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  • 5 Sterne

    76 von 98 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 23.02.2019

    November 1972 – Bundeshauptstadt Bonn. Willy Brandt hat mit seiner SPD gerade bei den vorgezogenen Bundestagswahlen ein Wahlergebnis von 46% erreicht und steht nun vor schwierigen Koalitionsverhandlungen. Doch diese kann Brandt erst einmal nicht persönlich bestreiten, denn er muss sich direkt im Anschluss an die Wahl im Krankenhaus einer Stimmbandoperation unterziehen, die ihn dazu zwingt, für einige Zeit keinen Ton von sich zu geben, was seinen Rivalen natürlich Tür und Tor öffnet. Die junge Logopädin Sonja Engel hilft Brandt durch den Heilungsprozess, so dass er bald stimmlich wieder auf der Höhe ist und darf den berühmten Politiker nicht nur hautnah von seiner privaten Seite erleben, sondern kann auch einiges von den politischen Machtspielchen mitverfolgen. Währenddessen leitet die verwitwete und von Geldsorgen geplagte Hilde Kessel das „Rheinblick“, eine Kneipe, in der sich die politische Elite, kleinere Akteure, die Angestellten der Politbüros sowie die normale Bevölkerung die Klinke in die Hand geben und bei einem Essen oder einem Kartenspiel so manche internen Informationen fallen lassen. Auf diesem Wege erfährt Hilde auch von den Intrigen, die hinter Brandts Rücken geschmiedet werden. Wird sie die Informationen für sich behalten?
    Brigitte Glaser hat mit ihrem Buch „Rheinblick“ einen absolut würdigen Nachfolger für ihr Werk „Bühlerhöhe“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, unterschwellig immer mit einer gewissen atmosphärischen Schwingung versehen, fesselt das Buch ab der ersten Seite. Die Autorin versteht es hervorragend, den Leser in die jüngste deutsche Vergangenheit zu ziehen und hautnah den Politzirkus mit seinem Machtgehabe und seinen Intrigen und geheimen Abmachungen mitzuverfolgen. Die Autorin lässt unter Verwendung von historisch belegten Persönlichkeiten und sehr guter Hintergrundrecherche den Leser auch den damaligen Zeitgeist sowie die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse kennenlernen, wo Frauen noch immer für die Ehe, den Haushalt und die Familie zuständig waren und es noch galt, dass die Erlaubnis des Ehemanns vorliegen musste, damit eine Frau arbeiten durfte. Gleichzeitig galten die 70er Jahre als das Jahrzehnt des Aufbruchs, wo viele Studenten auf die Straße gingen, um für ihre Ansichten zu kämpfen. Wunderbar fließend verknüpft Glaser Realität mit Fiktion und macht die erzählte Geschichte zu einem echten Erlebnis, das die Erinnerung an die damaligen Ereignisse wieder ins Gedächtnis ruft. Obwohl die Handlung schon spannend genug ist, setzt Glaser noch einen zusätzlichen Höhepunkt durch einen ungeklärten Mordfall, der einige Verwicklungen nach sich zieht.
    Die Charaktere sind sehr gut geschliffen und detailliert in Szene gesetzt. Individuelle Eigenschaften gepaart mit der guten Beobachtungsgabe der Autorin lassen sie durchweg sehr realitätsgetreu und authentisch wirken. Der Leser darf sich unsichtbar zwischen ihnen bewegen und ihnen über die Schulter schauen. Brandt ist ein schwieriger Patient, nimmt keine Rücksicht auf sich selbst, sondern ist mit Haut und Haar bei den Koalitionsverhandlungen. Dabei kennt er keine Schonung, waswas seiner Gesundheit nicht gerade zuträglich ist. Krankenschwester Sonja fällt die besondere Aufgabe zu, sich um Brandt zu kümmern. Doch Sonja ist mit ihren Gedanken bei ihrer jüngeren Schwester, die spurlos verschwunden ist. Ihre familiären Verhältnisse sind nicht gerade rosig zu nennen. Hilde ist bereits Witwe und muss sich mit dem frisch-renovierten Rheinblick irgendwie durchbringen, auch wenn die Schulden ihr die Luft abschnüren. Sie gilt als verschwiegen und integer, doch weiß Hilde selbst am besten, dass dem nicht so ist. Max verdient sich seinen Lebensunterhalt als Taxifahrer, dabei ist er Student und lebt mit Sonja in einer WG. Er flirtet gerne und ist ein netter Kerl. Die Journalistin Lotti ist für kurze Zeit ebenfalls Mitglied in der WG. Sie hat den Auftrag für eine Bonner Reportage, doch der Mord lässt sie in andere Richtungen forschen. Auch die weiteren Protagonisten stützen die komplexe Handlung und machen sie rundum sehr gelungen.
    „Rheinblick“ ist nicht nur ein wahnsinnig spannender und atmosphärischer Roman, sondern eine tolle Zeitreise in die jüngste deutsche Vergangenheit, wo der Aufbruch seinen Anfang nahm. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight dieses Jahres - Chapeau!

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  • 5 Sterne

    19 von 30 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gagamaus, 25.02.2019 bei bewertet

    Hilde Kessel ist die Wirtin des Rheinblicks. Ihr Lokal ist beliebt bei der gesamten Belegschaft des Deutschen Bundestags und deshalb auch ein Zentrum von Ratsch und Tratsch, ganz nah dran am politischen Parkett. Hilde versucht sich in Verschwiegenheit und Neutralität und auch wenn ihr das nicht immer gelingt, so ist sie doch bekannt für ihre Integrität. Die Gerüchteküche gärt, als der neu gewählte Willy Brand nach einer OP nicht sprechen kann und dadurch scheinbar an Macht und Einfluss verlieren könnte, obwohl die SPD ein fulminantes Wahlergebnis eingefahren hat. Eine junge Logopädin versucht ihm zu helfen.

    Geschickt flicht die Autorin in die politischen Ränke und die Infos über reale Persönlichkeiten der 70er Jahre eine fiktive Geschichte um eine WG mit einigen jungen Bewohnern und einen Mord. Mir hat vor allem der Schreibstil sehr gefallen und ich hätte nicht gedacht, dass diese Zeit und ihre Politiker mich so fesseln würden. Sie schafft es, Leuten wie Brand tatsächlich näher zu kommen ohne dass es unglaubwürdig oder aufgesetzt klingt und Interesse für die Machtspiele der Politiker aber auch für die kleinen Leute und ihre Sorgen zu wecken.

    Eine hochinteressante Autorin, die mit Rheinblick bestätigt, dass ihr Vorgängerroman „Bühlerhöhe“ keine Eintagsfliege war. Erfreuliche Lektüre.

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  • 5 Sterne

    9 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 04.03.2019

    Ränkelspiele im Schatten der Macht

    November 1972

    Deutschland im Aufschwung. Die Wirtschaft brummt , die Menschen sind zufrieden und das zeigt sich auch bei den Bundestagswahlen vom 19.November .
    Bei fast 92 % Wahlbeteiligung ,hat die SPD zusammen mit Kanzlerkandidat Willy Brandt , 45,8% der Zweitstimmen erhalten und das beste Wahlergebnis aller Zeiten für die Partei eingefahren. Der charismatische Redner Willy Brandt hat die Menschen überzeugt , ist als Kanzler gewählt und verdrängt so seinen siegessicher geglaubten Gegenspieler Rainer Barzel , samt Partei CDU, aus dem schon sicher geglaubten Kanzleramt .
    Natürlich ist der Wahlausgang auch das Gesprächsthema im Bonner “Rheinblick” .
    Niemand kennt das Bonner Polittheater besser als Rheinblick Wirtin, Hilde Kessel . Bei ihr treffen sich jeden Tag Hinterbänkler und Minister, Sekretärinnen und Taxifahrer. Hilde kennt jeden der aufstrebenden Kofferträger und Minister persönlich . Natürlich könnte sie so einiges erzählen , von dem was an den Tischen so geredet und verhandelt wird . Macht sie aber nicht !
    Hildes Mund ist verschlossen wie ein Grab ! Bei ihr ist jedes Gespräch der Politiker TOP SECRET.
    Der Wahlkampf war für alle sehr anstrengend , doch am meisten für die Stimme des Kanzlers . Bedingt durch die unendlich vielen Wahlkampfauftritte und Reden haben seine Stimmbänder stark gelitten, und versagen jetzt . Eine Operation ist unumgänglich.
    Als der Koalitionspoker nach der Bundestagswahl härter wird, wird Hilde in das politische Ränkespiel verwickelt. Verrat ist die gültige Währung.
    Gleichzeitig kämpft in der Abgeschiedenheit einer Bonner Klinik auf dem Venusberg , die junge Logopädin Sonja Engel mit Willy Brandt nach der Operation ,um seine Stimme, die ihm noch in der Wahlnacht versagte. Doch auch sie gerät unter Druck. Beide Frauen sind erpressbar. Für Hilde steht ihre Existenz auf dem Spiel, Sonja will ihre kleine Schwester beschützen. Wie werden sie sich entscheiden?
    Und dann gibt's da noch Lotti, die junge und ehrgeizige Journalistin, die ihre Nase ungefragt in dem Mordfall mit dem toten Mädchen in der Heilsarmee Uniform reinsteckt und dabei so einige Missstände in den Kinderheimen und Ungereimtheiten in der Mordermittlung aufdeckt .



    Brigitte Glaser erzählt in ihrem neuen Roman die mitreißende Geschichte von der Zeit um die Bundestagswahlen von 1972 . “Rheinblick” bietet ein großes Aufgebot an Politprominenz , wie sie wohl selten in einem Roman zusammen anzutreffen ist .
    Große Namen, die viel für die positive Entwicklung der BRD getan haben , treten hier hier auf die literarische Bühne der Autorin . Willy Brandt ,Helmut Schmidt ,Horst Ehmke , Egon Bahr , Rainer Barzel oder auch Günter Guillaume, sind hier aber nicht alle die Hauptdarsteller , sondern sie verleihen dem Geschehen einen tollen authentischen und atmosphärisch perfekten Rahmen .
    Mich hat der Roman Dank des sehr lebendigen Schreibstil in meine frühe Jugend entführt . Im Alter von 12 Jahren hatte mich das Polittheater um die zukünftige Kanzlerschaft von Willy Brandt oder Rainer Barzel nicht unbedingt interessiert. Dafür verschlinge ich heute die Geschichten von Damals . Die Autorin versteht es gut ihre Erzählung sehr realistisch und plastisch darzustellen und mit ihrer Geschichte von den Menschen, im Schatten der Macht , zu fesseln . Absolut authentisch und sehr geschickt , verwebt sie historisch belegtes Zeitgeschehen , mit ihrer fiktiven Geschichte und spinnt so die Fäden für eine großartige Erzählung. Zusammen mit den damals realen Protagonisten ,hauchen einige frisch und differenziert skizzierte , neue starke Charakter , der Geschichte ihr Leben ein und machen das Lesen zum Vergnügen .
    Für mich ein rundum gelungener Ausflug in die politische Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland . Brigitte Glaser hat es mit einem Federstrich geschafft , das Thema Polittheater hochspannend zu erzählen ohne dabei das menschliche der Akteure aus den Augen zu verlieren .

    Ich habe mich mit dem tollen Roman bestens unterhalten und spannende Lesestunden gehabt.
    Sehr gerne vergebe ich dafür
    5 Sterne
    sowie eine unbedingte Leseempfehlung

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  • 4 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tine G., 03.03.2019

    Die Autorin Brigitte Glaer führt uns zurück in die 70er Jahre der Politik.
    Die Wirtin, Hilde Kessler, der damals sehr angesagten Gaststätte hat einiges erlebt. Bei ihr trifft sich alles was Rang und Namen in der Bonner Politik hat. Sie gilt als verschwiegen und ist daher sehr beliebt.
    Als Willi Brand gleich nach der Wahl sich einer Stimmband-Operation unterziehen muß, kümmert sich die Logopädin Sonja Engel um ihn.

    Brigitte Glaser hat mich mit ihrem flüssigen Schreibstil und ihren beeindruckenden Recherchen durch das Buch gleiten lassen. Viele bekannte Namen kommen in meiner Erinnerung wieder hoch. Man spürt regelrecht die Aufbruchstimmung der Menschen im Land. Das man einiges über die private Welt der Politiker erfährt macht das ganze auch unterhaltsam.
    Mir hat das Buch gut gefallen.

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  • 3 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Angela S., 18.03.2019

    Zunächst beginnt alles mit mehreren Handlungssträngen, die die Autorin nach und nach geschickt zu einer stimmigen Story verknüpft: wir lernen Hilde Kessel kennen, die das Lokal „Rheinblick“ führt. Bei ihr geben sich alle möglichen Politiker die Klinke in die Hand, weshalb sie auch so einiges erfährt, das nicht für jedermanns Ohren bestimmt ist.
    Außerdem begleiten wir die junge Krankenschwester Sonja bei ihrer Arbeit. Sie möchte sich irgendwann als Logopädin selbstständig machen und ihr Sprungbrett dazu könnte ein ganz besonderer Patient sein: Willy Brandt. Nach einer Stimmbandoperation versucht sie, ihn mit ihren Übungen zu therapieren. Auch sie erfährt so einiges aus der Politik, was nicht für Außenstehende bestimmt ist.
    Und dann haben wir da noch Lotti, die aus Achern nach Köln reist, um eine Reportage zu schreiben. Sie landet bei einem Kumpel in einer WG, in der auch Sonja wohnt. Außerdem lernt sie dort Max kennen, einen Studenten, der nebenbei Taxi fährt. Auch er bekommt durch seine Fahrgäste so einiges mit, was durchaus brisant sein könnte in politischen Kreisen.
    Alle Protagonisten eint eine Gemeinsamkeit: ein totes Mädchen, dessen Schicksal besonders Sonja und Lotti am Herzen liegt. Auf eigene Faust beginnt Lotti Nachforschungen anzustellen und schon bald fällt der Verdacht auf einen Politiker.

    Der Schreibstil ist prima zu lesen, flüssig und eindrücklich. Man kann sich auch alle Schauplätze gut visualisieren und einige Protagonisten (Lotti, Sonja, später auch Max) waren mir recht sympathisch.

    Was mir etwas Probleme bereitet hat, das waren die unendlich vielen politischen Details, Verquickungen und Personen. In dieser Fülle einfach zu übermächtig für mich. Ich habe mich dann immer gefreut, wenn es um Lotti, Sonja und Max ging, da war es etwas weniger dominant als bei Hilde.

    Aber insgesamt ein interessantes, gut zu lesendes Buch. Und für politisch interessierte Menschen sicher ein Gewinn, da man auch einige wahre Begebenheiten aus der damaligen Zeit erfährt.
    Ich fand die Schilderungen auch sehr informativ, wie es im Jahr 1972 so zuging, zum Beispiel in Bezug auf die Volljährigkeit, die Rechte von Frauen und vielem mehr.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    raschke64, 26.02.2019 bei bewertet

    Bonn, 1972. Es ist November, es ist kalt und der gerade die Wiederwahl gewonnene Kanzler Willy Brandt muss sich einer Stimmbandoperation unterziehen und ist im Krankenhaus. Dort betreut ihn die junge Logopäden Sonja Engel.
    Gleichzeitig treffen sich in der Gaststätte Rheinblick von Hilde Kessel viele Bonner Politiker, aber auch einfache Angestellte oder Leute aus dem Ort. Hilde erfährt viel, denn die Menschen unterhalten sich dort völlig frei. Normalerweise würde Hilde nie etwas davon nach außen erzählen, doch in einer Notsituation vergisst sie ihre Prinzipien und wird damit erpressbar. Auch Sonja wird von einigen Seiten bedrängt und soll verraten, was im Krankenzimmer von Willy Brandt besprochen wird.

    Das Buch war für mich zwei geteilt. Insgesamt ist es sehr gut lesbar und weckt das Interesse. Besonders die Abschnitte, in denen das normale Leben der damaligen Menschen beschrieben wird, sind sehr gut getroffen und sehr interessant. Die eher theoretischen Ausführungen in Richtung Politik dagegen haben mich manchmal etwas gelangweilt. Der eingestreute Kriminalfall macht das Ganze noch spannend. Nicht geändert bis heute hat sich wohl der Kampf um die Macht in der Politik und das Geschachere um Posten und Vorteile. Kein Wunder, dass sich die Menschen von der Politik abwenden. Die Begeisterung der Autorin über Willy Brandt kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das liegt aber daran, dass ich bei seiner Kanzlerzeit viel zu jung war, um eine vernünftige Beurteilung dazu vornehmen zu können. Insgesamt kann ich das Buch aber empfehlen.

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  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gagamaus, 25.02.2019

    Hilde Kessel ist die Wirtin des Rheinblicks. Ihr Lokal ist beliebt bei der gesamten Belegschaft des Deutschen Bundestags und deshalb auch ein Zentrum von Ratsch und Tratsch, ganz nah dran am politischen Parkett. Hilde versucht sich in Verschwiegenheit und Neutralität und auch wenn ihr das nicht immer gelingt, so ist sie doch bekannt für ihre Integrität. Die Gerüchteküche gärt, als der neu gewählte Willy Brand nach einer OP nicht sprechen kann und dadurch scheinbar an Macht und Einfluss verlieren könnte, obwohl die SPD ein fulminantes Wahlergebnis eingefahren hat. Eine junge Logopädin versucht ihm zu helfen.

    Geschickt flicht die Autorin in die politischen Ränke und die Infos über reale Persönlichkeiten der 70er Jahre eine fiktive Geschichte um eine WG mit einigen jungen Bewohnern und einen Mord. Mir hat vor allem der Schreibstil sehr gefallen und ich hätte nicht gedacht, dass diese Zeit und ihre Politiker mich so fesseln würden. Sie schafft es, Leuten wie Brand tatsächlich näher zu kommen ohne dass es unglaubwürdig oder aufgesetzt klingt und Interesse für die Machtspiele der Politiker aber auch für die kleinen Leute und ihre Sorgen zu wecken.

    Eine hochinteressante Autorin, die mit Rheinblick bestätigt, dass ihr Vorgängerroman „Bühlerhöhe“ keine Eintagsfliege war. Erfreuliche Lektüre.

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  • 5 Sterne

    7 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kiki51, 11.03.2019

    Dieser Roman ist in Tagebuchform geschrieben , vom 18.11. - 4.12.1972. In den Siebzigern spielte Bonn noch die Hauptrolle in der Politik. Willy Brandt wird zum zweiten Mal wiedergewählt und muss sich nach der Wahlnacht in ärztliche Behandlung geben, da seine Stimme versagt.
    Hilde Kessel hat das Lokal Rheinblick, in dem Politiker aller Couleur verkehren. Sie bekommt viel vom Bonner Politgeschehen mit, aber sie würde nie auf die Idee kommen, etwas davon nach außen zu tragen.
    Sonja Engel arbeitet in der Klinik , in der Brandt behandelt wird. Sie ist Logopädin und versucht, ihm wieder zu seiner Stimme zu verhelfen.
    Ein toller Roman, der mich sehr gefesselt hat und die Intrigen rund um die Politik sehr gut beschreibt.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kuddel, 27.03.2019 bei bewertet

    Bonner Polittheater in den 70ern
    Brigitte Glaser ist hier ein lesenswerter Roman rund um das Bonner Polittheater in den 70er Jahren gelungen. Schön, das gerade zwei Frauen hier die Hauptprotagonistinnen sind, denn Frauen hatten zu dieser Zeit noch nicht alle Freiheiten und Gelegenheiten so wie es heute ist.
    Hilde Kessel führt das Lokal Rheinblick, hier verkehren Politiker, aber auch ganz normale Leute. Durch ihr Publikum erfährt Hilde Vieles.
    Die andere Hauptperson ist Sonja Engel, die Willy Brandt als Logopädin zur Seite steht.
    Die Intrigen und Ränkespiele gehen um die Koalitionsverhandlungen, die Willy Brandt aufgrund seiner Stimmbandoperation nicht führen kann.
    Ich habe durch die Lektüre interessante Einblicke in die jüngere deutsche Geschichte erfahren, eingebettet in eine fiktive unterhaltsame Geschichte. Die Anreicherung um den Kriminalfall fand ich gelungen, auch die eingestreuten Dialekte fand ich passend.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christine G., 03.03.2019 bei bewertet

    Die Autorin Brigitte Glaer führt uns zurück in die 70er Jahre der Politik.
    Die Wirtin, Hilde Kessler, der damals sehr angesagten Gaststätte hat einiges erlebt. Bei ihr trifft sich alles was Rang und Namen in der Bonner Politik hat. Sie gilt als verschwiegen und ist daher sehr beliebt.
    Als Willi Brand gleich nach der Wahl sich einer Stimmband-Operation unterziehen muß, kümmert sich die Logopädin Sonja Engel um ihn.

    Brigitte Glaser hat mich mit ihrem flüssigen Schreibstil und ihren beeindruckenden Recherchen durch das Buch gleiten lassen. Viele bekannte Namen kommen in meiner Erinnerung wieder hoch. Man spürt regelrecht die Aufbruchstimmung der Menschen im Land. Das man einiges über die private Welt der Politiker erfährt macht das ganze auch unterhaltsam.
    Mir hat das Buch gut gefallen.

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  • 3 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Chattys Bücherblog, 24.04.2019 bei bewertet

    Auffällig ist, dass die meisten Kapitelüberschriften in englisch sind, bzw. Inhalte eines englischen Songs darstellen.z.B. Fly me to the Moon, Wheel Turin round and round. Aber auch das gute deutsche Volkslied "Oh du schöner Westerwald" darf nicht fehlen.

    Da es in dem Roman keinen PROLOG gibt, steigt der Leser direkt in die Geschichte ein. Und zwar im Jahr 1972. Da ich 1968 geboren wurde habe ich zwar keine Erinnerung an die politische Situation in Deutschland, dennoch sind mir einige aufgezählten Führungskräfte Deutschlands durchaus ein begriff. Schließlich kommt man ja an Namen wie Adenauer, Schmidt etc. nicht vorbei. Sei es im Geschichtsunterricht oder bei Eignungstests. Oder aber, weil es zu unserem Allgemeinwissen zählt, die Bundespräsidenten und Bundeskanzler in der richtigen Reihenfolge aufzählen zu können.

    Aber kommen wir wieder zurück zum Roman.

    Es geht um den Rheinblick. Nein, nicht den Blick auf den Rhein, sondern eine gleichnamige Gaststätte, deren Betreiberin Hilde ist. Auf sehr anschauliche Art und Weise erzählt die Autorin, welche Wirtschafts- und Politikgrößen sich dort treffen und wie auch dort Politik gemacht wird.

    Die Autorin spart nicht mit den damaligen politischen Größen, sei es Schmidt, Dutschke oder auch Böll. Leider musste ich, bei all den Personen auch feststellen, dass der Roman stellenweise sehr trocken war. Die Handlung war langatmig, so dass ich oftmals geneigt war, Seiten zu überblättern.

    Aber kommen wir nun zu den PROTAGONISTEN. Wir lernen Hilde kennen. Sie scheint eine sehr patente, resolute, aber auch ehrliche Frau zu sein. Sie hat für alle Menschen ein offenes Ohr und steht mit Rat und Tat zur Seite. Dass dieses jedoch nicht immer gut gehen kann, ist wohl klar.

    📚 Fazit 📚

    Ein durchaus interessanter Roman, der manche kleinen Details über die 70er Jahre verrät und auch die politische Entwicklung in Deutschland widergibt.

    Meine Erwartungen an den Roman hatte es leider nicht vollständig erfüllt. Oftmals waren mir die Handlungen zu flach und von Spannung keine Rede.

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  • 4 Sterne

    11 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 25.02.2019

    1972: Als Wirtin des Lokals Rheinblick kennt Hilde Kessel das Politgeschehen aus nächster Nähe. Was hier bei einem Bier von Politikern und Angestellten aus den Ministerien diskutiert wird, ist nicht unbedingt für die Ohren der Öffentlichkeit gedacht. Die SPD mit Kanzlerkandidat Willy Brandt fährt einen überragenden Sieg ein und nun stehen in Bonn die Koalitionsverhandlungen an. Dabei wird Hilde in das politische Ränkespiel verwickelt und ihre Existenz steht auf dem Spiel.

    Nachdem sich Willy Brandt nach seinem Stimmversagen einer Operation unterziehen muss, soll ihm die junge Logopädin Sonja Engel helfen. Auch Sonja gerät dadurch unter Druck, denn sie bekommt ebenfalls reichlich Insider-Wissen mit. Sie sucht nach ihrer Schwester.


    Dieser Roman führt in eine Zeit, in der ich mich noch nicht für Politik interessiert habe. Daher ist die Lektüre für mich besonders aufschlußreich gewesen, auch wenn Brigitte Glaser das Ganze auf fiktiver Basis ausgeschmückt hat. Die politischen Fakten sind real eingebaut und bieten der Geschichte eine authentische Basis.

    Das Ränkespiel in der Politik und Wirtschaft verursacht Machtkämpfe, Verrat und ist im Grunde ein Nährboden für Missgunst und Bestechung.

    Was hat sich in den 70er Jahren wirklich abgespielt? Der Roman gibt einige Hintergründe frei und zeigt damit die Möglichkeiten von Intrigen und sogar Spionage auf.

    Hilde Kessel ist verwitwet, ihr Rheinblick läuft nicht gerade gewinnbringend, dabei gehen neben den kleinen Leuten auch namhafte Politiker bei ihr ein und aus. Bei diesen Biertischszenen erfährt Hilde so einige Intrigen, die gegen Willy Brandt zielen. Der ist durch seine Stimmbandoperation nicht in der Lage, die Koalitionsverhandlungen zu führen und bietet damit seinen Gegnern eine Chance.

    Um seine sprachlichen Heilungsprozess kümmert sich die Logopädin Sonja Engel, die neben seinem Privatleben auch das politische Machtgerangel mitbekommt.


    Dieser Roman liest sich sehr flüssig, es wird mit Kölschem und Rheinischem Dialekt eine authentisch wirkende Stimmung erzeugt, die gut zum Schauplatz und zum Zeitgeschehen passt.

    Die Autorin lenkt den Blick mit ihren Protagonistinnen auf die normale Bevölkerung und zieht damit den Leser unweigerlich in die 70er Jahre und das besondere politische Geschehen hinein.

    Was in der Politik veranstaltet wird, kann man wunderbar mit dem Wort "Politzirkus" umschreiben, denn das Machtgerangel um Ministerposten geht mit Intrigen und geheimen Absprachen einher.



    Brigitte Glaser hat für ihren Roman eine gründliche Recherche betrieben und lässt vor den Augen der Leserschaft die damalige Zeit nicht nur politisch bildhaft deutlich werden. Auch die gesellschaftliche Situation zeigt sie genau, es war die Zeit, in der Frauen für Haushalt und Familie zuständig und in der Berufswelt eher nur vereinzelt anzutreffen waren.

    Wirtschaftlich gesehen gelten die 70er Jahre als Aufschwung in der deutschen Geschichte und es war auch die Zeit des studentischen Aufbegehrens.


    Geschickt verflechtet Glaser das Zeitgeschehen mit ihrer fiktiven Geschichte um zwei Frauenfiguren, aber auch um einen dubiosen Mordfall, der einige Auswirkungen nach sich zieht.

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  • 4 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schokoflocke, 11.05.2019

    Bonn 1972-die bekannte bonner Wirtschaft "Rheinblick" ist ein beliebter Treffpunkt für die Politiker und so kriegt die Wirtin Hilde Kessel viele Geheimnisse mit.Nach Jahren der Intigrität wird sie aber langsam in die Intriegen reingezogen.Auch die junge Logopädin Sonja Engel kommt unfreiwillig mit der politischen Welt in Berührung als sie Willy Brandt nach seiner Operation betreuen muss.
    Zwei starke Frauen in der von Männern,Lügen und Intriegen dominierten Welt der großen Politik.Ein interessantes Thema und die Geschichte macht wegen dem historischen Hintergrund neugierig.Die damalige Zeit fand ich gut und authentisch dargestellt,die Geschichte scheint gut recherchiert zu sein und ist historisch fundiert.Allerdings fand ich das Buch anfangs ziemlich trocken und mit vielen (bekannten) Namen und politischen Ereignissen überladen.Die viele Handlungsstränge fand ich ein wenig störend und verwirrend.So ab der Mitte wird die Geschichte aber flüssiger und spannender,da der fiktiver Teil mehr Platz einnimmt,bleibt aber trotzdem informativ.Insgesamt ist das Buch angenehm zum lesen,lehrreich und unterhaltsam und bietet ein interessantes Einblick in die deutsche Geschichte und die politische Welt.

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Milli11, 15.04.2019

    Intrigen, Ränken und Verrat – Politik (nicht nur) in der Bonner Zeit

    Die politische Seite des Buchs: November 1972: Willy Brandt und die SPD haben gerade die Bundestagswahlen gewonnen, Brandt hat sich im Wahlkampf allerdings so verausgabt, dass er ernsthafte gesundheitliche Probleme hat und sich in Bonn in eine Klinik zurückziehen muss.

    Um seine Gesundung soll sich die junge Logopädin Sonja kümmern, allerdings hat sie kaum Gelegenheit, ihrem Patienten nahe zu kommen, da die Koalitionsverhandlungen zu planen sind. Die Abwesenheit von Willi Brandt wird von all seinen parteiinternen Freunden und Feinden sofort genutzt, um um die vorteilhaftesten Posten zu kämpfen. Dabei werden Freundschaften geopfert, Verrat begangen, Interna an die Öffentlichkeit durchgestochen und Informationen erpresst.

    Auf der anderen Seite lebt Sonja in einer WG mit mehreren Studenten. Sie ist aus dem gewalttätigen Elternhaus geflohen, da der Vater schwere psychische Störungen aus dem 2. Weltkrieg davongetragen hat und die ganze Familie tyrannisiert. Die Studentenszene beginnt sich kräftig zu radikalisieren und es ist sehr amüsant zu lesen, wie in den WGs und Kommunen um Ansichten und Deutungshoheiten gekämpft wird. Leider kommen da so profane Dinge wie Putzen und Einkaufen eher weiter hinten auf der Prioritätenliste. In der WG lebt auch der Gelegenheitsstudent Max, der als Taxifahrer jobbt und somit der politischen Klasse in Bonn ebenfalls nahekommt.
    Ein Dreh- und Angelpunkt all dieser unterschiedlichen Welten ist dabei der „Rheinblick“, eine Kneipe in der Bonner Innenstadt, die von Hilde Kessel betrieben wird und hier muss die Inhaberin versuchen, sich ihre Kundschaft zu erhalten, alles mitzubekommen und doch nichts zu wissen.

    Brigitte Glaser gelingt es, um die wahren Fakten und Personen der damaligen Zeit eine Menge an Kunstfiguren zu versammeln, so dass man sich die damalige Zeit sehr bunt, lebhaft und lebendig vorstellen kann. Neben der politischen Welt kommt auch das Zwischenmenschliche nicht zu kurz, denn das ist ja dann immer doch das wahre Leben. Besonderer Augenmerk liegt aber auch auf der Rolle der Frau, einerseits die Damen der gehobenen Schichten, die für ihre Gatten repräsentieren müssen und sich untereinander nicht wirklich grün sind, die alleinstehenden arbeitenden Frauen wie Hilde, die sich in der Geschäftswelt mit doppelter Kraft durchsetzen muss und die jungen Frauen, die sich nichts mehr gefallen lassen wollen, gleiche Entwicklungsmöglichkeiten wie ihre männlichen Kollegen und Studenten haben wollen und ihren ganz eigenen Weg gehen.

    Aus heutiger Sicht ist manches zum Lachen, vieles aber auch wirklich erschreckend bis abstoßend, gerade die politischen Ränkespiele. Leider habe ich nicht die Hoffnung, dass die politischen Geschäfte in der heutigen Zeit sauberer, fairer und weniger auf den eigenen Vorteil aus betrieben werden. Und manche Parteien scheinen auch heute noch gerade ihre erfolgreichsten Vorsitzenden mit besonderer Hingabe intern zu zerfleischen.

    Wieder ein ganz gelungenes Gemälde einer interessanten Zeit, deshalb von mir 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    egal, 22.02.2019

    Spannende und unterhaltsame Geschichte

    1972, Wahlsonntag in Bonn. Die SPD mit Kanzlerkandidat Willy Brandt fährt einen überragenden Sieg ein und nun stehen in Bonn die Koalitionsverhandlungen an – doch Brandt muss sich einer Operation unterziehen. Logopädin Sonja, die in einer Bonner WG lebt, soll ihm helfen und versucht gleichzeitig die jüngere Schwester, die ausgerissen ist, zu finden. Hilde Kessel dagegen hat ganz andere Probleme. Die Betreiberin des bei Politikern sehr beliebten „Rheinblick“ wird in politische Verstrickungen reingezogen und droht sich in dem Schlamassel zu verheddern.

    Nach einer recht kurzen Eingewöhnungszeit und dem Kennenlernen der wichtigsten Charaktere, konnte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, unterfüttert mit allgemein bekannten Fakten zur Politik, die sich theoretisch genauso hätte zutragen können, was die Geschichte sehr spannend für mich machte.
    Wer spielt Spielchen? Wer verrät und verkauft einen Dritten? Ist die Politik wirklich so ein dreckiges Geschäft, wie es an vielen Stellen den Eindruck macht? Wie schnell wird man in etwas reingezogen? Lauern wirklich immer überall Intrigen? Alles Fragen, die mich unheimlich angetrieben haben.

    Gut dargestellt finde ich auch die Zeit und den Zeitgeist – zumindest entspricht er dem, was ich mir darunter vorstelle. Ich bin selbst Kind der 80er und kann es daher nicht aus eigenem Erleben beurteilen. In Bonn war ich schon öfter und hatte daher meist ein Bild vor Augen, wenn von der Innenstadt die Rede war. Sehr schön ausgearbeitet sind die verschiedenen Charaktere – allen voran Wirtin Hilde vom Rheinblick und Logopädin Sonja, die Willy Brandt nach einer Operation helfen soll. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto interessanter wurde die WG samt Bewohnern und man fieberte mit, sei es bei der jungen Journalistin Lotti oder dem Hallodri Max.
    Unterhaltsam fand ich auch den Strang mit dem Mord an einem jungen Mädchen. Welche Verwicklungen dazu führten war ebenfalls spannend, wenn auf anderer Ebene als die politischen Ränkespielchen. Die Hintergründe habe ich so nicht erwartet – echt toll konstruiert!

    Die Zeit war politisch spannend, von Brandts Kehlkopfoperation wusste ich ehrlich gesagt vorher nichts (ich habe mich beim Lesen gefragt, warum ich im Sozialkundeunterricht nie hinterfragt habe, warum er nicht bei den Koalitionsverhandlungen teilgenommen hat…) und vieles, was wir heute nicht nur kennen, sondern alltäglich geworden ist, steckt da gerade in den Kinderschuhen, z.B. Logopädie, Akupunktur.

    Natürlich benötigt man ein gewisses Interesse an Politik, um an dem Buch Gefallen zu finden, großartige Vorkenntnisse benötigt es allerdings nicht. Dank eines Glossars am Ende des Buches werden möglicherweise noch offene Fragen geklärt (ich habe es erst entdeckt, als ich das Buch beendet hatte, aber ich hatte es auch nicht benötigt).

    Der Schreibstil ist rund und flüssig. Die Perspektiven wechseln immer wieder, sodass die Geschichte sehr lebendig wird.

    Ich empfehle das Buch gerne!

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  • 4 Sterne

    12 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 24.02.2019

    Inhalt:
    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei starke Frauen.

    Hilde Kessel ist die couragierte Wirtin des Lokals „Rheinblick“.
    Bei ihr verkehren Politiker aller Couleur, sowie andere Bedienstete des politischen Bonn und natürlich die normale Bevölkerung.
    Als Wirtin erfährt sie sehr viel Interna der Politik,weswegen sie sich selbst zu strengem Stillschweigen verpflichtet sieht.
    Parallel dazu geht es um Sonja Engel, die in der Klinik am Venusberg arbeitet.Dort wird,kurz nach seinem Wahlsieg, Willy Brandt eingeliefert. Er muss sich einer Stimmbandoperation unterziehen und erhält von dem behandelnden Professor zwei Wochen Sprechverbot.
    In dieser Zeit bemüht sie sich als Logopädin, den Heilungsprozess zu unterstützen, auch hier ist Diskretion oberstes Gebot.
    Wie wird sich seine Erkrankung auf die anstehenden Koalitionsgespräche auswirken?
    Es gibt natürlich in seinem Umfeld Leute, die auf seinen Posten spekulieren und so werden einige Intrigen gesponnen.

    Meine Meinung:

    Die Autorin hat es geschickt verstanden, den politischen Alltag in einer schwierigen Zeit zu skizzieren.
    Sie baut dabei eine Geschichte um tatsächlich existierende Persönlichkeiten, sowie die beiden Protagonistinnen auf.
    Sonja und Hilde kämpfen an verschiedenen Fronten.
    Hilde versucht mit sehr viel Energie ihre geschäftliche Position zu halten und außerdem die Probleme in ihrem privaten Liebesleben in den Griff zu bekommen.

    Sonja hingegen bemüht sich um ihre berufliche Anerkennung, das Berufsfeld der Logopädie befand sich damals noch in der Anfangsphase, außerdem bereitet ihr die jüngere Schwester, welche von zu Hause ausgerissen ist, große Sorge.

    Wie ein roter Faden zieht sich außerdem der Mord an einem jungen Mädchen, die für kurze Zeit Patientin auf Sonjas Station war, durch die Geschichte.

    Erneut hat mir der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Auf ruhige, sachliche und dennoch emotionale Weise baut sie eine spannende Geschichte auf.
    Die politischen Ereignisse habe ich alle miterlebt, jedoch waren viele Details wieder in Vergessenheit geraten. Durch das Buch wurden einige Erinnerungen wieder geweckt, was mir gut gefiel.

    Fazit:

    Ein empfehlenswertes Buch für alle Generationen. Die älteren Leser können ihre Erinnerungen auffrischen, die jüngeren Leser erfahren ein Stück Zeitgeschichte, was an Aktualität nicht viel eingebüßt hat.

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  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kunde, 23.02.2019

    Deutschland im November 1972. Hilde Kessel ist die Wirtin des "Rheinblick". Ihre Gäste sind bunt gemischt: Hinterbänkler, Minister, Sekretärinnen und Taxifahrer. Alle haben sie ihre Geschichte. Nach der Bundestagswahl werden die Koalitionsverhandlungen härter - und Hilde bekommt alles hautnah mit. Willy Brandt selbst kann nicht viel sagen - ihm hat es im wahrsten Sinne des Wortes die Stimme verschlagen. Gemeinsam mit der Logopädin Sonja Engel kämpft er in einer Klinik um seine Stimme. Auch Sonja steht unter Druck. Beide kämpfen um Existenz - Hilde um ihre eigene, Sonja um ihre Schwester.

    Dieses Buch führt dem Leser einen Teil der deutschen Geschichte vor Augen. Man taucht in eine Zeit ab, an die sich so mancher gern erinnert, andere noch nicht geboren waren oder genau aus dieser Zeit stammen. Für alle wird dies Buch etwas besonderes sein. Die Autorin vermittelt ein genaues Bild der damaligen Machtkämpfe. Man begegnet Menschen, die bedeutende Persönlichkeiten waren und bis heute wohl jedem ein Begriff sind. Diese werden hier wieder zum Leben erweckt und realistisch dargestellt. Die Verwebung mit fiktiven Elementen ist perfekt gelungen. Die Autorin hat es mit ihrer Sprache geschafft, einen fesselnden Roman zu erschaffen, der durch die Verwendung von damals typischen Begriffen sehr authentisch wirkt.

    Man lernt mit diesem Buch sehr viel: Begriffe, Geschichte und Begebenheiten rund um bedeutende Persönlichkeiten aus einer Zeit, die eigentlich schon längst Vergangenheit ist, jedoch noch heute lebendig ist.

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  • 4 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    jiskett, 24.03.2019

    Da mir schon "Bühlerhöhe" gut gefallen hatte, war ich sehr gespannt auf "Rheinblick" und vor allem darauf, wie Glaser die politische Situation im Bonn des Jahres 1972 schildern würde. Die Koalitionsverhandlungen spielen für die Geschichte eine entscheidende Rolle und die Autorin stellt das Ringen um Macht, das Potential für Intrigen und die Frage, wem ein Politiker vertrauen kann, facettenreich und sehr lebendig dar, sodass es leicht ist, trotz der großen Anzahl an erwähnten Personen den Überblick zu behalten - zumindest, nachdem man sich eingelesen hat. Zu Beginn hat es eine Weile gedauert, bevor die Erzählung mich richtig fesseln konnte; die Autorin stellt zunächst die wichtigsten Personen vor und dadurch bekommt man erst einmal kurze Einblicke in deren Leben. Dies war einerseits interessant, weil so schnell klar war, um wen und was es in dem Buch gehen würde, andererseits musste ich erst ein Gespür dafür bekommen, wer die Charaktere eigentlich sind.

    Die Handlung selbst hat mir gefallen. Die einzelnen Handlungsstränge wurden gut verknüpft und reale Vorkommnisse wurden sehr geschickt mit Fiktion verbunden. So ist beispielsweise der Rheinblick, ein Dreh- und Angelpunkt des Romans, nur erfunden, doch er fügt sich problemlos in die politische Szene Bonns ein, sodass man glauben kann, dass sich dort viele wichtige Politiker versammeln und miteinander austauschen. Die Wirtin, Hilde Kessel, war eine vielschichtige Figur mit Ecken und Kanten und ich fand gut, wie sie mit der komplizierten Situation umgeht, in der sie sich plötzlich wiederfindet. Auch die anderen Charaktere waren gut ausgearbeitet, allerdings muss ich sagen, dass ich nicht mit allen etwas anfangen konnte und ich einige sympathischer fand als andere, weshalb ich ihre Kapitel besonders gerne gelesen habe. Durch die häufigen Perspektivenwechsel war es aber möglich, ein komplexes, umfassendes Bild der Situation und der damaligen Zeit zu schaffen.

    Das Buch spielt in etwas mehr als zwei Wochen und in diesem Zeitraum passiert sehr viel, fast schon zu viel. Wie bereits erwähnt gibt es mehrere Handlungsstränge, die alle irgendwie in Verbindung stehen, doch neben der eigentlichen Geschichte gibt es noch unterschiedliche Nebenhandlungen, die alle mit einer gewissen Ausführlichkeit thematisiert werden. Dadurch wirkte "Rheinblick" teilweise ein wenig überladen, auch wenn ich die Schilderung immer gelungen und oftmals interessant, wenn nicht sogar spannend fand. Gerade das letzte Drittel war sehr fesselnd, da sich die Situation für einige Charaktere zugespitzt hat und die Protagonisten schwere Entscheidungen treffen mussten.

    Insgesamt würde ich das Buch mit 4 Sternen bewerten. Die Erzählung hat meiner Meinung nach ein paar Schwachstellen, doch alles in allem fand ich die Schilderung der komplexen politischen Situation sehr spannend und durch die sehr unterschiedlichen Figuren bekommt man als Leser vielfältige Einblicke, was mir gut gefallen hat.

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  • 3 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne H., 15.03.2019

    Leider nicht durchgehend fesselnd
    Bonn, 1972. Die SPD ist der Gewinner der Bundestagswahl. 46% konnte die Partei um den charismatischen Kanzlerkandidaten Willy Brandt erreichen. Die Kampagne „Willy wählen“ hat die Menschen im Land, vor allem die junge Generation, bewegt und erreicht. Nun beginnt der erste große Kampf nach der Wahl. Nicht mehr der politische Gegner ist für die Konflikte „zuständig“, das Ringen um den Koalitionsvertrag und vor allem die Verteilung der Posten und Pöstchen bestimmt das Denken und Handeln auf der Politbühne. Teil dieser Bühne ist das Lokal „Rheinblick“, das Wirtin Hilde Kessel mit rheinischer Gelassenheit nach dem Tod ihres Mannes alleine führt. Bei ihr sitzen sie alle am Tresen und beim Mittagstisch, und auch manchmal spät abends betrunken im Taxi nach Hause und manchmal hört Hilde Dinge, die sie am besten gar nicht hören würde. Noch nie hat sie ihren Vorteil aus ihrer „Vertrauensposition“ gezogen, wie der Priester im Beichtstuhl oder die rheinische Version von „what happens in Vegas, stays in Vegas“, ist sie sicherer, verschwiegener Boden, zumindest denken das alle… Im November 1972 geht es also hoch her im Rheinblick, denn unmittelbar nach der Wahl fällt die Hauptperson aus: Brandt muss sich im Klinikum auf dem Venusberg einer Stimmbandoperation unterziehen und hat Redeverbot. Schriftlich nimmt er an den nervenaufreibenden Verhandlungen teil, oder hofft es zumindest und ist angewiesen auf das, was ihm ins Krankenhauszimmer vermittelt wird. In dieser angespannten Situation ist es nicht gerade leicht für Logopädin Sonja Engel, den Kanzler zu Atemübungen zu überreden, insbesondere da ihr Cousin, MdB und möglicher Anwärter auf einen Posten im Kanzleramt, plötzlich an sie herantritt, mit der Bitte, ihre Veschwiegenheitsverpflichtung doch etwas flexibler auszulegen. Sonja lebt in einer WG, deren Bewohner, den zweiten großen Personenblock im Roman ausmachen. Vier junge Menschen, außer Sonja alle Studenten, die den Schwung der Zeit, ein neues Lebensgefühl, eine neue Freiheit verspüren und leben. Jeder von ihnen mit seinen persönlichen Sorgen belastet, und doch wieder vereint mit auch ihren Verbindungen zum „Rheinblick“ und einem aktuellen Kriminalfall in Bonn, der insbesondere die Journalistin Lotti aus Baden, die vorübergehend bei ihnen unterkommt, beschäftigt.
    Und leider hört sich das jetzt – sogar für mich in der Rückschau, während ich diese Rezension schreibe-, spannender an, als es tatsächlich im Roman ist. Ab einem gewissen Zeitpunkt zieht es sich doch sehr arg in die Länge. Grundsätzlich fand ich die Konzeption eigentlich sehr gut, die Studenten-WG, das Politlokal, der angeschlagene Kanzler und die ihn belagernden Genossen, um die Weichen für die neue Legislaturperiode zu stellen, allem voran glaube ich, (soweit ich mich traue, das einschätzen zu wollen, so als nicht Zeitzeugin) treffend eingefangen Zeitgeist verspürt zu haben.
    Aber gerade mit einer der Hauptpersonen, der Logopädin Sonja, habe ich mich nie anfreunden können, will ich ihre Rolle fast überflüssig und – sinnlos? – fand. Ihre Anwesenheit auf dem Venusberg hat meiner Meinung nach so gar keine Auswirkung auf die Handlung an sich. Sie dient irgendwie mehr oder weniger nur als Bindeglied zur Studenten-WG, um den Handlungsstrang um Max und Lotti und den Kriminalfall einbinden zu können in das große Ganze und das hat mir irgendwie einfach nicht gefallen.
    Dann habe ich auch leider noch einen Kritikpunkt zur Sprache, nicht im allgemeinen, sondern im sehr speziellen und persönlichen Empfinden. Denn insgesamt liest sich das Buch wunderbar und trotz der für mich zu konstatierenden inhaltlichen Längen ist es ein gut zu lesender, flüssiger Plot. Aber immer dann, wenn Hilde Kessel sprach, (oder eben nicht immer!!!) hat es mich leicht geschaudert. Die Autorin wollte der Wirtin einen zu ihr passenden rheinischen Zungenschlag verpassen. Es ist schwer bis unmöglich, Dialekt wirklich schriftlich treffend einzufangen, das ist mir auch klar. Aber: einen kompletten Satz in Hochdeutsch und dann einfach nur bei einem Wort den letzten Buchstaben weglassen – das wirkt dann immer mehr wie ein Tippfehler für mich, gerade wenn es im Satz noch zwei - drei andere, einfache!, Möglichkeiten gegeben hätte (z.B. im Stil von „er hätte es mit dir besprechen müsse.“ – „er hätt et mit dir bespreche müsse‘ wäre schon viel harmonischer und sicher nicht viel komplizierter umzusetzen gewesen. Mit anderen Worten in den drei Worten „na sischer dat“ des Taxiunternehmers lag für mich mehr Rheinland als in allen Hilde-Sätzen zusammen.
    Toll fand ich tatsächlich den „Soundtrack“ zum Buch, jede der Kapitelüberschriften besteht aus einem Zitat aus einem Liedtext und im Anhang des Buches sind diese und weitere im laufenden Text genannten Lieder alle noch einmal aufgeführt. Also wer die Muse dazu hat, kann sich seine Playlist zur Lektüre zusammenstellen. Diese Idee fand ich sehr kreativ und bemerkenswert.
    Fazit: gute Idee, sicher sehr gut recherchiert, mit sehr viel eingefangenem Zeitgeist – das ist die große Stärke des Romans. Aber insgesamt auch einige Schwächen, die dafür sorgen, dass zumindest ich nicht sehr begeistert bin.

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Heidi K., 03.03.2019

    Inhalt und meine Meinung:
    Deutschland, im November 1972. Zu dieser Zeit ist Hilde Kessel Wirtin des Gasthofs Rheinblick. Im Rheinblick treffen sich Politiker aller Parteien zum Essen und gemütlichen Beisammensein. Krankenschwester Sonja, die so gerne Logopädin werden möchte, versucht mit Willy Brandt dessen Stimme wiederzufinden. Außerdem gibt es noch jeweils einen Handlungsstrang um zwei Bewohner einer WG. Der Student Max, der Taxi fährt und stets knapp bei Kasse ist und Lotti einer Journalistin aus Süddeutschland. Dann geschieht auch noch ein rätselhafter Mord, ein junges Mädchen in einer Heilsarmeeuniform wird tot aufgefunden. Die vielen verschiedenen Handlungen und auch die verschiedenen Blickwinkel auf das Geschehen haben mich an diesen Roman gefesselt. Die Geschichte hat mich gut unterhalten, der Roman hat mir richtig gut gefallen. Brigitte Glaser hat einen mitreißenden Schreibstil, sie schreibt detailliert und bildhaft, ich fühlte mich ständig als stiller Beobachter der Ereignisse.

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