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  • 5 Sterne

    19 von 26 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Susanne G., 20.01.2018

    aktualisiert am 21.01.2018

    Als Buch bewertet

    Ein mögliches Leben ist ein wunderbar einfühlsam geschriebenes Buch. Es zeigt auf, wie der Krieg Menschen verändert. Als Mensch, der lange nach den zweiten Weltkrieg geboren wurde und sein Wissen nur aus Erzählungen der Großeltern und dem Geschichtsunterricht der Schule hat, ist das Grauen vor, während und direkt danach nur schwer vorstellbar. Schon gar nicht die eines Menschen in Gefangenschaft, noch dazu in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht spricht oder versteht. Diese Buch gibt Einblicke in diese Zeit und beschreibt die Angst eines Mannes, der sich genau in dieser Situation wieder findet. Der nicht weiß, wer ist Freund und wer Feind. Der zwischen anerzogener Überzeugung und den aufkommenden Zweifel daran, versucht zu überleben und seinen Weg zu finden. Dessen Erlebnisse noch Jahre später sein Leben und das seiner Familie beeinflusst.

    Als ich den Klapptext und auch die LP gelesen hatte, war mir nicht klar, was mich in diesem Buch erwarten würden. Ich muss sagen, es lässt einen betroffen und nachdenklich zurück. Für uns junge Menschen ist das Erlebte der Eltern und Großeltern "so weit weg", aber für die meisten, die es miterlebt haben oft noch sehr präsent. Das Buch ist auf seine Art spannend und mitreißend geschrieben. Für mich ein Buch, das zu lesen ich nicht bereut habe. Eindeutige Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frank Z., 29.01.2018

    Als Buch bewertet

    KEIN AMERIKANISCHER TRAUM

    Die deutschen Soldaten ergeben sich der amerikanischen
    Übermacht an der französischen Atlantikküste. Franz
    Schneider ist einer dieser Soldaten. Mit dem Schiff geht
    es in die US-Gefangenschaft nach Texas. Arbeit auf den
    Baumwollplantagen und Erdnussfeldern. Man lernt die
    unterdrückten Schwarzen kennen. Menschen, die Franz
    sofort lieb gewinnt. Auch sind es die Verluste, die die
    deutschen Soldaten zu beklagen haben. Es gibt Tote
    und das Heimweh nach Deutschland macht die Gefangenen
    ziemlich kirre. Und eines Tages, lange Zeit später, reist
    der Enkel Martin mit Franz zurück in die Vergangenheit.
    Sie fliegen in die USA über den großen Teich. Franz
    wandelt auf den Spuren, die sein Leben bedeuten.

    Mit einer einfühlsamen und tiefgründigen Sprache erzählt
    der Autor ein menschliches Schicksal. Dem Leser wird
    vor Augen geführt, wie viele Soldaten ein solches Los
    erlitten haben. Für alle Freunde und Leser, die sich mit
    dem letzten großen Weltkrieg und der unmittelbaren Zeit
    danach auseinander setzen wollen, ein unbedingtes
    Muss. Eine Geschichte, die das Leben nicht besser
    schreiben kann.

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  • 3 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karin G., 25.01.2018

    Als Buch bewertet

    Ich hatte dieses Buch auf Grund einer Leseprobe ausgesucht. Durch das Cover und den Titel wäre es mir bestimmt nicht aufgefallen.
    Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Der Autor war mir bis jetzt völlig unbekannt. Die Hauptpersonen des Buches, Martin, seinen Opa Franz, Martins Mutter und Wilma finde ich sehr interessant und vielschichtig.
    Das Buch beginnt zunächst sehr interessant, doch dann wird viel aus der Vergangenheit, der Kriegszeit erzählt. Dieser Abschnitt erschien mir sehr lange und extrem breitgetreten und zäh.
    Obwohl es dann auch immer wieder Teile gab, die in der Gegenwart handelten und interessanter waren, konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen.
    Zur Geschichte, Franz bittet seinen Enkel Martin, ihn nach Amerika zu begleiten, damit er da dann seine Vergangenheit aufarbeiten kann.
    Ich denke, dass das Buch bestimmt Leute, die Geschichte lieben, begeistern kann. Bei mir hat es leider nicht funktioniert. Ich habe mich durch das Buch durchgekämpft und war froh, als ich es beendet hatte. Keine leichte Lektüre für Zwischendurch.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ronja.Waldgaenger, 15.02.2018

    Als Buch bewertet

    In den letzten Jahren erschienen immer wieder Romane über die Zeit der Weltkriege, über das Leid und die Entbehrungen, die Täter und die Opfer, die Zeit in den Lagern, den Gefangenschaften in Russland, der Besatzungszeit in Frankreich. Wenig zu lesen bekommt man allerdings über die Zeit der amerikanischen Gefangenschaft. Hannes Köhler begibt sich hier in keine ausgetretenen Pfade und schafft mit seinem zweiten Roman „Ein mögliches Leben“ noch viel mehr als einen reinen Kriegs- und Nachkriegsbericht.

    Der frischgebackene Vater Martin macht sich mit seinem Großvater auf eine unbestimmte Reise nach Amerika, an die Orte der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1944. Doch ist es keine selbstverständliche Reise zwischen Enkel und Großvater, um die Vergangenheit zu beleuchten. Das Verhältnis der zwei war noch nie ein sehr enges. Zu schwierig war die Beziehung der Mutter zu ihrem kühlen und distanzierten Vater, und auch Martin befindet sich gerade in einer unpassenden Situation, um mit „dem Alten“, wie Franz im Buch des Öfteren genannt wird, nach Texas zu den Ruinen der Baracken des ehemaligen Lagers zu reisen. Seit kurzem muss er sich mit seiner Vaterschaft beschäftigen, die alles andere als gewollt gewesen ist, dessen Pflichten er sich aber dennoch stellt. Und so scheint dem Leser gleich zu Anfang schon bewusst zu sein, in welche Gefilde er hier gezogen wird: Ein Familienroman, gar ein Generationsroman, der durch die schwierige Vergangenheit und deren Auflösung, nicht nur die Probleme mit der Mutter und Tochter verständlich machen soll, sondern auch die Anfänge der neuen Familie zwischen Martin und der eher unbekannten Mutter seines Kindes lösen soll.

    Doch weit gefehlt. Dieser Roman geht viel weiter, durchbricht die Klischees und verbindet alles auf realistische Weise mit einander, ohne die Brüche der Zeit zu vergessen. Ein mögliches Leben in Amerika, so muss den Kriegsgefangen die Ankunft jenseits des Ozeans erschienen sein, als sie die Weite des amerikanischen Landes entdeckten, als sie merkten, dass die Amerikaner sie anständig behandelten, als sie Englischkurse besuchen durften. Ein mögliches Leben, trotz aller Traumatisierungen im Krieg, trotz der Heimatlosigkeit, der Ideologie im Kopf, trotz des Sterbens der Heimat, der Familie, und allem Bekannten. Doch kann man Heimat nicht einfach vergessen, kann man den Krieg nicht vergessen und kann die Gedanken der letzten Jahre nicht auslöschen. Schwieriger wird es noch, wenn sich die Gefangenen in zwei Lager aufzuteilen beginnen. Zwischen denen, die weit weg in ein mögliches Leben wollen und denen, die noch immer auf einen Endsieg warten. Dass ein Gedankengut nicht einfach aus dem Kopf zu löschen ist, dass dies die jungen Menschen in ihren ganzen Tun und Denken zum Wanken bringen musste, und dass die Gefangenen eben nicht nur mit Feldarbeit, Ungewissheit und Heimatlosigkeit geplagt waren, sondern sich vielmehr in einem Bruch befanden, zeigt dieser kurze Ausschnitt, indem ein mitgefangener Kamerad einen Selbstmord begeht, eindrücklicher als ganze Geschichtsbände.

    „Selbstmord“, sagt Franz.
    Jürgens Gesicht ist ausdruckslos.
    „Heldentod“, sagt er leise.

    In diesem Roman sind nicht die Amerikaner die Feinde, hier sind es die eigenen Kameraden, die Führertreuen. Der Autor nimmt uns mit in Franz seine Zeit in den Lagern, lässt die Geschichte des Buches hauptsächlich in Texas zwischen den Kameraden spielen und gibt dem Leser einen Eindruck aus dieser Zeit. Einmal, vielleicht zweimal zu deutlich lässt er die Bedrohung durch die eigenen Kameraden anklingen. Zu oft wird auch die Meinungslosigkeit des Protagonisten betont, zu sehr erscheint dem Leser ein warnender Zeigefinder des sich entscheiden Müssens.
    Doch hier kann dem Autor des Buches vertraut werden. Sein Weit- und Durchblick, den er auf seiner zweimonatigen Recherchereise durch Amerika zu den Schauplätzen der amerikanischen Lager verfeinert hat, klingt im gesamten Buch an und lässt keine gedankenlose, einseitige Geschichtsschreibung zu. Im Laufe des Buches wird der kritische Leser sich getrost zurücklehnen können, denn hier wird zwar eine deutliche Anklage geschaffen, doch ohne die gesamthistorischen Gegebenheiten aus dem Blick zu verlieren.
    Es geht um die Zerrissenheit einer gesamten Generation, die Zerrissenheit der Ideologie, der Deutschen, schon vor dem Krieg, während, aber vor allem und am eindrücklichsten am Ende und nach dem Krieg.

    So erscheint am Ende kein Enkel-Großvater Roman, sondern ein Generationsroman, der vor allem die Nachkriegsgeneration beleuchtet. Dass die Tochter von Franz, die Mutter von Martin also, gar nicht anders kann, als sich der 68-Generation zuzuwenden, zeigt um eines mehr, dass ein unwiderruflicher Bruch stattgefunden hat. Dass der ältere Franz, obwohl für die Amerikaner arbeitend, nicht vor seiner Vergangenheit fliehen kann, so sehr er sich der Entnazifizierung widmet, unterstreicht dieses Buch umso mehr. Dass aber gerade die Zuwendung der Tochter zum „linken Lager“ einen Bruch innerhalb der Familie nach sich zieht, ist ein eindrückliches Zeitzeugnis dieser Generation und auch heute noch spürbar, wenn wir über diese Zeit schreiben, lesen und sprechen wollen. Wie schnell wir von Strukturen geprägt sind, wie schwer wir uns davon trennen können wird im gesamten Roman angesprochen und stellt den Leser vor neuen Fragen.

    Die Unmöglichkeit vor den Bruch zurückzukehren, wird zum wichtigen Motiv dieses Romans und lässt ihn allein deshalb deutlich herausstechen. Die Geschichte, die Zeichnungen der Protagonisten sind nicht nur realitätsnah, historisch klar und nachvollziehbar, nein sie schaffen dazu noch einen großen Bogen, der aufzeigt, dass es unmöglich ist Kontakt zu der vorherigen Generation aufzunehmen, dass eine Verständigung mit den Eltern der Kriegszeit nicht möglich war. Hier wird Geschichte ohne Wertung erzählt, weil dieser Roman es versteht, dass keine Wertung nach dem Bruch mehr möglich ist. Zugleich stellt der Roman durch die Aufmachung der Enkel-Großvater Beziehung die wichtige Frage, ob eine Verständigung und Wertung über diese Zeit, von der neuen, unserer Generation überhaupt möglich ist.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ruf der bücher, 27.02.2018

    Als Buch bewertet

    Inhalt: Ein Wunsch, den Martin seinem Großvater Franz nicht abschlagen kann: eine letzte große Reise unternehmen, nach Amerika, an die Orte, die Franz seit seiner Gefangenschaft 1944 nicht mehr gesehen hat. Martin lässt sich auf dieses Abenteuer ein, obwohl er den Großvater eigentlich nur aus den bitteren Geschichten seiner Mutter kennt. Unter der sengenden texanischen Sonne, zwischen den Ruinen der Barackenlager, durch die Begegnung mit den Zeugen der Vergangenheit, werden in dem alten Mann die Kriegsjahre und die Zeit danach wieder lebendig. Und endlich findet er Worte für das, was sein Leben damals für immer verändert hatte.
    Mit jeder Erinnerung, mit jedem Gespräch kommt Martin seinem Großvater näher, und langsam beginnt er die Brüche zu begreifen, die sich durch seine Familie ziehen. Er erkennt, wie sehr die Vergangenheit auch sein Leben geprägt hat und sieht seine eigene familiäre Situation in einem neuen Licht.
    Ein vielschichtiger Roman über die tiefen Spuren, die der Krieg bis heute in vielen Familien hinterlassen hat.


    Ein Buch, das ganz anders ist, als ich erwartet habe.. Erwartet habe ich eine Geschichte über die Beziehung zwischen Großvater und Enkel und der Kriegsgefangenschaft auf zwei Zeitebenen. Bekommen habe ich eine sehr tiefgehende Geschichte über Kameradschaft, Schmerz, Verlust und Wahrheit.

    Dieses Buch ist definitiv kein Buch, das man mal so eben schnell weggelesen hat. Wir begleiten Großvater und Enkel auf eine Reise in die Vergangenheit und erhalten einen ganz andere Sicht auf den zweiten Weltkrieg. Obwohl ich viele Bücher über dieses Thema gelesen habe, war dieses Buch besonders und behandelt die Thematik auf seine ganz eigene Weise.
    Die Gefühle und die Geschichte des Großvaters sind so authentisch, dass man das Gefühl hat, alles noch mal mit ihm hautnah mitzuerleben. Der Enkel ist mir bis zum Ende nicht wirklich sympathisch gewesen, aber das war auch nicht so schlimm, da der Großvater und seine Geschichte deutlich im Vordergrund stehen: Ein Großteil der Geschichte spielt in der Zeit des Krieges und wird aus der Sicht des Großvaters erzählt, was mir sehr gut gefallen hat. Wir erleben seine Zeit der Gefangenschaft von der Ankunft im ersten Lager bis zur Entlassung bzw. Befreiung im letzten Lager mit und erhalten einen detaillierten Einblick in den Tagesablauf, Konflikte und Umgebung der Gefangenen.

    Anfangs hatte ich Probleme in die Geschichte reinzukommen, aber als es dann nur noch um die Geschichte der Kriegsgefangenschaft ging und es keinen Sprünge mehr zwischen den Zeitebenen gab, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Der Autor hat sehr gute Recherchearbeit betrieben, alles war nachvollziehbar und ich hatte nach Beenden des Buches direkt Lust noch mehr über das Thema zu erfahren und zu lesen. Nichts desto trotz ist es kein leichtes Thema und mich hat die Geschichte des Großvaters und vieler anderer Männer "ergriffen", gepackt und zum Nachdenken angeregt. Es ist ein Buch, was einzigartig ist und welches ich so schnell nicht vergessen werde und möchte.

    Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich für die Zeit des zweiten Weltkriegs interessiert und Interesse an einer gut recherchierten, authentischen und ergreifenden Geschichte über die Kriegsgefangenschaft, Kameradschaft und Verlust -mit viel Tiefgang- hat. Ich vergebe insgesamt 4 Sterne.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Alexa2009, 02.03.2018

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch wird die Geschichte von Franz erzählt, der im 2. Weltkrieg als Kriegsgefangener in Amerika gelebt hat. Nach fast 70 Jahren reist Franz mit seinem Enkel Martin in die USA, um die Orte, an denen er gelebt hat, noch einmal aufzusuchen. Es beginnt eine spannende Reise in die Vergangenheit.

    Als ich das Cover des Buches bei den Buchvorstellungen gesehen habe, hat es mich eigentlich gar nicht angesprochen. Nur aus Langeweile habe ich in die Leseprobe geschaut, und diese hat mich dann überzeugt. Und ich bin wirklich sehr froh, dass ich dieses Buch lesen durfte. Es spielt auf zwei Zeitebenen, sowas gefällt mir bei Büchern immer sehr gut, und auch hier wurde es sehr gut umgesetzt.

    Erst einmal war mir gar nicht bewusst, dass es auch in Amerika Kriegsgefangenen-Lager gab. Die Rückblicke in diesem Buch, die das Leben (und auch das Zusammenleben der Häftlinge) dort beschreiben, fand ich sehr interessant geschrieben. Es hat mich tatsächlich neugierig darauf gemacht, mehr darüber zu erfahren.
    Dass die Vergangenheit auch Auswirkungen auf die Gegenwart hat, erkennt man in diesem Buch ganz deutlich. Erst durch die Reise in die USA wird auch Martin und später auch der Tochter Barbara vieles klar, warum sich Franz oft distanziert verhalten hat.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es gibt von mir eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michel P., 24.01.2018

    Als Buch bewertet

    In „Ein mögliches Leben“ von Hannes Köhler begibt sich der Leser auf eine Reise. Auf die vermutlich letzte Reise eines alten Mannes, die er zusammen mit seinem Enkel antritt. Eine Reise in dessen Vergangenheit, in dessen Erinnerungen an seine Zeit als Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. In das Land, das er seitdem nicht mehr gesehen hat - Amerika.
    Dieser Roman verbindet auf eindrucksvolle Art und Weise die Vergangenheit und die Gegenwart und zeigt, dass sich Ereignisse bzw. Erlebnisse über Generationen hinweg auswirken können. Die Erlebnisse und Emotionen teils verschüttet, teils fortwährend präsent prägen diesen Mann und sein weiteres Leben. Prägen die Beziehung zu seiner Tochter und das Verhältnis zu seinem Enkel Martin. Erst auf und wegen dieser Reise lernen sich drei Generationen besser zu verstehen. Eine wirklich spannende und emotionsgeladene Handlung voller Wahrheiten, die das Leben bereithält.
    Mein persönliches Fazit: Ein wirklich eindrucksvoller tiefgreifender Roman, dessen fordernder und ausdrucksstarker Schreibstil den Leser fortwährend zum Weiterlesen animiert. Daher eine klare Leseempfehlung an alle interessierten Leser.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tintenherz, 26.01.2018

    Als Buch bewertet

    Das Cover spiegelt die Handlung mit dem senkrechten Bild, welches man gerade rücken kann, perfekt wieder.
    Die interessante Reise zu den früheren Kriegsschauplätzen des Großvaters Franz wird zum einem aus seiner Sicht und zum anderen aus der Sicht der Tochter Barbara und seines Enkels Martin erzählt und mit Gesprächen von Zeitzeugen untermauert.
    Die Idee dieses Buches ist sehr interessant zu verfolgen. Sie gibt den Leser die Möglichkeit, die ehemaligen Soldaten besser zu verstehen und warum sich ihr Leben nach dem Krieg so verändert hat. Es bringt die Alten und Jungen näher zusammen und lässt sie wieder eine richtige Familie sein.
    Franz durchlebt noch einmal die Zeit mit seinen Kameraden im Gefangenlager, in der Freundlichkeit, Kameradschaft, aber auch Bitterkeit herrscht. Behutsam bringt Franz seinem Enkel die Geschehnisse näher. Jeder hat von dieser Reise seine eigenen Erwartungen.
    Wie alles Gesagte der einzelnen Charaktere zu verstehen ist, begreifen die Protagonisten erst viel später.

    Und auch wenn alles im Leben ausweglos erscheint, kann man im Leben das Ruder immer noch umschwenken.

    Fazit:

    Gefühlvoller und bewegender Roman, der unter die Haut geht.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 22.02.2018

    Als Buch bewertet

    Ein Traum von Licht und Freiheit

    ... ist das Amerika hinter dem Stacheldraht, nach dem sich Franz und die anderen deutschen Kriegsgefangenen sehnen. Amerika ist das komplette Gegenteil zum dunklen Hitlerdeutschland, wo die jungen Männer aufgewachsen sind. Groß, hell und weit. Es zeigt sich als Land der (relativen) Freiheit, von dem man nachts träumen kann.

    1944. Der 2. Weltkrieg ist noch nicht vorbei, auch nicht im Lager in Hearne (Texas) Die Gefangenen bekommen zwar genug zu Essen, aber das (Über)Leben ist hart. Sie müssen genau wie die Schwarzen auf den Kartoffel- und Baumwollfeldern arbeiten. Außerdem gibt es zwei Lager im Lager: 100%ige, die an den Endsieg glauben und solche, die nur noch das Kriegsende und nach Hause wollen. Zwischen den Hitleranhängern und ihren Gegnern kommt es immer wieder zu blutigen Kämpfen auf Leben und Tod.

    An all das erinnert sich Franz, als er 70 Jahre später mit seinem Enkel Martin noch einmal nach Texas fliegt und u.a. mit ehemaligen Wärtern redet, um die Erinnerungen zu überprüfen und für die Nachwelt aufrecht zu erhalten, z.B. durch Martin.

    Man denkt ja immer, man hat alles schon mal gehört oder gelesen, doch dann kommt wieder ein Buch, dass die bisherige Weltsicht auf den Kopf stellt.
    Da ich in der DDR geboren und aufgewachsen bin, war mir nicht bewusst, dass die Amis tausende Kriegsgefangen in ihren Truppenschiffen nach Amerika brachten. Ich wusste nicht, dass es ehemalige Auswanderer gab, die nach Deutschland zurückkehrten, um auf Hitlers Seite zu kämpfen – dass es auch in New York riesige Kundgebungen und Demonstrationen FÜR Hitler gab.

    Nach der Leseprobe hatte ich eine Großvater-Enkel-Geschichte vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Amerikareise erwartet. Martin weiß so gut wie nichts über Franz, schon gar nicht über die Zeit damals. Doch auch sein eigenes Leben ist ihm irgendwie fremd. Als Lehrer wird immer nur für ein Schuljahr angestellt und dann wieder entlassen. Er hat eine Tochter mit einer fast Unbekannten, aber sie haben ein ungewöhnliches Arrangement und kümmern sich gemeinsam das Mädchen. Martin ist irgendwie ziellos und es wird Zeit, dass er endlich im Leben ankommt. Die Reise und der damit verbundene Abstand von der Normalität helfen ihm dabei.

    „Ein Mögliches Leben“ ist eine Ode an die Freundschaft, Kameradschaft. Es geht darum, auf der richtigen Seite und zu seinen Überzeugungen zu stehen, auch wenn es gefährlich ist. Außerdem zeigt der Roman, wie wichtig Familie ist und wie sehr die eigene Vergangenheit spätere Generationen beeinflusst.

    „Es war nicht immer leicht. Mit allem, was bei uns so passiert ist.“ „Nein, ... es war nicht leicht.“ (S. 46)

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelöschter Benutzer, 25.01.2018

    Als Buch bewertet

    Kurzentschlossen lässt sich Martin auf den Wunsch seines Großvaters ein. Franz möchte noch einmal nach Texas zurück, an den Ort, an dem er nach seiner Gefangennahme im 2. Weltkrieg in einem Gefangenenlager untergebracht wurde. Hier teilte sich das Lager in zwei Gruppen: Soldaten, die darauf warten, dass der Krieg und die Schreckensherrschaft in Deutschland ein Ende finden, und die, die noch immer an einen großen Sieg glauben. Franz‘ Erinnerungen an diese Zeit öffnen ihn aber auch für die Menschen in seinem Leben, zu denen er bisher einen eher verschlossenen Kontakt hat: seine Tochter und seinen Enkel.

    Franz und Martin zu begleiten hat mir Spaß gemacht. Der Opa, der erst auf der Reise in die USA mit seinem Enkel über die Erinnerungen an das Lager und die schönen und schlimmen Dinge redet, die während seiner Gefangenschaft passiert sind. Die Aussichten auf ein besseres, ein anderes Leben, die sich durch den Kontakt mit den Amerikanern ergeben haben, die allerdings nicht umgesetzt wurden und deshalb nur „ein mögliches Leben“ waren. Das Gefühl der Nachdenklichkeit, die diese Erinnerungen auch im Enkel und der Tochter ausgelöst haben, so dass die drei endlich notwendige Gespräche führen, lässt die Hoffnung auf eine Änderung zu.

    Viele Dinge, die ich in diesem Roman erfahren habe, waren mir neu, obwohl ich mich sehr für das Thema interessiere. So wusste ich nicht, dass deutsche Kriegsgefangene in die USA verbracht wurden, wo sie in Lagern einsaßen und auch als Arbeiter auf Plantagen eingesetzt wurden. Die Kämpfe, die die deutschen Gefangenen gegeneinander geführt haben, weil sie an unterschiedliche Dinge glaubten bzw. nicht glaubten, waren für mich eher unverständlich, doch nach kurzem Nachdenken auch wieder nicht, da es diese Unverbesserlichen ja immer schon gegeben hat und immer geben wird.

    Die Geschichte hat mich überrascht und ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Zunächst irritierten mich die langen Kapitel, die sich mit der Vergangenheit beschäftigten, doch die Erinnerungen waren so lebhaft und interessant erzählt, dass ich mich schnell in dieser Vergangenheit zurecht fand.

    Ein Buch, das aufzeigt, wie Entscheidungen ein Leben und noch Generationen danach bestimmen können.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 19.02.2018

    Als Buch bewertet

    Durch Zwistigkeiten in der Familie hatte Martin kaum Kontakt zu seinem Großvater Franz Schneider, doch dann kam eine eMail von Franz und er bittet Martin, mit ihm nach Amerika zu reisen. Er möchte noch einmal die Orte besuchen, wo er als achtzehnjähriger in Kriegsgefangenschaft war. Martin tut dem alten Mann den Gefallen. Auf der Reise kommen die Erinnerungen in Franz hoch und endlich redet er über das, was er erleben musste.
    Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Zeiten wechseln immer wieder, da viele Erinnerungen hochkommen. Alle Charaktere sind gut und authentisch dargestellt.
    Franz ist noch sehr jung, als er in den Krieg muss. Er hat nur die dunklen Zeiten im Nazi-Deutschland erlebt und musste dann – fast noch ein Kind – für sein Land kämpfen. Dann fällt er 1944 den Amerikanern in die Hände und wird nach Amerika verschifft. Anschließend wird er in ein Gefangenenlager in Texas geschafft. Was mag wohl in ihm vorgehen? Für ihn ist der Krieg vorbei und er bekommt zu essen. Aber in dem Lager gibt es Konflikte, denn auch hier wollen die Führertreuen bestimmen, wo’s langgeht.
    Später, wieder in der Heimat, gründet er eine Familie. Frau und Tochterhaben ihn nur als hartes und distanziertes Familienoberhaupt erlebt. Es ist kein Wunder, dass seine Tochter Barbara einen Groll auf ihn hat. Franz hat es in Amerika gefallen, gerne wäre ausgewandert, aber wegen der Familie ist das nicht möglich.
    Auf der Reise kommen sich Enkel und Großvater immer näher. Man erlebt, was Menschen nach Krieg und Gefangenschaft bewegt hat. Nach dem Krieg wird nicht über das geredet, was man erlebt und was einen bewegt hat. Die Schrecken, die Angst und die Not sind kein Thema, über das geredet wird. Aber das Erlebte ist nun einmal geschehen und hat Auswirkungen auf die Menschen und ihre Familien, sogar die späteren Generationen werden dadurch beeinflusst. Man will all das Leid vergessen und verdrängen.
    Aber auch Martin tut die Reise gut, denn er findet endlich zu sich selbst.
    Erst auf seiner Reise kann der nun fast neunzigjährige Franz reden und wir begreifen durch das, was er erzählt.
    Ich kann dieses interessante Buch nur empfehlen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Manuela K., 12.02.2018

    Als Buch bewertet

    Geschichte ganz nah

    Der Familienroman "Ein mögliches Leben" stammt von dem jungen Autoren Hannes Köhler, erscheint im Frühjahr 2018 beim Ullstein Verlag und umfasst 346 Seiten.
    In ihm macht sich der hochbetagte Franz zusammen mit seinem Enkel Martin auf eine Reise in die Staaten. Hier besuchen sie gemeinsam ehemalige Strafgefangenenlager, in denen Franz nach seiner Festnahme 1944 in Frankreich durch die Amerikaner untergebracht war. Erzählt wird dieser Teil des Romans aus Sicht des Enkels, der seinen reservierten Großvater völlig neu kennenlernt und auch über sich selbst und sein Leben beginnt zu reflektieren. Unterbrochen wird die Handlung dann durch Erinnerungen des Großvaters an die Zeit in den Gefangenenlagern. Diese kommen nicht als Dialoge daher, sondern als Zeitsprünge zurück in die Jahre 1944/45. Aus der Sicht des jungen Franz bekommt der Leser nun einen schonungslosen Einblick in den Lageralltag, die vorherrschenden Hierarchien, den inneren Konflikt der Soldaten zwischen antrainierten Gehorsam, dem Realisieren von Schuld und dem Entdecken neuer Möglichkeiten. Ein weiterer Zeitsprung zurück in die Gegenwart führt uns nach Norddeutschland zu Barbara. Sie ist die Tochter von Franz, Mutter von Martin und steht somit für die 3. Generation im Roman. Zuerst nur verständnislose Zuschauerin des überraschenden USA-Besuches von greisem Vater und wankelmütigem Sohnemann, wird sie von Köhler jedoch gekonnt in die Abläufe integriert, stellt sozusagen das fehlende Bindeglied zum Verständnis des Romans dar.
    Für mich ist der Roman schlüssig aufgebaut, die Zeitsprünge sind nicht zuletzt durch die wechselnden Erzählperspektiven gut nachzuvollziehen. Zudem sind die drei Hauptfiguren sympathische Zeitgenossen, die reflektiert durch´s Leben gehen und klar nachvollziehbare Standpunkte vertreten. Ganz am Ende des Buches wird dann noch ein deutlicher Bezug zum Titel "Ein mögliches Leben" hergestellt, den es für mich so nicht mehr gebraucht hätte, da er zwischen den Zeilen immer wieder anklingt.
    Neben dem Plot, der ohne Frage schon reines Lesevergnügen verspricht, gefällt mir der Schreibstil des Autoren besonders gut. Er versteht es, mit Worten ganze Landschaften auferstehen zu lassen und kann ganz eindrücklich Atmosphären schaffen - positive wie negative. Und dies alles spickt er mit philosophischen Ansätzen, die unsere aktuelle gesellschaftliche Situation in ein deutliches Licht setzen und mich sehr nachdenklich zurücklassen.
    Einziges Rätsel des Buches bleibt für mich das um 90° gedrehte Cover. Daher erspare ich mir hier etwaige Spekulationen dazu.
    Diesen Roman kann ich guten Gewissens all den Lesern ans Herz legen, die bereit sind, sich mit einem unschönen Teil deutscher Geschichte auseinanderzusetzen und dies nicht mit einem verstaubten Lehrbuch tun wollen, sondern unterhaltsam aufgearbeitet in einer gut recherchierten Familiengeschichte. Wer sich dann noch für den Einsatz diverser stilistischer Sprachmittel im Text begeistern kann, dem wird dieses Buch ein Vergnügen sein. Vielen Dank an den Ullstein Verlag, dass ich es lesen und rezensieren durfte.

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  • 4 Sterne

    Kaffeeelse, 26.04.2018

    Als Buch bewertet

    Ein Roman der nachdenklich macht, der eine Zeit lebendig werden lässt, die lange vorbei ist. Aber ist sie das wirklich ? Das Buch ist in klarer Sprache geschrieben und erzeugt nach einer anfänglichen Durststrecke einen deutlichen Sog. Man wird in eine Geschichte hineinkatapultiert, die sehr spannend geschrieben ist, die einen langen Nachhall besitzt.




    Der Roman beginnt mit einer Reise von Franz, dem Großvater und Martin, dem Enkel. Man bemerkt gleich zu Anfang das in der Familie der Beiden deutliche Abgründe lauern. Beide reisen nach Texas, weil Franz an den Ort seiner Gefangenschaft zurück möchte. Und in dem Museum des ehemaligen Lagers in Texas angekommen, beginnt er sich zu erinnern, an seine Gefangenschaft in Amerika am Ende des zweiten Weltkrieges. Es geht um die deutschen Gefangenen und ihre unterschiedlichen politischen Auffassungen. Und es geht darum, was politische Ideologien mit Menschen machen, oder was Menschen mit sich machen lassen und anderen Menschen antun. Der Großvater erzählt von seiner Zeit in diesem Lager, bis er ein Trauma erlebt. Die Hauptperson durchlebt in seiner Zeit im Lager und besonders durch das erlebte Trauma einen Gesinnungswandel, verändert sich langsam, aber kontinuierlich.




    "Die Innenseiten seiner Augenlider sind die Bildfläche, die er seinem Hirn nicht geben darf. Die Zugfahrt über hat er hinausgestarrt, zunächst in die Wüste, auf die gelben Felsen Arizonas, später in das leuchtende Rot im Süden Utahs, aber auch die Farben sind nicht mehr neutral, auch das Rot wollte erzählen, von den schneeweißen Verbänden, die es gefärbt hat, davon, wie es erst sehr hell und leuchtend war und dann fast schwarz werden konnte; wie es zurückkehrte, auch wenn man die Verbände wechselte, wie es schien, als verließe mit dem Rot wirklich alle Farbe den Körper neben Franz, den Körper, über den er wachte."




    Er wird daraufhin in ein anderes Lager in Utah verlegt. Als die Beiden dann im Jetzt nach Utah reisen, beginnt sich eine Veränderung heraus zu kristallisieren. Der ehemals so verschlossene Großvater beginnt sich zu öffnen und erscheint dem Enkel wie ein neuer Mensch. Ein gegenseitiges Verstehen beginnt und es bröckeln viele Missverständnisse, die über die Zeit in der Familie entstanden sind. Und bald erfasst dieses Bröckeln die ganze Familie, Mauern fallen, werden eingerissen.




    Es geht um Reifeprozesse, die die Personen des Romans durchleben. Es zeigt wie Ereignisse, die vor langer Zeit einer Person widerfahren, noch lange Zeit später in den weiteren Personen einer Familie spürbar/fassbar sind und die weiteren Auswirkungen im familiären Rahmen. Aber es zeigt auch die Kraft der Veränderung, und das es sich immer lohnt diese zuzulassen.




    Ein tolles Buch !

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 22.01.2018

    Als Buch bewertet

    Der amerikanische Traum
    In dem Roman “Ein mögliches Leben“ von Hannes Köhler geht es um deutsche Soldaten in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, ein Thema, über das ich bisher sehr wenig wusste.
    Der fast 90jährige Franz Schneider erzählt seinem Enkel Martin, dass er die Orte in Texas und Utah, an denen er gefangen gehalten wurde, gern noch einmal sehen würde. Martin ist einverstanden. Sie begeben sich auf eine Reise in die Vergangenheit und entwickeln dabei ein neues Verständnis für einander und eine nie dagewesene Nähe. Martins Leben befindet sich gerade im Umbruch, und ihm tut ein bisschen Abstand und Zeit zum Nachdenken ebenfalls gut. Der Großvater erzählt viel vom Krieg und der Zeit danach. Vom eigenen Vater von klein auf indoktriniert ist er als Anhänger Hitlers in den Krieg gezogen. Die Realität des Krieges hat ihn aber bald bekehrt. Im Lager findet er Freunde, vor allem den Deutschamerikaner Paul, der dem einfachen Bergmann die englische Sprache und Bücher näher bringt, aber er hat es auch mit gefährlichen Unbelehrbaren zu tun, die noch immer an den Endsieg glauben und auch im Lager vor Mord nicht zurückschrecken, um angebliche Verräter zu bestrafen. Das alles wird nicht in einer zusammenfassenden Erzählung dargeboten, sondern in lebendigen Szenen, die die Geschehnisse vor 70 Jahren sehr präsent werden lassen. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, springt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Martin und seine Mutter Barbara erfahren nun endlich, welchen Einfluss die Erlebnisse des Großvaters auf die Familie hatten und wie sie sogar bis in die Gegenwart fortwirken. Endlich versteht die Mutter, was zu der enormen Distanz und Kälte geführt hat, die das Leben der Familie bestimmt hat. Franz Schneider hatte nach Kriegsende die Wahl zwischen der Auswanderung in die USA und einem Leben in Deutschland. Er hat sich für die endgültige Rückkehr nach Deutschland entschieden, weil er seine Frau Johanna kennengelernt hatte und Tochter Barbara geboren wurde und seine Frau sich weigerte zu emigrieren. So beschreibt der Roman nicht nur die Verhältnisse in den amerikanischen Lagern bis zum Kriegsende, sondern auch, was es für Franz Schneider bedeutete, sich gegen ein Leben in der Weite und Freiheit der USA und möglicherweise sogar gegen die Liebe seines Lebens zu entscheiden, gegen den möglichen, aber nie verwirklichten Traum. Durch die Gespräche mit Tochter und Enkel nach der Rückkehr gibt es endlich eine späte Chance für eine Annäherung.
    Mir hat der Roman gut gefallen. Die Geschichte liest sich spannend. Charakterisierung und sprachliche Gestaltung überzeugen. Ein sehr interessantes Buch.

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  • 4 Sterne

    yellowdog, 23.02.2018

    Als Buch bewertet

    Kriegsgefangen in den USA

    Es ist offensichtlich, dass der deutsche Autor Hannes Köhler für seinen Roman “Ein mögliches Leben” intensiv recherchiert hat und dadurch einen Roman zu dem Thema Deutsche Kriegsgefangene in den USA vorlegen kann. Ich habe bisher noch kein Buch mit dem Thema deutsche Kriegsgefangene 1944 gelesen, das in Texas angesiedelt ist.
    Es funktioniert gut, das Thema exemplarisch an einer Person abzuhandeln. Franz Schneider war ein ca. 20jähriger Soldat, als er in Kriegsgefangenschaft nach Texas kommt.
    Erzählt wird in verschiedenen Zeitabschnitten, die manchmal rasch und überraschend wechseln.

    In Camp Hearne lernt Franz Paul kennen, der in Deutschland geboren, aber in den USA aufgewachsen ist und mit dem ihm bald eine tiefe Freundschaft verbindet, und dann Wilma, Pauls Schwester. Gefährlich wird es für Paul und Franz, als es im Camp Auseinandersetzungen zwischen den Gefangenen kommt. Schließlich wird Franz in ein anderes Lager nach Utah verlegt. Hier ändert sich für Paul alles.

    Mich irritierte, dass der im Klappentext erwähnte Enkel Martin selbst eigentlich keine besonders wichtige Rolle in der Handlung einnimmt. Da weist der Verlag den Leser in eine falsche Richtung. Doch immerhin begleitet Martin seinen Großvater in der Jetztzeit in die USA zu den Schauplätzen, zuerst dem Camp Hearne. Somit nimmt Martin Teil der Position des Lesers ein, der mehr erfahren möchte über die Vergangenheit. Darüber hinaus dient er als Gesprächspartner für Franz, dem es dadurch gelingt, noch besser seine Erinnerungen zu reflektieren.

    Mehr und mehr erfährt man so von Franz und den prägenden Erfahrungen, die er machte.
    Das dem Buch vorangestellte Zitat von Ernest Hemingway passt.
    “I suppose if a man has something once, always something of it remains.”

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  • 4 Sterne

    La novelera, 15.03.2018

    Als Buch bewertet

    Das Buch „Ein mögliches Leben“ von Hannes Köhler lädt zunächst durch sein interessantes Cover zum Lesen ein: zu sehen ist eine mit grauen Wolken verhangene Landschaft, die um 90 Grad gedreht ist – passend zum Titel. Und die erzählte Geschichte handelt von einem Leben, das anders hätte verlaufen können, wenn verschiedene Dinge anders verlaufen wären.
    In der Gegenwart ist Martin, über den Sommer arbeitsloser Lehrer und Vater eines kleinen Mädchens, mit deren Mutter er nicht zusammenlebt, auf dem Weg nach Amerika, gemeinsam mit seinem Großvater Franz, der in den 40er Jahren in amerikanischer Kriegsgefangenschaft gelebt hat. Es ist eine Reise in die Vergangenheit des Großvaters, der Orte besuchen möchte, die ihn geprägt haben. Er verfolgt seine eigenen Spuren, um sich über verschiedene Dinge bewusst zu werden und seine Erfahrungen an den Enkel weiterzugeben.
    Die Geschichte verläuft auf verschiedenen Ebenen: die Zeit der Kriegsgefangenschaft, die Gegenwart mit Franz‘ Enkel und dann ist da noch die Zeit nach der Reise, in der auch Martins Mutter eine Rolle spielt, die kein besonders gutes Verhältnis zu ihrem Vater hat. Auch darüber erfährt der Leser mehr.
    Es ist eine tiefgründige und vielschichtige Geschichte, die hier erzählt wird. Sie handelt von Freundschaft, Liebe, verpassten Gelegenheiten und dem zum Teil wehmütigen Rückblick auf ein Leben, das für den betagten Franz bald zu Ende gehen wird. Der erste Teil der Beschreibung der Kriegsgefangenschaft war mir irgendwann etwas zu langwierig, doch gerade im rechten Moment fand ein Wechsel in die Gegenwart statt und machte die Geschichte wieder spannend. Der zweite Teil hat mir dann besser gefallen und an Spannung zugenommen.
    Ein kluges und schönes Buch, das zum Nachdenken anregt und in der Seele nachklingt.

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  • 4 Sterne

    Lea O., 21.05.2018

    Als Buch bewertet

    „Ein mögliches Leben“ bietet eine ganz neue Sicht auf den Zweiten Weltkrieg und ist sehr interessant, aber nicht einfach zu lesen. Deswegen gebe ich vier Sterne.
    Das Buch ist in mehrere große Abschnitte eingeteilt. Es beginnt mit der Einleitung der Personen, mit dem Flug von Martin und Franz nach Amerika. Als sie im Camp ankommen, wechselt die Perspektive und man erlebt mit Franz einen großen Teil seines Aufenthaltes dort. Im dritten Abschnitt, sind wir wieder bei Martin und Franz. Und so geht es weiter, mal tauchen wir in die Vergangenheit ein, mal sind wir in der Gegenwart und blicken auf die Vergangenheit, die uns doch alle ausmacht, zurück.
    Was mich am meisten beeindruckt hat, ist diese neue Sicht auf Ereignisse des Zweiten Weltkriegs. Mit Kriegsgefangenen habe ich mich bisher nur wenig auseinander gesetzt, deswegen war es sehr spannend aus einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager zu lesen. Sehr interessant ist auch dieser Konflikt zwischen den deutschen „Kameraden“. Die einen, die immer noch hoffen, dass die Deutschen den Krieg gewinnen und sie so befreit werden, die anderen, die langsam aber sicher an dem System und dem Krieg zweifeln und sich eigentlich sogar wünschen, dass Deutschland verliert. Das ist eine gehaltvolle Thematik, die einen noch lange beschäftigt.
    Der Schreibstil ist zum einen außergewöhnlich, ziemlich poetisch, aber auch nicht ganz einfach zu lesen. Gerade weil es keine kürzeren Kapitel gibt, fällt es manchmal schwer, sich zu orientieren und wirklich an der Geschichte dranzubleiben, weil man weiß, dass man das eh nicht in einem Rutsch durchlesen kann.
    Trotzdem ist das Buch wirklich spannend und zeigt, wie Kriege auch heute noch das Leben von Menschen bestimmen und beeinflussen. Von daher kann ich es nur weiterempfehlen.

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  • 4 Sterne

    Rabentochter, 04.02.2018

    Als Buch bewertet

    Wenn der Großvater mit dem Enkel...
    Großvater und Enkel treten eine Reise nach Amerika an, die den Alten zurück führt in seine Zeit im Kriegsgefangenenlager.
    Hannes Köhler entführt die Leser in eine Zeit nach dem Krieg ins staubige Texas, wo der Protagonist Franz in einem Kriegsgefangenenlager der Amerikaner sein Dasein fristet. Von Freundschaft und Feindschaft, Gerüchten und Geschichten, die sich dort abspielten wird erzählt. Und zwischendrin Franz, von dem man zu Beginn nicht so recht weiß, auf welcher Seite er steht. Ist er froh über das Kriegsende oder doch Hitleranhänger bis zuletzt. So richtig scheint er es selbst nicht zu wissen und versucht sich im Lager zurecht zu finden und seinen Platz dort und auch im Leben auszumachen.
    Die Rahmenhandlung wird von der Beziehung zwischen Franz und seinem Enkel bestimmt, von der man auch nicht so recht weiß, was davon zu halten ist. Wohl mal recht innig ist die Verbindung abgekühlt, sodass der Enkel seinen Opa nur noch „den Alten“ nennt. Kann die Reise die beiden wieder zusammen bringen?
    Fazit: Faszinierendes Portrait einer Großvater-Enkel Beziehung und des Lebens im Gefangenenlager

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  • 4 Sterne

    raschke64, 09.02.2018

    Als Buch bewertet

    Franz macht als sehr alter Mann eine Reise mit seinem Enkel nach Amerika. Es ist kein verspäteter Urlaubstrip, sondern eine Reise in die eigene Vergangenheit. Franz war Kriegsgefangener in Amerika und möchte die Orte von damals besuchen...

    Das Buch ist vielschichtig. Zum einen wird die Geschichte einer Familie erzählt, Franz als Jugendlicher bis zum alten Mann, aber auch über Franz‘ Tochter und Enkel. Gleichzeitig ist es aber auch Zeitgeschichte und ein unheimlich starker und bewegender Bericht über die Menschen in den amerikanischen Gefangenenlagern. Materiell ging es ihnen sehr gut, im Gegensatz zur Heimat mussten sie nicht hungern, hatten Freizeitaktivitäten und eine gute Versorgung. Es ist aber auch der Bericht darüber, wie einzelne ihre Verblendung ablegten und sich entwickelten.
    Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Vor allem in den Anfangszeiten verwirrte mich der schnelle Wechsel zwischen den Erlebnissen von Franz im Lager und seinen Jugenderinnerungen mit dem Bruder. Hier hätte mir eine bessere Kennzeichnung gefallen. Doch insgesamt empfand ich es als ein sehr lesenswertes Buch.

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  • 4 Sterne

    Simone L., 22.02.2018

    Als Buch bewertet

    Die Familiengeschichte hat mir gut gefallen. Hier merkt man deutlich, wie einschneidende Erlebnisse das Leben einer Person beeinflussen und ihn zu einem anderen Menschen machen, der er eigentlich geworden wäre. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die meisten Seiten des Buches so ausführlich mit Kriegserlebnissen des Opas gefüllt sind. Auch wusste ich überhaupt nicht, dass es deutsche Kriegsgefangene gab, die dann per Schiff nach Amerika in Lager verschifft wurden. Das las ich hier zum ersten Mal, aber man lernt immer wieder was dazu! Ich fand das Buch etwas schwierig zu lesen, da der Autor zu sehr zwischen Vergangenheit und Gegenwart springt und dies nicht gekennzeichnet ist. Das hat mich immer wieder aus der Geschichte geworfen. Die Kriegsgeschichte war interessant und auch die Gefühle der Angehörigen von Franz waren verständlich dargestellt. Bestimmt ging es vielen Familien, deren Vater bzw. Mann im Krieg waren, ähnlich. Die Zeit kann man leider nicht mehr zurück drehen. Alles in allem ein lesenwertes Buch.

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