5€¹ Rabatt bei Bestellungen per App

 
 
Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 143007564

Buch (Gebunden) 25.70
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Birgit S., 28.08.2022

    Als Buch bewertet

    Kraftvoller und mystischer Roman über zwei Schwestern und ihre Gemeinschaft

    „Die Stimme meiner Schwester“ von Itamar Vieira Junior erzählt sprachlich eindrucksvoll die Geschichte zweier Schwestern, Bibiana und Belonísia, und ihrer Familie. Sie sind Nachfahren von Sklaven und wachsen in einer Gemeinschaft von Afro-Brasilianer*innen, den Quilombos, im Nordosten von Brasilien in den Diamantina—Begen im Bundesstaat Bahia, fernab der großen Städte auf der Farm „Fazenda Água Negra“ auf. Ihr Leben ist geprägt von Arbeit, Unterdrückung und Armut.

    Gegliedert ist der Roman in drei Teile, die ersten beiden werden jeweils aus der Sicht einer der beiden Schwestern erzählt, während der letzte Teil durch die Stimme einer weiblichen afrikanischen Gottheit erzählt wird.

    Die Geschichte beginnt damit, dass eines Tages die Schwestern in einem Koffer unter dem Bett ihrer Großmutter ein altes, mysteriöses Messer finden, und eine von ihnen schneidet sich versehentlich die Zunge ab, was ihrer beider Leben unwiderruflich verändert und sie für immer miteinander verbindet. Als Leser*in begleitet man dann die Schwestern über drei Jahrzehnte hinweg und bekommt so einen Eindruck von ihren Lebensumständen und ihre Sicht darauf: Belonísia scheint mit dem Leben auf der Farm zufrieden zu sein, während Bibiana die Ungerechtigkeit des Lebens ihrer Familie in unnachgiebiger Knechtschaft von klein auf erkennt und sie dazu veranlasst, sich auf den Weg zu machen, um für Veränderung zu kämpfen.

    Der Autor schafft es hierbei lyrisch und kraftvoll das Leben der Quilombos, ihren Glauben, ihre Beziehung zur Familie und der Gemeinschaft sowie ihre Verbindung zur Natur einzufangen und verleiht ihnen, die sonst kein Gehör finden, eine Stimme. Daneben wird auch ein Augenmerk auf die Frauen, ihre Rolle in der Gemeinschaft und wie es ihnen dort ergeht, gelegt und wie sie sich gegen Gewalt und anderes erlebtes Leid wehren.

    „Die Stimme meiner Schwester“ ist ein lesenswertes und beeindruckendes Buch, das einem auf mystische Art und Weise das Leben voller erfahrener Ungerechtigkeiten, Leid, aber auch Kraft und menschlicher Wärme der indigenen Afro-Brasilianer authentisch und bildlich näherbringt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 22.08.2022

    Als Buch bewertet

    Außergewöhnlich – ein Roman der nachklingt

    „Die Stimme meiner Schwester“ ist das Debüt des brasilianischen Autors, Geographen und Ethnologen Itamar Vieira Junior.

    Bibiana ist gerade einmal sieben Jahre als, als sie und ihre gerade einmal ein Jahr jüngeren Schwester Belonísia in den Sachen ihrer Großmutter ein Messer finden. Durch ein kurze Kabbelei verliert eine von ihnen die Zunge. Durch diesen Unfall entsteht eine enge Bindung zwischen den beiden Schwester.

    Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste erzählt aus der Ich-Perspektive von Bibiana und der zweite aus der von Belonísia. Im dritten erfolgt ein Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven. Dadurch hat der Autor zunächst eine gute Einsicht in das Leben der Schwestern gegeben. Ein Leben von zwei Mädchen, die eigentlich nach der Abschaffung der Sklaverei in einer Gemeinschaft von Landarbeitern aufgewachsen sind. Dennoch hat sich nichts an der Ausbeutung durch die Grundbesitzer geändert.

    Insgesamt umfasst die Handlung 30 Jahre in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Schreibstil des Autors ist sehr direkt und er stellt den Widerstand, den Kampf und den Schmerz so deutlich da, dass es beim Lesen weh tut. Auch wenn die Geschichte um die zwei Schwestern fiktiv ist, inhaltlich ist sie real. Auch heute gibt es die Frauen und Männer, die in ländlichen Gebieten Brasiliens aufgewachsen sind, die jeden Tag hart arbeiten und das alles in der Hoffnung auf bessere Tage für ihre Kinder.

    Das Buch ist keine leichte Lektüre, es ist brutal und grausam, gibt erschreckende Einblicke in das Leben der Plantagenarbeiter und -arbeiterinnen. Man merkt mit jeder Seite, was für ein Anliegen es Itamar Vieira Junior war, auf die Geschichte dieser Menschen aufmerksam zu machen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mona, 28.08.2022

    Als eBook bewertet

    heftig
    "Die Stimme meiner Schwester"
    Ich durfte dieses Buch als Ebook im Rahmen einer Verlosung lesen. Ein Buch, dass man nicht so einfach wegliest. Es bleibt vieles zum Nachdenken übrig.
    Zum Buch: Eigentlich ist die Sklaverei beendet und dennoch hat sich das Leben der Nachfahren ehemaliger Sklavinnen und Sklaven nicht verbessert. In dieser Geschichte, die in Brasilien spielt, begleiten wir über einen Zeitraum von dreißig Jahren die beiden Schwestern Bibiana und Belonisia. Beim Spielen mit einem Koffer ihrer Großmutter finden die beiden Mädchen in diesem ein Messer. Beide Mädchen verletzen sich damit schwer und eine von ihnen verliert sogar ihre Zunge, aber nicht ihre Stimme. Zwischen den beiden Schwestern entsteht ein starkes Band und beide kämpfen, jede auf ihre Art, gegen die Unterdrückung und die Ungerechtigkeiten in ihrem Land, die besonders gegen die Frauen heftig sind.
    Das Buch ist in mehrere Kapitel eingeteilt und die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Auch erfährt man einiges aus der Familiengeschichte. Eine Geschichte, die sehr interessant ist und den Leser mitnimmt. Das Buch halt noch lange nach und hinterlässt einiges zum Nachdenken.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    forti, 11.09.2022

    Als Buch bewertet

    In Itamar Vieira Juniors "Die Stimme meiner Schwester" erzählen die beiden Schwestern Bibiana und Belonísia im Wechsel aus ihrem Leben im ländlichen Brasilien Mitte des 20. Jahrhunderts. Würde diese Zeitangabe nicht in der Ankündigung des Verlages erwähnt und würden im Buch nicht Autos und Motorräder vorkommen, könnte man auch denken, dass das Buch im 18. oder 19. Jahrhundert spielt. Die Menschen auf den Plantagen leben ein an Sklaverei oder Leibeigenschaft erinnerndes Leben unter primitiven Umständen - selbst um eine Schule muss mit den Besitzern der Plantage gekämpft werden. Für mich waren diese Lebensumstände der Nachkommen tatsächlicher Sklav*innen in ihrer Ungerechtigkeit und Ausweglosigkeit erschütternd zu lesen.
    Zu dieser Beschreibung der Lebensumstände gesellt sich noch Mystik und Symbolik - der eigentliche Handlungsbogen ist dabei allerdings sehr überschaubar.
    Wer ein eindrückliches und wie ich denke authentisches Bild vom Leben der von Sklaven abstammenden Bevölkerung Brasiliens bekommen möchte, ist mit diesem Buch sehr gut beraten.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 30.10.2022

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung:
    Dieses Buch war eines der Neuerscheinungen , auf die ich mich am meisten in diesem Quartal gefreut hatte. Dies lag zum einen an der sehr spannenden und kritischen Thematik, aber auch an dem Schauplatz, der natürlich überaus spannend und ungewöhnlich ist. Denn sonderlich häufig wird man nicht mit dem brasilianischen Flair in der deutschen Buchvbranche konfrontiert.

    Zunächst einmal muss ich sagen, dass der Schreibstil wirklich gelungen und sehr ansprechend war und die Komponenten eines anspruchsvollen, thematisch überzeugenden Romanes spielerisch umsetzen konnte. Und mich mit der sprachlichen Wucht absolut für sich Einnahmen konnte .
    Leider war dies für mich in Bezug auf die Charaktere nicht unbedingt der Fall. Diese blieben mir bis zum Schluss fremd und schienen wenig authentisch bzw. zu wenig detailliert, sodass mir deshalb ein Zugang zur Geschichte verwehrt bliebt.

    Mein Fazit:
    Für mich ein interessantes, gut geschriebenes, aber kein brillantes Buch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 06.09.2022

    Als Buch bewertet

    Eines vorweg: Aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe habe ich ein anders Buch erwartet. Trotzdem haben mir Inhalt und Schreibstil sehr gut gefallen. Der Roman, der in 3 Abschnitte eingeteilt ist, liest sich angenehm und die Beschreibungen von Landschaft, Menschen, Eigeheiten sowie heiligen Festen, rituellen Handlungen bis hin zu heidnischen Bräuchen finde ich sehr gut erzählt. Was mir fehlte, waren mehr Erklärungen zu den beiden Schwestern. Auch wenn beide Schwestern in Ichform beschrieben wurden, die Geschichte der Großmutter sowie die Geschichte des Vaters intensiv beschrieben und nachvollziehbar erzählt wurde - mir fehlte das, was für mich ein Buch besonders macht. Gefallen hat mit die Solitarität aller Frauen, die im Roman (in Brasilien) die Welt verändern wollten und dies auch teilweise geschafft haben.
    Fazit: Obwohl wunderbar ge- und beschrieben - ganz erreicht hat mich der Roman leider nicht. Trotzdem gerne 3 Sterne für die eindringlichen "leisen Töne".

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SofieW, 24.08.2022

    aktualisiert am 24.08.2022

    Als Buch bewertet

    Zwei Schwestern erheben ihre Stimme und die Welt der Plantagenarbeiter, frei sein ist anders

    Früher waren die Arbeiter auf den großen Plantagen Brasiliens Sklaven. Dann, Ende des 19.Jahrhunderts wurden sie in die Freiheit entlassen und nahezu nichts hat sich geändert. In einem dieser, von ehemaligs Leibeigenen, bewohnten Dörfern leben die siebenjährige Bibiana und ihre ein Jahr jüngere Schwester Belonisia. Beim Herumstöbern finden sie ein Messer, das ihrer Großmutter gehört und verletzten sich daran, beide. Eine der Geschwister wird danach nie mehr sprechen können und so übernimmt die andere dies für sie. 30 Jahre werden wir die beiden Schwestern, vielleicht auch gerade durch ihre enge Bindung gestärkt, auf ihrem kämpferischen Weg, der Auflehnung gegen die rechtlosen Zustände ihrer dörflichen Gemeinschaft gegenüber den Großgrundbesitzern, begleiten. Und auch das Aufbegehren gegen die inneren Macht- und Gesellschaftsstrukturen innerhalb ihrer kleinen Gruppe ist ein Teil dieses Weges, ihres Lebens. Und dieses ist vor allem geprägt von Brutalität und Grausamkeit. Die realen Verhältnisse, in denen die so hart arbeitenden Menschen leben müssen, unfassbar und trotzdem lassen sie die Dinge geschehen, arbeiten stoisch weiter, zu müde und voller Angst, denn einst waren die Zeiten noch schlimmer und das weiß man noch gut. Und dann ist da noch die versteckte Hoffnung, dass am Ende ein besseres Leben steht, für die nächsten Generationen ihrer Familie.
    Der Autor hat sich entschlossen, diese von ihm u.a. für seine Doktorarbeit erforschten Verhältnisse der Landarbeiter Brasiliens, den Nachkommen der Menschen, die ihr Leben hier als Sklaven fristeten, in Form eines fiktiven Romans zu veröffentlichen mit zwei Hauptprotagonistinnen, die uns Leser zwingen, hinzusehen. Das erklärt auch die direkte Art, das ungeschönte Benennen, den klaren schnörkellosen Schreibstil des Autors, der selbst einige Jahre mit den Landarbeiteren in ihrer dörflichen Gemeinschaft gelebt hat.
    Dieses Buch, Wohlfühlunterhaltung bietet es nicht. Manchmal ist es fast schmerzhaft und man muss sich zwingen, sich nicht abzuwenden und sich der Realität dieser Geschichte bewusst zu sein. Aber letztendlich hält man es aus und liest weiter, weil man gar nicht anders kann.

    Sehr zu empfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    iGirl, 06.09.2022

    Als Buch bewertet

    Willkür, Stärke und Magie in sprachlichen Bildern

    Heftig geht es gleich los in der Geschichte – die Unvorsichtigkeit zweier Schwestern und das Spiel mit dem Messer kostet einer der beiden die Möglichkeit zu sprechen. Bibiana übernimmt von nun an für die zungenlose Belonisia zu sprechen. So entsteht eine enge Bindung der beiden Schwestern und doch schlagen beide im Heranwachsen völlig unterschiedliche Wege ein. Trotzdem ihre Schicksale verschieden verlaufen verbindet sie eine Gemeinsamkeit: der Wille zur Unabhängigkeit, zum sich-nicht-beugen-lassen, zum Kampf.

    Dem Autor ist eine bedrückende, nachdrückliche, beeindruckende und vor allem bedeutende Geschichte gelungen. Er erzählt in seinem nahe gehenden, in meinen Leseaugen, hervorragenden Schreibstil die Geschichte der schwarzen ehemaligen Sklaven Brasiliens. Dabei wählt er die Geschichte einer Familie, die über mehrere Generationen reicht. Der jahrzehntelangen Ausbeutung und Demütigung durch die Großgrundbesitzer steht absoluter Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Aberglaube und Geisterzauber der betroffenen Menschen entgegen. Wir als Lesende erhalten einen Einblick in ein Leben geprägt vom Überlebenskampf, bedingt durch Trockenheit, geringe Ernte, körperliche Übergriffe, Gewalt, Repressalien und Willkür der Landbesitzer. Aber wir lernen auch eine Welt der Geister, der Naturheiler, der Mystik kennen und ebenso die ungewöhnliche Gedankenwelt der hauptsächlich weiblichen Protagonistinnen.

    Itamar Viera Junior und Barbara Mesquita (Übersetzerin) zeichnen sprachliche Bilder. Es fiel mir leicht die Protagonistinnen deutlich vor mir zu sehen, mich in sie hinein zu versetzen. Zwar konnte ich nicht jedes Gedankenkonstrukt nachvollziehen, jedoch war ich unglaublich beeindruckt von der Stärke der unbeugsamen Frauen und ihrer Willenskraft. Da können wir uns in der westlichen Welt noch eine große „Feministinnenscheibe“ abschneiden.

    Mein Fazit: Chapeau für ein hervorragendes Erstlingswerk. 'Itamar Vieira Junior' werde ich mir merken – ich freue mich schon auf sein nächstes Buch!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katharina G., 31.08.2022

    Als Buch bewertet

    Itamar Vieira Junior hat hier einen Debutroman vorgelegt der sich sehen lassen kann.

    Teilweise mythisch anmutend, teilweise messerscharf analysierend  erzählt er von zwei Schwestern die sich nicht in die patriachalen Machtstrukturen Brasiliens einfügen wollen. Als Kind hat eine der Schwestern beim Spielen mit einem Messer ein Stück ihrer Zunge verloren was sie zu einer Stimmlosen Frau verdammt hat. Das verstehe ich als Metapher für die Unterdrückung durch das Patriarchat und die alten Machtstrukturen die Frauen keine Stimme verleiht. So kann die andere Schwester zwar sprechen, Stimme jedoch hat auch sie keine.
    Nach einer Gewaltsamen Ehe und einem Leben ohne Rechte ist sie nicht mehr gewillt das einfach so hinzunehmen.

    Stück für Stück wird die Geschichte der Schwestern erzählt. Auch die Geschichte der Gemeinschaft von Nachfahren früherer Sklaven, ihrem andauernden Kampf um Würde,  Freiheit und Unabhängigkeit von Großgrundbesitzern die in der demonstration  ihrer Macht nur eine Fortführung früherer Sklaverei erkennen lassen, sowie gegen die Gier nach Gold und Reichtum wird gekonnt thematisiert. 

    Für mich war dieser Roman ein absolutes Highlight da ich bisher wenig Brasilianische Literatur gelesen habe und man durch die erzählten Geschichten immer auch einen Einblick in die Kultur bekommt.  Der Autor ist ein gekonnte Erzähler und weiß es den Leser für sich einzunehmen und einen tollen Spannungsbogen zu erschaffen. So geht es nicht nur um die Stimme einer Schwester sondern um die Stimme aller Schwestern, also aller Frauen. 

    Besonders interessant fand ich auch das der Autor, als Geograf und Ethnologe, im Rahmen seiner Doktorarbeit selbst eine Zeit lang unter ehemaligen Sklaven gelebt hat.

    Ein wirklich tolles Buch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Kerstin S., 02.09.2022

    Als Buch bewertet

    Itamar Viera Junior entführt uns in seinem Roman "Die Stimme meiner Schwester" nach Brasilien. Er greift ein sehr interessantes Thema auf, was mir bisher völlig fremd war: Die Sklaverei in Brasilien.

    Die Geschichte handelt von einer Gruppe von Nachfahren ehemaliger afrikanischer Sklaven. Erzählt wird die Familiengeschichte rund um die beiden Schwestern Bibiana und Belonísia, die ein sehr enges Verhältnis zueinander haben. Die Geschichte beginnt damit, dass die beiden Kinder beim Spielen den alten Koffer der Großmutter entdecken. In ihm befindet sich ein Messer. Es ereignet sich ein tragischer Unfall, während sich die eine Schwester nur verletzt, verliert die andere ihre Zunge. Fortan agiert die sprechende Schwester als Stimme der anderen. Aber so eng das Verhältnis der beiden ist, so scheiden sich irgendwann trotzdem ihre Wege. 

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Thema ist sehr interessant und man merkt, dass sich der Autor sehr intensiv mit der Geschichte der Sklaverei in Brasilien auseinander gesetzt hat. Das Buch gibt einen guten Einblick in das Leben der Nachverfahren der afrikanischen Sklaven, die noch immer kein leichtes Leben in der Fremde führen und trotzdem ihre Traditionen nicht verloren haben. Interessant ist auch die Entwicklung der beiden Schwestern und die Familiengeschichte. Sehr lesenswert.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Maria B., 24.08.2022

    Als Buch bewertet

    Die Stärke der Frauen

    Es ist eine kleine, enge Welt ohne nennenswerte Perspektiven, in die Bibiana und Belonísia hineingeboren werden. Durch ein Unglück schneidet eine von ihnen sich ein Stück Zunge ab. Sie ist dadurch keineswegs sprachlos, denn ihre Schwester versteht sie auch ohne Worte. Als Bibiana ihr Glück woanders sucht, weiß Belonísia sich kraft ihrer Stärke allein zu helfen, wächst über sich hinaus und behauptet sich besser als die meisten anderen Dorfbewohner.
    Schlimmer als Sklaverei scheint die Ausbeutung in diesem Landstrich. Ein Mann nach dem anderen wird umgebracht, zurück bleiben Frauen und Kinder in Hunger, Not, Entrechtung, Demütigung. Sich aufzulehnen scheint keine Lösung zu sein, denn auch der kleinste Protest wird brutal niedergeschlagen. Auf jeden Widerstand folgen weitere Repressionen.
    Die Menschen sind aufs Engste mit der kargen Erde und der Witterung verbunden, aber auch mit den Geistern der Vorfahren. Ohne die Kraft der Frauen könnte das Dorf nicht bestehen.
    Doch zurück zu den Schwestern. Das unheilvolle Messer spielt eine wichtige Rolle und durchzieht wie ein roter Faden die Geschichte, angefangen beim Diebstahl durch die Großmutter. Auf dem Cover wird es durch erhobene Aloe Vera-Blätter ausgedrückt, die wiederum zur Wundheilung maßgeblich beitragen.
    Itamar Vieira Junior wechselt beim Erzählen häufig die Zeiten. Das wäre verwirrend, wenn er nicht sehr markante Namen für die einzelnen Generationen ausgewählt hätte. In drei Teilen erfährt der Leser nach und nach, was geschehen ist. Wer aufmerksam liest, erkennt anhand der Verben schon sehr bald, welches der Mädchen sich nur mitteilt (durch Gesten oder Blicke) und welches sprechen kann.
    Aus der Zeit nach der offiziellen Sklavenbefreiung speziell in Südamerika, wo Schwarze sich mit Indigenen vermischt haben, wissen wir nicht viel. Itamar Junior ist wegen seiner Doktorarbeit ihren Lebensbedingungen auf den Grund gegangen und hat schonungslos offengelegt, wie schändlich mit ihnen umgegangen wurde.
    „Die Stimme meiner Schwester“ ist ein außergewöhnlicher Stoff, der inhaltlich aus den üblichen Themen von heute heraussticht. Ein notwendiges Buch, das jedem Interessierten die Augen öffnet.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    Irisblatt, 10.10.2022

    Als Buch bewertet

    Ausbeutung und Widerstand
    Die „Stimme meiner Schwester“ beginnt spektakulär mit einem Unglück. Bibiana und Belonísia, Schwestern im Alter von sechs und sieben Jahren, öffnen in einem unbeobachteten Moment den alten Koffer ihrer Großmutter. Darin finden sie ein sehr schön gearbeitetes, mit einem Elfenbeingriff verziertes Messer, eingeschlagen in einen alten Lumpen. Aus einer Laune heraus nehmen sie dieses in den Mund. Sie wollen spüren wie es schmeckt und verletzten sich beide an der scharfen Klinge - Belonísia so stark, dass sie ein Stück ihrer Zunge verliert und nie mehr wird sprechen können. Die Ausgangssituation ist dramatisch und wirft so viele Fragen auf, dass ich gebannt in diese Geschichte eingestiegen bin. Handlungsort ist eine Fazenda im Nordosten Brasiliens. Dort bewirtschaften Quilombolas, die Nachfahren afrikanischer Sklaven, die während der portugiesischen Kolonialzeit ins Land verschleppt wurden, die Felder. Auch Belonísias und Bibianas Familie sind Nachkommen schwarzer Sklaven. Offiziell wurde die Sklaverei in Brasilien 1888 abgeschafft. Faktisch wurden die landlosen ehemaligen Sklaven jedoch in neue Knechtschaftsverhältnisse gezwungen. Sie bewirtschafteten in harter Knochenarbeit die Plantagen gegen das Recht, dort eine Lehmhütte zu errichten. Haltbare Steinhäuser wurden nicht gestattet, alles sollte provisorisch bleiben. Die Familien erhielten kein Geld für ihre Arbeit, mussten aber große Teile der Ernte an die Grundbesitzer abgeben, die oftmals mehr nahmen als ihnen zustand. Itamar Vieira Junior erzählt mit großer Kenntnis von den Lebensbedingungen auf den Fazendas, den religiösen Riten der afro-brasilianischen Bevölkerung, dem Glauben an Geister und Verzauberte und dem traditionellen Heilwesen.
    Der Roman gliedert sich in drei Teile, die jeweils einer eigenen Erzählstimme gewidmet ist: die Perspektiven, die sich leider sprachlich überhaupt nicht voneinander unterscheiden, sind die von Bibiana, Belonísia und im dritten Teil die einer Verzauberten namens Santa Rita Pescadeira. Der Roman erzählt von fortbestehenden Knechtschaftsverhältnissen, der Gewalttätigkeit von Ehemännern, kulturellen Veränderungen - insbesondere im Bereich der traditionellen Glaubensvorstellungen - und vor allem vom aufkeimenden Widerstand gegen die erlittenen Ungerechtigkeiten moderner Sklaverei in den 1980er Jahren und davor. Es sind im Text vor allem Bibiana und ihr Ehemann sowie Belonísia, die sich auflehnen, eine Widerstandsbewegung gründen und mit großer Stärke vorangehen.
    1988 wurden zwar die Landrechte der Quilombolas in der brasilianischen Verfassung verankert, allerdings scheinen diese immer noch nicht in allen Teilen Brasiliens umgesetzt zu sein. Der im Roman eine große Rolle spielende Jâre-Kult, hat sich mir nur vage erschlossen. Hier hätte ich mir ein Glossar bzw. eine Erläuterung und Einordnung im Rahmen eines Vorworts gewünscht.
    Letztendlich hat mich der Erzählton bzw. der Stil des Autors nicht durchgängig erreicht. Die Erzählweise war mir zu monoton, zu nüchtern, weshalb ich das Lesen über größere Abschnitte als zäh empfunden habe. Ich empfehle das Buch aber denjenigen, die sich für die Situation und die Geschichte der Quilombolas interessieren.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    readingmimi, 18.09.2022

    Als Buch bewertet

    Anders als erwartet

    Als Kinder finden die beiden Schwestern Bibiana und Belonísia in einem Koffer unter dem Bett ihrer Großmutter versteckt ein Messer. Es kommt dabei zu einem Unglück, bei dem Belonísia ihre Zunge und somit ihre Stimme verliert. Fortan versucht Bibiana für ihre Schwester da zu sein. Dies ändert sich jedoch als diese mit ihrem Mann fortzieht und Belonísia mit einem gewalttätigen Mann zusammen leben muss.

    Anhand des Klappentextes habe ich mir eine etwas andere Geschichte vorgestellt. Auch das Cover hat für mich einen anderen Eindruck vermittelt, als ich beim Lesen hatte. Die Verbundenheit der Schwestern konnte ich leider nicht spüren. Eher hatte ich das Gefühl, dass sie sich nie sonderlich gut leiden konnten. Auch die anderen Personen im Buch kamen mir sehr gefühlskalt rüber, sodass ich zu keiner einen wirklichen Bezug aufbauen konnte. Der Anfang der Geschichte hat mir gut gefallen, hier wird man langsam in das Leben auf der Faszenda eingeführt, aber nach und nach hat es an Struktur verloren. Als im letzten Abschnitt dann auch noch die „Verzauberte“ zu Wort kam, wurde es für meinen Geschmack etwas zu abwegig und ich habe leider auch ein wenig das Interesse an der Geschichte verloren.

    Dennoch ein schöner Roman, der einem einen Einblick in eine andere Kultur gewährt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    labbelman, 20.11.2022

    Als Buch bewertet

    Titel: Die Schatten der Sklaverei...

    Das farbenfrohe Cover hatte mich auf das Buch aufmerksam gemacht und ich wusste gar nicht so genau, was mich da erwarten würde. Bekommen habe ich Vortreffliches.

    Die Geschichte startet damit, dass eine von zwei Schwestern beim Spielen unglücklich ihre Zunge verliert und von da an ihre Schwester ihr die Stimme leihen muss. Es spricht also eine der Schwestern für beide.

    War ich ganz gut informiert über die Sklaverei in den USA, so hatte ich absolut keine Ahnung, dass diese auch ihre Schatten in Brasilien gezogen hat. Sowohl Farbige als auch Indigene wurden für harte Arbeit benutzt ohne jemals Land oder sonst etwas besitzen zu dürfen.

    Sprachlich hat mich der Roman ebenfalls gefangen genommen. So fand ich die Darstellungen des Lebens an sich, sowie die Umgebung sehr eindringlich geschildert, so dass ich klare Bilder vor Augen hatte. Auch das Mysteriöse mitsamt dem Glauben an Geister und Übernatürlichem hat mich fasziniert.

    Für mich wurde zudem sehr detailreich das Schicksal der Frauen beleuchtet, die im Gegensatz zu den Männern noch größere Päckchen zu tragen haben. Das hat mich begeistert, denn so etwas lese ich gern.

    Das Verhältnis der Schwestern hat mir aufgezeigt wie wichtig Familie in den härtesten Zeiten des Lebens ist und dass man durch Zusammenhalt alles schaffen kann.

    Fazit: Ein starkes Debüt, dass viele Leser verdient hat.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    R.S., 30.08.2022

    Als Buch bewertet

    Das Erbe der Sklaverei in Brasilien - eindrucksvoll erzählt

    „Die Stimme meiner Schwester“ von Itamar Vieira Junior ist ein beeindruckender und bewegender Roman über das Erbe der Sklaverei in Brasilien.
    Erzählt wird die Geschichte zweier Schwestern, Bibiana und Belonísia, die durch ein schicksalhaftes Ereignis in ihrer Kindheit eng miteinander verbunden sind. Beide sind Nachkommen ehemaliger afrikanischer Sklaven und gehören der Gemeinschaft der Quilombolos an. Schauplatz der Handlung ist die fiktive Farm Agua Negra im Nordosten von Brasilien. Allgegenwärtig in der Erzählung ist der Glaube der Quilombolos mit all seinen mystischen Elementen und ihre tiefe Verbindung mit dem Land, auf dem sie leben und arbeiten.

    Aufgeteilt in drei Teile, beginnt der Roman damit, dass man Sicht der einen Schwester Zeuge wird, wie die andere sich beim Spielen mit einem Messer aus Versehen die Zunge abschneidet. Erzählt erst aus Sicht der einen, dann der anderen Schwester, folgt man Bibiana und Belonísia beim Erwachsen werden und wie sie das harte Leben auf der Farm meistern. Durch ihre Augen gewinnt man einen Einblick in die Unterdrückung und Ungerechtigkeiten, denen sie als Frauen und als Arbeiter auf der Farm ausgesetzt sind. Im Gegensatz zu Belonísia, die sich mit dem harten Leben arrangiert hat, will Bibiana die Situation nicht länger hinnehmen. Sie beginnt zusammen mit ihrem Ehemann, die anderen Arbeiter von Água Negra zu organisieren und fordert ihre Rechte für das Land ein, auf dem deren Familien jahrzehntelang gearbeitet haben, das ihnen aber nicht gehört. Der Kampf um die Befreiung von Ausbeutung und Knechtschaft hat jedoch einen menschlichen Preis.

    „Die Stimme meiner Schwester“ ist ein Roman, der erst nach und nach seine ganze Kraft entfaltet, dann aber einen nicht mehr loslässt. Mittels seines kraftvollen und atmosphärischen Schreibstils versetzt der Autor einen in die Siedlung von Bibiana und Belonísia und vermittelt so ein authentisches und einfühlsames Bild vom Leben der Quilombolos. Ein Roman, der den Unterdrückten eine Stimme gibt und die Frauen in den Mittelpunkt stellt. Lesenswert!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara H., 07.10.2022

    Als Buch bewertet

    Das Buch gibt nicht nur einen tiefen Einblick in die Welt der ehemaligen Sklaven Brasiliens, sie geflohen sind und sich in der Landwirtschaft eine eigene existenzaufgebaut haben, die jedoch nur wenig mit Freiheit zutun hat. Es zeigt auch eindrucksvoll den Widerstand gegen das vorherrschende System und wie machtlos man am Ende dann doch ist. Belonisia stellt für mich eine Symbolfigur dar. Sie wurde stumm, weil die finanziellen Mittel fehlten. Genauso stumm wie die Frauen in ihrem Umfeld sein sollten. Doch sie spricht durch ihre Taten und kann dadurch nicht nur aus ihrer eigenen Ehe ausbrechen sondern auch anderen Frauen helfen. Ein eindrucksvolles und berührendes Buch und mein erster Roman über Brasilien

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tine G., 16.10.2022

    Als Buch bewertet

    "Die Stimme meiner Schwester"von Itamar Vieira Junior führt uns auf einen anderen Kontinent, nach Brasilien.
    Zwei Schwestern die durch einen tragischen Unfall fest aneinander gepresst wurden, da die Belonisia ihre Zunge verloren hat ist ab sofort Bibiana ihre Stimme.
    Das Cover ist einfach aber man erahnt um was es Inhaltlich geht.
    Der Autor gibt Einblick in die Sklavenwelt Brasiliens des 20. Jahrhunderts. Sein Schreibstil ist etwas anders als wir es gewohnt sind, aber durchaus flüssig und etwas poetisch. Man kann sich gut in die Situation der Protagonisten hinein versetzen. Leider erfährt man nur kurzweilig das weitere Leben der Schwestern, erfährt aber viel über die die Siedlung in der Plantage, in der die Nachfahren der afrikanischen Sklaven sich einordnen müssen.
    Ich habe das Buch gerne gelesen und kann es durchaus weiter empfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein