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  • 4 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karola D., 27.07.2022

    Als eBook bewertet

    Diese Reise nach Brünn, Tschechien, ist eine Spurensuche nach der Kriegsvergangenheit – bewegend!
    Die längst erwachsenen Kinder des bereits verstorbenen Paul Lustig machen eine für sie wichtige Reise nach Brünn, wo ihr Vater bis zum 12. Lebensjahr aufwuchs. Sie fragen sich: Kann man vorwärtskommen, indem man zurückgeht in diese wohl beklemmenden Orte der Vergangenheit? Könnte es eine Reise zur eigenen Vergangenheitsbewältigung und traurigen Sinnsuche mit privaten Orientierungsproblemen und schlechtem Gewissen für Maria und Uli selbst werden?
    Geschichtlich belegt ist der Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945 von 27.000 deutschstämmigen Bewohnern dieser Stadt bis an die österreichische Grenze, ohne Verpflegung, eine sehr wilde Vertreibung. Paul überlebt und kommt mit 14 Jahren in Wien bei seiner Tante an nach dem Verlust seiner Großeltern und auch seiner Mutter. Ihm ist es nicht möglich, über die in ihm fortlebenden traumatischen Zustände zu sprechen oder zu schreiben, denn er möchte sie verdrängen, vergessen und verharrt dafür lieber in tiefer Traurigkeit und Einsamkeit. Seine erwachsenen Kinder fragen sich nach seiner Beerdigung nun: Wer war ihr Vater? Konnte oder wollte er nichts über sein junges Leben erzählen, ohne dass alte Wunden aufbrechen, die scheinbar nie heilen können.
    Besonders der Schluss mit Pavel hat mich sehr berührt. Ich bewundere den besonders einfühlsamen Schreibstil der Autorin.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Judith S., 03.08.2022

    Als Buch bewertet

    Flüchtlingsaugen bleiben Flüchtlingsaugen.
    Ich beginne meine Rezension in der Überschrift mit einem Zitat. Diese traurige Feststellung bleibt für mich im Buch bis zum Schluss bittere Wahrheit.
    Susanne Benda legt mit „Dein Schweigen, Vater“ ihren ersten Roman vor. Nirgends wird erwähnt, wie lange sie dafür recherchiert hat, wie lange sie wahrscheinlich mit dem Text gerungen hat, der auch ein Spiegelbild der Erlebnisse in ihrer eigenen Familie ist. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwer ist, das Innenleben naher (schon verstorbener oder noch lebender) Verwandter zu beleuchten und zu beschreiben. Der Klappentext und die Leseprobe hatten sofort meine Aufmerksamkeit, wieder ein Buch über die Vertreibung von Deutschen aus ihrer Heimat, wieder eine Geschichte vom Verschweigen und vom Suchen nach der Wahrheit hinter dem Schweigen. Erst im Februar hatte ich Christiane Hoffmanns Buch „Alles was wir nicht erinnern“ gelesen. Auch sie wanderte auf den Spuren der Flucht ihres Vaters, ging dafür Hunderte Kilometer zu Fuß.
    Susanne Benda aber schreibt kein Sachbuch über einen solchen Fluchtweg, sie entwickelt vor den Augen des Lesers einen Roman, der bis tief in die Seelen der Protagonisten blickt. Zu Beginn des Buches hatte ich Schwierigkeiten, mich in den ungewöhnlichen Stil einzulesen, aber mit jeder weiteren Seite zog mich das Buch mehr in seinen Bann.
    Die Geschichte ist in zwei Teile unterteilt, die ineinanderfließen und sich gegenseitig aufbauen. Grundlage bildet Paul Lustigs Kindheit, die im Gegensatz zum Familiennamen überhaupt nicht lustig ist. Paul wächst in Brünn auf, in einer deutschen Familie, mit tschechischen Nachbarn und Freunden. Die Nazizeit, die „Heim ins Reich“-Mentalität stellt die Ursprünge dieser Stadt auf den Kopf. Als Hitler den Krieg verliert, verlieren die Sudetendeutschen in der Tschechoslowakei nicht nur ihr gewohntes Leben, sie werden mit Hass und Gewalt überschüttet, am 31. Mai 1945, Fronleichnam, werden 27.000 Brünner Deutsche aus der Stadt gejagt. Mittendrin ist Paul mit seiner Familie, die so viel Schreckliches erfährt, dass es Paul schier den Verstand raubt. Am Ende der Vertreibung ist er in Wien bei seiner Tante Agnes untergekommen, aber er hat alle Verwandten, alle Freunde und auch die Freude am Leben verloren. Trotzdem wird er studieren, heiraten, Kinder haben und immer dann, wenn ihm jemand zu nahekommt, in den Garten gehen und seine Rosen schneiden. Die Kinder erfahren fast nichts aus der Vergangenheit ihres Vaters. Das ist in vielen Familien so, die Opfer wollen die Liebsten vor den eigenen schlimmen Erlebnissen schützen.
    Die beiden Kinder von Paul, das sind Maria und Uli, im Roman nun beide um die 50, und jeder für sich in einer Krise. Uli ist gegen den Willen der Eltern, „er sollte ja mal was Besseres werden“, Schuhmacher mit Leib und Seele, ein Eigenbrötler, ein Eremit, der nur schwer aus seiner Werkstatt zu holen ist. Seine Schwester Maria hingegen ist gerade „in Trennung“, hat zwei beinahe selbstständige Kinder, und die Idee, ein Sabbatical in ihrem Lehreralltag einzulegen. Marie ist die dynamische der beiden Geschwister, die sich von Klein auf sehr nahe sind. Nun also wird Maria ihren Bruder aus der Reserve locken, hängt ihm ein Schild in die Werkstatt, dass jetzt Betriebsferien sind, und beide beginnen eine verrückte Reise in einem VW-Bus. Irgendwie schaffen sie es, immer an anderen Orten zu landen, als sie es planen. Uli ist schon mega genervt, als Maria plötzlich ihre Mutterrolle hervorgeholt und den verhafteten Sohn aus spanischer Haft retten will. Auf geht es nun doch in den Süden, aber in Lyon ist Schluss, bis dahin hat sich der gerade wieder entlassene Sohn schon durchgeschlagen.
    Dann gibt es im Roman einen plötzlichen Schnitt und man steht am Grab von Paul, der sich nach einem Schlaganfall nicht mehr erholte. Hinterlassen hat er nicht viel, keine Erklärungen, nur einen uralten und nicht abgesendeten Brief an einen Freund findet Maria, der wieder nur das ausdrückt, was sie schon lange weiß: der Vater schleppte seine Kindheitserlebnisse immer mit sich herum, aber konnte darüber weder sprechen noch schreiben.
    In dieser Situation machen sich Maria und Uli, diesmal ohne den Bus, auf den Weg nach Brünn, um endlich zu sehen, woher der Vater kam, wohin er vertrieben wurde und was er ihnen ein Leben lang verschwieg. Beide mit unterschiedlichem Elan und mit unterschiedlichen Erwartungen. Roadmovie Nummer zwei nimmt seinen Lauf, Benda beschreibt sehr anschaulich und sensibel, wie man sich fühlt, wenn man in der Vergangenheit gräbt, wie enttäuscht man ist, wenn rein gar nichts zu sehen ist in der Heimatstadt des Vaters. Dass diese gemeinsame Entdeckungsreise nicht ohne Tränen, Streitereien und Missverständnisse bleibt, verwundert da nicht.
    Eine kleine Gedenktafel auf einer Wiese, wo fast 1000 vertriebene Deutsche verscharrt sind, ist mit einem so nichtssagenden Text ausgestattet, dass es mich als Leser geschüttelt hat. Anrührend sind die Erlebnisse der beiden auf ihrem Weg, den sie teilweise zu Fuß zurücklegen wie 1945 der Vater. Sie lernen unterschiedliche Leute kennen und erfahren ein wenig von dem Land, das sie besuchen. Trotzdem bleibt gerade die Zeit in Brünn ohne große Erkenntnisgewinne.
    Die Autorin greift auf ein sehr breit gefächertes und fundiertes Fachwissen zurück: sie hat Musik- und Theaterwissenschaft und Germanistik studiert. Das spürt man an ihrem eigenwilligen Stil, aber mehr noch an den Passagen, die sie der Musikalität und Musikkennerschaft Ulis und der Musik ganz allgemein widmet. Die Charakterisierung ihrer Protagonisten gelingt Benda auf sehr einprägsame Weise, man spürt den „Rucksack“, den Pauls Kinder mit sich tragen, von dem sie eigentlich nichts wissen, aber der immer da ist.
    Das Schlusskapitel ist ein versöhnlicher Ausgang, es hat mir sehr gefallen. Jeder, der das Buch liest, wird erfahren, wie doppeldeutig das Wort versöhnlich sein kann.
    Das Nachwort über den Brünner Todesmarsch deckt noch einmal die historischen Hintergründe auf. Hier vielleicht für den Leser ein Tipp: in München gibt es seit 2020 ein Sudetendeutsches Museum, das die Ereignisse und die Folgen der Vertreibung sehr ausführlich und eindrucksvoll schildert. Für mich war dieses Buch wie ein zusätzlicher Film im Kopf, der die Ausstellung und meinen Horizont enorm bereichert.
    Ich beende meine Rezension mit einer klaren Kaufempfehlung und folgendem Zitat „Ist Vergessen das Beste, und heilt Zeit wirklich alle Wunden?“. Meine Antwort: Zweimal Nein.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    v_im_wunderland, 17.08.2022

    Als Buch bewertet

    die Vergangenheit

    Dieses Buch ist ein sehr gut geschriebenes Buch, dass uns zeigt was es mit dem Mensch und vor allem auch mit seinen Mitmenschen bzw. seiner engsten Familie macht, wenn man seine Vergangenheit mit sich trägt, aber ohne diese aufzuarbeiten oder sie mit den Mitmenschen zu teilen. Denn genau dies macht der Vater in diesem Buch. Er hat sehr tragische Ereignisse und Erlebnisse im Krieg bzw. kurz danach erleben müssen und hat diese bis in die heutige Zeit bzw. bis zu seinem Tod nicht verarbeiten können und hat vor allem diese Erlebnisse nie mit seiner Familie geteilt und so seine Kinder außen vor gelassen. Erst nach seinem Tod recherchieren seine Kinder und decken die schlimmen Erlebnisse ihres Vaters auf und können dadurch vielleicht auch verstehen. Ich finde das Buch sehr realistisch geschrieben und es zeigt ein großes Problem der Nachkriegszeit und der Kriegsgeneration.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Goldie-hafi, 31.07.2022

    Als eBook bewertet

    Inwieweit werden Kinder von den Traumata ihrer Eltern beeinflusst? Die Geschichte von Uli und Marie, die der Vergangenheit ihres, niemals über sie redenden, verstorbenen Vaters Paul auf den Grund gehen wollen, zeigt eindringlich, wie sehr historische Ereignisse ganze Generationen beeinflussen - selbst wenn oder gerade weil man nicht über sie spricht.
    Paul erlebt den 'Todesmarsch von Brünn' als Junge mit, bei dem 27.000 Deutsche aus dem tschechischen Brünn am 31. Mai 1945 in wilder Vertreibung bis über die niederösterreichische Grenze gejagt werden. Über dieses einschneidende Ereignis kann er als Überlebender nicht reden, doch beeinflusst es sein ganzes Leben und das Leben der Generation danach. Nach dem Tod des Vater gehen die Kinder Marie und Uli auf Spurensuche und vollziehen den Marsch von Brünn aus, in Teilen, selbst nach.
    Die Autorin schafft es atmosphärisch dicht die Angst, Wut, Verzweiflung erfahrbar zu machen, die nicht nur der Vater gefühlt hat, sondern die auch im Kopf der Kinder, speziell bei Marie vorhanden ist. Man hat phasenweise das Gefühl, als würden die Toten wieder lebendig werden.
    Sehr emotional war für mich der letzte Teil des Buches, in dem es ein völlig unerwartetes 'Wiedersehen' aus der Vergangenheit gibt und dort wird einiges geklärt. Erst zum Ende habe ich erfahren, dass die Autorin hier auf Erfahrungen der eigenen Familiengeschichte zurückgreift, was es im Nachgang noch realistischer werden lässt. Das Buch ist schwere Kost - definitiv. Doch es ist unbedingt sehr lesenswert. Ein wirkliches Highlight für mich.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 04.08.2022

    Als Buch bewertet

    Schon das dunkel gehaltene Cover mit der Frauengestalt und den beiden kleinen Kindern lässt einen düsteren Inhalt vermuten. Und es bestätigt sich Seite für Seite: Dies ist keine einfache Lektüre. In fünf Kapiteln beschreibt Susanne Benda in ihrem Debütroman in einem wunderbaren, bewegenden und einfühlsamen Schreibstil den "Brünner Todesmarsch 1945". Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Familiengeschichte arbeitet die Autorin dieses traurige und dunkle Kapitel auf. Es sind teils grausame und schreckliche Beschreibungen, die auf den Leser zukommen. Erst der Tod des Vaters, der diesen Todesmarsch als Kind miterleben musste, bewirkt bei den Geschwistern Maria und Uli den Wunsch nach Aufarbeitung, nach Verstehen und für eine Auseinandersetzung dieses Themas. Sie versuchen, indem sie Wallfahrern gleich, den Weg begehen, den ihr Vater damals zurücklegen musste, ihm näher zu kommen und ihn zu verstehen.
    Fazit: Unbedingt lesenswert, weil diese Beschreibung der Vertreibung der Deutschen es wert ist aufgearbeit zu werden. Es ist kein einfach zu lesender Roman, aber eine wertvolle Literatur für unsere Generation, die wissen sollte, dass diese Reise in die Vergangenheit sich mit dem Schweigen der Kriegsgeneration auseinandersetzt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Luise_Dez, 08.08.2022

    Als Buch bewertet

    In ihrem beeindruckenden literarischen Debüt „Dein Schweigen, Vater“ begibt sich die Autorin Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familiengeschichte.

    Inhalt:
    Das Schweigen überwinden: Was ist es, das die Geschwister Maria und Uli so umtreibt? Woher stammen ihre Blockaden, wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht? Haben sie etwas mit dem Schweigen ihres Vaters zu tun, der mit 12 Jahren aus seinem glücklichen Leben in Brünn gerissen wurde? Und dem es nie möglich war, über seine Erlebnisse aus dem Mai 1945 zu sprechen, als seine Familie gemeinsam mit 27.000 weiteren deutschstämmigen Bewohnern aus der Stadt vertrieben wurde? Immer deutlicher erkennen Maria und Uli, dass die traumatischen Zustände ihres Vaters in ihnen fortleben, auch sie sind Vertriebene. Und ihnen wird klar, dass sie ihre eigenen Wege gehen müssen, um das Schweigen zu durchbrechen. Als sie sich zu einer Reise entschließen, wird schnell deutlich: Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie … In ihrem beeindruckenden Debüt begibt sich Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familie. Bis heute zeigen sich in der Generation der zwischen Anfang der 60er- und Mitte der 70er-Jahre Geborenen - der »Kriegsenkel« - dunkle Flecke, entstanden aus dem Schweigen der Eltern und Großeltern. Für Susanne Benda ist dieses Thema ein sehr persönliches. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Familiengeschichte hat sie sich intensiv mit den Auswirkungen dieses Schweigens auseinandergesetzt. Im Anhang schildert sie die Hintergründe des »Brünner Todesmarsches«.

    Meine Meinung:
    Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen von ihrer eigenen Familiengeschichte, über die Erlebnisse ihres Vaters während des Zweiten Weltkrieges und wie die traumatischen Zustände auf sie und ihren Bruder, nachgewirkt haben.

    Ihr Vater Paul ist gerade mal 12 Jahre alt, liebt seine Freunde Marie und Pavel, mit denen er am liebsten seine Zeit verbringt. Doch kurz nach dem Krieg, verändert sich für alle das Leben. Deutsche werden mit einer weißen Binde um den Arm gekennzeichnet, ihr Hab und Gut wird enteignet und sie werden gezwungen in Kellern zu hausen. An Fronleichnam, dem 31. Mai 1945, werden sie vertrieben und auf einen Marsch geschickt. Ohne Essen und Trinken bei senkender Hitze haben alte, schwache und kranke Menschen keine Chance zu überleben, denn wer zurückbleibt wird erschossen. Historisch belegt wurde dieser Tag als „Der Brünner Todesmarsch 1945“.

    Paul überlebt und wird von seiner Tante in Wien großgezogen. Über seine Erlebnisse wird er nie reden, da sie tiefe Verletzungen in ihm hinterlassen haben. Selbst als er eine eigene Familie gründet, spricht er nie aus seiner Vergangenheit und weicht deren Fragen aus. Er zieht sich immer mehr in sich, zurück.

    Erst nach dem Tod ihres Vaters, machen sich seine Kinder Maria und Uli, auf Spurensuche in die Vergangenheit. Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie …

    Fazit:
    Mit ihrer Recherche und ihrem bewegenden Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen, die Nachwirkungen über sich selbst als Nachkriegsgeneration, zu schildern.
    Von mir 5 Sterne eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Johann B., 30.08.2022

    Als Buch bewertet

    Es war am Fronleichnamstag 1945 als der Vater mit Mutter und Großeltern aus der Heimat vertrieben wurde. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Ja, es gab vorher schon einige kleine Scharmützel zwischen den Deutschen und den Tschechen und deutsch zu sprechen, das sollte vermieden werden. Aber, so denken die erwachsenen Kinder Maria und Uli heute, warum erzählt der Vater nicht davon? Und was hat das mit uns zu tun?

    Er war 12 Jahre alt, als er gemeinsam mit über 25000 anderen die Heimatstadt Prüm verlassen musste. Der Marsch war unendlich lang und grausam. Viele starben und wurden am Wegesrand liegen gelassen, sie verhungerten oder waren verdurstet. „Dein Schweigen Vater“ beruht auf Tatsachen und die Autorin beschreibt einen Teil ihrer Familiengeschichte. Maria und Uli haben es schwer, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Maria hat zwar eine Familie, aber glücklich ist sie nicht. Und Uli? Der lebt alleine in seiner Schreinerwerkstatt. Beide hadern mit sich und ihrer Umwelt. Bis sie sich ein Herz fassen und nach Brünn fahren. Sie wollen genau diesen Weg gehen, den ihr Vater vor so vielen Jahren ging. Vielleicht können sie ihn danach ein wenig besser verstehen, so meinen sie.

    Der Roman ist ein Debüt und ich bin beeindruckt. Vom Stil, von der Umsetzung dieses so ernsten Themas und von der abwechslungsreichen und bildhaften Sprache. Es wird keinerlei Schuld zugewiesen und wer denkt, dass die Betroffen in Jammern und Wehklagen verharren, der irrt. Ja, sie haben bleibenden psychische Schäden davongetragen. Aber sie kämpfen um einen Platz im Leben und das ohne Verbitterung.

    Das Schicksal der Vertriebenen berührte mich sehr und ich wollte mehr darüber erfahren. Aus dem Grund griff ich auch zu diesem Buch. Es kann sich niemand vorstellen wie es ist, die Heimat verlassen zu müssen. So viele Jahre lebten Deutsche und Tschechen in einer Stadt, Straße oder sogar unter einem Dach. Und dann, von heute auf morgen, wurden aus Freunden erbitterte Feinde. Beim „Todesmarsch von Brünn“ waren hauptsächlich Frauen, Senioren und Kinder beteiligt. Die jüngeren Männer waren in Gefangenschaft. Und erst im Jahr 2015 gab es eine Entschuldigung vonseiten des Stadtrats aus Brünn. Wobei ich persönlich meine, dass die nicht für die Sünden der Väter verantwortlich sind. Eine nette Geste war es trotzdem.

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  • 5 Sterne

    Liane, 30.08.2022

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch hat mich mit seinem Inhalt sehr bewegt, tief berührt und nachdenklich gestimmt.
    Es handelt von den schrecklichen Erlebnissen des Jahres 1945, in welchem der kleine Paul gemeinsam mit seiner Familie und vielen anderen deutschstämmigen Bewohnern der tschechischen Stadt Brünn, vertrieben werden.
    Was auf diesem Marsch in ein Lager an Grausamkeiten passiert, gräbt sich tief in die Seele des Jungen ein. Der Schmerz, die Trauer, das unfassbare Leid lassen sich weder bewältigen noch vergessen und so schleppt Paul all dieses Trauma tief verschlossen in sich und ist nicht in der Lage darüber zu sprechen. Nicht einmal, als er selbst Vater ist und eine Familie hat, kann er diese unsäglich schrecklichen Erlebnisse aus sich heraus lassen und vertröstet seine Kinder immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt, wenn sie Fragen stellen.
    Und somit wissen seine Kinder- Maria und Uli- eigentlich gar nicht, wer ihr Vater eigentlich ist. Dieses permanente Schweigen trennt sie voneinander und schafft eine unüberwindbare Distanz, unter welcher die Kinder, auch als Erwachsene, noch leiden und ihnen damit regelrecht die gewisse Authentität zu fehlen scheint.
    Und immer wieder werden diese Fragen laut in ihrem Inneren, denn ein Mensch muss wissen, was in seiner Familie geschehen ist und welches Schicksal Familienmitgliedern zuteil wurde. Mit dem Schweigen wird nur verstärkt deutlich, dass etwas furchtbares geschehen ist und das lässt die Geschwister keine Ruhe finden.
    Der Vater, der dann in einem Heim stirbt, nimmt seine Geheimnisse mit ins Grab und so begeben sich Maria und Uli auf die Suche nach Antworten und reisen nach Brünn und anderen Orten, um sich auch ein Stück weit selbst zu finden und die Trauer zu verarbeiten.
    Mir hat das Buch sehr gefallen. All die kleinen und feinen zwischenmenschlichen Beschreibungen und diese subtilen Schwingungen machen es für mich zu einem sehr gelungenen Buch und führen dazu, dass man regelrecht die Beklemmungen spüren und nachempfinden kann.

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  • 5 Sterne

    Nele33, 11.08.2022

    Als eBook bewertet

    Das Debut " Dein Schweigen Vater" der Autorin Susanne Brenda hat mich mit der Leseprobe sehr angesprochen und ich wurde mit dem Gesamtwerk nicht enttäuscht.

    Uli und Marie machen sich auf die Reise nach Brünn, den Ort aus dem ihr Vater Paul mit 12 Jahren auf den bekannten Todesmarsch von Brünn geschickt wurde. Die 27000 Deutsche, die aus Tchechien vertrieben wurden, hatten keinerlei Nahrung bei sich. Nach 2 Jahren kommt Paul mit dem Verlust von Mutter und Oma bei einer Tante in Wien an. Dem jungen Paul bleibt es zeitlebens nicht möglich über die Vertreibung und Grausamkeiten zu sprechen. Marie und Uli, nach Paul Beerdigung realisieren, dass sie nichts über ihren Vater wissen und machen sich auf um Tile des Todesmarsches selber zu gehen.

    Dies ist das erste Buch, welches sich so detailiert mit der transgenerationalisierten Traumatisierung beschäftigt. Die Autorin beschreibt in der Geschichte ihre eigene Familiengeschichte und dies auf sehr eindrückliche, sprachlich gewaltige Weise, dass es mit teilweise schwer fiel weiter zu lesen.

    Die Grausamkeiten und die Übertragung eigener Traumata auf weitere Generationen wird sehr deutlich.

    Ein Buch was wahrlich keine leichte Lesekost darstellt, aber unbedingt empfehlenswert ist.

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  • 5 Sterne

    begine, 24.08.2022

    Als eBook bewertet

    Der Brünner Todesmarsch

    Die Schriftstellerin Susanne Benda führt uns in ihrem Roman „Dein Schweigen, Vater“ in ein traurige Zeit.

    Der Roman fängt mit dem 12jährigen Paul 1945 in Brünn an.
    Schon ewig lebt seine Familie dort. Er ist befreundet mit Marie und Pavel. Alles war gut, bis Deutschen kamen und die Einheimischen misshandelten und Deportierten. Dann wendet sich das Spiel , jetzt müssen die Deutschen um ihr Lenen fürchten.
    Die Alten, Frauen und Kinder werden zu einem Marsch Heim ins Reich gezwungen. Was Paul, da zu sehen bekam, war sehr dramatisch. Da wird die Großmutter erschlagen und viele andere, die einfach erschossen wurden.
    Es ist kein Wunder, das er traumatisiert war. Seinen Kindern erzählte er nichts von der Zeit. Erst waren sie zu jung und dann fragten sie nicht mehr.
    Nach dem Tod des Vaters reisten die Geschichteter nach Brünn, um das verstehen zu können.

    Die Autorin schreibt diese Geschichte sehr detailliert und genau. Ich wurde davon total gefangen.
    Wenn man bedenkt, was auch heute noch viele Menschen mitmachen müssen, da gibt es dann auch wieder viele traumatisierte Kinder.

    Ein erschütternder Roman, den ich gern gelesen habe.

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  • 5 Sterne

    derti, 09.08.2022

    Als Buch bewertet

    Diese Flüchtlingsgeschichte von Paul hat mich von Anfang an fasziniert und in ihren Bann gezogen. Die schlichten Worte und Sätze, mit der die Autorin die unglaubliche Brutalität und Grausamkeit der Vertreibung des jungen Paul und seiner Familie erzählt, haben mir an einigen Stellen fast das Herz stehen lassen. Gott sei Dank gab es aber dann auch helle Momente, die Geburt seiner Tochter Marie oder Weihnachten. Aber auch da bleiben die tiefe Trauer und die Erinnerungen an die Flucht, die Paul sein Leben lang nicht loslassen.
    Marie und Uli, Pauls längst erwachsene Kinder, machen sich in einer Lebenskrise auf die Such nach ihrem "Ich". Sie sind so verschieden und doch in vieler Hinsicht eins.
    Beim Tod des inzwischen dementen Vaters entschschlüpft ihnen der Satz: "Ach, wenn du nur geredet hättest." Sie haben beide unter dem ewigen Vermeiden und der Grausamkeit des Nichtwissens gelitten. Sie fragen sich beide: Konnte oder wollte er nicht erzählen? Aber auch: Konnten oder wollten wir nicht fragen?
    Ein Buch, das vielen "Kindern" der Nachkriegsgeneration aus dem Herzen spricht. Sehr empfehlenswert !!!

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  • 4 Sterne

    Frederike Z., 15.09.2022

    Als Buch bewertet

    Mit ihrem Debütroman „Dein Schweigen, Vater“ betritt Susanne Benda ein sensibles Pflaster, einen Teil der deutschen Geschichte, dessen Nachwirkungen sich bis in die Gegenwart zeigen. Bedrückend und in der Tonalität die damalige Nachkriegsatmosphäre hervorragend einfangend, beschreibt sie zunächst Pauls Kindheit, seine kindliche Liebelei und die Unbarmherzigkeit, mit der sich sein Leben von einem Tag auf den anderen verändern soll: Mit gerade einmal zwölf Jahren werden er und seine Familie nebst rund 27 000 deutschstämmigen Bewohner*innen aus Brünn ver- und zur Niederösterreichischen Grenze hingetrieben. Er sah Menschen sterben, vor Erschöpfung zusammenbrechen, spürte Hunger und endlose Trauer. Bereits diese ersten Seiten pochen dumpf und schneidend im Herzen und lassen dennoch nur erahnen, wie schrecklich es damals wirklich war.

    Verhältnismäßig hart ist der Übergang in die Gegenwart, Zeit und Ort, politische Lage vollkommen anders. Als blättere man durch ein Fotoalbum, sieht man Szenen von Paul als jungem Familienvater, seiner Frau und seinen Kindern, die bald selbst erwachsen sind, eigene Probleme anzugehen haben. Nicht zuletzt die nahende Sprachlosigkeit ihres Vaters. Immer öfters fragen sie sich, warum sie so sind, wie sie sind: Maria wurde von ihrem Mann betrogen, wollte eigentlich mit ihm ein Jahr Auszeit nehmen, steht nun jedoch alleine da; Uli hingegen geht voll und ganz in seiner Arbeit als Schuster auf, lebt zurückgezogen und hat kaum soziale Kontakte. Beide tun sie sich schwer, die Weichen für ihr Leben, das, was sie glücklich macht, zu finden; sie haben Angst vor dem freien Fall. Fast so, als fehle ein Teil von ihnen. Ihr Leben lang wagten es beide nicht, den Vater nach seiner Kindheit, ihren Großeltern zu fragen und – nach dem „Brünner Todesmarsch“. Gemeinsam begeben sie sich auf die Spuren ihres Vaters, reisen über Umwege nach Tschechien, um die Strecke von Brünn nach Wien zu beschreiten – in der Hoffnung, sich über ihr Leben, ihre Zukunft klar zu werden.

    Ich hatte ein wenig Probleme, mich in der neuen Erzählstimme einzufinden, war mir vor allem Maria anfangs nicht sonderlich sympathisch in ihrer schroffen Art, vor allem ihrem Bruder gegenüber. Aber auf gewisse Art fand ich mich als große Schwester da (leider) auch wieder, nech. Das allmähliche Herauskristallisieren, inwiefern die Traumata und das Schweigen ihres Vaters, seine Erinnerungen an den Krieg, sie zu den Menschen macht, die sie sind, hat etwas in mir in Gang gesetzt, ein Kribbeln, ebenfalls mehr über die Geschichte meiner Eltern und Großeltern erfahren zu wollen, wird mir auch oft gesagt: „Du bist genau wie Oma.“ Doch was genau, warum? Zum Ende hin etwas konstruiert und vorhersehbar, hat mich das Buch jedoch insgesamt sehr bewegt und mein Denken bereichert, hatte ich bis dahin noch nie etwas vom „Brünner Todesmarsch“ gehört, und auch persönlich betroffen gemacht, finde ich das Thema der generationsübergreifenden Traumata unglaublich spannend. Ein vor allem thematisch ungemein wichtiges und spannendes Buch, das nachhallt. Weiterführend kann ich euch die Dokumentation „Vererbte Narben - Generationsübergreifende Traumafolgen (2017)“ von Liz Wieskerstrauch sehr ans Herz legen.

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  • 4 Sterne

    Carsten B., 25.08.2022

    Als Buch bewertet

    Ergreifende Geschichte
    In Susanne Bendas Roman "Dein Schweigen, Vater" geht es um den Brünner Todesmarsch 1945 und dessen Folgen eine Familie. Dabei finde ich sehr spannend, dass der Blick sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart gerichtet ist. Der Schreibstil der Autorin ist sehr präzise und sehr einfühlsam. Der Roman fängt mit der glücklichen Kindheit von Paul im heute tschechischen Brünn an. Mit dem Kriegsende ändert sich die politische Lage für die deutschstämmigen Bewohner der Region ganz gewaltig. Nach dem Krieg kommt es daher zu weiteren unvorstellbaren Gräueltaten an dieser Bevölkerungsgruppe, zu Zwangsenteignungen und letztendlich sogar zur Vertreibung der deutschstämmigen Brünner. Auf dem Fluchtweg von Brünn nach Österreich kommt es zu unvorstellbarem Gräueltaten, die sich bei allen tief in die Seele einbrennen.
    Auch bei Paul - zwischen glücklich verheiratet, 2 Kinder - geht es so. Er kann aber über die damalige Zeit einfach nicht sprechen und muss mit diesen Gefühlen und Ängsten alleine umgehen. Auch seine Kinder bleiben außen vor.
    Erst nach Pauls Tod beginnen seine erwachsenen Kinder Maria und Uli mit der Spurensuche…sie suchen sowohl Spuren aus Pauls Vergangenheit als auch Erkenntnisse zu ihren eigenen Wurzeln und ihrem eigentlichen Sinn im Leben. Das Buch ist streckenweise sehr intensiv, was aber auch zu dem traumatischen Thema Vertreibung passt. Dennoch gibt es auch nette Abschnitte, bei denen man sogar ein wenig schmunzeln kann. Das Ganze eingepackt in einer runden Geschichte, bei der jeder seine eigenen Erkenntnisse heraussuchen kann. behandelt den Brünner Todesmarsch 1945 und dessen Folgen für die ganze Familie – damals wie heute. Der erste Abschnitt des Buches behandelt zunächst die glückliche Kindheit von Paul in Brünn. Erst nachdem sich die politische Situation ändert, wird ihm und auch allen anderen deutschstämmigen Bewohnern bewusst, dass es für sie leider doch einen Unterschied macht, welche Wurzeln sie haben. Nach dem Krieg kommt es daher zu weiteren unvorstellbaren Gräueltaten und Enteignungen, die letztendlich sogar in der Vertreibung der Brünner mit deutschen Wurzeln mündet. Auf dem Weg von Brünn nach Österreich kommt es zu unvorstellbarem Elend und Not. Dass dieser Brünner Todesmarsch einem immer in grausamer Erinnerung bleibt, ist nachvollziehbar. Und so geht es auch Paul, der zwar inzwischen glücklich verheiratet ist und zwei Kinder hat, aber so gut wie nie über die damalige Zeit sprechen kann. Und somit auch seine Kinder ein Stück weit außen vor lässt. Aber leider kann er nicht aus seiner Haut. Erst nach seinem Tod beginnen seine erwachsenen Kinder Maria und Uli mit der Spurensuche…sie suchen sowohl Spuren aus Pauls Vergangenheit als auch Erkenntnisse zu ihren eigenen Wurzeln und ihrem eigentlichen Sinn im Leben. Das Buch ist sehr intensiv geschrieben.

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  • 5 Sterne

    brauneye29, 24.08.2022

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Wie ist es,wenn du in einem Umfeld aufwächst, in dem ein Vater nicht über schreckliche Erlebnisse der Vergangenheit sprechen kann. Hat dies Auswirkungen auf die Nachfahren? Genau das Gefühl haben Marie und Uli und gehen auf eine Reise in die Vergangenheit, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was der Vater als Kriegsvertriebener erlebt hat.
    Meine Meinung:
    Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, dem Brünner Todesmarsch, bei dem die deutschsprachige Bevölkerung aus Mähren vertrieben wurden. Wie schrecklich das gewesen sein muss, kann man gar nicht wirklich ermessen. In diesem Buch wird der Schrecken durch den über die Ereignisse stummen Vater schon deutlich. Ich fand das Buch ganz schön bedrückend und es ist auch kein Buch das man nach der Lektüre gleich wieder vergisst. Die Figuren fand ich authentisch dargestellt, den Schreibstil etwas ungewöhnlich aber gut.
    Fazit:
    Schwere Kost

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  • 5 Sterne

    inya, 16.08.2022

    Als Buch bewertet

    Traumata weiter getragen

    Dieses Buch ist ein sehr eindringliches Buch und man sieht am Cover eigentlich schon sehr gut um was es geht. Ein Kind, welches eine Geschichte zu erzählen hat. Ein Kind welches nach dem 2. Weltkrieg auf Grund seiner Abstammung vertrieben wurde und einen furchtbaren Marsch mitmachen musste. Doch dieses Kind wird sein ganzes Leben lang nicht über die schlimmen Erlebnisse seiner Vergangenheit reden können und so wird vieles ungesagt bleiben und seine Kinder werden keinen richtigen Zugang zu seinem Vater haben. Ich denke dass diese Geschichte sehr exemplarisch ist, da es 1000en von Menschen genau so ergangen ist und ich finde es natürlich ergreifend und beklemmend diese Geschichte zu lesen. Es ist sehr gut geschrieben und das Thema ist natürlich immer aktuell und man kann es nicht genug in Erinnerung rufen. Ich kann es sehr empfehlen.

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  • 5 Sterne

    inya, 15.08.2022

    Als Buch bewertet

    Traumata weiter getragen

    Dieses Buch ist ein sehr eindringliches Buch und man sieht am Cover eigentlich schon sehr gut um was es geht. Ein Kind, welches eine Geschichte zu erzählen hat. Ein Kind welches nach dem 2. Weltkrieg auf Grund seiner Abstammung vertrieben wurde und einen furchtbaren Marsch mitmachen musste. Doch dieses Kind wird sein ganzes Leben lang nicht über die schlimmen Erlebnisse seiner Vergangenheit reden können und so wird vieles ungesagt bleiben und seine Kinder werden keinen richtigen Zugang zu seinem Vater haben. Ich denke dass diese Geschichte sehr exemplarisch ist, da es 1000en von Menschen genau so ergangen ist und ich finde es natürlich ergreifend und beklemmend diese Geschichte zu lesen. Es ist sehr gut geschrieben und das Thema ist natürlich immer aktuell und man kann es nicht genug in Erinnerung rufen. Ich kann es sehr empfehlen.

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  • 4 Sterne

    Barbara T., 06.09.2022

    Als eBook bewertet

    Der Krieg endet nicht mit dem Vertrag

    Brünn im Mai 1945. Der Krieg ist zwar offiziell zu Ende, doch vom Frieden in der Stadt kann keine Rede sein, die angespannte Atmosphäre ist deutlich spürbar.
    Paul, Marie und Pavel spielen gerne zusammen; sie sind beste Freunde. Sowohl Paul wie auch Pavel würden gerne Marie heiraten; nur sie sind erst zwölf und Marie sechs. Seit neuestem müssen Paul und Marie eine weiße Armbinde mit dem N für Némec tragen, wenn sie nach draußen gehen. Und sie wohnen jetzt nicht mehr in ihrem alten schönen Haus, sondern in einer ihrer Familie zugeteilten Kellerwohnung. Auch für die Kinder ist es keine leichte Zeit, denn sie begreifen nicht, was die neue Lage mit sich bringt. Paul überlegt „wo genau er hingehört und ob er Sieger ist oder Verlierer“. (12)

    Am 31. Mai 1945 wurde Pauls Familie aus Brünn vertrieben. Zusammen mit vielen anderen deutschstämmigen Familien wurden sie zu einem 60 Kilometer langen Marsch in Richtung Österreich gezwungen. Es waren alte Menschen, Frauen, Kinder und Kranke dabei; viele haben diesen Fußmarsch, ohne Essen und Wasser, nicht überlebt.

    Während des ganzen Lebens ist Paul über die Erlebnisse von damals nicht hinweggekommen. Er schwieg und wollte nie über seine Vergangenheit sprechen. Erst nach seinem Tod versuchen Maria und Uli, Pauls zwei erwachsenen Kinder, das Rätsel um sein Schweigen zu lösen.

    Über die Schilderung der Ereignisse in Brünn aus der Sicht des damals zwölfjährigen Paul musste ich immer wieder schmunzeln. Die Bilder des Todesmarsches unter den unmenschlichen Bedingungen konnte ich dagegen nur schwer ertragen. Schonungslos erzählt Susanne Benda über die dramatischen Ereignisse während des Todesmarsches, scheinbar emotionslos schildert sie seine Auswirkungen auf den minderjährigen Paul. Doch es ist von Anfang an klar, dass Paul, genauso wie viele anderen Vertriebenen, diesen Weg „sein Leben lang weitergegangen ist“ (162).

    Die bewegenden Bilder dieser Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruhen, gehen tief unter die Haut. Im Nachwort erklärt die Autorin die historischen Zusammenhänge und den genauen Verlauf der Vertreibung.
    Der Debütroman von Susanne Benda ist somit ein literarisches Zeugnis des Verbrechens, dem viele Unschuldige zu Opfer gefallenen sind. Es ist ein wichtiges Buch, gerade jetzt, in der angespannten, unruhigen Zeit.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Steffi K., 28.08.2022

    Als Buch bewertet

    Nach der Leseprobe:

    Das Cover gefiel mir sehr gut, der Klapptext ging so aber die Leseprobe war toll. Ich bin sehr gespannt was die Autorin in Ihrem Debüt Roman alles über die Kriegszeit aufdeckt.
    Was ist mit dem Vater geschehen? Hat sich das wirklich auf die Kinder übertragen.

    Die Fakten:

    Der Debüt Roman von Schriftstellerin Susanne Benda erscheint am 24.08.2022 im Urachhaus Verlag.
    Der Preis für das 240-seitige Hardcover beträgt 22,00 €.

    Das Cover und die Schriftart:

    Das Cover gefiel mir bereits am Monitor sehr gut. Es wirkt wie ein typischer Nachkriegsroman. Etwas düster und aus der Zeit des zweiten Weltkrieges entstanden. Es passt perfekt zum düsteren Inhalt des Romanes.
    Die Schriftart und Größe sowie die zu wenigen Absätze haben mich hier einen Stern abziehen lassen.
    Es war äußerst schwierig dieses Buch zu lesen, da sich Buchstaben an Buchstaben reihen ohne viele Absätze und Kapitel.
    Leider sehr anstrengend.

    Die Geschichte:

    Dein Schweigen Vater handelt von der Geschichte des Verstorbenen Paul und seinen beiden Kindern Maria und Uli, die Herausfinden wollen wieso Ihr Vater nie über das Erlebte sprechen wollte.
    Eine Reise in die Vergangenheit und Gegenwart.

    Mein Fazit:

    Dieser Roman ist wirklich schonungslos. Absolut harte Kost, das schlimmste jedoch, es ist die Realität gewesen.
    Viele tausende Menschen mussten 1945 im Rahmen des Brünner Todesmarsch Ihre Heimat verlassen.
    Ich selber kannte dieses geschichtliche Ereignis gar nicht und habe mich nach dem Roman näher eingelesen.
    Da es sich nicht um einen fiktiven Roman handelt. sondern um ein Tatsachenbericht mit frei erfundenen Personen, empfinde ich die Ereignisse als noch schlimmer. Das Buch hat mich mehrfach an meine Grenzen des Ertragbaren gebracht.

    Absolute Lese und Kaufempfehlung und nur aufgrund der Schwierigkeit des Lesens (Schriftart, Größe und keine Absätze) ein Stern Abzug, da ich alles bewerte bei einem Buch.

    4 von 5 Sterne

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  • 4 Sterne

    SofieW, 05.08.2022

    Als Buch bewertet

    Vertreibung im Krieg, 12 Jahre und die Folgen auch für die Generation danach

    Der zwölfjährige Paul ist dabei, beim Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945. 27.000 deutschstämmige Einwohner dieser Stadt werden vertrieben und schließlich, ohne organisierte Verpflegung, über die Grenze nach Österreich gebracht. In Wien wird der Junge von seiner Tante aufgenommen, aber die Erlebnisse während dieser sogenannten 'wilden Vertreibung', sie graben sich tief ein bei dem Kind und machen ihn zu einem wortkargen, diese traumatischen Ereignisse auch selbst verdrängenen Mann. Und natürlich lässt er seine Familie mit den Kindern Uli und Marie außen vor. Sie, die Nachkriegsgeneration, sie leben ihr Leben und kommen mit vielem nicht zurecht. Erst nach dem Tod des Vaters können sie sich dazu durchringen, der Vergangenheit nachzugehen, seine Traumata für sie selbst erfahrbar zu machen und so zu versuchen, den Einfluss, den dies auch auf sie genommen hat, so aufzuarbeiten, dass sie sich davon befreien können, dass diese unbewusste 'Last' wenigstens zu einem Teil von ihren Schultern genommen wird.
    Dieses Buch, es erzählt uns von Paul und von seinen Kindern, fiktiv gewählten Personen, die stellvertretend erleben, fühlen, leiden, kämpfen und ergründen, für Menschen, die es wirklich gab. Paul steht für den Vater der Autorin Susanne Benda und sie selbst, sie kommt wohl der Tochter Marie ziemlich nah. Und so ist dies eigentlich die sehr persönliche Geschichte der Autorin, die hier das Erleben ihrer eingen Familie, beginnend 1945 bis in unser Heute hinein, erzählt und sicherlich so auch die eigene Aufarbeitung noch einmal ein Stück mehr abschließt. Und natürlich merkt man dem Buch das Persönliche an, das Leiden, die starken Emotionen, die Intensität der Geschichte. Hier ist jemand sehr nah dran und die Leser auch. Es berührt einen sehr und die Thematik so angetragen zu bekommen, da bleibt etwas hängen, für immer.

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  • 4 Sterne

    petra w., 10.08.2022

    Als eBook bewertet

    Späte Folgen
    Maria und Uli haben einen liebevollen Vater, aber immer wenn sie nach seiner Kindheit fragen, antwortet er: Dafür seid ihr noch zu klein, später. Es gibt kein Später. Er schweigt, erzählt nie von seiner Kindheit in Tschechien. Von der Vertreibung nach Österreich. Die ältesten Fotos von ihm zeigen ihn als Studenten. Von der Zeit davor gibt es keine Belege. Für seine Kinder ist das Schweigen belastend, es begleitet sie ihr Leben lang. Es erschwert ihre Entscheidungen, auch sie reden wenig über Gefühle und Empfindungen. Ist das Schweigen erblich? Sind Kindheitstrauma auf die eigenen Kinder übertragbar?
    Pschychologen bestätigen diese Fragen. Die Mechanismen die wir entwickeln wenn wir ein Trauma erleiden übertragen sich auf unsere Nachkommen. Sie kopieren Verhaltensweisen obwohl sie dem Trauma nie ausgesetzt waren.
    Die Autorin erzählt in Bildern von diesen Reaktionen. Melancholische, fast schon traurige Bilder. Sie sind überzeugend, genau wie die Reaktionen des Umfelds von Paul dem Vater. Seine Frau liebt ihn, betrachtet ihn aber auch als ihre Aufgabe. Seine Kinder lieben ihn, haben aber Abstand zu ihm. Wenn er sich auf einmal zurück zieht in seine eigene Welt, spricht eine Tante von "Flüchtlingsaugen".
    Diese Bilder öffnen einen Zugang zu den möglichen Gedanken der Betroffenen. Die phantasievolle Darstellung vermittelt einen Eindruck wie die Last weiter gegeben wird.
    Als die erwachsenen Kinder sich auf eine Reise in die Vergangenheit begeben, treffen sie auf Zeitzeugen und erfahren dadurch endlich etwas von dem Schicksal ihres Vaters und sie können daraus Rückschlüsse auf sich selbst ziehen.
    Die Figuren schweigen in dem Buch, die Bilder von der Autorin reden.
    Es ist ein nachhaltiges Buch über ein wichtiges Thema.

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