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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 04.08.2023

    Als Buch bewertet

    Großartiger und zutiefst berührender Roman
    Der Fischer Verlag hat "Marschlande" veröffentlicht, den neuen Roman von Jarka Kubsova, in dem diese die berührende Geschichte zweier Frauen in unterschiedlichen Zeiten erzählt. Beide verbindet der Wunsch nach Selbstbestimmung.
     
    Britta Stoever ist 45 Jahre alt, promovierte Geographin und zieht mit ihrem Mann Philipp und den beiden Kindern Mascha und Ben von Hamburg nach Ochsenwerder in Marschlande. Die Familie suchte schon länger nach einem bezahlbaren Haus, und Philipp verliebte sich sofort in das Anwesen. Er ist glücklich in der neuen Bleibe, während es Britta schwer fällt, sich einzugewöhnen. Die Menschen im Dorf sind ihr gegenüber zurückhaltend, und sie vermisst ihre Forschungstätigkeit an der Universität. Auf einer Erkundungstour entdeckt sie den Abelke-Bleken-Ring. Ihre Neugier ist geweckt, sie möchte wissen, wer Abelke war. Sie beginnt zu recherchieren und erfährt durch Ruth, eine Bewohnerin des Ortes, weitere Details über die Bäuerin Abelke, der großes und grausames Unrecht widerfuhr.
     
    Auf einer zweiten Zeitebene im 16. Jahrhundert begleiten wir die junge und kämpferische Abelke Bleken, die nach dem Tod der Eltern den großen Bauernhof allein mit Hilfe eines Knechts und zwei Mägden weiterführt. Nach einem Sturm warnt sie die Bewohner des Dorfes vor einem weiteren Sturm. Niemand nimmt sie ernst, und bei der Allerheiligenflut 1570 kommen viele Menschen ums Leben, Tiere verenden, Häuser werden zerstört. Der Deichvogt fordert die Bauern auf, die Deiche wiederherzustellen. Da Abelke weder über Geld noch über Arbeitskräfte verfügt, ist es ihr unmöglich, der Forderung innerhalb der gesetzten Frist nachzukommen, und ihr wird wegen des Verstoßes gegen die Deichpflicht schließlich der Hof entzogen.
     
    Jarka Kubsova erzählt in wunderbarem Sprachstil in sich abwechselnden Kapiteln die Geschichte der beiden Frauen und zeichnet dabei die Charaktere authentisch und bildhaft. Sie lässt uns teilhaben an ihrem Leben, ihrer Gedanken- und Gefühlswelt. Im Hier und Jetzt erleben wir Brittas Alltag und ihre zunehmende Unzufriedenheit mit ihrer persönlichen Situation und fast 500 Jahre zuvor das harte Leben der jungen Abelke. Der Bäuerin werden schon allein Steine in den Weg gelegt, weil sie eine alleinstehende Frau ist. Es hat mich erschüttert, wie sie durch die Dorfbewohner ausgegrenzt und verraten wurde und sich einem unmenschlichen Gerichtsverfahren stellen musste.
     
    Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Abelkes Geschichte hat mich zutiefst berührt und traurig gemacht, die Haltung und der Einfluss der Kirche hat mich entsetzt. Sehr interessant fand ich die ausführlichen Beschreibungen der Landschaft und der rauen Natur. Das Buch über Abelkes tragische Geschichte beruht teilweise auf wahren Gegebenheiten. In ihrem sehr lesenswerten Nachwort ergänzt die Autorin ihren Roman durch weitere historische Fakten über Abelke Bleken und die damaligen Umstände in Marschlande.
     
    Absolute Leseempfehlung von mir für diesen großartigen und zutiefst berührenden Roman!

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  • 3 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philiene, 30.07.2023

    Als eBook bewertet

    Ich lese eigentlich sehr gerne Romane die auf zwei Zeitebenen spielen. Oft gefällt mir der Teil der in der Vergangenheit spielt besser als der in der Gegenwart und trotzdem kann ich zu beiden Ebenen einen Bezug herstellen.
    Doch hier ist mir das leider nicht gelungen. Der Teil rund um Abelke in der Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte der Bauern und ihre Probleme mit den Deichen, wie schnell die junge Frau unverschuldet in Not geraten ist und schließlich die Hexenverfolgung haben mich gepackt und mitgerissen.
    Leider konnte ich mit Britta in der Gegenwart nicht warm werden. Ihre Geschichte hat mich einfach nicht gepackt, sie selbst blieb mir fremd ja fast unsympathisch. Irgendwie hatte ich das Gefühl hier wurde einfach nur ihre Situation als Ehefrau und Mutter als schlecht dargestellt, ja vielleicht war ihre Ehe nicht die Beste und ihr Mann nicht gerade nett, aber trotzdem fand ich sie manchmal etwas anstrengend.
    Abelke dagegen hat mir richtig gut gefallen. Sie war eine starke Frau, die versucht hat ihrem Schicksal zu trotzen und das beste aus ihrem Leben zu machen.
    Da mir der Teil in der Vergangenheit so gut gefallen hat, hat sich die Lektüre des Buches aber durchaus gelohnt.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 30.08.2023

    Als eBook bewertet

    Das Leben der Abelke Bleken oder wie man als Hexe angeklagt wird

    Ganze zwei Tage haben sie gebraucht, um den Scheiterhaufen auf den Wiesen zwischen den Elbströmen zu errichten. Von dort, aus einem Dorf in den Marschlanden, kommt die Hexe her, für deren Verbrennung sie die dafür notwendigen acht Klafter Holz aufschichten müssen.

    Die Hexe – das ist die allein lebende Abelke Bleken, die vor fast 500 Jahren hier gelebt hat - in Ochsenwerder, das in den Vier- und Marschlanden liegt, einem ländlichen Hamburger Stadtteil. Sie besaß einen großen Hof, den sie als Frau alleine mit ihren Helfern erfolgreich bewirtschaftete. Nicht jeder sah dies gerne, eine Frau brauchte schließlich einen Mann aus ihren Kreisen, die stolze Abelke hatte sich dem jedoch stets verweigert.

    Bei der schlimmen Allerheiligenflut dann war auch ihr Grund und Boden betroffen, der Deich hat entlang ihres Grundstückes nicht gehalten. Bei einem Deichbruch hatten die jeweiligen Anrainer diesen wieder herzustellen, das damalige Deichrecht verpflichtete sie dazu. Ohne Hilfe konnte Abelke dies unmöglich schaffen und auch, wenn es üblich war, dass die Betroffenen zusätzliche Helfer bekamen, so ließen sie Abelke alleine. So kam es, dass sie des Hofes verwiesen wurde, da sie ihrer Pflicht nicht nachkam. Aus der Hufnerin wurde eine Tagelöhnerin.

    „Zwei Frauen, die Jahrhunderte trennen - der Wunsch nach Selbstbestimmung, der sie verbindet.“ So lese ich es im Vorfeld. Oberflächlich betrachtet mag das stimmen, nach der Lektüre sehe ich eine starke Abelke Bleken, der ihre zupackende, selbstbestimmte Art zum Verhängnis wurde. Dieser Blick zurück in eine Zeit voller Aberglauben hat mich tief berührt. Sie war eine rechtschaffende Frau, die sich nicht von einem Ehemann hat unterjochen lassen, die auch ohne Mann ihren Hof erfolgreich bewirtschaftet hat. Und genau das zog Neider an, sie wurde denunziert, für Unglücke verantwortlich gemacht, sie wurde als Hexe verleumdet, ihr Schicksal war besiegelt. Von ihr hätte ich gerne noch sehr viel mehr gelesen, dieser historische Teil ist sehr gut gelungen…

    …der zweite Erzählstrang eher nicht. Britta Stoever hat sehr wohl auch den Wunsch nach Selbstbestimmung, jedoch ist dieser eher egoistischer Natur. Sie ist eine Zugezogene. Mit Mann und Kindern bewohnt sie nun ein Haus, so richtig angekommen ist sie jedoch noch nicht. Sie macht sich auf, ihr neues Umfeld zu sondieren und stößt dabei auf ein Straßenschild, dem Abelke-Bleken-Ring. Sie forscht nach, liest über die Marschbauern und trifft auf eine Nachbarin, die vieles aus Abelkes Zeit zusammengetragen hat. Ihr Archiv der unerhörten Frauen, die aus der Norm fielen, die aufständisch waren und Wichtiges geleistet haben klingt interessant, Britta will mehr wissen. Auch trifft sie vor einer Kate auf einen Mann, der ihr von der Allerheiligenflut im Jahre 1570 erzählt.

    Brittas Nachforschungen schlagen den Bogen zu Abelke. Zwischendurch erlebe ich eine immer unzufriedener werdende Britta, die urplötzlich mit allem hadert, die ohne zu überlegen sich in ein neues, unabhängiges Leben stürzt. Nicht selbstbestimmt, eher egozentrisch, sehr eigennützig und die dann die anderen für ihre monetäre Misere verantwortlich macht. Nein, so agiert keine, die souverän erscheinen will, sie ist eher anmaßend und arrogant. Kurz: Die Figur Britta ist aufs Schlechteste überzeichnet. Schade eigentlich, der Ansatz wäre schon okay gewesen. Die Hamburgerin, die sich in ihre noch neue Heimat einleben will. Wären die privaten, aufgebauschten, selbstgemachten „Probleme“ nicht gewesen oder zumindest nebensächlich geblieben, hätte ich drüber hinweggesehen.

    Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Der starke Teil um Abelke verdient höchstes Lob, er hat mich tief in die Geschichte eintauchen lassen. Auch habe ich viel Interessantes von den Marschlanden und deren Eindeichung gelesen. Brittas Part jedoch war in weiten Teilen so gar nicht meins, hier wäre weniger sehr viel mehr gewesen. Dass ich „Marschlande“ dennoch mit 4 Sternen bewerte, hat ausschließlich mit Abelkes Geschichte, die für sich alleine betrachtet die höchste Punktezahl verdient, zu tun.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stefanie M., 06.09.2023

    Als Buch bewertet

    Die Geschichte handelt einerseits von Abelke, einer Bäuerin, die im 16. Jahrhundert alleine einen grossen Hof im Hamburger Marschland führt. Aufgrund der Widrigkeiten dieser Zeit wird sie enteignet, verunglimpft und letztendlich als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

    500 Jahre später zieht Britta Stoever, die zweite Hauptprotagonistin, mit ihrer Familie in den Ort und stösst bei einem ihrer Spaziergänge auf den Namen Abelke Bleken. Britta wird neugierig, beginnt zu recherchieren und erfährt nach und nach mehr über deren dramatische Leben.

    Abwechselnd berichtet die Autorin jeweils aus der Sicht von Abelke und Britta, wobei mir Abelkes Geschichte deutlich besser gefallen hat. Abelke ist taff, selbst bestimmt und ihrer Zeit voraus. Dagegen wirkt Britta naiv, unzufrieden und rundum langweilig.

    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Verknüpfung der historischen Geschichte, die tatsächlich passiert ist, mit einer fiktiven Geschichte aus der heutigen Zeit hat bei mir für Abwechslung und Lesefreude geführt.

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  • 5 Sterne

    Lia48, 06.09.2023

    Als Buch bewertet

    „Seit geraumer Zeit hatte sie das Gefühl, als würde das Wasser ganz hoch in ihr stehen, aber heraus konnte es nicht, auch wenn sie wollte. Als wäre sie innerlich gefroren, und langsam nahm das Eisige ganz von ihr Besitz.“

    INHALT:
    Britta ist mit ihrem Mann Philipp und den beiden Kindern vor mehr als drei Monaten nach Ochsenwerder gezogen. Hier in den Marschlanden, nicht weit von Hamburgs Zentrum entfernt, haben sie sich nach langem Suchen ein Haus gekauft. Wie Fremdkörper ragen die Neubauten aus der Landschaft, die immer noch zahlreiche alte Bauernhäuser und sanierte Karten ziert.
    Jetzt im Herbst sind die vielen Felder bis auf ein paar Kraniche leer, Dunst und Regen bestimmen das Bild.
    Als gelernte Geografin hat Britta ihren Beruf für die Familie vor Jahren aufgegeben und arbeitet mittlerweile Teilzeit im Homeoffice.
    Bisher fühlt sie sich in ihrem neuen Haus gar nicht heimisch und auch die Kinder müssen sich erst noch an das Umfeld gewöhnen.
    Britta macht sich auf den Weg und erkundet die Umgebung. Die Deiche und Bracks mit all der Natur und den alten Häusern wecken ihr Interesse. Ganz besonders, als sie auf den Namen „Abelke Bleken“ stößt und herausfindet, dass diese im 16. Jahrhundert hier im Ort ausgestoßen wurde und als Hexe ihr Ende fand. Britta beginnt augenblicklich zu recherchieren, ist beeindruckt vom Schicksal dieser starken Frau, bekommt jedoch Selbstzweifel, was ihr eigener Lebensweg angeht …

    Abelke Bleken ist im Marschland zu Hause. „Ihr Leben lang hatte sie bloß den lehmigen Marschboden unter den Füßen gespürt, der weich und federnd war und oft so schlammig, dass man darin einsank.“
    Nach dem Tod ihres Vaters übernimmt sie den Hof und führt ihn fort, ohne einen Mann an ihrer Seite. Sie weiß Wetter und Natur zu lesen, ist fleißig, muss sich jedoch immer wieder neu behaupten. Die Nachbarn sind neidisch, dass sie als Frau so gut allein zurechtkommt, und legen ihr immer mehr Steine in den Weg, bis sie der Hexerei bezichtigt wird und auf dem Scheiterhaufen landet …


    MEINUNG:
    Da ich „Bergland“ der Autorin sehr mochte und es immer noch in guter Erinnerung habe, wollte ich mir „Marschlande“ nicht entgehen lassen.

    Dieses Buch spielt auf zwei Zeitebenen (Gegenwart und 16. Jahrhundert), die wunderbar miteinander harmonieren, sich gegenseitig ergänzen und dabei von zwei ganz unterschiedlichen Frauenschicksalen erzählen, die manches aber auch gemeinsam haben.

    Vor allem der historische Vergangenheitsstrang hat mich von Anfang an begeistert und ich habe beim Leidensweg von Abelke im 16. Jahrhundert, sehr mitgefiebert. Sie ist eine taffe Person, die ihren Weg als unabhängige Frau geht und als sie damit Erfolg hat, nur Hohn, Spott und Neid von den Nachbarn abbekommt.
    Ich war wieder mal erstaunt, wie schnell damals selbstbewusste, starke, unabhängige Frauen als Hexen bezichtigt wurden, nur um sie aus dem Weg zu räumen.

    Britta blieb mir im fiktiven Gegenwartsteil anfangs etwas zu fern. Sie ist so unzufrieden mit ihrem Leben und damit, dass sie ihren Beruf für die Familie geopfert hat. Ich konnte erst nicht mit ihr mitfühlen und habe mich z. B. gewundert, dass ihr die Geschichte des Dorfes so wichtig ist, sie es aber gleichzeitig nicht schafft, die Umzugskartons auszupacken.
    Doch das änderte sich mit der Zeit und die Entwicklung, die die Protagonistin durchläuft, hat mir gut gefallen, konnte mir meine anfängliche Skepsis nehmen und ich konnte mich immer besser auch auf Britta und ihre Situation einlassen.

    Besonders gut hat mir außerdem gefallen, was beide Frauen gemeinsam haben: Den Kampf um Selbstbestimmung & Gleichberechtigung, der auch heute in unserer Zeit leider noch immer andauert …

    Tatsächlich gelang es Jarka Kubsova erneut, mich von ihrer Schreibkunst zu überzeugen.
    Ich mochte die melancholische, etwas traurige Stimmung, die sie mit ihren sprachlichen Bildern erzeugt. Sie beschreibt alles so atmosphärisch (vor allem die Naturbeschreibungen), dass man regelrecht in der Geschichte versinkt.
    Hin und wieder habe ich zudem ein paar neue Worte und Bezeichnungen gelernt, die ich vorher nicht kannte.

    Alles in einem, ein sehr lesenswertes Buch, das noch eine Weile in mir nachklingt!


    FAZIT: Erneut überzeugt Jarka Kubsova mit atmosphärischem Schreibstil und interessanten Frauenschicksalen auf zwei Zeitebenen, die sie harmonisch miteinander vereint. Eindrucksvoll zeigt sie auf, wie Frauen unterschiedlicher Jahrhunderte für mehr Selbstbestimmung & Gleichberechtigung kämpfen. Lesenswert! 4,5/5 Sterne!

    CN: Mobbing

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  • 5 Sterne

    Kristall, 12.02.2024

    Als eBook bewertet

    Klappentext:

    „Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein – und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.“



    Autorin Jarka Kubsova hatte mich mit ihrem Erstlind „Bergland“ komplett verzaubert. Als dann ihr zweites Werk „Marschlande“ erschien, war die Neugier extrem groß. Und zudem ist der Schauplatz ihrer Geschichte, nur einen Katzensprung meiner Heimat entfernt.

    Das Marschland hat den Nordwesten Deutschlands fest im Griff. Ein eigensinniger Boden, schwierig im Herr zu werden, da er komplettes angeschwemmtes Sediment ist und mit seinen Salzwiesen eine einmalige Natur beschert. In „Marschlande“ dürfen wir wieder mehr als gekonnt in zwei Zeiten abtauchen, die zwar mehr als 500 Jahre auseinander liegen aber dennoch eng miteinander verwurzelt und verbunden sind. Einerseits lernen wir Abelkes Geschichte kennen und die von Britta. Beide verbindet die Marsch aufs Extremste. Kubsova schaffte es auch hier, dass man der Geschichte von Anfang an völlig verfallen war. Sie bringt es jedes Mal fertig, einen Zeitensprung so gekonnt zu verbinden, dass man sich fragt wie das überhaupt möglich ist! Wir tauchen ein in Abelkes Geschichte und erleben eine Frau, die sich behaupten muss, die nicht nur Wind und Wetter ausgesetzt ist, sondern auch den Fängen ihrer Zeit. Dass eine Frau einen so großen Hof alleine führt, war damals undenkbar und es kam wie es kommen musste, Abelke wird ihrer Lebensgrundlage beraubt. Alles ändert sich schlagartig und sie ist das unterste Glied in der Kette der Gesellschaft. Dennoch ist sie kampfbereit und geht einen Weg, der nicht nur mutig sondern auch extrem heikel und riskant ist. In der Jetztzeit lesen wir von Britta die ebenfalls mit dem Gebiet, wo einst Abelke lebte, eine tiefe Verbundenheit spürt. Auch ihr Leben wird zurückgeworfen, aber hier lag es auch oft an ihrer Person selbst. Britta steht sich oft selber im Weg und anders als Abelke, steckt sie eher den Kopf in den Sand wenn es schwierig wird. Als Britta aber auf Abelkes Geschichte aufmerksam wird, darf der Leser eine Geschichte erlesen, die aus zwei Eins macht ohne dabei irgendetwas zu verfälschen oder zu blenden. Kubsova lässt beiden Parteien viel Raum ohne dabei etwas zu verblassen. Verbunden sind beide Frauen durch das Land auf dem sie stehen oder einst standen. Es ist ein Land, welches ihr Schicksal bestimmt und welches sie prägt(e). Die Geschichte ist eine Art Symbiose. Eine Verschmelzung von Alt und Neu und dennoch sind beide Geschichten so gleich und so besonders einzigartig. Die Autorin schaffte es auch hier wieder, dass man in beide Welten versinkt, man gerne beide Frauen zusammen gesehen hätte, dass sie sich gegenseitig unterstützen aber es ist notwendig im Leben, dass jeder seinen eigenen Weg geht und Erfahrungen macht.

    Fazit: Wieder ein absolut empfehlenswerter Roman der Autorin, welcher den Leser grandios in die Zeiten verschwinden lässt und tiefgründige und teils fast philosophische Aspekte anspricht. 5 Sterne für dieses Werk!

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  • 5 Sterne

    Lesefee23.05, 03.09.2023

    Als Buch bewertet

    Frau sein

    „Man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen sehr viel antun, aber solange sie das mit sich machen lassen, bleibt es dabei.“

    „Marschlande“ ist ein Roman von Jana Kubsova. Er erschien im August 2023 im S. Fischer Verlag.

    Abelke Bleken lebte etwa 1580 in den Marschlanden, Britta Stoever lebt am selben Ort, aber viele Jahre später, in der Gegenwart. Abelke führt ihren Hof allein und obwohl sie dieser Aufgabe gewachsen ist, sind die Zeiten für sie gefährlich – Unabhängige Frauen sind nicht mehr erwünscht, obwohl sie es früher einmal waren. Der Aberglaube und damit die Hexenverfolgung sowie die „Erfindung der Hausfrau“ nahmen ihren Lauf, was schließlich auch Abelke zum Verhängnis wurde.
    Britta lebt natürlich in einer deutlich moderneren Zeit, doch das Auflösen von Rollenklischees benötigt seine Zeit und so erkennt sie plötzlich, nach dem Umzug in die Marschlande, was sie für ihre Familie alles aufgegeben hat. Natürlich liebt sie ihre Kinder und ihren Mann, wobei sich die Gefühle hier schon irgendwie verändert haben… Unerwartet trifft sie auf die Fußstapfen von Abelke und taucht ab in deren Geschichte, wobei sie nebenbei auch sich selber wiederfindet…

    Sehr atmosphärisch beschreibt Jana Kubsova die Geschichten der zwei Frauen, die so unterschiedliche Leben führen und doch so vieles teilen. Der Roman ist keine leichte Lektüre, viel Leid und Traurigkeit schwingt in den Zeilen mit. Die Lebensgeschichten der beiden Frauen rütteln auf und regen zum Nachdenken an.
    Abelkes Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, sie hat in Hamburg gelebt und der Bericht über ihr Leben hat mich sehr traurig gestimmt.
    Brittas Geschichte ist frei erfunden, vermutlich aber nicht selten genau so geschehen. Ihre Entwicklung im Laufe der Handlung gefällt mir sehr gut. Sie kämpft sich quasi frei und erarbeitet sich das Leben, das sie sich eigentlich immer gewünscht hat. Sie ist dabei eigentlich zunächst keine offensichtlich starke Frau, sie nimmt viele Dinge hin und versucht auch gar nicht, sie zu ändern. Erst langsam wird ihr bewusst, was aus ihrem Lebenstraum geworden ist und dass sie wirklich für ihren Beruf als Geologin brennt.
    Die Handlung spielt wechselnd in zwei Zeitebenen, gerade die Übergänge sind dabei brillant gelungen und haben mich absolut überzeugt! Der Schreibstil ist auf seine Art ruhig und durch die personale Erzählperspektive ein wenig distanziert, gleichzeitig aber unglaublich mitreißend, weil einfach so stimmungsvoll und berührend! Auch die Landschaftsbeschreibungen haben mir gut gefallen, da sie sich mühelos in die jeweiligen Szenen einfügen und die jeweilige Stimmung unterstreichen.
    Deutlich wird, der Feminismus und die Emanzipation sind lange noch nicht so weit, wie sie sein könnten und sollten. Rollenklischees werden nach wie vor in vielen Fällen absolut erfüllt und das Ausbrechen aus ihnen ist alles andere als einfach. Ich habe durch den Roman einiges dazugelernt und gerade das Nachwort der Autorin fand ich mehr als interessant! Mir war absolut nicht bewusst, dass die Frauen im Feudalismus eine andere Stellung in der Gesellschaft hatten und erst im Kapitalismus zu Gunsten der Männer herabgesetzt wurden!

    Mein Fazit: Ein Roman, der absolut außerhalb meiner Wohlfühllesezone liegt, mich aber vollkommen überzeugt hat! Wer auf Happy End und rosarote Gefühle hofft, ist falsch aber falsch am Platz. Jana Kubsova schreibt realistische und berührende Worte über die Rolle der Frau und den Feminismus und beschreibt authentisch, wie schwer das Leben eben sein kann beziehungsweise war. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Ruth L., 26.08.2023

    Als Buch bewertet

    Zwei starke Frauen - damals und heute
    Jarka Kubsova gelang mit ihrem Debut „ Bergland“ ein fulminanter Erfolg. Ich war von diesem Buch ebenfalls sehr begeistert, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen und sie sind nicht enttäuscht worden.
    Auch im neuen Roman stehen wieder zwei starke Frauen im Zentrum der Geschichte, doch dieses Mal trennen sie Jahrhunderte.
    Britta, eine Frau Mitte Vierzig, ist gerade mit ihrem Mann Philipp und den beiden Kindern in die Marschlande vor den Toren Hamburgs gezogen. Obwohl mit dem eigenen Haus auf dem Land eigentlich ein Traum in Erfüllung gegangen ist, fühlt sich Britta nicht wohl hier. Sie hat Schwierigkeiten im Dorf anzukommen und ihre Arbeit als Teilzeitkraft füllt sie nicht aus. Ziellos beginnt sie die Umgebung zu erkunden. Dabei stößt sie auf das Schicksal von Abelke Bleken, die im selben Ort lebte und im Jahr 1583 als Hexe verurteilt und verbrannt wurde. Britta beginnt zu recherchieren und entdeckt dabei Parallelen zu ihrem eigenen Leben.
    Kapitelweise wechselt Jarka Kubsova von der Gegenwart in die Vergangenheit. Schon die Eingangsszene, in der der Aufbau des Scheiterhaufens beschrieben wird, erschüttert und packt gleichermaßen.
    Abelke war eine stolze und eigensinnige Frau, die ohne einen Mann ihren großen Hof bewirtschaftete. Neidisch und voller Misstrauen wird ihr Erfolg von der männlichen Nachbarschaft beäugt. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Intrigen sorgen dafür, dass Abelke ihren Hof verliert, doch sie will sich davon nicht unterkriegen lassen. Aber ihre Gegner geben nicht auf und denunzieren sie als Hexe. Damit ist Abelkes Untergang besiegelt.
    Die Autorin hat für diesen Roman intensiv recherchiert. So gelingen ihr nun eindrucksvolle Bilder und Szenen vom Alltagsleben und den dörflichen Strukturen zu jener Zeit. Die Bauern hier hatten es nicht leicht. Überschwemmungen, Hagel und Frost machten oft ihre ganze Arbeit wieder zunichte. Doch für eine Frau war es noch ungleich härter. Sie musste zwar genauso zupacken wie mancher Mann, doch dabei sollte sie brav und geduldig im Hintergrund bleiben. „ Die Sache ist die: Man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen sehr viel antun, aber solange sie das mit sich machen lassen, bleibt es dabei.“ heißt es im Roman. Und weiter: „ Der gefährliche Moment für Frauen ist oft erst der, wenn sie anfangen, sich zu wehren.“
    Die Lebenssituation von damals kann man nicht mit der von heute vergleichen. Aber Britta stellt durch die „ Bekanntschaft“ mit Abelke ihr eigenes Leben zusehends in Frage. Hat sie nicht für die Familie ihre eigene Hochschulkarriere als Geographin geopfert? Und wird das überhaupt von ihrer Umgebung gewürdigt? Ungleichheit und Benachteiligungen erleben Frauen auch heute noch. Und sie stoßen oft auf Unverständnis, wenn sie aus ihrer Rolle fallen und Neues wagen möchten.
    Mit diesem feministischen Ansatz verknüpft die Autorin die beiden Lebensläufe.
    Die Geschehnisse in der Vergangenheit haben mich dabei stärker berührt. Es ist erschreckend zu lesen, was Abelke ertragen musste. Dabei spielen Neid und Missgunst der Nachbarn sowie der damalige Aberglaube eine große Rolle. Die tiefer liegende Motivation war aber die Gier der Oberen nach Landbesitz.
    Die Figur der Abelke Bleken ist historisch verbürgt; mehr zum historischen Hintergrund erfährt der Leser im äußerst informativen Nachwort der Autorin.
    Der Roman liest sich leicht, plastische Szenen und eindrucksvolle Landschaftsbeschreibungen sorgen für Atmosphäre.
    „ Marschlande“ ist ein spannender und bewegender Roman über zwei selbstbewusste Frauen, dem ich viele Leser wünsche.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MrsAmy, 30.07.2023

    Als Buch bewertet

    Das Hamburger Marschland ist eine Landschaft wie keine andere. Rau, voller Stürme, unbarmherzig. Die Menschen wurden von dieser Landschaft und Natur geformt. 1580 lebte gleich hinter dem Deich Abelke Bleken allein auf einem Hof von 9 ha Fläche. Sie war eine unabhängige Frau, die von den Menschen misstrauisch beäugt wurde. Denn eine Frau braucht einen Mann - allein kann sie niemals zurechtkommen. Doch Abelke will sich nicht beugen vor dem, was die Gesellschaft für sie für richtig erachtet. Doch als der Deich bei der großen Allerheiligen Flut bricht und sie gemeinsam mit ihrem Nachbarn über den Winter mit einer Frist von nur vier Monaten den Deich wieder in Stand setzen soll, gerät alles in Gefahr für was sie ihr Leben lang gekämpft hat.

    Britta Stoever lebt im Hier und Jetzt. Gemeinsam mit ihrer Familie ist sie in Hamburg zu Hause. Doch die Familie will etwas eigenes. Was in Hamburg unbezahlbar ist, gibt es im Speckgürtel der Stadt noch – ein eigenes Haus. So zieht Britta mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in das raue Marschland. Doch Britta hat Schwierigkeiten anzukommen. Für ihre Kinder gab sie ihren geliebten Beruf als Geographin an der Universität auf. Nun hat sie einen 25-Stunden Job im Amt, gut bezahlt, furchtbar langweilig, 100% Home-Office möglich. Britta hadert mit ihrem Leben und der Einsamkeit auf dem Land. Sie beginnt lange Spaziergänge zu unternehmen und stößt auf das Leben von Abelke Bleken. Zunehmend ist Britta fasziniert von der rauen Landschaft und vom Schicksal der Bleken. Immer tiefer taucht sie in das Leben der Frau ein, die vor so vielen hundert Jahren lebte und merkt, wie sehr ähnlich sich doch die Schicksale der Frauen von damals und heute sind.

    „Marschlande“ von Jarka Kubsova ist für mich ein einzigartiger Roman. Es ist ein Roman, den ich kaum aus der Hand legen kann, denn ich aber doch abreche. Warum mag man sich da fragen? Warum, wenn doch der Schreibstil der Autorin hervorragend ist, das Schicksal der Abelke Bleken und die Lebensumstände im 16. Jahrhundert genaustens recherchiert und auch die Charakterzeichnungen von Britta, die im heutigen Hamburger Speckgürtel zu Hause ist, herausragend ist. Allein ich bin diesem Roman nicht gewachsen. Er fasst mich zu sehr an, nimmt mich zu sehr mit. Es geht um Frauen, es geht um ihr Leben, ihr Schicksal. Es geht um die Selbstverständlichkeit, mit der Frauen für Haushalt und Kinder zuständig sind, wie sehr Männer gestern und heute (über) unser Leben bestimmen, weil wir uns beugen. Weil wir als Frau geboren in unsere zugeteilten Rollen fallen und es so schwer ist, aus dieser Rolle herauszugehen, gegen die inneren und äußeren Widerstände. Weil man sich unweigerlich fragen muss, was macht mich eigentlich glücklich, welchen Weg möchte ich gehen? Bin ich glücklich da, wo ich jetzt stehe? Bin ich es nicht? Wenn ich es nicht bin, warum eigentlich nicht? Hat das mit mir als Frau zu tun? Alles erscheint mir heute im Unklaren zu liegen.

    „Marschlande“ ist ein so wichtiger Roman. Er sollte von Menschen aller Geschlechter gelesen werden, er ist beeindruckende Literatur. Aber man braucht Kraft für diesen Roman, doch egal wie weit man liest … ein starker Nachhall wird bleiben. Es ist eine Lektüre, die man so leicht nicht abschütteln kann.

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  • 5 Sterne

    Marita R., 27.08.2023

    Als Buch bewertet

    Frauen wehrt euch
    Schon mit „Bergland“ konnte mich die Autorin begeistern, doch mit ihrem neuen Roman „Marschlande“ hat sie mich am Haken und wird mich als Leserin nicht mehr los.

    Auch dieses Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart lernen wir Britta kennen. Eine Frau Mitte vierzig , verheiratet, die wegen ihrer zwei Kinder ihre Karriere als Geologin aufgegeben hat und nun halbtags im Homeoffice zum Familieneinkommen beiträgt.Ihr Mann hat sich seinen Wunsch erfüllt und ein Haus im Hamburger Umland gekauft, den „Eispalast“, der im Hamburger Marschlande an der Elbe liegt. Britta fühlt sich von Anfang an nicht heimisch hier und versucht durch Streifzüge durch die Landschaft ein Heimatgefühl zu bekommen. Dabei wird sie auf das Schicksal einer Frau aufmerksam, Abelke Bleken, die 1583 dort als Hexe angeklagt und verbrannt wurde. Bei der Recherche zu dieser Frau stellt Britta immer mehr Parallelen zu ihrem Leben fest, die nur durch die Jahrhunderte, die dazwischen liegen unterschiedlich sind, sich aber im Kern ähneln.

    Abelke war eine selbstbewusste und selbstständige Frau, was schon mal eine gefährliche Mischung war, zumal zu dieser Zeit. Ihr Hof war groß und ihr gelang die Bewirtschaftung ihres Eigentums auch ohne einen Mann, was viele Neider auf den Plan rief. Durch Intrigen, Neid und Missgunst und durch eine Naturkatastrophe, die Novemberflut 1570, gelang es der Obrigkeit ihr den Hof zu enteignen und sie, da sie es wagte sich dagegen zu wehren, als Hexe zu verurteilen, was in dieser Zeit eine beliebte Art war, sich unliebsamer Leute zu entledigen, denn zu dieser Zeit begann die Hochzeit der Hexenverfolgung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen.(„ der gefährliche Moment für Frauen ist der, wenn sie anfangen sich zu wehren.“

    Britta fühlt sich dem Schicksal dieser Frau verbunden, hat sie doch für ihre Familie ihre Karriere aufgegeben und wird mit der Hausarbeit und der Kindererziehung allein gelassen, ohne dafür irgendeine Anerkennung zu bekommen.Als ihr Mann ihr dann aus verletzter Eitelkeit auch noch die ihr zustehenden Zahlungen verweigert,nachdem sie sich vornimmt trennt, beginnt sie sich zu wehren.(„ die Sache ist die: man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen viel antun, aber solange sie dies mit sich machen lassen, bleibt es dabei.)

    Die Autorin stellt in ihrem Nachwort eine Verbindung zwischen der Hexenverfolgung und dem Beginn der Diskreditierung der weiblichen Arbeit her und belegt dies mit dem Beispiel, dass z.B, das Bierbrauen damals in weiblicher Hand lag. Es gibt noch viele Beispiele, die ja auch in unserer heute eigentlich so fortschrittlichen Welt ihre Weiterführung finden, wenn man allein in die Berufswelt sieht, In der wir von der Gleichberechtigung noch weit entfernt sind.

    Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Die Figuren waren interessant und sympathisch, die Erfahrungen die Frauen machen gleich, auch wenn Jahrhunderte dazwischenliegen und der Schreibstil hat mich auch wieder überzeugt.

    Schade, dass das Buch zu Ende gelesen ist und hoffentlich gehen der Autorin ihre Ideen nicht aus.

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  • 5 Sterne

    clematis, 30.08.2023

    Als eBook bewertet

    Auf den Spuren einer Hexe

    Zur Zeit der großen Allerheiligenflut im Jahre 1570 lebt Abelke Bleken allein mit ihrem Gesinde und allerlei Tieren auf ihrem großen Bauernhof im Marschland. Das ist in der Nachbarschaft nicht gern gesehen, gehört doch ein Mann ins Haus. Knapp fünfhundert Jahre später übersiedelt Britta Stoever mit ihrer Familie in den Hamburger Speckgürtel, wo sie den Namen Abelke Bleken auf einem Straßenschild entdeckt. Als Geografin neugierig geworden, forscht sie nach, wem diese Erinnerung gilt.
    Wunderbar zu lesen ist Jarka Kubsovas Schreibstil, voller Bilder und Melodien zwischen den Zeilen. Zum Beispiel regnet es im Marschland bisweilen Frösche! In zwei Zeitebenen mit Abelke und Britta als Hauptfiguren, spielt dieser eindrucksvolle Roman und verbindet die jeweiligen Kapitel mit hervorragenden Übergängen. Zum einen lernen wir die emsige Bäuerin Abelke kennen, welche im Einklang mit der Natur lebt, zum richtigen Zeitpunkt aussät und ihre Tiere gut behandelt, aber dennoch mit List und Tücke enteignet wird. Zum anderen lebt fünf Jahrhunderte später Britta an einem ganz nahen Ort und leidet darunter, für ihre Familie ihre Forschungsstelle an der Universität aufgegeben zu haben und für die Haushaltsarbeit nicht die geringste Wertschätzung zu bekommen. Beide Frauen sind hervorragend charakterisiert, man fühlt sich ihnen beim Lesen sofort nahe. Deutlich kann Autorin Jarka Kubsova zeigen, dass Frauen in einer Zeitspanne von fünfhundert Jahren vor ganz ähnlichen Problemen stehen, die zwei Geschichten sind so unterschiedlich und dennoch zeigen sich in der Gesamtheit etliche Parallelen. Interessant ist dann auch noch das Nachwort, in dem Kubsova einige historische Fakten rund um Abelke Bleken liefert, ein Teil dieser Geschichte beruht also tatsächlich auf wahren Begebenheiten.
    Ein Buch, das unter die Haut geht und nachdenklich stimmt. Ich kann Marschlande nur weiterempfehlen!

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  • 5 Sterne

    leseratte1310, 03.09.2023

    Als eBook bewertet

    Die Geografin Britta Stoever hat mit ihrer Familie in Hamburg gelebt und der Kinder wegen beruflich zurückgesteckt. Doch nun zieht sie ihrem Mann zuliebe ins Marschland. Das Energieeffizienzhaus, für das er sich ohne Britta entschieden hat, gefällt ihr nicht und auch sonst kommt sie nicht an. Als sie die Gegend erkunden will, fällt ihr ein Straßenschild „Abelke-Bleken-Ring“ ins Auge. Sie will wissen, wer diese Frau war und stößt bei ihren Recherchen auf eine Hexenverbrennung im 16. Jahrhundert.
    Abelke war eine selbstbewusste und selbständige Frau, die sich von niemanden sagen lassen wollte, wie sie ihr Leben zu führen hat. Als Tochter eines reichen Bauern übernimmt sie den Hof nach seinem Tod und bewirtschaftet ihn ohne Ehemann. Das ist in jener Zeit ungewöhnlich und sie hat auch Neider, weil sie das erfolgreich macht. Doch dann schlägt die Natur zu und schnell ist eine Schuldige ausgemacht. Ein Scheiterhaufen wird aufgebaut und Abelke als Hexe verbrannt.
    Je mehr Britta in die Geschichte von Abelke eintaucht, umso mehr erkennt sie, was in ihrem Leben nicht richtig läuft. Die Differenzen zwischen den Ehepartnern werden immer offensichtlicher und schon bald läuft alles auf eine Trennung hinaus.
    Die Autorin Jarka Kubsova hat einen wunderbaren Roman geschrieben über zwei Frauen, die in unterschiedlichen Zeiten leben und beide ein selbstbestimmtes Leben führen möchten. Der Handlungsstrang um Abelke Bleken hat mir dabei viel besser gefallen als der um Britta Stoever. Abelke widersetzt sich den Gepflogenheiten ihrer Zeit und so kommt es, wie es damals kommen musste. Britta dagegen wollte Familie und Beruf unter einen Hut bringen, auch weil ihr Mann sie bedrängt hat, und hat sich dabei selbst vergessen. Beruflich hat sie durch ihre Auszeit keine Chance mehr in ihrem Job.
    Dieser Roman lässt sich sehr angenehm lesen und hat mir gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    Anno, 30.07.2023

    Als Buch bewertet

    Um 1580 bedrohte eine Flut das Marschland bei Hamburg. Die beschädigten Deiche und die Not der dortigen Bauern nutzten die Oberen zu ihren Zwecken. Dadurch kommt besonders die zuvor noch als alleinstehende Gutsbesitzerin geduldet Abelke Bleken immer mehr in Bedrängnis. Und dank einer nicht einzuhaltenden Deichpflicht droht ihr die Enteignung ihres Hofes. Fast 500 Jahre später ist die Geschichte im Abelke Bleken vergessen und verdrängt. Doch als die mit ihrer Familie neu zugezogene Britta Stoever unverhofft vor einem Straßenschild steht, das Abelkes Namen trägt, wird sie neugierig und beginnt zu recherchieren. Dabei gräbt sie nicht nur die berührende Geschichte Abelkes aus, sondern findet auch erstaunliche Parallelen zu ihrem eigenen Leben. Für mich ein absolutes augenöffnendes Lesehighlight! In einer sehr fesselnden Sprache erzählt das Buch von heute längst vergessenen Schicksalen. Geschickt verknüpft die Autorin dabei beide Zeitstränge miteinander und zeigt nicht nur das Leben der Frauen um 1580, sondern auch die noch heute bestehenden Auswirkungen der damaligen Vorgänge. Abelkes Schicksal, welches auf wahren Begebenheiten beruht, berührte mich zutiefst und auch Brittas heutige Schwierigkeiten gingen mir nahe. Ihr eigenes Schicksal ist vielen Frauen, die nach Kindern und Haushalt beruflich wieder einsteigen möchten, nicht unbekannt. Dass aber diese Umstände schon lange zurückliegende Wurzeln haben, die noch heute das Frauenbild und Sozialverhalten prägen, ist äußerst interessant. Ich empfehle deshalb das Nachwort des Buches, welches diese Hintergründe erörtert, nicht auszulassen.

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  • 5 Sterne

    Ramona, 06.08.2023

    Als Buch bewertet

    Äußerst bewegender Roman

    Die Autorin entführt uns in ein unverkennbares, wunderschönes, geliebtes, begehrtes, raues Fleckchen Erde. In die Hamburger Marschlande. Natur pur und geschichtsträchtig. Erzählt wird uns die Geschichte zweier Frauen, die Eine mit eigenem Land und Hof lebte vor rund 500 Jahren, die Andere ist kürzlich mit ihrer Familie in ein neu gebautes Haus gezogen. Zwei Schicksale, zeitlich so weit auseinander und doch verbindet sie mehr als man glauben mag.

    Jarka Kubsova ist hier ein ganz besonderer, bewegender, berührender Roman über das Leben zweier Frauen, ihrer Rollenbilder im jeweiligen Zeitalter gelungen. Die Deichlandschaft, damals wie heute wunderschön, die bildhaften Beschreibungen zu den Geschehnissen gehen tief unter die Haut. Sie regen zum Nachdenken an und haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein erschreckendes, aufwühlendes nicht geahntes Bild über die Rolle starker, unangepasster Frauen. Was passiert, wenn sie sich wehren, aufbegehren? Die eine vor 500 Jahren wird als Hexe denunziert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Was hat sich in all den Jahren dazwischen geändert? Findet es heraus, es lohnt sich.

    Mir hat dieses Buch, dieser bewegende Roman unglaublich viel gegeben. Faszinierend, authentisch und nachwirkend wird dieser Roman in seiner Tiefgründigkeit in Erinnerung bleiben. Selbsterkenntnis, Reflexion und grandios recheriert. Mit einem untermauernden, kenntnisreichen, aussagekräftigen Nachwort der Autorin. Ich wünsche mir mehr solcher, besonderen Bücher. Absolut bemerkenswert und eine klare, unbedingte Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Heike, 27.12.2023

    Als Buch bewertet

    Teile und herrsche - bereits im MIttelalter
    Das Buch Marschlande finde ich faszinierend.
    Es erklärt plastisch, wie zementiert Macht und Einfluss sind und in einer Art sich selbst stabilisierendem System wohl auch bleiben werden, in dem die, die sich dagegen auflehnen könnten, nicht zusammenfinden (sollen).
    „Hexe!“ rief man damals, und schon war ein Kritiker, gar vielleicht eine Frau, jemand unliebsames, unbequemes, ein Andersdenkender, gebrandmarkt, aus der Gesellschaft ausgeschlossen, seines Eigentums, seiner Rechte und vielleicht sogar seiner Gesundheit oder gar seines Lebens beraubt. Mit der bequemen Nebenwirkung, dass niemand sonst die nächste Hexe, der nächste Hexer sein wollte und besser schwieg, als sich aufzulehnen.
    Weiterer nachdenkenswerter Aspekt aus dem Buch ist die dort genannte Tatsache, dass die Lebensleistung von Frauen in der Geschichte schlicht eher vergessen wurde als die von Männern. Oder Männer sich diese aneigneten, denn die zugehörige Frau war über den Mechanismus „Hexe!“ schnell aus dem Rennen.
    Insgesamt ein Buch, das für die gleichberechtigten Rechte von Frauen u. a. auf Anerkennung und Akzeptanz einsetzt.
    Der Schreibstil ist düster-marschlandig, der Leser kann problemlos in die Szenerie eintauchen. Für Geschichtsinteressierte und Fans des Nordens bietet das Buch außerdem viel Wissenswertes über die damaligen Gegebenheiten in landschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht.

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  • 5 Sterne

    LindaRabbit, 06.08.2023

    Als Buch bewertet

    Zwei Leben (16.Jhdt. / 21. Jhdt)

    'Dies ist ein weiblicher Text, geschrieben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wie spät es ist. Wie viel sich verändert hat. Wie wenig.'
    Ein Geist in der Kehle, Doireann Ni Ghriofa

    Dieses voran gestellte Zitat drückt genau das aus, was auch meine Gedanken zu dem Roman Marschlande sind:

    Zwei Stränge - die historischen Ereignisse um Abelke Bleken und um Britta 500 Jahre später.
    Abelke, die Kämpferin, die so mies und hinterhältig bestohlen wurde. Und der letztendlich sogar das Leben gestohlen wurde. Ich danke den Frauen in der Hamburger Gegend, die an sie erinnern. (Obwohl ich Geschichte in HH studierte, hatte ich damals nie von ihr gehört).

    Es macht mich sehr traurig, dass es damals so schlimm, so ekelhaft war. Es macht mich traurig, dass es heute noch immer so schlimm und ekelhaft ist wie Frauen behandelt werden. Frauen haben so viel Kraft, aber es sind immer noch zu wenig Frauen, die sich auflehnen. Wir sind 50 % der Bevölkerung eines jeden Landes!

    Danke Jarka Kubsova für eine starke Erzählung. Der Titel passt exzellent - einfach nur ein regionales Wort; auch das Umschlagsbild - ein schlichtes Bild, was so viel sagt. So lange Autorinnen wie J. Kubsova schreiben, geht die Hoffnung auf Veränderung nicht verloren... Frau - Leben - Freiheit!

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  • 5 Sterne

    Isis55, 31.07.2023

    Als eBook bewertet

    Meine Tochter wohnt mit ihrer Familie in Ochsenwerder, daher kenne ich diesen Stadtteil Hamburgs. Die bildreiche Schilderung der Landschaft ist absolut zutreffend.

    Mich haben die Geschichte und der Stil, in dem dieser Roman geschrieben wurde, von Anfang an gefesselt. Die im 16. Jahrhundert lebende Abelke Bleken ist eine starke und für ihre Zeit ungewöhnliche Frau. Sie bewirtschaftet als unverheiratete Bäuerin erfolgreich einen eigenen Bauernhof. Als eine Flut einen Deichbruch auf ihrem Grundstück verursacht, sehen Neider ihre Chance gekommen, um Abelke um ihr Land, ihren ganzen Besitz und schließlich sogar ihr Leben zu bringen. Die Schilderung ihres Lebens ist so plastisch und authentisch, dass ich mich beim Lesen problemlos in die Zeit Abelkes hinein versetzen konnte. Ihr grausames Schicksal hat mich tief berührt.

    Parallel wird das Leben von Britta Stoever erzählt, einer Frau der Gegenwart. Sie stößt auf Spuren von Abelke und versucht, mehr über sie zu erfahren. Leider konnte mich die Schilderung von Brittas Leben nicht begeistern. Sie wirkt auf mich reichlich naiv und ihre Geschichte ist von Klischees durchzogen.

    Trotzdem möchte ich dieses Buch weiter empfehlen. Mutige Frauen wie Abelke Bleken verdienen es, dass ihre wahre Geschichte erzählt und ihr Andenken bewahrt werden.

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  • 4 Sterne

    Astrid Z., 18.12.2023

    aktualisiert am 18.12.2023

    Als eBook bewertet

    Das Buch ist gut und spannend geschrieben, vor allem wurde gut über Abelke Bleeken recherchiert, und die Autorin macht sich, wenn auch mit ihrer eigenen Phantasie, ein detailreiches Bild darüber, wie das Leben von Abelke um 1570 wohl gewesen sein könnte, und wie ihr Weg wohl war, der letztendlich auf den Scheiterhaufen geführt hat.
    Glücklicherweise wird der letzte Leidensweg von Abelke, also die peinliche Befragung und das Ende auf dem Scheiterhaufen, nicht detailreich geschildert, sondern nur angedeutet. So etwas muss ich nicht lesen, es reicht, dass ich mir in meinem Kopf vorstelle, was ungefähr stattgefunden hat.
    Anders als viele Leser fand ich aber auch die Geschichte von Britta genauso interessant und spannend, und ich wollte unbedingt erfahren, was am Ende aus ihr wird. Ihr Werdegang und insbesondere das Ziel ihres Wegs gefallen mir.
    Was mich an dem Buch – und auch am Nachwort – stört, ist die deutliche Tendenz zur Schwarz-Weiß-Malerei. Der Tenor des Buches kommt bei mir so an: Seit dem ausklingenden Mittelalter sind alle Frauen ohne Ausnahme rechtlose Wesen, die unter der Knute der Männer stehen, und bis heute ist eine Besserung nicht abzusehen. Im ausgehenden Mittelalter war ausnahmslos jede Frau in Gefahr, als Hexe verfolgt zu werden und auf dem Scheiterhaufen zu landen.
    Ganz so schlimm war es aber nicht.
    Von der Hexenverfolgung im ausgehenden Mittelalter weiß man inzwischen, dass nicht nur Frauen, sondern auch viele Männer dem gleichen Wahn zum Opfer gefallen sind. Insbesondere in Nordeuropa waren es eher Männer, die man für Hexer und Wehrwölfe hielt.
    Die Hexenverfolgung fand vermutlich nicht überall in ganz Europa statt, sondern eher punktuell, in diversen Regionen. Raum Köln, Paderborn, Westfalen und Thüringen waren stark betroffen. Hingegen in der Stadt Regensburg soll kein einziger Hexenprozess stattgefunden haben.
    Nicht jeder Hexenprozess endete auf dem Scheiterhaufen, wo das Opfer qualvoll bei lebendigem Leibe unter den Flammen starb. In den meisten Fällen, so nimmt man heute an, wurde die/der Angeklagte befragt, leider auch manches Mal gefoltert, dann aber wieder laufengelassen. Das Foltern bis zum Geht-nicht-mehr und die anschließende Verurteilung zum Tode auf dem Scheiterhaufen hat vermutlich nur in den punktuellen Regionen stattgefunden. Man schätzt heute: Von 100 Hexen-Anklagen endeten vielleicht 5 auf dem Scheiterhaufen.
    Viele Folterinstrumente, die heute in mittelalterlichen Museen besichtigt werden können, wurden wohl erst im 19. Jahrhundert hergestellt. Vielleicht um den damaligen Menschen zu suggerieren, wie schrecklich es in noch früheren Zeiten war.
    Mein Vater (1936 – 2018) hat als Kind in der Schule noch gelernt: In Europa gab es wahrscheinlich ca. 2 bis 3 Millionen Opfer der Hexenverfolgung. Ich (Jahrgang 1972) habe als Kind Anfang der 80er Jahre in der Schule gelernt: Wahrscheinlich 150.000 bis 300.000 Opfer. Heute nimmt man an: Wahrscheinlich um 50.000 Opfer. Natürlich sind das 50.000 Opfer zu viel, und ebenso natürlich war das, was geschehen ist, entsetzlich, aber man darf nicht annehmen, dass ganz Europa von Spitzbergen bis Catania, von Lissabon bis Moskau einem ungezügelten Wahn verfallen war und keine Frau, auf die auch nur der leiseste Verdacht fiel, eine Hexe zu sein, auch nur die geringste Chance hatte, dem Scheiterhaufen zu entgehen. Es hat stattgefunden, aber wohl nur vereinzelte Spitzen.
    (Quelle: Wikipedia, Artikel „Hexenverfolgung“)
    Deshalb finde ich: Als Einzelschicksal in Bezug auf die Hexenverfolgung ist der Roman hochinteressant, aber er sollte besser nicht als Verallgemeinerung gesehen werden.

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  • 5 Sterne

    Goldie-hafi, 19.07.2023

    Als Buch bewertet

    Absolut mitreißend und spannend verknüpft die Autorin hier die beiden Zeitstränge aus der Jetztzeit und dem Jahr 1580. Die Geschichte der Abelke Bleken, einer Bäuerin in den Marschlanden vor Hamburg, die ihren Hof entgegen jeder Norm 1580 allein bewirtschaftet mit allen Konsequenzen entgegen der Traditionen, mit dem geltenden Deichrecht und der Deichpflicht für die Anwohner. Spannend sind diese historischen Hintergründe in eine Geschichte gebracht und gut recherchiert. Unter die Haut ging mir die Schilderung einer verheerenden Sturmflut und die Ignoranz der Männer auf die Warnungen einer Frau. Der zweite Strang um die Geologin Britta Stoever und ihre Familie, die in die Marschlande zieht, zeigt viele der heutigen immer noch vorhandenen Schwierigkeiten einer Frau mit Kindern, Wiedereinstieg in den Beruf und Neuorientierung auf. Geschickt, wie beide Geschichten ineinandergreifen, da Britta sich mit der Landschaft und den Menschen der Gegend auseinandersetzen muss und so beginnt, die Vergangenheit der Gegend zu recherchieren. Ein starker Roman, die die Frauen im Fokus hat, aber nicht einseitig, sondern auch zeigt, welchen Preis man für was zahlen muss. Tolles Lesehighlight!

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  • 5 Sterne

    Angelina B., 06.08.2023

    Als Buch bewertet

    In diesem bewegenden Roman entführt uns die Autorin Jarka Kubsova in die unberührte Schönheit der Hamburger Marschlande vor rund 500 Jahren und verknüpft gekonnt die Geschichten zweier Frauen. Die emsige Bäuerin Abelke Bleken, die mutig für ihr selbstbestimmtes Leben kämpft und dennoch Opfer von Ungerechtigkeit und Verleumdung wird. Und die moderne Geografin Britta Stoever, die nach ihrem Umzug in die gleiche Region auf die Spuren von Abelke stößt und erschreckende Parallelen zu ihrem eigenen Leben entdeckt. Kubsovas Schreibstil bezaubert mit bildhaften Beschreibungen der malerischen Deichlandschaft und bringt uns die Gefühle und Herausforderungen beider Frauen nahe. Die Geschichte regt zum Nachdenken über die Rolle starker, unangepasster Frauen damals und heute an. Kubsova verwebt geschickt historische Fakten mit fesselnden Handlungssträngen, die den Leser in den Bann ziehen. Ein Buch, das unter die Haut geht und noch lange nachwirkt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für fesselnde Geschichten mit historischem Hintergrund interessieren und nachdenkliche, starke Frauenporträts schätzen.

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