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Alle Kommentare
  • Tipp der Redaktion

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Judith Z., 14.06.2022

    Wie groß ist Ihr digitaler Fingerabdruck? Und wie groß der Ihrer Kinder?
    Und wie sehr sind wir von „Likes“ und dem Feedback unserer Umwelt abhängig und beeinflusst?
    In einer sehr ruhigen, klaren Sprache nimmt uns die Autorin mit in die tägliche Welt einer Frau die sich und Ihre Familie über Ihre Follower definiert. Die Kindheit Ihrer beiden Kinder findet nur „online“ statt, und diese Realität wird nur unterbrochen als die kleine Tochter Kimmy plötzlich beim Spielen verschwindet.
    Die Polizistin die diesen Fall betreut, begleitet uns als Leser mit dem distanzierten Blick von außen auf die Geschehnisse. Dieses Unbehagen, dieses schrittweise Überschreiten von Grenzen und die Erkenntnis wie Sorglos Eltern mit den Rechten und Wünschen Ihrer Kinder umgehen können wird mit jedem Kapitel deutlicher.
    Ein wirklich starkes Buch, welches ohne erhobenen Zeigefinger auskommt und dadurch bei mir erst recht nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 14.03.2022 bei bewertet

    Sehr aktuell und wichtig

    Inhalt:
    Mélanie ist eine der erfolgreichsten YouTuberinnen. Auf ihrem Kanal „Happy Récré“ und auf Instagram zeigt sie Videos und Fotos ihrer Kinder beim Unboxing, beim Spielen, beim Essen, eigentlich bei allem. Ihre fünf Millionen Fans wissen stets darüber Bescheid, wo sie sich gerade befinden und was sie tun. Die Familie verdient damit ein Heidengeld. Doch als eines Tages ihre sechsjährige Tochter Kimmy spurlos verschwindet, bricht Mélanies Welt zusammen. Hat sie selbst mit ihren Veröffentlichungen im Internet ihre Tochter in den Fokus eines Entführers gerückt?

    Meine Meinung:
    Zuerst hatte ich das Gefühl, einen Krimi zu lesen, aber im Verlauf des Buches überwiegt dann doch immer mehr die Gesellschaftskritik, was auch besser zu Delphine de Vigan passt.

    In ihrem wunderschönen Schreibstil prangert die Autorin den sorglosen Umgang vieler Eltern mit dem Internet an. Etliche missbrauchen ihre Kinder als unfreiwillige Videostars, um damit die große Kohle zu machen. Die Kinder verbringen täglich viele Stunden vor der Kamera - Freizeit und Freundschaften mit anderen Kindern bleiben auf der Strecke. Was zählt, ist vor allem Konsum. Dies lernen auch Kinder, die mit oder ohne Wissen ihrer Eltern diese Kanäle auf YouTube verfolgen.

    De Vigan stellt sehr schön heraus, wie Mélanie und ihre Kinder in diese Rolle gekommen sind, aber auch, was es mit ihnen macht. Für die Mutter ist es wie eine Sucht, den Kindern wird ihre Kindheit genommen.

    Als Gegenpol fungiert die Polizistin Clara, die mit dem Internet so gar nichts am Hut hat.

    Mir hat der Aufbau der Story gut gefallen: die Perspektiven von Mélanie und Clara, dazwischen Auszüge aus Vernehmungsprotokollen im Jahr 2019 und schließlich noch der Ausblick in das Jahr 2031, wo Mélanies inzwischen erwachsene Kinder versuchen, mit ihrem Leben zurechtzukommen.

    Fazit:
    Sehr schön geschrieben, hoch aktuelle Gesellschaftskritik und daher ein sehr wichtiges und lesenswertes Buch!

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  • 5 Sterne

    6 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 12.03.2022 bei bewertet

    Aktuell und wichtig
    Delphine de Vigan ist eine der wichtigsten Stimmen der französischen Gegenwartsliteratur. „ Die Kinder sind Könige“ ist ihr elfter Roman. Das Buch stand in Frankreich auf der Bestsellerliste und sorgte dort für Diskussionen. Das Thema ist auch höchst aktuell. Es geht um das ausgesprochen lukrative Geschäft mit Kinder- Influencern und fragt danach, was das mit den Heranwachsenden macht.
    Melanie, aufgewachsen mit Fernsehformaten wie „ Big Brother“, träumt seit ihrer Jugend davon, ein Star zu werden. Sie macht sogar ein Casting für eine Reality- Show, ist dafür aber zu unscheinbar.
    Doch nun, als junge Mutter, ist sie an ihrem Ziel angekommen. Ihr Familienkanal „Happy Recre“ ist auf YouTube äußerst erfolgreich. Stars der Sendung sind ihre beiden 8- und 6jährigen Kinder Sammy und Kimmy. Beinahe täglich dreht sie Videos von ihnen, postet Fotos auf Instagram. Millionen Follower schauen zu, wie Kimmy und Sammy begeistert Pakete auspacken, in denen Spielzeug, Süßigkeiten oder andere Produkte für Kinder sind. Sie sind live dabei, wenn es bestimmte Challenges zu machen gilt, begleiten die Familie auf Einkaufstouren, bei denen alle Produkte gekauft werden, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen. Melanie lässt die Follower abstimmen, welche Sneaker ihre Tochter tragen soll usw. Das gesamte Familienleben wird gefilmt, gepostet; alles ist eine einzige Inszenierung.
    Doch seit einiger Zeit scheint das Ganze der kleinen Kimmy immer weniger Spaß zu machen. Sie wirkt müde, unwillig, wendet sich von der Kamera ab. Und dann verschwindet das Mädchen beim Versteckspielen mit ihrem Bruder und einigen Nachbarskindern. Ist sie weggelaufen oder war sie Opfer eines Verbrechens?
    Die Eltern vermuten Neider, die ihr Kind entführt haben. Die Polizei beginnt zu ermitteln. Die Polizistin Clara, eine Frau gleichen Alters wie Melanie, vertieft sich in den Fall. Sie schaut sich Hunderte von Videos an und ist entsetzt von dieser ihr völlig fremden Welt. „ Das muss man gesehen haben, um es zu glauben.“
    Delphine de Vigan erzählt diese Geschichte aus zwei Blickwinkeln. Da ist zum einen Melanie, die Mutter. Sie liebt ihre Kinder und will nur das Beste für sie. So glaubt sie, dass dieses Leben im Überfluss ihre Kinder glücklich macht und dass diese die Bewunderung und Zuneigung der Follower genießen. Sie selbst ist abhängig von den Likes und den Herzchen ihrer Community.
    Clara dagegen, völlig anders sozialisiert als Melanie, ist abgestoßen von dieser Welt des ständigen Konsums. Sie fragt sich auch, was das mit den Kindern macht. „ Was können sich Kinder wünschen, die alles haben? …Welche Art von Erwachsenen wird aus ihnen?“
    Der Roman wechselt zwischen den Perspektiven hin und her. Dazwischen sind Transkriptionen der geposteten Videos und Vernehmungsprotokolle der Polizei abgedruckt. So bekommt der Leser einen tiefen Einblick in die Parallelwelt der Influencer.
    Delphine de Vigan klagt nicht an, sondern berichtet nüchtern und klar. Trotzdem wird ihr Anliegen deutlich. Es geht ihr um das Wohl der Kinder, die von ihren Eltern ausgebeutet werden. Schließlich ist dieses Geschäft sehr lukrativ. Die Kinder haben keine unbeschwerte Kindheit, auch wenn das vorgegaukelt wird. Ihnen wird jegliche Privatsphäre genommen, sie haben keinerlei Freiräume und können so überhaupt nicht wie normale Kinder aufwachsen. Stattdessen müssen sie lächeln, funktionieren, perfekt sein.
    Im dritten Teil des Romans geht die Autorin ins Jahr 2031 und der Leser erfährt, wie es mit Kimmy und Sammy weiter gegangen ist. Hier zeigt sie deutlich, welche Folgen ein solches Aufwachsen für die Kinder hat.
    Delphine de Vigan hat ein notwendiges Buch geschrieben, das die Augen öffnet und zum Nachdenken anregt. Sie packt sehr viele Informationen in ihren Roman, doch kann sie diese meist gut in die Romanhandlung integrieren. Ihr Fokus liegt weniger auf der Krimi- Ebene , sondern auf der Darstellung dieser Welt und den psychischen Auswirkungen auf die Beteiligten. Mit Melanie und Clara hat sie zwei konträre Frauenfiguren geschaffen, deren Hintergründe sie näher beleuchtet und ihnen so mehr Tiefe gibt. Während Melanies Sprache aus Klischees und Übertreibungen besteht, ist die von Clara reflektiert und sachlich.
    „ Die Kinder sind Könige“ ist ein wichtiges Buch, vielschichtig und aufrüttelnd , dabei spannend zu lesen.
    Übrigens: Frankreich hat als erstes Land innerhalb Europa ein Gesetz erlassen, das die jungen Influencer ähnlich wie Kinderschauspieler vor Kinderarbeit und Ausbeutung schützen soll und ihnen ein Recht gibt auf digitales Vergessen, d.h. auf ihre Anweisung hin müssen die Plattformen sämtliche Inhalte löschen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Britta K., 11.03.2022

    Der Preis des Ruhms

    Ich habe schon zuvor viel über die Romane von De Vigan gehört. Irgendwie hat es sich aber nicht ergeben, eines ihrer Werke zu lesen. Nun bin ich froh mit "DIe Kinder sind Könige" ein Werk entdeckt zu haben, dessen gesellschaftskritische Thematik mich sehr anspricht. Es ist wohl als eine Folge der Globalisierung zu werten, dass das Internet und generell Social Media so immens an Bedeutung gewonnen haben. Wer in der Generation 50 plus ist da noch komplett außen vor? Wie viele Jugendliche? Wohl eher wenig, sehr wenig. Heutzutage kann man sich sogar als Influencer seine Brötchen verdienen und ggfs. davon gut leben. Die Thematik des neuen Romans von De Vigan ist folglich hoch aktuell.

    Melanie sehnte sich immer schon nach mehr Beachtung. Schon als Kind konnte sie sich für Formate wie zum Beispiel "Big Brother" begeistern. Im Erwachsenenalter, nun verheiratet und Mutter zweier Kinder, eröffnet sie einen Youtube-Kanal, der rasant Follower gewinnt. Insbesondere als sie zunehmend ihre Kinder einsetzt, um für Produkte aller Art zu werben und Follower mit in fast jeden Winkel des familiären Alltags zu nehmen, geht der Erfolg quasi durch die Decke. Ihr Mann gibt seinen Job auf und ist fortan für die ganzen technischen Aspekte zuständig. Doch eines Tages wird ihr Erfolg getrübt, denn beim Versteckspielen der Kinder verschwindet die 6jährige Kimmy spurlos. Clara, kinderlose Ermittlerin, versucht den Fall aufzulösen...

    Die Geschichte hat mich gleich komplett in ihren Bann gezogen. Ich habe nach dem Verschwinden von Kimmy mitgefiebert. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil mir persönliches jegliches Verständnis dafür fehlt, Kinder in die Öffentlichkeit zu zerren und für eigene Interessen zu instrumentalisieren, fand ich die Innensicht zu Melanies Motiven sehr interessant. Insgesamt hat der Roman einen gesellschaftskritischen Impetus, was ich auch wichtig finde, sollte man doch neben dem allgemeinen Wohlergehen der Kinder immer auch deren Zukunft mit im Blick haben. Deswegen hat mir auch das Ende des Buches sehr gefallen.

    Eine unbedingte Leseempfehlung von mir! Das Buch sollte für Eltern Pflichtlektüre sein in einer Zeit, wo Kinder zunehmend auch sehr früh schon in Social Media etc. hinein gezogen werden

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bibliofreund, 13.03.2022

    Man muss nur einen Blick auf andere Sharing-Plattformen werfen, um zu sehen, dass sich der Begriff der Privatsphäre im Allgemeinen ganz grundlegend verändert hat. Die Grenzen zwischen Zuhause und der Außenwelt sind längst verschwunden. Diese Zurschaustellung ihrer selbst, ihrer Familie, ihres Alltags, ihrer Vorlieben, das hat sich Mélanie nicht ausgedacht. Das ist die heutige Art zu leben, in der Welt zu sein.
    Es ist normal geworden, ein Baby auf Instagram oder einem anderen sozialen Netzwerk zu sehen, noch bevor es geboren ist. Denken Sie nur daran, wie viele Ultraschallfotos Sie schon gesehen haben. Wir zeigen gerne das Glück, das wir erleben, und wir mögen es. Wir lieben die Herzen, die hohen Zahlen unter den Beiträgen, die wachsende Zahl der Follower und vielleicht sogar der Freunde auf Facebook.
    Mach dir nichts draus, vielleicht hast du über Instagram mehr Leute kennengelernt, mit denen du dich gut verstehst, als mit deinen Klassenkameraden vom College. Und danke dafür. Was aber, wenn Ihre Vorliebe, in die Privatsphäre anderer Menschen einzudringen, zur Sucht wird und Ihre Prioritäten auf den Kopf stellt?
    Meine französische Lieblingsautorin Delphine de Vigan hat wieder einmal ein Buch geschrieben, das psychologisch tiefgehend ist. In ihrem neuesten Roman befasst sich Delphine de Vigan mit dem Phänomen der sozialen Netzwerke und deren pathologischem Gebrauch und Missbrauch, bei dem Eltern Bilder ihrer Kinder posten und meinen, das sei in Ordnung. Das ist nicht der Fall, und der französische Autor zeigt ganz offen, warum.
    Es st ein ausgezeichnetes Buch, nicht nur wegen des Stils, in dem es geschrieben ist. Es ist ein außergewöhnlicher Roman der zeigt, dass sich unser Verständnis von Privatsphäre verändert hat, dass wir uns nicht mehr schämen, etwas zu zeigen, was wir vor Jahren nicht für möglich gehalten hätten, und dass wir es sogar genießen. Delphine de Vigan hat einen Roman über den Wunsch geschrieben, gesehen, bekannt und bewundert zu werden. Über ein Verlangen, das ein Leben zerstören kann.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lia48, 15.03.2022

    INHALT:
    Mit Mélanies Liebe zu Reality-TV hat alles angefangen. Begeistert fieberte sie damals bei der französischen Adaption von „Big Brother“ mit und wurde selbst bei einem Format angenommen. Sie träumte schon immer davon, im Mittelpunkt zu stehen, auf der Straße erkannt und angehimmelt zu werden. Sie versprach sich davon eine „Woge der Liebe und Bewunderung“, mit der sie ihre innere Leere füllen wollte. „Mélanie Claux träumte davon, ein strahlender, eindrucksvoller Mensch zu sein; doch sie blieb diese verschlossene, zurückhaltend wirkende Frau, die sie verabscheute.“
    Der Erfolg blieb zunächst auf der Strecke.

    Die Medien entwickelten sich mit den Jahren weiter und heute ist Mélanie eine erfolgreiche Influencerin. Auf YouTube und Instagram lässt sie die Fans an ihrem Leben teilhaben. Im Mittelpunkt stehen bei den Videos, Posts und Stories vor allem ihre beiden Kinder, die sie täglich bei jedem ihrer Schritte mit der Kamera begleitet.
    Die Zuschauer bestimmen durch Abstimmung, welche Schuhe sie für Tochter Kimmy kaufen sollen. Und welche Brille soll es für Sohn Sammy sein?
    Bei McDonald‘s wird mit verbundenen Augen bestellt und nachher ausgepackt.
    Vor der Kamera öffnen die Kinder freudestrahlend gesponserte Überraschungspakete mit einer Menge Spielzeug.
    Die Challenge im Supermarkt ist es, nur Gegenstände zu kaufen, die mit „F“ anfangen – wessen Einkaufswagen ist nachher am vollsten?
    Die Familie lächelt stets brav in die Kamera. Doch Tochter Kimmy schaut zurzeit manchmal nur noch ins Leere. Sie will nicht ständig drehen müssen!
    Und dann ist Kimmy eines Tages plötzlich verschwunden und die Kripo fängt an zu ermitteln…


    MEINUNG:
    Schlimm, was diese Influencer-Bubble und der Ehrgeiz mancher Eltern bei Kindern anrichten kann. Kinder, die den ganzen Tag mit der Kamera begleitet werden und kaum Entscheidungsfreiraum haben. Sie sollen abliefern und das bereits in so jungen Jahren. Sie sollen eine perfekte Scheinwelt generieren und ihre Bedürfnisse ignorieren. Dass das auf Dauer nicht funktionieren kann, sollte eigentlich klar sein.
    Und doch gibt es sie, diese Kinder- und Familienaccounts, die Kinder in den Fokus rücken.
    Wie viele Menschen zeigen ihre Kinder in Sozialen Netzwerken, ohne weiter darüber nachzudenken und sich den Gefahren bewusst zu sein.
    Umso wichtiger, dass sich Delphine de Vigan dieser Thematik hier auf gesellschaftskritischer Ebene widmet. Ihr Buch regt dazu an, dass wir uns mehr Gedanken darüber machen, welche Inhalte wir weltweit im Internet verbreiten, ohne uns über mögliche Konsequenzen bewusst zu sein. Und was wir unseren Kindern damit unter Umständen antun.

    Anfangs fand ich es ein paar Seiten lang etwas anstrengend, weil ich von Protagonistin Mélanie so genervt war. Sie war mir erst ziemlich unsympathisch, was wohl vor allem daran lag, dass ich mich nicht wie sie von Reality-TV begeistern lassen kann. Sie wirkt so oberflächlich, eher auf das Äußere bedacht. Und ständig ist sie darauf aus, angehimmelt zu werden und sucht Bewunderung.
    Aber eine Protagonistin muss einem ja auch nicht sympathisch sein, auch wenn es das oft leichter macht, ein Buch zu mögen.
    Doch bald zeigt Mélanie eine ganz andere Seite, es kommt Spannung auf und ich war mitten in der Geschichte gefangen und wollte das Buch auch nicht zur Seite legen.
    Als ihre Tochter verschwindet und sie als Mutter so darunter leidet, tat sie mir unglaublich leid. Ihre Fassade beginnt zu bröckeln, ihre menschliche Seite kommt mehr zum Ausdruck, sodass ich sehr mit ihr mitfühlen konnte. Diese Entwicklung mochte ich gerne.

    Eine weitere Hauptfigur ist Polizistin Clara, die mir auf Anhieb sympathisch war.
    Allerdings standen für mich die Ermittlungsarbeit und die Berichte von angeschauten Influencer-Videos etwas zu sehr im Mittelpunkt. Dies war mir dann etwas zu distanziert und zu kühl.

    Zum Glück gab es nur eine Aussage und keine Handlungen, die für mich nicht zum jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder passten. Da bin ich immer etwas pingelig.

    Gegen Ende hätte mich das Buch gerne noch etwas mehr überraschen dürfen, ansonsten hat es mir aber gefallen.

    FAZIT: Die Ausbeutung von Kindern ein Netz – ein wichtiges Thema, welches von der Autorin hier eindrücklich auf gesellschaftskritischer Ebene aufgegriffen wird und zum Nachdenken anregt. Insgesamt fand ich das Buch lesenswert und kann es weiterempfehlen! 4/5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Laura W., 15.03.2022 bei bewertet

    Mélanie wollte schon als junge Frau berühmt werden und hat viel dafür getan im Rampenlicht zu stehen. Doch wirklich gelingt ihr das erst, als sie ihre beiden kleinen Kinder Kimmy und Sammy mit einspannt und mit ihnen einen youtube-Kanal betreibt. Es fängt alles ganz harmlos an indem die Kinder ein Lied singen und dabei gefilmt werden, doch als der Kanal immer bekannter wird und die Eltern ihren Lebensunterhalt damit verdienen, wird es vorallem für die kleine Kimmy immer mehr zur Last ständig gefilmt zu werden und präsent zu sein! Eines Nachmittags beim Versteckspiel mit Nachbarskindern verschwindet das kleine Mädchen spurlos. Ist sie abgehauen um dem Stress zu entgehen, wurde sie entführt? Polizeibeamtin Clara beginnt zu ermitteln aber in welcher Richtung liegt die Lösung bei einem Kind, dass Millionen-Follower hat?

    Es fällt mir, ehrlich gesagt, unglaublich schwer dieses Buch zu bewerten oder diese Rezension zu schreiben. Ebenso schwer ist es mir gefallen das Buch überhaupt zu Ende gelesen, denn von Beginn der Geschichte an hatte ich ein äußerst ungutes Gefühl, das sich immer mehr gesteigert hat. Ich hatte Bauchschmerzen und mir war richtig übel während der Lesezeit, gerade weil ich selbst Mutter bin. Immer wieder habe ich mich gefragt ob ich mir das Buch überhaupt weiter "antun" möchte, aber dieses Thema ist anderseits (gerade in der heutigen Zeit) so wichtig und verdient große Aufmerksamkeit und Beachtung! Es war für mich ganz und gar kein "Lesevergnügen" im Gegenteil habe ich hier mehr Übelkeit verspürt als hätte ich einen grausamen, blutigen Thriller gelesen. Da das Buch aber so unglaublich gut und intensiv geschrieben ist und das Thema so unheimlich wichtig ist für die Öffentlichkeit gebe ich hier die volle Punktzahl auch wenn ich mich nach dem Lesen ganz und gar nicht gut gefühlt habe...

    Das Buch macht schonungslos darauf aufmerksam was passieren kann, wenn man kleinen Kindern ihre Privatsphäre raubt und sie nur Mittel zum Zweck sind berühmt oder reich oder beides zu werden! Melanie war mir als Protagonistin von Anfang an sehr unsympathisch mit ihrem verschobenen Weltbild und ihrer Selbstlüge. Ich habe die Frau mehr und mehr gehasst und konnte sie einfach nicht verstehen wie ihre "Fans" ihr Halt sind und sie immer noch auf die Zahlen ihres Kanals fixiert ist, während ihre kleine, süße und aufgeweckte Tochter verschwunden ist und man nicht weiss ob sie überhaupt noch lebt. Es war einfach nur grausam zu lesen wie diese Frau für Likes und Abonennten alles macht!

    Der Schreibstil ist unglaublich intensiv, ungeschönt und es steht so viel zwischen den Zeilen. Immer wieder musste ich den Roman zur Seite legen weil ich erst mal wieder durchatmen musste. Das schlimmste ist, dass so viel Wahrheit in diesem Buch steckt und einige Kinder wirklich so schamlos für Klicks ausgenutzt werden. Wie oft habe ich mir bei diesem Buch gedacht "dann lieber kein Geld für Freizeitpark, Urlaub und Spielzeug und dafür Zeit und Liebe für die Kinder". Ich hätte oft schreien mögen wie man als Eltern nur so sein kann!

    Das Buch hat mich tief emotional berührt, aber auf keine gute Weise, am Schluss habe ich einfach nur weinen können was diese, sie nennt sich selbst "Mutter" ihren Kindern antun konnte. Ich hatte unglaublich Mitleid mit den Kindern und hätte sie da am liebsten rausgeholt. Sehr gut gefallen hat mir, dass das Buch in zwei Teilen geschrieben wurde. Einmal wird das verschwinden der kleinen Kimmy in den Focus gestellt und dann am Schluss gibt es noch einen Teil, indem Sammy und Kimmy erwachsen sind.

    Fazit: Ein unglaublich intensives, trauriges und verstörendes Buch über ein sehr aktuelles und wichtiges Thema! Ich kann es nur Lesern empfehlen, die gefestigt sind und sich in keiner Depression befinden, denn das Buch zieht einen schon sehr runter. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch die richtige Leserschaft findet und vorallem Eltern das lesen, die vielleicht selbst vorhaben ihre Kindern für einen youtube-Kanal oder Instagram zu missbrauchen und dann nochmal drüber nachdenken was sie tun!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 12.03.2022

    Aktuell und wichtig
    Delphine de Vigan ist eine der wichtigsten Stimmen der französischen Gegenwartsliteratur. „ Die Kinder sind Könige“ ist ihr elfter Roman. Das Buch stand in Frankreich auf der Bestsellerliste und sorgte dort für Diskussionen. Das Thema ist auch höchst aktuell. Es geht um das ausgesprochen lukrative Geschäft mit Kinder- Influencern und fragt danach, was das mit den Heranwachsenden macht.
    Melanie, aufgewachsen mit Fernsehformaten wie „ Big Brother“, träumt seit ihrer Jugend davon, ein Star zu werden. Sie macht sogar ein Casting für eine Reality- Show, ist dafür aber zu unscheinbar.
    Doch nun, als junge Mutter, ist sie an ihrem Ziel angekommen. Ihr Familienkanal „Happy Recre“ ist auf YouTube äußerst erfolgreich. Stars der Sendung sind ihre beiden 8- und 6jährigen Kinder Sammy und Kimmy. Beinahe täglich dreht sie Videos von ihnen, postet Fotos auf Instagram. Millionen Follower schauen zu, wie Kimmy und Sammy begeistert Pakete auspacken, in denen Spielzeug, Süßigkeiten oder andere Produkte für Kinder sind. Sie sind live dabei, wenn es bestimmte Challenges zu machen gilt, begleiten die Familie auf Einkaufstouren, bei denen alle Produkte gekauft werden, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen. Melanie lässt die Follower abstimmen, welche Sneaker ihre Tochter tragen soll usw. Das gesamte Familienleben wird gefilmt, gepostet; alles ist eine einzige Inszenierung.
    Doch seit einiger Zeit scheint das Ganze der kleinen Kimmy immer weniger Spaß zu machen. Sie wirkt müde, unwillig, wendet sich von der Kamera ab. Und dann verschwindet das Mädchen beim Versteckspielen mit ihrem Bruder und einigen Nachbarskindern. Ist sie weggelaufen oder war sie Opfer eines Verbrechens?
    Die Eltern vermuten Neider, die ihr Kind entführt haben. Die Polizei beginnt zu ermitteln. Die Polizistin Clara, eine Frau gleichen Alters wie Melanie, vertieft sich in den Fall. Sie schaut sich Hunderte von Videos an und ist entsetzt von dieser ihr völlig fremden Welt. „ Das muss man gesehen haben, um es zu glauben.“
    Delphine de Vigan erzählt diese Geschichte aus zwei Blickwinkeln. Da ist zum einen Melanie, die Mutter. Sie liebt ihre Kinder und will nur das Beste für sie. So glaubt sie, dass dieses Leben im Überfluss ihre Kinder glücklich macht und dass diese die Bewunderung und Zuneigung der Follower genießen. Sie selbst ist abhängig von den Likes und den Herzchen ihrer Community.
    Clara dagegen, völlig anders sozialisiert als Melanie, ist abgestoßen von dieser Welt des ständigen Konsums. Sie fragt sich auch, was das mit den Kindern macht. „ Was können sich Kinder wünschen, die alles haben? …Welche Art von Erwachsenen wird aus ihnen?“
    Der Roman wechselt zwischen den Perspektiven hin und her. Dazwischen sind Transkriptionen der geposteten Videos und Vernehmungsprotokolle der Polizei abgedruckt. So bekommt der Leser einen tiefen Einblick in die Parallelwelt der Influencer.
    Delphine de Vigan klagt nicht an, sondern berichtet nüchtern und klar. Trotzdem wird ihr Anliegen deutlich. Es geht ihr um das Wohl der Kinder, die von ihren Eltern ausgebeutet werden. Schließlich ist dieses Geschäft sehr lukrativ. Die Kinder haben keine unbeschwerte Kindheit, auch wenn das vorgegaukelt wird. Ihnen wird jegliche Privatsphäre genommen, sie haben keinerlei Freiräume und können so überhaupt nicht wie normale Kinder aufwachsen. Stattdessen müssen sie lächeln, funktionieren, perfekt sein.
    Im dritten Teil des Romans geht die Autorin ins Jahr 2031 und der Leser erfährt, wie es mit Kimmy und Sammy weiter gegangen ist. Hier zeigt sie deutlich, welche Folgen ein solches Aufwachsen für die Kinder hat.
    Delphine de Vigan hat ein notwendiges Buch geschrieben, das die Augen öffnet und zum Nachdenken anregt. Sie packt sehr viele Informationen in ihren Roman, doch kann sie diese meist gut in die Romanhandlung integrieren. Ihr Fokus liegt weniger auf der Krimi- Ebene , sondern auf der Darstellung dieser Welt und den psychischen Auswirkungen auf die Beteiligten. Mit Melanie und Clara hat sie zwei konträre Frauenfiguren geschaffen, deren Hintergründe sie näher beleuchtet und ihnen so mehr Tiefe gibt. Während Melanies Sprache aus Klischees und Übertreibungen besteht, ist die von Clara reflektiert und sachlich.
    „ Die Kinder sind Könige“ ist ein wichtiges Buch, vielschichtig und aufrüttelnd , dabei spannend zu lesen.
    Übrigens: Frankreich hat als erstes Land innerhalb Europa ein Gesetz erlassen, das die jungen Influencer ähnlich wie Kinderschauspieler vor Kinderarbeit und Ausbeutung schützen soll und ihnen ein Recht gibt auf digitales Vergessen, d.h. auf ihre Anweisung hin müssen die Plattformen sämtliche Inhalte löschen.

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  • 5 Sterne

    Herbstrose, 09.04.2022 bei bewertet

    Eine Kindheit unter ständiger Beobachtung …
    Schon als junges Mädchen träumte Mélanie davon, einmal berühmt und reich zu werden. Jetzt ist sie verheiratet, hat zwei kleine Kinder, und sieht sich der Verwirklichung ihres Traums immer näher. Sie hat Frankreichs erfolgreichsten Youtube-Kanal mit Tausenden Followern, in dem sie ihre beiden Kinder von morgens bis abends präsentiert. Mélanie ist süchtig nach Anerkennung, nach Likes und Applaus, und ist überzeugt, dass es auch für ihre Kinder nichts Schöneres gibt. Mit Videos, die die Kinder beim Auspacken gesponserter Kleidung, Spielwaren und Geschenken zeigen, verdient die Familie Millionen – bis eines Tages die sechsjährige Kimmy beim Versteckspielen plötzlich spurlos verschwunden ist. Die Mutter ist verzweifelt und fragt sich, was sie wohl falsch gemacht haben könnte, während die ermittelnde Polizeibeamten Clara, die selbst kinderlos ist, die Sache nüchterner angeht. Entführung mit Lösegeldforderung oder Konkurrenzneid im Netz, was trifft hier zu? Bei einem Kind, das Tausende kennen und täglich sehen könnte jeder verdächtig sein …
    „Die Kinder sind Könige“ ist seit 2001 der achte in deutscher Übersetzung erschienene Roman der französischen Schriftstellerin Delphine de Vigan. Die Autorin wurde 1966 in Paris geboren. Sie ist an einem soziologischen Forschungsinstitut tätig ist und lebt heute noch mit ihren beiden Kindern in Paris. Für ihre Werke erhielt sie bereits einige bedeutende französische Literaturpreise.
    In diesem Roman geht es weniger um den kriminalistischen Aspekt, sondern mehr um das Phänomen der kindlichen Influencer im Netz. Oft werden diese durch „liebende“ Eltern gedrängt und gefügig gemacht, um stundenlang vor der Kamera zu posieren. Vermutlich macht es den Kindern anfangs auch Spaß, aber dann kommt der Punkt, an dem es ihnen nur noch lästig ist. Um die Liebe und die Anerkennung ihrer ehrgeizigen Mutter nicht zu verlieren, nehmen die sechsjährige Kimmy und ihr achtjähriger Bruder Sammy die Strapazen klaglos hin. Doch die andauernde Präsenz in der Öffentlichkeit bleibt bei den Beiden, auch psychisch, nicht ohne Folgen.
    Die Autorin versteht es großartig, die verschiedenen Blickwinkel zu beleuchten und auf das Für und Wider der beteiligten Personen einzugehen. Als Leser*in ohne Bezug zu diesen Social-Media-Kanälen ist man überrascht über deren Verbreitung und erstaunt darüber, wie viel sich damit verdienen lässt. Dass dieses Leben bei den „kleinen Sklaven“ nicht ohne Nachwirkungen bleiben kann überrascht nicht, dennoch schockt der Ausblick auf das Jahr 2031. Die Folgen solch unvernünftigen Handelns stimmen äußerst nachdenklich. Da gerät die unerwartete kriminalistische Auflösung des Verschwindens der Kleinen schon beinahe zur Nebensache.
    Fazit: Diesen großartigen Roman mit der notwendigen Aufklärung über Hintergründe und Motive diverser Influencer empfehle ich sehr gerne weiter!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 18.03.2022

    Mélanie inszeniert ihres und das Leben ihrer beiden Kinder im Internet, den ganzen Tag lang werden die sechsjährige Kimmy und ihr achtjähriger Bruder Sam gefilmt und die Filmchen auf verschiedene Portale hochgeladen. Kimmy findet immer weniger Gefallen daran, während ihr Bruder sich fügt und augenscheinlich großen Spaß daran hat, bei allen Tätigkeiten gefilmt zu werden. Als Kimmy eines Tages beim Versteckspielen mit Sam und anderen Kindern verschwindet, bricht das ganze Konstrukt zusammen.

    Ich habe mich mit dem in diesem Buch geschilderten Problem bisher nicht auseinandergesetzt, wie ich zugeben muss. Ich bin zwar sehr dafür, dass man Kinder nicht im Internet präsentieren sollte, und zwar aus den allgemein bekannten Gründen, wusste aber auch nicht, dass es eine solche Masse an Profilen gibt, die dazu genutzt werden, Werbung durch und mit Kindern zu machen. Dies hängt natürlich damit zusammen, dass ich selbst keine Kinder habe und somit keinen Grund, solche Bilder und Videos zu schauen. Das Szenario im Buch hat mich erschreckt und entsetzt, insbesondere was die gesetzliche Situation angeht. Das Internet ist nicht erst seit gestern da und dennoch scheint es keine klare Linie seitens des Gesetzgebers zu geben, stattdessen viele Grauzonen und Lücken.

    Es war mein erstes Buch der Autorin, der Schreibstil gefiel mir gut und auch, dass die Perspektive immer wieder wechselte. Das Buch empfand ich fast als einen Krimi, so ausgefallen und spannend wurde die Geschichte erzählt. Ich hätte oft die ein oder andere Person so gerne geschüttelt und gefragt, ob ihr klar ist, welche Konsequenzen ihr Tun hat. Ein spannendes, ein wichtiges Buch, das aktueller nicht sein könnte. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    büchernarr, 27.02.2022

    Die Brutalität der sozialen Netzwerke und die Menge an Illusionen mit realen Folgen werden in diesem Buch kaltblütig dargestellt. Delphine de Vigan signiert einen kraftvollen Roman, eine hinterhältige Kritik an dem immer populärer werdenden Trend: das ganze Leben im Internet zu veröffentlichen. Und nicht nur das eigene, sondern auch das der ganzen Familie. Die Einwilligung der Kinder, das Recht auf Privatsphäre, die belästigende «Arbeit» hinter all diesen Videos.
    Es kneift, weil man sich manchmal sogar ein wenig wiedererkennt. Die eigentliche Frage ist, wo das Harmlose aufhört und wo das «zu viel» beginnt. Zu viele Informationen, Informationen, Orte, die sich gegen uns wenden können, wenn sie in die falschen Hände geraten.
    Ich bin ein großer Fan von Delphine und auch hier hat sie ins Schwarze getroffen. Vor allem, weil es dem Menschen Fragen stellt, über die er viel nachdenkt und die ihn dazu bringen, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten als bisher. Sie bringt mich dazu, die Dinge ein wenig anders zu betrachten, und ihr Buch fällt mir definitiv nicht erst ein paar Tage nach der Lektüre aus dem Kopf.

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  • 4 Sterne

    Julia L., 13.06.2022 bei bewertet

    Little Big Brother

    Kinder der 90er Jahre können sich noch an die Anfänge des Reality TV erinnern, ihnen sind Namen wie Jürgen und Zlatko noch ein Begriff.

    Genau diese Art von TV-Sendungen greift Delphin de Vigan auf, um ihre Figur Melanie einzuführen. Sie ist ein solches Kind dieses Jahrzehnts, ist mit Bewunderung dieser Art von TV-Sternchen aufgewachsen und hat sie mit der Muttermilch aufgesogen. Ihre eigenen Kinder wachsen mit dieser Begeisterung und ihren Auswüchsen auf; von klein Auf werden sie zu Youtube-Stars vermarktet. Bis die sechsjährige Kimmy verschwindet.

    Dieses Buch ist eine interessante Mischung aus Krimi und topaktueller Gesellschaftskritik. Sie beleuchtet die Schattenseiten von social media, die Zwänge und den psychischen Druck, den es vor allem auf junge Konsumenten, vor allem aber auch Produzenten ausübt.

    Mit Clara, der dokumentierenden Ermittlerin, und Melanie, der geltungssüchtigen Übermutter und Influencerin, lebt die Geschichte von ihren Gegensätzen. Die Verantwortung und der Einfluss, den Eltern auf ihre Kinder ausüben, und den sie in den meisten Fällen kaum ermessen können, wird sehr plastisch und auch drastisch dargestellt.

    Insgesamt ist es eine sehr eindrückliche Geschichte, die zum Nachdenken anregt, wenn auch vermutlich nicht die Leute erreichen wird, die es eigentlich lesen sollten.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anita, 14.03.2022

    Umsetzung nicht überzeugend.
    Worum geht es?
    Mélanie präsentiert sich, ihre Familie und vor allem ihre zwei kleinen Kinder im Internet, sichtbar für Millionen Follower. Bei einem Versteckspiel taucht ihre Tochter Kimmy, bekannt und geliebt, dann nicht wieder auf.

    Worum geht es wirklich?
    Sichtbarkeit, Druck und Privatsphäre

    Lesenswert?
    Nein, trotz super interessantem und wichtigen Thema konnte mich die Umsetzung nicht begeistern. Was hat mir gefallen? Der Aufbau der Geschichte war gut gewählt in verschiedenen Jahrzehnten und somit verschiedene Sicht auf Präsentation in der Öffentlichkeit. Und auch die Wahl der Protagonistinnen fand ich gut: Einmal Polizistin Clara und dann Influencerin Mélanie. Der Roman deckt dabei viele verschiedene Themenbereiche ab. Das Erwachsenwerden, der Wunsch nach Sichtbarkeit, der Einfluss der Eltern, dann später wird die Geschichte zu einem aufregenden Kriminalfall. Dessen abruptes Ende hat mich ein wenig überrascht und war mir zu schnell. Weiterhin interessant waren die verschiedenen Layouts, die Einbindung von Polizeiverhören und -sichtungen. Sprachlich angenehm lesbar, bei der mir vorliegenden Auflage jedoch noch Rechtschreibfehler enthalten. Übersetzung wirkt manchmal hölzern bzw. Worte sehr eingedeutscht.
    Das Thema ist wie erwähnt interessant und notwendig.
    Nicht gefallen haben mir die Charakterdarstellungen. Beide Frauen meiner Meinung nach sehr einseitig beschrieben. Bzw. Mélanies Job als Influencerin wird eher ins lächerliche gezogen. Die Tatsache, dass sie zum Beispiel unter Druck stehen wird, weil sie das gesamte Familieneinkommen verdient und gar nicht so einfach Werbeverträge ablehnen kann, bleibt unerwähnt. Natürlich darf man das Prinzip kritisieren, den Konsum. Aber es nur einseitig zu betrachten ist für mich keine gute Lösung. Zeitgleich werden die Männer, die Kritik an ihr üben, eher heldenhaft dargestellt. Sie werden nicht hinterfragt. Ihre Methodik auch nicht.
    Der Fall des verschwundenen Kindes wurde dann sehr abrupt gelöst, die Kapitel danach habe ich als unrealistisch und nicht zur Zeit passend empfunden.
    Alles in allem hatte ich das Gefühl, die Autorin will ein wichtiges Thema besprechen, kennt sich aber inhaltlich nur damit aus, was man als außenstehende Person sieht und glaubt. Es wirkt nicht in die Tiefe recherchiert. Es ist eher ein Fingerzeig auf all die, die ihre Kinder dem Internet preisgeben.

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  • 5 Sterne

    Frederike Z., 08.03.2022

    Schon als junges Mädchen war Mélanie fasziniert von den Reality Shows im Fernsehen und fieberte allabendlich gemeinsam mit ihrer Familie vor dem Bildschirm mit, wer gewinnen würde – und schon damals wusste sie: das will ich auch. Berühmt, überall erkannt werden. Doch noch viel eher: Geliebt werden. Jahre später hat sie sich diesen Traum erfüllt: Nach der Geburt ihrer zwei Kinder Sammy und Kimmy gründet sie nach Vorbild zahlreicher Youtuber den Kanal „Happy Recré“, der schon kurz nach der Veröffentlichung der ersten Videos mehrere Millionen Follower hat. Beinahe täglich postet sie Videos aus ihrem Familienalltag, teilt jeden Schritt, jedes Wort ihrer Kinder mit der ganzen Welt. Drei Jahre besteht der Kanal schon, alle Menschen lieben ihre Challenges, die Unboxings, diese ach so glückliche Vorzeigefamilie – doch irgendwas stimmt nicht. Kimmy wirkt in sich gekehrt, abweisend, scheint keine Lust mehr zu haben, auf Knopfdruck in die Kamera zu lächeln und ihren Followern Schmuseküsse zu schicken. Bestimmt nur eine Phase, die vorüber geht, denkt sich Mélanie, warum sollte ihr all das keinen Spaß mehr machen bei all der Liebe, die sie bekommt? Kurze Zeit später verschwindet Kimmy spurlos. Und die Suche nach Verdächtigen erweist sich für die ermittelnde Polizeibeamtin Clara als ein scheinbar undurchdringbares Netz in der digitalisierten Welt.

    In ihrem Roman "Die Kinder sind Könige" (OT: Les enfants sont rois, aus dem Französischen von Doris Heinemann) zeigt Delphine de Vigan eindringlich, inwiefern und mit welchen Folgen (kleine) Kinder im Internet, speziell in den sozialen Medien zu Konsumzwecken von ihren Eltern zur Schau gestellt, ausgebeutet werden, ohne jemals ein Mitspracherecht zu haben, nein: Sie müssen funktionieren, zu jeder Tag- und Nachtzeit lächeln, perfekt sein. Erniedrigt und bloßgestellt trifft es in manchen Fällen vielleicht eher. Sind es all die Likes, die digitale Liebe und die Umsätze in Millionen, die durch minutiös gescriptete Stories, Unboxings oder den Verkauf von Merchandising generiert werden, wert, seine Kinder zu Marionetten zu degradieren, sie durch die frühe mediale Präsenz krank zu machen, ihnen jegliches Mitspracherecht untersagt?
    .
    Mit der Spannung eines Krimis, der detaillierten Nüchternheit eines wissenschaftlichen Artikels und der liebevollen Zeichnung eines Romans beschreibt die Autorin ausgehend der Kindheit der beiden Protagonistinnen Mélanie und Clara, wie ihre von Grund auf unterschiedliche Erziehung und Kindheit ihre späteren Lebenswege prägen würde, es die eine in die Öffentlichkeit zieht, während die andere sich im Hintergrund hält. Allmählich erhält man einen Eindruck, aus welchen Gründen Mélanie sich dazu entschloss, Videos ihrer Kinder auf YouTube zu posten, immer öfter, immer professioneller – bis ihr Mann Bruno schließlich sogar seinen Job kündigt, weil die Produktion zunehmend zeitaufwändiger und die Verträge mit ihren Werbepartnern immer ertragreicher werden. All die Likes und die bewundernden Kommentare geben ihr die Anerkennung, ja, Liebe, wenn man so mag, nach der es sie seit ihrer Kindheit verlangte, ihr aber nie zuteilwurde. Doch die Bekanntheit hat auch ihre Schattenseiten: Die Stimmen ihrer Neider werden immer lauter, und die öffentliche Kritik an der „Kinderarbeit“ wächst, erste Gesetzesentwürfe zum Schutz der „kleinen Stars“ warten auf die Verabschiedung. Für die Polizistin Clara ist es eine völlig neue Welt, die sie im Rahmen der Recherchearbeit im Fall Kimmy entdeckt – und was sie über die Hintergründe des Geschäfts mit den sozialen Medien herausfindet, ist gleichermaßen faszinierend wie erschreckend. Ebenso wie die Folgen des frühen Ruhms, die viele Jahre nach Abschluss des Falls am späteren Leben der einstigen Kinderstars ersichtlich werden.
    .
    Selten hat mich eine Geschichte so viel mit mir gemacht wie „Die Kinder sind Könige“. Ich war regelrecht beklommen ob der Beschreibungen des Verhaltens Mélanies, die letztlich nicht mehr als ein realistisches Abbild dessen sind, was mir täglich in den sozialen Medien vorgeschlagen wird – und ich schon vor diesem Buch mehr als fraglich fand. Es ist pervers, anders kann ich es nicht beschreiben, und die Folgen können für die Kinder dramatisch sein. Von psychischen wie Erkrankungen wie Angststörungen und soziale Phobien wird berichtet, neurologischen Ausfälle, Symptomen von Stress und Überforderung bis hin zum Burn Out. Und wofür das alles? Für Likes, digitale Liebe und den Ruhm des Augenblicks. Gerade in der heutigen Zeit und der zunehmenden Digitalisierung, die seit Beginn der Corona-Pandemie an Stellenwert gewonnen hat, ist es wichtig, sich und seinen Umgang mit den sozialen Medien zu reflektieren, sich selbst und andere zu schützen, denn was einmal im Netz ist, bleibt da auch. Darüber soll gar nicht vergessen werden, welche Vorteile das Internet und die soziale Medien auch mit sich bringen können, doch sollte eine gesunde Balance gewährt werden.

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  • 5 Sterne

    schokoflocke, 14.03.2022

    " Die kleinen YouTube - Sklaven "

    “ Der allererste Kommentar eines Internetnutzers zu einem dieser Videos klang wie ein Orakel „Die Epoche, in der die Tore zur Hölle aufgetan wurden “ “

    Seit dem Mélanie Claux ihre erste Reality - TV Sendung gesehen ist sie von diesem Format fasziniert und träumt davon auf diese Art , genau wie die Teilnehmer, über Nacht berühmt zu werden , was leider nicht klappt. Jahre später, als Mélanie zweifache Mutter ist, eröffnen ihr die sozialen Medien eine neue Möglichkeit. Anfangs sind es nur paar niedliche Videos von ihrer Tochter Kimmy, aber schon bald wird daraus mehr. Mit 5 Millionen Fallowern ist Mélanie eine sehr erfolgreiche Youtuberin und das große Geld das sie verdient ist für sie genauso wichtig , wie die “ Liebe “ , die sie bekommt. Dann passiert etwas schreckliches - die sechsjährige Kimmy verschwindet spurlos…
    “ Das Bedürfnis nach Anerkennung, das aus diesen Bildern sprach, war nicht zu übersehen. Mélanie Claux wollte, dass man sie anschaute, ihr folgte, sie liebte. Ihre Familie war ein Werk, eine Leistung und ihre Kinder eine Verlängerung ihrer selbst“
    Für mich ist das eine Anomalie unserer Zeit - kleine Kinder, die von den Eltern “ vermarktet “ werden um viel Geld zu verdienen. Und ja, Wunderkinder und Kinderstars gab es schon immer, aber es war nie so einfach wie jetzt berühmt zu werden. Jedes mal, wenn ich in Fernsehen ein Bericht über so “ erfolgreiche “ Kinder sehe und die strahlenden Eltern behaupten, sie machen das nur, weil den Kindern das Spaß macht, bekomme ich Magenschmerzen.
    “ Ich glaube nicht, dass ein dreijähriges Kind davon träumt, YouTube - Star zu werden…Sie werden von klein auf rekrutiert wie in eine Sekte. (…) Sie haben ihr Lächeln gelernt, wie dressierte Affen ihre Nummer lernen. Glauben sie etwa, die dürfen sagen “ Nein, ich kann nicht mehr, ich höre auf “ wenn die ganze Familie von den Einkünften aus den Videos lebt . “
    Ich bin wirklich begeistert, dass Delphine de Vigan dieses Buch geschrieben hat, weil es unheimlich wichtig ist auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Ich hab das Buch einfach verschlungen, obwohl der Lesefluss manchmal mit trockeneren Stellen, in den die Fakten, Gesetze oder die Polizeiarbeit geschildert wird, leicht gestört wird . Eben diese Stellen ( obwohl schwieriger zum lesen) machen aus einer bewegender und nachdenklich machender, auch eine informative und somit für mich vollkommene Geschichte. Die Autorin benutzt unterschiedliche Erzählperspektiven um Vielschichtigkeit zu erlangen und viele Aspekte des Thema zu zeigen, aber die Aussage ist unmissverständlich. Es ist ein Plädoyer für mehr Kinderschutz in den sozialen Netzwerken und gleichzeitig eine Anklage. Und nicht nur die ehrgeizigen Eltern sitzen auf der Anklagebank, sondern auch unsere Gesellschaft, die mit jedem Klick und jedem Like dieses Rad am Laufen lässt.
    “ Glauben Sie, ein Kind von zwei, vier oder zehn Jahren kann das wirklich wollen? Glauben Sie, ihm ist klar, was es tut ? “
    Diese kraftvolle und sehr aktuelle Geschichte gehört zu den wichtigsten Büchern, die ich gelesen habe. 5 Sterne und eine große Empfehlung!

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  • 5 Sterne

    Cosmea, 16.03.2022

    Exponiert im Netz
    In Delphine de Vigans neuem Roman “Die Kinder sind Könige“ sind die Kinder nicht wirklich Könige. Im Mittelpunkt steht Mélanie mit ihrer Familie. Melanie hat schon als junges Mädchen für Big Brother geschwärmt und sich als junge Frau vergeblich als Kandidatin für eine Reality Show beworben. Sie will beachtet und geliebt werden. Als sie nach ihrer Heirat mit Bruno Diore die Kinder Sam und zwei Jahre später Kim bekommt, fühlt sie sich unausgefüllt und will ihrem Leben Sinn geben, indem sie zunächst auf Facebook Fotos postet, später mit anderen Müttern im Netz in Kontakt tritt und schließlich den Channel Happy Récré gründet. Sie postet Videos ihrer Kinder beim Unboxing, beim Auspacken von Geschenkpaketen von Firmen, mit denen sie Werbeverträge abgeschlossen hat, von Einkaufsorgien und immer neuen Challenges und Spielen. Zunächst sind es wenige Videos pro Woche, später wird täglich mehr oder weniger den ganzen Tag gefilmt und gepostet. Zu diesem Zeitpunkt sind die Kinder 8 und 6 Jahre alt. 500 Millionen Anfragen und 5 Millionen Follower sorgen für ein beträchtliches Einkommen der Familie, so dass Ehemann Bruno seinen Beruf aufgibt und seine Frau bei diesem immer professioneller betriebenen Geschäft unterstützt.
    Eines Tages verschwindet Kimmy spurlos beim Versteckspiel vor dem Haus. Die Polizei geht von einer Entführung aus, mit der Lösegeld erpresst werden soll. Hier kommt Ermittlerin Clara ins Spiel, die Vernehmungen protokolliert und die Akte erstellt. Sechs Tage lang bringen die Ermittlungen kein nennenswertes Ergebnis. Inzwischen ist jedoch deutlich, dass Mélanie nicht nur Bewunderer hat und viele ihre gnadenlose Ausbeutung der eigenen Kinder scharf kritisieren. Für Mélanie sind alle Vorwürfe Lügen. Angeblich sind ihre Kinder glücklich und haben Spaß an der Sache. Sie ignoriert Kimmys zunehmend ablehnende Haltung und tut sie als Laune ab. Es ist Mélanie, die nach ständiger Aufmerksamkeit giert, ihre Follower mit „meine Lieben“ anspricht und die ihre Kinder zwingt, auswendig gelernte Sätze zu sprechen und vor laufender Kamera Junkfood zu essen. Sie begreift nicht, dass sie Familienleben lediglich inszeniert, dass es keinerlei Privatsphäre mehr gibt und sie Sam und Kim ihrer Kindheit beraubt, indem sie sie tagesfüllend für verschiedene Foren arbeiten lässt.
    In einem Schlussteil, der 12 Jahre später im Jahr 2031 spielt, sieht der Leser, was aus der Familie geworden ist, vor allem, mit welchen Spätfolgen der jahrelangen Ausbeutung ihre inzwischen erwachsenen Kinder zu kämpfen haben. Melanie ist beratungsresistent und nicht einsichtsfähig.
    Delphine de Vigan hat einen spannenden, gut lesbaren Roman zum Thema Exposition von Kindern im Netz geschrieben und dabei auch die juristische Seite nicht vernachlässigt: das Recht am eigenen Bild und auf Löschung digitaler Spuren, gesetzliche Vorschriften zu Kinderarbeit, steuerliche Gesichtspunkte. Sie lenkt dabei die Aufmerksamkeit der Leser auf ein sehr wichtiges aktuelles Thema und wird dadurch hoffentlich viele zum Umdenken bewegen. Ich kenne fast alle ihre Bücher und bin auch dieses Mal wieder begeistert.

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  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 16.03.2022

    Brisantes Thema

    Da ich mit großer Begeisterung bereits "No & ich" von Delphine de Vigan gelesen hatte, waren meine Erwartungen bei diesem Buch entsprechend hoch. Obwohl die Autorin hier ein gänzlich anderes Thema anpackt, wenn auch nicht weniger brisant, wurde ich nicht enttäuscht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Melanie, die in ihrer eigenen Jugend erste Erfahrungen mit dem damals aufkommenden Reality TV macht, allerdings bleibt sie hierbei im Gegensatz zu ihren damaligen Wunschträumen komplett erfolglos, fühlt sich mittelmäßig und den Ansprüchen des Mainstream nicht genügend. Ganz anders nun Jahre später, mittlerweile ist unsere Protagonistin Mutter zweier kleinerer Kinder. Melanie versucht erneut ihr Glück, diesmal als sogenannte Influencerin, sie stellt pausenlos unzählige Videos ihres Familienlebens, vor allem ihrer Kinder ins Netz, auf die Plattformen diverser sozialer Netzwerke. Dabei merkt sie nicht, dass sie hierbei einzig und allein ihre Wünsche und den eigenen Ehrgeiz befriedigt, u. nach und nach das Wohl und die Privatsphäre ihrer Kinder komplett vernachlässigt, von Dritten darauf aufmerksam gemacht, streitet sie dies ab bzw. redet den Sachverhalt sich selbst gegenüber schön. Als ihre 6jährige Tochter Kimmy beim Spielen vor der eigenen Haustür verschwindet, drängt sich der Verdacht auf, dass das Mädchen von einem neidischen Follower entführt worden sein könnte, Melanies selbstsüchtiges Verhalten gerät erneut und verstärkt in den Fokus. Der Leser erfährt die Geschichte, die auf mich stellenweise den Eindruck eines Krimis erweckte, aus zweierlei Perspektiven. Zwar wird durch einen Erzähler von außen in der dritten Person berichtet, die Sichtweisen wechseln hierbei aber zwischen der Familie einerseits und einer ermittelnden Polizistin, Clara, andererseits. Mir blieben alle handelnden Personen irgendwie fremd, ich konnte mich mit niemandem identifizieren, trotzdem schafft es die Autorin durch ihre Eindringlichkeit, einen ganz intensiv in die Handlung mitzunehmen. Die Protagonistin war mir allerdings extrem unsympathisch, ich war zwischenzeitlich richtig wütend, wie Melanie ihre Kinder verheizt, um den eigenen Sehnsüchte zu befriedigen. Delphine de Vigan nähert sich in diesem Buch einem hoch brisanten Thema, mit dem ich mich zugegebenermaßen im Vorfeld noch nicht sonderlich intensiv beschäftigt hatte. Von mir bekommt "Die Kinder sind Könige" auf jeden Fall die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Christiane F., 09.03.2022

    Wichtiges Thema

    Mit ihrem neusten Roman zeigt uns Delphine de Vigan wieder auf, was für eine begnadete und facettenreiche Autorin sie ist.

    Delphine de Vigan
    Die Kinder sind Könige

    Mélanie wollte immer ein Reality-Star sein, doch ihre einzige Chance konnte sie als Jugendliche nicht nutzen.
    Nach der Geburt ihrer zwei Kinder wird aus Mélanie eine bekannte Youtuberin mit Millionen von Followern. Alles was die Kinder machen, jedes Essen, unboxing (Auspacken von Päckchen, Spielzeug und Süssigkeiten) oder shoppen, wird gefilmt und auf ihren Channel gepostet. Aufgrund ihres Erfolges, hat ihr Ehemann bereits seinen Beruf aufgeben können, um seine Frau zu unterstützen.
    Doch deren gemeinsame Tochter Kimmy verliert den Spaß an der Sache und ist immer unfreiwilliger dabei.

    Die zweite Protagonistin in diesem Buch ist Clara, Polizisten in Paris.

    Beide Frauen begegnen sich zum ersten Mal als Kimmy während eines Versteckspiels mit ihren Freunden, im Vorgarten, spurlos verschwindet…

    De Vigan spricht ein super zeitgenössisches und hochexplosives Thema an: Darf man Kinder dazu benutzen selber ein YouTube Star zu werden? Und darf man in der heutigen Zeit Kinderbilder und Videos unverpixelt ins Netz stellen?
    Die Nutzung privater Bilder durch Pädophilennetze ist bewiesen und trotzdem laden Tausende von Eltern täglich die Fotos ihrer Kinder ins Netz hoch.

    ‚Glauben sie etwa, die (Kinder) dürften sagen >>Nein, ich kann nicht mehr, ich höre auf

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  • 5 Sterne

    Alina, 13.03.2022

    Fesselnde Gesellschaftskritik

    Mélanies Faszination für Reality TV und ihr Wunsch berühmt und geliebt zu werden, haben sich schon früh abgezeichnet. Nach einigen gescheiterten Versuchen gelingt ihr schließlich der große Durchbruch - durch ihren Social Media Kanal „Happy Recré“ inklusive Millionen Abonnenten, Aufmerksamkeit und materiellem Reichtum. Allerdings handelt der Kanal hauptsächlich von ihren Kindern Kimmy und Sammy. Täglich postet sie Videos von ihnen auf ihren YouTube und Instagram Accounts. Bis Kimmy plötzlich spurlos verschwindet und die Polizeibeamtin Clara komplizierte Ermittlungen in einer digitalisierten, vernetzen Welt aufnehmen muss…

    „Die Kinder sind Könige“ ist in zwei Teilen gegliedert, wobei der erste, wesentlich längere, Teil im Jahr 2019 die Geschehnisse rund um das Verschwinden von Kimmy und den damit verbundenen Ermittlungen erzählt. Im zweiten Abschnitt gibt uns die Autorin Einblicke in das Jahr 2031 und die Auswirkungen des damals Geschehen in der Zukunft.

    Delphine de Vigans Sprache ist klar und schnörkellos und ihr Schreibstil vielseitig und spannend, so lässt sie zum Beispiel immer wieder Transkripte verschiedener „Happy Recré“ Videos einfließen.
    Dabei schafft es die Autorin auch eine gewisse, fesselnde Nähe zu ihren Figuren herzustellen. Durch Rückblicke erfahren wir von Mélanies und Claras unterschiedlichen Erziehungen, ihren Erfahrungen in der Jugend und den daraus resultierenden Antriebe und Ziele der beiden Frauen, die wohl unterschiedlicher kaum sein könnten.

    „Die Kinder sind Könige“ ist ein sehr aktueller, vielseitiger und spannender Roman, vor allem der erste Teil liest sich zum Teil wie ein Krimi. Dabei betrachtet die Autorin komplexe und wichtige Themen: Die Gefahren von Social Media, insbesondere für Kinder, (digitale) Freiheit und Datenschutz, psychischen Erkrankungen oder Einsamkeit werden hier in eine starke Gesellschaftskritik eingebettet.
    De Vigan ist ein Roman gelungen, den ich in kürzester verschlungen habe und der mich in seiner Aktualität sehr gefangen genommen und beklommen gemacht hat. Noch Tage später regt der Roman zum Nachdenken an - über unseren (Medien-)Konsum im Allgemeinen und um die Gefahren für Kinder und Jugendlichen im Speziellen. Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Annegret H., 27.03.2022 bei bewertet

    Der Roman nimmt die Leser:innen mit in den (Alp-)Traum Social-Media-Ruhm: Er erzählt die Geschichte von Melanie und ihrer Bilderbuchfamilie aus Ehepaar und zwei Kindern, die ihr scheinbar perfektes Leben auf YouTube und Instagram ausleben. Mutter Melanie ist der Motor hinter der erfolgreichen Online-Präsenz, dabei ist sie regelrecht verblendet: Sie erkennt nicht, wie unglücklich ihre kleine Tochter ist und wie sie ihr Leben zerstört. Sie ist überzeugt, dass Kimmy - genau wie ihre Mutter - die Aufmerksameit liebt und süchtig nach der Liebe fremder Menschen ist. In diesem Glauben handelt Melanie auch: Sie lässt Merchandise mit den Namen ihrer Kinder entwickeln, organisiert ihnen Autogrammstunden und hält beinahe jede Minute filmisch fest, egal wie banal sie ist.
    Alles kommt zum Stillstand, als die sechsjährige Kim entführt wird. Zwischen Gesellschaftskritik und Krimi erzählt "Die Kinder sind Könige" einerseits die Suche nach dem berühmten verschwundenen Mädchen und setzt sich andererseits mit der Auswirkung von Social Media und Berühmtheit auf die Gesellschaft und speziell auf Kinder auseinander.
    Die Handlung erzählt Autorin Delphine de Vigan abwechselnd aus Perspektive der Mutter und der Polizistin Clara, die in dem Fall ermittelt. Die beiden ungefähr gleichaltrigen Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein: Die eine hat die scheinbar perfekte Bilderbuchfamilie, Geld durch lukrative Werbedeals, Ruhm und Erfolg, die andere ist Single, kinderlos, blickt auf gescheiterte Beziehungen zurück und hat mit Social Media gar nichts am Hut. Aber Clara arbeitet sich mit Empathie und Dringlichkeit in die ihr fremde Welt des Internetruhms ein. Das zeigt die Autorin u.a. anhand von Protokollen, die Clara beispielsweise zu Insta-Storys oder YouTube-Videos der Familie erstellt. Die nüchternen Beschreibungen führen die Banalität und Absurdität des Ganzen perfekt vor Augen und schaffen einen eindringlichen Kontrast zu Melanie, die diesen Content mit voller Hingabe und Überzeugung entwickelt.
    Nicht nur die Auflösung der Entführung, sondern auch das Ende des Buches hat mich überrascht. Die Autorin hat aktuelle Medienphänomene kritisch beleuchtet und gleichzeitig in eine spannende Geschichte verpackt. Empfehlenswert!

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