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  • 4 Sterne

    Isabell R., 08.08.2022

    Isidor - die Erzählung einer jüdischen Familiengeschichte

    » »Stil hat man oder hat man nicht«, das habe nichts mit Geld zu tun. Dazu gehöre auch das Speisen mit Gabel und Messer. Und ein ordentliches Trinkgeld, behauptete der junge Israel weltmännisch.« (S.41)

    Und Stil, den hat der Kommerzialrat Dr. Isidor Geller (*15.9.1886 | † 17.11. 1938), der in einem kleinen Schtetl in Galizien als Israel mit seinen vier Geschwistern aufgewachsen ist und als junger Mann - umbenannt in Isidor - einen beachtlichen Aufstieg in der k.u.k Metropole Wien macht.

    »Isidor lernte rasch, den richtigen Augenblick abzuwarten und sich dann einzubringen. Ohne aufdringlich zu sein - er hatte die Gabe, Menschen für sich zu gewinnen.« (S. 65)

    Als Direktor in einer Lederfabrik wird Isidor im 1. Weltkrieg nicht eingezogen und schafft durch geschickten Handel auf dem Schwarzmarkt und Anlage auf dem Aktienmarkt es zu einem beachtlichen Vermögen. In »Isidor« erzählt die Autorin die Lebensgeschichte ihres Urgroßonkels und verbunden damit auch die ihres Großvaters Walters: Von Isidors Werdegang über seine Blütezeit in Wien als Gastgeber großartiger Veranstaltungen in seinem Palais und seine Liebschaft mit der heutigen Hollywood-Star Ilona Hajmássy (später Massey) bis zu seiner Verhaftung nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Wien 1938 und seinem damit einhergehend Untergangs.

    Es ist eine interessante Biografie, die Shelly Kupferberg aufwändig recherchiert und mit Fiktion zu diesem Roman verdichtet hat. Gerne hätte ich am Ende noch mehr von der Lebensgeschichte ihres Großvaters erfahren, da vieles aus seinem Leben ebenfalls miterzählt worden ist. Alles in allem eine klare Leseempfehlung!

    »Isidor« ist das Debüt der Journalistin, Moderatorin und Autorin Shelly Kupferberg, das am 24. August 2022 im Diogenes Verlag erscheint.

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  • 4 Sterne

    gst, 26.09.2022

    Biografische Recherchen

    Mit „Isidor“ setzt Shelly Kupferberg ihrem Großonkel ein Denkmal. Akribisch suchte sie in Archiven und Museen nach Hinweisen auf sein Leben. Fündig wurde sie vor allem in Briefen, die sie auf dem Speicher der Wohnung ihres Großvaters in Israel fand.
    Geboren 1876 und aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in einem galizischen Kaff hat sich Israel, wie Isidors Taufname lautete, zu einem Multimillionär in Wien hochgearbeitet. Er unterstützte seine vier Geschwister, war begeistert von der Kunst und lebte wie ein Dandy. Bis am 11. März 1938 die Hakenkreuzfahne auf dem Wiener Rathaus aufgezogen und Isidor nur drei Tage später verhaftet wurde. Nach und nach wurde sein Vermögen beschlagnahmt, besonders wertvolle Kunstgegenstände konfisziert. Während Kupferbergs Großvater Walter, der viel Zeit mit seinem Onkel verbrachte, noch rechtzeitig nach Palästina ausreisen konnte, verpasste Isidor den Absprung und starb am 16. November völlig entkräftet mit nur 52 Jahren. Er war zuerst materiell, dann physisch ausgelöscht worden.

    Shelly Kupferberg (*1974 in Tel Aviv geboren und in Berlin aufgewachsen) ist eine bekannte Moderatorin. In ihrem Buch hat sie das Wiener Leben zu Beginn des 20.Jahrhunderts plastisch beschrieben. Sie macht uns mit jüdischen Bräuchen und Lebensgewohnheiten bekannt, bevor sie die Stimmung beschreibt, die sich während des Nationalsozialismus gegen die Juden aufbaute und in unvorstellbaren Grausamkeiten mündete.

    Diese Biografie lässt sich gut lesen und gibt einen Einblick in die damalige Zeit. An manchen Stellen kam sie mir wie eine Abrechnung vor, in der die Wut über das Schicksal ihrer Ahnen größer war als der Schmerz darüber.

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  • 4 Sterne

    Michael B., 30.07.2022

    Ein wichtiges Buch. "Ein jüdisches Leben" von Shelly Kupferberg ist ein wichtiges Buch. Kein Roman, sondern vielmehr das Ergebnis einer Frage an die eigene Familiengeschichte, der Versuch, Herkunft zu ergründen und schlussendlich eine individuelle Geschichte in Familien- und Zeitgeschichte einzubetten. Shelly betreibt Spurensuche. Über ihren Großvater Walter erfährt sie von Isidor, Walters Onkel, der es irgendwie geschafft hatte, sich aus ärmlichen Verhältnissen in Galizien hochzuarbeiten, hinein in einen mondänen Status innerhalb der Kulturmetropole Wien; Isidor hat seinen jüdischen Vornamen 'Israel' abgelegt, hat es zum Kommerzialrat Dr. Isidor Geller, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler geschafft; auf zwei gescheiterte Ehen folgt eine Liebesbeziehung zu einer ungarischen Sängerin. Der Bericht beeindruckt vor allem durch seine detaillierte Recherche und den Rückgriff auf Archivmaterial. Aber "Ein jüdisches Leben" ist weit mehr als lediglich die Rekonstruktion einer erstaunlichen Lebensgeschichte; die Einbettung in den historischen Kontext, die prägende Wirkung von Zeitgeschichte auf die individuelle Lebensgeschichte stechen besonders hervor: Der Anschluss Österreichs an Nazideutschland und die große Frage, die sich der zunehmend bedrohten und aus der Öffentlichkeit vertriebenen jüdischen Bevölkerung stellt - zu flüchten oder eine Form des sich Arrangierens zu finden. Ein Kontrast, welcher besonders gut herausgearbeitet ist, ist das Verhältnis der jüdischen, sehr der feinen Kultur verbundene Lebensart zu der grobschlächtigen Art der Nationalsozialisten. "Ein jüdisches Leben" ist ein Ausrufezeichen!

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  • 4 Sterne

    Franz R., 24.08.2022

    Die Journalistin Shelly Kupferberg begibt sich auf Spurensuche. Ihr Großvater Walter, geboren und aufgewachsen in Wien, verlässt nach dem Anschluss die Heimat. Mit einem Studentenvisum kommt er bei Verwandten in Palästina unter. Auch seinen Eltern gelingt noch rechtzeitig die Flucht. Unter den wenigen Dingen, die sie mitnehmen können, befindet sich das Tafelsilber von Onkel Isidor. Kommerzialrat Dr. Isidor Geller taucht immer wieder in den Familiengeschichten auf. An Hand von Briefen, persönlichen und offiziellen Dokumenten sowie Fotos versucht Shelly Kupferberg, das Leben ihres Urgroßonkels zu rekonstruieren und ihm so seine Geschichte zurückzugeben - sozusagen als Widergutmachung. Isidor, geboren und aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, steigt zum Selfmade Millionär auf. In seinem Salon trifft sich das Who is Who von Wien. Doch er verkennt die Zeichen der Zeit, will die Gefahr nicht sehen. Kurz nach dem Anschluss wird er verhaftet. Ausgerechnet seine Diener haben ihn an die Gestapo verraten. Drei Monate hält er durch, wird gedemütigt und gefoltert. Dann gibt er auf und überschreibt den Nazis den Großteil seines Vermögens. Als er entlassen wird, ist er ein gebrochener Mann, um Jahre gealtert und schwer krank. Trotz der aufopfernden Pflege durch seine Verwandten stirbt er nach wenigen Monaten. Was bleibt ist die Erinnerung - und sein Silberbesteck. Wir alle haben in der Schule von den Gräueltaten der Nazis gehört. Doch an Hand von persönlichen Schicksalen tritt das Grauen plastisch hervor. Das Buch macht betroffen und regt zum Nachdenken an.

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  • 4 Sterne

    CanYouSeeMe, 02.09.2022

    Isidor - Ein jüdisches Leben von Autorin Shelly Kupferberg hat mich sehr überrascht. Ich habe eher mit einem Roman als mit einer Spurensuche nach der eigenen Familiengeschichte gerechnet. Die Aufmachung gefiel mir aber gut, nicht zuletzt wegen des sachlichen und doch berührenden Schreibstils der Autorin. Die Klarheit war ein passender Kontrast zu den aufgezeigten Szenen des jüdischen Lebens.
    Dr. Isidor Geller ist hierbei zwar laut Klappentext Protagonist, es werden jedoch auch die Leben der anderen Familienmitglieder zumindest bruchstückenhaft mitskizziert - so entsteht ein Ausschnitt einer Familiengeschichte. Den Inhalt mag ich gar nicht so sehr bewerten - immerhin sind es Rekonstruktionen wahrer Begebenheiten. Die Aufarbeitung ist jedoch gelungen wie ich finde. Mir hat gerade die sachliche Darstellung gefallen, auch wenn dies an einigen Stellen eher einem nüchternen Bericht als einem mitreißendem Roman glich. Zitate aus öffentlichen Dokumenten, Zeitberichten und Briefen der Familie erhöhen die Authentizität enorm.
    Den Schluss des Buches fand ich bemerkenswert, hier schloss sich für mich der Kreis zum Covermotiv.
    Dieses Buch reiht sich ein in eine Vielzahl von Berichten der jüdischen Einzel- und Familienschicksale der NS-Zeit.

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  • 4 Sterne

    Cornelia P., 14.08.2022

    In dem Buch erfährt man vom Leben Isidor's, aber auch von dessen Verwandten und Freunden. Diese lebten zur Zeit des Nationalsozialismus und wie man weiß, so auch hier, mussten diese ihr Leben grundlegend ändern, wenn sie nicht sterben wollten. Eine Möglichkeit war die Flucht in andere Länder, aber dies gelang nicht jeden. So fielen viele Schicksale sehr tragisch aus. Es ist so berührend, aber auch sachlich dargestellt, aber man spürt die Menschen damals erlebt haben. Das Buch ist auch hauptsächlich sehr chronologisch aufgebaut, zwar ab und zu waren Rückblicke, aber genau das hat mir an diesem Werk sehr zugesagt.

    Der Debütroman von Shelly Kupferberg erzählt die Geschichte ihres Großonkels und fand bei ihren Recherchen auch noch andere Verwandte. Sehr sachlich geschrieben, dennoch konnte man sich in das Leid der damaligen Zeit einfühlen. Ich finde, dass das Buch Beachtung verdient, auch wenn man nichts Neues erfährt, aber es ist Teil unserer Geschichte und die Familien verdienen es, dass man sich an sie erinnert. Empfehlung von mir

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  • 4 Sterne

    yellowdog, 24.08.2022

    Biografisches Buch über ein jüdisches Leben

    In diesem Buch schreibt die in Israel geborene, aber in Deutschland lebende Journalistin und Autorin Shelley Kupferberg über ihren Urgroßonkel Isidor, der in Wien lebte, er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, auch der Kultur zugewandt. Als dann Österreich Nazideutschland angeschlossen wurde, bedeutete das für die Juden Schikanen. Isidor wurde verhaftet, enteignet, körperlich und seelisch gebrochen. Er starb 1838 mit nur 52 Jahren.

    Sein Neffe Walter, Großvater der Autorin, konnte nach Palästina auswandern.

    Das Buch, dass kein Roman sondern ein Sachbuch ist, ist so verdienstvoll, weil es die Geschehnisse anhand eines Einzelschicksals intensiv und detailliert schildert und dabei erzählerisches Geschick beweist.

    Shelley Kupferbergs Text entwickelt außerdem viel Atmosphäre und man ist dichter bei den Figuren, als es bei Sachbüchern sonst häufig der Fall ist. Das Buch ist eben doch auch Literatur.

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  • 4 Sterne

    Heike, 21.09.2022

    Beeindruckende Lebensgeschichte mit traurigem Ende.
    "Isidor" ist ein kurzweiliges Buch, welches anschaulich eine interessante und gleichzeitig tragische reale Familiengeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreibt.
    Die dargestellten gesellschaftlichen Verhältnisse jener Zeit, insbesondere im Wien der Dreißiger Jahre, lassen einen kleinen Einblick zu in die Macht- und Aussichtslosigkeit der jüdischen Bevölkerung angesichts des immer stärker gegen sie gerichteten Unrechts.
    Shelly Kupferberg nimmt den Leser mit auf eine Entdeckungsreise in ihre Familiengeschichte und erklärt sowohl im Buch als auch im Nachwort, welche Quellen sie für ihre Recherchen zu ihrem Urgroßonkel hat nutzen können. Schon dies ist sehr interessantes Wissen und regt zu weiteren Recherchen an.
    Aus meiner Sicht ist dieses außergewöhnliche Buch eine gelungene Mischung aus Dokumentation und Biografie einerseits und Roman andererseits.

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  • 4 Sterne

    Julia S., 25.08.2022

    Interessante Biografie
    Die Autorin Shelly Kupferberg hat sich mit der Vergangenheit ihrer Familie und ihren Vorfahren beschäftigt und teilt nun die Ergebnisse ihre Recherche mit den Lesern. Der Literatur-Roman „Isidor“ beschreibt die Geschichte von Kupferbergs Urgroßonkel Dr. Isidor Geller und seiner Verwandtschaft. Die Schwerpunkte der Handlung liegen in seiner jüdischen Herkunft und seinem Werdegang. Bevor es ihn nach Wien verschlagen hat, ist Isidor in ärmlichen Verhältnissen in Israel aufgewachsen.
    Die gründliche und tiefgreifende Recherchen der Autorin machen den Roman sehr authentisch. Das gefällt mir sehr gut und machen das Buch zu etwas Besonderem. Die Geschichte basiert nicht nur auf Erzählungen, sondern bezieh sich auf alte Unterlagen und andere Dokumente, wie Bilder oder Briefe, welche die Autorin unter anderem aus Archiven erhalten hat.

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  • 4 Sterne

    Daniela E., 25.08.2022

    Die Autorin forscht nach dem Leben ihres exzentrischen Urgroßonkels Isidor (geboren als Israel). Dieser war, aus ärmlichen Verhältnissen stammend nach Wien gekommen, um zu studieren. Er war seinen Brüdern dorthin gefolgt. Die Schwester folgte mit ihrem ledigen Kind kurze Zeit später und auch die Mutter. Der streng gläubige, arbeitslose Vater blieb zurück.
    die Autorin erzählt von den Ausschweifungen und Vorlieben des Onkels, von den Schwierigkeiten der Schwester Franziska, als ledige Frau einen Mann zu finden, von den zunehmenden Anfeindungen gegenüber den jüdischen Mitmenschen und von der großen Liebe des Onkels, einer weitaus jüngeren Sängerin und Schauspielerin aus Budapest.
    Ein interessant geschriebenes Buch, ein Stern Abzug von mir allerdings, weil es über Schrecken extrem langatmig geschrieben ist und sich etwas zieht.

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  • 3 Sterne

    Barbara N., 03.09.2022

    bibaneu77vor 18 Stunden
    Shelly Kupferberg erzählt in ihrem Roman Isidor - Ein jüdisches Leben, die Geschichte ihres Urgroßonkels.
    Es ist die Geschichte eines kleinen jüdischen Mannes, der sich nach dem ersten Weltkrieg schnell in Wien einen Namen, Geld und Karriere macht.
    Es erzählt die Geschichte eines Dandys, eines Lebemannes, das durch die Machtübernahme der Nazis ein jähes Ende findet.
    Grundsätzlich lese ich ja sehr gerne Familiengeschichten. Insbesondere jüdische Geschichten sind oft sehr interessant. Leider gelingt es der Autorin zu keinem Zeitpunkt mich zu fesseln und mich dieser Familie verbunden zu fühlen.
    Es liest sich für mich wie eine ausführliche Chronologie mit Anekdoten, aber die Tiefe, die Emotionalität, das Besondere fehlt für
    mich.
    Isidor war sicherlich eine schillernde und interessante Person. Schade, dass dies so wenig packend dargestellt wurde.

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  • 2 Sterne

    Katja S., 05.09.2022

    Material
    Zugesandt wurde mir ein Taschenbuch. Die Qualität ist gut, aber zum Endprodukt kann ich keine Rückmeldung geben, da bereits auf dem Taschenbuch vermerkt ist, dass es sich um eine Rezensionsexemplar handelt und die Orginalausgabe ein Hardcoverbuch sein wird.


    Cover und Kapitellänge
    Das Cover ist typisch im Verlagsstil gehalten. Also das übliche Format und eher nichtsaussagend bezüglich des Inhalts. Die Kapitellänge scheint mir in Ordnung.


    Inhalt
    Die Geschichte fand ich an sich schon spannend, aber irgendwie ist sie nur so vor sich hin getröpfelt und ich musste mich schon durch das Buch kämpfen… Vielleicht geht es anderen, die mehr am Thema interessiert sind, anders.


    Fazit
    Für treue Fans des Diogenes–Verlags ist dies sicherlich wieder ein toller Roman. Genauso für Interessierte am jüdischen Leben in Europa. Für alle anderen ist der Roman eher zu spezifisch.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 08.08.2022

    Die Autorin Shelly Kupferberg schildert hier in diesem Buch das wirklich eindrucksvolle Leben ihres Großonkels Isidor. Isidor, bei seiner Geburt hieß er noch Israel, ist 1886 im Schtetl, im hintersten Galizien als eines von fünf Kindern armer Leute geboren worden. Durch Fleiß und auch Disziplin machte er sein Abitur, ging dann nach Wien. Er arbeitete als Anwalt, hatte einen Doktortitel und wurde alsbald zum Kommerzienrat erhoben. Durch geschickte Transaktionen vermehrte sich sein Vermögen zu Millionen und er bewohnte einen eleganten Palais. Seine beiden Ehen scheiterten, als Geliebte hielt er sich eine junge ungarische Schauspielerin. Jeden Sonntag wurde zum fürstlichen Mittagsmahl geladen, wo auch sein Neffe Walter anwesend war. Isidor war kinderlos und so unterstützte er seinen jungen Neffen. Als dann Hitler an die Macht kam, verkannte Isidor die Zeichen der Zeit. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, nach Amerika auszureisen. So kam er als Jude in die Fänge der Nationalsozialisten, sein Vermögen wurde beschlagnahmt, er wurde inhaftiert, gequält und gefoltert. Von diesen Ereignissen erholte er sich gesundheitlich nicht mehr und so verstarb er 1938 verarmt und schwer krank.Die Autorin hat hierzu umfangreich recherhiert, fand im Dachboden ihres alte Dokumente, recherchierte umfangreich, suchte in alten Archiven in Wien und konnte so das Leben des Urgußonkels rekonstruieren. Sie schreibt derart ingteressant und lebensnah, man erlebt hier das Grauen und das Schrecken der Nazidiktatur den Juden gegenüber. Ein unnatürlich große Hass gegen die Juden. Die Autorin selbst wurde in Tel Aviv geboren, lebt aber nun in Berlin. Sie hat uns mit diesem Buch ein Zeitzeugnis geöffnet, angefangen mit Isidors Geburt bis hin zu seinem Tod. Am Ende des Buches finden wir ein Interview mit Shelly Kupferberg, wo einige während des Lesens aufgeworfene Fragen beantwortet werden. Das Titelbild mit dem Reh war mir anfangs etwas unklar erschienen. Nach der Lektüre des Buches hat es aber seine Berechtigung gefunden. Ein Buch, das uns eine Vergangenheit zeigt, wie sie nie wieder vorkommen darf.

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  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sagota, 02.10.2022

    "Isidor" - Ein jüdisches Leben - von Shelly Kupferberg erschien (HC, geb.) im Diogenes-Verlag, Zürich (2022).


    Es ist nicht der einzige Roman, den ich über Schicksale jüdischer Mitbürger - hier eines österreichischen Juden - gelesen habe, da die millionenfachen Opfer des Holocausts dadurch "Gesichter" bekommen: So würde ich "Isidor" als weiteren (literarischen) Stolperstein betrachten, die nicht übersehen oder in diesem Falle ungelesen bleiben sollten, um die Vergangenheit nicht zu vergessen.


    Shelly Kupferberg führt ihre LeserInnen durch das schillernde Leben ihres Großonkels Isidor (einst Israel, der Vater war Talmudgelehrter), das als Kind armer Eltern in Galizien begann. Wir begeben uns mit der Autorin auf eine Zeit- und auch Geschichtsreise nach Galizien, Lemberg und Wien in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Auf den Spuren des Großonkels und auf Pfaden, die stilistisch sehr gut und spannend zu lesen sind.


    Die Autorin nutzt für ihre Recherchen Archive, Akten, Fotos und Briefe sowohl in Österreich als auch in der Wohnung des Großvaters Walter in Tel Aviv (Walter sollte es im Gegensatz zu Isidor gerade noch gelingen, Europa zu verlassen....


    Isidor ist bereits als Kind allem Kulturellen sehr zugeneigt, intelligent und will es einmal zu etwas bringen in seinem Leben: Er folgt seinen Brüdern nach Wien, studiert Jura und wird Kommerzialrat; finanziell gelingt es ihm, steinreich zu werden und kann später von den Zinsen leben wie auch seine Familie unterstützen. Er ist Gastgeber von Herrenklubs in der wohlangesehen Canovagasse in Wien, besucht für sein Leben gerne Caféhäuser (in denen sich Intellektuelle und KünstlerInnen gerne trafen), Opern und Konzerthäuser und liebt die kulturelle Vielfalt und das Angebot in der Metropole Wien. Anders als viele andere Juden verharmlost er jedoch lange Zeit das Aufkommen des Antisemitismus (bereits zur Jahrhundertwende gab es diesen bereits; besonders die jüdischen Einwanderer aus Russland berichteten zu dieser Zeit Schlimmes!); verkennt die Zeichen der Zeit und kann Europa demzufolge nicht mehr rechtzeitig verlassen: Die Vorstellung, dass auch ihm Furchtbares widerfahren könne, muss abseits seiner Gedankenwelt gelegen haben. Dies hat mich sehr betroffen gemacht, zumal Isidor Geller, einst Kommerzialrat und durch Fleiß wie auch Intelligenz zu Ruhm und Ehre gekommen, enteignet wurde von den Nationalsozialisten und krank sowie mittellos starb (1938).


    Shelly Kupferberg hat anhand von Fragmenten und großer Recherchearbeit in der eigenen Familie wie auch in Archiven Spurensuche betrieben. Sie hat dafür gesorgt, dass eine wirklich interessante Persönlichkeit einen literarischen Stolperstein erhält, der ihm gebührt. Ich kann diesen auf wahren Hintergründen beruhenden Roman allen LeserInnen mehr als empfehlen, die sich für Zeitgeschichte und Einzelschicksale im letzten Jahrhundert, besonders jüdischer Familien, interessieren und vergebe 5* mit großem Dank an die Autorin!

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  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sommer, 26.08.2022

    Gegen das Vergessen


    Isidor ist der Großonkel der Autorin Shelly Kupferberg und liefert den wichtigsten Teil der Handlung, denn wir werden auf eine Reise in sein Leben mitgenommen. Isidor wurde 1886 in Galizien geboren. Er war einer von 5 Kindern und wuchs sehr ärmlich auf.
    Doch er hatte Ehrgeiz, so dass er sein Abitur machen konnte, und dann sehr erfolgreich als Anwalt arbeitete. Er kämpfte sich weiter hoch und schuf sich ein sehr großes Vermögen.
    Privat lief es nicht ganz so gut, zwei Ehen scheiterten. Kinder hat er keine. Doch als der Weltkrieg ausbricht, gerät er leider in die Fänge der Nationalsozialisten. Er wird gefoltert und steht am Ende ohne irgendetwas da, und verstirbt im Jahr 1938.

    Die Autorin zeigt anhand ihres Großonkel wie schrecklich diese Zeit war, wie schlimm die Taten der Nationalsozialisten waren. Sie zerstörten Existenzen und wir sollten dies nicht vergessen. Niemals! Durch solche Berichte, wird uns der Schrecken immer wieder vor Augen geführt. Überall auf der Welt geschehen noch schlimme Ding, wir sollten uns nicht zurücklehnen und die alten Geschichten ignorieren, sie sollten ein Mahnmal sein, dass so etwas nie wieder vorkommen sollte.

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  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 12.08.2022

    Die Autorin wandelt auf Isidors Spuren, sucht nach Antworten, versucht seine Lebenswege zu rekonstruieren. Ihr Großvater Walter hat ihnen Anekdoten über die Familie erzählt, über seine Zeit in Wien, über die Flucht vor den Nazis und immer wieder kommt Isidor darin vor.

    Als 16jähriger war Walter immer wieder sonntags bei Isidor, bestaunte seine vielen Bücher, all die exquisiten Erstausgaben, das handverlesene Mobilar, die Kunstschätze – Onkel Isidor war eine schillernde Persönlichkeit. In der vornehmen Canovagasse im I. Wiener Bezirk bewohnte er eine Etage im Palais des Freiherrn Eugéne de Rothschild. Jeden Sonntag traf sich hier halb Wien zum Mittagessen, wir schreiben das Jahr 1935.

    Dr. Isidor Geller, seines Zeichens Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Opernfreund, Kunstsammler und noch vieles mehr, kam aus ärmlichen Verhältnissen, der Vater war ein jüdischer Gelehrter, der zwar seinen Glauben lebte, es aber der Mutter überließ, die Familie durchzubringen. Durch kluges agieren an der Börse erschuf sich der junge Isidor, der eigentlich Israel hieß, ein stattliches Vermögen, er war Multimillionär und bewegte sich in den einflussreichen obersten Kreisen Wiens. Auch seine Geschwister lassen die ärmlichen Verhältnissen hinter sich, alle legen sie ihre jüdischen Namen ab.

    Der Antisemitismus war schon zu spüren, Isidor sah sich als assimilierten Juden, die religiösen Belange hatten für ihn wenig Bedeutung. Er hatte seinen Platz in der Wiener Gesellschaft, betrachtete sich als wenig angreifbar und dass die Nazis immer mehr an Macht gewinnen, hielt er schlicht für nicht möglich.

    Es ist die Geschichte der jüdischen Familie Geller vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus und dem einhergehenden Schicksal der Juden, sehr lebendig und anschaulich erzählt. Man weiß um die Geschichte und hier gibt die Autorin dem auch heute noch Unfassbaren ein Gesicht in Form von Isidor, dem schillernden Lebemann. Ich habe mich Seite für Seite immer mehr festgelesen. Was amüsant begann, wurde immer mehr zur bitteren Realität, die leider nicht immer sofort als tödliche Gefahr wahrgenommen wurde.

    „Isidor. Ein jüdisches Leben“ ist das sehr lesenswerte Debüt von Shelly Kupferberg, die sich der Geschichte ihres Großonkels immer mehr annäherte, wie sie im Interview, das auf den letzten Seiten zu finden ist, verrät. Auch die Anekdote um das Titelbild, mit dem ich zunächst so gar nichts anfangen konnte, ist zauberhaft - wie entrückt.

    „Isidor“ ist ein herausragendes Buch, gut recherchiert, wunderbar erzählt. Sehr empfehlenswert!

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christian B., 17.09.2022

    Spannende und interessante Biografie

    Die Autorin Shelly Kupferberg erzählt in Ihrem Buch "Isidor - Ein jüdisches Leben" die Geschichte Ihres Ugroßonkels Dr. Isidor Geller, der aus Galizien, wo er in ärmlichen Verhältnissen gelebt hat, nach Wien kommt und dort einen rasanten gesellschaftlichen Aufstieg erlebt.

    Der Schreibstil von Shelly Kupferberg hat mir sehr gut gefallen, das Buch lässt sich dadurch gut lesen wozu natürlich auch die spannende Geschichte rund um Isidor und seine Familie beiträgt.

    Die Biografie sehr gut recherchiert, was man auch immer wieder durch eingefügte Originaldokumente belegt wird. Im Nachwort und einem Interview mit der Autorin wird noch mehr über die ausführliche Recherchearbeit berichtet.

    Insgesamt ist das Buch ein wichtiges Stück Zeitgeschichte und gibt einen guten Einblick in das Leben einer jüdischen Familie und wie sich das Leben durch den Nationalsozialismus radikal verändert hat.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Paul S., 24.08.2022

    Erzählung unter Freunden

    Shelly Kupferberg hat das Leben von Isidor, ihrem Urgroßonkel, recherchiert. Isidor heißt eigentlich Isaak und stammt aus armen Verhältnisses in Galizien. Sein Vater war jüdischer Gelehrter ohne Einkommen. Der Lebensunterhalt für die Familie wird durch die Mutter, die sich als Tagelöhnerin verdingte, aufgebracht. Isaak und seine 4 Geschwister zieht es weg aus diesen ärmlichen Verhältnissen nach Wien. Isaak nimmt dort den Namen Isidor an. Er ist in Wien sehr erfolgreich. Nach eignen Jahren ist er äußerst vermögend und zum Kommerzialrat aufgestiegen.

    Isidor glaubt, dass die antisemitischen Erscheinungen in Österreich ein vorübergehendes Phänomen sind und man ihm auf Grund seiner Stellung nichts anhaben könne. Das erweist sich als Trugschluss.

    Kupferberg hat sich sehr in die Materie hineingekniet. Man ahnt, wie viele Quellen sie überprüft hat. Eine ungeheure Fleißarbeit. Im Nachwort und im angehängten Interview wird das etwas deutlich.

    Kupferberg schreibt so, dass man sich gleich bei ihr heimisch fühlt. Wie eine Erzählung bei einem netten Treffen unter Freunden kommt mir dieses Buch vor.

    Obwohl sie von ungeheurem Leid, dass die Juden in Wien erfahren mussten, berichtet, bleibt sie doch in ihrer Wortwahl recht neutral und wirkt dadurch um so glaubwürdiger.

    Man fragt sich oft, warum viele Juden bei den ersten Anzeichen nicht geflohen sind sondern ausgeharrt haben, bis es zu spät war. Aus unserer heutigen Sicht erscheint uns das unverständlich. In diesem Buch wird es recht klar.

    Das Cover fand ich zunächst etwas rätselhaft. Nach der Lektüre muss ich sagen, es ist einfach phänomenal. Jetzt weiß ich auch, was das Reh in der leeren Zimmerflucht zu suchen hat. Aber das will ich hier nicht spoilern sondern der eigenen Lektüre überlassen.

    Ein bemerkenswertes Buch und eine unbedingte Lese Empfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Petra K., 28.08.2022

    Ein jüdisches Leben

    Das Porträt eines Mannes, von seinen ärmlichen Anfängen in Galizien bis zu seinem bitteren Lebensende im Wien der Nazizeit.

    Die Lebensgeschichte von Dr. Isidor Geller: geboren im ärmlichen Galizien hat er hart gearbeitet, um im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts anerkannt und respektiert zu werden. Er führte als Kommerzialrat und Berater des österreichischen Staates ein angenehmes Leben in den oberen Kreisen der Stadt und verlor nie den Kontakt zur ebenfalls emigrierten Familie jüdischen Glaubens. Als die Nationalsozialisten auch in Österreich stark werden, sind seine Errungenschaften schnell vergessen und verloren. Sein Leben findet ein brutales Ende.

    Die Autorin mit israelischen Wurzeln hat ihre Familiengeschichte erforscht und widmet ihrem Urgroßonkel dieses Buch. Ein Stück Zeitgeschichte wird anhand eines Einzelschicksals eindrucksvoll erzählt. Ihre Recherche mit Zugang zu interessanten Unterlagen in Archiven und familieneigenen Belegen ist sehr fundiert, sicherlich war hier ihre Tätigkeit als Journalistin hilfreich. Ich finde den Schreibstil sehr gefühlvoll und angenehm zu lesen.

    Dieses gelungene Debüt über eine schillernde Person, mit bewegenden Worten erzählt, ist sehr lesenswert. Den Stammbaum zum Ende des Buches gibt einen guten Überblick über Isidors Familie. Gerne empfehle ich die Lektüre dieser nahegehenden Geschichte.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 17.08.2022

    Spuren jüdischen Lebens
    Über die Zeit des Nationalsozialismus habe ich schon sehr viel gelesen - Fiktionales, Biographien, aber auch Sachbücher. Und von ähnlichen Schicksalen, von denen die Autorin Shelly Kupferberg schreibt, wird in unendlich vielen Büchern erzählt.
    Trotzdem hat dieses Buch „ Isidor“ seine Berechtigung. Denn jedes dieser Leben ist es wert, aufgeschrieben zu werden, als Erinnerung und Mahnmal. Gerade weil es von den vielen ermordeten Juden so wenig Hinterlassenschaften gibt. „Umso wichtiger sind die Geschichten, die überlebt haben. Und weitererzählt werden.“ wie die Autorin in ihren Dankesworten schreibt.
    Um über das Leben ihres Urgroßonkels Isidor Gellert schreiben zu können, hat die in Israel geborene und in Berlin lebende Journalistin Shelly Kupferberg ausgiebig recherchiert. Sie wurde fündig in diversen österreichischen Archiven, auf dem Dachboden ihrer Großeltern in Tel Aviv und konnte aus den Erinnerungen ihrer Verwandten schöpfen. Aus den vielen Dokumenten, Briefen, Photos und mehr hat sie ein lebendiges Bild von ihrer Familie und jener Zeit geschaffen.
    Geboren wurde der Urgroßonkel Ende des 19. Jahrhunderts in einem Schtetl in Ostgalizien als Sohn eines Talmudgelehrten. Der erhielt als frommer Gelehrter keinen Lohn, deshalb lag es an der Mutter, die siebenköpfige Familie durchzubringen. Die Kinder waren weniger fromm, dafür klug und ehrgeizig und sie wollten raus aus der Enge des Schtetls. Aus Israel wurde Isidor, als er später zum Studieren nach Wien ging. Denn er begriff bald, dass der jüdische Name ein Hindernis auf dem geplanten Weg nach oben sein würde.
    Isidor promoviert als Jurist und steigt schnell die Karriereleiter hoch. Er hat Glück, denn in seiner Funktion als Leiter eines kriegswichtigen Betriebes muss er nicht an die Front. Mit zusätzlichen Geschäften auf dem Schwarzmarkt verdient er gutes Geld, das er gewinnbringend anlegt. Und als der Erste Weltkrieg vorbei, das große Habsburgerreich Geschichte war, ist Isidor ein sehr reicher Mann.
    Er wird Kommerzialrat und gibt Gesellschaften für die obersten Kreise Wiens.
    Privat hat der Bonvivant und Frauenfreund weniger Glück. Zwei Ehen scheitern, eine junge Geliebte macht ohne ihn Karriere in Hollywood.
    Doch all sein Geld und sein Ansehen nützen nichts, als die Nazis auch in Österreich an die Macht kommen. Wie so viele hat er deren Vernichtungswahn unterschätzt und seine Reputation überschätzt.
    Isidor ist eine schillernde Figur. Er war stolz auf seinen gesellschaftlichen und finanziellen Aufstieg, von der armseligen Hütte im fernen Galizien bis in den Ersten Bezirk Wiens. Der Liebhaber von Kunst, Musik und schöner Frauen war genussfreudig und großzügig, konnte aber auch herrisch und bestimmend sein.
    Neben dem titelgebenden Isidor streift die Autorin aber auch immer wieder die Lebenswege anderer Familienmitglieder und Menschen aus dem näheren Umfeld ihres Urgroßonkels. So entsteht ein anschauliches Bild jüdischen Lebens in jener Zeit.
    Obwohl ich wirklich gut über das Thema Nationalsozialismus und Holocaust Bescheid weiß, konnte mich die Autorin mit einem speziellen Detail überraschen. Wer hätte gedacht, dass der „ Stürmer“- Herausgeber und Judenfresser Julius Streicher in ganz Europa eine Bibliothek jüdischer Literatur zusammengeraubt hat ? Heute befindet sich die sog. „ Stürmer - und Streicherbibliothek“ in Nürnberg , verwaltet von der Israelitischen Kultusgemeinde. Shelly Kupferberg stieß darin tatsächlich auf ein Buch aus dem Besitz ihres Urgroßonkels.
    Das Buch liest sich flüssig und fesselt von Beginn an. Der Schreibstil ist eher nüchtern und sachlich, trotzdem geht dem Leser das Schicksal der Personen sehr nahe.
    Ein schmales Buch, das aber mehr als ein bemerkenswertes Leben umfasst.

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