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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 05.06.2018

    Als eBook bewertet

    Häuser aus Sand ist eine palästinensische Familiengeschichte über mehrere Generationen.
    Salma musste vor Jahren ihre Heimat Jaffa verlassen, jetzt lebt sie in Nablus. Aber auch von hier werden sie vertrieben und das neue Zuhause ist Assam. Für sie war Jaffa das Paradies. Ihren Sohn Mustafa verliert sie im Sechstagekrieg.

    Ihre Tochter Alia zieht mit ihrem Mann Atef nach Kuwait, sie hasst Kuwait und sehnt sich nach Nablus.
    Dann kommen Alias Kinder Souad, Riham und Karam. Denn auch in Kuwait bricht alles zusammen und es geht weiter nach Amman. Nur Riham bleibt in der Nähe der Eltern und ihr Sohn Abdullah macht ihr Sorgen. Alias Enkel sind der nächsten Mitglieder, mit anderen Problemen.
    Die Schicksale aller Personen sind voller Emotionen und die Geschichte wird aus der Sicht verschiedener Perspektiven geschildert.

    Die Autorin Hala Alyan versteht es alle Probleme miteinander zu verbinden. Der Schreibstil ist lebendig, fesselnd und stimmungsvoll.
    Der Roman zeigt den Nahostkonflikt und gleichzeitig den Generationenkonflikt. Eine tiefgründige Geschichte mit viel Potential. Ich habe dieses Buch mit viel Interesse gelesen und kann es empfehlen..

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  • 5 Sterne

    12 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 05.06.2018

    Als Buch bewertet

    Nirgends richtig zu Hause

    „Häuser aus Sand“ ist eine politische Geschichte, die die wohlhabende Palästinensische Familie Yacoub bei ihrer Flucht vor dem Krieg über Generationen hinweg begleitet. Ausgehend von ihrer Heimat Jaffa müssen die Yacoubs zunächst nach Nablus, dann nach Kuwait und nach Amman in Jordanien fliehen. Ab der 3. Generation leben Teile der Familie sogar in Paris und Boston. Da die Familie finanziell gut betucht ist, ist die Flucht jedoch eher mit einem Umzug oder mit einem Weiterziehen vergleichbar. Ein neues Haus, neue Einrichtungsgegenstände werden angeschafft. Neue Hausmädchen werden eingestellt. Das Leben geht weiter.

    Obwohl arabisch gesprochen wird, werden die Yacoubs auch an ihren Wohnorten im Nahen Osten aufgrund ihres „Dialekts“ als Fremde identifiziert und entsprechend behandelt. Deshalb fällt es ihnen schwer, richtig Fuß zu fassen. Durch ihr dauerhaftes Leben im Ausland nehmen sich die Yacoubs auch den jeweiligen Lebensstil im Land an. Schleichend und unbemerkt verändern sich die Yacoubs in ihrem Habitus. Somit weichen die späteren Generationen so stark von ihren Landsleuten ab, dass sie auch in Palästina als Fremde empfunden werden.

    Als gesellschaftskritische Betrachtung setzt sich „Häuser aus Sand“ über die Flucht hinaus mit der Veränderung der Haltung der Muslime im Glauben und dem Einfluss der westlichen Welt auf den „Erziehungserfolg“ bei den Kindern auseinander. Auch fernab von der europäischen Kultur findet dem entsprechend eine Verrohung der Gesellschaft statt, wenn auch das Ausmaß ein anderes ist.

    Alia ist als die Jüngste der 2. Generation das Familienmitglied, das die gesamte Geschichte miterlebt. Während ihrer aufmüpfigen Kindheit als Nesthäkchen hat sie ihrer Familie einigen Kummer bereitet. Deshalb mochte ich sie als Kind nicht so gern. Nach ihrer Hochzeit mit Atef ist ihr Leben von heftigen Turbulenzen gekennzeichnet. Dennoch hält Alia immer die Familie zusammen. Sie erträgt ihr schwieriges Schicksal ohne sich zu beklagen, versucht das Beste daraus zu machen. Dafür habe ich Alia dann bewundert.

    An dem Roman hat mir der Blick hinter die Kulissen der Palästinensischen Familie besonders gut gefallen. Man erkennt, was man eigentlich weiß, was allerdings die mediale Berichterstattung vollständig ausblendet, nämlich dass auch Palästinenser oder dass auch Muslime neben dem politischen Konflikt ganz normale Problemchen wie eine krumme Nase oder Übergewicht haben. Als weiterer Pluspunkt verleihen die eingestreuten arabischen Worte dem Roman zusätzlich Authentizität.
    Durch das Beschränken der Geschichte auf die wichtigsten Stationen der Familie mit mehrjährigen Lücken dazwischen und durch spontane Gedankensprünge und Rückblicke wird die Aufmerksamkeit des Lesers stark beansprucht. Auch wenn mir dieser Erzählstil gefallen hat, könnte ich mir vorstellen, dass er nicht jedermanns Sache ist.

    Fazit: Empfehlung an alle, die auch beim Lesen gern eine Herausforderung annehmen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 26.05.2018

    Als Buch bewertet

    Im Mittelpunkt des Romans steht die Familie Yakoub, deren Geschichte in Nablus im Jahre 1963 beginnt und sich über mehrere Generationen bis ins Jahr 2014 fortsetzt.
    Salma , die Patriarchin der Familie, hat bereits einmal ihre Heimat verlassen müssen und kann sich nur schlecht mit ihrem neuen Zuhause anfreunden.
    Sie beherrscht die Kunst des Kaffeesatzlesens und sieht, dass ihrer Tochter ein ähnliches Schicksal bevorsteht, was sie jedoch verschweigt.
    Salma muss mehrere Schicksalsschläge verkraften, ihr Sohn stirbt im Sechstagekrieg ,ihre TochterAlia flieht nach Kuwait,wo sie sich auch niemals heimisch fühlt.

    Die Geschichte wird in mehreren Kapiteln, jedenfalls aus der Sicht eines Protagonisten erzählt, wodurch man sich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen konnte.
    Wie ein roter Faden zieht sich die innere Zerrissenheit der verschiedenen Protagonisten durch das gesamte Buch. Zwar genießen sie einige Privilegien, die jedoch nicht über die innere Leere hinwegtäuschen können.
    Obwohl mir der Schreibstil größtenteils gut gefiel, fehlte es mir an Informationen über den geschichtlichen Hintergrund.
    Sowohl der Sechstagekrieg als auch die Konflikte zwischen Palästina und Israel wurden nur gestreift.
    Stattdessen gab es immer wieder langatmige Passagen über Belangosigkeiten. Außerdem wurde der Lesefluss durch das Nachschlagen der vielen Fremdwörter immer wieder unterbrochen.

    Fazit:
    Ein Buch, was mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 09.06.2018

    Als Buch bewertet

    Bei diesem Buch handelt es sich um die Geschichte der palästinensischen Familie Yacoub, von 1948 bis 2015 spielend. In jedem der insgesamt 13 Kapitel immer wieder Sequenzen aus diesen Jahren erzählend, immer in zeitlichen Abständen, was teilweise etwas bruchstückhaft wirkt, immer wieder tritt eine andere Person der Familie auf und es wird deren Geschichte erzählt. Trotzdem entsteht ein irgendwie ganzheitliches Bild der vielen verschiedenen Mitglieder dieser Familie, der vielen verschiedenen Meinungen in dieser Familie, aber auch der Kraft der familiären Bindungen. Die erste Generation des Buches wird aus Jaffa vertrieben, verliert ihre Heimat, steht vor dem Nichts, muss sich neu organisieren. Da es sich um keine arme Familie handelt, fällt ihnen das nicht so schwer, wie den ärmeren Vertretern ihres Volkes, aber dennoch wirft das Wunden auf, Wunden, die nie richtig verheilen werden. Auch den weiteren Generationen werden die immer wieder aufflammenden Konflikte im Nahen Osten zum Verhängnis. Vertreibung und Heimatverlust werden ein begleitendes Thema in dieser Familie. Es werden die politischen Ereignisse im Nahen Osten grob umrissen, aber die Auswirkungen auf die Menschen verdeutlicht, auch wird dem Leser klargemacht, warum Fundamentalisten immer wieder ihre Zuhörer finden, gleichzeitig aber auch, dass es auch in der arabischen Welt den Gegenpol zum Fundamentalismus gibt. Und es geht auch um die Veränderung der arabischen Welt, deren Öffnung zum westlichen Lebensstil, aber gleichzeitig auch ums Bewahren althergebrachter Werte, und damit auch um die geistige Vielfalt der Menschen, es geht auch um Unterschiede innerhalb der arabischen Welt, eine dem Westen etwas näherstehende westliche arabische Welt (Syrien, Libanon, Palästina, Jordanien) und eine etwas mehr die arabische Kultur präsentierende östliche (hier in diesem Buch nur durch Kuwait repräsentiert). Und es geht auch um Vorurteile gegenüber dem Fremden, und das in beide Richtungen, was ich als sehr gelungen empfand. Und es geht auch um sehr viele stark wirkende Frauen in dieser arabischen Welt, was mir sehr gefallen hat.


    Was für ein wundervoller Roman, was für eine schöne Sprache, es sind schöne Bilder, die da im Kopf entstehen, was für eine Kraft, die da in den Worten liegt. Es sind so menschlich und wunderbar gezeichnete Charaktere in diesem Buch, die einen berühren und irgendwie umhauen. Der Roman ist sehr spannend geschrieben, hat einen sehr starken Sog. Und ich fühle mich wieder mit einem etwas wehmütigen Gefühl zurückgelassen, nach dem Beenden des Romans.


    "Die Häuser schweben an ihm vorbei wie Dschinn, wie verflossene Lieben. Das Schrägdach auf der Hütte seiner Mutter, Salmas marmorierte Küchenfliesen, das Häuschen, das er in Nablus mit Alia bewohnte. Das Haus in Kuwait. Die Wohnungen in Beirut. Dieses Haus hier, in Amman. Für Alia zumindest ein altes, verschwundenes in Jaffa. Glänzend weiß wie Häuser aus Salz sieht er sie vor sich, bis eine Flutwelle kommt und sie mit sich nimmt."


    "Was ist ein Leben ? Eine Abfolge von Jas und Neins, Fotos, die in einer Schublade landen, Liebschaften, die man für die Rettung hält, die sie nie sind. Weitermachen, aushalten, auch dann nicht aufhören, wenn es wehtut. Mehr ist es nicht, das Leben, würde er ihr am liebsten sagen. Es geht einfach weiter."


    Ein wunderbares Buch ! Unbedingt Lesen !

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  • 4 Sterne

    anushka, 31.07.2018

    Als Buch bewertet

    Nablus, 1963: Salma ist froh, dass sie ihre Töchter an Männer verheiraten konnte, die diese in andere Länder mitnehmen. Auch wenn diese Tatsache die Töchter unglücklich macht, ist Salma beruhigt, wenigstens zwei ihrer Kinder in Sicherheit zu wissen, denn Jahre zuvor war sie selbst schon mit Mann und kleinen Kindern aus Jaffa vertrieben worden, als sich der israelische Staat ausgebreitet hat. Und in Nablus ist die Lage alles andere als stabil. Nun liest sie den Kaffeesatz ihre jüngsten Tochter auf deren Hochzeit und sieht voraus, dass diese ein unstetes Leben haben wird ...

    Doch das dürfte auf so ziemlich alle Familienmitglieder zutreffen. In immer weiter voranschreitenden Kapiteln, die mitunter viele Jahre auslassen, folgt der Leser vier Generationen von Salmas Familie und muss feststellen, dass auch die späteren Generationen rastlos durch die Welt ziehen. Immer wieder sind sie auch gezwungen, in andere Länder im arabischen Raum, aber auch nach Europa oder Amerika zu ziehen, denn die Lage ist angespannt und jede der Generationen kennt Krieg. Zudem haben sie es als Pälastinenser auch unter anderen Muslimen nicht leicht und werden immer wieder mit radikalen Kräften in einen Topf geworfen. Doch auch in Salmas Familie gibt es diese radikalen Kräfte und so ist ein großes Thema in Salmas Leben und dem ihrer Töchter die Abwesenheit des Bruders Mustafa, der angeblich in einem israelischen Gefängnis gestorben ist.
    Hala Alyan hat kein Manifest gegen die Gewalt im Nahen Osten geschrieben. Es ist keine bitterernste Gesellschaftskritik mit hochanspruchsvoller Sprache. Stattdessen verpackt die Autorin die gesellschaftlichen Probleme und Erfahrungen von Kriegen zwischen verschiedenen Fronten in den Alltag einer palästinensischen Familie, die neben kriegerischen Konflikte auch die ganz normalen Kämpfe des Alltags ausfechten muss: Töchter, die in Amerika aufgewachsen sind und sich nicht mehr an die Kleidervorschriften halten wollen; Söhne, die bei zwielichtigen Predigern Anschluss und Anerkennung suchen, aber die ein oder andere Liebes- oder Trennungsgeschichte. Vor allem lernt man jedoch eine Familie kennen, deren Entwurzelung so tief sitzt, dass sie selten an einem Ort bedingungslos glücklich werden, sondern wie getrieben immer wieder in den Nahen Osten zurückkehren um dann doch wieder vor Krieg flüchten zu müssen.

    So ist "Häuser aus Sand" zum einen eher ein Unterhaltungsroman, der eine Familiengeschichte erzählt, die einmal in einem etwas anderen Rahmen (für mitteleuropäische Verhältnisse) stattfindet, zum anderen aber durchaus ein ernstes Buch, das auf gesellschaftliche Misstände hindeutet, sie jedoch nicht sehr vordergründig behandelt, sondern so, dass es jede palästinensische Familie sein könnte und es dem Leser leichter gemacht wird, sich hineinzuversetzen und die Geschichte für realistisch zu halten.

    Meine einzigen Kritikpunkte an diesem Buch sind die teilweise sehr großen Zeitsprünge und die Verwirrung, die manchmal aufgrund der Figurenzahl und -vielfalt entsteht. Auch verliert man mit fortschreitender Geschichte den Kontakt zu den älteren Generationen. Zudem hätte dem Buch eine Karte gutgetan. Insgesamt jedoch hat mir das Buch gut gefallen und mich durchaus am alltäglichen Leben im Nahen Osten teilhaben lassen und auch die familiären Handlungsstränge haben mich überzeugt und mitfühlen lassen, wobei mich besonders dieses durchgängige Gefühl der Heimatlosigkeit der Figuren berührt hat.

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  • 5 Sterne

    Webervogel, 12.06.2018

    Als eBook bewertet

    Nichts bleibt, wie es war

    In „Häuser aus Sand“ begleitet der Leser Palästinenserin Alia durch fünf Jahrzehnte: 1963 steht sie kurz vor ihrer Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Atef, 2014 ist sie eine alte Frau, die ein ruheloses Leben hinter sich hat. Alia hat ihre frühe Kindheit in Jaffa verbracht, in Nablus die Zeit bis zu ihrem ersten Ehejahr, ihre Kinder sind in Kuweit zur Welt gekommen und als diese aus dem Haus waren, ist sie nach Amman gezogen. Alle Umzüge eint, dass diese nicht freiwillig geschahen, sondern aus Flucht oder Vertreibung resultierten. Und so scheint Alia immer nur in vergänglichen „Häusern aus Sand“ gewohnt zu haben – eine Beduinin wider Willen. Auch wenn sie sich nirgends mehr so heimisch fühlte wie in Nablus, ist ihr Leben erfüllt. Der Leser erlebt es auszugsweise mit – mal aus Alias Sicht, mal aus der verschiedener Familienmitglieder. Mit jedem neuen Kapitel wechselt die Perspektive, gleichzeitig gibt es einen Zeitsprung, mal um ein Jahr, mal um zehn. So entfaltet sich nach und nach eine komplexe Familiengeschichte, in der geliebt, gestritten und getrauert wird. Kinder werden erwachsen, Menschen kommen sich näher und entfernen sich voneinander, hadern oder schließen Frieden mit sich selbst. Autorin Alyan hat ein kunstvolles Gefüge geschaffen und macht das Leben der Familie Yacoub quasi im Zeitraffer erfahrbar. Vor meinem inneren Auge entstanden dabei Bilder von Orten, die ich bislang höchstens aus den Nachrichten kannte. Nun rieche ich beim Gedanken an Jaffa schon fast den Duft sonnengereifter Orangen und kann mir die sengende Hitze in Kuweit so ansatzweise vorstellen wie das quirlige Großstadtleben in Beirut.

    Auch wenn Alia und ihre Familie immer wieder umziehen müssen, handelt „Häuser aus Sand“ längst nicht nur von räumlichen Veränderungen. Es geht auch um Generationskonflikte, den Bruch mit Traditionen und die Rückbesinnung auf Werte. Schon Alias Kinder entwickeln sich so unterschiedlich, dass sie selbst nur staunen kann. Der Verlust von Traditionen, Ritualen und auch Bindungen scheint durch die häufigen Ortswechsel begünstigt. Doch auch wenn die einzelnen Familienmitglieder zum Teil über tausende Kilometer verstreut voneinander leben, wenn sie im Alltag kaum mehr arabisch sprechen und ihr gegenwärtiges Leben keinerlei Rückschlüsse auf ihre eigentlichen Wurzeln mehr zulässt, muss das laut Alyan nicht den kompletten Heimatverlust bedeuten. Denn Heimat ist nicht zwangsweise an einen Ort gebunden, auch Familie kann Heimat sein, so unähnlich sich ihre Mitglieder auch sein mögen. So der Tenor von „Häuser aus Sand“ - und das ist nur einer der tröstlichen Gedanken, die ich aus diesem sprachlich schönen und inhaltlich nachdenklich machenden Roman mitgenommen habe.

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  • 5 Sterne

    Miss.mesmerized, 27.05.2018

    Als Buch bewertet

    In Jaffa ist sie aufgewachsen, doch sie wurden vertrieben und so wird Nablus die neue Heimat für Salma und ihre Familie. Ihre Kinder könnten kaum verschiedener sein, die in sich gekehrte Widad und die beiden modernen, lebhaften Mustafa und Alia. Kurz vor Alias Hochzeit liest Salma im Kaffeesatz und weiß, dass ihrer Tochter ein bewegtes Leben bevorsteht. Die Vorhersehung wird sich bewahrheiten, Alia, die den besten Freund ihres Bruders, Atef, heiratet, wird mit ihm und den Kindern Riham, Karam und Souad immer wieder von Neuem beginnen, vor Krieg flüchten und das Leben in einem anderen Land neuordnen müssen. Auch ihre Kinder werden in gewisser Weise zu Nomaden werden und Alias Enkel werden schließlich vor all den Einflüssen und Kulturen, der unterschiedlichsten Länder, in denen sie gelebt haben, kaum mehr wissen, wo sich ihre Wurzeln befinden.

    Hala Alyan hat in ihrem Debut Roman einer Familie eine Stimme gegeben, deren Geschichte jedoch typisch ist für die vieler aus dem Nahen Osten. Über Generationen immer weiter über die Erdteile zerstreut, wegen Krieg und Vertreibung zu Flucht und Neubeginn in der Fremde gezwungen und mit jeder Generation ein Stück weiter vom eigentlichen Ursprung entfernt.

    Der Aufbau des Buches hat mir unheimlich gut gefallen, es ist nicht nur die Geschichte Alias, auch wenn sie Dreh- und Angelpunkt der Handlung bleibt. Wir erleben mehrere Generationen: Kinder, die andere Werte und Ideale als die Eltern vertreten, sich entfernen und doch immer wieder zueinander finden. Es sind immer nur Momentaufnahmen, dazwischen fehlt vieles, aber das ist nicht wichtig, es ist der Moment, der zählt.

    Neben der Geschichte der Familie ist der Roman auch hochpolitisch – politische Entscheidungen sind es, die die Yacoubs immer wieder vertreiben: aus Jaffa, aus Nablus, aus Kuweit, aus den USA, aus dem Libanon. Aber es sind nicht diese politischen Entwicklungen, die thematisiert werden, sondern ihre Auswirkungen auf die Menschen, das erzwungene Nomadentum, die Entwurzelung, der Sprachenmischmasch, der zwangsweise über die verschiedenen Wohnorte und Lebensläufe entsteht und die Kommunikation schon zwischen Großeltern und Enkeln erschwert. Der Roman ist keine Anklage, eher ein Zeugnis, das mahnend dasteht und für sich selbst spricht.

    Als Manar am Ende wieder in Jaffa steht, dem Sehnsuchtsort ihrer Ur-Großmutter und eine Verbindung spürt, die sie nicht einordnen und schon gar nicht mit ihrer Familiengeschichte in Zusammenhang bringen kann, schließt sich der Kreis. Ein rundes Buch mit starken Figuren und überzeugend vor dem Hintergrund der Geschichte des Nahen Ostens der letzten Jahrzehnte erzählt.

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  • 5 Sterne

    Cosmea, 08.07.2018

    Als Buch bewertet

    Man darf nicht vergessen
    In ihrem Roman “Häuser aus Sand“ erzählt die palästinensisch-amerikanische Autorin Hala Alyan die Geschichte der Palästinenser-Familie Yacoub über vier Generationen, beginnend im Jahr 1963 mit der Großmutter Salma. Sie lebt seit fünfzehn Jahren in Nablus im Westjordanland, nachdem sie ihre geliebten Orangenhaine in Jaffa aufgeben musste. Sie hat drei Kinder. Der Sohn Mustafa stirbt 1967 im Sechstagekrieg. Die Tochter Alia heiratet Mustafas besten Freund Atef. Alia ist die zentrale Figur dieses Romans, zunächst als Tochter, dann als Mutter, schließlich als Großmutter der vierten Generation. Als die Familie in Nablus nicht mehr sicher ist, gehen Alia und Atef in das ungeliebte glühend heiße Kuweit. Dort lebt auch die älteste Schwester Riham mit ihrem Mann. Salma und zahlreiche Verwandte und Freunde von früher sind nach Amman in Jordanien gezogen, wo Alia sie öfter besucht. Als sie auch Kuweit verlassen müssen, ziehen sie in ihre Wohnungen in Beirut. Ihre Kinder leben in Paris, in den USA und schließlich auch im Libanon.
    Erzählt wird diese Familiengeschichte chronologisch mit kapitelweise wechselnder Perspektive von 1963 bis 2014. Ein Stammbaum zu Beginn des Romans hilft dem Leser, nicht die Orientierung zu verlieren. Vertreibung und Entwurzelung sind die großen Themen des Buches. Die Yacoubs verlieren ihr Land und ein Haus nach dem anderen. Nichts ist von Dauer, es gibt keine Garantie, für nichts. Die Autorin durchbricht insofern den Erwartungshorizont des Lesers, als es hier nicht um halbverhungerte, ständig vom Tod bedrohte Lagerbewohner geht, sondern um eine gut situierte Familie der oberen Mittelschicht, die, auch wenn sie immer wieder ihr Haus und ihr Land verliert, über genügend finanzielle Reserven verfügt, um sich anderswo eine neue Existenz aufzubauen. Dennoch bleibt der Verlust der Heimat eine schmerzliche Erfahrung, die sie alle prägt. Sie versuchen, in der Erinnerung zu bewahren, was sie verloren haben. Dabei kann die Sehnsucht nach Vergangenem so zerstörerisch wirken wie eine Krankheit. Die alte Salma gibt ihren Kindern ihre Überzeugung “Man darf nie vergessen.“ (S. 181) mit auf den Weg. Das Leben kümmert sich nicht um das Schicksal des Einzelnen: “Es geht einfach weiter“ (S. 343).
    Mir hat dieser auch sprachlich hervorragende Roman gut gefallen. Man kann ihn als Familiensaga lesen oder den Blick auf die traumatische Erfahrung der permanenten Entwurzelung richten. Alyans Roman ist ein beeindruckendes Beispiel von Migrantenliteratur und damit in jeder Hinsicht brandaktuell.

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  • 5 Sterne

    Readaholic, 07.06.2018

    Als Buch bewertet

    Häuser aus Salz
    Die palästinensische Familie Yakoub muss im Jahr 1948 die Heimat in Jaffa verlassen und findet in Nablus im Westjordanland eine neue Heimat. Für die Kinder ist Jaffa nur eine ferne Erinnerung, ihre Wurzeln bilden sie in Nablus. Doch auch dort ist nur eine Heimat auf Zeit, sie werden aufgrund der politischen Lage in alle Winde zerstreut: Kuwait, Amman, Paris, Boston...

    Im ersten Kapitel lernen wir Salma kennen, die ihrer Tochter Alia am Vorabend ihrer Hochzeit aus dem Kaffeesatz liest. Alia ist eine lebenslustige, unkonventionelle junge Frau und eigentlich die Hauptperson des Romans, denn von ihrem Leben erfahren wir am meisten. Am Ende ist sie eine verwirrte alte Frau, die in der Vergangenheit lebt, aber in lichten Momenten ihre Kinder und Enkel erkennt und sich ihres Alters bewusst wird. Diesen Zyklus eines gelebten Lebens fand ich sehr berührend.

    Jedes Kapitel wird von einem anderen Mitglied der Familie erzählt. Dank des vier Generationen umfassenden Familienstammbaums am Anfang des Buchs kann man der teilweise doch verwirrenden Familienkonstellation gut folgen.
    Zu Beginn hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden, doch als ich mit den einzelnen Personen erst einmal vertraut war, wollte ich gar nicht aufhören zu lesen. Am Schluss hätte ich gerne gewusst, wie es mit der vierten Generation weitergeht.

    Es ist nicht nur die persönliche Geschichte der Familie Yakoub, der Leser erfährt viel über den Krieg im Nahen Osten und dessen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Die persönlichen Schicksale, die hinter den Fernsehbildern stehen, sind einem normalerweise nicht bewusst. Hala Alyan erzählt nicht nur von im Krieg vermissten Söhnen, sondern auch von der Langeweile der Kinder, die sich tagelang mit ihren Familien in den Häusern verschanzen müssen und dem Schicksal zurückgelassener Hausmädchen.

    Ich habe dieses Buch mit großem Interesse gelesen. Was ich allerdings ausgesprochen ärgerlich finde, ist die deutsche Übersetzung des Titels. Im englischen Original heißt das Buch „Salt Houses“, wobei im Text auf die „Häuser aus Salz“ Bezug genommen wird. Sie sind ein Sinnbild der verlorenen Heimat, Häuser, die von einer Flutwelle (und nicht der Wüste) davongetragen werden. Weshalb die Übersetzerin der Meinung war, ohne Not „Häuser aus Sand“ daraus zu machen, ist mir rätselhaft. Abgesehen davon ist das Buch jedoch hervorragend und flüssig übersetzt. Eine berührende Familiengeschichte, die darüber hinaus Einblicke in die schwierige politische Situation im Nahen Osten gibt.

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  • 5 Sterne

    Philo, 14.06.2018

    Als Buch bewertet

    Der Titel verheißt schon das Wechselvolle im Leben. Häuser aus Sand sind nicht für die Ewigkeit gebaut und bieten keine Sicherheit für ein ganzes Leben. Die Autorin beschreibt das Leben der palästinensischen Familie Yacoub, die wegen der Unruhen im Nahen Osten immer wieder ihre Häuser verlassen muß, um andernorts einen Neuanfang zu wagen. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen, was das Buch so interessant und spannend macht. Während die älteren an ihren Traditionen und Gewohnheiten festhalten wollen, streben die Jüngeren nach Fortschritt und Weiterentwicklung. Sie verlassen ihre Heimat und leben in Paris, Beirut oder Los Angeles.

    Das Buch widmet seinen Protagonisten jeweils ein eigenes Kapitel, wodurch der Leser sich mit allen Personen auseinandersetzen kann. Allen voran die Mutter, Salma, die mit ihem Mann und ihren drei Kindern nach der Flucht aus Jaffa in Nablus ein neues zu Hause findet. Hier bereitet sie die Hochzeit ihrer jüngsten Tochter Alia mit Atef vor, die beide zum Leidwesen von Alia nach Kuwait ziehen werden. Alia ist streng und manchmal unnachgiebig bei der Erziehung ihrer drei Kinder, während Atef ein stiller, gerechter und ausgleichender Mann ist. Die Kinder wenden sich mit Problemen lieber an den Vater. Eigentlich ist das Buch eine ganz normale Familiengeschichte, die über einen Zeitraum von 50 Jahren erzählt wird. Vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten werden dem Leser aber die Schwierigkeiten der Menschen dort vor Augen geführt und ich habe viel gelernt über das Leben der Menschen in Palästina und Israel, über ihre Ängste und ihren Überlebenskampf. Vieles hatte ich bis dahin so nicht gewußt. Die Autorin hat in wunderbarer Weise ein zeitgemäßes Buch geschrieben. Ich bin froh, daß ich es gelesen habe.

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  • 4 Sterne

    Jenny V., 12.06.2018

    Als Buch bewertet

    „Als sie ihm die Hand an die Wange legt, überwältigt ihn die Sehnsucht nach damals. Nach dem hier. Nach diesem Augenblick – nach jener Zeit, nach der Hand seiner jungen Frau. Nach Kuwait. Nach allem, was früher war. Denn er weiß, dass der Traum gleich enden und alles in Sekunden vorbei sein wird.“


    Inhalt


    Erzählt wird hier die Geschichte der wohlhabenden Familie Yacoub, begonnen bei Salma, der Großmutter, die in jungen Jahren ihre Heimat Jaffa verlassen musste. Hinein in das Leben ihrer Kinder und Enkelkinder, die alle im Laufe ihres Lebens erkennen müssen, dass sie die Heimat, mit der sie sich verbunden fühlen nicht immer frei wählen können und das sie die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Verbundenheit mit den Menschen und Kulturen mehr im Herzen tragen müssen. Obwohl es die politischen Unruhen, die gewaltsamen Kriege waren, die einst dafür verantwortlich waren, dass eine Flucht unabdingbar wurde, so bleibt es Jahrzehnte später die ungewisse Lage, die Alia und ihren Mann Atef bindet. Mit dem Blick auf die Kinder, der Sicherheit vor Augen bleibt eine Rückkehr ausgeschlossen. Und für die Enkelkinder stellt sich die Frage nach einem Leben in Palästina nicht mehr, findet ihr Leben doch jenseits dieser Welt statt, denn plötzlich ist Amerika das Herkunftsland und nur die älteren Familienmitglieder erinnern an eine andere Abstammung.


    Meinung


    Die palästinensisch-amerikanische Autorin Hala Alyan fokussiert in ihrem Debütroman nicht nur die Entwurzelung von Menschen, deren Heimatland keine Sicherheit bietet, sondern erzählt in erster Linie einen groß angelegten Familienroman, der sich mit dem Leben an sich, den normalen und unberechenbaren Entwicklungen beschäftigt und räumt dabei den Gedanken ihrer Protagonisten einen immensen Stellenwert ein. Die ursprüngliche Aussage, die darin liegen mag, dass es keinen Ort gibt, der für immer und ewig Bestand hat, wandelt sich schnell in eine epische Erzählung über Mütter, Töchter und Söhne, ihre Probleme, ihre Wünsche und Hoffnungen aber auch die Enttäuschungen auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Ursprünglich habe ich etwas mehr Bedrohung von außen erwartet, um dann festzustellen, dass es vielmehr um die Ängste aus dem Inneren geht. Denn ein weiteres Augenmerk stellt auch der Widerstand der Kinder dar, die sich nicht in die alten Rollenmuster ihrer Eltern flüchten möchten, sondern so, wie es ihre Zeit vorschreibt, Neuerungen und Änderungen anzunehmen.


    Ein flüssiger Schreibstil, der manchmal leider von unnötigen Fremdworten begleitet wird (das Glossar am Buchende gibt Auskunft, dennoch habe ich nicht viel darin geblättert), nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Untiefen einer Gemeinschaft, die Blutsbande und Freunde gleichermaßen sind. Sehr schön aufgefächert ist die Gliederung zwischen den traditionsbewussten Eltern, den rebellischen Kindern, den autonomen Enkeln. Und dadurch, dass die Autorin eine Kapiteleinteilung nach ihren diversen Protagonisten vornimmt, gelingt es dem Leser auch, sich in alle Köpfe hineinzuversetzen und immer die zwei Seiten der Medaille wahrzunehmen. Diesen Schachzug finde ich sehr clever und angenehm abwechslungsreich für diese Art der Erzählung.


    Zum Lieblingsbuch fehlte mir dann aber doch etwas, manchmal hätte ich mir einen strafferen Handlungsrahmen gewünscht, ganz sicher auch mehr Einblicke in die politischen Hintergründe und nicht zuletzt eine tatsächliche Aussage, eine über die man auch nach dem Lesen des Buches noch nachsinnen kann. So bleibt es doch ein persönlicher, ein durchaus normaler Familienroman, ohne herausragende Persönlichkeiten, geprägt vom ganz alltäglichen Wahnsinn, von Abschieden und Ankünften von Liebe und Aufopferung, von Verlusten und Gewinnen.


    Fazit


    Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen umfassenden Familienroman, der viele Generationen miteinander verbindet, der sich psychologisch in die jeweiligen Mitglieder der Gemeinschaft hineinversetzt und sie zu etwas Besonderem macht. Das Buch würdigt die Arbeit aller Mütter und Väter in der Erziehung ihrer Kinder, es lobt das Engagement und die Liebe der Großeltern zu ihren Kindern und Kindeskindern und zeigt durch den ganz normalen Verlauf des Lebens, das jedes Menschenalter seine Möglichkeiten aber auch Verbindlichkeiten mit sich bringt, ganz egal wo auf der Welt man sich heimisch fühlt. Ich spreche eine Leseempfehlung aus, die Geschichte konnte mich gut unterhalten und bestärkt mich in einigen Gedankenspielen über den Wert menschlicher Beziehungen.

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  • 5 Sterne

    steffi k., 27.05.2018

    Als Buch bewertet

    keine leichte Lektüre
    „Häuser aus Sand“ ist ein Roman über die Gemeinschaft, die uns alle prägt, die Familie, und über den Ort, der für uns alle lebensnotwendig ist, das Zuhause.
    So steht es auf der vorderen Umschlagseite. Und dem kann ich nur beipflichten.
    Hala Alyan macht es uns nicht einfach. Falls wir ein spannendes Buch oder eine Art Sachbuch erwartet , wird er enttäuscht sein.
    Hier geht es vielmehr um die literarische Umsetzung einer palästinensische Familiengeschichte über drei Generationen ,von 1963 bis 2014, hinweg. Es werden schwierige Zeiten in einem von Krieg, Zerstörung und Unterdrückung geprägtem Land beleuchtet. Und es wird die Suche nach einer neuen Heimat dargestellt.
    Die Einteilung in Kapitel, in denen die Mitglieder der Familie Yacoub aus ihrer jeweiligen Perspektive eines Familienmitgliedes erzählen , hilft uns , uns zu orientieren. Ergänzt wird dies mit einem Stammbaum am Buchanfang.
    Wir können aus diesen verschieden Blickwinkeln gut folgen, wenn wir uns Zeit nehmen. Und Zeit sollten wir uns auch nehmen, um den tollen Sprachbildern nachzuspüren. Denn diese machen die Qualität dieses Romans aus.
    Den Titel "Häuser aus Sand" finde ich sehr passend. Häuser sind vergänglich – ein Zuhause, das mehr umfasst, als ein Haus , das bleibt dank der Familie.

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  • 4 Sterne

    Pedi, 01.07.2018

    Als Buch bewertet

    „Häuser aus Sand“ ist ein Roman über die Gemeinschaft, die uns alle prägt, die Familie, und über den Ort, der für uns alle lebensnotwendig ist, das Zuhause.
    So heißt es im Klappentext zu Hala Alyans Roman über vier Generationen einer palästinensischen Familie. Im Mittelpunkt stehen, wie so oft, die mehr oder weniger „starken“ Frauen. Sie alle müssen den Verlust dieser lebensnotwendigen Verankerungen im Leben erleben. Das von ihnen geschaffene Zuhause erweist sich ein ums andere Mal als ein „Haus aus Sand“ (die „Salt Houses“ aus dem Original hätte man meiner Meinung nach beibehalten können; auch ihre Vergänglichkeit wird durchaus deutlich).
    Salma und Hussam mussten 1948 nach Ende des britischen Mandats in Palästina und der Gründung des Staates Israels ihre Heimat Jaffa verlassen, wo sie eine große Orangenplantage führten. In Nablus finden sie ein neues Zuhause, hier wachsen ihre Kinder Widad, Mustafa und Alia auf. Diese können das Festhalten ihrer Mutter an alten Gewohnheiten, ihre Sehnsucht nach Jaffa und ihre Traurigkeit nicht ganz verstehen. Bis sie in Folge des Sechstagekriegs nicht nur ihr Haus, sondern auch den Bruder Mustafa verlieren. Die Familie wird getrennt.
    Alia zieht mit ihrem Mann Atef nach Kuweit. Alia hasst das Land, die Hitze, sehnt sich nach ihrer Mutter und der Schwester, die in Amman/Jordanien Zuflucht finden. Hierhin fährt sie die Sommer über mit ihren Kindern Riham, Karam und Souad, entfernt sich mehr und mehr von Atef. Sie ist eine unduldsame, wenig warmherzige Mutter. Besonders die unattraktive Riham leidet darunter, sucht Zuflucht im Glauben, im Islam. Souad wiederum rebelliert, führt ihr eigenes Leben, in Paris, London, später in Boston und Beirut.
    Die Kinder, die vierte Generation wiederum, ist in alle Winde zerstreut. Und sucht doch immer auch nach den Wurzeln, nach Zugehörigkeit, nach Beständigkeit.
    Hala Alyan schreibt keinen innovativen Roman. Geschichten von entwurzelten Familien, gerade auch aus dem nahöstlichen Teil der Welt, sind nicht eben selten. Viele Muster hat auch die Autorin verwendet, beispielsweise die starken Frauen, die wechselnden Perspektiven, die chronologisch voranschreitenden Zeitsprünge. Auch das Milieu der wohlhabenden, gutbürgerlichen, gebildeten Großfamilie ist vertraut. Weniger häufig allerdings erfolgen sie aus palästinensischer Sicht. Das ist so positiv wie die ruhige, souveräne Erzählweise, der man bei aller Konventionalität gerne folgt. Zeithistorische Verwerfungen bilden stets nur den Rahmen des Familienlebens, bekommen aber niemals wirklich Platz in der Geschichte. Ein wenig bedauerlich finde ich, dass die Autorin ihre Geschichte an keiner Stelle aus ihrer doch recht engen Perspektive auf eine wohlhabende palästinensische Familie mit all ihren Möglichkeiten und Verbindungen öffnet. Weder in andere Gesellschaftsschichten, noch gar auf die israelische Seite des Konflikts wird ein Blick geworfen. Und so wird aus „Häuser aus Sand“ niemals mehr als eine schön erzählte Familien- und Frauengeschichte. Das ist ein wenig schade.

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  • 5 Sterne

    inya, 20.06.2018

    Als Buch bewertet

    einfühlsame Familiengeschichte

    Diese Familiengeschichte wird über mehrere Generationen erzählt und im Fokus steht, dass sich immer wieder in neuen Umgebungen zurechtfinden, ob es nun Nablus oder Kuwait ist. So richtig kann sich Alia nie an ihre neue Heimat Kuwait gewöhnen, so verbringt sie liebend gern mit ihren Kindern, jeden Sommer in Amman, wo sie sich immer komplett anders gibt. Sie lackiert sich die Nägel und raucht. Diese Veränderungen bemerken besonders ihre Kinde, die sie in den Sommern begleitet. In diesen Sommern, streift ihre Mutter Alia ihre Probleme, wie den Verlust ihres Bruders und das seltsame Verhalten ihres Mannes ab. Bei ihrer Mutter und ihren Schulfreundinnen, kann sie sich so geben, wie sie sein möchte. Dieses Buch beschreibt sehr einfühlsam die Geschichte einer Familie, deren Mitglieder ganz unterschiedliche Wege im Leben wählen.

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  • 4 Sterne

    Maria B., 26.05.2018

    Als Buch bewertet

    Es gibt nichts Sicheres
    Salma Yacoub gehört zu jenen angestammten Bewohnern des ehemaligen Palästina, welche nach der Gründung des Staates Israel aus ihrer Heimat vertrieben worden sind und ihr Land zurücklassen mussten. Nun, gezwungenermassen im palästinensischen Autonomiegebiet wohnhaft, erhofft sie sich für ihre Kinder mehr Beständigkeit und Frieden. Doch ihren einzigen Sohn verliert sie im Sechstagekrieg, und vor der Hochzeit ihrer jüngeren Tochter offenbart sich ihr die Prophezeiung, dass Alia ein schwieriges Leben mit häufigen Ortswechseln und vielen Verlusten erwartet. Es wird für ihre Kinder nichts Sicheres mehr geben, keinen dauerhaften Frieden in Nahost, und sie können nicht mehr auf Fels, sondern nur noch auf Sand bauen. Dabei hat die Familie noch das Glück, dass sie nicht mittellos fliehen musste, sondern auch in Zukunft reichlich Geld zur Verfügung hat. Doch in welches Land es die Protagonisten in ihrer Unrast auch verschlägt, immer begleiten sie die alten, tröstlichen Lieder der alten Heimat.
    Am meisten sympathisiere ich mit der starken Salma, die Figuren ihrer Kinder und deren Nachkommen wecken eher mein Mitleid. Wenn einzelne Personen einen schwierigen Charakter entwickeln, kann man es ihnen aber kaum verdenken, vermissen sie doch den Halt eines fixen Ortes und sind seit Geburt mit Krieg, Terrorismus und Tod konfrontiert.
    Hala Alyan öffnet in den einzelnen Kapital jeweils die Sichtweise der verschiedenen Familienmitglieder, inklusive Zeit- und Ortsangabe, bis zum Jahr 2014. Um die fremden Namen übersichtlicher darzustellen, ist am Beginn des Buches ein kleiner Stammbaum vorgegeben. Doch wäre es gut, wenn bei den vielen Tanten und Cousins die Tafel entsprechend erweitert wäre, denn bald wird es unübersichtlich.
    Michaela Grabingers Übersetzung behält das geschilderte Lokalkolorit überzeugend bei. Der Leser findet sofort in die Handlung hinein. Die Sprache ist farbig, bilderreich, lebendig. Manchmal glaubt man sogar, den Geschmack der Speisen wahrnehmen zu können. Mit Spannung habe ich jedes neue Kapitel angefangen, weil ich erfahren wollte, wohin sich die Handlung entwickelt.
    Ein Buch für alle, die Einblick in das Leben eines Teils der vertriebenen Palästinenser nehmen wollen. Wer allerdings wissen möchte, wie die brutale Wirklichkeit in den Lagern aussieht, wird enttäuscht werden.

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  • 4 Sterne

    Verena W., 18.06.2018

    Als Buch bewertet

    Vertreibung und Neuanfang

    „Das Leben hat sie mit sich gerissen wie eine kleine Muschel, die an Land geschwemmt wird, ist über sie hinweggespült …“
    Eine Erkenntnis am Ende ihres Lebens, die sicher viele alte Leute nachvollziehen können - in diesem Roman ist es Alia, die darüber nachdenkt, welche Umstände ihr Leben gelenkt haben. Sie hat als Kind die Vertreibung ihrer Familie aus Jaffa und den Neubeginn der Eltern Salma und Hussam in Nablus (Westjordanland) erlebt, zieht mit ihrem Mann Atef drei Kinder groß und muss im Verlauf der Nahostkrisen und -kriege nach Amman (Jordanien) und Kuwait übersiedeln. Der Nahostkonflikt schwebt auch über den nachfolgenden Generationen der Familie wie eine dunkle Wolke und beeinflusst ihr Leben. Dabei können sich die Yacoubs als wohlhabende Leute immerhin einen gehobenen Lebensstil leisten - im Gegensatz zu den meisten anderen Flüchtlingen, die (teilweise noch heute) in ärmlichen Lagern ihr Dasein fristen müssen.
    Hala Alyan erzählt lebendig und eindrucksvoll vom Schicksal mehrerer Generationen. In jedem Kapitel wechselt sie die Sichtweise und lässt ein anderes Familienmitglied zu Wort kommen, wobei es ihr gelingt, sich glaubhaft in die unterschiedlichen Charaktere einzufühlen. Anschaulich schildert sie die Lebensumstände und auftretenden Probleme. Allerdings ist es für einen Leser, der mit dem Nahostkonflikt und seinen Ursachen nicht näher vertraut ist, etwas schwierig, diese nachzuvollziehen. Vertreibung, Flucht, Verlust der Heimat und all der Dinge, auf die man vertrauen kann, Neuanfang - was bedeutet das für die Betroffenen? Wie stark sind die Nachkommen noch mit diesen Problemen belastet? Das sind Themen, die natürlich nicht nur für Palästinenser gelten, sondern in vielen anderen Kulturen ebenso aktuell sind. „Häuser aus Sand“ bieten weder Schutz noch Zukunft; doch ein Neustart ist immer möglich, wie Hala Alyan in ihrer Familienchronik zeigt.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 17.09.2018

    Als Buch bewertet

    Über die Sehnsucht nach Wurzeln

    Der Roman beschreibt das Leben der palästinensischen Familie Yacoub über vier Generationen und in den vielen verschiedenen Stationen ihres Lebens. Als sie 1963 erstmalig aus Jaffa fliehen müssen, beginnt ihre Suche nach Sicherheit in ihrem Leben, immer in der Hoffnung auf die Rückkehr nach Palästina. Jordanien, Kuwait, Frankreich, Amerika sind nur einige der Orte, an denen sich die Familie zerstreut. Da die Yacoubs zur privilegierten Schicht gehören, ist die Flucht nicht von Geldsorgen geprägt, es gelingt ihnen nicht nur, sich immer wieder ein Zuhause aufzubauen, sondern sehr lange haben sie die Hilfe von Hausangestellten. Dennoch bleibt immer wieder das Gefühl eines Verlustes – nämlich der Verlust der Heimat.

    Sehr einfühlsam erzählt der Roman abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder und in unterschiedlichen Zeiten wie ein Spotlight die Geschehnisse, die die Familie Yacoub prägt. Doch trotz des Generationenwandels bleibt das Thema Flucht und Vertreibung aktuell, der Verlust der Heimat wird „weitervererbt“. Der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis bildet dabei nur einen weitläufigen Rahmen, so bleibt der Ton der Erzählung sachlich, während untergründig die Emotionen aus der Sicht der palästinensischen Partei durchschimmern. Der Leser kann sich dabei sehr schnell mit den Akteuren der Erzählung identifizieren, man erfährt einiges über das bei uns doch eher unbekannte Alltagsleben im Nahen Osten und hier speziell aus der Sicht der Protagonisten.

    Auch wenn das Buch das Thema Flucht aufgreift und die damit zutiefst einhergehende Verwurzelung, bleibt der Schwerpunkt im Rahmen der Erfahrungen der Familie. Das war nicht immer ganz einfach zu lesen wegen der Zeitsprünge und der großen Anzahl an handelnden Personen, dennoch möchte ich es sehr gerne weiterempfehlen als wichtigen Beitrag zum Thema Wurzeln.

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  • 4 Sterne

    Leser100, 31.07.2018

    Als Buch bewertet

    Hala Alyans Roman handelt wie wohl kaum eine andere Geschichte von Heimat und Vertriebensein. Mit Salma beginnt die Erzählung. Bereits sie lebt in der Fremde. Geboren wurde sie im israelischen Jaffa. Als Muslima vertrieben befindet sie sich nun in Nablus. Doch die Fremde wird ihr nie zur Heimat und die Erinnerungen sind allzu schmerzhaft. Der Sohn Mustafa wird in Palästina ermordet. Ihre Töchter Alia und Widad ziehen ebenfalls wieder fort. Amman, Kuwait, Beirut, sind die neuen Heimstätten. Zwei Kinder von Alia, Karam und Souad, ziehen sogar noch weiter weg, nach Paris und in die USA. Damit wenden diese sich außerdem einer anderen Kultur und einem anderen Lebensstil zu, der für die Eltern teilweise nur schwer zu verstehen ist und für immer mehr Distanz sorgt, nicht nur räumlich sondern auch emotional. Die dritte Tochter Riham dagegen machte in ihrer Jugendzeit eine spirituelle Erfahrung, die sie immer religiöser werden lässt. Sie bleibt als einzige ihrer arabischen Heimat treu. Was alle Kinder Alias verbindet sind die Ehepartner mit denen die Mutter nicht einverstanden ist. Einen ganz anderen Weg schlägt der Stiefsohn Rihams ein. Er wendet sich einer radikalen Gruppe zu. Riham ist fassungslos.

    Alyans Roman erstreckt sich über drei Generationen, die alle die Erfahrung von Heimatverlust und von teilweise persönlichen Entbehrungen machen. Sie schlagen neue Wege ein und finden neue Identitäten. Die Geschichte steht für die Lebenswege vieler Araber die ihre Heimat verlassen mussten und endet schließlich bei der gegenwärtigen Situation die wir heute erleben. Ein großartiger Roman der dem Leser das Leid vieler arabischer Familien etwas näher bringt.

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  • 4 Sterne

    forti, 29.06.2018

    Als Buch bewertet

    Hala Alyan erzählt in ihrem Romandebüt "Häuser aus Sand" eine palästinensische Familiengeschichte über vier Generationen - angefangen 1963 bis in die heutige Zeit. Dabei steht pro Kapitel immer ein (meist weibliches) Familienmitglied im Mittelpunkt. Geprägt ist die Geschichte von Migration oder sogar Vertreibung. Jede Generation sieht eine neue Stadt als ihre Heimat an, bevor es dann wieder zum Bruch und Neuanfang in einer anderen Stadt kommt. So begleitet der Leser die privilegiert lebende Familie von Jaffa und Nablus über Kuwait, Amman und Beirut nach Paris und Boston. Beschrieben wird das Leben der Familie in den verschiedenen Zeiten und Kulturen, aber auch die Suche nach Heimat und Identität.

    Im Roman wird wieder einmal klar, wie komplex das Themenfeld Naher Osten ist. Die Autorin schafft es dabei gekonnt diese Themen so anzuschneiden, dass man als aufgeschlossener Leser genau so viel weiß, wie man wissen muss, um der Handlung gut folgen zu können. Diese grundlegenden Infos sind hilfreich, eine komplette Aufarbeitung kann (und soll) dieser Roman natürlich nicht leisten.

    Geschrieben ist das flüssig und gut lesbar - aber nur manchmal so ausdrucksstark, wie man vielleicht denken kann, wenn man weiß, dass die Autorin Hala Alyan auch als Lyrikerin aktiv ist.

    Für mich hat dieser Roman neue Einblicke gebracht und ich habe mich gut und intelligent unterhalten gefühlt.

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  • 4 Sterne

    Verena B., 07.10.2018

    Als Buch bewertet

    Das Buchcover finde ich hübsch. Es ist einerseits schlicht gehalten, aber dennoch sehr ansprechend und in gewisser Weise mit Gefühl gestaltet.

    Der Schreibstil ist in einer wunderschönen lyrischen Art verfasst, die das Herz berührt. Zwischenzeitlich zwar etwas langatmig, aber darüber konnte ich ohne weiteres hinweg sehen. Es hat mich nicht sonderlich gestört.

    Was bedeutet Heimat? Was bedeutet es ein wahres zu Hause zu haben? Ich finde dieses Gefühl wird hier sehr schön wider gegeben.
    Die Protagonistin Salma ist eine starke Frau, die sich für ihre Familie aufopfert, was wirklich bewegend ist. Aber auch traurig, was die Familie alles durchmachen muss.

    Spannend fand ich in eine „andere Welt“ eintauchen zu können. Die Hintergründe von einer palästinensischen Familie mit ihre Kultur, Religion, Bräuche, usw. Das ist ziemlich interessant und macht einem bewusst wie viele Unterschiede es doch gibt und wie „anders“ das Leben doch sein kann.

    Es ist eine Geschichte über Kampf, Trauer, Verlust, eine Familie, die sich überall zerstreut.

    Die Zeitsprünge fand ich manchmal etwas verwirrend und ich brauchte etwas um mich daran zu gewöhnen und in die Geschichte hinein zu finden.


    Fazit: Ein berührend geschriebenes Buch. Empfehlenswert für alle, die gerne Familiengeschichten lesen und kulturell interessiert sind.

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