Merken
Merken
 
 
sofort als Download lieferbar

Bestellnummer: 132373481

eBook (ePub) 9.99
Download bestellen
Verschenken
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike M., 14.03.2023

    Verifizierter Kommentar
    Als eBook bewertet

    Interessant, wie die Hauptfiguren, die mir anfangs eher eigenbrötlerisch vorkamen, plötzlich zu einer Gemeinschaft zusammen wachsen, die dann auch noch viel bewirken kann. Ein Wohlfühl-Buch. Vielleicht klappt alles "ein bisschen zu gut" - aber man könnte ja mal überlegen, ob man nicht auch im eigenen Umfeld etwas verändern könnte? Eine gute Geschichte, die gute Anregungen bringt - und in welcher ländlichen Gemeinde gibt es keine leerstehende Gaststätte? Gut geschrieben, locker zu lesen. Die Sprache passt zu den handelnden Personen, und das finde ich wichtig für die Authentizität eines Buchs.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 12.11.2020

    Als Buch bewertet

    Gemeinsam statt einsam

    In dem kleinen Dorf im Voralpenland kennen sich die Alten seit Jahrzehnten, aber sie sind nicht befreundet. Die Kinder sind längst aus dem Haus, viele Männer schon tot und die Witwen fristen ein einsames Dasein. Fast jeder Tag verläuft gleich, man besorgt Haus und Garten und kocht sich ein einsames Mittagessen. „Die Rezepte ihres grünen Ringbuches … fingen in kleinster Größe an mit: für zwei Personen. Für eine allein war dort nicht vorgesehen, gab´s nicht, auch wenn es gang und gäbe war, dass eine für sich allein kochte oder eine allen für sich kochte, wie man es nahm – in beiden Fällen sachlich richtig und grundfalsch zugleich.“ (S. 18)
    Diese Routine wird durchbrochen, als Johanna ausgerechnet zur Mittagszeit bei Franzi klopft – angeblich, um sich Mehl zu borgen, in Wirklichkeit aber, weil sie die Einsamkeit nicht mehr aushält. „Wennst einsam bist, hast immer noch dich selbst, aber von allen verlassen darfst nicht sein. Dann bist verraten und verkauft.“ (S. 159) Eine weitere Nachbarin kommt dazu, im Laufe der Zeit werden es immer mehr, man bekocht sich abwechselnd. Dann werden die Küchen allmählich zu klein. Könnten sie ihre gemeinsamen Mittagessen und das Kochen nicht vielleicht in die seit 20 Jahren stillgelegte Küche des Wirtshauses verlegen? Das „Rössl“ ist zwar eine Flüchtlingsunterkunft, aber für die Bewohner würde man eben einfach mitkochen …

    Karin Kalisa erzählt in ihrem neuen Buch von einer geschlossenen, lange gewachsenen Gemeinschaft, die doch keine ist. Die Einwohner werden immer älter, die jüngeren sind fast alle weggezogen. Jeder kocht – im wahrsten Sinne des Wortes – sein eigenes Süppchen. Als ausgerechnet die Witwen entdecken, dass sie ihre Freiheit und Eigenheiten ja gar nicht aufgeben müssen, nur um mit und für andere zusammen zu Kochen und zu Essen. Die einsamen Küchentische werden wieder zum Mittelpunkt des Lebens und der Gemeinschaft. Und bald fangen sie an, über den Tellerrand zu sehen. Ihre selbstgesteckten Grenzen zu überwinden. Von „>füreineallein< zu >mitanderenzusammen

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Elke F., 02.10.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch hat mir auf Anhieb gefallen, vor allem der Schreibstil ist etwas ganz besonderes. Die Handlung, die einmal mehr Gegenwart und Vergangenheit verbindet, ist überraschend und unerwartet. Rückten die Häuser der Bauern des Ortes in der Vergangenheit - die in parallelen Kapiteln erzählt wird - auseinander, so rücken die Frauen und Nachbarn in der Gegenwart über das Betreiben einer Offenen Küche im alten Gasthaus des Dorfes wieder zusammen.
    Fazit: ein wundervolles Buch über Alleinsein und Miteinander, Einsamkeit und Gemeinsamkeit.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jasika, 21.12.2020

    Als Buch bewertet

    Franzi lebt nach dem Tod ihres Mannes allein und ist gerade am kochen, als ihre Nachbarin Johanna klingelt. Wer klingelt schon mittags,wenn man gerade kocht oder isst? Dieser Gast kommt Franzi sehr ungelegen. Johanna bittet um einen Becher Mehl. Franziska merkt, dass dieser Grund nur vorgeschoben sein kann. Wer auf dem Dorf lebt und nicht mal schnell zum Einkaufen kommt, hat Vorräte, gerade mehrere Tüten Mehl. Kurzerhand bittet Franzi ihre Nachbarin an, mit ihr zusammen zu essen. Bald werden es immer mehr einsame Frauen, welche reihrum für alle kochen. Bis eine andere Lösung her muss. Eine größere Küche.... Perfekt erscheint dafür ein alter, nicht mehr in Betrieb befindlichen, Gasthof. Doch dieser ist inzwischen eine Flüchtlingsunterkunft.

    Das Thema des Buches, Gemeinschaft statt Einsamkeit, wurde treffend eingefangen. Wer kennt nicht das Geschirr für eine Person, zB eine Teekanne mit Tasse für eine Person? Solche Geschenke stapeln sich noch original verpackt in Franziskas Keller. Sie möchte nicht ständig erinnert werden, dass sie nun alleine ist, alleine kocht und alleine isst. "Weil es sachlich richtig war, hab es dieses Füreineallein-Geschirr, das die schenkten,die den Tisch bevölkert hatten,bevor es der Füreineallein-Tisch geworden war."

    Die verschiedenen Dorfbewohner des Alpenvorlandes finden durch ihre Kochkenntnisse zusammen. Welche Zutaten benutzt du? Kapern ins Frikassee oder nicht?

    Der Sinn der mittelalterlichen Einschübe erschließt sich erst zum Schluss und ist eher verwirrend. Ich fand den Anfang des Buches stark, aber dann wurde es mir zu ausschweifend, zu viele verschiedene Personen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    katikatharinenhof, 06.11.2020

    Als Buch bewertet

    In einer eichten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir

    Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, dafür ist der Mensch nicht geboren. Dieses tägliche Einerlei wird jäh unterbrochen, als eine Nachbarin bei ihr klingelt - zunächst erscheint Franziska der Besuch sehr ungelegen, aber dann entwickelt sich daraus eine kleine Gemeinschaft, der sich immer mehr Menschen im Dorf anschließen, deren Kontakte sich bis dato auf ein Mindestmaß beschränkt haben. Daraus entsteht eine wundervolle Idee: ein Mittagstisch für alle, die normalerweise alleine sind. Denn wo sonst schmeckt es besser, als in Gemeinschaft an einem großen Tisch. Ein kleiner Kübel Alpensalz, fast schon leer, in einer ehemaligen Gaststätte setzt den Startschuss für das einzigartige Projekt....

    "Bergsalz" von Karin Kalisa ist kein alltäglicher Roman und doch zeigt er leider die bittere und einsame Seite des Alltags von vielen Menschen, die völlig zurückgezogen und isoliert ihr Leben verbringen müssen und somit immer mehr verkümmern. Nach dem Verlust des Partners igeln sich viele ein, werden von der Gesellschaft vergessen und fristen so ihr Dasein in einem Leben ohne Pep, ohne Schwung und Elan.

    Die Autorin statuiert ein Exempel, in dem sie die Figur Franziska aus ihrer Lethargie erwachen lässt und ihr mit jeder Nachbarin, mit jedem neuen Treffen in der Gemeinschaft wieder Leidenschaft und Biss fürs Leben verleiht.

    Stellvertretend für die Würze im Leben steht hier der noch halbvolle Kübel Speisesalz, der nicht nur die Gerichte würzt, sondern auch die Lebensgeister weckt. Das Schreckgespenst der Einsamkeit verliert immer mehr seine Zugkraft und es kehrt wieder Farbe, Humor und Hunger auf Leben in die Menschen zurück.

    Eine Geschichte, die nicht immer einfach zu lesen ist. Gerade die eingeschobenen historischen Teile wirken schwerfällig und bremsen so den Lesefluss ein wenig aus. Wer sich nicht im Allgäuer Dialekt heimisch fühlt, der dürfte einige Schwierigkeiten haben, den Dialogen zu folgen, die zwar interessant und humorvoll gestaltet sind, aber nicht immer erschließt sich dem Leser sofort der Hintergrund dessen, was gesagt wird.

    Dabei sind es gerade die kleinen Botschaften in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier für Ansporn und Leidenschaft, aber auch für das Umdenken sorgen und so die Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. Das kommt nicht immer gleich schlüssig rüber und so geht viel Wertvolles verloren. Das, für mich, sehr unerwartete Ende lässt mich mit ganz vielen Fragezeichen zurück - es bleibt vieles ungeklärt, ungesagt und somit verknüpfen sich die losen Enden leider nicht, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben.

    Die Botschaft des Buches und die Allgäuer Bergwelt erreicht zwar den Leser, aber mir fehlt hier definitiv noch ein bisschen Dynamik und ein schlüssiges Ende, um vollkommen mit dem Buch eins zu werden - ich kann daher nur 3,5 Sternchen vergeben

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Lilofee, 01.12.2020

    Als Buch bewertet

    Die Autorin hat einen sehr sozialen Roman geschrieben.

    Sie geht der Frage nach wie wir Leben und was wir erleben. Vom Verlassensein ist die Rede und vom Zusammenhalt.

    Von der Freude, Großzügigkeit, der Liebe und auch von Schmerz und Leid durch Krieg oder Vertreibung.

    Die Würze des Lebens ist, das was alles zusammenhält. Wie hier im Roman das Bergsalz.

    Es ist schön zu lesen wie dieses Salz Franzi und ihre alteingesessenen Dorffreundinnen mit den neuen Dorfbewohnern verbindet. Syrische Flüchtlinge, die alles verloren haben. Eine von ihnen, Esme, beginnt mit Franzi zu kochen.

    Franzi freundet sich mit Esme an und die beiden probieren verschiedene Rezepte aus.

    Entdecken einige Gemeinsamkeiten.

    Das ganze Dorf wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

    Die Menschen entdecken nicht nur das das Fremde auch gute Seiten hat. Sie haben auch den Ehrgeiz das Dorf wiederzubeleben.

    Franzi schafft es sogar das Sabina, die aus der Enge des dörflichen Lebens in die Welt und bis in Kriegsgebiete flüchtete in ihre Pläne mit einzubinden.

    Das alles wird in zwei Zeitebenen erzählt.

    In Rückblenden geht es in das mittelalterliche Allgäu in die Zeit der Bundschuh-Bewegung. Um aufständische Bauern die in den Jahren 1493 bis 1517 gegen Ungerechtigkeiten aufbegehrten. Der Kreis schließt sich mit Sabina. Sie beginnt in einem Einödhof ein neues Familien-Leben.

    Die Schreibweise ist gut, geht manchmal sogar ins Poetische.

    Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.

    Der ganze Roman ist so positiv und sehr inspirierend.

    Leider wird vieles nur kurz angerissen.

    Die Botschaft aber ganz klar.

    Hoffnung und Glaube kann Berge versetzen.

    So ist das Leben und deshalb gefällt mir dieses Buch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 2 Sterne

    gst, 23.11.2020

    Als Buch bewertet

    Franziska und Johanna sind schon alt. Beide sind verwitwet und leiden unter Einsamkeit. So schlimm, dass Johanna eines Mittags vor Franziskas Türe steht und die eine die andere zum Essen einlädt. Dieses Zusammensitzen ist so erbaulich, dass sie die Runde ausweiten. Bald trifft sich das halbe Dorf und es entsteht eine neue Gemeinschaft, die überlegt, wie sich das Dorf wieder beleben lässt.

    Karin Kalisa hat in ihrem Roman soziale Probleme aufgegriffen und Ideen geliefert, wie man dagegen angehen kann. Ihr humorvoller Schreibstil hat mich – zumindest zu Beginn des Buches – sehr angesprochen. Ich konnte mich gut in die Protagonisten hineindenken und habe mich mit ihnen gefreut, wie sie immer munterer und lebenslustiger wurden. Sie haben es geschafft, Vorurteile gegen Flüchtlinge zu überwinden und die Welt mit offenen Augen zu betrachten.

    Je weiter man in den Roman vordringt, desto deutlicher werden die – auf das Heute gemünzten - sozialkritischen Aspekte. Da geht es um geschlossene Infrastruktur auf dem Dorf und den Umgang mit Flüchtlingen. Althergebrachtes erschwert Neuerungen. Diese Überlegungen haben mir sehr gut gefallen.

    Etwas irritierend fand ich anfangs die Einschübe aus dem Mittelalter. Ihr Sinn erschließt sich erst im Laufe des Buches. Damit konnte ich mich arrangieren.

    Doch das Ende der Geschichte hat mir die Freude am Buch vergällt, so dass es mir schließlich nur noch wie ein nicht vollständig ausgearbeitetes Manuskript vorkam. Viele der Ideen sind nur angerissen, aber nicht zu Ende geführt. Zu viele Menschen bevölkern das dünne Buch. Und als dann auch noch Mystik in die bisher nachvollziehbare Realität kam, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Schade um die guten Ansätze!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 1 Sterne

    Kristall, 16.11.2020

    Als Buch bewertet

    Klappentext:

    „Dass man so klein wie "füreineallein" eigentlich gar nicht denken und nicht kochen kann, ist von jeher Franziska Heberles Überzeugung. Trotzdem kommt das mittägliche Klingeln an ihrer Haustür unerwartet, ungebeten und ungelegen: Eine Nachbarin. Dann noch eine. Es reicht – und reicht noch nicht. Denn auf einmal fühlt sich das Ungelegene absolut richtig und vor allem steigerungsfähig an: Doch wie kann das überhaupt gehen? Ein Mittagstisch für viele – hier, im ländlichen weiten Voralpenland, wo Einzelhof und Alleinlage seit Generationen tief in die Gemüter sickern? Und es nicht jedem passt, wenn sich etwas ändert. Es braucht Frauen aus drei Generationen: Franzi, Esma und Sabina. Nicht jede 'von hier', aber aus ähnlichem Holz. Es braucht Ben, der wenig sagt, aber wenn, dann in mancherlei Sprachen; es braucht Fidel Endres, einen Vorfahr, der etwas Entscheidendes hinterlassen hat – und einen halbleeren Kübel Alpensalz in einer stillgelegten Wirtshausküche, der zeigt: Dem Leben Würze geben, ist keine Frage der Zeit.“



    Das Buch wurde mir, wie so vielen Rezensenten, vom Verlag zur Verfügung gestellt. Wie einige Rezensenten bereits festgestellt haben, war auch mir der Roman „Bergsalz“ von Karina Kalisa nicht bekannt. Der Start ins Buch war recht holprig und zog sich bis zum Ende hin auch so weiter. Die Wortwahl und die Sprachmelodie sind, zum Teil, recht verworren, stehen gerade beim Zeitenwechsel ohne „Vorwarnung“ einfach so da und man ist als Leser irgendwann nur noch verwirrt. Mal ist man in der aktuellen Zeit, mal im Mittelalter. Ein weiteres Manko waren das Einbringen eines Dialektes, der so manche Zusammenhänge ohne Vorwissen doch auseinander gerissen hat. Das Credo des Buches soll es wohl sein, das alles mit der richtigen Würze im Leben machbar ist - tja, wenn es denn immer so einfach wäre!

    Die Konstellation der drei Damen war nicht schlecht aber auch nicht weiter aussagekräftig ebenso Ben. Gesichtslose und trübe Charaktere ohne jegliche Emotionen.

    Die Geschichte hat mich in keinerlei Hinsicht gepackt oder gefesselt, ich fand es langweilig und ohne jene Tiefgründigkeit, die man eigentlich durch den Klappentext erwartet hat.

    Es gibt 1 von 5 Sterne von mir und es war für mich reine Zeitverschwendung dieses Buch zu lesen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sagota, 25.11.2020

    Als Buch bewertet

    Der neue Roman von Karin Kalisa - Bergsalz - erschien 2020 im Droemer-Knaur Verlag (HC, gebunden) und wird von einem zum Romaninhalt sehr gut gewählten (und optisch sehr schönen) Cover, das die Bergwelt der Alpen in verschiedenen Blautönen zeigt, umhüllt.

    Karin Kalisa entführt ihre Leser in die karge Bergwelt der Voralpen, der Roman beginnt poetisch mit dem Wind, der seinen Weg ins Haus der 75jährigen Franziska Heberle findet: Er könnte für eine Metapher eines "frischen Windes" stehen, der das Leben der Dorfbewohner; zumeist ältere Frauen, deren Männer bereits verstorben sind - oder vor Zeiten das Weite suchten, grundlegend verändern sollte....

    Franziska, von allen Franzi genannt, wird beim Kochen ihres Mittagessens gestört, als eine Nachbarin klingelt, deren Anliegen wohl tiefer geht als das, sich eine Kelle Mehl zu borgen. Nachdem Franzi Johanna hereingebeten hat, klingelt es gar ein zweites Mal an der Tür, dieses Mal ist es Elsbeth, deren Päckchen mit einer Aromalampe (deren Aroma das sinnliche Gefühl wie aus 1001 Nacht wiedergeben soll) versehentlich bei Franzi abgegeben worden ist (Toni, der Ehemann von Elsbeth, hat vor Jahren mit einer jüngeren Sizilianerin das Weite gesucht, so dass Elsbeth ihre Kinder alleine großziehen musste und sich nun auch mal ein sinnliches Vergnügen leisten mag). Was stockend beginnt, da normalerweise jede jede in Ruhe lässt und alleine lebt, man sich nur vom Sehen kennt, entwickelt sich dennoch: Reihum laden die Frauen sich zum Essen ein und stellen fest, dass die jeweilige Küche viel zu klein ist, denn vom Kochen "füreinealleine" wurde unmerklich ein "miteinanderzusammen". Da die Frauen allesamt praktisch veranlagt sind und Gefallen am zusammen essen finden, überlegen sie, dies im lange leerstehenden "Rössle", dem Dorfgasthof, weiter zu betreiben: Für die Geflüchteten, die in den oberen Stockwerken untergebracht wurden, wird eben gleich mitgekocht! So begegnen sich Franzi und Esma, eine Syrerin, die die Küche bereits zu kennen scheint (aber nicht benutzen durfte) und entdecken ein großes Gefäß voller Bergsalz, der dem Roman seinen Namen gab - und nun die Speisen würzen soll, die gemeinsam gekocht werden.

    Und es bleibt nicht bei der "Offenen Küche", in der für jedermann und kleines Geld gekocht wird, sondern man überlegt sich, den stillgelegten Dorfladen wiederzueröffnen und ein Repair-Café zu betreiben. Unterstützt werden diese Projekte von Ben, einem jungen Engländer, der wie Sabina, der Tochter von Elsbeth, einige Jahre in Krisengebieten war, um zu helfen. Beide finden durch diese Tätigkeiten im Dorf zueinander - und auch nach Traumatisierungen zurück ins Leben, was die Autorin wundervoll und ausdrucksstark schildert.

    In Rückblicken und in Form von Einschüben beschreibt Kalisa kurz das Leben der Bauernfamilie Endres zur Zeit der Bauernkriege im 16. Jahrhundert und des "Bundschuhs"; der Vereinigung der Bauern, die aufbegehrten und viele ihr Leben lassen mussten. Im "Einödle", einem alten Bauernhaus, in das eine der ProtagonistInnen einzieht, schließt sich der Kreis und es wird klar, dass beide Geschichten miteinander verwoben sind.

    Stilistisch ist der Roman sehr eingängig zu lesen und die Verwendung des alpenländischen Dialekts in den Dialogen steigert die Authentizität. Am Ende kommt auch Humor ins Spiel, etwa wenn sich der Sohn des Bürgermeisters auf eine "Internetschulung für Best Agers" vorbereitet und "Betreutes Skypen" anbieten möchte; sein Vater hingegen tief seufzt - und sich auf die neuen Aufgaben freut.

    "Bergsalz" ist ein anspruchsvoller und dennoch sehr gut zu lesender Roman, der in die Tiefe geht und mir sehr gut gefallen hat! Die Themen sind sehr vielschichtig; es geht um Vereinzelung und Einsamkeit, Freundschaft und Kooperation, Veränderungen durch das Aufbrechen verkrusteter Lebensweisen, Bauernkriege und auch Bürgerkrieg (Syrien), den Klimawandel, "Kulturelles über den Tellerrand blicken", um Gemeinschaftssinn und Solidarität.

    Die Figuren sind fein gezeichnet und Sympathieträger(Innen) - allen voran Franzi, Esma und Sabina sind mir sehr ans Herz gewachsen und ein positives Beispiel dafür, wie schön es sein kann, seinem Leben eine neue Richtung, einen neuen Sinn zu geben!

    Fazit:

    Ein sehr lesenswerter Roman, der auch kulturhistorische Aspekte im Voralpenland beleuchtet und im Sprachstil (poetisch, zuweilen humorvoll) in die Tiefe geht und die Figuren authentisch ausleuchtet. Gerade in Pandemiezeiten hat "Bergsalz" etwas ungeheuer Aktuelles: Gemeinsam statt einsam!

    Von mir erhält der Roman begeisterte 5* und eine absolute Leseempfehlung.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    nicigirl85, 29.11.2020

    Als Buch bewertet

    Titel: Landleben mal anders...

    Auf Empfehlung habe ich diesen Roman begonnen, denn zuvor hatte ich von der Autorin weder etwas gehört noch gelesen.

    In der Geschichte geht es um ein Dorf in den Bergen, was recht abseits der Zivilisation ist. Hier leben bereits einige Frauen nur für sich und müssen alles alleine machen. Als Franzi eines Mittags "gestört" wird, kommt den Frauen die Idee einfach nicht mehr alleine zu essen. Diese Idee bringt einiges ins Rollen. Wie weit wird das Dorfleben verändert?

    Da ich selbst auf dem Dorf groß geworden bin, empfand ich die dargestellte Gemeinschaft als sehr realistisch. Man kennt alle anderen vom Sehen, möchte aber hauptsächlich in Ruhe gelassen werden. Jeder macht sein Ding für sich.

    Bei Franzi hat man richtig gespürt, wie sie durch die Idee nochmal so richtig aufblüht und wieder Tatendrang hat. Ich mochte wie sie und die anderen Frauen ihre Rezepte verglichen und dadurch noch Neues dazu gelernt haben. Selbstversorgung wird ja wieder ein Trend und den beherrschen die alten Damen.

    Die Figur der Geflüchteten Esma mochte ich , weil durch sie aufgezeigt wird, dass solche Menschen eine Bereicherung für einen Ort sein können. Oft wird das Fremde als Bedrohung wahrgenommen, doch das muss nicht sein.

    Sabrina als junge Frau, die wieder nach Hause zurückkehrt hat einiges durchmachen müssen, weshalb es ungemein glaubhaft schien, dass sie zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Mit ihr konnte ich mich am meisten identifizieren, da ich als junges Mädel auch eine kleine Rebellin war.

    Der Roman ist kein Pageturner, sondern kommt eher mit leisen Tönen und den wahren Geschichten zwischen den Zeilen. Man muss also recht aufmerksam lesen, um Details mitzubekommen.

    Den kursiven Part in der Vergangenheit habe ich erst zum Schluss so richtig verstanden. Das Glossar half sehr beim Verstehen des Dialektes.

    Fazit: Unaufgeregter Roman, der mich nachdenklich gestimmt hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Ideal um zwischendurch mal abzuschalten.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte54, 07.11.2020

    Als Buch bewertet

    Gesellschaftlicher Wandel verbunden mit der Würze des Lebens

    Am 2. November 2020 erschien im Droemer Knaur Verlag der Roman „Bergsalz“ von Karin Kalisa.

    Einsam ist sie, die Franziska Heberle aus dem Voralpenland. Sie beklagt sich nicht, sondern hat sich mit ihrem Lebensstil abgefunden. Abgefunden bis zu dem Tag, an dem es an ihrer Tür klingelt und eine Nachbarin ein Lebensmittel benötigt. Gemeinsam essen sie zu Mittag und finden gefallen daran, nicht alleine essen zu müssen. Mit der Zeit kommen immer mehr Menschen aus dem Dorf zusammen und stellen fest, dass das Zusammensein die Würze des Alltags ist und verbindet. Ein gemeinsames Projekt lernt sie zu lernen, auch von Zugezogenen aus dem fernen Damaskus.

    Bergsalz spiegelt unsere Gesellschaft, welche sich stark im Wandel befindet, unverblümt wieder. Eine Gesellschaft, die häufig von Einsamkeit im Alter geprägt ist. Die Einsamkeit, welche für die Menschen im Roman unerträglich ist und die daraus resultierende Bereitschaft auch im „hohen“ Alter offen für neue Projekte, neue Lebensformen und neue Kulturen zu sein, sind zentrales Thema dieses Romans.

    Mir hat der Roman gut gefallen. Die besondere Wortwahl, welche die Autorin für teilweise banale Situationen findet, fand ich sehr gelungen und anspruchsvoll. Vereinzelte historische Kapitel waren im Dialekt und ausnahmslos kleingeschrieben eingeschoben. Diese Kapitel unterbrachen meinen Lesefluss und riefen anfangs Fragezeichen hervor, denn mir fehlte der Zusammenhang.

    Das Ende des Buches war mir zu „abgefahren“ und wirr und ich konnte der Autorin nicht mehr folgen. Insgesamt ein besonderer und lesenswerter Roman den ich gerne weiterempfehle. 4*.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein