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  • 5 Sterne

    13 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 07.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Nachdem mich der gelungene Debüt-Roman von Tom Saller "Wenn Martha tanzt" bereits begeistert hat, bin ich von dem nun vorliegenden Buch "Ein neues Blau" gleichermaßen angetan. Ein Buch, das gekonnt alle Facetten eines langen Lebens ausleuchtet, Kindheit, Erwachsenwerden, Familie, Freundschaft, Wünsche, Hoffnungen, Verzweiflung und Verrat. All dies lernt Lili Kuhn in ihrem langen Leben kennen, das geprägt ist von großen Verlusten und der Angst, hieran eine Mitschuld zu tragen. Das Buch endet im Jahr 1985 und schildert in Rückblicken das Heranwachsen von Lili nach dem Esten Weltkrieg. Ihre Mutter ist früh vestorben, und so wächst Lili bei ihrem Vater Jakob auf, einem zielstrebigen charakterstarken Mann, der es durch seinen Teehandel zu Reichtum und weltweiten Geschäftsverbindungen bringt. In Japan lernt er Takeshi kennen, der alles über Tee weiß. Zwischen den beiden entwickelt sich eine enge Freundschaft, die so weit geht, daß Takeshi nach dem Tod von Jakobs Frau Charlotte nach Berlin übersiedelt und sich dort insbesondere um Lili kümmert, da Jakob aus Berufsgründen viel auf Reisen ist. Takeshi ist so, wie ich mir einen Japaner vorstelle, Ein ruhiger in sich ruhender Mann, der seiner Freundschaft verpflichtet ist und sich ein Leben lang um Lili kümmern wird. Von ihm habe ich viel über Tee und vor allem die Teezubereitung gelerrnt.

    Lilis Mutter war Jüdin und nachdem Lili den Juden Adam heiratet, ist sie in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr sicher und wandert mit ihrer Familie nach Amerika aus.

    Im Jahr 1985 lebt Lili wieder in Berlin in dem Haus, das ihr Vater vor vielen Jahren erbaut hat und auch das Teehaus von Takeshi steht noch im Garten. Aber Takeshi ist gestorben und Lili sehr allein. Anja, eine 18-jährige Gymnasiastin soll ihr hin und wieder Gesellschaft leisten. Dies ist für beide zunächst ein schwieriges Unterfangen. Die aufmüpfige Anja mit ihrer schnoddrigen Sprache hat es schwer. sich in die Lebensgeschichte von Lili Kuhn einzufinden. Nach und nach aber wächst der gegenseitige Respekt und
    Anja gewinnt einen neuen Blick auf ihr zukünftiges Leben. Das Zusammentreffen der beiden Frauen ist für beide ein großer Gewinn.

    Der Titel des Buches "Ein neues Blau" lenkt das Interesse des Lesers natürlich in erster Linie auf die Herstellung von Porzellan und die Suche nach dem vom Königlichen Hof gewünschten "bleu mourant". Viel lernt der Leser über Material, Verarbeitung und Herstellung des Porzellans kennen und besonders eine kleine schlichte weiße Schale mit einer aufgemalten schlichten blauen Blüte hat in der Geschichte eine besondere Bewandtnis.

    Dem Autor sei Dank für dieses wunderbare, sorgfältig recherchierte und meisterlich geschriebene Buch, dem ich ganz viele Leser wünsche.

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  • 5 Sterne

    11 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 07.09.2019

    Als eBook bewertet

    1985. Die 18-jährige Anja Hermann hat es momentan nicht leicht, denn die Eltern streiten sich immer öfter und auch die Schule macht ihr zu schaffen. Da kommt ihr das Angebot eines Lehrers gerade recht, der ihr einen Job als Gesellschafterin seiner alten Mutter vermittelt. Anja hat keine großen Erwartungen, doch dann ist sie immer mehr von Lili Kuhn und deren Leben fasziniert, das nach und nach bei gemeinsamen Gesprächen an die Oberfläche kommt. Die Halbjüdin Lili Cohen wuchs im Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Nach dem frühen Tod der Mutter lässt der Teehändler Jakob seiner Tochter Lili eine liebevolle und wohlbehütete Kindheit angedeihen. Unterstützt wird er dabei durch seinen alten japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der seinen Wohnsitz von Japan nach Berlin verlagert und Lili schnell ans Herz wächst. Viel später lernt Lili Günther von Pechmann, den Direktor der Königlichen Porzellan Manufaktur kennen, der sie in die Welt der Porzellanherstellung einführt, die einen Großteil von Lilis Leben bestimmen soll, bis die Nazis die Herrschaft in Deutschland übernehmen…
    Tom Saller hat mit „Ein neues Blau“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der Fiktion mit wahren Begebenheiten auf sehr gekonnte Weise miteinander verwebt. Der Schreibstil ist flüssig, berührend, intensiv und voller Poesie. Die Neugier des Lesers wird schon durch einen interessanten Prolog geweckt und lässt ihn eintauchen in zwei verschiedene Welten, denn der Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen, der eine spiegelt die Gegenwart um 1985 wieder, in der sich die junge Anja und die alte Lili kennenlernen. Die andere Ebene lässt den Leser an dem bewegten Leben von Lili teilhaben, dass mit den 20er Jahren und ihrer Kindheit beginnt. Der Autor versteht es sehr geschickt, den historischen Hintergrund und einige bekannte Größen in seiner Geschichte zu verankern und ihr damit noch mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität zu verleihen. Mit seiner Themenauswahl bietet er einen interessanten Einblick in die japanische Teezeremonie, die Judenverfolgung während der Nazizeit sowie über die kunstvolle Herstellung von Porzellan. Durch die wunderbare und ruhige Erzählweise des Autors hat der Leser während der gesamten Handlung das Gefühl, mit den beiden Frauen in einem Raum zu sitzen und ihren Ausführungen persönlich zu lauschen. Der Epilog birgt am Ende noch eine Überraschung, die das Buch so besonders werden lassen.
    Die Charaktere sind sehr ausgefeilt und mit Persönlichkeit versehen. Individuelle Ecken und Kanten lassen sie lebendig und vor allem glaubwürdig wirken. Der Leser kann sich sowohl in Anja als auch in Lili hineinversetzen, was es ihm leicht macht, ihren Gedanken und Gefühlen zu folgen und sie auch nach der Lektüre noch für eine geraume Weile im Gedächtnis zu behalten. Anja ist eine sehr junge Erwachsene, die den damaligen 80er Jahren entspricht. Mit ihrer jugendlichen Aussprache, ihrem offenen und leicht frechen Wesen findet sie den Schlüssel zu Lilis Herz. Innerlich ist die junge Frau unsicher und zerrissen. Lili ist mit ihrem Alter schon gesetzt, erfahren und sehr zurückhaltend, denn sie hat zu viel gesehen und erlebt. Die Kombination zwischen Alter und Jugend ist reizvoll, da der Austausch ein gegenseitiges Lernen beinhaltet und auch ein gewisses Verständnis für die jeweils andere Seite hervorruft, wenn erst einmal Vertrauen gefasst wurde. Aber auch der Takeshi mit seinem Einfühlungsvermögen und Rabbi Teichlmann haben ihren berechtigten Auftritt in dieser Geschichte, die so intensiv wie fesselnd ist.
    Mit „Ein neues Blau“ hat Tom Saller einen wunderschönen und eindrucksvollen Roman geschaffen, der sich nicht nur durch eine sehr gute historische Recherche und die Verflechtung von Fiktion und Wahrheit auszeichnet, sondern auch durch die Themenauswahl und die Schicksale, die er dem Leser näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!

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  • 5 Sterne

    7 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 22.10.2019

    Als Buch bewertet

    "Auf Scherben ins Glück"

    "Ein neues Blau" entführt mich auf eine wunderbare Zeitreise in das Berlin der frühen 20er bis 30er Jahre . Hin zu Lili und ihren Vater Jakob Kuhn, einem wohlhabenden jüdischen Teehändler . Ihre Mutter Charlotte hingegen war Christin . Beide Eltern haben ihren Glauben nie streng praktiziert und ließen dem anderen die Freiheit seines eigenen Glauben . Charlotte ist vor einiger Zeit an der spanischen Grippe gestorben . Vater und Tochter sind untröstlich über den großen Verlust und bilden eine geschlossene Einheit , zusammen mit Takeshi , dem besten Freund der Familie , der seit Lilis 6. Lebensjahr mit im Haushalt lebt . Er kümmert sich um Lili wenn Jakob auf Geschäftsreise ist , unterrichtet sie in der japanischen Teekultur , gibt ihr Halt und anwendbare Lebensweisheiten mit auf ihren täglichen Weg ins Leben . Rabbi Teichlmann versucht indessen Lili an den jüdischen Glauben heranzuführen , was ihm eigendlich nie so richtig gelingt . Sie bleibt trotz jahrelangem Unterricht bei ihm weiterhin ein Kind mit einem Elternteil , sowie sie nur eine halbe Jüdin ist . Trotzalledem kann man sagen das Lili eine durchaus glückliche Kindheit hatte , mit ihrem Vater und Takeshi , dessen Name übersetzt "Beschützer" bedeutet . Als junge Frau lernt sie durch einen Zufall Günther von Pechmann , den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur kennen. Durch ihn findet Lili ihre wahre Bestimmung: die Welt des Porzellans. Für eine Zeitlang kümmert sich Lili tagsüber um die zwei Kinder der von Pechmann , doch dann geht sie bei der ehemaligen Bauhaus Aktivistin Maguerite Fridlaender in die Töpferausbildung , um die Herstellung von Porzellan zu erlernen. In der Malklasse von Erwin Hahs , erlernt Lili zudem die hohe Kunst der Porzellanmalerei . Sie ist sehr ehrgeizig und erreicht viel in ihrem jungen Leben . Selbst der Himmel ist vor ihrem Tatendrang nicht sicher, seit sie den Pilotenschein gemacht hat . Doch dann kommt die Zeit der Nationalsozialisten und Lili muss aus Berlin flüchten . Denn plötzlich ist sie nach den Nürnberger Rassengesetze keine halbe Jüdin mehr , sondern eine "ganze Jüdin" , durch und durch .

    im Berlin von 1989

    lernen sich die 18 jährige Schülerin und widerspenstige Querdenkerin Anja und die über Achtzigjährige Lili kennen , die wieder zurückgezogen in Charlottenburg lebt . Lilis Sohn Michael hat hinter ihrem Rücken nach einer Gesellschafterin für seine Mutter gesucht , damit diese nach dem Tod ihres liebsten Freundes nicht vereinsamt. Er hat zudem die Hoffnung, dass Anja und seine Mutter sich gut verstehen und vielleicht über ihre Probleme reden können . Lili spricht nicht viel über ihr bewegtes Leben und schon gar nicht mit ihm . Seine Hoffnung scheint berechtigt, die beiden Frauen finden schnell eine Verbindung zueinander . Lili öffnet sich Anja bei jedem Besuch etwas mehr , bringt ihr das Töpfern bei und erzählt dabei Stück für Stück die Geschichte ihres Lebens . Im Gegenzug erzählt Anja von ihren Problem . Die beiden Frauen entdecken dabei mehr als nur eine Gemeinsamkeit .

    Zitat im Buch S.31

    ~~Und plötzlich wird mir klar , sie braucht gar keine Gesellschafterin . Stattdessen benötigt sie eine Zeugin. Für all die Dinge , die sie erlebt hat. …..Deswegen hat sie mich engagiert. Für nichts anderes.~~





    Tom Saller hat hier einen ausdrucksstarken Roman geschrieben , der gleichzeitig von zarter und feinfühliger Natur ist . Fast scheint es mir , als wenn der Autor sich die filigrane Kunst der Porzellanherstellung , vom Entwurf bis zum letzten Brennen und Bemalen der hauchdünnen , vollkommenen und exakt ausbalancierten Teeschale, auch für seine Schreibweise der Erzählung , zum Vorbild gemacht hat. Jedes neue Kapitel beginnt mit einer Begrüßung des Abschnitts und erzählt seine eigene Geschichte . Danach kommt die Erklärung , wie es dazu gekommen ist und warum . So wird der Leser unmerklich immer weiter in die Geschichte gezogen und fühlt sich zutiefst mit den Protagonisten verbunden . Freude , Glück , Angst und Leid , bekommen hier ein Gesicht und sind ein emotionaler Begleiter , der fesselnden Geschichte von Lilis und auch Anjas Familie .

    Über allen liegt ein zarter Hauch von Poesie, der sich dem anspruchsvollen Leser erschließt.

    Zitat im Buch, S.29

    ”Heißt es nicht Scherben bringen Glück ?” fragte sie,

    deswegen sammele ich sie vorsichtshalber.”

    Die Königliche Porzellan - Manufaktur in Berlin ,gegründet von Friedrich dem Zweiten , dessen Schöngeist für die Porzellanherstellung und die “Geburt” des Farbton “bleu mourant” , verantwortlich ist , zieht sich wie ein “blauer Faden” durch die berührende Erzählung und Lilis Leben . Die Geschichte des Porzellan, hauchzart und doch so stark in seiner zerbrechlichen Schönheit , steht hier für mich , wie ein Symbol , für die Stärken und Schwächen der Menschen, im Allgemeinen und in dieser Geschichte.

    “Ein neues Blau” von Tom Saller , hat mich mehr als begeistert ! Es hat mich berührt mit der Feinfühligkeit seiner tiefgründigen Geschichte .



    Sehr gerne vergebe ich für diesen anspruchsvollen Roman

    sehr gute 5 Sterne

    und meine absolute Leseempfehlung

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lea O., 29.11.2019

    Als Buch bewertet

    „Ein neues Blau“ ist ein wunderschöner Roman, der spannende Schicksale erzählt und diese klug verknüpft. Dafür gebe ich gerne fünf Sterne.
    Lili wird von ihrem Vater Jakob aufgezogen, weil ihre Mutter früh stirbt. Dazu stößt der Japaner Takeshi, einer meiner Lieblingsfiguren, weil er etwas ganz Exotisches mit in die Geschichte bringt. Wir erfahren ihre Geschichte, die schließlich in die Königliche Porzellan-Manufaktur führt. Aber dann wird alles anders. Die zweite Geschichte spielt 50 Jahre später. Die Schülerin Anja besucht Lili. Und die beiden profitieren mehr voneinander, als sie je geglaubt hätten.
    Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert, auch weil die Charaktere so besonders sind. Man taucht gerne in ihre Lebensgeschichten ein und fiebert mit. Die zwei Zeitebenen werden geschickt miteinander verknüpft und man würde gerne beide gleichzeitig weiterlesen.
    Ganz besonders ist auch der Schreibstil. Wenn von Anja geredet wird, hat man das Gefühl, es schreibt eine (vielleicht noch etwas pubertierende) 18-Jährige, bei Jakob ein erwachsener Mann, bei der alten Lili eine Dame, die schon viel erlebt hat, bei der jungen ein quirliges Mädchen. Das hat mir imponiert. Dazu kommen viele schöne Sprachbilder, die auch eine Leichtigkeit transportieren. Die Geschichte wird ganz durcheinander erzählt, aber trotzdem findet man sich gut zurecht. Mir hat auch gefallen, dass das Buch das Gefühl vermittelt, sehr nahe am Leben geschrieben zu sein.
    Ich habe mich in dieses Buch verliebt und empfehle es auf jeden Fall herzlich weiter.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xanaka, 05.11.2019

    Als Buch bewertet

    Eine Geschichte zwischen den Generationen

    Lili wird von ihrem Vater allein großgezogen. Beide sind vom frühen Tod der Mutter Charlotte stark traumatisiert. Unterstützung bekommt Jakob von seinem Freund Takeshi aus Japan, der zu den beiden nach Berlin zieht. Von ihm lernt Lili nicht nur die japanische Teezeremonie, sondern auch viel über das Leben.

    Eine Zufallsbekanntschaft führt Lili als Jugendliche zur Familie von Pechmann. Günter von Pechmann ist Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur. Von Takeshi hatte sie bereits viel über die Herstellung von Porzellan erfahren. Günter von Pechmann bringt ihr den Herstellungsprozess nahe. Lili ist sich sicher, das möchte sie lernen - ebenso, wie sie sich für die Porzellanmalerei interessiert. Beides erlernt sie. Die Malerei in Halle in der Burg Giebichenstein in Halle, die Porzellanherstellung in Berlin.

    Handlungsort des Buches ist Deutschland zu Beginn der 30er Jahre. Lili ist Halbjüdin und da fangen die Probleme fangen erst richtig an.

    In einem anderen Erzählstrang erfahren wir von Anja. Sie, Abiturientin im letzten Jahr, bekommt das Angebot sich um eine ältere Frau zu kümmern, sie am Nachmittag zu besuchen und sich mit ihr zu unterhalten. So erfährt Anja vom Leben von Lili.

    Interessant fand ich die Ausführungen aus dem Leben beider Protagonisten. Wobei ich sehr viel mehr von Lili, als von Anja erfahren habe. Wobei deren Probleme ja auch nicht harmlos waren. Aber es findet auch eine behutsame Annäherung der beiden statt. Das ist es was das Buch so lesenswert macht, genau wie die Vermittlung von Wissen über die japanische Welt. Das fand ich sehr interessant. Interessant fand ich auch, wie der Autor die Geschichte erzählt hat. Fast sachlich gelingt es ihm doch die Lebensabschnitte der beiden Heldinnen zu erzählen. Und obwohl die bei beiden, schon durch den Altersunterschied und durch die geschichtlichen Ereignisse so extrem verschieden sind, liest es sich ausgesprochen gut.

    Dieses Buch hat nicht nur berührt, es hat mich auch erschüttert und bewegt. Vor allem ist das ein Buch gewesen, bei dem ich lange nachdenken konnte. Es blieb mir lange im Sinn.

    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 15.10.2019

    Als Buch bewertet

    „...Und plötzlich wurde mir klar, sie brauchte keine Gesellschafterin. Stattdessen benötigte sie eine Zeugin. Für all die Dinge, die sie erlebt hat. Und die sie sonst niemanden erzählen kann oder will...“

    Wir schreiben das Jahr 1985. Die 18jährige Anja Hermann meldet sich bei einer alten Dame, um sich für die Stelle als Gesellschafterin zu bewerben. Anfangs scheint es so, als wäre sie umsonst gekommen. Dann aber reift in ihr die Erkenntnis, die im Eingangszitat formuliert ist.
    Der Autor hat einen beeindruckenden und fesselnden Gesellschaftsroman geschrieben. Er verbindet das Leben der alten Dame mit den momentanen Problemen von Anja. Gleichzeitig erfahre ich als Leser wesentliche Aspekte über die Porzellanherstellung in Berlin.
    Der Schriftstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Autor malt mit Worten eine ganze Welt, seien es die Gefühle seiner Protagonisten, die Orte der Handlung oder das konkrete Geschehen.
    Der Großteil des Buches beinhaltet die Geschichte von Lili, so heißt die alte Dame, und ihren Eltern. Ab und an gibt es Rückblenden zu Anja.
    Lili ist die Tochter von Charlotte, einer Christin, und Jakob, einem Juden, der sein Elternhaus verlassen und sich ein Karriere als Teehändler aufgebaut hat. Charlotte ist wenige Jahre nach Lilis Geburt verstorben. Lili wächst behütet auf. Dafür sorgen neben ihrem Vater der Japaner Takeshi, den ihr Vater in Japan kennengelernt hat und der nun nach Berlin gezogen ist, und eine jüdische Haushälterin. Kurz vor ihrem Schulende stellt Lili fest:

    „...Sie weiß nicht, was sie will von ihr, die Welt; ebenso wenig weiß sie, was sie von der Welt erwartet. In ein paar Wochen wäre sie mit der Schule fertig und dann? Da scheint eine unsichtbare Grenze zu sein zwischen dem Paradies der Kindheit und dem Leben danach...“

    Als Lili wenig später Alice von Pechstein kennenlernt, nimmt ihr Leben eine neue Wendung. Sie erhält eine Lehrstelle auf Burg Giebichenstein bei Marguerite Friedlaender.
    Nun erfahre ich als Leser fast nebenbei viel Wissenswertes über die Herstellung des Porzellans von den Grundlagen bis zum fertigen Produkt und seinen Siegeszug zum Alltagsgeschirr. Vor allem Marguerites Service für den Flughafen spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle.
    Da sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland zuspitzt, beginnt auch Takeshi in de Porzellan – Manufaktur zu arbeiten. Für ihn ist es eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Das erklärt er so:

    „...Manchmal schließen sich Kreise, von denen man nicht ahnt, dass sie existieren. Der eine nennt es Zufall, der andere Schicksal oder Fügung. Mein Vater gehörte zu den Menschen, die dem Porzellan besondere Kräfte zumessen...“

    Das Buch ist gespickt mit philosophischen Gesprächen, die in die Tiefe gehen. Da sind die Weisheit des Rabbi, der Lili unterrichtet, und die Gelassenheit von Takeshi, der die Teezeremonie zur Vollendung führt.

    „...Man sollte um den Ursprung der Dinge wissen. Insbesondere wenn man täglich von ihnen umgeben ist...“

    In bewegenden Bildern erlebe ich das fröhliche Leben der jungen Frau, die alle Chancen, die sich ihr bieten, nutzt. Noch ahnt sie nicht, dass zwei Dinge ihr Leben völlig verändern werden Eines davon sind die neuen Zustände in Deutschland. Deren erste Folge sieht so aus:

    „...Was weder Jakob noch Rabbi Teichlmann noch Adonaj selbst gelungen ist, erledigen die Nürnberger Rassengesetze und der nachfolgende Erlass der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz mit einem Federstrich: Lili hat zwei jüdische Großeltern und ist dadurch mit sofortiger Wirkung Halbjüdin...“

    Jakob war weitsichtig genug, um vorzusorgen.
    Über Anjas Probleme habe ich mich in der Rezension bewusst nicht geäußert. Es bleibt dem zukünftigen Leser vorbehalten, die parallelen zu Lilis Leben zu finden.
    Jedem neuen Zeitabschnitt im Buch ist ein Zitat aus entsprechender Literatur zur Porzellanherstellung vorangestellt. Auch in die eigentliche Handlung sind Zeitdokumente eingebettet.
    Anmerkungen des Autors und ein Quellenverzeichnis ergänzen das Buch.
    Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S. K., 07.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    1985. Die 18-jährige Anja Hermann hat es momentan nicht leicht, denn die Eltern streiten sich immer öfter und auch die Schule macht ihr zu schaffen. Da kommt ihr das Angebot eines Lehrers gerade recht, der ihr einen Job als Gesellschafterin seiner alten Mutter vermittelt. Anja hat keine großen Erwartungen, doch dann ist sie immer mehr von Lili Kuhn und deren Leben fasziniert, das nach und nach bei gemeinsamen Gesprächen an die Oberfläche kommt. Die Halbjüdin Lili Cohen wuchs im Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Nach dem frühen Tod der Mutter lässt der Teehändler Jakob seiner Tochter Lili eine liebevolle und wohlbehütete Kindheit angedeihen. Unterstützt wird er dabei durch seinen alten japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der seinen Wohnsitz von Japan nach Berlin verlagert und Lili schnell ans Herz wächst. Viel später lernt Lili Günther von Pechmann, den Direktor der Königlichen Porzellan Manufaktur kennen, der sie in die Welt der Porzellanherstellung einführt, die einen Großteil von Lilis Leben bestimmen soll, bis die Nazis die Herrschaft in Deutschland übernehmen…
    Tom Saller hat mit „Ein neues Blau“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der Fiktion mit wahren Begebenheiten auf sehr gekonnte Weise miteinander verwebt. Der Schreibstil ist flüssig, berührend, intensiv und voller Poesie. Die Neugier des Lesers wird schon durch einen interessanten Prolog geweckt und lässt ihn eintauchen in zwei verschiedene Welten, denn der Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen, der eine spiegelt die Gegenwart um 1985 wieder, in der sich die junge Anja und die alte Lili kennenlernen. Die andere Ebene lässt den Leser an dem bewegten Leben von Lili teilhaben, dass mit den 20er Jahren und ihrer Kindheit beginnt. Der Autor versteht es sehr geschickt, den historischen Hintergrund und einige bekannte Größen in seiner Geschichte zu verankern und ihr damit noch mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität zu verleihen. Mit seiner Themenauswahl bietet er einen interessanten Einblick in die japanische Teezeremonie, die Judenverfolgung während der Nazizeit sowie über die kunstvolle Herstellung von Porzellan. Durch die wunderbare und ruhige Erzählweise des Autors hat der Leser während der gesamten Handlung das Gefühl, mit den beiden Frauen in einem Raum zu sitzen und ihren Ausführungen persönlich zu lauschen. Der Epilog birgt am Ende noch eine Überraschung, die das Buch so besonders werden lassen.
    Die Charaktere sind sehr ausgefeilt und mit Persönlichkeit versehen. Individuelle Ecken und Kanten lassen sie lebendig und vor allem glaubwürdig wirken. Der Leser kann sich sowohl in Anja als auch in Lili hineinversetzen, was es ihm leicht macht, ihren Gedanken und Gefühlen zu folgen und sie auch nach der Lektüre noch für eine geraume Weile im Gedächtnis zu behalten. Anja ist eine sehr junge Erwachsene, die den damaligen 80er Jahren entspricht. Mit ihrer jugendlichen Aussprache, ihrem offenen und leicht frechen Wesen findet sie den Schlüssel zu Lilis Herz. Innerlich ist die junge Frau unsicher und zerrissen. Lili ist mit ihrem Alter schon gesetzt, erfahren und sehr zurückhaltend, denn sie hat zu viel gesehen und erlebt. Die Kombination zwischen Alter und Jugend ist reizvoll, da der Austausch ein gegenseitiges Lernen beinhaltet und auch ein gewisses Verständnis für die jeweils andere Seite hervorruft, wenn erst einmal Vertrauen gefasst wurde. Aber auch der Takeshi mit seinem Einfühlungsvermögen und Rabbi Teichlmann haben ihren berechtigten Auftritt in dieser Geschichte, die so intensiv wie fesselnd ist.
    Mit „Ein neues Blau“ hat Tom Saller einen wunderschönen und eindrucksvollen Roman geschaffen, der sich nicht nur durch eine sehr gute historische Recherche und die Verflechtung von Fiktion und Wahrheit auszeichnet, sondern auch durch die Themenauswahl und die Schicksale, die er dem Leser näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    hennie, 26.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    DIE WÄHRUNG DES LEBENS
    Der Roman "Ein neues Blau" wird im wesentlichen bestimmt durch die Lebensgeschichte der Lili Kuhn, die 1912 in Berlin zur Welt kommt. Der Vater Jakob ist Jude, die Mutter Charlotte Christin. Doch der Glaube spielte keine Rolle. Sie führen eine kurze glückliche Ehe bis Charlotte 1919 an der Spanischen Grippe verstirbt. Lili wächst zwar in wohlhabenden Verhältnissen auf, aber anders als die große Mehrheit. Sie lebt mit ihrem Vater, dem japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der preußisch-jüdischen Haushälterin und dem Hund namens Hund (Bezug zum Cover) zusammen.
    Lili hat lange Zeit große Probleme wegen der Selbstfindung. Sie meint alles nur halb zu sein, nirgendwo richtig dazu zu gehören.

    [S. 135] „Sie ist weder Jüdin, noch Christin; ebenso wenig Japanerin...Sie ist ein Kind ohne Mutter. Tochter mit einem abwesenden Vater. Ihr Halbsein macht sie aus. Aber strebt nicht jeder Mensch nach Ganzwerdung?“

    In der Folge ihrer Entwicklung findet sie durch einen glücklichen Zufall ihre Bestimmung in der Welt des Porzellans. Diese bleibt ihr ständiger Zufluchtsort. Sie gibt ihr Ruhe und Frieden, die innere Sicherheit.
    Die Lebensgeschichte Lilis erfährt der Leser durch die Rahmenhandlung, die 1985 in Berlin spielt und durch die junge Anja Hermann vertreten wird, die dasselbe Gymnasium wie Lili besucht. Das natürlich zu unterschiedlichen Zeiten! Ihr Lehrer vermittelt die Schülerin zu der alten Dame, um ihr etwas Gesellschaft in ihrem Alleinsein zu leisten. Die Annäherung der Beiden erfolgt zögerlich und es gibt im Verlauf des Buches nur wenig Berührungspunkte zwischen ihnen. Leider wird sehr wenig über Anja und Lili berichtet, wie sie einander näher zu kommen scheinen. Dabei hat das junge Mädchen gerade eine ziemlich schwierige Phase in ihrem Leben durchzustehen. Das wurde, so finde ich, im Gegensatz zu vielen anderen Themen nicht genügend herausgearbeitet.
    Auf der anderen Seite führt der Autor Tom Saller den Leser bilderreich und ausdrucksvoll durch verschiedene zeitgeschichtliche Inhalte (angefangen bei Friedrich dem Großen – seine Lieblingsfarbe war bleu mourant, daher der Titel des Romans), durch Kulturen und Religionen, thematisiert das Judentum, die Welt des Porzellans und die Kunst der japanischen Teezubereitung. Er zeigt das Leben der Halbjüdin Lili zwischen Tradition und Moderne, wobei das Private zwar berührt, aber irgendwie auf Distanz bleibt. So war mein Empfinden!

    Das Buch beinhaltet die lebendige Schilderung der Zeit durch das Leben der Lili Kuhn mit den vielen Schicksalschlägen, ihren Schuldgefühlen, den furchtbaren Ereignissen der Nazizeit, die Flucht ins USA-Exil, die Rückkehr nach Deutschland. Dabei trifft man auf historische Persönlichkeiten wie dem Direktor der KPM, Baron Günther von Pechmann, und bedeutende Künstler wie Marguerite Friedländer, Erwin Hahs, Gerhard Marcks, Hans Finsler.

    „Ein neues Blau“ ist eine unterhaltsame Erzählung über einen bewegten Teil deutscher Geschichte, die durch die Geburt der Eltern von Lili etwa ab Ende des 19. Jahrhunderts beginnt und 1985 durch das Aufeinandertreffen von Lili und Anja endet.

    Ich empfehle das Buch und bewerte mit vier von fünf Sternen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philiene, 27.08.2019

    Als Buch bewertet

    Ein wunderschönes Buch über ein Mädchen die von allem nur die Hälfte ist. Ich muss sagen das ich auch von dem zweiten Roman von Tom Saller wieder begeistert war.

    Es geht um Glaube und Religion und die Frage kann man ein halber Jude und ein halber Christ sein. Es geht um die Liebe und die Bedeutung von Namen. Es geht um Tee und die richtige Art ihn zu Genießen und ein bisschen auch um Porzellan. Und dann um eine lebenslange Freundschaft.

    Tom Saller hat seinen ganz eigenen Erzählstil der manchen Leser vielleicht zu abgehackt wirken mag. Ich mag seine Art zu schreiben. Er geht ohne lange abzuschneiden auf seine Themen ein und nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise. Ganz nebenbei habe ich einiges über das Judentum gelernt. Gut gefallen hat mir auch, das die Geschichte auf zwei Zeitebenen geschrieben ist. So hat man neben der eigentlichen Geschichte die zwischen 1919 und 1935 spielt eine kleine Auflockerung.
    Absolute Leseempfehlung.
    Weiterlesen

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bücherwurm10, 19.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Berührende Zeitgeschichte
    Mit dem Buch "Ein neues Blau" ist dem Autor Tom Saller ein berührender und zeitgeschichtlicher Roman gelungen, der beim Leser lange nachwirkt.

    Durch ihren Lehrer bekommt die 18 jährige widerspenstige Schülerin den Auftrag, bei einer alten Dame als Gesellschafterin tätig zu werden. Nur widerwillig übernimmt Anja Kontakt zu Lili auf. Doch dann ist die junge Frau interessiert an der älteren Frau, an dem vielen weißem Porzellan in dem Zimmer und dem japanischen Teehaus im Garten. Lili hat viel zu erzählen aus ihrem Leben. Und so erfährt Anja etwas über das Leben der alten Dame, über die Porzellanherstellung bei KPM, die Zeit der Nazis in Berlin und von Takeshi, dem japanischen Familienfreund.

    Der Roman ist berührend und zart, spannend und gleichzeitig informativ. Die Schreibweise des Autors würde ich als federleicht und bunt wie eine Blumenwiese beschreiben.
    Der Autor besitzt die Fähigkeit die Wortwahl und Ausdrucksweise der jeweiligen Zeit anzupassen. So sind die Kapitel mit den Geschehnisse von Lili in der Vergangenheit sprachlich sehr elegant und behutsam, die von Anja in der Gegenwart modern und klar. Alle Charaktere aus der Geschichte sind feinfühlig und überzeugend dargestellt.

    Ein wunderbares und beeindruckendes Buch! Nach der letzten Seite bedauert man, dass es schon zu Ende ist! Daher von mir 5 Sterne und eine eindeutige Kauf-und Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lynas_lesezeit, 08.09.2019

    Als Buch bewertet

    "Was eigentlich ist Porzellan? Jeder hat es, jeder kennt es. Aus dem eigenen Haushalt, den Museen oder Geschäften. Aber woher kommt es?"

    Genau diese Frage hat mich neugierig gemacht, als ich "Ein neues Blau" von Tom Saller entdeckt habe. Die Geschichte schien Eindrücke aus der Arbeit mit Porzellan zu geben und damit die Thematik des Nationalsozialismus um einen neuen, interessanten Aspekt zu ergänzen. Zudem schätze ich Romane, bei denen zwei Handlungsstränge miteinander verwoben werden und eine junge Person aus dem reichen Erfahrungsschatz einer älteren lernen und daran wachsen kann.

    Die erste Erwartung wurde vollkommen erfüllt. Auch wenn der Nationalsozialismus nicht detailliert aufgegriffen wird, erhält man umso mehr Einblicke in die Welt der Porzellanherstellung und - malerei. Neben den Details, die sich flüssig in die Erzählung einfließen, gibt es auch immer wieder Einschübe mit Zitaten aus anderen Werken über Porzellanherstellung. Ich konnte einiges neues Wissen aufnehmen und habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt. Tom Saller ist es gelungen meinen Horizont auf angenehme, leicht aufzunehmende Weise zu erweitern. Auch einige Aspekte des jüdischen Glaubens und der jüdischen Traditionen waren mir noch nicht bekannt und haben mich sehr interessiert. Ganz besonders war eine Passage, in der versucht wurde, zu ergründen, warum jüdische Menschen bereits seit Jahrhunderten verfolgt und ausgegrenzt werden. Diese Frage kam verstärkt durch einen anderen Roman mit dem Thema Nationalsozialismus bei mir auf und der hier vorgebrachte Erklärungsansatz war sehr interessant und hat mich nachdenklich gestimmt.
    Auch über die Welt des Tees habe ich noch das ein oder andere neue Wissen erworben. Ein Buch voller interessanter Hintergründe, die sich angenehm in die Geschichte einfügen.

    Die zweite Erwartung eines gegenseitigen Von- und Miteinander Lernens über Generationen hinweg, ist für mein Empfinden etwas zu kurz gekommen. Ein großer Anteil des Romans wird Lili und ihrem Leben vor ihrer Hochzeit gewidmet. Lili ist eine interessante junge Frau, die eine besondere Kindheit leben durfte und sich nun mutig aufmacht, um neue Erfahrungen zu machen. Es fällt leicht eine Sympathie für Lili und auch für die Menschen, die sie auf ihrem Weg begleiten, zu entwickeln. Zudem liest sich ihr Heranwachsen sehr angenehm und interessant. Mir war jedoch zum einen das Ende zu abrupt. Nach Lilis Hochzeit wird ihr Leben nur noch sehr lückenhaft erzählt. Mir war das etwas zu übergangslos und ich hätte mir noch etwas mehr Hintergründe gewünscht.
    Zum anderen wird auch Anja für meinen Geschmack etwas zu wenig Raum gegeben. Ich hatte mir erhofft, dass es mehrere tiefgründige Dialoge zwischen Lili und Anja geben würde. Diese Hoffnung wurde nicht ganz erfüllt. Was mir aber sehr gut gefällt, ist der veränderte Schreibstil, wenn Anja aus ihrer Perspektive erzählt. Dieser ist dann moderner, jünger und passt daher gut zu einem jungen Mädchen, das ihren Platz nicht mehr findet. Auch ihre positive Entwicklung, ihr beginnendes Erwachsenwerden, ist in dem Buch sehr schön herausgearbeitet.

    Einen schönen, stimmigen Rahmen für die ganze Geschichte bieten Prolog und Epilog. Das hat mir außerordentlich gut gefallen, nehmen sie doch direkt aufeinander Bezug und stimmen daher gut auf die Geschichte ein und bieten dann einen harmonischen Ausklang.

    "Ein neues Blau" von Tom Saller ist ein Roman, der vor dem Hintergrund einer wunderbar geschriebenen Geschichte viele interessante Informationen über Porzellanherstellung, Judentum und Tee bietet. Ein Werk, das gleichermaßen bildet und unterhält. Empfehlen kann ich es allen Lesern gut geschriebener Romane, die Freude daran haben ihr Wissen über die genannten Bereiche zu erweitern.


    Am Rande möchte ich auch gern noch erwähnen, dass die Ullstein-Buchverlage ihre gebundenen Bücher nicht mehr in Plastikfolie einpacken, sondern diese lediglich mit einer kleinen Banderole versehen, die das Aufblättern verhindert. Diesen Ansatz, um Plastikmüll zu vermeiden, habe ich sehr positiv und deshalb erwähnenswert empfunden.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bookloving, 28.11.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    *Bewegende Geschichte über eine außergewöhnliche Frau*
    Nach seinem Debüt „Wenn Martha tanzt“ hat Tom Saller mit „Ein neues Blau“ erneut einen bewegenden und zugleich sehr lehrreichen Roman vorgelegt, der allerdings nicht ganz an sein Erstlingswerk heranreichen kann.
    Der Autor erzählt in seiner fiktiven Geschichte die bewegende Biographie einer faszinierenden, jungen Frau. Einfühlsam und mit angenehmer Leichtigkeit zeichnet er verschiedene Stationen im Leben von Lili und ihrer Familie nach – ihre Kindheit und Jugend, ihre Suche nach künstlerischer Selbstverwirklichung bis hin zu einem tragischen Schicksalsschlag, der sie für immer aus der Bahn werfen wird.
    Die zwei sich abwechselnden, auf unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelte Erzählstränge haben mich anfangs rasch in ihren Bann gezogen. In der in der Gegenwart angesiedelten Rahmenhandlung lernen wir etwas kauzige, zurückgezogen lebende Lili kennen und erfahren durch die Gespräche mit der jungen Anna allmählich immer neue Details über Lilis bewegter Vergangenheit und ihren späteren Weg als Porzellanmalerin der Königlichen Porzellan-Manufaktur. Auch die feinfühlige,nuancenreiche sprachliche Umsetzung von Lilis Geschichte, die oft ohne große Worte auskommt, vieles nur szenisch anreißt und der eigenen Interpretation freien Lauf lässt, ist außergewöhnlich und hat mir sehr gut gefallen.
    Geschickt nimmt uns Saller mit auf eine faszinierende Zeitreise. Aufgrund vieler gut recherchierter Informationen und atmosphärisch dichter Beschreibungen kann man mühelos in diese spannende zeitgeschichtliche Epoche voller Umbrüche und Wandel eintauchen. Die interessanten Ausführungen des Autors, die im Anhang detaillierter erläutert sind, haben mich parallel zur Lektüre des Romans dazu angeregt, weitere Hintergründe zu einigen der angesprochenen Themen wie zB die japanische Teekultur und die Porzellanherstellung zu recherchieren. Obwohl der Autor uns durch Lilis persönliche Erinnerungen an vielen bedeutsamen Episoden aus ihrem berührenden Leben teilhaben lässt, erscheint diese facettenreich angelegte Hauptfigur leider eigentümlich blass, so dass ich mich bisweilen nicht gut in ihr Innenleben hineinversetzen und ihre Handlungen nicht nachvollziehen konnte.
    Mitreißend und informativ ist diese Geschichte zu lesen, und konnte mich mit unvorhersehbaren Wendungen und überraschenden Enthüllungen insgesamt sehr fesseln, doch hätte ich mir etwas mehr Tiefe für die weibliche Hauptfigur gewünscht und gerne auch noch etwas mehr zu ihrer weiteren charakterlichen Entwicklung im Lauf der Zeitgeschichte erfahren.
    FAZIT
    Eine interessante, bewegende und mitreißende Geschichte über eine außergewöhnliche Frauenfigur im vorigen Jahrhundert, die mich aber leider nicht völlig überzeugen konnte!

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    raschke64, 29.10.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Anja ist 18 und macht gerade eine sehr schwere Zeit durch. Regelmäßig schneidet sie sich und kommt mit ihren Eltern überhaupt nicht zurecht. Mehr zufällig wird sie als Gesellschafterin für eine alte Dame namens Lili engagiert. Nach und nach erzählt Lili ihr ihre Geschichte. Als junges Mädchen lebte sie mit ihrem jüdischen Vater (die christliche Mutter ist verstorben) und zusammen mit dem Halbjapaner/-chinesen Takeshi in Berlin und lernt zufällig den damaligen Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin kennen. Durch ihn erhält sie die Möglichkeit, in Halle eine Ausbildung als Porzellanmalerin und später auch als Porzellangestalterin zu machen. Doch die Nazis kommen an die Macht und für Juden wird es immer schwieriger…

    Das Buch erzählt über eine interessante Frau in einer interessanten Zeit. Doch leider bleibt es eigentümlich blass. Die Kindheit und Jugend von Lili wird mehr als ausführlich geschildert, die Zeit ihrer Ausbildung noch etwas reichlicher, doch danach erfährt man nur noch in kurzen Sätzen und großen Abschnitten Teile der weiteren Geschichte. Das habe ich sehr bedauert. Die gesamte spätere Geschichte von Lili und ihrer Familie ist völlig ausgespart. Auch wenn der Autor nur Teile der Geschichte erzählen wollte, erschließt sich mir dann nicht, warum er mit Anja eine Figur einführt, die außer dem jüdisch Sein so überhaupt keine Verbindung zu Lili hat. Dadurch hatte ich weder zu Lilli noch zu Anja irgendeine nähere Beziehung und die Figuren hatten für mich keine Tiefe. Vom Stil her ist das Buch allerdings wunderbar geschrieben. Nur auf die kurzen Sätze der Kapitelüberschriften hätte der Autor verzichten können. Alles in allem ist es kein schlechtes Buch, aber auch kein überragendes

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 05.09.2019

    Als Buch bewertet

    Heute lebt Lili zurückgezogen in ihrem Haus mit japanischem Garten in Charlottenburg. Das Haus hat einen japanischen Garten. Doch dann kommt die 18-jährige eigensinnige Anja auf Initiative ihres Sohnes in Lilis Leben. Es ist nicht ganz einfach, doch mit der Zeit gehen die beiden aufeinander zu und Lili erzählt ihr über ihr früheres Leben. Aber auch Anja hat ihre Probleme.
    Lilis Mutter ist früh gestorben. Ihr Vater ist Teehändler und Jude. Er kümmert sich liebevoll um seine Tochter und wird unterstützt von Takeshi, den er auf einer Seiner Reisen kennengelernt hat. Später lernt Lili den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur Günther von Pechmann kennen. Dadurch findet sie ihre Bestimmung und wird Porzellanmalerin. Doch dann kommen die Nationalsozialisten an die Macht und Lili muss fliehen. Nach dem Krieg kommt sie zurück und lebt seither in dem Haus in Charlottenburg.
    Obwohl sich der Schreibstil leicht und flüssig lesen lässt, geht es nicht so leicht und angenehm zu. Die Schrecken in der Zeit des Nationalsozialismus sind gut beschrieben. Eigentlich lese ich sehr gerne Bücher über diese Zeit, doch dieses Buch hat mich nicht so ganz überzeugt. Die Zeiten wechseln immer wieder, was ich ganz gerne mag, aber hier war es mir manchmal zu viel. Auch die vielen Information über die Porzellanmalerei haben mich etwas gestört, denn mir geht es um die Geschichten der Menschen.
    Über die Protagonistinnen habe ich viel erfahren und doch kamen sie mir nicht wirklich nahe. Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen, die hier aufeinandertreffen und die sich langsam annähern und voneinander lernen. Die Sprache ist der jeweiligen Person angepasst.
    Ein Roman, der mich nicht ganz überzeugen konnte.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Petra K., 15.09.2019

    Als Buch bewertet

    Aufgrund des Klappentextes hatte ich etwas anderes erwartet, denn er suggeriert doch eine mehr historisch basierende Geschichte. Gerne hätte ich mehr über die unterschiedlichen Seiten und Prozesse rund um das Porzellan und die damit verbundenen Personen erfahren.

    Die beiden Erzählstränge finden für mich nicht wirklich zusammen. Ziemlich zusammenhangslos werden zwei Geschichten in verschiedenen Zeitphasen erzählt. Die Lebensgeschichte von Lili ist teilweise sehr langatmig und es ist ihr nicht immer leicht zu folgen. Mir fehlt der in der Inhaltsangabe beschriebene Bezug zur Porzellanmalerei und -herstellung. Hier hatte ich mehr Details mit historischen Informationen erwartet. Die Geschichte um Anja fand ich ziemlich konstruiert und nur bedingt passend zum anderen Erzählstrang.

    Leider hat das Buch mich nicht abgeholt und durch die Geschichte führen können. Die Sprache hat mir gut gefallen, abgesehen von einigen Längen konnte ich gut folgen und flüssig lesen. Allerdings lässt sie keine Bilder im Kopf entstehen, die einige Stellen leichter verständlich gemacht hätte. Schade.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia R., 29.11.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Zeitreise mit Lili und Anja
    Als Anja zur Gesellschafterin der alten Dame Lili wird, ahnt sie noch nicht, dass sie sich mit ihr auf eine Reise in die Dreißigerjahre nach Berlin begibt. So begleitet der Leser die beiden in die Königliche Porzellanmanufaktur, wo Lili als Malerin ihre Bestimmung findet. Doch schwarze Wolken hängen über Berlin und als Jüdin wird sie bald fliehen müssen. In Rückblenden erfahren wir viel über Lilis Kindheit und Jugend, wenig über die Jahre nach der Flucht.
    Der Autor schafft mit Lili eine durchaus interessante Frauengestalt, jedoch bleibt sie für mich zu schwach entwickelt. Viel Augenmerk legt er auf die Schilderung der politischen Zeitgeschehnisse. Mit der jungen Anja konnte ich nicht warm werden. Diese Figur hätte nicht erfunden werden brauchen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xanaka, 05.11.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Eine Geschichte zwischen den Generationen

    Lili wird von ihrem Vater allein großgezogen. Beide sind vom frühen Tod der Mutter Charlotte stark traumatisiert. Unterstützung bekommt Jakob von seinem Freund Takeshi aus Japan, der zu den beiden nach Berlin zieht. Von ihm lernt Lili nicht nur die japanische Teezeremonie, sondern auch viel über das Leben.
    Eine Zufallsbekanntschaft führt Lili als Jugendliche zur Familie von Pechmann. Günter von Pechmann ist Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur. Von Takeshi hatte sie bereits viel über die Herstellung von Porzellan erfahren. Günter von Pechmann bringt ihr den Herstellungsprozess nahe. Lili ist sich sicher, das möchte sie lernen - ebenso, wie sie sich für die Porzellanmalerei interessiert. Beides erlernt sie. Die Malerei in Halle in der Burg Giebichenstein in Halle, die Porzellanherstellung in Berlin.

    Handlungsort des Buches ist Deutschland zu Beginn der 30er Jahre. Lili ist Halbjüdin und da fangen die Probleme fangen erst richtig an.

    In einem anderen Erzählstrang erfahren wir von Anja. Sie, Abiturientin im letzten Jahr, bekommt das Angebot sich um eine ältere Frau zu kümmern, sie am Nachmittag zu besuchen und sich mit ihr zu unterhalten. So erfährt Anja vom Leben von Lili.

    Interessant fand ich die Ausführungen aus dem Leben beider Protagonisten. Wobei ich sehr viel mehr von Lili, als von Anja erfahren habe. Wobei deren Probleme ja auch nicht harmlos waren. Aber es findet auch eine behutsame Annäherung der beiden statt. Das ist es was das Buch so lesenswert macht, genau wie die Vermittlung von Wissen über die japanische Welt. Das fand ich sehr interessant. Interessant fand ich auch, wie der Autor die Geschichte erzählt hat. Fast sachlich gelingt es ihm doch die Lebensabschnitte der beiden Heldinnen zu erzählen. Und obwohl die bei beiden, schon durch den Altersunterschied und durch die geschichtlichen Ereignisse so extrem verschieden sind, liest es sich ausgesprochen gut.

    Dieses Buch hat nicht nur berührt, es hat mich auch erschüttert und bewegt. Vor allem ist das ein Buch gewesen, bei dem ich lange nachdenken konnte. Es blieb mir lange im Sinn.

    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lea O., 29.11.2019

    Als Buch bewertet

    „Ein neues Blau“ ist ein wunderschöner Roman, der spannende Schicksale erzählt und diese klug verknüpft. Dafür gebe ich gerne fünf Sterne.
    Lili wird von ihrem Vater Jakob aufgezogen, weil ihre Mutter früh stirbt. Dazu stößt der Japaner Takeshi, einer meiner Lieblingsfiguren, weil er etwas ganz Exotisches mit in die Geschichte bringt. Wir erfahren ihre Geschichte, die schließlich in die Königliche Porzellan-Manufaktur führt. Aber dann kommt der Zweite Weltkrieg und alles wird anders. Die zweite Geschichte spielt 50 Jahre später. Die Schülerin Anja besucht Lili. Und die beiden profitieren mehr voneinander, als sie je geglaubt hätten.
    Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert, auch weil die Charaktere so besonders sind. Man taucht gerne in ihre Lebensgeschichten ein und fiebert mit. Die zwei Zeitebenen werden geschickt miteinander verknüpft und man würde gerne beide gleichzeitig weiterlesen.
    Ganz besonders ist auch der Schreibstil. Wenn von Anja geredet wird, hat man das Gefühl, es schreibt eine (vielleicht noch etwas pubertierende) 18-Jährige, bei Jakob ein erwachsener Mann, bei der alten Lili eine Dame, die schon viel erlebt hat, bei der jungen ein quirliges Mädchen. Das hat mir imponiert. Dazu kommen viele schöne Sprachbilder, die auch eine Leichtigkeit transportieren. Die Geschichte wird ganz durcheinander erzählt, aber trotzdem findet man sich gut zurecht. Mir hat auch gefallen, dass das Buch das Gefühl vermittelt, sehr nahe am Leben geschrieben zu sein.
    Ich habe mich in dieses Buch verliebt und empfehle es auf jeden Fall herzlich weiter.
    „Ein neues Blau“ ist ein wunderschöner Roman, der spannende Schicksale erzählt und diese klug verknüpft. Dafür gebe ich gerne fünf Sterne.
    Lili wird von ihrem Vater Jakob aufgezogen, weil ihre Mutter früh stirbt. Dazu stößt der Japaner Takeshi, einer meiner Lieblingsfiguren, weil er etwas ganz Exotisches mit in die Geschichte bringt. Wir erfahren ihre Geschichte, die schließlich in die Königliche Porzellan-Manufaktur führt. Aber dann kommen die Nazis und alles wird anders. Die zweite Geschichte spielt 50 Jahre später. Die Schülerin Anja besucht Lili. Und die beiden profitieren mehr voneinander, als sie je geglaubt hätten.
    Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert, auch weil die Charaktere so besonders sind. Man taucht gerne in ihre Lebensgeschichten ein und fiebert mit. Die zwei Zeitebenen werden geschickt miteinander verknüpft und man würde gerne beide gleichzeitig weiterlesen.
    Ganz besonders ist auch der Schreibstil. Wenn von Anja geredet wird, hat man das Gefühl, es schreibt eine (vielleicht noch etwas pubertierende) 18-Jährige, bei Jakob ein erwachsener Mann, bei der alten Lili eine Dame, die schon viel erlebt hat, bei der jungen ein quirliges Mädchen. Das hat mir imponiert. Dazu kommen viele schöne Sprachbilder, die auch eine Leichtigkeit transportieren. Die Geschichte wird ganz durcheinander erzählt, aber trotzdem findet man sich gut zurecht. Mir hat auch gefallen, dass das Buch das Gefühl vermittelt, sehr nahe am Leben geschrieben zu sein.
    Ich habe mich in dieses Buch verliebt und empfehle es auf jeden Fall herzlich weiter.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bettina H., 29.08.2019

    Als Buch bewertet

    Ein neues Blau
    Autor: Tom Saller

    Es geht um Lili und ihr ungewöhnliches Leben: Ihre Mutter stirbt früh, ihr Vater kümmert sich rührend um sie, gemeinsam mit seinem japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der für Jakob und Lili aus dem fernen Japan nach Berlin zieht. Als viel später Günther von Pechmann in Lilis Leben tritt, Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur, findet sie in der Welt des Porzellan ihre Bestimmung. Doch sie ist zur Hälfte Jüdin, obwohl sie ihr ganzes Leben kaum den jüdischen Glauben praktizierte, genau wie ihr Vater. Als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, muss Lili fliehen. Erst viele Jahre später kehrt sie nach Berlin zurück und lebt sehr zurückgezogen in ihrem Haus mit japanischen Garten. Erst als die Achtzehnjährige Anja wie ein Wirbelwind in ihr Leben braust, öffnet sich Lili Stück für Stück dem Mädchen und eine sehr berührende Geschichte kommt zutage.

    Laut Klappentext und Leseprobe hatte ich eigentlich etwas ganz anderes erwartet, dennoch wurde ich überhaupt nicht enttäuscht. Es ist eine andere Geschichte über das Judensein oder Nichtjudensein, über die Liebe, den Glauben, das Leben, den Seelenfrieden und wahrscheinlich noch viel mehr.

    Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Hervorheben möchte ich den Aufbau des Buches, die Zeitangaben, die Kapitel mit Überschrift, was einem erwarten wird.

    Lilis Part findet oft in der Vergangenheit statt, da sie ja Anja von ihrem Leben erzählt. Es ist in der Tat ein ungewöhnliches Leben, die Konstellation zwischen Jakob, Lili und Takeshi. Alle drei Figuren haben mir gefallen, vor allem Takeshi, der Lili in der wunderbaren japanischen Tee Zeremonie einführt. Diese passt natürlich perfekt in die Welt des Porzellans. Als Leser erfährt man darüber sehr viel und ich muss sagen, ich fand es wirklich interessant. Ich war sehr erstaunt, als ich mich lesetechnisch auf einmal in Halle auf Burg Giebichenstein befand, bei der Porzellan eine bemerkenswerte Rolle spielte. Kenne ich Halle doch ganz gut, „Händelstadt“, „Schokoladenstadt“und nun „Porzellanstadt“.

    Anja bringt frischen Wind in die Gegenwart und es gelingt ihr mit einem frech-fröhlichen Charme Lilis Herz zu öffnen. Ich fand sie sehr erfrischend und doch hat sie eine sehr sensible, verletzliche Seite. Tom Saller bringt da tiefgreifende Themen zur Sprache. Am Ende hat alles einen Sinn…

    Alles im allen muss ich sagen, es ist eine sehr emotionale Geschichte auf einer anderen Art, wie ich sie nicht erwartet hatte. Ich habe Zug um Zug gelesen und habe am Ende eine ganze Weile innehalten müssen. Ein Lesegenuss der besonderen Art, dem ich fünf volle Sterne verleihe.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marakkaram, 15.09.2019

    Als Buch bewertet

    ** Das ist die Stille nach dem Tee. Wenn der Geist zur Ruhe kommt und sich ein kleiner Teil der Welt offenbart. Weil sich ein Weg aufgetan hat. Ein Weg, der vorher nicht dagewesen ist. **

    Erneut beschreibt Tom Saller - dessen Debut "Wenn Martha tanzt" mich schon arg begeistert hat - das Leben einer starken, unabhängigen Frau auf der Suche nach sich selbst.

    Lili ist noch ein Kind, als sie ihre Mutter durch die spanische Grippe verliert. Die Mutter Christin, der Vater Jude, hatten beide mit Religion nicht viel am Hut. Doch nun möchte Jakob, dass sie im jüdischen Glauben erzogen wird; um einer Gemeinschaft dazuzugehören. Für Rabbi Teichlmann ist Lili jedoch nicht einmal Halb-Jüdin, da dies ausschließlich über die mütterliche Linie bestimmt wird. Er ist es auch, der sinniert, ihr Name leite sich wahrscheinlich von Lilith ab. Und diese Lilith bleibt ein innerer Dämon, der sie ihr Leben lang begleiten wird....
    Zuhause übernimmt Takeshi, ein Freund des Vaters und halb Japaner, halb Chinese ihre Erziehung, da Jakob oft für Monate geschäftlich unterwegs ist.
    Jüdisch, Christlich, Japanisch.... alles halb, nichts ganz... Und das setzt sich in ihrem Leben und ihrer Suche fort.
    Doch wenn Lili etwas auszeichnet, dann Hartnäckigkeit, sie liebt das Malen, aber ihr fehlt der Mut freie Malerin zu werden, und so verschlägt es sie nach Halle in eine Porzellanmalklasse....

    Tom Saller ist es wieder einmal gelungen, mich mit einem bewegten und interessanten Leben in den Bann zu ziehen und das, obwohl ich lt. Klappentext etwas anderes, mehr auf KPM ausgerichtetes, erwartet hatte. Und das ist eigentlich das größte Kompliment.

    Ruhig, feinfühlig und dennoch in sehr eindringlichen Bildern entfaltet sich Lilis Leben Schicht um Schicht. Viele Szenen verbleiben im Raum, stehen still und hallen nach, ganz intensiv. Dazu kommen noch die sehr leisen Zwischentöne ("Ein merkwürdiges Wort kommt ihm in den Sinn: Fehlgepaart." (S.78). Ein Schreibstil, den man Stück für Stück genießen sollte, um ihn in seiner ganzen Tiefe zu erfassen.

    Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch. Geschickt verwebt Tom Saller geschichtliche Fakten mit Fiktion, die man als Leser im Anhang unter Anmerkungen und Quellen nachvollziehen kann. Das fand ich unheimlich interessant und ist mir bei dieser Art Geschichten schon sehr wichtig.

    Fazit: "Ein neues Blau" berührt mit leichter Hand, doch nicht minder intensiv politische und religiöse Themen. Der Roman erzählt die berührende und interessante Geschichte der 1913 geborenen Lili Kuhn, keine Jüdin, aber mit jüdischem Vater, auf der Suche nach sich selbst.

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