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  • 5 Sterne

    22 von 34 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 26.03.2017

    Als Buch bewertet

    Ein Elitesoldat, der nach seinem Einsatz in Afghanistan mit sich und der Welt zu kämpfen hat. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, dem der Erfolg zwischen den Händen zu zerrinnen droht. Ein aufstrebender Politiker, der die Fallstricke der eigenen Herkunft nicht sehen will. Eine Journalistin, die am Puls der Zeit arbeitet und dabei den eigenen Puls nicht mehr zu fühlen scheint. Jeder ist getrieben, von den eigenen Wünschen, dem Druck der Gesellschaft, der Vorgabe „erfolgreich“ zu sein. Von „leben“ war nicht die Rede.
    Karine Tuil hat in ihrem mitreißenden Gesellschaftsroman verschiedene brandaktuelle Themen aufgegriffen, die sich trotz ihrer Diversität zu einem großen Ganzen verbinden lassen. Sie streift mit dem Leser durch die Amtszimmer von Paris, lässt Einblicke in das Leben von großen Geschäftsmännern zu und zeigt gleichzeitig das Leben des „kleinen Mannes“, der an vorderster Front gekämpft hat und dafür mit nichts zurück in den normalen Alltag geworfen wird. Ihre Charaktere sind sehr lebendig geraten, vielschichtig und spielen mit so manchen Vorurteilen. Vorurteile, gegen die sie einen ähnlich erfolgreichen Kampf kämpfen wie einst Don Quijote gegen seine berühmten Windmühlen. Tuils Roman ist kein Wohlfühlroman, es werden harte Fakten und unbequeme Wahrheiten auf den Tisch gelegt, erzählt in einem nüchternen Ton, der seinen Teil zu der fast soghaften Wirkung der Geschichte beiträgt. Klug geschrieben, authentisch erzählt und geschickt konstruiert; Die Zeit der Ruhelosen bereitet dem Leser so manchen ruhelosen Moment, gilt es doch viele Denkanstöße zu verarbeiten. Ein Roman, der unterhält und bewegt.

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  • 5 Sterne

    14 von 23 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anyah Fredriksson, 02.04.2017

    Als Buch bewertet

    Romain Roller hat es als Soldat schon an schlimme, krisenreiche Plätze dieser Erde gebracht, er war im Kosovo, an der Elfenbeinküste, doch zerbrochen ist er am Einsatz in Afghanistan. Nun ist er auf dem Heimweg, in Zypern soll er sich erholen von den Kriegswirren. Hier lernt er die Journalistin Marion Decker kennen und beginnt eine Affäre mit ihr. Er weiß nicht, dass sie verheiratet ist, mit einem der erfolgreichsten und mächtigsten Manager Frankreichs – François Vély. Der, jüdischstämmige Mann, wird selbst gerade in einen Skandal verwickelt. Für ein Hochglanzmagazin posiert er vor einer Statue und wird als Rassist beschimpft. Von unerwarteter Seite erhält er jedoch Unterstützung: Osman Diboula. Ein Jugendfreund Romains, der inzwischen Kariere in der Politik gemacht hat. Auch er hat Probleme, fühlt sich im Élysée gemobbt. Sie alle treffen aufeinander im Irak auf einem Wirtschaftsgipfel.

    Eine grandios erzählte Geschichte, fulminant, ergreifend. „Die Zeit der Ruhelosen“ könnte auch eine Momentaufnahme unserer Zeit sein, alles muss schneller gehen, jeder möchte mehr Erfolg, mehr Geld. Im norwegischen Fernsehen gibt es bereits Entschleunigungsprogramme, wo den Zuschauern ein langsam fahrender Zug über 24 Stunden gezeigt wird. Doch so weit sind Karine Tuils Figuren noch lange nicht, sie stecken mitten in der Ruhelosigkeit. Gekonnte hat die Autorin ihren Charakteren Leben eingehaucht und lässt sie alle perfekt miteinander spielen. Die Sprache ist schön und ansprechend.

    Sehr gerne vergebe ich diesem Werk seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Den Leser erwartet eine Geschichte, die auf höchstem Niveau erzählt wird. Keine leichte Kost für mal eben zwischendurch; dieses Buch bedeutet ein wenig Arbeit und Zeit. Aber dafür wird der Leser belohnt und hält ein Buch in den Händen, das man so schnell nicht wieder vergisst.

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  • 5 Sterne

    11 von 18 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja K., 16.04.2017

    Als Buch bewertet

    Im Roman von Karine Tuil stehen vier Menschen im Vordergrund. Romain Roller, Soldat der französischen Armee und traumatisierter Afghanistan-Heimkehrer. Francoise Vely, reicher Unternehmer, mit einem außergewöhnlichen Kunstinteresse und jüdischen Wurzeln,und seine zweite Frau Marion. Die Beziehung der beiden fing durch den Selbstmord von Francoise erster Frau kurz vor der Heirat an zu bröckeln.
    Der Vierte, der hier im Blickpunkt steht, ist der farbige Mitarbeiter im Elysee-Palast, Osman Diboula. Aufgewachsen im sozialen Brennpunkt, im Banlieue, den Vororten Paris, hat Osman als Streetworker, Vermittler und Schlichter auf sich aufmerksam gemacht und danach eine steile Karriere im politischen Geschäft begonnen.

    Anfangs erzählt die Autorin abwechselnd in öfters kurzen Abschnitten von den vier Hauptprotagonisten, die sich anfangs weder kennen noch sonstige Berührungspunkte haben. Doch sie haben eines gemein: richtig glücklich und zufrieden mit sich und seinem Leben ist keiner.
    Es geht um die Suche nach Macht, weil manche der Protagonisten das Gefühl haben, nur dann glücklich/anerkannt/zufrieden zu sein. Es geht um die eigenen Wurzeln (bei Osman Diboula, aber auch bei Francoise Vely), die man abschütteln möchte, weil man dazu gehören möchte, nicht anders sein will.
    Es geht auch um das eigene Gewissen. Um das Abschütteln der Vergangenheit, nur mit dem Blick nach vorne zu leben. Ist das möglich ?
    Es geht um Beziehungen, Liebe und Ehen. Ehen, die aufgrund der Verschiedenheit der Ehepartner oder auch durch die Selbstsucht der Protagonisten zum Scheitern verurteilt sind.
    Es geht aber auch um die sozialen Netzwerke, Meinungsmache, Medien. Und um ihre Macht, die das Leben eines Einzelnen nicht nur verändern können.
    Und es ist eine Suche nach einem glücklichen Leben, das eigentlich jeder der Protagonisten sich wünscht.
    Als Leser verfolgt man gespannt ihre Anstrengungen, ihre Fehltritte, ihre Entscheidungen. Manchmal kann man als Leser Symphatiepunkte verteilen um diese im nächsten Augenblick wieder zu streichen. Es gibt bei den Protagonisten keine eindeutigen Helden oder Antihelden - irgendwie steckt in jedem beides.

    Anfangs sind es vier Erzählstränge, die aber nach und nach sich immer mehr verwickeln, nach und nach berühren sich die Leben der vier Protagonisten, am Ende kennen sich alle Protagonisten und sind in unterschiedlichen Konstellationen auch voneinander abhängig.
    Am Ende muss man tief durchatmen und das Ganze Geschehen, die ganze Geschichte erst einmal sacken lassen.


    Der Schreibstil ist sehr flüssig, wenn man sich mit den Protagonisten vertraut gemacht hat, ist man gespannt auf den Fortgang. Auch wenn alles aus der Erzählwarte eher kühl, diagnostisch, seziert erzählt wird, verfolgt man als Leser gespannt das Auf und Ab der Protagonisten mit. Irgendwie herrscht in ihrem Leben auch nie Ruhe, es ist immer Entwicklung, immer Bewegung - egal in welche Richtung - vorhanden. "Die Zeit der Ruhelosen" - ein Roman aus unserer heutigen Zeit, den ich empfehle kann.

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  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 01.05.2017

    Als Buch bewertet

    Im Mittelpunkt dieses bewegenden Gesellschaftsromans stehen drei Männer, deren Wege sich immer wieder kreuzen.

    Da ist zunächst Romain,der nach seiner Rückkehr aus Afghanistan immer wieder mit den schlimmen Ereignissen konfrontiert wird. Er leidet unter großen Schuldgefühlen und Versagensängsten, weil er meint, seine Truppe nicht ausreichend geschützt zu haben. Eine Rückkehr in sein früheres Leben zu Frau und Kind scheint nicht möglich. Auch eine Affäre mit einer ebenfalls verheirateten Frau , steht unter keinem guten Stern.

    Der zweite Protagonist ist Osman Diboula, ein Politiker, der in Schwierigkeiten gerät. Außerdem gibt es in seinem Privatleben Probleme, welchen er sich stellen muss.

    François Vely, ein Geschäftsmann mit jüdischen Wurzeln , gerät durch einen privaten Skandal ins geschäftliche und private Abseits.
    Alle drei treffen sich auf unterschiedlichen Ebenen immer wieder. Was sie außerdem eint, ist die Tatsache, dass sie auf unterschiedliche Weise versuchen, ihre Vergangenheit abzuschütteln.

    Obwohl die Autorin sich eines nüchternen und schnörkellosen Schreibstils bedient , schafft sie es, eine emotionale Gesellschaftsstudie zu übermitteln.
    Die kurzen prägnanten Kapitel , sind im Wechsel den einzelnen Protagonisten zugeordnet.
    Die schlimmen Kriegserlebnisse und die emotionalen Verwicklungen im Privatleben werden ausführlich beschrieben.
    Es ist gut gelungen, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und sie zum Nachdenken zu zwingen.
    Ein Buch , was mich sehr bewegt hat.

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  • 5 Sterne

    9 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 23.03.2017

    Als Buch bewertet

    Die Autorin hat ein ehrliches und erschreckend realistisches Buch über die Zustände in der Welt geschrieben und insbesondere Frankreich den Spiegel vorgehalten. Beginnend mit der Katastrophe vom 11. September 2001, der das World Trade Center in New York mitsamt den darin arbeitenden Menschen zum Opfer fiel, zeichnet die Autorin ein Bild der Folgen hieraus, die niemanden unberührt lassen können. Als Folge des 11. September und den von Präsident Bush erklärten Krieg gegen die Taliban in Afghanistan sind auch französische Soldaten dort im Einsatz. Hierzu gehört auch Romain Roller mit seinen Kameraden. Seine Schilderung über das Kriegsgeschehen in Afghanistan hat mich entsetzt und betroffen gemacht. Romain Roller gerät in einen Hinterhalt. Viele seiner Kameraden verlieren ihr Leben oder werden schwer verletzt. Die Autorin beschreibt sehr einfühlsam und nachvollziehbar den weiteren Lebensweg von Romain Roller, der sich zu Hause nicht mehr in sein altes Leben und seine Familie einfügen kann und an seinen seelischen Verletzungen zu zerbrechen droht. Wäre da nicht Marion Decker, die er nach seinem Afghanistaneinsatz kennenlernt, und von der er glaubt, daß nur sie ihn aus seiner Depression retten kann. Aber Marion ist verheiratet mit einem reichen Wirtschaftsmanager, dem schon alles in die Wiege gelegt wurde und dessen Weg als Eliteschüler vorgezeichnet ist. Ohne jedes Gefühl für die Benachteiligten in dieser Gesellschaft und den Jugendlichen in den Banlieus der Großstädte- Hier kommt es zu schweren Krawallen, in denen sich Osman Diboula als Schlichter hervortut und zum Sprachrohr zur Regierung wird. Der Präsident holt ihn in den Elyseepalast und Osman steigt zu einem ranghohen Mitarbeiter des Präsidenten auf. Daß dies nur Schein ist, muß Osman erfahren, als er sich wegen seiner Hautfarbe gegen einen hohen Beamten im Elyseepalast zur Wehr setzt und vom Präsidenten sofort fallengelassen wird. Er begreift, daß er wegen seiner schlechteren Ausbildung und seiner Hautfarbe niemals Zugang zu den politischen Keisen haben wird. Zu Recht weist die Autorin darauf hin, daß die Differenzen zwischen den politisch Verantwortlichen und den Menschen des Landes niemals beigelegt werden können. Der elitären Oberschicht fehlt jeder Bezug zum normalen Leben der Bevölkerung.

    Im Buch werden die Leben der drei Protagonisten miteinander verbunden, und gemeinsam werden sie sich im Irak alle noch einmal begegnen. Hier wird sich ihr Schicksal besiegeln.

    Selten hat mich ein Buch so gefesselt. Hier beschreibt eine Autorin die Zustände, die ich alle nachvollziehen kann, schließlich lebe ich in dieser Zeit und habe alle diese Vorkommnisse nicht miterlebt, aber davon Kenntnis und das ist schon erschreckend genug. Karine Tuil hat ein Zeitdokument geschaffen, daß viele Leser verdient. Mich wird das Buch noch lange beschäftigen. Man kann es nicht einfach so zur Seite legen.

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  • 5 Sterne

    15 von 24 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nepomurks, 15.03.2017

    Als Buch bewertet

    Tiefgreifend, emotionsgeladen & kritisch.. Ein toller Roman, der absolut in die Zeit passt!

    Karine Tuil legt nun mit „Die Zeit der Ruhelosen“ ihren neuesten Roman vor. In Frankreich bereits ein viel diskutierter Bestseller, wird man wohl auch hierzulande nicht um dieses, thematisch sehr aktuelle und tiefgründige Werk herumkommen.

    Bereits der Beginn des Romans ist sehr emotionsgeladen und fesselnd. Es wird hier zunächst sehr eindrücklich und ungeschminkt aus einer Introspektive heraus die psychische Belastung der kämpfenden Soldaten in Afghanistan beschrieben. Stilistisch auf eine Art und Weise, die dem Leser eigentlich nur die Tränen in die Augen treiben kann. Doch dann gleich der erste abrupte Bruch: im nächsten Schritt findet man sich bereits im gegenwärtigen Paris bei einem der Hauptprotagonisten wieder: Francois Vély. Wechselnde Perspektiven und Erzählstränge werden den Leser von nun an durch den Roman begleiten und machen den Inhalt, bzw. Verlauf abwechslungsreich. Man kommt sehr gut in die Erzählung hinein, jedoch ist „Die Zeit der Ruhelosen“ meiner Meinung nach kein Roman, den man mal kurz nebenher lesen kann oder sollte. Der Schreibstil ist oftmals verzwickt und inhaltlich recht tiefgreifend, manches mal gar weitreichend, so dass man doch mit voller Aufmerksamkeit und Konzentration an das Buch herangehen sollte. Spannend ist die gesamte Erzählung - ohne Zweifel. Die Hauptprotagonisten wirken durchweg sehr authentisch und sind in sich stimmig und gut konzipiert. Die verschiedenen Erzählstränge treffen irgendwann aufeinander und verweben sich miteinander. Ich fand Tuil's Schreibstil sehr beeindruckend, nicht zuletzt wegen der immer wieder herauslesbaren Kritik. Der Roman bietet bei korrekter Auslegung wahrlich viel Brisanz und gibt politisch viele nachdenklich stimmende Aussagen zu unserer Zeit und den aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen wieder. Die Verstrickungen und kritischen Inhalte fand ich wirklich gut verarbeitet und durchweg ansprechend, sie stellen beim Lesen aber meiner Meinung nach auch immer wieder eine gewisse Herausforderung dar! Dramatik, beißende Situationskomik und unerwartete Wendungen hat der Roman definitiv zur Genüge zu bieten, dabei bleiben die Figuren und Inhalte immerzu äußerst interessant!

    Also kein schlichter Roman, sondern ein umfassend kritisches Werk, das auf ganz eigene Weise unsere Zeit widerspiegelt und nicht mit vielfältig tiefgründigen Verläufen & Aussagen geizt. Somit nicht unbedingt ein "stilles Buch", sondern eher eines, das noch länger nachhallt und dem Leser inhaltlich nicht aus dem Kopf gehen will. Mir gefiel es sehr! Deshalb 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    6 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schliesi, 06.04.2017

    Als Buch bewertet

    Inhalt und meine Meinung:
    Karine Tuil wirft in ihrem Roman den Blick auf drei völlig unterschiedliche Menschen und Lebensweisen, die alle miteinander verknüpft sind. Der Manager eines Telekommunikationsunternehmens Francois Vély, der einen rasanten Aufstieg hinter sich hat, gerät dank eines Mediencoups in eine schier unaufhaltsame Abwärtsspirale. Der Abstieg beginnt schon damit, dass sich seine Exfrau aus dem Fenster stürzt als er ihr eröffnet, dass er wieder heiraten will. Seine neue Frau Marion, die aus schwierigen familiären Verhältnissen stammt, beginnt unterdessen eine Affäre mit dem Offizier Romain Roller, der gerade aus dem Afghanistan-Krieg heimgekehrt ist. Er versucht sein Trauma in den Griff zu bekommen und wieder im Leben Fuß zu fassen und Halt zu finden, dies ist für ihn eine große persönliche Herausforderung. Der Politiker Osman Diboula ist die dritte Hauptfigur im Roman, er stammt aus einem Pariser Problemviertel und war früher Sozialarbeiter. Diboula hat auch den schnellen Aufstieg und Fall selbst erlebt und ergreift in der Debatte um Rassismus und Sexismus ausgerechnet für Francois Vély Partei. Schließlich treffen alle im Irak aufeinander, eine Begegnung die für alle Beteiligten schwerwiegende Konsequenzen haben wird.
    Dieses kritische Gesellschaftsdrama von Karine Tuil hat mich von Beginn an sehr gut unterhalten. Ich konnte mich schnell in die Handlung einfinden. Besonders gut hat mir die Aufteilung der Kapitel gefallen, so wusste man als Leser immer sofort, mit welchem Teil des verwobenen Handlungsstranges man es gerade zu tun hatte. Die Autorin beschreibt anschaulich und mit gutem Gespür und Feingefühl die Ereignisse und Hintergründe. Ein Roman über die gesellschaftliche Stellung, Diskriminierung und Rassismus, vom schnellen Aufstieg und genauso schnellen rasanten Fall. Ein kritisch beäugtes, tiefgründig, durchdachtes und gut recherchiertes Drama der Gesellschaft.

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  • 4 Sterne

    10 von 18 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    StefanieFreigericht, 10.04.2017

    Als Buch bewertet

    „Ein grandioses Gesellschaftspanorama unserer Zeit“

    Der Klappentext nennt das Buch „ein grandioses Gesellschaftspanorama unserer Zeit“ – und das passt. Der Rest vom Klappentext verrät etwas viel, wobei das hier nicht einmal schadet, weil es mehr darauf ankommt, WIE elegant Karine Tuil das tut – und welche eigenen Überlegungen das auslösen kann.

    Der Roman wechselt die Perspektiven zwischen drei Männern, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Reich geboren oder aus dem Problemviertel, als Kind von afrikanischen Einwanderern oder mit rein französischer Ahnenreihe, mit Hintergrund im Islam, im Katholizismus, im Judentum (oder sogar mit Kombinationen davon), erfolgreich, aufstrebend oder gebrochen. Überhaupt, gebrochen – alle von ihnen werden in diesem Roman in der einen oder anderen Weise zu Verlierern werden; der Text lebt davon, ihnen dabei zuzusehen. Ihr Scheitern ist dabei teils zutiefst menschlich – sie verlieben sich und Partnerschaften zerbrechen, Karrieren gehen kaputt, angebliche Freunde werden zu Verrätern - zur wirklichen Identifikationsfigur taugt mir keiner von ihnen: zu sehr finden sie ihre Identifikation in der Selbst-Zelebrierung als „Alpha-Männchen“; selbst die Frauen um sie herum sind kaum besser in ihrem Streben nach Durchsetzung eigener Machtbedürfnisse.

    Die Sprache ist eine Freude: gut verständlich, treffsicher, situativ changierend
    – ob von den Schrecken des Krieges handelnd: „Könnte der Übersetzer, der euch seine Dienste anbietet, nicht ein von den Taliban ferngesteuerter Spion sein, eine Geisel, die unter Zwang handelt? Es ist ein Leichtes, ihn zu erpressen, indem sie damit drohen, seine Familie zu töten, sie wissen, wo sie wohnt, sie kennen den Namen seines Vaters und seiner Schwester, du weißt, was wir deiner Schwester antun können, ja, er weiß es, sie werden ihr eine Kugel in den Kopf jagen oder sie mit Säure bespritzen, ein Strahl ins Gesicht, und sie ist für immer entstellt, als abschreckendes Beispiel.“ S. 20
    oder ob es um oft ernüchternde Schlussfolgerungen geht: „Er hatte die Liebe verschmäht. Nun musste er sich mit der Zuneigung seiner Familie begnügen, dem Trostpreis.“ S. 278

    Mich hat der Text sehr zum Nachdenken angeregt – hinaus über das altbekannte Erwägen, wo Diskriminierung beginnt, inwieweit viele Förderungen verkappte Demütigungen beinhalten, wo die Zensur im Kopf stattfindet, hin dazu, wo die Demütigung geflissentlich ignoriert wird, um nicht als „Spielverderber“ dazustehen. Das ist kein rein französisches Thema, das lässt sich auch in deutschsprachigen Ländern exemplifizieren; ich war teils erschreckt, wie viele dumme (rassistische, sexistische, antisemitische,…) Sprüche aus dem Buch ich bereits im gesellschaftlichen Umgang gehört hatte, oft „natürlich“ ganz „harmlos“ gemeint. Das ist schon „ganz großes Kino“ von Karine Tuil.

    Andere Hintergründe im Roman wird man nur verstehen, wenn man sich ein wenig mit Frankreich auskennt, so die „Grandes Écoles“ unter den Universitäten, die quasi als Automatismus eine Karriere in Politik und Wirtschaft versprechen, und das spezielle Schulsystem mit den stark konkurrierenden vorbereitenden Gymnasien – aber andererseits werfen internationale Studien Deutschland vor, unterdurchschnittlich wenige Studenten hervorzubringen, die aus Nicht-Akademiker-Familien stammen (stimmt, das ist schon insgesamt etwas anderes, „normale“ Universitäten haben die Franzosen auch noch – und diese „besonderen“ Universitäten haben wir hier nicht, die Bedeutung von Rankings ist geringer, die Privat-Unis finden den Vergleich eher mit dem US-System). Lässt man das außen vor, liest sich das Buch nicht nur als „französische“ Gesellschaftsstudie, sondern durchaus als eine der westlichen Gesellschaftssysteme, bei der vielleicht die Eltern von Osman bei einem britischen Autor aus Indien kämen, bei einem deutschen Autor aus der Türkei, etc.

    Immer noch fasziniert mich das Ende – sehr geschickt, bei allen zwischendurch oft sehr ernüchternden Aussagen. Es bleibt, über einige von ihnen nachzudenken: „Die meisten Menschen ziehen die Bequemlichkeit dem Risiko vor, … weil sie Angst vor einer Veränderung oder einem Scheitern haben, dabei müssten sie am meisten Angst vor einem vergeudeten Leben haben.“ S. 496

    Meine Empfehlung als Folgebuch:
    James Finn Garner: Politically Correct Bedtime-Stories (Märchen in „politisch-korrekt-Sprech“ – da sind „Zwerge“ stattdessen „vertically handicapped“ – sehr entlarvend und damit durchaus adäquat zu einem Zitat aus Tuil: „In unserer Gesellschaft ist etwas sehr Ungesundes im Gange, alles wird durch den Blickwinkel der Identität betrachtet.“ S. 285

    alternativ werde ich selbst in den Büchern stöbern, die Paul Vély zum Trauern empfiehlt:
    Rainer Maria Rilke „Du musst das Leben nicht verstehen“
    Joan Didion „Das Jahr magischen Denkens“
    Roland Barthes „Tagebuch der Trauer“
    Jorge Semprún „Schreiben oder Leben“ mit dem schönen Zitat „Das Leben war noch lebbar. Es genügte zu vergessen, es mit Bestimmtheit, brutal zu beschließen.“ S. 487

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  • 5 Sterne

    9 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesetante, 23.03.2017

    Als Buch bewertet

    Die einzige Konstante im Leben ist die Enttäuschung. Diesen Satz gibt Paul Vely seinem Sohn Francois Vely mit auf seinen Weg als dieser ihn besucht um Trost und Unterstützung zu finden. Francois Vely französischer Telekommunikationsmagnat im freien Fall, seit dieser sich für ein Interview hat abbilden lassen, das den Zorn der öffentlichen Meinunung auf sich gezogen hat weil er sich auf einem Stuhl fotografieren ließ, der eigentlich ein Kunstwerk darstellt - die Skulptur einer nackten farbigen Frau in gebückter Stellung. Schon früher hatte er Aufsehen erregt als sich seine zweite Exfrau in den Tod stürzte als sie von seiner erneuten dritten Heirat mit einer zwanzig Jahre jüngeren Frau erfuhr. Doch Francois lebt in einer anderen sehr privilegierten Welt, die begründet von seinem Vater Paul Vely, eigentlich Paul Levy, ihn von den Niederungen eines "normalen"Lebens bisher immer schützte. Das ist nun vorbei. Karin Tuil erzählt in ihrem neuesten Roman vom Aufeinanderprallen der verschiedenen Welten unserer heutigen Zeit. Alle ihre Protagonisten streben nach Ansehen,Macht und Anerkennung. Ob Francois Vely, Osman Diboul, Romain Roller oder viele andere, sie alle befinden sich auf dem Karussell mit hoher Geschwindigkeit, das sie in ein besseres Leben führen soll. Doch eben diese Geschwindigkeit sorgt dafür, dass man nie zur Ruhe kommt - ob in den feinen Pariser Arrondisments oder in den Banlieus oder in den Kriegswirren Afghanistans. Durch feinste Unwuchten geraten alle in einen Sog, der mindestens einen von ihnen das Leben kosten wird.
    Karin Tuil hat einen Roman geschrieben der den Leser sofort in seinen Bann zieht, und uns zeigt wie schnell das Leben eines Menschen nichts mehr wert sein kann, oder schon von Geburt an nie etwas wert wahr. Grandios und absolut lesenwert!

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  • 5 Sterne

    7 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ursula U., 11.04.2017

    Als Buch bewertet

    Die Ruhelosen, Menschen die getrieben sind von Ehrgeiz, Perfektion, Kampfgeist, sind in dem Roman von Karine Tuil der erfolgreiche, von sich überzeugte Geschäftsmann Francois Vely, der nach dem Selbstmordtod seiner Frau inzwischen mit Marion, einer Schriftstellerin verheiratet ist. Sein Vater Paul trug bei seiner Geburt den Namen Levy, die gesamte Familie wurde von den Nazis umgebracht, nur Paul überlebte. Da ihm die Religion nie wichtig war und er mit einer Katholikin verheiratet war wurde Francois im christlichen Glauben erzogen. Doch Jahre später holt ihn die jüdische Vergangenheit ein.
    Ein weiterer Protagonist ist Romain, gerade erst traumatisiert aus Afghanistan zurück. Bei einem Erholungsaufenthalt auf Zypern lernt er Marion kennen und lieben. Doch beide sind anderweitig gebunden.
    Osman Diboula stammt aus armen Verhältnissen, aufgewachsen im Randgebiet von Paris. Seine Eltern sorgten für eine gute Ausbildung, er arbeitete sich hoch bis in den Elyseepalast in dem er auf Sonia trifft, wie er schwarzer Hautfarbe, jedoch mit einem gänzlich anderen Hintergrund. Er, der als Sozialarbeiter versuchte, hoffnungslosen Menschen eine Zukunft zu geben soll nun im Außenministerium politisch aktiv werden.
    Verschiedenste Biografien und Persönlichkeiten werden in diesen Roman beschrieben, allen eint der Wunsch nach Erfolg, die Welt zu verbessern und persönlichem Glück. Anspruchsvoll und doch leicht lesbar, teilweise erschütternd und immer nachdenklich machend, ist dieses ein ganz hervorragend geschriebener Roman.

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  • 5 Sterne

    5 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesetante, 21.03.2017

    Als Buch bewertet

    Die einzige Konstante im Leben ist die Enttäuschung. Diesen Satz gibt Paul Vely seinem Sohn Francois Vely mit auf seinen Weg als dieser ihn besucht um Trost und Unterstützung zu finden. Francois Vely französischer Telekommunikationsmagnat im freien Fall, seit dieser sich für ein Interview hat abbilden lassen, das den Zorn der öffentlichen Meinunung auf sich gezogen hat weil er sich auf einem Stuhl fotografieren ließ, der eigentlich ein Kunstwerk darstellt - die Skulptur einer nackten farbigen Frau in gebückter Stellung. Schon früher hatte er Aufsehen erregt als sich seine zweite Exfrau in den Tod stürzte als sie von seiner erneuten dritten Heirat mit einer zwanzig Jahre jüngeren Frau erfuhr. Doch Francois lebt in einer anderen sehr privilegierten Welt, die begründet von seinem Vater Paul Vely, eigentlich Paul Levy, ihn von den Niederungen eines "normalen"Lebens bisher immer schützte. Das ist nun vorbei. Karin Tuil erzählt in ihrem neuesten Roman vom Aufeinanderprallen der verschiedenen Welten unserer heutigen Zeit. Alle ihre Protagonisten streben nach Ansehen,Macht und Anerkennung. Ob Francois Vely, Osman Diboul, Romain Roller oder viele andere, sie alle befinden sich auf dem Karussell mit hoher Geschwindigkeit, das sie in ein besseres Leben führen soll. Doch eben diese Geschwindigkeit sorgt dafür, dass man nie zur Ruhe kommt - ob in den feinen Pariser Arrondisments oder in den Banlieus oder in den Kriegswirren Afghanistans. Durch feinste Unwuchten geraten alle in einen Sog, der mindestens einen von ihnen das Leben kosten wird.
    Karin Tuil hat einen Roman geschrieben der den Leser sofort in seinen Bann zieht, und uns zeigt wie schnell das Leben eines Menschen nichts mehr wert sein kann, oder schon von Geburt an nie etwas wert wahr. Grandios und absolut lesenwert!

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  • 5 Sterne

    10 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maren V., 20.03.2017

    Als Buch bewertet

    Was passiert wenn dein Leben plötzlich, ohne Vorwarnung, aus den Fugen gerät?

    Das Cover des Buches ist eher unspektakulär. Es ist keins von denen, die sich stilistisch in den Vordergrund drängen. Aber so unscheinbar das Buch auf den ersten Blick wirkt um so mehr überzeugt der Inhalt.

    Karin Tuil zeigt in diesem Buch das Schicksal dreier Männer, die plötzlich vor einem Scherbenhaufen stehen, der einmal ihr Leben war. Dies geschied durch ein sprachgewaltiges Feuerwerk, das mich mich sofort in seinen Bann gezogen hat.

    Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines übergeordenten, allwissenden Erzählers, der dem Leser die Welt der Protagonisten näher bringt.
    Romain Roller versucht nach der Rückkehr aus dem Krieg wieder in den Alltag zu finden.
    Francois Vély erkennt, das ein kleiner, scheinbar unbedeutender Fehltritt vieles zerstören kann.
    Osman Diboula will eine Diskriminierung nicht hinnehmen und droht alles zu verlieren.

    Tuil hat es geschafft in ihrem Roman viele kritische Themen gekonnt in Szene zu setzen. Seien es Kriegstraumata, das politische Parkett oder die scheinbar schöne Welt der Reichen. Verlust, Verrat, Doppelmoral, Vorurteile, Liebe, Rassismus und vieles mehr steckt in diesem sehr gelungenem Buch und regen zum Nachdenken an.

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  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    melange, 09.04.2017

    Als Buch bewertet

    Ein Spinnennetz

    Zum Inhalt:
    Drei Männer in Frankreich befinden sich an ihrem persönlichen Scheideweg:


    Francois - ein erfolgreicher Manager, begeht einen Fauxpas, der die Inquisition der politischen Korrektheit auf den Plan ruft. Seine Frau Marion hat ein Verhältnis mit


    Romain - Afghanistan-Heimkehrer, traumatisiert von den Erlebnissen dort und zu einem normalen Leben in Paris unfähig, immer noch befreundet mit

    Osman - ein französischer Farbiger, der es in den Dunstkreis des Präsidenten gebracht hat, nur um dort umso schmerzhafter auf den Boden der Tatsachen zurückzufallen, dass in der Politik keine Freundschaften, sondern Seilschaften zählen. Deshalb bemüht er sich um

    Francois - und der Kreis schließt sich.

    Mein Eindruck:
    Wie ein Spinnennetz hat die Autorin ihre Geschichte gewoben, - so exakt, so fein, so präzise und so tödlich. Ihr Buch teilt sie in vier große Abschnitte, welche ihrerseits Kapitel von zumeist relativ wenigen Seiten enthalten. Diese Kapitel schildern die Sicht einer der drei Hauptpersonen, auch dann, wenn mehrere der Männer in ihnen agieren. So bleibt das Buch immer spannend, immer in Bewegung, selbst, wenn gar nicht so viel passiert.
    Ein weiteres Plus ist die Fähigkeit von Tuil, Sympathien für ihre Figuren zu wecken. Egal wie schäbig sich einer der drei verhält, - immer kann man ihn verstehen bzw. steht fassungslos vor der Wucht der Ereignisse, die ihn treffen und hat danach zumindest Mitleid. Die starken Nebencharaktere sind nie nur Staffage, sondern bringen die Geschichte voran, schenken neue Perspektiven und zeigen echte Persönlichkeit – im Guten wie im Schlechten.
    Zu guter Letzt sei noch der Schreibstil Tuils gelobt. Sie weiß, die Wörter zu setzen, - ohne zu langweilen, aber auch nicht zu überfordern. So fliegt man förmlich durch die Geschichte und ist trotz der vielen Seiten überrascht, wie schnell sie ihr differenziertes Ende findet.

    Mein Fazit:
    Großartig! Ohne Wenn und Aber!

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 19.03.2017

    Als Buch bewertet

    Verlust der Unbeschwertheit
    “Die Zeit der Ruhelosen“ (“L´Insouciance“) ist Karine Tuils zehnter Roman. Im Mittelpunkt stehen vier Personen, deren Wege sich schicksalhaft kreuzen. Francois Vély, ein schwerreicher Unternehmer mit jüdischen Wurzeln, ist seit kurzer Zeit mit der Journalistin Marion Decker verheiratet. Romain Roller ist Soldat. Er kehrt von einem Einsatz in Afghanistan zurück, bei dem er mit seiner Truppe in einen Hinterhalt der Taliban geriet und mehrere Männer verlor.Er kommt äußerlich unverletzt, jedoch schwer traumatisiert zurück. Osman Diboula entstammt einer Einwandererfamilie von der Elfenbeinküste. Er wuchs in Clichy-sous-Bois auf, einer Banlieue, die durch die schweren Krawalle von 2005 zu trauriger Berühmtheit gelangte. Osman Diboula war Sozialarbeiter und vermittelte erfolgreich in dem Konflikt. Er steigt daraufhin zum Berater des konservativen Präsidenten auf, wird aber ständig mit rassistischen Äußerungen konfrontiert. Dem schnellen Aufstieg folgt ein rapider Absturz. Auch alle anderen Personen geraten binnen kurzem in eine Abwärtsspirale, die ihre Existenz bedroht. Vély wird aufgrund eines Werbefotos in den sozialen Netzwerken und der Presse als Rassist verunglimpft, und antisemitische Beschimpfungen lassen nicht lang auf sich warten. Ausgerechnet Osman Diboula verteidigt ihn in einem vielbeachteten Zeitungsartikel und kehrt rehabilitiert in die Politik zurück. Marion Decker beginnt in einem Luxushotel auf Zypern eine Affaire mit Romain Roller. Ihre junge Ehe wurde durch den Selbstmord der Ex-Frau von Francois überschattet. Die vier Protagonisten treffen im Irak zusammen, wo sich die Dinge noch einmal dramatisch zuspitzen. Für alle geht es “abwärts, immer weiter abwärts.“ (S. 492)
    Karine Tuil hat nahe an der gegenwärtigen Realität einen großen Gesellschaftsroman geschrieben, der zeigt, wie zerbrechlich unsere Existenz ist, wie flüchtig das Glück. Der Roman fängt besonders treffend die Situation in Frankreich ein. Dort ist die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich, in oben und unten besonders krass. Herkunft und Identität sind von zentraler Bedeutung. Nur die Absolventen der Eliteschulen schaffen es in die höchsten Positionen der Macht. Die Bewohner der Banlieues bleiben in der Regel chancenlos. Die Vorstädte sind der sichtbare Beweis für eine gescheiterte Integrationspolitik und mit ihrer hohen Arbeitslosigkeit vor allem unter den Jugendlichen eine Brutstätte für Kriminalität. Es ist kein Zufall, dass der IS hier erfolgreich Kämpfer rekrutiert.
    Tuils Roman ist komplex und gut recherchiert, teilweise auf bekannten Fakten basierend und dennoch eine Fiktion. Er ist düster und voller Gewalt, lässt den Leser aber nicht ohne Hoffnung zurück. Trotz der uns auferlegten Prüfungen retten uns die Liebe, die Literatur und menschliche Beziehungen. Ein empfehlenswertes Buch – noch besser als die Vorgänger.

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  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilo H., 10.03.2017

    Als Buch bewertet

    Sehr Spannend!
    Ich finde den Roman super gelungen und spannend.
    Es geht um verschiedene Männer, die ganz unterschiedliche Leben führen und deren Leben sich kreuzen. Aber über den Inhalt werde ich nicht zu viele Worte verlieren. Lest selbst.
    Der Roman spiegelt irgenwie die Gesellschaft wieder, entweder man hat Glück oder man muss es sich eben erarbeiten im Leben. Und ohne harte Arbeit wird es eben nichts. Es geht hierbei um Ehrgeiz und Macht, um Geld und Liebe. Das Buch fesselt einen sofort und mann möchte wirklich nicht aufhören zu lesen.
    Die Prozagonisten manövrieren sich durchs leben und entwerfen und verwerfen ihre Lebenspläne immer wieder. Dabei bleibt es wirklich spannend bis zur allerletzten Seite des Buches.

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  • 5 Sterne

    6 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jennifer H., 27.03.2017

    Als Buch bewertet

    Karine Tuils Roman ist ein emotional dunkles Prosawerk, das mit bewegenden Einzelschicksalen aufwartet.

    Inhaltlich geben sich allerhand "ruhelose" Gestalten die Klinke in die Hand. Ob Afghanistan-Veteran mit posttraumatischer Belastungsstörung, egozentrischer Technikmogul mit Frauenproblem oder geschasster schwarzer Staatsabgeordneter mit Selbstzweifeln. Paris der Handlungsort spielt dabei nur eine Nebenrolle. Es sind die einzelnen gescheiterten Lebensgeschichten, die im Mittelpunkt der Erzählung stehen und allerhand aktuellen Zündstoff, wie Rassismus, Rechtspopulismus oder Medienhetze, transportieren. Tuils Geschichte zeigt der menschlichen Abgründe viel und driftet dabei erschreckender Weise nie ins Unrealistische ab. Im Gegenteil, plastisch und mit viel Sinn für die menschliche Psyche nähert sich Tuil ihren verzweifelten Charakteren an, die ab einem gewissen Punkt nur noch vom Leben mitgerissen werden und erst spät erkennen, dass eigentlich sie es sind, die Änderungen bewirken können. Löblich ist noch anzumerken, dass die Autorin jeden ihrer Erzählstränge auch zu Ende führt, was heutzutage nicht immer gang und gäbe ist.

    FAZIT
    Ein erschreckend realistisches Werk, das mit Blick auf die heutige Zeit und Politik nachdenklich stimmt und zeigt, wie eng die Luft in den oberen Sphären der Macht sein kann.

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  • 5 Sterne

    5 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    steffi k., 11.03.2017

    Als eBook bewertet

    Trifft den Nerv unserer Zeit
    Die Leseprobe zum Roman begann sehr spannend. Und die Autorin erweist sich als sachkundig. Das Cover ist schnörkelos und passt zum nüchternen Schreibstil.
    Menschen, die getrieben sind von dem Wunsch nach Anerkennung, Geld und Macht ; solche Menschen begegnen uns beinahe täglich, nicht nur in den Medien , nein auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.
    Es scheint ein Buch mit Tiefgang zu sein, ein Abriss der weltweiten Lage, ein Abriss im Besonderen der französischen Gesellschaft .
    Darauf war ich nach der “Unterwerfung“ von Houellebecq und der „Summe unseres Glücks“ von François Roux echt gespannt.
    Dabei war von Anfang an klar, das wird kein reines Lesevergnügen, dafür ist die Thematik zu brisant.
    3 Menschen werden in die Welt geworfen – mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen seitens ihrer Geburt stehen sie an einer bestimmten Stelle der Gesellschaft.
    Da ist Romain Roller: er entstammt einem Pariser Armenviertel und wird Soldat. Nach mehreren Einsätzen in Krisengebieten kehrt er gebrochen nach Frankreich zurück und findet seinen Platz nicht.

    Da ist Osman Diboula : auch er aus diesem Armenviertel . Früher Sozialarbeiter, hat er es scheinbar geschafft: in den engsten Kreis des französischen Präsidenten. Aber seine Position ist wackelig und sie schützt ihn nicht vor rassistischen Konfrontationen.
    Da ist François Vely oder auch Levy: ein reicher Unternehmer, der sich plötzlich als raffgieriger Jude wieder findet.
    Diese 3 Protagonisten wählt Karine Tuil , um uns ein Bild der französischen Klassengesellschaft zu zeigen , deren Schranken kaum zu überwinden sind. Die Helden bleiben in ihrem durch Geburt vorgegebenen Schranken stecken, stürzen beruflich und persönlich und reißen wie durch eine Lawine andere mit.
    Ein Schlüsselroman , dessen Konstellationen uns allen bekannt sein dürften. Eine Gesellschaftskritik, die sich stellenweise wie ein Krimi liest.

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  • 5 Sterne

    5 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    büchernarr, 24.03.2017

    Als Buch bewertet

    Eine anspruchsvolle Lektüre über die überraschende Wendungen im Leben. Es wird die Geschichte dreier Männer erzählt, deren Lebensgeschichten sich im Laufe des Buches in irgendeiner Art und Weise zusammenfügen, obwohl sie anfangs wenig miteinander gemein haben. Roman Rollar kehrt nach einem Militäreinsatz mit phyhischem Trauma zurück und kann sich nur schwer im sozialen Leben wieder einfinden. Osman Diboula, ein farbiger Politiker, ist soweit erfolgreich, seiner dunklen Hautfarbe aber wegen stösst er auf gewisse Barrieren, die in Endeffekt auch seine Ehe zerstören.
    Und Marion Vély, reich erzogen, ein Jude, der dies zu verleugnen versucht und erfolgreicher Unternehmer. Er verliebt sich in eine Frau, die ihn aber im Laufe des Buches verachtet, und welche eine Vergangenheit mit Roman hatte. Dies ist nur der Gipfel seines Unglücks, denn es folgen viele Weitere und seine Leben wird ruiniert, sei es durch den Tod seiner Ex-Frau oder einer Kampagne gegen ihn, die seinem Ruf unmittelbar schadet.
    Gleichzeitig ist das Buch mit vielen Ereignissen bereichert, die es und die problematische Atmosphäre perfekt ergänzen, wie der Sturz der Twin Towers in New York, der Krieg in Afganistan und im Irak, sowie die Schwierigkeiten die jeder von ihnen in verschiedenen Lebensphasen gegenübertreten muss.
    Als sie sich später unter bestimmten Verhältnissen in den Irak gegenübertreten, kommt es zu einem wichtigen Wendepunkt.
    Ein Buch, das man nicht so leicht aus der Hand legen kann.

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  • 4 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 26.03.2017

    Als Buch bewertet

    Die französische Schriftstellerin Karine Tuil  ist eine große Stilistin und beim Anlegen der übergroßen Figuren hält sie sich mit der Eindringlichkeit nicht zurück. Im Mittelpunkt steht der reiche Manager François Vély, der Politiker Osman Diboula und der aus Afghanistan zurückgekehrte Romain Roller
    Dann gibt es noch Marion, die Francois heiratet und mit Romain eine Affäre anfängt. Leider wird nicht aus ihrer Perspektive heraus erzählt.
    Die Autorin bringt den Leuten die Verfassung dieser Protagonisten näher und zeigt psychologische Zustände auf. Sie alle tun sich schwer im Leben, trotz Erfolge, doch Veranlagung oder äußere Umstände lassen sie ruhelos sein.
    Die Figuren sind zwar interessant, aber streckenweise kalt und eignen sich kaum zur Identifikation. Man liest deswegen mit einer gewissen Distanz. Zudem ist das Buch thematisch düster gefärbt und komplett ironiefrei.
    Dennoch bleiben mir die Figuren nicht gleichgültig, besonders Romains innere Qualen sind berührend, er musste mit ansehen, wie in Afghanistan mehrere seiner Leute bei einem Abschlag getötet oder schwer verletzt und verstümmelt wurden. Das hinterlässt bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung.
    Für Francois Probleme habe ich weniger Verständnis, da er letztlich an den Skandalen mit verantwortlich ist. Später trifft es ihn aber unverdient schwer.
    Thematisch ist das Buch ambitioniert, doch oft gerät die Handlung ins Stocken. Richtig packend ist aber das Finale, das sich überraschenderweise teilweise im Irak abspielt.
    Für mich ist das Buch kein Meisterwerk, das wäre übertrieben, doch dank Karine Tuils glasklarer Prosa ist der Roman ein ästethischer Genus

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  • 4 Sterne

    7 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 24.03.2017

    Als Buch bewertet

    „Wenn man an der Macht war, wandte man die Regeln der Kriegskunst an. Man griff zu den Waffen, wenn man erobern wollte, und tat dies auch, um sich seinen Platz zu sichern. Man ließ geliebte Menschen fallen. Man verriet, man verletzte. Man tötete, auch das. Unser Leben gegen euren Tod.“

    Inhalt

    Drei Menschen kämpfen hier den Kampf ihres Lebens, jeder auf seiner eigenen Bühne, mit ganz persönlichen Dramen, inneren Ängsten, äußeren Beschränkungen und ständig unter der Beobachtung einer ominösen Menschenmenge, die stets die Opposition bildet und doch nie ganz in Erscheinung tritt. Der Unternehmer Vély, der Kunst liebt und als geborener Jude nicht bedenkt, welche Folgen es hat, als er sich auf einem Stuhl in Form einer nackten schwarzen Frau setzt. Der traumatisierte Afghanistan-Soldat Romain, der nur Frieden findet, wenn er Vélys Frau besitzt und der farbige Politiker Osman, dessen politische Felle immer mehr davonschwimmen, nachdem er ein echtes Problem mit rassistischen Bemerkungen zu haben scheint. Sie alle spielen eine Rolle, stehen im Rampenlicht der Öffentlichkeit und fühlen sich doch unendlich einsam. Als sie gemeinsam auf einer Tagung im Irak sind, zerstört der Zufall ihr Leben auf ganz andere Art und Weise, als sie bis dato dachten …

    Meinung

    Die französische Autorin Karine Tuil setzt sich in diesem weltpolitischen Roman mit großer Aktualität ein kleines Denkmal, denn sie sensibilisiert den Leser für die unsichtbaren, zweitrangigen Belange, mit denen sich Menschen im Rampenlicht tagtäglich auseinandersetzen müssen. Ganz offensichtlich wählt sie die Politik als Auslöser dafür, wie vielfältig und intensiv ein persönliches Schicksal verlaufen kann, welches nur dadurch entsteht, dass ihre Protagonisten dem Rampenlicht zugewandt sind, manch einer ganz bewusst, ein anderer nur durch sein Erscheinen zur falschen Zeit am falschen Ort.

    Sie thematisiert dabei viele gesellschaftsrelevante Begriffe wie Moral, Loyalität, Verrat, Macht und Erfolgsstreben, zeigt aber gleichzeitig, welchem Werteverfall die breite Masse ausgesetzt ist. Angefangen von öffentlichen Beleidigungen, Diffamierungen in der Presse und Ausgrenzung aus einem sehr fragwürdigen Freundeskreis, der sich nicht mehr an Menschlichkeit, sondern Prestige orientiert. Doch im gleichen Atemzug geht sie auch in die Tiefe und erörtert, wie sich der Charakter einer Person ändert, wenn sie meint ihr Wert reduziert sich auf das Bild der Anderen.

    Ein sehr gekonnter Einstieg und ein hochdramatisches Finale lassen das Buch zu einem spannenden Schmöker werden, dem auch ein etwas schwächerer Mittelteil nur bedingt etwas anhaben kann. Leichte Probleme hatte ich eine Weile mit den drei Protagonisten, deren Einzelschicksale zwar sehr detailliert und umfassend beschrieben werden, deren Zusammenspiel aber wirklich erst im letzten Drittel des Romans ersichtlich wird. So kam mir der Text nicht ganz so flüssig und chronologisch sinnvoll vor, die verschiedenen Handlungsstränge hatten zeitweise keinen gemeinsamen Nenner, dies soll mein Hauptkritikpunkt bleiben in einer Story, die mich in ihrer Gesamtheit überzeugen konnte.

    Fazit

    Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen differenzierten, aktuellen, doch zeitlosen Roman über Menschen, die in ihrem Leben falsche Akzente gesetzt haben und in Folge mehrerer Dramen den festen Boden unter den Füßen verlieren. Menschen, die innere Zerrissenheit spüren und der Übermacht ihres geschaffenen Gesellschaftsbildes nicht mehr gerecht werden können. Sehr treffend formuliert, sehr raffiniert geschrieben und mit viel Stoff zum Nachdenken. Empfehlenswert für alle Leser, die sich mit Sachverhalten gedanklich auseinandersetzen und einen Blick hinter die Kulissen des schönen Scheins werfen möchten.

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