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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Helena H., 24.08.2022

    aktualisiert am 24.08.2022

    „Aber wir alle sind außerstande, die Welt, in der wir leben, wirklich zu sehen, eine Welt, die den Widerspruch zwischen ihrer Banalität und ihren Extremen in sich trägt – wir sehen diese Welt höchstens für kurze Augenblicke, und dann wieder für lange Zeit nicht, wenn überhaupt noch jemals. Es ist erstaunlich einfach, Wahrgenommenes wieder zu vergessen, einen entsetzlichen Anblick, die Stimme, die das Unsagbare sagt – um in dieser Welt bestehen zu können, müssen wir vergessen und tun es auch, wir leben in einem Zustand des »Ich weiß es, aber ich weiß es nicht«.“

    Als der Vater nach einer langen Krankheit stirbt und die Mutter wieder nach Singapur zurückkehrt, gibt es nichts mehr, was die Ich-Erzählerin in New York hält. Sie bewirbt sich für die Stelle als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wo sie angenommen wird. In Den Haag lernt sie Adriaan kennen, mit dem sie eine Beziehung anfängt, der allerdings für unabsehbare Zeit nach Lissabon verreist, um über die Scheidung und das Sorgerecht um die beiden gemeinsamen Kinder mit seiner Frau zu verhandeln, die ihn vor einem Jahr für einen anderen Mann verließ. Während die Beziehung der Erzählerin zu Adriaan während dieser Zeit in der Schwebe hängt, verfängt sie sich immer mehr als Dolmetscherin in den Fallstricken eines Prozesses gegen den westafrikanischen Ex-Präsidenten, einen Kriegsverbrecher, dem massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden.

    Der Roman „Intimitäten“ von Katie Kitamura hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Zum ersten Mal habe ich ein fiktionales Buch gelesen, in dem es um die Arbeit eines Dolmetschers / einer Dolmetscherin geht – und das auf derart tiefgehende, profunde Art behandelt und aufgearbeitet. Die Sprache und wie sie Sinnhaftigkeit und Weltbilder erzeugt und umgekehrt, wie sie gleichzeitig zu Sinnverlust führen kann – darum geht es unter anderem in dem Roman. „Das Dolmetschen kann massiv desorientierend wirken, man kann sich dermaßen in den Einzelheiten verlieren, in dem Bemühen, die einzelnen Wörter, die zu dolmetschen sind, möglichst getreu wiederzugeben, dass man den eigentlichen Sinn der Sätze nicht mehr recht erfasst: Man weiß im wahrsten Sinne des Wortes nicht, was man sagt. Die Sprache verliert ihre Bedeutung.“ Die Erzählerin lässt uns an ihren Erkentnissen teilhaben und kreiert mit ihren treffsicheren Bildern eine detaillierte, kenntnisreiche Erzählwelt. Die Beziehung zwischen der Erzählerin und Adriaan ist nur der Rahmen für eine viel wichtigere Geschichte. Die Fragen, die Adriaan hinterlässt, weiten sich im Zusammenhang mit dem Prozess gegen den Angeklagten, bei dessen Verhandlung sie dolmetscht, und der sie zu den privaten Treffen mit seinen Anwälten ins Gefängnis beordern lässt, zu existentiellen Ausmaßen aus. Der Buchtitel „Intimitäten“ und das darauf halb zu sehende Gesicht einer Person, die einer anderen Person etwas ins Ohr flüstert, ist nicht so sehr das Paar, das Liebesworte austauscht, sondern die Dolmetscherin, die dem Angeklagten die Worte seiner Anwälte und Verteidiger übermittelt. Es ist eine äußerst „intime“ Situation, da die Übersetzerin Worte, die ursprünglich nicht ihre eigenen sind, durch die Überführung in eine andere Sprache, mit einer unwillkürlich erfolgenden persönlichen Einfärbung durch Ton, Lautstärke, Gemütslage und Interpretation versieht. Während die Worte zunehmend an Bedeutung für sie selbst verlieren, fließen gleichsam die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Moral und Unmoral unbemerkt ineinander über. Dadurch baut sich eine – von der Dolmetscherin und Erzählerin ungewollte – Nähe zum Angeklagten auf: „Während dieser langen Stunden in der Kabine hatte ich manchmal das unangenehme Gefühl, dass ich von all den Menschen im Saal, ja von allen Menschen in der Stadt den Ex-Präsidenten am besten kannte. In diesen Momenten wurde er durch etwas, das ich nur als ein Übermaß an Fantasie bezeichnen kann, zu der Person, deren Perspektive ich einnahm. Ich zuckte zusammen, wenn sich die Verhandlung gegen ihn zu wenden schien, verspürte stille Erleichterung, wenn sie sich wieder zu seinen Gunsten entwickelte. Es war zutiefst beunruhigend, als wäre ich in einen Körper verpflanzt worden, in dem ich nicht sein wollte.“

    Da ich mich sehr für sprachliche Fragen interessiere und gerne Bücher lese, in denen es um Sprache und die wechselseitige Einflussnahme von sprachlicher Welterzeugung und individueller Wahrnehmung geht, war der Roman „Intimitäten“ ein wahrer Glücksgriff für mich, den ich gleichzeitig jedem wärmstens ans Herz legen möchte. Es ist ein Roman, der leise daherkommt, aber mit seiner Tiefgründigkeit mitreißt und nachdenklich stimmt. Es ist eins dieser Bücher, das dem Leser einen neuen und tieferen Blick auf die Welt schenkt.

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  • 5 Sterne

    SofieW, 26.08.2022

    Ein Mensch erlebt 'Berührungen' und ist sich dessen sehr bewusst

    Eine Frau, sie hat keinen Namen in dieser Geschichte, erzählt aus ihrem momentanen Leben, den feinen Verästelungen und Gefühlen in ihrem inneren Sein, den Empfindungen mit anderen und von dem, was sie beschäftigt, privat und vor allem in ihrem Beruf.
    Nachdem sie nichts mehr an ihr altes Zuhause, New York, bindet, der Vater ist gestorben und die Mutter in ihre alte Heimat zurückgekehrt, nimmt sie am interntionalen Gerichtshof in Den Haag eine Stelle als Dolmetscherin an. Irgendwie wurzellos sucht sie privat nach einem Halt, einem Zuhause und die findet es in Adriaan. Doch dieser ist noch verheiratet. Um seine Angelegenheiten zu regeln bzgl. der Scheidung von seiner Frau, reist er nach Lissabon zurück und sie bleibt allein, mit einem Gefühl von Zurückgelassenheit und der Unwägsamkeit, ob ihre Beziehung eine Zukunft hat. Vor diesem Hintergrund wird ihre Arbeit zu einem noch wichtigeren Teil ihres Lebens. Ein afrikanischer Ex-Präsident, der sich für seine Menschenrechtsverletzungen zu verantworten hat, ist die Person, den sie als Dolmetscherin während des Prozesses begleiten soll. Ihre Arbeit hier, dass was sie hört, kommunizieren soll, neutral, unbeeinflusst, ohne Wertung, es verlangt ihr viel ab und sie beginnt, die Dinge zu reflektieren, ausgedehnt, was durch die instablie Lage ihres Privatlebens noch weit sensibler, zweifelnder erfolgt. Sie benennt die Intimität, die entsteht, zwischen ihr und diesem Mann, rein beruflich natürlich, aber doch erschreckend klar, die Intimität dadurch, sein Sprachrohr zu sein, eine Fortführung seines Denkens und seiner Manipulationen. Und es gibt auch Intimität in Form von Nähe, wenn die Situation es erfordert, ihm die Worte ins Ohr zu flüstern, gesteuert?, manupuliert, ebenfalls durch ihn?
    Diese Geschichte, dieses Anteilnehmen lassen der Ich-Erzählerin an ihren innerlich ausgetragenen Kämpfen, ihrer Gefühlswelt, so präzise und intensiv immer im richtigen Maß, um als Leser sozusagen an ihren Lippen zu hängen, das ist ganz groß. Hier passiert eigentlich so wenig und doch so viel, atemberaubend durch den Schreibstil der Autorin transportiert. Mich hat dieses Buch sehr mitgenommen. Es ist ein besonderes Buch, auf seine Art einzig und unbedingt lesenswert.
    Ich kann es nur empfehlen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christian B., 02.09.2022

    Sprachlich und inhaltlich gelungener Roman

    Von dem Roman „Intimitäten“ habe ich zuerst 2021 gelesen, da dieser auf der Summer Reading List 2021 von Barack Obama gelistet war. Um was es genau geht war mir allerdings nicht bekannt. Als ich das erste Mal das Cover mit den zueinander gewandten Gesichtern und dem Titel gesehen habe, bin ich davon ausgegangen es handelt sich um eine gewöhnliche Liebesgeschichte. Gut, dass der Klappentext schnell aufklärt, dass es hier um etwas komplett anderes geht.

    Der Roman „Intimitäten“ handelt von einer Frau die New York verlässt um als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu arbeiten. In Den Haag verliebt Sie sich in Adriaan, der aber eines Tages verschwindet und auch nicht mehr auf Nachrichten reagiert. Außerdem entwickelt Sie eine komplizierte und befremdliche Beziehung zu einem angeklagten Kriegsverbrecher, für den Sie dolmetscht.

    Erst während des Lesens von „Intimitäten“ ist mir bewusst geworden, wie wenig der Beruf des Dolmetschers in Medien wie Büchern oder Filmen verarbeitet wird. Als einzige bekannte Verarbeitung dieses Themas ist mir der Film „Die Dolmetscherin“ mit Nicole Kidman eingefallen. Die Tätigkeit wird im Roman sehr genau, mit all Ihren Facetten beschrieben. Dadurch wirkt der Roman sehr gut recherchiert.

    Während des Lesens ist mir aufgefallen, dass das Cover doch sehr gut zum Buch passt, die Erzählerin wird gezeigt, wie Sie gerade dem angeklagten Kriegsverbrecher die Übersetzung ins Ohr flüstert.

    Der Roman hat mir sowohl vom Schreibstil als auch der Geschichte sehr gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    Britta K., 05.09.2022

    Leise Töne, große Wirkung

    "Intimitäten" ist der erste Roman von Katie Kitamura, den ich las. Worum geht es?

    Nach dem Tod ihres Vaters und dem Wegzug ihrer Mutter in die alte Heimat, startet die namenlose Protagonistin in Den Haag in ein neues Leben: beruflich, wie privat. Über eine Freundin lernt sie Adriaan kennen, der jedoch noch verheiratet ist und Kinder hat. Sie wartet in seiner Wohnung auf ihn und eine gemeinsame Zukunft mit ihn. Wird es sie jedoch geben? Beruflich wird ihr als Dolmetscherin am internationalen Gerichtshof Einiges abverlangt. Durch ihre Tätigkeit entwickelt sich eine große Nähe zu einem Kriegsverbrecher, der sich vor Gericht für seine Taten verantworten muss. Was ist Lüge, was ist wahr, und was ist gerecht?

    Der Roman nimmt sich einigen großen und wichtigen Themen an und ist im Kern doch eine Geschichte, in der es auch um die Suche nach Heimat und Sehnsüchte geht. Der Sprachstil der Autorin ist sehr ansprechend und hat mir gut gefallen. Den Aufbau der Geschichte fand ich sehr gut gelungen. Man ist recht nah dran an der Dolmetscherin und begleitet sie bei ihren privaten und beruflichen Herausforderungen. Es ist ein unaufgeregter, in leisen Tönen erzählter Roman, der aber eine große Wirkung entfaltet. Lesenswert!

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  • 4 Sterne

    Kaffeeelse, 30.09.2022

    "Intimitäten" von Katie Kitamura ist ein intensives Buch mit einer nach der richtigen Entscheidung suchenden und dabei sehr schwankenden Protagonistin. Eine Protagonistin, die es der Leserschaft mit diesem Verhalten nicht leicht macht, die aber dennoch von der Autorin authentisch und nachvollziehbar geschildert wird. Die namenlose Ich-Erzählerin verlässt New York und geht nach Den Haag, um dort am Internationalen Gerichtshof zu arbeiten. Sie schwankt, ob diese Entscheidung richtig war und dieser anspruchsvolle Job zu ihr passt. Ebenso fragt sie sich, ob Den Haag ein neues Zuhause werden kann. Als dann der charmante und charismatische Adriaan in ihr Leben tritt, scheint erst einmal alles perfekt, doch auch hier tun sich nach und nach Fragen auf. Denn Adriaan muss nach Portugal zu seiner Noch-Ehefrau reisen, er muss einiges klären. Doch seine Rückkehr verschiebt sich und so ist die namenlose Ich-Erzählerin gefangen in ihren Fragen, in ihrer Suche nach der Wahrheit. Nicht nur in ihrem Job, der sie mit verabscheuungswürdigen Verbrechen an der Menschheit konfrontiert, sie in einen Kontakt mit den Tätern treten lässt, der ja mit den Mitarbeitern des Gerichtshofes etwas macht, sucht sie nun nach der Wahrheit. Entweder man härtet sich dort gegen die Taten dieser Monster ab und stumpft in den Augen der namenlosen Ich-Erzählerin ab oder man zerbricht an diesem Wissen, man zerbricht an der Realität des Menschseins. Diesen Gedankengang fand ich etwas eigenwillig, natürlich auch nachvollziehbar, aber genauso auch eigenartig. Bevor ich einen Job am Internationalen Gerichtshof in Den Haag annehme, muss ich mir doch darüber im Klaren sein, welche Fälle dort verhandelt werden und was dies mit mir machen könnte. Genauso wie die Annahme, dass die Mitarbeiter dort abgestumpft sind, wenn sie nicht mehr so intensiv darauf reagieren wie sie selbst, recht abwegig, wie auch negativ bewertend ist. Dem stimme ich überhaupt nicht zu! Und dieser Gedankengang hat mich auch gestört, massiv gestört. Man kann meiner Meinung nach nicht davon ausgehen, dass jemand, der in einem Job arbeitet, der ihn mit den dunklen Eigenschaften des Menschen konfrontiert, und der nicht sofort hochgradig emotional darauf reagiert, seelisch abgestumpft ist. Eine Nichtreaktion bedeutet nicht, dass derjenige nicht mehr emotional darauf reagiert, sondern dass derjenige sich nur nicht dazu äußert. Was jeder dortige Mitarbeiter dazu denkt, wird sich nicht von der emotionalen Denke der Ich-Erzählerin unterscheiden, dies denke ich zumindest, denn ich vermute sonst kann man gar nicht dort arbeiten. Auch ihre Gedanken zum Thema Adriaan fand ich etwas eigen. Ich mache doch nicht mein positives Befinden am Lebenspartner fest. Natürlich ist es schön mich zu verlieben. Aber mein positives Befinden hängt mit mir/mit meiner Zufriedenheit zusammen. Und wird nicht von einem Mann bestimmt. Dies kann eine positive Zugabe sein, ja, definitiv. :-)

    Aber wenn man diese meine Überlegungen zu dem Buch "Intimitäten" sieht, merkt man ja, dieses Buch ist gut, es hat etwas mit mir gemacht, mich zum Sinnieren gebracht, mir die Überlegungen/die Gedanken einer anderen Frau nahegebracht und ich habe dazu meine Vergleichsüberlegungen anstellen können.

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  • 4 Sterne

    herrzett, 22.11.2022

    ein erstaunlich vielschichtig, philosophischer Roman über das Leben und die Frage nach Gerechtigkeit

    Egal wie gut man jemanden kennt oder besser gesagt zu kennen glaubt, alles bleibt nur ein Ausschnitt, aus dem unser Gefühl und unsere Gedanken ein vollständiges Bild des jeweils anderen erstellen. Und ob das der Realität entspricht, ob man einem Mörder seine Tat ansieht, Lügen und Beschönigigungen aufdecken kann und ob sich nahestehende Personen wirklich in und auswendig kennen... ist zweifelhaft. Katie Kitamura konfrontiert die Leser*innen ihres Romans "Intimitätn" mit sehr vielen intimen Situationen, Gedanken und eben auch mit vielen unausgesprochenen Dingen, Zweifeln, Vorurteilen des menschlichen Handelns.
    Die Inszenierung einer Aussage am Gericht, die Offenheit eines Partners, von Freunden und Verwandten oder x-beliebigen Menschen, die kurzzeitig unsere Aufmerksamkeit erregen, gefühlt kann man sich nie wirklich sicher sein, ob es echt ist, so passiert ist, eine wirklich tiefere Verbindung besteht oder alles wirklich der Wahrheit entspricht. Manchmal belügen wir uns sogar selbst und versuchen stets andere einzuschätzen, mit unseren Erfahrungen abzugleichen, Unsicherheiten im Auftreten oder der Stimme zu deuten. Intime Momente sind dabei so eine Art Vertrauensbeweis und doch immer nur eine Perspektive und Erkenntnisgewinn.
    Und gerade diesen Themenkomplex - das menschliche Handeln und Denken - finde ich wahnsinnig spannend. Kitamura beginnt sich diesem Thema durch die Sprache und dem Ort, von dem nur wenig nach Außen dringt, zu nähern, zieht immer größere Kreise, es kommt zu verschiedenen Begegnungen und alles endet dann doch wieder bei ihrer Protagonistin, die einfach nur irgendwo ankommen und Halt finden mag. Fast schon ruhig, sachlich und neutral erklärt sie dabei die Vorgänge und Schwierigkeiten am Gerichtshof, sowie Grenzen der Gerechtigkeit, die Bedeutung der Übersetzung und Sprache, lässt persönliche Erlebnisse ihrer Erzählerin außerhalb des Hofs mit einfließen und beschreibt sehr empathisch und offen von ihren Gedanken, Gefühlen und Zweifeln. Einen Spannungsbogen sucht man in diesem Roman vergeblich und doch ist es gerade das Ungewisse, das ruhige, professionelle Verhalten und die emotionale, aufgewühlte Kehrseite, sowie die Interaktion auf unterschiedlichsten Eben das, was die Leser*innen durch den Roman treibt. Für mich hätte es gern noch einen größeren Aha-Moment geben können, aber wie im echten Leben, kennt und erlebt man immer nur einen Ausschnitt vom Wesen und Leben des anderen, schreibt seine eigene Geschichte, teilt Fragmente mit anderen und weiß am Ende eigentlich nur selbst, ob man so ist, wie man wirklich ist. Dieser Ausschnitt war toll. Die Bilder, sowie zahlreichen Fragen werden mich sicher noch eine ganze Weile begleiten.

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  • 5 Sterne

    Kathrin M., 16.08.2022

    'Intimitäten' ist ein ganz besonderes Buch - es bedarf ungeteilter Aufmerksamkeit und dem unbedingten Willen, vermeintliches Nicht-Geschehen aushalten zu können.
    Denn dieser Roman lebt nicht von Ereignissen, Erlebnissen und großen Geschehnissen. Es ist ein Roman, der mit leisen, einfühlsamen und wohlgewählten Worten erzählt- nicht zu viel und nicht zu wenig.
    Das, was einen unweigerlich in seinen Bann zieht, sind die nahezu seismographischen Beobachtungen und Wahrnehmungen, die die verschiedenen Beziehungen zueinander charakterisieren.

    In (gewolltem?) Kontrast zu den vielen inneren Wahrnehmungen stehen die vielen faktischen und auch emotionalen Informationen rund um das Dolmetschen, den Beruf der Protagonistin - die vielen Möglichkeiten, Empfindungen zu transportieren und zu verlautbaren.

    Ein imposantes Spiel mit Innerem und Äußerem, Wahrheiten und Unwahrheiten, Heimat und Fremde…

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  • 5 Sterne

    XYZ, 21.09.2022

    intime Einblicke

    Ein sehr schönes Cover, welches in der Bücherei definitiv ein Blickfang ist.

    Das Buch erzählt mischt Beziehungskrise und das Aufklären eines Verbrechens - überraschenderweise werden damit doch zahlreiche Parallelen aufgedeckt. Erzählt wird von einer namenslosen Erzählerin. Sie wird geghostet - man kann sich wirklich in sie hineinversetzen. Auch die anderen Protagonisten finde ich gut skizziert und authentisch.

    Es kommt wirklich schön hervor, wie unsere Gesellschaft tickt. Wirklich sehr gut geschrieben, mit einem bedrückenden und flüssigen Schreibstil. Das Buch ist sehr tiefgründig geschrieben - das hat mir wirklich sehr gut gefallen.

    Das Buch konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln - einmal etwas anderes, was hier von der Autorin geboten wird. Von mir gibt es für dieses Buch eine absolute Empfehlung.

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  • 5 Sterne

    David D., 18.08.2022

    Der Autorin Katie Kitamura ist mit ihrem Roman „Intimitäten“ ein außergewöhnliches Werk gelungen. Ich kann es nur schwer in Worte fassen, aber dieses Buch hat das gewisse etwas. Es ist sicherlich keine leichte Kost, denn der Schreibstil ist außerordentlich hochwertig und raffiniert. Auch wenn mich die fehlenden Anführungszeichen bei der direkten Rede zu Beginn ein wenig verwirrt haben, tut es dem ganzen keinen Abbruch. Die gefühlte Unnahbarkeit der Akteurin, die ereignisreichen Begegnungen mit spannenden Persönlichkeiten und das eintauchen in das Seelenleben einer Dolmetscherin am internationalen Gerichtshof in Den Haag machen aus diesem Buch eine empfehlenswerte Lektüre. Mir war vorher nicht bewusst, mit welchen Schwierigkeiten dieser Berufsstand umgehen muss, vor allem mit dem Umstand der Gräueltaten, die in Den Haag verhandelt werden.

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  • 4 Sterne

    Bücherfreundin, 21.08.2022

    Leiser und beeindruckender Roman mit Tiefgang
    In "Intimitäten", dem aktuellen Buch der amerikanischen Autorin Katie Kitamura, das im Hanser Verlag erschienen ist, wird die Geschichte einer Dolmetscherin erzählt.

    Die namenlose Ich-Erzählerin zieht von New York nach Den Haag, nachdem ihr Vater gestorben ist und ihre Mutter zurück in ihre Heimat Singapur gegangen ist. In Den Haag hat die kluge und mehrsprachige Protagonistin einen Vertrag für die Dauer eines Jahres als Dolmetscherin beim Internationalen Gerichtshof unterschrieben. Sie lernt Jana kennen, die Kuratorin einer Galerie, und freundet sich mit ihr an. Sie verliebt sich in den Niederländer Adriaan, dessen Frau ihn ein Jahr zuvor wegen eines anderen Mannes verlassen hat und mit diesem in Lissabon lebt. Adriaan begibt sich zur Klärung wichtiger Fragen nach Lissabon und bittet die Ich-Erzählerin, in der Zeit seiner Abwesenheit in seiner Wohnung zu leben. Aus der angekündigten Woche werden Monate ....

    Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf einem wichtigen Prozess, in dem die Ich-Erzählerin die Aussagen eines westafrikanischen ehemaligen Präsidenten zu übersetzen hat. Der Prozess ist eine gewaltige Herausforderung für sie, und die Übersetzungsarbeit für den angeklagten Kriegsverbrecher bringt sie an ihre Grenzen. 

    Das Buch ist ein ruhiges, ein unaufgeregtes Buch, in dem nicht sehr viel passiert. Dennoch hat es mich in seinen Bann gezogen und gefesselt. Es geht um Lüge und Wahrheit, um Recht und Gerechtigkeit. Die Autorin hat mir mit ihrem intelligenten und klaren Sprachstil einen Einblick in die Tätigkeit der Dolmetscher und speziell in die Gedankenwelt der Ich-Erzählerin vermittelt. Es war für mich faszinierend zu lesen, welche Verantwortung mit der Tätigkeit verbunden ist und wie belastend die Arbeit am Internationalen Gerichtshof ist, der sich in erster Linie mit Genoziden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschäftigt.

    Obwohl ich die Handlung als eher distanzierte Beschreibung empfunden habe, konnte ich mich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen. Die Charaktere sind sehr schön gezeichnet und authentisch. Auch die Begegnungen mit den Nebenfiguren sind fesselnd beschrieben.

    Das Buch hat mir nicht nur viel Lesefreude bereitet, sondern auch sehr viel Wissenswertes aus der Welt der Dolmetscher und ihrer Tätigkeit vor Gericht vermittelt.
    Leseempfehlung von mir und 4 Sterne!

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  • 4 Sterne

    Morten, 30.08.2022

    Ein Mann verschwindet. Ein anderer wird zusammengeschlagen. Ein dritter steht vor Gericht. Und mittendrin eine namenslose Erzählerin. Was klingt, wie ein aufregender, düsterer Noir-Plot, ist tatsächlich eine behutsame, intime Erzählung über Entfremdung und Annäherung, beruflich wie privat. Und das funktioniert in Katie Kitamuras „Intimitäten“ größtenteils sehr gut.

    Die Ich-Erzählerin lebt seit einigen Monaten in Den Haag, arbeitet als Übersetzerin am Internationalen Gerichtshof, ist in einer Beziehung mit Adriaan. Auf einer Party erfährt sie, dass dieser eigentlich noch verheiratet ist, aber von seiner Frau verlassen wurde. Als er nach Portugal reist, um die Scheidung einzureichen, überlässt er der Erzählerin für die geplante Woche seine Wohnung, doch aus der Abwesenheit werden immer mehr Tage, aus den Nachrichten immer weniger. In der Zwischenzeit lernt sie den Buchhändler Anton kennen, der nahe der Wohnung ihrer Freundin Jana zusammengeschlagen wurde, und einen angeklagten Ex-Präsidenten, der sie als Übersetzerin der Strafverteidigung am IGH anfragt. Und für sie stellt sich mehr und mehr die Frage: Liegt ihre Zukunft noch in Den Haag?

    „Intimitäten“ baut durch die Beobachtungen, Gefühle und Erwartungen der Protagonistin eine dichte Spannung auf, die gleichzeitig durch die verflochtenen Beziehungen der weiteren Charaktere bekräftigt wird. Dabei können sich Leser:innen nur auf die Gedanken der Erzählerin verlassen, auf ihre Mutmaßungen und Emotionen. Manches bleibt vage, nur ein Gefühl, nur eine Angst, manches wird im Laufe der Geschichte aufgelöst. Darauf muss man sich einstellen, sowas muss man mögen, wenn man Katie Kitamuras Roman zur Hand nimmt.

    Die intime, unsichere Gefühlswelt, gefüttert durch eine unsichere Beziehung, eine unsichere berufliche Zukunft in einem auch nach Monaten noch fremden Land, wird durch Kitamuras einfühlsame Schreibweise perfekt aufgefangen, erinnert phasenweise an Sofia Coppolas Filmmeisterwerk „Lost in Translation“. Das passt natürlich perfekt zum Alltag der Dolmetscherin, die perfekt mehrere Sprachen spricht und sich dennoch nach einem Leben in New York und familiären Wurzeln in Singapur nirgendwo so richtig zuhause fühlt. Und in der ein vergessenes Kindheitserlebnis ein wahrer Gamechanger sein kann. Genau wie dieses Buch von Katie Kitamura – denn sie hat das Potenzial zu einer Lieblingsautorin.

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  • 4 Sterne

    Lilly W., 25.08.2022

    So sehr dieser Roman auf der Weltbühne angesiedelt und von kosmopolitischen Weltanschauungen durchdrungen ist, so sehr vermag es Katie Kitamura auf der anderen Seite, ins kleinste Detail zu zoomen und die feinen Unterschiede im menschlichen Handeln und deren Beweggründe zu beleuchten.

    Die Erzählerin ist Dolmetscherin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Sie ist vor kurzem erst aus New York zugezogen und hat ihr Leben bereits an vielen Orten der Welt verbracht. Nun also Den Haag, alles ein paar Nummern kleiner. Sie lernt den noch verheirateten Adriaan kennen und lässt sich auf eine Beziehung ein. Als Adriaan zu seiner Frau reist, um eine Scheidung auf den Weg zu bringen, wird sie mit jeder Woche die verstreicht, unsicherer. Sie versucht in Den Haag anzukommen, schließt Freundschaften und stürzt sich in den Prozess gegen einen Kriegsverbrecher, der sie nicht nur beruflich, sondern auch moralisch herausfordert.

    Dieser Roman hat mich wirklich überrascht. Er schafft es auf unheimlich kluge Weise, die Abgründe zwischen Sprachen sowie zwischen Menschen, beschreibbar zu machen. Wie kann man verstehen, was die andere Person sagt, was sie wirklich meint, wie ihr Handeln zu deuten ist? Dolmetschen - die englische Bezeichnung "to interpret" hat sofort einen anderen Klang. Es geht nicht um eine stumpfe Übertragungsleistung, es geht immer auch um eine Interpretation. Der immensen Rolle der Dolmetscherleistung in einem Gerichtsprozess steht das Gefühl der Erzählerin gegenüber, fast unsichtbar zu sein, sich in den Worten zu verlieren. Sowohl beruflich als auch privat lässt sie sich auf Intimitäten ein, die es ihr schwierig machen, zu urteilen, Stellung zu beziehen, aus dem eigenen Leben ein klares Narrativ abzuleiten.

    Was diesen Roman groß macht: die Präzision, mit der Kitamura genau das in Worte fasst, was uns im Alltag häufig bloß als kurze Irritation begegnet. Ein kurzer Moment, in dem die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der eigenen Wahrnehmung durchscheint. In dem deutlich wird, dass unser Handeln nicht linear und kategorisch ist, sondern fließend, verschwommen, verwoben. Wie Kitamura diese Komplexität in Sprache einfängt, das überzeugt auf jeder Seite.

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  • 4 Sterne

    Regina K., 30.08.2022

    Das Cover stellt diese im Buch behandelte Intimität hervorragend dar. Eine Dolmetscherin flüstert Worte in das Ohr ihres Mandanten. Worte, die gut gewählt werden müssen, da deren Bedeutung sehr gewichtig sein können.

    Die Handlung wird durch eine namenlose Erzählerin erzählt. Nachdem der Vater verstorben war, die Mutter zurück in ihr altes Heimatland zog, hatte sie sich in Den Haag am Europäischen Gerichtshof beworben. So verließ sie ihre alte Heimat und zog von New York nach Den Haag. Auf der Vernissage lernt sie Adrian kennen, der sie aber bald verlässt, um die Scheidung und das Sorgerecht mit seiner Frau in Lissabon zu besprechen. Das Glücksgefühl, angekommen zu sein, wird bald von Zweifel und Verlassensein geprägt.

    Dann bekommt sie das Angebot für einen afrikanischen Ex-Präsidenten in einem Kriegsverbrecher Prozess wegen Menschenrechtsverletzungen zu dolmetschen. Dieser Auftrag wird ihre Sicht auf die Hinterfragung von Recht und Unrecht maßgebend beeinflussen und ihr Handeln beeinflussen.

    Es ist ein Buch der leisen Töne, die sich aber am Ende in ein gewaltiges Sprachrohr wandeln. Die Handlung kommt ohne direkte Rede aus, und dadurch entsteht für den Leser eine besondere Nähe. Gedankengänge werden sichtbar, von den unterschiedlichsten Personen getragen. Die sonst an sich zweifelnde Protagonistin gewinnt im Laufe der Handlung mehr an Farbe. Sie muss sich zwischen Wahrheiten und Widersprüchlichkeiten auseinandersetzen.

    Es ist eher ein Buch der leisen Töne, in dem die Sprache, die Wortwahl dominieren. Der Leser sich darauf einlassen muss. Es ist aber auch die Geschichte einer Heimatlosen, die davon träumt, anzukommen.

    Man sollte sich auf das Buch einlassen, wenn nicht die Handlung, sondern die Personen dahinter entscheidend sind.

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  • 4 Sterne

    Michael B., 19.08.2022

    Intimitäten? Der Titel des Romans "Intimitäten" war mir zunächst ei Rätsel. Es geht schon auch um Beziehung, so lernt die Ich-Erzählerin nach ihrem Umzug von New York nach Den Haag - um dort am Internationalen Gerichtshof als Dolmetscherin zu arbeiten - zwar Adriaan kennen und auch lieben... aber für den Großteil der Geschichte ist Adriaan abwesend, nämlich für Wochen verreist nach Portugal, um dort mit seiner Frau die Trennung zu besprechen. Also muss es andere Formen von Intimität geben. Und da sind die übergriffigen Männer - der wegen seiner Verbrechen an die Menschheit angeklagte, afrikanische Staatspräsident und sein Stafverteidiger, die der Erzählerin mit Blicken und Manipulationsversuchen zu nahe kommen; da ist aber vor allem der intime Einblick in die Erlebenswelt der Erzählerin, mit ihrer Sehnsucht nach dem sicheren Hafen, einer Heimat in sich selbst und in der zwischenmenschlichen Beziehung ("Jede Form von Sicherheit kann sich völlig unvermittelt in Luft auflösen."), mit ihrem Bedürfnis, die Weltgeschehnisse zu begreifen und sich die Frage beantworten zu können, ob sie selbst für diese Welt (ihren Job) geeignet sei: "Ich versuchte schon lange, die Dinge in Beziehung zu setzen, ein großes Ganzes zu erkennen." Die Ich-Erzählerin bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Weltpolitik und Privatem, Gewalt, Macht und Manipulation und der Banalität des Alltags. Genau dieses Spannungsfeld schärft die Wahrnehmung der Erzählerin und lässt sie zweifeln: "... um in dieser Welt bestehen zu können, müssen wir vergessen und tun es auch, wir leben in einem Zustand des 'Ich weiß es, aber ich weiß es nicht'."
    Tatsächlich ein Buch wie ein Sog - man darf sich zwar hinein-, aber bitte nicht hinabziehen lassen. Unbedingt lesen!

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  • 4 Sterne

    claudia h., 23.08.2022

    Mit Intimitäten hat Katie Kitamura einen Roman geschaffen, der den aktuellen, europäischen Zeitgeist in sich trägt. Die junge Ich-Erzählerin verschlägt es nach dem Tod Ihres Vaters von New York nach Den Haag, wo sie als eine befristete Stelle als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof antritt. Nach einer heimatlosen Kindheit führt sie dort ein Leben wie auf der Durchreise, obwohl sie eigentlich nach Ankern sucht. Sie versucht Fuß zu fassen in der neuen Stadt und lernt Adriaan kennen, den Mann, der ihr diesen Halt geben kann. Als sie allerdings für einen angeklagten Kriegsverbrecher dolmetschen muss und parallel dazu Adriaan zu seiner Noch-Ehefrau nach Portugal verschwindet, gerät ihr dünnwandiges Lebenskonstrukt ins Wanken…

    In klarer, unverschnörkelter Sprache widmet sich Katie Kitamura den existentiellen Fragen des Miteinanders. Wie viel zählt Gerechtigkeit, sind Heimlichkeiten gleichzusetzen mit Lügen? Können Intrigen moralisch verantwortbar sein, und wer kann darüber entscheiden?

    Das Buch und seine flüssige Sprache haben mich bereits auf den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. Ganz leise und zaghaft lässt die Autorin uns Leser die Versuche der Protagonistin einen persönlichen Weg zu finden begleiten. Sie lässt uns teilhaben an den emotionalen Gegensätzen, der die Ich-Erzählerin ausgesetzt ist. Mir hat der Roman Intimitäten gut gefallen, denn gerade in den Unsicherheiten, den immer wieder zu hinterfragenden Empfindungen und Entscheidungen finde ich mich wieder.

    Von mir eine klare Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    Vanessa W., 22.09.2022

    Eine junge Frau zieht von New York nach Den Haag, beginnt dort ihre Arbeit als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof. Bald darauf lernt sie einen Mann kennen, verliebt sich in ihn, träumt von einem Leben mit ihm. Er verschwindet jedoch nach Lissabon - angeblich, um die Scheidung in die Wege zu leiten, doch er kehrt lange nicht zurück. Das Leben in Den Haag muss jedoch weitergehen, es läuft ein Prozess gegen einen Kriegsverbrecher - doch die Fragen, die Unsicherheit, die Leere, die mit Adriaans Verschwinden begannen, breiten sich auf ihr gesamtes Leben aus ...

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    Ein anspruchsvoller Roman, sowohl bezüglich des Stiles als auch bezüglich des Inhaltes. Doch wer sich auf beides einlässt, der kann beides genießen.

    Obwohl die Bezüge zum Internationalen Gerichtshof und dem Prozess gegen den Kriegsverbrecher durch den Ukraine-Krieg wohl aktueller und interessanter denn je sind, fand ich persönlich den Erzählstrang bezüglich der Protagonistin und Adriaan noch spannender und besser. Adriaan ist eine sehr mysteriöse Figur; der Leser weiß bis zuletzt nicht, welche Absichten der nun verfolgt, ob er ehrlich ist oder lügt, ob er die Protagonistin liebt oder seine Ex-Frau, ob er zurückkehren wird oder nicht. Nahezu jede Leserin wird sich mit der Protagonistin identifizieren können. Psychologisch ist dieser Roman äußerst spannend und fast schon ein Thriller. Kein absolutes Highlight, aber durchaus eine Autorin, von der ich mehr lesen würde.

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  • 4 Sterne

    Vanessa W., 22.09.2022

    Eine junge Frau zieht von New York nach Den Haag, beginnt dort ihre Arbeit als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof. Bald darauf lernt sie einen Mann kennen, verliebt sich in ihn, träumt von einem Leben mit ihm. Er verschwindet jedoch nach Lissabon - angeblich, um die Scheidung in die Wege zu leiten, doch er kehrt lange nicht zurück. Das Leben in Den Haag muss jedoch weitergehen, es läuft ein Prozess gegen einen Kriegsverbrecher - doch die Fragen, die Unsicherheit, die Leere, die mit Adriaans Verschwinden begannen, breiten sich auf ihr gesamtes Leben aus ...

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    Ein anspruchsvoller Roman, sowohl bezüglich des Stiles als auch bezüglich des Inhaltes. Doch wer sich auf beides einlässt, der kann beides genießen.

    Obwohl die Bezüge zum Internationalen Gerichtshof und dem Prozess gegen den Kriegsverbrecher durch den Ukraine-Krieg wohl aktueller und interessanter denn je sind, fand ich persönlich den Erzählstrang bezüglich der Protagonistin und Adriaan noch spannender und besser. Adriaan ist eine sehr mysteriöse Figur; der Leser weiß bis zuletzt nicht, welche Absichten der nun verfolgt, ob er ehrlich ist oder lügt, ob er die Protagonistin liebt oder seine Ex-Frau, ob er zurückkehren wird oder nicht. Nahezu jede Leserin wird sich mit der Protagonistin identifizieren können. Psychologisch ist dieser Roman äußerst spannend und fast schon ein Thriller. Kein absolutes Highlight, aber durchaus eine Autorin, von der ich mehr lesen würde.

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  • 4 Sterne

    Xana, 28.08.2022

    Intimitäten gibt interessante Einblicke in das Gefühlsleben einer jungen Frau, die als Dolmetscherin am Gerichtshof in Den Haag arbeitet und nicht so genau weiß, wohin sie gehört. Dabei geht es in dem Buch keineswegs nur um diese junge Frau, denn sie ist nur ein Medium für die Leben mehrerer vollkommen unterschiedlicher Menschen, die verschiedenste Sorgen und Ansichten auf das Leben und die Welt haben. Als Leser bekommt man also tatsächlich Intimitäten vorgesetzt – intime Gedanken und Eindrücke, deren Verarbeitung ganz dem Leser selbst überlassen wird.

    Das ganze Buch ist recht speziell geschrieben, was für den Verlag typisch zu sein scheint. Ohne direkte Rede fühlt man sich stets so, als wäre man im Kopf der Protagonistin. Man erhält viele Gedankenströme, die einen ein wenig hin und her reißen. Die Geschichte ist auf jeden Fall interessant zu lesen, allerdings brechen alle Erzählstränge nach und nach ab, sodass man das Gefühl hat, eine nicht abgerundete Geschichte erzählt bekommen zu haben. Sehr viele Fragen bleiben für immer unbeantwortet. Es wird nie wirklich klar, was die Hauptgeschichte des Buchs ist (bis auf die Wurzelsuche der Protagonistin), sodass man auch als Leser nie wirklich ankommt. Das kann man mögen, muss man aber nicht.

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  • 4 Sterne

    Mareike H., 18.09.2022

    Ich finde der Titel ist etwas am Thema vorbei oder wie kann ich es besser sagen? Lässt nicht so gut auf den Inhalt schließen. Ich für meinen Teil hatte was ganz anderes erwartet. Der Klappentext klang richtig gut und ich wusste schon so, dass es keine abgedroschene, durchgelutschte Liebesgeschichte wird aber dennoch dachte ich, diese stände im Fokus. Tut sie aber nicht und das fand ich, ehrlich gesagt, noch hundertmal besser.
    Passend zu dem Beruf der Hauptprotagonistin wird hier sehr viel und schön mit der Sprache umgegangen. Kitamura weiß wie man eine Leserschaft am Buch hält. Nicht ein einziges Mal war mir langweilig oder bin ich in andere Gedanken abgeschweift.
    Und dennoch wurde ein wenig mit Intimitäten gehandelt. Aber eben anders als man so denken würde.
    Manchmal wusste ich nicht so recht wo die Reise hingeht, was mir die Geschichte sagen möchte aber die Irreführungen an einigen Stellen fand ich irgendwie erfrischend.
    So ganz schaffte es das Buch nicht zu einer 5-Sterne-Bewertung, einfach schlichtweg weil ich nach dem Lesen nicht so begeistert war wie bei anderen Highlights und die Geschichte nicht so nachgehallt hat.
    Aber es war eine gute Abendlektüre, die ich durchaus empfehlen würde.

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  • 4 Sterne

    CanYouSeeMe, 22.08.2022

    Intimitäten von Katie Kitamura ist in der Hörbuchfassung von Katja Danowski gesprochen. Ich höre Hörbücher meist in einer schnelleren Geschwindigkeit, bei diesem Buch beinahe in doppelter Geschwindigkeit. Mir sind Hörbücher meist zu langsam eingesprochen. Die Stimme der Sprecherin kann ich daher nur bedingt einschätzen, aber auch bei höherer Geschwindigkeit war diese noch sehr angenehm zu hören. Betonungen kamen gut heraus und haben den Inhalt unterstützt.
    Die Handlung an sich hat mich nur bedingt mitnehmen können. Die Erzählerin ist eher verschlossen, als Leser:in erfährt man nur einen kleinen einblick in ihre Gefühlswelt, dabei werden verschiedene Bereiche ihres Lebens beleuchtet. Es werden eher kleine Szenen beschrieben, einen übergreifenden Spannungsaufbau und Handlungsverlauf konnte ich nur bedingt entdecken. Aber auch diese kleinen Szenarien, die sich aneinander reihen und auch nicht von Anfang bis Ende geschildert werden, geben dem Buch eine eindringliche Atmopshäre. Die Autorin beleuchtet verschiedenste Arten menschlicher Beziehungen, bleibt dabei sehr leise und subtil.
    Das Buch hat einen überschaubaren Umfang, hängt aber dennoch eine Weile nach.

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