Sein "Panzerkreuzer Potemkin" (1925) taucht regelmäßig in den Listen der besten Filme aller Zeiten auf. Jedoch ist das Werk des bedeutenden sowjetischen Regisseurs und Theoretikers Sergej Michailowitsch Eisenstein (1898 - 1948) inzwischen Filmgeschichte und findet seine Nachwirkungen nicht inhaltlich oder thematisch, sondern in den Experimenten, die mit der Montage eines Films als seiner spezifischen Qualität verbunden sind, also der Prämisse, dass zwei Zeichen kombiniert eine neue Bedeutung ergeben. Eisenstein, der an der Hochschule für Ingenieure in Petrograd studiert hatte, früh mit japanischer Schrift bekannt wurde, die die Grundlage seiner Theorien bildete, arbeitete zunächst als Bühnenbildner und wandte sich, als er das Theater als zu begrenzt in seinen Möglichkeiten fand, dem Film zu. Schon sein erster Film "Streik" (1924) demonstrierte die damals revolutionären neuartigen Techniken: Die Geschichte der Niederschlagung eines Streiks wird in schneller Montage erzählt, die Schauspieler sind keine Charaktere, sondern Typen, die Perspektiven der Kamera (fast immer Eduard Tissé) schaffen neue Bedeutungen. Eisenstein perfektionierte seine Technik mit "Panzerkreuzer Potemkin", der die Matrosenrevolte des Jahres 1905 als Initialzündung für die Winterrevolution von 1917 sieht, und dessen berühmte Treppenszene mit dem rollenden Kinderwagen und dem brüllenden Löwen von Woody Allen bis Brian De Palma und anderen mehrfach zitiert und parodiert wurde. Der Film wurde in der Weimarer Republik populär und machte den "Russenfilm" attraktiv, in der Sowjetunion wurde er, wie später fast alle Arbeiten Eisensteins, als zu formalistisch kritisiert. "Oktober" (1927) war eine Auftragsproduktion zum Jahrestag der Revolution, "Das Alte und das Neue" (ex: Die Generallinie) ein Film über die Kollektivierung der Landwirtschaft. 1930 und 1931 reiste Eisenstein durch Europa, die USA und Mexiko, traf auf Künstler von Joyce bis Chaplin und drehte mit dem Geld des Schriftstellers Upton Sinclair "Que viva Mexico!". Unzufrieden mit dem Ergebnis, drehte Sinclair den Geldhahn zu, Eisensteins Versuche, an das Material zu kommen, scheiterten, gegen seinen Willen wurden mehrere verschiedene Fassungen erstellt, die letzte, "offizielle", 1979 von seinem langjährigen Mitarbeiter Grigorij Aleksandrov. Wieder in der Sowjetunion, drehte Eisenstein "Die Beshin-Wiese", von dem er sich nach Parteikritik distanzieren musste. Der Film ist verschollen. Für das Epos "Alexander Newskij" (1938), das den Kampf des Volkshelden gegen den Deutschritter-Orden schildert, erhielt Eisenstein den Lenin-Orden. Eisenstein arbeitete in Moskau auf dem Theater und unterrichtete an der Filmhochschule und begann 1943 mit dem Projekt über den Zaren "Iwan der Schreckliche", von dem er die beiden ersten Teile fertigstellen konnte. Der erste wurde 1945 aufgeführt, der zweite, der eine Farbsequenz enthält, erst 1958. Das Zentralkomitee verurteilte das grandiose Historienepos als misslungen. Eisenstein hinterließ zahlreiche Zeichnungen und theoretische Schriften sowie eine unvollendete Autobiographie.
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