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  • 4 Sterne

    7 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 10.11.2017

    Terrorismus als buchbare Dienstleistung. Kann es so etwas geben? Natürlich, denn wie „Brücke“, das Projekt von Britta Söldner und ihrem Geschäftspartner Babak beweist, ist dies eine Marktlücke, mit der man sehr viel Geld verdienen kann. Was umfasst das Angebot der beiden? Rekrutierung und Training der Anwärter. Gezielte Auswahl und Überprüfung in einem 12-stufigen Verfahren. Garantierte Dienstleistung mit 100%-iger Erfolgsquote. Davon lässt sich gut leben, auch wenn weder Brittas Mann noch ihre Freunde genau wissen, was sie tut. Expandieren wäre zu gefährlich, den Ball flach halten und nicht auffallen ist die Devise. Doch irgendjemand hat ein Auge auf das erfolgreiche Geschäft mit den Attentaten geworfen und mischt sich ein. Britta und Babak bekommen Angst. Wer ist ihr Gegner, der offenbar nicht nur mächtig, sondern vor allem skrupellos ist?

    Juli Zehs aktueller Roman ist eine Art dystopische Gesellschaftskritik. Die Handlung ist in der nahen Zukunft angesiedelt, jedoch in der Post-Merkelschen Ära, wenn eine neue Partei das Ruder übernommen hat und langsam die Demokratie und den Glauben an Europa zerstört. Mehr und mehr werden die Freiheiten der Bürger beschnitten, die dies jedoch als träge Masse hinnehmen und sich in ihrem Wohlstand ausruhen. Das Refugium des Privaten, wo man möglichst wenig Gedanken an die Politik verschwendet, ist das neue Lieblingsziel der Mittelschicht. Gestört wird dieses Idyll nur durch gelegentliche wohl platzierte und kontrollierte Anschläge, die kurz aufpoppen, dank geringer Personen- und Sachschäden jedoch genauso schnell wieder verpuffen.

    Auch wenn ich das Grundkonzept mit einer Agentur für Attentäter eine recht innovative Idee finde, bleibt vieles doch so abgehoben unrealistisch, dass es mir nicht authentisch genug erscheint, um mich gänzlich zu überzeugen. Vor allem die Bekämpfung des politischen Systems, an sich spannend und interessant, verliert an Brisanz durch die geringe Konkretheit der politischen Verhältnisse. Das Private der Figuren dominiert so stark, dass man sich nur schemenhaft ein Bild der Gesamtgesellschaft machen kann. Die einzelnen Aspekte sind zu vage, um wirklich eine angreifbare Vorstellung zu schaffen.

    Wo das personenübergreifende, gesellschaftliche Ganze zu schemenhaft bleibt, bekommt man einen sehr intensiven Eindruck der Figuren. Diese, allen voran Britta und Janina, sind vielschichtig gezeichnet und wirken lebendig und authentisch. Für mich war Juli Zeh auch vor allem in der Eingangsszene mit dem Abendessen der befreundeten Familien am stärksten, sie ist eine begnadete Erzählerin, der es immer wieder gelingt Atmosphären zu schaffen und den Leser in die Handlung eintauchen zu lassen. Je kritischer die Situation für die Agentur wird, desto höher wird das Tempo und desto passender verlieren die Figuren ihre Selbstsicherheit und Ruhe. Das ist alles sehr stimmig, auch die Spannung steigt kontinuierlich Richtung Ende. Hier wiederum war ich etwas irritiert, so ganz passend und überzeugend war die Lösung für mich nicht. Auch waren mir die Namen eher zu platt – die Söldnerin für das Heer der Attentäter und Babak, der kleine Vater des Supercomputers – hier hätte man kreativer sein können.

    Alles in allem daher eine unterhaltsame Geschichte, die zwar erzählerisch gelungen ist, bei der sich aber auch gewisse Schwächen nicht verleugnen lassen.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 24.11.2017

    Juli Zeh hat mit Leere Herzen einen ungewöhnlichen Roman geschrieben. Sie ist eine von den Autoren, deren Romane ich fast alle gelesen habe. Mir gefällt ihr guter Schreibstil.
    Dieser Roman „Leere Herzen“ spielt in der nahen Zukunft 2025. Die Autorin beschreibt die politische Lag Deutschlands so, wie sie nicht weit von dem jetzigen Durcheinander entfernt ist. Das Geschehen ist brandaktuell.
    Britta ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie leben und arbeiten in Braunschweig.
    Beruflich betreibt sie mit Babak eine Agentur für Selbstmörder, die „Brücke“. Was für ein Gedanke, ganz schön schräg und sie verdienen gut.
    Die Art und Weise ist provokant und erschrecken. Die Brücke scheint Konkurrenz bekommen zu haben, es wird gefährlich.
    Irgendwie weiß ich nicht, ob ich die Story mag. Trotzdem ist sie interessant.
    Das Ende ist erstaunlich.
    Die Autorin versteht es ihre Leser wachzurütteln, das sie sich Gedanken um die Politik machen. Sie schreibt spannend und fesselnd.
    Nachdenklich zurücklassend.
    Eine klare Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Amena25, 02.01.2018

    It’s a Suicide World


    Deutschland im Jahr 2025: die BBB – Besorgte-Bürger-Bewegung unter Regula Freyer hat schon vor Jahren Angela Merkel abgelöst. Das ,,bedingungslose Grundeinkommen“ und verschiedene Effizienzpakete stellen die Menschen zufrieden und ruhig.
    Trump und Putin haben den Syrienkrieg beendet, außer Brexit gibts noch den Frexit und den Spexit.... Doch Polititk interessiert eigentlich sowieso niemanden mehr. Politik findet statt, wie das Wetter, egal ob man zusieht, etwas tut oder nicht. Diese illusionslose, gleichgültige Haltung vertritt auch Britta. Sie hat das Interesse an Politik und generell an Diskussionen schon vor langer Zeit verloren, privat möchte sie sich über solche Themen nicht mehr unterhalten müssen. Sie wohnt mit ihrem Mann Richard und der siebenjährigen Tochter Vera in Braunschweig in einem Betonwürfel mit viel Glas, praktisch, geräumig, geradlinig. So emotionslos, wie Britta ihre Wohnsituation sieht, erscheint sie auch dem Leser. Der zu Beginn der Handlung geschilderte Abend mit einer befreundeten Familie wirkt ebenso nüchtern und distanziert. Janina und Kurt, die auf dem Land ein altes Haus, ihr Traumhaus, gefunden haben, werden von Britta als naiv und anachronistisch empfunden. Dennoch überlegt sie sich, den beiden eine finanzielle Anschubhilfe für den Hauskauf zu geben. Immerhin verdient Britta mit ihrer Arbeit bei der ,,Brücke“ so viel Geld, dass sie sich hin und wieder auch um die Finanzhygiene kümmern muss.
    Die ,,Brücke“ ist vordergründig eine Psychotherapiepraxis, die sich vor allem um suizidgefährdete Patienten kümmert. Tatsächlich rekrutieren Britta und ihr Geschäftspartner Babak aber Selbstmordattentäter und vermitteln diese an Organisationen, die sich die Anschläge für ihre Zwecke einiges kosten lassen. Als plötzlich Konkurrenz auf dem ,,Markt“ auftaucht, bekommen Britta und Babak es mit einem sehr gefährlichen Gegner zu tun.
    Die Idee des Buches ist originell, die Handlung beklemmend und stellenweise auch wirklich spannend. Dennoch bleibt man als Leser immer in einer distanzierten Beobachterrolle. Zu keiner der Figuren findet man wirklich einen Zugang. Selbst Britta, aus deren Sicht das Geschehen geschildert wird, bleibt zynisch, fremd und unnahbar. Auch keine der anderen Personen wirkt sympathisch. Selbst die Figuren untereinander verbindet, trotz langjähriger Freundschaft, keine tiefergehende Beziehung. Sogar zwischen Britta und ihr Ehemann Richard herrscht eine sehr nüchterne Atmosphäre. Richard weiß erstaunlich wenig über die ,,Tätigkeit“ seiner Frau, es scheint ihn aber auch nicht weiter zu interessieren. Nicht einmal, als sie für mehrere Tage ,,geschäftlich“ verreisen muss, fragt er nach, sei es aus Respekt oder aus Gleichgültigkeit.
    Vermutlich ist das von der Autorin so gewollt, mich lässt es allerdings unzufrieden und etwas ratlos zurück.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sabrina R., 13.11.2017

    Wow, was für eine Geschichte! Es war mein erstes Buch von Juli Zeh und ich hatte bisher viel Positives über ihre Bücher gehört, mich aber irgendwie nicht herangetraut. Nun war es mit 'Leere Herzen' also soweit und ich habe es nicht bereut!

    Juli Zeh hat einen wundervollen Schreibstil, der komplizierte Dinge in eine ganz normale Geschichte verpackt ohne die Heftigkeit und Brisanz zu nehmen oder sogar abzuschwächen. Das Gegenteil ist hier der Fall! Je 'normaler' die Geschichte wird, umso mehr nimmt sie mit und polarisiert.
    'Leere Herzen' regt sehr zum Nachdenken an, ist politisch motiviert und will provozieren. Es hinterfragt und lässt einen teils fassungslos zurück. Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet, mir ist nicht einmal eingefallen einen davon zu hinterfragen.

    Ich bin von diesem Buch begeistert und ich werde ganz sicher ziemlich bald mein Juli Zeh-Defizit nachholen!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    .L., 01.02.2018 bei bewertet

    In gar nicht allzu ferner Zeit hat sich das Land sehr verändert. Eine neue Regierung herrscht, den meisten Menschen ist Politik egal, Europa zerfällt in merkwürdige Bündnisse, Moralvorstellungen sind entwertet. Eine geniale Idee: Potenzielle Selbstmörder werden überprüft, wie ernst sie es meinen und als Selbstmordattentäter vermittelt. Eine Organisation namens „... hat den Terroranarchismus beendet. Es gibt...kontrollierbare Opferzahlen....“.* Man verdient gut damit. Ist das nicht genial? Nein, ist es nicht. Wohin führt das?
    Juli Zeh schildert drastisch mögliche Szenarien einer Welt skrupelloser, ach so normaler Bürger und abgestumpfter Konsumenten. Wirklich erschreckend und doch so faszinierend zu lesen. Ein nachdenkenswertes In-Frage-Stellen der eigenen Einstellung ist die Folge.
    Ein großartiges Buch.
    * Buchzitat

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S.L., 01.02.2018

    In gar nicht allzu ferner Zeit hat sich das Land sehr verändert. Eine neue Regierung herrscht, den meisten Menschen ist Politik egal, Europa zerfällt in merkwürdige Bündnisse, Moralvorstellungen sind entwertet. Eine geniale Idee: Potenzielle Selbstmörder werden überprüft, wie ernst sie es meinen und als Selbstmordattentäter vermittelt. Eine Organisation namens „... hat den Terroranarchismus beendet. Es gibt...kontrollierbare Opferzahlen....“.* Man verdient gut damit. Ist das nicht genial? Nein, ist es nicht. Wohin führt das?
    Juli Zeh schildert drastisch mögliche Szenarien einer Welt skrupelloser, ach so normaler Bürger und abgestumpfter Konsumenten. Wirklich erschreckend und doch so faszinierend zu lesen. Ein nachdenkenswertes In-Frage-Stellen der eigenen Einstellung ist die Folge.
    Ein großartiges Buch.
    * Buchzitat

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Arachnophobia, 16.12.2017

    Nachdem mich „Unterleuten“ begeistern konnte, ich „Nullzeit“ aber eher mittelprächtig fand, war ich dennoch sehr neugierig auf Juli Zehs neuen Roman „Leere Herzen“. Thematisch wieder etwas völlig anderes; laut Klappentext erwartete mich hier eher eine Art Politthriller-Roman-Mix. An sich nicht ganz mein Genre, aber die Leseprobe machte definitiv Lust auf mehr.

    In jener wird man ohne großes Vorgeplänkel in die Szenerie geworfen. Ein Abendessen einer normalen, aber offensichtlich recht erfolgreichen Familie mit ihren Freunden. Der Schauplatz ist Deutschland in einer nicht näher bestimmten, aber mit Sicherheit nicht allzu entfernten Zukunft. Gerade in der anfänglichen Abendveranstaltung fallen so einige interessante bis zynische Spitzen gegenüber der heutigen Politik und Situation. Dieser Teil der Leseprobe reichte aus, um meine Neugierde auf das Buch endgültig zu wecken. Die Szene war auf eine spezielle Weise irgendwie bizarr und schräg und doch wieder völlig selbstverständlich.

    Der Schreibstil tat sein Übriges, um den Einstieg in die Geschichte sehr leicht zu machen. Sehr flüssig zu lesen, ohne dabei allzu simpel zu sein und somit genau mein Geschmack und entsprechend meiner Erwartung. Die Protagonisten und auch Nebenfiguren wirkten auf mich durchweg nicht sonderlich sympathisch – vielleicht waren sie absichtlich so angelegt, vielleicht ist das auch nur mein persönlicher Eindruck. Allerdings waren sie dabei keineswegs so nervig bis anstrengend, so dass ich nie das Bedürfnis verspürte, ihretwegen das Buch abbrechen oder zumindest unterbrechen zu wollen.

    Dafür, also für das irgendwann schleppende Lesetempo meinerseits, sorgte der allzu schnell abflachende Spannungsbogen. Was zu Beginn sehr interessant begann, als die Geschäfte hinter der „Brücke“ endlich beschrieben wurden, ließ etwa ab der Mitte des Buches die Geschichte Abwechslung vermissen. Hier konnte das ordentliche Tempo vom Beginn leider nicht mehr gehalten werden und eher unspektakuläre Ereignisse zogen sich etwas zu sehr in die Länge – vor allem gemessen an der doch eher geringen Seitenzahl. Hier hätte ich mir einfach insgesamt eine etwas andere Entwicklung gewünscht, etwas mehr Überraschung.

    Am Ende konnte die Story leider nach den vielen anfänglichen, interessanten Details nicht ganz halten, was sie versprach. Gute 3 Sterne vergebe ich für den Inhalt, aufgrund des lesenswerten Stils kann ich „Leere Herzen“ aber insgesamt reinen Gewissens 4 Sterne geben.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 13.11.2017

    Die Autorin zeigt ein düsteres Bild einer Zukunftsvision von Deutschland und setzt ihre Protagonistin Britta in den Mittelpunkt. Britta ist desillusioniert, hat eine kleine Familie, ein Eigenheim und betreibt eine Praxis für Psychotherapie. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Babak eröffnet Britta eine Heilpraxis für Suizidprävention, die Brücke. Dort betreuen sie suizidgefährdete Personen und vermitteln sie an Organisationen wir Green Peace oder Daesh für medienwirksame Selbstmordattentate.
    Die politische Lage in Deutschland ist folgende: Angela Merkel musste ihren Posten für Regula Freyer von der BBB (Besorgte BürgerBewegung) räumen, die die Freiheiten der Bürger immer weiter einschränkt.


    Dieses Buch zeigt ein Gedankenspiel, eine politische und gesellschaftliche Annahme, die sich gegen die bestehende Ordnung auflehnt. Es geht um Gefühlslosigkeit, Gleichgültigkeit und Geschäftemacherei. Hier wird mit bestehender Politik und Gesellschaftsansichten abgerechnet, es werden Entwicklungen aufgezeigt, die mit Gewalt und Terror regelrecht spielen. Wird unsere Zukunft so aussehen? Werden wir die Gefahr, die sich in der Gesellschaft anbahnen könnte, beherrschen und abwenden können? Dieser Roman macht nachdenklich, verwirrt aber auch mit der scheinbaren Gleichgültigkeit der Protagonistin, die ihren Profit aus der Absicht von Selbstmördern zieht.
    Das Buch ist großartig geschrieben, es gibt Denkanstösse und hinterfragt unsere bestehende Situation von Politik und Gesellschaft.



    Der Roman entwickelt sich von bloßer Unterhaltung weiter über Gesellschaftskritik zu einem echten Spannungsroman. Brittas Leben, ihre Gefühle, Sorgen und Ängste bekommt man durch innere Monologe hautnah serviert. Von anfänglicher besorgender Zukunftsvision geht es über in einen politisch gefärbten Thriller. Es scheint eine Mahnung zu sein, sich nicht gedankenlos weiter in unserem Gesellschaftsleben treiben zu lassen. Die Gefahr von Machtübernahme und Bedrohung besteht immer.

    Mir hat gut gefallen, wie differenziert die wenigen Figuren dargestellt werden. Man kann sich von ihnen ein Bild machen und erkennt das Potential der jeweiligen Charaktere. Manche sind nicht nur für sich selbst eine Gefahr. Sie sind Empty Hearts.


    Dieses Buch zielt ab auf eine Zukunfts-Vision. Wer gern zukunftsträchtige Literatur liest und sich mit Politik beschäftigt, für den ist dieser Roman genau richtig.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tany B., 07.11.2017 bei bewertet

    „Leere Herzen“ spielt in den 2020er Jahren. Britta hat sich gut eingerichtet in ihrem Leben, mit ihrem Mann Richard und ihrer Tochter Vera. Doch in Deutschland läuft so einiges falsch: Die Partei der Besorgten Bürger ist an der Macht und es sieht fast so aus, als wollten sie die Demokratie abschaffen um Deutschland noch effizienter zu machen. Britta findet das nicht gut, aber sie protestiert nicht öffentlich, sondern auf ihre Weise: mit ihrer gut laufenden Firma „Die Brücke“. Doch eines Tages bekommen sie und ihr Geschäftspartner Babak Konkurrenz, die vor nichts zurückschreckt.
    „Leere Herzen“ soll ein Anschlag sein auf die Politikverdrossenheit der Bevölkerung. Ein Aufschrei gegen die Aussage: „Meine Stimme kann doch sowie nichts verändern“. Das Buch will uns zeigen, wo wir in wenigen Jahren stehen können, wenn wir so weitermachen, wenn wir nicht wählen gehen, wenn uns die Politik nicht interessiert. In Juli Zehs letztem Buch, „Unterleuten“, war die Gesellschaftskritik gut verpackt, in einer spannenden Story. „Leere Herzen“ ist provozierender, krawalliger.
    Ich persönlich hatte beim Lesen meine Probleme mit der Hauptfigur Britta und ihrem Geschäftsmodell. Man kann nicht gerade sagen, dass sie mir sehr sympathisch war. Ich will hier keinesfalls zu viel verraten, denn was „Die Brücke“ macht soll jeder Leser selbst herausfinden. Aber ehrlich gesagt, fand ich das Szenario eher unrealistisch, es ist ein emotionales Thema, das zu verkopft angegangen wurde. Vielleicht ging es der Autorin aber auch nicht unbedingt darum, eine realistische Geschichte zu erzählen, sondern eine, die Leser findet und die aufrüttelt. So steht im Buch auch an der Stelle, an der sonst eine Widmung steht der Satz: „Da. So seid ihr.“
    Trotz meiner Kritik ist „Leere Herzen“ ein gutes Buch. Es liest sich sehr leicht und spannend, wie man es von der Autorin gewohnt ist. Es wird bestimmt kontrovers diskutiert werden, aber so war es wahrscheinlich auch beabsichtigt. Ich gebe 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne M., 26.11.2017 bei bewertet

    Wenn der Terrordienstleister Suizidität evaluiert
    Mit “Leere Herzen“ , ihrem neuesten Roman, führt Juli Zeh den Leser in eine nicht allzu ferne Zukunft. Angela Merkel ist abgesetzt. Es regiert in der zweiten Legislaturperiode die rechtsnationale islamfeindliche BBB unter Regula Freyer. Die früheren Anhänger der Traditionsparteien gehen nicht einmal mehr zur Wahl. Die Menschen haben keine Prinzipien und Überzeugungen mehr. Sie haben sich vollständig ins Private zurückgezogen und glauben nicht mehr an die Möglichkeit, die Welt zu verändern oder gar zu retten.
    In diesem gesellschaftlichen Klima hat Britta Söldner zusammen mit ihrem Geschäftspartner Babak Hamwi eine Firma gegründet, die sich die Brücke nennt und sich nach außen hin als psychotherapeutische Praxis tarnt. Nicht einmal Brittas Mann Richard weiß, womit Britta und Babak so viel Geld verdienen. Besonders glücklich ist Britta bei all dem aber nicht. Sie hat erhebliche gesundheitliche Probleme und ist völlig überarbeitet. Die Lage spitzt sich zu, als ein stümperhaft durchgeführtes Attentat in Leipzig zeigt, dass die Brücke Konkurrenz bekommen hat und man sie aus der Reserve locken will. Britta und Babak versuchen herauszufinden, wer dahintersteckt und geraten in Gefahr.
    Zehs düstere Zukunftsvision bietet viel Stoff zum Nachdenken, zumal sie Tendenzen der Gegenwart aufgreift und fortschreibt. Der Brexit ist vollzogen, weitere Staaten sind aus der EU ausgetreten und haben das Konzept vom vereinten Europa zum Scheitern gebracht. Können wir die Entwicklung noch aufhalten, verhindern, dass wir und unsere Kinder perspektivlos mit leeren Herzen leben? Überlassen wir die Welt gefährlichen Autokraten? Der spannende, auch sprachlich überzeugende Roman fordert uns auf, wieder Ziele – und zwar nicht nur materieller Art - im Leben zu haben und dafür zu kämpfen. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tamaru, 22.11.2017 bei bewertet

    Die Brücke


    Es ist schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben ohne zuviel zu verraten.
    Die Geschichte spielt in der Zukunft im Jahr 2025. Eine Partei namens BBB hat die Macht übernommen und deshalb haben Britta und ihr Geschäftspartner Babak ein Unternehmen gegründet um dieses System zu bekämpfen. Was genau hinter dem Unternehmen steckt wissen weder Freunde noch Familie. Denn es ist ein Geschäft mit dem Tod das besser nicht an die Öffentlichkeit gerät. Doch wie das so ist mit lukrativen Geschäften, es ruft Neider und Gegner auf den Plan. Das müssen auch Britta und Babak erfahren. Plötzlich ist ihr eigenes Leben in Gefahr und sie müssen eine Entscheidung treffen, die nicht nur für sie Leben oder Tod bedeutet.

    Ich bin bei diesem Buch echt hin und hergerissen ob es mir gefällt oder eine nur eine total abstruse Story ist.
    Man möchte sich so ein Szenario gar nicht vorstellen, aber irgendwie schafft es die Autorin kleine Zweifel zu säen, so dass man es doch nicht ganz ausschließen kann. Wir wissen alle nicht was die politische Zukunft für uns bereit hält und in den letzten Jahren sind Dinge passiert, die ich auch nie für möglich gehalten hätte. Deshalb regt das Buch letztendlich doch zum Nachdenken an.
    Mit Britta und Babak habe ich gehadert. Wenn man erfährt was genau die Brücke ist und womit sie so viel Geld verdient haben, dreht sich einem der Magen um. Gegen Ende stellt sich dann ein Fünkchen Sympathie ein, aber das ändert nichts an meinem Gesamtbild der beiden. Als Freunde möchte ich sie nicht haben.
    Ganz überzeugt hat mich das Buch nicht, da es teilweise doch schon mal den Spannungsbogen verliert. Trotzdem finde ich dass es ein Buch ist das gelesen werden sollte da es zum Nachdenken anregt.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone L., 13.11.2017

    Juli Zeh hat eine Geschichte konstruiert, die nur etwa 10 Jahre in der Zukunft spielt, Angela Merkel ist über 70 Jahre alt und auch Trump ist noch an der Macht. Die Menschen sind leer im Herzen und desillusioniert. Erst nach einigen Kapiteln kommt ans Licht, was es mit der „Brücke“ auf sich hat und wie sie funktioniert. Dadurch, dass die Autorin nicht gleich rausrückt, was hinter dem System steckt, bleibt die Spannung natürlich sehr hoch.

    Das Buch ist ganz anders, als ich es erwartet hätte, wobei ich überhaupt keine Vorstellung hatte, was hinter der Brücke stecken könnte. Das Buch ist aber sehr flüssig geschrieben und ich fand es auch interessant, gesellschaftskritisch in eine Welt zu blicken, die nicht allzu fern ist. Die Charaktere waren sehr gut gezeichnet und man bekommt einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, obwohl ich mit Britta nicht so warm wurde. Krass fand ich, dass ihr Mann überhaupt nichts davon mitgekriegt hat, was Britta in Wirklichkeit gemacht hat. Sie hat regelrecht eine Fassade aufgebaut, in der sie agiert und die ganz schnell zusammenfallen kann.

    Als Psychothriller würde ich das Buch nicht unbedingt bezeichnen, da fehlt es mir dann doch an noch mehr Spannung. Trotzdem fand ich das Buch sehr lesenswert, da es mit einer interessanten Idee ankommt, von der man so noch nicht gelesen hat, die aber absolut realistisch dargestellt ist.

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  • 4 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone L., 13.11.2017 bei bewertet

    Juli Zeh hat eine Geschichte konstruiert, die nur etwa 10 Jahre in der Zukunft spielt, Angela Merkel ist über 70 Jahre alt und auch Trump ist noch an der Macht. Die Menschen sind leer im Herzen und desillusioniert. Erst nach einigen Kapiteln kommt ans Licht, was es mit der „Brücke“ auf sich hat und wie sie funktioniert. Dadurch, dass die Autorin nicht gleich rausrückt, was hinter dem System steckt, bleibt die Spannung natürlich sehr hoch.

    Das Buch ist ganz anders, als ich es erwartet hätte, wobei ich überhaupt keine Vorstellung hatte, was hinter der Brücke stecken könnte. Das Buch ist aber sehr flüssig geschrieben und ich fand es auch interessant, gesellschaftskritisch in eine Welt zu blicken, die nicht allzu fern ist. Die Charaktere waren sehr gut gezeichnet und man bekommt einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, obwohl ich mit Britta nicht so warm wurde. Krass fand ich, dass ihr Mann überhaupt nichts davon mitgekriegt hat, was Britta in Wirklichkeit gemacht hat. Sie hat regelrecht eine Fassade aufgebaut, in der sie agiert und die ganz schnell zusammenfallen kann.

    Als Psychothriller würde ich das Buch nicht unbedingt bezeichnen, da fehlt es mir dann doch an noch mehr Spannung. Trotzdem fand ich das Buch sehr lesenswert, da es mit einer interessanten Idee ankommt, von der man so noch nicht gelesen hat, die aber absolut realistisch dargestellt ist.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 11.01.2018

    In ihrem neuesten Roman entführt uns Juli Zeh ins Deutschland des Jahres 2025. Die Regierung unter Angela Merkel wurde abgelöst und durch die BBB , Besorgte Bürger Bewegung, ersetzt. Wer damit gemeint ist, kann man sich denken.
    Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak betreiben eine Praxis mit dem Namen "Die Brücke", welche sich mit Leuten beschäftigt, die einen Suizid planen. Was in Wirklichkeit dahinter steckt und welches Geschäft die Beiden mit dem Tod machen, bleibt längere Zeit unklar .
    Als es zu einem Zwischenfall mit einem Selbstmord Attentäter am Leipziger Flughafen kommt, wird schnell klar,dass es um die Vernichtung ihres Geschäftes geht.
    Nicht nur Britta und Babak, sondern auch ihre Familien geraten in große Gefahr.

    Meine Meinung:

    Die Autorin breitet ein Schreckensszenario vor dem Leser aus, welches in naher Zukunft spielt. Der Wandel der Gesellschaft zum Negativen hin, wird sehr deutlich beschrieben. Eine Umfrage unter den Bürgern belegt, dass diese sich für eine Waschmaschine und gegen eine Wahl entscheiden würden.
    Das Buch begann sehr spannend, verlor sich dann aber über längere Passagen in Banalitäten. Außerdem denke ich, dass zu viele Themen behandelt wurden, wodurch streckenweise die Übersicht verloren ging.
    Auch das Ende war nicht ganz schlüssig,es blieben einige Fragen übrig.

    Fazit:

    Ich kenne bereits mehrere Bücher der Autorin, dieses gehört nach meinem Empfinden nicht zu ihren stärksten.

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  • 4 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tany B., 07.11.2017

    „Leere Herzen“ spielt in den 2020er Jahren. Britta hat sich gut eingerichtet in ihrem Leben, mit ihrem Mann Richard und ihrer Tochter Vera. Doch in Deutschland läuft so einiges falsch: Die Partei der Besorgten Bürger ist an der Macht und es sieht fast so aus, als wollten sie die Demokratie abschaffen um Deutschland noch effizienter zu machen. Britta findet das nicht gut, aber sie protestiert nicht öffentlich, sondern auf ihre Weise: mit ihrer gut laufenden Firma „Die Brücke“. Doch eines Tages bekommen sie und ihr Geschäftspartner Babak Konkurrenz, die vor nichts zurückschreckt.
    „Leere Herzen“ soll ein Anschlag sein auf die Politikverdrossenheit der Bevölkerung. Ein Aufschrei gegen die Aussage: „Meine Stimme kann doch sowie nichts verändern“. Das Buch will uns zeigen, wo wir in wenigen Jahren stehen können, wenn wir so weitermachen, wenn wir nicht wählen gehen, wenn uns die Politik nicht interessiert. In Juli Zehs letztem Buch, „Unterleuten“, war die Gesellschaftskritik gut verpackt, in einer spannenden Story. „Leere Herzen“ ist provozierender, krawalliger.
    Ich persönlich hatte beim Lesen meine Probleme mit der Hauptfigur Britta und ihrem Geschäftsmodell. Man kann nicht gerade sagen, dass sie mir sehr sympathisch war. Ich will hier keinesfalls zu viel verraten, denn was „Die Brücke“ macht soll jeder Leser selbst herausfinden. Aber ehrlich gesagt, fand ich das Szenario eher unrealistisch, es ist ein emotionales Thema, das zu verkopft angegangen wurde. Vielleicht ging es der Autorin aber auch nicht unbedingt darum, eine realistische Geschichte zu erzählen, sondern eine, die Leser findet und die aufrüttelt. So steht im Buch auch an der Stelle, an der sonst eine Widmung steht der Satz: „Da. So seid ihr.“
    Trotz meiner Kritik ist „Leere Herzen“ ein gutes Buch. Es liest sich sehr leicht und spannend, wie man es von der Autorin gewohnt ist. Es wird bestimmt kontrovers diskutiert werden, aber so war es wahrscheinlich auch beabsichtigt. Ich gebe 4 Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 16.11.2017

    Britta ist verheiratet, Mutter einer Tochter und erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie betreibt mit ihrem besten Freund Babak Hamwi eine psychotherapeutische Praxis, von der eigentlich niemand genau weiß, was sie ganz genau da machen. Sie nennen sie „Die Brücke“ – übrigens ein äußerst passender Name, und Juli Zeh versteht es meisterhaft unsere Neugierde bis an die Grenzen zu spannen, bevor sie uns verrät, was wirklich dahinter steckt.
    Und mehr wird jetzt auch schon nicht mehr verraten über den Inhalt des Buches. Das würde nur das Lesevergnügen mindern. Ich würde außerdem empfehlen, den Klappentext nicht zu lesen.
    Juli Zeh lässt ihre Geschichte ca. 10 Jahre in der Zukunft spielen. Ganz genau wird das nicht verraten, aber man kann es ahnen. Die Welt und unsere Gesellschaft hat sich weiterentwickelt und wir erfahren, was nach Merkel , Trump und Brexit auf uns zukommen könnte.
    Die Autorin zeichnet ein Bild unserer Gesellschaft, das nicht so weit entfernt liegt und trotzdem hoffentlich so nie kommt. Die Politikverdrossenheit nimmt zu und die Sinnsuche ab. Demokratie verkommt zu einem fast sinnentleerten Wort und die Menschen richten sich ein in ihrer meinungsfreien Welt.
    „Aber im Gegensatz zu anderen Eltern versucht sie nicht, mit Veras (Brittas Tochter) Hilfe zu ersetzen, was ihnen allen verloren gegangen ist: Politik, Religion, Gemeinschaftsgefühl und der Glaube an eine bessere Welt.“ (S. 44)
    Fast nebenbei spinnt Juli Zeh ein Netz um Britta und Babak, das sie schließlich ins Exil zwingt. Gefangen zwischen echter Angst und Paranoia versuchen die beiden zu retten, was noch zu retten ist. Richtig und Falsch sind manchmal kaum mehr zu unterscheiden. Ob Brittas Entscheidung hier richtig ist, muss wohl jeder Leser für sich beantworten. Mich lässt die Geschichte mit schweren Zweifeln zurück.
    Auf jeden Fall ist es ein spannender Roman, einzuordnen zwischen Thriller und Gesellschaftsporträt. Juli Zeh stellt zum wiederholten Mal unter Beweis, dass sie schreiben kann und dass ihr das Genre Psychothriller wahrlich liegt. Für mich ist Leere Herzen ein echter Pageturner!

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  • 5 Sterne

    0 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 15.11.2017 bei bewertet

    Erschreckendes Szenario, dabei gar nicht so weit hergeholt

    Inhalt:
    Deutschland, 2025. Britta Söldner und ihr Partner Babak Hamwi betreiben offiziell eine Heilpraxis für Psychotherapie. Dabei haben sie nur selbstmordgefährdete Menschen im Visier. Von denen gibt es genug, denn viele empfinden ihr Leben in dieser Gesellschaft als sinnlos. Doch das Ziel von Britta und Babak ist es nicht, diese Menschen zu heilen, sondern mit ihrem Tod Geld zu verdienen. Das funktioniert auch sehr gut, bis sich jemand in das lukrative Geschäft einmischt und Britta und Babak plötzlich in Gefahr sind …

    Meine Meinung:
    Der Verlag deklariert Juli Zehs Buch einfach als Roman. Doch steckt auch ein bisschen Dystopie darin, ebenso wie ein Teil Politthriller und ein Teil Psychothriller. Ich denke, die Autorin will die politikverdrossenen Wähler bzw. Nichtwähler aufrütteln, indem sie aufzeigt, wohin es führen kann, wenn wir nicht alle Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen. Im Buch musste zum Beispiel Angela Merkel ihren Posten Regula Freyer von der BBB (Besorgte BürgerBewegung) überlassen, die der Demokratie immer mehr zusetzt und die Freiheiten der Bürger einschränkt. Bei aller Gesellschaftskritik, die Juli Zeh vorbringt, empfinde ich aber keinen erhobenen Zeigefinger. Sie stellt einfach dar, was sein könnte.

    Mir gefiel die Erzählweise der Autorin sehr gut. Die Sprache ist klar, präzise und lebendig. Sie versteht es, eine bedrohliche Atmosphäre heraufzubeschwören und den Leser zu fesseln. Bereits auf den ersten Seiten, wo ein Familienidyll beschrieben wird, ahnt man schon, dass sich etwas zusammenbraut. Es ist eine unterschwellige Spannung zu spüren, die sich im Verlauf des Romans immer weiter steigert. Mir fiel es sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

    Dabei war mir die Protagonistin Britta alles andere als sympathisch. Sie wirkt zuweilen sehr kalt und abgeklärt, gleichzeitig aber auch etwas mitgenommen, sodass sie einem dann wieder leidtut. Trotzdem musste ich sie für ihren gelungenen Spagat zwischen heiler Welt mit ihrer Familie und ihrem illegalen beruflichen Tun bewundern. Sie ist eine vielschichtige Persönlichkeit, die ich sehr interessant fand. Auch Babak hat gleich mein Interesse geweckt. Er erscheint wesentlich umgänglicher als Britta, hat aber auch sein Päckchen zu tragen.

    Das Ende konnte mich überraschen, ist aber stimmig und rund, sodass ich das Buch zufrieden und nachdenklich zuschlagen konnte.

    Fazit:
    „Leere Herzen“ ist eine sehr gelungene und provokante Gesellschaftskritik, die in einer spannenden Handlung verpackt ist.

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  • 4 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 03.12.2017

    Wenn der Terrordienstleister Suizidität evaluiert
    Mit “Leere Herzen“ , ihrem neuesten Roman, führt Juli Zeh den Leser in eine nicht allzu ferne Zukunft. Angela Merkel ist abgesetzt. Es regiert in der zweiten Legislaturperiode die rechtsnationale islamfeindliche BBB unter Regula Freyer. Die früheren Anhänger der Traditionsparteien gehen nicht einmal mehr zur Wahl. Die Menschen haben keine Prinzipien und Überzeugungen mehr. Sie haben sich vollständig ins Private zurückgezogen und glauben nicht mehr an die Möglichkeit, die Welt zu verändern oder gar zu retten.
    In diesem gesellschaftlichen Klima hat Britta Söldner zusammen mit ihrem Geschäftspartner Babak Hamwi eine Firma gegründet, die sich die Brücke nennt und sich nach außen hin als psychotherapeutische Praxis tarnt. Nicht einmal Brittas Mann Richard weiß, womit Britta und Babak so viel Geld verdienen. Besonders glücklich ist Britta bei all dem aber nicht. Sie hat erhebliche gesundheitliche Probleme und ist völlig überarbeitet. Die Lage spitzt sich zu, als ein stümperhaft durchgeführtes Attentat in Leipzig zeigt, dass die Brücke Konkurrenz bekommen hat und man sie aus der Reserve locken will. Britta und Babak versuchen herauszufinden, wer dahintersteckt und geraten in Gefahr.
    Zehs düstere Zukunftsvision bietet viel Stoff zum Nachdenken, zumal sie Tendenzen der Gegenwart aufgreift und fortschreibt. Der Brexit ist vollzogen, weitere Staaten sind aus der EU ausgetreten und haben das Konzept vom vereinten Europa zum Scheitern gebracht. Können wir die Entwicklung noch aufhalten, verhindern, dass wir und unsere Kinder perspektivlos mit leeren Herzen leben? Überlassen wir die Welt gefährlichen Autokraten? Der spannende, auch sprachlich überzeugende Roman fordert uns auf, wieder Ziele – und zwar nicht nur materieller Art - im Leben zu haben und dafür zu kämpfen. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

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  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 23.11.2017 bei bewertet

    „Die Brücke ist Teil eines natürlichen Kreislaufs aus Krieg und Befriedung und erneutem Krieg. Für Britta reicht das, um zu wissen, dass ihre Arbeit Sinn ergibt. Es geht immer um ein Gleichgewicht der Kräfte, um ein Ausbalancieren von Chaos und Ordnung, Sauberkeit und Schmutz.“


    Inhalt


    Britta Söldner lebt mit ihrem Mann und der Tochter in Braunschweig und führt mit ihrem Freund Babak eine florierende Firma, die offiziell unter der Rubrik Heilpraxis läuft. Doch eigentlich konzentriert sich ihre Arbeit auf das Geschäft mit dem Tod, natürlich ganz legal und unter strenger Beachtung aller Gesetze. Britta gelingt es, aus einer Idee ein funktionales System zu schaffen und Babak steuert das nötige Know-How auf Seiten der Computertechnik bei. Alles könnte so gut laufen, wenn nicht plötzlich die Konkurrenz in Brittas Leben stürmen würde. Eine heikle öffentliche Situation, wird zum Stolperstein für „Die Brücke“, ihre einmalige Firma, die es so noch nirgendwo zu finden gibt. Dadurch sieht sich die Jungunternehmerin gezwungen, ihren Feinden nachzuspüren. Doch so einfach wie erhofft, lässt sich das Problem nicht aus der Welt schaffen. Zu verworren sind die Machenschaften ihrer Gegner und zu speziell ihr eigenes Metier. Die einzige Möglichkeit, die Britta bleibt ist ein Untertauchen in der Hoffnung, ihr eigenes Leben und das ihrer geliebten Familie nicht aufs Spiel zu setzen …


    Meinung


    Gespannt habe ich auf den neuen Roman der deutschen Autorin Juli Zeh gewartet, die bereits mit zahlreichen Buchpreisen ausgezeichnet wurde und von der ich gesellschaftskritische Gegenwartsliteratur mit Unterhaltungsfaktor erwarte. Auch dieses Buch erfüllt wie erhofft alle Ansprüche und wartet mit einer besonders innovativen Idee auf, die sehr geschickt und erst Stück für Stück im Text erkennbar wird.


    Dadurch, dass der Leser mit Hilfe ganz normaler Menschen, die vielleicht etwas politikverdrossen sind aber ansonsten durchaus dem gängigen Gesellschaftsmodell folgen, geschickt getäuscht wird, ergibt sich das Ausmaß des Unternehmensinhalts erst ab Mitte des Buches. Vollkommen angetan von dieser Idee, die mir tatsächlich nicht weltfremd und sogar realistisch erscheint, konnte ich die aktuellen Ereignisse, die eine moderne, taffe Hauptprotagonistin schneller einholen als gewünscht, voller Begeisterung verfolgen. In diesem Zusammenhang finde ich auch die Datierung der Handlung, die sich auf eine Zeit vielleicht 10 bis 15 Jahre in der Zukunft festlegt, geradezu vortrefflich. Dadurch wirkt die Handlung äußerst präsent, liegt aber auch noch im Rahmen des Vorstellbaren, denn aus heutiger Sicht sind die Ansätze ebenjener Machenschaften absolut realistisch, erscheinen aber einfach noch nicht ausgereift.


    Sehr positiv zu bewerten ist auch die Entwicklung der Protagonistin, der man mit jeder Faser anmerkt, dass ihre anfängliche Euphorie und ihr mittlerweile etabliertes Unternehmen eigentlich nur eine Farce sind. Abgesehen von nächtlichen Meetings, spontanen Unternehmensausflügen und einem dicken Bankkonto, bleibt der Mensch Britta Söldner ziemlich auf der Strecke. Sie belächelt ihre Freunde, schüttelt den Kopf über die Angepasstheit ihrer Mitbürger und empfindet ihre Sicht, auch wenn sie diese nicht äußern möchte, als die einzig wahre. Erst nachdem sie wirkliche Probleme bekommt und auf elementare Bedürfnisse zurückgeworfen wird, gelingt es ihr, mit ihrem Organisationstalent aber auch einer gewissen Weitsicht wieder Land zu gewinnen. Fast erscheint es so, als würde die Autorin Juli Zeh ihre Protagonistin als Mittel zum Zweck einsetzten. Britta ist nicht nur die erfolgreiche Geschäftsfrau von Morgen, sie ist auch das Sinnbild für Menschen, die ihren Auftrag möglicherweise vollkommen falsch verstanden haben.


    Fazit


    Ich vergebe 4,5 Lesesterne für diesen aktuellen, einfallsreichen Unterhaltungsroman mit einer guten Portion Gesellschaftskritik und einer Tendenz zum politischen Thriller. Ein interessantes Konzept, gut gezeichnete Charaktere und eine spannende Handlung machen das Buch zum Pageturner. Es bleibt auch noch genügend Spielraum für eigene Spekulationen, weiterführende Gedanken und generell für die unabhängige Urteilsfindung des Lesers. Zum Lieblingsbuch fehlt nicht viel, vielleicht eine höhere menschliche Komponente, mehr Empathie mit den Menschen hinter der Geschichte, obwohl ich fürchte, diese Grenze zwischen, so könnte es sein und so sollte es besser nicht werden, ist sehr bewusst gewählt und sollte für die Bewertung des Buches nicht relevant sein. Ein empfehlenswerter zeitgenössischer Text, der mich einmal mehr für die Autorin und ihre gut beobachteten Sachverhalte einnehmen konnte.

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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone H., 07.11.2017

    2025: Britta lebt an sich sorglos und behütet mit ihrer Familie in Braunschweig und führt mit ihrem Freund und Geschäftspartner Babak eine offenbar gut laufende Praxis für Suizidgefährdete. Womit genau die beiden ihr Geld jedoch verdienen, weiß niemand. Als sich dann andere Organisationen in ihr Gewerbe mischen, gerät die "heile Welt" aus den Fugen...

    Das Buch beschäftigt sich in diesem Rahmen mit wichtigen Fragen des Lebens wie beispielsweise Moral, Sinn des Lebens, Unzufriedenheit und ganz viel Politik. Die Autorin hat sich hier von aktuellen Lagen und nicht zuletzt von ihren eigenen Überzeugungen leiten lassen, was aber überhaupt nicht negativ zu werten ist. Auch empfinde ich das Gelesene nicht als Rüge mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern nur als extrem gesellschaftskritisch, was zum Nachdenken anregen soll. Sie malt sich hier eine Zukunft, wie wir sie hoffentlich nicht erleben müssen und bedenkt dabei derart viele Ansätze und Aspekte, dass ich wirklich begeistert war!

    Zu lesen ist das Buch, trotz des eher schwierigen Themas, wirklich leicht und flüssig. Ich mag die klare Sprache der Autorin und bin ins Buch versunken, da es sehr spannend ist!

    Für mich handelt es sich wieder einmal um ein gelungenes und durchdachtes Buch der Autorin, welches aber sicherlich - schon alleine aufgrund der politischen Handlungsstränge - die Geister scheiden wird!

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