Kinderkacke
Das ehrliche Elternbuch
Kinder sind kleine Monster und sehr, sehr anstrengend. Ein so böses wie witziges Erfahrungsbuch. Das Sexleben liegt darnieder, die Schwiegereltern nerven, die Freunde melden sich nicht mehr, das Geld ist knapp und die staatliche Hilfe ein Witz. Von einem...
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Buch (Kartoniert)
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kinderkacke “
Kinder sind kleine Monster und sehr, sehr anstrengend. Ein so böses wie witziges Erfahrungsbuch. Das Sexleben liegt darnieder, die Schwiegereltern nerven, die Freunde melden sich nicht mehr, das Geld ist knapp und die staatliche Hilfe ein Witz. Von einem jungen Paar geschrieben, dem der betuliche, vereinnahmende, dumme Ton all dieser ach so pädagogisch wertvollen Elternratgeber unsäglich auf die Nerven geht.
Klappentext zu „Kinderkacke “
Kinder sind kleine Monster und sehr, sehr anstrengend. Ein so böses wie witziges Erfahrungsbuch. Das Sexleben liegt darnieder, die Schwiegereltern nerven, die Freunde melden sich nicht mehr, das Geld ist knapp und die staatliche Hilfe ein Witz. Von einem jungen Paar geschrieben, dem der betuliche, vereinnahmende, dumme Ton all dieser ach so pädagogisch wertvollen Elternratgeber unsäglich auf die Nerven geht.Die radikale Veränderung im Leben eines Menschen passiert mit dem Elternwerden. Plötzlich sind sie da, diese so sehr geliebten Egozentrikpakete. Nichts ist mehr wie zuvor, jede Planung wird über den Haufen geschmissen. Hier soll es um das richtige Leben gehen und nicht um den albernen Mythos, der um Vaterschaft und Mutterschaft gebaut wird. Kinder sind wunderbar, und sie sind das Größte, und sie sind nervig und anstrengend. Beides ist wahr und Letzteres ist das Problem. Kinderkriegen verändert Beziehungen gründlichst, zerstört sie oft, ruiniert Pläne und Träume der Eltern, stoppt Karrieren, entzweit Freunde. Das meiste müsste nicht so sein. Warum es nur ehrlich und mit Humor geht, das zeigt dieses Buch.
Lese-Probe zu „Kinderkacke “
Kinderkacke von Julia Heilmann und Thomas Lindemann Einleitung Julia und Thomas
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Wo ist meine Frau eigentlich? Was soll's. Seit wir Kinder haben, sehen wir uns kaum mehr. Wahrscheinlich schläft sie, bestimmt sogar, es ist ja schon nach Sonnenuntergang. Tagsüber verüben wir Dienst am Kind. Dabei sehen wir uns zwar, viel sogar, aber das ersetzt keine Zeit miteinander. Morgens sind wir beide noch müde, Zombies, abends ist sie es wieder und schläft immer sofort ein. Da kann ich schmollen und betteln und flehen, es hilft nichts. Meist ernte ich nur ein aggressives Knurren. Ich selbst halte mich zwar wach und mache noch irgendwas, Musik etwa, bin dafür morgens Superzombie. Offenbar war's das mit der Beziehung. Verständnis für das Problem hat keiner. Die Großeltern sagen: »Ihr müsst euch an den Kleinen freuen«, und bringen gut abgehangene Sätze wie: »Die Zeit vergeht so schnell.« Und: »Die Frauen von heute halten einfach nichts mehr aus.« Die Freunde sagen: nix. Mein Bruder sagte einmal sogar: »Selbst schuld!« Hat irgendjemand meinen Mann gesehen? Wahrscheinlich hat er sich mal wieder heimlich in sein Zimmer verdrückt und spielt sein neues Videospiel. Oder er bastelt ein paar Rhythmen am Computer zusammen. Seelenruhig. Während ich hier dauerangeschaltet durch die Wohnung fege und versuche, unseren Großen zum Klogang zu bewegen und gleichzeitig den Kleinen im Auge zu behalten. Sonst öffnet der eine nämlich den Mülleimer und schmeißt der andere eine verschissene Windel nach der nächsten auf den Fußboden. Die übliche Chaosbewältigung. Du weißt nie, wo in der nächsten Sekunde wieder etwas umfällt oder sich auf den Teppich entleert. Überall bist du gleichzeitig, immer bereit, einzuspringen, nichts kannst du zu Ende machen. Mein Mann ruft mich, glaube ich. Ich höre es und habe es im gleichen Moment schon wieder vergessen.
Na klar, sie hat die Ohren mal wieder auf Durchzug geschaltet. Hört und sieht nur die Kinder. Also, natürlich sind die Kinder wunderbar. Mein Großer sieht, was die Haare betrifft, aus wie Einstein und ist selbstverständlich ungefähr so klug. Der Kleine lächelt immer und ist richtig hübsch. Aber sie sind eben auch demagogische Herrscher und Monster. Angeblich lässt sich das ja leicht steuern und verbessern, ich hab alles darüber gelesen, noch während meine Frau schwanger war und wir gemütlich allein auf dem Sofa saßen. Dazu gab's Weißwein, für sie genau einen Schluck und für mich genau den Rest der Flasche. Das Leben war zum letzten Mal ruhig. Ich las Elternratgeber. Damals wusste ich ja noch nicht, dass sie nichts mit dem wahren Leben zu tun haben. Wenn ich auch nur einen der Autoren von Klugscheißerbüchern wie Unsere tyrannischen Kinder oder Jedes Baby kann durchschlafen erwische, gibt's was auf die Zwölf. Süß, wie der Große »Mami« sagt und sich selbst seinen Schlaf anzug und die Hausschuhe anzieht. Jetzt aber ins Bett! Habe überhaupt keine Lust, wieder zwei Stunden lang den Bettvorleger zu spielen, bis er endlich eingeschlafen ist. Ehrlich gesagt, schreit mein Körper nach Schlaf, ich könnte hier liegen bleiben bis morgen früh. Aber so einfach ist das nicht. Da war noch etwas, das Beziehung heißt. Ich will mal wieder in Ruhe mit meinem Mann zusammensitzen. Etwas Schönes essen, reden, vielleicht gehen wir auch gleich in die Falle und ... na ja, nein. Zu gefährlich, das Einschlafpotenzial ist zu hoch. Und wahrscheinlich wacht der Kleine eh noch ein- bis zweimal auf und unterbricht unser Têteà-Tête. Also gleich lassen. Manchmal denke ich, es wäre einfacher, mit den Kindern allein zu sein, dann müsste ich mir keine Gedanken über die Beziehung machen. Wir haben uns vor ein paar Jahren beim Mittagessen kennengelernt. Wir unterhielten uns spontan und lange über die Simpsons und Romane aus Südamerika. Wir wurden ein Paar und suchten bald eine gemeinsame Wohnung. Dann kamen unsere Söhne Leo (heute fast vier) und Quinn (heute fast zwei), und es wurde nicht mehr langweilig. Elternsein ist ein Wunder mit einem Preis. Es krempelt alles um. Es konfrontiert einen mit Problemen, die meist nicht ausgesprochen werden. Dabei wird so viel über das Thema geredet wie noch nie. Es ist die große Diskussion unserer Tage: der Nachwuchs. Alle reden von Kindern. Mancher ist so von seinem Gutsein geblendet, dass er vor keiner Geschmacklosigkeit zurückschreckt (siehe Jürgen Rüttgers und sein »Kinder statt Inder«). Deutschland ist das umgekehrte China geworden. Wer keine Kinder bekommt, macht sich verdächtig, gilt manchen fast schon als asozialer Widerling. Nach außen hin. In Wirklichkeit gilt das Gegenteil: Bekommst du Kinder, hilft dir mit dem Wahnsinn niemand. Man darf nicht mal zugeben, wie anstrengend alles ist. Väter wie Mütter schreiben zurzeit dutzendweise Erfahrungsbücher und haben damit zwei Genres geschaffen, die es vorher nicht gab. Aber fast alles davon ist verlogen. Die Väterbücher sind rührselig und harmlos. Papi erfindet sich neu aus der sicheren Distanz des Bürojobs. Mütterbücher dagegen findet man immerhin in zwei Schattierungen entweder sind sie reaktionär und antimodern oder von Wut auf die neue Rolle erfüllt. Der Filmjournalist Peter Zander schrieb kürzlich, dass es im Kino gerade einen neuen Muttertypus gebe: Zu der herzensguten Übermutter
und dem bösen Biest geselle sich nun die überforderte Mutter. Natürlich gab es überforderte Mütter schon immer. Inzwischen sind sie erwähnenswert. Dahinter steht eine Massenbewegung halbverzweifelter Eltern. Wir müssen dringend mal über die Mütter- und Väterrollen nachdenken. Väter feiern sich selbst als neue, lässige Familien-Softies, nehmen ihre zwei Pflichtmonate Elternzeit und verschwinden dann wieder ins Berufsleben. Manche Leute, sogar Frauen, wollen Mütter wieder als echte Muttertiere sehen. In diesem Buch soll es um das richtige Leben gehen und nicht um den albernen Mythos, der um Vaterschaft und Mutterschaft herum aufgebaut wird. Kinder sind das Größte, und sie sind anstrengend. Beides ist wahr, und Letzteres ist das Problem. Kinderkriegen verändert Beziehungen gründlichst, zerstört sie oft, ruiniert Pläne und Träume der Eltern, stoppt Karrieren, entzweit Freunde. Das meiste davon müsste vielleicht nicht so sein. Aber die Lösungen, die aktuell angeboten werden, sind von Leuten und für Leute wie die ehemalige Familienministerin von der Leyen. Sie hat ein Gesetz gemacht für Eltern, die schon ein gutes Einkommen und eine gesicherte Kinderbetreuung haben. Das normale Leben mit Kindern ist Chaos, und es ist immer wieder hart. Dieses Buch ist für Leute geschrieben, die nicht nur rosarot und hellblau sehen, die ihre Kinder lieben, aber auch ihre Beziehung, die Eltern werden, aber auch sie selbst bleiben wollen.
Mama allein zu Haus Julia
Schüsse hallen durch die Luft. Krachend wird das Gewehr durchgeladen. Ich sehe, wie der Schütze wieder anlegt. Es knallt noch mal, brutal und trocken. Schreie gellen. Spitze Schreie. Mein Kind schreit. Der Rest passiert im Fernseher. Ich stelle den Ton leiser. Im Zweiten läuft Biathlon. Gerade hat der Sportler sich in den Schnee geworfen, gezielt und fünfmal ins Schwarze getroffen. Ich sitze auf dem Sofa und halte Quinn im Arm. Vor sechs Wochen ist er auf die Welt gekommen. Etwas zu früh. Und er leidet an Magen-Darm-Koliken. Ich habe es mit purem Kümmel versucht und mit Medikamenten. Es hilft nichts. Die Krämpfe halten an, und das Baby brüllt. Kein Mensch ohne Kinder kann sich das vorstellen. Wie das ist, wenn man den ganzen Tag und die ganze Nacht angeschrien wird. Draußen weht ein eisiger Februarwind, es nieselt. Keine Chance, hinauszugehen. Also sitze ich mit dem völlig fertigen Kerlchen vor der Glotze und gucke das ödeste Programm der Welt, etwas, das keine hohe Konzentration erfordert und nicht noch zusätzlich nervt. Die ständigen Wiederholungen der sportlichen Abläufe beruhigen mich, beruhigen das Baby. Ich kenne das ganze Prozedere schon ein bisschen. Quinn ist mein zweites Kind, und ich weiß, die Devise heißt: Durchhalten, durchhalten, durchhalten. Es kann nur besser werden. Also, Ohrstöpsel rein, tief durchatmen, lächeln und weitermachen. Das fällt mir zunächst vor allem deshalb schwer, weil mir das Baby die rechte Brustwarze wund gesaugt hat. Der Nippel leuchtet feuerrot, und ein kleiner Hautfetzen hat sich gelöst. Trotzdem muss mein Kind regelmäßig daran trinken. Als es die Warze sucht, gierig zuschnappt und saugt, bis sich das unvermeidliche Vakuum bildet, schreie ich vor Schmerzen. Die alarmierte Hebamme rückt mit Rotlichtlampe und Salbentiegel an. Nun sitze ich zweimal am Tag mit entblößter Riesenbrust und Sonnenbrille vor dem Strahler und fühle mich fast wie im Urlaub. Mein Mann lacht sich kaputt und schießt »entwürdigende Stillfotos«, wie er es nennt. Die werden dann im Computer lustig bearbeitet, und nur mit Mühe kann ich meinen Mann davon abhalten, sie an seine Freunde zu verschicken. Ich sitz zu Haus, mein Mann geht aus Mit der Zeit erholt sich meine Brust. Quinn wird immer größer, runder und gottlob! friedlicher. Die Rotlichtbilder hat mein Mann zwar nicht verschickt, dafür aber so ungeschickt versteckt, dass sein Freund sie zufällig mit einem Handgriff aus der Schreibtischschublade zieht. Dann machen sich die beiden auf zu einer Kneipentour. »Heute machen wir mal ruhig«, sagen sie noch, als sie zur Tür hinausgehen. Den Witz kenne ich. Das heißt, vor vier Uhr früh ist an Rückkehr nicht zu denken. Ich sitz zu Haus, und mein Mann geht aus. Er hat ja ab acht, wenn der Große im Bett ist, nichts mehr zu tun. Denn: Ich stille das Baby. Einen praktischeren und billigeren Babysitter als mich gibt's nicht. Kürzlich erst noch hat mir mein Süßer in den Ohren gelegen mit immer derselben Leier. Er habe keine echten Freunde, und überhaupt, was brächten die ganzen Partys für einen Gewinn? Das Gehocke und Gestehe in irgendwelchen schlecht belüfteten Räumen, die faden Gespräche und coolen Posen. Alles Lüge! Höre ich ihn mit seinen Freunden telefonieren, erfahre ich, dass es eigentlich immer sehr lustig zugeht. Ganz gern erzählt er von den unglaublichen Gesprächen über Niklas Luhmann, den seltsam asexuellen Soziologen, den er so liebt, oder über stark in die Jahre gekommene Musikergrößen wie den immer wieder gern gehörten Captain Beefheart. Überhaupt, sagt er euphorisch, werde man gerade selbst ein Popstar, eine Website existiere schon. Ich stöhne auf. Mein Mann hat im Gegensatz zu mir durch die Elternschaft wohl einen Energieschub erhalten. Desperate Housewife, mal wörtlich genommen Der Alltag sieht traurig aus. Bei einem Spaziergang mit Kinderwagen (wenn das Baby liegt und geruckelt wird, ist endlich Ruhe) stehe ich vor der Apotheke und starre ins Schaufenster. Ein Werbeplakat preist einen »natürlichen Stimmungsaufheller« an, Johanniskraut. Ich denke: Hol dir das, lasse es aber doch, weil die Apothekerin schief gucken könnte, wenn sie mich mit dem Kinderwagen sieht. Mir fällt ein, wie ich an einem Sonntag, der gar nicht zu Ende gehen wollte, schon am Mittag aus dem Flaschenregal wahllos vier verschiedene Schnäpse in mich hineingeschüttet hatte, weil ich es nicht mehr aushielt. Die abgrundtiefe Müdigkeit, die Langeweile, die Verantwortung. Ich wollte eigentlich nie Drogen nehmen, weil ich die Kontrolle über mich nicht verlieren wollte. Aber an jenem Wintertag wünschte ich mir, irgendetwas hülfe mir, den Alltag mit dem Baby zu überleben. Mein Mann hingegen hat in den Monaten nach der Geburt unseres zweiten Sohnes, in denen ich als dauerstillender, kontaktarmer und humorloser Zombie durch die Gegend gelaufen bin, einen neuen Freundeskreis aufgetan. Es ist ja auch alles nicht mehr so aufregend, man hat schon ein Kind und kennt das meiste. War da eigentlich noch was, oder vielmehr wer? Da ist zum Beispiel noch die Süße, also ich, die sich jetzt um das Baby kümmert, vor allem am Abend und in der Nacht. Wenn mein Süßer am Wochenende gegen halb vier Uhr früh nach durchzechter Nacht stöhnend in die Kiste fällt, bin ich gerade dabei, Quinn zum dritten Mal zu stillen, und am Morgen stehe ich in aller Herrgottsfrühe wieder auf, um mich von den Kleinen durch den Tag jagen zu lassen, während mein Mann sich von den Strapazen der Nacht erholt. Schön war's, als wir noch gemeinsam ausgingen und gemeinsam in die Falle fielen. Vorbei, keine Party. Auch vorbei der Alkohol, und nicht mal von der mexikanischen Kräuterschokolade mit der angeblich halluzinogenen Wirkung darf ich ein kleines Stückchen probieren, weil ich ja stille. Überhaupt bleibt mir als einzige Droge der halbentkoffeinierte Milchkaffee. Den kann ich mir aber nicht draußen bestellen, weil mir der Barkeeper dann ein mitleidiges Lächeln schenkt oder aber satte drei Euro berechnet, als Aufwandsentschädigung. Also zelebriere ich ihn zweimal am Tag in meinen vier Wänden, stoisch, unbeirrt, heldenhaft verteidigt gegen Sprüche wie: »Immer diese ganze Milchscheiße auf dem Herd!« Oder: »Quinn schläft nicht. Sicher wegen des ganzen Kaffees, den du ihm da reinpumpst!« Wer bin ich, und wenn ja, warum nur Mutter? Mal von vorn. Ich lebe in einer schönen, großen Stadt. Es gibt Wasser und zahlreiche Parks, Cafés, Galerien und Restaurants. Meine Freunde leben hier. Ich habe ein Fahrrad und lege damit weite Strecken zurück. In der Stadt habe ich Indogermanistik und Kunstgeschichte studiert. Ich war lange im Ausland, spreche fließend Spanisch. Ich begann, eine Doktorarbeit zu schreiben, arbeitete in einem kleinen Wissenschaftsverlag. Bald bekam ich einen Filialleiterjob in einer angesehenen Kunstbuchhandlung. Ich bin dreißig, mittelgroß und sportlich, ich schaffe es immer mühelos, bei der Vorbeuge mit den Armen runter zu den Füßen zu gelangen. Ich hatte nie Pickel oder Gewichtsprobleme. Ich
16glaube, ich habe keinen Knall, jedenfalls bin ich einigermaßen lebensfähig, ich hefte meine Papiere und Unterlagen alle brav in zwei verschiedene Ordner ab. Viele Jungs hatten Interesse an mir, aber ich habe meistens nein gesagt. Meinen Mann habe ich in der Kantine kennengelernt und nach der Quarkspeise mit Dosenobst zum Kaffee eingeladen. Er schrieb mir eine halbe Stunde später eine verliebte Email. Zwei Wochen später waren wir ein Paar. Anderthalb Jahre später dachten wir uns, es wäre nett, Kinder zu haben. Es klappte sofort, und zwei Jahre später noch mal. Mein etwas unmotiviertes, aber nicht erfolgloses Leben steht an einem Wendepunkt, wegen der Kinder. Früher wusste ich nicht genau, als was ich mich bezeichnen sollte. In Formularen schrieb ich unter »Beruf« Studentin, Galeristin und Buchhändlerin, Journalistin oder einmal Schrebergärtnerin. Mein Professor hatte die Gruppe Studenten und mich bei einem Glas Wein als intellektuelle Elite bezeichnet. Das hatte mich schwer beeindruckt. Seit der Geburt meiner Kinder weiß ich, was ich in jedem Fall bin: Mutter. Der Krabbelkurs sagt es mir, die Werbung der Drogeriekette, die Vorabendserie, die Spielzeugindustrie und die Babynahrungskonzerne. Die Bäckerin um die Ecke und meine Eltern und Schwiegereltern. Leider auch gleichaltrige Mütter. Das Spiel mit den wunderbaren Möglichkeiten des Lebens hatte mir besser gefallen. Ich würde es gerne weiterspielen. Aber von meiner Umwelt gibt es so einen verdammten Fixierungswahn auf mein Muttersein. Als ob es nur die Alternative Mutter oder eben alles andere gäbe. Muttersein ist einzigartig und steht für sich, es verträgt sich nicht mit schlauen Gesprächen, einem Arbeitsalltag im Büro, einer Gehaltsdebatte, einer ordentlichen Sauferei am Vorabend. Es fragt einfach niemand mehr nach diesen Dingen, die mein Leben vorher bestimmt haben, als ob es dieses Leben selbstverständlich nicht mehr gibt. Die meisten Leute fragen mich ausschließlich nach meinen Kindern, und ihr verzücktes »Ah!« und »Oh!« bilden ein monotones, nie abreißendes Hintergrundrauschen. Jemand sagt: »Mit dem Lesen ist es auch erst mal vorbei.« Das Gefühl der intellektuellen Herabsetzung schleicht sich ein, was mir ganz und gar nicht gefällt. Also bemühe ich mich. Während des sechsmonatigen Stillens lese ich Guido Knopps Hitler Biografie durch und versuche mich wie früher über den neuesten Underground-Horrorfilm aus Fernost zu unterhalten, der in einem kleinen Programmkino läuft.
1. Auflage 2010 Copyright © 2010 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg www.hoca.de Satz: atelier eilenberger, Leipzig Gesetzt aus der Adobe Caslon Pro Umschlaggestaltung: katrinsteigenberger.de Umschlagillustration: Nika Prochnow Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN 978-3-455-50150-6
Na klar, sie hat die Ohren mal wieder auf Durchzug geschaltet. Hört und sieht nur die Kinder. Also, natürlich sind die Kinder wunderbar. Mein Großer sieht, was die Haare betrifft, aus wie Einstein und ist selbstverständlich ungefähr so klug. Der Kleine lächelt immer und ist richtig hübsch. Aber sie sind eben auch demagogische Herrscher und Monster. Angeblich lässt sich das ja leicht steuern und verbessern, ich hab alles darüber gelesen, noch während meine Frau schwanger war und wir gemütlich allein auf dem Sofa saßen. Dazu gab's Weißwein, für sie genau einen Schluck und für mich genau den Rest der Flasche. Das Leben war zum letzten Mal ruhig. Ich las Elternratgeber. Damals wusste ich ja noch nicht, dass sie nichts mit dem wahren Leben zu tun haben. Wenn ich auch nur einen der Autoren von Klugscheißerbüchern wie Unsere tyrannischen Kinder oder Jedes Baby kann durchschlafen erwische, gibt's was auf die Zwölf. Süß, wie der Große »Mami« sagt und sich selbst seinen Schlaf anzug und die Hausschuhe anzieht. Jetzt aber ins Bett! Habe überhaupt keine Lust, wieder zwei Stunden lang den Bettvorleger zu spielen, bis er endlich eingeschlafen ist. Ehrlich gesagt, schreit mein Körper nach Schlaf, ich könnte hier liegen bleiben bis morgen früh. Aber so einfach ist das nicht. Da war noch etwas, das Beziehung heißt. Ich will mal wieder in Ruhe mit meinem Mann zusammensitzen. Etwas Schönes essen, reden, vielleicht gehen wir auch gleich in die Falle und ... na ja, nein. Zu gefährlich, das Einschlafpotenzial ist zu hoch. Und wahrscheinlich wacht der Kleine eh noch ein- bis zweimal auf und unterbricht unser Têteà-Tête. Also gleich lassen. Manchmal denke ich, es wäre einfacher, mit den Kindern allein zu sein, dann müsste ich mir keine Gedanken über die Beziehung machen. Wir haben uns vor ein paar Jahren beim Mittagessen kennengelernt. Wir unterhielten uns spontan und lange über die Simpsons und Romane aus Südamerika. Wir wurden ein Paar und suchten bald eine gemeinsame Wohnung. Dann kamen unsere Söhne Leo (heute fast vier) und Quinn (heute fast zwei), und es wurde nicht mehr langweilig. Elternsein ist ein Wunder mit einem Preis. Es krempelt alles um. Es konfrontiert einen mit Problemen, die meist nicht ausgesprochen werden. Dabei wird so viel über das Thema geredet wie noch nie. Es ist die große Diskussion unserer Tage: der Nachwuchs. Alle reden von Kindern. Mancher ist so von seinem Gutsein geblendet, dass er vor keiner Geschmacklosigkeit zurückschreckt (siehe Jürgen Rüttgers und sein »Kinder statt Inder«). Deutschland ist das umgekehrte China geworden. Wer keine Kinder bekommt, macht sich verdächtig, gilt manchen fast schon als asozialer Widerling. Nach außen hin. In Wirklichkeit gilt das Gegenteil: Bekommst du Kinder, hilft dir mit dem Wahnsinn niemand. Man darf nicht mal zugeben, wie anstrengend alles ist. Väter wie Mütter schreiben zurzeit dutzendweise Erfahrungsbücher und haben damit zwei Genres geschaffen, die es vorher nicht gab. Aber fast alles davon ist verlogen. Die Väterbücher sind rührselig und harmlos. Papi erfindet sich neu aus der sicheren Distanz des Bürojobs. Mütterbücher dagegen findet man immerhin in zwei Schattierungen entweder sind sie reaktionär und antimodern oder von Wut auf die neue Rolle erfüllt. Der Filmjournalist Peter Zander schrieb kürzlich, dass es im Kino gerade einen neuen Muttertypus gebe: Zu der herzensguten Übermutter
und dem bösen Biest geselle sich nun die überforderte Mutter. Natürlich gab es überforderte Mütter schon immer. Inzwischen sind sie erwähnenswert. Dahinter steht eine Massenbewegung halbverzweifelter Eltern. Wir müssen dringend mal über die Mütter- und Väterrollen nachdenken. Väter feiern sich selbst als neue, lässige Familien-Softies, nehmen ihre zwei Pflichtmonate Elternzeit und verschwinden dann wieder ins Berufsleben. Manche Leute, sogar Frauen, wollen Mütter wieder als echte Muttertiere sehen. In diesem Buch soll es um das richtige Leben gehen und nicht um den albernen Mythos, der um Vaterschaft und Mutterschaft herum aufgebaut wird. Kinder sind das Größte, und sie sind anstrengend. Beides ist wahr, und Letzteres ist das Problem. Kinderkriegen verändert Beziehungen gründlichst, zerstört sie oft, ruiniert Pläne und Träume der Eltern, stoppt Karrieren, entzweit Freunde. Das meiste davon müsste vielleicht nicht so sein. Aber die Lösungen, die aktuell angeboten werden, sind von Leuten und für Leute wie die ehemalige Familienministerin von der Leyen. Sie hat ein Gesetz gemacht für Eltern, die schon ein gutes Einkommen und eine gesicherte Kinderbetreuung haben. Das normale Leben mit Kindern ist Chaos, und es ist immer wieder hart. Dieses Buch ist für Leute geschrieben, die nicht nur rosarot und hellblau sehen, die ihre Kinder lieben, aber auch ihre Beziehung, die Eltern werden, aber auch sie selbst bleiben wollen.
Mama allein zu Haus Julia
Schüsse hallen durch die Luft. Krachend wird das Gewehr durchgeladen. Ich sehe, wie der Schütze wieder anlegt. Es knallt noch mal, brutal und trocken. Schreie gellen. Spitze Schreie. Mein Kind schreit. Der Rest passiert im Fernseher. Ich stelle den Ton leiser. Im Zweiten läuft Biathlon. Gerade hat der Sportler sich in den Schnee geworfen, gezielt und fünfmal ins Schwarze getroffen. Ich sitze auf dem Sofa und halte Quinn im Arm. Vor sechs Wochen ist er auf die Welt gekommen. Etwas zu früh. Und er leidet an Magen-Darm-Koliken. Ich habe es mit purem Kümmel versucht und mit Medikamenten. Es hilft nichts. Die Krämpfe halten an, und das Baby brüllt. Kein Mensch ohne Kinder kann sich das vorstellen. Wie das ist, wenn man den ganzen Tag und die ganze Nacht angeschrien wird. Draußen weht ein eisiger Februarwind, es nieselt. Keine Chance, hinauszugehen. Also sitze ich mit dem völlig fertigen Kerlchen vor der Glotze und gucke das ödeste Programm der Welt, etwas, das keine hohe Konzentration erfordert und nicht noch zusätzlich nervt. Die ständigen Wiederholungen der sportlichen Abläufe beruhigen mich, beruhigen das Baby. Ich kenne das ganze Prozedere schon ein bisschen. Quinn ist mein zweites Kind, und ich weiß, die Devise heißt: Durchhalten, durchhalten, durchhalten. Es kann nur besser werden. Also, Ohrstöpsel rein, tief durchatmen, lächeln und weitermachen. Das fällt mir zunächst vor allem deshalb schwer, weil mir das Baby die rechte Brustwarze wund gesaugt hat. Der Nippel leuchtet feuerrot, und ein kleiner Hautfetzen hat sich gelöst. Trotzdem muss mein Kind regelmäßig daran trinken. Als es die Warze sucht, gierig zuschnappt und saugt, bis sich das unvermeidliche Vakuum bildet, schreie ich vor Schmerzen. Die alarmierte Hebamme rückt mit Rotlichtlampe und Salbentiegel an. Nun sitze ich zweimal am Tag mit entblößter Riesenbrust und Sonnenbrille vor dem Strahler und fühle mich fast wie im Urlaub. Mein Mann lacht sich kaputt und schießt »entwürdigende Stillfotos«, wie er es nennt. Die werden dann im Computer lustig bearbeitet, und nur mit Mühe kann ich meinen Mann davon abhalten, sie an seine Freunde zu verschicken. Ich sitz zu Haus, mein Mann geht aus Mit der Zeit erholt sich meine Brust. Quinn wird immer größer, runder und gottlob! friedlicher. Die Rotlichtbilder hat mein Mann zwar nicht verschickt, dafür aber so ungeschickt versteckt, dass sein Freund sie zufällig mit einem Handgriff aus der Schreibtischschublade zieht. Dann machen sich die beiden auf zu einer Kneipentour. »Heute machen wir mal ruhig«, sagen sie noch, als sie zur Tür hinausgehen. Den Witz kenne ich. Das heißt, vor vier Uhr früh ist an Rückkehr nicht zu denken. Ich sitz zu Haus, und mein Mann geht aus. Er hat ja ab acht, wenn der Große im Bett ist, nichts mehr zu tun. Denn: Ich stille das Baby. Einen praktischeren und billigeren Babysitter als mich gibt's nicht. Kürzlich erst noch hat mir mein Süßer in den Ohren gelegen mit immer derselben Leier. Er habe keine echten Freunde, und überhaupt, was brächten die ganzen Partys für einen Gewinn? Das Gehocke und Gestehe in irgendwelchen schlecht belüfteten Räumen, die faden Gespräche und coolen Posen. Alles Lüge! Höre ich ihn mit seinen Freunden telefonieren, erfahre ich, dass es eigentlich immer sehr lustig zugeht. Ganz gern erzählt er von den unglaublichen Gesprächen über Niklas Luhmann, den seltsam asexuellen Soziologen, den er so liebt, oder über stark in die Jahre gekommene Musikergrößen wie den immer wieder gern gehörten Captain Beefheart. Überhaupt, sagt er euphorisch, werde man gerade selbst ein Popstar, eine Website existiere schon. Ich stöhne auf. Mein Mann hat im Gegensatz zu mir durch die Elternschaft wohl einen Energieschub erhalten. Desperate Housewife, mal wörtlich genommen Der Alltag sieht traurig aus. Bei einem Spaziergang mit Kinderwagen (wenn das Baby liegt und geruckelt wird, ist endlich Ruhe) stehe ich vor der Apotheke und starre ins Schaufenster. Ein Werbeplakat preist einen »natürlichen Stimmungsaufheller« an, Johanniskraut. Ich denke: Hol dir das, lasse es aber doch, weil die Apothekerin schief gucken könnte, wenn sie mich mit dem Kinderwagen sieht. Mir fällt ein, wie ich an einem Sonntag, der gar nicht zu Ende gehen wollte, schon am Mittag aus dem Flaschenregal wahllos vier verschiedene Schnäpse in mich hineingeschüttet hatte, weil ich es nicht mehr aushielt. Die abgrundtiefe Müdigkeit, die Langeweile, die Verantwortung. Ich wollte eigentlich nie Drogen nehmen, weil ich die Kontrolle über mich nicht verlieren wollte. Aber an jenem Wintertag wünschte ich mir, irgendetwas hülfe mir, den Alltag mit dem Baby zu überleben. Mein Mann hingegen hat in den Monaten nach der Geburt unseres zweiten Sohnes, in denen ich als dauerstillender, kontaktarmer und humorloser Zombie durch die Gegend gelaufen bin, einen neuen Freundeskreis aufgetan. Es ist ja auch alles nicht mehr so aufregend, man hat schon ein Kind und kennt das meiste. War da eigentlich noch was, oder vielmehr wer? Da ist zum Beispiel noch die Süße, also ich, die sich jetzt um das Baby kümmert, vor allem am Abend und in der Nacht. Wenn mein Süßer am Wochenende gegen halb vier Uhr früh nach durchzechter Nacht stöhnend in die Kiste fällt, bin ich gerade dabei, Quinn zum dritten Mal zu stillen, und am Morgen stehe ich in aller Herrgottsfrühe wieder auf, um mich von den Kleinen durch den Tag jagen zu lassen, während mein Mann sich von den Strapazen der Nacht erholt. Schön war's, als wir noch gemeinsam ausgingen und gemeinsam in die Falle fielen. Vorbei, keine Party. Auch vorbei der Alkohol, und nicht mal von der mexikanischen Kräuterschokolade mit der angeblich halluzinogenen Wirkung darf ich ein kleines Stückchen probieren, weil ich ja stille. Überhaupt bleibt mir als einzige Droge der halbentkoffeinierte Milchkaffee. Den kann ich mir aber nicht draußen bestellen, weil mir der Barkeeper dann ein mitleidiges Lächeln schenkt oder aber satte drei Euro berechnet, als Aufwandsentschädigung. Also zelebriere ich ihn zweimal am Tag in meinen vier Wänden, stoisch, unbeirrt, heldenhaft verteidigt gegen Sprüche wie: »Immer diese ganze Milchscheiße auf dem Herd!« Oder: »Quinn schläft nicht. Sicher wegen des ganzen Kaffees, den du ihm da reinpumpst!« Wer bin ich, und wenn ja, warum nur Mutter? Mal von vorn. Ich lebe in einer schönen, großen Stadt. Es gibt Wasser und zahlreiche Parks, Cafés, Galerien und Restaurants. Meine Freunde leben hier. Ich habe ein Fahrrad und lege damit weite Strecken zurück. In der Stadt habe ich Indogermanistik und Kunstgeschichte studiert. Ich war lange im Ausland, spreche fließend Spanisch. Ich begann, eine Doktorarbeit zu schreiben, arbeitete in einem kleinen Wissenschaftsverlag. Bald bekam ich einen Filialleiterjob in einer angesehenen Kunstbuchhandlung. Ich bin dreißig, mittelgroß und sportlich, ich schaffe es immer mühelos, bei der Vorbeuge mit den Armen runter zu den Füßen zu gelangen. Ich hatte nie Pickel oder Gewichtsprobleme. Ich
16glaube, ich habe keinen Knall, jedenfalls bin ich einigermaßen lebensfähig, ich hefte meine Papiere und Unterlagen alle brav in zwei verschiedene Ordner ab. Viele Jungs hatten Interesse an mir, aber ich habe meistens nein gesagt. Meinen Mann habe ich in der Kantine kennengelernt und nach der Quarkspeise mit Dosenobst zum Kaffee eingeladen. Er schrieb mir eine halbe Stunde später eine verliebte Email. Zwei Wochen später waren wir ein Paar. Anderthalb Jahre später dachten wir uns, es wäre nett, Kinder zu haben. Es klappte sofort, und zwei Jahre später noch mal. Mein etwas unmotiviertes, aber nicht erfolgloses Leben steht an einem Wendepunkt, wegen der Kinder. Früher wusste ich nicht genau, als was ich mich bezeichnen sollte. In Formularen schrieb ich unter »Beruf« Studentin, Galeristin und Buchhändlerin, Journalistin oder einmal Schrebergärtnerin. Mein Professor hatte die Gruppe Studenten und mich bei einem Glas Wein als intellektuelle Elite bezeichnet. Das hatte mich schwer beeindruckt. Seit der Geburt meiner Kinder weiß ich, was ich in jedem Fall bin: Mutter. Der Krabbelkurs sagt es mir, die Werbung der Drogeriekette, die Vorabendserie, die Spielzeugindustrie und die Babynahrungskonzerne. Die Bäckerin um die Ecke und meine Eltern und Schwiegereltern. Leider auch gleichaltrige Mütter. Das Spiel mit den wunderbaren Möglichkeiten des Lebens hatte mir besser gefallen. Ich würde es gerne weiterspielen. Aber von meiner Umwelt gibt es so einen verdammten Fixierungswahn auf mein Muttersein. Als ob es nur die Alternative Mutter oder eben alles andere gäbe. Muttersein ist einzigartig und steht für sich, es verträgt sich nicht mit schlauen Gesprächen, einem Arbeitsalltag im Büro, einer Gehaltsdebatte, einer ordentlichen Sauferei am Vorabend. Es fragt einfach niemand mehr nach diesen Dingen, die mein Leben vorher bestimmt haben, als ob es dieses Leben selbstverständlich nicht mehr gibt. Die meisten Leute fragen mich ausschließlich nach meinen Kindern, und ihr verzücktes »Ah!« und »Oh!« bilden ein monotones, nie abreißendes Hintergrundrauschen. Jemand sagt: »Mit dem Lesen ist es auch erst mal vorbei.« Das Gefühl der intellektuellen Herabsetzung schleicht sich ein, was mir ganz und gar nicht gefällt. Also bemühe ich mich. Während des sechsmonatigen Stillens lese ich Guido Knopps Hitler Biografie durch und versuche mich wie früher über den neuesten Underground-Horrorfilm aus Fernost zu unterhalten, der in einem kleinen Programmkino läuft.
1. Auflage 2010 Copyright © 2010 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg www.hoca.de Satz: atelier eilenberger, Leipzig Gesetzt aus der Adobe Caslon Pro Umschlaggestaltung: katrinsteigenberger.de Umschlagillustration: Nika Prochnow Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN 978-3-455-50150-6
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Inhaltsverzeichnis zu „Kinderkacke “
Cover Titelseite Einleitung I Fluchtreflexe II Der äußere Kampf III Der innere Kampf IV Trotzdem Über Julia Heilmann & Thomas Lindemann Impressum
Autoren-Porträt von Julia Heilmann, Thomas Lindemann
Julia Heilmann, geboren 1975, studierte Kunstgeschichte. Nach Stationen in einem wissenschaftlichen Verlag und im Kunstbuchhandel arbeitet sie heute als Autorin. Thomas Lindemann, geboren 1972, arbeitet als Journalist. Er schreibt. u. a. für die FAS, Spiegel Online und diverse Videospielmagazine.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Julia Heilmann , Thomas Lindemann
- 2010, 3. Aufl., 224 Seiten, Maße: 12,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Hoffmann und Campe
- ISBN-10: 3455501508
- ISBN-13: 9783455501506
- Erscheinungsdatum: 17.03.2010
Pressezitat
»ein stiller und witziger Tröster, wenn es in allen anderen Familien mal wieder 'super' läuft und man selbst am Rande des Wahnsinns steht« Aachener Zeitung, 22.05.2010
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