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  • 5 Sterne

    8 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sven H., 17.02.2020

    Was für eine Überraschung! Ich habe gelacht, geweint und gestaunt! Ein ganz tolles Buch. Kann ich wirklich jedem empfehlen!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 15.03.2020

    Shams Hussein ist im Süden, den shiitischen Teil des Irans aufgewachsen. Seine Erzählung beginnt während des Krieges zwischen Iran und Irak. Auf dem Land bekommen sie vom Krieg vorerst nicht viel mit. Doch das sollte sich ändern, als der Iran Kuwait überfällt.

    Schams' Vater wird in diesem Krieg verwundet und will auf keinen Fall weiter als Soldat dienen. Deshalb verlassen sie den Süden in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Bagdad. Doch Bagdad platzt aus allen Nähten und es gibt viele, die auf der Suche nach einer Bleibe und Arbeit sind. So bleibt ihnen nichts anderes übrig als im Blechviertel, quasi auf der Müllhalde, eine Hütte zu bauen und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.

    Sahms und seine Schwester dürfen allerdings in die Schule gehen. Sie sollten es einmal besser haben. Doch so einfach ist das nicht unter einem tyrannischen Herrscher, der nur sein eigenes Wohlergehen in Blick hat.

    Immer wieder muss die Familie bei Null beginnen, doch sie verlieren nicht den Mut. Shams lernt und arbeitet fleißig, um seinen Anteil an der Versorgung beizutragen. Bis auch er einen Fahler macht.

    Wir wissen von Anfang an, dass etwas schiefgeht auf diesem Lebensweg, denn Shams erzählt uns aus seinem schrecklichen Alltag im Gefängnis. Zwischen den Kapiteln erfahren wir immer wieder, wie es um seinen schwer geschundenen Körper steht. Was ihn ausmacht, ist längst aus ihm herausgeprügelt. Diese kurzen Episoden sind hart und lassen wenig Raum für Hoffnung, obwohl sein Lebensweg so vielversprechend schien.

    Ich habe dieses Buch mit großem Interesse gelesen. So vieles am Leben der einfachen Leute im Irak war mir nicht bewusst. Wieder einmal hat ein Buch meinen Horizont erweitert.

    Stilistisch fand ich die Leistung des Autors auch großartig, denn die Erzählweise verändert sich mit dem fortschreitenden Alter von Shams. Erzählt er anfangs noch eher kindlich, wie es ein Zehnjähriger machen würde, werden seine Beobachtungen und Gedankengänge mit dem älter werden immer differenzierter.

    Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die sich für die neuere Geschichte des Nahen Ostens interessieren.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike R., 15.04.2020

    Shams Hussein wächst In einem kleinen schiitischen Dorf im Süden des Iraks auf. Es sind die 1980er Jahre, die Zeit des ersten Golfkrieges und später der Invasion des Iraks in den Kuweit. Die Eltern erhoffen sich ein besseres Leben in der Hauptstadt und so zieht die Familie nach Bagdad, wo sie sich mühsam im Slum, der Blechhüttenstadt, eine kleine Existenz aufbauen. Mit findigen Ideen, vom Plastiktütenverkäufer am Basar, Wasserverkäufer bei Fußballspielen, Busfahrergehilfe, trägt Shams schon als Junge zum kargen Familieneinkommen bei. Mit Hilfe eines entfernten Verwandten bekommen er und seine ältere Schwester Qamer wieder einen Schulplatz. Shams entdeckt seine Liebe zu Büchern und der Literatur, schließt sich einem kleine Kreis von Kunst- und Literaturbegeisterten an: dem Palast der Miserablen. Es ist eine Zeit, in der es gefährlich ist zu denken und eines Tages wird Shams verhaftet und landet in den Kerkern Saddams.
    Der Autor Abbas Khider ist 1973 im Irak geboren und wurde mit 19 Jahren wegen seiner politischen Tätigkeit verhaftet. Ihm gelang nach seiner Entlassung die Flucht in den Westen, wo er seit 2000 in Deutschland lebt und schreibt. Mit Shams‘ Geschichte schreibt Abbas Khider über das Leben und Überleben im Irak. Gleich zu Beginn erfahren wir von Shams, dass er als politischer Gefangener inhaftiert ist, nach und nach erzählt Shams von seiner Kindheit und Jugend, Vergangenheit, Gegenwart und einer ungewissen Zukunft.
    „Der Krieg zog sich acht Jahre lang hin und irgendwann wurde er normal.“ Es darf niemals normal sein, wenn Krieg zum Alltag wird. Der Vater als Soldat eingezogen, die Mutter allein mit zwei Kindern, die sich tagelang im Schrank vor den „Bomben des Bush“ verstecken. Das Heimatdorf der Familie trägt einen skurrilen Namen. Helle, in der Übersetzung bedeutet das herzlich, hieß das Dorf unter der Herrschaft der Osmanen. Als die Briten die Türken vertrieben, fanden sie dort unterirdische Kerker und Folterkammern und tauften das Dorf in „hell“ - Hölle – um. Willkommen in der herzlichen Hölle, wo sich Shams Eltern trotz Krieg, Armut und Elend um ein harmonisches und liebevolles Familienleben bemühen. Die Namen der Kinder, Shams die Sonne, Qamer der Mond, zeigen, dass sich die Eltern für die Kinder ein besseres Leben wünschen.
    „Erst acht Jahre Krieg gegen den Iran, dann eine kleine Pause, bis Kuwait dran war. Das hat zum zweiten Golfkrieg geführt, der wiederum den Aufstand im Süden und Norden zur Folge hatte. Davor, danach oder dazwischen noch unzählige weitere Kampfhandlungen: Regierung gegen Opposition, Opposition gegen Opposition, Araber gegen Kurden, Araber gegen Araber, Muslime gegen Christen, Volk gegen Volk und so weiter. Die Liste an Kriegen, Schlachten und Massakern ist endlos und wird jeden Tag länger.“
    Literatur und Bücher werden für den heranwachsenden Shams Orte der Zuflucht, ein Ventil der Gedankenfreiheit. Im Palast der Miserablen trifft er auf Gleichgesinnte. Doch die richtigen Gedanken und Wort zur falschen Zeit sind lebensgefährlich im Regime von Saddam Hussein.
    Abbas Khider schreibt darüber, wenn Krieg eine Normalität ist und die Willkür einer Diktatur obsiegt. So sollte niemand leben müssen.

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  • 5 Sterne

    ela, 22.03.2020

    Shams Hussein wächst wohlbehütet in einfachen, bescheidenen Verhältnissen in einem Dorf im Irak auf.
    Der Krieg mit dem Nachbarland Iran scheint in weiter Ferne, seine Familie kann einen normalen Alltag leben.
    Als sein Vater verletzt und traumatisiert aus dem Krieg zurückkommt, beschließt die Familie nach Bagdad umzusiedeln, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
    Aber sie finden keine Wohnung und sind deshalb gezwungen, eine Blechhütte nahe der Müllhalde, einem Slum, zu bauen.
    Der Vater ergattert nur Gelegenheit-Jobs, so daß die ganze Familie, auch der kleine Shams mit arbeiten muß.
    Trotz all dieser Widrigkeiten besuchen die Kinder eine Schule, seine Schwester absolviert anschließend eine Ausbildung und Shams selbst schafft unter erschwerten Umständen das Abitur und beginnt ein Studium.
    Seine ganze Lebensfreude in dieser Zeit sind Bücher, die ihm aber noch zum Verhängnis werden sollen....

    Der Roman erzählt das bewegende Leben des Shams Hussein in chronologischer Reihenfolge, seine Entwicklung als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener.
    Dazwischen wird in immer kürzer werdenden Kapiteln das Leben eines politischen Gefangenen während der Ära Saddam Husseins geschildert.
    Der Leser bekommt dadurch einen Einblick in die entsetzlichen Haftbedingungen und schrecklichen Verhörmethoden.
    Zum Ende des Buchs erfährt man, obwohl schon vorhersehbar, um wen es sich bei dem Häftling handelt.
    Mich persönlich haben die Charaktere der Familie Hussein stark beeindruckt.
    Obwohl sie in einem Slumviertel in Bagdad leben, haben sie alle ihre Würde bewahrt und entwickeln durch ihren Familienzusammenhalt eine unwahrscheinliche Stärke.
    Besonderst tragisch finde ich das Ende, daß gerade Bücher, die Shams so viel Positives in sein Leben gebracht haben, seinen Untergang bedeuten.
    "Palast der Miserablen" ist ein gelungener Roman von Abbas Khidder, mit vielen autobiographischen Zügen, der ganz viele Denkanstöße bietet.

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  • 4 Sterne

    herrzett, 06.03.2020

    Abbas Khider führt uns mit seinem Roman "Palast der Miserablen" in ein vom Krieg und seinem diktatorischen Staatsoberhaupt gebeuteltes Land. Um genau zu sein, geht es in den Irak. Shams Hussein lebt gemeinsam mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Qamer in der Nähe der südlichen Grenze. Obwohl bereits seit Jahren Krieg zwischen dem Irak und dem Iran herrscht, bekommen sie hier nur wenig davon mit. Shams Vater ist Soldat und wurde ganz in der Nähe stationiert, seine Mutter putzt in der örtlichen Moschee. Sie haben eigentlich einen recht guten Stand und doch drängt es die Familie irgendwann weiter. Als sich der Konflikt der benachbarten Länder und die Auseinandersetzungen zwischen den Sunniten und Schiiten weiter zuspitzt, beschließen sie nach Saddam City (ein Stadtteil von Bagdad) zu ziehen, um hier ein friedlicheres Leben führen zu können. Zunächst kommen sie noch bei Verwandten unter, aber die Situation scheint ausweglos. Sie brauchen etwas eigenes und ziehen in das an die Stadt angrenzende Blechviertel, einem Ort, an dem sich der ärmere Teil der Bevölkerung aus dem Müll der aufstrebenden Stadt Häuser baut. Shams geht wieder zur Schule und alle anderen Familienmitglieder versuchen Geld aufzutreiben. Sie probieren sich mit Weissagungen, Gepäckträgerdiensten und anderen dubiosen Geschäften über Wasser zu halten. Und auch Shams bietet sich als Tütenverkäufer auf dem Basar, als Busfahrergehilfe, Fotograf oder als Buchverkäufer an. Durch ein eher zufälliges Treffen auf dem Basar öffnen sich für ihn dann ungeahnte Türen. Sein Cousin nimmt ihn mit in einen Literaturclub und bringt ihn damit zurück in die Gefahrenzone, denn was Sham zu dem Zeitpunkt vielleicht noch nicht ahnt, einfach jedes falsche Wort oder unglückliche Treffen kann bereits den Tod bedeuten…

    Dieser Roman ist toll. Dieser Roman reißt einen mit. Dieser Roman ist langweilig. Ich glaube, ich war bei einem Buch schon lange nicht mehr so hin und her gerissen. Die Geschichte bietet so ein großartiges und mitreißendes Abbild über das Leben zwischen Hoffnung nach Frieden, Unterdrückung, Zusammenhalt, Angst. Khider lässt den Leser durch seine sehr nahbaren Figuren zu einer Art Augenzeugen der Kriminalität, des Widerstands, des versuchten Lebens zwischen Wirtschaftsembargo und erhoffter Freiheit werden. Die Geschichte der Familie visualisiert den wirtschaftlichen Abstieg durch den Krieg und die ständigen Unruhen im Land, aber eben auch die Tatkraft und den Willen der Menschen sich unter den gegebenen Umständen eine bessere Zukunft aufzubauen. Khider porträtiert die einzelnen Familienmitglieder teilweise sehr intensiv, arbeitet beinahe für jeden einzelne Charakterzüge aus und lässt ihre Geschichte gerade dadurch so wahnsinnig lebendig werden. Zumindest diesen Teil der Geschichte. Der Roman beginnt nämlich an einem ganz anderen Ort. Ein Häftling erzählt von seinen Fluchtgedanken, vom Leben in seiner Gefängniszelle. Immer wieder durchbricht eben jener die doch recht spannende Geschichte über Shams Familie mit einzelnen Details zu seiner Gefangenschaft, seinen Schmerzen oder gar Beulen am Gesäß. Man weiß, dass irgendetwas geschehen sein muss, das den Protagonisten der Geschichte in die Zelle gebracht hat und so wartet man dann tatsächlich recht lange auf die Erklärung. Beinahe wirkte es dann für mich so, als wenn Khider gegen Ende des Romans noch schnell etwas Spannung aufbauen und die Verknüpfung mit den Gefangenschaftsabschnitten herstellen will. Ich persönlich hätte diese kurzen Kapitel auch nicht wirklich gebraucht, da sie in dieser Form (wenn überhaupt) nur einen kleinen Mehrwert bieten. Ähnlich erging es mir dann auch, als Khider den Fokus auf Shams Pubertät lenkt, sich auf ihn fokussiert und die ganze Familiensituation, die ich gerade in der ersten Hälfte so faszinierend und toll fand, beinahe vernachlässigt. Shams wird älter, ‘entdeckt’ das weibliche Geschlecht, geht in der Literatur förmlich auf, schreibt eigene Texte, trifft sich mit anderen und unterhält sich mit ihnen über einzelne literarische Texte und die Welt. An diesen Stellen habe ich mich dann oft gefragt, was denn nun mit seiner Schwester ist oder der Mutter und was der Vater gerade anstellen mag. Einige Seiten später weitet Khider seinen Blick wieder, aber vorher habe ich’s gänzlich vermisst und wurde mit anderen Informationen, der Literatur und anderen Charakteren ‘versorgt’. Und ja, diese zweite Hälfte war einfach nicht meins, ich mag keine Bücher in denen davon erzählt wird, wie Menschen Literatur vortragen oder wenn zahlreiche Charakter ausführlich vorgestellt werden, die bereits nach kurzer Zeit nicht mehr auftauchen. Khider hat für mich den Fokus verloren und wollte unbedingt noch von anderen Sachen erzählen und das fand ich in dieser Form irgendwie fehl am Platz. Ehrlich gesagt habe ich auch nicht erwartet, dass der “Palast der Miserablen” ein Name für einen Literaturclub darstellt und unter der Betrachtung, dass dieser Roman von dem ‘Palast’ handelt, ist gerade dieser Abschnitt dann doch recht kurz.

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  • 4 Sterne

    Jenny V., 01.04.2020

    „Nach diesem neuen Krieg gaben wir vollends die Hoffnung auf, es würde sich jemals etwas ändern oder gar verbessern. Wir wollten nicht mehr, wir konnten nicht mehr und waren einfach müde. Ein guter Tag für uns war einer, an dem die Dinge nicht schlimmer wurden, als sie es ohnehin bereits waren.“

    Inhalt

    Shams Hussein zieht mit seiner Familie von einem kleinen Dorf im Süden des Irak nach Bagdad. Der Vater möchte dort neu anfangen und sucht nach Perspektiven. Allerdings zeigt sich bald, dass nur die wohlhabenden Menschen eine Wahlmöglichkeit haben, für seine Familie endet der Traum alsbald im „Blechviertel“ – einer üblen Wohngegend, in dem jeder ums tägliche Überleben kämpft und mit Krallen sein Hab und Gut verteidigen muss. Shams und seine ältere Schwester Qamer müssen nach der Schule diverse Arbeiten erledigen, um den Lebensunterhalt mitzufinanzieren.

    Dennoch gelingt es ihnen, dass beste aus der Situation zu machen. Als Jugendlicher findet Shams schließlich zu eine Gruppe Gebildeter, die sich in Privaträumen treffen und sich „Der Palst der Miserablen“ nennen. Dort erfährt er erstmals von Kunst und Literatur, die über das staatliche Reglement verfügbar ist, wenn auch illegal. Gemeinsam mit seinem Cousin, ebenfalls Mitglied der Gruppe, wagt er sich daran, verbotene Schriften zu verkaufen. Doch als eine der Mitgliederinnen ermordet wird, und sich zwei andere abseilen, zerfällt das wöchentliche Treffen und die Zurückgebliebenen, kämpfen abermals gegen Windmühlen.

    Shams beschließt, sich nun ausschließlich seinen Abiturprüfungen zu widmen, um irgendwann der Heimat den Rücken kehren zu können, doch nur ein falscher Flügelschlag führt ihn ins Verderben, aus dem es unter der politischen Gewaltherrschaft Saddam Husseins kein Entrinnen mehr gibt.

    Meinung

    Die Hoffnung auf ein friedliches Leben ist die große Thematik der Romane von Abbas Khider, einem irakischen Autor, der selbst wegen politischer Aktivitäten verhaftet wurde und aus dem Gefängnis fliehen musste. Insofern merkt man der Lektüre an, wie schwer es sein kann, einfach nur ein normales Leben zu führen, wenn die Umstände vor der Haustür nach Rache, Vergeltung und Krieg schreien und es überhaupt keine Rolle spielt, wie wenig man als Individuum mit all dem zu tun haben möchte.

    Sehr informativ und abwechslungsreich gestaltet er seinen aktuellen Roman. Ein Buch über das Erwachsenwerden unter der Gewaltherrschaft Saddam Husseins und der Ungleichheit der Bevölkerung innerhalb des eigenen Landes. Er schneidet dabei viele Probleme an, angefangen bei Armut, weiter zu fehlender Bildung und religiösem Fanatismus, bis hin zu ganz normalen Wünschen und Träumen eines Teenagers, der seinen Platz in der Welt sucht.

    Besonders gut gefallen hat mir die Innensicht der Familie, die trotz schwerer Zeiten, miserabler Lebensumstände und persönlicher Fehlentscheidungen dennoch immer zusammengehalten hat, Eltern die sich zugewandt sind und die Eigenheiten des anderen akzeptieren, Geschwister, die füreinander einstehen und sich den Rücken frei halten und Liebe sowie Offenheit auch in Situationen, wo andere Familien auseinanderbrechen, weil sie dem äußeren Druck nicht gewachsen sind.

    Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie schnell man durch persönliche Zuneigung ins Fadenkreuz der gesellschaftlichen Akzeptanz rücken kann, wie willkürlich das System an sich ist und wie radikal die exekutive Ausrichtung: Menschen verschwinden und tauchen nie wieder auf, Morde werden als Selbstmorde vertuscht und selbst das große Geld hilft nicht, die Willkür des Staates außer Kraft zu setzen. Letztlich zersetzt sich der Staat von innen, weil keiner einen Sinn und Zweck in dem Gemeinschaftskonstrukt sieht, in dem ein kleines Vergehen, derart hohe Wellen schlägt, während organisierter Mord anstandslos hingenommen wird. Wer fliehen kann, tut das, wer nicht muss untergehen …

    Fazit

    Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen bedrückenden Roman, der aus Innensicht eines Heranwachsenden geschrieben wurde und nicht nur die Armut und das Leid der Bevölkerung aufgreift sondern ihren Alltag abbildet. Zwar ist die Geschichte insgesamt etwas handlungsarm und formuliert keine allgemeingültige Aussage, sie wirkt fast biografisch, denn Shams hat die Rolle des omnipotenten Erzählers inne, der nur wenig andere Perspektiven zulässt, der nur sein Leid und die familiären Sorgen erörtert. Doch Vieles ist gerade durch die Nähe zu den Betroffenen spürbar.

    Außerdem bereitet es dem Leser keine Probleme vom Einzelschicksal eines Jungen, auf die verfahrene Situation eines ganzen Volkes zu schließen. Die Schicksale werden einander ähneln, sind geprägt von Gewalt und Denunziation, vom alltäglichen Kampf und dem verzweifelten Hilferuf nach einem Ausweg, wie auch immer der aussehen mag. Insgesamt ein lesenswerter Gesellschaftsroman über die Strukturen eines Gewaltregimes und seine innere Zerstörungskraft – hat mir gefallen.

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  • 4 Sterne

    Jenny V., 01.04.2020 bei bewertet

    „Nach diesem neuen Krieg gaben wir vollends die Hoffnung auf, es würde sich jemals etwas ändern oder gar verbessern. Wir wollten nicht mehr, wir konnten nicht mehr und waren einfach müde. Ein guter Tag für uns war einer, an dem die Dinge nicht schlimmer wurden, als sie es ohnehin bereits waren.“

    Inhalt

    Shams Hussein zieht mit seiner Familie von einem kleinen Dorf im Süden des Irak nach Bagdad. Der Vater möchte dort neu anfangen und sucht nach Perspektiven. Allerdings zeigt sich bald, dass nur die wohlhabenden Menschen eine Wahlmöglichkeit haben, für seine Familie endet der Traum alsbald im „Blechviertel“ – einer üblen Wohngegend, in dem jeder ums tägliche Überleben kämpft und mit Krallen sein Hab und Gut verteidigen muss. Shams und seine ältere Schwester Qamer müssen nach der Schule diverse Arbeiten erledigen, um den Lebensunterhalt mitzufinanzieren.

    Dennoch gelingt es ihnen, dass beste aus der Situation zu machen. Als Jugendlicher findet Shams schließlich zu eine Gruppe Gebildeter, die sich in Privaträumen treffen und sich „Der Palst der Miserablen“ nennen. Dort erfährt er erstmals von Kunst und Literatur, die über das staatliche Reglement verfügbar ist, wenn auch illegal. Gemeinsam mit seinem Cousin, ebenfalls Mitglied der Gruppe, wagt er sich daran, verbotene Schriften zu verkaufen. Doch als eine der Mitgliederinnen ermordet wird, und sich zwei andere abseilen, zerfällt das wöchentliche Treffen und die Zurückgebliebenen, kämpfen abermals gegen Windmühlen.

    Shams beschließt, sich nun ausschließlich seinen Abiturprüfungen zu widmen, um irgendwann der Heimat den Rücken kehren zu können, doch nur ein falscher Flügelschlag führt ihn ins Verderben, aus dem es unter der politischen Gewaltherrschaft Saddam Husseins kein Entrinnen mehr gibt.

    Meinung

    Die Hoffnung auf ein friedliches Leben ist die große Thematik der Romane von Abbas Khider, einem irakischen Autor, der selbst wegen politischer Aktivitäten verhaftet wurde und aus dem Gefängnis fliehen musste. Insofern merkt man der Lektüre an, wie schwer es sein kann, einfach nur ein normales Leben zu führen, wenn die Umstände vor der Haustür nach Rache, Vergeltung und Krieg schreien und es überhaupt keine Rolle spielt, wie wenig man als Individuum mit all dem zu tun haben möchte.

    Sehr informativ und abwechslungsreich gestaltet er seinen aktuellen Roman. Ein Buch über das Erwachsenwerden unter der Gewaltherrschaft Saddam Husseins und der Ungleichheit der Bevölkerung innerhalb des eigenen Landes. Er schneidet dabei viele Probleme an, angefangen bei Armut, weiter zu fehlender Bildung und religiösem Fanatismus, bis hin zu ganz normalen Wünschen und Träumen eines Teenagers, der seinen Platz in der Welt sucht.

    Besonders gut gefallen hat mir die Innensicht der Familie, die trotz schwerer Zeiten, miserabler Lebensumstände und persönlicher Fehlentscheidungen dennoch immer zusammengehalten hat, Eltern die sich zugewandt sind und die Eigenheiten des anderen akzeptieren, Geschwister, die füreinander einstehen und sich den Rücken frei halten und Liebe sowie Offenheit auch in Situationen, wo andere Familien auseinanderbrechen, weil sie dem äußeren Druck nicht gewachsen sind.

    Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie schnell man durch persönliche Zuneigung ins Fadenkreuz der gesellschaftlichen Akzeptanz rücken kann, wie willkürlich das System an sich ist und wie radikal die exekutive Ausrichtung: Menschen verschwinden und tauchen nie wieder auf, Morde werden als Selbstmorde vertuscht und selbst das große Geld hilft nicht, die Willkür des Staates außer Kraft zu setzen. Letztlich zersetzt sich der Staat von innen, weil keiner einen Sinn und Zweck in dem Gemeinschaftskonstrukt sieht, in dem ein kleines Vergehen, derart hohe Wellen schlägt, während organisierter Mord anstandslos hingenommen wird. Wer fliehen kann, tut das, wer nicht muss untergehen …

    Fazit

    Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen bedrückenden Roman, der aus Innensicht eines Heranwachsenden geschrieben wurde und nicht nur die Armut und das Leid der Bevölkerung aufgreift sondern ihren Alltag abbildet. Zwar ist die Geschichte insgesamt etwas handlungsarm und formuliert keine allgemeingültige Aussage, sie wirkt fast biografisch, denn Shams hat die Rolle des omnipotenten Erzählers inne, der nur wenig andere Perspektiven zulässt, der nur sein Leid und die familiären Sorgen erörtert. Doch Vieles ist gerade durch die Nähe zu den Betroffenen spürbar.

    Außerdem bereitet es dem Leser keine Probleme vom Einzelschicksal eines Jungen, auf die verfahrene Situation eines ganzen Volkes zu schließen. Die Schicksale werden einander ähneln, sind geprägt von Gewalt und Denunziation, vom alltäglichen Kampf und dem verzweifelten Hilferuf nach einem Ausweg, wie auch immer der aussehen mag. Insgesamt ein lesenswerter Gesellschaftsroman über die Strukturen eines Gewaltregimes und seine innere Zerstörungskraft – hat mir gefallen.

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  • 4 Sterne

    Beust, 23.02.2020 bei bewertet

    In Abbas Khiders Büchern gibt es zwei unverwechselbare Besonderheiten: Das ist zum einen die Innensicht in einen Menschen, der Diktatur, Haft und Folter erlebt und überlebt hat. Und das ist zum anderen eine ganz besonderes Deutsch, das in seiner ungekünstelten Direktheit, dem schnörkellos Einfachen die orientalische Lust am Erzählen locker rüberbringt.

    „Der Palast der Miserablen“ erzählt das Leben von Shams und seiner Schwester Qamer in einem Familienroman. Die Handlung begleitet die Familie aus der südirakischen Provinz in das elende Blechviertel Bagdads und Shams Weg vom Jungen zum Mann. Gegliedert sind die Kapitel durch den Blick in die Zelle, in der Shams sitzt und zurückblickt.

    Überzeugend ist die Erzählperspektive „von unten“ und „von innen“. Die Auswirkungen der großen Politik, der Diktatur, der Irak-Kriege und des Embargos werden wirksam in Shams‘ Familie: Fernab des Geschehens und ohne es begreifen zu können leidet die Familie unter den Militärdiensten der Männer, den Verstümmelungen und Soldatentode. Raketen schlagen in dem Dorf ein, in dem Shams zur Welt kam, aber dass es gegen Kuweit geht und welchen Verlauf der Krieg nimmt, das ist so fern wie die Märchengeschichten des Großvaters, die aber mehr orientalische Weisheit und Wahrheit enthalten als die engherzigen, rationalen Haltungen der Entscheidungsträger im Dorf. Der Umzug in den Bagdader Slum, ins Blechviertel zeigt die liebevollen Bemühungen der Familie um Normalität, um ein trautes Heim. Diese Bemühungen werden durch gestaltlose Gefahren und gefährliche Gestalten bedroht: durch Armut und Krankheit sowie durch Banditen und den Geheimdienst.

    Was wissen wir über die Irakkriege und wie bewerten wir es? Dass Saddam Hussein ein Diktator war, sein Regime korrupt und seine Söhne keine Menschenfreunde, ist bekannt. Aber haben wir beim Eingreifend der Amerikaner im ersten Golfkrieg an die Auswirkung des Bombardements auf die Familien im Südirak nachgedacht? Haben wir das 13-jährige Embargo gegen den Irak nicht eigentlich gut gefunden, weil es den Aggressor kleinhielt? Dass zwischen 1991 und 1996 hunderttausende Kinder im Irak verhungerten und sich die Lage erst durch das „Öl-gegen-Lebensmittel-Programm“ etwas verbesserte, ist heute kaum allgemeiner Wissensstand, auch wenn man es problemlos googeln kann. In Khiders Roman wird der abstrakte Hinweis auf die „notleidende Zivilbevölkerung“ beklemmend lebendig und erhalten Gesichter: die von Hussein und Zahrra, Qamer und Shams.

    Der Text enthält sich Vorwürfen, bleibt gelassen und konzentriert sich auf ein anders Ziel: Shams innerer Weg und beschrittener äußerer Pfad heraus aus dem Elend - nicht dem materiellen, wohlgemerkt, sondern dem seelischen und dem intellektuellen. Literatur und lesen öffnen Shams - und seinem Autor - die Pforten in das irdische Paradies und ermöglichen ihm, sich befruchten zu lassen, auszutauschen und auszudrücken. Die Bagdader Kapitel sind eine Liebeserklärung an das Lesen und kontrastierenden seine wohltuende Wirkung mit dem erstarkenden Druck von Armut und staatlicher Repression. „Wir lachten wesentlich mehr als früher, vermutlich, weil wir sonst die ganze Zeit geweint hätten.“ (S. 252).

    Khiders einfacher Tonfall verrät noch immer die angenommene Sprache. Seine Muttersprache ist Arabisch, seine Literatursprache ist Deutsch. In einem Interview äußerte er einmal, dass vom Schrecken auf Arabisch zu erzählen, für ihn zu schwer wäre. Auf Deutsch aber sei ihm die Möglichkeit gegeben. Das tut der Wahrheit seiner Geschichte keinen Abbruch, auch nicht der Glaubwürdigkeit seiner Dialoge oder dem Humor der vielen Einfälle. Im Gegenteil.

    Das Erzählte zeichnet sich durch eine teilnehmende Beobachtung aus, in der eine Sanftheit und Menschlichkeit mitschwingt, die einer charakterlichen Grundhaltung des Autors entspringen dürfte. Die Lehre aus dem Erlebten lautet wie der Grundsatz für den Historiker: Erzählt „ohne Zorn und Eifer“. Bleibt anständig und sanftmütig und lest mehr Bücher.

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  • 4 Sterne

    Miss.mesmerized, 15.02.2020

    Shams Hussein wohnt mit seinen Eltern und der älteren Schwester Qamer im Süden des Irak. Auch wenn jahrelang Krieg mit dem Nachbarn Iran herrscht, bekommen sie davon nicht viel mit; ihr kleines Dorf liegt zwar nahe der Grenze, bleibt aber von den Kriegshandlungen verschont. Auch Shams Vater hat es als Soldat gut getroffen, kann er doch täglich bei der Familie übernachten. Als die Zeiten schlechter werden, beschließt die Familie nach Bagdad zu ziehen. Sie kommen zunächst bei Verwandten unter, bevor sie sich aus dem, was andere weggeworfen haben, eine Hütte auf der Mülldeponie eröffnen. Das neu entstehende Blechviertel floriert und Shams kann auch wieder zur Schule gehen. Durch seinen Cousin entdeckt er als Jugendlicher die Literatur und die Gefahr, die von dieser ausgeht. Worte können schlimmer sein als Taten und werden ebenso hart bestraft.

    Von Abbas Khider kenne ich bislang erst zwei autobiografische Bücher, „Der falsche Inder“, das seine Flucht nach Deutschland thematisiert und „Deutsch für alle“, in dem er seine Ankunft in der neuen Heimat und die Schwierigkeiten mit unserer Sprache amüsant in Anekdoten beschreibt. Mit „Palast der Miserablen“ kehrt er in seine Heimat zurück und zeigt das Land im Dauerkrieg aus der Perspektive eines Jungen, der das große Ganze nicht überblicken kann und so aus den einzelnen Mosaiksteinchen einen Sinn für sich konstruieren muss. Die Welt jenseits der Grenze seines Landes ist ihm fremd, doch plötzlich tun sich Türen auf und völlig neue Möglichkeiten scheinen sich zu eröffnen.

    Es ist schwer, diesen Roman zu fassen zu bekommen. Es beginnt in langsamem Tempo, das zum Alter des Jungen Shams passt. Die Beschreibungen lassen das Leben in der abgeschiedenen Region vor dem inneren Auge erscheinen, man kann sich kaum vorstellen, dass dies die 80er Jahre gewesen sein sollen. Auch die Ankunft in Saddam City ist geradezu unwirklich aus europäischer Perspektive, aber gerade deshalb sehr spannend zu lesen. Das Leben und die Gesellschaft folgen gänzlich anderen Regeln als unser Alltag, trotz der Härte hat man jedoch nicht den Eindruck als wenn die Menschen daran verzweifeln würden. Sie haben sich arrangiert mit der Situation der Entbehrungen und der Diktatur.

    Leider viel zu kurz kommen Shams literarische Initiierung und seine Treffen im „Palast der Miserablen“. Die Rolle der Literatur, auch gerade der Exilliteraten und die Unterwanderung des Regimes durch den heimlichen Verkauf von Büchern, das Erzählen von mehrdeutigen Geschichten – davon hätte ich gerne noch viel mehr gelesen. Schnell jedoch geht diese Episode zu Ende, brutal die Folter, kaum zu ertragen, auch wenn sich dies durch die Einschübe aus der Arrestzelle angekündigt hatte.

    Abbas Khider steht in gewisser Weise in der Tradition der orientalischen Geschichtenerzähler. Vieles erinnert mich auch an Rafik Schami, der ebenfalls in Deutschland Zuflucht gefunden hat und doch mit seinen Romanen immer wieder nach Syrien zurückkehrt. Beide sind hervorragende Erzähler, bei denen man den Schmerz um den Verlust der Heimat in jeder Zeile spüren kann. Für mich hätte das Thema und vor allem der Protagonist des „Palast der Miserablen“ noch mehr Potenzial gehabt, das Ende kam mir zu abrupt, noch nicht alles Erzählenswerte erschien mir erzählt.

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  • 4 Sterne

    Miss.mesmerized, 15.02.2020 bei bewertet

    Shams Hussein wohnt mit seinen Eltern und der älteren Schwester Qamer im Süden des Irak. Auch wenn jahrelang Krieg mit dem Nachbarn Iran herrscht, bekommen sie davon nicht viel mit; ihr kleines Dorf liegt zwar nahe der Grenze, bleibt aber von den Kriegshandlungen verschont. Auch Shams Vater hat es als Soldat gut getroffen, kann er doch täglich bei der Familie übernachten. Als die Zeiten schlechter werden, beschließt die Familie nach Bagdad zu ziehen. Sie kommen zunächst bei Verwandten unter, bevor sie sich aus dem, was andere weggeworfen haben, eine Hütte auf der Mülldeponie eröffnen. Das neu entstehende Blechviertel floriert und Shams kann auch wieder zur Schule gehen. Durch seinen Cousin entdeckt er als Jugendlicher die Literatur und die Gefahr, die von dieser ausgeht. Worte können schlimmer sein als Taten und werden ebenso hart bestraft.

    Von Abbas Khider kenne ich bislang erst zwei autobiografische Bücher, „Der falsche Inder“, das seine Flucht nach Deutschland thematisiert und „Deutsch für alle“, in dem er seine Ankunft in der neuen Heimat und die Schwierigkeiten mit unserer Sprache amüsant in Anekdoten beschreibt. Mit „Palast der Miserablen“ kehrt er in seine Heimat zurück und zeigt das Land im Dauerkrieg aus der Perspektive eines Jungen, der das große Ganze nicht überblicken kann und so aus den einzelnen Mosaiksteinchen einen Sinn für sich konstruieren muss. Die Welt jenseits der Grenze seines Landes ist ihm fremd, doch plötzlich tun sich Türen auf und völlig neue Möglichkeiten scheinen sich zu eröffnen.

    Es ist schwer, diesen Roman zu fassen zu bekommen. Es beginnt in langsamem Tempo, das zum Alter des Jungen Shams passt. Die Beschreibungen lassen das Leben in der abgeschiedenen Region vor dem inneren Auge erscheinen, man kann sich kaum vorstellen, dass dies die 80er Jahre gewesen sein sollen. Auch die Ankunft in Saddam City ist geradezu unwirklich aus europäischer Perspektive, aber gerade deshalb sehr spannend zu lesen. Das Leben und die Gesellschaft folgen gänzlich anderen Regeln als unser Alltag, trotz der Härte hat man jedoch nicht den Eindruck als wenn die Menschen daran verzweifeln würden. Sie haben sich arrangiert mit der Situation der Entbehrungen und der Diktatur.

    Leider viel zu kurz kommen Shams literarische Initiierung und seine Treffen im „Palast der Miserablen“. Die Rolle der Literatur, auch gerade der Exilliteraten und die Unterwanderung des Regimes durch den heimlichen Verkauf von Büchern, das Erzählen von mehrdeutigen Geschichten – davon hätte ich gerne noch viel mehr gelesen. Schnell jedoch geht diese Episode zu Ende, brutal die Folter, kaum zu ertragen, auch wenn sich dies durch die Einschübe aus der Arrestzelle angekündigt hatte.

    Abbas Khider steht in gewisser Weise in der Tradition der orientalischen Geschichtenerzähler. Vieles erinnert mich auch an Rafik Schami, der ebenfalls in Deutschland Zuflucht gefunden hat und doch mit seinen Romanen immer wieder nach Syrien zurückkehrt. Beide sind hervorragende Erzähler, bei denen man den Schmerz um den Verlust der Heimat in jeder Zeile spüren kann. Für mich hätte das Thema und vor allem der Protagonist des „Palast der Miserablen“ noch mehr Potenzial gehabt, das Ende kam mir zu abrupt, noch nicht alles Erzählenswerte erschien mir erzählt.

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 14.03.2020

    Eine Jugend im Irak

    Abbas Khider ist ein auf Deutsch schreibender Autor, der im Irak geboren wurde. Seine Romane haben mich stets berührt. Seine neues auch.
    Palast der Miserablen ist meiner Meinung nach ein großer Wurf. Der Autor erzählt vom Aufwachsen und Leben im Irak.
    Für die meisten von uns ist es eine fremde Welt. Dieses Buch erlaubt einen Einblick.

    Zu so einer Jugend im Irak gehören auch die menschenfeindliche Diktatur eine Sadam Hussein und die Bomben des Bush.
    Dann versucht die Familie von den Jungen Sham in Bagdad Fuß zu fassen. Das ist nicht einfach. Es wird auch ein gutes Portrait von Shams Vater und Mutter und seiner selbstbewussten Schwester.

    Das Buch erzählt außerdem von leidvoller Gefangenschaft. Das sind düstere Abschnitte.
    Die Handlung wechselt zwischen diesen beiden Eckpunkten.

    Abbas Khider lässt sich Zeit beim Erzählen. Mit der Zeit entwickelt sich die Handlung und der Roman entfaltet sich. Man spürt, dass der Autor lange an dem Buch gearbeitet und alles gegeben hat.

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  • 5 Sterne

    raschke64, 06.04.2020

    Irak: Shams lebt mit seiner Familie im Süden des Landes inmitten seines Stammes in einem einfachen Dorf. Alle sind mehr oder weniger arm, versuchen sich aber, bestmöglich durchzuschlagen. Trotzdem ist Shams Kindheit glücklich. Doch mit dem Krieg und dessen Folgen ändert sich das, der Vater beschließt, mit der Familie nach Bagdad zu ziehen. Sie landen im Blechviertel, eine Art Slum.

    Mich hat das Buch beeindruckt. Ein Blick hinter die Kulissen in eine unbekannte Welt. Vom Irak bekam ich nur mit, was über den Krieg und das Embargo berichtet wurde. In dem Buch lernt man das Leben der eher einfachen Leute kennen. Wie viel sie auf sich nehmen, wie viel sie entbehren und wie sie trotzdem immer versuchen, etwas besser zu werden, um die Runden zu kommen. Man merkt, dass der Autor weiß, worüber er schreibt. Alles ist sehr authentisch, auch wenn die Figuren leicht distanziert beschrieben sind. Ich fand nur das (fast) offene Ende ein wenig schade, doch trotzdem hat mich das Buch sehr beeindruckt.

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  • 5 Sterne

    raschke64, 06.04.2020 bei bewertet

    Irak: Shams lebt mit seiner Familie im Süden des Landes inmitten seines Stammes in einem einfachen Dorf. Alle sind mehr oder weniger arm, versuchen sich aber, bestmöglich durchzuschlagen. Trotzdem ist Shams Kindheit glücklich. Doch mit dem Krieg und dessen Folgen ändert sich das, der Vater beschließt, mit der Familie nach Bagdad zu ziehen. Sie landen im Blechviertel, eine Art Slum.

    Mich hat das Buch beeindruckt. Ein Blick hinter die Kulissen in eine unbekannte Welt. Vom Irak bekam ich nur mit, was über den Krieg und das Embargo berichtet wurde. In dem Buch lernt man das Leben der eher einfachen Leute kennen. Wie viel sie auf sich nehmen, wie viel sie entbehren und wie sie trotzdem immer versuchen, etwas besser zu werden, um die Runden zu kommen. Man merkt, dass der Autor weiß, worüber er schreibt. Alles ist sehr authentisch, auch wenn die Figuren leicht distanziert beschrieben sind. Ich fand nur das (fast) offene Ende ein wenig schade, doch trotzdem hat mich das Buch sehr beeindruckt.

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  • 5 Sterne

    Claudia R., 18.03.2020

    Von großen und kleinen Träumen

    Die Hoffnung auf ein friedliches Leben führt Shams Hussein und seinen Eltern aus dem Süden des Landes nach Bagdad. Doch statt den erhofften Wohlstand finden sie sich bald in einem Blechviertel zwischen Müllbergen wieder. Das Land ist gebeutelt vom Wirtschaftsembargo der Welt gegen Saddam Hussein und so muss die Familie täglich um ihre Existenz kämpfen. Der Traum von einer glücklichen Kindheit ist schnell vorbei und Shams muss mit für die Familie sorgen, indem er u.a. Plastiktüten auf dem Basar verkauft oder Lasten trägt. Seine persönliche Zuflucht in der schwierigen Zeit sind Bücher. Doch die Gefahr, die daraus in diesem Land für ihn entstehen kann, sieht er nicht kommen.
    Der Autor schafft Figuren, die den Leser auch nach dem Lesen lange nicht loslassen. Er zeigt uns, wie wichtig Freiheit und der Kampf um diese ist. Seine literarischen Helden tragen ihre/seine reale Welt in unser Wohnzimmer und wollen mahnen und aufrütteln. Absolut empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    Claudia R., 18.03.2020 bei bewertet

    Von großen und kleinen Träumen

    Die Hoffnung auf ein friedliches Leben führt Shams Hussein und seinen Eltern aus dem Süden des Landes nach Bagdad. Doch statt den erhofften Wohlstand finden sie sich bald in einem Blechviertel zwischen Müllbergen wieder. Das Land ist gebeutelt vom Wirtschaftsembargo der Welt gegen Saddam Hussein und so muss die Familie täglich um ihre Existenz kämpfen. Der Traum von einer glücklichen Kindheit ist schnell vorbei und Shams muss mit für die Familie sorgen, indem er u.a. Plastiktüten auf dem Basar verkauft oder Lasten trägt. Seine persönliche Zuflucht in der schwierigen Zeit sind Bücher. Doch die Gefahr, die daraus in diesem Land für ihn entstehen kann, sieht er nicht kommen.
    Der Autor schafft Figuren, die den Leser auch nach dem Lesen lange nicht loslassen. Er zeigt uns, wie wichtig Freiheit und der Kampf um diese ist. Seine literarischen Helden tragen ihre/seine reale Welt in unser Wohnzimmer und wollen mahnen und aufrütteln. Absolut empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    Leseratte, 04.03.2020

    Der etwas andere Titel, das auffällige Cover sowie die Leseprobe sprachen mich sofort an und machten mich auf dieses Buch aufmerksam. Dieser Roman erzählt die beeindruckende Geschichte von Shams Hussein, einem Jungen der Träume hat wie jedes Kind. Seine Familie beschließt vom Saddam Regime zu flüchten und zieht in der Hoffnung auf ein friedliches und besseres Leben nach Bagdad. Aber hier fängt kein erhofftes friedliches Leben sondern ein Leben in Armut und Bitterkeit an. In einer ruhigen und eingänglichen Sprache sowie einem flüssigen und angenehmen Schreibstil beschreibt uns Abbas Khider die deprimierende und zermürbende Atmosphäre. In den zwei Erzählsträngen schafft es Abbas Khider den Leser in eine fremde grausame Welt zu entführen, ohne anklagend zu erscheinen. Ein wunderbares Buch, dass ich gerne weiterempfehle.

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  • 4 Sterne

    Insta.amreading, 22.02.2020 bei bewertet

    Puh, schwere Kost.

    Abbas Khider schreibt mit voller Wucht und ohne Schnörkel in 2 Zeitebenen über den jungen Iraker Shams, der die ganze Brutalität des Regimes erlebt, der seine Freiheit als Vergessener im Foltergefängnis verliert, nie aber seinen Willen zu überleben. Immer, wenn man als Leser glaubt, es würde aufwärts gehen, z.B. eben beim "Palast der Miserablen" mit weiteren Literaturfreunden, gibt es zeitnah einen Rüchschritt, so wie einen Schlag in die Magengrube, der zu der atmosphärischen Schwere des Buches führt.

    Die Zeitebene in den Slums wird eigentlich ganz positiv erzählt, etwas kindlich naiv, geprägt von der Liebe zur Familie und zu Büchern, aber eben auch mit der Angst im Kopf, von der Geheimpolizei abgeholt zu werden.
    Die 2. Zeitachse im Gefängnis ist total bedrückend, mit kurzen, harten Abschnitten, sehr beklemmend geschrieben ... ob Shams Zeit abläuft?

    Ein sehr trauriger Roman, der mich emotional getroffen hat. Wenn man sich die Parallelen zum realen Leben des Autors vor Augen führt (inkl. eigener Haft) ist davon auszugehen, dass dieses Buch auch eine Art literarischer Reflektion eigener Erlebnisse mit der Diktatur sein könnte.

    Schonungslos, traurig, poetisch - mich hat das Buch sehr berührt, und gleichzeitig bin ich unendlich dankbar dafür, nie persönlich Krieg und/oder Diktatur erleben zu müssen.

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  • 4 Sterne

    Insta.amreading, 22.02.2020

    Puh, schwere Kost.

    Abbas Khider schreibt mit voller Wucht und ohne Schnörkel in 2 Zeitebenen über den jungen Iraker Shams, der die ganze Brutalität des Regimes erlebt, der seine Freiheit als Vergessener im Foltergefängnis verliert, nie aber seinen Willen zu überleben. Immer, wenn man als Leser glaubt, es würde aufwärts gehen, z.B. eben beim "Palast der Miserablen" mit weiteren Literaturfreunden, gibt es zeitnah einen Rüchschritt, so wie einen Schlag in die Magengrube, der zu der atmosphärischen Schwere des Buches führt.

    Die Zeitebene in den Slums wird eigentlich ganz positiv erzählt, etwas kindlich naiv, geprägt von der Liebe zur Familie und zu Büchern, aber eben auch mit der Angst im Kopf, von der Geheimpolizei abgeholt zu werden.
    Die 2. Zeitachse im Gefängnis ist total bedrückend, mit kurzen, harten Abschnitten, sehr beklemmend geschrieben ... ob Shams Zeit abläuft?

    Ein sehr trauriger Roman, der mich emotional getroffen hat. Wenn man sich die Parallelen zum realen Leben des Autors vor Augen führt (inkl. eigener Haft) ist davon auszugehen, dass dieses Buch auch eine Art literarischer Reflektion eigener Erlebnisse mit der Diktatur sein könnte. Schonungslos, traurig, poetisch - mich hat das Buch sehr berührt, und gleichzeitig bin ich unendlich dankbar dafür, nie persönlich Krieg und/oder Diktatur erleben zu müssen.

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  • 2 Sterne

    SiWel, 17.02.2020

    Anhand des Klappentextes und der Lp hatte ich mich richtig auf das Buch gefreut, leider habe ich nicht das bekommen was ich mir davon erhofft hatte.

    Shams Hussein lebt in dem von Saddam Hussein beherrschten Land und hofft auf ein friedvolleres Leben. Um dies zu erreichen zieht er mit seinen Eltern aus dem Süden des Landes nach Bagdad. Dort landen sie jedoch in einem Blechviertel neben dem Müllberg, wo sie versuchen weiterhin auf die Sonnenseite des Lebens zu gelangen.

    Es wird in zwei Erzählsträngen berichtet. Einmal aus Shams bisherigen Leben und einmal wo er bereits seit längerem im Gefängnis sitzt. Der Erzählstil plätschert die ganze Zeit nur so vor sich hin, ohne besondere Höhen und Tiefen. Das Leben dort, die Armut, das Miteinander, das Aussehen der Umgebung ist so beschrieben, dass hier wenig Raum für irgendwelche Emotionen bleibt. Man liest und liest und fragt sich wann denn da noch was kommt. Selbst die Charaktere sind hier sowas von fade dargestellt, da bleibt keine Möglichkeit für einen Sympathieträger.

    Schade, eigentlich ein Roman mit wahnsinnig viel Potenzial.

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  • 2 Sterne

    Silvia W., 17.02.2020 bei bewertet

    Anhand des Klappentextes und der Lp hatte ich mich richtig auf das Buch gefreut, leider habe ich nicht das bekommen was ich mir davon erhofft hatte.

    Shams Hussein lebt in dem von Saddam Hussein beherrschten Land und hofft auf ein friedvolleres Leben. Um dies zu erreichen zieht er mit seinen Eltern aus dem Süden des Landes nach Bagdad. Dort landen sie jedoch in einem Blechviertel neben dem Müllberg, wo sie versuchen weiterhin auf die Sonnenseite des Lebens zu gelangen.

    Es wird in zwei Erzählsträngen berichtet. Einmal aus Shams bisherigen Leben und einmal wo er bereits seit längerem im Gefängnis sitzt. Der Erzählstil plätschert die ganze Zeit nur so vor sich hin, ohne besondere Höhen und Tiefen. Das Leben dort, die Armut, das Miteinander, das Aussehen der Umgebung ist so beschrieben, dass hier wenig Raum für irgendwelche Emotionen bleibt. Man liest und liest und fragt sich wann denn da noch was kommt. Selbst die Charaktere sind hier sowas von fade dargestellt, da bleibt keine Möglichkeit für einen Sympathieträger.

    Schade, eigentlich ein Roman mit wahnsinnig viel Potenzial.

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