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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lyca, 28.02.2017

    Erich ist über 80 und kann seinen Alltag nicht mehr so bewältigen wie es ihm lieb wäre. Er trauert seiner seiner Unabhängigkeit und seiner Frau nach und findet Zuflucht in seiner Wissenschaft, seiner großen Leidenschaft den Bäumen. Zufälligerweise zieht in die freie Wohnung ihm gegenüber die 17jährige Katharina ein, die von Zuhause weggelaufen ist und ganz alleine versucht über die Runden zu kommen. Schnell entsteht eine Verbindung zwischen ihnen, Erich nimmt ihre Hilfe an und gemeinsam schaffen sie es ihrer Einsamkeit zu entkommen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.

    Ada Dorian ist mit ihrem Debütroman eine eher ruhige und unaufgeregte Geschichte gelungen. Die Stimmung während des Lesens ist bedrückend und ich bekam das Gefühl, dass die beiden Protagonisten in ihrer Einsamkeit und Isolation absolut verloren sind. Erich kämpft gegen die Einsamkeit und um seine Selbstständigkeit während Katharina sich verlassen fühlt, der Vater ist in Sibirien, die Mutter hat ihn davon nicht abgehalten und lebt auch sonst ein Leben für sich während Katharina seit Jahren schon zwischen den Stühlen steht und nicht weiß was sie machen soll.
    Man weiß nicht wohin der Roman einen entführt, immer wieder werden Rückblenden verwendet um uns Erich's Zeit in Sibirien nahe zu bringen, dem Abschnitt seines Lebens in dem er als Wissenschaftler so viel über Bäume gelernt und sich verliebt hat. Mit der Zeit wird einem immer klarer wieso Erich nie wieder zurück gereist ist. Wieso er in diesem hohen Alter alleine lebt und das hat mich wirklich traurig gemacht. Vom Verhalten her ist er eher still, liebenswürdig und leicht schroff was aber eher mit seinem Umstand zusammenhängt. Sein Körper lässt ihn langsam im Stich und doch versucht er es zu verdrängen, möchte nicht von seiner Tochter in ein Pflegeheim gesteckt werden und will für sich selbst sorgen können. All das ist sehr authentisch dargestellt, man kommt nicht umhin um ihn und auch seine verpasste Chance zu trauern. Seine Liebe zu den Bäumen ist ehrlich gesagt wirklich rührend, das ist so ziemlich die einzige Konstante in seinem Leben.
    Es ist kein Buch das einen unglaublich emotional werden lässt, die Emotionen spielen sich eher zwischen den Zeilen ab. Sie sind nicht ganz greifbar und doch versteht man wie es Erich und Katharina ergeht. Katharina war manchmal wirklich sehr blauäugig, sie ist wie eins dieser betrunkenen Bäume, über die Erich erzählt. Vor lauter Kummer und Trotz verlässt sie ihr Zuhause um sich alleine durchzuschlagen was natürlich nicht so einfach ist wie sie es sich gedacht hatte. Durch Erich bekommt sie eine Aufgabe und hat auch die Chance sich auf das Wichtige zu besinnen.
    Es wurden in diesem Roman wirklich einige Themen angeschnitten, die nicht ausreichend erzählt wurden und nicht die Tiefgründigkeit erhalten haben, die sie verdient hätten sodass ich als Leser manchmal in der Luft hing. Man bekommt das Gefühl, dass die Autorin noch viel mehr hätte erzählen wollen, ihr aber nicht genug Seiten zur Verfügung standen. Insgesamt hätte ich mir mehr von der Geschichte gewünscht, mehr Treffen zwischen Erich und Katharina, mehr Gespräche, größeren Einblick in die Zeit in Sibirien, die Gefühle, Gedanken und auch etwas mehr Einblick in die Nebencharaktere, denn wie schon erwähnt gibt es die meisten Informationen zwischen den Zeilen zu finden.
    Insgesamt jedoch ein Roman der durch seine ruhige Erzählweise und die Thematik überzeugen kann, bei dem aber auch viel Potenzial ungenutzt blieb.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    raschke64, 27.02.2017

    Erich ist über 80 und lebt allein in seiner Wohnung. Seine Tochter hat wenig Zeit für ihn und beschafft ihm eine Haushaltshelferin, denn ins Heim will er nicht. Dabei kommt Erich allein nicht mehr zurecht, er sieht kaum noch etwas, kann schlecht laufen und ist schwach. Trotzdem will er weiter autark bleiben und auch noch wissenschaftlich tätig sein, zumindest helfen. Seine große Liebe gehört seiner Frau und den Bäumen, besonders den in Sibirien.
    Katharina ist von zu Hause aufgerissen und wird mehr zufällig Erichs Nachbarin. Die beiden kommen sich näher …

    Mir hat das Buch gut gefallen. Es lässt sich flüssig Lesern, ist oft gewollt oder ungewollt humorvoll. Dabei ist es eher ein ruhiges Buch. Man bekommt Mitgefühl mit Erich, andererseits versteht man auch seine Tochter. Ganz behutsam öffnet er sich Katharina und erzählt seine Geschichte. Und Katharina lernt viel und wird an seiner Seite ein ganzes Stück erwachsener.

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  • 4 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 17.02.2017

    Das Cover lädt einen nicht gerade ein, dafür ist es zu schlicht. Der Titel jedoch schon eher. Betrunkenen Bäume, was wird damit gemeint (will ich hier nicht sagen, sonst lohnt ja das Lesen nicht mehr).
    Ein Buch, dass sich von Seite zu Seite besser entwickelt. Da gibt es den Erich, der in seinem Schlafzimmer ein Geheimnis birgt und die Katharina, die von zu Hause fortgelaufen ist.
    Es ist das Buch mit der Lebensgeschichte eines 80jährigen. Seine große Liebe, die Dascha, und sein Versuch, sie doch noch einmal zu sehen. Es ist aber auch das Leben eines alten Mannes, der an einer Aufgabe festhält.
    Auf das Geheimnis seines Schlafzimmers gehe ich hier nicht ein, dass soll der zukünftige Leser selber entdecken.
    Es ist ein schönes Buch, gut geschrieben. Ich kann es nur empfehlen.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 24.02.2017 bei bewertet

    Der Titel hat mich neugierig gemacht. Was sind betrunkene Bäume? Ich wollte eine Aufklärung und habe sie bekommen. Dieses Phänomen gibt es nur in Sibirien. Die Auflösung hierzu gibt es im Buch. Der junge Wissenschaftler Erich will dieses Phänomen ergründen. Mit einem Forschungsauftrag reist er nach Sibirien, um die Bodenbeschaffenheit zu untersuchen. Da er weder die russische Sprache spricht noch sich in Sibirien auskennt, heuert er den aus einem sibirischen Gefangenenlager geflohenen Häftling Wolodja an. Gemeinsam durchkämmen sie die unendlichen Wälder Sibiriens bis sie sich eines Tages verlaufen haben und deshalb für lange Zeit aneinander gebunden sind..

    Die Geschichte springt in der Zeit hin und her. Wir erleben Erich in Sibirien und im Heute zurück in der Heimat. Erich ist jetzt alt und seine körperlichen und geistigen Kräfte lassen nach. Er will das nicht wahrhaben, aber seine Tochter Irina sorgt sich um ihn und möchte ihm eine Pflegerin vermitteln oder einen Heimplatz für ihn suchen. Erich lehnt alles ab. Da lernt er die junge Katharina kennen, die in der Wohnung gegenüber lebt. Sie schließen einen Deal. Er braucht Hilfe, und sie benötigt Geld. Katharina ist von zu Hause ausgerissen, weil ihr Vater die Familie verlassen hat, um in Sibirien zu arbeiten. Sibirien ist das Bindeglied zwischen Erich und Katharina. Sie möche ihren Vater finden, aber Erich kann dorthin nicht zurückkehren, weil er dort, wie er glaubt, eine schwere Schuld auf sich geladen hat.

    In einer wunderbaren Sprache erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Protagonisten. Beide haben den Boden unter den Füßen verloren, aber indem sie sich begegnen, können sie sich gegenseitig stützen. Für Katharina sind die Erzählungen Erichs über Sibirien ein Band, das sie beide verbindet und das Bindeglied zu ihrem Vater, von dem sie hofft, daß er wieder zur Familie zurückkehrt. Ein gelungener Debutroman, für den ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

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  • 4 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    miiraa, 13.03.2017

    Was sind denn betrunkene Bäume?
    Das war das erste, woran ich gedacht habe, als ich den Titel des Buches las. Zudem verband ich den Titel mit einer lustigen Geschichte. Dem ist nicht so. Dennoch ist das Buch sehr gut zu lesen, teilweise spannend. Kleine Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart, bei denen man sich beim Lesen teilweise die Frage "Wie passen sie zusammen, wie kommt das Ganze am Ende zu einem "gemeinsamen" Ende?" stellt. Das Buch regt zum Nachdenken an, denn inhaltlich geht es um das, was Sprache oder auch Schweigen erreichen kann. Es geht um Einsamkeit, aber auch um Zweisamkeit. Beziehungen, die auch zwischen Menschen mit großem Altersunterschied entstehen können und zeigen, dass ein Perspektivenwechsel sinnvoll sein kann. Dass anderen zu helfen, einem selbst helfen kann.

    Letztendlich erfährt der Leser auch, was betrunkene Bäume sind. So lässt sich nur noch eins sagen: Das Buch ist meiner Meinung nach empfehlenswert, weil es sehr gut zu lesen, poetisch und informativ ist sowie zum Nachdenken anregt.

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  • 4 Sterne

    6 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nela, 18.02.2017

    Erich, ein Wissenschaftler mit einer besonderen Beziehung zu Bäumen, ist über achtzig. Langsam aber sicher verliert er mit dem Seh- und Bewegungsvermögen seine Unabhängigkeit. Durch Zufall trifft er auf Katharina, ein junges Mädchen, das im Gegensatz dazu gerade erst ins Leben drängt und versucht, auf eigenen Beinen zu stehen. Nachdem sie von zu Hause ausgerissen ist, gerät sie an Hugo, einen sehr unangenehmen Zeitgenossen. Trotz ihrer Verschiedenartigkeit haben Erich und Katharina vieles gemeinsam. Beide sind aufgrund eigener Entscheidungen relativ alleine. Von den Menschen, die ihnen nahe stehen, fühlen sie sich unverstanden und wenden sich bewusst ab. Erich von seiner Tochter, Katharina von ihrer Mutter. Zugleich verbindet sie die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen in Sibirien. Beides sind starke Persönlichkeiten, wodurch sie eine besondere gemeinsame Ebene finden.

    Normalerweise achte ich nicht sehr auf das Cover eines Buches. Hier möchte ich betonen, dass dieses sehr gelungen ist. Was man auf einem Bild nicht sieht, ist das besondere Papier des Schutzumschlages und das lackartige Relief der Schrift. Auf den ersten Seiten war ich völlig überwältigt von der besonderen, gewählten Sprache. Kein Wort wirkt zufällig. Die Autorin hält sich auch nicht mit Äußerlichkeiten auf, sondern dringt direkt zum Wesentlichen, den Gefühlen ihrer Figuren vor, die sie sehr eindrücklich beschreibt. Phasenweise plätschert die Handlung ein wenig dahin. Die Stimmung könnte bedrückend sein, doch durch die Stärke der Protagonisten bleibt der Blick nach vorne gerichtet und es gibt einige Stellen, an denen man schmunzeln kann. Für mich ist dies insgesamt ein sehr schönes Buch und ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

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  • 5 Sterne

    2 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilofee, 09.02.2017

    Betrunkene Bäume
    von Ada Dorian
    erschienen am 24. Februar 2017
    im Ullstein Verlag
    Roman

    Was haben ein über 80-jähriger und eine jugendliche
    gemeinsam? Nicht viel, nur den Wunsch des familiären
    zusammenhalts.
    Erst als Katharina den alten Erich näher kennen lernt,
    begreift sie was das Leben ausmacht.
    Erich hat eine bewegte Vergangenheit in Sibirien und eine
    große Liebe zur Natur. Er liebt Bäume über alles. Die Bäume
    waren es auch durch die er seine große Liebe gefunden hat.
    Die Bäume aber sind zum Schluss alles war er behalten wird.
    Diese Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen und springt immer
    wieder zurück in Erichs Zeit in Sibirien.
    Ada Dorian ist es gelungen einen wunderschönen Roman über
    zwei grundverschiedene Menschen zu schreiben.
    Ihr Schreibstil ist schon fast poetisch und die Charaktere
    sind wunderbar beschrieben. Die Autorin nimmt uns mit in
    den Alltag eines alten Menschen. Die Tücken und Probleme
    dieses Alltages werden ehrlich und berührend beschrieben.
    Niemals rührselig sondern auch mit einem Augenzwinkern.
    Man kann sich wunderbar mit den Charakteren identifizieren.
    Die Story, die Charaktere, die Ausdruckskraft einfach nur wunderbar.
    Das Buch nimmt einen gefangen und ist auf seine Art düster und geheimnisvoll.
    Eine klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja K., 22.02.2017 bei bewertet

    Erich ist weit über 80. Noch lebt er alleine in seiner Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. Doch nicht nur seine Sehkraft schwindet, auch seine Kraft und seine Beweglichkeit. Seine Tochter Irina vermittelt ihm eine Pflegekraft, die er aber kategorisch ablehnt. Einzig seine Liebe zu seinen Bäumen und seine Obsession noch täglich Auswertungen von Daten eines russischen Wissenschaftlers durchführen zu wollen, halten ihn am Leben.
    Katharina, 17, ist verzweifelt, nachdem die Ehe ihrer Eltern auseinandergebrochen ist und sich der Vater nach Russland aufgemacht hat. Sie, die kurz vorm Abitur steht, schmeißt die Schule und flieht von zu Hause. Über Umwege findet sie Schutz in der Nachbarwohnung von Erich. Die beiden lernen sich kennen und so entsteht durch gegenseitige Hilfe eine fragile, ungewöhnliche Freundschaft.

    Ada Dorians Schreibstil ist ruhig. Abweschselnd erzählt sie von Erich und Katharina. Immer wieder gibt es Rückblenden. Anfangs sind es verschiedene Erzählstränge, die sich immer weiter annährern, bis Erich und Katharina das erste Mal aufeinander treffen. Immer weiter werden Schicht um Schicht der Protagonisten gelöst, so dass der Leser immer tiefer in sie schauen kann, sie verstehen lernt.
    Der Autorin ist es m.E. dabei wunderbar gelungen die beiden sehr gekonnt auszuarbeiten.
    Da ist der tattrige Erich, der am Ende seines Lebens kaum noch Hoffnung hat. Immer weiter zerbröselt seine Selbständigkeit, dennoch hält er sich klammerhaft an seinen Daten, seiner (kleinen) Aufgabe fest um sich nicht ganz zu verlieren. Dabei wächst ihm nicht nur das Leben buchstäblich über den Kopf.
    Für Katharina hingegen hat sich das Leben um sie herum aufgelöst. Sie findet keinen Halt, keinen Anker und fühlt sich an den Rand geschoben.
    Für beide geht es um Lebensängste, um Spurensuche, aber auch um Hoffnungen und den eigenen Willen und vor allem die eigenen Wurzeln.

    Ada Dorian´s Roman hat mich berührt, hat mich nachdenklich gestimmt und hat mich beim Lesen gefesselt. Immer mehr wollte ich über die zwei so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Protagonisten erfahren, wollte wissen, ob sie wieder zu ihren Wurzeln zurück finden oder sich im wirren Geäst verlieren.

    Passend dazu der Titel und auch die im Text geschildernde "Betrunkenen Bäume". Bäume, die durch die Veränderung ihres Bodens den Halt verlieren, schief wachsen oder absterben. Ein passendes Symbol auch für die zwei Protagonisten.


    Fazit:
    Ein Roman um zwei verlorene Menschen - aus zwei verschiedenen Generationen mit Hoffnungen, Ängsten, Verzweiflung, auf der Suche nach ihren Wurzeln, hat mich gefesselt und sehr gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    7 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Beate V., 22.02.2017

    "Bäume haben etwas Wesentliches gelernt: Nur wer einen festen
    Stand hat und trotzdem beweglich ist, überlebt die starken Stürme."
    (Anke Maggauer-Kirsche/Lyrikerin)

    Allerdings sieht das bei den betrunkenen Bäume etwas anders aus. Sie sind eine Folge der Erderwärmung. Wo vorher gefrorener Boden war, dieser aber aufgeweicht wurde durch die Erwärmung verursacht durch Treibgase und anderen Umwelteinflüssen, haben diese Bäume dort in ihrem Lebensraum keine Standfestigkeit mehr. Sie werden schief und krumm und schwanken wie betrunken.

    Erich muss mit seinen über 80 Jahren erfahren, wie er so langsam seine Unabhängigkeit verliert. Dabei braucht sein veritabler "Wald" ihn so dringend, dieser ist etwa wie sein "Kind" geworden um das man sich kümmern muss. In seiner Wohnung hat er ihn angelegt. Er liebt seinen Wald, ohne den Geruch der Bäume kann er nicht schlafen. Das muss er aber vor seiner Tochter verheimlichen. Sonst steckt sie ihn in ein Heim. Seine Frau Dascha vermisst er sehr.

    Katharina vermisst auch jemanden, ihren Vater, der zum Arbeiten nach Sibirien geflüchtet ist. Ihr Familienleben ist auseinander gebrochen, er war ihr Halt. Sie haut von zu Hause ab, schwänzt die Schule und kriecht in einer leeren Wohnung unter. Dort begegnet sie dem alten Erich, mit dem sie sich anfreundet und ihm hilft in seiner immer größer werdenden Hilflosigkeit zurechtzukommen.

    Erich war mal Forscher in jungen Jahren und hat eine Art Expedition in der Taiga unternommen. Ohne Wolodja, einem obdachlosen Überlebenskämpfer wäre er verloren gewesen. Wolodja kennt den riesigen Wald und die Einsamkeit, in der man dort verschwinden kann.

    Der Ullstein-Verlag hat, wie ich finde, ein kleines Juwel veröffentlicht. Bücher brauchen nicht dick sein, auf 268 Seiten kann man sehr gut eine Geschichte um Menschen, die sich normalerweise nie begegnet wären, erzählen. Wenn der Leser genug Spielraum zum selbst denken bekommt und überlegen muss, was mal passiert ist, dann gibt einem die Autorin auch schon den nächsten Gedankengang und man vervollständigt das noch fehlende Bild. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in dieser Geschichte, die auch zu Herzen geht. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz, man kann sich in ihr Leben sehr gut hineinversetzen. Die eigene Vergänglichkeit wird dem Leser hier sehr bewusst.

    Die Biografie der Autorin Ada Dorian hatte mich zunächst auf das Buch aufmerksam gemacht. Ich bin froh, es gelesen zu haben und kann es nur jedem Leser ans Herz legen.

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  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    claudi-1963, 14.03.2017

    Betrunkene Bäume bezeichnet man Bäume die unter ähnlichen Bedingungen im Permafrostboden in Schieflage geraten. Sie verlieren ihren Halt und kippen in den tauenden Matsch. Der Baum versucht dies auszugleichen und der Stamm schlängelt sich deshalb wie eine Pflanze.
    Erich ein über 80-Jähriger verliert mehr und mehr sein Gedächtnis und seine Sehkraft. Früher war er als junger Forscher in Russland tätig und noch immer verfolgt ihn die Vergangenheit in seinen Träumen. Seine größte Liebe gehört seiner Frau Dascha und den Bäumen, leidenschaftlich zieht er kleine Setzlinge groß. Erich hütet ein großes Geheimnis das nicht einmal seine Tochter weiß, den niemand soll ihm seinen Wald nehmen. Da lernt er Katharina kennen, sie ist von zu Hause abgehauen, weil ihr Vater die Familie verlassen hat, um nach Sibirien zu gehen. Katharina gibt ihrer Mutter die Schuld, deshalb hat sie diese verlassen und auch zur Schule geht sie nicht mehr. Erich bittet Katharina ihm ein wenig im Haushalt zu helfen, dabei erfährt sie immer mehr aus Erichs Leben und seinem Geheimnis.

    Meine Meinung:
    Ein wunderschönes Buch über Freundschaft zwischen den Generationen, Heimat, über Verlust und die Liebe zur Natur. Ada Dorian hat dies in ihrem Debütroman wunderschön beschrieben, es soll gleichzeitig dazu anregen sich mehr Gedanken zu machen über unsere Welt, die Natur und das älter werden. Der Schreibstil ist flüssig, informativ, teils auch traurig und spiegelt unseren heutigen Zeitgeist. Ich konnte mir nach der Beschreibung im Buch, diese betrunkenen Bäume bildlich vorstellen. Auch in die beiden Hauptpersonen mit ihren Zweifeln und Ängsten konnte ich mich sehr gut hinein versetzen. Braucht die Welt so ein Buch, definitiv ja den es spiegelt in Erich unsere ältere und in Katharina teils unsere jüngere Generation wider. Ich hätte niemals hinter diesem Cover ein solches philosophisch, weises und liebevolles Buch vermutet. Schön fand ich auch den Satz des Mannes im Altenheim: "Für die meisten ist das eine Ort, an den man zum Sterben geht, nicht einer, an dem man noch ein paar schöne Jahre hat." Von mir 5 von 5 Sterne für dieses gelungene Werk, ich kann es nur weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    9 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sigrid C., 22.02.2017

    Das Buch " Betrunkene Bäume" von Ada Dorian beginnt damit, dass ein Russe von einem deutschen Forscher als Führer und Dolmetscher für einige Monate in der sibirischen Wildnis angeworben wird.
    Daraus entwickelt sich der Roman, der in zwei Zeitsträngen geschrieben wurde.
    Gegenwart und Vergangenheit.
    Erich Warendorf ist ein begeisterter Forscher, der den, wie man später erfährt, aus einem Lager geflohenen Wolodja anheuert.
    Erich Warendorf ist auch der gealterte Forscher, der, von seiner Tochter Irina und seiner Nachbarin Katharina, deren Vater nach Russland gegangen ist, mit dem Nötigsten versorgt wird, weil er selbst das nicht mehr kann. Er trauert seiner Frau und seinem Sohn nach, weil ihn beide verlassen haben und er sich nicht eingestehen will, dass er selbst daran Schuld mit trägt.
    Als Irina ihren Vater in ein Heim bringen will, will Erich mit Hilfe von Katharina zu seiner Frau nach Russland fahren.
    In mehreren Rückblenden erzählt die Autorin eine faszinierende Geschichte, die dem Leser erklärt, warum Erich Warendorf so geworden ist, wie er nun ist, warum Katharinas Vater aus seiner Familie weg wollte und vieles mehr.
    Es ist ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte, wenn man sich erst fest gelesen hat.
    Eine klare 5 Sterne-Empfehlung

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tany B., 15.03.2017

    Betrunkene Bäume handelt von zwei Menschen, deren Leben aus den Fugen geraten ist: Erich, jenseits des Pensionsalters, kommt alleine in seiner Wohnung eigentlich nicht mehr zurecht, will sich das aber nicht eingestehen. Und Katharina, die von zu Hause weg gelaufen ist, weil der Vater die Familie verlassen hat um in Russland zu arbeiten und die Mutter es nicht verhindert hat. Auch Erich hat eine Vergangenheit in Russland. Denn in jüngeren Jahren hat er sich einen Traum erfüllt und dort geforscht über die „betrunkenen Bäume“. In Rückblenden erfahren wir mehr darüber, denn diese Forschungsreise hat sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.

    Bei der Lektüre habe ich sofort Erich ins Herz geschlossen. Er wehrt sich gegen die zunehmende Fremdbestimmung in seinem Leben und versucht sein kleines (oder eher großes) Geheimnis im Schlafzimmer zu verbergen. Was das für ein Geheimnis ist? Das möchte ich hier nicht verraten, aber es hat mich wirklich sehr gerührt.

    Erichs und Katharinas Wege kreuzen sich und an manchen Stellen kam mir das Buch ein wenig zu klischeehaft vor. Momentan gibt es einfach sehr viele Bücher, die von älteren Leuten handeln, die etwas kauzig, aber liebenswürdig sind und die ein letztes Abenteuer erleben. Gefallen haben mir besonders die Rückblenden, die in Russland spielen. Diese hätten ruhig ausführlicher sein können, dann wäre das Verhalten von manchen Personen auch besser nachvollziehbar gewesen. Einige der Charaktere blieben unnahbar. Vor allem Dascha und ihre Entscheidung hätte ich gerne besser verstanden.

    Aber ich möchte nicht nur negative Punkte aufzählen, denn die Lektüre ist durchaus angenehm. Es ist ein „Feel-good-Buch“, denn auch wenn die Protagonisten einiges durchmachen, so lässt das Buch den Leser doch mit einem guten Gefühl zurück. Und Erich muss man einfach gern haben! Ein gelungenes Romandebüt.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Petra K., 03.02.2018

    Tolles Buch, interessante Geschichte, nicht alltäglich, nachvollziehbar !
    Unbedingt lesenswert !!

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Silvia K., 21.02.2017 bei bewertet

    Auch für mich "Ein wunderschöner, ein perfekter Text"

    Der Roman "Betrunkene Bäume" von Ada Dorian hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Hardcovereinband mit Schutzumschlag und das Lesebändchen sind sehr hochwertig. Das Cover ist interessant gestaltet, vielleicht gerade wegen der "schrägen" Art nimmt man es in die Hand. Auch der Titel wirkt seltsam, dabei gibt es "betrunkene Bäume" tatsächlich, wie der Leser auf S. 139 erfährt. Es geht dabei um den Klimawandel, speziell um den Permafrostboden in Sibirien, durch dessen Schmelze Stämme an Halt verlieren und kippen, weil die Wurzeln den gewohnten Halt nicht mehr finden.

    Die Geschichte beginnt mit drei Handlungssträngen, die nach und nach ineinander laufen. Dabei spielen drei Personen eine Hauptrolle:
    - Wolodja, ein Obdachloser in Sibirien, von dem man lange nicht viel erfährt. Er hat Erich vor vielen Jahren durch die Taiga geführt. Diese lernte er wie seine Westentasche kennen, als er Waldarbeiter war und schließlich aus der Gefangenschaft floh. Seitdem besteht sein Leben nur aus Flucht.
    - Erich, der als junger Wissenschaftler eine Expedition durch die Taiga unternahm. Nach der Rückkehr unterstützt er die Forschungsarbeit bis heute von Deutschland aus. Man liest Erinnerungen an frühere Zeiten von ihm und lernt den inzwischen über achtzig jährigen und gebrochenen Mann kennen, der zunehmend seine Unabhängigkeit verliert, sich fremdbestimmt und einsam fühlt. Seine Familie ist vor einigen Jahren zerbrochen, nur seine Tochter schaut ab und zu kurz nach ihm. Er ist mehr oder weniger gefangen in seiner Wohnung, die er eigenständig kaum noch verlassen kann. Seine einzige Freude ist die nach wie vor bestehende telefonische Verbindung nach Sibirien und sein Wald, den er im Schlafzimmer gepflanzt hat.
    - Katharina, ein Teenager, deren Familie ebenfalls zerbrochen ist. Ihre Eltern leben schon lange aneinander vorbei, schließlich beschließt ihr Vater, nach Sibirien zu gehen um dort beim Bau einer Pipeline zu helfen. Katharina hängt sehr an ihm und reißt von zu Hause aus, geht nicht mehr zur Schule, bekommt über einen Bekannten eine schäbige Wohnung gegenüber der von Erich, und so beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden. Beide ziehen ihre Lehren daraus, aber leider nur für einen der Beiden enden sie glücklich...

    Mir hat der Roman außerordentlich gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin war sehr angenehm zu lesen, die Geschichte ließ mich gar nicht mehr los, so dass ich sie an nur einem Tag verschlungen habe. Die früheren Erlebnisse in der Taiga sind sehr interessant und spannend dargestellt, zumal es sich auch um einen Ort handelt, von dem man sonst nicht ließt. Die Szenen dort waren für mich sehr bildlich beschrieben, die ganze Geschichte ist sehr stimmig. Die Personen sind gut ausgearbeitet, allen voran Erich, mit dem ich sehr mitfühlen konnte. Die Themen Familie, Heimat, Entwurzelung und Schuld sind im Roman wichtige Bausteine, deren Umsetzung mir sehr gut gefallen hat. Für mich hätte die Autorin den Roman sogar noch mehr ausschmücken können und gerade was die Schuld, die Erich auf sich geladen hat, und warum er nicht nach Sibirien zurück kehren wollte, betrifft, wären noch ein paar Informationen mehr hilfreich gewesen. Trotzdem bin ich begeistert und kann mich der Meinung aus der Jury des Bachmann-Preises nur anschließen: "Ein wunderschöner, ein perfekter Text".

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  • 5 Sterne

    6 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja K., 22.02.2017

    Erich ist weit über 80. Noch lebt er alleine in seiner Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. Doch nicht nur seine Sehkraft schwindet, auch seine Kraft und seine Beweglichkeit. Seine Tochter Irina vermittelt ihm eine Pflegekraft, die er aber kategorisch ablehnt. Einzig seine Liebe zu seinen Bäumen und seine Obsession noch täglich Auswertungen von Daten eines russischen Wissenschaftlers durchführen zu wollen, halten ihn am Leben.
    Katharina, 17, ist verzweifelt, nachdem die Ehe ihrer Eltern auseinandergebrochen ist und sich der Vater nach Russland aufgemacht hat. Sie, die kurz vorm Abitur steht, schmeißt die Schule und flieht von zu Hause. Über Umwege findet sie Schutz in der Nachbarwohnung von Erich. Die beiden lernen sich kennen und so entsteht durch gegenseitige Hilfe eine fragile, ungewöhnliche Freundschaft.

    Ada Dorians Schreibstil ist ruhig. Abweschselnd erzählt sie von Erich und Katharina. Immer wieder gibt es Rückblenden. Anfangs sind es verschiedene Erzählstränge, die sich immer weiter annährern, bis Erich und Katharina das erste Mal aufeinander treffen. Immer weiter werden Schicht um Schicht der Protagonisten gelöst, so dass der Leser immer tiefer in sie schauen kann, sie verstehen lernt.
    Der Autorin ist es m.E. dabei wunderbar gelungen die beiden sehr gekonnt auszuarbeiten.
    Da ist der tattrige Erich, der am Ende seines Lebens kaum noch Hoffnung hat. Immer weiter zerbröselt seine Selbständigkeit, dennoch hält er sich klammerhaft an seinen Daten, seiner (kleinen) Aufgabe fest um sich nicht ganz zu verlieren. Dabei wächst ihm nicht nur das Leben buchstäblich über den Kopf.
    Für Katharina hingegen hat sich das Leben um sie herum aufgelöst. Sie findet keinen Halt, keinen Anker und fühlt sich an den Rand geschoben.
    Für beide geht es um Lebensängste, um Spurensuche, aber auch um Hoffnungen und den eigenen Willen und vor allem die eigenen Wurzeln.

    Ada Dorian´s Roman hat mich berührt, hat mich nachdenklich gestimmt und hat mich beim Lesen gefesselt. Immer mehr wollte ich über die zwei so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Protagonisten erfahren, wollte wissen, ob sie wieder zu ihren Wurzeln zurück finden oder sich im wirren Geäst verlieren.

    Passend dazu der Titel und auch die im Text geschildernde "Betrunkenen Bäume". Bäume, die durch die Veränderung ihres Bodens den Halt verlieren, schief wachsen oder absterben. Ein passendes Symbol auch für die zwei Protagonisten.


    Fazit:
    Ein Roman um zwei verlorene Menschen - aus zwei verschiedenen Generationen mit Hoffnungen, Ängsten, Verzweiflung, auf der Suche nach ihren Wurzeln, hat mich gefesselt und sehr gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    12 von 25 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gisela R., 27.03.2017

    Dieses Buch ist wunderbar flüssig geschrieben und hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Es laufen drei Erzählstränge nebeneinander her, aber ich hatte keine Problem, sie miteinander zu verknüpfen und die Zusammenhänge zu verstehen.
    Erich liebt Bäume und zieht sie sogar in seiner Wohnung. Er ist alt geworden und alles fällt ihm schwerer. Früher einmal war er als Naturwissenschaftler in Sibirien unterwegs, wo er auch seine Frau kennenlernte. Im Rentenalter wollten beide zurück - er hielt sich nicht an dieses Versprechen und so ging sie allein und er vermisst sie sehr. Tochter Irina ist in Deutschland geblieben, sieht mit Sorge seine fortschreitende Demenz und möchte ihn in ein Heim geben.
    Da kommt Katharina ins Spiel: kurz vor der Volljährigkeit reißt sie von zu Hause aus und kommt in der Wohnung neben Erich unter. Ihr Vater ist auf Montage in Sibirien tätig und sie sehnt sich sehr danach, ihn wiederzusehen. Erich bittet Katharina um Hilfe im Haushalt und nach und nach entdecken sie ihre gemeinsame Verbindung zu Sibirien.
    Und dann gibt es da noch Wolodja, der ohne Geld und Unterkunft in Sibirien dahinvegetiert, nur begleitet von seinem Hund. Wolodja erhofft sich ein bisschen Geld für ein besseres Leben, als er von einem Naturwissenschaftler engagiert wird, den er durch die sibirische Taiga führen soll.
    Und nach und nach erklärt sich die ganze Geschichte, was es mit den betrunkenen Bäumen auf sich hat und auch, warum Erich nicht nach Sibirien zurückkehren wollte.

    Dieses Buch erzählt von den Wünschen und Träumen der Menschen und auch, daß sich am Ende alles fügt - vielleicht nicht für alle zum Guten, aber so ist das Leben eben. Ich liebe dieses Buch und empfehle es von Herzen weiter.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 25.02.2017 bei bewertet

    Sibirische Wurzeln
    Betrunkene Bäume ist nicht nur ein Roman mit originellem Titel sondern besitzt auch eine geschickte Erzählhaltung mit Handlung in Vergangenheit und Gegenwart.
    Das erste Kapitel in Sibirien mit dem schweigsamen Wolodja, der einen jungen deutschen Forscher durch die Taiga führen wird, gehört für mich zu den besten Romananfängen seit langen.
    Danach gibt es erst einmal einen Bruch in der Handlung und man erfährt von dem achtzigjährigen Erich, der alleine mit gesundheitlichen Beschwerden ein beschwerliches, einsames Leben führt. Die Beziehung zu seiner erwachsenen Tochter Irina ist schwierig, aber von der Autorin gut beschrieben. Dann gibt es noch die junge Ausreißerin Katharina, eine weitere gute Figur.
    Sie wird Nachbarin von Erich und hat mit ihm sogar etwas gemeinsam. Sie verstehen sich gut!
    Die Autorin schafft es, die Figuren so anzulegen, dass man sich für sie und ihr Leben interessiert.

    Manchmal stockt die Handlung, einiges hätte weniger umständlich sein dürfen.
    Es dauert eine Weile, bis man noch mal in die Taiga zurückkehrt und sich die Handlung wie ein Kreis umschließt.

    Ada Dorian gehört zur neuen Generation deutscher Schriftsteller, die frisch wirken und sich nicht scheuen, Vergangenheit und Gegenwart einzubeziehen. Das ergibt ein gelungenes Debüt.

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    Tany B., 15.03.2017 bei bewertet

    Betrunkene Bäume handelt von zwei Menschen, deren Leben aus den Fugen geraten ist: Erich, jenseits des Pensionsalters, kommt alleine in seiner Wohnung eigentlich nicht mehr zurecht, will sich das aber nicht eingestehen. Und Katharina, die von zu Hause weg gelaufen ist, weil der Vater die Familie verlassen hat um in Russland zu arbeiten und die Mutter es nicht verhindert hat. Auch Erich hat eine Vergangenheit in Russland. Denn in jüngeren Jahren hat er sich einen Traum erfüllt und dort geforscht über die „betrunkenen Bäume“. In Rückblenden erfahren wir mehr darüber, denn diese Forschungsreise hat sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.

    Bei der Lektüre habe ich sofort Erich ins Herz geschlossen. Er wehrt sich gegen die zunehmende Fremdbestimmung in seinem Leben und versucht sein kleines (oder eher großes) Geheimnis im Schlafzimmer zu verbergen. Was das für ein Geheimnis ist? Das möchte ich hier nicht verraten, aber es hat mich wirklich sehr gerührt.

    Erichs und Katharinas Wege kreuzen sich und an manchen Stellen kam mir das Buch ein wenig zu klischeehaft vor. Momentan gibt es einfach sehr viele Bücher, die von älteren Leuten handeln, die etwas kauzig, aber liebenswürdig sind und die ein letztes Abenteuer erleben. Gefallen haben mir besonders die Rückblenden, die in Russland spielen. Diese hätten ruhig ausführlicher sein können, dann wäre das Verhalten von manchen Personen auch besser nachvollziehbar gewesen. Einige der Charaktere blieben unnahbar. Vor allem Dascha und ihre Entscheidung hätte ich gerne besser verstanden.

    Aber ich möchte nicht nur negative Punkte aufzählen, denn die Lektüre ist durchaus angenehm. Es ist ein „Feel-good-Buch“, denn auch wenn die Protagonisten einiges durchmachen, so lässt das Buch den Leser doch mit einem guten Gefühl zurück. Und Erich muss man einfach gern haben! Ein gelungenes Romandebüt.

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    Maya W., 07.03.2017 bei bewertet

    Der Titel „Betrunkene Bäume“ liefert bereits vorab ein schönes Bild auf den Inhalt des Buches. Betrunkene Bäume sind entwurzelt und die Natur lässt diese Bäume dann schief wachsen, um ein komplettes Fallen zu verhindern. Wir haben mit dem 80 Jahre alten Erich einen stark verwurzelten Baum, der aber nun mit Alterserscheinungen zu kämpfen hat und dies weitestgehend jedoch nicht wahrhaben will. Hilfestellungen, die ihm angeboten werden lehnt er ab. Einzig von der 17 Jahre alten Katharina, eine Ausreißerin und dementsprechend nicht so stark verwurzelten Baum, lässt er an sich heran. So unterschiedlich die beiden sind, so sehr sind sie in der Lage sich zu stützen, einander Halt zu geben. Wir erfahren in Rückblicken immer mehr über Erich und sein früheres Leben und natürlich auch einiges aus dem Leben Katharinas.
    Die Themen Freundschaft, Naturverbundenheit und Heimat werden von der Autorin sehr langsam, fein und klar beschrieben und behandelt. Ich habe mich den Personen sehr nahe gefühlt und konnte das Buch sehr genießen.

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