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  • 5 Sterne

    6 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja S., 11.03.2020

    Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
    Jesup ist 17 und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er versucht, trotz seiner Herkunft durch Fleiß in der Schule etwas aus sich zu machen und hofft auf ein Sportstipendium. In der Stadt, in der er aufwächst, hat er es aber besonders schwer, da ihn jeder aufgrund seiner Familie sofort in eine Schublade steckt: Sein Bruder und sein Stiefvater sind im Gefängnis, weil sein Bruder zwei Farbige erschlagen hat und jeder weiß, dass seine Familie der Heiligen Kirche des Weißen Amerikas angehören. In dieser Kirche wird neben der christlichen Lehre auch die Überlegenheit der weißen Rasse gepredigt. Jesup distanziert sich zwar innerlich von diesen Überlegungen, hat es aber aus Loyalität seiner Familie gegenüber schwer, sich komplett davon loszusagen, obwohl er sich in ein schwarzes Mädchen verliebt hat. Als sein Stiefvater aus dem Gefängnis entlassen wird und sich gleichzeitig ein verhängnisvoller Unfall ereignet, muss sich Jesup mit seiner Rolle und seinen Überzeugungen auseinandersetzen.
    Dieser Roman schildert die Rassenproblematik in der USA aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive: Er ist aus Sicht eines Weißen geschrieben, der sich aber als Verlierer der Gesellschaft sieht und die Schuld bei den Schwarzen sucht(e), der sich unterdrückt und verfolgt fühlt, sodass man während des Lesens vor allem zu Beginn die „Rollen“ genauso gut vertauschen könnte. Es ist aber auch ein Roman, der den Leser die Zerrissenheit zwischen Familie und Erziehung auf der einen und dem eigenen Moralempfinden auf der anderen Seite mitfühlen lässt. Er zeigt auf, wie schnell Hass und Neid entsteht, wenn sich Menschen von der Gesellschaft abgehängt und ausgeschlossen fühlen und wie leicht sich dieser Hass generalisieren und auf komplette Menschengruppen übertragen lässt. Und er lässt uns Leser teilhaben an einer Gruppendynamik, in der die Wahrheit und die Tatsachen in den Hintergrund treten, solange sich etwas für „die Sache“ instrumentalisieren lässt.
    Zu Beginn zieht sich die Geschichte etwas in die Länge. Jesup wird durch seinen Sport, Football, charakterisiert, dabei werden Spiele und Spielzüge sehr ausführlich dargelegt und sind etwas langatmig (vielleicht auch bloß für jemanden, der mit dem Sport wenig anfangen kann…), dafür kommt für mich die Beziehung zwischen Jesup und seiner Freundin zu kurz. Es wird nicht erklärt, wie es jemandem, der durch seinen Familienhintergrund eigentlich voller Vorurteile Schwarzen gegenüber ist, plötzlich gelingt, über diese hinwegzusehen, und diesem Mädchen eine Chance zu geben, zu zeigen, was für ein Mensch in ihr steckt. Später im Buch wird die Beziehung dann ganz gut beschrieben: Jesup liebt das Mädchen und ihm scheint die Hautfarbe so egal zu sein, dass sie nur noch durch Freunde von ihm erwähnt wird, von ihm selber aber nie. Dieses Gefühl kommt beim Lesen auch an.
    Eindrücklich ist auch die Zerrissenheit dem Stiefvater gegenüber beschrieben: Wie er ihn einerseits als liebevollen, fürsorglichen Vater beschreibt, der Wert auf Disziplin legt und der Familie durch Regeln und Fleiß eine Richtung vorgibt, diesem Eindruck aber gleichzeitig die nationalsozialistischen und rassistischen Tätowierungen und die Mitgliedschaft in der Kirche des Weißen Amerikas gegenüber stellt. Der Stiefvater gibt sich nach dem Gefängnis nachdenklich und zum Teil geläutert und wir als Leser wissen nicht, wie er vor seiner Haft war, aber das Verhalten im Roman lässt ihn wie einen Mitläufer wirken. Das Verhältnis zum Bruder wird nicht so genau beleuchtet. Es wird auch nie abschließend geklärt, ob es sich bei dem Mord an den beiden Schwarzen tatsächlich um Notwehr handelte, wie vom Bruder behauptet.
    Kritikpunkt für mich ist das Ende des Buches: Zu viel, zu kitschig, zu versöhnlich. Es nimmt dem Buch etwas die Nachdrücklichkeit.
    Insgesamt ein Buch, das dazu anregt, über die Rolle der Erziehung, der Vorbilder nachzudenken, der aufzeigt, wie leicht man Opfer seiner Umstände wird und dass es nur Verlierer gibt, sobald man Menschen in Schubladen steckt. Ein Roman auch, der gerade in einer Zeit, in der die Medien und zum Teil auch die Gesellschaft vermehrt dazu neigt, Menschen in Gruppen einzuteilen und dadurch zu generalisieren und zu „entmenschlichen“ deutlich macht, wie wichtig es ist, Menschen als das zu sehen, was sie sind: Individuen, ein jeder zwar geprägt durch sein Umfeld, aber nicht darauf reduziert.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Glücksklee, 08.03.2020

    Grandios erzählt, emotional fesselnd und brandaktuell
    Zum Autor
    Vorweg: Mir war, bevor ich den Roman in Händen hielt und einen Blick auf das Autorenportrait war, nicht bewusst, dass sich hinter dem Autor „Alexi Zentner“ der mir bereits bekannte Autor „Ezekiel Boone“ verbirgt. Die Reihe „Die Brut“ habe ich bereits gelesen und fand auch dieses Action-Abenteuer grandios. Und auch mit diesem gesellschaftskritischen Roman hat der Autor mich begeistern können.
    Meine Meinung
    In „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ befasst sich der Autor im grundlegenden mit dem noch immer in Amerika vorkommenden Rassismus gegenüber schwarzen Amerikanern. Dabei wählt Alexi Zentern einen meiner Meinung nach eher ungewöhnlichen Protagonisten – den jungen Jessup (weiß, arm und Mitglied der „Heiligen Kirche des Weißen Amerika“). Eigentlich, sollte man meinen, müsste Jessup ein unmöglicher Protagonist sein. Oder zumindest ein Protagonist, den der Leser hassen muss. So ging es mir beim Lesen aber absolut nicht. Mit Feingefühl stellt Alexi Zentner Jessup vor, der eben in einer Familie aufgewachsen ist, die diese Kirche besucht. Die Zugehörigkeit zu seiner Familie scheint für ihn lange Zeit mit der Zugehörigkeit zu dieser Kirche verbunden zu sein. Der Kirche den Rücken zu kehren würde bedeuten, auch der Familie, die er hat und liebt, den Rücken zu kehren. Zentner arbeitet den Konflikt des heranwachsenden Jessup behutsam aber eindringlich heraus – dass Jessup das Gedankengut dieser Kirche ablehnt, dass er in seine Freundin Deanne verliebt ist (die Tochter seines schwarzen Coaches im Footballteam) aber er auch hin- und hergerissen ist zwischen der Loyalität zu seiner Familie und dem Gefühl, dass er sowieso in den Augen der anderen als „Rassist“ abgestempelt ist Weil sein Bruder und Stiefvater im Gefängnis sind bzw. waren, wegen Totschlag an zwei schwarzen jungen Männern. Weil er mit diesen beiden Menschen verbunden ist.
    Der Schreibstil des Autors hatte auf mich eine unwahrscheinliche Sogwirkung. Ich konnte wirklich eintauchen in die Zerrissenheit von Jessup, der sich eigentlich nichts weiter wünscht, als aus seinem jetzigen Leben auszubrechen. Und dabei wird die Geschichte zwar aus Jessups Sicht, aber in der dritten Person und nicht durch einen Ich-Erzähler wiedergegeben. Im Verlauf der Geschichte werden Fragen danach beleuchtet, ob man Menschen, die einem wichtig waren oder sind, loslassen muss, wenn man deren Meinung nicht mehr tolerieren kann. Es geht darum, die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, aber auch darum, für die eigenen Handlungen beurteilt zu werden und nicht dafür, in welche Familie man geboren wurde.
    Für mich ist „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ jetzt schon ein absolutes Highlight für mein Lesejahr 2020, das ich definitiv weiterempfehlen kann. Der Roman ist brandaktuell, fesselnd und emotional so aufwühlend, dass ich die Geschichte von Jessup noch lange nicht vergessen werde.
    Daher vergebe ich auch fünf von fünf möglichen Sternen von diesen neuesten Roman von Alexi Zentner.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M.R., 13.03.2020

    Der 17 Jahre alte Jessup wollte an diesem verschneiten Freitagabend im November eigentlich nur den Sieg seiner Footballmannschaft auf einer Party feiern, doch es ist genau diese Party, die sein Leben für immer verändert. Er trifft dort auf seinen Gegenspieler Kevin Corson, den er während des Spiels hart getackled hat und wird von ihm zur Rede gestellt. Es ist Alkohol im Spiel, Corson ist aufgebracht, versucht, Jessup zu provozieren. Denn jeder, der in Cortaca wohnt, weiß, wer Jessup ist. Er ist nicht irgendein armer, weißer Teenager, der mit seiner Familie in einem Wohnwagen lebt. Seine Familie gehört der Heiligen Kirche des Weißen Amerikas an, sein Stiefvater David John wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen, sein Bruder Ricky wird noch einige Jahrzehnte dort verbringen. Die beiden waren damals in einer Gasse auf einem nächtlichen Handwerkereinsatz, als Ricky sich für die Arbeit umzog und dabei die Nazi-Tätowierungen auf seinem Rücken vor zwei schwarzen Studenten entblößte, die gerade auf dem Heimweg waren. Ricky tötete die beiden und plädierte auf Notwehr, David John sorgte dafür, dass ein Messer in der Hand eines Studenten gefunden wurde. Die Tat wurde als Hassverbrechen eingestuft und machte Schlagzeilen. Es ist eine Tat, mit der Jessup selbst rein gar nichts zu tun hatte, aber in deren Schatten er seitdem lebt.

    Als der schwarze Corson Jessup dann auf der Party herausfordert, weiß dieser also genau, dass er nicht reagieren darf. Er versucht, die Situation zu deeskalieren und will in seinem Truck nach Hause fahren. Corson folgt ihm jedoch zu Fuß und versucht ihn aufzuhalten. Als Jessups Truck auf dem Schnee ausbricht, erfasst er Corson und verletzt ihn dabei tödlich. Jessup ist sich bewusst, wie dieser Unfall interpretiert werden würde und entscheidet sich, die Sache nach einem Autounfall aussehen zu lassen, anstatt die Polizei zu rufen. Er hievt Corson in dessen Auto und lässt es die schneebedeckte Straße in den Wald hinunterrollen. "Eine Farbe zwischen Liebe und Hass" beleuchtet hauptsächlich die drei folgenden Tage nach dem Unfall, die Jessup im Umfeld seiner Familie und Kirche verbringt.

    Der Tag des Unfalls ist auch der Tag, an dem David John wegen guter Führung nach vier Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Die Jahre ohne David John waren hart, Jessup ging vor der Schule jagen, um die Tiefkühltruhe der Familie zu füllen. Neben Schule, Footballtraining und -spielen arbeitete Jessup im Cineplex, um seine Familie finanziell über Wasser zu halten. Denn er hat sein Ziel klar vor Augen: Er muss raus aus Cortaca, er will nach Yale, an einen Ort, an dem ihn niemand ansieht und sofort mit einem rassistischen Verbrechen in Verbindung bringt. Corsons Tod lässt diesen Traum wie ein Kartenhaus zusammenfallen und Jessup wird sich seiner Situation bewusst: "Es spielt keine Rolle, dass er immer ein guter Schüler war, nicht einfach intelligent, sondern fleißig, bis spät gelernt hat, früh wieder raus ist, ordentlich war, vorausgearbeitet, extra Punkte eingefahren hat. Es spielt keine Rolle, dass er alles richtig gemacht und Fehlern keinen Raum gelassen hat. Dass der amerikanische Traum nichts für jedermann ist, sondern eine Art Geburtsrecht. Es spielt keine Rolle, was Jessup alles tut, das weiß er, es wird nie genügen. Der Startschuss ist lange vor seiner Geburt gefallen, und ganz gleich, wie schnell er läuft, er wird dieses Rennen nicht gewinnen."

    Die Heilige Kirche des Weißen Amerikas bietet Jessups Familie eine Antwort darauf, wer für die Probleme der armen, weißen Unterschicht verantwortlich ist, aber Jessup selbst hat den Gottesdienst nicht mehr besucht, seit David John und Ricky verhaftet wurden. Deren Hass auf schwarze Menschen teilt er nur in Theorie; er bewundert seinen schwarzen Footballcoach und führt eine heimliche Beziehung mit dessen Tochter Deanne. Jessup ist hin- und hergerissen. Er merkt, dass er nicht an das glaubt, was die Kirche predigt, lachte allerdings immer darüber, wenn sein bester Freund Wyatt in alltäglichen Situationen Witze über den heiligen Rassenkrieg Rahowa machte, der laut Wyatt unmittelbar bevorsteht. Jessups Familie will ihn vor dem Gefängnis schützen und vertraut dabei der Kirche, welche die Ermittlungen gegen Jessup als Hexenjagd gegen hart arbeitende, arme Weiße inszeniert. Spätestens bei einem Aufeinandertreffen zwischen der schwer bewaffneten Kirchenmiliz, der Polizei, und Demonstranten, die vor dem Kirchengelände protestieren, wird Jessup klar, dass es der Kirche nicht um ihn und seine Zukunft geht, sondern dass er dazu instrumentalisiert wurde, deren rassistische Agenda voranzutreiben.

    Der Autor Alexi Zentner verarbeitet in dem Roman Erlebnisse aus seiner eigenen Jugend. Seine Mutter war eine bekannte Aktivistin und als Zentner ein Teenager war, verübten Neonazis einen Brandanschlag auf sein Elternhaus. Damals sei White Supremacy nur ein leises Pfeifen gewesen, sagt Zentner im Vorwort seines Romans, im Gegensatz zu dem offenen Gebrüll von heute. Der Roman sei ein Gedankenspiel, was aus Zentner selbst geworden wäre, wenn er nicht seine Eltern als Vorbilder gehabt hätte, sondern ähnlich wie Jessup aufgewachsen wäre: "Was ist nötig, um ein guter Mensch zu sein, zu werden? Und was für Fehler, was für Narben tragen wir auf dem Weg dorthin davon?" Zentner schafft dabei Bewundernswertes: Trotz Jessups verstörend rassistischer Familie und ihrer schrecklichen Taten kann man als Leser nicht anders, als Mitgefühl für diesen Teenager zu empfinden, der in seine Familie und Gemeinschaft einfach hineingeboren wurde und sich nie gegen die Ideologie wehren durfte, in der er aufgewachsen ist. "Eine Farbe zwischen Liebe und Hass" ist nicht nur eine Coming-of-Age-Story, sondern gleichzeitig auch Gesellschaftskritik und Milieustudie des armen, weißen Amerikas. Es geht um Schuld, Familie, Zusammenhalt, Identität. Es geht um Wurzeln, die nicht nur Halt und Sicherheit bieten, sondern sich in Jessups Fall um seinen Knöchel winden, damit er nicht aus diesem Sumpf voller Neonazis und Rassisten fliehen kann, den er Gemeinschaft nennt. Zentner behandelt in seinem Roman mit Bedacht ein Thema, das leider wieder brandaktuell ist und erforscht dabei auch Gründe und Hintergründe, die in anderen Betrachtungen des Themas oftmals verlorengehen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gudrun E., 08.03.2020

    Der 17-jährige Jessup lebt mit seiner Mutter und seiner Schwester in einem heruntergekommenen Wohnwagen. Er ist im letzten Highschooljahr und er gehört zu den besten seines Jahrgangs , sowohl in schulischer HInsicht als auch in seinem Football-Team. Obwohl er nicht zu den reichen weißen Kids gehört, macht er sich Hoffnungen auf ein Stipendium. Allerdings sitzen sein Bruder und sein Stiefvater wegen Totschlags an 2 schwarzen Studenten im Knast und Jessups Familie ist Mitglied in der heiligen Kirche des weißen Amerikas. Jessup glaubt an Gottt, aber nicht an die die rassistischen Vorgaben seiner Gemeinde. Seine Freundin ist dunkelhäutig. Als bei einem Unfall ein dunkelhäutiger Spieler des gegnerischen Footballsvereins mit dem JEssup einen Streit hatte , stirbt, eskaliert die Situation. Jessup muß sich entscheiden für die Wahrheit, für seine Familie , für seine Freundin oder für seinen Freund. Er muß gegen Vorurteile antreten und sich selber eine Meinung bilden. Auf welcher Seite steht er selber??? Zu Beginn des Buches habe ich mich ein bißchen schwer getan. Besonders die langatmigen Footballerklärungen haben mich zunächst am Inhalt des Buches zweifeln lassen. Doch nach dem ersten Drittel hat mich der intensive Schreibstil und die schwerwiegende Handlung in den Bann gezogen. Jessups Charakter ist zunächst schwer einzuordnen. Doch im Laufe der Geschichte erkennt man seine Stärken und auch seine Schwächen. Er ist gezwungen sich eine Meinung zu bilden und für seine Überzeugung einzustehen. Seine Entwicklung wird vom Autor sehr überzeugend dargestellt. Vorurteilen egal von welcher Seite ist als Einzelner kaum beizukommen. Es gibt nicht immer nur schwarz und weiß. Denn auch ein verurteilter Rassist wie JEssups Stiefvater kann erkennen was er falsch gemacht hat und in Zukunft richtige Entscheidungen treffen. Die Handlung gipfelt in einem tragischen Showdown ,der die menschlichen Abgründe Einzelner offenbart und der Jessups Entscheidung letztendlich forciert, weil er endlich erkennt was richtig und falsch ist. Dieser Roman zeigt Schwachstellen im menschlichen Miteinander ganz klar auf. Er regt den Leser an nachzudenken und hat eine ganz klare Botschaft, die sich der Einzelne nicht entziehen kann.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Denise P., 11.03.2020

    WER WIR SEIN WOLLEN...

    Seine Familie glaubt an die Überlegenheit der weißen Rasse, und damit scheint für den jungen Jessup alles entschieden. Doch nach der Rückkehr seines Stiefvaters aus dem Knast und einem tragischen Unfall muss er endlich selbst Antworten finden auf die Fragen: Was glauben, wem folgen, wen lieben?

    Alexi Zentner hat einen Anschlag von Neonazis auf sein Elternhaus in Literatur verwandelt. Gegen Hass und Gewalt setzt er die Kraft des Erzählens. Gegen Hetze und Fanatismus die Fähigkeit, sich einzufühlen, in einen jungen Mann auf der anderen Seite … Eine Farbe zwischen Liebe und Hass ist ein augenöffnendes Familienporträt, ein packender Coming-of-Age-Roman, eine Geschichte über Loyalität, Zugehörigkeit und die Gefühle in den dunkelsten Ecken des heutigen Amerikas.


    "Ich wollte erkunden, wie Hass die Liebe verkompliziert, wie die Liebe uns blind machen kann für die Gefahren um uns herum, und wie Rassismus und Hass auch in den Leben derer wirken, die denken, sie haben sich auf niemandes Seite geschlagen." (S. 7)


    Dieses Zitat stammt aus dem kurzen Vorwort des Autors, das bereits sehr eindrücklich war und mich mit einer leisen Gänsehaut zurückließ. Dann: tief durchatmen und eintauchen in die Geschichte. Erzählt wird das Geschehen aus Sicht des 17jährigen Jessup, der mit seiner Familie in einem Trailer in Cortaca im Staat New York wohnt. Sein Stiefvater sitzt seit vier Jahren im Gefängnis, weil er genau wie Jessups Bruder an der Tötung von zwei Afroamerikanern beteiligt war - Notwehr, wie Videoaufnahmen eigentlich darlegen. Aber hier wurde offensichtlich ein Exempel statuiert.

    Denn Jessup gehört, wie der Rest seiner Familie auch, der "Heiligen Kirche des Weißen Amerika" an, einer rassistischen Vereinigung, die im Namen Gottes auf die Rechte der Weißen pocht. Vor diesem Hintergrund war der Prozess gegen Jessups Bruder und Stiefvater kein fairer, alles wurde unter dem Vorwurf des Rassismus beleuchtet, die Aussage des Videos heruntergespielt.


    "Wir versuchen niemandem etwas wegzunehmen. Wir wollen nur unsere von Gott gegebenen Rechte. Wenn wir uns nicht gegen die umgekehrte Diskriminierung zur Wehr setzen, bleibt uns am Ende nichts." (S. 279)


    Jessups Familie ist arm. Seit sein Stiefvater im Gefängnis sitzt, hat sich der nun 17Jährige bemüht, seine Familie so gut wie möglich zu unterstützen. Er ist fleißig in der Schule, denn sein Ziel ist eine gute Ausbildung, er erzieht seine kleine Schwester mit so gut es geht, er hat zwei Minijobs, um einen dringend benötigten finanziellen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie zu leisten, und er geht jagen, um den Gefrierschrank im Trailer stets gefüllt zu halten. Und Jessup hat eine heimliche Freundin, Deanne, die Tochter des Coaches seiner Footballmannschaft, eine Afroamerikanerin.

    Nun jedoch gerät das fragile Gleichgewicht seines Alltags ins Wanken, denn sein Stiefvater wird aus dem Gefängnis entlassen. Sofort erinnern sich alle in der kleinen Stadt an den Vorfall, und fortan wird alles, was Jessup tut oder lässt, in diesem Licht beleuchtet: er ist Teil einer rassistischen Familie und Gemeinschaft. Und egal, wie Jessup sich verhält: nichts davon erscheint mehr richtig.



    "...und Jessup, egal, was er auf dem Spielfeld leistet, egal, was er in der Schule leistet, wird auf ewig in die falsche Familie hineingeboren sein, wird sich auf ewig auf der falschen Seite wiederfinden. So wie ihn alle anstarren, weiß Jessup, dass er hier nicht gewinnen kann." (S. 106)



    Die Lage spitzt sich zu, als ein Unfall geschieht - ein Unfall mit fatalen Folgen. Jessup weiß nicht, wie er sich verhalten soll, gerät zwischen die Fronten, wird als Politikum genutzt - hüben wie drüben. Hass gegen Hass, Fronten stoßen aufeinander, Jessup mittendrin. Er weiß nicht, wie er dem Dilemma entkommen kann, liebt seine Familie, will und kann sich nicht gegen sie stellen.

    Doch wer will er eigentlich sein?



    "...ist es nicht natürlich, mit Menschen zusammen sein zu wollen, die wie man selbst sind?" (S.97)



    Auch wenn der Einstieg in den Roman nicht ganz leicht fiel, weil hier ausführliche Passagen eines Footballspiels geschildert wurden, mit denen ich persönlich wenig anfangen konnte, empfand ich gerade das erste Drittel als absolut eindringlich. Die Innensicht Jessups, seine Rückblenden, versetzten mich zunehmend in seine Situation - und damit in eine Lage zunehmender Ausweglosigkeit.

    Das war teilweise derart bedrückend, dass ich das Buch trotz der kurzen Kapitel und des eingängingen Schreibstils immer wieder weglegen musste, um später wieder in kleinen Portionen weiterzulesen. Wie Jessup auch sah ich ihn unweigerlich ins offene Messer rennen, wollte die Zeit anhalten, musste es doch geschehen lassen. Jessup hat viel zu verlieren, Freundschaften stehen auf dem Prüfstand, seine Hoffnung auf ein anderes Leben abseits vorgefertigter Schulbladen, seine Liebe zu Deanne, seine Familie...

    Ich war fast erleichtert, als sich der Blickwinkel ab dem zweiten Drittel des Romans etwas erweiterte. Zwar stand Jessup auch weiterhin im Fokus des Geschehens, doch die Geschehnisse um ihn herum nahmen jetzt einen breiten Spielraum ein. Dadurch konnte ich mich von dem Gefühl der Ausweglosigkeit etwas distanzieren - und wie Jessup fassungslos mitansehen, welche Folgen der faltale Unfall letztlich nach sich zog.

    Alexi Zentner hat einen Roman wider den Rassismus geschrieben, dabei eine ungewöhnliche Perspektive gewählt. Dadurch wird ungemein deutlich, wie Hass Gegenhass gebiert, dem einen Rassismus ein weiterer gegenüber gestellt wird. Und es wird klar, wie wichtig es ist, eine klare Position zu beziehen - auch Stillhalten signalisiert ein Einverständnis. Der Preis, den es kostet, sich dem entgegenzustellen, was nicht richtig sein kann, wird allerdings ebenso deutlich.

    Ein sehr eindringlicher Roman, der auch ein anderes Ende vorstellbar macht, dessen Auflösung mich aber berühren konnte. Ich will hier mit demselben Zitat enden wie der Autor in seinem Roman, denn nichts könnte ein besseres Schlusswort bilden:


    "Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen wegen seiner Hautfarbe, seiner Lebensgeschichte oder seiner Religion zu hassen. Menchen müssen zu hassen lernen, und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann man sie auch lehren zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil." [Nelson Mandela, Der lange Weg zur Freiheit] (S. 377)


    Unbedingt lesen!



    © Parden

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Annett H., 11.03.2020

    Das Buch:
    Nach der Leseprobe und dem Klappentext habe ich dieses Buch recht spontan in einer Riege mit dem Film „American History X“ gesehen. Und tatsächlich lassen sich hier gewisse Parallelen erkennen. In jedem Fall ist dieses Buch absolut lesenswert und man stellt sich unweigerlich selbst viele Fragen. Selbst längere Zeit nachdem ich das Buch beendet hatte, denke ich noch darüber nach und reflektiere das Gelesene. Das schaffen nicht viele Bücher.

    Worum geht’s?
    Der 17jährige Jessup ist ein begnadeter Footballspieler, hat eine Freundin und ist ein guter Schüler. Er träumt davon zu studieren und eine Football-Karriere zu machen. Nach einem wichtigen Play-off-Spiel, welches Jessups Mannschaft gewann, weil er einen klugen Spielzug tat, greift ihn ein Spieler der gegnerischen Mannschaft an. Und dann passiert ein Unfall… Was daraus wird, ist zunächst kaum zu erahnen und doch passiert es.

    Meine Meinung:
    Oberflächlich betrachtet könnte alles ganz einfach sein. Jessup entstammt einer Familie, die Mitglied in der Heiligen Kirche des weißen Amerika ist, Vater und Bruder haben eindeutige Tattoos und sitzen im Knast, weil sie zwei schwarze Studenten töteten. Also gehört Jessup eindeutig in diese Schublade. Aber ist das wirklich so? Und ist es wirklich so, dass Menschen ihre Einstellungen niemals ändern?
    Die Situation, die Vater und Bruder in den Knast brachte, wurde mit den Worten kommentiert Zitat S. 45 „… wenn die Studenten weiß gewesen wären, hätte man die Sache als Notwehr betrachten können, …“
    Muss man sich dann nicht die Frage stellen, warum es das nicht wurde, weil die Studenten schwarz waren?

    Ich habe über die Länge des Buches mit Jessup und David John, Jessups Stiefvater, gebangt, ich fühlte die Ungerechtigkeit, die Jessup fühlen musste, als er von Corson provoziert und angegriffen wurde. Jessup hat sich noch nicht einmal provozieren lassen und trotzdem geschieht dieser furchtbare Unfall. Das Gefühl, das ich beim Lesen hatte lautete: Es ist einfach nicht richtig! Und so schreibt der Autor auch Zitat S. 120 „Er weiß, er hat nichts Unrechtes getan, aber darum geht es nicht…“ – Aber worum dann?

    Der Autor bringt den Leser dazu nachzudenken, die anfänglichen Vorurteile abzulegen und hinter die Kulissen zu schauen, das Ganze zu betrachten. Ich habe mich irgendwann gefragt, wie würde es sich eigentlich anfühlen, wenn die Geschichte bliebe, wie sie ist und sich nur die Hautfarben änderten. Jessup wäre schwarz und Corson weiß. Wie würde man die Geschichte dann wahrnehmen und wäre es dann immer noch so einfach zu sagen, Jessups Familie besteht aus Rassisten?

    Die Art zu Schreiben wie es Alexi Zentner tut, ist großartig. Kurze Kapitel, teilweise kurze, sehr einfache Sätze, manchmal sogar nur Halbsätze. Dadurch entstehen ein irres Tempo in der Geschichte und eine enorme Eindringlichkeit mit der er die Geschehnisse darlegt. An keiner Stelle wird die Handlung der Figuren bewertet – er als Autor überlässt es dem Leser zu 100% sich eine Meinung zu bilden, wen er mag und wen nicht. Diesen Umstand habe ich sehr zu schätzen gewusst.

    Mit seinem Text hat Zentner bei mir eine enorme Ambivalenz in Bezug auf die Charaktere ausgelöst. Es ist nicht ganz so einfach, wie man noch am Anfang der Geschichte annehmen möchte. Es gehört einfach zu viel dazu. Es gab nur eine Figur, die ich wirklich von Anfang bis Ende verabscheut habe – Brandon Rogers. Er tat das, was all die Aufrührer, Anstifter, Diktatoren vor ihm taten: Er zeigte mit dem Finger auf jemanden und versuchte eine Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Und es gab genügend Menschen, die ihm folgten, weil sie nicht selbst überlegten.

    Der Autor legt hier ein Buch vor, dessen Aussage auf so viele Situationen in der heutigen Zeit übertragbar ist. Er zeigt einerseits, wie wichtig es ist selbst zu denken und andererseits, wie einfach es auch heute noch ist, Menschen zu beeinflussen. In seiner Geschichte liefert er nicht unbedingt etwas furchtbar Neues – ich schätze jeder hat schon eine dieser Geschichten gelesen oder im Fernsehen gesehen – aber er verpackt es in ein beeindruckendes Gewand!

    Fazit:
    Ich glaube, dieses Buch wird polarisieren. Ich hoffe, dass viele Menschen es lesen und darüber nachdenken, vielleicht miteinander diskutieren. Ich werde es definitiv weiter empfehlen und ich bin dankbar, dass ich es lesen durfte! Die 5 Sterne sind mehr als verdient!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ana80, 08.03.2020

    Ein Buch über das ich noch lange nachdenken werde – Berührend und schockierend.

    Jessup ist ein 17-Jähriger Leistungssportler, der in armen Verhältnissen aufwächst. Er ist gut in der Schule und arbeitet hart für ein Stipendium um auf eine der renommierten Universitäten der USA gehen zu können. Man könnte meinen ein Leben, wie es etliche amerikanische Jugendliche führen. Und doch ist sein Leben anders. Seine Familie glaubt an die Überlegenheit der weißen Rasse und gehört einer christlichen Gemeinde an, die diesen Glauben predigt und überzeugt vor Außenstehenden vertritt. Jessups Bruder und Stiefvater verbüßen beide Haftstrafen und wurden für eine rassistisch motivierte Tat verurteilt. All diese Umstände trägt Jessup immer mit sich herum. Als sein Stiefvater aus dem Gefängnis entlassen wird passiert ein tragischer Unfall und Jessup muss lernen sich seinen eigenen Weg zu suchen.
    Der Einstieg in dieses Buch war für mich so spannend, dass ich direkt die ersten fünfzig Seiten so weg gelesen habe. Geschildert wird zunächst der Unfall und dann werden Jessup und seine Familie vorgestellt. Gestört haben mich ein wenig die detaillierten Schilderungen vom Footballspiel, sowie die verwendeten Fachbegriffe. Wer mit diesem Sport nichts anfangen kann, für den sind diese Seiten doch etwas langatmig. Aber das war auch das einzig negative, was ich zu diesem Buch anmerken kann. Die restlichen 320 Seiten habe ich dann nämlich innerhalb von zwei Tagen verschlungen, weil ich einfach absolut gefesselt war.
    Der Schreibstil ist gelungen und eindringlich und die in kurze Abschnitte unterteilte Story spiegelt das Tempo wieder, in dem sich Jessups Leben überschlägt.
    Dieses Buch zu lesen war ein wirklich gelungenes Abtauchen in die Gedankenwelt eines vollkommen zerrissenen Jugendlichen. Der wenig erfolgreiche Versuch Jessups nicht ständig und überall mit der Gesinnung seiner Familie in Verbindung gebracht zu werden, nicht aufzufallen, und doch immer das Gerede anderer zu spüren… Welchem Druck dieser Junge ständig ausgesetzt ist löste bei mir tiefe Beklemmung aus.
    Meine eigene Moral stand beim Lesen auch immer wieder auf dem Prüfstand, da ich mich immer wieder fragen musste, wie ich gehandelt hätte. Heißt, dieses Buch hat mich wirklich beschäftigt und bewegt. Der beschriebene Fanatismus und die viel zu lockeren Waffengesetze Amerikas lassen mich ein wenig sprachlos und schockiert zurück. Immer wieder habe ich bewundernd festgestellt, wie es dem Autor gelingt so vollkommen ohne Wertung (trotz persönlicher Erfahrungen mit dem Thema Rassismus) zu schreiben. Er arbeitet deutlich heraus, wie vielschichtig dieses Thema ist und begnügt sich nicht mit einfachen „gut-böse“-Darstellungen.
    Bewundernswert ist außerdem der Mut des Autors in einem Buch ein leider immer wieder aktuelles und ein vor allem so brisantes Thema aufzugreifen, trotz der Möglichkeit, dass eventuell Anfeindungen folgen. Denn obwohl es sich um eine fiktive Geschichte handelt, sind Fanatismus und Rassismus keine Randerscheinungen und weit verbreitet. Es zeugt von Größe bei diesem Thema nicht weg zu sehen und jeder Mensch sollte sich daran ein Beispiel nehmen.
    Dieses Buch ist ein Beweis dafür, dass man niemals aufhören sollte an das Gute im Menschen zu glauben!!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Laura B., 02.04.2020

    Inhalt: Seine Familie glaubt an die Überlegenheit der weißen Rasse, und damit scheint für den jungen Jessup alles entschieden. Doch nach der Rückkehr seines Stiefvaters aus dem Knast und einem tragischen Unfall muss er endlich selbst Antworten finden auf die Fragen: Was glauben, wem folgen, wen lieben?

    Gleich zu Beginn muss ich sagen dass dieser Roman einer der besten ist, die ich je gelesen habe! Alexi Zentner schafft es das Thema Rassismus nicht nur von einer Seite zu zeigen. Er beleuchtet beide Seiten, die Rechtsradikale und die „Gegenseite“ und am Ende des Romans kommt man zu dem Schluß dass es kein schwarz oder weiß gibt in dieser Geschichte, sonder dass sehr viele Schattierungen dazwischen liegen. Auch zeigt Zentner auf dass Rechtsradikale nicht gleich Rechtsradikale sind, sondern dass es auch Menschen gibt, die von der Gesellschaft in diese Schublade gesteckt werden obwohl sie keinerlei rechtsradikale Gedanken hegen, sie sind leider einfach nur Mitglied der „falschen“ Familie.
    Mit Hilfe seiner Hauptfigur Jessup hat der Autor einen wunderbaren Menschen geschaffen der dem Leser zeigt wie schwer es ist aus einer Familie, in der so viel Abneigung gegen Andersfarbige herrscht, auszubrechen. Der Wille kann noch so groß sein, aber die Liebe zur eigenen Familie lässt sich eben nicht einfach ausschalten und somit geraten seine eigenen Überzeugungen und Wünsche in den Hintergrund. Eine große Mitschuld an Jessups Situation hat die Gesellschaft, die ihn von vorne herein verurteilt, obwohl er nie etwas Schlimmes getan hat. Diese Gesellschaft sieht nur das Verbrechen dass sein Stiefvater und sein Bruder begangen haben und unterstellt ihm, genauso zu sein. Aber Jessup ist das Gegenteil - er ist ein vorbildlicher Schüler, arbeitet um die Familie zu unterstützen, opfert sich für seine Mannschaft auf und tut einfach alles um ein guter Mensch zu sein. Aber es ist nie genug, und dafür findet Zentner immer die richtigen Worte um Jessups Gefühle zu beschreiben. Er ist so ein sensibler junger Mensch der sich seiner Situation und seiner schlechten Chancen bewusst ist und trotzdem nie aufgibt! Und dadurch wächst er einem beim Lesen schnell ans Herz.
    Es gibt in dem Roman viele tolle Figuren. Jessups Schwester ist ein tolles Mädchen das zu ihrem Bruder aufschaut, ihn bewundert und sehr liebt. Aber auch sie wird geprägt durch ihre Eltern die der „Heiligen Kirche des weißen Amerika“ angehören und auch für sie werden die Chancen im Leben schlecht stehen, so sehr sie sich auch bemüht. Und auch Jessups Stiefvater ist im Grunde ein guter Mensch, er arbeitet hart und hat Jessups Mutter und somit auch ihn und seinen Bruder vor Armut und Alkoholsucht bewahrt - wäre da nur nicht sein Hass! Und wie bei Jessup werden von jedem Charakter im Buch beide Seiten beleuchtet und es wird sehr verständlich erklärt warum sie alle so denken und warum sie ihre Überzeugungen haben und das geschieht niemals verurteilend oder wertend und das macht diesen großartigen Roman aus!
    Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Glücksklee, 08.03.2020 bei bewertet

    Grandios erzählt, emotional fesselnd und brandaktuell
    Zum Autor
    Vorweg: Mir war, bevor ich den Roman in Händen hielt und einen Blick auf das Autorenportrait war, nicht bewusst, dass sich hinter dem Autor „Alexi Zentner“ der mir bereits bekannte Autor „Ezekiel Boone“ verbirgt. Die Reihe „Die Brut“ habe ich bereits gelesen und fand auch dieses Action-Abenteuer grandios. Und auch mit diesem gesellschaftskritischen Roman hat der Autor mich begeistern können.
    Meine Meinung
    In „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ befasst sich der Autor im grundlegenden mit dem noch immer in Amerika vorkommenden Rassismus gegenüber schwarzen Amerikanern. Dabei wählt Alexi Zentern einen meiner Meinung nach eher ungewöhnlichen Protagonisten – den jungen Jessup (weiß, arm und Mitglied der „Heiligen Kirche des Weißen Amerika“). Eigentlich, sollte man meinen, müsste Jessup ein unmöglicher Protagonist sein. Oder zumindest ein Protagonist, den der Leser hassen muss. So ging es mir beim Lesen aber absolut nicht. Mit Feingefühl stellt Alexi Zentner Jessup vor, der eben in einer Familie aufgewachsen ist, die diese Kirche besucht. Die Zugehörigkeit zu seiner Familie scheint für ihn lange Zeit mit der Zugehörigkeit zu dieser Kirche verbunden zu sein. Der Kirche den Rücken zu kehren würde bedeuten, auch der Familie, die er hat und liebt, den Rücken zu kehren. Zentner arbeitet den Konflikt des heranwachsenden Jessup behutsam aber eindringlich heraus – dass Jessup das Gedankengut dieser Kirche ablehnt, dass er in seine Freundin Deanne verliebt ist (die Tochter seines schwarzen Coaches im Footballteam) aber er auch hin- und hergerissen ist zwischen der Loyalität zu seiner Familie und dem Gefühl, dass er sowieso in den Augen der anderen als „Rassist“ abgestempelt ist Weil sein Bruder und Stiefvater im Gefängnis sind bzw. waren, wegen Totschlag an zwei schwarzen jungen Männern. Weil er mit diesen beiden Menschen verbunden ist.
    Der Schreibstil des Autors hatte auf mich eine unwahrscheinliche Sogwirkung. Ich konnte wirklich eintauchen in die Zerrissenheit von Jessup, der sich eigentlich nichts weiter wünscht, als aus seinem jetzigen Leben auszubrechen. Und dabei wird die Geschichte zwar aus Jessups Sicht, aber in der dritten Person und nicht durch einen Ich-Erzähler wiedergegeben. Im Verlauf der Geschichte werden Fragen danach beleuchtet, ob man Menschen, die einem wichtig waren oder sind, loslassen muss, wenn man deren Meinung nicht mehr tolerieren kann. Es geht darum, die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, aber auch darum, für die eigenen Handlungen beurteilt zu werden und nicht dafür, in welche Familie man geboren wurde.
    Für mich ist „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ jetzt schon ein absolutes Highlight für mein Lesejahr 2020, das ich definitiv weiterempfehlen kann. Der Roman ist brandaktuell, fesselnd und emotional so aufwühlend, dass ich die Geschichte von Jessup noch lange nicht vergessen werde.
    Daher vergebe ich auch fünf von fünf möglichen Sternen von diesen neuesten Roman von Alexi Zentner.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Annafrieda, 15.03.2020

    Der 17jährige Jessup lebt in einem Wohnwagenpark in einer US-Kleinstadt. Seine junge Mutter hat ihn und seinen größeren Bruder Ricky mit in die Ehe von David John gebracht, der die beiden Jungen liebt und sie gut behandelt. Sie gehören der der "Weißen Kirche des heiligen Amerikas" an, einer rassistischen Vereinigung, die uner dem Deckmantel des Glaubens ihre Ziele verfolgt. Doch Jessup ist anders. Er möche seinen eigenen Weg gehen, der Armut und der Kleinstandt entfliehen und hat aufgrund seiner guten schulischen Leistungen und als toller Foodball-Spieler eine positive Zukunft vor sich mit Aussicht auf ein Stipendium an einer Uni. Er hat mit der Kirche nichts am Hut, er hat allen Menschen gegenüber eine positive Einstellung und sogar eine schwarze Freundin. Doch die Loyalität seiner Familie gegenüber bringt ihn in Konflikte.

    Sein Bruder Ricky und sein Stiefvaer David John wurden wegen des Mordes an zwei jungen Schwarzen verurteilt, sie sitzen ihre Strafe ab. Für den Rest der Familie beginnt eine schwere, entbehrungsreiche Zeit. Jessup ist sehr besorgt um seine jüngere Schwester, zu der er ein sehr gutes Verhältnis hat. Dann wird David John entlassen, alle hoffen auf leichtere Zeiten. Doch dann geschieht ein Unglück. Ein schwarzer Junge wird getötet, mit dem Jessup vorher eine Auseinandersetzung hatte. Es ist ein Unfall, doch Jessup entscheidet sich für den falschen Weg und vertuscht ihn. Die "Weiße Kirche d. h. Am." nimmt das zum Anlass, um Missgunst und Hass zu schüren und setzt alles dran, ihre rassischtischen Ziele zu verfolgen. Jessup wird zum Spielball ihfer Machenschaften.

    Am Anfang des Buches kam ich nicht so richtig rein in die Geschichte, ich konnte nicht so viel mit dem breit gewalzten Foodballspiel anfangen. Doch nach dem holprigen Start hat mich das Buch sofort gefangen genommen. Der Autor beschreibt die Geschehnisse in wunderbarer Art, teilweise in kühlen Bildern, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Die Charaktere finde ich großartig skizziert, die "Figur" Jessup empfand ich in seiner Komplexität stimmig, seine Zerissenheit, sein innerer Kampf zwischen der Loyalität seiner Familie gegenüber und seinen Wünschen, seine Angst und seine Zweifel ließ mit mitfiebern. Ein toller Charakter, der das Buch getragen hat. Das Grauen konnte sich in seiner ganzen Breite entwickeln und auch die inneren Konflikte der Personen waren gut nachzuvollziehen. Das ganze Thema bedrückend und leider wieder so aktuell. Doch es war auch schön zu sehen, dass es auch um Zusammenhalt ging, um feste Freundschaften, um Menschen, auf die man sich auch in schweren Zeiten verlassen kann.

    En wichtiges Buch, das ich jedem emfehlen kann, der sich objekiv mit Rassismus auseinandersetzten möchte. Das aber auch Mut macht, nicht auf der Welle mitzuschimmen, sondern eigene Wege zu finden. Zu erkennen, dass Gewalt nicht das Maß der Dinge ist, sondern die Schwäche aufzeigt, die der Verursacher vertuschen möchte.

    Unbedingt lesenswert!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sasa Ray, 09.03.2020

    Story :
    Jessup wächst nach dem sein Stiefvater John David Teil seines Lebens wird, behütet in einem Trailer in Cortaca auf. Für seinen Stiefvater zählen Disziplin, Ordnung, die heilige Kirche des weißen Amerika und vor allem seine Familie. Mit viel Liebe, Verständnis und harter Arbeit ist er für seine Familie der Fels in der Brandung. Als er dann für vier Jahre ins Gefängnis muss, beginnt für Jessup eine neue Zeit. Er distanziert von der Kirche, kümmert sich fürsorglich um seine Familie und schafft es gleichzeitig herausragende Leistungen in der Schule und im Sport zu erbringen.
    Nachdem John David entlassen wird und der nun 17 jährige Jessup in einen tragischen Unfall verwickelt wird, steht er erneut und viel exponierter als je zuvor zwischen den beiden Welten...
    Wie soll er sich entscheiden? Kann er seiner Familie den Rücken kehren, sich freisagen?
    Leseerlebnis :
    Das Buch startet zum Zeitpunkt des Unfalls und springt dann wieder einige Stunden zurück. Durch einige Rückblenden fächert sich allmählich die Vorgeschichte auf und man erhält einen tieferen Eindruck davon, wie Jessup aufgewachsen ist.
    Zunächst fiel es mir sehr schwer mich in das Buch einzufinden, da es zunächst sehr football-lastig ist. Auch wenn ich die Regeln und das Spiel kenne, empfand ich es als zu langwierig.
    Als der Zeitpunkt des Unfalls dann wieder erreicht war, wurde das Buch so packend, mitreißend und tiefgründig, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschichte wird persönlich, fragend und angreifend.
    Der Schreibstil von Alexi Zentner ist sehr flüssig. Zudem überträgt er die Emotionen im gesamten Handlungsverlauf sehr gut auf den Leser.
    Jessup erhält als Protagonist eine überragende Charaktertiefe, die ich bis jetzt so noch nie erlebt habe. Vor diesem Buch hätte ich mir nicht mal vorstellen können überhaupt je einen Funken Verständnis für Menschen erübrigen zu können, die an die Überlegenheit der weißen Rasse glauben. Alexi Zentner hat es geschafft, dass auch ich auf die andere Seite geblickt habe.
    Der Autor und seine Eltern waren selbst mehrfach Opfer neonazistischer Gewalt und er hat das Erlebte zu diesem beeindruckend Buch verarbeitet. Er hat sich immer wieder die Fragen gestellt: Wie wäre ich gewesen, wenn ich anders aufgewachsen wäre, andere Vorbilder gehabt hätte? Was macht jemand zu einem guten Menschen? Auch ich habe mir diese Fragen während des Lesens immer wieder gestellt.
    Fazit:
    Trotz des schleppenden Anfangs ist "Eine Farbe zwischen Liebe und Hass" für mich ein überragendes Buch, das mich absolut überrascht und gepackt hat. Es klingt nach, öffnet einem die Augen und wird sicherlich nicht in Vergessenheit geraten. Ein hervorragendes Werk, das beschreibt, wie Hass entsteht, geschürrt wird und das Verlangen nach Zugehörigkeit ausgenutzt wird; das denn Zwiespalt zwischen Familie und Selbstbehauptung unnachgiebig dokumentiert.
    Direkt. Unverschnörkelt. Herausragend!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Regina K., 09.03.2020

    Der Autor schreibt in seinem Vorwort:
    “Was ist nötig, um ein guter Mensch zu sein, zu werden? Und was für Fehler machen wir, was für Narben tragen wir auf dem Weg dorthin davon?“

    Und genau darum geht es in dem Buch von Alexi Zentner, was den Leser am Ende sehr nachdenklich zurücklässt, aber auch Hoffnung gibt.
    Da ist der 17jährige Jessup, der zu den Besten seines Jahrgangs gehört, nebenbei noch in 3 Sportarten brilliert, den Lebensunterhalt durch Teilzeitjobs finanziert, seine kleine Schwester großziehen hilft. Sein Bruder und sein Stiefvater sind im Gefängnis. Beide Anhänger der Heiligen Kirche des weißen Amerikas,einer Neonazi-Organisation, die für RaHoWa (Racial Holy War) „Heiliger Rassenkrieg“ steht.
    Jessup meidet die Kirche seit dem Vorfall in der Gasse, als sein Bruder zwei schwarze Studenten erschlug. Er ist mit Deanne, der Tochter seines schwarzen Coach zusammen.
    Doch dann wird sein Stiefvater entlassen, und der alte Hass gegen ihn und seiner Familie keimt erneut auf. Und dann passiert etwas,was Jessups Leben verändert, in Frage stellt.

    „Er weiß. Er hat nichts Unrechtes getan, aber er weiß auch, dass es darum nicht geht.“

    Man nimmt Jessup als einen anständigen Jungen wahr, der es nicht leicht hat, ständig Anfeindungen ausgesetzt ist, sich manchmal selbst im Weg steht. Gerade hatte er sein Football Team zum Sieg verholfen. Doch das zählt nicht, die Leute reden schon sein ganzes Leben.Auch wenn er anders denkt, es geht um seine Familie.

    „(..) Jessup, egal was er auf dem Spielfeld leistet, egal, was er in der Schule leistet, wird auf ewig in die falsche Familie hineingeboren sein, wird sich auf ewig auf der falschen Seite wiederfinden.“

    „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ ist ein sehr außergewöhnliches Buch, das viele Dinge anspricht, es dem Leser nicht leicht macht. Oft ist es die schwarze Bevölkerung, die bei Rassismus in den Sinn kommt. Zu Beginn der Geschichte war ich irritiert, warum einem weißem Jungen soviel Hass entgegen gebracht wird, bis die Hintergründe sichtbar wurden. Doch der Hass besteht auch auf beiden Seiten, wie man hier erkennen konnte. Wie loyal muss, soll man seiner Familie gegenüber sein. Auch hinter einem Menschen mit den falschen Ansichten steht ein Mensch, der sich um seine Familie sorgt, Liebe gibt.
    Es wird sichtbar, welche Gehirnwäsche Hassprediger auf ihre Glaubensgemeinschaft ausüben können. Sie in einen Sog ziehen, ungeahnt dessen was es mit ihnen anstellt, nur ihre eigenen Interessen im Sinn habend.

    Eine Geschichte, die aufzeigt, was Hass ausrichten kann, falsche Parolen Menschen in ihren Bann ziehen, ohne Rücksicht, nur eigene Ziele im Auge habend, Gewalt und Terror schüren.
    Für mich eine sehr zeitnahe Geschichte, die überall spielen könnte.
    Unbedingt lesen!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    liesmal, 16.03.2020

    Gibt es einen Weg?
    „Die Leute reden. Nicht erst jetzt. Sein ganzes Leben schon.“

    Jessups Mutter ist 14, als sie ihren Sohn Ricky bekommt, 19, als Jessup geboren wird. Mit 25 Jahren heiratet sie David John und bekommt ihr drittes Kind, Jewel. Die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen in einem Wohnwagen in Cortaca und bekennt sich zur „Heiligen Kirche des Weißen Amerika“.

    „In der Kirche sagen sie, was ist falsch daran, stolz darauf zu sein, dass man weiß ist? Wenn du mittags zusammen mit schwarzen Schülern am Tisch sitzt oder die Juden sich das auserwählte Volk nennen, warum soll es dann ein Problem sein, wenn man mit seinen Leuten zusammen sein will, mit denen, die denken, dass weiß sein eine gute Sache ist?“

    Jessup geht zur Highschool, ist ein guter Schüler und leidenschaftlicher Football-Spieler. Schwarze und Weiße spielen in einer Mannschaft – hier zählt nur die Farbe des Trikots. Sein Bruder Ricky wurde für den Mord an zwei Schwarzen verurteilt und sein Stiefvater wegen Beihilfe. Von Hassverbrechen war die Rede. Damals war Jessup 11 Jahre alt. Er hat sich danach von der Kirche distanziert.

    Er liebt seine kleine Schwester Jewel und arbeitet viel, um seine Mutter zu unterstützen, solange der Stiefvater im Knast sitzt. Trotzdem wird es ihn verfolgen. Und irgendwann gerät Jessup in eine Situation, aus der es kein Entkommen für ihn zu geben scheint. Können ihn die Provokationen seines schwarzen Gegenspielers aus dem entscheidenden Football-Spiel noch ruhig bleiben lassen, so gibt es kurz danach einen tragischen Unfall. Jessup muss sich entscheiden – oder gibt es eine Gruppe, die ihm die Entscheidung abnehmen will?

    Der Autor Alexi Zentner, dessen Familie selbst Opfer von Hass und Gewalt durch einen Anschlag von Neonazis geworden ist, erzählt die Geschichte von Jessup sehr eindringlich, unglaublich spannend und so fesselnd, dass ich das Buch nicht zur Seite legen konnte. Niemals zuvor hat mich eine Geschichte zum Thema Hass, Gewalt und Fanatismus so stark berührt wie diese. Vielleicht lag es daran, dass der Autor Jessups Gefühlswelt mit all seinen Gedanken, seinen Wünschen und seiner inneren Zerrissenheit so deutlich und klar geschildert hat? Selbst die Beschreibung des entscheidenden Football-Spiels, die außergewöhnlich ausführlich – ich möchte das Wort „langatmig“ vermeiden - war, hat so viel Persönliches vermittelt, dass ich das im Nachhinein nicht missen möchte.

    Die kurzen Abschnitte mit den „Schlagzeilen“ im Fettdruck habe ich als sehr positiv empfunden. „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ wird bestimmt noch lange in mir nachklingen und mich zum Nachdenken anregen.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dajobama, 10.03.2020

    Eine Farbe zwischen Liebe und Hass - Alexi Zentner

    Dies ist ein berührender Coming-of-age-Roman und eine Geschichte darüber, wie es ist, auf der falschen Seite zu stehen, in der falschen Schicht, falschen Familie geboren zu sein. Denn heutzutage gibt es etwas, das noch schlimmer ist in Amerika als schwarz zu sein: arm und weiß. In Zeiten der political correctness, ist man ganz schnell der Sündenbock.

    Das Bemerkenswerte an diesem Buch ist, dass der Autor hier ein persönliches Erlebnis verarbeitet hat. Einen Brandanschlag von Neonazis auf sein Elternhaus. Nun ist daraus aber mitnichten eine Abrechnung geworden. Vielmehr ist der Held ein Junge aus einem einfachen Elternhaus mit rassistischem Gedankengut. Man fiebert und leidet mit ihm und man hofft, dass er es schaffen wird, sich davon zu distanzieren. Ein wirklich beachtlicher Ansatz.

    Jessup ist siebzehn und arm. Seine Familie gehört einer Glaubensgemeinschaft an, die von der Überlegenheit der weißen Rasse überzeugt ist, der heiligen Kirche des Weißen Amerika. Sein Bruder sitzt im Knast, er hat zwei schwarze Studenten getötet. Ohnehin von allen Seiten kritisch beäugt, passiert ein tragischer Unfall, bei dem wieder ein Schwarzer ums Leben kommt. Und prompt steht Jessup unter (nicht unbegründetem) Verdacht. Wer sollte ihm denn glauben, mit der Geschichte seiner Familie? Insgeheim hat er sich vom Glauben seiner Familie schon länger distanziert und er liebt heimlich ein schwarzes Mädchen. Trotzdem holt ihn die Vergangenheit immer wieder ein, denn auch in dieser Perspektive dominieren die Vorurteile.

    Nimmt man als Leser anfangs die wirklichen Hintergründe dieser heiligen Kirche des Weißen Amerikas kaum wahr, taucht man gegen Ende immer weiter ein in eine harte Neonazi Szene. Diese Geschichte ist berührend und wunderbar geschrieben. Eine Welt aus Schuld und Buße tut sich vor dem Leser auf, aber auch Liebe und Familienzusammenhalt. Tragisch, denn der ein oder andere geht auch verloren im braunen Sumpf.

    Sehr spannend und süffig geschrieben, ich war in zwei Tagen durch. Man kann das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Jessup ist so ein sympathischer netter Kerl, der unverschuldet immer wieder in Probleme gerät und immer zwischen den Stühlen sitzt.

    So ist dies die autobiografische Verarbeitung eines brandaktuellen Themas. Meine Hochachtung für den sehr gelungenen Versuch des Autors, das Thema aus der Tätersicht zu beleuchten. Und nicht nur das, sich auch wirklich einzufühlen.
    Dringende Leseempfehlung, 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    leseratte1310, 15.03.2020

    Jessups Familie ist überzeugt, dass die weiße Rasse überlegen und wertvoller ist. Jessup selbst hat sich darüber nicht viele Gedanken gemacht, denn es ist wie es ist. Doch dann passiert etwas Furchtbares und er muss selber über das Thema nachdenken und für sich Antworten finden.
    Es ist ein wichtiger Roman in Zeiten, in denen sich Rassismus wieder richtig breit macht. Der Autor Alexi Zentner hat seine eigenen Erlebnisse zum Anlass genommen, um sich gegen Hass und Gewalt auszudrücken.
    Mir war der siebzehnjährige Jessup eigentlich sympathisch. Er kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Seine Familie lebt in einem Wohnwagen. Jessup ist durch seine Familie geprägt und mehr sogar noch durch die "Heilige Kirche des Weißen Amerika", der seine Familie anhängt. Ich finde, Kirche sollte verbinden und nicht trennen. Jessups Bruder Ricky ist im Gefängnis, weil er bei einer Auseinandersetzung zwei Schwarze tötete. Der Stiefvater von Jessup, David John, hatte den Tatort manipuliert und ebenfalls ein paar Jahre dafür gesessen. Das Gericht wertete die Tat als Hassverbrechen und das Interesse der Medien war groß. Daher weiß jeder, wer Jessup ist und was passiert ist, obwohl er mit der Sache ja eigentlich nichts zu tun hatte. Er möchte eine gute Ausbildung bekommen und tut viel dafür, um weiterzukommen und gleichzeitig seine Familie zu unterstützen.
    Doch dann gerät er selbst in eine Situation, der er entgehen möchte, doch er hat keine Chance. Nun steht er zwischen den Fronten und der Hass ist auf allen Seiten groß. Jessup ist irgendwie zerrissen und muss entscheiden, ob er loyal zu seiner Familie steht oder seinen eigenen Weg gehen will. Aber es ist klar, dass er Stellung beziehen muss.
    Obwohl der Autor selbst keine Stellung bezieht, sondern einfach erzählt, was geschehen ist, wird man doch gepackt von dieser Geschichte. Man möchte wissen, wie Jessup aus der Sache herauskommt und ob er seine eigenen Erkenntnisse aus den Vorfällen zieht. Es ist eine Geschichte, die sehr nachdenklich macht.
    Es ist erschreckend, was Hass und Rassismus bewirken können. Die Geschichte um Jessup hallt noch lange nach. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 15.03.2020 bei bewertet

    Jessups Familie ist überzeugt, dass die weiße Rasse überlegen und wertvoller ist. Jessup selbst hat sich darüber nicht viele Gedanken gemacht, denn es ist wie es ist. Doch dann passiert etwas Furchtbares und er muss selber über das Thema nachdenken und für sich Antworten finden.
    Es ist ein wichtiger Roman in Zeiten, in denen sich Rassismus wieder richtig breit macht. Der Autor Alexi Zentner hat seine eigenen Erlebnisse zum Anlass genommen, um sich gegen Hass und Gewalt auszudrücken.
    Mir war der siebzehnjährige Jessup eigentlich sympathisch. Er kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Seine Familie lebt in einem Wohnwagen. Jessup ist durch seine Familie geprägt und mehr sogar noch durch die "Heilige Kirche des Weißen Amerika", der seine Familie anhängt. Ich finde, Kirche sollte verbinden und nicht trennen. Jessups Bruder Ricky ist im Gefängnis, weil er bei einer Auseinandersetzung zwei Schwarze tötete. Der Stiefvater von Jessup, David John, hatte den Tatort manipuliert und ebenfalls ein paar Jahre dafür gesessen. Das Gericht wertete die Tat als Hassverbrechen und das Interesse der Medien war groß. Daher weiß jeder, wer Jessup ist und was passiert ist, obwohl er mit der Sache ja eigentlich nichts zu tun hatte. Er möchte eine gute Ausbildung bekommen und tut viel dafür, um weiterzukommen und gleichzeitig seine Familie zu unterstützen.
    Doch dann gerät er selbst in eine Situation, der er entgehen möchte, doch er hat keine Chance. Nun steht er zwischen den Fronten und der Hass ist auf allen Seiten groß. Jessup ist irgendwie zerrissen und muss entscheiden, ob er loyal zu seiner Familie steht oder seinen eigenen Weg gehen will. Aber es ist klar, dass er Stellung beziehen muss.
    Obwohl der Autor selbst keine Stellung bezieht, sondern einfach erzählt, was geschehen ist, wird man doch gepackt von dieser Geschichte. Man möchte wissen, wie Jessup aus der Sache herauskommt und ob er seine eigenen Erkenntnisse aus den Vorfällen zieht. Es ist eine Geschichte, die sehr nachdenklich macht.
    Es ist erschreckend, was Hass und Rassismus bewirken können. Die Geschichte um Jessup hallt noch lange nach. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen.

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  • 4 Sterne

    Samira O., 14.03.2020 bei bewertet

    "Ich kann dir mein ganzes Leben erzählen, aber wenn du nicht dabei warst, wenn du nicht wie ich großgezogen wurdest, ergibt es keinen Sinn für dich. Ich weiß, wie es von außen aussieht."

    Jessups Familie gehört der Heiligen Kirche des Weißen Amerika an und glaubt an die Überlegenheit der weißen Rasse. Seit sein Stiefvater und sein Bruder für den Mord an zwei jungen Schwarzen im Gefängnis gelandet sind, geht Jessup nicht mehr zu diesen Gottesdiensten. Er weiß, er kann seiner Familie nicht den Rücken kehren, aber er muss sich jetzt selbst entscheiden: Wen will er lieben, an was glauben?

    Alexi Zentner wagt etwas Ungewöhnliches: Als er ein Kind war, wurde seine politisch aktive Familie Opfer eines Brandanschlags fanatischer Nazis. Und heute schreibt er über die andere Seite der Geschichte. Wie kann es sein, dass Menschen so denken? Was gibt ihnen der Glaube an die Überlegenheit ihrer Rasse? Und wie kann man sich aus den Klauen des Hasses befreien?

    In den Mittelpunkt seiner Geschichte stellt er den jungen Jessup, der einer der besten in der Highschool ist, und noch dazu ziemlich gut Football spielt. Er hat gute Chancen auf ein Stipendium von einer Ivy-League-Uni - ein Fahrschein raus aus der Armut, raus aus dem Wohnwagen, weg von den schrägen Blicken, die ihm alle zuwerfen. Denn in Cortaca weiß jeder, was sein Stiefvater David John und sein Bruder Ricky getan haben. Und dass die ganze Familie einer rassistischen Kirche angehört, die "Rechte für Weiße" und einen "weißen Ethnostaat" fordert. Dass Jessup seit vier Jahren nicht mehr zur Messe geht und wenig mit den Hasspredigten anfangen kann - das sieht keiner. Mitgefangen, mitgehangen, sozusagen.

    Gleichzeitig glaubt jeder zu wissen, wie es bei Jessups Familie zugehen muss. Und Rickys und David Johns Tätowierungen sind auch wirklich schwer mit dem Sanftmut, der Liebe und der Hingabe für die Familie zusammenzubringen, die v.a. David John ganz offensichtlich antreiben. Er arbeitet hart, tut alles für seine beiden Stiefsöhne und die leibliche Tochter, ist ein wirklich sympathischer Charakter. Aber was machen da die SS-Blitze und das Hakenkreuz auf seinem Rücken, was der Spruch "Für Gott, Rasse und Nation" auf seiner Brust? Irgendwann fragt er sich das auch selbst. Doch Zentner versteht es , die charismatischen Führungsfiguren solcher Bewegungen und die perfide Logik hinter dem Lügengebäude "Gemeinschaft" plausibel darzustellen. Sich dem zu erwehren erfordert große Anstrengungen.

    Zu allem Übel gerät Jessup in einen Streit mit einem schwarzen Jungen von der gegnerischen Mannschaft - mit dramatischen Folgen. Und er liebt die Tochter vom Coach - ebenfalls eine Schwarze. Seine zwei Welten sind nicht vereinbar, vor seiner Familie und seinem besten Freund Wyatt kann er nicht offen über Deanne sprechen - und er versteht das immer weniger. Er begeht einen fürchterlichen Fehler, der sein Leben bestimmen wird. Aber die Kontrolle haben andere, denn er gehört von außen gesehen eben einer rassistischen Familie an, Rickys Notwehr wird als Hassverbrechen beurteilt (was es nun wirklich war, dazu bilde sich jeder selbst eine Meinung), alles, was Jessup tut oder wozu er gezwungen wird, wird ständig im Licht der Taten seines Bruders (und Stiefvaters) bewertet. Dass er sich da nicht anders zu helfen weiß, als zunächst alles zu vertuschen, ist verständlich. Denn alles spricht gegen ihn. Und warum sollte man Corson, seinem Gegenspieler, nicht glauben? Schließlich ist der eine schwarz, und der andere ein weißer Rassist. Da liegen die Fakten doch auf der Hand, oder? Zentner zeigt ganz subtil, wie auch umgekehrte Diskriminierung funktionieren kann, und dass Hass keine Frage der Hautfarbe und der gesellschaftlichen Zugehörigkeit ist. Und dass Amerika wirklich ein massives Problem damit hat, alles an Hautfarbe, Ethnie, Reichtum, Herkunft festmachen zu wollen. American Dream hin oder her. Corson ist viel hasserfüllter als Jessup es jemals sein könnte, aber Jessup hat eben den falschen Hintergrund. Er kann doch gar nichts anderes sein als ein Rassist, oder? Als Leser weiß man, wie es wirklich war, auch die schrecklichen Geschehnisse, die sich gegen Ende des Buches ereignen, aber man weiß auch, wie es von außen aussieht, und dass Jessup keine Chance hat, sich glaubhaft zu verteidigen. Wäre man selbst unbeteiligt, ein bloßer Beobachter - man würde genauso urteilen.

    Im Rahmen der Möglichkeiten liefert das Buch sogar ein Happy End. Jessup und seine Familie gehen durch eine harte Zeit, alle müssen sich großen Fragen stellen und für sich beantworten. Es geht irgendwie glimpflich aus, und die Liebe gewinnt die Oberhand. Zum Glück. Denn der Hass, den diese "Kirche" versprüht, ist nur in Maßen erträglich. Und die Rechtfertigungsmuster für dieses Denken nur allzu bekannt. "Man wird ja wohl noch sagen dürfen" und "Wo bitte ist es rassistisch, wenn ich für mich die gleichen Rechte fordere wie ein Schwarzer oder Latino - ich will auch stolz auf meine Hautfarbe sein!" Das kennt man ja auch hierzulande, aus der rechten Hetzecke. Und gleichzeitig trifft Zentner einen wunden Punkt der amerikanischen Gesellschaft - denn arme Weiße sind wirkliche eine marginalisierte Gruppe. Was natürlich nichts mit irgendwelchen Quoten für Afroamerikaner oder Asiaten zu tun hat, sondern mit einer verqueren Armuts-Politik. Aber der Hass lässt sich viel leichter auf die unbeteiligten, aber konkreten "Auserwählten" lenken, als auf die große, abstrakte Staatsmacht.

    Thematisch hat Zentner also in die Vollen gegriffen, und auch einige Gedanken entwickelt, die toll ausformuliert und nachvollziehbar dargestellt sind. An seinem Stil kann der Autor aber sicher noch ein wenig feilen. Sehr hauptsatzlastig, manchmal repetitiv, und gerade am Anfang durch das sehr ausführlich erzählte Footballspiel ziemlich schnarchig. Das habe ich eigentlich komplett übersprungen. Dafür wurde es im weiteren Verlauf sehr spannend, mit lauter unerwarteten Wendungen, die den Atem stocken lassen. Und jeder Menge großartiger Gespräche. Die ersten 60 Seiten seien also verziehen. Und ja: Es lohnt sich, darüber hinaus durchzuhalten!

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  • 5 Sterne

    AnnaMagareta, 08.03.2020

    Erschreckende Ereignisse brillant erzählt - aufwühlend, intensiv, fesselnd

    In seinem Buch „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ hat der kanadische Autor Alexi Zentner Rassismus und Fanatismus aus einem ungewohnten Blickwinkel niedergeschrieben, wodurch neue Einblicke auf eine erschreckende Seite des gesellschaftlichen Lebens in der heutigen Zeit entstehen.

    Der 17-jährige Jessup lebt in einfachen Verhältnissen. Seine Familie ist von der Überlegenheit der weißen Rasse überzeugt. Sein Stiefbruder hat zwei schwarze Studenten tot geprügelt und sein Stiefvater hat dabei zugesehen ohne einzugreifen. Obwohl Jessup kein Rassist ist, er sogar eine schwarze Freundin hat und er versucht sich zu distanzieren, wird er für das, was passiert ist, angefeindet.

    Alexi Zentner erzählt die Ereignisse aus der Perspektive von Jessup. Die Ereignisse sind erschreckend und obwohl Jessup kein Rassist ist, begegnet er durch die Einstellung seiner Familie und auch allein durch seine Hautfarbe Vorurteilen. Es wird sehr deutlich, dass sich kaum jemand von Vorurteilen frei machen kann und dass diese immer unterschwellig im Raum stehen, egal ob es dabei um die Hautfarbe oder die Zugehörigkeit des Glaubens geht.

    Das Buch ist nicht in Kapitel gegliedert, sondern besteht aus vielen kurzen Abschnitten, wodurch ich es schwierig fand eine passende Stelle zum Absetzen zu finden, da es fesselnd geschrieben ist. Gleichzeitig erfordern die Ereignisse und der intensive Schreibstil schon ein wenig Zeit, in denen man sie auf sich wirken lässt.
    Die aktuelle Thematik, die drastische Darstellung, was Rassismus, Fanatismus und Vorurteile bewirken, wie schwierig es ist sich diesem zu entziehen, werden von Alexi Zentner gekonnt vermittelt.

    Fazit: Ein Buch, das nachdenklich macht, zeigt, dass es mehr als zwei Seiten gibt und zum Ausbrechen aus dem Schubladendenken und dem permanenten Hinterfragen auffordert.

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  • 5 Sterne

    Tara, 08.03.2020 bei bewertet

    Erschreckende Ereignisse brillant erzählt - aufwühlend, intensiv, fesselnd

    In seinem Buch „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ hat der kanadische Autor Alexi Zentner Rassismus und Fanatismus aus einem ungewohnten Blickwinkel niedergeschrieben, wodurch neue Einblicke auf eine erschreckende Seite des gesellschaftlichen Lebens in der heutigen Zeit entstehen.

    Der 17-jährige Jessup lebt in einfachen Verhältnissen. Seine Familie ist von der Überlegenheit der weißen Rasse überzeugt. Sein Stiefbruder hat zwei schwarze Studenten tot geprügelt und sein Stiefvater hat dabei zugesehen ohne einzugreifen. Obwohl Jessup kein Rassist ist, er sogar eine schwarze Freundin hat und er versucht sich zu distanzieren, wird er für das, was passiert ist, angefeindet.

    Alexi Zentner erzählt die Ereignisse aus der Perspektive von Jessup. Die Ereignisse sind erschreckend und obwohl Jessup kein Rassist ist, begegnet er durch die Einstellung seiner Familie und auch allein durch seine Hautfarbe Vorurteilen. Es wird sehr deutlich, dass sich kaum jemand von Vorurteilen frei machen kann und dass diese immer unterschwellig im Raum stehen, egal ob es dabei um die Hautfarbe oder die Zugehörigkeit des Glaubens geht.

    Das Buch ist nicht in Kapitel gegliedert, sondern besteht aus vielen kurzen Abschnitten, wodurch ich es schwierig fand eine passende Stelle zum Absetzen zu finden, da es fesselnd geschrieben ist. Gleichzeitig erfordern die Ereignisse und der intensive Schreibstil schon ein wenig Zeit, in denen man sie auf sich wirken lässt.
    Die aktuelle Thematik, die drastische Darstellung, was Rassismus, Fanatismus und Vorurteile bewirken, wie schwierig es ist sich diesem zu entziehen, werden von Alexi Zentner gekonnt vermittelt.

    Fazit: Ein Buch, das nachdenklich macht, zeigt, dass es mehr als zwei Seiten gibt und zum Ausbrechen aus dem Schubladendenken und dem permanenten Hinterfragen auffordert.

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  • 5 Sterne

    Gelöschter Benutzer, 08.03.2020

    Jessup ist 17 und ein ganz normaler Teeanger. Er geht zur Highschool, spielt Football und hat eine Freundin. Aber Jessup ist eben nicht wie alle anderen. Sein Stiefvater und sein Bruder sitzen im Gefängnis, weil sie zwei farbige Jungs totgeschlagen haben. Als Jessups Stiefvater entlassen wird und wieder nach Hause kommt und nach einem tragischen Unfall, der Jessups ganzes Leben ändern könnte, muss sich der Junge entscheiden: Will er auf der Seite seiner Familie und ihrem Glauben an die Überlegenheit der weißen Rasse bleiben oder will er seinen eigenen Weg gehen?

    Das Buch ist aktuell wie nie - in einer Zeit, in der es wieder salonfähig geworden ist, seinen Hass gegen anders aussehende, anders denkende und andersgläubige Menschen hinauszuschreien. Jessup zu begleiten, der eigentlich nur ein normaler Junge sein will, der nichts mit dem Gedankengut der „Heiligen Kirche des Weißen Amerikas“ zu tun haben will, zu der seine Eltern gehen, hat mich mitgenommen und sehr wütend gemacht. Jessup, der seine Familie liebt, alles für seine Mutter und seine kleine Schwester tun würde, wird immer wieder mit den Taten seines Stiefvaters und seines Bruders konfrontiert. Aber er findet keine Ruhe und muss sich ständig rechtfertigen, obwohl er nichts getan hat.

    Als alles eskaliert und Jessup die Hilfe seines Stiefvaters braucht, wird er in die Machenschaften der Kirche hineingezogen, mit der er doch so gar nichts zu tun haben will. Aber das Buch macht auch Hoffnung, Hoffnung darauf, dass Menschen sich ändern können, dass Familie wichtiger ist als jeder Irrglaube. Und am Ende gibt es eben auch Hoffnung darauf, dass Menschen verstehen, was wirklich wichtig ist im Leben – und dass Menschen einfach Menschen sind, egal woher sie kommen oder welche Hautfarbe sie haben.

    Wie das Buch am Ende sagt: „Es geht nur mit Licht. Licht schluckt die Dunkelheit.“

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