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  • 5 Sterne

    Jenny V., 28.03.2024

    Als Buch bewertet

    "Ähnliche Situationen enstanden mit anderen Menschen, und irgendwann hielt ich mich bewusst fern von Leuten, die aus heilen Familien kamen. Sie waren mir suspekt."

    Inhalt

    Faina und Philipp verbindet eine Jugendfreundschaft, waren sie doch damals die beiden Außenseiter mit den zerrütteten Familien und dem schwierigen sozialen Hintergrund. Doch im Erwachsenenalter gehen sie zunächst getrennte Wege, denn Faina hat erkannt, das Philipp ihr nicht gut tut. Und während Philipp über all die Jahre aufmerksam verfolgt, was seine einzige "Seelenverwandte" so treibt, schlittert Faina durch ihr Leben. Als sie schließlich schwanger und verzweifelt vor Philipps Tür steht, wundert ihn das keineswegs, ganz im Gegenteil, nun scheinen alle Wege offen zu stehen, ein gemeinsames Leben zu beginnen ...

    Meinung

    Dieser erschreckend, dramatische Roman voller Verzweiflung, Angst und Unberechenbarkeit prägt sich dem Leser über lange Zeit ein, denn er behandelt nicht nur ein emotionales Thema, sondern trifft direkt ins Herz. Einfach und doch sehr geschickt ist der Aufbau: drei große Leseabschnitte, davon zwei aus der jeweiligen Innensicht der Protagonisten und erst im dritten Kapitel erstreckt sich die Handlung in ihrer Gesamtbreite. Die Sprache ist klar, leicht verständlich und kurz gehalten, dadurch entsteht per se schon ein guter, flüssiger Stil. Das eigentlich Faszinierende jedoch war für mich die Betrachtung der Hauptcharaktere durch eine so schockierenden Innenschau ihrer Gedanken. Dabei muss man wissen, es handelt sich hier um unsympathische, gestörte Persönlichkeiten, die weit weg von jeder Normalität denken und handeln. Die Sympathiewerte gingen für mich gegen Null und dennoch konnte ich die Lektüre nicht aus der Hand legen.

    Es gibt hier kaum ein Problem, welches nicht angesprochen wird und jeder der beiden, versucht es sich über lange Zeit "schön zu reden". Egal ob es um Alkohol, Gewalt, Sex oder Familie geht, immer treffen hier Extreme aufeinander. Die ungute Atmosphäre ist hautnah greifbar und selbst als Außenstehender fühlt man sich peinlich berührt oder schockiert - vor allem aber ahnt man ein Schlimmes Ende, auch wenn dieses dann ganz abrupt kommt und noch krasser als erwartet ausfällt.

    Fazit

    Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne und eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die an psychologischen Themen Gefallen finden, die sich jenseits der Norm bewegen. Allerdings sollte man nicht zu zart besaitet sein, denn dieser Roman ist ein Pulverfass, bei dem man nicht nur lesetechnisch gefesselt wird sondern auch emotional. Er punktet mit einer Vielfalt an Betrachtungsweisen, mit krassen Erfahrungswerten und schwindelerregendem Tempo - zwei Leben an der Grenze, zwei Menschen aneinander gekettet, die einerseits ihren Obsessionen und Gewaltausbrüchen ausgeliefert sind und andererseits erst langsam erkennen, auf welch fatales Ende es hinauslaufen wird.

    Dies ist bereits mein drittes Buch der Autorin und alle haben mich tief beeindruckt - also unbedingt lesen und noch lange darüber nachdenken, wie schön es doch die meisten von uns haben ...

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  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 09.02.2024

    Als Buch bewertet

    Beeindruckender Roman, der unter die Haut geht
    Nach "Kukolka" und "Jägerin und Sammlerin" hat die deutschsprachige Autorin Lana Lux mit ukrainisch-jüdischer Herkunft ihren dritten Roman "Geordnete Verhältnisse" veröffentlicht.

    Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Philipp und Faina, die sich im Alter von 10 Jahren begegnen. Paul fällt nicht nur wegen seiner leuchtend roten Haare auf, sondern auch, weil er Sommersprossen hat, sehr klein ist und im Gegensatz zu den anderen Kindern ausschließlich schwarze Kleidung trägt. Sein sehnlichster Wunsch, einen Freund zu finden, geht in Erfüllung, als Faina in seine Klasse kommt. Auch sie hat leuchtend rotes Haar, kommt aus der Ukraine und lebt seit 4 Monaten in Deutschland. Der Platz neben Philipp ist frei, Faina setzt sich neben ihn, und die beiden werden zu Freunden. Geduldig bringt Philipp Faina Deutsch bei und sagt ihr, was sie falsch macht.
    15 Jahre später, Philipp ist beruflich erfolgreich und bewohnt mit seiner Freundin Romina eine Eigentumswohnung, setzt sich Faina mit ihm in Verbindung. Zwischen beiden war drei Jahre lang Funkstelle, doch nun braucht Faina Philipps Unterstützung. Sie wurde verlassen, ist verschuldet, hat ihr Studium abgebrochen - und ist schwanger ....

    Die Geschichte wird in wunderbarer Sprache auf mehreren Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Dem Ich-Erzähler Philipp folgen wir als kleinem Jungen und als 25-Jährigem im Hier und Jetzt, die Ich-Erzählerin Faina begleiten wir in der Gegenwart. Darüber hinaus gibt es einen allwissenden Erzähler. Die unterschiedlichen Erzählstränge sind der Autorin ganz großartig gelungen, sie ermöglichen es dem Leser, sich noch tiefer in Philipp und Faina hineinzuversetzen und dabei ihren Handlungen zu folgen.

    Es hat mich erschüttert, wie sich die Beziehung zwischen Philipp und Faina entwickelte. Hinter beiden liegt eine schwierige Kindheit, Philipp ist kontaktarm und neigt zu Wutausbrüchen, während Faina gesellig ist und unter starken Stimmungsschwankungen leidet. Philipp ist jegliche intime Zuneigung zuwider, Faina ist Männern und Frauen zugeneigt. Für Philipp ist Faina der wichtigste Mensch in seinem Leben, und er liebt sie auf seine ganz spezielle Art. Er überschreitet Grenzen, als er beginnt, sie zu manipulieren und zu kontrollieren. 

    Lana Lux hat ihre Charaktere sehr authentisch und bildhaft beschrieben und uns durch ihre klare Erzählweise tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt blicken lassen. Die toxische Beziehung von Philipp und Faina ist sehr gut beschrieben, ich habe mit der jungen Frau mitgelitten und immer gehofft, dass sie einen Ausweg aus ihrer schwierigen Situation findet.
    Das intelligent geschriebene Buch hat mir sehr gut gefallen, es ist spannend und fesselnd. Die schockierende Geschichte, in der es auch um Lügen und Gewalt geht, hat mich bis zu ihrem mich vollkommen überraschenden und dramatischen Ende gefesselt und tief bewegt.

    Absolute Leseempfehlung für diesen intensiven und beeindruckenden Roman, der unter die Haut geht!

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  • 5 Sterne

    Larischen, 31.03.2024

    Als Buch bewertet

    1996: Zu seinem 10. Geburtstag hat Philipp keine materiellen Wünsche, sein sehnlichster Wunsch ist, dass er einen besten Freund findet. Bisher ist er eher ein Außenseiter, auch weil er seine Emotionen nicht immer vollständig im Griff hat. Als plötzlich Faina neu in die Klasse kommt, nimmt er sich ihr an. Er zeigt dem Mädchen, dass nicht nur neu in der Klasse, sondern auch neu im Land ist, wie das Leben in Deutschland funktioniert und findet so endlich eine Freundin.
    Viele Jahre später ist Philipp finanziell gut abgesichert, als Faina abgebrannt und schwanger vor seiner Tür steht.

    Lana Lux erzählt in „Geordnete Verhältnisse“ die Geschichte einer ungesunden (freundschaftlichen) Beziehung zwischen zwei Menschen, die voneinander nicht lassen können.

    Der Roman gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil bekommen wir Philipp präsentiert, der zweite Teil wird von Faina erzählt, während im dritten Teil beide Perspektiven berücksichtig werden. Der Schreibstil hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Besonders gut hat mir gefallen, dass man an der Erzählweise sehr klar merkt, bei wem man sich gerade befindet, ohne dass es den Lesefluss stört.

    Philipp ist ein sehr ambivalenter Charakter. Er kommt aus schwierigen Familienverhältnissen und obwohl er sich immer um Normalität bemüht, wird unterschwellig deutlich, dass er seine Emotionen gar nicht im Griff hat. Ich hatte an einigen Stellen durchaus Mitleid mit ihm, insgesamt fand ich ihn tendenziell aber unheimlich und hatte sogar schon ein wenig Angst.
    Bei Faina könnte man den Eindruck bekommen, dass Gegensätze sich wirklich anziehen, denn sie ist ein vollkommen anderer Typ als Philipp. Auch ihr Hintergrund ist nicht ganz einfach, auch weil ihre Migrationsgeschichte sie durchaus prägt. Ansonsten ist sie wesentlich unkonventioneller und sozial kompatibler als Philipp. Ich würde zwar auch mit ihr nicht unbedingt befreundet sein wollen, aber vor ihr muss man immerhin keine Angst haben.

    Ich fand das Buch wirklich hervorragend. Man bekommt einen guten Einblick in das Leben der beiden und kann die sich zuspitzende Entwicklung sehr gut nachvollziehen. Der Roman hat mich regelrecht in einen Sog gezogen und ich konnte kaum aufhören zu lesen. Gut gefallen hat mir auch, dass ich aus eine ähnlichen Generation komme und mich daher mit vielen Dingen gut identifizieren konnte. Das können manchmal auch ganz kleine Dinge sein, wie eine Café-Kette, die man selbst häufiger besucht hat. Das macht alles noch viel nahbarer.

    Lana Lux spricht in ihrem Roman „Geordnete Verhältnisse“ viele gesellschaftliche Problemlagen an und regt ihre Leserinnen und Leser dazu an, sich selbst Gedanken zu machen und vielleicht auch mal genauer hinzusehen. Der Roman gehört mich jetzt schon zu den Lesehighlights 2024!

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  • 5 Sterne

    Dajobama, 08.02.2024

    Als Buch bewertet

    Geordnete Verhältnisse – Lana Lux
    Faina kommt als Kind mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland, spricht wenig Deutsch und ist froh, dass sich ein Klassenkamerad, Philipp, ihrer annimmt. Der freut sich ebenfalls, da er sich mit anderen Menschen sehr schwer tut und mit Faina nun endlich eine geduldige Zuhörerin gefunden hat. So beginnt eine lang währende on-off-Freundschaft, die von Anfang an auf unterschiedlicher Augenhöhe stattfindet.
    Später wird diese kindliche Freundschaft zu einer sehr seltsamen Konstellation. Die beiden leben zusammen, allerdings ohne körperliche Intimität, wobei Philipp sich extrem besitzergreifend und kontrollierend verhält. Ohnehin ist Philipp ein bemerkenswert unsympathischer Protagonist. Sicher, er hatte keine einfache Kindheit. Nichtsdestotrotz sind seine Einstellung und Weltanschauung unter aller Kanone. Bereits nach wenigen Seiten war ich mir sicher: Der hat einen an der Klatsche. Er verkörpert das absolute männliche frauenfeindliche Arschloch. Ganz furchtbar. Sehr übel sind auch seine Gedanken. Denn tatsächlich bemüht er sich ja immer noch, nach außen nicht negativ aufzufallen. Möglicherweise hat die Autorin Lana Lux hier ab und an etwas dick aufgetragen, übertrieben.
    Noch schlimmer wird die Sache, als klar wird, dass auch Faina Schaden aus ihrer eigenen Kindheit genommen hat. Sie ist psychisch labil und hält die Art und Weise wie Philipp mit ihr umgeht für normal. Auch sie ist keine Sympathieträgerin, glänzt sie doch in erster Linie mit diversen Exzessen.
    Eben diese beiden versehrten Charaktere sind nun aus irgendeinem Grund überzeugt davon, zusammenzugehören. Es ist ein einziges Drama und die Katastrophe vorprogrammiert.
    Lana Lux hat trotz, oder gerade wegen ihres sehr klaren und treffsicheren Schreibstils, eine äußerst eingängige, fesselnde Erzählweise. Es sind oft knappe Nebensätze, die dem Leser völlig neue Erkenntnisse offenbaren oder zu schockieren wissen. Mühelos gleitet der Leser in die Geschichte, leidet mit den Figuren. Wobei leiden hier vermutlich der falsche Ausdruck ist – es sind eher die Finger vor den Augen, durch die man beim Lesen ängstlich blinzelt. Gerade die leicht zugängliche Sprache schlägt umso härter ein.
    Sehr stark kam für mich in diesem Roman die überwältigende lebenslange Beeinflussung der Kindheit und eigenen Erziehung heraus. Das ist nun etwas, was den meisten von uns bekannt vorkommen dürfte. Denn seine Herkunft kann man nicht verleugnen, die Kindheit prägt ein Leben lang. In dieser ergreifenden Geschichte erwächst aus zwei verletzten Kindern eine zutiefst toxische Beziehung. Das ist ein sehr tiefgehendes Thema, das mich hier sehr berührt hat.
    Schockierend und aufrüttelnd. Ein krasser Roman - einfach toll erzählt – 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    Marita R., 06.05.2024

    Als Buch bewertet

    die Geschichte einer toxischen Beziehung
    Faina kommt als Grundschulkind aus der Ukraine nach Deutschland. Sie kennt weder die Sprache,noch die Gebräuche in diesem ihr fremden Land. Doch da ist Philipp, eher ein Außenseiter in der Klasse, Sohn einer alkoholabhängigen Mutter, die sich später das Leben nehmen wird. Struktur und Kontinuität ist er nicht gewohnt, Unterstützung zur Ausbildung seiner Persönlichkeit noch weniger. Viel Kritik, je nach jeweiligem Zustand der Mutter, während einer Abwesenheit der Mutter, verbringt er eine Zeit bei der Schwester seiner Mutter in „geordneten Verhältnissen“, fühlt sich dort aber auch nicht wohl.
    Als Faina in die Klasse kommt, in der Philipp ist, nimmt er sich ihrer an, vermittelt ihr die Sprache und vieles andere mehr und macht sie zu „seiner Freundin“. Er stellt von Anfang an einen Besitzanspruch an sie und das wird sich über die Zeit nicht ändern, eher im Gegenteil.
    Als sie älter werden , trennen sich ihre Wege für eine gewisse Zeit. Eine sexuelle Beziehung können sie nicht führen, da Philipp sich vor Körperlichkeiten ekelt.Faina hat eher das umgekehrte Problem, sie lebt bisexuell und verdient zusätzliches Geld mit Sexdiensten.Als sie schwanger wird, von wem weiss sie nicht, flüchte sie zu Philipp, dem einzigen der ihr hilft, denn Faina’s Elternhaus ist auch mehr als problematisch.Philipp zieht mit ihr nach Berlin, wird immer kontrollsüchtiger , bis es zum großen Knall kommt.

    Dieses Buch hat es in sich. Beide Protagonisten haben eine problematische Kindheit,Faina entwickelt eine bipolare Störung, wechselt zwischen Hochs und Tiefs, was durch das Kind noch erschwert wird.
    Man ahnt von Anfang an, dass das nicht gut gehen kann, spürt bei Philipp eine ständige latente Wut, die er zu Anfang noch unter Kontrolle hat.Narzistische Züge sind bei ihm auch zu erkennen, es geht immer nur um sein Wohlbefinden, er tut nichts ohne Gegenleistung, auch wenn es anfangs anders wirkt, schafft Abhängigkeiten für die er belohnt werden will.
    Ich fand diese toxische Beziehung gut beschrieben, wie sie sich mit der Zeit entwickelt, sich hochschaukelt und jeder Einzelne agiert.

    Leider hört man immer wieder von diesen Fällen, die mir immer wieder zeigen, wie wichtig eine gute Kindheit ist, wie wichtig es ist, Kindern zu zeigen, dass man sie liebt und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt.Fehler machen wir Eltern alle, wir sind Menschen und fehlbar, aber ein liebevolles und stabiles Elternhaus ist auch die Grundlage für die Persönlichkeitentwicklung eines Menschen und für sein Handeln im späteren Leben.

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  • 5 Sterne

    Liane, 28.02.2024

    Als Buch bewertet

    In ihrem neuen Buch “Geordnete Verhältnisse” erzählt Lana Lux über menschliche Abgründe, Besessenheit und die Verwirrungen des menschlichen Miteinanders.
    Die Geschichte handelt von Philipp und Faina. Beide lernen sich als Kinder in der Schule kennen. Faina kommt aus der Ukraine und ist der Sprache noch nicht mächtig und fremd in der neuen Stadt. Philip nimmt sich ihrer an.
    Beide verbindet, dass sie rote Haare haben und sich dadurch immer ein wenig als Außenseiter betrachten. Sie werden beste Freunde und schnell wird aus den Schilderungen Philips klar, dass er Faina vergöttert. Er hilft ihr bei der Aussprache und korrigiert sie und Faina wird immer besser, bis sie keinen Akzent mehr hat.
    Er bemüht sich in der Schule so gut es geht um gute Noten, um ihr zu imponieren und strebt ihrem Ehrgeiz nach, die Empfehlung für das Gymnasium zu erhalten- was beiden gelingt.

    15 Jahre später ist Philip wohlhabend und unabhängig. Er lebt in einer tollen Wohnung und kann sich ein materiell gutes Leben leisten.
    Faina, die nach Berlin gezogen und komplett aus seinem Leben verschwunden war, kehrt nach einer gescheiterten Beziehung und völlig pleite zurück zu ihren Eltern und wird später wieder bei Philip wohnen. Eine wirkliche Paar-Beziehung führen sie nicht und dennoch lieben sie einander.
    Faina ist schwanger und Philip ist bereit, für das Kind zu sorgen, ungeachtet der Tatsache, dass er nicht der Vater ist.
    Er kauft ein Haus, er kocht für sie und erwirkt das Sorgerecht für das Kind. Von allen Menschen auf der Welt liebt er nur Faina, alle anderen sind ihm verhasst.
    Er hat klare Vorstellungen, wie alles zu laufen hat, ist auf eine andere Art jedoch sehr tolerant und freigiebig. Mit Philip zeichnet die Autorin ein Bild von einem durch und durch schwierigen Menschen.
    Und so ist auch nicht verwunderlich, dass sich nach und nach die Geschehnisse überschlagen. Philip entwickelt sich mehr und mehr zu einem Menschen der besitzergreifend, brutal und kontrollierend ist. Er möchte Dankbarkeit erfahren für all das was er Faina gutes getan hat.

    Im Buch werden abwechselnd die Geschehnisse aus Philip’s Perspektive und aus Faina’s Sicht geschildert. Auf diese Weise lassen sich wunderbar die Charaktere erkennen und es entsteht ein sehr deutliches Bild.

    Lana Lux versteht es meisterhaft, dieses menschliche Miteinander aufzuzeigen. Das Buch liest sich schnell, ist ungemein interessant, zugleich spannend und man kann sich als Leser sehr gut in die Handlungen hineinversetzen.

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  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 16.02.2024

    Als Buch bewertet

    Was macht tatsächlich "Geordnete Verhältnisse " aus?

    "Geordnete Verhältnisse" war für mich das erste Buch von Lana Lux, und ich bin restlos begeistert, wenn es überhaupt angemessen ist, solch euphorische Worte für eine Geschichte zu wählen, die eigentlich eine echte Tragödie ist. Im Mittelpunkt stehen Philipp und Faina, die sich bereits im Kindesalter kennenlernen, als das kleine ukrainische Mädchen mit seinen Eltern nach Deutschland kommt und hier ausgerechnet in Philipps Klasse landet. Der Junge sucht schon lange nach einem besten Freund, ist er doch bei Gleichaltrigen nicht beliebt und eher der Außenseiter. Die beiden Sonderlinge fühlen sich spontan zueinander hingezogen, ja merken eigentlich recht schnell, dass sie irgendwie seelenverwandt sind. Sie verbringen ihre Kindheit und Jugend miteinander und verlieren sich dann irgendwann nach einem Streit aus den Augen. Doch bekanntermaßen trifft man sich immer zweimal im Leben! Als Faina Jahre später ungewollt schwanger ist und nicht weiter weiß, steht sie bei ihrem Jugendfreund Philipp vor der Tür. Dass der eigentlich mittlerweile in einer festen Beziehung mit einer anderen Frau lebt, ist da nur das kleinste Hindernis. Philipp und Faina können nicht mit und nicht ohne einander, ja sie halten sich aneinander fest und stoßen sich doch auch immer wieder ab. Er schlägt sie, sie nimmt es hin, beide hatten keine einfache Kindheit, das verbindet sie, letztendlich sind sie beide psychisch krank, ihre Beziehung kann nicht gut gehen, das spürt der Leser ziemlich schnell, auch wenn sich vor allem Philipp "Geordnete Verhältnisse" wünscht, in denen er leben möchte. Sie versuchen, gemeinsam Fainas kleine Tochter Mara groß zu ziehen, wagen das Experiment des "Co-parenting", das mir in dieser Form so noch nicht bekannt war. Lana Lux schildert den gemeinsamen Lebensweg und die obsessive Beziehung zwischen Philipp und Faina in einem für mich sogartigen Schreibstil, jeder Satz sitzt, schildert die Protagonisten, derart treffend. Der Leser spürt die Dramatik, über das Ende, das für mich schockierend, wenn auch passend erscheint, möchte ich nicht mehr schreiben in der Angst zu spoilern! Dieses Buch wird mich mit Sicherheit noch länger beschäftigen, Lana Lux hat mich sehr beeindruckt, gerne möchte ich eigentlich noch mehr von ihr lesen, ob ich es zeitnah aushalte, kann ich noch nicht versichern, denn auch ihre bisherigen Geschichten klingen nach hartem Tobak. An dieser Stelle erst einmal eine absolute Leseempfehlung

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  • 5 Sterne

    Literaturentochter T., 19.03.2024

    Als Buch bewertet

    »Seit dem Sommer 97 waren Faina und ich [Philipp] ganz offiziell beste Freunde« (S. 37).

    Philipp hat in seiner Kindheit nur einen Wunsch – einen besten Freund oder eine beste Freundin zu finden. Im Alter von zehn Jahren geht dieser Wunsch in Erfüllung. Faina, aus der Ukraine stammend, ist ›die Neue‹ in der Klasse. Die beiden freunden sich direkt an, trotz Faina’s vermeintlichen Eigenarten. Sie bringt ihr Essen im Tetra Pak zur Schule und wenn sie spricht, dann korrigiert Philipp sie häufig.

    Bereits im Kindesalter verwechselt Philipp Nächstenliebe mit dem Wunsch, einen Menschen dominieren zu wollen. Dabei sehnt sich dieser extrem nach Liebe und Aufmerksamkeit. Seine Mutter ist alleinerziehend und mehr am Alkohol interessiert, als an ihrem Sohn.
    Die Jahre ziehen ins Land, Faina und Philipp werden erwachsen. Sie verlieren sich aus den Augen.

    »Von 1997 bis 2011 sind es vierzehn Jahre, und sollte ich [Philipp] recht behalten und sie, also Faina, kommt nochmal angekrochen, dann zählt es für mich ab 1997. Weil immer die ganze Freundschaft zähle, nicht nur die Sonnenscheinmomente« (S. 37).

    Während Philipp im Erwachsenenalter in einer schicken Eigentumswohnung und in einer festen Beziehung lebt, ist Faina verlassen worden, verschuldet und befindend sich als obdachlose Schwangere in einer Notlage. Verzweifelt meldet sie sich bei Philipp und die beiden finden erneut zueinander…


    In »Geordnete Verhältnisse« verfolgt die Leser:innenschaft zuerst die Sicht von Philipp, anschließend wird die Geschichte aus Faina’s Sicht erzählt und im letzten Teil kommen beide Figuren als Ich-Erzählende zu Wort. Bin kein Fan von Erzählungen durch Tätersicht, doch Lana Lux nutzt Philipps Erzählstimme, um dem Buch eine unverwechselbare Dynamik zu geben. An vielen Stellen ist das Buch schwer zu ertragen. Bereits zu Beginn des Buches sammelt Philipp bei mir keine Sympathiepunkte, während ich Faina am liebsten aus der Geschichte ziehen will, um sie zu schützen. Manchmal auch vor sich selbst!


    (Achtung Spoiler!)

    Das Ende, für mich vorhersehbar und trotzdem schockierend, es geht mir nah. Ich verdrücke ein paar Tränen und bin sehr traurig. Mit diesem Gefühl klappe ich das Buch zu, schaue mir das Cover nochmal an – ein Roman und doch eine Geschichte, die eine Realität für viele Frauen aufzeigt. Mit einem Ende, welches sich dieses Jahr (Stand 12.03.2024) bereits 21 Mal so ereignet hat #niunamenos

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  • 5 Sterne

    P.M., 12.03.2024

    Als Buch bewertet

    Eskalation einer toxischen Beziehung
    Philipp ist in der dritten Klasse und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich einen Freund zu haben. Er ist wegen seiner roten Haare, seiner Inkontinenz und seiner alkoholkranken Mutter ausgegrenzt. Sein Wunsch geht in Erfüllung, als Faina in seine Klasse kommt. Sie stammt aus der Ukraine, beherrscht die deutsche Sprache noch nicht gut und hat ebenso wie er rote Haare. Als Faina richtig in Deutschland angekommen ist, reicht ihr die ausschließliche Beziehung zu Philipp nicht mehr und sie sucht Kontakt zu anderen Gleichaltrigen. Philipp kommt damit nicht zurecht und ihm zuliebe schränkt sie ihre Kontakte ein. Schließlich wohnen beide sogar zusammen, sind aber kein Liebespaar. Dann geschieht etwas und es kommt zum Bruch.
    Als Faina schwanger und mittellos bei Philipp vor der Tür steht, bietet er ihr sofort seine Hilfe an.

    Der Roman ist in drei Teile gegliedert: Philipp, Faina und Faina und Philipp. Zu Beginn lernt man daher nur Philipp kennen, zunächst als ausgegrenztes Kind, das verzweifelt einen Freund sucht und später als wohlhabender Mittzwanziger, der erneut eher isoliert zu sein scheint. Obwohl man zumindest mit dem Kind Mitleid empfindet, wirklich sympathisch ist der Charakter auch in dieser Phase nicht.
    Faina bleibt noch unscharf, aber interessant. Sie ist das Flüchtlingskind, das sich in einem fremden Land neu orientiert und einlebt. Anfangs unsicher, dann zunehmend selbstbewusst und offen für neue Erfahrungen. Ihr familiärer Hintergrund ist ebenfalls schwierig, und tatsächlich trifft sie nicht immer die besten Entscheidungen.
    Im dritten Teil geht es dann um die gemeinsame Zeit in Berlin, beginnend in der letzten Hälfte der Schwangerschaft. Die Gegensätze und unterschiedlichen Erwartungen werden immer deutlicher, die Konflikte nehmen zu.
    Spätestens jetzt zeichnet sich ab, dass die Beziehung zwischen den Beiden auf eine Katastrophe zusteuert. Als Leser*in hofft man, dass der Absprung noch rechtzeitig geschieht, auch wenn die Eskalation das nicht erwarten lässt.

    Mich hat dieser Roman nachhaltig beeindruckt, auch wenn er vielleicht ein wenig überfrachtet ist. Es werden so viele verschiedene Themen bearbeitet, die deutlich mehr Raum verdient hätten. Insbesondere das Ende empfand ich als zu komprimiert. Trotz dieser Einschränkung ist „Geordnete Verhältnisse“ sowohl sprachlich als auch inhaltlich absolut empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    gst, 19.02.2024

    Als Buch bewertet

    Ergebnis einer schwierigen Kindheit

    Philipp, seit frühester Jugend Außenseiter, wurde schon in der Kindheit schnell wütend. Er hatte nie Freunde, bis Faina in seine Klasse kam und neben ihm platziert wurde. Sie, rothaarig wie er, war mit ihren Eltern aus der Ukraine gekommen und fand keinen anderen Anschluss. Ebenso wie er hatte sie es nicht leicht in ihrer disfunktionalen Familie, die verzweifelt viele Bräuche aus der alten Heimat aufrecht zu erhalten suchte. Die mehr oder weniger unbeabsichtigt begonnene Freundschaft zwischen Philipp und Faina wurde immer enger und hielt über Jahre.

    „Ich war immer die Klügere, die Fleißigere, die Begabtere“, resümiert Faina als Erwachsene. Dankbar stellt sie fest, dass er sie noch nie im Stich gelassen hat. So steht sie nach einer längeren Trennung schwanger und mittellos vor seiner Tür. Für ihn kein Problem. Er hält zu ihr und hilft, so gut es ihm möglich ist.
    Während in den ersten beiden Teilen des Buches Philipp und Faina nacheinander aus ihrer Sicht die Sachlage schildern, schaltet sich im dritten Teil, in dem es um das Zusammenleben der beiden geht, auch eine neutrale Erzählerin ein. Das ermöglichte mir als Leserin das Verhältnis der beiden zueinander mit Abstand zu betrachten und die Überforderung beider zu erkennen.
    Am Ende habe ich das Buch schockiert zugeschlagen. Das Markenzeichen der Autorin sind toxische Beziehungen von Menschen, die eine schwierige Kindheit hatten. Sie schafft es, den Lesern und Leserinnen die Vergangenheit ihrer Protagonisten so nahe zu bringen, dass man unweigerlich Verständnis für sie aufbringt – auch wenn man nicht alle Verhaltensweisen gut findet. Sie lässt uns an deren Kämpfen teilhaben und mitleiden, wenn Träume zerplatzen. Ihr Schreibstil ist einfühlsam und es fällt ihr nicht schwer, nach und nach Spannung aufzubauen.

    Lana Lux wurde 1986 in der Ukrainischen Sowjetunion geboren und kam als Zehnjährige nach Deutschland, wo sie die deutsche Sprache lernte, Abitur machte und studierte. Seit 2010 lebt die Schriftstellerin jüdischer Herkunft mit Ehemann und Tochter in Berlin. Geordnete Verhältnisse ihr dritter Roman.

    Fazit: Ein lesenswertes Psychogramm, das ich kaum aus der Hand legen konnte und das mich tief beeindruckt zurückgelassen hat.

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  • 5 Sterne

    Island, 27.03.2024

    Als Buch bewertet

    Beim neuen Roman von Lana Lux hat das Cover mit der auffällig pinken Schrift, deren Anordnung ein Widerspruch zum Titel des Buches ist, direkt angesprochen.

    Die Protagonist:nnen sind beide relativ extreme Charaktere. Die Handlung beginnt Anfang der 90er Jahre. Faina kommt im Grundschulalter aus der Ukraine in eine Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen und dort in die Klasse des Außenseiters Philipp, der mal bei seiner Tante und dann wieder bei seiner alkoholkranken Mutter lebt. Sie sind sich optisch recht ähnlich, beide haben rote Haare, und Philipp beschließt direkt, dass Faina seine (beste und einzige) Freundin werden muss. Er beginnt aber auch schnell, an ihr herumzumäkeln und versucht, sie zu formen, sie soll die deutschen Begriffe richtig aussprechen und sich an deutsche Gepflogenheiten halten. Irgendwann wohnen sie sogar in einer WG zusammen, bis es zu einem großen Streit kommt und Faina den Kontakt abbricht, um dann später aber wieder schwanger vor Philipps Tür zu stehen, um sich wieder auf ein platonisches Zusammenleben mit ihm einzulassen, auch wenn sie durchaus seine dunklen Seiten kennt.

    Ich fand den Roman sehr eindrucksvoll, weil es der Autorin gelungen ist, unbewusst nebenbei aufzuzeigen, wie eine toxische Beziehung funktioniert, welche Faktoren noch dazu beitragen können, dass man diese zunächst gar nicht als "unnormal" wahrnimmt und, dass es eben nicht so einfach ist, sich daraus zu lösen, wie man als Außenstehende:r vielleicht vermuten mag. Die Charaktere wurden von Lana Lux, abgesehen von kleineren Ungereimtheiten, sehr überzeugend ausgestaltet und trotz ihrer jeweiligen Extreme, konnte man sich in sie hineinversetzen und ahnte insbesondere im letzten Drittel mehr und mehr, wie alles sich weiter entwickeln würde. So war die Lektüre dann auch sehr fesselnd und es fiel mir schwer, das Buch vor dem zugleich nüchtern wie eindrücklich gestalteten Finale wieder aus der Hand zu legen. Der Schreibstil der Autorin war dabei flüssig lesbar. Ich bin schon gespannt auf weitere Projekte.

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  • 5 Sterne

    Lianne, 15.04.2024

    Als Buch bewertet

    Das Buch beginnt mit einer rührenden Szene in der Kindheit von Philipp, der sich nur eines wünscht: einen besten Freund. Dieser wird kurz darauf in Form des ukrainisch-jüdischen Flüchtlingsmädchen Faina in sein Leben treten, die wie er Feuerrote Haare hat. Oft werden die beiden im Laufe des Buches für Geschwister gehalten, was sehr verdeutlicht, dass Philipp sein Gegenstück gefunden hat, um nicht mehr alleine in der Welt voller Hänseleien zu sein. Doch schon schnell merkt man, dass Philipp aufgrund seiner Erlebnisse, der alkoholkranken Mutter, einer Tante, die ihn als Kind als Genosse des Teufels bezeichnet, seiner Inkontinenz und Wutausbrüche, Faina manipuliert, um sie an sich zu binden. Aus Freundschaft wird im Laufe der Jahre eine fanatische Obsession. Und Faina, dank der strengen Erziehung, dem Druck die Beste zu sein, einem cholerischen Vater, entwickelt eine bipolare Störung, ein weiteres Fressen für Philipp, sie im Auge behalten zu müssen. Alles unter dem Deckmantel der Liebe.

    Der erste Teil des Buches ist komplett aus der Sicht von Philipp, der zweite von Faina und der dritte wir von einem allwissenden Erzähler begonnen und wechselt sich danach in der ich Perspektive zwischen den beiden Protagonisten ab. Ein Kunstgriff, wie ich finde, da man so die Psyche der beiden sehr gut kennenlernt und hautnah miterlebt, wie sie nicht merken, in was für eine toxische Lage sie sich begeben.

    Das Buch behandelt wichtige Themen, zeigt allzu deutlich, wie sich Dinge bereits in der Kindheit entwickeln, ergründet die Psyche und endet mit einem großen Knall, der zwar erdrückend spürbar wurde und dann doch sehr plötzlich kam.

    Ausländerhass, Antisemitismus, häusliche Gewalt, die Incellbewegung und so vieles mehr sind Themen, die hier eindrucksvoll eingebunden werden. Klare Leseempfehlung, wenn man diese schwere Thematik und das heranwachsen eines aggressiven Geistes aushält. Sprachlich wunderbar gestaltet, dass man trotz der Schwere der Kost einen tollen Lesefluss hat.

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  • 5 Sterne

    Simone F., 23.03.2024

    Als Buch bewertet

    Als Philipp zehn Jahre alt ist und die dritte Klasse wiederholen muss, kommt Faina in seine Klasse. Er, der rothaarige Außenseiter aus schwierigen familiären Verhältnissen, und Faina, das jüdisch-ukrainische Einwandererkind, werden beste Freunde. Philipp hilft Faina, Deutsch zu lernen und sie befreit ihn aus seiner Einsamkeit. Als Erwachsene ziehen sie zusammen und sind mehr als Freunde, aber doch kein echtes Liebespaar. Nach einem Streit folgt eine mehrjährige Funkstille, bis eines Tages Faina Hilfe suchend vor seiner Tür steht.
    Das Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste wird aus Philipps Sicht erzählt, der zweite aus Fainas, und der dritte aus wechselnden Perspektiven. Ich liebe Romane, in denen sich bei Perspektivwechseln Wortwahl und Sprachstil an die jeweilige Figur anpassen, und Lana Lux ist es hervorragend gelungen, bereits anhand der Sprache die Wesenzüge, Gefühle und Denkstrukturen von Philipp und Faina herauszuarbeiten.
    Beide Protagonisten sind auf ihre Weise durch ihre Kindheit traumatisiert, sind sich einerseits tief verbunden und auf andere Weise völlig gegensätzlich. Philipp, der planvolle, nach außen hin mustergültige Mann, wohlhabend, fürsorglich und großzügig, und Faina, die freiheitsliebende, unstrukturierte, mittelose schwangere Frau mit abgebrochenem Studium sind auf fatale Weise voneinander abhängig. Beim Lesen hatte ich von Anfang an ein beklemmendes Gefühl, das sich immer weiter steigerte, je weiter die Geschichte voranschritt.
    Lana Lux zeigt in „Geordnete Verhältnisse“, wie schnell man in eine toxische Beziehung geraten kann und mit welchen manipulativen Mechanismen Schuldgefühle und Abhängigkeiten erzeugt werden. Aus unbedeutend wirkenden Anzeichen entwickelt sich so eine quälende Situation, aus der eine Befreiung nur schwer möglich ist.
    Ein beeindruckend geschriebenes, aufwühlendes Buch zu einem wichtigen Thema und für mich ein Highlight in diesem Frühjahr.

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  • 5 Sterne

    Annika S., 22.03.2024

    Als Buch bewertet

    Bedrückende Lektüre

    Mit zehn Jahren wünscht sich Philipp nichts sehnlicher als einen besten Freund. Und den soll er bald darauf bekommen: Faina ist gerade mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen und froh darüber, dass Philipp ihr hilft, sich in dem neuen Land zurechtzufinden.
    15 Jahre später ist er in einer Beziehung, hat ein kleines Vermögen und zwei Eigentumswohnungen, als es an seiner Tür klingelt und Faina davorsteht: verschuldet und schwanger.
    Wieder hilft er ihr. Doch welchen Preis muss sie dafür bezahlen?

    "Geordnete Verhältnisse" ist mein erstes Buch von Lana Lux und hat mich gänzlich überzeugt. Es hat von Anfang an eine unglaubliche Sogwirkung.
    Die Autorin hat zwei sehr unterschiedliche Charaktere gezeichnet, die beide in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind und so schon als Kinder eine besondere Verbindung hatten. Gekonnt arbeitet sie die Unterschiede schon im jeweiligen Sprachduktus heraus.

    Spürt man anfangs noch die Wärme zwischen den beiden und hat dieses "Heimkommen-Gefühl", wenn sie als Erwachsene wieder aufeinandertreffen, kippt die Stimmung bald. Aus einem unguten Bauchgefühl wird nach und nach Beklemmung und im letzten Drittel war ich dauerhaft angespannt.
    Das Buch verdeutlicht sehr anschaulich, wie schnell man in eine toxische Beziehung gerät und wie schwierig es ist, sich aus dieser zu befreien. Dass Außenstehende oft nicht verstehen, wie es hinter den Kulissen aussieht ("er versorgt dich doch so gut", "er ist doch immer so nett"), dass man eben nicht einfach so Schluss machen kann (vor allem wenn Kinder im Spiel sind), dass das Thema für Betroffene oft mit Scham- und Schuldgefühlen behaftet ist.

    "Geordnete Verhältnisse" ist ein wahrer Pageturner, der unheimlich wichtige Themen behandelt und Nicht-Betroffenen die Augen öffnet. Für mich war es nicht nur ein Lesen der Geschichte, sondern ein Erleben mit allen Emotionen. Defintiv ein Highlight.

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  • 5 Sterne

    Barbara B., 22.02.2024

    Als Buch bewertet

    Die Beziehung zwischen Philipp und Faina beginnt schon in der Schulzeit. Hier lernen sich das aus der Ukraine stammende Mädchen und der einzelgängerische Junge kennen, eine tiefe Freundschaft verbindet die beiden Außenseiter. Bis sich ihre Lebenswege trennen, sie sich wieder treffen und eine dramatische Abwärtsspirale aus Abhängigkeiten, Wut und Selbstbehauptung entsteht.
    Abwechselnd erzählt Lana Lux die Geschichte aus der Sicht von Philipp und Faina, so dass beide Charaktere ihre Sicht auf die Dinge erzählen. Gemeinsam ist ihnen eine schwierige Kindheit, die beide sehr intensiv prägen. Bei Philipp entwickelt sich eine starke Verlustangst, bei Faina ist es ein geringes Selbstwertgefühl. Dabei hat man durchaus Mitleid mit beiden Protagonisten und erkennt das Krankhafte, das sich in ihre Beziehung schleicht.
    In einer starken Sprache beschreibt Lux sehr eindringlich, wie aus einer Freundschaft ein Drama wird. Das geschieht eher langsam und ganz allmählich, steigert sich in eine furchtbare Ahnung, bis man dieses Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen kann um zu erfahren, was am Ende geschehen wird. Eine intensive Geschichte, die noch lange nach Ende der Lektüre im Gedächtnis bleibt.
    Wenn man die Informationen über die Autorin liest dann drängt sich der Gedanke auf, dass sie auch ein paar eigene Erfahrungen mit in ihre Figur der Faina hat einfließen lassen. Zumindest ihre Herkunft und auch die Schauplätze der Handlung stimmen überein.
    Ein ungewöhnliches Buch, das nicht nur mit einem tollen Cover und einem zynischen Titel punktet, sondern intensiv und mit präzisem Schreibstil den Leser*innen eine dramatische Geschichte wie einen Sog präsentiert. Eine unbedingte Leseempfehlung für Männer und Frauen, jung und alt.

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  • 5 Sterne

    AnnaMagareta, 24.03.2024

    Als Buch bewertet

    Eine toxische Beziehung

    „Geordnete Verhältnisse“ ist ein beeindruckendes aber auch sehr beklemmendes Werk der Autorin, Illustratorin und Moderatorin Lana Lux.

    Der zehnjährige Philipp ist in der Schule ein Außenseiter und wünscht sich nichts mehr als einen Freund. Als Faina in seine Klasse kommt, scheint sich dieser Wunsch zu erfüllen. Sie ist vor vier Monaten mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Deutschland gekommen und muss sich noch eingewöhnen. Philipp hilft ihr, bringt ihr Deutsch und angemessenes Verhalten bei.
    Die beiden verbindet vieles und dennoch ist es keine gesunde Freundschaft, da Philipp übergriffig ist. Faina gelingt der Absprung, kehrt aber nach 15 Jahren zurück…

    Zunächst werden die Ereignisse aus Philipps Perspektive geschildert und später erfolgt der Wechsel zu Faina. Die beiden sind trotz einiger Gemeinsamkeiten sehr unterschiedlich und das ist auch am Schreibstil zu merken. Dieser verändert sich, wodurch Lana Lux die Charaktere gelungen voneinander abgrenzt.
    Während sich die Protagonisten zu Beginn ergänzt haben, ändert sich das komplett. Philipp ist ein sehr bestimmender und kontrollierender Charakter, der seinen Mitmenschen wenig Empathie entgegenbringt.
    Nach und nach entsteht ein ungutes, beklemmendes Gefühl, das stetig zunimmt bis am Ende die Situation eskaliert.

    Schonungslos offen schreibt die Autorin über die Beziehung der Protagonisten. Sie versteht es zu fesseln, da sie zahlreiche Alltagsthemen in Extremen aber ohne zu überzeichnen einbaut. Es wird sehr deutlich wie schwierig es ist einer toxischen Beziehung zu entkommen.

    Mich hat das Buch schockiert, bewegt und gefesselt, so dass es mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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  • 5 Sterne

    meerblick, 18.02.2024

    Als Buch bewertet

    Lana Lux, die Autorin des Romans -Geordnete Verhältnisse-, liefert ein schonungslos ehrliches Bild einer Beziehung zwischen zwei Menschen, die nicht ohne aber noch weniger miteinander leben können. Philipp und Faina, die Protagonisten der Geschichte, entwickeln schon im Kindesalter eine gegenseitige Abhängigkeit, die einerseits hervorgerufen wird durch kaputte, völlig desolate Familienverhältnisse und andererseits durch ihre charakterlichen Ausprägungen, die nicht zuletzt durch das ausgrenzende Verhalten ihrer Umgebung bestärkt werden. Im Alter von zehn Jahren lernen sie sich in der Schule kennen. Philipp ist zwanghaft kontrollierend veranlagt, herrisch, dominant und einsam, auf der Suche nach einem Freund. Faina, die mit ihrer Familie als Aussiedlerkind nach Kontakten sucht, findet in Philipp einen Partner, der ihr hilft, sich in der neuen, ungewohnten Gesellschaft zurecht zu finden. Später verlieren sie sich zunächst aus den Augen, finden wieder zueinander und damit begeben sie sich einen Teufelskreis mit schwerwiegenden, unglaublichen Folgen.
    Lana Lux schreibt auffallend leicht und flüssig. Sie zeichnet die Charaktere überaus genau, feinfühlig, mit einem scharfen Augenmaß für Details. Die beiden Protagonisten erzählen aus ihrer Perspektive eine Geschichte, die lebendig, lebensnah und gleichzeitig erschütternd schmerzvoll daherkommt. Ich war gefesselt von diesem Buch und bin fassungslos zurückgeblieben. Die Intensität, mit der auf einzigartige Weise eine Beziehung mit all ihren Höhen und Tiefen dargestellt wird, hat mich sehr beeindruckt.
    Dieser Roman verdient es, gelesen zu werden.

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  • 5 Sterne

    Leser100, 13.02.2024

    Als Buch bewertet

    Faina und Philipp kennen sich seit ihrer Schulzeit. Zwei Außenseiter mit roten Haaren. Beide wachsen in sogenannten prekären Verhältnissen auf. Philipp hat eine alkoholkranke Mutter die ihren Sohn während ihrer Entziehungskuren bei ihrer resoluten und lieblosen Schwester zurück lässt. Faina mit ihren streitenden Eltern und ebenfalls lieblosen sowie strengen Eltern aus der Ukraine.
    Die beiden scheinen sich zunächst gefunden zu haben und füreinander da zu sein. Doch beide haben an ihren psychischen Erkrankungen stark zu leiden. Faina wird von ihrer bipolaren Störung immer mehr mitgenommen. Philipp ist hingegen homophob, er liebt Tiere, Pflanzen und vor allem Faina über alles. Für alle anderen Menschen kann er hingegen nur Verachtung aufbringen. Seine Obsession für Faina wird jedoch immer krankhafter. Und Faina kann sich einfach nicht von ihm losreisen. Ein Teufelskreis nimmt seinen Lauf. Die psychischen Erkrankungen der beiden verschlimmern sich im Verlauf der Handlung immer mehr bis sie schließlich in einer Katastrophe gipfeln.
    Die Autorin hat die seelischen Zustände der beiden Protagonisten sehr gut beschrieben. Man kann sich trotz der krankhaften Verhaltensweisen von Faina und Philipp gut in die beiden hineinversetzen. Man fiebert und leidet mit ihnen mit. Man ahnt, dass dieses ganze Schauspiel kein gutes Ende nehmen wird und man wird geradezu in die Geschichte hineingezogen, so dass man gar nicht mehr aufhören möchten zu lesen.
    Ansprechend und passend ist auch das Cover mit den großen Blättern, da Philipp ja Pflanzen liebt.

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  • 5 Sterne

    Alina, 16.04.2024

    Als Buch bewertet

    Jetzt schon ein Jahreshighlight
    Faina und Philipp haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam - sowohl ihre Charaktere als auch ihre bisherige Lebensgeschichte könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch werden sie als Kinder beste Freunde, eine Freundschaft die lange halten soll. Nach einem schweren Zerwürfnis und folgender Funkstille steht Faina plötzlich schwanger und pleite vor Philipps Tür und so beginnt ein weiteres Kapitel ihrer Geschichte…

    „Geordnete Verhältnisse“ wird abwechselnd sowohl aus Fainas als auch Philipps Perspektive erzählt – beide Erzählweisen sind beeindruckend gut gelungen und gehen unter die Haut. Lana Lux versteht es mit den Wahrnehmungen und Perspektiven zu spielen und dabei kontinuierlich Spannung aufzubauen. „Geordnete Verhältnisse“ ist keine leichte Kost und dennoch konnte ich diese intensive Geschichte nicht aus der Hand legen.
    In klarer, fast nüchterner und dennoch wuchtiger Sprache erzählt die Autorin, die für viele schwer zu definierende Beziehung zwischen Faina und Philipp. Und sie erzählt dabei vor allem auch von anderen Lebensentwürfen und dem Leben am Rande der Gesellschaft, von (finanziellen) Abhängigkeiten, von Macht und Besitzansprüchen und dem tiefen Wunsch frei zu sein.

    „Geordnete Verhältnisse“ ist ein beeindruckender und erschütternder Roman, der herausfordert und der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird – jetzt schon ein Lesehighlight für 2024 und eine unbedingte Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Lilli-Marleen A., 02.05.2024

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch hat mich sehr bewegt
    Philipp sehnlichster Wunsch ist ein Freund. Dieser Wunsch scheint greifbar nah, als die aus der Ukraine stammende Faina in seine Klasse kommt. Die zwei Außenseiter schließen sich zusammen und eine Freundschaft entsteht.

    Jahre später steht die schwangere Faina vor Philipps Tür und bittet ihn um Hilfe. Sofort gewährt er ihr Unterkunft und verlässt seine aktuelle Freundin, denn für Faina würde er alles machen. Doch will sie das überhaupt?

    Hier treffen zwei ganz toll von der Autorin inszenierte Charaktere aufeinander. Beide haben einen komplizierten und tragischen familiären Background, dessen wirkliches Ausmaß sich erst im Laufe der Geschichte offenbart.

    Die Geschichte wird teilweise aus Fainas Sicht und teilweise aus Philipps Sicht erzählt. Das ist der Autorin auch wirklich super gelungen. So kommt man beiden Personen ganz nah und erst im Laufe der Story wird klar, wie toxisch diese Beiden für einander sind und wie die Wut und Obsession von Philipp sich immer weiter steigern.

    Die Sprache ist hier ganz klar und schonungslos, so wie das ganze Buch.

    Es ist einfach nur tragisch, was mit Faina passiert. Und ihre Geschichte steht als ein exemplarisches Beispiel dafür, was Frauen von egozentrischen Männern alles ertragen müssen, ohne auf großartige Unterstützung hoffen zu können.

    Für mich ist dieses Buch ein absolutes Highlight. Bewegend und erschütternd. Absolute Leseempfehlung.

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