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  • 5 Sterne

    6 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseschneckchen555, 16.02.2024

    aktualisiert am 18.02.2024

    Als Buch bewertet

    Ich wusste bereits nach den ersten gelesenen Seiten, dass es ein Highlight wird. Perfekter Mix aus humorvoller Unterhaltung und fassungsloser Realität.


    Dieses Buch ist so viel mehr als nur eine Geschichte

    Barbara Kingsolver weiß genau, wie man gute Geschichten erzählt. Das beweist sie mir mit diesem Roman. Wenn man auf den ersten Seiten schon das Gefühl hat, dass einen hier ein Jahreshighlight erwarten könnte, hat die Autorin alles richtig gemacht. Bereits nach der Leseprobe zu diesem Buch war ich absolut begeistert und konnte es kaum erwarten weiterzulesen. Die Autorin hat mit Demon Copperhead einen großartigen Charakter geschaffen, den man einfach nur lieben kann. Selten habe ich einen dermaßen fesselnden und amüsanten Schreibstil erlebt und es war für mich ein reiner Genuss, in dieses Buch abzutauchen. Abtauchen ist auch der richtige Begriff, denn man hat beim Lesen das Gefühl, als reise man in eine völlig andere Welt und doch wirkt sie traurig real. Dank der 832 Seiten hat man ordentlich Lesestoff und ein langes Vergnügen an diesem Buch. Denn Demon überrascht uns bereits in den ersten Sätzen mit seinem Humor und man möchte ihn so schnell nicht wieder gehen lassen. Wenn seine Situation auch noch so schmerzhaft und tragisch ist, konnte ich nicht aufhören über seine Schlagfertigkeit und seine Ironie zu lachen, mit der er sein Leben beschreibt. Angefangen mit seiner Geburt, die er scheinbar bewusster als seine drogensüchtige Mutter erlebt haben muss, bis hin zu seinem bösartigen Stiefvater und den darauffolgenden schmerzhaften Erfahrungen von einer Pflegefamilie zur nächsten. Nirgendwo schien der Junge hinzugehören und doch gab er niemals auf. Unter all den unglücklichen Lebensbedingungen erlebte er aber auch immer wieder schöne Momente und sammelte Erfahrungen und Freundschaften noch und nöcher. Er lässt die Leser auf grandiose Weise an seinen Erlebnissen teilhaben und das auf eine unglaublich positive Art und Weise. Das Buch zauberte mir gute Laune und tat mir gleichzeitig in der Seele weh. Es war nicht leicht, es zur Seite zu legen, denn nur schwer konnte ich mich von Demon und seinen Freunden trennen, die mir viel zu schnell ans Herz wuchsen.
    Ich hatte das Gefühl, ich würde den Jungen durch sein ganzes Leben begleiten. So ausführlich und intensiv wurde es beschrieben. Dabei passierte ständig etwas. Der Junge erlebte schon in frühen Jahren so viel, wie andere ihr ganzes Leben nicht. Er zeigt uns, wie man aus der schlechtesten Position im Leben einen Weg nach oben finden kann, wenn man die Stärke und den Willen dazu hat. Aber auch, wie es genauso schnell wieder Berg ab gehen kann, wenn man den falschen Leuten glaubt oder zu verbissen an einer Sache hängt. Die Autorin hat hier bewusst einen Charakter aus der Unterschicht erschaffen, der trotz der schlechtesten Voraussetzungen einen Weg nach oben gefunden hat. Ich mochte diesen Kerl unglaublich gern, denn er strotzte nur so vor Sympathie und schien jeden durch seine unbewusst charmante Art überzeugen zu können. Eine Geschichte über Rassen und Klassen, die uns gleichzeitig die Augen öffnet und uns das sagt, was wir schon lange wissen, aber nicht wahrhaben wollen. Und gleichzeitig ein Drama einer gesamten Region, die der Pharmaindustrie zum Opfer fiel und ganze Genrationen mit sich riss. Das Tragische ist, dass den Menschen, die dort lebten, nicht einmal bewusst war, auf was sie sich einließen. Und zwar geht es um die Opioid-Krise der USA. Diese Geschichte hat definitiv Potential, verfilmt zu werden und ich hoffe darauf sie mir irgendwann einmal anschauen zu können. Für mich ein besonderes Werk, dessen Charaktere ich jetzt schon schmerzlich vermisse. Zum Glück konnte mich das gelungene Ende ein wenig über den Verlust hinwegtrösten.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 05.02.2024

    Als Buch bewertet

    Fenster und Spiegel zugleich
    Barbara Kingsolver, 1955 geboren und in Kentucky aufgewachsen, ist eine anerkannte und mehrfach ausgezeichnete Autorin. Ihr neunter Roman „ Demon Copperhead“ wurde zu einem der „ 10 besten Bücher des Jahres 2022“ gekürt.
    Für den Protagonisten und Ich- Erzähler Demon sind die Chancen von Anfang an schlecht. Seine junge Mutter ist drogenabhängig und arm. Die beiden leben in einem Trailer am Rand einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung. Der Vater starb auf mysteriöse Weise vor Demons Geburt. Noch übler wird die Situation, als Demons Mutter heiratet. Der Stiefvater tyrannisiert und misshandelt Mutter und Sohn. Und dann stirbt die Mutter an Demons elftem Geburtstag an einer Überdosis Oxycontin.
    Demon kommt in verschiedene Pflegefamilien, doch her erfährt er keine Liebe und Zuwendung. Von den einen wird er als billige Arbeitskraft ausgenutzt, die anderen sind nur am Pflegegeld interessiert.
    Doch endlich scheint sich das Blatt zu wenden. Die Großmutter väterlicherseits verschafft ihm Zugang an eine High School und einen Platz im Haus des Footballtrainers der Schule. Für kurze Zeit wird Demon ein gefeierter Footballstar, bis ein Sportunfall die Karriere vorzeitig beendet.
    Die Schmerzmittel, die er großzügig verordnet bekommt, führen in die Sucht und Abhängigkeit mit all ihren schrecklichen Folgen.
    Es ist eine Zeit voller Leid, Gewalt und Verlust, aus der sich Demon nur mit der Hilfe guter Freunde befreien kann. Das Ende lässt Hoffnung aufkommen.
    Diese Lebensgeschichte erzählt Demon im Rückblick. Sein schnoddriger, oftmals bissig- witziger Ton macht das Geschilderte einigermaßen erträglich. Denn es ist manchmal kaum zum Aushalten, was Demon und anderen Kindern angetan wird. Erschreckend zu sehen, wie Armut, Hunger, Gewalt und Verachtung das Leben so vieler bestimmt. Dazu kommt das institutionelle Versagen der zuständigen Behörden, die die ihnen anvertrauten Kinder nur verwalten.
    Sicher, es gibt den Zusammenhalt der Familien und auch immer wieder Erwachsene, die sich Demons annehmen.
    Demon selbst ist ein Kämpfer, der sich nicht unterkriegen lassen will. Aber auch er trifft falsche Entscheidungen, lässt sich mit Menschen ein, die ihm nicht guttun.
    Die Autorin zeigt dabei sehr anschaulich, welche Auswirkungen Drogen auf die Konsumenten, aber auch auf deren Umfeld haben. Was es heißt, wenn sich alles nur noch darum dreht, Geld für den nächsten Kick zu verschaffen.
    Barbara Kingsolver reagiert hier auf die Opioidepidemie in den USA . Durch das leichtfertige Verschreiben von Oxycontin und ähnlichen Schmerzmitteln stieg die Anzahl der Drogenabhängigen und Drogentoten enorm. Eine ganze Generation Kinder wächst ohne Eltern auf, weil diese entweder abhängig, im Knast oder tot sind. Die Pharmaindustrie macht ihre Gewinne auf Kosten der Ärmsten des Landes.
    Ihr anderes großes Thema sind die Abgehängten dieser Region, die sog. „ Hillbillys“, auf die das andere Amerika herabschaut. Sie erzählt die Geschichte dieser Gegend, benennt die Schuldigen, die das Land heruntergewirtschaftet und die Bewohner ohne Perspektiven zurückgelassen haben.
    Die Autorin hat sich für ihren Roman von Charles Dickens „ David Copperfield“ inspirieren lassen. Wie der englische Autor übt auch sie scharfe Kritik an den sozialen Missständen im Land und beleuchtet die verheerenden Auswirkungen von Armut und Perspektivlosigkeit auf das Leben von Kindern und Jugendlichen.
    Man muss aber den englischen Klassiker nicht kennen, denn dieser Roman hier steht für sich.
    Barbara Kingsolver wurde für „ Demon Copperhead“ 2023 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, gemeinsam mit Hernan Diaz, der die Auszeichnung für seinen Roman „ Treue“ erhielt.
    Ich habe beide Bücher gelesen und auch wenn „ Treue“ mit seiner originellen Struktur und seinen unterschiedlichen Erzählformen literarisch ambitionierter sein mag, so halte ich „ Demon Copperhead“ für das wichtigere Buch. Wer Amerika, die Zerrissenheit des Landes und die Probleme seiner Bewohner besser verstehen möchte, der tut das nach der Lektüre des Romans.
    Dieses Buch soll, so der Wunsch der Autorin, „ Fenster sein und Spiegel“. Die einen sollen verstehen und die anderen sich gesehen fühlen. Es ist zu hoffen, dass dieses Buch und seine Botschaft von vielen gelesen und verstanden wird. Und dass sich niemand von seinem Umfang abschrecken lässt.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MeinSohnPrinzAndreas, 16.02.2024

    Als Buch bewertet

    Der junge Demon wird in den 90er Jahren im hintersten Winkel von Virginia geboren. Der Vater ist schon vor der Geburt gestorben und so wächst er zusammen mit seiner Mutter in einem Trailer, eingeklemmt zwischen den Bergen, auf. Die Mutter ist immer wieder auf entzug und auch so hat Demon keine Kindheit, die man als durchschnittlich bezeichnen könnte. Und so ist auch sein weiteres Leben geprägt von Armut, Misshandlung und Sucht.

    Eine Hommage an die Bewohner:innen Appalachias. Weitab dessen, was man allgemen als Wohlstand warnimmt, setzt sich der Roman intensiv mit dem Themen auseinander, die diese Region betreffen. Sei es einerseits die hohe Arbeitslosigkeit, Alkoholmissbrauch, die misserable Versorgungsinfrastruktur oder die Rolle der Bergregion als Epizentrum der Opioidkrise.

    Inhaltlich stark, konnte mich der Roman so sehr schnell fesseln. So beginnt es einmal mit einer unkonventionellen und dennoch glücklichen Kindheit, bevor sich die Handlung dem Leben als Pflegekind zuwendet. Die Intensität der Beschreibungen von Misshandlungen und der Probleme des amerikanischen Kinderunterbringungssystems mögen füer manche Leser:innen zu viel sein, dennoch finde ich es wichtig, dass hier in kaum geschönter Brutalität aufgezeigt wird, mit welchen Problemen die Kinder zu kämpfen haben, und wie sie dadurch für ihr restliches Leben gezeichnet werden.

    So nimmt das Heranwachsen in einer kaputten Welt einen deutlichen Scvhwerpunkt in der Geschichte ein. Ein anderer liegt auf der inflationären Verschreibung und Nutzung von opioidhaltigen Schmerzmedikamenten. Gerade dadurch, dass die Region fernab von jeglicher medizinischer Versorgung ist, die man als ausreichend bezeichnen könnte, haben gewinninteressierte Pharmaunternehmen hier leichtes Spiel, ihre Produkte an den Mann zu bringen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die betäubende Wirkung der Medikamente sicherlich gerne genutzt wird, um den tristen und sorgengeplagten Alltag dieser Region zu entkommen. Dieser Prozess, in dem eine Breite der Bevölkerung in die Abhängigkeit rutscht, wird hier auch dementsprechend interessant beschrieben, als dass man beim Lesen anfangs ein wenig überfordert ist, die Geschehnisse einzuordnen, und sich ein insgesamtes Bild von der Lage der Region zu machen. Es wirkt, als würden wir selbst diesen Prozess beobachten, und uns würde das Hintergrundwissen fehlen, dass wir nun in den 2020er Jahren haben. Wichtige Komponenten dieser Drogenepedemie finden so Eingang in die Geschichte: Pharmavertreter, verschreibungsfreudige Ärzte und Pillenmühlen. Andere wichtige Aspekte, wie Prozesse gegen Purdue-Pharma oder den Unwillen der Politik auf Bundes- und Staatsebene zu handeln, finden leider keinen Eingang in die Geschichte. Mag es sein, weil die Hintergründe der Opioidkrise für diejenigen, die sich nicht zuvor schon mit der Thematik näher befasst hatten, zu vielschichtig und uninteressant sein mögen, wenn sie in Form eines Romans daher kommen. Oder aber, weil umfassendere Beschreibung im Kontrast dazu stehen würde, dass die Bevölkerung dieser Region, von vielen Dingen, die ihnen angetan wurden, gar nichts wussten.

    Wie dem auch sei, das Buch hat viele Aspekte abgedeckt, die mich persönlich sehr stark interessieren. Kombiniert mit den tollen Charakteren und dem sprachlichen Stil der Autorin kommt ein für mich sehr toll gelungener Roman heraus, den ich gerne anderen Leser:innen ans Herz lege.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kundin, 22.02.2024

    Als Buch bewertet

    'Wäre ich dann noch ich?'

    „Das haute mich ziemlich um. […] Das Einzige, worauf ich mich hatte verlassen können, war, dass ich ein Idiot war. Und jetzt sollte ich das bisschen, das von Demon noch übrig war, wegschmeißen und intelligent sein? Wäre ich dann noch ich?“

    Ein Blick in den Klappentext des Romans „Demon Copperhead“ ließ mich sofort an J.D. Vances „Hillbilly – Elegie. Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise.“ denken, da es thematisch durchaus Überschneidungen gibt. (Die Verfilmung der „Hillbilly - Elegie“ ist übrigens sehenswert, Glenn Close verkörpert ganz großartig eine streitbare Matriarchin.) Auch „Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss“ (“Educated: A Memoir“) von Tara Westover könnte man mit dem Roman vergleichen, da die Wichtigkeit einer guten (Aus)Bildung betont wird, als Schlüssel zur Emanzipation. Natürlich kam mir der Film „Forrest Gump“ ebenfalls in den Sinn.

    Doch zurück zu „Demon Copperhead“, das in Kern ein David-Copperfield- Retelling ist:

    Ein Ich-Erzähler führt durch das Geschehen. Damon („Demon“) Fields wird als Kind einer drogenabhängigen Mutter in West Virginia geboren (der Vater ist tot), in einem Trailerpark. Als er elf Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Die verarmten Bewohner, die man auch an den Rändern der Appalachen findet, werden oft abschätzig als „White Trash“ oder „Hillbillies“ bezeichnet, obwohl diese Menschen nicht selten einen starken Familiensinn und eine große Hilfsbereitschaft aufweisen. Die abfällige Rede von “flyover states“ ist da nicht hilfreich. Außerdem – sind diese Angehörigen der Arbeiterklasse schuld daran, dass ganze Industrien weggebrochen sind (man denke nur an die ehemalige ‚Motor City‘ Detroit oder den Niedergang der Kohleindustrie)? Nicht jeder kann sich ein kostspieliges Studium leisten, wenn Jobs nach Fernost abwandern, ist die Arbeitslosigkeit vorprogrammiert und das Abrutschen in die Sucht nicht weit - dennoch wird in „Demon Copperhead“ auch die Eigenverantwortung betont, aber eben auch die Schwäche des Turbokapitalismus aufgezeigt, die Gier der Pharmaindustrie, die für die Opioid-Krise in den USA mitverantwortlich ist. Man sollte jedoch nicht den Fehler machen, das Ganze als amerikanisches Problem abzutun. Soziale Ungerechtigkeit gibt es auch in Europa.
    Ist Demons Lebensweg vorgezeichnet? Er durchläuft die klassischen Stationen eines Kindes aus der Unterschicht, wechselnde Pflegefamilien und Armut prägen seinen Alltag, natürlich bleibt auch die Drogensucht nicht aus. Aber es gibt auch schöne Momente, bei aller Tragik auch Komik und ein Fünkchen Hoffnung. Das Besondere an „Demon Copperhead“ ist die sprachlich – stilistische Ausarbeitung durch die Autorin Barbara Kingsolver.
    Nie driftet die Erzählung ins Kitschige ab, und es ist auch kein Inspirationsklischee, das präsentiert wird. Das Stilmittel des zunächst kindlichen Erzählers, dessen Weltsicht naturgemäß eingeschränkt ist, hat sich in Film und Literatur natürlich bewährt. Trotzdem wirkt es in „Demon Copperhead“ nicht wie ein abgedroschenes Erzählinstrument, und im Coming of Age - Genre bietet es sich natürlich an, nicht einen allwissenden Betrachter sprechen zu lassen.

    Fazit: „Demon Copperhead“ ist ein lesenswerter Roman. Komik trifft auf Tragik; daher empfehle ich die berührende Geschichte gern zur Lektüre.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bernhard R., 13.02.2024

    Als Buch bewertet

    von wegen irgendwo im nirgendwo

    Die Geschichte „spielt“ im nicht so beliebten Teil der Vereinigten Staaten von Amerika. Wie überall gibt es auch im „gelobten Land“ Schattenseiten bzw nicht erwähnenswerte Landstriche, in denen man nicht einmal „tot über dem Zaun hängen“ möchte.
    Hier wächst Demon Copperhead heran, ein Kind, das bereits vor seiner Geburt zu den Verlierern zählt.
    Sein Leben wird in großartigen Worten geschildert und jede der über 830 ! Seiten wirkt authentisch und erzeugt das Verlangen, unbedingt zu erfahren, wie es weitergeht.
    Auf Grund der Umgebung, in der Demon heranwächst, sind hier Ausdrücke und Gedankengänge zu lesen, die eventuell „zarte Gemüter“ arg irritieren oder gar abstoßen könnten.
    Wer sich also auf die Welt einer mehr oder weniger geächteten bzw ignorierten Gesellschaftsschicht einlassen möchte, kann hier einiges an Informationen mitnehmen und dankbar sein, dass einem selbst dieses Schicksal erspart geblieben ist.
    Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen könnte die Handlung auch in Deutschland stattgefunden haben, denn auch hier ist der Umgang mit den „Demon Copperheads“ ähnlich und ich betrachte das Buch als wunderbare Kritik an diesem Thema …
    Für mich ist es ein unbedingt lesenswertes Buch, wobei die mehr als 830 Seiten ein ziemlich dickes Brett sind.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katrin E., 18.02.2024

    Als Buch bewertet

    Was für ein Leben

    Schon lange hatte ich kein so dickes und intensives Buch mehr gelesen. Es hat einige Zeit in Anspruch genommen. Nicht nur wegen der stolzen Anzahl von über 850 Seiten, auch wegen dem Inhalt. Des Öfteren musste ich es beiseite legen und über das Gelesene nachdenken.

    Die Geschichte spielt irgendwo in den Wäldern Virginias. Die Mutter ein Teenie, der Vater tot. So beginnt die Erzählung rund um Demon Copperhead. Und diese ist wild. Er muss viel durchmachen und irgendwie schafft er es immer. Ein Leben, dass man eigentlich keinem wünscht und doch vielen in die Wiege gelegt wird.

    Es war ein intensives Leseerlebnis. Ich selbst war noch nie in den USA, doch spiegelt der Roman irgendwie mein Bild wieder was ich davon habe. Das Leben dort ist nicht wirklich rosig, wenn du nicht den richtigen familiären und/oder finanziellen Hintergrund hast. Bei uns mag auch manches nicht rund laufen, doch schon allein eine Krankenversicherung zu haben ist Gold wert.
    Das und viele weitere Gedanken habe ich mir ständig beim lesen gemacht. Am liebsten hätte ich den kleinen Jungen selbst aufgenommen.

    Das einzige was mich etwas stört ist das Cover. Denn es gibt so gar nichts vom Inhalt wieder und ich kann mir denken, dass es deswegen viele potentielle Leser gar nicht erst in die Hand nehmen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 21.02.2024

    Als Buch bewertet

    Opulent

    Demon Copperhead ist ein großes, opulentes Werk, wirklich beeindruckend.
    Die amerikanische Schriftstellerin Barbara Kingsolver hat damit den Womens prize for Fiction gewonnen und wurde auch mit de Pulitzer-Award ausgezeichnet. Sie ist zur zeit übrigens auf Lesereise in Deutschland. Ich hoffe, sie dort sehen zu können.

    Dirk van Gusteren hat das Buch übersetzt. Das Cover ist schlicht gehalten, aber mit verschlungenen Buchstaben versehen.
    Ein David Copperfield-Zitat am Anfang bringt den Charles Dickens-Einfluß zum Ausdruck. Das angekündigte Coen-Brother-Element habe ich weniger verspürt.
    Der Roman wird sehr von dem Ich-Erzähler geprägt. Eine Erzählstimme, die in Erinnerung bleiben wird.
    Über 800 Seiten. Das Lesen war schon ein Erlebnis, aber auch eine gewisse Anstrengung. Schwer zu lesen ist das Buch aber nicht. Es ist in einem geschmeidigen Stil geschrieben,

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike S., 16.02.2024

    Als Buch bewertet

    Der Lebensverlauf von Damon Field, genannt Demon Copperfield wird hier brilliant aus seiner eigenen Sicht erzählt. Schonungslos werden seine katastrophalen Lebensbedingungen als Sohn einer drogensüchtigen Mutter und eines schon vor seiner Geburt verstorbenen Vaters aufgedeckt. Trotzdem schaut er auch immer mit einem Augenzwinkern zurück und erwähnt auch die positiven Aspekte seiner Kindheit , wie das Zusammengehörigkeitsgefühl der ländlichen Bevölkerung und seine Freundschaft mit Jungen in ähnlicher Situation. Das Buch gibt einen umfassenden Einblick in die Lebenssituation der ländlichen Bevölkerung in den Appalachen, welche zum häufigen Missbrauch von Schmerzmitteln und Drogen mit anschließender Suchterkrankung führt. Von der ersten bis zur letzten Seite ein mitreißendes und doch einfühlsames Buch.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Linda W., 24.02.2024

    Als Buch bewertet

    Stimme einer verlorenen Generation

    Es scheint, als haben einige Menschen von Beginn an ihres Lebens, ein schwereres Los als andere.
    Einer dieser Menschen ist ein Junge namens Damon Fields, von allen nur Demon Copperhead genannt.
    Damon selbst tritt hier als Ich-Erzähler auf und erzählt uns ungeschönt seine Lebensgeschichte. Er scheint bereits am Ende der Geschichte zu stehen und versucht den Auslöser für das Fallen nachzuvollziehen. Dabei bemerkt er, dass es nicht nur ein konkretes Ereignis war, sondern die Summe seines Lebens. Schon seine Geburt war ein reiner Kampf, der sich durch sein ganzes Leben ziehen sollte. Dabei war aber nicht alles immer nur schlecht. Auch wenn die ersten Jahre seiner Kindheit entbehrungsreich zu sein schienen, so waren sie doch relativ glücklich. Seine Mutter war zwar nicht immer in der Lage sich vollumfänglich um ihn zu kümmern, doch schufen die Freiheit der Umgebung und die Fürsorge der Nachbarsfamilie einen guten Ausgleich.
    Durch eine Reihe unglücklicher Umstände gerät Damon ins Pflegesystem und lernt nicht unbedingt dessen positive Seite kennen. Durch die Erfahrungen in dieser Zeit entwickelte sich ein unglaublicher Hunger in ihm. Dabei rede ich nicht nur vom körperlichen Empfinden. Seine Seele hungert förmlich nach Sicherheit, Anerkennung und Zugehörigkeit. Dies führte zu einer Vielzahl von ungünstigen Entscheidungen und Co-Abhängigkeiten. Zwischenzeitlich scheint sich das Blatt für Damon zum Guten zu wenden, doch wer hochsteigt, kann auch tief fallen. Und in seinem Fall ist es die Medikamentenabhängigkeit. Wieder aufzustehen fällt schwerer, als wieder liegenzubleiben.
    Durch Damon als Erzähler ist der Sprachstil sehr flüssig zu lesen und durch die Umgangssprache sehr authentisch. Damons Gedankengänge und Ausdrucksweise gingen mir sehr nahe, da sie schonungslos ehrlich und direkt war. Und trotz all der Tragik gibt es dennoch einiges zum Schmunzeln.
    Der Name Demon Copperhead hat in meinen Augen einen sehr symbolischen Charakter. Zum einen erinnert er natürlich an die Romanvorlage David Copperfield. Demon deutet an, dass sein Schicksal ihm schon vorherbestimmt zu sein scheint. Und Copperhead scheint sich nicht nur auf seine markante Haarfarbe zu beziehen, sondern auch auf die gefährlichen Giftschlangen der Region. Von der er nie eine zu Gesicht bekommen hat. Man hört immer nur von den Verlierern des Systems aber man sieht sie meist nie oder erst, wenn es zu spät ist. Neben dem Hunger hat auch das Meer eine ganz große Bedeutung für Damon. Trotz vieler Versuche hatte er nie die Möglichkeit es hautnah zu erleben. Für mich drückt diese Suche seine Sehnsucht nach Freiheit aus und seine Sorgen einfach fortzuspülen.
    Ich glaube, dass Damons Leben ganz anders ausgegangen wäre, wenn nicht derart viele Resilienzfaktoren vorhanden gewesen wären. Er hat die Fähigkeit in seinen Zeichnungen Dinge zu verarbeiten und eine Handvoll Menschen, die immer an seiner Seite waren.
    Barbara Kingsolver hat mit Demon Copperhead aber nicht nur einen Roman geschaffen, der von einer verkorksten Kindheit erzählt. Es geht nicht nur um Damon allein, sondern auch um die Menschen um ihn herum und gar eine ganze Region im vergessenen Herzen Amerikas.
    Eine ganze Generation und die nachfolgende wurden, egal ob wissentlich oder unwissentlich, kaputtgemacht und im Stich gelassen. Das besondere Lebensgefühl der Menschen Appalachiens wird hier auf ganz besondere Weise zum Ausdruck gebracht. Sie mögen zwar nicht so fortschrittlich sein, wodurch lange auf sie herab geblickt wurde, doch ist ihr Gemeinschaftssinn ihr größtes Gut. Nicht umsonst käme dort niemand auf die Idee sein Haus oder Auto abzuschließen. Umso schlimmer ist es, wie diese Menschen behandelt wurden. Neben Ausbeutung und Perspektivlosigkeit, herrscht ein Mangel Schulbildung und das desaströse Gesundheitswesen ebnete der Profitgier der Pharmaindustrie den Weg, um eine wahre Opioidepidemie auszulösen. Eine Kettenreaktion, für die sich niemand mehr verantwortlich fühlt, obwohl sie dafür sorgte, dass 15-35% der Kinder nicht bei ihren Eltern aufwachsen konnten und vergessen wurden.
    Das relativ offene Ende lässt den Leser selbst entscheiden, welche Abfahrt Demons Leben letztendlich nehmen könnte.
    Dass Barbara Kingsolver selbst aus Appalachien stammt, macht diese ganze Geschichte für mich noch authentischer. Für mich ist dieser Roman eine längst überfällige Aufarbeitung der Geschehnisse in Appalachien und er gibt den Menschen eine Stimme, die lange überhört wurden.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dorli, 25.02.2024

    Als Buch bewertet

    Damon Fields wird in einem Trailer in den Wäldern West Virginias geboren. Im Lee County, das zu den ärmsten Provinzen der USA gehört. Schon der Start ins Leben war für den Jungen nicht einfach, seine drogensüchtige Teenie-Mutter war - wie er selbst es nennt - „nicht ganz da“, sein Vater schon einige Zeit tot. Eine aufmerksame Nachbarin ist zum Glück zur rechten Zeit am rechten Ort.

    Der Lebensweg, den Barbara Kingsolver für ihren Protagonisten vorgesehen hat, besteht eigentlich nur aus Hindernissen und ist von Schicksalsschlägen geprägt. Der Junge, der wegen seiner kupferroten Haare Demon Copperhead genannt wird, erlebt all das, was ein Heranwachsender eigentlich nicht erleben sollte: Armut, eine Odyssee durch Pflegefamilien, Drogen, Ausbeutung, Vernachlässigung und Gewalt. Man sollte meinen, dass jemand, der wie Damon eigentlich keine Perspektive hat, an seinem Schicksal zerbricht, doch Damon ist ein Stehaufmännchen. Kraft dafür schöpft er sowohl aus der tiefen Verbundenheit mit seiner Heimat, seinen Leuten und der Natur wie auch aus seinem Talent als Comiczeichner, so dass es egal scheint, wie tief und finster das Tal ist, das er gerade durchschreiten muss, da ist immer ein Hoffnungsschimmer, dass es irgendwie weitergeht…

    Barbara Kingsolver lässt Damon seine Geschichte selbst erzählen. Mit Worten, die oft sehr direkt und auch derb sind, aber eben auch zu ihm passen. Worte, die mich trotz aller Tragik gut unterhalten haben. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, wie man eine so traurige, herzzerreißende Geschichte mit so viel Witz in der Stimme erzählen kann. Ich habe diesem klugen Jungen gerne zugehört. Man spürt, dass er die raue Welt, in die er hineingeboren wurde, verstanden hat.

    Barbara Kingsolver wollte eine Geschichte über ihre Heimat schreiben und damit die appalachische Lebenswelt verständlich machen. Sie wollte sowohl die positiven wie die negativen Seiten der Gemeinschaft in Appalachia aufzeigen, vor allen Dingen aber auf die zahlreichen Missstände aufmerksam machen und damit denen Gehör verschaffen, die selbst nicht dazu in der Lage sind. Das ist ihr in beeindruckender Weise gelungen. Damons Geschichte zu lesen hat sich für mich angefühlt, als hätte er mich an die Hand genommen und gesagt: „Komm, ich zeige dir mal, was in meiner wunderbaren Heimat los ist, was hier verdammt noch mal alles nicht richtig läuft.“ Und es läuft vieles nicht richtig.

    Demon Copperhead steht als Sinnbild für eine Generation, der von Anfang an nur Steine in den Weg gelegt wurden - verwaiste Kinder und Jugendliche, die von den verheerenden Auswirkungen der Opioidkrise niedergedrückt und von Armut und dem Stigma Hillbilly ausgebremst werden, die mit mangelnder Schulbildung und einem miserablen Pflege- und Gesundheitssystem zu kämpfen haben, die sich nur selten aus eigener Kraft aufrappeln können und so oft nicht in der Lage sind, dem Unbill des Lebens die Stirn bieten. Eine ewige Abwärtsspirale.

    Barbara Kingsolver hat sich von Charles Dickens und seinen leidenschaftlichen Romanen inspirieren lassen. David Copperfield stand Pate für Demon Copperhead. Die Autorin hat trotz aller Parallelen mit ihrer Geschichte allerdings etwas geschaffen, das durchaus für sich allein stehen kann.

    „Demon Copperhead“ hat mir sehr gut gefallen - ein Roman, der mich realitätsnah miterleben lassen hat, was es heißt, ein Leben zwischen Albtraum und Chancen zu leben. Eine fesselnd erzählte, berührende Geschichte, die lange nachklingt. Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    cybergirl, 08.03.2024

    Als Buch bewertet

    Pageturner

    Klappentext:
    Ein Trailer in den Wäldern Virginias, dem Land der Tabakfarmer und Schwarzbrenner, der Hillbilly-Cadillac-Stoßstangenaufkleber an rostigen Pickups. Hier kommt Demon Copperhead zur Welt, die Mutter ist noch ein Teenie und frisch auf Entzug, der Vater tot. Ein Junge mit kupferroten Haaren, großer Klappe und einem zähen Überlebenswillen, bei allem, was das Leben für ihn bereithält: Armut, Pflegefamilien, Drogensucht, erste Liebe und unermesslichen Verlust. Es ist seine Geschichte, erzählt in seinen Worten, unbekümmert, vorwitzig, von übersprudelnder Lebenskraft.

    „Demon Copperfield“ ist ein sprachgewaltiger Roman von Barbara Kingsolver.
    Das Buch ist ein dicker Wälzer mit seinen 862 Seiten und jede Seite ist es wert gelesen zu werden. Die Geschichte hat so einen Sog, dass man gar nicht merkt wie schnell die Seiten dahinfliegen.

    Die Geschichte wird aus Sicht von Demon Copperhead erzählt, er erzählt uns praktisch seine Lebensgeschichte.
    Die Leser*innen lernen ihn schon bei seiner Geburt kennen. Die Mutter ist gerade einmal 18 Jahre und drogensüchtig. Demon hat schon als Kind erfahren was es heißt auf sich alleine gestellt zu sein und stellenweise noch für seine süchtige Mutter zu sorgen. Er war gerade einmal 5 Jahre als sein Mutter an einer Überdosis gestorben ist. Ab da wanderte Demon zu verschiedenen Pflegefamilien.
    Dieser Teil der Geschichte hat mich besonders wütend gemacht. Demon erzählt von einer Pflegefamilie die sich großzügig nannten, weil sie von Demon nichts für die Unterkunft verlangten aber für seine Verpflegung sollte er sich schon etwas dazuverdienen.
    Für solche Familien waren Pflegekinder ein Mittel um einfach an Geld zu kommen. Um die Kinder haben sie sich nicht gekümmert. Und das hat niemanden interessiert.

    Wir begleiten Demon bis er 20 Jahre ist und bis dahin hat er ein Leben voller Kampf gelebt.
    Demon erzählt seine Geschichte nicht mit Kindermund, ein richtiges Kind war er eigentlich auch nie gewesen. Er erzählt seine Lebensgeschichte in einer zum Teil sehr feinen Sprache die mich beeindruckt hat. Es gibt selten einen „Helden“ in einer Geschichte mit dem ich so mitfühle wie mit Demon. Sein Leben hat mich sehr berührt und manchmal auch wütend gemacht. Nicht wütend auf Demon sondern auf seine Umwelt.

    Barbara Kingsolver bringt uns Demons Heimat die Appalachen kennen. Eine Region in der eher ärmere Menschen leben. Die Menschen in der Region sind oft ohne Perspektive und fühlen sich im Stich gelassen. Das Bildungssystem ist schlecht genau wie das Gesundheitssystem.
    Die Autorin erzählt von der Opioid-Epidemie die eine ganze Generation kaputtgemacht hat. Sie ist der Profitgier der Pharmaindustrie geschuldet. Von den Ärzten wurden starke Schmerzmittel verschrieben und damit begründet, dass man den Schmerz angehen muss. Nach wenigen Wochen haben die Schmerzmittel die Patienten süchtig gemacht und niemand hat sich mehr für sie interessiert.

    Barbara Kingsolver hat mit ihrem Roman „Demon Coppüerhead“ ein sprachgewaltiges Buch veröffentlicht. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Geschichte ist fesselnd und ein Wechselbad der Gefühle. Ich wurde sehr schnell wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen und die Seiten flogen nur so dahin.

    „Demon Copperhead“ wird zweifellos zu meinen Highlights des Jahre gehören. Ein solch gewaltiges Buch bekommt man nur selten in die Hände.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magineer, 13.03.2024

    Als Buch bewertet

    The Great American Novel

    Jeder angehende Schriftsteller in den USA träumt davon, sie irgendwann zu schreiben, die "Great American Novel" - das Buch, das den Zustand der Gesellschaft innerhalb einer bestimmten Zeitspanne einfriert, kritisch beleuchtet und lebendig für die Nachwelt konserviert. Romane wie Steinbecks "Früchte des Zorns" zum Beispiel, Twains "Huckleberry Finn", Fitzgeralds "Der große Gatsby", Salingers "Fänger im Roggen" oder Harper Lees "Wer die Nachtigall stört". Barbara Kingsolver ist nun eine Autorin, die erneut verdammt nah dran ist an dieser Idealform einer Geschichte - und ganz im Zeichen ihrer eigenen Generation unerreicht großer Autoren (Cormac McCarthy, Bret Easton Ellis, David Foster Wallace) schreckt sie nicht zurück vor naturalistischen Darstellungen und anklagender Gewalt. Das Resultat heißt "Demon Copperhead", gewann den letztjährigen Pulitzer-Preis und bringt Barbara Kingsolver ein ganzes Stück weiter auf dem Weg zum Thron der neuen "Great American Novel".

    "Demon Copperhead" ist nicht nur eine Hommage an den großen Charles Dickens, es borgt sich sogar unverhohlen den groben Plot und den größten Teil seiner Figuren (mit teilweise nur leicht veränderten Namen) aus dessen Klassiker "David Copperfield" (der seinerseits wohl das beste Beispiel für eine "Great British Novel" wäre). Das ist nicht als Plagiat gemeint, sondern instrumentalisiert bewusst Dickens' damalige Themen für einen Vergleich mit der Jetztzeit. Insofern kann man Kingsolver durchaus den Vorwurf machen, mit ihrer Geschichte des bitterarm und vernachlässigt aufgewachsenen Demon in einer der rückständigsten Gegenden der USA auf die künstliche Emotionalität eines aufgekitschten Groschenroman-Elends abzuzielen, aber das verfehlt den Punkt, da diese Kunstgriffe schon in der Dickens-Version inhärent und dort sicherlich sogar weitaus mehr einem damaligen Publikumsgeschmack geschuldet sind.

    Kingsolver greift diese Mechanik auf und macht sich nicht die Mühe, dem Publikum eine mildere, versöhnlichere Beschreibung des harten Lebens inmitten der Appalachen anzubieten, nur um diesem Vorwurf zu entgehen. Stattdessen zielt sie genau dorthin, wo es weh tut, bombardiert den Leser mit kraftvoller, lebensnaher Sprache, dem Schmutz des Trailerparks, der seelischen Verwahrlosung und physischen Gewalt einer Unterschicht ohne Perspektive, die immer wieder durchbrochen wird von den unschuldigen kleinen Freuden der Kindheit und von der Sorglosigkeit des Coming of Age. Das ändert sich spätestens, als Demon nach einer Verletzung abhängig von OxyContin wird, jenem teuflischen Schmerzmedikament, dass besonders in den verarmten Gegenden der Vereinigten Staaten durch seine skrupellose Verbreitung zum Nutzen der großen Pharma-Konzerne eine massive Opioid-Krise auslöste. Doch das ist fast schon eine andere Geschichte.

    Auf weit über 800 Seiten windet sich "Demon Copperhead" durch ein Leben am Rande lauernder Katastrophen, beobachtet sein Umfeld mit messerscharfer Präzision und schafft vor allem durch diese ausufernde Detailfreude ein ultrarealistisches Abbild einer verlorenen Gesellschaft, festgefroren in einem ewigen Status Quo. Und genau das macht Barbara Kingsolvers wohl ambitioniertestes Werk dann doch schon zum heißesten Anwärter auf die nächste "Great American Novel". Auf jeden Fall kürt es "Demon Copperhead" mit fast schon obszöner Leichtigkeit zum unumstrittenen Buch des Jahres!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Amaryllis 2, 24.02.2024

    Als Buch bewertet

    Mutter und Sohn im Kampf gegen die Verzweiflung

    Cover:

    Der Titel benennt raumgreifend quasi überdimensioniert, den Namen der Verfasserin und den Namen ihrer Hauptfigur.

    Thema und Geschichte:

    Ein Baby erblickt das Licht. Es folgen rosarote Sequenzen im Wechsel mit der Suche nach der nächsten Mahlzeit. Das Ende passt irgendwie nicht zum Rest, wirkt wie ein Wunschtraum der Autorin. Barbara Kingslover versteht es, die dennoch reiche Gefühlswelt des Damon Copperhead in Worte zu kleiden. Sind diese seine Rettung. Er ist auch sehr verwurzelt in Lee County, will nicht weg von "seinen Bergen". Immer wieder trifft er auf "zärtliche" und liebevolle Menschen. Es geht auch um seine Resilienz. Oft ernährt er sich von Essensresten der "verwöhnten" Girls in der Schule und seinen Pflegefamilien. Im Nachwort erfährt der Leser, dass autobiografische Elemente von Barbara Kingslover eingebaut sind.

    Schreibstil:

    In der Trailer-Siedlung wird ganz grob Klartext gesprochen. Damon übernimmt zunächst die Sprache der Nachbarn. Aber eigentlich drückt er sich durch sein Graffiti-Talent aus. Seite 11: "das alles war an einem Mittwoch". Als nichts mehr geht, begibt er sich auf einen Horror-Roadtrip zu seiner Granny, Seite 270, Kapitel 24. Der heilsame Schock verändert jetzt auch seine Sprache.

    die Figuren:

    Damon liebt seine Mutter/Mom sehr. Doch sie ist schwach.
    Die Peggot-Familie liebt das Baby ihrer Mieterin, doch deren Familie ist sowieso schon zu groß. Maggot ist sein bester Freund. Auch hier gab es eine schlimme Tragödie.
    Stoner, der zweite Mann seiner Mom, quält Damon . Das verletzt sie, zudem ist sie erneut schwanger.
    Die Umerziehung richtet schlimme Schäden an,
    das Mutter-Sohn-Tandem wird getrennt.

    authentisch:

    Bestimmt jeder hat von den Trailern in den USA gehört. Hier kommt ein explizites Beispiel einer zunächst sehr attraktiven und lebensfrohen Teenager Mom, die das Baby ihres Melungeon-Lovers alleine großziehen muss.
    Die Melungeons stammen in der Regel von Europäern, Afroamerikanern und nordamerikanischen Indianern ab.

    das Buch ist interessant:

    Tragik und Schwermut sind niederschmetternd.
    Die Liebe ist zwar auch Thema.
    Irgendwie klappt die familiäre Unterstützung überhaupt nicht mehr, als Damon zehn Jahre alt wird, Seite 239, "der Prinz des Trailer-Gesindels".
    Richtige Vorbilder fehlen, sterben früh oder interpretieren die
    Pädagogik völlig falsch.

    zur Autorin an sich:

    Schildert gesellschaftskritische Themen aus dem Hinterland der USA. Spezifische Problematiken. Hier muß unbedingt etwas passieren.

    andere Werke:

    -Coyote's wild Dreams (2020)
    -Unsheltered (2023)

    subjektive Meinung:

    Ziemlich heiter beginnt die Story. Hilfreiche Nachbarn lindern die Not. Der Drogenentzug der Mutter funktioniert zunächst. Ein neuer Verehrer macht ihr den Hof. Mommy jobbt bei Walmart, Stoner ist Lastwagenfahrer, verdient sehr gut und die gemeinsame Zukunft scheint sich auch finanziell zu verbessern. Dann bricht alles zusammen. Auch im Umfeld der kleinen Familie gibt es grausame Gewalt gegen Frauen, Seite 59.

    Empfehlung für andere Leser:

    Wer explizite Gefühlsstudien liebt, wird gut unterhalten. Traurig, zu was Menschen, gerade in dieser abgelegenen Gegend fähig sind. Nichts für sehr sensible Gemüter.

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    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Niko, 11.03.2024

    Als Buch bewertet

    mein Highlight des Jahres

    Ein gutes Buch ist leider nie lang genug. Egal wie viele Seiten das Buch hat, am Ende bleibt trotzdem das Gefühl, dass man die ProtagonistInnen noch eine Weile begleiten würde. Auch wenn das Buch über 800 Seiten lang ist.

    "Demon Copperhead" ist aus der Ich-Perspektive von Demon erzählt. Er ist ca. 20 Jahre alt und, wenn man glauben würde, dass sein Leben erst anfängt, hat er so vieles schon erlebt, dass er ein dickes Buch füllen kann.
    Wir begleiten Demon, seit er geboren ist, bis er ca. 20 Jahre alt wird. Sein Vater stirbt kurz vor Demons Geburt und Demon lebt nur mit seiner Mutter in USA in Virginia. Weil die Mutter von Drogen abhängig ist, wird Demon, auch wenn er nur ein Kind ist, auf die Mutter aufpassen, dass sie jeden Tag aufsteht und in die Arbeit geht. Alles verschlimmert sich, als die Mutter einen neuen Mann heiratet, Stoner, der glaubt, die Erziehung macht man mit den Fäusten.
    Ab nun wird Demon vom Jugendamt genommen und weil das Jugendamt nicht wirklich aufpasst, was mit den Kindern passiert, wird ab jetzt Demon nur auf sich selbst gestellt.

    Wichtig finde ich aber, dass Demon und seine Freunde eigentlich repräsentativ für die Menschen in den ärmeren Schichten in den USA, vor allem Virginia, sind. Barbara Kingsolver schreibt nicht nur über Demon, sondern über alle armen Kindern und alle armen Menschen, die wenig Auswahl im Leben haben. "Demon Copperhead" ist eine Gesellschaftskritik, die sich mit der Armut, Jugendamt, dem schlechten Gesundheitssystem, Gewalt und Drogen- und Medikamentensucht auseinandersetzt.

    Alle sind Menschen wie wir, das sieht und fühlt man schon bei der ersten Liebe. Aber leider reicht das nicht, um die Lebensumstände leichter zu machen.
    Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und fesselnd, manchmal mit Humor gesprüht. Barbara Kingsolver schreibt aus der Ich-Perspektive von Demon. Als Kind sieht Demon die Welt so wie sie ist und erzählt es treu, ohne etwas zu bewerten. Die Bewertung entsteht erst im Kopf des/der Lesers/Leserin und ist nur noch herzzerreißender, als man das Gesamtbild versteht.

    Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und die meisten sind von Armut betroffen. Das ist auch der Grund, warum, auch wenn sie im Grunde gute Menschen sind, können sie manchmal nur begrenzt helfen.

    Ich kann leider keine Stelle nennen, die mir am meisten gefallen hat. Das ganze Buch ist nicht nur berührend, sondern aufwühlend, herzzerreißend und dazu voll mit tollen Zitaten. Meine zwei Lieblingszitate: S. 713: Demon über seine Liebe zu Dori „Es ist ein Wunder, dass man das Leben mit nichts beginnt und mit nichts beendet und dazwischen trotzdem so viel verliert.“ und Demon S. 504: "Man sagt, keiner macht dich so fertig wie du selbst."

    Ich finde das Buch ist eine Liebeserklärung der Autorin in ihrer Heimat Virginia, wo sie nun auch lebt. Die Autorin zeigt ein unglaublich gutes Verständnis auf die ganze Lebenssituation und man bemüht sich, etwas so gut zu verstehen, nur wenn man es so stark liebt. Und wenn man alles in Worte umsetzen kann, dann haben alle nur was davon gewonnen.

    Ein ganz besonderes Buch, ich habe jede einzelnen Satz genossen und 800 Seiten waren mir zu wenig.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke H., 31.01.2024

    Als Buch bewertet

    Ein entlarvender Blick auf das „Land of the Free and Home of the Brave“: In den Appalachen gibt es mittlerweile “zwischen 15 und 35 Prozent Kinder, die nicht von ihren Eltern großgezogen werden, weil sie abhängig, im Knast oder tot sind“, so Barbara Kingsolver in einem Interview im Juli 2023. Kinder ohne Zukunft, die von Geburt an chancenlos sind, von staatlichen Institutionen auf ihrer Reise durch das amerikanische Pflegesystem verwaltet werden. Ihnen gibt Barbara Kingsolver eine Stimme in ihrem mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten neuen Meisterwerk „Demon Copperhead“, in dem sie, inspiriert von Charles Dickens‘ David Copperfield, einerseits scharfe Kritik an diesem herzlosen System einer gespaltenen Gesellschaft übt, andererseits aber auch mit den strukturschwachen Appalachen eine Region in den Fokus rückt, deren Bewohner geringschätzig wahlweise als Hinterwäldler oder Hillbillys bezeichnet werden. Auch für diese Menschen und ihre Lebensweise bricht die Autorin eine Lanze, ist sie doch im ländlichen Kentucky an den Ausläufern der Appalachen aufgewachsen.

    Demon aka Damon Fields hat keine guten Startbedinungen. Geboren von einer achtzehnjährigen Drogenabhängigen in einem Trailer in Lee County, West Virginia, eine Region, die Schaden genommen hat, durch den Wegzug der Kohleindustrie wirtschaftlich am Boden liegt. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, aber die Zahl der Suchtkranken ist um ein Vielfaches höher. Keine Perspektive für niemanden, insbesondere für die Kinder und Juegendlichen. Was allerdings noch immer funktioniert, ist der Zusammenhalt, ein Verdienst der älteren Generation, die ihre Heimat lieben und die alten Werte der Appalachen bewahrt haben. Die sich kümmern und einspringen, wenn sonst niemand mehr da ist. Aber auch das bewahrt Demon nicht vor den schmerzhaften Erfahrungen, die der Elfjährige nach dem Tod seiner Mutter nach einer Überdosis machen muss und auch bei ihm schließlich in die Sucht münden.

    Das alles beschreibt Kingsolver in beeindruckender Weise und weckt damit Verständnis für ihre ehemalige Heimat. Aber sie lässt uns auch ihre unbändige Wut über das systemische Versagen der Regierung in allen Bereichen spüren, klagt im gleichen Atemzug die Gier und Rücksichtslosigkeit der Pharmaindustrie an, die skrupellos mit Opioiden ihre Profite auf dem Rücken der Ärmsten macht und ganze Regionen in den Abgrund zieht.

    Jetzt schon mein Highlight des Jahres, dem ich viele Leser wünsche!

    Nachtrag: Zur Vertiefung des Themas empfehle ich in gedruckter Form „Hillbilly-Elegie“ von J.D. Vance und „Dopesick“ von Beth Macy. Beide Bücher auch verfilmt und unter den gleichen Titeln bei Streamingdiensten abrufbar. Ebenfalls einen ungeschönten Eindruck vom Leben im ländlichen Kentucky (hier Harlan County) vermittelt Elmore Leonards „Raylan“, als mehrteilige Minisierie unter dem Titel „Justified“ verfilmt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 05.02.2024

    Als Buch bewertet

    Beeindruckendes Meisterwerk
    In "Demon Copperhead" erzählt die amerikanische Autorin Barbara Kingsolver die Geschichte "David Copperfield" von Charles Dickens neu. Das ist ihr so meisterhaft gelungen, dass sie dafür im letzten Jahr mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. 

    Demon Copperhead, der eigentlich Damon Fields heißt, kommt in einem armen Bezirk in Appalachia zur Welt. Seine Mutter ist 18 Jahre alt und drogensüchtig, sein Vater starb bereits vor seiner Geburt. Die kleine Familie lebt in einem gemieteten Wohnwagen auf dem Grundstück der Familie Peggot, deren Enkel Maggot Demon ein enger Freund werden wird. Als die Mutter ihren Freund Stoner heiratet, ist Demon zunehmend dessen Gewalttätigkeiten ausgesetzt. Als er 10 Jahre alt ist, wird er auf einer Farm untergebracht, auf der er das Vieh hüten und bei der Tabakernte helfen muss. Ein Jahr später stirbt seine Mutter an einer Überdosis Oxycontin. Da Stoner kein Interesse an Demon hat, wird dieser bei Pflegefamilien untergebracht.

    Demon erzäht uns seine mitreißende Geschichte von der Kindheit bis ins frühe Erwachsenenalter mit schonungsloser Offenheit in der Ich-Form. Wir erleben den kleinen Jungen, der nach dem Tod der Mutter in den Pflegefamilien ein trostloses Leben führt, oft Hunger hat und in der Schule die Reste seiner Mitschüler isst. Nachdem er sich Jahre später aufmacht, um seine Großmutter väterlicherseits zu suchen, scheinen sích seine Lebensumstände endlich zu verbessern. 

    Die zentralen Themen des Buches sind die Armut, in die viele Kinder hineingeboren werden, und Drogenabhängigkeit mit ihren daraus resultierenden Problemen. Es geht auch um das Schmerzmittel Oxycontin, einem Opiod, das Ende der 1990er Jahre in den Vereinigten Staaten im Rahmen der Opiodkrise bekannt wurde. Die Autorin beschreibt nicht nur sehr detailliert, was Oxycontin mit den Menschen macht, sie setzt sich in diesem Zusammenhang auch kritisch mit der Skrupellosigkeit vieler Ärzte auseinander. Der Roman ist keine leichte Kost, er behandelt auch Themen wie Vernachlässigung von Kindern, Pflegefamilien, Grausamkeit und schmerzliche Verluste.

    Demon ist ein fesselnder Charakter, der von seinem Überlebenswillen durch die harte Realität geführt wird. Seine Geschichte. die deutlich mehr Tiefen als Höhen hat, ist meisterhaft in kraftvoller Sprache erzählt und geht unter die Haut. Sie hat mich erschüttert und zutiefst bewegt. Das hoffnungsvolle Ende bildet einen gelungenen Abschluss dieses großartigen Romans.

    Absolute Leseempfehlung für dieses beeindruckende Meisterwerk!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cynthia M., 07.04.2024

    Als eBook bewertet

    Da man auf den Buchseiten und in den Sozialen Medien gefühlt nicht mehr an diesem Buch vorbei kam, bin ich letztendlich doch neugierig geworden. War erst skeptisch ob mir eine Adaption von David Copperfield zusagen würde und auch der Umfang des Buches haben mich erstmal abgeschreckt. Muss aber sagen, dass die Geschichte kurzweilig und durchweg interessant ist, von ihrer Brisanz ganz zu schweigen. Ein wehmütiger, nostalgischer Roman über das Leben am Rande des Gesellschaft.

    Zum Inhalt: Demon Copperhead, benannt nach den Schlagen, die im ländlichen Virginia eigentlich noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat, wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Mutter ist selbst noch Teenager, die einen Entzug nach dem nächsten macht, der Vater tot und Damon ist oft auf sich allein gestellt, unterstützt von seinen Nachbarn, die Peggots, und schnell im Strudel des System gefangen.

    Die Geschichte wird rückblickend aus Demons Sicht erzählt und beleuchtet die Lebensverhältnisse im ärmlichen, ländlichen Virginia. Die Hillbilly Vibes werden großartig rübergebracht, es ist eine Stimmung der Hoffnungslosigkeit und Perspektivenlosigkeit, gepaart mit dem kurzen Aufblitzen der Hoffnung auf ein besseres Leben.

    Die Geschichte wird sehr eindringlich erzählt und es werden grandiose, szenische Bilder geschaffen, die auf mich sehr authentisch wirkten. Die Geschichte selbst, sowie das alles umschließende Thema der Drogensucht sind brisant und aktuell und nehmen den Leser mit auf Demons Lebensweg. Die Geschichte umreißt mehrere Jahre, wodurch ich den Umfang des Buches durchaus angemessen empfinde. Streckenweise gibt es mal ein paar Längen, aber ich die Story in einem Moment als langweilig empfunden, da sie so facettenreich ist.

    Es ist schwer mit Damon nicht mitzufiebern, diesem einsamen Jungen, die in einem Strudel aus Armut, Angst und Hoffnungslosigkeit versinkt. Es fiel mir leicht ihm auch seinen ganzen Unsinn durchgehen zu lassen, weil dieser vom Schicksal gebeutelte Junge so viel durchmachen musste. Damon ist nicht unbedingt sympathisch, eher ein tragischer Held, der gerade durch seine Verfehlungen verletzlich und nahbar wirkt.

    Ich fand dieses Buch und das Bild, das es zeichnet, wirklich grandios und die Geschichte sehr gekonnt geplättet und erzählt. Am Ende fügt sich alles sehr stimmig und beinahe schicksalhaft zusammen. Es lohnt sich, sich kopfüber in diese Geschichte zu stürzen und sich darauf einzulassen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sursulapitschi, 10.03.2024

    Als Buch bewertet

    Wer David Copperfields Geschichte kennt, kann es ahnen, dieses Buch nimmt einen mit. Es bleibt tatsächlich ganz nah an der Originalgeschichte, nur verlegt es sie ins Hillbillymilieu der 90er Jahre.

    Demon Copperhead hat die rötesten Haare der Welt und wird in einem Trailerpark geboren. Seine drogensüchtige Mutter stirbt früh. Demon ist plötzlich seinem brutalen Stiefvater ausgeliefert und durchläuft dann jede traurige Station, die ein Waisenkind durchlaufen kann, das keinen groß zu interessieren scheint. Es ist herzzerreißend, was dieser kleine Junge alles ertragen muss.

    Später hat er auch mal ein bisschen Glück, wäre beinahe ein Baseballstar geworden, aber seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Es ist ein steiniger Weg, bis er sich aus der Abwärtsspirale durch Drogen, Alkohol und falsche Freunde befreien kann.

    Der Schreibstil ist soghaft und auf ganz eigene Art poetisch. Da jagen sich die originellen Vergleiche, es ist amüsant und bedrückend gleichzeitig. „Ich versuchte, mich nicht wie einer zu benehmen, der ungefähr seit August keinen Nachschlag mehr gekriegt hatte.“

    „…ich war ein Stück größer als Mr Golly, der wie ein kleiner brauner Baum aussah, denn man vergessen hatte zu gießen.“

    Solche Formulierungen sind grandios. Ich habe in diesem fetten Schinken jeden einzelnen Satz genossen.

    Man muss die Dickens-Version nicht kennen, um dieses Buch zu lesen. Allerdings hat man noch viel mehr davon, wenn man David Copperfield kennt. Es macht großen Spaß, die Parallelen zu suchen und immer wieder Copperfield Figuren zu identifizieren. Sie sind irgendwie alle da und es ist spaßig zu gucken, wie sie hier präsentiert werden. U-Haul ist Uriah Heep, der hier wie da ganz besonders schleimig ist. Selbst Dickens Weitschweifigkeit und feinen Humor nimmt die Autorin auf und macht sehr elegant etwas Neues daraus.

    Das war ein wundervolles Buch, eine aufwühlend dramatische Geschichte, mitreißend erzählt und dabei auch noch witzig. Ich bin begeistert und tief beeindruckt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 16.03.2024

    Als Buch bewertet

    Ich habe dieses Buch bekommen, bevor ich wusste, dass die Autorin dafür den Pulitzerpreis gewonnen hat und bevor ich wirklich wusste, um was es geht. Ich hatte nur gehört, dass es sich um eine moderne "David Copperfield" Geschichte handelt. Und das war es, was mich neugierig gemacht hat.

    Mit 864 Seiten ist dieses Buch schon eine Herausforderung, aber ich fand, es ist keine Seite zuviel.

    Die Geschichte wird aus der Sicht von Damon "Demon" Copperhead erzählt. Er kommt in armen Verhältnissen zur Welt, die Mutter noch ein Teenie und auf Entzug, der Vater tot. Er wächst bis zum Tod der Mutter in einem Trailerpark in den Wäldern Virginias auf, gehört also zu den "Hinterwäldlern", die in Amerika keinen guten Ruf genießen. Wir erleben Demons Leben mit, von der Geburt bis ins Erwachsenenalter, und mich hat seine Geschichte sehr berührt.

    Viele Themen werden in diesem Buch angesprochen: Die gesellschaftliche und politische Situation in Amerika in Bezug auf die "Hinterwäldler", Armut, Pflegesystem, Drogen- und Medikamentensucht, erste Liebe, große Verluste, große Tragik. Es regt zum Nachdenken an, aber auch zum Mitfühlen.

    Der Autorin ist es wirklich gelungen, eine David Copperfield Geschichte zu schreiben, und es erschreckt, wie wenig sich seit Charles Dickens an der Situation armer Menschen geändert hat.
    Ich liebe den Protagonisten dieses Buches, diesen Jungen, der sein Leben lang kämpfen muss und der mehr erlebt, als ein Kind erleben sollte. Demon ist ein authentischer Charakter, seine Entwicklung absolut nachvollziehbar. Auch die anderen Charaktere in der Geschichte sind für mich sehr rund und gut ausgearbeitet.

    Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr, weil es ihr ganz wundervoll gelingt, Gefühle zu wecken und zu vermitteln. Ich mag ihren Humor und wie sie Demon Dinge auf den Punkt bringen lässt. Mir wurde das Buch in keinem Moment langweilig, im Gegenteil.

    Es ist zwar erst März, aber ich bin sicher, dass dieses Buch eins meiner Lesehighlights 2024 ist und bleibt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Evenia, 19.03.2024

    Als Buch bewertet

    Berührendes und herzzerreißendes Meisterwerk
    Das Cover und auch die Leseprobe haben mich gleich angesprochen. Da ich aus der Generation komme, die "David Copperfield" von Charles Dickens schon als junges Mädchen gelesen habe, war ich natürlich sehr gespannt auf die Neuinterpretation von Barbara Kingslover's "Demon Copperhead".
    Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht.
    Was hab ich mitgefiebert, mitgelitten, mich gefreut und auch geweint auf meinem gemeinsamen Weg mit Demon, den ich doch sehr ins Herz geschlossen habe. Genauso, wie ich wütend auf den ein oder anderen der "Pflegefamilien" war, genauso sind mir andere Personen sehr ans Herz gewachsen (Angus zum Beispiel).
    Demon wird in einer Trailer-Siedlung geboren. Seine Mutter, immer wieder zugedröhnt, überlässt Demon viel sich selbst. Er übernimmt schon früh die Verantwortung für seine Mutter. Sein Vater ist schon vor seiner Geburt gestorben. Demon verbringt viel Zeit bei den Nachbarn, mit deren Enkel, der dort aufwächst, verbindet ihm eine tiefe Freundschaft. Dort erlebt er "Familie", so wie er es nie kennengelernt hat. Als auch Demons Mutter stirbt, beginnt für Demon eine traurige Reise durch verschiedene Pflegefamilien und -stellen. Er erlebt Gewalt, Drogenmissbrauch (und da ist wohl jede Droge bei, die man sich nur vorstellen kann) und träumt von Meer. Demon ist immer auf der Suche... nach sich selbst, nach Liebe, nach Familie, nach Zugehörigkeit.
    Die Autorin hat mich mit ihrem Werk in ihren Bann gezogen, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und bin nur so durch die knapp 900 Seiten geflogen. Von mir aus hätte das Buch gern noch mehr Seiten haben können.
    Immer noch sehe ich den jungen Demon mit seinen roten Haaren vor mir und würde mir wünschen, einige seiner Comics lesen zu können, die er gezeichnet hat. Und so gern hätte ich ihn immer wieder am liebsten in den Arm genommen.
    Das Buch hat mich sehr berührt. Ein grandioses Werk, welches mit Recht mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.

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