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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone H., 15.10.2020

    Als eBook bewertet

    Stella und Desiree sind Zwillinge und in einem kleinen Ort namens Mallard, in dem die immer heller werdende Hautfarbe der Bewohner für alle eine übergeordnete Rolle zu spielen scheint, aufgewachsen. Die beiden Mädchen haben schlimme Dinge erlebt und sind in dem kleinen Ort nicht glücklich. Sie wollen in die weite Welt ziehen, sodass sie eines Tages einfach gemeinsam abhauen. Doch dann trennen sich auch die Wege der beiden Zwillinge...

    Vorweg muss ich sagen, dass ich bereits den ersten Roman der Autorin geliebt habe und ich auch von diesem zweiten Buch mehr als begeistert bin.

    Die Autorin verstrickt in ihrer Geschichte viele Themen und Denkanstöße im Bezug auf Rassismus, Frauenrechte, zwischenmenschliche Beziehungen, Egoismus, menschliche Unzulänglichkeiten, etc. ohne dass irgendeines davon aufdringlich oder führend ist. Genau das mach dieses Buch für mich aus, dass eben ganz wichtige Thematiken behandelt werden, ohne dass man davon überfahren wird oder sich jemals getadelt vorkommt. Die Erzählung ist allgemein unglaublich ruhig, obwohl sie hochemotional und anspruchsvoll ist. Auch liebe ich die handelnden Personen, da sie für mich greifbar und authentisch sind.

    Ich kann dieses Buch nur vollkommen empfehlen und hoffe, dass ich von der Autorin in Zukunft noch viel hören werde.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Insta.amreading, 20.09.2020

    Als Buch bewertet

    "Man musste die werden, die man sein wollte."

    Seitdem ich im "lockdown" ein IG Live mit Brit Bennett und Elizabeth Day gesehen habe, konnte ich Die Verschwindene Hälfte kaum erwarten und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

    Die Themen des Buches sind ganz vielfältig: vordergründlich geht es natürlich um die Geschichte von Zwillingen,die extrem unterschiedliche Wege einschlagen: die eine ein "normales" Leben, die andere wählt passe blanc (wovon ich bewusst vorher noch nichts gehört hatte). Das Leben als Weiße bietet so viele Konfliktpotentiale, die über verschiedene Erzähl-und Zeitstränge, mit ungewollter Aktualität, und mit verschiedenen Personenbeteiligungen, kunstvoll zu einem sehr stimmigen Gesamtwerk konstruiert sind. Da ist Stellas Paranoia, sogar die Angst vor Erpressung, die besonders deutlich wird, nachdem eine schwarze Familie in die direkte Nachbarschaft zieht. Lügen scheinen Stellas Weg zu säumen, auch in Beziehung zu ihrer Tochter, die interessanterweise erst Schauspielerin und dann Immobilienmaklerin ist - beides Berufe, in denen man in andre Rollen schlüpfen muss: "Stellen Sie sich vor, was für ein Mensch Sie hier sein könnten."

    Sehr interessant fand ich auch, wie Bennett das (Zwillings-,Rassen- und Gender-)Identitätsprinzip und die Suche nach sich selbst einflechtet und zwar als ein fließendes, instabiles Konstrukt mit sehr realen Konsequenzen für alle Beteiligten über Generationen hinweg (auch als vererbtes Trauma). Der Genderaspekt wird wie ich finde sehr behutsam und empathisch behandelt; ehrlich gesagt waren Jude und Reese im Buch mein Lieblingspaar, geschrieben als ganz normal Verliebte (genau so wie es auch IRL sein sollte). Ich werde wohl noch lange darüber nachdenken, wie gesellschaftlich geschaffene Konstrukte auf Betroffene wirken und diese einschränken (können) und zu Projektion und Diskriminierung führen, wenn es keinen gesamt-gesellschaftlichen Konsens zu Toleranz gibt.

    Das Ende schließt das Buch (für mich) genau passend ab: kein unnötig kitschiges Happy Ending, dafür aber durch die temporäre "Wiedervereinigung" der Zwillinge, inklusive verschleppter Wut und Vergebung, hoffnungsvoll und mit positivem Nachhall.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    helena, 14.09.2020

    Als Buch bewertet

    Berührender Unterhaltungsroman mit spannenden Themen

    Dieser Roman erhielt in den USA schon sehr viele positive Kritiken, daher wartete ich schon gespannt und voller Vorfreude auf die deutsche Übersetzung.

    Im Mittelpunkt dieses Familienromans stehen die Zwillingsschwestern Desiree und Stella sowie ihre Kinder Jude und Kennedy.

    Die eineiigen Zwillinge Desiree und Stella wuchsen in Mallard auf, einem Ort, der es nie auf die öffentlichen Karten geschafft hat. Es ist ein Ort voller Schwarzer, die jedoch im Verlauf der Zeit immer weißer wurden. Je dunkler man ist, umso mehr wird man verachtet.
    Den Schwestern reicht diese einengende Kleinstadt irgendwann nicht mehr, sie setzen sich 1954 als 17 jährige nach New Orleans ab. Eine Arbeit zu finden, gestaltet sich schwierig. Stella, die eigentlich gern studieren wollte, gibt sich eines Tages als Weiße aus und erhält so eine Stelle als Sekretärin. Irgendwann verschwindet sie dann einfach. Desiree zieht nach Washington, beginnt eine Tätigkeit beim FBI, heiratet einen Schwarzen und bekommt eine Tochter, die äußerlich sehr nach ihrem Vater kommt.
    Einer der Mallard Bewohner denkt, beispielhaft für alle anderen: " [ich] hielt sie beide für ein bisschen verrückt, Desiree vielleicht für die Verrücktere. Sich als Weiße auszugeben, um voran zu kommen, war einfach vernünftig. Aber einen dunkelhäutigen Mann heiraten? Sein blauschwarzes Kind austragen?"
    Nach einigen Jahren flüchtet Desiree aufgrund der Gewalttätigkeit ihres Mannes und kehrt zurück an ihren Heimatort zu ihrer Mutter. Von dort verfolgt man nun ihren weiteren Lebensweg, vor allem auch den ihrer Tochter Jude. Jude hatte es in Mallard sehr schwer. Mit einem Stipendium kann sie jedoch aufs College gehen. Sie träumt davon, Ärztin zu werden.
    Gleichzeitig verfolgt man auch Stellas Lebensweg, die ebenfalls geheiratet hat und eine Tochter bekam. Ihre Tochter Kennedy möchte gern Schauspielerin werden.

    Abwechselnd wird aus den Perspektiven der vier Frauen erzählt. Es gibt dabei immer wieder größere Zeitsprünge sowie Rückblenden. Die erzählte Zeit umfasst ca.1950 - Anfang der 90er Jahre.
    Die Sprache ist einfach, der Aufbau klar überschaubar. Der Roman unterhielt und fesselte mich zumeist, auch in Anbetracht einiger Längen. Die anschauliche und einfühlsame Beschreibung der der Frauen berührte mich sehr. Sie sind so nahbar gezeichnet, dass ich mich gut hineinversetzen und mitfühlen konnte. Ihre Anliegen wurden mir sehr nahe gebracht, konnte allerdings einige Handlungen nicht ganz nachvollziehen.
    Das Problem der „richtigen“ Hautfarbe wurde jedoch deutlich spürbar, regelrecht erfahrbar und schmerzhaft nachvollziehbar. Der stete Rassismus, die Diskriminierung, Unterdrückung und gar Tötung allgegenwärtig. Und nicht nur das, auch aufgrund ihrer Rolle als Frau waren ihnen manche Wege versperrt.
    Alle suchen einen Ort, wo sie hingehören. Sie suchen sich selbst, wer sie wirklich sind. Wer bin ich? Wie sehen mich die anderen? Wie sehe ich mich selbst? Wer darf ich sein? Was bin ich wert? – das sind Fragen, die sich diese Frauen stellen.
    Völlig überrascht und positiv beeindruckt hat mich in diesem Kontext die Einführung der transsexuellen Figur Reese mit all der Identitätsproblematik. Zudem wurde die Beziehungsdynamik zwischen Reese und Jude fein gezeichnet und interessierte mich insgesamt am meisten. Diese Abschnitte las ich sehr aufmerksam und genau, da mir die Thematik zwar nicht fremd, aber doch auch nicht allzu nah ist. Hier hätte ich mir sogar gern noch mehr Details und Tiefe gewünscht.

    Der Roman zeigt, welch katastrophale Auswirkungen Rassismus und einseitiges, binäres Schubladendenken haben können und wie wenig der Mensch als hochkomplexes Wesen in diese engen Schemata eigentlich passt. Er zeigt, wie verlogen die Gesellschaft und wie destruktiv die gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenzuschreibungen sein können. Und zeigt doch auch, wie Liebe, Verständnis, Respekt und Versöhnung immer wieder möglich sind.

    Fazit: Ein niveauvoller, etwas provokanter Unterhaltungsroman mit einigen Längen, der das Leben von vier schwarzen Frauen nachzeichnet, dabei ihre Entscheidungen und Beziehungen betrachtet. Wichtige moderne und essentielle Themen (Hautfarbe, Rassismus, Feminismus, Transsexualität, Identität) werden angesprochen und schmerzhafte Aspekte der Geschichte der USA beleuchtet.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lialuna, 26.10.2020

    Als Buch bewertet

    Identitäten in schwarz und weiß

    Dieses Buch lag nun einige Wochen auf meinen Stapel mit ungelesen Büchern. Ich hätte es schon früher lesen soll, ich fand es großartig.

    Britt Bennett erzählt die Geschichte der Zwillinge Stella und Desiree. Die beiden wachsen in einer amerikanischen Kleinstadt mit hellhäutigen Schwarzen auf. Hautfarbe sagt dort viel über den Status der Menschen: "Je weißer, desto besser", scheint das Motto zu sein. Als Teenager trennen sich die Wege der Schwestern. Jede rebelliert auf ihre Weise. Sie heiraten und bekommen Kinder: Stellas blond mit blauen Augen, Desirees tiefschwarz. Nach Jahrzehnten kommt es zu einem Wiedersehen.

    Wie beeinflusst Rassismus die Identität der Menschen? Das war für mich ein der spannendsten Fragen des Buches. Die Geschichte der Schwestern, ihrer Vorfahren und Kinder hat mich von Anfang an gefesselt. Wichtige Themen, spannend erzählt, nicht beschönigt... von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 08.11.2020

    Als Buch bewertet

    „Die Menschen glaubten, man wäre etwas Besonderes, wenn man einzigartig war. Dabei war man einfach nur einsam. Was einem zu etwas Besonderem machten, war Zugehörigkeit.“

    Inhalt

    Die beiden Zwillingsschwestern Desiree und Stella sind ein unschlagbares Team, immer sieht man sie zusammen und kann sie nur schlecht auseinanderhalten. Eines Tages aber sind sie einfach verschwunden aus ihrem kleinen Heimatort Mallard in Louisiana. Zunächst brodelt die Gerüchteküche, doch die Gespräche über den Abzug der Zwillinge werden weniger und verstummen schließlich ganz. Erst nach vielen Jahren kehrt Desiree zurück, doch nicht mit ihrer Schwester, sondern mit einem Kind, noch dazu eines welches eine so schwarze Hautfarbe hat, wie es sie in Mallard schon ewig nicht mehr gibt. Doch Stella bleibt verschollen, niemand hat mehr etwas von ihr gehört und es müssen weitere 20 Jahre vergehen, bis es sich ändern wird. Denn während Desiree mittlerweile die alternde Mutter pflegt, hat ihre dunkelhäutige nun erwachsene Tochter Jude eine furiose Entdeckung gemacht: Bei einem Empfang begegnet ihr das Ebenbild ihrer Mutter, nur lebt diese Frau in gut situierten Verhältnissen, hat eine weiße Tochter und einen gebildeten Mann. Jude setzt alles daran herauszufinden, ob sie hier tatsächlich auf ihre Tante und deren neue Familie gestoßen ist und sie möchte gerne wissen, warum es zwischen Desiree und Stella keine Gemeinsamkeiten mehr gibt, außer ihrer äußerlichen Ähnlichkeit …

    Meinung

    In ihrem aktuellen Roman widmet sich die südkalifornische Autorin Brit Bennett gleich einer ganzen Reihe grundlegender Probleme der amerikanischen Bevölkerung, angefangen von Vorurteilen bezüglich der Hautfarbe, über die daraus resultierende Diskriminierung und den Wunsch zu einer Gemeinschaft zu gehören, aber auch das nachhaltige Zerbrechen einer Familie, in der die eine Generation für die nächste nicht mehr jenen Stellenwert besitzt, wie zuvor. Lügen, Abschiede und der immer wieder unterdrückte Wunsch alte Verletzungen zu heilen, indem man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, sind ebenso Bestandteil der Handlung wie die Entwicklung zweier Mädchen, die ihren Müttern mit Skepsis und Zweifeln entgegentreten. Prinzipiell ist das ein umfassender, differenzierter Handlungsschwerpunkt, der jedoch sehr viele Ansatzpunkte besitzt und im Laufe der Erzählung verliert sich die Story in einigen Nebensächlichkeiten, wirkt manchmal zu unentschlossen und mäandernd, obwohl gerade die Kernaussage der Geschichte viel mehr Gewichtung verdient hätte.

    Sehr positiv zu beurteilen ist die Charakterzeichnung der verschiedenen Figuren, denn diese ist nicht nur intensiv und aussagekräftig, sondern auch angepasst an die Handlung, die sich über einige Jahrzehnte erstreckt. Von den Müttern und ihrer besonderen Beziehung zueinander, rücken nun ihre Töchter ins Zentrum des Geschehens und auch deren Veränderungen über die Jahre, hin zu erwachsenen Frauen, die sich ebenfalls in ihrem Leben behaupten müssen, wenn auch unter ganz anderen Gesichtspunkten. Tatsächlich kann man hier mit jeder Figur Empathie empfinden, es sind ihre Verstrickungen untereinander, die Diskrepanz zwischen verschiedenen Hautfarben ist dabei zwar greifbar aber längst nicht der einzige Grund, warum sich die Frauen der Geschichte hier voneinander distanzieren und ihre Wege zum Ziel sind ebenfalls ganz differenziert zu betrachten. Gerade der Erzählstrang, warum sich Mütter und Töchter so ganz anders verhalten, vollkommen andere Prämissen für ihre Lebensgestaltung ansetzen und sich dennoch immer wieder fragen, warum das so ist, hat mir ausgezeichnet gefallen.

    Dennoch bleibt dieser Roman für mich irgendwo stecken, eben weil er so viele Schlangenlinien verfolgt, die insgesamt zwar gut unterhalten, aber längst nicht so stark fesseln, wie ich mir das gewünscht hätte. Da gibt es den Lebensgefährten von Desiree, der sich als Privatdetektiv in der Weltgeschichte herumtreibt, um immer wieder zurückzukehren zu der Frau, die er schon seit Jahren liebt. Oder den Freund von Jude, der als Mädchen geboren wurde und sich nun über die Jahre zum Mann umoperieren lässt, sobald er es sich leisten kann – diese kleinen Ausflüge sind zwar interessant, führen in meinen Augen aber zu weit weg von der Kernhandlung, die immer mehr ins Abseits gedrängt wird. Viel lieber hätte ich noch mehr über Adele, die Mutter von Desiree und Stella erfahren, über ihr Leben in all den Jahren, ohne die Zwillinge und letztlich nur mit einer der beiden Töchter. Erst auf den letzten Seiten kommt die Autorin darauf zurück, dieser Passus war mir zu schwach ausgearbeitet.

    Fazit

    Ich vergebe 4 Lesesterne für einen gut geschriebenen Roman über die Problematik verschiedener Hautfarben, über schwierige Mütter-Töchter-Beziehungen und letztlich über die Entwicklung ganzer Generationen, die zwar immer etwas Neues bewältigen müssen, die aber dennoch alle im gleichen Boot sitzen. Brit Bennett sensibilisiert den Leser für verschiedene Menschen, mit unterschiedlichen Interessen und Herangehensweisen, sie zeigt, das Verwandtschaft allein kein Garant für jedwede Beziehungsebene ist und das familiärer Zusammenhalt dennoch eine enorme Stütze sein kann, wenn das Leben sich wieder einmal von seiner erschreckenden Seite zeigt. Hätte sie sich mehr auf eine Linie festgelegt als so zahlreiche Fäden aufzunehmen, wäre meine Beurteilung sicher noch besser ausgefallen. Wer aber etwas darüber lernen möchte, wie viele Arten es gibt, sich einander fremd zu sein oder zu werden, der wird hier genau den passenden literarischen Text finden – die Interpretationsebene hingegen bleibt verhältnismäßig schwach ausgeprägt.

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  • 5 Sterne

    Kaffeeelse, 30.10.2020

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch befasst sich die US-amerikanische und afroamerikanische Autorin Brit Bennett mit Fragen der Zugehörigkeit und der Identität, beschäftigt sich in einer höchst interessanten Weise mit dem Rassismus und der Diskriminierung, lässt ihre Charaktere aber auch über ihre Wurzeln nachdenken. Diese Familiengeschichte ist keinesfalls eine durchschnittliche Familiengeschichte, sondern weiß interessante Fragen zu stellen und außergewöhnliche Szenarien zu entwickeln. Wir befinden uns im fiktiven Ort Mallard in Louisiana, wo es afroamerikanische Familien hingezogen hat, die recht hellhäutig sind, als Weiße durchgehen können. Diese grenzen sich selbst von den dunkleren Afroamerikanern ab, werden aber auch selbst von diesen misstrauisch beäugt. Eine interessante Art der Betrachtung von Diskriminierungen wie ich finde. Die Zwillingsschwestern Stella und Desiree lösen sich von diesem Mallard, gehen nach New Orleans und suchen sich neue Wege und nehmen den Leser mit auf eine sehr interessante Reise. Brit Bennett lässt in ihrem Buch "Die verschwindende Hälfte" interessante und außergewöhnliche Charaktere auftreten und lässt das Thema Identität nicht nur durch schwarzamerikanisches Personal beleuchten, sondern lässt auch geschickt Genderfragen einfließen. Auch dieser Punkt hat mir sehr gefallen! Ein wirklich wunderbares Buch!!! Love it!!! Und wieder eine Autorin mehr, deren Werk ich genauestens beobachten werde! Nicht umsonst zählt sie in den USA zu den wichtigsten jungen literarischen Stimmen!!!

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  • 5 Sterne

    Lesemaus 34, 26.09.2020

    Als Buch bewertet

    Meinung :
    Dies ist wohl das beste Buch in diesem Jahr, welches ich gelesen habe.
    Mit einer erbarmungslosen, bildhaften und zum Teil zu tiefst erschütternden Sprache, schafft die Autorin Brit Bennett ein Werk, das zum Klassiker und zur Schullektüre unserer Zeit werden könnte.

    Dieses Buch setzt ein Plädoyer für die Suche nach der eigenen Identität und Herkunftssuche, es weist die Erbarmungslosigkeit dieser suche nach dem eigenen Weg auf und die Komponenten, die unabhängig jeglicher Herkunft und Hautfarbe existieren sollte und es auch tun. In meinen Augen sollte gerade aus diesem Grund, dieses Buch jeder gelesen haben, denn gerade in den Zeiten, die wir heutzutage wieder erleben, ist es umso wichtiger, dass uns die Augen geöffnet werden, damit sich Geschichte eben nicht, wie so oft wiederholt. Und dieses Buch zeigt für jede Generation, wie schwer die Suche nach dem eigenen Ich und der Individualität sein kann.

    Dieses Buch schafft Aufklärung, auf unbeschönigte Weise, es verstört, rührt zu Tränen und schafft einem Gänsehaut,
    Durch episch gezeichnete Figuren, die man nur schwer vergessen wird, spiegelt er eines das Leben wieder und dabei ist der Schreibstil meisterhaft eindringlich und dennoch zart und dabei kraftvoll, wie ich es selten lesen durfte.
    Mit Sätzen, die unter die Haut gehen, die poetisch und einprägsam zugleich sind.

    Für mich eines der besten Bücher des Jahres!

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  • 5 Sterne

    skandinavischbook, 11.10.2020

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung:
    Dies war mein erstes Buch dieser Schriftstellerin und ich muss ich sagen, dass ich von diesem Roman begeistert war, wie ich es selten bin. Denn der Schreibstil war qualitativ so hochwertig und sprachlich ausgefeilt und wenn man so sagen möchte, von einer hohen schriftstellerischen Qualität, die mich vollkommen in den Bann gezogen hat. Dabei verliert sie aber auf keiner Seite ihren Hang zur zart eingesetzten Emotionalität, die mich sehr berühren konnte. Auch die Charaktere sind einmalig authentisch, aber ambivalente Personen, die streitbar sind, was den Reiz des Buches ausmacht und so wichtige Themen vermittelt werden.

    Die Art, wie dies umgesetzt wurde, konnte mir Gänsehaut auf den Körper zaubern und mich tief berühren, da man sich als Leser in den Protagonisten wiederfinden kann und dabei von einer tiefen Emotionalität gepackt wird.

    Mein Fazit:
    Ein einmalig hochwertiges und emotionales Leseerlebnis!

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  • 4 Sterne

    Leserin, 15.09.2020

    Als eBook bewertet

    Mallard, ein kleiner Ort im ländlichen Louisiana. Seine Bewohner blicken mit Stolz auf eine lange Tradition und Geschichte, und vor allem auf ihre Kinder, die von Generation zu Generation hellhäutiger zu werden scheinen. Hier werden in den 1950ern Stella und Desiree geboren, Zwillingsschwestern von ganz unterschiedlichem Wesen. Aber in einem sind sie sich einig: An diesem Ort sehen sie keine Zukunft für sich.
    In New Orleans, wohin sie flüchten, trennen sich ihre Wege. Denn Stella tritt unbemerkt durch eine den weißen Amerikanern vorbehaltene Tür - und schlägt sie kurzerhand hinter sich zu. Desiree dagegen heiratet den dunkelhäutigsten Mann, den sie finden kann. Und Jahrzehnte müssen vergehen, bis zu einem unwahrscheinlichen Wiedersehen. (Klappentext)

    Der Roman kann nicht aktueller sein, wenn man die Geschehnisse in den USA beobachtet. Er hat mich von Anfang an gefesselt und sehr zum Nachdenken angeregt. Hier werden wichtige Themen angesprochen und fast schonungslos gewisse Problematiken aufgezeigt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, beschrieben und entwickeln sich auch authentisch weiter. Die Handlung ist nachvollziehbar. Der Schreibstil ist klar, deutlich, offen, verständlich, schonungslos und vor allem auch bildhaft. Es ist kein leichter Roman und er wird mich auch noch lange beschäftigen.

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  • 4 Sterne

    Lesemone, 15.09.2020

    Als Buch bewertet

    Ich habe mir mit dem Buch etwas schwer getan, weil man sehr aufmerksam beim Lesen sein muss. Die Autorin greift hier Themen auf, die aktueller denn je sind, obwohl das Buch lange in der Vergangenheit spielt. Die Gesellschaft hat sich noch nicht geändert, was Vorurteile, Ausgrenzung und Anpassung zwischen hell- und dunkelhäutigen Menschen betrifft. Mir hat die Ausarbeitung der Charaktere sehr gefallen. Sie sind sehr unterschiedlich, aber sehr tiefgehend beschrieben und ihre Handlungsweise war für mich gut nachvollziehbar. Ich fand auch gut, dass die Geschichte generationsübergreifend geschrieben ist und man so auch etwas über die jüngste Generation aus dem Hause Vignes erfährt. Es wird nicht stur chronologisch erzählt, sondern die einzelnen Teile wechseln in den Jahren hin und her. Gerade zur aktuellen Lage in Amerika passt die Geschichte hervorragend, denn sie könnte genauso gut in der Gegenwart spielen.

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  • 3 Sterne

    Tamara Angelina P., 24.10.2020

    Als Buch bewertet

    In dem Buch folgen wir einem Zwillingspaar, sowie deren Familie, dessen Wege sich trennen und sich in weiterer Folge auf unterschiedlichste Weise entwickeln.

    Doch für mich ging es in dem Buch nicht vorrangig um die Story, sondern viel mehr um die Themen, welche Brit Bennett darin anspricht. Von Rassissmus über Mutterschaft sowie die eigene Idetität finden (und vieles mehr) ist alles dabei.

    Es fällt mir auch jetzt noch schwer meine Gefühle für dieses Buch in Worte zu fassen, da es so einzigartig war.

    Was ich jedoch ziemlich klar weiß, ist was mir an dem Buch gefehlt hat: Da man so vielen Charakteren über eine so lange Zeitspanne folgt, fiel es mir wahnsinnig schwer mich auf die einzelnen Charaktere voll und ganz einzulassen. Auch die Story an sich war für mich eher nebensächlich angefühlt und diente meiner Ansicht nach eher als Vorwand um die oben genannten Themen anzusprechen.

    Fazit:
    Brit Bennett thematisiert in diesem Buch sehr wichtige Punkte und schlängelt dies auch noch in eine interessante Story ein, jedoch viel es mir schwer mich völlig darauf einzulassen. Dennoch finde ich dass dieses Buch wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient als es bisher bekommen hat und ist von mir eine eindeutige Leseempfehlung für so ziemlich jeden!

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  • 3 Sterne

    derbuecherwald.blogspot.de, 09.10.2020

    Als Buch bewertet

    Zuerst muss ich zugeben, dass Britt Bennett es auf beeindruckende Weise schafft, die Schicksale ihrer Charaktere zu verknüpfen. Diese Charaktere fühlen sich dabei sowohl einzigartig und ausgearbeitet an als auch eng miteinander verbunden. Aus diesen Beziehungen kann der Leser zwischen den Zeilen viel über das Innenleben der Charaktere herauslesen.

    Der Schreibstil ist angenehm, aber nicht wirklich außergewöhnlich. Das ist auch mein genereller Kritikpunkt an diesem Buch: Es ist eine bewegende Geschichte mit interessanten Charakteren, aber auch nicht wirklich herausragend.

    Die Story jedoch hat mich zunächst nicht mitgerissen wurde etwa ein Drittel des Buches aber deutlich interessanter, da hier auch mehr Charaktere im Fokus stehen. Zu betonen ist allerdings, dass die Spannung allein durch die Entwicklungen, die die Hauptpersonen durchmachen, entstehen und es daher meiner Meinung nach keinen Höhepunkt gibt auf den die Story zusteuert.

    Zusammenfassend würde ich dieses Buch allen Lesern empfehlen, die besonderen Wert auf Charakterentwicklung und Charaktere, die sich real anfühlen, legen und bereit sind dafür auf einen herausragenden Schreibstil und eine spannende Story zu verzichten.

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  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike R., 13.12.2020

    Als Buch bewertet

    In einer kleinen Stadt in Louisiana wachsen die Zwillinge Desiree und Stella Vignes auf. Es sind sehr hellhäutige Mädchen, wie wohl alle Bewohner dieses Ortes, dem Gesetz nach gelten sie aber als Schwarze. Eines Tages verlassen die Mädchen heimlich ihren Heimatort, um in New Orleans ein neues Leben zu beginnen. Doch dort trennen sich auch ihre Wege. Während Stella einen weißen Geschäftsmann heiratet und fortan ihr Leben als weiße Frau zu leben versucht, nimmt sich Desiree den dunkelsten Mann, den sie finden konnte, zum Ehemann.
    Die afroamerikanische Schriftstellerin Brit Bennett greift in ihrem Roman „Die verschwindende Hälfte“ die große Frage nach Zugehörigkeit und Identität auf. Das Buch erschien genau eine Woche nachdem ein weißer Polizist den schwarzen George Floyd getötet hatte, indem er acht Minuten lang auf seinem Hals kniete und mit diesem Vorfall der Ruf #blacklivematters laut und deutlich um die Welt ging.
    Mallard, Louisiana, ist ein fiktiver Ort, der aber so existieren hätte können, so klein, dass er auf keiner Karte zu finden war. Es gab tatsächliche Orte, in denen die Schwarzen darauf achteten, nur andere hellhäutige Ehepartner zu finden, damit ihre Kinder über die Generationen immer hellere Haut haben würden. Als Desiree nach Jahren der Abwesenheit mit einem tief dunklen Kind an der Hand zurückkehrt, sorgt dies unter den Einwohnern von Mallard für große Aufmerksamkeit. Jude, Desirees Tochter, wird in der Schule gemobbt. - „Teerbaby haben sie sie genannt.“ - Der Junge, der sie untertags am schlechtesten behandelt, begehrt sie des Nachts. Jude verlässt Mallard, um in Los Angeles zu studieren, wo sie Reese kennen lernt, der als Theresa Ann geboren wurde und in Kalifornien sich zu seinem eigentlich gefühlten Geschlecht bekennen kann.
    Stella hingegen lebt ihr gesamtes Erwachsenenleben in Lüge und Angst, dass ihre wahre Herkunft ans Licht kommt. - „Als Farbige trat sie ein, und als Weiße kam sie wieder heraus. Sie war weiß geworden, einfach weil alle sie dafür hielten.“- Diese Lebenslüge gibt sie auch an ihre Tochter Kennedy weiter. Erst als Jude und Kennedy sich zufällig kennen lernen, beginnt ganz langsam ein Zusammenrücken der beiden „Hälften“.
    Zugehörigkeit, biologische und soziale Herkunft, „passing“ und Genderidentität. Worüber Brit Bennett scheinbar so mühelos schreibt, trifft einen existenziellen Kern unserer Zeit.
    Schwarz. Weiß. Frau. Mann. Identität und Erwartung. Was sind wir? Was wollen wir sein? Was können wir sein? Mit der Neubestimmung ihrer Identität befassen sich in diesem Roman nahezu alle Personen. Alternative Lebensentwürfe über die Grenzen von Klasse und Geschlecht, wunderbar zusammengefasst in einem Generationenroman, den ich kaum aus der Hand legen wollte.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 11.10.2020

    Als Buch bewertet

    „Die Menschen glaubten, man wäre etwas Besonderes, wenn man einzigartig war. Dabei war man einfach nur einsam. Was einem zu etwas Besonderem machten, war Zugehörigkeit.“

    Inhalt

    Die beiden Zwillingsschwestern Desiree und Stella sind ein unschlagbares Team, immer sieht man sie zusammen und kann sie nur schlecht auseinanderhalten. Eines Tages aber sind sie einfach verschwunden aus ihrem kleinen Heimatort Mallard in Louisiana. Zunächst brodelt die Gerüchteküche, doch die Gespräche über den Abzug der Zwillinge werden weniger und verstummen schließlich ganz. Erst nach vielen Jahren kehrt Desiree zurück, doch nicht mit ihrer Schwester, sondern mit einem Kind, noch dazu eines welches eine so schwarze Hautfarbe hat, wie es sie in Mallard schon ewig nicht mehr gibt. Doch Stella bleibt verschollen, niemand hat mehr etwas von ihr gehört und es müssen weitere 20 Jahre vergehen, bis es sich ändern wird. Denn während Desiree mittlerweile die alternde Mutter pflegt, hat ihre dunkelhäutige nun erwachsene Tochter Jude eine furiose Entdeckung gemacht: Bei einem Empfang begegnet ihr das Ebenbild ihrer Mutter, nur lebt diese Frau in gut situierten Verhältnissen, hat eine weiße Tochter und einen gebildeten Mann. Jude setzt alles daran herauszufinden, ob sie hier tatsächlich auf ihre Tante und deren neue Familie gestoßen ist und sie möchte gerne wissen, warum es zwischen Desiree und Stella keine Gemeinsamkeiten mehr gibt, außer ihrer äußerlichen Ähnlichkeit …

    Meinung

    In ihrem aktuellen Roman widmet sich die südkalifornische Autorin Brit Bennett gleich einer ganzen Reihe grundlegender Probleme der amerikanischen Bevölkerung, angefangen von Vorurteilen bezüglich der Hautfarbe, über die daraus resultierende Diskriminierung und den Wunsch zu einer Gemeinschaft zu gehören, aber auch das nachhaltige Zerbrechen einer Familie, in der die eine Generation für die nächste nicht mehr jenen Stellenwert besitzt, wie zuvor. Lügen, Abschiede und der immer wieder unterdrückte Wunsch alte Verletzungen zu heilen, indem man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, sind ebenso Bestandteil der Handlung wie die Entwicklung zweier Mädchen, die ihren Müttern mit Skepsis und Zweifeln entgegentreten. Prinzipiell ist das ein umfassender, differenzierter Handlungsschwerpunkt, der jedoch sehr viele Ansatzpunkte besitzt und im Laufe der Erzählung verliert sich die Story in einigen Nebensächlichkeiten, wirkt manchmal zu unentschlossen und mäandernd, obwohl gerade die Kernaussage der Geschichte viel mehr Gewichtung verdient hätte.

    Sehr positiv zu beurteilen ist die Charakterzeichnung der verschiedenen Figuren, denn diese ist nicht nur intensiv und aussagekräftig, sondern auch angepasst an die Handlung, die sich über einige Jahrzehnte erstreckt. Von den Müttern und ihrer besonderen Beziehung zueinander, rücken nun ihre Töchter ins Zentrum des Geschehens und auch deren Veränderungen über die Jahre, hin zu erwachsenen Frauen, die sich ebenfalls in ihrem Leben behaupten müssen, wenn auch unter ganz anderen Gesichtspunkten. Tatsächlich kann man hier mit jeder Figur Empathie empfinden, es sind ihre Verstrickungen untereinander, die Diskrepanz zwischen verschiedenen Hautfarben ist dabei zwar greifbar aber längst nicht der einzige Grund, warum sich die Frauen der Geschichte hier voneinander distanzieren und ihre Wege zum Ziel sind ebenfalls ganz differenziert zu betrachten. Gerade der Erzählstrang, warum sich Mütter und Töchter so ganz anders verhalten, vollkommen andere Prämissen für ihre Lebensgestaltung ansetzen und sich dennoch immer wieder fragen, warum das so ist, hat mir ausgezeichnet gefallen.

    Dennoch bleibt dieser Roman für mich irgendwo stecken, eben weil er so viele Schlangenlinien verfolgt, die insgesamt zwar gut unterhalten, aber längst nicht so stark fesseln, wie ich mir das gewünscht hätte. Da gibt es den Lebensgefährten von Desiree, der sich als Privatdetektiv in der Weltgeschichte herumtreibt, um immer wieder zurückzukehren zu der Frau, die er schon seit Jahren liebt. Oder den Freund von Jude, der als Mädchen geboren wurde und sich nun über die Jahre zum Mann umoperieren lässt, sobald er es sich leisten kann – diese kleinen Ausflüge sind zwar interessant, führen in meinen Augen aber zu weit weg von der Kernhandlung, die immer mehr ins Abseits gedrängt wird. Viel lieber hätte ich noch mehr über Adele, die Mutter von Desiree und Stella erfahren, über ihr Leben in all den Jahren, ohne die Zwillinge und letztlich nur mit einer der beiden Töchter. Erst auf den letzten Seiten kommt die Autorin darauf zurück, dieser Passus war mir zu schwach ausgearbeitet.

    Fazit

    Ich vergebe 4 Lesesterne für einen gut geschriebenen Roman über die Problematik verschiedener Hautfarben, über schwierige Mütter-Töchter-Beziehungen und letztlich über die Entwicklung ganzer Generationen, die zwar immer etwas Neues bewältigen müssen, die aber dennoch alle im gleichen Boot sitzen. Brit Bennett sensibilisiert den Leser für verschiedene Menschen, mit unterschiedlichen Interessen und Herangehensweisen, sie zeigt, das Verwandtschaft allein kein Garant für jedwede Beziehungsebene ist und das familiärer Zusammenhalt dennoch eine enorme Stütze sein kann, wenn das Leben sich wieder einmal von seiner erschreckenden Seite zeigt. Hätte sie sich mehr auf eine Linie festgelegt als so zahlreiche Fäden aufzunehmen, wäre meine Beurteilung sicher noch besser ausgefallen. Wer aber etwas darüber lernen möchte, wie viele Arten es gibt, sich einander fremd zu sein oder zu werden, der wird hier genau den passenden literarischen Text finden – die Interpretationsebene hingegen bleibt verhältnismäßig schwach ausgeprägt.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela K., 26.09.2020

    Als Buch bewertet

    Als ich gesehen habe, dass Brit Bennetts viel gelobter Roman „Die verschwindende Hälfte“ bereits in Deutschland erscheint, habe ich mich sehr gefreut und die Veröffentlichung mit Spannung erwartet.
    Der Roman beginnt Ende der 60er Jahre und umfasst eine Zeitspanne bis Mitte der 80er Jahre. Trotzdem ist er thematisch brandaktuell, was erschütternd ist.
    Noch immer wird unser Leben von Normen bestimmt, die keinen Sinn ergeben. Warum gilt weiß als einzig richtige Hautfarbe?
    Rasse spielt in „Die verschwindende Hälfte“ eine zentrale Rolle. Die Geschichte beginnt in Mallard, einem kleinen Ort, in dem die Einwohner um den hellsten Teint wetteifern und versuchen, ihre schwarzen Wurzeln zu vergessen.
    Die Zwillinge Desiree und Stella fühlen sich eingeengt und von der Perspektivlosigkeit erschlagen. Bei Nacht und Nebel machen sie sich auf den Weg nach New Orleans um ein besseres Leben zu beginnen.
    Stella scheint es tatsächlich zu gelingen, ihr Leben um 360 Grad zu wenden, der Preis ist ihre Seele, ist dies nicht zu viel?
    Desiree heiratet einen Schwarzen und die Hautfarbe ihres Kindes ist alles, was die Einwohner von Mallard hassen.

    Während die erste Hälfte des Romans den Fokus hauptsächlich auf Desiree und ihre Tochter Jude legt, erfahren wir im zweiten Teil mehr über Stella.

    Es hat ein paar Seiten gedauert, bis ich mit dem Roman warm geworden bin, da ich zu Beginn den Eindruck hatte, dass die Geschichte von einer dritten, beobachtenden Person erzählt wird und ich deswegen nicht richtig dabei bin. Dies hat sich allerdings nach einigen Kapiteln geändert und plötzlich war ich gefesselt und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
    „Die verschwindende Hälfte“ beschreibt die Suche nach Identität. Es handelt von vielen verschiedenen Charakteren, die glücklich sein und ihren Platz im Leben finden möchten und dabei an der Gesellschaft scheitern.
    Neben der Rassenthematik geht es auch um Transsexualität.
    Brit Bennett beschreibt sehr einfühlsam und bewegend das Gefühlschaos ihrer Protagonisten. Insbesondere mit Jude und Reese habe ich sehr mitgefiebert.
    Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch und wurde nicht enttäuscht. „Die verschwindende Hälfte“ ist ein toller Roman, der einen Platz auf meiner Liste der Jahreshighlights sicher hat.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 17.10.2020

    Als Buch bewertet

    Die Suche nach der eigenen Identität
    In Brit Bennetts neuem Roman “Die verschwindende Hälfte“ geht es um die Geschichte einer Familie im fiktiven Ort Mallard im ländlichen Louisiana über einen Zeitraum von fast 60 Jahren. Hier werden in den 40er Jahren die eineiigen Zwillinge Desiree und Stella Vignes geboren. In diesem Ort leben seit Generationen Farbige, die immer hellhäutiger werden. Als Kinder werden die Mädchen Zeugen des Lynchmords an ihrem Vater. Mit 16 Haben sie nur einen Wunsch: diesen Ort zu verlassen. Sie gehen heimlich nach New Orleans, wo sie Unterkunft und Arbeit finden. Stella geht bei einer Bewerbung um einen Bürojob als Weiße durch, und bald werden sich ihre Wege trennen. Stella entscheidet sich für ein Leben als Weiße, zahlt jedoch einen hohen Preis dafür. Sie bricht den Kontakt zu ihrer Familie ab, wobei vor allem die Trennung von der geliebten Schwester schmerzlich ist. Von da an wird ihr ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut sein. Sie heiratet einen weißen Banker und bekommt die blonde Tochter Kennedy mit den violetten Augen. Niemals spricht sie über ihre Vergangenheit und behauptet, ihre Angehörigen seien tot. Desiree geht einen anderen Weg. Sie heiratet einen sehr dunkelhäutigen Farbigen und bekommt die blauschwarze Tochter Jude. Nach Jahren flieht sie mit der Tochter vor ihrem gewalttätigen Ehemann und kehrt nach Mallard zurück. Hier spürt sie der Jugendfreund Early auf, der sie im Auftrag seines Chefs suchen soll, verrät sie aber nicht. Während Kennedy das Leben einer reichen Weißen lebt und zu einer ziemlich erfolglosen Schauspielerin wird, bemüht sich Jude um einen Schulabschluss und beginnt schließlich mit Hilfe eines Sportstudiums mit 10 Jahren Verspätung ein Studium an der UCLA. Zufällig begegnen sich sie Kusinen und Jude erkennt Mutter und Tochter, weil Stella Desiree noch immer wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Bei einem Streit konfrontiert Jude Kennedy mit ihrer wahren Herkunft und der Geschichte ihrer Familie. Kennedy stellt ihre Mutter zur Rede, die aber alles leugnet. Kennedy ist sich jetzt sicher, dass ihre Mutter ihr über all die Jahre nur Lügen erzählt hat. In der zweiten Hälfte des Romans läuft alles auf die unwahrscheinliche Wiederbegegnung der Schwestern hinaus, aber wie könnte die wohl aussehen?
    Neben der brandaktuellen Thematik des in den USA noch immer allgegenwärtigen Rassismus behandelt der Roman viele weitere Themen: Liebe und Verrat, Lügen und Geheimnisse, Herkunft und Hautfarbe, die Suche nach der eigenen Identität, Transsexualität und die historischen Meilensteine der amerikanischen Geschichte, wie zum Beispiel die Fakten der Rassentrennung und die Morde an King und den Kennedys. Die generationsübergreifende Familiengeschichte ist wegen der vielen Zeitsprünge und Rückblenden nicht immer leicht zu lesen, und manchmal fällt die zeitliche Einordnung von Episoden schwer. Da scheitert auch der Verfasser des Klappentextes. Die Zwillinge können nicht in den 50er Jahren geboren sein, wenn Desiree 1968 mit ihrer 8jährigen Tochter Jude nach Mallard zurückkehrt. Mich hat der Roman sehr gefesselt, und ich halte ihn für einen der interessantesten der letzten Zeit.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 13.09.2020

    Als Buch bewertet

    Tiefgründig & zeitlos

    „Die verschwindende Hälfte“ ist nach „Die Mütter“ der zweite Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Brit Bennett.


    Stella und Desiree sind Zwillingsschwestern und wurden in Mallard einem kleinen Ort in Louisiana geboren, deren Bevölkerung über die Jahre hinweg immer hellhäutiger wurde. Auch die Schwestern sind fast weiß. So unterschiedlich die beiden auch sind, eines ist jeder von ihnen klar, in Mallard haben sie keine Zukunft. Sie gehen nach New Orleans, wo sich ihre Wege trennen. Während Desiree einen sehr dunkelhäutigen Mann heiratet, beginnt Stella in einem Büro mit Weißen zu arbeiten.


    In ihrem Roman greift Brit Bennett ein sehr aktuelles Thema der amerikanischen Geschichte auf. Sie setzt sich dabei gleichermaßen mit der Vergangenheit und mit der Gegenwart des Landes auseinander, hinterfragt gesellschaftliche Normen und Werte. Die Charaktere sind detailliert gezeichnet und wirken authentisch.
    Der Schreibstil ist klar und eindringlich, mit ihren Worten kommt die Autorin direkt bei ihren Lesern an.


    Fazit: Ein mutiger, intensiver und tiefgründiger Roman der schwierige Themen anspricht und nach dem Lesen noch lange nachhallt.

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