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  • 5 Sterne

    18 von 22 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela W., 03.11.2018

    Als Buch bewertet

    Vicky ist sehr jung als sie den Soldaten Willi kennenlernt und schwanger wird.Sie heiraten,aber Willi hat mehrere Frauen noch nebenher.Als sie mit seinem 5.Kind schwanger ist ,teilt er ihr mit das er sich trennt und zu seiner Jugendliebe ziehen will.Vicky nimmt nun ihr Leben selber in die Hand,von ihren Eltern kann sie keine Hilfe erwarten.Da sie schon immer gerne gelesen hat ,macht sie einen Buchladen auf-auch mit Bücherverleih.Der Laden läuft,aber die Zeiten werden schlechter.Viele Männer untersagen ihren Frauen sich Bücher zu kaufen oder zu leihen-bei Vicky der alleinerziehenden Mutter und emanzipierten Frau.In der Zeit wo die Autorin ihre Geschichte schreibt erlebt man das die Frauen mutiger werden,sich nicht mehr bevormunden lassen,sich was trauen-auch die Röcke werden kürzer.Man erlebt wie Berlin in einen Trudel aus Neid,Hass aus Misgunst rutscht.Wie der Hass auf Juden anwächst…..

    Die Autorin oan Weng hat einem die Zeit der zwanziger Jahre näher gebracht und einen erleben läßt was in dieser Zeit geschah.Der Schreibstil ist sehr anschaulich,so das ich das Gefühl hatte als wenn ein Film vor mir abgelaufen würde,ich gebe 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    7 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 09.10.2018

    Als Buch bewertet

    „Ich kann das nicht länger. ... Ich halte das nicht länger aus. Ich möchte die Scheidung.“ (S. 41) sagt Willi nach 9 Ehejahren und 4 Kindern zu Vicky, die schon wieder schwanger ist. Während sie noch hofft, dass er nur mal wieder eine Affäre hat, hat sich Willy ernsthaft verliebt. Nur ihre Eltern freuen sich, den ungeliebten Schwiegersohn jetzt endlich loszuwerden, denn Strumpffabrikant Jakob Ebert – der schon vor Jahren um Vicky geworben hatte – ist viel eher nach ihrem Geschmack. Doch Vicky nutzt diese Chance, um ihren eigenen Traum zu verwirklichen und den Buchladen ihrer Träume zu eröffnen: „Ich möchte einen Laden für Sirup-Bücher. ... die nicht literarisch sind oder kritisch. ... die einfach glücklich machen. ... Bücher die Kraft geben und Mut schenken – Sirup-Bücher eben.“ (S. 171). Das kam 1925 einer Sensation gleich. Und dann auch noch „Schmutz- und Schundliteratur“ wie Hedwig Courths-Mahler, da ist Ärger vorprogrammiert ...

    Vicky war mutig, verrückt und naiv, als sie sich mit 17 Jahren in den mittellosen Chemiestudenten / Leutnant Willi verliebte und schwängern lies. Er hat sie und die Kinder all die Jahre mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser gehalten, sein Studium nie beendet. Nach der Trennung will Vicky selber Geld verdienen, unabhängig von einem (neuen) Mann sein. Ich habe mit ihr geweint und gelacht und Willi mehr als einmal in Gedanken ordentlich durchgeschüttelt. Aber sobald er zu Wort kam wurde klar, dass er nicht allein Schuld am Scheitern der Ehe war.
    Neben ihrer besten Freundin Lisbeth steht Vicky jetzt vor allem ihr Bruder Bambi zur Seite. Der hat ein Kriegstrauma und wurde gerade erst nach Jahren aus einer Heilanstalt (Klapse) entlassen. Jetzt hat er ganz eigene Ansichten von der Welt, die außer ihm kaum jemand versteht, aber er schmeißt ihren Haushalt – verkehrte Welt.
    Ihr Verehrer Jakob ist sehr süß und bemüht sich um sie, wird zu ihrem besten Freund und Ratgeber – aber liebt er sie und sie ihn? „Wenn man liebt, dann liebt man nur einen Einzigen. Der ist es für jetzt, der war es früher und der wird es auch immer sein.“ (S. 243)

    Joan Weng hat es wieder geschafft, mich zu begeistern, zu fesseln und zu überraschen.
    Sie erzählt wie ein Parr versucht, trotz Trennung freundschaftlich miteinander umzugehen. Nicht nur wegen der Kinder, sondern weil man sich mal geliebt hat und jetzt respektiert, dem Anderen nichts nachtragen will. Zudem zeigt sie auf, wie abhängig eine Frau damals von ihrem Mann war, dass sie allein keine Wohnung anmieten, oder ein Konto eröffnen konnte – von einem Laden ganz zu schweigen. Dabei war man doch so modern, liebte Anglizismen und propagierte die freie Liebe, hatte gleichzeitig aber Angst vor dem §175 und musste als Homosexueller versteckt leben. Dazu kommt, dass die Nationalsozialisten immer mehr erstarken, sich der Judenhass ausbreitet und das Bild der „guten deutschen Hausfrau“ aufkommt, die ihrem Mann zu Hause – und nur da – den Rücken frei hält, statt ihm einen Arbeitsplatz wegzunehmen. Erschreckend, wie sie schon 1925 immer mehr Einfluss auf die „öffentliche Ordnung“ genommen haben und niemand eingegriffen hat. Ich hatte ganz schön Angst mit Vicky. Es war eine schwierige und gefährliche Zeit, die Joan Weng sehr farbenprächtig schildert.

    Besonders gefreut habe ich mich über das Wiederlesen mit Vickys Schwager Paul und dessen Freund Carl von Bäumler, Fritzi Keller und Nick Wassermann. Aber auch eine neue Figur hat es mir angetan – ich hoffe sie taucht mal wieder in einem Buch auf: Vickys Vermieterin Mietzi ist eine echte Berliner Schnauze und eine Seele von Mensch.

    Ohne etwas zu verraten möchte ich sagen, dass mich das Ende sehr überrascht hat. Mit diesen Wendungen hatte ich nicht gerechnet!

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 19.10.2018

    Als eBook bewertet

    Vicky emanzipiert sich
    Die Frauen vom Savignyplatz ist der erste Roman, den ich von der Autorin Joan Weng gelesen habe.
    In der letzten Zeit gibt es viele Romane aus der Zeit zwischen den Kriegen, in den goldenen zwanziger Zeiten.
    Dieser Roman spielt in Berlin.

    Vicky hat mit 17 Jahren, gegen den Wunsch ihrer Eltern, den 21jährigen Willi geheiratet. Sie ist mit dem 5. Kind schwanger, als die Ehe in die Brüche ging. Anfangs ist Vicky ziemlich naiv.
    Dann erfüllt sie sich ihren Traum, sie eröffnet eine Buchhandlung für Frauen am Savignyplatz.

    Dieser Roman besticht mit seinen Emotionen und guten Dialogen. Man erfährt wie die Frauen selbständiger werden und trotz aller Schwierigkeiten sich behaupten zu lernen.
    Die Geschichte zeigt den Werdegang einer naiven Frau zu einer gestandenen Geschäftsfrau.
    Das Nachwort der Autorin ist informativ. Den Roman kann ich weiterempfehlen und ich werde noch weitere Roman von Joan Weng lesen.

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  • 5 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina W., 08.02.2019

    Als eBook bewertet

    Eigentlich würde ich gerne 10 Sterne geben für dieses wunderbare Buch!!
    Zwar hat es mich eine nahezu schlaflose Nacht gekostet - ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen - aber das war es wert.
    Tolle Geschichte und sympathische und differenziert gezeichnete Charaktere.
    Dazu kommt, daß mir ein Roman über Romane/Bücher immer gefällt - wenn er so gut geschrieben ist.
    Die Gegend um den Berliner Savignyplatz kenne ich auch recht gut, das fühlte sich vertraut an.
    Grauenhaft ist für mich jedoch die Vorstellung, daß mir Jemand das Lesen und Verkaufen von Büchern verbieten könnte - und doch ist das noch nicht mal 100 Jahre her!
    Danke, daß ich dieses Buch lesen durfte.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monika S., 19.10.2018

    Als Buch bewertet

    Wir schreiben das Jahr 1925 und Vicky ist gerade mit dem fünften Kind schwanger, als sie von ihrem Mann Willi verlassen wird - wegen seiner Jugendliebe Christine. Vickys Eltern sehen das als Chance, sie endlich mit dem Tucherben Ebert zu verheiraten. So sollte es doch eigentlich schon vor Jahren geschehen sein, doch dann stand plötzlich Willi in der elterlichen Metzgerei und verlangte nach einem Steak, um eine Verletzung zu verarzten. Vicky hatte sich Hals über Kopf in den smarten Soldaten verliebt, was nicht ohne Folgen blieb. Ein Kind nach dem anderen brachte sie zur Welt und dann das. Willi verlässt sie!

    Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, beschließt Vicky, sich ihren großen Traum zu erfüllen: Eine eigene Bücherei zu eröffnen. Eine Bücherei nur für Frauen. Sie will Bücher verkaufen die wie Sirup für die Seele sind. Scheiden lässt sie sich jedoch nicht von Willi. Für eine eigene Berufstätigkeit benötigt sie schließlich die Erlaubnis eines Mannes und einen solchen hat sie ja schon, wenn auch einen sehr untreuen.

    Vicky eröffnet schließlich ihren Laden, muss jedoch schnell erkennen, dass nicht alle Menschen so glücklich darüber sind wie sie selbst, denn es ist eine Zeit, in der immer mehr Braunhemden durch die Stadt marschieren und die sehen eine Frau viel lieber zu Hause bei ihrer Familie. Wie Vicky trotz aller Widrigkeiten ihr neues Leben meistert, tja, das lesen Sie dann unbedingt am besten selbst!

    "Die Frauen vom Savignyplatz" - eine Geschichte mit liebenswerten Figuren, die einem sofort ans Herz wachsen. Joan Weng hat es auch mit ihrem neuen Roman wieder geschafft, mich in die Zwanziger Jahre zu entführen. Auf der einen Seite Glanz und Glamour (wer es sich leisten konnte), auf der anderen Seite die Not, seine Familie durchzubringen. Ein selbst bestimmtes Leben war auch in den sogenannten Golden Zwanzigern nicht jeder Frau gegeben.

    Seit ihrem Roman "Das Café unter den Linden" gehört Joan Weng zum kleinen Kreis meiner Lieblings-Autorinnen. Ihre neue Geschichte ist so vielschichtig wie verführerisch, tiefsinnig wie unterhaltsam. Wieder einmal schafft sie es hervorragend, das Flair der damaligen Zeit wiederzugeben. Ihr Schreibstil frisch und lebendig, angenehm und bildhaft, haucht sie den Personen Leben ein und macht den Leser zum stillen Zuschauer.

    "Die Frauen vom Savignyplatz" - eindeutig wieder eine Geschichte aus der Kategorie Lieblingsbuch!

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  • 3 Sterne

    12 von 24 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 29.10.2018

    Als Buch bewertet

    20er Jahre Berlin. Vicky wächst als einzige Tochter in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf und hilft in der familieneigenen Metzgerei als Verkäuferin aus. Die Eltern haben für sie schon einen Ehemann ausgesucht, als sie den rothaarigen Fronturlauber und Studenten Willi kennen- und lieben lernt. So schnell, wie sie sich ineinander verlieben, heiraten sie auch, da das erste Kind unterwegs ist. Vickys Eltern sind mit dem Schwiegersohn gar nicht einverstanden und machen dem jungen Ehepaar das Leben schwer. Als Vicky mit dem fünften Kind schwanger ist, will Willi sich scheiden lassen, da er seine Jugendliebe ebenfalls geschwängert hat und diese nicht im Stich lassen will. Während Vickys Eltern den ungeliebten Schwiegersohn schon aus ihrem Gedächtnis streichen wollen und den damals ausgesuchten Eheanwärter wieder aktivieren, denkt Vicky daran, sich endlich ihren eigenen Traum zu erfüllen, nämlich einen Buchladen mit angeschlossener Bücherei, denn sie möchte Bücher fürs Herz, voller Romantik und Gefühl an die Frau bringen…
    Joan Wenig hat mit ihrem Buch „Die Frauen vom Savignyplatz“ einen historischen Roman vorgelegt, der neben der eigentlichen Handlung vor allem die Situation der Frau zur damaligen Zeit thematisiert und dem Leser vor Augen führt. Der Schreibstil ist flüssig, mit einigem Berliner Lokalkolorit gespickt und gut zu lesen, die Geschichte wird aus der Sicht von Vicky in der dritten Person erzählt. Der Autorin gelingt es gut, den Leser in die damalige Zeit zu versetzen und ihn am täglichen Leben teilhaben zu lassen. Aufgrund akribischer historischer Recherche gibt die Autorin dem Leser einen sehr guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Strukturen, dem Rollenverständnis zwischen Mann und Frau sowie der politischen Lage. Die Nazis sind langsam im Aufwind, die Rolle der Frau ist die einer Haushälterin, Ehefrau und Mutter, die zu dumm ist, intelligente Literatur zu verstehen, weshalb sie sich am besten still im Hintergrund zu halten hat. Frauen waren nicht in der Lage, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, da sie nicht geschäftsfähig waren. Nur mit einem Ehemann im Rücken war es, wenn auch nicht gern gesehen, doch geduldet. Die Autorin lässt den Leser erkennen, wie verlogen die damalige Zeit doch war, wo sich Homosexuelle als abartig galten, während die freie Liebe propagiert wurde. Mit dem Erstarken der Nazis, gegen die sich kaum jemand zur Wehr setzte, wurden der Verfolgung Tür und Tor geöffnet und dem alten Bild von der Frau am Herd noch mehr Raum gegeben wurde. Neben dem interessanten geschichtlichen Hintergrund plätschert die Haupthandlung eher vor sich hin und kann nicht wirklich fesseln. Bis es zur Eröffnung des Buchladens kommt, sind bereits 184 Seiten von 308 gelesen, was mehr als dürftig ist.
    Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und geben einen guten Querschnitt über die verschiedenen Gesellschaftsschichten. Sie alle wirken realistisch und authentisch. Vicky ist eine gute Seele mit dem Herz am rechten Fleck, was bei ihren Eltern ein regelrechtes Wunder ist. Sie hat eine Vorliebe für Liebesromane, ist etwas naiv, dabei offen und schlagfertig und träumt von einer eigenen Bücherei. Ihren Ehemann hat sie sich selbst ausgesucht und führt mit ihm eine eher ambivalente Ehe. Willi ist ein umtriebiger Ehemann, der seine Familie abgöttisch liebt und alles für sie tut. Gleichzeitig treibt er sich rum, wahrscheinlich der Grund, weil er sein Studium bisher nicht zum Ende bringen konnte. Vickys Freundin Lisbeth ist Vicky seit der Kindheit eine große Stütze. Bambi ist Vickys „verrückter“ Bruder, der schon früh als Vegetarier lebt und ihr so manches Mal mit den Kindern hilft. Jakob ist der erwählte Heiratskandidat der Eltern, der sich als freundlich und ehrenhaft erweist und Vicky so manches Mal unter die Arme greift. Auch die weiteren Protagonisten wie z.B. die Vermieterin Mietzi oder der Metzgergeselle geben ein buntes und sehr reales Bild der damaligen Zeit ab.
    „Die Frauen vom Savignyplatz“ ist ein durchaus unterhaltsamer Roman, der vor allem die damalige Zeit gut wiedergibt. Die Handlung plätschert derweil vor sich hin und bleibt nicht lange im Gedächtnis. Kleiner Schmöker für zwischendurch.

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  • 5 Sterne

    anke3006, 07.08.2022

    Als eBook bewertet

    Vicky benimmt sich nicht wie ein Mädchen ihrer Zeit. Sie ist Verlobt, verliebt sich in einen anderen, wird schwanger, geschieden und dann? Sie macht sich selbstständig und das als Frau. Skandal!
    Joan Weng hat die Zeit, die Lebensumstände und die Denkweise sehr gut eingefangen.
    Ihre Art zu schreiben gefällt mir gut.

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  • 5 Sterne

    Isabel R., 22.10.2018

    Als Buch bewertet

    Auf den ersten Blick könnte man Mitleid mit Vicky bekommen. Erst lässt sie trotz aller Einwände und Klagen ihrer Eltern - schwanger von Willy - die gute Partie sausen, die diese für ihr Kind ausgesucht hatten, nur um dann wenige Jahre später genau von diesem Vater ihrer inzwischen vier Kinder und einem im „Öfchen“ sitzen gelassen zu werden! Er liebt nun wohl eine Andere aber wird er es schaffen, sich von Vicky zu lösen? Wird Vicky es schaffen, sich zu behaupten und im Berlin der 20er Jahre ihren Mann zu stehen?
    Mit viel Liebe, echter Berliner Schnauze und einem wachen Auge für all die kleinen Details, die dieses Jahrzehnt gerade in der Großstadt Berlin ausmachen, schickt die sympathische Autorin Joan Wenig ihre Leser und Leserinnen auf die Reise. Mit Vicky dürfen wir zwar den kleinen Zeh in die Welt der Stars und Sternchen eintauchen, vor allem aber stecken wir mit dem ganzen Fuß in die Welt des kleinen Mannes. Wir erleben den harten Alltag, die Wohnungsnot, die Arbeitslosigkeit, die sich abzeichnende Nazimentalität aber auch den Mut und den Erfindungsreichtum, deren sich „der kleine Mann“ und vor allem in diesem Fall „die kleine Frau“ bedient. Auch wenn sie manchmal von Selbstzweifeln gequält wird und leidet, wenn man die Lieben um sie in die Enge treibt, lässt sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Sie ist eine Kämpfernatur mit viel Charm, dem zuletzt ein ganz bestimmter Mann so gar nicht widerstehen kann. Ob „Lotterflittchen“ oder „Zuckerkekschen“ … man muss sie einfach lieben!
    Mit diesem ihrem vierten Buch hat Joan Weng mal wieder bewiesen, dass sie es kann! Sie kann einfach so schreiben, dass ihre Leser verzückt Seite um Seite verschlingen. Besonders, aber nicht nur, haben ihre beiden Liebesromane es in sich. Ich würde mich freuen, bald mehr von ihren Berliner Jungs und Mädels zu lesen. Eine Fortsetzung fände ich schlicht und ergreifend „bonfortionös“!

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  • 4 Sterne

    Regina K., 18.10.2018

    Als Buch bewertet

    Für die Eltern ist eine gute Partie wichtiger als romantische Gefühle, daher wurde Augusta Greff, die sich lieber Vicky nennt, mit dem Strumpffabrikant Jacob Ebert verlobt, den sie eigentlich nicht kannte, nur Kindheitserinnerungen sie verband. Vicky, die die Romane von Court Maler verschlang, sich in eine romantische Welt flüchtete, in Büchern ihre Erfüllung sah. Als dann dieser rothaarige Soldat Willi die Metzgerei ihrer Eltern betritt, ist es auch schnell um sie geschehen. Es ist Krieg, und wer weiß ob sie sich wiedersehen werden, in seinen Armen ist sie glücklich.Doch diese Begegnung bleibt nicht ohne Folgen.

    Jahre später sind beide verheiratet und Vicky trägt ihr fünftes Kind unter dem Herzen, die Ehe allerdings gescheitert.

    Doch diese denkt nicht daran sich in eine weitere Ehe zu stürzen, wie die Eltern es gerne sähen.

    Durch Zusprache ihrer Freunde, denkt sie darüber nach, ihren Traum, einen eigenen Buchladen zu eröffnen. Bücher, die glücklich machen, Liebesromane, Sirup Bücher, wie sie sie nennt.


    Die Handlung spielt in den 20er Jahren, in denen sich die Frauen beginnen von ihrem Korsett zu befreien. Der Krieg noch Spuren in einigen Köpfen hinterlassen hat, bereits die ersten braunen Schläger durch die Straßen ziehen. Eine unruhige Zeit.

    Dieses Bild lässt Joan Weng geschickt in ihre Handlung einfließen. So ist es nicht nur die Geschichte um Vicky und Willi, sondern auch ein Zeitzeugnis.Auch werden Verlage, Künstler und Autoren der Zeit genannt, was von einer guten Recherche zeugt.

    Ihre Helden werden voller Intensität beschrieben, man sie als gute Freunde, Seite um Seite voller Freude bereits erwartungsvoll erwartet. Man litt mit Vicky und Willi förmlich mit, aber wie immer bedarf es vielerlei Irrungen und Wirrungen, um eine Geschichte spannend zu halten, was der Autorin hervorragend gelungen ist.

    Sehr ans Herz waren mir ihr Bruder Bambi, die impulsive Fritzi oder die lasterhafte Mietzi, eine echte Bereicherung für den Roman, gewachsen.


    Joan Weng schrieb bereits „ Das Cafe unter den Linden“, ein Vorgänger zu diesem Roman. In denen Personen wiederzutreffen sind. Ich muss gestehen, dass ich dieses Buch nicht kenne, mich aber dennoch gut unterhalten gefühlt habe, nichts vermisste.

    Stände Vicky heute noch in ihrem Laden, dann hätte sie die Bücher der Autorin sicher im Sortiment.

    Es ist nicht nur eine Geschichte um eine bemerkenswerte Frau ihrer Zeit, sondern auch eine unterhaltsame Liebesgeschichte, halt ein Sirup Buch.

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  • 4 Sterne

    Jennifer H., 19.10.2018

    Als Buch bewertet

    INHALT
    Die Metzgertochter Vicky hat einen großen Traum. Sie möchte eine Buchhandlung einzig für sog. Sirupliteratur, gemeint sind leichte Frauen- und Liebesromane, im Berlin der 20er-Jahre eröffnen. Doch schickt sich das für eine mehrfache Mutter und fast geschiedene Frau in diesen unruhigen Zeiten überhaupt?

    MEINUNG
    Joan Weng entführt den Leser mit ihrem neuesten Roman "Die Frauen vom Savignyplatz" erneut in die Goldenen Zwanziger. Doch dieses Mal geht es nicht um Stars, Sternchen bzw. Kriminelle, sondern um eine einfache, aber lesesüchtige Metzgertochter. Die Hauptprotagonistin Vicky ist ein unangepasstes Frauenzimmer, das mit 17 Jahren entgegen der Entscheidung der Eltern den armen Studenten und Womanizer Willi heiratet, der ihr fünf Kinder, aber auch eine Menge Sorgen einbringt. Nun ist sie in den Dreißigern und will mehr als Hausfrau und Fleischereiangestellte sein. Als sich dann auch noch überraschend Willi von ihr trennt, denkt sie erstmals über ihre eigenen Lebenspläne nach und erkennt, was ihr zu ihrem persönlichen Glück noch fehlt. Sie will nicht länger finanziell von ihrem Nochehemann abhängig sein und braucht aber gleichzeitig sein Einverständnis für ihren beruflichen Neustart als Buchhändlerin. Ein entsprechender Laden am sog. Savignyplatz ist schnell gefunden. Und bald schon machen konservative Männer wie Gruppierungen Front gegen Vickys Buchladen für seichte Literatur. Wird sie sich, unterstützt durch weitere unangepasste Frauenzimmer, trotzdem in der Berliner Geschäftswelt und innerhalb ihrer Familie behaupten können?

    Vicky ist nicht nur eine starke, sondern auch eine extrem tolerante Figur, mit der vor allem die weibliche Leserschaft mitfühlen und -fiebern wird. Ich habe dies jedenfalls reichlich getan. Zudem mochte ich ihre charmanten bis burschikosen Freundinnen sehr, die viel Wert auf Emanzipation legten. Die Sprache und die politischen wie gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit wurden wunderbar überzeugend mit in die Geschichte eingebunden. Meine Lieblingswörter waren dabei "manoli" und "katastrofürchterlich". Einzig das offene Ende hat mir nicht so behagt. Daher hoffe ich auf eine Fortsetzung von Vickys Geschichte. Im Vergleich zu ihrem vorletzten Werk "Das Café unter den Linden" empfand ich die neueste Veröffentlichung als etwas schwächer.

    FAZIT
    Ein gut lesbarer Roman aus der Feder von Joan Weng, den ich besonders Frauen ans Herz legen möchte.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katjuschka, 30.10.2018

    Als Buch bewertet

    Berlin in den 1920er Jahren: Die Eltern der jungen Vicky haben sich ihren zukünftigen Schwiegersohn schon ausgesucht: Den Tuchfabrikanten Jakob Ebert.
    Doch die selbstbewusste Tochter verliebt sich in Willy, einen armen Studenten auf Fronturlaub. Sie wird von ihm schwanger und die beiden heiraten.
    Die Eltern von Vicky machen dem jungen Paar das Leben schwer, aber die beiden scheinen glücklich zu sein.
    Als Vicky jedoch zum 5. Mal schwanger wird, eröffnet Willy ihr, dass er sich scheiden lassen will.
    Nun ist der Moment gekommen, sich ihren größten Traum zu erfüllen: Sie möchte ihren eigenen Buchladen!
    Hilfe erhält sie dabei aber nicht nur von ihrem zukünftigen Ex-Mann, dem sie freundschaftlich verbunden bleibt. Auch der von den Eltern wieder ins Gespräch gebrachte Jakob Ebert scheint noch immer interessiert und ist für Vicky da.
    Zusammen mit ihrer Jugendfreundin Lisbeth eröffnet sie dann auch tatsächlich einen Buchladen nur für Frauen!
    Aber in der Gesellschaft, das von den immer mehr erstarkenden Nationalsozialisten geprägt wird, ist das Frauenbild ein anderes.
    "Kinder, Küche, Kirche" will Vicky aber nicht für sich! Und trotz Gegenwind versucht sie ihre Pläne zu realisieren.

    Hier steht tatsächlich keine Liebesgeschichte im Vordergrund, sondern der Alltag einer Frau in der damaligen Zeit.
    Die Hintergründe zur Handlung sind extrem gut recherchiert und man kann sich jederzeit perfekt in die Situation hineinversetzen.
    Das bezieht sich sowohl auf den ganz normalen Berliner Alltag, als auch auf die historischen Belange und die gesellschaftspolitischen Gepflogenheiten.
    Der Schreibstil ist flüssig und man kann sich gut in die unterschiedlichen Personen hineinfühlen.
    Die Protagonisten sind realistisch und gut beschrieben. Auch die "Nebenfiguren" sind wichtiger Teil der Handlung.
    Ich mochte Vickys junge Vermieterin Mitzi mit ihr frechen Art sehr gern und ihren Bruder Bambi habe ich sofort ins Herz geschlossen!

    "Die Frauen am Savignyplatz" ist nicht so, wie ich es aufgrund des Klappentextes erwartet hatte.
    Nicht die Emanzipierung einer (einzelnen) geschiedenen Frau stand im Fokus, sondern eher der Kampf um Selbstbestimmung gegen gängige Konventionen im allgemeinen.
    Aber das hat mein Lesevergnügen nicht geschmälert.

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  • 4 Sterne

    leseratte1310, 27.11.2018

    Als Buch bewertet

    Berlin, 1925: Vicky und Willi wollten für immer zusammenbleiben. Sie haben vier Kinder und eins ist unterwegs und nun trennt sich Willi von ihr wegen einer anderen. Vicky verfällt nicht in eine depressive Stimmung, ganz im Gegenteil, sie krempelt ihr Leben um und will beweisen, dass Frauen mehr draufhaben als nur Ehefrau und Mutter zu sein. Mit ihrer Freundin eröffnet sie am Savignyplatz eine kleine Buchhandlung für Frauen.
    Joan Weng führt uns mit ihrem Roman ins Berlin der Zwanziger Jahre. Ihr Schreibstil ist lebendig und die Atmosphäre ist sehr authentisch.
    Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und kommen realistisch rüber. Vickys Eltern waren von dem Schwiegersohn, den Vicky ihnen vorstellt, gar nicht begeistert. Sie hatten jemand anderes im Blick und nun sehen sie die Chance, Vicky mit dem Fabrikanten Jakob Ebert zu verheiraten. Doch Vicky denkt nicht daran. Willi ist unbekümmert und hat seine Frauengeschichten. Als seine Jugendliebe von ihm schwanger ist, verlässt er dafür seine schwangere Frau. Hilfe erhält Vicky aber trotzdem von ihm und auch von Jakob Ebert. Mit Lisbeth verbindet Vicky eine langjährige Freundschaft und sie konnten sich immer aufeinander verlassen. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.
    Ihre Buchhandlung für Frauen trifft nicht überall auf Begeisterung, sie müssen auch eine Menge Anfechtungen aushalten, selbst Vicky Vater macht Schwierigkeiten.
    Es ist eine Zeit, als von Frauen erwartet wurden, dass sie heiraten, Kinder kriegen und dann ihr Glück am heimischen Herd finden. Aber es gibt auch Frauen, die mehr wollen und ihnen bläst zu der Zeit noch ein kräftiger Wind entgegen. Immer be3nötigen Frauen die Erlaubnis eines Mannes, wenn sie etwas auf die Beine stellen wollen. Mit dem Aufkommen der Nazis gibt es dann eine rückwärts gerichtete Entwicklung.
    Emanzipierte Frauen in den Zwanziger Jahren – eigentlich ein interessantes Thema, aber trotz interessanter Zeit und sympathischer Protagonisten wurde ich nicht so gepackt wie erwartet, da die Geschichte so vor sich hinplätschert.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 13.10.2018

    Als Buch bewertet

    „Ungemachte Betten sind aller Laster Anfang.

    Bei schlampig gemachten Betten fängt es an, (….) Ich sterbe vor Scham, wenn ich mir ausmale, was der Herr Tucherbe Ebert von mir denkt, wenn er im Juni so ein kleines Lotterflittchen zur Frau bekommt.“ Aber nicht nur die schlampig gemachten Betten, sondern auch der, von den Eltern ausgesuchte, Gatte in spe, sind Vicky herzlich egal, als im Jahr 1916 Fronturlauber Willi, der Rothaarige mit den unwiderstehlichen braunen Augen, die Metzgerei betritt und nach einem Steak für sein blaues Auge verlangt. Hin und weg folgt Vicky ihrem Herzen und „Wenn Willi es eilig hatte, dann hatte er es eilig und irgendwo kamen die bald fünf Kinder eben auch her.“ Mit dem letzten ist sie im Herbst 1925 schwanger, als er sie für seine Jugendliebe, die ebenfalls ein Kind von ihm erwartet, sitzen lässt. Ihre Eltern stehen schon in den Startlöchern, denn zum Glück ist Jakob Ebert immer noch bereit, Vicky zur Frau zu nehmen, wenn jetzt dieser Lebenskünstler endlich aus dem Haus ist.

    „Wenn man sich in Schnallenpumps Blasen gelaufen hat, dann kauft man sich als nächstes keine Lackledernen und glaubt, dann würde es besser. Nein, dann kauft man sich Wanderstiefel. Und Jakob ist ein Wanderstiefel, wenn nicht sogar eine orthopädische Sandale.“ Wie wird es in Liebesdingen bei Vicky weitergehen? Wird sie sich auf Jakob, der sie unterstützen und ihr eine Schulter zum Anlehnen bieten würde, den sie aber nie so lieben würde wie Willi, einlassen? Das wird natürlich hier nicht verraten, nur so viel, eigentlich schwirrt in Vicky ein ganz anderer Plan,...

    „Was wollen Se denn verkofen?“ - „Glück!“ - „Se wollen nen Opiumjeschäft ufmachen?“- „Nein, einen Buchladen! Ich möchte Bücher verkaufen, die einfach glücklich machen. Eine gute Zeit schenken, Bücher, die Kraft geben und Mut schenken - Sirupbücher eben.“ Schon als junges Mädchen träumte Vicky diesen Traum, wenn sie in der Metzgerei hinter dem Verkaufstresen stand und heimlich immer wieder in einem Roman von Courts Mahler schielte. Ist jetzt die Gelegenheit dazu gekommen, vielleicht geht das ja sogar ganz ohne Mann? Nicht von den Eltern verschachert, sondern mit einer Arbeit, die man liebt, auf eigenen Beinen stehen.

    Joan Weng hat mich schon mit ihren beiden historischen Krimis Feine Leute und Noble Gesellschaft ganz perfekt ins Berlin der 1920er Jahre versetzt und wunderbar unterhalten. Ihr „Cafe unter den Linden“ war ein absolutes Highlight für mich und dieses neueste Werk, hat sich schon auf den ersten Seiten als Herzensbuch entpuppt, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.
    Sie versteht es den Leser vollständig mit ihren Romanen einzulullen. Man kann gar nicht anders als, emotional komplett eingefangen, immer weiter zu lesen, bis man leider viel zu schnell schon wieder am Ende ist. Die Autorin lässt mit ihrer bildreichen Sprache beim Leser einen Film im Kopf entstehen. Man hat das Gefühl absolut in Raum und Zeit zu versinken. So war ich z.B. ganz sicher auch mit im Türkisen Salon des Rupinski für einen Wagen voll Desserts. Man kann unheimlich viel schmunzeln, die Geschichte ist aber nicht plump witzig, sondern sie zaubert einem ein vergnügtes Lächeln aufs Gesicht.
    „Und ich finde, er sieht wirklich gut aus. Auf eine gemütliche Art, eine Art für schlechte Tage und zum Anlehnen“ - „Füg noch plüschig hinzu, dann haben wir ein Sofa“, schlagfertige Dialoge, spritzige Kommentare, wie „Das schärfste Messer im Schrank warst du ja nie, aber stell dich doch nicht an wie ein Zuckerlöffel!“, oder Wortschöpfungen wie „kernseifensauber“ oder „katastrofürchterlich“ machen das Lesen zum absoluten Vergnügen.

    Vicky, die heimlich in der Metzgerei Zeitung und Liebesromane liest, die bei ihren Eltern nicht viel zu lachen hat und deshalb schon mal die eine oder andere Notlüge braucht, hat mich von Anfang an völlig für sich eingenommen. Sie ist gewitzt, lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen und auf den Mund gefallen, ist sie auch nicht. Sie ist eine Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt, es sein denn ihre Kinder würden leiden. Sehr unterstützt wird sie von ihrem Bruder Bambi, an dem man die Nachwirkungen des Fronteinsatzes im Ersten Weltkrieg mehr als deutlich erlebt und wirklich toll ist auch der Herzensbrecher Willi gezeichnet. Bei ihm gerät man als Leser in ein Wechselbad der Gefühle, was ist er? Der miese Kerl, der seine Frau mit dem fünften gemeinsamen Kind schwanger für eine andere sitzen lässt, oder muss man da vielleicht, wie so oft im Leben genauer hinsehen? Nicht nur er hat seine Geheimnisse und anderen Seiten, die nach und nach ans Tageslicht kommen, und so fiebert und hofft man nicht nur mit Vicky beim Lesen, sondern ist auch bei vielen anderen emotional richtig ergriffen am Achterbahnfahren. Kann denn eine Mutter wirklich so kaltherzig sein, warum verfällt der Geselle den Nazi Parolen? Unbedingt erwähnen muss ich auch noch Mitzie, die mit ihrer Berliner Schnauze hoffentlich auch für alle weiteren Romane erhalten bleibt.

    „Ich sage Ihnen, was Wahnsinn ist! Dass wir glauben die Frauenfrage ist mit der Einführung des Wahlrechts gelöst!“, „Eifersucht und Besitzdenken war ja so was von 19. Jahrhundert!“, aufgeschlossen wollte man sein im Berlin der 20er Jahre mit seinen Tanzclubs und Co. Doch bei der Rolle der Frau lag noch vieles im Argen, was an Vicky grandios aufgezeigt wird. „die Eltern würden sie rausputzen wie eine zu prämierende Sau und dann würde sie meistbietend zum Verkauf…. Oh nein, Entschuldigung, natürlich zur Verheiratung anbieten.“ Das Einverständnis des Vaters, bzw. Mannes braucht man zum Lernen und Arbeiten, für ein Geschäft ganz besonders, das eine gute Mutter und Ehefrau sowieso nicht aufmacht, Gesellen, die Vicky sagen, wie sie sich verhalten sollte, wenn kurze Haare, dann müssen das Läuse verursacht haben. Hier finden sich unzählige Beispiele, die den Stellenwert der Frauen erfahrbar machen. Auch unzählige kleine Details, die Geschichte so spannend machen, wie z.B. die Entstehung von Leihbüchereien in Treppenhäusern, oder Demeter Milch auf dem Tisch, machen Joan Wengs historischen Romane zu einer mehr als gelungenen Zeitreise. Dass die Autorin brillant recherchiert, hat sie mir hier wieder einmal bewiesen. Sehr lesenswert ist dazu auch immer der Anhang, in dem sie klarstellt, was wirklich schon so war und wo sie sich eventuell schriftstellerische Freiheiten erlaubt hat.

    Das Lokalkolorit ist ebenfalls einfach nur als grandios zu beschreiben. „Se haben en Jesicht wie en Püppken und sin´bemerkenswert fesch um die Bluse.“ Auch ihr vierter Roman spielt wieder in Berlin, Berliner Schnautze, das neue Lebensgefühl in der Großstadt ist hier mehr als präsent. Ich kenne mich inzwischen immer besser dort aus, treffe sogar auf Bekannte aus den anderen Büchern und kann mich erinnern, dass ich an dem einen oder anderen Platz schon einmal war, was mir unheimlich gut gefällt. Hier habe ich mich z.B. sehr über das Wiedersehen mit Fritzi, die ja auch kein Blatt vor den Mund nimmt, gefreut.

    „Ich möchte Bücher verkaufen, die einfach glücklich machen. Eine gute Zeit schenken, Bücher, die Kraft geben und Mut schenken - Sirupbücher eben.“. Genau so eine Art Sirupbuch, an dem man nicht nur hoffnungslos festklebt, sondern das das Herz warm macht und eine unheimlich schöne Zeit schenkt hat Joan Weng hier geschaffen. Ich würde sechs Sterne vergeben, wäre es nur möglich, so begeistert bin ich.

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  • 5 Sterne

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    HK., 24.10.2018

    Als Buch bewertet

    Für jetzt und für immer

    Berlin, 1925:

    S.243
    "Wenn man liebt, dann liebt man nur einen Einzigen. Der ist es für jetzt, der war es früher und der wird es auch immer sein.“

    So sieht auch Vickys Vorstellung von der Liebe zu Ehemann Willi aus. Nie hätte sie sich träumen lassen , dass es eines Tages anders sein könnte.
    Nach 8 Jahren Ehe, 4 Kindern , mit dem fünften schwanger , wird sie eines Besseren belehrt und von ihrem treulosen Mann, wegen seiner Jugendliebe verlassen. Dabei wollten Willi und Vicky mal zum Buddhistischen Glauben wechseln , weil ihnen ein Leben lang miteinander nicht genug war .
    Doch statt in eine melodramatische Stimmung zu verfallen , packt Vicky den Stier bei den Hörnern und kämpft . Sie will der Welt beweisen , das Frauen nicht nur zum Betten machen und Kinderkriegen taugen .
    Ihre konservativen Eltern begrüßen die Trennung von Willi . Er war nie ihr Traum vom Schwiegersohn. Sie würden ihre Tochter am liebsten sofort an den gut situierten Socken Fabrikanten Jakob Ebert verschachern, der schon seit Jahren auf Vicky hofft. Doch die spielt da nicht mit und nimmt samt ihren Kindern reißaus . Mit Will's nicht ganz uneigennützige Hilfe , will sie sich den Traum vom eigenen Buchladen erfüllen . Zusammen mit Freundin Lisbeth , eröffnet sie einen kleinen aber feinen Buchladen am Savignyplatz, der nur für Frauen ist . Sirupbücher für das Herz und die Seele der lesenden Frauen, die in allen Gesellschaftsschichten zu finden sind . Ob zur Entspannung , zum Vergnügen oder zur Bildung , selbst das Tagesblatt findet den Weg in zarte Frauenhände . Die mondäne Frau hat das Lesen für sich entdeckt und möchte plötzlich zum Schrecken der gestandenen Herrschafften , bei aktuellen Themen mitreden .
    Doch schon nach kurzer Zeit spüren die beiden emanzipierten Frauen und auch ihre Kinder, die ersten Anfeindungen der konservativen , anders denkenden Männerwelt. Selbst ihr Vater macht Vicky das Leben schwer !
    Sie beginnt zu zweifeln , ob ihr Alleingang ohne Mann , für eine Frau mit fast 5 Kindern der richtige Weg ist . Und dann stellt auch noch ein Mann , Vickys Leben völlig auf den Kopf und erwartet eine mutige Entscheidung von ihr .
    Was nützt denn die Liebe , wenn du nicht bereit bist , ist ihr Risiko zu tragen …?



    “Die Frauen vom Savignyplatz” ist mein zweites Buch der Autorin .
    Joan Weng hat einen wunderbaren, leichten und sehr lebendigen Schreibstil, der mich von der ersten Seite an mitnimmt , in das Berlin der 20er Jahre .
    Mit Witz , Ironie und einer guten Prise “Berliner Schnauze”, lässt sie ihre liebenswerten und facettenreich angelegten Protagonisten, jede Menge Berliner Flair versprühen und erzählt auf herrlich unkonventionelle Art und Weise Vickys Geschichte , die wohl stellvertretend für die starken Frauen der 20er Jahren steht . Der Lebensspaß auf der einen und die Not auf der anderen Seite , sind spürbar und runden den gefühlvollen Roman mit einer schönen Liebesgeschichte perfekt ab .

    “Die Frauen vom Savignyplatz” haben mich von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten und mir einen kleinen Einblick in die 20 Jahre gegeben.
    Für mich ein schöner und rundum gelungener Roman, der mich mit einem zufriedenen Lächeln das Buch zuklappen lässt.

    Sehr gerne vergebe ich
    5 Sterne
    und eine ganz klare Leseempfehlung !

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 25.10.2018

    Als Buch bewertet

    Dies ist der Nachfolgeband von "das Cafe unter den Linden". Das Buch kann durchaus alleine gelesen werden, man baucht keine Vorkenntnisse, aber es ist schön und man freut sich, darin wieder alte Bekannte zu treffen. Vicky ist 17 Jahre alt, als sie während des Krieges den jungen Soldaten Willi kennenlernt. Sie ist von seiner Unbekümmertheit fasziniert und trifft sich mit ihm heimlich, obwohl sie so gut wie verlobt mit einem vermögenden Mann ist. Ihr und Willi bleiben nur ein paar Tage, dann muß er wieder in den Krieg. Bald merkt sie jedoch, dass sie schwanger ist und sie heiratet Willi. Doch Willi hat nebenher noch andere Frauen und als sie mit seinem fünften Kind schwanger ist, teil er ihr mit, dass er sie verlassen will und zu seiner Jugendliebe zieht. Vicky nimmt ihr Leben selbst in die Hand. Da sie mit ihren Eltern verstritten ist, kann sie von diesen nichts erwarten. Vicky hat schon immer unheimlich gerne Liebesromane gelesen und jetzt kommt sie ihrem Wunsch nach, einen Buchladen zu eröffnen mit Frauenliteratur und gleichzeitig einer Leihbücherei. Doch die Zeiten ändern sich, der Nationalsozialismus mit den Braunhemden kommt an die Macht und auch ihr Buchladen wird dem Hass dieser Gruppe unterworfen. Zudem verbieten viele Männer ihren Frauen, bei dieser alleinstehenden emanzipierten Frau sich Bücher auszuleihen. Dieses Buch handelt in der Zeitspanne zwischen 1916 und 1926. Die Emanzipation einiger furchtlosen Frauen nimmt hier ihren Anfang. Die Haare und die Röcke der Frauen in dieser Zeit werden kürzer, sie versuchen sich, von der Unterdrückung durch ihre Männer zu befreien. Die Autorin beschreibt uns genau das Leben und die Probleme dieser Zeit. Berlin ist in einem Taumel, man lebt, tanzt und genießt das Leben, aber die ersten Auswirkungen der neuen Macht lassen sich mehrfach erkennen. So spürt man hier auch schon den Hass auf die Juden. Ein Roman, der zu Herzen geht. Man leidet und freut sich mit der Protagonistin, die sich durch nichts und niemanden unterkriegen läßt. Eine Hommage an diese Zeit. Auch der Einband des Buches ist wirklich sehenswert. Eine Frau mit Wasserwelle im Stil der 20iger Jahre gekleidet und im Vordergrund das Berlin zur damaligen Zeit.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lese-katze92, 01.11.2018

    Als Buch bewertet

    Vicky blickt keiner sehr glücklichen Zukunft entgegen. Sie arbeitet in der Metzgerei ihrer Eltern, welche nicht nur alle Bereiche ihres Lebens zu kontrollieren scheinen, sie haben auch ihr künftiges Leben schon fest verplant. Vicky soll den feinen Herrn Tucherben Ebert heiraten, dieser ist nicht nur eine ausgesprochen gute Partie, er ist zudem auch noch ein Garant für einen gesellschaftlichen Aufstieg sowie einer finanziell abgesicherten Zukunft. Doch die Liebe lässt sich nicht planen. Als eines Tages der gutaussehende Frontsoldat Willi Genzer die Metzgerei ihrer Eltern betritt, ist es gleich um Vicky geschehen, sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Diese stürmische und zunächst heimliche Liebe bleibt allerdings nicht ohne Folgen. Gegen den Willen ihrer Eltern heiraten Vicky und Willi, kurz darauf kommt ihr erstes Kind auf die Welt. Alles könnte perfekt sein, bis Willi eines Tages beschließt, Vicky und die Kinder zu verlassen. Zunächst niedergeschlagen, fasst Vicky jedoch schnell neuen Mut und beschließt sich und ihre Kinder alleine durchzubringen. Bald schon erfüllt sich Vicky wider aller Erwartungen ihren großen Traum einer eigenen Buchhandlung. Noch ahnt sie allerdings nicht, wie sehr ihr Leben sich dadurch verändern wird. Wird Vicky doch noch ihr Glück finden? Wird es ihr gelingen, sich und die Kinder ganz ohne neuen Mann an ihrer Seite durchzubringen?

    Ich durfte dieses Buch im Rahmen einer Leserunde lesen und bin noch immer verzaubert von Vickys Stärke und ihrem unerschütterlichen Willen. Joan Weng ist mit ihrem Werk "Die Frauen vom Savignyplatz" nicht nur eine ergreifende und zugleich fesselnde Geschichte gelungen, sie konnte mich zudem mit ihrem detaillierten Schreibstil und ihrem gefühlvollen Ausdruck direkt in ihren Bann ziehen. Die einzelnen Protagonisten wirkten auf mich stets authentisch und lebendig. Auch habe ich sie während des Lesens nicht nur sehr zu schätzen gelernt, ich habe auch mit ihnen gelitten, gelacht und auch gehofft. Durch die sehr atmosphärische Schreibweise ist es der Autorin zusätzlich gelungen, mich auf eine faszinierende Reise ins Berlin der 20er-Jahre zu entführen, welche ich sehr genossen habe. Die Länge der einzelnen Kapitel erschien mir sehr angenehm, auch konnte ich keine unnötigen Längen oder Langeweile während des Lesens feststellen, weshalb mir dieses Buch als tolles Leseerlebnis in guter Erinnerung bleiben wird. Dieses Buch eignet sich nicht nur für begeisterte Leserinnen, sondern auch für unerschrockene männliche Leser, welche keine Scheu vor einem tollen Buch mit Anspruch haben. Insgesamt ist Joan Weng mit ihrem Buch "Die Frauen vom Savignyplatz" eine tolle Geschichte gelungen, welche sich ebenfalls gut als Geschenk eignet.

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