat einen großartigen Roman über die Liebe, die Vergänglichkeit, die Offenheit und das Leben an sich geschrieben. Gebettet in das Frankreich Anfang der 90er Jahre.
    Wir begleiten die zwei Ostdeutschen Ella und René, die kurioserweise beide Französisch sprechen und sich mit ihrem Wartburg aufmachten Frankreich zu erkunden. Kaum Francs in der Tasche, aber mit viel Entdeckerlust sind die beiden unterwegs. In der Nähe von Bordeaux suchen sie eine Bleibe für die Nacht und stoßen auf dieses alte Schlosshotel. Eigentlich zu teuer so wie es scheint, aber sie werden für einen lächerlichen Betrag aufgenommen. Es bleibt nicht bei einer Nacht, es bleibt nicht nur beim Schloss. Paris wird der andere Schauplatz dieses Romans, der gebührend mit der Oberschicht in Szene gesetzt wird.
    Im Grunde ist die Handlung banal, aber so großartig inszeniert: Ella ist Schauspielerin und fließt über vor Emotionen und Sehnsüchten. Ihr Freund René ist nüchtern, zurückhaltend, eher der ruhige Typ. Sie stellt seine Liebe in Frage.
    „Die Sehnsucht des Menschen ist sein Verhängnis“ (S. 407)

    Der zweite Strang hat die Familie des Anwesens im Blick, die adeligen de Violet. Auch hier wieder eine Frage der Liebe, auch das Verhältnis zum Sohn ein schwieriges. Obendrauf kommt eine gesellschaftliche Komponente, einerseits die ostdeutsche Perspektive auf das kapitalistische Frankreich und Neuland für die beiden sowie die eigenen französische „Altes-Geld“-Perspektive auf die Neureichen und überhaupt auf die gnadenlosen Bewertungen untereinander. Das schnelle Abrutschen aus den angesehenen Kreisen.
    „Das ist eigentlich das Schlimmste am Älterwerden, dass man immer klarer sieht, was man für Fehler in seinem Leben gemacht hat und dass man nichts mehr daran ändern kann. Sinnlose Erkenntnisse, die einen auf dem Weg zum Grab begleiten.“ (S. 523)

    Die knapp 550 Seiten waren eine große Freude zu lesen, wirklich gekonnt geschrieben und ein stimmiges Buch. Es passiert einiges und doch so wenig. Die Auseinandersetzungen und wirklich guten Gespräche in diesem Roman machen es so lesenswert. Und ja, am Ende blieben die Augen bei mir nicht trocken. Ach, da muss ich noch anfügen, es ist in keinsterweise kitschig, ganz im Gegenteil, fast nüchtern und intensiv analytisch geschrieben in einer luftigen sommerlichen Prosa.

    Ich wünsche diesem tollen Roman viele Leser:innen!!! Grandios - kommt auf jeden Fall in meine Top 10 des Jahres 2022!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 10.05.2022

    Mario Schneider entführt seine Leser nach Südfrankreich in „Die Paradiese von gestern“.

    Unaufgeregt erzählt er von einer Gräfin, die am Ende ist. Ihr einst stolzer Besitz ist heruntergewirtschaftet, ihr Hotel, das Chateau Violet, wird geschlossen. Außer ihrem treu ergebenen Diener ist keiner mehr da und in diesen letzten Tagen verschlägt es ein junges Pärchen aus dem Osten hierher: Ella und René - sie können endlich reisen, den Duft der weiten Welt atmen. Und nun sitzen sie hier beim letzten Diner mit Charlotte und Vincent, dem Diener. Charlottes Sohn gesellt sich kurzentschlossen dazu.

    Es sind die gegensätzlichen Akteure, die diese Geschichte, die nach der Wende angesiedelt ist, sehr lebendig machen. Ich lerne Charlotte de Violet, die Gräfin, dreißig Jahre zuvor kennen. Sie ist mit ihrem dreijährigen Sohn Alain in Biarritz samt Kindermädchen und Diener. Hier kommt ihr Charakter schon gut zum Vorschein, ich werde mich noch des Öfteren an diese Urlaubstage erinnern.

    Extreme lassen so manche Sequenz zuweilen überzogen daherkommen. Die sehr dominante Ella schickt René weg, sie drängt ihn direkt, mit Alain nach Paris zu fahren und hier spürt man eine abgehobene, sich selbst feiernde Gesellschaft, die es zwar geben mag, in die aber einer aus dem Osten so gar nicht hinpasst. Das normale Paris bleibt gänzlich außen vor.

    Mario Schneider beschreibt verschiedene Gesellschaftsschichten, die im besten Falle unter sich bleiben. Die jungen Leute aus dem Osten sind ihrerseits sehr forsch, neugierig sowieso. Ihre Herkunft hat sie geprägt, aber nicht nur sie, auch die Gräfin vertritt ihren Adelsstand. Ihr Stolz, ihre selbst gewählte Abgrenzung ist stets spürbar. Das Ungesagte steht wie eine undurchdringliche Mauer zwischen ihr und denen, die ihr nie zu nahe kommen dürfen.

    Der Autor überzeichnet seine Charaktere, sie sind allesamt ein wenig daneben, keinem der hier agierenden möchte man begegnen und doch entsteht eine Sogwirkung, die einen tief eintauchen lässt. Wie es scheint, passiert nicht viel und doch ist es eine ganze Menge, auch das Ende deutet eher an als das es preisgibt. Und doch ist der Schluss für mich die einzig mögliche Option. Das Leben geht weiter, endet bald oder irgendwann…

    Nicht alle, aber so manche Darsteller waren mir äußerst unsympathisch, andere dagegen blieben eher im Hintergrund. Ein leises Buch, das ich gerne gelesen habe. Es erzählt von Liebe, auch vom Tod und ist doch voller Leben.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lisbethsalander, 19.05.2022

    Ein etwas anderer Frankreich Urlaub
    Rene und Ella, ein junges Pärchen, anfangs offenbar recht verliebt, macht sich kurz nach der Wende und der Grenzöffnung in Deutschland auf die Reise nach Frankreich, wo sie auf einem verlassenen Gut landen. Die einzigen Bewohner, eine in die Jahre gekommene verarmte Gräfin und ihr Diener lassen sie bei sich wohnen, auch wenn das einst betriebene Hotel ansonsten nicht mehr frequentiert wird. Bei einem inszenierten Abschiedsdiner taucht auch der erwachsene Sohn Alain auf und lädt die beiden Gäste ein, ihn nach Paris zu begleiten. Ella lehnt dies ab, Rene möchte der Einladung unbedingt folgen, hierdurch geraten die beiden in Streit, die junge Liebe bekommt die ersten Kratzer. Da Alain im Gegensatz zu seiner Mutter recht vermögend ist, führt er in der französischen Hauptstadt ein luxuriöses Leben, das Rene, der so etwas aus der ehemaligen DDR nicht kennt, verführerisch und reizvoll erscheint. Ella hingegen, auf dem Schloss geblieben, nähert sich dem Diener Vincent zwischenmenschlich an und reflektiert über ihr eigenes und die Beziehung zu Rene. Der Schreibstil des Autors ist leicht und angenehm, man ist sofort in der Geschichte drin, alles wird sehr atmosphärisch und bildlich geschildert, man kann sich tatsächlich in die Landschaft und das Lebensgefühl in Frankreich hinein denken. Die einzelnen Charaktere sind sehr authentisch skizziert, und auch wenn sie durchgängig nicht unbedingt zu 100% sympathisch erscheinen, hat doch der eine oder andere, vor allem die junge Ella auf mich eine gewisse Faszination ausgeübt, derer ich mich nicht entziehen konnte. Einzig in der Mitte gab es einige Längen, wo ich den Eindruck hatte, weniger wäre hier mehr gewesen. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen und werde den Autor im Auge behalten!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein