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  • 3 Sterne

    herrzett, 21.03.2021

    Als Buch bewertet

    Auch wenn diese Geschichte sehr eindrücklich zeigt, unter welchen schwierigen Voraussetzungen Frauen in den östlichen Ländern, aber auch weltweit, aufwachsen, leben und mit welchen Problemen sie alltäglich zu kämpfen haben, hat dieser Roman nur sehr wenig in mir ausgelöst. Gerade die ersten Abschnitte über die Kindheit der Mädchen in Korea, die Bevorzugung der Brüder und dieser Druck, der auf den Frauen lastet, einen Sohn zur Welt zu bringen, fand ich noch sehr erstaunlich und bedrückend. Auch wenn es, sofern man sich schon Mal mit dem östlichen Raum und den ärmeren Großfamilien dort beschäftigt hat, nichts Neues ist, so haben die Bilder in dieser komprimierten Form eine gewisse Wucht. Im weiteren Verlauf werden die Geschehnisse und Ansichten weltlicher. Die Benachteiligung im Job, die Gedanken, die die Geburt eines Kindes mit sich bringen oder die herablassenden Bemerkungen und Absichten des männlichen Geschlechts, Sexismus sind auch hierzulande keine Seltenheit. Leider habe ich gerade in diesen Abschnitten das Interesse an der Geschichte etwas verloren - Vielleicht weil der Roman nicht mitreißend genug ist, die berichtende Erzählweise generell recht unemotional, kühl und distanziert daherkommt, sodass ich überhaupt keine Nähe zur Protagonistin aufbauen konnte, oder weil es dann eben doch 'nur diese Standardprobleme' sind. Und eigentlich ist es dann schon wieder erschreckend, dass man selbst durch die andauernden Berichterstattungen und Diskussionen, ohne dass endlich mal eine Verbesserung der Situation und eine Gleichstellung erreicht wird, die geschilderten Ereignisse schon mehr als alltäglich wahrnimmt und irgendwie, da man selbst davon weniger betroffen ist, teils auch ermüdet. Aber es fehlt mir in diesem Roman auch einfach die Perspektive, eine starke Frauenfigur, die sich gegen das vorherrschende System stellt und die Erwartungshaltung der männlichen Figuren durchbricht. Kim Jiyoungs Mutter versucht zwar zaghaft ihren beiden Töchtern auch etwas Geld zur Seite zu legen und ihnen ihr Studium bzw. ein anständiges Leben zu ermöglichen und ihre Schwester bringt zumindest hier und da auch andere Vorstellungen mit ein, aber sonst? Kim Jiyoung beugt sich ständig, hält sich zurück, leidet und bleibt von Anfang bis zum Ende hin eine Betroffene.
    "Hat ein Gesetz oder ein System Einfluss auf die Wertvorstellungen eines Menschen? Oder richten sich die Gesetze und Institutionen nach den Werten der Menschen?" sind zwei der wenigen Fragen, die ich für mich am Ende aus diesem Buch mitnehme. Irgendwie hätte ich mir mehr Lösungsansätze gewünscht oder eben einen Lichtblick.

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  • 3 Sterne

    Readaholic, 05.05.2021

    Als Buch bewertet

    Im Osten nichts Neues
    Die 33jährige Kim Jiyoung leidet unter einer Persönlichkeitsstörung. Sie spricht und verhält sich wie ihre Mutter, dann wieder wie eine verstorbene Freundin, wobei sie von Ereignissen erzählt, die sie gar nicht miterlebt hat, ein Umstand, der nicht weiter erklärt wird.
    Kim Jiyoung sucht daraufhin einen Psychiater auf, der Kims Werdegang in knappen und emotionslosen Worten schildert. Als mittlere von drei Geschwistern wächst sie in einer Familie auf, in der die Mutter die Fäden in der Hand hält und dafür sorgt, dass die Kinder ein gutes Leben führen können. Trotzdem ist es der wenig erfolgreiche Vater, der sich damit brüstet, wie weit sie es gebracht haben. Die Mutter, eine starke Frau, lässt dies jedoch so nicht stehen und bietet ihm Paroli.
    Mit einer starken Mutterfigur vor Augen wundert es mich sehr, dass Kim Jiyoung so unterwürfig und duckmäuserisch durchs Leben geht. Ja, das Leben in Südkorea scheint ausgesprochen frauenfeindlich zu sein. Aber wenn man sich wie Kim Tag für Tag diesem Verhalten unterordnet und nie traut, den Mund aufzumachen und sich zu wehren, wie soll sich dann jemals etwas an der Situation ändern? Als Kim hochschwanger in der U-Bahn beleidigt wird, rennt sie beispielsweise tränenüberströmt davon und geht den restlichen langen Weg zu Fuß nach Hause, anstatt wütend zu werden und sich zu verteidigen. Dieses Verhalten ging mir unheimlich gegen den Strich. Vieles, was in diesem Buch geschildert wird, ist wirklich übel, aber Kims Verhalten ist es auch. Mimimi auf über 200 Seiten!
    Es ist kaum vorstellbar, dass die geschilderten Zustände sich auf die jüngste Vergangenheit beziehen sollen. Ist Südkorea in gesellschaftlicher Hinsicht wirklich so rückständig? Zu gern würde ich eine südkoreanische Doktorandin befragen, die ich vor 2 Jahren kennenlernte, zu der ich aber leider den Kontakt verloren habe. Ihre Meinung würde mich wirklich sehr interessieren. Ich erinnere mich, dass sie auf jeden Fall von Deutschland nach Seoul zurückkehren wollte, weil sie sich dort gute Zukunftschancen ausrechnete. Das passt überhaupt nicht zu der im vorliegenden Roman propagierten Darstellung.
    Ich hatte die Leseprobe sowie begeisterte Rezensionen gelesen, erwartete also ein interessantes Buch. Leider bin ich sehr enttäuscht. Der Sprachstil ist simpel und erinnert mich an den Schulaufsatz eines Drittklässlers, und leider konnte ich keine Empathie mit der Protagonistin empfinden, da ich mich so über ihre passive Opferrolle geärgert habe. Mir ist es ein Rätsel, wie es dieses Buch geschafft hat, zum „Weltbestseller“ zu werden!

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  • 3 Sterne

    lisbethsalander, 07.05.2021

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch, Kim Jiyoung, geboren 1982, nehmen wir teil an dem Leben einer Frau in Südkorea der letzten Jahrzehnte. Unsere Protagonistin erleidet eine schwere psychische Erkrankung, offenbar hervorgerufen durch die alltäglichen Misshandlungen durch Männer aller Art in ihrem persönlichen Umfeld. Da Bücher aus dem asiatischen Raum in letzter Zeit extrem gehypt werden, zumindest ist dies mein individueller Eindruck, kam auch ich hieran wieder einmal nicht vorbei, irgendwie lässt mich die Neugier dann doch wieder schwach werden, es ist in kürzester Zeit das dritte Buch einer Autorin dieser Art. Und doch bin ich wiederum mit der Hauptfigur nicht wirklich warm geworden. Durch den extrem minimalistischen Schreibstil, dem Leser wird dies als fast schon sensationelle einfache Prosa angekündigt, blieben mir die handelnden Personen seltsam distanziert. Und immer wieder stelle ich mir die Frage, ob dies vielleicht auch anders funktionieren würde, auch wenn uns, mir diese Kultur natürlich nicht vertraut ist. Im KT ist die Rede von Alltagsmisogynie, die jede Frau auch in unseren Kulturkreisen nachvollziehen könnte. Tut mir leid, das muss ich passen! Ich musste dieses Wort tatsächlich erstmal nachschlagen, u. nein, ich kenne aus meinem Umfeld keinen krankhaften Hass von Männern Frauen gegenüber. Gott sei Dank! Ist dieser wirklich in Südkorea so derart an der Tagesordnung, wie uns hier weisgemacht wird? Die Protagonistin fügt sich in ihr Schicksal, erleidet dadurch eine Persönlichkeitsstörung, und das obwohl sie eine starke Mutter als Vorbild hat, die für ihre Familie das beste herausholen will, auch u. obwohl nach außen hin der Vater als der Macher dargestellt wird? Kim Jiyoung gibt sich meines Erachtens zu sehr mit der Opferrolle zufrieden, damit wurde ich nicht warm, ich hätte mir mehr Kämpfergeist gewünscht!

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  • 2 Sterne

    Readaholic, 03.05.2021

    Als Buch bewertet

    Die 33jährige Kim Jiyoung leidet unter einer Persönlichkeitsstörung. Sie spricht und verhält sich wie ihre Mutter, dann wieder wie eine verstorbene Freundin, wobei sie von Ereignissen erzählt, die sie gar nicht miterlebt hat, ein Umstand, der nicht weiter erklärt wird.
    Kim Jiyoung sucht daraufhin einen Psychiater auf, der Kims Werdegang in knappen und emotionslosen Worten schildert. Als mittlere von drei Geschwistern wächst sie in einer Familie auf, in der die Mutter die Fäden in der Hand hält und dafür sorgt, dass die Kinder ein gutes Leben führen können. Trotzdem ist es der wenig erfolgreiche Vater, der sich damit brüstet, wie weit sie es gebracht haben. Die Mutter, eine starke Frau, lässt dies jedoch so nicht stehen und bietet ihm Paroli.
    Mit einer starken Mutterfigur vor Augen wundert es mich sehr, dass Kim Jiyoung so unterwürfig und duckmäuserisch durchs Leben geht. Ja, das Leben in Südkorea scheint ausgesprochen sexistisch und frauenfeindlich zu sein. Aber wenn man sich wie Kim Tag für Tag diesem Sexismus unterordnet und nie traut, den Mund aufzumachen und sich zu wehren, wie soll sich dann jemals etwas an der Situation ändern? Als Kim hochschwanger in der U-Bahn beleidigt wird, rennt sie beispielsweise tränenüberströmt davon und geht den restlichen langen Weg zu Fuß nach Hause, anstatt wütend zu werden und sich zu verteidigen. Dieses Verhalten ging mir unheimlich gegen den Strich. Vieles, was in diesem Buch geschildert wird, ist wirklich übel, aber Kims Verhalten ist es auch. Mimimi auf über 200 Seiten!
    Es ist kaum vorstellbar, dass die geschilderten Zustände sich auf die jüngste Vergangenheit beziehen sollen. Ist Südkorea in gesellschaftlicher Hinsicht wirklich so rückständig? Zu gern würde ich eine südkoreanische Doktorandin befragen, die ich vor 2 Jahren kennenlernte, zu der ich aber leider den Kontakt verloren habe. Ihre Meinung würde mich wirklich sehr interessieren. Ich erinnere mich, dass sie auf jeden Fall von Deutschland nach Seoul zurückkehren wollte, weil sie sich dort gute Zukunftschancen ausrechnete. Das passt überhaupt nicht zu der im vorliegenden Roman propagierten Darstellung.
    Ich hatte die Leseprobe sowie begeisterte Rezensionen gelesen, erwartete also ein interessantes Buch. Leider bin ich sehr enttäuscht. Der Sprachstil ist simpel und erinnert mich an den Schulaufsatz eines Drittklässlers, und leider konnte ich keine Empathie mit der Protagonistin empfinden, da ich mich so über ihre passive Opferrolle geärgert habe. Mir ist es ein Rätsel, wie es dieses Buch geschafft hat, zum „Weltbestseller“ zu werden!

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  • 5 Sterne

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    Katrin E., 11.02.2021

    Als Buch bewertet

    Was ist ein Frauenleben wert?

    Meine Rezensionen sind meistens eher kurz und auf den Punkt verfasst. Auch ich lese ungern ellenlange Rezensionen, wenn ich hauptsächlich wissen möchte, ob das Buch etwas für mich wäre.
    Diese jedoch muss ich länger fassen.
    Daher für alle, die an einer kurzen Antwort interessiert sind: Ja! Lest es! Unbedingt!

    Es geht um Kim Jiyoung. Eigentlich lebt sie eine „typisches“ Leben. Sie wächst zu Hause auf, geht in die Schule, studiert, arbeitet und gründet eine Familie. Doch was alle sehen und doch gleichzeitig für alle Normalität ist – Männer dominieren immer alles. Egal ob privat oder bei ihrem beruflichen Werdegang. Und das geht nicht nur ihr so, es betrifft alle Frauen. Doch dies ist nun eben stellvertretend die Geschichte von Kim Jiyoung.

    Gern möchte ich ein paar Zitate anbringen, die das verdeutlichen:

    „Tatsächlich hatte Jiyoung als Mädchen gar nicht wahrgenommen, dass ihr Bruder eine Sonderbehandlung bekam, und war daher nie neidisch auf ihn gewesen. Einfach weil es immer so gewesen war“

    „Selbst der Mann, der sich im alltäglichen Umgang normal und vernünftig benimmt, spricht abfällig über eine Frau – nicht über irgendeine, sondern über die, für die er sich interessiert. Ich bin also ein ausgespuckter Kaugummi.“

    „Gemäß einer Umfrage, die im gleichen Jahr bei Personalleitern von 50 Großunternehmen durchgeführt wurde, antworteten 44% der Teilnehmer, dass sie >männlichen Kandidaten bei ähnlicher Qualifikation den Vorzug gäben

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  • 5 Sterne

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    Michaela E., 19.02.2021

    Als Buch bewertet

    Kim Jiyoung, ist 33 Jahre alt und eher ungewollt Hausfrau und Mutter. Ihre Tage erfüllen sie nicht und möchte sie sich einmal was gönnen, wird sie als Schma-mama-rotzer bezeichnet. Da beginnt sie plötzlich mit verschiedenen Stimmen zu sprechen. Es sind Stimmen der Frauen aus ihrem Umfeld, manche lebend, manche tot.

    Wie kam es so weit mit Jiyoung?

    Immerhin konnte sie studieren und ihre Fachrichtung schon selbst wählen! So viele Möglichkeiten hatte ihre Mutter noch nicht.

    Doch auch Jiyoung musste Zeit ihres Lebens mit Misogynie kämpfen. Schon Zuhause mussten die Mädchen im Haushalt und bei der Heimarbeit helfen, während ihr Bruder verwöhnt wurde.

    In der Schule waren die Mädchen einer strengen Kleiderordnung unterworfen, während sich die Jungen frei bewegen durften und selbstverständlich durften die Mädchen erst nach den Jungen in der Mensa essen. Ob dann noch genug Zeit blieb um ordentlich zu kauen, interessiert hier niemanden.

    In Studium und Arbeitswelt ist es dann nicht wirklich anders. Jiyoung arbeitet härtet und effizienter als ihre männlichen Kollegen, wird trotzdem nicht befördert und verdient auch um ein Drittel weniger. Aber richtig schlimm wurde alles erst, als sie schwanger war. Eine 80 Stunden Woche lässt keine Kinderbetreuung zu und flexible Arbeitszeiten gibt es in dieser leistungsorientierten Gesellschaft nicht. Jiyoung hat keine Wahl. Sie muss ihr Kind selbst betreuen und das bedeutet, sie muss ihre Arbeit, die sie geliebt hatte, kündigen.

    Obwohl ihr Mann sehr verständnisvoll ist, ist auch er ein Kind dieser Gesellschaft. Seine Versicherungen, sie zu unterstützen helfen Jiyoung nicht, denn sie kann sehr wohl sehen, dass für das Kind beide verantwortlich wären. Doch von Gleichberechtigung ist Südkorea noch Jahrzehnte entfernt.

    So lässt Cho Nam-Joo ihre Protagonistin sämtliche Stoplersteine im Leben einer selbstbestimmten Frau erleiden. Kim Jiyoung steht hier für alle südkoreanischen Frauen, die an den gesellschaftlichen Strukturen scheitern und schlussendlich mit einem Doktortitel in der Tasche als Eisverkäuferin landen.

    Den Roman hat die Autorin gespickt mit Fakten und Zahlen. So liest sich das Buch stellenweise fast wie ein Sachbuch. Es ist ein Kompendium über die Geburt des Feminismus in Südkorea, zeigt Schwachstellen und Fallen auf und wie tief verwurzelt misogyne Ansichten in der Gesellschaft sind. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis sich Familie und Berufsleben dort vereinbaren lassen.

    Ich habe Kim Jiyoung's Geschichte mit großem Interesse gelesen. Zum Teil macht es mich fassungslos, mit welchen Vorstellungen die Frauen da zu kämpfen haben und zum Teil finden wir diese Probleme in zwar abgeschwächter Form auch in unsere "modernen" Welt.

    Ich bin froh, diesen Roman gelesen zu haben und fand den Blick in diese fremde Kultur sehr interessant. Und ich kam verstehen, dass Kim Jiyoung ihr Scheitern nicht so einfach hinnimmt. Sie flüchtet sich in bekannte Charaktere, wer weiß, was ich gemacht hätte, wäre ich zu so einem Leben verdonnert.

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  • 5 Sterne

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    Kundin, 09.02.2021

    Als eBook bewertet

    It's a Man's World

    „Bei Jiyoungs Geburt senkte die Mutter ihren Kopf noch tiefer und schluchzte […]“


    Kim Jiyoung wurde am ersten April 1982 geboren. Mit Mann und Kind lebt die Südkoreanerin in Seoul. Nach der Geburt ihres eigenen Kindes ist die junge Frau gezwungen, ihren Job aufzugeben. Als sie beginnt, sich seltsam zu verhalten, glaubt ihr Ehemann, es sei ein Scherz. Doch als Jiyoung 2015 in die Rollen von anderen Frauen schlüpft („Du klingst schon wie Deine Mutter.“), schickt ihr Mann sie zum Psychiater…
    Die Erzählperspektive in "Kim Jiyoung, geboren 1982" ist die des Arztes.
    Stellenweise liest sich der Roman wie eine Fachpublikation, es gibt Fußnoten und Quellenangaben, aber ich finde nicht, dass es eine „trockene“ Lektüre ist. Das Ganze ist unheimlich fesselnd, die Chronik einer systematischen Benachteiligung ist packend; aber auch deprimierend – Es ist eine Geschichte des Androzentrismus oder ein Bericht über Misogynie. Der Wettlauf zwischen Männern und Frauen beginnt für koreanische Kinder schon im Mutterleib, Frauen wird vermittelt, dass sie weniger wert seien. Zwar setzt sich die Mutter der Protagonistin für die Bildung der Tochter ein, aber Jiyoung Kim (sie könnte auch Lieschen Müller oder Jane Doe heißen) stößt im Laufe ihres Lebens immer wieder an ihre Grenzen - von Geschlechtergerechtigkeit keine Spur! Auch als Akademikerin ist die Protagonistin nicht vor sexueller Gewalt geschützt, wie selbstverständlich installieren Kollegen am Arbeitsplatz heimlich Kameras auf der Damentoilette, und schon in jungen Jahren müssen sich Frauen an Übergriffe „gewöhnen“, nur um gesagt zu bekommen, sie seien selbst schuld: „Du flirtest mit mir, und jetzt behandelst du mich wie einen Stalker. Warum?“
    Um nicht zu spoilern, will ich nicht verraten, wie der Roman endet.

    "Kim Jiyoung, geboren 1982" ist ein unheimlich wichtiger Roman. Man sollte nicht den Fehler begehen und die im Buch geschilderte Problematik als genuin asiatische abtun. Es werden natürlich ein paar ostasiatische Eigenheiten geschildert, die Geschichte der Titelfigur hätte sich meines Erachtens aber fast überall auf der Welt ähnlich ereignen können. Auch in der „westlichen“ Welt ist der Gender Pay Gap immer noch ein Thema, sexuelle Gewalt an Frauen ist leider immer noch kein Phänomen der Vergangenheit. Wenn man sich mit Medizingeschichte beschäftigt, ist dieser Mix aus Sachbuch & Roman ebenfalls sehr aufschlussreich.

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  • 5 Sterne

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    Fleurs Bücherwelt, 11.02.2021

    Als Buch bewertet

    Meinung:

    Das Cover zeigt eine gesichtlose Frau, die stellvertretende für alle Frauen, die unter Misogynie im Alttag leiden steht. Es ist schlicht und doch so passend für die Geschichte.

    Das Buch zeigt einen Einblick in das durchschnittliche Leben der Südkoreanerin Kim Jiyoung. Man erfährt durch eine kalte, nüchterne Schreibweise, wer Kim Jiyoung ist, wie sie aufgewachsen ist und wie sich ihr Leben entwickelt hat. Ihre Kindheit, ihre Schulausbildung und ihr berufliche Werdegang werden beschrieben und es wird aufgezeigt, dass sie als Frau es nie leicht hatte.

    Sie hat schon früh lernen müssen, sich den Männern, erst in Form ihres Vaters, später Lehrern, Dozenten und auch Chefs unterzuordnen. Wenn sie von einem Mann belästigt worden ist, dann war es ihre Schuld und nie die des Mannes. Das ganz Buch macht wütend und rüttelt auf.
    Ihr ganzes Leben lang wird ihr mehr als deutlich gemacht, dass sie viel weniger Wert ist als ein Mann. Die Jobs sind niedriger und schlechter bezahlt, Männer bestimmen alles und Frauen haben sich danach zu richten. Egal ob es die Ehefrau, Schwester oder ein fremde Frau ist, der Mann erdreistet sich immer zu glauben, er hat das Sagen und das Recht dies zu tun.
    Denn noch heute denken viele Männer, dass sie sich verhalten dürfen, weil sie ja ein Mann sind. Aber durch diese fiktive Geschichte erfährt der Leser sehr viel, was so ein zurückstellen für eine Frau und ihr Leben bedeuten kann. Nicht umsonst gibt es die #MeToo Bewegung, die weltweit aufrüttelt.

    Es gibt in dem Fussnoten, die auf aktuelle Statistiken, wissenschaftliche Erkenntnisse hinweisen und die so noch deutlicher das Ungleichgewicht Mann – Frau aufzeigt. Insgesamt ist das kein Buch welches offen anklagt, es überzeugt durch die leisen Töne und auch durch die teilweise eingesetzte Ironie. Es zeigt anhand von Beispielen, wie eine Frau in Korea lebt und wie sehr Männer immer bevorzugt werden.
    Das fängt schon in ihrer eigenen Familie mit ihrem Bruder an und zieht sich ihr ganzen Leben wie ein roter Faden durch. Und Kim Jiyoung´s Geschichte steht stellvertretend für alle Frauen, die diese alltäglichen Unterdrückungen erleben und trotzdem versuchen, dass Beste daraus zu machen.

    Das Buch zeigt, wo es in der Gesellschaft noch ungerecht zu geht und diese Kritik ist durch das Leben von Kim Jiyoung deutlich gemacht. Denn diese bricht irgendwann unter dem ständigen Erwartungsdruck, Mobbing und den täglichen Belästigungen zusammen. Und dieser Zusammenbruch ist mehr als realistisch und macht dieses Buch so authentisch. Daher hoffe ich, dass das Buch noch viel mehr Aufmerksamkeit erhält und das auch Männer es lesen werden.

    Fazit:

    Eine Gesellschaftskritik, die die Misogynie im Alltag anhand vom Kim Jiyoung erzählt. Sachlich und doch erschüttert.

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  • 5 Sterne

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    schokoflocke, 24.03.2021

    Als Buch bewertet

    Leider immer noch aktuell
    " " Warum bist du dann nicht Lehrerin geworden ?"
    "Weil ich Geld verdienen musste, damit meine Brüder studieren konnten. So war das damals. Alle Frauen haben so gelebt." "

    So war es damals, heute ist das natürlich anders...oder doch nicht ?
    Schon als Kind lernt Jiyoung, dass ihre Welt strikt nach Geschlecht geteilt ist, Fleiß oder Begabung sind dabei unwichtig. In der Schulkantine kriegen Jungs das Essen zu erst, dann kommen die Mädchen dran. Zu Hause müssen die Töchter im Haushalt helfen, während der Sohn wie ein König behandelt wird. Für Jungs findet man immer Ausreden und Entschuldigungen, Mädchen werden immer wegen jede Kleinigkeit getadelt... Die Liste ist endlos und je älter Jiyoung ist, desto schwirieger es ist an Gleichberechtigung zu glauben.
    " Hatte eine Frau Schwächen, kam sie deshalb nich infrage. War sie brillant, galt sie als Unruhestifterin. Und was sagte man ihr, wenn sie mittelmäßig war?. Tut uns leid, Sie sind zu durchschnittlich ? "
    Schon in den Nachrichten merkt man, wie aktuell das Thema immer noch ist. Es gibt in letzter Zeit Frauenproteste überall, manchmal in Ländern in den man so etwas gar nicht vermutet hätte. Tradition, Religion oder einfach nur Dummheit, es gibt viele "Gründe" um Frauen wie Menschen der zweiten Klasse zu behandeln. Schon das Wort "Frauenrechte" - warum brauchen Frauen extra Rechte, warum reichen die für Männer (allgemein als Menschenrechte bekannt) nicht aus ? Deswegen ist das Buch auch so wichtig und die Protagonistin Jiyoung für (zu) viele anderen, nicht nur koreanischen Frauen steht, die wegen ihres Geschlechts ungerecht behandelt werden. Natürlich hab ich hier keine leichte Lektüre erwartet, trotzdem gab es in dem Buch paar Momente, die mich richtig erschüttet haben. Es ist unfassbar wie weit es manchmal mit der Ungerechtigkeit gegen Frauen geht. Vor allem die Gleichgüligkeit der anderen und die Grundeinstellung, dass egal was passiert eine Frau Schuld daran trägt und die Männer beschützt werden müssen, hat mich richtig wütend gemacht. Der Schreibstil verstärkt noch den Gesamtausdruck - trocken und distanziert, die Geschichte wirkt wie ein Bericht. Das macht das Lesen zwar nicht leichter, unterschtreicht aber, dass die Erreignise, die den Leser so aufregen, eigentlich nichts besonderes sind und für die Frauen zum Alltag gehören. Diese Emotionslosigkeit beim Erzählen fand ich besonders wirkungsvoll. Aber ganz ehrlich, literarische Feinheiten hin oder her, darum geht es hier gar nicht. Es der Inhalt, der sehr wichtig ist und meiner Meinung nach, 5 Sterne verdient. Bücher wie dieses hier sollten einfach gelesen werden, weil sie etwas erzählen, was uns alle betrifft Und vielliecht erleben wir noch Zeiten in den das Thema der Vergangenheit gehört...

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  • 5 Sterne

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    Snarky, 11.02.2021

    Als Buch bewertet

    „Kim Jiyoung, geboren 1982“ ist der Debütroman von Cho Nam-Joo. Das Buch der früheren Drehbuchautorin ist bereits 2016 in Südkorea, Japan und China erschienen, und hat dort riesige Diskussionen ausgelöst. Seit 11. Februar 2021 ist „Kim Jiyoung, geboren 1982“ beim Kiepenheuer & Witsch Verlag erhältlich.

    In ihren Roman erzählt Cho Nam-Joo die Geschichte von Kim Jiyoung, eine gewöhnliche Frau und Mutter Mitte Dreizig. Ihr Leben ist unauffällig bis sie psychisch Episoden hat. Während des Besuches bei ihren Schwiegerelter schlüpft Jiyoung plötzlich in die Identität ihrer Mutter. In der altersbasierten Hierarchie der koreanischen Gesellschaft spricht sie so ihre Schwiegereltern in einer Weise an, die extrem unangemessen ist und Empörung auslöst. An einen anderen Tag behauptet sie, eine Schulkameradin zu sein, die vor einem Jahr nach der Geburt ihres Kindes starb. Da sich die Psychose verschlimmert, schickt ihr Ehemann sie zu einem Psychiater. 

    Cho Nam-Joo katalogisiert in „Kim Jiyoung, geboren 1982“ die systematische Unterdrückung vom weiblichen Geschlecht in jeder Phase ihres Lebens. Denn Jiyoung wurde zu einer Zeit geboren, als das Geschlecht des Fötus bestimmt und Mädchen abgetrieben wurde. Die Mutter von Kim Jiyoung sich bei ihren Schwiegereltern entschuldigt, weil die Eltern einen Jungen wollten. Ihr Bruder bekommt ein eigenes Zimmer, während sie sich ein Zimmer mit ihrer Schwester teilt. Nach dem Jiyoung sexuell Belästigung wird, bekommt sie die Schuld. Trotz einem guten Abschluss findet sie nur schwer einen Job und bekommt weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen.

    „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo ist einen emotionslosen, distanzieren Stil geschrieben, welcher im ersten Moment etwas ungewohnt ist. Emotionen werden beim Lesen nur durch das Handeln der Personen hervorgerufen. Erst am Ende des Buches stellt man fest, dass es sich bei „Kim Jiyoung, geboren 1982“ um eine Fallgeschichte handelt, verfasst aus der Perspektive des männlichen Psychiaters. Durch die auf Artikel verweisenden Fußnoten wird verdeutlicht, dass die Geschichte von Kim Jiyoung auf Fakten basiert und keine reine Fiktion ist. Denn trotz des technischen Fortschrittes in Südkorea, hält das Land an alten Traditionen und Ansichten fest.

    „Kim Jiyoung, geboren 1982“ hat sich bereits 2 Millionen Mal weltweit verkauft hat. Dies verdeutlicht, wie aktuell das Thema immer noch ist, das Cho Nam-Joo anspricht. Nicht nur in Südkorea, sondern überall auf der Welt erfahren Frauen noch heute geschlechtsspezifische Ungerechtigkeit.

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  • 5 Sterne

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    anonym, 18.02.2021

    Als Buch bewertet

    Packende und berührende Emanzipationsgeschichte
    Schon als ich den Beginn des Romans, eine Geschichte der jungen in Südkorea, gelesen habe, war ich sehr berührt und erschreckt. In welchem archaischen Rollenverhältnis hier noch Frauen und Männer verhaftet sind. Wie gut, dass Cho Nam-Joo diese Muster spiegelt und in dem Land etwas aufgebrochen ist, auch wenn das ein sehr schmerzhafter Prozess war, der in dem Buch sehr bewegend in Form eines Romans dargestellt wird.
    Als das erste Kind geboren von Kim Jiyoung wird kommt eine Psychose zum Vorschein, in der die junge Frau verschiedene Frauenrollen annimmt, alle ein Ausdruck der gesellschaftlichen Benachteiligung und Demütigung von Frauen. Ich habe mich beim Lesen gefragt, wie viel Leid muss eine Frau ertragen, dass das gesellschaftlich manifestierte Geschlechterverhältnis zu solch einer ausgeprägten Psychose führt, wie sie der Psychiater im Blick auf das Ergehen von Kim Jiyoung uns exemplarisch darlegt. Viele Klischees, die unserem Land zum Glück zumindest teilweise überwunden sind, werden in der modernen Gesellschaft Südkoreas noch sichtbar und von der Autorin auf sehr packende Art thematisiert.
    Zurecht ist dieser Roman mit seiner messerscharfen Analyse und gnadenlosen Darstellung der Benachteiligung von Frauen weltweit ein Erfolg geworden. Diese Tatsache macht noch einmal mehr deutlich, dass diese Probleme nicht nur in Südkorea zu finden sind.

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  • 5 Sterne

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    Sara H., 21.02.2021

    Als Buch bewertet

    Ein Buch, was die Ungleichbehandlung von Frauen in Südkorea behandelt. Die Protagonistin is Kim Jiyoung. Bereits in ihrer Kindheit beginnen die Benachteiligungen. Diese ziehen sich ins Erwachsenenalter weiter. Auch innerhalb ihrer Familie erlebt sie diverse Ungerechtigkeiten. Sie hat die beste Bildung genossen und dennoch ist es ihr als Frau kaum möglich eine Arbeit zu finden. All dies geschieht ausschließlich aufgrund ihres Geschlechts.
    Sexismus und Degradierung müssen gezwungenermaßen ertragen werden, da ansonsten kein Job von ihr ausgeübt werden kann. Ein Aufstieg in der Karriere ist so gut wie unmöglich.
    Jiyoung begibt sich nach Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung in Therapie.

    Das Buch ist sehr nüchtern geschrieben worden. Es ist der Bericht ihres Psychiaters und der von Emotionen befreite Text ist an dieser Stelle sehr passend. So kann man sich selbst ein Bild über die Geschichte machen und kommt in Gedanken zu subjektiven Interpretationen. Dies gibt dem Leser eine gute Basis für eine Identifikationsmöglichkeit.

    Dieser Text trägt immense Bedeutung. Die Geschichte hätte sich an einem beliebigen Ort abspielen können. Dieses Buch öffnet einem die Augen und weist explizit auf die Missstände in diversen Gesellschaften hin. Wunderbares Buch!

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  • 5 Sterne

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    Gisela E., 10.05.2021

    Als Buch bewertet

    Frauenleben in Nordkorea

    Kim Jiyoung hat studiert, doch mit der Geburt des Kindes hat sie ihren Job aufgegeben. Ganz wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Seit kurzem zeigt sie beunruhigende Symptome: Ihre Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten. Wegen einer Psychose schickt ihr Mann sie zu einem Psychiater.

    Es ist ein Frauenleben wie jedes andere in Korea, geprägt von Unterwerfung den Männern gegenüber. Schon von frühester Kindheit an, später in der Schulzeit war es gang und gäbe, dass Mädchen zurückstecken mussten, in der Familie, in der Schule, überall. Das setzt sich in der gesamten Gesellschaft durch: Von Frauen wird erwartet, dass sie zurückstecken, wenn es um die Familie geht, dass sie ihren Beruf aufgeben, während Männer Karriere machen und manche Freiheit genießen dürfen. Es ist beklemmend darüber zu lesen, wie sachlich die Autorin Cho Nam-Joo dies schildert. Fast liest es sich wie eine Dokumentation. Und wirkt dadurch umso beklemmender in der geschilderten Ungerechtigkeit.

    Dieses ungeschminkte Bild der Frau in Korea hat mich sehr betroffen hinterlassen. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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  • 4 Sterne

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    Cosmea, 04.05.2021

    Als Buch bewertet

    Alltagssexismus in Korea
    Im Roman “Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo wird die Protagonistin zum Prototyp koreanischer Frauen. Wir verfolgen ihr Leben von der Geburt bis zum Jahr 2016, als sie erhebliche psychische Probleme hat. Sie spricht mit der Stimme von Frauen aus ihrem Umfeld und aus deren Perspektive. Wie kam es dazu?
    Das Mädchen hat eine ältere Schwester. Bei der nächsten Schwangerschaft treibt die Mutter ab, weil es wieder ein Mädchen wird. Danach wird ein Bruder geboren. Bei der Geburt eines Mädchens schämt sich eine koreanische Frau und entschuldigt sich bei ihrem Mann und ihren Schwiegereltern. Genauso wie z.B. in Indien oder China hat auch in Korea die gezielte Abtreibung von weiblichen Föten zu einem Ungleichgewicht zwischen Jungen und Mädchen geführt. Das ist aber erst der Anfang der Ungleichbehandlung. Jungen bekommen in der Familie die besten Teile einer Mahlzeit, während die Schwestern essen, was übrigbleibt, ggf. die Krümel. In der Schulkantine werden Mädchen als letzte versorgt, ihre Schuluniform ist strenger geregelt und unbequem. Auch mit guten Noten und Universitätsabschlüssen sind die Aussichten, eine Stelle zu finden, schlechter. Frauen verdienen deutlich weniger als Männer, werden oft lange nicht befördert und haben äußerst selten leitende Positionen. Ganz kritisch wird es, wenn eine berufstätige Frau ein Kind bekommt. Die koreanischen Arbeitszeiten machen eine Ganztagsbetreuung für ein Kind fast unbezahlbar. Den meisten Frauen bleibt nichts Anderes übrig, als Beruf und Karriereplanung aufzugeben, wenn Eltern und Schwiegereltern nicht einspringen können. Eine Frau, die sich nur noch um Haushalt und Kind kümmert, wird dann allerdings als Schmarotzerin beschimpft, weil sie sich auf Kosten ihres Mannes ein schönes Leben macht. Hinzukommt, dass sie sich auf der Straße und am Arbeitsplatz immer wieder gegen sexuelle Belästigung wehren muss, für die man ihr zu allem Überfluss auch noch die Schuld gibt. Kein Wunder, dass die Protagonistin mit 34 Jahren psychisch krank ist, hat sie doch von Anfang an gesehen, dass eine Frau in der koreanischen Gesellschaft weniger wert ist als ein Mann.
    In ihrem sachlichen Bericht mit statistischen Daten und Fakten lässt die Autorin einen Psychiater zum Erzähler von Kim Jiyoungs Geschichte werden. Das Buch hat eine ungeheure Wirkung auf den Leser. Geringere Aufstiegschancen und ungerechte Bezahlung von Frauen gibt es überall, auch bei uns, aber so krass wie die hier dargestellten Verhältnisse ist es dann doch nicht. Mit am schockierendsten finde ich die Ungleichbehandlung von Geschwistern in den Familien.
    Ich habe den Roman mit großem Interesse gelesen und empfehle ihn gern weiter.

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    Sina B., 11.02.2021

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch beschreibt die Autorin Cho-Nam-Joo das Leben von Jiyoung, einer koreanischen Frau, geboren 1982.

    Die Handlung beginnt im Herbst 2015 zu einem Zeitpunkt, als es bei Jiyoung innerhalb ihrer Elternzeit zu Veränderungen ihrer Persönlichkeit kommt und sie nicht mehr sie selbst ist, sondern andere (ihr bekannte) Persönlichkeiten annimmt.

    Die Autorin nimmt uns von da mit in Jiyoungs Leben und wir begleiten über die Jahre 1982-2016 den scheinbar recht gewöhnlichen Lebensweg einer koreanischen Frau. Dieser Weg ist, bereits in jüngster Kindheit beginnend, von schrecklichen Ungerechtigkeiten und unschönen Erlebnissen geprägt.

    Nüchtern und auch recht emotionslos und doch weit entfernt von einem Sachbuch, handelt die Autorin in ihrem gesellschaftskritischen Roman wichtige Themen ab – hiervon sind einige sehr landesspezifisch, viele andere sind durchaus auch auf den Rest der Welt übertragbar.

    So werden in diesem kompakten Roman auf knapp 200 Seiten Themen wie das Abtreibungsrecht weiblicher Föten, die Bevorzugung von Jungen/Männern (im Elternhaus, in der Schule, später in der Universität und der Berufswelt), Mobbing und sexuelle Belästigung, die ständig von außen erzeugte Erwartungshaltung aller und vor allem eine Art selbstverständlich vorliegende Feindlichkeit gegenüber Frauen und insbesondere nochmal Müttern behandelt. Der ewige Druck, unter welchem die Protagonistin steht, wird sehr deutlich dargestellt.
    Ich mochte den durchaus nüchternen Erzählstil und auch die Art, wie das Buch aufgebaut ist – eben dieser Durchlauf durch Jiyoungs Leben. Trotz des ruhigen Erzählstils entwickelte sich durchgehend eine riesen Wut in meinem Bauch…unglaublich! Und bei dem einen oder anderen Erlebnis von Jiyoung findet sich ganz sicher nahezu jede Frau wieder!

    Gerne hätte ich persönlich noch ein wenig mehr über das „Jetzt“ von Jiyoungs Leben erfahren – das bleibt allerdings auch mein einziger Kritikpunkt.

    Insgesamt sind die hier aufgegriffenen Themen alle so unglaublich wichtig und sollten immer und immer und nochmal wieder angesprochen werden – die ganze Welt muss hier einfach noch so viel aufmerksamer und sensibler werden. Ich hoffe sehr, dass das Buch in weiteren Ländern an seinen bisherigen Erfolg anknüpfen kann.

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    Milagro, 14.02.2021

    Als Buch bewertet

    208 Seiten, die es in sich haben! Ich musste mich an den Stil Nam-Joo Chos gewöhnen, sehr klar, distanziert berichtet sie in diesem Roman aus Jiyoungs Familiengeschichte, reißt die Geschichte der Eltern an und lässt uns an Kindheit und Studienzeit Jiyoungs teilhaben, aber stets nur aus dieser distanzierten Perspektive. Der Roman ist nicht gefällig, nüchtern betrachtet man hier eine durch und durch männerdominierte Welt. Aus hervorragenden Schülerinnen werden schlecht bezahlte Mitarbeiterinnen in untergeordneter Position. Aus Studentinnen werden Frauen, die keine Chance auf eine Anstellung haben. Aus Hochschulabsolventinnen werden Verkäuferinnen mit Mindestlohn und ohne schriftlichen Arbeitsvertrag. Beruf und Familie erscheinen in Südkorea völlig unvereinbar, der Druck der Familie und Kollegen enorm, Frauenfeindlichkeit erscheint als die Regel. Ich hab das Buch mehrfach weggelegt, weil mich die Situation der Protagonistin schlicht überfordert hat, ich konnte es nicht fassen und wurde wütend. In welcher Gesellschaft lebt sie, leben wir. Wer will so leben? Der Stil passt hervorragend zum Buch, das wird aber erst im Verlauf der Geschichte klar, bis dahin versucht man etwas irritiert nachzuvollziehen, mit welchen Herausforderungen Frauen in Südkorea fertig werden müssen. Ganz klare Leseempfehlung!

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    Marianna T., 08.08.2021

    Als Buch bewertet

    Am Ende müsste die Geschichte anfangen

    Kim Jiyoungs Geschichte steht beispielhaft für das Leben der Frauen in Südkorea. Es geht um die systematische Unterdrückung und Misshandlung der Frauen, eine permanente Angstkultur und überhohe Anforderungen.
    Jiyoungs unklare psychiatrische Symptome nach der Geburt des Kindes bilden den Ausgangspunkt der Geschichte, ab dem aus Sicht eines Psychiaters in die Vergangenheit zurück erzählt wird. Leider bleibt es auch bei dem Rückblick, sodass der Aufhänger, die ungewöhnlichen Symptome, keinen Raum mehr bekommt. Die Frage ist, wie geht es weiter mit Jiyoung? Was machen sie und ihr Umfeld daraus? Gibt es einen Lernprozess?
    Doch auch der Rückblick hat was für sich. Die Erzählung ist umso spektakulärer, weil sie stellvertretend für jedes Frauenleben in Südkorea stehen soll. Doch ist das alles so allgemeingültig? Und wie gehen andere Frauen damit um? Es entstehen viele Fragen, die offen bleiben. Die Geschichte regt an, die Ungerechtigkeit macht wütend. Trotz dem nüchternen und distanzierten Bericht des Psychiaters birgt die Erzählung viel Raum für Emotionalität, vielleicht auch, weil Jiyoung ihre Gefühle selbst so wenig spürt und auslebt.
    Die Einschätzung des Psychiaters am Ende wirkt unklar, kein Wunder bei diesen unrealistischen Symptomen. Wäre es eine dissoziative Störung, wären es abgespaltene Anteile ihrer selbst, dann würde sie aber nicht plötzlich ihre Mutter oder ihre Freundin sein und Dinge wissen können, die nur diese wussten. Unrealistisch! So erscheint es eher als erzählerisches Mittel, um zu verdeutlichen, dass Jiyoungs Geschichte eine von vielen ist und in ihr die gesamte Ungerechtigkeit angelegt ist. Nach dem Motto: erzählt man von einem Leben, kennt man alle.

    Fazit: Sehr bewegende, nüchterne Erzählung über Benachteiligungen von Frauen in Südkorea, mit unrealistischen Anteilen und einem unbefriedigenden Ende.

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