Fleisch ist mein Gemüse
Eine Landjugend mit Musik
Produkt empfehlen
Ebenfalls erhältlich
Jetzt vorbestellen
Bestellnummer: 054444
Versandkostenfrei

Ihre weiteren Vorteile
- Selbstverständlich 14 Tage Widerrufsrecht
- Per Rechnung zahlen
Weitere Produktdetails
Produktinformationen zu „Fleisch ist mein Gemüse “
Heinz Strunk kommt aus einem kleinen Dorf. Seine Jugend ist geprägt von Akne und sexuellem Notstand.
Aus seinem Elend erlöst er sich selbst durch die Musik: Er wird Saxophonist bei einer Band, die auf Stadtfesten und Hochzeiten zwischen Elbe und Heide spielt.
Doch auch dieses ''Künstlerleben'' hat seine Schattenseiten.
Klappentext zu „Fleisch ist mein Gemüse “
"Der Mensch ist kein Beilagenesser."Wie es ist, in Harburg aufzuwachsen, das weiß Heinz Strunk genau. Harburg, nicht Hamburg. Mitte der 80er ist Heinz volljährig und hat immer noch Akne, immer noch keinen Job, immer noch keinen Sex. Doch dann wird er Bläser bei Tiffanys, einer Showband, die auf den Schützenfesten zwischen Elbe und Lüneburger Heide bald zu den größten gehört. Aber auch das Musikerleben hat seine Schattenseiten: traurige Gaststars, heillose Frauengeschichten, sehr fettes Essen und Hochzeitsgesellschaften, die immer nur eins hören wollen: "An der Nordseeküste" von Klaus und Klaus.
Lese-Probe zu „Fleisch ist mein Gemüse “
Fleisch ist mein Gemüse von Heinz Strunk
LESEPROBE
1991 Die Bombe
Während meine braven Kollegen praktisch nur noch Mineralwasser tranken, war ich saufmäßig fast schon wieder wie früher dabei. Ich wäre sonst gestorben vor Langeweile. Langeweile im Endstadium, ich verbrachte meine Tage wie mit einer Überdosis Insektengift aufgepumpt in einer Art Duldungsstarre. Langeweile gleich entarteter Stillstand minus Zeit. Das war meine Formel. Zeit genug, mir so meine philosophischen Gedanken zu machen, hatte ich ja. Raum und Zeit waren im Zwergenhaus so stark gestaucht, dass ich das Gefühl hatte, statt dreidimensional nur noch halbdimensional zu existieren und mich zu einem unendlich kleinen Punkt zu verdichten. In einer kaskadierenden Verschachtelung verschränken sich die Wahrnehmungsebenen so ineinander, dass am Ende nur noch ein virtuelles Knäuel, ein Knäuel aus Licht, übrig bleibt, das sich nicht mehr synchron zur Zeit bewegt, sondern von ihr weg. Und genau ab da verläuft das Leben nicht mehr symmetrisch, sondern asymmetrisch. Vielleicht war ich jetzt ja auch endgültig verrückt geworden und merkte es nur nicht. Oder ich war ein großer Privattheoretiker. Gibt es Rezepte gegen Langeweile? Ja, man kann zum Beispiel die Milch überkochen lassen und stundenlang die verkohlten Placken vom eingebrannten Ceranfeld schaben. Oder den Inhalt des Staubsaugerbeutels in der ganzen Wohnung verteilen, nur um anschließend die Sauerei analog mit Kehrblech und Feger wieder zu beseitigen. Man kann Klimatabellen von Zwergstaaten führen, aus alten Topflappen Flurteppiche nähen oder aus Eisstielen und zerschlagenem Altglas rezeptfreie Lesebrillen basteln.
Meine wirksamsten Waffen gegen Langeweile waren aber immer noch Jubiläumsaquavit und Bier. Der Mineralwasserkonsum der Kollegen stieg derweil besorgniserregend, ein richtiger Trend wurde das bei Tiffanys. Laut Expertenurteil von Norbert sollten am Tag mindestens drei Liter getrunken werden, um Gifte auszuschwemmen, die Zellmembran elastisch zu erhalten und noch anderen Quatsch. Am besten gleich auch noch stilles Wasser, die sinnloseste Erfindung der letzten hundert Jahre. Mich regte das auf, und aus Trotz trank ich oft tagelang ausschließlich Kaffee und abends natürlich Bier. Keinen einzigen Schluck Wasser. Und? Ging es mir nur einen Deut schlechter als den anderen? Eben! Ich war schließlich kein Kamel.
Eine lustige Begebenheit hat sich in diesem ansonsten ereignislosen Jahr dann aber doch zugetragen. Jens hatte als passionierter Fleischesser öfter unter Blähungen zu leiden. Oft fragte er schon beim Essen laut in die Runde, wie das wohl später riechen würde. Es stank meist ganz entsetzlich nach Problemen, Arbeitslosigkeit und chronischen Krankheiten, doch wir amüsierten uns wie die Kinder über die Feuerwerke, die da an so manchem Abend abbrannten. Einmal war es wieder besonders schlimm. Das Hochzeitsessen bestand aus drei Sorten Fleisch: Wild, Schwein und Rind. Beim Mitternachtsbuffet wurde noch Gulaschsuppe mit Zwiebeln und Paprika gereicht, und man konnte sich darüber hinaus noch von einer reichlichen Auswahl an Wurstsalaten bedienen. Eine Bombe nach der anderen zündete Jens im Verlauf des Abends! Der Gestank war sensationell. Mehrere Kilo Fleisch verrotteten da beschleunigt im Jenskörper. Man konnte an seinem Gesicht ablesen, wie der Stand der Dinge gerade war. Konzentration und Verkrampfung beim Rausdrücken, gespannte Erwartung, während die Wolke langsam hochstieg, und Zufriedenheit, wenn sich die Blume endlich entfaltet hatte. Während des Abbauens ging es munter weiter, ein letzter Gruß der toten Tiere. Als wir den Hänger fast eingeladen hatten, sprang Jens ein letztes Mal mit einem Notenständer hinein, und kurz bevor wir das morsche Gefährt mit der Plane luftdicht abschlossen, ließ er drinnen noch ordentlich einen los. Als wir eine Stunde später die Stelle erreichten und den Hänger öffneten, quoll uns eine Wolke aus Gestank und Verderben entgegen. Jens schaute triumphierend in die Runde: Die Bombe hatte sich die ganze Zeit über gehalten. Sensationell! So ein Geniestreich sollte allerdings auch ihm nie wieder gelingen, und gerne erinnerten wir uns mangels anderer Erlebnisse an diesen Höhepunkt des Jahres 1991 zurück.
© 2004 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Autoren-Porträt von Heinz Strunk
Strunk, HeinzDer Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren. Sein Buch «Fleisch ist mein Gemüse» verkaufte sich über 400 000-mal. Es ist Vorlage eines preisgekrönten Hörspiels, eines Theaterstücks und eines Kinofilms. Auch die darauf folgenden Bücher des Autors - «Die Zunge Europas», «Fleckenteufel», «Heinz Strunk in Afrika» und «Junge rettet Freund aus Teich» - wurden zu Bestsellern.
Rezension zu „Fleisch ist mein Gemüse “
"Unter den Giganten des Komischen nach Karl Valentin bzw. im letzten Halbjahrhundert, erscheint mir Heinz Strunk nach Heino Jaeger, Gerhard Polt und Helge Schneider zwar der noch unbekannteste, aber keineswegs mindeste Bruder. sondern heute schon ein inter pares." -- Eckhard HenscheidProduktdetails
2004, 256 Seiten, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch, Verlag: Rowohlt TB., ISBN-10: 3499237113, ISBN-13: 9783499237119
Kommentare zu "Fleisch ist mein Gemüse"
Durchschnittliche Bewertung
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Fleisch ist mein Gemüse".
Kommentar verfassen4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
henryk f., 04.06.2012
habe den film gesehen!!!
SUPER!!!!.
will nun das buch auch lesen,.
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
janeinViola T., 18.07.2018
Das Buch ist super,sehr lustig geschrieben,einfach genial,der Film auch!-Sehr gelacht...Wir geben 5von 5Sternen!
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
janein