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  • 5 Sterne

    15 von 26 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    friedericke, 02.04.2023

    Als Buch bewertet

    Das Überleben in der Dunkelheit
    Das Cover:
    Das Cover zeigt ein Original-Foto. Fünf Kinder vor der Schule in Beauvallon. Kinder, in deren Gesichtern sich Gefühle widerspiegeln, die unterschiedlicher nicht sein können. Zusammen mit dem Klappentext, der Zeitgeschichte, sowie den wahren Begebenheiten, ist es eine in sich stimmige und perfekte Buchpräsentation.
    Die Geschichte:
    Agnes, eine Radiomoderatorin aus Freiburg, reist 1965 nach Dieulefit, um über die Besonderheit dieses Ortes zu recherchieren. In diesem kleinen Dorf fanden während des Krieges sehr viele Flüchtlinge Zuflucht und wurden von couragierten Dorfbewohnern versteckt. In der nahen Schule von Beauvallon sorgten ebenso mutige Lehrkräfte für den Schutz zahlreicher jüdischer Kinder. Das alles war sehr riskant und bedurfte viel Mut im Zeichen des Widerstandes. Was würde Agnes herausfinden? War Lilly, ihre Freundin aus Kindertagen vielleicht auch hier? Sie hatte ihr damals versprochen, dass sie sich wiedersehen werden. Wird sie sie finden, oder hat auch Lilly ihr Leben verloren?
    Meine Meinung:
    „Wir werden es wieder zusammenkleben.“ Dieser Satz aus dem Prolog, brannte sich bei mir ein, und hat mich bis zum Ende des Buches nicht mehr losgelassen. Es geht dabei, um ein in der Mitte auseinandergerissenes Bild von zwei kleinen Mädchen, die Freundinnen waren, welches als Erinnerung, an die jeweils andere diente. Lilly war in diesem Moment auf einem Lastwagen, der sie wegbrachte, ohne zu wissen wohin. Und Agnes muss dabei zusehen, als die Freundin gänzlich aus ihrem Leben fuhr.
    Es handelt sich hierbei um die beiden Hauptfiguren des Romans, die mich beide emotional über die gesamte Buchlänge angefasst haben. Aber auch alle anderen Protagonisten sind mit so viel Feingefühl ausgearbeitet und Tiefgang ausgestattet, dass ich beim Lesen glaubte, bis in ihre Seelen schauen zu können. Sie haben mich allesamt an ihren Gefühlen, Gedanken, ihrem Schmerz und an ihrem Handeln teilhaben lassen.
    Bettina Storks Sprache ist ganz besonders. Sie sorgt für ein Lesevergnügen, das unter die Haut geht. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Schauplätze, die Orte, die jeweiligen Regionen, sind bis ins kleinste Detail bildhaft beschrieben.
    Die Geschichte wird abwechselnd über zwei Zeitebenen erzählt. In den 40er-Jahren begleite ich Lilly und andere Kinder auf ihrem Schicksalsweg und ich frage mich, wie so oft, wenn es um diese Themen geht, wie so etwas geschehen konnte. Wie konnte so vielen Menschen so viel Leid zugefügt werden? Und wie schwer musste es für Kinder gewesen sein, die sich von ihren Eltern verabschieden mussten?
    Und in den 60er-Jahren begab ich mich mit Agnes, die beim Radio arbeitet, auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Als sie in Dieulefit recherchiert, trifft sie auf Menschen, deren Lippen weitgehend verschlossen sind. Sie spürt, dass jedes Wort ein falsches Wort sein könnte, bei all dem, was den Menschen in dieser Zeit angetan wurde. Ein Spagat. Und dann waren noch Menschen in verantwortlichen Positionen, die mit aller Macht versuchten, eine Reportage zu verhindern. Sie hatten ihre Vergangenheit zugedeckt und wollten nicht, dass diese Decke angehoben wird. Aber Agnes kann auch die Gelegenheit nutzen, um nach ihrer Kinderfreundin Lilly zu suchen, was ihr sehr wichtig ist.
    Die Fiktion eines Romans mit geschichtlichen Vorbildern und dieser besonders schmerzhaften Zeitgeschichte, so speziell, so emotional und so authentisch zu verbinden, ist nicht nur intensive und akribische Recherche. Es ist großes Können. Es ist mir immer eine große Freude, Bücher der Autorin zu lesen. Danke Bettina Storks.
    Mein Fazit:
    Ein ergreifendes Buch, das unbedingt in jedes Bücherregal gehört. Es hält die Zeitgeschichte wach und führt uns vor Augen, was Menschlichkeit, gerade auch für Kinder bewirken kann. Ein ganzes Dorf hat mitgeholfen. Es war das Wunder des Schweigens.
    Ganz sicher ein Lesehighlight 2023. Das Buch bekommt eine ausdrückliche Leseempfehlung.

    Heidelinde von Friederickes Bücherblog

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  • 5 Sterne

    15 von 26 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Helgas Bücherparadies, 16.04.2023

    Als Buch bewertet

    Im Jahr 1940 wurden viele jüdische Familien ins Lager Gurs deportiert. Dabei befand sich auch die neunjährige Lilly Blum.
    1965 nimmt die Radiomoderatorin Agnes die Suche nach ihrer Schulfreundin Lilly auf. Ihre Recherchen führen nach Frankreich. Sie erfährt von den Rettungsaktionen jüdischer Familien. Auch ihre Freundin Lilly hatte damals dort Unterschlupf gefunden und sie stößt auf das Wunder von Dieulefit.

    Was für ein wunderbarer, einfühlsamer und aufwühlender Roman, der nach wahren Begebenheiten von Bettina Storks verfasst wurde.
    Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Zum einen wird erzählt, wie Agnes sich auf die Suche nach Lilly macht. Lillys Erleben des Krieges, ihre Ängste, das Leid und vieles mehr.
    Zum anderen begleiten wir die Widerstandskämpferin Jolie, die unermüdlich ihr Leben riskierte.
    Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Tränen und Mitgefühl begleiteten mich beim Lesen. Ich musste es immer wieder aus der Hand legen.
    Dieses Buch ist eine Hommage an die stillen Helden von Dieulefit. Das Cover ist sehr gelungen. Es zeigt eine Originalaufnahme der Schule Beauvallon und diese Kinder hatte ich beim Lesen genauso vor Augen.

    Fazit: Ein ganzes Dorf versteckte 1500 Flüchtlinge und ihre Entschlossenheit, Mut, Beherztheit und Risikobereitschaft haben mich schwer beeindruckt. Sie zeigten sich solidarisch unter Einsatz ihres Lebens. Diese selbstlosen Retter, die keinen Ruhm suchten, können nicht genügend gewürdigt werden.
    Es ist eine packende Zeitgeschichte, die in mehreren Zeitebenen erzählt wird. Wie von der Autorin gewohnt, ist auch hier eine äußerst gute Recherche spürbar. Sehr emotional, eindrucksvoll, ergreifend, aufwühlend und spannend ist dieser Roman.Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin B., 28.05.2023

    Als Buch bewertet

    Ein sehr berührendes Buch mit einer beeindruckenden Geschichte, das einen nicht so einfach loslässt.

    Die beiden kleinen Mädchen Agnes und Lily sind eng befreundet, als Lily, weil sie Jüdin ist, fliehen muss und in Sicherheit gebracht wird.

    Die Freundinnen geben sich aber ein Versprechen, das sie unbedingt einlösen wollen. Lange Zeit ist unklar, ob die jeweils andere den schrecklichen Krieg überlebt hat. Aber dann beginnt Agnes mit der Suche nach Lily.

    Sehr schön geschrieben, nach einer glücklicherweise wahren Begebenheit, mit einem immer noch aktuellen Thema.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss Norge, 23.04.2023

    Als Buch bewertet

    Das war wieder ein Roman von Bettina Storks in dem sie, wie ich finde, ihre größe Stärke zum Ausdruck gebracht hat, diese sehr atmosphärischen Beschreibungen von einer bestimmten Zeit. Mit ihren Worten findet sie immer genau den richtigen Stil und die perfekte Ausdrucksweise um mir als Leserin genau diesen, von ihr bestimmten, Zeitraum zu fühlen, zu spüren und zu erleben. Man leidet mit, man freut sich mit, man weint mit den Protagonisten und ist einfach direkt an deren Seite. Man fühlt sich abgeholt und mitgenommen. Auch wenn in diesem Buch eine schwierige Zeit für den Plot verantwortlich ist, hatte ich immer das Gefühl nicht nur reine Ohnmacht und Wut zu spüren, sondern auch Liebe, Freundschaft und Hoffnung, das irgendwann alles wieder besser werden wird. Na klar gab es auch dunkle Seiten und Kapitel, aber trotz allem war ganz da hinten, immer ein kleiner Sonnenstrahl zu sehen am Horizont. Die beiden Hauptpersonen Agnes und Lily haben sich sofort in mein Herz geschlichen, jeden auf ihre ganz eigene Art und Weise. Man verfolgt abwechselnd mit wie sich ihre Leben in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Die zwei Zeitebenen haben das Lesen sehr spannend gemacht, der Schreibstil ist auch wieder gut zu lesen und die vielen Erwähnungen haben mich selbst zum nachrecherchieren verleitet, wo ich mich mit diesem Thema noch weiterhin auseinandergesetzt habe. Niemals darf es in Vergessenheit geraten und es muss deswegen immer wieder erwähnt werden, was damals im Zweiten Weltkrieg alles geschehen ist.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    anne b., 26.04.2023

    Als Buch bewertet

    Die Handlung in diesem historischen Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Die besten Freundinnen Agnes und Lily werden im Zweiten Weltkrieg durch die Deportation von Lily und ihren jüdischen Eltern getrennt. Zwanzig Jahre später macht sich Agnes auf die Suche nach ihrer besten Freundin Lily, von der sie erst dachte sie wäre, wie ihre Eltern umgekommen. Der Leser erfährt im Laufe der dramatischen Geschichte wie Lily gerettet wurde und wie sie in einem kleinen fränzösischen Ort in einer Schule mit vielen anderen Kindern unterkommt und liebevoll versorgt und schulig weitergebildet wird. Sie verbringt dort sogar eine schöne und unbescherte Zeit. Alle Dorbewohner halten zusammen und helfen so vielen Flüchtlingen die Unterschlupf suchen und so Überleben.
    Fazit:
    Ein Roman der einen mitreißt auch emotional, da die Handlung und der Mut der Menschen trotz aller Greuel des Krieges, an das Gute glauben läßt. Fesselnder Schreibstil und gut recherchiert. Die Romane der Autorin haben Suchtgefahr. Der Roman hat für mich Potential zum Bestseller und ist spannend von ersten bis zur letzten Seite.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kathrin E., 11.04.2023

    Als eBook bewertet

    Kleiner Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten

    Am Anfang steht das Versprechen: Wir werden es wieder zusammenkleben. Ein Versprechen so unsicher, wie die ganze dunkle damalige Zeit. Ein dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte. Ein historischer Roman, nach wahren Begebenheiten. Eine Geschichte über die Helden, dieser Zeit, die durch solche Romane nicht in Vergessenheit geraten. Ein Werk gegen das Vergessen.
    Zum Inhalt:
    Sulzburg 1940: Lily Blum wartet mit ihrer Familie auf dem Marktplatz zum Abtransport. An jenem Tag werden die letzten 27 Juden der Stadt werden weggebracht. Agnes, die Freundin von Lily ist gekommen, um sich zu verabschieden. Die beiden geben sich ein Versprechen, dass sie sich irgendwann wiedersehen werden.
    1965: Mehr als 25 Jahre später treffen wir auf die mittlerweile erwachsene Agnes. Im Auftrag ihres Arbeitgebers den Freiburger Radiosenders, reist sie in einen kleinen französischen Ort, wo man während des zweiten Weltkrieges mehr als tausend Flüchtlinge versteckt hielt. Darunter auch viele jüdische Kinder, die in der Schule Beauvallon von den Dorfbewohnern versteckt wurden. Ein ganzes Dorf hüllt sich in Schweigen, über die Geschehnisse dort.
    Als Agnes in das Dorf kommt, stellt sich ihr eine Frage: Könnte Lily noch am Leben sein? Agnes war lange Zeit im Glauben: Lily wäre tot. Doch bei ihren Recherchen, erfährt sie noch ganz andere Sachen, die sie zweifeln lassen. Agnes begibt sich auf ihren eigenen Weg zur Wahrheit und auf die Suche nach Lilys Schicksal. Und was weiß ihr Heimatort?
    Die Geschichte springt immer wieder zwischen den zwei Zeitebenen 1940 -1944 und 1965 hin und her. In der Zeitebene 1940 – 1944 erleben wir, wie Lilly die Flucht mit Jolie aus dem Konzentrationslager gelingt. Lily und andere Kinder erleben mit Jolie eine gefährliche Reise quer durch Frankreich, immer mit der Angst entdeckt zu werden, bis sie endlich in Sicherheit sind. Jolie ein Mitglied der Resistance kämpft mit fester Überzeugung, um das Leben der Menschen. Sie weiß, dass auch sie ständig in Gefahr ist entdeckt zu werden. Was den sicheren Tod bedeuten würde. Lily und Jolie verbindet eine tiefe Freundschaft. Kommt sie mir oft vor als sähe Lily einen Mutterersatz in ihr. Auch als sie endlich in Sicherheit sind, bleibt das Gefühl entdeckt zu werden tief in den Kindern verankert. Können die Vichy-Anhänger doch überall auftauchen.
    Was macht das Buch so lesenswert? Interessant ist die Ausarbeitung der Charakter, die zeigt was diese dunkle Zeit der Verfolgung, des Verrats aber auch der Hoffnung, die durch mutige Menschen gegeben wurde aus den Menschen gemacht hat. Die einen können kaum noch Vertrauen in andere setzen und die anderen fechten den Kampf nach Rache aus und versäumen dadurch ihr eigenes Leben. Und dann jene wie Agnes, die das Schweigen der Menschen in ihrem Umfeld nicht versteht. Ein Schweigen aus Angst, vielleicht auch aus Scham kein Held gewesen zu sein. Eine Zeit, die man viel besser aufarbeiten hätte müssen, anstatt sich in Schweigen zu hüllen. Ein Roman, der sehr gut zeigt, wie man weiterleben kann, wenn man das Schlimmste erlebt hat, dass einen Menschen passieren kann.
    Sehr gut fand ich auch, dass Klaus Barbie, der Schlächter von Lyon seinen Auftritt im Roman gefunden hat. War er doch maßgeblich für die Folterung und Ermordung vieler Mitglieder der Resistance verantwortlich.
    Von mir eine klare Leseempfehlung. Da auch am Anfang der Talmud zur Sprache kommt, ein anderes Zitat daraus: Wer auch nur ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt. Aus meiner Sicht, braucht es viel mehr solcher Geschichten über die Helden jener Zeit und auch wenn es nur kleine Helden waren.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Undine S., 20.04.2023

    Als Buch bewertet

    Hier möchte ich euch das neueste Buch von Bettina Storks vorstellen und gleichzeitig ans Herz legen.

    ,,Die Kinder von Beauvallon,, ein ans Herz gehender Roman nach wahren Begebenheiten.
    Mittlerweile ist es der 3. Roman den ich von Bettina Storks gelesen habe und ich bin immer wieder aufs neue von ihren Büchern gefesselt.
    Sie sind authentische Zeitgeschichte und nicht immer einfach zu verarbeiten.

    Bei den Kindern von Beauvallon geht es um die Rettung von jüdischen Flüchtlingen im Jahr 1940.

    Die Geschichte über die jüdische Lily und die arische Agnes und ihre Freundschaft seit sie denken können. Eine ganz besondere Freundschaft in der die Herkunft überhaupt keine Rolle spielt.

    Doch dann kommt das Jahr 1940 und Lily und die restlich verbliebenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde erhalten den Befehl in 2 Stunden zur Abfahrt bereit zu sein. Sie dürfen nur das nötigste mitnehmen. Pro Person ein Koffer,eine Decke,etwas Reiseproviant und 100 Reichsmark.
    Da Agnes nicht jüdisch ist betrifft es sie nicht, sie muss sich von Lily verabschieden. Schon auf dem Transport reicht Lily ihr noch ein Foto, eigentlich nur eine Hälfte. Darauf ist Lily zu sehen, die andere Hälfte behält Lily, darauf ist Agnes. Im hier und jetzt versprechen sich die Mädchen, uns bringt niemand auseinander. Wir werden irgendwann diese beiden Hälften wieder zusammensetzen.

    1965 Freiburg im Breisgau

    Agnes arbeitet für einen Radiosender.
    Ihr Chef betraut Sie mit einer Story die was ganz großes werden könnte wenn sie sich als wahr erweist.
    Alles ist aber noch inoffiziell und sie soll erstmal nicht darüber reden.
    Er schickt Agnes in einen kleinen französischen Ort, wo im 2. Weltkrieg mehr als tausend Flüchtlinge Schutz fanden. Darunter waren viele jüdische Kinder die in der Schule Beauvallon von Dorfbewohnern versteckt wurden.
    Von der Vergangenheit eingeholt denkt Agnes an ihre Freundin Lily, könnte sie eventuell noch leben und unter den geretteten Kindern gewesen sein? Ist dieser Auftrag ein Wink des Schicksals?
    Bis jetzt hat Agnes noch nichts wieder von Lily gehört, das Foto erinnert sie aber immer an sie.
    Sie wird diesen Auftrag annehmen und sie muß tief in die Vergangenheit mit ihrer Recherche gehen. Alte Wunden werden da aufgerissen.

    Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen, ich wollte unbedingt wissen ob es ein happy End für Lily und Agnes gibt.
    Es ist ein absolut spannendes Buch mit einem wichtigen Thema. Das Schicksal dieser Menschen geht einem zu Herzen und es ist nicht immer leicht das zu verstehen was diesen Menschen angetan wurde. Gut das es andererseits diese Menschen gab die ihnen geholfen haben mit der Aussicht das sie selbst Opfer wurden.
    Der leichte und flüssige Schreibstil macht den lesegenuß perfekt. Für mich ist es das Beste was ich von ihr bisher gelesen habe.

    Ich habe größten Respekt vor der aufwendigen und langwierigen Recherchearbeit due die Autorin dafür betrieben hat. Ich möchte mir das im Ansatz nicht vorstellen können. Aber deshalb ist Bettina Storks die Autorin und ich nur die Leserin.

    Ich bedanke mich für ein absolutes Lesehighlight in diesem Jahr und möchte das gern allen ans Herz legen die emotionale Geschichten mögen.

    Natürlich kann es dafür nur ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ geben.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelinde R., 03.05.2023

    Als Buch bewertet

    Die Kinder von Beauvallon, von Bettina Storks

    Cover:
    Diese Bild wird im Roman zum Thema gemacht und spielt eine wichtige Rolle. Es ist ein Original aus dem Jahr 1929.

    Inhalt und meine Meinung:
    Mit diesem Buch reisen wir zweimal in die Vergangenheit.
    Einmal ins Jahr 1965.
    Hier behauptet sich die junge Agnes beim Rundfunk in einer Männerdomäne. Und als sie die Chance bekommt, für eine Geschichte in Frankreich zu recherchieren – über die Rettung von jüdischen Kindern während des Krieges, erst mal Undercover und im geheimen, greift sie beherzt zu. Hier will sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens die ersehnte gute „Story“ schreiben, und zweitens hofft sie vielleicht eine Spur von ihrer jüdischen Kinderfreundin Lilly zu finden.
    Die zweite Vergangenheit beginnt dann 1942 mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung, aus ihrer badischen Heimatstadt, unter denen auch die 9jäjhrige Lilly ist.

    Der Schreibstil ist sehr flüssig und sehr empathisch und emotional.
    Meisterhaft erzählt und geht mitten ins Herz.
    Es ist einfach immer wieder unglaublich was die Menschen, vor allem die Juden, im Krieg erdulden mussten.
    Dabei ist es dann wie ein Lichtblick, wie ein wärmender Luftstrom wenn im kalten Winter eine Tür geöffnet wird, wenn wir lesen, dass es auch Menschen gab, die sich ihre Menschlichkeit bewahrt haben und ein ganzes Dorf hier zum Beispiel zusammengehalten hat und es für selbstverständlich erachtet hat zu helfen.

    Beim Lesen habe ich mir immer wieder bewusst gemacht, dass alles auf wahren Begebenheiten beruht. Was mir doch teilweise Gänsehaut bereitet hat, einfach total ergreifend.

    Autorin:
    Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.

    Mein Fazit:
    Ein großartiges Buch. Spannend, authentisch, berührend.
    Einfach so wichtig, wir dürfen nichts vergessen.
    Von mir volle 5 Sterne.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 18.04.2023

    Als Buch bewertet

    Bettina Storcks historischer Roman "Die Kinder von Beauvallon" erscheint im Heyne Verlag.

    Freiburg, 1965: Agnes arbeitet als Moderatorin bei einem Freiburger Radiosender und recherchiert in dem kleinen Ort Dieulefit nach den Spuren der mehr als tausend Flüchtlingen, die hier im Zweiten Weltkrieg Schutz fanden. Die Dorfbewohner halfen vielen jüdischen Kindern, die sie in der Schule Beauvallon versteckten. Agnes hat auch ein persönliches Interesse, denn auch ihre Freundin Lily verschwand als jüdische Deportierte und von ihr fehlt seit zwanzig Jahren jede Spur. Könnte sie vielleicht noch leben?

    "Niemand fühlte sich in Dieulefit als Held, nur als Mensch, der das Richtige tat. Wir nennen es hier die Banalität des Guten." Zitat Seite 45

    Agnes und Lily leben in Sulzburg, sie sind unzertrennlich und beste Freundinnen, doch im Oktober 1940 werden alle Juden aus Sulzburg deportiert. Die Freundinnen versprechen, dass sie sich wiedersehen werden. Doch die Zeit verwischt die Kindheitserinnerungen. Agnes glaubt nicht, dass Lily noch leben könnte. Aber als sie 1965 von ihrem Radiosender den Auftrag erhält, in Dieulefit nachzuforschen, wieso es möglich war, im Krieg 1500 Juden zu verstecken, regt sich in ihr die Hoffnung, dort auch etwas über Lily in Erfahrung zu bringen. Agnes begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, die hinter einer Mauer des Schweigens verborgen liegt.

    Bei diesem historischen Roman muss man wissen, das "Wunder von Dieulefit" beruht auf wahren Gegebenheiten. Die Résistance-Bewegung in dem kleinen Ort vollbrachte insofern ein Wunder, dass die Bevölkerung mit Zivilcourage über die versteckten Juden Schweigen bewahrte und sie so vor ihren Verfolgern rettete.

    Bettina Storks verwebt in ihrem Roman sehr feinfühlig historische Ereignisse mit fiktiven Romanfiguren und lässt uns wechselweise aus zwei Zeitebenen in diese Geschichte eintauchen und legt so die Vorkommnisse nach und nach frei. In der Vergangenheit sehen wir Einblicke in Agnes und Lilys Kindheit, erleben die Deportation und Lilys Erlebnisse, der gegenwärtige Handlungsstrang berichtet von Agnes Nachforschungen.

    Die Charaktere werden lebendig und mit Emotionen geschildert, mir hat besonders Jolie gut gefallen, die als Kämpferin des Widerstandes, auch ihr eigenes Leben riskiert, um möglichst viele Kinder zu retten. Die bildhafte Ausgestaltung der Vorgänge und Settings zeigt ein authentisches Bild der jeweiligen Szenerie. Das sorgt dafür, dass man sich sehr nah mit den Ereignissen verbunden fühlt und auch mit den Personen mitfiebern kann. Denn die unterschiedlichen Schicksale sind voller berührender Momente, die klar zeigen, wie mutig manche Menschen sich für andere einsetzten, um menschlich zu sein und Gutes zu tun.

    Bettina Storks hat mir die Geschichte um Beauvallon einfühlsam näher gebracht und damit ein Buch gegen das Vergessen geschrieben, das von Mut, Loyalität und Zusammenhalt berichtet.

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  • 5 Sterne

    Lesefee23.05, 23.07.2023

    Als Buch bewertet

    Rettung

    „Knapp Zweitausend Bewohnern in Dieulefit im Jahr 1942 standen tausendfünfhundert gerettete Menschen gegenüber. Der Ort des Wunders hatte fast so viele Flüchtlinge, wie er an Einwohnern besaß, versteckt.“

    „Die Kinder von Beauvallon“ ist ein historischer Roman von Bettina Storks. Er erschien im April 2023 im Diana Verlag und basiert auf wahren Begebenheiten.
    Freiburg, 1965: Agnes arbeitet als Journalistin beim Südwestfunk Freiburg und wird von ihrem Chef auf eine interessante Geschichte angesetzt. In Frankreich hat es zur Zeit des zweiten Weltkrieges ein Dorf gegeben, welches kollektiv geschwiegen hat. Die Einwohner haben mit ihrem Schweigen mehr als tausend Flüchtlinge gerettet und Agnes soll darüber berichten.
    Für Agnes ist diese Recherche jedoch mehr als ein Job, denn 1940 hat sie ihre jüdische Freundin Lily das letzte Mal gesehen. Sie wurde deportiert und hat angeblich nicht überlebt. Agnes glaubt jedoch nicht an den Tod ihrer Freundin und als sie erfährt, dass auch Juden aus Südbaden in Dieulefit überlebt haben sollen, beginnt für sie eine aufwühlende Recherche.

    Agnes ist für ihre Zeit eine moderne und aufgeschlossene junge Frau. Sie möchte mit ihrer Arbeit etwas erreichen, sie möchte die Gedanken der Menschen aufrütteln, über wichtige Themen berichten und gegen das Vergessen bzw. Verleugnen der Vergangenheit ankämpfen. All dies sind jedoch Dinge, die ihr als Frau im Sender nicht zustehen. Sie soll „Hausfrauendinge“ präsentieren und nicht polarisieren, sodass ihr der neue, aber geheime Auftrag ihres Chefs sehr gefällt, sie aber gleichzeitig in Schwierigkeiten bringt...
    Agnes begibt sich also auf eine Reise in die Vergangenheit und wühlt längst vergessene Ereignisse auf. Könnte Lily tatsächlich überlebt haben? Doch warum hat sie sich dann nicht gemeldet…? Agnes Suche ist spannend und mitreißend. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen und veranschaulicht so auch Lilys Weg seit 1940 und der Deportation.
    Bettina Storks gelingt es durch ihren emotionalen und tiefgehenden Schreibstil, den Leser zu berühren und vollkommen in die Geschichte einzusaugen.
    Die historischen Abläufe sind gut recherchiert und die Handlung eingearbeitet. Es geht um die Resistance, das Dorf Dieulefit, die Verfolgung der Juden und weiterer Personengruppen durch die Nationalsozialisten sowie um Freundschaft, Liebe, Hass, die Rolle der Frau und den Kampf gegen das Vergessen. Obwohl es viele Themen sind, die in der Handlung aufgegriffen werden, fügen sie sich gut ineinander und formen eine spannende Geschichte, die viel Stoff zum Nachdenken liefert.
    Sowohl der Zeitgeist des Nationalsozialismus, als auch der Zeitgeist der 60er Jahre werden gut eingefangen und dargestellt. Was heute für viele von uns selbstverständlich ist, es hat die Judenverfolgung gegeben und viele haben weggeguckt oder sogar mitgemacht, war in den 60er Jahren noch ein Tabuthema. Die Menschen wollten vergessen und aus „Mitläufern werden keine Einsichtigen, aus Belasteten keine neuen Menschen“. Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht, aber natürlich, Veränderungen brauchen Zeit und ich finde es gut, dass die Autorin auch dieses Thema aufgreift und in ihrem Roman beschreibt.
    Zudem bin ich beeindruckt davon, dass ein ganzes Dorf schweigen konnte, obwohl überall Menschen verfolgt und denunziert wurden. Es ist unglaublich, was die Bewohner von Dieulefit mit ihrer Hilfe erreichen konnten.

    Kurzum, ich bin nur so durch die Seiten geflogen und jede einzelne war voller Emotionen. Wieder einmal bin ich von Bettina Storks Roman begeistert und überwältigt. Die Geschichte von Agnes und ihrer Freundin Lily geht unter die Haut und steckt voller Emotionen. Das Dorf Dieulefit war mir bisher vollkommen unbekannt, dabei sollte wohl jeder einmal davon gehört haben! Ich habe großen Respekt und tiefe Bewunderung für diejenigen, die in den schlimmen Zeiten des zweiten Weltkriegs anderen Menschen halfen und sich dabei selbst in Gefahr brachten! Bitte lest alle diesen Roman, denn wir dürfen diese Zeiten einfach nicht vergessen! Von mir gibt es 5 von 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    Frank G., 17.08.2023

    Als Buch bewertet

    Sulzburg, Südbaden, 1940:

    Unfassbar und erschreckend gestaltet sich die Situation für die kleine Lily auf dem Marktplatz, die zusammen mit ihren Eltern und anderen Juden dort verharren muss, bis die Deportation mit dem Zug zum Abschluss gebracht wird. Vor den Augen ehemaliger Nachbarn und Bekannter wird die Familie Blum schließlich mit den anderen Menschen abgeführt- keiner greift ein, alle schauen nur. Bis auf die kleine Agnes; Lilys beste Freundin, die beharrlich zum Zug läuft, um noch ein paar letzte Worte mit Lily sprechen zu können.
    Es gelingt ihnen, eine Fotografie zu teilen, auf der beide abgebildet sind und sie schwören sich, das Foto, eines Tages wieder zusammenzuführen.
    Doch seitdem hört und sieht Agnes nie wieder etwas von ihrer Freundin. Gerüchte besagen, Lily wäre nicht mehr am Leben…

    Deutschland, 1965:

    Agnes ist es gelungen, Karriere beim Radio zu machen. Doch insgeheim langweilen sie die Themen, die sich lediglich um Küche, Land und Leute drehen. Heiße politische Eisen darf sie dagegen nicht anfassen. Als ihr Chef an sie herantritt, mit einer unglaublichen Geschichte um eine Stadt in Frankreich, deren Einwohner während des Krieges über 1500 jüdische Flüchtlinge beherbergten und versteckten, ist Agnes sofort Feuer und Flamme und beginnt gleich mit den Recherchen. Sie muss strikte Geheimhaltung an den Tag legen, da für die Leitung im Sender kritische Berichterstattung ein rotes Tuch ist. Vor allem wegen des passiven Verhaltens, das viele Deutschen während des Holocaust spielten. Und selbst jetzt noch bekleiden hochrangige Täter von einst, hohe Posten im Land.
    Dazu wird Agnes, als Frau, von vielen Kollegen sowieso nicht ernst genommen. Dabei ist sie Journalistin mit Leid und Seele.
    So begibt sie sich im Auftrage ihres Chefs nach Dieulefit und trifft dort die Leiterin einer Schule, in der jüdische Kinder, während des Krieges, unterrichtet wurden.
    Agnes fällt aus allen Wolken, als sie dort erfährt, dass Lily ebenfalls Schülerin in Beauvallon war. Doch wie kann das sein, wenn Gerüchte besagen, sie wäre bereits vor vielen Jahren im Internierungslager verstorben?

    Erneut widmet sich Bettina Storks einem wichtigen und denkwürdigen Stück Geschichte in ihrem aktuellen Roman „Die Kinder von Beauvallon“. Bereits in ihrem historischen Roman „Das geheime Lächeln“, erwähnte die Autorin das Wunder von Dieulefit, von dem ich zuvor noch nie etwas erfahren hatte. Man muss sich einmal vorstellen, dass es, in einer Zeit der Verfolgung, Grausamkeit und Denunziation, ein ganzer Ort schaffte, jüdische Verfolgte in solch großer Zahl zu verstecken und alle hielten dicht!
    Was für die Menschen in Dieulefit eine Selbstverständlichkeit war; sich seine Menschlichkeit zu bewahren, gelang andernorts leider so gut wie nie. Umso wichtiger ist es, diese Geschichte zu erzählen.
    Dargeboten wird der Roman auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir die kleine Lily während des Krieges, zum anderen dürfen wir der bereits erwachsenen Agnes über die Schulter schauen, der das große Vergessen und die Ignoranz der Kriegsgeneration ein Gräuel sind.

    Doch selbst im Jahre 1965, ist es noch schwierig für eine Frau, sich in der Männerwelt zu behaupten. Man fühlt mit der jungen Frau mit und begreift ihre Frustration.

    Lilys seelische Narben, ob ihrer Erlebnisse und ihres Verlustes sind natürlich ebenso nachvollziehbar.
    Ich fand hier besonders erwähnenswert, wie Bettina Storks, ihren Romanheldinnen, mit sensibler Hand, ergreifende Dialoge auf den Leib geschrieben hat, die die Situation unter die Haut gehend schildert und greifbar macht.
    Es ist ein Roman geworden, der aufrüttelt, berührt und noch lange später in dem Leser nachhallt. Aber vor allem ist es eine mutmachende Geschichte- eine Geschichte gegen das Schweigen und gefährliche Passivität.
    Bettina Storks Schreibstil ist wie man es gewohnt ist eingängig, geht unter die Haut und viele eingestreute Zitate regen zusätzlich zum Nachdenken an.

    Kurz gefasst: Aufrüttelnder und mutmachender Roman gegen das Vergessen und gefährliche Passivität.

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  • 5 Sterne

    Ulrike Hartwig, 13.04.2023

    Als Buch bewertet

    Gestern erschien der neue historische Roman von Bettina Storks: Die Kinder von Beauvalleon
    Das E-Book ist bereits seit Anfang April erhältlich.

    22. Oktober 1940, Sulzburg in Südbaden:
    „Wir werden es wieder zusammenkleben, das verspreche ich dir, Lily Blum“, rief die neunjährige Agnes Engler ihrer gleichaltrigen besten Freundin Lily zu, die kurz vorher zusammen mit den sechsundzwanzig verbliebenen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde auf die Ladefläche eines Lastwagens steigen musste. In Lilys Gepäck befand sich ein Foto, das die beiden Mädchen Hand in Hand zeigte. Dieses hatte Lily in der Mitte auseinander gerissen und eine Hälfte davon, auf der sie zu sehen war, Agnes bereits im Davonfahren vom Lastwagen aus zugesteckt. Die andere Hälfte mit Agnes‘ Bild darauf behielt sie selbst.

    Rund 25 Jahre später ist Agnes Engler Radiojournalistin beim Südwestfunk Freiburg. Sie bearbeitet hauptsächlich Themen wie Kochrezepte oder berichtet von der Jahreshauptversammlung eines Kaninchenzuchtvereins. Damit zufrieden ist sie nicht, und so ist sie sehr interessiert, als ihr Vorgesetzter sie mit einem (halb inoffiziellen) Spezialauftrag betrauen möchte: Dieulefit, ein kleines Dorf in der französischen Drôme, hatte während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg unzählige Flüchtlinge versteckt, darunter auch jüdische Kinder aus Südbaden, die allesamt überlebt haben sollen. Das war damals, 1965, ein gesellschaftlich relevantes Thema, ein heißes Eisen. Während die jungen Menschen, die den Krieg gar nicht oder nur als Kinder erlebt haben, auf ihre vielen Fragen Antworten fordern, möchte die ältere Generation einfach den Schleier des Vergessens darüber ziehen. Agnes, die nie mehr von ihrer Kinderfreundin Lily gehört hat, nimmt den Auftrag schließlich an und reist nach Dieulefit. Zwar hat ein Nachbar in Sulzburg ihr von Lilys Tod und dem ihrer Eltern erzählt, aber nun schöpft Agnes neue Hoffnung. Ihr ist bewusst, dass dieser Auftrag sich zu einem Drahtseilakt gestalten wird und sie Berufliches und Privates strikt trennen muss. Als sie nach einem Gespräch mit Madame Defour, der stellvertretenden Schulleiterin in Beauvallon, erfährt, dass Lily tatsächlich hier war, eine neue Identität erhalten und überlebt hat, macht sie sich daran, den aktuellen Aufenthaltsort ihrer Kinderfreundin zu finden. Madeleine Defour rät ihr, bei einer Annäherung sehr vorsichtig zu sein. Und als Agnes Lily dann tatsächlich gegenüber steht, ist das Wiedersehen nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat. - Beide Frauen müssen erkennen, dass sie erst ihre Vergangenheit bewältigen müssen, bevor sie in die Zukunft gehen können.

    Das Bemerkenswerte an diesem Roman ist, dass er auf wahren Begebenheiten basiert. Die Internatsschule in Beauvallon hat es wirklich gegeben und gibt es heute noch. Die Gründerin Marguerite Soubeyran, die die Kinder „Mamie“ nannten, und die Lehrerinnen Madeleine Defour, Catherine Krafft und Simone Monnier sowie die damals noch sehr junge Sekretärin des Bürgermeisters, Jeanne Barnier (deren Chef sehr gut im Wegsehen war), haben wirklich gelebt und zusammen mit dem ganzen Dorf Dieulefit unzählige Menschen vor allem jüdischer Herkunft versteckt und so gerettet. Nächstenliebe und Zivilcourage waren für sie keine leeren Worte, sie lebten sie einfach und nannten es „die Banalität des Guten“. Lily, Agnes und auch die im Widerstand arbeitende Jolie sind fiktiv, haben aber reale Vorbilder.

    Ein Roman, der unter die Haut geht, und trotzdem er in großen Teilen in einer sehr dunklen Zeit spielt, wurde mir beim Lesen immer wieder warm ums Herz.

    Übrigens: Dieulefit heißt auf Deutsch „Gott hat es gemacht“ und Beauvallon „schönes Tal“. Das ist doch perfekt!

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  • 5 Sterne

    Luise_Dez, 12.05.2023

    Als Buch bewertet

    Die Autorin Bettina Storks, erzählt in ihrem neuen historischen Roman „Die Kinder von Beauvallo“, der auf wahren Begebenheiten beruht, über den Mut zum Widerstand und die Rettung vieler jüdischer Kinder, die in der Schule Beauvallon in den 1940er-Jahren überlebten.

    Inhalt:
    Dieulefit, 1965: Im Auftrag ihres Freiburger Radiosenders reist die Moderatorin Agnes in einen kleinen französischen Ort, wo im Zweiten Weltkrieg mehr als tausend Flüchtlinge Schutz fanden. Darunter viele jüdische Kinder, die in der Schule Beauvallon von den mutigen Dorfbewohnern versteckt wurden. Könnte auch Agnes’ Freundin Lily überlebt haben, von der seit zwanzig Jahren jede Spur fehlt? Welche Antworten hat ein damals ranghoher Résistance-Offizier? Agnes’ Recherche wird zu einer aufwühlenden Reise in die Vergangenheit, die sie mit der Macht des Schweigens und einem Versprechen von einst konfrontiert.

    Meine Meinung:
    Der Autorin gelingt es sehr feinfühlig und gut recherchiert, historische Ereignisse mit fiktiven Protagonisten auf zwei Zeitebenen, lebendig werden zu lassen.

    Im Oktober 1940 sehen wir Einblicke in Agnes und Lilys Kindheit, erleben die Deportation der verbliebenen siebenundzwanzig Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Sulzbach. Völlig verstört schafft Agnes es gerade noch um sich von Lily zu verabschieden. Da kommt Lily ein Gedanke, sie nimmt ein Kinderfoto in die Hand, reist es in der Mitte durch und reicht eine Hälfte an Agnes. Diese verspricht, das Bild wieder zusammenzukleben und auf ihre Freundin zu warten, bis diese wiederkommt und Lily hält sich gedanklich daran fest.
    Schmerzliche Zeiten warten auf Lily!

    Im Jahr 1965, mittlerweile ist Agnes die weibliche Stimme des Südwestfunks Freiburg. Die Prüderie dieser Zeit ist deutlich spürbar und Agnes Arbeit wird auf alltägliche Themen eingeschränkt. Ihr Vorgesetzter und Förderer im Südwestfunk, erzählt ihr von dem kleinen Dorf in Dieulefit in Frankreich, einem Zufluchtsort für die Verfolgten während des Zweiten Weltkrieges und deren Retter. Er glaubt an die Fähigkeiten von Agnes und gibt ihr den Auftrag, im Stillen zu recherchieren. In ihr keimt sofort eine leise Hoffnung auf, dabei auch eine Spur von Lily, zu finden.
    Auf ihrer Reise nach Beauvallon findet sie heraus, dass jüdischen Kindern eine sichere Zuflucht und eine neue Identität gegeben wurden, die von der Resistance organisiert und koordiniert wurden. Nun wusste Agnes, warum sie Lily bisher nicht finden konnte!

    Geschickt und aus verschiedenen Perspektiven erzählen Agnes und Lily, ihre Geschichte. Beide Handlungsstränge ziehen sich durch die gesamte Geschichte und verknüpfen so eine nachvollziehbare und emotionale Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

    Fazit:
    Der Autorin ist es wunderbar gelungen, Vergangenheit und Gegenwart einfühlsam miteinander zu verknüpfen. Neben einer hervorragenden historischen Recherche besticht das Buch durch eine berührende und emotionale Handlung. Der Schreibstil ist flüssig und locker und das Buch lässt sich leicht lesen. Die handelnden Personen, allen voran die Hauptprotagonisten sowie die Handlungsorte konnte ich mir gut vorstellen und hatte beim Lesen ein klares Bild vor Augen. Auch in die damalige Zeit konnte ich mich, dank der bildhaften Schilderung gut hineinversetzen. Das Buch hat alles, was für mich eine lesenswerte Geschichte ausmacht.
    Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Ingrid R., 07.05.2023

    Als Buch bewertet

    Oktober 1940:
    Siebenundzwanzig Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Sulzburg, darunter die kleine Lily und ihre Eltern, werden von den Uniformierten gezwungen, in einen Lastwagen zu steigen. Der Transport in den Osten beginnt. Starr vor Angst erblickt Lily ihre beste Freundin Agnes, die dem Lastwagen nachläuft. Sie zerreißt ein Foto auf dem die beiden Mädchen zu sehen sind in zwei Teile und kann Agnes das halbe Bild gerade noch mit gestrecktem Arm übergeben. Agnes läuft dem Wagen hinterher und verspricht, dass sie sich eines Tages sicher wiedersehen und das Foto zusammenkleben werden …
    Freiburg im Breisgau, 1965
    Agnes arbeitet als Moderatorenstimme beim Südwestfunk. Sie ist eine aufgeschlossene junge Frau, die lieber über aktuelle Themen wie die Antibabypille als über Kochrezepte oder die neuen Einbauküchen moderiert. Ihr Vorgesetzter Wolfgang fragt sie eines Tages, ob sie nicht über ein kleines Dorf in Frankreich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, betreffend die dunkle Geschichte der Bundesrepublik, recherchieren möchte. Agnes nimmt dieses Angebot freudig an. Nicht nur weil sie gut französisch spricht, sondern weil sie dieses brisante Thema interessiert und sie sich auch mögliche Erkenntnisse über den Verbleib von Lily erhofft …
    Ich halte ein schönes Taschenbuch mit einem originalen Kinderfoto als Titelbild in Händen. In fünfzig Kapitel, die abwechselnd als Überschrift die Namen der drei Protagonistinnen Lily, Agnes und Jolie tragen, erfahre ich die Geschichte von den Kindern von Beauvallon. Der Roman wird in zwei Zeitebenen wunderbar erzählt. Der Schreibstil der Autorin Bettina Storks ist ungemein flüssig, bildhaft, niveauvoll und berührend. Ich konnte mir alle Charaktere sehr gut vorstellen und habe mit ihnen gezittert und gebangt. Ich kann gar keinem Charakter einen Vorzug geben, alle haben mich beeindruckt: Sei es die schöne, taffe und mutige Widerstandskämpferin Jolie, die gescheite Lily oder deren Freundin Agnes, die sich nie entmutigen lässt, um eine Freundschaft zu kämpfen. Nicht zu vergessen Jean-Pierre, der kluge mutige Junge, der in manchen Situationen die Nerven behält und ein Freund fürs Leben wird. Ich habe sie alle in mein Herz geschlossen.
    Nun muss ich der Autorin Bettina Storks, ein großes Lob für ihre tolle Recherche über die historischen Hintergründe dieses Romans aussprechen. Die Geschichte besticht neben der spannenden, manchmal sehr bewegenden Handlung durch seine historische Fundiertheit. Ich habe sehr viel über die französische Widerstandsbewegung, „die Résistance“, die stillen HeldInnen, das Vichy-Regime und einiges mehr, gelernt. Vor allem aber sollte der Mut und die Hilfsbereitschaft der Einwohner eines französischen Dorfes, die für die jüdischen Kinder ihr Leben riskierten, nie vergessen werden. Die Abschnitte „Nachwort der Autorin“ und „Wahrheit und Fiktion“ ergeben einen interessanten Abschluss des Romans. Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt und sehr berührt und ich empfehle es allen Lesern, vor allem jenen, die gerne einen historischen Roman lesen.

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  • 5 Sterne

    mabuerele, 09.05.2023

    Als Buch bewertet

    „...Ohne zu zögern, nahm Lily das Kinderfoto aus ihrer Manteltasche und riss es in der Mitte, wo die beiden Freundinnen Hand in Hand posierten, in zwei Teile...“

    Agnes nähert sich dem Lastwagen, mit dem ihre beste Freundin Lily und deren Familie Sulzburg zusammen mit anderen Juden verlassen müssen. Sie nimmt die Hälfte von Lilys Foto in Empfang. Werden sie es je wieder zusammenfügen können?
    Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift und bringt die Zeitverhältnisse gut zum Tragen.
    Wir schreiben das Jahr 1965. Agnes arbeitet bei einem Radiosender. Ihr Chef gibt ihr einen besonderen Auftrag. In dem kleinen französischen Ort Dieulefit wurden im Zweiten Weltkrieg jüdische Kinder versteckt. Sie konnten dort sogar eine Schule besuchen. Agnes soll dazu recherchieren. Plötzlich kommt die Frage wieder auf: Könnte Lily doch noch leben?

    „...Wie aus dem Nichts war sie mit ihrer Kindheit und einer alten Wunde konfrontiert worden. Wie lange lag das zurück, als ihr der alte Herr Schneider vom Tod der Familie Blum erzählt hatte? Sollte er sich getäuscht haben?...“

    Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Der eine berichtet von Lilys Leben in Dieulefit, der andere von den Anforderungen, den sich Agnes bei ihrer Recherche stellen muss. Bei letzterem werden vor allem die Verhältnisse in der BRD beleuchtet. Man lebt in einer Zeit des Aufschwungs. Die Vergangenheit will man Vergangenheit seine lassen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Deshalb bekommt Agnes vorläufig auch keine Möglichkeit, ihren Beitrag im Radio zu veröffentlichen. Auch in ihrem Elternhaus kommt es zu heftigen Diskussionen.

    „...Es hat noch gar nicht angefangen, Mama. Es geht erst richtig los mit der Aufarbeitung. Ob euch das passt oder nicht. Und vielleicht müsst ihr eines Tages auch Fragen beantworten und euch dem stellen, was vor euren Augen geschehen ist...“

    Der Strang der Kriegsjahre zeigt das fast normale Leben der Kinder. Deutlich wird, dass der Ort davon nach dem Krieg kein Aufheben gemacht hat. Man hat geschwiegen und zusammengehalten. Man will kein Heldenepos.
    Eine dritte Sicht ist die Sicht der Opfer. Auch sie schweigen und verdrängen. Dabei haben sich viele ein neues Leben aufgebaut und wolle nicht mehr an Vergangenes erinnert werden. Andere aber suchen nach Schuldigen.

    „...Rache war kein guter Ratgeber, nur Vergebung vermochte den eigenen Schmerz über erlebtes Leid lindern...“

    Hierbei gilt es aber zu trennen zwischen Rache und Recht. Verzicht auf Rache heißt nicht, Verzicht auf Rechtsmittel, die die Täter überführen.
    Gut gefällt mir, wie bei den Protagonisten ein innerer Prozess in Gang kommt, der frei macht für ein selbstbestimmtes Leben und neue Chancen eröffnet.
    Im Anhang gibt es Informationen zu historischen Organisationen und Personen.
    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bezieht sich auf ein reales Geschehen und zeigt, wie die verschiedenen Gruppen mit dem Erleben umgingen.

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  • 5 Sterne

    Martina S., 02.06.2023

    Als Buch bewertet

    Dass Bettina Storks schreiben kann, hat sie schon in vielen Romanen bewiesen, auch das Feingefühl, mit dem sie sich Themen nähert und Geschichten zum Leben erweckt, ist in jedem einzelnen ihrer Bücher deutlich zu spüren. Dennoch gelingt es ihr, mit jedem ihrer Werke, einen noch tiefer zu berühren. Vielleicht ist es dem besonderen Thema geschuldet, vielleicht ihrem Talent, mit Worten Emotionen zu wecken. Egal wie, der Roman ging mir unter die Haut und hat mich auf unterschiedlichste Weise bewegt, sogar ein paar Tränchen hat er mir entlockt.

    Auf zwei Zeitebenen erzählen uns drei unglaublich starke Frauen, wie sie eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte erlebt haben. Es ist unfassbar, wie viel Leid in diesen Jahren entstand, wie viel manche Menschen ertragen mussten, mit welchem Hass und welcher Brutalität man gegen sie vorgegangen ist – und all das nur, weil sie den vermeintlich falschen Glauben haben?!?! Bettina Storks hat jede ihrer Protagonistinnen mit viel Fingerspitzengefühl konzipiert, was für mich von besonderer Bedeutung ist, da sie alle drei unterschiedliche Positionen einnehmen. Wir haben einmal Lily Blum, die mit ihren Eltern deportiert wurde, dann ihre Freundin Agnes, die dieses schreckliche Szenario mitbekommen hat, aber hilflos zusehen musste. Außerdem lernen wir Jolie kennen, eine junge Französin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, jüdischen Menschen zu helfen. Sie alle drei haben andere Dinge erlebt, waren unterschiedliche Gefahren ausgesetzt und letztlich war ihre Geschichte doch irgendwie miteinander verwoben. Wie nah Hoffnung und Leid manchmal liegen, wird in diesem Roman deutlich. Manches, was ich gelesen habe, hat mir den Atem geraubt, hat mich entsetzt, anderes hat mich mit Stolz erfüllt. Immer wieder schwang die Frage mit, wie hätte ich reagiert, wie hätte ich mich verhalten? Die Autorin hat sich an ein Thema gewagt, dass sehr sensibel ist und das mit viel Feingefühl angegangen werden muss – das ist ihr absolut gelungen. Auch wenn vieles fiktiv ist, so hat sie doch den Zeitgeist authentisch eingefangen und einzelne Schicksale aus der unglaublichen Maße an Leid herausgelöst. Oft zeigen sich die Gräueltaten nur in horrenden Zahlen, in Todeslisten mit Namen, doch wenn man plötzlich eine Geschichte dazu bekommt und tatsächlich Gesichter sieht, bekommt das zusätzlich Tiefe und berührt noch einmal ganz anders. Viele Fehler sind begangen worden, viel Leid wurde verursacht, welches man im Nachhinein nicht wiedergutmachen kann. Doch man darf die Augen nicht verschließen, muss sich diesem Kapitel stellen, Fehler eingestehen und muss schauen, dass so etwas nie wieder passiert. Genau diese Botschaft vermittelt dieser grandiose Roman, der definitiv eines meiner Jahreshighlights ist. Bien joué!

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  • 5 Sterne

    Magnolia, 08.05.2023

    Als Buch bewertet

    Die stillen Helden von Dieulefit

    Ein ganzes Dorf im Widerstand – wie war das möglich? In den 1940er Jahren, als die Juden aller Rechte beraubt und in den Vernichtungslagern ein schreckliches Ende fanden, gab es auch Menschen, die selbstlos waren. Bettina Storks erzählt in ihrem historischen Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, die Geschichte der „Kinder von Beauvallon“ und ihren Rettern.

    Im Oktober 1940 haben Lily Blum und ihre Eltern gerade mal zwei Stunden Zeit, um einen Koffer zu packen, mehr ist nicht erlaubt. Schweren Herzens muss Agnes ihre Freundin Lily ziehen lassen, beide sind sie neun Jahre alt. Im letzten Augenblick zerreißt Lily ein Bild von ihnen beiden, jede bekommt die Hälfte und sie geben sich das Versprechen, eines Tages das Foto wieder zusammenzukleben.

    Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1965, Agnes ist die weibliche Stimme des Südwestfunks Freiburg. Fortschrittliche Themen sind tabu, die Prüderie dieser Zeit ist deutlich spürbar. Wolfgang Schober, ihr Förderer im Funk, erzählt ihr von einem kleinen Dorf in Frankreich, von Dieulefit, einem Zufluchtsort für die Verfolgten während des Zweiten Weltkrieges und deren Helfer. Agnes Interesse ist geweckt, auch weil sie hofft, hier eine Spur ihrer Freundin Lily zu finden.

    Lilys Weg verfolge ich ab dem Zeitpunkt, als sie 1940 abgeholt wird. Sie wird mit ihren Eltern in das Internierungslager Gurs verfrachtet. Julie, eine Fluchthelferin, holt sie hier heraus und bringt sie nach Dieulefit. Aber bis sie und die anderen Kinder in Sicherheit sind, müssen sie immer bangen, entdeckt zu werden.

    Diese beiden Erzählstränge lese ich im Wechsel und bald bin ich mittendrin in der ausgezeichnet recherchierten Geschichte, die von der Résistance, dem Kinderhilfswerk OSE, von den mutigen Fluchthelfern, aber auch von den Grausamkeiten der Nationalsozialisten oder der Vichy-Anhängern erzählt, um nur einiges zu nennen.
    Immer wieder greife ich zu Büchern, in denen die stillen Helden und ihr selbstloses Handeln eine herausragende Rolle spielen und doch weiß ich wenig, zu wenig. Dies wird mir umso klarer, je mehr ich davon lese. Auch Dieulefit und die Schule Beauvallon waren mir kein Begriff. Ich bin der Autorin dankbar, dass sie mir einen Einblick in diese für viele so lebensgefährliche Zeit gewährt hat. Ja, Lily und Agnes sind fiktiv, sie stehen stellvertretend für die Kinder von damals und deren Schicksal. Und es gab sie, die stillen Helden und auch die Gründerinnen der Schule, die Guten Feen von Beauvallon und viele, die im Geheimen geholfen haben. Ein ist eindringlicher Roman, der es wert ist, gelesen zu werden, der innerlich aufwühlt und doch aufzeigt, dass es sowas wie Menschlichkeit, ein Füreinander-da-sein immer gegeben hat, immer geben wird.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    katikatharinenhof, 28.06.2023

    Als Buch bewertet

    Yesterday, all my troubles seemed so far away...Beatles

    Bettina Storcks ist einfach die ungekrönte Königin, wenn es darum geht, packende zeitgeschichtliche Romane zu schreiben, die sich mit der dunklen Vergangenheit unseres Landes auseinandersetzen. Mit "Die Kinder von Beauvallon" verwebt sie Gegenwart und Vergangenheit zu einem mehr als spannenden, aufrüttelnden und mitreißenden Roman, der von der ersten Seite an tief unter die Haut geht.

    Zwischen Kindheitserinnerungen, Fragen nach dem Verbleib der einstigen Freundin und einer Wand des Schweigens lernen die Leser;innen Agnes kennen, die sich auf eine mehr als aufwühlende Reise begibt. Es ist, als würde die zerrissene Hälfte des Kindheitsfotos bewirken, dass auch ihr ein Stück fehlt...sei es Klarheit, Gewissheit oder Antwort auf die Fragen, die ihr unter den Nägeln brennen.

    Ihre Recherche ist auch gleichzeitig das Ergebnis der sehr gelungenen Recherchearbeit von Bettina Storcks, die die Suche nach Lilly zu einer Geschichtsstunde der ganz besonderen Art werden lässt. Die unbeschwerte Kindheit ist abrupt zu Ende, dafür ist die Angst ständiger Begleiter. Zwei Handlungsstränge halten die Spannung hoch und katapultieren die Leser:innen aus dem Hier und Jetzt in die Zeit, als der Zweite Weltkrieg mit all seinen Gräueln und Schrecken getobt hat und furchtlose Widerstandskämpfer:innen der Resistance Kinder vor dem sicheren Tod bewahrt haben. Auch der zweite Erzählstrang in den 1960er Jahren ist sehr authentisch gestaltet, hat sowohl politische als auch gesellschaftliche und musikalisch eingefärbte Hintergründe und zeichnet so ein sehr plastisches Bild der damaligen Zeit.

    Agnes hat sich regelrecht in die Suche nach Antworten festgebissen, bleibt beharrlich am Ball und der Erfolg gibt ihr Recht - aber genau das wollen die Bosse im Radiosender unterdrücken, weil eben nicht sein kann, was nicht sein darf. Gewissenskonflikte, Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und letztendlich das Einlösen eines gegebenen Versprechens machen dieses Buch sehr emotional.

    Storcks findet zu jeder Zeit den richtigen Ton für diese sensible Thematik, hat präzise beobachtet und lässt ihre Figuren die richtigen Schlüsse ziehen. Gespenster der Vergangenheit, die bis heute ihr Unwesen treiben, suchen die Überlebenden heim und verursachen tiefe Trauer. Aber Storcks wäre nicht Storcks, wenn sie aus all den tiefen Narben nicht auch noch etwas Positives entstehen ließe: Lilly hört die Textzeilen der Beatles aus Yesterday und beginnt, sich mit sich selbst auszusöhnen, um ohne Hass in die Zukunft blicken zu können.

    Ein sehr feinfühliges, sensibles, sowie wort- & bildgewaltiges Buch gegen das Vergessen !

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  • 5 Sterne

    Susi, 07.05.2023

    Als Buch bewertet

    Dieulefit 1965: Agnes, die Moderation eines Radiosenders reist nach Frankreich in einen Ort, wo während des 2. Weltkrieges mehr als tausend Flüchtlinge Schutz fanden. Darunter auch viele jüdische Kinder, die von mutigen Dorfbewohnern versteckt wurden. Vielleicht auch Agnes' jüdische Kinderfreundin Lily, die seit mehreren Jahrzehnten verschollen ist? Ihre Aufarbeitung führt Agnes in eine aufwühlende Reise in die Vergangenheit, was mit einem Versprechen verbunden ist.

    Mir hat der neue Roman „ Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks bestens gefallen. Die Seiten flogen nur so dahin und mir fiel es schwer, das Buch beiseite zu legen. Die Autorin hat es geschafft, mich tief mit in ihr Buch zu nehmen und somit konnte ich in die Geschichte tief ein-, und abtauchen.

    Besonders hervorzuheben ist die tiefgründige detailgenaue Recherche der Autorin. Sie hat mit viel Einfühlungsvermögen ein großartiges Werk nach wahrer Begebenheit erzählt.

    Das Buch wurde in verschiedenen Zeitebenen verfasst und aus Sicht der jeweiligen Hauptfiguren. Es spielt in den 40er und 60er Jahren.

    Bettina Storks konnte mich mit ihrem flüssigen, emotionsgeladenen und spannenden Schreibstil total begeistern und ich hatte beim lesen die Bilder vor Augen.

    Das Buchcover passt sehr gut zur Handlung und zeigt die Kinder von Beauvallon.

    Die Figuren habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich habe zu jeder Zeit mit den Figuren mitgelitten und mitgefiebert und musste an vielen Stellen mit den Tränen kämpfen. Ich habe den Mut von den Mitgliedern des Widerstandes bewundert, die ihr eigenes Leben für die Rettung vieler jüdischer Kinder auf das Spiel setzten und sich vielen Gefahren aussetzten.

    Agnes setzt alle Hebel in Bewegung, um ihre jüdische Kinderfreundin Lily, die 1942 mit ihrer Familie von Sulzburg deportiert worden war, wieder zu finden.

    Auch die Fluchthelferin Jolie hat mein Herz im Sturm erobert. Sie hat den Kindern so viel Liebe und Geborgenheit in den dunkelsten Zeiten geschenkt und ich habe sie für ihren Mut bewundert.

    Bettina Storks hat Gegenwart und Vergangenheit sehr gut miteinander verwoben und ein wichtiges geschichtliches Kapitel, die Résistance in Frankreich erwähnt. Es geht auch um Hoffnung, Mut und Zusammenhalt, ein ganzes Dorf, das jüdische Kinder versteckt.



    Fazit:

    Der Autorin ist mit ihrem neuen Roman ein großartiges Meisterwerk mit deutsch- französischer Geschichte nach wahrer Begebenheit gelungen. Sie hat eine sehr packende, aufwühlende Geschichte mit historischen Hintergrund in zwei verschiedenen Zeitebenen geschrieben. Diese Zeiten dürfen nie in Vergessenheit geraten werden. Ich empfehle das Buch vom ganzen Herzen weiter und vergebe mehr wie 5 Lesesterne.

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  • 5 Sterne

    Hoelzchen, 24.05.2023

    Als eBook bewertet

    „Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks beruht auf authentische Hintergründe.
    Der Roman hat zwei Erzählstränge. 1940: Lily und Agnes sind beste Kinderfreundinnen, doch Lily ist Jüdin und wird mit ihren Eltern deportiert. Agnes hört und sieht nie wieder etwas von ihnen und kann das Geschehene nicht einordnen. Währenddessen erfahren wir Leser und Leserinnen, was Lily erleiden musste. Lilys Eltern fanden einen Weg und gaben ihre einzige Tochter in die Hände der französischen Resistance, die Lily und viele andere Menschenleben retten konnten. Im französischen Dieulefit konnten diese Menschen ein fast normales Leben führen.
    1965: Agnes ist eine moderne Frau und arbeitet für einen Rundfunksender. Dort eckt sie immer mal wieder mit – für diese Zeit – brisanten Themen an. Ihr Vorgesetzter Wolfgang meint es gut mit ihr und legt ihr eine Reportage über den Ort Dieulefit nahe. Agnes macht sich auf den Weg nach Frankreich, trifft dort auf Zeitzeugen und erfährt von Lilys Schicksal. Danach begibt sie sich auf die Suche nach ihrer alten Freundin. Zwischenzeitlich muss sie erkennen, dass ihre Arbeit nicht von allen wohlwollend anerkannt wird, so dass sie am Ende eine Entscheidung treffen muss.
    Dieser Roman ist eine Mischung von authentischen Hintergründen und fiktiven Geschehnissen. So gab es einige – hier im Roman erwähnte Personen- wirklich, das macht das Buch noch wertvoller. Man merkt dem Roman auf jeder Seite an, dass Bettina Storks viel Zeit in eine gute Recherche investiert hat. Das Gelesene hat mich wirklich sehr berührt und beschäftigt mich noch immer. Man kann gar nicht genug über diese Zeit lesen und alles daransetzten, dass so etwas nie wieder passiert. Der Ort Dieulefit und das dort zugetragene waren mir völlig unbekannt, umso interessanter empfinde ich es, in Romanform darüber gelesen zu haben und auch die Arbeit der Resistance gebührt meine größte Anerkennung. Ein großes Dankeschön an Bettina Storks, uns mit diesem tollen historischen Roman die Geschichte näher zu bringen.
    Unbedingt 5 Sterne zur Leseempfehlung.

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