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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    signalhill, 12.09.2021

    Als Buch bewertet

    Etwas träge

    Colson Whitehead zieht mich magisch an; seine Themen interessieren mich sehr, und so habe ich auch die beiden Vorgängerwerke, "Die Nickel Boys" sowie "Underground Railroad" als Hörbücher gehört. Am Ende war ich von beiden eher enttäuscht, und bei "Harlem Shuffle", das ich diesmal nicht gehört, sondern gelesen habe, geht es mir ähnlich. Dennoch werde ich Colson Whitehead treu bleiben.

    Das Cover des Romans ist sehr passend gewählt, denn hier kann man sofort sehen, dass man sich im New York der Sechziger Jahre wähnt. Schmutz auf den Straßen ist ebenso normal wie tolle, aber auch etwas düstere Straßenkreuzer. Und Ray Carney muss sich im Harlem der Sechziger Jahre irgendwie über Wasser halten - legal oder illegal.

    Am besten gefallen hat mir an "Harlem Shuffle" das Eintauchen in dieses Viertel der Stadt New York, die Bilder, die man im Kopf hat, wenn man vielleicht auch selbst schon einmal da war, nur Jahrzehnte später. Colson Whitehead nimmt den Leser mit in ein Milieu, das einem selbst sehr fremd ist, aber leider schweift er auch oft ab, sodass auch ich gedanklich abschweifte. Hatte er die Vorgabe, die oft üblichen 400 Seiten zu füllen und brauchte noch etwas mehr Nebenhandlungen und detaillierte Beschreibungen?

    So bleibt die Grundidee des Romans sowie die Geschichte um Carney wirklich gut, aber die Umsetzung hat mich nicht überzeugen können. Zu träge geht die Handlung voran, zu abschweifend ist die Storyline. Dennoch freue ich mich schon wieder auf den nächsten Roman von Colson Whitehead. Ich werde auf jeden Fall wieder dabei sein!

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Benne, 09.09.2021

    Als Buch bewertet

    Anderer Whitehead-Roman, gleiche Probleme

    Whitehead hat seinen Platz in der Literaturwelt und auf dem Schriftstellerolymp längst gefunden. Nachdem ich mit Begeisterung „Underground Railroad“ las (zumindest beim ersten Mal lesen) und mich „Die Nickel Boys“ emotional unberührt zurück ließ, wagte ich einen weiteren Versuch und las „Harlem Shuffle“. In diesem Roman stellt der Autor die Rolle der Schwarzen in den USA, vor allem in Harlem, diesmal subtil und verwebter dar. Im Voraus ist die Gesellschaftskritik natürlich nicht sofort augenscheinlich, „Harlem Shuffle“ ist vielmehr ein Gangster- und Krimiroman mit versteckter Sozialkritik. In seinen Büchern gibt es immer eine Ebene zu entschlüsseln, die in diesem Roman lange verschlossen bleibt. Zahlreichen Charakteren will er Leben einhauchen, erzwingt ihnen eine Persönlichkeit, aber in Wirklichkeit vergisst man einige von ihnen im nächsten Moment wieder. Sein roter Faden ist verknotet und zerschnitten, ich konnte der Handlung selten folgen. Whiteheads Erzählstil hat sein Übriges getan, flüssig und angenehm lesbar ist dieser leider nicht.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christian B., 26.08.2021

    Als Buch bewertet

    Erwartungen wurden leider nicht erfüllt

    Der Roman "Harlem Shuffle" von Colson Whitehead, 2021 im Hanser-Verlag erschienen spielt im Harlem der 60er Jahre. Die Hauptperson des Romans ist der Möbelladenbesitzer Ray Carney, der neben seinem normalen Geschäft aber auch immer wieder in illegale Geschäfte verwickelt wird und zum Beispiel Raubgut verkauft. Neben Ray werden noch viele weitere Personen im Buch vorgestellt und deren Geschichten erzählt.

    Von Colson Whitehead habe ich bereits "Underground Railroad" und "Die Nickel Boys" gelesen, die mir beide sehr gut gefallen haben. Bei "Harlem Shuffle" möchte ich vor allem die Dialoge anmerken, die mir sehr gut gefallen haben und die 60er Jahre sehr gut widerspiegeln. Leider hat mir der Roman ansonsten nicht wirklich gefallen, es wird ständig zu stark auf andere Charaktere abgeschweift und der Roman wirkt teilweise etwas durcheinander. Die Haupthandlung gerät in den Hintergrund. Selbst am Ende des Roman wird auf den letzten 20 Seiten auf einmal zu einer anderen Handlung abgeschweift.

    Somit für mich leider nur drei Sterne.

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marie V., 23.08.2021

    Als Buch bewertet

    Manchmal gibt es Bücher, mit denen man leider gar nicht warm wird, und so ging es mir mit Whiteheads neuem Roman.
    Die neueste Geschichte des immerhin zweifachen Pulitzpreisträgers thematisiert den Alltag von Ray Carney, einem aufstrebenden Möbelhändler im New Yorker Harlem der 60er-Jahre. Als aufstrebender Geschäftsmann handelt er in seinem eigenem, hart erwirtschafteten Geschäft unter dem Tresen mit Hehlerware, das ihm vorwiegend von seinem Cousin Freddy angedreht wird.

    Whitehead kann schreiben, das merkt man. Er schreibt vorwiegend im Gauner-Slang über das alte New York, erfasst die pulsierende Atmosphäre der Metropole im Kern und ist wohl einer der Meister des Kopfkinos. Aber das Buch zieht sich echt wie Kaugummi. Die Sprache war unglaublich komplex, detailreich, ausschweifend - und nach der zigsten Lebensgeschichte irgendeiner Randfigur und der gefühlt hundertsten Beschreibung irgendwelcher Einrichtungsgegenstände hatte ich leider keinen Nerv mehr. Das Buch ist merkbar atmosphärisch konstruiert, aber was es in der Detailverliebtheit im Übermaß gab, fehlte für mich in der Handlung, deren Fokus ich nicht wirklich rauslesen konnte - und der unter anderem durch einen Zweijahreszeitsprung zwischendurch noch mehr gebrochen wurde. Das Lesen war unglaublich anstrengend, ständig wurden neue Personen und deren Geschichten eingestreut, die Handlung verkomplizierte sich immer mehr zu einem für mich undurchschaubaren Knoten. Ab der Hälfte wurde in so viele Belanglosigkeiten abgedriftet, dass ich nichtmal mehr begriffen habe, worauf ich mich vordergründig noch konzentrieren sollte und was ich so ungefähr noch erwarten kann. Mein Gehirn hat leider schlapp gemacht.

    Insgesamt also ein wirklich sehr zähes Buch, bei dem sich auf etwa 300 Seiten bei mir nicht mal ein Ansatz eines Leseflusses eingestellt hat - noch konnte der Roman mich in irgendeiner Art zum Weiterlesen motivieren. Ich hab mich also schweren Herzens im letzten Viertel dazu überwinden können, das Buch abzubrechen. Leider keine Leseempfehlung von mir, aber wer wirklich super ausführliche, dichte Beschreibungen mag (und sich im Idealfall für ältere Möbelstile interessiert), dem könnte das Buch vielleicht gefallen.

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marie aus E., 12.08.2021

    Als Buch bewertet

    Ray ist Ladenbesitzer in Harlem. Sein Möbelgeschäft bringt ihn und seine Familie gerade so über die Runden, aber die nächste Miete aufzubringen, das ist immer ein Kampf.
    Seine Schwiegereltern vermitteln ihn auch noch ständig das Gefühl, dass er weit unter ihrer Würde ist und dann sind die Enkelkinder auch noch richtig dunkelhäutig, auch das ein stillschweigender Vorwurf an Ray.
    Irgendwie schliddert Ray von kleinen Betrügereien in immer größere Raubzüge, obwohl er eigentlich nur still und zufrieden mit seiner Familie leben will.
    Das alles in Harlem, in den 60ern, verbunden mit einer Liebeserklärung an das berühmte Viertel in New York (so zumindest die Kurzbeschreibung des Romans).

    So - mit großen Erwartungen habe ich zu lesen begonnen, doch die ersten hundert Seiten waren unglaublich zäh. Ständige Sprünge, für mich zusammenhanglose Absätze ohne wirkliche Aussage, ich habe mich richtig geplagt beim Lesen.
    Das wurde leider im Verlauf des Buches nicht besser, ich hatte gehofft, dass es Einstiegsschwierigkeiten sind, aber das Buch und ich wurden keine Freunde.
    Whitehead erzählt in epischer Breite, etwa beim Beschreiben des Einrichungsstils einer Wohnung. Ja, Ray ist als Möbelladenbesitzer vom Fach - aber ich kenne mich mit Möbelmarken der 60er weder aus, noch interessiert es mich so sehr, dass ich da eine halbe Seite darüber lesen will.
    Nur ein Beispiel.
    Lesefluss stellte sich bei mir nie (!) ein.

    Was ich dem Buch aber zugute halten muss: Die Diskriminierung, der POC damals ausgesetzt waren, ist ständiger Begleiter, oft in Nebensätzen.
    Sei es, dass Rays Frau in einem Reisebüro arbeitet, das gefahrloses Reisen für Schwarze anbietet (also sichere Hotels bzw. Reiserouten fernab von Klu-Klux-Klan Schwerpunkten), Alltagsrassismus, in dem dunkelhäutige Menschen in vielen Geschäften einfach nicht bedient werden.
    Das fand ich sehr gelungen, auf den Alltag heruntergebrochen und erschütternd zu lesen, gerade weil der Autor das so nüchtern in seine Sätze einbaute.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Heinz-Dieter B., 21.09.2021

    Als Buch bewertet

    Nicht leicht zu lesen, aber es lohnt sich

    Buchmeinung zu Colson Whitehead – Harlem Shuffle

    „Harlem Shuffle“ ist ein Roman von Colson Whitehead, der 2021 beim Carl Hanser Verlag in der Übersetzung von Nikolaus Stingl erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet „Harlem Shuffle“ und ist 2021 erschienen.

    Zum Autor:
    Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, studierte an der Harvard University und arbeitete für die New York Times, Harper's und Granta. Whitehead erhielt den Whiting Writers Award (2000) und den Young Lion’s Fiction Award (2002) und war Stipendiat der MacArthur „Genius“ Fellowship. Für seinen Roman Underground Railroad wurde er mit dem National Book Award 2016 und dem Pulitzer-Preis 2017 ausgezeichnet. Für seinen Roman Die Nickel Boys erhielt er 2020 erneut den Pulitzer-Preis. Der Autor lebt in Brooklyn.

    Klappentext:
    Eigentlich würde Ray Carney am liebsten ohne Betrügereien auskommen, doch die Einkünfte aus seinem Laden reichen nicht aus für den Standard, den die Schwiegereltern erwarten. Cousin Freddy bringt gelegentlich eine Goldkette vorbei, die Ray bei einem Juwelier versetzt. Doch was tun mit dem Raubgut aus dem Coup im legendären „Hotel Theresa“ im Herzen Harlems, nachdem Freddy sich verdünnisiert hat? Als Polizei und Gangster Ray in seinem Laden aufsuchen, steht sein waghalsiges Doppelleben auf der Kippe.

    Meine Meinung:
    Dieses Buch war für mich eine Herausforderung, denn ich fand es nicht leicht zu lesen. Der Schreibstil des Autors ist komplex und erwähnt viele Details. Zudem gibt es keine sich entwickelnde klassische Handlung. Aus der Sicht der Hauptfigur werden Episoden aus dem Leben in Harlem zu Beginn der sechziger Jahre vorgestellt. Ray Carney führt einen Möbelladen, ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Er verkauft neue und gebrauchte Möbel und manchmal hehlt er auch ein bisschen. Er versucht weitgehend gesetzestreu seinen Weg zu gehen, aber immer gelingt es ihm nicht. Rassentrennung und Rassismus ist allgegenwärtig. Aber auch kriminelle Strukturen beeinträchtigen die freie Entfaltung. Während auf den Straßen Krawalle ausbrechen, arbeitet Ray an seinem eigenen kleinen Aufstand. Der Autor beschreibt ein lebendiges Harlem mit vielen Facetten und man begegnet vielen Figuren, die versuchen dort zurechtzukommen. Ray wirkt sympathisch und versucht seine Träume umzusetzen, sei es ein größeres Geschäft oder eine größere Wohnung. Er sucht nach Anerkennung für seine Leistung, auch außerhalb seiner Familie. Man spürt die Liebe des Autors zu seinem Kosmos Harlem und den Menschen, die dort leben. Reichlich vorhandene Sozialkritik wird meist indirekt vermittelt und dieser Weg wirkt langfristig. Bei manchen Punkten muss man entsetzt feststellen, dass viele Probleme immer noch aktuell sind.

    Fazit:
    Ein nicht leicht zu lesendes Buch über das Harlem der frühen 60-er Jahren, dem der Autor Leben einhaucht. Ich hätte mir einen konsequenteren Handlungsfaden gewünscht. Trotzdem bewerte ich das Werk mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

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  • 5 Sterne

    yesterday, 18.11.2021

    Als Buch bewertet

    “Wo hast du dich da hineinmanövriert, Raymond?” Niemand nennt Ray Carney bei seinem vollen Namen, außer seine überkritischen, gut situierten Schwiegereltern. Als Leser möchte man das auch manchmal, um Ray darauf aufmerksam zu machen, dass seine Taten böse Konsequenzen haben könnten.

    Ray, Besitzer eines Möbelgeschäfts im New York der Sechzigerjahre, hat Ehrgeiz und sein Herz am rechten Fleck. Doch er kann auch nicht komplett aus seiner Haut und der Situation, die sein Viertel, seine Stadt und sein Land bis heute prägt. Für die meisten Weißen und viele besser gestellte Afroamterikaner ist er nur der Möbelhändler. Und die Tatsache dass sein Laden gut läuft, hängt ohnehin nur damit zusammen, dass er krummer Dinger dreht.

    Die Geschichte seines Vaters Michael und seines Cousins Freddie, beide nicht immer ganz legal unterwegs, zusammen mit den tief verwurzelten Vorurteilen und Rassenproblemen, drängt ihr letztlich ebenso langsam und schleichend in ein Eck, in dem er sich früher nie gesehen hätte. Die ehrliche und die kriminelle Seite teilen sich fortan ihren Platz in Ray Carney und je nach Tagesform geht er mal besser und mal schlechter damit um.

    1964 erlebt der fiktive Ray den nur allzu realen Aufstand in Harlem mit. Als Reaktion auf den Tod des Afroamerikanischen Jugendlichen James Powell, der von einem weißen Polizisten erschossen wird, demonstrieren hunderte Menschen über mehrere Tage. Gauner und Plünderer nützen die allgemeine Empörung auch für Sachbeschädigungen und Schlimmeres.

    “Harlem Shuffle” als “Nachhilfe in Sachen ‘Black lives matter’” zu bezeichnen, wäre etwas zu plakativ gesagt, aber viele der historischen Tatsachen aus dem Roman haben immer noch Gültigkeit, noch viel Bedeutung und sind noch immer noch gelöst. Um zu verstehen, warum ein Land oder eine Stadt so ist wie sie ist, muss man sich mit der Vergangenheit beschäftigen.

    Colson Whitehead schafft es mit seinem prägnanten Stil, die “Geschichtsstunde” und vieles mehr in eine spannende, historisch realistische Geschichte zu verpacken und ohne den mahnenden Fingen haben zu müssen, führt er uns an den Kern des Problems und zeigt, wie sehr wir letztlich alle von unserer Umwelt mitbestimmt werden. Damals wie heute. In Europa, Asien oder Amerika. Unabhängig von Religion oder Hautfarbe.

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  • 5 Sterne

    Nil_liest, 13.08.2021

    Als Buch bewertet

    Harlem – ein Kosmos für sich!

    New York ist im ewigen Wandel, eine Stadt die nie schläft, nie zur Ruhe kommt, sich immer wieder neu erfindet, sich selbst in Frage stellt und stets die innovative und kreative Speerspitze der USA ist. Aber wie sieht es aus, wenn es um rassistische Fragen geht? Um Viertel, die schon immer das „Hinterzimmer“ der Stadt waren? Ist New York da auch allen anderen einen Schritt voraus, wenn es um Rassismus geht? Ich hoffe schon, aber leider vielleicht nur einen und nicht einige viele Schritte!
    Und nun richten wir den Blick nach innen und in die Vergangenheit und wir halten mit Colson Whitehead innen und begeben uns in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts nach Harlem. Dort ist Ray Carney als Antiquitätenhändler tätig. Ein Mann, der versucht für seine Familie den Lebensstandard zu ermöglicht, der ihnen gebührt, aber leider wird er ungewollt in familiäre Ausrutscher hineingezogen. Der ewige Zwiespalt lockt, denn das Geld ist zu knapp, aber auf legale Weise scheint Ray es nicht auftreiben zu können und dann noch die nötigen Schutzgelder. Ein negativer Kreislauf aus dem er kaum eine Chance hat eigenständig auszubrechen.
    Harlem Shuffle ist ein gesellschaftliches Zeitportrait, dass Harlem als Kosmos in sich selbst darstellt und Probleme fiktional beleuchtet und uns vor Augen führt wie wenig sich die strukturelle Schieflage verändert hat. Gebettet ist die Geschichte um Ray in die Präsidentschaft von J.F. Kennedy, denn die Zeitspanne oder besser gesagt die Zeitpunkte um die es geht sind: 1959-1961-1964 und finden dort auch ihren Höhepunkt mit den Harlem Riots (’64). Trotz aller rassistischer Probleme hat Colson Whitehead Harlem mit diesem Roman auch ein Denkmal gesetzt und eine Liebeserklärung geschrieben. Ein Viertel wie kein anderes mit Jazz im Blut und viel Liebe im Herzen!
    Colson Whitehead macht was er kann: Aufrütteln & ins Grübeln bringen und uns trotz allem gut unterhalten und das mit großartiger Prosa! Natürlich ist der Roman auch wunderbar übersetzt von Nikolaus Stingl. Der eigenwillige Sound vom Autor bleibt aus meiner Sicht erhalten.

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  • 5 Sterne

    Batyr, 23.08.2021

    Als Buch bewertet

    Mikrokosmos

    Harlem: der schwarze Teil des Big Apple, der eine Vielzahl von Assoziationen wachruft. Colson Whitehead engt diese Bandbreite an unterschiedlichen Vorstellungen ein. Im Zentrum steht Ray Carney, ein aufstiegsorientierter kleiner Geschäftsmann, der in seinem alltäglichen Leben laviert zwischen seiner Abkehr vom Kleinkriminellentum seines Vaters, um mit seinem festen Vorsatz, durch Ehrlichkeit zu einem geachteten Mitglied der Gesellschaft zu werden, und seinem Nachgeben gegenüber den vielfältigen Versuchungen und Anreizen, wodurch der Weg zu Ansehen und Besitz etwas abgekürzt werden kann.

    Whitehead kultiviert einen witzigen Tonfall, dessen lakonische Wortwahl das Geschehen zunächst als turbulente Gaunerkomödie erscheinen lässt. Dahinter verbirgt sich aber das viel ernstere Anliegen des Autors. Es sind drei Episoden, die den Blick öffnen auf die Veränderungen im American Way of Life.
    Während der erste Abschnitt noch burlesk ein Gaunerstück schildert, das für alle Beteiligten aus dem Ruder läuft, ist das zweite große Kapitel bereits auf einen weiteren Blickwinkel fokussiert: was an der Oberfläche sich als Rachefeldzug präsentiert, mit dem Ray eine persönliche Demütigung und Zurücksetzung quittiert, zeichnet sich in Wahrheit bereits die Unerbittlichkeit des gesellschaftlichen Überlebenskampfes ab. Der letzte Erzählstrang lässt den Leser bereits die Verbindung zur Jetztzeit knüpfen. Das Big Business rückt in den Fokus, repräsentiert durch den Bau des World Trade Center, in den sich unser unaufhaltbar aufgestiegene Ray sich als involviert erweist.

    Überschaubar und tiefgründig - kleinbürgerlich und kleinkriminell - traditionsverhaftet und aufstrebend: Harlem erscheint in Whiteheads neuem Roman als Mikrokosmos, in dem der Leser ethnographische, soziologische und historische Studien treiben kann. Ray erweist sich als prototypischer Vertreter einer lokalen Species, dessen Mutationen und Milieuanpassungen im Verlaufe des Romans atemlos verfolgt werden: schwarzer Sozialdarwinismus!

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  • 5 Sterne

    Elke H., 10.08.2021

    Als Buch bewertet

    Dreh- und Angelpunkt der Story ist der sympathische Protagonist Ray Carney, ein Gebrauchtwarenhändler, dessen Geschäfte in letzter Zeit eher schleppend laufen. Ein Umstand, der ihm Kopfzerbrechen bereitet, da die Upper Middle Class Familie seiner Frau Elizabeth ihn eh misstrauisch beäugt. Sein Ringen um Akzeptanz, natürlich verknüpft mit materiellem Wohlstand, führt dazu, dass er sich immer wieder auf krumme Geschäfte einlässt und als Mittelsmann für Hehlerware fungiert, die ihm sein Cousin vorbei bringt. Dass das nicht ungefährlich ist, zeigt sich spätestens, als dieser sich für einen großen Coup mit dem richtig bösen Buben der Harlemer Unterwelt einlässt. Natürlich geht die Sache schief, ist aber auch ein Weckruf für Ray, der sich endlich der Machtverhältnisse bewusst wird, sich fragen muss, wie es um seine persönliche Moral bestellt ist, in welchen Abhängigkeiten er sich verfangen hat und wie seine Zukunft aussehen soll…

    Colson Whitehead, der zweifache Pulitzerpreisträger (2016 für „Underground Railroad“ und 2020 für „Die Nickelboys“), nimmt uns in seinem neuen Roman „Harlem Shuffle“ mit in das New York der frühen sechziger Jahre. Das Buch schlägt einen zeitlichen Bogen von 1959 bis zu den Harlem Riots von 1964 und ist so vieles: Zuerst natürlich eine Liebeserklärung an diesen Stadtteil in Upper Manhattan, aber auch eine Familiengeschichte und ein Kriminalroman. Und zuletzt natürlich auch ein Roman über Rassismus aus der Zeit, in der die Bürgerrechtsbewegung noch in den Kinderschuhen steckt. Detailreich und liebevoll zeichnet der Autor seine Figuren und deren Leben, wirft uns hinein in das Zentrum der afroamerikanischen Kultur, zeigt ein vielschichtiges und komplexes Bild einer Epoche im Umbruch, die zaghafte Veränderung verheißt. Nicht nur ein großartiger Roman sondern auch ein Zeitzeugnis. Lesen!

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  • 5 Sterne

    Katharina G., 05.09.2021

    Als Buch bewertet

    Der Roman Harlem Shuffle erzählt die Geschichte von Ray Carney der im Harlem der 60er Jahre ein Antiquitäten Geschäft führt.

    Er versucht so gut und ehrlich zu leben wie es ihm die Gesellschaft ermöglicht und seiner Familie den Lebensstandard zu ermöglichen den sie in seinen Augen verdienen. In den Augen seiner Schwiegereltern ist dieser Standart sowieso Grundvoraussetzung und Carney hat alle Hände voll zu tun um ihnen zu Beweisen das er ein würdiger Schwiegersohn ist.

    Sein Cousin Freddie, der ziemlich viel kriminelle Energie besitzt, lässt ihn auf seinem Diebesgut aus dem Überfall auf das berühmte Hotel Theresa sitzen.

    Als Polizei und Gangster bei Ray auftauchen gerät er in eine ziemliche Zwickmühle, da ihm die Aussage er habe keine Ahnung wo sein Cousin steckt natürlich niemand glaubt.

    Colson Whitehead hat einen tollen, spannenden, temporeichen Roman mit vielen Bezügen auf die Geschichte, den Rassismus, die Lebensumstände und die Probleme des Harlem der 60er Jahre geschrieben. Er nimmt Bezug auf geschichtliche Ereignisse, prangert den Rassismus an, erzählt von Plünderungen und rassistisch motivierten Gewaltverbrechen und lässt somit ein sehr atmosphärisches Gesellschaftsportrait entstehen in dessen Mittelpunkt ein Mann steht der sich eher in der Mitte der Gesellschaft befindet und auch so ehrlich wie möglich versucht sich dort zu halten, was schwieriger ist als gedacht.  Kann man sich wirklich einfach aus allem heraushalten oder kommt irgendwann die Zeit in der man Partei ergreifen muss?

    Somit finde ich das obenstehende Zitat für diesen Roman sehr passend, da er ein Harlem aufleben lässt wie es aus alten Filmen bekannt ist.

    Ein sehr toller Roman über wichtige Themen, die zum Teil (leider) heute genauso relevant sind wie im Harlem der 60er Jahre.

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  • 5 Sterne

    Paul S., 23.08.2021

    Als Buch bewertet

    Atmosphäre

    Atmosphäre ist das Wichtige in diesem Roman in drei Teilen, die 1959, 1961 und 1964 in Harlem spielen. Der Protagonist Ray Carney ist Möbelhändler. Er versucht sich mit ehrlicher Arbeit durchzuschlagen. Aber vor allem, um seiner Frau einen angemessenen Lebensstandard zu bieten und damit bei seinem Schwiegervater Eindruck zu machen, macht Ray Carney einige krumme Geschäfte nebenher.

    Die zweite wichtige Person ist Rays Cousin Freddie, der für Ray wie ein Bruder ist. Durch Freddie wird Ray immer wieder in kriminelle Machenschaften verwickelt.

    Colson Whitehead siedelt seinen Roman in den 60er Jahren zur Zeit der Rassenunruhen an. Das Verhältnis der Rassen spielt eine Hauptrolle im Roman. Die komplizierten Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen Gangs und korrupten Polizisten, zwischen Ganoven, Hehlern und sogenannten ehrbaren Leuten werden ausführlich geschildert.

    Das Wichtige ist Whitehead die Schilderung der Atmosphäre in Harlem, aus der die Rassenunruhen zwangsläufig entstehen müssen. Es ist kein Kriminalroman, bei dem ein Fall oder mehrere Fälle durch Detektive oder Polizisten aufgeklärt werden. Das Gaunertum gehört hier sozusagen zum normalen täglichen Leben. Die Schilderung dieser Atmosphäre ist Whitehead ausgesprochen gut gelungen.

    Etwas Mühe macht zumindest am Anfang die Vielzahl der handelnden Personen. Aber jede Person wird ausführlich meist durch Rückgriff in die Vergangenheit vorgestellt.

    Insgesamt ein lesenswerter Roman. Ein Tipp noch für den zukünftigen Leser oder die zukünftige Leserin: Bisweilen taucht im Roman eine unerwartete Situation auf und man fragt sich: Hast du da etwas verpasst? Aber keine Sorge, man hat nichts verpasst, sondern es wird jeweils alles nachgeliefert.

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  • 5 Sterne

    Lesemaus 34, 26.08.2021

    Als Buch bewertet

    Meinung:
    Ich habe bereits alle Bücher des Autors gelesen und halte ihn für einen der größten Schriftsteller unserer Zeit, der begnadete Charaktere erschaffen kann und auch dieses Mal hat er mit Ray einen Charakter erschaffen, der ambivalent und vielschichtig ist, eine realistische Person, vom Leben und der Rassentrennung der damaligen Zeit gezeichnet.
    Colson Whitehead lässt in diesem Buch die Handlung, die Szenen, ja die grausame und eindringlich beschriebene amerikanische Geschichte sprechen, die Emotionen trägt er einem hierbei nicht vor: Er setzt dabei auf das Gefühl, das Verständnis des Lesers, in der Erkenntnis der subtilen sich auf den Straßen der USA abspielenden Handlung, die im Einzelnen und im Detail die Problematik vor Augen führt. Dabei enthält dieses Buch viele historische Fakten, die in die Geschichte mit einfließen.

    Der Autor schafft nicht die Bösen oder die Guten, er erschafft Menschen und ihm gelingt es den Nerv des Lesers zu treffen und diesem die Augen zu öffnen, aber auf keine lehrende Art, sondern mit viel Humor, noch mehr Emotionalität und auf eine Art, wie sie nur der Autor schreiben kann.

    Die schriftstellerische Qualität des Autors ist kaum zu beschreiben und man fühlt sich immer ein wenig dankbar, wenn man eines Werk aus seiner Feder zu lesen bekommt.

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  • 5 Sterne

    Bücherwelt1967, 09.08.2021

    Als Buch bewertet

    Der zweifache Pulitzerpreisträger Colson Whitehead hat einen atmosphärisch dicht gewebten Roman über das Leben in den sechziger Jahren in Harlem geschrieben. Eine Vielzahl an zwielichtigen Figuren betritt die Bühne und wird dem Leser vorgestellt. Doch im Wesentlichen erzählt Whitehead die Lebensgeschichte von Ray Carney, der im Möbelgeschäft tätig ist. Er ist Familienvater und Ehemann und möchte seiner Familie ein besseres Leben bieten als er es selbst in seiner Kindheit hatte. Ein Aufstieg innerhalb legaler Grenzen ist im Grunde nicht möglich, zwangsläufig ist ein Aufstieg mit illegalen, kriminellen Geschäften verbunden. Ray Carney ist im Grunde ein ehrlicher Typ, aber für den angestrebten Standard reichen seine finanziellen Möglichkeiten nicht aus.
    Whitehead beschreibt das Dilemma, in dem die Hauptfigur steckt, authentisch, überhaupt wirken seine Figuren lebendig und echt. Detailliert und bildhaft ist die Sprache des Autors. Besonders hat mir gefallen, dass das Lebensgefühl der damaligen Zeit mit den entsprechenden Problemen hautnah eingefangen wurde. Der Roman ist eine Empfehlung an alle Leser, die erstklassige Literatur und NY lieben.

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  • 4 Sterne

    SofieW, 22.08.2021

    Als Buch bewertet

    Das Harlem der 1960er Jahre, sehr authentisch und eine gute Geschichte dazu

    Dieser Roman erzählt von Harlem in den 1960er Jahren, seinen Menschen, die dieses Viertel prägen, dem Rassismus und dem täglichen Kampf, auch als Farbiger ein Leben zu haben, Stolz zu sein und sich von der Ungerechtigkeit und schon auch noch Unterdrückung nicht auffressen zu lassen. Wir erleben Ray, einen Möbelhändler, mit hochwertiger Ware und einem ehrlichen Geschäft. Dafür und für seine Frau und sein Kind, lebt er und kämpft, jeden Tag. Er möchte es auf dem geraden Weg schaffen, auch wenn seine eigene Herkunft eigentlich direkt in die Kriminalität hätte führen müssen, so wie das bei seinem Cousin Freddy, den er wie einen Bruder liebt, der Fall ist. Dieser ist ein kleiner Gauner und Ray, der viele Leute kennt und gute Kontakte hat, verkauft ihm zuliebe ab und zu etwas von seinem Diebesgut, unter der Ladentheke, mehr aber auch nicht. Doch eines Tages lässt sich Freddy auf ein großes Ding ein, ein zu großes Ding und bevor er abhaut, eher vor der Bande, die ihn mit ins Boot geholt hat wie vor der Polizei, deponiert er die Beute bei seinem Cousin. Und Ray steckt plötzlich ganz tief drin in diesem kriminellen Milieu, aus dem er sich doch sein ganzes bisheriges Leben versucht hat, herauszuhalten.
    Colson Whitehead ist inzwischen ein wirklich großer Name und man weiß, worauf man sich freuen kann, wenn man seine Bücher liest, auf eine präszise authentische Sprache, das Einfangen einer Atmosphäre, einer Zeit, egal in welcher Phase der amerikanischen Geschichte sich der Autor gerade bewegt und eine elementäre Nähe zum Geschehen, so dass einem das ein oder andere Mal geradezu die Luft wegbleibt. Denn die Realität, an der er uns teilhaben lässt, die ist nicht schön und manchmal eben kaum aushaltbar. Auch hier in dieser Geschichte zeigt er, sehr echt und regelrecht greifbar 'seine Zeit'. Es ist alles da, was ein gutes Buch ausmacht, aber, und das ist einfach den hohen Erwartungen an den Autor geschuldet, das Außergewöhnliche, das jedes seiner Bücher auf ganz unterschiedliche Weise zu etwas ganz Großem macht, das fehlt. Ich ordne diesen Roman einfach mal als wirklich guten soliden Zwischenstopp zum nächsten neuen Ufer ein und wenn Whitehead eines Tages tatsächlich mit einem Werk in unserem 'aufgewühlten und bewegten' Heute angekommen ist, darauf warte ich schon mit besonderer Spannung.

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  • 4 Sterne

    Books of Tigerlily, 30.08.2021

    Als Buch bewertet

    Ich denke, viele werden den neuen Roman von Colson Whitehead ebenso sehnsüchtig erwartet haben wie ich, konnten seine bisherigen Werke doch so unglaublich begeistern. In seinem neuesten Werk „Harlem Shuffle“ nimmt er sich dem berühmt-berüchtigten Harlem der sechziger Jahre an.

    Colson Whitehead entführt den Leser nach Harlem, indem er den Möbelladenbetreiber Ray Carney in den Fokus seiner Erzählung rückt. Durch seine Augen entfaltet sich das soziale Gefüge Harlems mit all seinen Sehnsüchten und Hoffnungen der sechziger, aber auch mit all seinen Problemen und Abgründen.

    Dabei ist unser Protagonist Ray eigentlich ein bodenständiger Familienvater, der versucht Fuß in der Gesellschaft zu fassen und den amerikanischen Traum zu leben und sich hochzuarbeiten. Dabei gelingt es ihm nicht immer, sauber zu bleiben, doch er ist kein waschechter Gangster. Vielmehr stolpert er immer wieder durch Familienverflechtungen und eigentlich gute Absichten in krumme Dinger hinein und nimmt den Profit daraus gerne mit. Er ist ganz Kind seiner Umwelt, einer Welt voller Grauzonen und Verbiegungen der Legalitätsgrenzen. Genau dieses Spannungsfeld zwischen Gut und Böse, zwischen Manhattan und Harlem, zwischen arm und reich füllt Ray gut aus und hält dem Leser hier den Spiegel vor. Wie würde man an seiner Stelle selbst handeln? Wie weit würde man für die Familie gehen?

    Harlem ist dabei in der Erzählung quasi wie ein eigener Charakter, dem viel Zeit eingeräumt wird und der dem Buch einen ganz eigenen Charme verleiht. Man kann die Straßen Harlems förmlich riechen und schmecken. Allein dieser Aspekt macht den Roman bereits großartig und richtig viel Spaß beim Lesen.

    Dabei baut der Autor subtile Spannung auf. Dabei wird vieles nicht linear erzählt, sondern ergibt sich aus gut aufgebauten Charaktereinsichten und Rückblicken. Das hält den Leser bei der Stange und ist herrlich erfrischend. Whiteheads Stil und Sprachgebrauch sprechen für sich, ich denke über seine Qualitäten brauche ich nicht viele Worte zu verlieren. Auch Harlem Shuffle reiht sich ein in die Qualität, die Whitehead immer liefert und die ein großartiges Leseerlebnis verspricht.

    Ein guter Auftakt in die zweites Hälfte dieses Lesejahres, gehört für mich auf jede Leseliste 2021!

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  • 4 Sterne

    Maria B., 10.08.2021

    Als Buch bewertet

    Under pressure

    Der Druck durch Schwiegereltern kann groß sein, denn man will durch ihre Enttäuschung nicht an Wert verlieren in den Augen der eigenen Frau. Ray Carney ergeht es ebenso, ohne zwielichtige Geschäfte kann er seiner Angetrauten nicht den Standard bieten, den sie gewohnt ist. Als Sohn eines schwarzen Ganoven trägt er ohnehin schwer an seiner Herkunft. Trotz aller Bemühungen, seriös zu bleiben, kommt es zu Schwierigkeiten mit Gangstern und Polizei, und sein Doppelleben droht aufzufliegen. Und wenn da nur nicht Freddie wäre, der ihn in einen kriminellen Coup gezogen hat!
    Man kann sich einfühlen in Rays Innenleben, möchte ihm helfen, ihn in seinen Bemühungen unterstützen. Er scheint ständig zu scheitern, und wenn er sich auch noch so anstrengt. Endlich gleichwertig zu sein mit seinen Elite-Schwiegereltern, das ist sein Traum.
    New Yorks Stadtteil Harlem in den Sechzigerjahren besitzt einen romantischen Bonus, obwohl es darin genauso hart zugeht wie in der übrigen Stadt. Der tägliche Einsatz dafür, dass die Familie es besser haben soll als der Protagonist in seiner eigenen Jugend, ist für Ray zermürbend. Zum Kampf mit der Exekutive kommen noch Korruption, Drogen und mafiöse Gruppen. Das macht es für ehrliche Leute fast unmöglich, zu überleben, ohne kriminell zu werden.
    Ich war noch niemals in New York, kann mir aber gut vorstellen, dass sich das Leben dort genauso abspielt, wie Colson Whitehead es beschreibt. Der Autor baut Bezüge zum aktuell stattfindenden Rassismus ein, und nebenbei erfährt man noch dies und das über Möbel. Harlem Shuffle ist ein Stück Zeitgeschichte und ein Spiegel der Sechzigerjahre-Gesellschaft.
    Die Handlung spielt auf drei Zeitebenen. Weil dabei jeweils die Vorgeschichte einer anderen Figur beleuchtet wird, gewinnt der Leser einen tiefen Einblick in die Zusammenhänge. Ein wenig verwirrend sind für mich die vielen ineinandergreifenden Nebenfiguren, dieses Geflecht erhellte sich erst allmählich.
    Mir hat schon vorher Whiteheads Schreib- und Erzählstil gefallen. Auch im vorliegenden Roman schildert er wieder sehr lebensnah und mit viel Lokalkolorit die Geschehnisse. Das Buch bleibt farbig, pulsierend und spannend bis zum Schluss. Ich habe es in zwei Tagen ausgelesen.

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  • 4 Sterne

    isabelle W., 11.08.2021

    Als Buch bewertet

    In "Harlem Shuffle" geht es um den den Protagonisten Ray Carney im New York der 60er Jahre. Ray betreibt als Farbiger ein Möbelgeschäft das mehr schlecht als recht zu laufen scheint. Um im Leben voran zu kommen und es sich, seiner Frau und deren Middle Upper Class Eltern zu beweisen, fungiert Ray ab und zu als Mittelsmann von Hehlerware. Diese bekommt er von seinem Cousin Freddie geliefert. Eines Tages lässt Freddie sich mit den ganz bösen Jungs ein und Ray ist plötzlich auf Ihrem Radar.

    Colson Whitehead schafft es hervorragend die Atmosphäre der 60er in New York einzufangen. Der Rassenkonflikt ist mehr als deutlich und der Autor schafft es aktuelle Konflikte in diesem Roman mit zu verarbeiten.

    Der Roman wird in drei zeitliche Abschnitte unterteilt und die Abstände betragen immer ein paar Jahre. Zu Beginn erfahren wir wie es Ray ergangen ist, was sich beruflich und privat so bei Ihm getan hat.

    Als Farbiger wird Ray das Leben schwer gemacht und der Möbelladen läuft eher schleppend an. Der Autor versteht es die Probleme des Rassenkonfliktes, aber auch der Kriminalität und Korruption hervorragend in die Geschichte einzubringen.

    Der Einstieg in die Geschichte viel mir etwas schwer. Der Schreibstil ist etwas verschachtelt und hat viele Nebensätze. Dadurch entwickelte sich zu Beginn kein richtiger Lesefluss. Das legte sich aber nach ein paar Seiten und ich war drin in der Geschichte.

    Die Figuren wirken allesamt authentisch. Ray als Hauptprotagonist war ein toller Charakter, der alles für seine Familie tun würde. Es gibt zahlreiche Nebencharaktere die man erstmal sortiert bekommen muss, die aber immer wieder auftauchen.

    Eine klare Leseempfehlung. Das Flair der 60er wird hervorragend eingefangen. Die Charaktere sind alle super dargestellt und man fiebert beim Lesen regelrecht mit.

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  • 4 Sterne

    Fornika, 15.08.2021

    Als Buch bewertet

    Ray Carney ist der Sohn eines zwielichtigen Vaters, und gerade deswegen bemüht ein sauberes Leben zu führen. Sein kleiner Möbelladen in Harlem läuft gut, Frau und Kind sind glücklich mit den doch eher einfachen Verhältnissen. Doch immer wieder werden Rays gute Vorsätze auf die Probe gestellt, dann nämlich, wenn Cousin Freddie mal wieder einen fabrikneuen Fernseher vorbeibringt, der vom Laster gefallen ist; oder eine Halskette aus recht undurchsichtiger Herkunft. Bis Freddie den Falschen bestiehlt, und die harten Jungs plötzlich den beschaulichen Möbelladen ins Visier nehmen.
    Whiteheads Roman lässt Harlem vor dem geistigen Auge lebendig werden, über gut fünf Jahre begleitet man Ray und sein Viertel. New York hat mit einem immer größer werdenden Drogenproblem zu kämpfen, mit Aufständen und Rassenunruhen, und auch das spiegelt sich im Roman wieder. Zeitgeist steckt reichlich zwischen den Seiten, für mich einer der großen Pluspunkte der Handlung. Die verliert sich zwischenzeitlich leider ein wenig in Zusammenhängen, Hintergründen und Lebensläufen von Figur xyz; nicht uninteressant, aber nicht unbedingt immer nötig.
    Ray verkauft Möbel aus Leidenschaft, ich fand es charmant wie man nebenbei noch so einiges über die Branche im Kleinen mitbekommt. Mir hätte er mit seiner Begeisterung auf jeden Fall etwas verkaufen können. Ich mochte ihn ganz gerne, auch wenn nicht alle Entscheidungen für mich nachvollziehbar waren. Er kann manchmal nur schwer aus seiner Haut und auch sein Gefühl, er würde Freddie etwas schulden nimmt für mich irgendwann Überhand. Trotzdem ist er eine stimmige Figur, die zu Ort und Zeit gut passt.
    Harlem Shuffle ist ein interessanter gesellschaftlicher Roman aus dem Harlem der 60er, Kleingangstermilieu und Möbelfachberatung gibt es gratis dazu.

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  • 4 Sterne

    Ursula U., 01.09.2021

    Als Buch bewertet

    Colson Whitehead führt uns anhand des Schwarzen Ray Garney durch das Leben eines Schwarzen im Harlem der 60er Jahre. Ray verlebte seine Jugend bei seiner Tante und dem Cousin Freddie, der für ihn wie ein Bruder wurde. Rays Vater war ein Kleinganove und das einzige, was er seinem Sohn hinterließ war ein Pick-up. Ray war gut in der Schule und er hätte ein gutes, gesetzestreues Leben führen können, wenn er durch Freddie nicht in Diebstahl und Hehlerei hineingezogen worden wäre. Mit einem Anfangskapital schaffte Ray sich ein Möbelgeschäft aufzubauen, die legale Fassade für alles andere. Um seiner Familie, Elisabeth und den beiden kleinen Kindern ein Leben außerhalb der Slumgegend bieten zu können, war er immer wieder nebenbei illegal tätig. Immer in Sorge um das Leben seiner Familie, Freddies und auch sich selbst. Rivalisierende Banden und handaufhaltende Cops gaben sich in seinem Laden die Klinke in die Hand.
    Elisabeth war für Anfang der 60er Jahre eine selbstbewusste Frau, sie arbeitete in einem Reisebüro, dass sichere Reisen für Schwarze organisierte. Viele Gegenden, Restaurants oder Unterkünfte waren für die Schwarzen gefährlich. Wie gefährlich zeigte sich bald auch in New York, als ein jugendlicher Schwarzer grundlos von einem Cop erschossen wurde. Es kam zu Aufständen.
    In drei Kapiteln mit Zeitsprüngen wird das Leben und Überleben eines typischen Schwarzen in Harlem erzählt. Schwarz gegen Weiß, Arm gegen Reich, Korruption und Vetternwirtschaft sind die Hauptthemen dieses hochinteressanten Romans. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, erst ab dem 2. Kapital kam ich besser in die Geschichte hinein. Sehr viele abgehackte Sätze und Andeutungen erschweren es, der Handlung zu folgen. Dennoch, für die Aussagekraft dieser Geschichte lohnt es sich.

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