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    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leser100, 05.02.2018

    Als Buch bewertet

    Sture Bergwall wird in Schweden für eine ganze Reihe von Morden verurteilt. Später stellt sich heraus, dass er keinen dieser Morde begangen hat. Im ersten Teil beschreibt der Autor wie es zu der Entstehung seines Werkes kam. Sein guter Freund Hannes Râstam deckte den Justizskandal in aufwendigen Recherchen auf. Doch noch vor Beendigung seiner Arbeit starb er. Dan Josefsson entschloss sich daraufhin sein Werk fortzusetzen, betrieb weiterhin Recherchen und veröffentlichte schließlich seine Version der Geschichte.

    Neben Sture Bergwall wird eine weitere Hauptperson sehr ausführlich beschrieben, die Psychotherapeutin Margit Norell. Weite Teile des Buches widmen sich ihrer Arbeit und Beschreibungen ihrer Person durch Dritte. Die Kindheit, Jugend und die Ahnengeschichte beider Personen wird beleuchtet. Die berufliche Karriere Norells und die Kriminellenlaufbahn Bergwalls sowie dessen Behandlung werden ausführlich beschrieben. Insbesondere beschäftigt sich der Autor mit den psychologischen Arbeiten von Margit Norell. Er deckt dabei ihre Arbeitsweise mit "verdrängten Erinnerungen" auf, die veraltet ist und nachweislich falsche Erinnerungen hervorrufen kann. Er beschreibt ihren Charakter und ihre Manipulationskraft. Ebenso geht er auf die Psychologie des angeblichen Täters ausführlich ein. Untermauert werden die Darstellungen mit zahlreichen Quellenangaben (Patientenakten, Beschreibungen Dritter, Aussagen vor Gericht oder von Anwälten, Zeitungsartikeln, usw.). Einschübe von Ansichten und Werke bekannter Psychologen wirken außerdem erklärend für die Handlungsweise Bergwalls. Um sich die beteiligten Personen bildlich besser vorzustellen sind die Fotos in der Mitte des Buches sehr hilfreich.

    Was am Anfang als kaum glaubhafter Jusitizskandal wirkt, wird während der Lektüre des Buches immer verständlicher. Eine Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen, falschen Kompetenzen und daraus resultierender Behandlungen führte zu Bergwalls ungerechtfertigter Beurteilung.

    Ein Kritikpunkt: Anders als auf der Rückseite des Buches angegeben, würde ich Bergwall trotz seiner Unschuldigkeit in den Morden, nicht als Kleinkriminellen bezeichnen. Er hatte als junger Mann einen Bekannten fast erstochen, der nur wie durch ein Wunder überlebte. Außerdem belästigte er mehrfach Kinder und Jugendliche sexuell.

    Fazit: Wie die Zeitung Politiken schreibt, "So spannend wie ein wirklich guter Kriminalroman".

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  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte B., 04.01.2018

    Als Buch bewertet

    sachlich, unfaßbar und beeindruckend akribisch recherchiert

    Dan Josefsson hat sich in diesem Buch ausführlich damit auseinandergestzt, wie es möglich war, dass Sture Bergwall 39 Morde gestand, ohne sie begangen zu haben und dafür verurteilt wurde, ohne dass Zweifel an seinen, häufig wiedersprüchlichen Aussagen genügend Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

    Akribisch genau hat Josefsson sich mit den Aussagen Sture Bergwalls, der sich 1997 in Thomas Quick umbenannte, den Ansätzen seiner Therapeuten, Ansprüchen der Klinikleitung oder Widersprüchen in Bergwalls Aussagen auseinander gesetzt. Er zeichnet das Bild der Psychoanalytikerin Margit Norell, die selbst im Alter von 83 Jahren immer noch, nach vielen beruflichen Niederlagen und unterschiedlichen, vertretenen Richtungen, Bergwalls Therapeuten selber therapiert und supervidiert, wie schon seit Jahrzehnten, wobei sie eher als Sektenführerin oder Gruppenmutter, die keinerlei Kritik duldet, mit dem Fall Quick endlich zu Ruhm und Ehre gelangen will. Offensichtlich war sie vom Fall Thomas Quick besessen, wollte ein Buch darüber schreiben und schulte ihre „Kinder“ in „Verdrändungstheorie“, die Quick auch sehr geschickt bediente, um an Anerkennung, Drogen oder sichere Unterkunft als Belohnung dafür zu erhalten.
    Die Klinikleitung selber versucht mit den sensationellen Ergebnissen der Therapie im eigenen Haus und der stetigen Medienpräsenz, schlechten Zeiten und roten Zahlen zu entkommen.
    So werden schon frühe Zweifler ignoriert, u.a. von diversen Psychologen, Juristen und anderen Experten, beispielsweise ein Kriminologe, der in Quick einen Mythomanen sah oder ein Journalist, der die Glaubwürdigkeit der Geständnisse des seit seiner Jugend ständig zugedröhnten Berwall/Quick genauso hinterfragte, wie die Wahrhaftigkeit der widersprüchlichen Aussagen, die mit unterschiedlichen Traumata samt Schutzmaßnahmen sowie deren Überwindung und sich langsam offenbarenden Erinnerungen erklärt wurden.
    Eben jener Journalist und der Bruder Bergwalls waren bestrebt, diesen großen Justizskandal aufzudecken, den Dan Josefsson schließlich haarklein recherchierte, durch Befragungen, gelesene Protokolle, vielseitige Recherche und auch Interviews mit Bergwall ausgesprochen vielschichtig darstellt. Im Anhang finden sich 536 Anmerkungen/Fußnoten sowie 15 dichtbeschrieben Seiten mit Quellenangaben.
    Das ganze Buch vermittelt ausgesprochen detailliert, wie sich selbst überschätzende Therapeuten
    kritik- und reflektionslos der Sichtweise ihrer Supervisorin unterwerfen um gemeinsam mit ihr Karriere zu machen und selbst nach dem späteren Freispruch Bergwalls nicht von ihrer uraprünglichen Meinung abwichen oder Einsicht zeigten. Ganz beeindruckend wird auch aufgezeigt, warum Bergwall die 39 Morde gestand, wie er schauspielrete und was er sich dadurch erhoffte.

    Insgesamt fand ich das Buch ausgesprochen fesselnd und aufschlußreich; stellenweise war es mir schon ein wenig zu ausführlich, aber es ist ja sinnvoll, alle erkannten Details aufzuführen, auch wenn sich da manches wiederholt. Neben den Begebenheiten in Bergwalls Leben, zeigen gerade auch die Beschreibungen der Lenbenswege der „Quick-Gruppe“ ( Arzt, Therapeuten, Supervisorin, ehem. Staatsanwalt) ihre Beweggründe und auch verschiedene Lehrmeinungen und Ansätze auf. Die geführten Recherchen beeindrucken zutiefst und je weiter man liest, umso weniger kann man verstehen, dass die Wahrheit nicht schon viel früher ans Licht gekommen ist, dass so wenige zweifelten und diese nicht weiter beachtet wurden. Nicht nur die Fassungslosigkeit, wie dies alles geschehen konnte, sondern die Erkenntnis, dass dies nicht ein Einzelfall sein muß, sondern gerade dieses Bestreben, verdrängte Erinnerungen in Therapien hervorzuholen und dabei häufig durch Suggestion tatsächlich falsche Erinnerungen zu implantieren, hinterläßt eine ganz andere Sicht auf Psychotherapie und Selbsteinschätzung der Therapeuten.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    books4ever, 23.12.2017

    aktualisiert am 23.12.2017

    Als Buch bewertet

    Detaillierte Analyse eines Justizskandals

    Mehrere Jahrzehnte lang sitzt Sture Bergwall in der geschlossenen Psychiatrie in Säter. Seit seiner Einlieferung im Jahr 1991 hatte er gestanden, als Serienmörder Thomas Quick über 30 Opfer bestialisch ermordet und die Leichenteile an verschiedene Orten versteckt zu haben. Doch in Wahrheit hatte Bergwall niemals jemanden getötet. Die Geständnisse waren allesamt frei erfunden, um sich stetig seine verschreibungspflichtigen Medikamente zu sichern, und dem Einfluss seiner Therapeuten geschuldet, die in Quick den größten Fall ihrer Karriere witterten.

    Mit „Der Serienkiller, der keiner war“ ist dem schwedischen Journalisten Dan Josefsson die packende Aufarbeitung eines unfassbaren Justizskandals gelungen. Anfangs war es für mich schier unglaublich, dass ein solcher Irrtum heutzutage überhaupt passieren kann. Umso spannender war es dann, die Hintergründe dieser unfassbaren Geschichte zu lesen und zu erfahren, wie ein kleinkrimineller Drogenabhängiger zum berühmtesten Serienmörder Schwedens „therapiert“ werden konnte.

    Dan Josefsson schafft es dabei, das Geschehene so aufzubereiten, dass sich dieses Sachbuch wie ein packender Kriminalroman liest. Selbst komplexere psychologische Modelle schildert der Autor sehr anschaulich, sodass ich seinen Erklärungen stets ohne Probleme folgen konnte. Besonders die Hintergründe zur Geschichte der Psychotherapie in Schweden und der Psychoanalytikerin Margit Norell fand ich sehr interessant, verraten sie doch viel darüber, wie es letztlich dazu kommen konnte, dass Bergwall all diese Morde gestand.
    Das ausführliche Literatur- und Anmerkungsverzeichnis zeigt, wie detailliert sich der Autor mit der Materie auseinandergesetzt hat. Besonders die Gespräche, die Josefsson mit den verschiedenen Therapeuten aus dem Umfeld von Margit Norell geführt hat, waren wirklich interessant und teilweise recht erschreckend. Sie machen deutlich, wie schnell man sich von anderen abhängig machen kann und dann so gut wie alles tut, um diese Zugehörigkeit auch nicht mehr zu verlieren.

    Alles in allem, ist „Der Serienkiller, der keiner war“ ein spannendes und absolut lesenswertes Sachbuch - detailreich, aber dennoch fesselnd und schonungslos wie ein Krimi. Von mir gibt es verdiente 5 von 5 Sternen!

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