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  • 4 Sterne

    forti, 19.03.2020 bei bewertet

    Im Mittelpunkt von Ulla Lenzes neuem Roman "Der Empfänger" steht Joe bzw. Josef, der bereits in den 1920'er Jahren von Deutschland aus in die USA immigriert ist. Joe, der sich selbst als unpolitischen Menschen sieht, wird 1939 eher durch Zufall zum Helfer der deutschen und deutsch-amerikanischen Nazis. Dieser "Zufall" steht für mich im Mittelpunkt des Buches. Wie zufällig war das wirklich? Warum hat Joe, der das freiheitliche Leben in den USA genießt, sich nicht gewehrt, nicht Nein gesagt hat? Wie leicht wird man zum Mitläufer oder auch Komplizen des Unrechts? Auf diese Fragen bietet die Autorin keine Antworten, sondern überlässt es dem Leser, dies zu beurteilen. Zuerst mag einem das als Schwachpunkt und ein Versäumnis der Autorin erscheinen, aber tatsächlich ist das ein gelungener Kniff, der den Leser zum Nachdenken zwingt.
    Wer sich auf diesen langsam erzählter Roman einlässt, wird sehr intelligent unterhalten.

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  • 4 Sterne

    begine, 17.02.2020

    Josef Kleins Eigenartigkeit
    Der Empfänger von der Autorin Ulla Lenze ist eine interessante Geschichte. Es ist das erste Mal, das ich etwas über die Deutschamerikaner während des Zweiten Weltkrieges lese.

    Josef Klein wandert etwas naiv nach New York aus. So richtig gelingt es ihm nicht, da richtig Fuß zu fassen. Da gerät er, ein Amateurfunker in die Fänge der deutschen Spionageringes.

    Plötzlich ist es 1949 und er ist bei seinem Bruder Karl in Neuss. Man erfährt das er und viele Deutsche, Italiener und Japaner im Internierungslager war und dann abgeschoben wurde.
    Die Geschichte wechselt in den Zeiten hin und her. In den Überschriften der Kapitel sind die Orte und Daten angezeigt.

    Josef zieht weiter nach Südamerika.
    Die Autorin hat fiktional das Leben ihres Großonkels erzählt. Ihr Schreibstil ist flüssig und angenehm. Ihre Geschichte ist gut umgesetzt.

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  • 3 Sterne

    Martina E., 17.02.2020

    „Der Empfänger“ ist nach „Die endlose Stadt“, „Der kleine Rest des Todes“, „Archanu Amman“ und „Schwester und Bruder“ der neueste Roman von Autorin Ulla Lenze. 2016 wurde sie für ihr Gesamtwerk mit dem „Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft“ ausgezeichnet.

    „Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken...“ Seine technischen Fähigkeiten und sein Hobby bringen Josef bald in eine gefährliche Situation.

    „Dieses Buch ist ein Roman. Obwohl ich die Lebensgeschichte meines Großonkels Josef Klein zu großen Teilen verarbeitet habe, ist die literarische Figur Josef Klein meine Erfindung.“ Die Geschichte wird in zwei Zeitschienen, „New York“ und „Neuss“, erzählt. Weitere Lebensstationen schließen sich an. Josef ist in seine zerstörte Heimat zurückgekehrt und lebt bei Bruder Carl und Schwägerin Edith. Unausgesprochenes, die Sprachlosigkeit ist in Szenen und Verhalten spürbar. Josefs Bruder Carl sieht es als Pflicht an, ihn aufzunehmen. Nur die Tatsachen schwimmen an der Oberfläche. Wie ein dunkler Schatten hängen Geheimnisse, Einzelschicksale und ihre düsteren Wege im Raum. Durch die Rückblicke erfährt der Leser mehr über Josefs Leben davor und wie er sich in eine aussichtslose Lage manövriert. Das Leben in der Erstarrung in Neuss bildet einen starken Kontrast zum brodelnden New York. Josefs treuer Freund ist die ausgesetzte Hündin Princess. Seine zweite Leidenschaft gehört dem Amateurfunken. „Leise Signale tröpfelten durch einen Strom aus Knistern und Pfeiftönen. Er sendete sein Rufzeichen, dann ein CQ, come quick. Er wiederholte das ein paar Mal und genoss das Weltraumrauschen und Knistern, das Gefühl, die ganze Welt zu sich strömen zu lassen.“ Autorin Ulla Lenze gewährt atmosphärisch starke Einblicke in das schicksalhafte Leben ihrer fiktiven Hauptfigur, die Zeit in Amerika, während des zweiten Weltkriegs und ins Nachkriegsdeutschland. Ohne es anfangs zu bemerken, wird Josef Klein zur Schachfigur, gerät in einen Strudel, der sich nicht mehr aufhalten lässt. Josefs Suche nach einer Erklärung, der Wahrheit in einem verbohrten, scheinheiligen Umfeld berührt. Verlorenheit, Zerrissenheit und längst verlorene Freiheit, ein Schicksal symbolisch für andere.

    Das Cover setzt auf den Titel und die Hauptfigur. Mit den verschwommenen Bildsequenzen werden Schicksalhaftes und Düsteres untermalt. „Der Empfänger“ durchbricht die Sprachlosigkeit und legt den Fokus auf seine sympathische Hauptfigur, die mit einem Fehler perfide und schicksalhafte Domino-Geschehnisse in Gang setzt. Die Frage von Schuld wird von verschiedenen Seiten und anhand gegensätzlicher Protagonisten erläutert, aber nicht ganz aufgedröselt.

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  • 3 Sterne

    C.K., 13.04.2020

    Anfang der 1930er Jahre befindet sich Amerika in großem Aufruhr: Ein möglicher Kriegseintritt steht unmittelbar bevor und im bunten Melting Pot New Yorks treffen Menschen unterschiedlichster Gesinnung aufeinander. Mitten im Aufruhr lebt Josef Klein, der auf der Suche nach einem besseren Leben aus Düsseldorf ausgewandert ist und dort seinen Bruder Carl zurückgelassen hat. Josef möchte mit dem politischen Leben der Stadt nichts zu tun haben, er geht seinem Job als Flyerverteiler nach und widmet sich in der Freizeit seinem Lieblingshobby, dem Amateurfunken. Doch genau deshalb zieht er die Aufmerksamkeit deutscher Spione auf sich, welche geheime Informationen über den Atlantik senden möchten. Josef wird unter Druck gesetzt und schneller in den gefährlichen Sumpf des deutschen Spionage-Netzwerkes hineingezogen, als ihm lieb ist.

    „Der Empfänger“ von Ulla Lenze begleitet einen deutschen Auswanderer auf seiner Reise von Düsseldorf nach New York über Neuss nach Buenos Aires bis hin ins Exil nach Costa Rica, vom dem aus er sich 1956 zurückerinnert. Es werden somit fast vierzig Jahre Welt- und Lebensgeschichte abgebildet, zwar in scheinbar wild durcheinander gewürfelten Kapiteln, aber jederzeit nachvollziehbar und verständlich. Die persönliche Veränderung des Protagnistens wird vom Leser somit deutlich miterlebt, seine Entwicklung vom freudigen Aufbruch nach Amerika hin zum resignierten Flüchtling spürbar. Josef Klein ist eine eher introvertierte Persönlichkeit und somit werden seine Emotionen eher unterschwellig vermittelt. Seine Geschichte orientiert sich wohl an einem wahren Vorbild, auf das aber nicht näher eingegangen wird und zeigt insbesondere auf, wie leicht man aus der Not heraus an die falschen Leute geraten kann und nicht mehr aus deren Einflussgebiet herauskommt.

    Trotz einem sehr guten Wortschatz und einer ansprechenden Erzähl- und Ausdrucksweise zieht sich die Geschichte teilweise etwas in die Länge. An einigen Stellen werden dem Leser Informationen gegeben, welche dieser nicht einordnen kann und die im weiteren Verlauf auch keine Rolle mehr spielen. Leider habe ich mich hierdurch an manchen Stellen etwas gelangweilt.

    Das Cover finde ich sehr gelungen, es zeigt einen Mann in Kleidung des vergangenen Jahrhunderts. Allerdings ist dieser nicht deutlich zu erkennen, da einige Stellen – so auch das Gesicht des Mannes – verwischt sind. Dies drückt für mich aus, dass der Mann gerne anonym bleiben möchte, er sich zurückzieht, da er es bisher im Leben schwer hatte. Es passt somit wunderbar zu Josef Klein und seiner Geschichte.

    Sehr gut gefällt mir der große Lerneffekt, der sich beim Lesen einstellt: Man bekommt eine gute Vorstellung von der Stimmung und Atmosphäre des New Yorks vor dem 2. Weltkrieg, wie ausgewanderte Deutsche dort gelebt haben und was sie umgetrieben hat. Eine interessante Perspektive, die mir so bis dato unbekannt war.

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  • 3 Sterne

    Stefan P., 19.04.2020 bei bewertet

    Doch nur für Insider?!

    Ich habe mich schwer getan, was aber im wesentlichen wohl daran gelegen hat, dass ich falsche Erwartungen an das Buch hatte. Nach dem Klappentext hatte ich eher John LeCarré o.ä. vor Augen.
    Ein Spionagethriller ist das Buch aber beileibe nicht, eher ein kleines leises Buch von einem tragischen persönliche Scheitern.

    Josef und sein jüngerer Bruder Carl aus Neuss träumen in den frühen 20ern davon, dem gewalttätigen Elternhaus und der wirtschaftlichen Depression in Deutschland zu entfliehen und "im gelobten Land" Amerika neu anzufangen. Carls Traum scheitert aufgrund eines Unfalls, er bleibt in Deutschland, gründet eine Familie. Josef wandert tatsächlich aus und lebt in New York ein einfaches, graues Leben, bis 1939, am Vorabend des 2.Weltkrieges, deutsche Auswanderer in Amerika, auch in New York, stigmatisiert werden. Josef, inzwischen Joe, bekommt Kontakt zu anderen Deutschen; aus Naivität bemerkt er nicht, dass er es plötzlich mit den nationalsozialistischen Aktivisten in Amerika zu tun hat - vielleicht will er es aber auch nicht wissen. Seine neuen Freunde nutzen seine technischen Kenntnisse als Amateurfunker für ihre Spionagetätigkeit aus, es kommt, wie es kommen muss, Joe fliegt auf, wird als Spion verurteilt, interniert und nach dem Krieg nach Deutschland abgeschoben.
    Zurück in Deutschland lebt er in der Familie seines Buders, kann aber in der kleinbürgerlichen Welt des Bruders nicht wieder Fuß fassen - zum einen wegen seiner Sehnsucht nach Amerika, wobei ihm die Rückkehr dorthin verwehrt ist, zum anderen wegen der unterschwelligen Geschwisterkonflikte, die immer wieder aufbrechen.
    Schließlich helfen ihm die alten New Yorker Nazigrössen, die allesamt wieder auf die Füsse gefallen sind und wieder in Deutschland leben oder aber beste Verbindungen in die alte Heimat haben, nach Argentinien zu "fliehen"; letztlich landet er, inzwischen José, in Costa Rica...

    Ich entstamme einer Generation, die die Zeit zwischen den Kriegen und insbesondere die Nachkriegszeit noch nicht einmal mehr aus Erzählungen kennt, sondern nur noch aus Geschichtsbüchern.
    Zu Auswanderung, american dream etc. habe ich ebenfalls keinen Bezug und ich denke, ohne diesen persönlichen Bezug zum Buchinhalt, kann dieses Buch nicht fesseln.
    So bleibt es bei einer, eher nichtssagenden Lebensgeschichte eines grauen, naiven und opportunistischen Menschen, der in seinem Leben scheitert. Mitleid vermag aber auch nicht so recht aufzukommen.

    Aber das Buch ist gut und flüssig geschrieben, allerdings war für mich der Hauptantrieb, zu Ende zu lesen, die Hoffnung, dass die Story womöglich doch noch eine interessante, unerwartete Wendung nehmen könnte. Diese Hoffnung hat aber leider getrogen.

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  • 3 Sterne

    Stefan P., 19.04.2020

    Doch nur für Insider?!
    Ich habe mich schwer getan, was aber im wesentlichen wohl daran gelegen hat, dass ich falsche Erwartungen an das Buch hatte. Nach dem Klappentext hatte ich eher John LeCarré o.ä. vor Augen.
    Ein Spionagethriller ist das Buch aber beileibe nicht, eher ein kleines leises Buch von einem tragischen persönliche Scheitern.

    Josef und sein jüngerer Bruder Carl aus Neuss träumen in den frühen 20ern davon, dem gewalttätigen Elternhaus und der wirtschaftlichen Depression in Deutschland zu entfliehen und "im gelobten Land" Amerika neu anzufangen. Carls Traum scheitert aufgrund eines Unfalls, er bleibt in Deutschland, gründet eine Familie. Josef wandert tatsächlich aus und lebt in New York ein einfaches, graues Leben, bis 1939, am Vorabend des 2.Weltkrieges, deutsche Auswanderer in Amerika, auch in New York, stigmatisiert werden. Josef, inzwischen Joe, bekommt Kontakt zu anderen Deutschen; aus Naivität bemerkt er nicht, dass er es plötzlich mit den nationalsozialistischen Aktivisten in Amerika zu tun hat - vielleicht will er es aber auch nicht wissen. Seine neuen Freunde nutzen seine technischen Kenntnisse als Amateurfunker für ihre Spionagetätigkeit aus, es kommt, wie es kommen muss, Joe fliegt auf, wird als Spion verurteilt, interniert und nach dem Krieg nach Deutschland abgeschoben.
    Zurück in Deutschland lebt er in der Familie seines Buders, kann aber in der kleinbürgerlichen Welt des Bruders nicht wieder Fuß fassen - zum einen wegen seiner Sehnsucht nach Amerika, wobei ihm die Rückkehr dorthin verwehrt ist, zum anderen wegen der unterschwelligen Geschwisterkonflikte, die immer wieder aufbrechen.
    Schließlich helfen ihm die alten New Yorker Nazigrössen, die allesamt wieder auf die Füsse gefallen sind und wieder in Deutschland leben oder aber beste Verbindungen in die alte Heimat haben, nach Argentinien zu "fliehen"; letztlich landet er, inzwischen José, in Costa Rica...

    Ich entstamme einer Generation, die die Zeit zwischen den Kriegen und insbesondere die Nachkriegszeit noch nicht einmal mehr aus Erzählungen kennt, sondern nur noch aus Geschichtsbüchern.
    Zu Auswanderung, american dream etc. habe ich ebenfalls keinen Bezug und ich denke, ohne diesen persönlichen Bezug zum Buchinhalt, kann dieses Buch nicht fesseln.
    So bleibt es bei einer, eher nichtssagenden Lebensgeschichte eines grauen, naiven und opportunistischen Menschen, der in seinem Leben scheitert. Mitleid vermag aber auch nicht so recht aufzukommen.

    Aber das Buch ist gut und flüssig geschrieben, allerdings war für mich der Hauptantrieb, zu Ende zu lesen, die Hoffnung, dass die Story womöglich doch noch eine interessante, unerwartete Wendung nehmen könnte. Diese Hoffnung hat aber leider getrogen.

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  • 3 Sterne

    Julia L., 06.04.2020 bei bewertet

    Zu oberflächlich

    "Der Empfänger" ist ein Buch mit einigen positiven Aspekten, der alles in allem aber doch enttäuscht.

    Ulla Lenze erzählt von Josef Klein, einem unauffäligen Mann, der 1925 nach Amerika auswandert und in New York als Hobbyfunker in die Szene deutscher und amerikanischer Nazis hineinrutscht.

    Josef oder Joe, wie er dort genannt wird, ist ein zutiefst passiver Mensch ohne große politische Meinung, der sich recht antriebslos durchs Leben kämpft. Seine Beweggründe sind von Anfang immer nur das Durchschlagen, er ist nicht auf der Suche nach großem Profit oder politischem Erfolg. Und doch findet er sich bald wieder als Spionagefunker der Nazis.

    Die Geschichte wird in drei Strängen erzählt, die die wichtigsten Stationen im Leben Josefs schildern. Denn von Amerika aus verschlägt es ihn zurück ins Nachkriegsdeutschland und dann später nach Buenos Aires.

    Zugegeben, ich habe mir bisher nicht zuviele Gedanken über die Zeit des zweiten Weltkriegs gemacht und so waren die Informationen über Exil-Nazis in Nord- und Südamerika etwas neues und wirklich interessant.

    Allerdings liegt genau hier auch das größte Problem des Romans: Frau Lenke geht einfach nicht genug in die Tiefe, reißt vieles nur an oder verliert sich in Andeutungen. Allerdings ist dem Buch eine Liste an weiterführender Literatur und anderen medien angehängt.

    "Der Empfänger" wirkt auf mich ähnlich wie Würgers "Stella". Ich werde angefüttert, in ein Thema eingeführt; aber für tiefergehende Informationen muss ich mich dann doch anderen Quellen zuwenden.

    Zudem hat Lenke mit ihrem Protagonisten auch noch eine Figur gewählt, die mich in keiner Weise berühren kann; weder bin ich emotional abgestoßen, noch hege ich sonderlich Sympathie für ihn. Insofern passt das Coverbild perfekt, Josef bleibt eine blassse, austauschbare Figur. Andererseits könnte das auch ein gut gewähltes Sinnbild für all die deutschen Auswanderer sein, die in der damaligen Zeit mehr ungewollt oder unwissend für Machenschaften eingespannt wurden, für die sie gar nicht die entsprechende Ideologie empfanden.

    Fazit:
    Über die Umsetzung muss sich jeder selbst ein Bild machen, das Thema allerdings ist gut gewählt und hat, zumindest bei mir, Interesse geweckt.

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  • 3 Sterne

    raschke64, 31.03.2020 bei bewertet

    Josef Klein aus Deutschland will zusammen mit seinem Bruder in die USA auswandern. Doch ein Unfall seines Bruders zwingt ihn dazu, die Reise in den 1920er Jahren allein zu machen. In New York beginnt er ein neues Leben. Es soll besser wie in Deutschland werden, doch eigentlich ändert sich nicht wirklich viel. Sein Leben dümpelt so vor sich hin. Er ist kein Deutscher mehr, wird von den Amerikanern aber auch nicht wirklich anerkannt. So beschäftigt er sich mehr und mehr mit seinem Hobby, dem Amateurfunken. 1939, die Nazis herrschen in Deutschland, wird er von Nazis in Amerika angesprochen und soll für sie Spionagenachrichten funken. Anfangs begreift er gar nicht, was er da macht. Als er es endlich versteht, hat er nicht die Kraft und auch nicht den Willen, sich von den Nazis zu lösen.

    Die Geschichte an sich ist interessant, ich meine damit die Erlebnisse, die Deutsche in dieser Zeit in den USA hatten. Darüber war mir wenig bekannt. Doch leider wurde in dem Buch eine große Menge an Potenzial verschenkt. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen, einmal die Zeit in den USA, einmal die Rückkehr nach Deutschland, am Ende die Flucht nach Südamerika. Immer ist Josef, oder Joe - wie er in den USA genannt wird -, eine eher tragische Figur. Schiebt man ihn nach links, geht er nach links. Schubst man ihn nach rechts, geht er nach rechts. Er hat relativ wenig eigenen Willen, keinen wirklichen Ehrgeiz und ist irgendwie immer und überall eine Art Mitläufer, wenn auch teilweise unfreiwillig. Die Hauptfigur bleibt dabei ziemlich blass. Auch die Nebenfiguren hinterlassen keinen wirklichen Eindruck. Das ist für mich das große Manko an diesem Buch.

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  • 3 Sterne

    schokoflocke, 20.03.2020

    Sehr viel verschenktes Potential

    Für Josef Klein hat sich der American Dream nur in bescheidenen Rahmen erfühlt, trotzdem war er mit seinem Leben zufrieden, bis die Welle, die Nazis in Europa geschlagen haben auch die USA erreicht hat. Plötzlich war Josef als deutscher Einwanderer nicht mehr anonym. Von einer Seite bekommt er Misstrauern und Hass zu spüren, von anderen wird von ihm Mitarbeit für das Deutsche Reich erwartet.
    Thematisch fand ich das Buch wirklich interessant, da es die Zeiten des Nationalsozialismus aus anderen, nicht so bekannten Perspektive zeigt. Leider hat mich die Umsetzung nicht angesprochen, mir fehlte der Lesefluß und die Geschichte konnte mich einfach nicht fesseln. Schon mit der Figur von Josef hatte ich paar Probleme, seine Unwissenheit war für mich nur teilweise nachvollziehbar, irgendwann müsste er doch seine Naivität ablegen und anfangen zu handeln statt nur eine Spielfigur zu sein. Der historiche Hintergrund hat mich auch nicht richtig überzeugt, es war blass und verworren und die Aussage fand ich an machen Stellen wiedersprüchlig. Ich finde wirklich schade, dass die Autorin so viel Potential verschenkt hat, es könnte eine wirklich tolle Geschichte sein...ist es aber nicht. Alles in dem Buch wirkt eindimensional und irgendwie belanglos, dabei handelt sich doch um ein so wichtiges Stück der Zeitgeschichte. Ich bin wirklich enttäuscht, dass die Geschichte nur so an der Oberfläche kratzt und nicht in die Tiefe der Problematik geht, da hab ich viel mehr erwartet.

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  • 3 Sterne

    Suzann K., 12.03.2020

    Ahnungsloser Agent
    Das Buch “Der Empfänger” von Ulla Lenze beschreibt uns das Leben von Josef Klein.
    In den 20er Jahren ist Josef Klein von Deutschland nach Amerika ausgewandert, weil er ein besseres Leben will. Er findet Arbeit, eine Bekanntschaft und geht seinem Hobby, dem Amateurfunken in seiner Freizeit nach. Er ist gut darin und wird dadurch Teil eines Spionage Netzwerkes. So richtig ist ihm das gar nicht bewusst und als er es realisiert, wird er auch schon verhaftet und landet im Gefängnis.
    Danach ist er wieder in Deutschland bei seinem Bruder, aber auch hier fühlt er sich nicht richtig zugehörig, er kommt nicht an und bleibt ein Fremder im eigenen Land.
    Er wandert aus nach Südamerika und auch hier fällt es ihm nicht leicht heimisch zu werden.
    Die Sicht der Entwicklung des Nationalsozialismus aus der Sicht eines Deutschen in Amerika fand ich sehr interessant und neu für mich, diese ganze Bewegung und was da unternommen wurde und bewirkte. Die Zeitenwechsel innerhalb des Buches empfand ich als sehr anstrengend, musste mich da oft erst wieder orientieren.
    Die Protagonisten dieses Buches blieben mir seltsam fremd, ich konnte vieles nicht nachvollziehen. Josef wollte einfach nur leben und blieb Zeit seines Lebens ein Empfänger, von Befehlen, er rutschte in viele Sachen einfach ungewollt rein.
    ”Alle wollten irgendwas aus einem machen-und sei es, einen Deutschen, der nichts dafür konnte, Deutscher zu sein.”

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  • 3 Sterne

    makkipakki, 19.04.2020

    Josef Klein ist deutscher Auswanderer in Amerika. Er ist Amateurfunker und wird zum Spion, was ihn zurück nach Deutschland und später nach Südamerika bringt.

    Das Cover ist wirklich gelungen. Vieles erschließt sich erst nach dem Lesen
    Aber das verwischte und schleierhafte macht den Inhalt deutlich, geht es doch um Spionage. Allerdings gibt auch die Farbgestaltung schon einen Vorgeschmack. Es ist einfach grau.
    Die Handlung splittet sich in verschiedene Habdlungsstränge auf. Diese unterscheiden sich dann in Ort und Zeit und bauen sicherlich ein wenig Spannung auf. Allerdings wird so vieles begonnen, dass erst am Ende aufgelöst bzw. Zusammengeführt wird. Und da verliert sich dann wieder Spannung.
    Die Lebensgeschichte des Protagonisten ist durchaus interessant. Aber er ist mir sehr unsympathisch. Er wirkt depressiv, so antriebslos und auch in seiner Beziehung vollkommen ohne Emotionen. Die ganze Beziehung erhält keine Tiefe. Josef hat eine interessante Biografie, aber weder Gefühlswelt noch Beziehungen werden gut beschrieben.
    Die kurzen Kapitel habe mich irre gemacht. Ansonsten las sich das Buch wirklich gut und flüssig.

    Netter Zeitvertreib, aber sicherlich erstrebenswert noch ein weiteres Mal zu lesen bzw. Zu hören.

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  • 2 Sterne

    Peggy S., 10.04.2020

    Ein Buch mit Ecken und Kanten
    Als Joe in Amerika ein neues Leben anfangen will, ahnt er nicht in welche Bahnen dies verlaufen wird. Er schlägt sich mehr schlecht als recht mit einfachen Jobs durch. Baut sich ein Funkgerät zusammen um seinen Hobby nachzugehen. Nicht ahnen, das er damit ins Visier von Nazis und einen Spionagering gerät, der sein ruhiges schlichtes Leben gewaltig auf den Kopf stellen wird. Er wird zum Getriebenen und Heimatlosen. Wird eingesperrt und ausgewiesen. Als er wieder in Deutschland landet ist ihm sein Heimatland fremd und er will nur wieder weg und landet diesmal in Südamerika und wieder unter Nazis.

    Durch ihren nüchternen und distanzierten Schreibstil und auch durch die Unzuverlässigkeit und Unglaubwürdigkeit des Erzählers schafft es die Autorin leider nicht mich als Leser zu fesseln. Ständig hatte ich das Gefühl nur die halbe oder geschönte Wahrheit zu lesen.

    Selbst die Handlung konnte mich nicht überzeugen. Ich fand es wirklich schön diese zwei Zeitebenen zu haben, aber die Handlung konnte mich nicht packen. Ich meine es geht um Spionage, da gehört doch Spannung, Aufregung und der eine oder andere Spannungsbogen mit dazu. Aber nein es wurde alles so nüchtern und distanziert beschrieben das gar keine Spannung aufkommen konnte. Nicht das man als Leser nicht das eine oder andere neue erfahren hat. Aber die Handlung war schlicht zu flach. Es blieben einfach viel zu viele Fragen offen.

    Die Figur des Josef/Joe/José war mir einfach zu flach und zu wenig strukturiert. Er ist mir immer wieder durch die Finger geglitten. Wie ein Aal. Ich habe mich immer wieder gefragt war er nur ein Mitläufer, ein Bauernopfer oder noch ein wenig mehr. Auch wenn er sich am Ende distanziert von den Nazis, bleibt doch immer ein schaler Beigeschmack wenn er so unschuldig war warum ist er dann den Nazis nach Südamerika gefolgt.

    Fazit: Auch wenn man die Geschichte mal aus einen anderen Blickwinkel durch diesen Roman betrachten kann, kann er mich weder erzählerisch noch dramaturgisch überzeugen. Die Handlung als auch die Figuren sind viel zu flach und viel zu episodenhaft. Man kann es lesen aber man geht mit mehr Fragezeichen im Kopf aus diesem Buch wieder raus als man vorher schon hatte. Und das liegt einfach daran, das viele Frage einfach offen bleiben. Ein Buch mit Ecken und Kanten und einer unrunden Geschichte.

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  • 4 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 20.02.2020

    Wenig bekanntes Kapitel deutscher Geschichte
    Die renommierte Autorin Ulla Lenze hat die Lebensgeschichte ihres Großonkels in einem Roman verarbeitet.
    Der Protagonist Josef Klein wandert 1925 als 22- Jähriger in die USA aus. Eigentlich sollte sein jüngerer Bruder Carl mitkommen. Doch der verliert durch einen Unfall ein Auge und das bedeutet den Verlust der Einreisegenehmigung. Nun muss sich Josef allein in New York zurechtzufinden. Doch er findet Arbeit in einer Druckerei und eine kleine Wohnung in Harlem. Seine große Leidenschaft gehört der Amateurfunkerei. Das eröffnet dem Einzelgänger den Kontakt zur weiten Welt. Dabei lernt er auch Lauren kennen, eine junge Amerikanerin.
    Durch seine Arbeit in der Druckerei hat Josef Umgang mit verschiedenen politischen Gruppierungen, wie z.B. „America for white people “, die offen ihre Sympathien für Nazi- Deutschland zeigen. Auch unter den deutschen Einwanderern finden sich viele Anhänger Hitlers. Josef verteilt zwar die Flugblätter, die Parolen darauf gehen ihm aber zu weit. Und eigentlich interessiert er sich wenig für Politik, hat zu vielem keine eigene Meinung.
    Wegen seiner Funkertätigkeit wird er interessant für bestimmte Kreise , die für die deutsche Abwehr arbeiten. Anfangs glaubt Josef noch, es gehe um Informationen für deutsche Firmen, aber bald ist offensichtlich, wofür er in seiner Naivität missbraucht wird. Seine Freundin Lauren durchschaut die Situation früher als er. Doch ein Ausstieg stellt Josef vor große Herausforderungen.
    Neben der Handlung in den USA gibt es noch eine weitere Erzählebene, die 1949 in Deutschland spielt. Josef ist zu Besuch bei seinem Bruder und dessen Familie. Aber er fühlt sich fremd in der alten Heimat; erkennt sie kaum wieder nach den Zerstörungen im Krieg. Auch die Enge in Carls Familie bedrückt ihn. Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern ist angespannt. Zwar ist Carl dankbar für die Care- Pakete, die Josef nach dem Krieg geschickt hat. Doch weshalb war sein Bruder in Amerika inhaftiert? Nur nach und nach erzählt Josef von den Machenschaften, in die er verstrickt war. Die Beziehung zwischen den beiden Männern bleibt weiter angespannt. Zu viel Verschwiegenes, zu viel unausgesprochene Vorwürfe stehen zwischen ihnen. Josef verlässt Deutschland wieder. Mit Hilfe alter Nazi - Seilschaften gelingt ihm die Einwanderung nach Argentinien. Aber hier schafft Josef den Absprung. Nicht noch einmal lässt er sich von diesen Leuten missbrauchen. Er zieht weiter nach Costa Rica. Dort spielt dann auch die Rahmenhandlung im Jahr 1953.
    Ulla Lenze hat einen ungeheurer vielschichtigen Roman geschrieben über ein wenig bekanntes Kapitel deutscher Geschichte. Sie hat genau recherchiert und beschreibt eine Menge Details . Dabei erfährt der Leser sehr viel über die Lage und die Atmosphäre in den USA kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs. „Der Empfänger“ ist nun aber kein spannender Spionagethriller, eher das Psychogramm eines kleinen Mannes ( nicht umsonst heißt der Protagonist Josef Klein ), der unversehens in die Machenschaften der großen Politik verstrickt wird. Dabei weiß er selbst nicht genau, ob er Täter oder eher Opfer war. Der „ Held“ bleibt wie auf dem Cover eher eine schemenhafte Figur, voller innerer Zerrissenheit und Widersprüche. Die Sprache ist meist nüchtern und klar, dazwischen gibt es immer wieder Stellen voller Poesie.
    „Der Empfänger“ ist ein klug komponierter, zeitgeschichtlich interessanter Roman, dessen Figuren dem Leser aber nicht wirklich nahekommen.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    https://lieslos.blog/, 09.09.2020

    In dem Roman, der Familiengeschichte, historischer Roman und Agententhriller in einem ist, geht es um die Lebensgeschichte des Rheinländers Josef Klein, der 1925 22-jährig nach New York auswandert.

    Josef, der in einer Druckerei arbeitet, liebt die Lebendigkeit und die kulturelle Vielfalt in den Straßen Harlems und er interessiert sich begeistert fürs Amateurfunken.
    Für den aufkeimenden Rassismus, Antisemitismus und deutsch-Nationalismus hat er nicht viel übrig. Politik interessiert ihn nicht besonders, zu Vielem hat er keine eigene Meinung.

    Dann lernt er Lauren kennen. Sie ist eine Aktivistin, die durchaus Gefühle für ihn geht.

    Aber noch jemand anders interessiert sich für ihn, bzw. für seine Kompetenz, was das Funken anbelangt: die deutsche Spionageabwehr.

    Heimlich, still und leise wird Josef, der ziemlich naiv ist, zu einem Teilchen des Spionage-Netzwerkes.

    Neben diesem „USA-Strang“ gibt es noch eine Erzählebene, die 1949 in Deutschland spielt. Josef besucht dort seinen Bruder und dessen Familie, aber er fühlt sich fremd.

    Die Autorin, die wertneutral erzählt, beschreibt Innen- und Außenwelten gleichermaßen beachtlich und meisterhaft.
    Sie schreibt feinfühlig, authentisch, wort- und bildgewaltig und erschafft ein gleichermaßen historisch bedeutsames wie hochaktuelles Werk.

    Die Figuren erwachen zum Leben, Orte und Szenerien werden plastisch und lebendig. Die Atmosphäre wird authentisch vermittelt.

    Über Josef Klein zu lesen ist beeindruckend und erschreckend. Wer kann sicher sein, in bestimmten Ausnahmesituationen kein Josef zu sein?
    Wer kann nicht nachvollziehen, dass ein Mensch fern der Heimat und um sein Leben bangend zum Opportunisten werden kann?

    Brisante und schwierige Fragen, die durch einen Roman ausgelöst werden, in dem es um Entwurzelung, Heimatlosigkeit, Verantwortung und Schuld geht.

    Ich möchte diesen fesselnden, unterhaltsamen und erkenntnisreichen Roman, in dem Ulla Lenze die Lebensgeschichte ihres Großonkels literarisch verarbeitet, unbedingt weiter empfehlen!

    Ein rundum gelungenes Werk!

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    EvelynM, 30.03.2020

    Bevor Ulla Lenze mit ihrem Roman beginnt, stellt sie klar, dass sie zum Teil die Lebensgeschichte ihre Großonkels Josef Klein erzählt. Für mich ist es immer interessant keine rein fiktiven, historischen Romane zu lesen, weshalb ich mich gerne mit Josef Klein in die USA zu Zeiten des 2. Weltkriege entführen ließ. Der Roman erstreckt sich auf die Zeit zwischen Februar 1939 bis Juni 1953. Um die Geschichte zeitlich und geografisch richtig erfassen zu können, hat die Autorin diese Informationen in ihre Kapitelüberschriften gepackt. Trotzdem waren die Zeitsprünge eine kleine Herausforderung beim Lesen und Erfassen der Geschichte.

    Noch ehe der 2. Weltkrieg ausbricht und die ganze Welt mit Gewalt überzieht, wandert der aus dem Rheinland stammende Hobbyfunker Josef Klein im Jahre 1925 nach New York aus. Hier schlägt sich der introvertierte und etwas naive Mann mit einem Job in einer Druckerei durch und lebt in einfachen Verhältnissen, doch recht zufrieden mitten in Harlem. Hier geht er auch seiner Leidenschaft der Amateurfunkerei nach und lernt dabei die junge Lauren kennen.

    Die Arbeit in der Druckerei bringt ihn des Öfteren mit politisch engagierten Gruppen, wie „America for white people“ in Berührung und er versucht, die Parolen der Flugblätter zu übersehen. Er interessiert sich nur wenig für Politik und übersieht wissentlich die Sympathien diverser deutscher Auswanderer für Adolf Hitler und seine Propaganda.

    Eines Tages suchen ihn zwei Unbekannte auf und bieten ihm eine Tätigkeit als Funker an. Er soll verschlüsselte Daten an Geschäftsleute in Deutschland übermitteln. Ganz leise schleicht sich bei ihm Unbehagen ein, als er sich bewusst wird, dass er benutzt wird und in Gefahr gerät. Doch er findet keinen Weg aus seiner Misere. Sogar als Lauren ihn darauf anspricht, versucht er, den Kopf in den Sand zu stecken und wartet ab.

    Josefs Geschichte umspannt auch seine Zeit in Deutschland, als er im Jahre 1949 zu seinem Bruder Carl und dessen Familie nach Neuss zurückkehrt. Leider sind sich die beiden Brüder sehr fremd geworden und Josef fühlt sich in seiner alten Heimat nicht mehr wohl. Carl treibt die Frage um, was sein Bruder in Amerika getrieben hat, um dort in einem Gefängnis zu landen. Schließlich schafft es Josef, sich aus seinem alten Leben zu verabschieden und letztlich in Costa Rica ein neues Leben zu beginnen.

    Die starke Aussagekraft des Covers wurde mir sehr schnell bewusst. Das Schwarz-Weiß-Foto eines Mannes in Anzug mit Hut verschwindet hinter Dreck und lässt nur einen ganz kleinen Ausschnitt seines Gesichtes erkennen. „Der Empfänger“, also Josef Klein, blieb lange Zeit im Verborgenen und war nur ein kleines Rädchen in den Machenschaften der Nazis, deren Arm bis in die USA reichte und dort willfährige Unterstützer fand. Seine Geschichte war nicht nur spannend, sondern auch sehr interessant zu lesen.
    Nachdem ich mit den zeitlichen Sprüngen klar kam, hat sich ein gut recherchierter Blick auf die „deutsche Gesellschaft“ und Unterstützung des Naziregimes von den USA aus ergeben. Mir war nicht bekannt, dass eine beachtliche Gruppe an Unterstützern von Amerika aus verschlüsselte Botschaften an Nazi-Deutschland gefunkt haben. Es ist schon erschreckend zu lesen, wie schnell ein einfacher und unbescholtener Mann wie Josef in eine Geheimdiensttätigkeit hineingezogen wurde.
    Josef kam mir naiv und hilflos vor, so allein in NY. Die Sprünge in Josefs Vergangenheit lasen sich wie die Niederschrift eines Ich-Erzähler - als würde Josef sich in bestimmten Situationen an die Vergangenheit erinnern, sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Das hat seine Lebensgeschichte sehr lebendig gemacht und auch persönlich. Der meist nüchterne Schreibstil war leicht zu lesen und hat den historischen Hintergründen genug Raum gegeben, ohne dabei zu sehr darauf fokussiert zu sein. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, Josef ganz nah zu sein, doch dann entzog er sich wieder. Diese Zerrissenheit in seinem Charakter und auch seinen Handlungen, die sich stets an die momentane Situation angepasst haben, kommen sehr klar zur Geltung. Wie Josef sich zum Aufpolieren seines Egos plötzlich als Funker für die Deutschen mitten in New York wiederfindet, ist sehr eindringlich und realistisch beschrieben. Die Rückblenden in Joe/Josefs Leben sind schon emotionaler, dennoch so knapp und kurz gehalten, wie es zu seinem Wesen passt. Lauren blieb in der Geschichte sehr geheimnisvoll und zeitweise hatte ich den Verdacht, dass sie auf Josef angesetzt wurde. Was Josefs Bruder Carl und dessen Frau betrifft: die beiden sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Edith wirkt blass, verletzlich und devot. Doch es gibt Momente, da blitzt ihre Kraft durch. Carl ist ein strenger, etwas weltfremder Mann, der mir nicht sympathisch, aber auch nicht wirklich unsympathisch ist. Ihn wusste ich nicht so recht einzuordnen. Einerseits denkt er bei Josefs Rückkehr nach Deutschland an seine Pflicht als Bruder, andererseits geht er davon aus, dass Josef mit den Taschen voller Geld zurückkehrt und ihm unter die Arme greift. Dies wiederum zeigt, wie sehr sich die Vorstellung von den deutschen Auswanderern in New York zur Wirklichkeit unterscheidet. So wie Carl dachten wohl viele Deutsche, die in ihrem Land blieben und den Krieg mit all seinen Schrecken und Gräueln überlebt haben: wer in die Vereinigten Staaten gegangen war, hatte sein Glück gemacht. Leider entsprach das ganz und gar nicht der Realität. Ulla Lenze hat diese Diskrepanz ganz hervorragend ausgearbeitet, wie auch die Beziehung der beiden Brüder.

    Die „Lebensbeichte“ eines Mannes, der aus Naivität und Hilflosigkeit in eine gefährliche Geheimdiensttätigkeit der Deutschen in den Vereinigten Staaten rutscht, hat mir sehr gut gefallen und meinen Horizont erweitert. Ich bekam Einblicke in die Spionagetätigkeit und den Glauben der emigrierten Deutschen an die Richtigkeit des deutschen Vorgehens in Europa. Auch die Ausgrenzung Deutscher in den USA taucht als Thema in diesem Roman auf und zeigt, dass sie es nicht leicht hatten. Ich bin von der Geschichte beeindruckt und die seltsame Stimmung, die über dem Erzählten liegt.

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    Anna O., 25.02.2020

    Perspektiven des Krieges

    Ulla Lenze verarbeitet in ihrem Roman "Der Empfänger" die Lebensgeschichte ihres Großonkels Josef Klein. Als deutscher Auswanderer und begeisterter Amateurfunker gerät er in New York unfreiwillig in das Spionagenetzwerk der deutschen Abwehr. Seine Bemühungen, den rechten Kreisen zu entkommen, scheitern. In der Nachkriegszeit verliert er seine Wahlheimat und kommt bei seinem Bruder und seiner Schwägerin in Neuss unter. Doch das Verhältnis der Brüder ist angespannt, so dass Josef letztendlich eine neue Heimat in Südamerika sucht.
    Ich fand die Geschichte sehr interessant. Was in den ersten zwei Dritteln an Spannung fehlt, machen die starken Charaktere locker wett. Die Beziehung zwischen Josef und seinem Bruder wird sehr eindrucksvoll geschildert. 25 Jahre waren sie getrennt und haben den Krieg von ganz unterschiedlichen Seiten kennengelernt. Nun stehen sie sich gegenüber und vieles steht zwischen ihnen. Leider hatte ich manchmal das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen fehlt um alles richtig einordnen zu können. Oft empfinde ich Personenverzeichnisse und Glossare als überflüssig, bei diesem Buch hätte ich mir beides gewünscht. Nichts desto trotz ein starker Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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    AnnaMagareta, 19.03.2020

    Ein Stück Deutsch-Amerikanische Geschichte

    „Der Empfänger“ ist ein historischer Roman der Autorin Ulla Lenze, der die deutsche Geschichte einfach einmal aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet.

    Josef Klein ist aus Deutschland nach New York ausgewandert. Er mag das multikulturelle Treiben der Stadt und ist alles andere als ein Nazi. Diese werben ihn aber wegen seiner Funker-Kenntnisse für den nationalsozialistischen Geheimdienst an und bevor es Josef richtig bewußt wird, steckt er mittendrin.

    Die Handlung des Romans erstreckt sich über mehrere Zeitebnen und drei Handlungsorte - New York, Deutschland, Costa Rica. Die Autorin berichtet im Wechsel durch Rückblenden und obwohl der Schreibstil leicht zu lesen und durch die Dialoge sehr lebendig ist, erfordert er gleichzeitig auch einiges an Konzentration, da sich die Handlung durch viele kleine Puzzlestückchen zusammenfügt.

    Josef ist ein interessanter Protagonist, ein wenig opportunistisch, aber weltoffen und nicht unkritisch. Er lässt sich gerne treiben und wirkt zwischenzeitlich ein wenig orientierungslos. Das Verhältnis zu seinem Bruder Carl, bei dem er nach seiner Rückkehr aus den USA unterkommt, ist angespannt und konfliktreich.
    Ulla Lenze hat in ihre Rahmenhandlung – einen deutschen Auswanderer, der während des Krieges unbeabsichtigt als Spion der Nazis instrumentalisiert wird – aus einer ungewöhnlichen Perspektive beschrieben und interessante historische Details eingebaut. Gleichzeitig gelingt es ihr die Atmosphäre der verschiedenen Viertel in New York und auch die im Nachkriegsdeutschland gut einzufangen. Die geschilderten Kontraste, die unterschiedlichen Handlungsorte und der Wechsel zwischen den Zeitebnen machen das Gelesene spannend und abwechslungsreich.

    Abschließend befindet sich im Anhang eine umfangreiche Zusammenstellung von weiteren Werken, die der Autorin auch als Quelle gedient haben, womit das Buch perfekt abgerundet wird.

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    signalhill, 05.04.2020

    Zufällig - Spion

    Mit "Der Empfänger" beleuchtet Ulla Lenze einen Teil deutscher und amerikanischer Geschichte, der bisher wenig Beachtung geschenkt wurde. Für mich sind aber einige Teile des Buches sehr viel prägnanter und intensiver als nur die Tatsache, dass Josef Klein sich schuldig gemacht hat und Spion im Netzwerk der Nazis in den USA wurde.

    Zurück in Deutschland, wohnt er zuerst bei seinem Bruder Carl und dessen Frau. Carl hatte den Auswandererwunsch nie leben dürfen, und die Familie hat in den Kriegs- und Nachkriegszeiten gelitten, haben aber das Gefühl, dass Josef gute Zeiten hatte; schließlich hat er ja auch immer die Care-Pakete nach Hause geschickt. Die wahre Geschichte bleibt ihnen verborgen.

    Doch was mich sehr berührt hat, ist Josefs Verhältnis zu seinem Bruder und seiner Frau, das sich-wieder-Kennenlernen, das Misstrauen, vielleicht der Neid, ebenso aber auch das Verschweigen und Leugnen der Kriegsgeschehnisse. Atmosphärisch hat "Der Empfänger" hier einiges zu bieten.

    Der Roman hat etwas Bedrückendes, das aber auch fesselnd wirkt. Er spricht außerdem ein Thema an, das mich sehr interessiert und über das ich bisher nichts wusste. Damit bekommt "Der Empfänger" von Ulla Lenze von mir alle Sterne.

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    AnnaMagareta, 21.03.2020

    Ein Stück Deutsch-Amerikanische Geschichte
    „Der Empfänger“ ist ein historischer Roman der Autorin Ulla Lenze, der die deutsche Geschichte einfach einmal aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet.
    Josef Klein ist aus Deutschland nach New York ausgewandert. Er mag das multikulturelle Treiben der Stadt und ist alles andere als ein Nazi. Diese werben ihn aber wegen seiner Funker-Kenntnisse für den nationalsozialistischen Geheimdienst an und bevor es Josef richtig bewußt wird, steckt er mittendrin.
    Die Handlung des Romans erstreckt sich über mehrere Zeitebnen und drei Handlungsorte - New York, Deutschland, Costa Rica. Die Autorin berichtet im Wechsel durch Rückblenden und obwohl der Schreibstil leicht zu lesen und durch die Dialoge sehr lebendig ist, erfordert er gleichzeitig auch einiges an Konzentration, da sich die Handlung durch viele kleine Puzzlestückchen zusammenfügt.
    Josef ist ein interessanter Protagonist, ein wenig opportunistisch, aber weltoffen und nicht unkritisch. Er lässt sich gerne treiben und wirkt zwischenzeitlich ein wenig orientierungslos. Das Verhältnis zu seinem Bruder Carl, bei dem er nach seiner Rückkehr aus den USA unterkommt, ist angespannt und konfliktreich.
    Ulla Lenze hat in ihre Rahmenhandlung – einen deutschen Auswanderer, der während des Krieges unbeabsichtigt als Spion der Nazis instrumentalisiert wird – aus einer ungewöhnlichen Perspektive beschrieben und interessante historische Details eingebaut. Gleichzeitig gelingt es ihr die Atmosphäre der verschiedenen Viertel in New York und auch die im Nachkriegsdeutschland gut einzufangen. Die geschilderten Kontraste, die unterschiedlichen Handlungsorte und der Wechsel zwischen den Zeitebnen machen das Gelesene spannend und abwechslungsreich.
    Abschließend befindet sich im Anhang eine umfangreiche Zusammenstellung von weiteren Werken, die der Autorin auch als Quelle gedient haben, womit das Buch perfekt abgerundet wird.

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    Laura W., 01.04.2020 bei bewertet

    G Das Cover des Buches passt sehr gut finde ich, es ist in schwarz weiss gehalten und man sieht darauf einen Mann, der sicher der Protagonistin sein soll.mich versetzen solche schwarz-weiss Fotografien immer sofort in der Zeit zurück.

    Im Buch geht es um den deutschen Auswanderer Josef "Joe", einen Amateurfunker, der sich im zweiten Weltkrieg in politische Machenschaften verstrickt. Das Buch beleuchtet die Spionage des Naziregimes in den USA zu dieser Zeit. Die Geschichte wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt, einmal 1939 in New York, und dann in den 50 Jahren in Neuss, in denen Josef bei seinem Bruder in Deutschland lebt. Die Kapitellänge ist sehr angenehm, wie auch die Schriftgrösse.

    Mir hat das Buch so gut gefallen,da es einmal einen anderen Ort im zweiten Weltkrieg beleuchtet. Man weiss sehr viel über Deutschland zu dieser Zeit, doch wie es in den USA ausgesehen hat war mir bisher ziemlich unbekannt. Ich fände es sehr interessant und faszinierend mehr darüber zu erfahren. Der Schreibstil ist leicht verständlich und teilweise auch sehr eindrücklich erzählt. So zum Beispiel wie er als Auswanderer mit dem Schiff in den USA ankommt. Man erfährt viele wissenswerte Details über Spionage, das Funken und wie das Naziregimes es schaffte funkter für sich arbeiten zu lassen. Auch eine kleine Liebesgeschichte ist im Buch verpackt.

    Das einzige, das mich gestört hat waren ddie Zeitsprünge im Buch. Manchmal wusste ich nicht was schon passiert ist und was mich passiert bzw man musste sehr konzentriert lesen. Ausserdem hätte ich mir manches noch detaillierter gewünscht, gerade Die Zeit die Josef im Gefängnis in Amerika verbringt. Josef ist ein sympatischer wenn auch naiver und irgendwie hilfloser Protagonist.

    Fazit: eine außergewöhnliche Geschichte mit kleinen Schwächen die mir dennoch sehr gefallen hat. Für fans des Genres und Leser, die mal etwas anderes über die Zeit des zweiten Weltkriegs erfahren wollen zu empfehlen!

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