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  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 23.11.2020

    Als Buch bewertet

    „...Wie erklärt man den Kindern und Enkeln, was in einem totalitären Terrorregime für den Einzelnen möglich ist? Können sie sich bei all den Freiheiten, die für sie heute selbstverständlich sind, überhaupt vorstellen, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben?...“

    Das sind nur zwei der Fragen, die der Autor im Vorwort seines Buches formuliert. In diesem Buch gibt er Frauen eine Stimme, Frauen, die Vertreibung und Gewalt erfahren, Frauen, die im Bombenhagel um die Kinder gebangt haben. Es bleibt nur noch eine kurze Zeitspanne, Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen. Dieses Mal hat der Autor Frauen aufgesucht, um sie zum Sprechen zu bewegen.
    Das Buch gliedert sich in drei Teile. Am Anfang analysiert der Autor, was der Krieg für die Frauen bedeutet hat. Dabei geht es auch um Fragen der Schuld und um die heutige Sicht auf das Geschehene. Dann folgt ein zweiter Teil zum Thema Vertreibung. Der dritte Teil wendet sich dem Bombenkrieg zu.
    Auch der zweite Abschnitt beginnt mit einem Überblick über die damaligen politischen Entscheidungen und die konkreten Folgen. Dann folgen fünf Erlebnisberichte. Gisela, die zu Kriegsbeginn 14 Jahre war, erzählt zum Beispiel:

    „...Aber nach Stutthof sind Juden aus anderen Gebieten deportiert wurden, mit Zügen, klammheimlich und nachts an der Stadt vorbei. Das haben wir nach dem Krieg erfahren. Geahnt hat das niemand. Auch dass dort eine Menge katholischer Priester ermordet worden sind, bekamen wir erst später mit...“

    Die Erlebnisberichte werden vom Autor durch Faktenwissen ergänzt.
    1944 wird Gisela zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. In letzter Minute plant die Führerin die Flucht.

    „...Dirschau diente als Eisenbahnknotenpunkt. Dort wurden wir in einen Güterzug gesteckt, mit den wir drei Tage unterwegs waren. Der Zug hielt an verschiedenen Ortschaften, wo wir notdürftig mit Wasser, Suppe und Brot versorgt wurden. Die Kälte blieb unerträglich...“

    In allen Berichten wird eines deutlich: Die Flucht geschah etappenweise. Glaubte man sich sicher, kam die Armee näher und es hieß, sich wieder auf den Weg zu machen. Hinzu kam, dass weder die Geflüchteten noch die Vertriebenen in der neuen Heimat willkommen waren.
    Der dritte Teil befasst sich mit dem Bombenkrieg. Hier zitiert der Autor den Philosophen Anthony Clifford Grayling:

    „...War das Flächenbombardement notwendig? Nein. War es verhältnismäßig? Nein...“

    Den theoretischen Ausführungen folgen wiederum sieben Erlebnisberichte. Für uns Nachgeborene ist es unvorstellbar, Nacht für Nacht in einen Bunker fliehen zu müssen, ohne zu wissen, ob man ihn lebend verlässt. Der Bericht von Marianne aus Dresden klingt so:

    „...Wir saßen übermüdet im Keller, hatten wie immer Brot und Wasser dabei und freuten uns darauf, gleich wieder hoch ins Bett zu dürfen. Aber dann krachte und donnerte es so fürchterlich, dass der Putz von den Wänden fiel und die Decke bebte. […] Wir dachten, dass wir nicht mehr rauskommen...“

    Manchmal entscheiden nur wenige Meter über Tod oder Leben.
    Ein Nachwort und ein Register ergänzen das Buch.
    Das Buch hat mich tief beeindruckt. Es ist mit Sicherheit keine leichte Lektüre, denn es lässt einen auch mit der Frage zurück, wie der eigene Blick auf die Vergangenheit der Familie ist. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden:

    „...Was ist unsere Erinnerungskultur wert, wenn wir gar nicht mehr den Versuch wagen, die Vergangenheit zu verstehen?...“

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Vampir989, 29.12.2020

    Als Buch bewertet

    Klapptext:

    14 Millionen Deutsche wurden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mit Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben, über 2 Millionen von ihnen ermordet, mindestens 2 Millionen Frauen und Mädchen unter ihnen vergewaltigt. Die Thematisierung der Vertreibungsverbrechen gilt gesellschaftlich als Tabuthema – ebenso wie die Diskussion darüber, ob die alliierten Flächenbombardements mit 600000 Todesopfern Kriegsverbrechen waren. Der Großteil der zivilen Opfer war weiblich. Vergleichsweise wenig ist in der Wissenschaft über die Rolle der Frau im Nationalsozialismus geschrieben worden, so gut wie gar nichts über ihren Einsatz im Krieg. Dabei zwangen die Nazis, obwohl dies im Widerspruch zu ihrer eigenen Ideologie stand, beinahe jede deutsche Frau in den Kriegsdienst. Viele Millionen etwa schufteten als Rüstungsarbeiterinnen, 1,5 Millionen standen als Wehrmachtshelferin, Kriegshilfsdienstmaid oder Lazarettschwester mitten im Kriegsgeschehen. Frauen zitterten Nacht für Nacht in Luftschutzkellern um ihr Leben, wurden ausgebombt und verletzt, trauerten um ihre gefallenen Ehemänner. Sie waren auch die ersten Opfer der einrückenden Sowjetarmee, die keine Gnade mit ihnen kannte. Wenn sie das alles überlebt hatten, krochen sie am Ende auf Trümmern und räumten auf. Bis heute leiden diese Frauen an unverarbeiteten Kriegstraumata, für die sich zu wenige ihrer Nachkommen interessierten.

    Meine Meinung:

    Christian Hardinghaus ist hier wieder ein sensationelles Werk gelungen.Ich habe schon " Die verdammte Generation " von ihm gelesen und war total begeistert.Deshalb hatte ich auch große Erwartungen an diese Lektüre.Und wieder hat mich der Autor völlig überzeugt.

    Diesmal geht es um die vielen Frauen im 2.Weltkrieg.Ich finde es einfach hervorragend das sich auch einmal ein Autor mit diesem Thema beschäftigt.Auch sie hatten viel zu ertragen in dieser grauenvollen Zeit.

    Der Autor beginnt mit 2 Einleitungskapiteln in denen der Leser mit Opferzahlen,Fakten und die Stellung der Frauen zu der damaligen Zeit eingestimmt wird.Danach interwiet er 13 Frauen die den 2.Weltkrieg erlebt haben und lässt sie zu Wort kommen.So habe ich als Leser 13 unterschiedliche Einzelschicksale erlebt.Schonungslos erzählten sie mir was sie alles durchmachen mussten.Dabei blieb Ihnen nichts erspart.Sie wurden vertrieben,erlebten die Bombenankriege,dazu kamen Ängste und Sorgen um die Kinder und ihre Männer.Auch als Wehrmachtshelferinnen und Krankenhelferinnen wurden sie eingesetzt.Vergewaltigungen und Demütigungen waren sie ausgesetzt.Vieles hat mich sehr schockiert,berührt und bewegt.In mir war Kopfkino.Ich hatte das Gefühl als sass ich den Frauen gegenüber und hörte ihnen zu.Sie mussten so viel ertragen und haben doch den Mut nicht verloren,sind stark geblieben und haben nie aufgegeben.Sehr realistisch und anschaulich wird in diesem Buch uns die Vergangenheit nahe gebracht.Wir leben heute in einer Welt mit viel Luxus und jammern auf hohem Niveau und sollten uns einmal darüber Gedanken machen.Ich habe dieses Buch mit großem Interess gelesen.Es hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.

    Auch das Cover ist sehr gut gewählt.Es passt perfekt zu dieser Geschichte.Für mich rundet es brillante Werk ab.

    Ich hatte sehr lesenswert und informative Stunden mit dieser Lektüre.Ich vergebe glatte 5 Sterne.Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 08.12.2020

    Als Buch bewertet

    „Die meisten Frauen dieser Kriegsgeneration haben das Geheimnis ihres persönlichen Schicksals mit ins Grab genommen. Einige der wenigen, die heute noch leben, wundern sich, ja ärgern sich, dass – bei all dem, was sie durchgemacht und worüber sie nicht sprechen konnten - ihre Enkel und Urenkel hauptsächlich wissen wollen, warum sie Hitler gewählt, nichts gegen die Nazis unternommen und den Mord an Millionen Juden und anderen unschuldigen Menschen einfach geschehen lassen hätten.“ (Seite 9)

    Eine Dame in diesem Buch hat die passende Frage formuliert und auch meine eigenen Gedanken zum diesem Buch – wer hatte es am Schlimmsten? Die Familien die aus dem Osten vertrieben wurden? Oder die Familien die ganze Bombennächte in den Städten überleben mussten? Kann man beides damit vergleichen? Und waren alle Menschen im „deutschen Reich“ Nazis, wussten vom Holocaust und welche Pläne Hitler hatte?

    Nach seinem Buch „Die verdammte Generation“ gibt der Autor Christian Hardinghaus den Frauen die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen. Nach der Machtübergreifung von Hitlers, den Einmarsch der Wehrmacht in anderen Ländern, den ganzen Änderungen, neuen Besetzern, ein besseres oder schlimmeres Leben?

    Der Autor hat das Buch in zwei Seiten geteilt – es geht erst um Frauen die die Vertreibung im Osten erlebt haben. Dann um Frauen die die Bombenangriffe auf die deutschen Städte erleben und überleben mussten. Und bei beiden Kapiteln erzählt der Autor von den Aufgaben, den Schwierigkeiten und dem Problemen welche uns bis heute verfolgen. Er zeigt auf was Frauen damals in den Kriegsjahren leisten mussten, was sie versuchten zu stemmen, wo Probleme uns heute noch um die Ohren fliegen weil wir uns mit der Vergangenheit rein gar nicht auseinandergesetzt haben, wir verschweigen, verurteilen und räumen so das Feld frei für rechte Propaganda.

    Die Frauen in diesem Buch erzählen ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Familie und geben nochmals die letzten Einblicke in das Erlebte. Was jeder nachher als schlimmer empfindet – dies muss jeder für sich herausfinden. Für mich haben die Frauen und ihre Familien viel mitgemacht, viel entbehren müssen und waren nachher die Trümmerfrauen die geholfen haben die Städte wieder wohnlich zu gestalten.

    Was ich an diesen Erzählungen sehr schätze – die Frauen sind schonungslos ehrlich. Sie stehen nicht da und sagen was die Leser hören oder gar lesen wollen, sondern sie erzählen wie es für sie zu dieser Zeit war. Der Autor gibt hier die Bühne, ein Feld für Frauen die die Wahrheit erzählen wollen und dies auch tun. Die mit den ganzen Vorurteilen aufräumen die es seit so vielen Jahren gibt. Und dass die aktuell wichtiger denn je ist, sollte jedem klar sein.

    Die Geschichten bewegen, sie berühren, sie führen einem die Zeit nochmals sehr intensiv vor Augen und für mich haben viele Frauen, egal ob geflüchtet oder ausgebombt, verdammt viel entbehren müssen, haben viel verloren, manches hinzugewonnen, aber sie fingen alle bei Null an. Ein Porträt über 13 Frauen die den Zweiten Weltkrieg am eigenen Leib erfahren haben und hier nun ein Zeugnis ablegen damit wir daraus lernen und vor allem dass wir Abstand nehmen von Vorurteilen die heute noch das Denken beherrschen.

    Eine Hommage an die starken, oft Trümmerfrauen, die einfach nur überleben wollten und ihr Bestes gegeben haben. Ich empfehle dieses Buch so dringend weiter.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HSL, 31.07.2021

    Als Buch bewertet

    Mein Eindruck
    Christian Hardinghaus studierte Geschichte, promovierte in Medien und Literaturwissenschaft im Bereich Propagandaforschung und ist seit 15 Jahren als freier Journalist tätig. Er widmet sich einem Thema, dass nicht gerne angesprochen wird und wenn dann nur über das Leid der Welt, aber nicht der Deutschen und Vertriebenen. Seine Bücher, so möchte ich behaupten sind sehr populär, da er insbesondere die letzten Zeitzeugen des 2. Weltkrieges zu Worte kommen lässt, deren Kummer und Elend kaum auf die Waagschale gelegt wird und auch bald versiegen wird. Ihr Leid, welches sie im Krieg ertragen mussten, war grausam und unrecht. Doch speziell ihnen wurde bis heute dieser Kummer aberkannt, weil sie Deutsche sind oder waren. Mein Verständnis bei aller Aufarbeitung von Schuld der Deutschen, geht nicht soweit, dass diese Kriegsverbrechen von uns Deutschen und in der Welt ausgeklammert werden. Doch nun haben sie endlich Gehör nach so vielen, vielen Jahren. Es ist fast zu viel Vertrauen was die gedemütigten Frauen dem Autor jetzt entgegen bringen um ihre schrecklichen Erlebnisse in der grausamen Zeit, die noch immer wie eingebrannt in ihnen ist, zu schildern. Auf welche Art und Weise ihre Vertreibung und Flucht geschah, muss der Welt offenbart werden, wie es auch kein Tabuthema im syrischen Krieg und wie die Misshandlungen in anderen kriegsführenden Ländern keines ist. Ob es damals die Bombenangriffe der Briten und Amerikaner (RAF) USAAF) am Ende des 2. Weltkrieges, mit dem sogenannten Feuersturm in Hamburg und die Zerstörung Dresdens waren, oder was es heißt vergewaltigt und schwanger im Dritten Reich gewesen zu sein. Die Misshandlungen und die unerbitterlichen Umstände sind in diesem Buch so hautnah beschrieben, dass es einem nur noch Entsetzen und Schrecken ins Gesicht bläst. Diese allgegenwärtige Angst vor dem Tod in jener längst vergangenen Zeit machen keinen Unterschied zu den heutigen Kriegsmetzeleien. Nicht nur die Welt hat gelitten sondern eben auch das deutsche Volk, mit der systematischen Bombenoffensive gegen Zivilpersonen und Einrichtungen in den größten deutschen Städten, die erst nach Kriegsende begonnen. Zu Recht oder zu Unrecht? Wie die Menschen diese furchtbaren Flächenbombardments, die nach heutigen Maßstäben völkerrechtlich als Kriegsverbrechen gewertet werden und wie diese Trümmerfrauen überhaupt überleben konnten, lässt der Autor durch seine Zeitzeuginnen hautnah miterleben. Auch meine Eltern und Großeltern waren Zeitzeugen und konnten mir ihr persönliches Leid für die Geschichtsschreibung weitergeben. Deshalb kann ich dieser Berichterstattung absoluten Nachdruck verleihen und niemand darf dieses Elend unter den Teppich kehren, nur weil es deutsche Frauen sind. Bei allem Friedenswillen den die Nato und die heutige deutsche Regierung verkünden, verstehe ich nicht die immer weiter steigenden Militärausgaben, die garantiert nicht den Weltfrieden sichern, sondern mich schon überlegen lassen, ob wir wieder die Marionetten von Kriegswilligen sind? Ehrfurcht gebietend erzählen die 13 Frauen dem Herrn Hardinghaus, wie eng Tod und Überleben nebeneinanderliegen. Eine schreckliche Zeit mit Schicksalen die bislang kaum untersucht wurden und auch nicht in Gedenktagen der Kriegsopfer von der Bundesregierung erwähnt werden. 75 Jahre nach dem 2.Weltkrieg gibt es immer wieder Kriegsgebiete, die Menschen in große Angst und Leid versetzen und das macht keinen Unterschied zu den heutigen oder damaligen Kriegsverbrechen, nur das sie heute anders bewertet werden. Manche Aussagen von den nachfolgenden Generationen ob im eigenen Land oder im Ausland – ihr hättet doch wissen müssen was da geschieht – ist wenn man nicht in dieser Zeit gelebt hat sehr naiv! Denn selbst in den Schulen werden manche Themen sehr einseitig behandelt und ich wünschte mir, dass es wie in diesem Buch aufgearbeitet würde. Andere Völker und Staaten gehen anders mit ihren Erinnerungen der Kriege um. Sie stehen auf, doch zur Aufarbeitung gehört auch das Loslassen, was den Deutschen nach 75 Jahren durch Einfluss der Alliierten nicht gelingt, denn der Zuständigkeitsbereich und die Verantwortlichen der Regierungen wollen vergangene Schuld nicht in Vergebung wandeln. Doch das Kriegstrauma ist bei den Frauen weiterhin stark präsent und es Wenige von den Nachkommen interessiert, sollte es endlich wie alle anderen Kriegsverbrechen in der Welt behandelt werden. Das Sachbuch fesselt in jeder Hinsicht und berichtet über das Geschehen unserer Geschichte, ohne die Schuld jeweils zu schmälern. Wir deutschen lassen uns nicht pauschal als Nazis bezeichnen ! Hören wir nun endlich zu, anstatt zu verdammen, das wird geschrieben in „ Die verdammte Generation“ auch von Christian Hardinghaus. Diese beiden Bücher widerlegen die derzeitige Historiografie und sind absolut beachtenswert, empfehlenswert und wichtig da man diese Aufklärung nicht in Geschichtsbüchern findet. Die Frage lautet: Wie konnten die Frauen und auch Soldaten diese Hölle überhaupt durchstehen? Diese Botschaft möchte ich mit auf dem Weg geben und hoffe das diese Bücher noch sehr, sehr viele Leser erreichen werden. Christian Hardinghaus knöpft hier endlich an, was längst überfällig war, nämlich, dass vom Kriegsleid der Deutschen berichtet wird und sie vom Generalverdacht befreit werden. Sodass vielleicht auch dem Deutschen das pauschale Schuldbewusstsein genommen wird, das sie oft so handlungsunfähig macht. Alles in allem eine absolute Pflichtlektüre mit mehr als einer fünf Sternebewertung. Dazu passt auch das Buch „1939-Der Krieg der viele Väter hatte“.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johann B., 05.01.2021

    Als eBook bewertet

    Es ist eine grausame Statistik, die uns der Autor Dr. phil. Christian Hardinghaus in seinem neuesten Werk präsentiert. Er schreibt von den vielen Frauen, die missbraucht wurden und von einem Tabu, welches jegliche Aufarbeitung des Schicksals der Vertriebenen thematisiert. Und nein, er scheute sich nicht zu fragen, ob die Flächenbombardements der Alliierten kein Kriegsverbrechen war. 600.000 Menschen wurden getötet und die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder. Sollte auf diese Weise das faschistische Regime aufgehalten werden? Was hätten denn diese Menschen dagegen tun können?



    Ich las und lese immer noch viele Bücher, die sich mit den Schreckenstaten während des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzten. Aber kein Autor schreibt so sensibel über dieses Thema wie Herr Hardinghaus. Für sein neuestes Werk „Die verratene Generation“ interviewte er 13 Zeitzeuginnen, die ihm ihre Erlebnisse unter Tränen schilderten. Auch heute, das bedeutet, Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges, leiden sie unter den Traumata, die ihnen widerfuhren. Sie wurden sowohl von Russen als auch von den „Alliierten“ vergewaltigt und wie Lustobjekte missbraucht.



    Für mich gab es beim Lesen des Buches „Die verratene Generation“ etliche Absätze, die mich in meine Kindheit versetzten. Meine Eltern kannten die Bombardements von Osnabrück und erzählten hin und wieder davon. Auch Berichte über das Pflichtjahr der Tanten war wieder präsent. Nein, das war mit Sicherheit nicht als Hilfe oder Rettung zu verstehen, wie die Alliierten deutsche Städte zerstörten. Und auch das darf niemals vergessen werden. Dass auch in Deutschland Menschen getötet wurden, die niemals Anhänger der Faschisten waren und nur dadurch verurteilt wurden, dass sie Deutsche waren.



    Ich las das Buch über den Todesmarsch von Brünn und auch einige Bücher über die Vertreibung der Deutschen aus Königsberg. Woher kam der Hass der Tschechen und was veranlasste sie, alle Deutschen als Mörder anzusehen? Warum wurden sogar alte Leute und Kinder gequält? Ich weiß es nicht und bin dankbar, dass ich zur damaligen Zeit noch nicht geboren war. „Die verratene Generation“ ist ein Muss für alle die meinen, dass nur wir Deutschen schwere Schuld auf uns luden.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 28.11.2020

    Als Buch bewertet

    Christian Hardinghaus, Historiker und Autor von Krimis und Sachbüchern, hat nach seinem letzten Buch „Die verdammte Generation“, in dem die letzten männlichen Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges zu Wort gekommen sind, nun 13 Frauen dieser Generation die vermutlich letzte Möglichkeit gegeben, über ihre Erlebnisse zu sprechen.

    Noch 75 Jahre nach Kriegsende ist es nicht leicht, über die traumatischen Ereignisse zu sprechen. Umso mehr muss man den Frauen, alle zwischen 90 und 100 Jahre alt, danken und Respekt zollen, dass sie zu Christian Hardinghaus Vertrauen gefasst und über Flucht und Vertreibung, Bombenangriffe, schwanger sein im Dritten Reich sowie über die allgegenwärtige Angst vor Vergewaltigung und Tod, gesprochen haben.

    Bevor sich der Leser mit den 13 Frauen widmen kann, gibt es einführende Kapitel. Wie es sich für einen Historiker gehört, sind diese sehr sachlich, kompetent und nicht wertend verfasst. Diese Einführung ist notwendig, um den Lesern von heute die Zu- und Umstände von damals näher zu bringen. Oft wird nämlich, mit dem Wissen von heute, der Generation unserer Großeltern und Eltern der Vorwurf gemacht, nicht bzw. Nicht genügend gegen die NS-Diktatur eingetreten zu sein. Für uns, die wir seit 1945 in Frieden leben, ist es, schwer nachzuvollziehen, wie es damals wirklich war.

    In vier großen Kapiteln, von denen die ersten beiden eben die Zeitgeschichte erklären, nehmen wir Anteil an den Biografien der 13 Frauen.

    Die Angst der Deutschen vor der Erinnerung
    Frauen im Zweiten Weltkrieg: verführt, verbraucht, verraten und vertrieben
    Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten
    Bombenkrieg gegen Deutschland

    Auch Kapitel 3 und 4 beginnen jeweils mit einer Einleitung, die den historischen Kontext beleuchtet.

    Dann kommen die betagten Damen zu Wort, die schier Unglaubliches erlebt haben. Sei dass sie, nach 1945 aus dem ehemaligen Protektorat Böhmen und Mähren innerhalb weniger Stunden brutal vertrieben worden sind, obwohl ihre Familien seit mehreren Generationen dort ansässig waren oder sei es, dass vor der einmarschierenden Sowjetarmee flüchteten.

    Nicht minder dramatisch sind die Schilderungen jener, die in Städten wie Hamburg oder Dresden die Flächenbombardements der RAF und USAAF miterleben mussten.

    "Ich musste meinem Vater versprechen, dass ich immer nur in Hochbunkern Schutz suche. Die hielt mein Vater für sicher." (Lore S.244)

    Eindrucksvoll erzählen die 13 Frauen, wie zeigen wie eng Tod und überleben nebeneinanderliegen - oft genügen wenige Meter oder ein paar Minuten.

    Zwischen den Berichten erklärt der Autor historische Zusammenhänge und technische Details wie z.B. das physikalische Phänomen des Entstehens eines Feuersturms wie bei der „Operation Gomorrha“ (Bombardierung von Hamburg).

    Obwohl die Frauen dieser Zeit Unglaubliches geleistet und erlebt haben, sind dieses Schicksale von den Historikern bislang kaum untersucht worden. Nur gelegentlich nimmt sich die Frauenforschung dieses Themas an, wie z.B. Margarete Dörr in ihrem Buch „Durchkommen und Überleben“ oder Sabine Bode mit ihren Büchern zur generationenübergreifenden Traumaforschung, aber sonst?

    Diese Lücke in der Geschichtsforschung, wie Frauen im Zweiten Weltkrieg vom Regime verführt, verbraucht, verraten und von den Siegern vertrieben worden sind, versucht Christian Hardinghaus mit diesem Buch zu füllen. Leider bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, denn die bewegten Leben der Zeitzeuginnen neigen sich ihrem Ende zu. Einige haben die Fertigstellung des Buches leider nicht mehr erlebt, andere hingegen können ihre Erinnerungen an die Zeit des NS-Staates noch lesen, obwohl sie dieses gar nicht bedürfen, denn diese Jahre haben sich unauslöschlich in die Psyche eingebrannt. Manche von den Überlebenden zittern heute noch, wenn eine (Feuerwehr)Sirene ertönt.

    Hut ab und ein herzliches Danke an die 13 Frauen für ihre sehr persönlichen Erzählungen.

    Fazit:

    Mit diesem Buch hat Christian Hardinghaus allen jenen Frauen eine Stimme verliehen, die nicht in der Lage waren oder sind, über die alltägliche Gewalt an Frauen und Kindern im Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Das Buch verdient volle 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ech, 04.12.2020

    Als Buch bewertet

    Bewegende Portraits von 13 Frauen, die mit ihren Erlebnissen im 2. Weltkrieg als prägnante Beispiele einer verratenen Generation stehen

    Nachdem der Autor und Historiker Christian Hardinghaus im Buch "Die verdammte Generation" ehemaligen Wehrmachtssoldaten eine Stimme gegeben hat und sie dort endlich ihre Geschichten erzählen durften, sind in diesem Buch nun die Frauen dieser Generation an der Reihe.

    Als Ergebnis von zahlreichen Gespräche, die der Autor mit den Frauen geführt hat und so an ihren Erlebnissen teilhaben durfte, sind die Berichte von insgesamt 13 Zeitzeuginnen entstanden, in denen sie mehr als eindringlich ihre Erlebnisse während der Kriegsjahre schildern.

    Nach zwei einleitenden Kapiteln, die sich mit unserer Erinnerungskultur und der grundsätzlichen Rolle der Frauen im zweiten Weltkrieg auseinandersetzen, werden die Berichte der Frauen in zwei großen Themenkomplexe unterteilt. Zum einen geht es um die Flucht und die Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten und zum anderen um den Bombenkrieg gegen Deutschland. Jeder dieser Komplexe wird zunächst mit einem eigenen kleinen Vorwort eingeleitet, das einen ersten Überblick bietet, bevor es dann an die konkreten Beispiele geht.

    In den einzelnen Beiträgen dürfen die Frauen ihre subjektiven Erinnerungen ungefiltert wiedergeben, dabei sorgt der Autor aber immer wieder für eine historische Einordnung, die auch mit entsprechenden Fakten untermauert wird.

    Diesen Frauen nicht viel früher zugehört zu haben, gehört sicherlich zu den größten Versäumnissen diverser Nachkriegsgenerationen. Lieber wurden sie pauschal als Trümmerfrauen glorifiziert, ihre wahre Rolle und die Verbrechen, die an ihnen begangen wurden, hat man aber lieber dezent verschwiegen. Aufgrund des hohen Alters der Beteiligten ist dieses Buch nun wohl die letzte Gelegenheit, diesen Fehler doch noch zu korrigieren.

    Mit viel Empathie und Sachverstand ist dieser Versuch hier auf ganz wunderbare Art und Weise gelungen. Herausgekommen ist dabei das schonungslose und jederzeit packende Portrait einer verratenen Generation, die es verdient hat, das wir ihr endlich zuhören und aus ihren bewegenen Berichten etwas lernen.

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  • 4 Sterne

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    yellowdog, 14.11.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein Beitrag zur Erinnerungskultur

    Christian Hardinghaus führte Interviews mit Frauen zwischen 87 und 100 Jahre, daraus entstand diese Buch.
    Schon das Vorwort ist eindringlich und macht deutlich, wie wenig die Ereignisse der Zeit im Detail im Bewusstsein sind. Der Titel des Anfangskapitel „Die Deutsche Angst vor der Erinnerung“ ist wohl doch zutreffend.
    Dann folgen die Geschichten der Frauen, wobei auch immer wider Fotos eingebunden werden. Da es so einige sind, kann ich hier nicht ins Detail gehen.
    Aber ich kann sagen, dass ihre Geschichten und ihre Erfahrungen den Leser nicht kalt lassen.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    de.Susi, 10.12.2020

    Als eBook bewertet

    Stellvertretend für zig Millionen Menschen mit ähnlichen Erleben hat der Autor in zwei großen Kategorien ausgewählte Einzelschicksale zusammengefasst: Das Leid der Vertriebenen und das der Bombardierten. Beides sind belegte Tatsachen, deren Akzeptanz und Aufarbeitung Deutschland immer noch sehr schwer fällt. Beeindruckt hat mich bei diesem Buch vor allem die klar strukturierte, ausführliche und wertfreie Einleitung, ein sehr wichtiges und mutiges Statement, zu der – in Deutschland – sehr sensiblen Thematik! Gelungen ergänzt der Autor die Erlebensberichte durch weitergehende Erläuterungen bzw. Fakten, die jeweils durch einen Absatz erkennbar abgegrenzt sind.
    Da dieses Buch mich sehr angesprochen und beschäftigt hat, habe ich in der Diskussion mit anderen bereits das starke Interesse daran wahrgenommen – Gesprächsbedarf dazu ist also auch in den Folgegenerationen der Zeitzeugen definitiv vorhanden. Ich kann dieses Buch jedem Interessierten nur wärmstens empfehlen!!

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  • 3 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marlis-Dagmar B., 18.12.2020

    Verifizierter Kommentar
    Als Buch bewertet

    Soll ein Geschenk werden. Der Beschenkte hat es noch nicht gesehen, also kann man dazu noch nichts sagen.

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