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  • 4 Sterne

    17 von 21 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara, 24.02.2020

    Die Hauptfigur Josef Klein ist die Geschichte des Großonkels von der Autorin Ulla Lenze. Sie erzählt wie er in die USA auswanderte , Kontakt zu falschen Freunden bekommt und dadurch in ein Spionagenetzwerk gerät . Er kann nicht mehr aussteigen und wird letztendlich verhaftet. Nachdem Krieg wird er aus den USA ausgewiesen und kommt in seine Heimat zurück. Er kommt bei seinem Bruder unter,aber auch hier fühlt er sich nicht wohl . Er versucht nochmals sein Glück im Ausland, er fährt nach Südamerika. Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil,der sich gut lesen lässt. Die Kapitelüberschriften sagen einem wo die Geschichte gerade spielt ,dadurch kann man die Weitsprünge gut nachvollziehen. Es ist ein zeitgeschichtlich interessanter Roman .

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  • 5 Sterne

    8 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lialuna, 25.02.2020 bei bewertet

    aktualisiert am 25.02.2020

    Perspektiven des Krieges
    Ulla Lenze verarbeitet in ihrem Roman "Der Empfänger" die Lebensgeschichte ihres Großonkels Josef Klein. Als deutscher Auswanderer und begeisterter Amateurfunker gerät er in New York unfreiwillig in das Spionagenetzwerk der deutschen Abwehr. Seine Bemühungen, den rechten Kreisen zu entkommen, scheitern. In der Nachkriegszeit verliert er seine Wahlheimat und kommt bei seinem Bruder und seiner Schwägerin in Neuss unter. Doch das Verhältnis der Brüder ist angespannt, so dass Josef letztendlich eine neue Heimat in Südamerika sucht.
    Ich fand die Geschichte sehr interessant. Was in den ersten zwei Dritteln an Spannung fehlt, machen die starken Charaktere locker wett. Die Beziehung zwischen Josef und seinem Bruder wird sehr eindrucksvoll geschildert. 25 Jahre waren sie getrennt und haben den Krieg von ganz unterschiedlichen Seiten kennengelernt. Nun stehen sie sich gegenüber und vieles steht zwischen ihnen. Leider hatte ich manchmal das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen fehlt um alles richtig einordnen zu können. Oft empfinde ich Personenverzeichnisse und Glossare als überflüssig, bei diesem Buch hätte ich mir beides gewünscht. Nichts desto trotz ein starker Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    7 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tara, 19.03.2020 bei bewertet

    Ein Stück Deutsch-Amerikanische Geschichte

    „Der Empfänger“ ist ein historischer Roman der Autorin Ulla Lenze, der die deutsche Geschichte einfach einmal aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet.

    Josef Klein ist aus Deutschland nach New York ausgewandert. Er mag das multikulturelle Treiben der Stadt und ist alles andere als ein Nazi. Diese werben ihn aber wegen seiner Funker-Kenntnisse für den nationalsozialistischen Geheimdienst an und bevor es Josef richtig bewußt wird, steckt er mittendrin.

    Die Handlung des Romans erstreckt sich über mehrere Zeitebnen und drei Handlungsorte - New York, Deutschland, Costa Rica. Die Autorin berichtet im Wechsel durch Rückblenden und obwohl der Schreibstil leicht zu lesen und durch die Dialoge sehr lebendig ist, erfordert er gleichzeitig auch einiges an Konzentration, da sich die Handlung durch viele kleine Puzzlestückchen zusammenfügt.

    Josef ist ein interessanter Protagonist, ein wenig opportunistisch, aber weltoffen und nicht unkritisch. Er lässt sich gerne treiben und wirkt zwischenzeitlich ein wenig orientierungslos. Das Verhältnis zu seinem Bruder Carl, bei dem er nach seiner Rückkehr aus den USA unterkommt, ist angespannt und konfliktreich.
    Ulla Lenze hat in ihre Rahmenhandlung – einen deutschen Auswanderer, der während des Krieges unbeabsichtigt als Spion der Nazis instrumentalisiert wird – aus einer ungewöhnlichen Perspektive beschrieben und interessante historische Details eingebaut. Gleichzeitig gelingt es ihr die Atmosphäre der verschiedenen Viertel in New York und auch die im Nachkriegsdeutschland gut einzufangen. Die geschilderten Kontraste, die unterschiedlichen Handlungsorte und der Wechsel zwischen den Zeitebnen machen das Gelesene spannend und abwechslungsreich.

    Abschließend befindet sich im Anhang eine umfangreiche Zusammenstellung von weiteren Werken, die der Autorin auch als Quelle gedient haben, womit das Buch perfekt abgerundet wird.

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  • 3 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Beust, 23.02.2020 bei bewertet

    Josef möchte lieber Joe heißen, notfalls Josef, aber bitte nicht José. Er kommt aus Deutschland, wanderte in den späten 1920ern nach New York aus und muss nach dem Krieg in Argentinien und Costa Rica wohnen, will aber eigentlich immer zurück nach America. Darum auch Joe. Ulla Lenze erzählt die interessante Auswanderergeschichte Josefs und öffnet gleichzeitig den Blick in ein Kapitel der Geschichte, das keine große Lobby hat, nämlich das Schicksal der vielen Deutschen in den USA während der Nazizeit. Wie rotteten sich die Gesinnungsnazis damals in den USA zusammen? Wie wurden sie für die Pläne des Deutschen Reichs instrumentalisiert? Welche Rolle spielten sie auf dem Spielbrett des Krieges? Welche Aktivitäten entfaltet die deutsche Abwehr seinerzeit unter den möglicherweise rekrutierbaren Volksgenossen im Ausland? Das ist spannend und interessant - im Anhang gibt es gleich eine Reihe von Literaturtipps, denen man weiter folgen kann. Muss man aber nicht, denn Lenzes Roman ist womöglich Sachbuch genug.

    Das Buch krankt an einem Unglück, das historisch verbürgte Stoffe - Lebensgeschichten von Verwandten zumal - oft befällt: Es wirkt zu einzelfallartig, zu stringent erzählt, zu wenig exemplarisch, zu „komplett“. Dabei kann Lenze schreiben, ihr fallen unverbrauchte Metaphern ein, sie setzt Figuren und Schauplätze anschaulich in Szene und hat ein bewunderungswürdiges Auge für das Detail. Auch die verschachtelte Konstruktion unterschiedlicher Zeiten ist handwerklic gelungen.

    Das Problem ist also die Grundanlage des Romans selbst: Josef ist ein Heimtaloser, ein Zerrissener, ein Antiheld-wider-Willen. Er wird gegen seinen Willen vom deutschen Geheimdienst eingesetzt und gegen seinen Willen vom FBI benutzt. Nach Internierung abgeschoben wieder in Deutschland kebt er gegen seinen Willen beim Bruder Carl, um dann verlegenheitshalber nach Argentinien zu pilgern, um wieder nach New York kommen zu können. Man liest viel Interessantes über die Ultrarechte in den USA, über Nazis jenseits des Großen Teichs. Über frühe Fake News wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ (S. 44) und die mehr als aktuell klingende Agitation der klerikalen Fundamentalisten in den Staaten. Über die Truppe von Canaris und dessen klandestinen Widerstand. Über die Schwierigkeiten des Neuanfangs in Deutschland nach der Befreiung. Über das verkorkste Brüderverhältnis der Zwischenkriegsgeneration. Über die unverbesserlichen Alten Kameraden.

    Aber nach „der Empfänger“ habe ich den Eindruck, nicht mehr zu wissen, als mir ein Sachbuch auch vermittelt hätte.

    Das hat auch sehr viel mit den beiden zentralen Figuren zu tun, den Brüdern Josef und Carl: Beide sind nicht nationalsozialistisch, nicht rassistisch, nicht antisemitisch eingestellt, Beide müssen nicht im Krieg dienen. beide sind eher Opfer der Zeitläufte, in denen sie leben. Vor allem Josefs Einsatz als Funker im Dienste des Reiches ist eine Tätigkeit ohne Schuld. „Ich denke nur, dass ich einfach zu blöd war.“ (S. 295) Der Eindruck beschleicht mich auch. Aus diesem Einzelschicksal kann ich keine Erkenntnis über die Zeit saugen. ich kann nur feststellen, dass ein Auswandererschicksal offenbar das Gefühl fundamentaler Entwurzelung erzeugt. Und? Das hätte ich vorher schon gewusst. Am besten gelingt Lenze die Spannung zwischen Josef und seiner (sehr) amerikanischen Freundin Lauren, die in ihrem Freund den Kollaborateur vermutet und ihn als Deutschen kritisch begleitet.

    Mit dem Nazimilieu in New York um 1939, mit Canaris, mit der Nachkriegsnot am Rhein, mit der „Rattenlinie“ nach Argentinien und den dortigen Alt-Nazikolonien hat sich Lenze thematisch überladen und führt nichts richtig aus. Mithin: Gut lesbarer, interessanter Stoff mit mangelnder Tiefe.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M.M., 07.04.2020

    Das Buch "Der Empfänger" von Ulla Lenze ist in unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelt, was dem Leser sehr viel Konzentation beim Lesen abverlangt. Immer wieder wechselt die Autorin von der Vorkriegszeit in den USA in die 50er Jahre Westdeutschlands.

    Wie fing es an? Ein Brüderpaar - von einem sehr strengen Vater erzogen, der seine Söhne regelmäßig übelst verprügelte - wollte nach dem 1. Weltkrieg in die USA auswandern. Josef schaffte es, doch sein Buder verlor auf unglückliche Weise (hing es mit dem prügelnden Vater zusammen?) ein Auge und ihm wurde der Wunsch verwehrt.

    Der Roman beginnt mit dem Besuch Josefs Anfang der 50er Jahre im vom Kriege zerstörten Deutschland. Hatte man dort den wohlhabenden Amerikaner erwartet der regelmäßig Care-Pakete schickte, so wird man bei seiner Ankunft enttäuscht. Vor der Tür steht ein armer Schlucker, dessen ganze Habe in einen einzigen Koffer passt. Josef gehörte zu den Einwanderern, für die das Geld nicht auf der Straße lag. Er verdiente seinen Lebensunterhalt in einer Druckerei. Was dort produziert und unter die Leute gebracht wurde, war nicht ganz legal, aber auch nicht ganz gegen die Gesetze. Eine Grauzone. Doch die dtsch. Agenten in den USA wurden dadurch auf den Amateurfunker Josef aufmerksam und dieser erlag der Lockung des Geldes und wird Teil einer Agententätigkeit der Nazis in den USA.

    Natürlich musste ihm klar sein, auf was er sich einließ,. Aber er fragte nie konkret nach, was er in die alte Heimat funkte, wollte es auch nicht so genau wissen. Seine Tätigkeit würde er später damit rechtfertigten, dass er nicht eingeweiht war und seine (lahmen) Nachfragen nicht konkret beantwortet wurden. Doch Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Als die USA in den 2. Weltkrieg eintraten, wurde Josef verhaftet und landete auf Long Island im Gefängnis.

    Ich würde Josef als den typischen Mitläufer bezeichnen. Alles bleibt schwammig - genau wie das Gesicht des Mannes auf dem Cover des Buches. Genau so war Josef, keine klare Struktur, weder im Lebenslauf noch im Charakter. Er fängt vieles an, doch nichts macht er mit vollem Einsatz oder Überzeugung. Er arbeitet ein wenig für den dtsch. Geheimdienst - jedoch nicht so, dass er sich schuldig fühlen müsste. Egal ob es sich ums Geldverdienen handelte, um seine Beziehungen über die Jahre zu verschiedenen Frauen oder als er glaubt, dass ihn endlich die Liebe erwischt hätte - war sich aber auch darin nicht richtig sicher - zu seiner Lebensgefährtin: Überall lässt er sich ein Hintertürchen offen, durch das er entwischen kann.

    Die einzig wirkliche Bindung, verbunden mit Verantwortungsgefühl, empfand er nur für seinen Hund um den er sich auch noch während seiner Haft sorgte. Man darf nicht vergessen, Josef war ein Kind seiner Zeit. Der erste Weltkrieg ließ Europa in Trümmern zurück. Nicht nur die Städte waren zerstört, auch die alten Machtstrukturen und alte Ordnungen hatten keine Gültigkeit mehr.

    Wie die Autorin betont, ist dieses Buch keine reine Phantasie. Der Roman basiert auf den Erzählungen ihres Onkels. Obwohl ich sehr viel über Nazi-Deutschland las, bisher war mir nicht bewusst, wie weit dessen Arm reichte. Ja, dass man diesen schon so weit in die USA streckte um auch dort Fuß zu fassen - was aber letztlich und Gott sei Dank - vom FBI abgeblockt wurde und nicht gelang. Dies wird in dem Buch nur angerissen, nicht weiter vertieft, aber interessierte Leser werden es wohl nicht dabei bewenden lassen und mehr darüber erfahren wollen.

    Doch zurück zu Josef. In Deutschland hielt ihn auf Dauer nichts. Zu weit hatte er sich in den vergangenen Jahren davon entfernt und er ließ wieder seine alten Verbindungen spielen, nach Südamerika ausreisen zu können, traf dort auf ehemalige Nazi-Weggefährten. Doch nun war er gewarnt, erteilte denen, die in Südamerika geheime Übernahmepläne schmiedeten und Deutschland wieder unter ihre Macht bekommen wollten eine Absage.

    Mich packte dieses Buch von der ersten Seite an. Nicht nur was den Inhalt anbelangte, sondern auch der klare Schreibstil von Ulla Lenze.

    Lesenswert!

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 20.02.2020

    Wenig bekanntes Kapitel deutscher Geschichte
    Die renommierte Autorin Ulla Lenze hat die Lebensgeschichte ihres Großonkels in einem Roman verarbeitet.
    Der Protagonist Josef Klein wandert 1925 als 22- Jähriger in die USA aus. Eigentlich sollte sein jüngerer Bruder Carl mitkommen. Doch der verliert durch einen Unfall ein Auge und das bedeutet den Verlust der Einreisegenehmigung. Nun muss sich Josef allein in New York zurechtzufinden. Doch er findet Arbeit in einer Druckerei und eine kleine Wohnung in Harlem. Seine große Leidenschaft gehört der Amateurfunkerei. Das eröffnet dem Einzelgänger den Kontakt zur weiten Welt. Dabei lernt er auch Lauren kennen, eine junge Amerikanerin.
    Durch seine Arbeit in der Druckerei hat Josef Umgang mit verschiedenen politischen Gruppierungen, wie z.B. „America for white people “, die offen ihre Sympathien für Nazi- Deutschland zeigen. Auch unter den deutschen Einwanderern finden sich viele Anhänger Hitlers. Josef verteilt zwar die Flugblätter, die Parolen darauf gehen ihm aber zu weit. Und eigentlich interessiert er sich wenig für Politik, hat zu vielem keine eigene Meinung.
    Wegen seiner Funkertätigkeit wird er interessant für bestimmte Kreise , die für die deutsche Abwehr arbeiten. Anfangs glaubt Josef noch, es gehe um Informationen für deutsche Firmen, aber bald ist offensichtlich, wofür er in seiner Naivität missbraucht wird. Seine Freundin Lauren durchschaut die Situation früher als er. Doch ein Ausstieg stellt Josef vor große Herausforderungen.
    Neben der Handlung in den USA gibt es noch eine weitere Erzählebene, die 1949 in Deutschland spielt. Josef ist zu Besuch bei seinem Bruder und dessen Familie. Aber er fühlt sich fremd in der alten Heimat; erkennt sie kaum wieder nach den Zerstörungen im Krieg. Auch die Enge in Carls Familie bedrückt ihn. Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern ist angespannt. Zwar ist Carl dankbar für die Care- Pakete, die Josef nach dem Krieg geschickt hat. Doch weshalb war sein Bruder in Amerika inhaftiert? Nur nach und nach erzählt Josef von den Machenschaften, in die er verstrickt war. Die Beziehung zwischen den beiden Männern bleibt weiter angespannt. Zu viel Verschwiegenes, zu viel unausgesprochene Vorwürfe stehen zwischen ihnen. Josef verlässt Deutschland wieder. Mit Hilfe alter Nazi - Seilschaften gelingt ihm die Einwanderung nach Argentinien. Aber hier schafft Josef den Absprung. Nicht noch einmal lässt er sich von diesen Leuten missbrauchen. Er zieht weiter nach Costa Rica. Dort spielt dann auch die Rahmenhandlung im Jahr 1953.
    Ulla Lenze hat einen ungeheurer vielschichtigen Roman geschrieben über ein wenig bekanntes Kapitel deutscher Geschichte. Sie hat genau recherchiert und beschreibt eine Menge Details . Dabei erfährt der Leser sehr viel über die Lage und die Atmosphäre in den USA kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs. „Der Empfänger“ ist nun aber kein spannender Spionagethriller, eher das Psychogramm eines kleinen Mannes ( nicht umsonst heißt der Protagonist Josef Klein ), der unversehens in die Machenschaften der großen Politik verstrickt wird. Dabei weiß er selbst nicht genau, ob er Täter oder eher Opfer war. Der „ Held“ bleibt wie auf dem Cover eher eine schemenhafte Figur, voller innerer Zerrissenheit und Widersprüche. Die Sprache ist meist nüchtern und klar, dazwischen gibt es immer wieder Stellen voller Poesie.
    „Der Empfänger“ ist ein klug komponierter, zeitgeschichtlich interessanter Roman, dessen Figuren dem Leser aber nicht wirklich nahekommen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maria B., 16.02.2020

    Nirgends mehr daheim

    Josef Klein wird 1949 aus amerikanischer Haft in seine Heimat Deutschland abgeschoben. Er kommt in ein notleidendes Land zu seinem Bruder Carl und dessen Frau Edith. Da er über den Grund seines Gefängnisaufenthaltes nicht offen sein kann, schwelt bald ein tiefes Misstrauen zwischen den Brüdern. Schliesslich standen sie in den vergangenen Jahren auf jeweils feindlichen Seiten.
    Vorurteile prägen den Alltag. Wie so oft, sieht sich jeder auf der Seite der moralisch Besseren. Auf der Seite derer, die das einzig Richtige getan haben. Und so ist Josef auch in seiner Heimat nicht willkommen. Er wandert Jahre später wiederum aus, wieder über den grossen Teich.
    Doch vor 25 Jahren träumten sie noch von einer Zukunft in den Vereinigten Staaten. Carl wurde durch einen Unfall am Auswandern gehindert und musste im Rheinland zurückbleiben. Josef schaffte es und fand Arbeit in einer New Yorker Druckerei. Er wurde zu Joe, zum Amateurfunker (der Buchtitel ist ein Hinweis), geriet in rassistische und Nazi-Gruppierungen. Doch ehe er so richtig in der Neuen Welt angekommen war, brach der 2. Weltkrieg aus, und alles änderte sich grundlegend. Denn ein Funker wird gerade in Kriegszeiten schnell der Spionage verdächtigt.
    Ulla Lenze hat die Handlung am Leben ihres Onkels ausgerichtet. Mit Spannung und Farbe schildert sie eine Menge Stories rund um die Leitgeschichte. Immer wieder legt sie das Innere und die Überlegungen der Personen offen. Hilfreich, wenn nicht notwendig sind die zeitlichen Hinweise zu Beginn der einzelnen Abschnitte. Denn die Rückblicke sind nicht leicht durchschaubar.
    Als Leser kann man sich dem Thema nicht entziehen. Es geht sehr nahe, gerade wenn man selbst zu den Emigranten gehört. Mich hat auch der Schreibstil sehr angesprochen. Lenze hat es verstanden, mit Leben und Drive ein interessantes Schicksal zu zeichnen. Sie hat auch den Familiennamen Klein gut gewählt, denn es ist die Geschichte des kleinen Mannes, der in turbulenten Zeiten ungewollt zwischen sämtliche Stühle gerät.
    Das heutige Geschehen in Amerika zeigt, wie aktuell der Roman ist. Denn nationalistisch gesinnte Politiker sind dort nach wie vor tätig, offener denn je. Die Unterteilung des Coverbildes samt den verschwommenen Stellen geht auf die Zerrissenheit des Heimkehrers Josef sehr deutlich ein. Ich empfehle das Buch allen geschichtlich Interessierten.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    celia k., 21.02.2020

    Was für ein tolles Buch! Als ich die Leseprobe gelesen hatte, ging ich davon aus, dass es sich um eine Spionage-Geschichte im 2. Weltkrieg handeln würde. Zwar ist dies auch ein Thema das in diesem Buch vorkommt, aber es geht um etwas ganz anderes. Es geht eigentlich um eine Mann der zufällig, dadurch, dass er die falschen Menschen kennt, bzw. mit ihnen Umgang hat, sich plötzlich in der Situation wieder findet, dass Nazi Anhänger seine Dienste einfordern. Und jetzt kommt die eigentliche Thematik des Buches. Wie kommt man aus so einer Sache wieder raus. Wann ist der Punkt zum Aussteigen noch möglich, wann verpasst man ihn. Es geht darum wie eine kleine Entscheidung das ganze Leben hätte verändern können. Josef ist ein liebenswerter Kleinbürger der es nach New York geschafft hat, bevor der Krieg in Deutschland ausbrach. Er hat nichts für Hitler übrig, aber er findet wie die meisten Emigranten, Schutz und Gemeinschaft bei anderen deutschen Emigranten. Ihm kommt die ganze Geschichte von Anfang an spanisch vor, als man ihm ein Geschäft, eine neue Arbeit anbietet, dennoch sagt er nie wirklich nein. Er hat aber auch nie wirklich ja gesagt. Das Buch regt zum nachdenken an, dass man einfach Verantwortung übernehmen muss, für sich und seine Taten. Wer nichts tut, tut auf jeden Fall das falsche. Ausserdem ist das Buch sehr schön geschrieben und die Personen kommen einem auf einer menschlichen Ebene sehr nah. Wirklich gut.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 16.02.2020

    Josef „Joe“ Klein wandert, um der Armut im Deutschland der Zwischenkriegszeit zu entkommen, nach Amerika aus. Ursprünglich hätten sowohl Josef als auch sein jüngerer Bruder nach Amerika gehen sollen. Aufgrund eines Unfalls, über den nichts näheres bekannt ist, als dass Carl ein Auge verliert, muss der jüngeren in Deutschland bleiben. Doch auch in New York fliegen Joe keine gebratene Tauben in den Mund. Im Gegenteil, er fristet sein Leben mit Gelegenheitsjobs. Sein einzige Vergnügen ist das Amateurfunken, das ihn bald in das Visier der amerikanischen Nazis geraten lässt. Es dauert bis er begreift, dass er hier nur Mittel zum Zweck ist und als Ablenkungsmanöver für so manche echte oder vermeintliche Geheimdienstaktion fungiert..

    Es kommt wie es kommen muss, als Deutschland den Zweiten Weltkrieg entfesselt, wird er interniert und nach Ende des Krieges nach Deutschland abgeschoben. Auch dort kann er nicht mehr Fuß fassen und deshalb begibt er sich auf die Reise nach Südamerika, wo er wieder auf die alten Bekannten aus den USA trifft.

    Meine Meinung:

    Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten. Er zeigt die Zerrissenheit des Josef Klein, der sich weder in der alten noch in der neuen Heimat zurecht findet. Wir begleiten Klein über rund 30 Jahre seines Lebens. Immer wieder springt die Autorin durch Zeit um Raum, was es dem Leser nicht ganz einfach macht, die jeweilige Lebenssituation von Josef Klein zu überblicken.
    Sein Wiedersehen im Jahr 1949 mit Bruder Carl und dessen Familie ist auch nicht friktionsfrei. Die Zerstörung Deutschlands und die vielen unausgesprochenen Fragen lassen das Zusammenleben schwer sein. Kurz werden einmal die Nazi-Gräuel angesprochen, aber nur ganz kurz. Man hätte ohnehin verbotenerweise BBC gehört, rechtfertigt sich Carl. Josef genügt das als Verteidigung nicht. Doch sein eigenes Verhalten, nämlich Flugzettel für die US-Nazis zu verteilen, ist ebenfalls fragwürdig.

    Zwischen Jo und der Schwägerin Edith liegt so etwas wie eine unterschwellige Erotik in der Luft, der natürlich nicht nachgegeben werden darf. Bruder Carl ist zutiefst verunsichert und schlägt scheinbar grundlos seinen Sohn. Sollte der aus einer außerehelichen Beziehung von Edith stammen? Alles in allem ein sehr düsteres Familienidyll. Gleichzeitig ist dieser Roman eine Aneinanderreihung von Missverständnissen und Vorurteilen auf beiden Seiten.


    Der Roman beschreibt ein nicht allzu offen diskutiertes Thema, das vielen Lesern nicht bekannt sein dürfte: Dass es auch in den USA Nazis gab (und auch noch immer gibt). Sie verstecken sich häufig hinter Gruppierungen, die gegen Farbige auftreten und/oder „America First“ schreien.

    Das Stimmungsbild auf beiden Seiten des Atlantiks ist gut getroffen. In Summe wirft der Roman allerdings mehr Fragen auf, als er beantwortet.

    Fazit:

    Ein interessantes Thema, trotzdem hat mich dieser Roman nicht zur Gänze überzeugt. Daher bleibt es bei 3 Sternen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 22.03.2020

    Josef Klein ist vor Jahren in New York gelandet, hielt sich eigentlich immer für einen unpolitischen Menschen. Doch mit einem erstarkenden Hitler an Deutschlands Spitze, kann kein Deutscher mehr unpolitisch sein. Josefs Hobby, das Amateurfunken, führt dann auch dazu, dass er sich schnell auf der Seite der Nazis wiederfindet, die in den USA Spionage betreiben. Ungewollt wird er immer tiefer in ihre Kreise gezogen.

    Lenze setzt den Schwerpunkt ihres Romans auf die Spionage der Nazis im Ausland. Das Netzwerk ist großflächig, nicht sonderlich gut versteckt und funktioniert ausgezeichnet. Auch wegen Personen wie Josef Klein, die zwar politisch nicht hinter der Ideologie stehen, aber gleichzeitig auch nicht so recht aufbegehren oder Annäherungsversuche abwehren. Überhaupt wirkt Klein in seinem ganzen Tun sehr passiv, eigene Meinung hat er anscheinend auch keine. Seine Figur ist durch und durch blass, sei es in seiner New Yorker Zeit, sei es in den Erzählsträngen zu späterer Zeit. Dabei ist sein Leben sehr spannend, die Verwicklungen mit FBI und der deutschen Abwehr unter Canaris hätten einen packenden Roman erzeugen können. Aber alles bleibt distanziert, emotionslos und eher nüchtern. Selbst ein Sachbuch über dasselbe Thema hätte sich wahrscheinlich interessanter gelesen, denn die Autorin lässt zwar viele historische Aspekte einfließen, reißt aber alles zu kurz an um ausgiebige Hintergründe zu liefern. Mir was das alles zu wenig; zu wenig Fiktion für einen schönen histor. Roman, zu wenig Hintergrundinfo für einen Erkenntnisgewinn, zu wenig Spannung für einen Krimi mit histor. Setting. „Der Empfänger“ ist nicht Fisch, nicht Fleisch, überzeugt zwar mit seinem Erzählstil, aber aus der Lebensgeschichte von Josef Klein hätte man sicherlich mehr machen können.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    raschke64, 30.03.2020

    Josef Klein aus Deutschland will zusammen mit seinem Bruder in die USA auswandern. Doch ein Unfall seines Bruders zwingt ihn dazu, die Reise in den 1920er Jahren allein zu machen. In New York beginnt er ein neues Leben. Es soll besser wie in Deutschland werden, doch eigentlich ändert sich nicht wirklich viel. Sein Leben dümpelt so vor sich hin. Er ist kein Deutscher mehr, wird von den Amerikanern aber auch nicht wirklich anerkannt. So beschäftigt er sich mehr und mehr mit seinem Hobby, dem Amateurfunken. 1939, die Nazis herrschen in Deutschland, wird er von Nazis in Amerika angesprochen und soll für sie Spionagenachrichten funken. Anfangs begreift er gar nicht, was er da macht. Als er es endlich versteht, hat er nicht die Kraft und auch nicht den Willen, sich von den Nazis zu lösen.

    Die Geschichte an sich ist interessant, ich meine damit die Erlebnisse, die Deutsche in dieser Zeit in den USA hatten. Darüber war mir wenig bekannt. Doch leider wurde in dem Buch eine große Menge an Potenzial verschenkt. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen, einmal die Zeit in den USA, einmal die Rückkehr nach Deutschland, am Ende die Flucht nach Südamerika. Immer ist Josef, oder Joe - wie er in den USA genannt wird -, eine eher tragische Figur. Schiebt man ihn nach links, geht er nach links. Schubst man ihn nach rechts, geht er nach rechts. Er hat relativ wenig eigenen Willen, keinen wirklichen Ehrgeiz und ist irgendwie immer und überall eine Art Mitläufer, wenn auch teilweise unfreiwillig. Die Hauptfigur bleibt dabei ziemlich blass. Auch die Nebenfiguren hinterlassen keinen wirklichen Eindruck. Das ist für mich das große Manko an diesem Buch.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 05.05.2020 bei bewertet

    Berlins langer Arm. Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken. So lernt er auch Lauren, eine junge Aktivistin, kennen, die eine große Sympathie für den stillen Deutschen hegt. Doch Josefs technische Fähigkeiten im Funkerbereich erregen die Aufmerksamkeit einflussreicher Männer, und noch ehe er das Geschehen richtig deuten kann, ist Josef bereits ein kleines Rädchen im Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr. Unerwartet wird er in die Welt von Spionage und Gegenspionage hineingezogen. Eigentlich eher unpolitisch und froh, im New Yorker Viertel Harlem ein neues Leben gefunden zu haben, erregen seine Kenntnisse als Amateurfunker das Interesse der nazideutschen Abwehr. Das lenkt sein Geschick in völlig neue Dimensionen - und weg von seiner Freundin Lauren. Josef Klein wird Teil eines verhängnisvollen Systems, das ihn Jahre später einholen wird. Sein verhängnisvoller Weg führt ihn später zur Familie seines Bruders nach Neuss, die den Aufstieg und Fall der Nationalsozialisten aus der Innenperspektive erfahren hat, und letztendlich nach Südamerika, wo ihn Jahre später eine Postsendung aus Neuss erreicht. Deren Inhalt: eine Sternreportage über den Einsatz des deutschen Geheimdienstes in Amerika.
    Ulla Lenze kann in klugen Szenen und wunderbaren Details von der inneren Verfasstheit weit entfernter Orte und ihrer Bewohner erzählen, von sozialen und zwischenmenschlichen Dynamiken und wie beides zusammenhängt. Sie verknüpft meisterhaft Familiengeschichte und historischen Stoff, schreibt brillant, lakonisch, zugleich mitreißend über einen freundlichen Mann, der sich schuldig macht, weil er sich wegduckt. In "Der Empfänger" wendet sie ihr Können erstmals auf einen historischen Stoff an und das Ergebnis ist beeindruckend, sie schreibt eine tolle, empfindungsintensive, pathosfreie Prosa. Echt und wahr und ehrlich. Eine schwebend leichte Konstruktion, in der Zeiten, Orte und Identitäten ineinander tauchen, ein vielschichtiges Kunstwerk von unendlicher Schönheit. Ein Roman, der mit Erfahrung, Intelligenz, Liebe, einer gewissen Distanziertheit und stellenweise sogar mit hintergründigem Humor erzählt wird. Auch mit einer gewissen Leichtigkeit. Diesem Buch merkt man an, dass es Substanz hat. Spannend und absolut lesenswert.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tara, 21.03.2020 bei bewertet

    Ein Stück Deutsch-Amerikanische Geschichte
    „Der Empfänger“ ist ein historischer Roman der Autorin Ulla Lenze, der die deutsche Geschichte einfach einmal aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet.
    Josef Klein ist aus Deutschland nach New York ausgewandert. Er mag das multikulturelle Treiben der Stadt und ist alles andere als ein Nazi. Diese werben ihn aber wegen seiner Funker-Kenntnisse für den nationalsozialistischen Geheimdienst an und bevor es Josef richtig bewußt wird, steckt er mittendrin.
    Die Handlung des Romans erstreckt sich über mehrere Zeitebnen und drei Handlungsorte - New York, Deutschland, Costa Rica. Die Autorin berichtet im Wechsel durch Rückblenden und obwohl der Schreibstil leicht zu lesen und durch die Dialoge sehr lebendig ist, erfordert er gleichzeitig auch einiges an Konzentration, da sich die Handlung durch viele kleine Puzzlestückchen zusammenfügt.
    Josef ist ein interessanter Protagonist, ein wenig opportunistisch, aber weltoffen und nicht unkritisch. Er lässt sich gerne treiben und wirkt zwischenzeitlich ein wenig orientierungslos. Das Verhältnis zu seinem Bruder Carl, bei dem er nach seiner Rückkehr aus den USA unterkommt, ist angespannt und konfliktreich.
    Ulla Lenze hat in ihre Rahmenhandlung – einen deutschen Auswanderer, der während des Krieges unbeabsichtigt als Spion der Nazis instrumentalisiert wird – aus einer ungewöhnlichen Perspektive beschrieben und interessante historische Details eingebaut. Gleichzeitig gelingt es ihr die Atmosphäre der verschiedenen Viertel in New York und auch die im Nachkriegsdeutschland gut einzufangen. Die geschilderten Kontraste, die unterschiedlichen Handlungsorte und der Wechsel zwischen den Zeitebnen machen das Gelesene spannend und abwechslungsreich.
    Abschließend befindet sich im Anhang eine umfangreiche Zusammenstellung von weiteren Werken, die der Autorin auch als Quelle gedient haben, womit das Buch perfekt abgerundet wird.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 07.03.2020 bei bewertet

    Er spürte zum ersten Mal Geiz, was sein Leben anging, niemand hatte das Recht, sich Wissen über ihn zu erschleichen. Er hatte unsichtbar gelebt, und das sollte so bleiben.“

    Inhalt

    Josef Klein lebt in Amerika sein einfaches Leben und hat weder mit Ideologien noch mit der Politik irgendetwas am Hut. Sein Steckenpferd ist das Amateurfunken, welches er voller Leidenschaft und mit einem gewissen Know-How betreibt. Auf diesem Gebiet kann ihm so schnell keiner das Wasser reichen und genau deshalb gerät er ins Visier der deutschen Abwehr, die in Übersee zu Gunsten Hitlers ein Spionagenetzwerk etablieren will. Josef ist der ideale Mann für sie: er ist naiv, ein Könner auf seinem Gebiet und nur ein kleiner, unbedeutender Mann, der schon nicht so genau hinschauen wird, was die politischen Größen im Untergrund planen. Tatsächlich gerät er wie nebenbei an ominöse Männer, die ihm in seinem Tun bestärken aber über die genauen Hintergründe der Funkinhalte Stillschweigen bewahren. Doch Josef erkennt selbst, dass er sich hier auf die falschen Freunde eingelassen hat und er einer übergeordneten Sache dient, die nicht nur verachtenswürdig, sondern sogar gefährlich sein kann. Leider gelingt es ihm mehr schlecht als recht, der Vereinigung den Rücken zu kehren, insbesondere weil seine Fähigkeiten weiterhin benötigt werden. Doch als ein schwerer Anschlag auf die amerikanische Bevölkerung in New York verübt wird, der angeblich auf das Konto eines deutschen Spionagenetzwerkes geht, zieht sich die Schlinge um seinen Hals immer enger …

    Meinung

    Die deutsche Autorin Ulla Lenze widmet sich in diesem Roman einer eher unverbrauchten Thematik über die Machenschaften der Sympathisanten Hitlers im Ausland und ihren Einfluss auf den Krieg im eigenen Land. Dabei nimmt sie die Geschichte des Josef Klein als Anlass nicht nur die Tätigkeiten verbotener Organisationen im Untergrund zu erläutern, sie legt auch ein großes Augenmerk auf die persönliche Entwicklung des kleinen Mannes, der zu arglos und naiv mit den gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit umgeht. Deutlich wird vor allem die Heimatlosigkeit des Protagonisten, der sich ursprünglich in New York heimisch fühlte, dem aber dieses Wohlgefühl sehr schnell abhandenkommt, weil er immer mehr zum Objekt degradiert wird und nur noch eine Aufgabe erfüllen soll, mit der er sich in keiner Weise identifiziert. Doch eine Rückkehr nach Deutschland ist ebenso unvorstellbar, denn selbst nach Ende des Krieges, und trotz vorhandener Familie, hat er den Bezug zur ursprünglichen Heimat längst verloren. Ein kurzer Aufenthalt zeigt ihm, wie groß die persönliche Kluft zwischen ihm und dem Leben des Bruders geworden ist. Josef ist allein, ein zerriebenes Rad im Getriebe, ohne Orientierung und für ihn gibt es nur noch eine Möglichkeit: sein Leben als Reisender zwischen Ländern und Grundsätzen zu verbringen.

    Prinzipiell hat mir die Geschichte gut gefallen, gerade weil sie eine literarisch unverbrauchte Szenerie heraufbeschwört, die durch Zeitsprünge und diverse Portraits besticht. Der Hauptprotagonist passt charakteristisch hervorragend zum Buch, er ist ein schwer durchschaubarer, eher blasser Mann, der sich mit seinem Verhalten gekonnt durch brenzlige Situationen schmuggelt und eigentlich nichts weiter will, als seine Ruhe und ein Fleckchen Erde um er selbst zu sein. Der Leser begleitet ihn durch turbulente Zeiten und streift wie nebenbei andere Lebensläufe, die sich parallel entfalten: die kurze Liebesbeziehung zu einer befreundeten Funkerkollegin, das biedere Leben des Bruders und seiner Familie, die wendigen, geschäftstüchtigen Männer, die ihren eigenen Vorteil über den des Landes stellen und solche, die immer wieder auf die Beine fallen, selbst nachdem sie für ihre Taten bestraft wurden.

    Fazit

    Ich vergebe 3,5 Lesesterne (aufgerundet 4) für diesen Roman über politische Netzwerke, fragwürdige Identitäten und der großen Frage nach der Heimat im Herzen. Mein größter Kritikpunkt ist der allgemeine Handlungsverlauf, der mir zu wenig konkrete Aussagen liefert, ein netter aber unspektakulärer Protagonist und seine endlose Suche nach dem, was wirklich Bestand hat. Irgendwie zieht sich ein grauer, unscheinbarer Nebel über die Geschichte, der sie letztlich ziemlich bedeutungslos erscheinen lässt und ich habe die Story zwar gern gelesen, kann aber keinen Mehrwert darin erkennen. Prädikat: gut geschrieben, hinreichend interessant aber nur mäßig in der Durchschlagskraft.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne H., 19.02.2020

    Welche Rolle hast du gespielt?
    Niemand stellt diese Frage eindringlicher als er selbst. Josef Klein, ein deutscher Immigrant aus dem Rheinland in New York. Eigentlich interessiert er sich nicht wirklich für Politik, ob die Druckerei in der er arbeitet, nun für der NS-Ideologie nahestehende Organisationen Flugblätter druckt, oder nicht, es ist ihm eigentlich egal. Nichts kommunistisches zumindest, aber darüber hinaus, egal. Es ist sein Job. Sein Hobby hingegen ist das Funken. Darüber lernt er nicht nur Lauren kennen, sondern wird auch interessant für manche Personen in der deutsch-amerikanischen Gemeinschaft. Er kann morsen, er kann sogar ein Funkgerät zusammenbauen oder reparieren und er ist hinreichend naiv, unambitioniert, gleichgültig, um nicht allzu viele Fragen zu stellen, Dinge mit sich machen zu lassen, zumindest eine Zeit lang. Alle um ihn herum scheinen zu verstehen, für wen er da eigentlich etwas tut, aber vor sich selbst kann Josef seine Rolle nicht definieren. Klammerst sich an die Vorstellung, möglicherweise kein echter, ein „Schein‘-Mitarbeiter gewesen zu sein, er wählt für sich selbst die Rolle des Bauernopfers. Nicht einmal nach dem Krieg, nach einer Inhaftierung, nach einer Internierung, als er seinen Bruder in Neuss besucht, kann er mit der Wahrheit herausrücken, und man weiß gar nicht so genau, warum. Auch da wirkt sein Verhalten passiv, in sich gekehrt, farblos. Er ist nicht einverstanden, wie sein Bruder sich verhält, wie er mit seinen Kindern umgeht, wie er aus seiner Sicht seine und die eigene Rolle im Krieg definiert. Er bleibt ein Schatten, als solcher ist er gekommen, als solcher zieht er weiter. Fast wie ein Automatismus, nächste Station Südamerika, wie so viele Deutsche, die Teil des Systems waren und sich ins Ausland retten wollten. Nur dass er sich ja eigentlich gar nicht als Teil des Systems empfindet.

    Letztlich gleicht Josef Kleins Geschichte einer Odyssee. Wird er jemals irgendwo wirklich ankommen, glücklich werden, sich etwas dauerhaftes aufbauen? Der Roman beantwortet diese Frage nicht. So wie Ulla Lenzes Buch ohnehin viel Raum für „das eigene Denken“ lässt. Der Empfänger ist kein Spionage-Thriller, er erzählt die Geschichte eines Mannes. Unaufgeregt, leise – so wie der Mann selbst ist. Er beleuchtet seine Herkunft, prägende Aspekte seiner Kindheit, wie den prügelnden Vater, der dann im Weltkrieg kämpft, den Plan, nach Amerika auszuwandern, alleine, nachdem ein Unfall dem Bruder die Immigration unmöglich macht. Das Leben in einer neuen Welt, in Armut, multi-ethnischen Stadtvierteln, die aber doch von den Gruppierungen der Herkunftsländer bestimmt werden, den Iren, den Deutschen, den Italienern, den Schwarzen, die ihre Straßenzüge prägen und so alte Heimat in der neuen Heimat bieten. Die gemeinsame Sprache, Tradition, vielleicht auch Werte binden aneinander und im Falle von Josef, stärker als er vermutlich je wollte.
    Ulla Lenzes Roman liest sich leicht, wieder dieses Attribut: leise, unaufgeregt, aber er ist keine leichte Lektüre. Vieles steckt hier unter der Oberfläche. Die Autorin schafft es Atmosphäre zu schaffen, Schwingungen zwischen Menschen in Worte zu fassen, den Leser in Situationen mit hinein zu ziehen, was man (ich) aber oft gar nicht unmittelbar während des Lesens so bewusst merkt, sondern erst in einer Lesepause vielleicht. Das hat mir sehr gut gefallen und macht mich sehr neugierig auf andere Werke der Autorin.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    buchgestapel, 24.03.2020

    Worum geht’s? Kurz vor dem Eintritt der Amerikaner in den Zweiten Weltkrieg lebt der deutsche Auswanderer Josef Klein ziemlich unauffällig im New Yorker Stadtteil Harlem. Sein Leben spielt sich zwischen der Arbeit in einer Druckerei und seiner großen Leidenschaft, dem Amateurfunken ab. Darüber lernt er auch die jungen Amerikanerin Lauren kennen, die genau wie er gerne funkt und irgendetwas an ihm faszinierend zu finden scheint. Doch nicht nur sie interessiert sich für Josef, auch der deutsche Geheimdienst hat Interesse daran, Josefs technisches Geschick am Funkgerät für seine Zwecke einzusetzen. Zunächst freut dieser sich über die zusätzliche Einnahmequelle, begreift jedoch nicht, in welche Machenschaften er da hineingeraten ist und ist schon bald Teil des deutschen Spionageapparats. Meine Meinung: Aufgrund der Thematik habe ich zunächst damit gerechnet, dass das Buch eher ein wenig trocken und der Schreibstil eher sperrig ausfallen würde. Das war hier aber absolut nicht der Fall, was mich wirklich positiv überrascht hat. Der Schreibstil ist fesselnd und sehr angenehm zu lesen, sodass man schnell durch die Geschichte kommt. Die Handlung springt zwischen drei Orten und Zeitebenen hin und her: New York in der Vorkriegszeit, Neuss in der Nachkriegszeit und Buenos Aires in den 50er Jahren. Zu Anfang war das leicht irritierend, aber man konnte sich relativ schnell daran gewöhnen. Aufmerksamkeit war beim Lesen jedoch trotzdem gefragt, denn die einzelnen kleinen Puzzleteile der an sich ziemlich reduzierten Handlung waren über die gesamte Geschichte verteilt. Die Figuren wirkten zumeist relativ distanziert auf mich, weshalb ich keine wirkliche Beziehung zu irgendeinem der auftretenden Charaktere aufbauen konnte. Das war aber eigentlich nicht weiter schlimm, denn die Faszination dieser Geschichte geht vor allem von der Atmosphäre und der Sprache aus, die ein so bedeutsames Thema so wunderbar leise erzählt, dass man gar nicht mehr aufhören möchte zu lesen. Ich fand es außerdem sehr beeindrucken, wie die Autorin das Hauptaugenmerk der Erzählung nicht auf die Frage nach Schuld oder Unschuld einzelner Personen gelegt hat, sonders eher beleuchtet, wie leicht ein Unwissender in Dinge hineingeraten kann, deren Dimensionen für den Betroffenen nicht oder nur bruchstückhaft zu erfassen sind. Der Protagonist wirkte dadurch sehr menschlich und nahbar, was der Geschichte einen sehr emotionalen Aspekt verliehen hat. Besonders schön fand ich darüber hinaus auch die Liste mit den weiteren Literaturtipps am Ende des Buchs, die es dem Leser ermöglichen, sich auch nach Beendigung der Geschichte noch weiter mit der Thematik zu befassen. Fazit: Mit "Der Empfänger" hat Ulla Lenze ein beeindruckendes und gut recherchiertes Porträt der deutschen Spionageaktivitäten in Amerika gezeichnet, welches durch das Einzelschicksal eines unwissenden Akteurs eine sehr persönliche Note bekommt. Wer sich für eine literarisch beeindruckend ausgearbeitete Betrachtung eines historisch relevanten Themas interessiert, der sollte diesem Buch auf jeden Fall seine Aufmerksamkeit schenken.
    Dafür gibt es von mir alle fünf Bücherstapel

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Vanny09, 21.02.2020

    Bei dem Buch " Der Empfänger" von Ulla Lenze handelt es sich um einen Roman. Die Autorin hat hierbei die Lebensgeschichte ihres Großonkels Josef Klein verarbeitet.

    Das Cover verursacht eine bedrückende Stimmung. Gehalten ist es in hellen und dunklen Tönen. Das Motiv ist ein Mann mit Gewehr auf dem Rücken. Nach Beendigung des Buches muss ich sagen, eine sehr passende Auswahl des Covers/Titels.

    Der Roman handelt von Josef Klein, einem in Amerika lebenden deutschen Auswanderer. Sein Hobby ist das Amateurfunken. Aufgrund dieser Fähigkeiten werden die Weltmächte auf ihn aufmerksam und er wird zu Spionagezwecken der Nazis missbraucht. Die Story beinhaltet sein Leben vor, während und nach dieser Zeit , samt die ihm dadurch entstehenden Konsequenzen.

    Es besteht aus mehreren Lebensabschnitten, z.B. 1939 in New York oder 1949 in Neuss. Die Jahre werden nicht chronologisch erzählt, sondern die Autorin switcht hier immer mal wieder zwischen den einzelnen Lebensabschnitten Josef's.

    Thematisch werden hier Spionagetätigkeiten des Naziregimes in den USA während des zweiten Weltkriegs beleuchtet, welche politische Verstrickungen es fernab der Heimat gab und wie Immigranten in anderen Ländern behandelt bzw. von den Einheimischen aufgenommen wurden.

    Meine Meinung: Ich war sehr positiv überrascht, da ich historische Romane nicht zu meinen Favoriten zähle. Die Geschichte war aufgrund der diversen Zeitsprünge sehr interessant und ich habe in keinster weise Langweile verspürt. Der Schreibstil der Autorin war sehr angenehm zu lesen und ich habe das Buch nach kurzer Zeit schon beendet gehabt. Das Buch war aufgrund der vielen Recherchen inhaltlich gut ausgearbeitet und die Handlungen/ die ganze Story sowas von realistisch. So kam es mir vor als wäre ich zeitweise live dabei gewesen.

    Fazit: Eine klare Empfehlung, auch für Personen die sonst Romane mit solchen Thematiken links liegen lassen würden!!!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 04.03.2020

    In den 20er Jahren wandert Josef Klein nach Amerika aus. Er schlägt sich durch, wird eingebürgert, hat Glück bei den Frauen und einen Job, der ihm nicht all zu viel abverlangt. Sein Hobby ist das Amateurfunken. Er liebt es, seine Stimme in die anonyme Nacht zu schicken und ebensolchen Stimmen zu lauschen.

    Dieses Hobby macht 1939 die Deutschen auf ihn aufmerksam. Er soll Geschäftsdaten in die Welt verschicken. In seiner Naivität glaubt er tatsächlich daran und schlittert so in die Welt der Spionage. Er möchte aussteigen, schafft es aber nur für eine kurze Zeit.

    Auch das FBI hat Pläne mit ihm, der sich eigentlich nur wünscht sein kleines beschauliches Leben zu leben. Er ist kein politischer Mensch. Er ist auch kein ambitionierter Mensch, verfolgt keine großen Pläne. Er wünscht sich frei zu sein in seiner Wahlheimat. Doch die Geschichte macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

    Die Autorin Ulla Lenze hat in diesem Roman die Geschichte ihres Großonkels verarbeitet. Ob Josef Klein wirklich in alle Verwicklungen so unschuldig reingerutscht ist, kann rückblickend wohl kaum überprüft werden. Vielleicht ist es auch der Wunsch der Angehörigen nach Unschuld.

    Die Figur Josef, Joe, Klein hat mir allerdings gut gefallen. Er wirkt recht sympathisch in seiner Naivität und seinem Wunsch nach einem beschaulich gutem Leben. Kriegsentscheidend waren seine Taten sicher nicht und so sei ihm sein neues Leben in Südamerika gegönnt. Zumindest da schafft er es, sich aus der Gesellschaft der deutschen Altnazis rauszuhalten.

    Stilistisch ist der Roman recht einfach gehalten. Das Buch plätschert so dahin und liest sich recht flott. Erzählt wird wechselweise von der Zeit in New York und der Zeit in Deutschland nach der Haft und Abschiebung.

    Ich habe die Geschichte mit Interesse gelesen und den einfach gestrickten Protagonisten ein kleines bisschen ins Herz geschlossen, auch wenn er vielleicht mehr Täter als Opfer war.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 29.07.2020

    Das ist ein Buch, mit dem ich nicht so richtig warm geworden bin. Einmal gibt es wieder diese kühle und empathiearme Art des Schreibens, die mir immer wieder missfällt. Und zum anderen gibt es einen etwas gewöhnungsbedürftigen Hauptcharakter, Josef Klein. Dieser Mensch kommt in den 1920ern in die USA, sucht sich eine Arbeit, kommt mehr schlecht als recht über die Runden, die einzigen Höhepunkte in seinem unbedeutenden Leben ist das Amateurfunken und die Treffen mit Lauren. Diese Frau teilt sein Interesse am Funken. Aber nicht nur mit Lauren kommt er in Kontakt durch seine Leidenschaft. In den 1940ern kommt Josef oder Joe Klein mit spionierenden, nationalsozialistischen Deutschen in Kontakt und arbeitet schließlich für sie. Einerseits fragt er sich schon ob sein Handeln richtig ist, andererseits ist er recht wankelmütig in der Entscheidungsfindung, ist er ein Untertan. Man merkt ihm seine Sozialisation an, seine Schwierigkeiten mit der Einordnung von richtigem und falschem Verhalten machen ihn in meinen Augen nicht zu einem Sympathieträger, dennoch symbolisiert er sicher auch einen recht großen Teil der deutschen Bevölkerung. Erst durch fremdes Zutun wird Josef zu Entscheidungen gezwungen. Entscheidungen, die einen Kontakt zum FBI bedingen, zu einem Aufenthalt im Gefängnis führen, ihn wieder zu seinem Bruder Carl nach Deutschland bringen und weitere Abgründe aufbrechen lassen. Dennoch ringt Josef weiter mit seinen Entscheidungen und folgt schließlich seinen, in den 1940ern gefundenen "Freunden" nach Costa Rica, wo er als Jose Klein agiert. Dieses gesamte Konglomerat macht mir Josef Klein nicht gerade sympathisch, aber auch sein Umgang mit seiner Umgebung ist in keiner Form für mich nachvollziehbar und/oder zufriedenstellend. Vom geschichtlichen Aspekt ist "Der Empfänger" ein wichtiges und informatives Buch, war ich doch beim Thema deutsche Spionage im 2. Weltkrieg in den USA eher nicht so bewandert. Letztendlich erreichen konnte mich die Schreibe von Ulla Lenze nicht so richtig, das Personal war in meinen Augen eher unbefriedigend, einzig die Thematik war interessant. Schade!

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Greenie_Apple, 03.04.2020 bei bewertet

    Vom Hobbyfunker zum Spion

    Das Buch „Der Empfänger“ von der Autorin Ulla Lenze nimmt den Leser mit auf die Reise des Deutschen Josef Klein, welcher vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus dem Ruhrgebiet nach New York auswandert. Zunächst noch Amateurfunker, der durch seine Leidenschaft die Amerikanerin Lauren kennenlernt, gerät er bald in die Fänge nationalsozialistischer Spionagenetzwerke. Sein Weg führt ihn zurück nach Deutschland zu seinem Bruder Carl und dessen Familie und schließlich nach Südamerika.
    Den Krieg selbst bekommt ‚Joe‘, wie er in Amerika genannt wird, hauptsächlich nur in Form von Propagandafilmen mit.
    Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich die vielen Zeitsprünge, wo teilweise Ereignisse angerissen, dann aber erst gegen Ende genau erläutert wurden. Da fehlten mir dann manchmal mehr Details und Tiefe. Insgesamt las sich das Buch aber dennoch recht flüssig, wenn man sich darauf eingestellt hatte.
    Der Protagonist selbst zeigte sich mir irgendwie antriebs- und emotionslos. Er hinterfragt die Geschehnisse zwar und erzählt immer wieder, dass er unbedingt wieder in die USA einreisen möchte, aber er versucht stets, sich aus allen Situationen möglichst elegant herauszulavieren, wenn er wieder und wieder mit seinen Gegnern konfrontiert wird. Auch seine Beziehung zu Lauren ist anscheinend nicht wirklich tiefgründig. Vielleicht ist es aber auch eine gewisse Schutzhaltung der Menschheit gegenüber. Wenn ich keinen richtig an mich heranlasse, kann er mich auch nicht verletzen.
    Was mir besonders gut gefallen hat, ist das Cover. Es deutet für mich eine gewisse innere Zerrissenheit, aber auch gleichzeitig die äußerliche Unversehrtheit während des Krieges an und sieht insgesamt sehr edel aus.
    Mein Fazit: Die Idee hat mir gut gefallen, ist aber meiner Meinung nach noch ausbaufähig, dennoch habe ich mich gut unterhalten.

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