Für das Studio Warner Brothers war er der Spezialist für gediegene melodramatische "Biopics", Filme, die Leben und Karriere bedeutender Männer mit großer Geste nachzeichnen und, emotional befrachtet, Botschaften vermitteln wollen. So inszenierte William Dieterle (1893 - 1972) u.a. Filme über den Mediziner Louis Pasteur, den Schriftsteller Emile Zola, den Nachrichtenangentur-Begründer Ernst Reuter und den mexikanischen Präsidenten Juarez. Dieterle, geboren in Ludwigshafen, mit 1,95 m von ungewöhnlich großer Gestalt, begann auf dem Theater und war in den 10er und 20er Jahren Darsteller urwüchsiger Charaktere in Stummfilmen. Er führte seit 1923 Regie, so mit "Ludwig der Zweite, König von Bayern", ging 1930 nach Hollywood zu Universal, 1933 zu Warners und inszenierte mit "Satan Met a Lady" die erste Filmversion von Dashiell Hammetts Kriminalroman "Der Malteser Falke". Neben seinen biografischen Filmen wurde er berühmt für "Der Glöckner von Notre Dame" (1939, mit Charles Laughton). Im Zweiten Weltkrieg gründete Dieterle eine Hilfsorganisation für deutsche Emigranten, die er auch finanziell unterstützte oder mit Rollen in seinen Filmen versorgte. 1944 wechselte er zur Paramount, wo der Wüsten-Thriller "Blutige Diamanten" (mit Burt Lancaster) und der Film noir "Frau in Notwehr" (mit Loretta Young) entstanden. Nach dem Zusammenbruch des Studio-Systems wurde seine Karriere unsteter, er ging nach Europa und inszenierte das Wüstendrama "Sturm über Persien" und den zweiteiligen Spionagefilm "Herrin der Welt" (für Artur Brauners CCC-Film). In den 60ern inszenierte er für das deutsche und österreichische Fernsehen und war Intendant des Freilichttheaters Bad Hersfeld. 1970 erhielt er das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Dieterle starb in Ottobrunn bei München.
... weniger