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  • 5 Sterne

    57 von 70 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 18.06.2020

    Als eBook bewertet

    Bei diesem Buch handelt es sich um eine Familiengeschichte, die sich über 3 Generationen erstreckt.

    Käthe musste mit ihren Töchtern während des Krieges aus Breslau fliehen und sie alleine durch ringen, bis ihr Mann aus dem Krieg zurück kommt. Weil sie stark traumatisiert ist, übernimmt die älteste Tochter, selbst gerade 12 Jahre alt, die Verantwortung für Mütter und Schwester.
    Anastasia, die Tochter, wird erwachsen und irgendwann selbst Mutter. Ihre Tochter Lilith kommt später in die Situation, dass sie das Kind ihrer Freundin, die gestorben ist, aufnehmen soll. Sie glaubt, daß nicht zu können, weil sie sich selbst von ihrer Mutter nicht geliebt gefühlt hat...

    Dies ist eine sehr tiefgehende Geschichte. Nachdem man sie gelesen hat, ist einem klar, dass jeder Mensch sein eigenes Paket zu tragen hat und aus seinem Leben das Beste macht, was er kann. Wir urteilen viel zu leicht über einen Menschen, ohne seine Geschichte zu kennen. Ich finde, das wird hier sehr gut deutlich.

    Mir hat das Buch total gut gefallen. Es liest sich gut, der Schreibstil ist packend und gut zu lesen. Die Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten sind toll und realistisch dargestellt. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter!

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  • 5 Sterne

    34 von 49 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 22.06.2020

    Als eBook bewertet

    Welche Auswirkungen haben die Schrecken des Krieges auf die nachfolgenden Generationen? Stefanie Gregg wurde durch ihre eigene Familiengeschichte dazu animiert, sich in ihrem Roman „Nebelkinder“ mit diesem Thema zu beschäftigen.
    Robert ist Liliths große Liebe und doch reicht es nicht für ein gemeinsames Leben. Er heiratet eine andere. Eines Tages bittet Robert Lilith, dass sie seinen Sohn Aaron aus einer außerehelichen Beziehung aufnimmt, da die Mutter gestorben ist. Lilith fühlt sich dazu nicht in der Lage. Ihre Mutter Anastasia will ihr eine Entscheidung ermöglichen und verlangt, dass sie gemeinsam eine Reise nach Breslau machen. Dort erfährt Lilith so nach und nach, was ihrer Großmutter Käthe und ihrer Mutter Ana im Krieg widerfahren ist. Über dieses Thema wurde zuvor nicht gesprochen und doch war es immer unterschwellig präsent. Lilith beginnt zu verstehen, warum sie so ein distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte.
    Ich bin selbst ein Kind der Nachkriegsgeneration und kenne dieses Schweigen. Es verfestigt sich und oft ist man erst nach vielen Jahren soweit zu hinterfragen und dann ist es oft zu spät
    Käthe hat vieles aufgegeben, um mit ihrer großen Liebe Ludwig zusammen zu sein. Ihr wird viel abverlangt und dann beginnt der Krieg. Sie will nicht weg aus Breslau, weil sie Angst hat, dass sie Ludwig nicht mehr wiedersieht, wenn sie weggeht. Doch ihre Schwester Selma drängt zur Flucht. Ihre Not wird ausgenutzt und Käthe zieht sich immer mehr in sich zurück. So muss Ana vorzeitig erwachsen werden und sich um Käthe und ihre kleine Schwester Leni kümmern. Aber auch in der Nachkriegszeit in München ist es Ana, die viel Verantwortung für ihre Familie übernimmt. Glücklicherweise sind Selma und ihr Sohn Wolfi oft eine Hilfe.
    Es ist einfach furchtbar, was die Frauen und ihre Kinder auf der Flucht mitmachen. Diese Erlebnisse müssen Traumata nach sich ziehen, doch man redete nicht drüber und versuchte alles abzuschütteln und nach vorne zu sehen. Ich habe mitgelitten, als ich diese Geschichte gelesen haben, aber irgendwie kamen mir bis auf Ana die Personen nicht nahe. Trotzdem hat mich dieses Buch gepackt.
    Es ist eine berührende und tragische Familiengeschichte.

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  • 5 Sterne

    6 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 04.07.2020

    Als Buch bewertet

    Wenn sich der Nebel lichtet...
    2017. Die 39-jährige unverheiratete Lilith lebt in München, als sie erfährt, dass ihre Cousine gestorben ist und einen kleinen Sohn hinterlässt. Robert ist der Vater des kleinen Jungen und bittet sie, sich um seinen Sohn zu kümmern, was Lilith gar nicht recht ist. Als sie sich diesbezüglich an ihre Mutter Ana wendet, zu der sie ein recht angespanntes Verhältnis hat, beschließt diese, mit Lilith in ihr die Heimat ihrer Kindheit ins polnische Breslau zu reisen, um ihrer Tochter die Erlebnisse ihrer Vergangenheit näher zu bringen. Diese Reise birgt nicht nur eine neue Chance für das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, sondern lässt Lilith erkennen, weshalb ihre Mutter all die Jahre so distanziert war…
    Stefanie Gregg hat mit „Nebelkinder“ einen eindringlichen und berührenden Roman vorgelegt, der sich stark an die persönliche Familiengeschichte der Autorin anlehnt. Sie selbst ist ein „Nebelkind“, eine Enkelin der Kriegsgeneration, deren Leben mehr oder weniger stark unter den Erlebnissen und deren Einflüssen steht, die die Vorfahren durchleben mussten. Ihre Erkenntnisse hat sie wunderbar in ihre Geschichte miteinfließen lassen, was ihr eine besondere Authentizität verleiht. Der flüssige und gefühlvolle Erzählstil holt den Leser sofort ab und lässt ihn zwischen den Seiten versinken, um sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu bewegen, während er verschiedenen Perspektiven folgt. So erlebt der Leser gemeinsam mit Käthe, ihren Töchtern Ana und Helene sowie Käthes Schwester Selma und deren Anhang 1945 die strapaziöse Flucht vor den russischen Soldaten aus Breslau nach Bayern hautnah mit, bei der vor allem Käthe ein Trauma davongetragen hat, von dem sie sich nie wieder erholte. Ana war damals erst knapp 13 Jahre alt und hatte von einem Moment auf den anderen die Verantwortung der Familie auf ihren Schultern, was für so ein junges Mädchen nicht nur eine große Last, sondern auch prägend für das restliche Leben ist. Aber auch die Gegenwart um Ana und Lilith sowie ihre Beziehung zueinander ist für den Leser sehr aufschlussreich und offenbart die weitreichenden Folgen der damaligen Flucht bis ins Jetzt hinein. Die Autorin jongliert zwischen den Zeiten und lässt den Leser erst nach und nach das Gesamtbild erfassen, was ihr sehr gut gelungen ist, stehen doch die drei Frauenschicksale für viele, die Ähnliches erlebt haben.
    Die Charaktere sind sehr authentisch und individuell gezeichnet, wirken glaubhaft und realistisch. Der Leser kann sich unter ihnen niederlassen, ihre Erlebnisse mitverfolgen und ihre jeweilige Entwicklung beobachten. Käthe ist eine eher schwache Frau, die von ihrer Schwester zur Flucht überredet werden muss. Sie will lieber auf ihren Ehemann warten, als sich und die Kinder in Sicherheit zu bringen. Die Erlebnisse auf der Flucht haben Käthe endgültig gebrochen, sie zieht sich in sich zurück, ist hilflos und kraftlos. Ana muss schnell erwachsen werden, denn ihr bleibt gar nichts anderes übrig, als sich um die jüngere Schwester Helene und ihre Mutter zu kümmern. Eigene Wünsche und Träume haben da keinen Platz, das Verantwortungsgefühl ist immer stärker und zieht sich durch Anas ganzes Leben. Gefühle wie Wärme und Liebe bleiben da auf der Strecke, denn sie hat immer funktionieren müssen. Lilith fühlt sich von ihrer Mutter abgelehnt und ungeliebt, was sich auf ihr eigenes Lebensmodell überträgt. Sie wirkt oft unsicher und unentschlossen sowie tieferen Gefühlen nicht fähig. Aber auch Selma, Wolfi und Robert spielen wichtige Rollen in diesem Buch.
    „Nebelkinder“ berührt, schockiert und enthält so viel Wahres über die Generationen, die dies alles durchmachen mussten. Eine wichtige Geschichte für ein besseres Verständnis und um daraus zu lernen. Absolute Leseempfehlung!!!

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  • 5 Sterne

    12 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina W., 15.06.2020

    Als eBook bewertet

    Obwohl es ein Roman ist, war die Lektüre für mich auch beklemmend: so manche Sätze und die Atmosphäre kenne ich gut aus der eigenen Familie. Zwar war unsere Geschichte komplett anders, aber die Autorin hat die Stimmung ganz authentisch beschrieben.
    Auch auf Grund meiner eigenen Familiengeschichte habe ich dieses Buch fast in einem Rutsch verschlungen. Es ist meiner Meinung nach aber auch für Leser geeignet, die so was nicht erlebt haben oder aus Erzählungen der Eltern/Großeltern kennen. Die Autorin beschreibt ein Stück deutsche Geschichte, die erst in den letzten ca. 2 Jahrzehnten überhaupt erwähnt und bearbeitet werden darf.
    Sicher war es schlimm, die Heimat verlassen zu müssen, aber das Gefühl, hier – im eigenen Land – unwillkommen zu sein, hat enorme psychische Schäden verursacht, die Generationen übergreifend sind.
    Das hat Stefanie Gregg sehr gut gelöst, indem sie Handlung in Nachkriegsjahren UND in der Gegenwart ansiedelt. Die Reise, die Mutter und Tochter – Kriegskind und Kriegsenkelin – in die verlorene Heimat antreten, gibt ihnen auch die Möglichkeiten, ihr belastetes Verhältnis zu beleuchten.
    So manchen Satz, den Ana sagt, kenne ich nur zu gut.
    Ich fand darüber hinaus erschreckend, wie die Deutschen über die Flüchtlinge und Vertriebenen gedacht (und sie behandelt) haben. Leider hat sie da in vielen Köpfen absolut nichts geändert! Das Thema ist immer noch aktuell.
    Eine lohnenswerte Lektüre, die durch die Protagonisten aber nicht düster, sondern durchaus auch unterhaltsam und heiter ist.
    Bitte unbedingt lesen!

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilofee, 08.07.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Nebelkinder ist ein Herzensbuch der Autorin und ich kann es nur bestätigen.
    Auch für mich ist es ein Herzensbuch. Nebelkinder nennt man die Generation der Kriegsenkel. Die haben eigentlich nichts mehr mit dem Krieg zu tun und sind dennoch von den Traumata ihrer Großeltern/Elterngeneration mehr oder weniger bewusst geprägt.
    In diesem wunderbar geschriebenen Roman begleiten wir die Hauptcharaktere Käthe, Ana und Lilith.
    Die Geschichte wird in mehreren Erzählsträngen erzählt und springt immer wieder zurück in die Kriegszeit. Flucht und Vertreibung werden sehr realistisch wiedergegeben. Das ist auch kein Wunder denn Stefanie Gregg verarbeitet hier auch zum Teil ihre eigene Geschichte.
    Auch ich bin ein Nebelkind und konnte, obwohl meine Familie aus Ostpreußen fliehen musste, durchaus parallelen festellen. Da alles sehr realistisch wiedergegeben wird, ist es manchmal etwas schwer auszuhalten.
    Aber es kommen zum Glück auch sehr viele schöne Erlebnisse zum Vorschein. Die Familie fasst in München Fuß, der Vater kommt aus dem Krieg zurück und langsam kehrt wieder so etwas wie Normalität ein.
    Es ist ein sehr berührender Roman. Unprätentiös und lebensnah erzählt, so das es nie rührselig oder kitschig wird.
    Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.
    Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen.
    Hier wird Zeitgeschichte aus Sicht einer Familie spannend und authentisch vermittelt.
    Für mich ist das Buch einen Kauf wert, weil es zeigt was eine Vertreibung aus der Heimat wirklich bedeutet.
    Ein Buch das lange nachklingt.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 15.06.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Traumatische Erlebnisse
    Die deutsche Schriftstellerin Stefanie Gregg führt uns mit dem Roman Nebelkinder in die Zeit der Flucht aus Schlesien nach den zweiten Weltkrieg.
    Die Autorin hat diese Zeit gut recherchiert. Meine Mutter ist ein Flüchtling, da weiß ich schon viel von der Zeit. Ich bin da immer wieder interessiert.

    !945, flieht Käthe mit ihren Töchtern Ana und Lena und der Schwester Selma und ihrem Sohn aus Breslau. Sie landen in München. Käthe hat besonders gelitten, aber auch die Töchter leiden. Lena hat nachts Alpträume und Ana muss viele Mutterpflichten übernehmen.

    Anas Tochter ist eine Nebeltochter, denn es wird wenig erzählt. Warum Ana mit ihr übertrieben und seltsam reagiert, erfährt die erst 2017 von ihrer Mutter.

    Die Autorin hat sich viel Mühe gemacht alles realistisch zu erzählen.

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  • 3 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike B., 17.07.2020

    Als Buch bewertet

    In ihrem Roman „Nebelkinder“ widmet sich Stefanie Gregg der Generation der sogenannten „Kriegsenkel“, also den Menschen, die den Krieg nicht persönlich erlebten, aber dennoch seelisch und in ihren Beziehungsmustern zutiefst durch die Traumata von Eltern und / oder Großeltern geprägt wurden.
    Ein faszinierendes und wichtiges Thema, das in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr Raum gewinnt. Ich bin seit vielen Jahren therapeutisch und in psychosozialen Projekten mit Kriegsüberlebenden mit dem Thema konfrontiert und natürlich auch durch die eigene Familiengeschichte betroffen (wer ist das nicht in unserer Generation?). Entsprechend gespannt war ich auf das Buch.
    Kurz zum Inhalt: Lilith hatte noch nie das beste Verhältnis zu ihrer Mutter Ana(stasia). Gab es wirklich nie Wärme in dieser Beziehung oder konnte die Mutter ihre Liebe und Zuneigung nur durch Regeln, Kontrolle und Ängste zum Ausdruck bringen? Das ist die emotionale Nebelbank, die zwischen den beiden Frauen liegt. Lilith steht nun vor einer Lebensentscheidung: Soll sie das Kind einer verstorbenen Freundin aufnehmen? Die Hintergrundgeschichte zum Kind und dessen Vater ist kompliziert und ich will hier nicht spoilern – aber eins ist klar: Irgendwie ist Lilith nicht in der Lage Beziehungen tragfähig zu gestalten. Auf gewisse Weise steht sie sich ständig selbst im Weg. Warum nur? Im Entscheidungsprozess, ob sie das Kind nun zu sich nimmt oder nicht, spitzen sich diese Konflikte zu. Schließlich mischt sich Ana ein und geht mit ihrer Tochter auf eine lange Reise – ins moderne Breslau und in die Vergangenheit.
    Die Konflikte Liliths auszuloten, wäre ein spannendes Thema gewesen, aber Stefanie Gregg hat noch weiter ausgeholt: Sie dehnt die Geschichte zusätzlich auf die Lebensgeschichte von Großmutter Käthe aus, die gemeinsam mit ihren Kindern 1945 noch einen Platz im letzten, vollkommen überfüllten Zug ergatterte, der Breslau verließ, bevor die Russen einmarschierten. Sie zahlte einen entsetzlichen Preis für dieses „Privileg“ – einen Preis, der sie für den Rest ihres Lebens zeichnen sollte und vieles von dem erklärt, was Jahrzehnte später Ana und Lilith das Leben schwer machen wird.
    So viel zur Architektur des Romans. Für jemanden, der sich mit den Themen Flucht, Vertreibung und Kriegstrauma noch nie auseinandergesetzt hat, bietet das Buch eine fundierte und gut lesbare Darstellung des Themas. Interessanterweise habe ich eine Bekannte, die im Alter von Ana ebenfalls aus Breslau fliehen konnte und mir vieles von dem bestätigt, was im Buch beschrieben wird. Offenbar wurde hier sehr gut recherchiert (was auch aus dem Anhang hervorgeht). Leider habe ich die Dinge, die dort erzählt werden, so oder so ähnlich schon so oft gelesen, dass mir hier mit der sehr gefälligen Sprache die unverbrauchte Sicht auf die schlimmen Tatsachen einfach fehlt. Es liest sich gut und flüssig, aber eher wie ein Abenteuerroman. Wirklich ins Innerste getroffen war ich kaum. Was verwundert, da ich nicht abgebrüht bin und die geschilderten Vorkommnisse wirklich schlimm sind. Ich habe einen anderen Verdacht: Die Erzählmuster des Romans erinnern mich stark an das anekdotische Erzählen, das in Nachkriegsfamilien üblich war. Wie heißt es so schön: Opa erzählt vom Krieg – und alle hören weg. Niemanden interessiert es. Warum? Weil das Erzählen ritualisiert ist und – trotz schlimmer Details – an der Oberfläche des Sagbaren und Erlaubten bleibt. Einzig eine Ausnahme sticht heraus: Ludwig, der Vater, der angeblich unbeschadet durch seine Militärzeit in Italien kam, reist mit der Familie für einen unbeschwerten Urlaub in den Süden. Die Episode, in der er sich vor Grauen geschüttelt auf einer leeren, sonnenbeschienenen Straße in einer kleinen italienischen Stadt krümmt und überall Blut sieht, ist in dieser Hinsicht eine der ehrlichsten und besten im ganzen Roman.
    So mäandern wir durch Kapitel und Zeiten, treffen die Figuren, die sich nicht wirklich verändern, sondern in Variationen das immer selbe Trauma inszenieren und durchleiden. Der Rest ist Schweigen. Als Autorin stand Stefanie Gregg vor der großen Herausforderung dieses Schweigen und das ritualisierte Erzählen aufzubrechen und durch eine aufrichtige Art der Kommunikation zu ersetzen. Sie wählt dazu verschiedene dramaturgische Kunstgriffe, die man gerne in Kauf nimmt, da sie die Handlung vorantreiben, aber dennoch bleibt das Künstliche, Konstruierte – ist es wirklich glaubwürdig, dass die Mutter, die ein Leben lang geschwiegen hat, für einen ihr vollkommen fremdes Kind wieder in die Abgründe der eigenen Vergangenheit steigt? Bei der beschriebenen Reise ist Ana 85 Jahre alt und offenbar noch sehr rüstig und nicht den Hauch von dement. Nach meiner persönlichen Erfahrung sind es aber gerade körperlicher Verfall und das Nachlassen der geistigen Kräfte, die eine solche seelische Öffnung bahnen. Allerdings wird dann nicht schlüssig erzählt und berichtet, dann wird durchlitten und agiert ... Leider bleibt die Erzählung an genau diesen Punkten von schmerzhafter Oberflächlichkeit, ja steigert (oder beschränkt) sich am Schluss zu einer Art Fachartikel, indem in Form einer blitzartigen „Erkenntnis“ die wichtigsten Punkte zum Phänomen Nebelkinder referiert werden. Dies ist alles sehr schlüssig aber nach meinem Geschmack wird es der Tiefe des Themas nicht gerecht.
    Mit einer Ausnahme: Gut gefallen hat mir die Schilderung des Moments, in dem Lilith erkennt, dass es ihre Lebensaufgabe ist, glücklich zu werden. Das Dilemma ist nur, dass diejenigen, die sie erzogen, nicht den geringsten Schimmer von Lebensglück hatten. In der Schilderung dieser tragischen Spirale der enttäuschten Erwartungen schimmert etwas sehr Berührendes durch.
    Leider sind diese Stellen rar gesät. Kriegsbücher gibt es viele und gemessen an anderen Romanen, bietet dieser mir zu viel Klischee. Dennoch ist dieses Buch ein guter Einstieg für LeserInnen, die sich zum ersten Mal mit diesem Thema auseinandersetzen wollen, da es die Durchflechtung generationenübergreifender Traumata darstellt. Und das, was ich als Nachteil schildere, kann für andere LeserInnen ein Vorteil sein: Durch die fehlende Wucht kann man als Leser die Entsetzlichkeiten sozusagen dosiert wahrnehmen. Für manche LeserIn kann dies auch ein Vorteil sein.
    Ich habe zu wenig über das Nebelkind Lilith erfahren. Warum? Die Autorin hat zu viel Zeit damit vergeudet, die alten Kriegsgeschichten wieder und wieder zu erzählen, wie sie im familiären Kontext erlaubt waren – und es sind genau diese Geschichten, bei denen alle mit der Zeit weghören. War die Autorin in dieser Hinsicht zu sehr in der Rolle des folgsamen Kindes. Das ist schade. Die Nebelbank, in der unsere Generation herumstochert, braucht stärkere Scheinwerfer. Und Bücher, die keine Scheu haben, eigene Schmerzen auszuhalten, um dann die Leser mitten ins Herz zu treffen. Denn auch die Verbrecher, welche die Traumata verursachten, kannten weder Scheu noch Skrupel. Wir AutorInnen müssen uns ihnen gewachsen zeigen. Denn wenn der Nebel sich nicht lichtet, haben die Täter ein weiteres Mal gewonnen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    katikatharinenhof, 11.07.2020

    Als Buch bewertet

    Lilith steht vor einer allumfassenden Entscheidung - sie soll das uneheliche Kind ihres Geliebten und ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen und großziehen. Doch wie soll ihr das gelingen, wo ihr doch die eigene Mutter über Jahre hinweg fremd und distanziert geblieben ist. Damit Lilith besser ihre eigene Familiengeschichte versteht, fährt Ana mit ihr nach Breslau und erzählt ihr endlich, was sich damals wirklich zugetragen hat. Die Nebel lichten sich...

    Stefanie Gregg widmet sich in diesem Buch den Nebelkindern, einer ganzen Generation von Kriegsenkeln, die über vieles, was damals geschehen ist, bewusst von ihren Eltern und Großeltern im Unklaren gelassen werden. Die Erlebnisse der Kriegsgeneration werfen bis heute ihre Schatten voraus und sorgen dafür, dass ein gewisser Abstand zwischen den einzelnen Generationen vorhanden ist und manchmal unüberwindbar scheint.

    Die Autorin lässt die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges wieder lebendig werden, die eisige Kälte und der frostige Winter dringend regelrecht durch die Seiten und fressen sich in die eigenen Knochen. Flucht und Vertreibung, Angst und Hunger und die traumatischen Erlebnisse des Flüchtlingstrecks werden für den Leser spür- & erlebbar, wenn Ana für Lilith die Zeit zurückdreht und endlich erzählt, was sie als Jugendliche erlebt hat.

    Käthe, Liliths Großmutter, kämpft wie eine Löwin für das Überleben ihrer Kinder und wird dabei selbst zur Gejagten, die ein Leben lang die Narben von Not, Elend und Misshandlung während des Krieges auf ihrer geschunden Seele trägt und diese nicht mehr heilt. Ihr psychisches Trauma lässt eine emotionale Verarbeitung der Kriegserlebnisse nicht zu und sorgt so dafür, dass ihr die eigenen Kinder fremd bleiben und sie sie körperlich und gefühlsmäßig auf Abstand hält.

    Dieses Verhalten für dazu, dass sich dieses "erlernte" Muster auf Ana und ihre Tochter Lilith überträgt und so eine enge Mutter-Tochter-Verbindung kaum möglich ist.

    Stefanie Gregg schildert mit leisen, einfühlsamen, aber doch sehr eindringlich Worten die Geschichte, haucht ihren Figuren Leben ein und lässt so das Gefühl entstehen, dass sich Ana im Dialog mit dem Leser befindet. Die Szenen sind mit plastischen Bildern unterlegt und so wird das Buch zu einem ganz besonderen Leseereignis. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Generationen der Familie werden für den Leser deutlich und ermöglichen so, in die Rollen der jeweiligen Protagonisten zu schlüpfen und so die unbewusste Übermittlung der Erfahrungen mitzuerleben, mitzufühlen und ebenfalls zu erleiden.

    Ein sehr gefühlvolles Buch, das zum Nachdenken über die eigene Familiengeschichte anregt und noch lange, lange nachklingt.

    Absolute Leseempfehlung !

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tine G., 07.07.2020

    Als Buch bewertet

    Nebelkinder von der Autorin Stefnie Gregg ist eine Geschichte die das Schicksal 3 Generationen beinhaltet.

    Wir lernen Käthe, Anastasia und Lilith kennen. Käthe stammt aus sehr gutem Haus, mit ihren Kindern muß sie schweren Herzen Breslau verlassen, als der Krieg seinen Höhepunkt erreicht. Sie landen auf einem Bauernhof, wo sie in einem Kuhstall ein Dach über dem Kopf haben. Traumatisiert von den Ereignissen der Flucht übernimmt Anastasia , die ältere Tochter, die Versorgung. 1945 bekommen sie dann eine Wohnung in München zugeteilt. Als Ana eine eigene Familie gründet kann sie nur schwer ein inniges Verhältnis zu ihrer Tochter, Lilith, aufbauen. Bis sie 2017 mit ihr nach Breslau fährt und ihrer Tochter langsam näher kommt, denn sie erzählt ihre emotionale Geschichte.

    Ich bin selbst ein Nebelkind, so nennt man die Nachkriegskinder und Enkelkinder der Kriegsflüchtlinge. Dadurch konnte ich das Verhalten von Ana und Lilith sehr gut nachempfinden. Meine Mutter zeigt genau das selbe Verhalten.

    In dieser Geschichte wird der Leser mit der ganzen Grausamkeit der Flüchtlinge konfrontiert. Man kann sich, auch wenn man nicht betroffen ist, sehr gut mit den Protagonisten auseinander setzen. Durch die leicht vertständliche, manchmal sogar humorvolle Schreibweise fliegt man von Kapitel zu kapitel und kann das Buch nur schwer aus der Hand legen. Immer wieder gleiten wir von der Gegenwart in die Vergangenheit und können hautnah am Geschehen teilnehmen.

    Die Autorin hat mich mit ihrer Geschichte total begeistert und ich habe gelernt warum meine Mutter, heute 84 Jahre, nicht viel über die damalige Zeit erzählt und auch ihre Emotionen sehr zurück hält.

    Ich kann das Buch aus tiefster Seele weiterempfehlen für Leser, die historisch Interessiert sind. Ich würde gerne mehr Sterne geben, kann aber leider nur 5 verteilen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilofee, 08.07.2020

    Als Buch bewertet

    Nebelkinder ist ein Herzensbuch der Autorin und ich kann es nur bestätigen.
    Auch für mich ist es ein Herzensbuch. Nebelkinder nennt man die Generation der Kriegsenkel. Die haben eigentlich nichts mehr mit dem Krieg zu tun und sind dennoch von den Traumata ihrer Großeltern/Elterngeneration mehr oder weniger bewusst geprägt.
    In diesem wunderbar geschriebenen Roman begleiten wir die Hauptcharaktere Käthe, Ana und Lilith.
    Die Geschichte wird in mehreren Erzählsträngen erzählt und springt immer wieder zurück in die Kriegszeit. Flucht und Vertreibung werden sehr realistisch wiedergegeben. Das ist auch kein Wunder denn Stefanie Gregg verarbeitet hier auch zum Teil ihre eigene Geschichte.
    Auch ich bin ein Nebelkind und konnte, obwohl meine Familie aus Ostpreußen fliehen musste, durchaus parallelen festellen. Da alles sehr realistisch wiedergegeben wird, ist es manchmal etwas schwer auszuhalten.
    Aber es kommen zum Glück auch sehr viele schöne Erlebnisse zum Vorschein. Die Familie fasst in München Fuß, der Vater kommt aus dem Krieg zurück und langsam kehrt wieder so etwas wie Normalität ein.
    Es ist ein sehr berührender Roman. Unprätentiös und lebensnah erzählt, so das es nie rührselig oder kitschig wird.
    Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.
    Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen.
    Hier wird Zeitgeschichte aus Sicht einer Familie spannend und authentisch vermittelt.
    Für mich ist das Buch einen Kauf wert, weil es zeigt was eine Vertreibung aus der Heimat wirklich bedeutet.
    Ein Buch das lange nachklingt.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 05.07.2020

    Als Buch bewertet

    Inhalt übernommen:

    München, 1945. Zusammen mit ihrer Mutter Käthe ist Ana aus Breslau geflohen. Käthe leidet unter den Traumata des Krieges, und so muss Ana die Verantwortung für die Familie übernehmen: aufbauen, arbeiten und Sicherheiten schaffen.
    Als Ana sich verlobt und ihr lang ersehntes Kind erwartet, scheint sie es endgültig geschafft zu haben, die Wunden des Krieges hinter sich zu lassen. Doch kurz vor ihrer Hochzeit mit Jochen, trifft sie ihre Jugendliebe Franz wieder. Die Nacht mit ihm ist nicht das einzige Geheimnis,das Ana in den folgenden Jahrzehnten vor ihrer Tochter Lilith verbirgt. Erst als Lilith vor einer großen Entscheidung steht und den Sohn ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen soll, erfährt sie auf einer gemeinsamen Reise mit Ana nach Breslau, was damals wirklich geschehen ist....

    Meine Meinung:

    Die Autorin hat sich, inspiriert durch ihre eigene Familiengeschichte des Themas „Nebelkinder“angenommen. Mir war dieser Begriff bis dahin völlig fremd.
    Die im Mittelpunkt stehenden Frauen, aus drei Generationen, sind jede auf ihre Art, durch die Vergangenheit geprägt.
    Während es bei Lilith hauptsächlich um das distanzierte und an Lieblosigkeit grenzende Verhältnis zu ihrer Mutter geht,sind es bei Ana und deren Mutter Käthe die Schatten des Krieges, welche tiefe Narben hinterlassen haben.
    Die Geschichte wird wechselnd auf verschiedenen Zeitebenen erzählt,was ihren besonderen Reiz ausmacht.
    Man wird beim Lesen nicht geschont, ich hatte manchmal einen dicken Kloß im Hals und musste das Buch öfter für kurze Zeit zur Seite legen.
    Jedoch ist es der Autorin gelungen, zwischen all den schrecklichen Erlebnissen kleine Lichtblicke zu streuen, wie zum Beispiel die Geschichte von der kleinen Hummel Malena.
    Neben den drei Protagonistinnen spielten auch noch ein paar andere Personen eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Da ist zum einen Käthes Mann Ludwig,( der als Richter tätig war und sich durch das Naziregime nicht verbiegen ließ)was mir großen Respekt abnötigte.
    Außerdem Agnes, die für Käthe eine wahre Freundin war,obwohl sie selbst kein leichtes Schicksal hatte.
    Und zu guterletzt Franz, der eine wichtige Rolle im Leben von Ana spielte.

    Fazit:

    Eine sehr bewegende Geschichte, die mich des Öfteren an meine emotionalen Grenzen brachte. Ich spreche eine Leseempfehlung aus.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anja R., 18.06.2020

    Als eBook bewertet

    1945 muss Käthe mit ihren Töchtern Ana und Leni aus Breslau fliehen. Sie werden dabei von ihrer Schwester Selma und deren Sohn begleitet. Die Familie hat Glück. Sie ergattern Plätze im letzten Zug. Doch schon bald müssen alle feststellen, dass die Reise äußerst gefährlich ist und ihnen, körperlich und seelisch, einiges abverlangt. Besonders Käthe muss einen hohen Preis dafür zahlen und wird dabei stark traumatisiert. Deshalb muss die 13-jährige Ana viel zu früh Verantwortung für sich, ihre jüngere Schwester Leni und auch für die Mutter übernehmen. Viele Jahre später steht Anas Tochter Lilith vor einer großen Entscheidung. Ausgerechnet sie, die während ihrer Kindheit von Ana stets auf Distanz gehalten wurde, soll den Sohn ihrer kürzlich verstorbenen, besten Freundin aufnehmen. Lilith weiß nicht, ob sie dieser Verantwortung gewachsen ist. Denn wie soll sie selbst Liebe, Nähe und Geborgenheit vermitteln, wo sie all das in ihrer Kindheit schmerzlich vermissen musste? Ist sie dazu überhaupt in der Lage? Ana ergreift die Initiative und fährt mit Lilith nach Breslau. Auf dieser Reise öffnet sie sich endlich und lässt Lilith an ihren stets verdrängten Erinnerungen und Gefühlen teilhaben....

    Als "Nebelkinder" bezeichnet man in der Psychologie die Generation der Kriegsenkel. Das sind Kinder, die nach dem Krieg geboren wurden und von denen man meinen könnte, dass sie mit den damaligen traumatischen Ereignissen bewusst nichts mehr zu tun hätten. Doch in der Realität sieht es oft ganz anders aus. Denn auch das Leben dieser Generation kann durch diese Last beeinflusst werden.

    In diesem Roman wird die berührende Familiengeschichte von Käthe, ihrer Tochter Ana und deren Tochter Lilith erzählt. Die Handlung trägt sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zu. Im aktuellen Handlungsstrang beobachtet man Ana und ihre Tochter Lilith. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint sehr unterkühlt zu sein. Mit einer Reise an den Ort von Anas Kindheit, will diese nun das Eis zum Schmelzen bringen und Lilith endlich von der Vergangenheit, die bisher verdrängt und verschwiegen wurde, erzählen. Deshalb gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit der drei unterschiedlichen Frauen, die doch so viel gemeinsam haben. Diese Rückblicke sind nicht immer chronologisch angeordnet, aber so gekennzeichnet, dass man alles mühelos zuordnen kann.

    Es gelingt der Autorin hervorragend, die Strapazen der Flucht so intensiv zu beschreiben, dass man alles lebhaft vor Augen hat und die mörderische Tortur, mit all ihren Gefahren, nachvollziehen kann. Viel zu schnell muss die 13-jährige Ana erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge erfährt man nach und nach, wie es dazu kommen konnte und welche Aus- und Nachwirkungen Krieg und Nachkriegszeit für die drei Frauen hatten. Denn jede einzelne trägt eine Last auf den Schultern, die für die anderen nicht unbedingt wahrzunehmen ist. Obwohl ihre Schicksale dadurch untrennbar miteinander verknüpft sind.

    "Nebelkinder" ist eine intensiv erzählte Familiengeschichte, die berührt und zum Nachdenken anregt.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anja R., 18.06.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    1945 muss Käthe mit ihren Töchtern Ana und Leni aus Breslau fliehen. Sie werden dabei von ihrer Schwester Selma und deren Sohn begleitet. Die Familie hat Glück. Sie ergattern Plätze im letzten Zug. Doch schon bald müssen alle feststellen, dass die Reise äußerst gefährlich ist und ihnen, körperlich und seelisch, einiges abverlangt. Besonders Käthe muss einen hohen Preis dafür zahlen und wird dabei stark traumatisiert. Deshalb muss die 13-jährige Ana viel zu früh Verantwortung für sich, ihre jüngere Schwester Leni und auch für die Mutter übernehmen. Viele Jahre später steht Anas Tochter Lilith vor einer großen Entscheidung. Ausgerechnet sie, die während ihrer Kindheit von Ana stets auf Distanz gehalten wurde, soll den Sohn ihrer kürzlich verstorbenen, besten Freundin aufnehmen. Lilith weiß nicht, ob sie dieser Verantwortung gewachsen ist. Denn wie soll sie selbst Liebe, Nähe und Geborgenheit vermitteln, wo sie all das in ihrer Kindheit schmerzlich vermissen musste? Ist sie dazu überhaupt in der Lage? Ana ergreift die Initiative und fährt mit Lilith nach Breslau. Auf dieser Reise öffnet sie sich endlich und lässt Lilith an ihren stets verdrängten Erinnerungen und Gefühlen teilhaben....

    Als "Nebelkinder" bezeichnet man in der Psychologie die Generation der Kriegsenkel. Das sind Kinder, die nach dem Krieg geboren wurden und von denen man meinen könnte, dass sie mit den damaligen traumatischen Ereignissen bewusst nichts mehr zu tun hätten. Doch in der Realität sieht es oft ganz anders aus. Denn auch das Leben dieser Generation kann durch diese Last beeinflusst werden.

    In diesem Roman wird die berührende Familiengeschichte von Käthe, ihrer Tochter Ana und deren Tochter Lilith erzählt. Die Handlung trägt sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zu. Im aktuellen Handlungsstrang beobachtet man Ana und ihre Tochter Lilith. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint sehr unterkühlt zu sein. Mit einer Reise an den Ort von Anas Kindheit, will diese nun das Eis zum Schmelzen bringen und Lilith endlich von der Vergangenheit, die bisher verdrängt und verschwiegen wurde, erzählen. Deshalb gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit der drei unterschiedlichen Frauen, die doch so viel gemeinsam haben. Diese Rückblicke sind nicht immer chronologisch angeordnet, aber so gekennzeichnet, dass man alles mühelos zuordnen kann.

    Es gelingt der Autorin hervorragend, die Strapazen der Flucht so intensiv zu beschreiben, dass man alles lebhaft vor Augen hat und die mörderische Tortur, mit all ihren Gefahren, nachvollziehen kann. Viel zu schnell muss die 13-jährige Ana erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge erfährt man nach und nach, wie es dazu kommen konnte und welche Aus- und Nachwirkungen Krieg und Nachkriegszeit für die drei Frauen hatten. Denn jede einzelne trägt eine Last auf den Schultern, die für die anderen nicht unbedingt wahrzunehmen ist. Obwohl ihre Schicksale dadurch untrennbar miteinander verknüpft sind.

    "Nebelkinder" ist eine intensiv erzählte Familiengeschichte, die berührt und zum Nachdenken anregt.

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  • 4 Sterne

    Doris S., 09.11.2020

    Verifizierter Kommentar
    Als eBook bewertet

    Eine sehr interessante Erzählung aus den Jahren des 2. Weltkrieges und dem Kampf ums Überleben danach.
    Es erschüttert mich immer wieder wie Menschen mit den Mitmenschen umgehen. Was in dieser Geschichte wieder dargestellt wurde. In dieser Brutalität mit der Frauen und Kinder leben mußten nur mit der Hoffnung es irgenwie zu schaffen und am Ende damit zu überleben.
    Stefanie Gregg kann ich nur empfehlen, denn nur in diesen Romanen erfährt man auch was uns Nachkriegskinder meist nicht erzählt wurde. Danke

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Beate S., 26.07.2020

    Als Buch bewertet

    Nebelkinder


    Stefanie Greg erzählt in ihrem neuen Buch die Geschichte von Kate und ihren beiden Töchtern die während des Kriegs aus Breslau fliehen mussten. Sie waren auf sich alleine gestellt, denn Kates Mann war im Krieg. Kate selbst war in einer Art Dämmerzustand und so kam es das ihre älteste Tochter Anastasia mit 12 Jahren die Mutterrolle übernommen und sich um alles gekümmert hat.


    Die Geschichte von Anastasia wird in zwei Handlungssträngen erzählt. In der Vergangenheit liest man über die Zeit im Krieg als sie die Rolle der Mutter übernommen hat. In der Gegenwart liest man von Anastasia und ihrer Tochter Lilith. Das Verhältnis der beiden ist nicht besonders innig und das hat mich dann schon erschüttert. Anastasia, die als Kind automatisch die Mutterrolle übernommen hat, die für alle da war - unfassbar (vielleicht aber auch nicht) das sie bei ihrem eigenen Kind die Liebe nicht zeigen konnte. Lilith wird eines Tages gebeten das Kind einer Freundin aufzunehmen, ihm ein Heim zu geben, aber sie weiß nicht ob sie das kann. Sie erzählt ihrer Mutter davon und diese sieht das Ganze mit anderen Augen. Der Moment ist da in dem Anastasia ihre Vergangenheit aufarbeiten muss und Lilith soll sie auf eine Reise begleiten die ihr den Weg weisen soll und sie gleichzeitig verstehen lässt warum ihre Mutter keine Gefühle zeigen kann.


    Bei der Wahl des Titels zu ihrem neuen Buch hat Stefanie Gregg ein gutes Händchen gehabt. "NEBELKINDER" - bedeutet nämlich nichts anderes wie "Kriegsenkel" die sich selbst noch suchen und darüber hinaus ihre Familie finden. Genauso geht es Lilith. Dadurch das ihr ganzes Leben das Gefühl hatte das ihre Mutter sie nicht lieben konnte, denkt sie nun auch da sie keine Muttergefühle in sich hat und schon gar nicht für ein "fremdes" Kind. Die Reise mit ihrer Mutter zeigt ihr das sie ihre Mutter nie richtig kennengelernt hat und auch das mit jedem neuen Tag ein bissel Schatten von ihrer Mutter weicht und sie lernt sie neu kennen.
    Mich hat die Geschichte von Stefanie Gregg mitten ins Herz getroffen und man spürte während des Lesens das es für sie nicht einfach nur eine Geschichte war und das hier vieles aus der Vergangenheit verarbeitet wurde. Der Schreibstil war passend und die Charaktere hatten Ecken und Kanten. Besonders gut gefallen hat mir das man sich die Flucht von Brezlau richtig gut vorstellen konnte, man konnte nachvollziehen und vor allem aber, man fühlte während des Lesens immer mit den Charakteren mit. Es gab viele schockierende, aber auch bewegende Momente und oftmals musste ich heftigst schlucken. Im Laufe der Geschichte versteht man warum Anastasia ihrer Tochter nicht zeigen konnte das sie,sie liebt.
    Die Geschichte von Kate und ihrer Familie, steht für viele Familien und zeigt dem Leser, das manchmal nicht alles ist wie es scheint und jeder traumatische Erinnerungen anders verarbeitet.


    Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlungen und fünf Sterne.

    Für mich war dieses Buch ein Highlight, vor allem auch weil alles sehr authentisch geschildert wurde und man währende des Lesens (nicht immer schöne) Bilder vor Augen hat.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 22.06.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Welche Auswirkungen haben die Schrecken des Krieges auf die nachfolgenden Generationen? Stefanie Gregg wurde durch ihre eigene Familiengeschichte dazu animiert, sich in ihrem Roman „Nebelkinder“ mit diesem Thema zu beschäftigen.
    Robert ist Liliths große Liebe und doch reicht es nicht für ein gemeinsames Leben. Er heiratet eine andere. Eines Tages bittet Robert Lilith, dass sie seinen Sohn Aaron aus einer außerehelichen Beziehung aufnimmt, da die Mutter gestorben ist. Lilith fühlt sich dazu nicht in der Lage. Ihre Mutter Anastasia will ihr eine Entscheidung ermöglichen und verlangt, dass sie gemeinsam eine Reise nach Breslau machen. Dort erfährt Lilith so nach und nach, was ihrer Großmutter Käthe und ihrer Mutter Ana im Krieg widerfahren ist. Über dieses Thema wurde zuvor nicht gesprochen und doch war es immer unterschwellig präsent. Lilith beginnt zu verstehen, warum sie so ein distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte.
    Ich bin selbst ein Kind der Nachkriegsgeneration und kenne dieses Schweigen. Es verfestigt sich und oft ist man erst nach vielen Jahren soweit zu hinterfragen und dann ist es oft zu spät
    Käthe hat vieles aufgegeben, um mit ihrer großen Liebe Ludwig zusammen zu sein. Ihr wird viel abverlangt und dann beginnt der Krieg. Sie will nicht weg aus Breslau, weil sie Angst hat, dass sie Ludwig nicht mehr wiedersieht, wenn sie weggeht. Doch ihre Schwester Selma drängt zur Flucht. Ihre Not wird ausgenutzt und Käthe zieht sich immer mehr in sich zurück. So muss Ana vorzeitig erwachsen werden und sich um Käthe und ihre kleine Schwester Leni kümmern. Aber auch in der Nachkriegszeit in München ist es Ana, die viel Verantwortung für ihre Familie übernimmt. Glücklicherweise sind Selma und ihr Sohn Wolfi oft eine Hilfe.
    Es ist einfach furchtbar, was die Frauen und ihre Kinder auf der Flucht mitmachen. Diese Erlebnisse müssen Traumata nach sich ziehen, doch man redete nicht drüber und versuchte alles abzuschütteln und nach vorne zu sehen. Ich habe mitgelitten, als ich diese Geschichte gelesen haben, aber irgendwie kamen mir bis auf Ana die Personen nicht nahe. Trotzdem hat mich dieses Buch gepackt.
    Es ist eine berührende und tragische Familiengeschichte.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 15.06.2020

    Als Buch bewertet

    Traumatische Erlebnisse
    Die deutsche Schriftstellerin Stefanie Gregg führt uns mit dem Roman Nebelkinder in die Zeit der Flucht aus Schlesien nach den zweiten Weltkrieg.
    Die Autorin hat diese Zeit gut recherchiert. Meine Mutter ist ein Flüchtling, da weiß ich schon viel von der Zeit. Ich bin da immer wieder interessiert.

    !945, flieht Käthe mit ihren Töchtern Ana und Lena und der Schwester Selma und ihrem Sohn aus Breslau. Sie landen in München. Käthe hat besonders gelitten, aber auch die Töchter leiden. Lena hat nachts Alpträume und Ana muss viele Mutterpflichten übernehmen.

    Anas Tochter ist eine Nebeltochter, denn es wird wenig erzählt. Warum Ana mit ihr übertrieben und seltsam reagiert, erfährt die erst 2017 von ihrer Mutter.

    Die Autorin hat sich viel Mühe gemacht alles realistisch zu erzählen.

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  • 4 Sterne

    Lucienne M., 17.07.2020

    Als eBook bewertet

    Inhalt:
    München, 1945. Zusammen mit ihrer Mutter Käthe ist Ana aus Breslau geflohen. Käthe ist traumatisiert, und so ist es an Ana, für ihre Familie zu sorgen. Als sie ihre eigene Familie gründet, scheint der Krieg verwunden, doch ihre Tochter Lilith bleibt ihr seltsam fremd. Viele Jahre später steht Lilith vor einer großen Entscheidung: Ausgerechnet sie, die doch immer unter ihrer distanzierten Mutter gelitten hat, soll den Sohn ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen. Da fährt Ana mit ihr nach Breslau und erzählt ihr endlich, was damals wirklich geschehen ist.

    Meine Meinung:
    Das Cover ist schlicht gehalten, der Titel steht im Vordergrund, das trifft genau meinen Geschmack.
    Auch der Klappentext hat mich neugierig gemacht, weshalb ich das Buch unbedingt lesen musste. Ich wurde nicht enttäuscht und bin sehr froh, es gelesen zu haben. Der Schreibstil ist fehlerfrei, flüssig und bildhaft, so dass es sich angefühlt hat als wäre man dabei.
    Nicht nur die Hauptfiguren sondern auch alle Nebencharaktere sind super durchdacht und runden die Geschichte ab. Die Charaktere sind bunt gemischt aber alle sehr wertvoll für die Story. Man kann sich richtig in der Geschichte fallen lassen und eintauchen in eine andere Welt.
    Insgesamt gesehen ein wirklich schönes Buch.

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  • 4 Sterne

    Philiene, 06.07.2020

    Als Buch bewertet

    Im Jahr 2017 reist Anastasia zusammen mit ihrer Tochter Lilith nach Breslau. Aus der Stadt ist sie als junges Mädchen zusammen mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester geflohen.

    Der Roman Nebelkinder beschäftigt sich mit den Kriegskindern und deren Kindern. Anhand von Lilith, Anastasia und deren Mutter Käthe wird die Geschichte der Familie erzählt. Während des Romanes gibt es viele Zeitsprünge, die Geschichte ist nicht Chronologisch geschrieben und ich hatte zunächst Probleme mich in die Geschichte hineinzufinden. Es ist kein Buch das man Mal so eben nebenbei liest. Nein man muss sich auf die Geschichte einlassen. Aber es lohnt sich. Anhand von Käthe und Anastasia lernt man das Gräul der Zivilbevölkerung im Krieg kennen. An Liliths Geschichte lernen wir, wie es ist mit Menschen zu leben, die nicht über das Vergangene reden wollen. Die Geschichte ist sehr emotional und hat mich noch lange nachdenklich zurück gelassen.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gaby2707, 07.07.2020

    Als Buch bewertet

    Zwischen Vergangenheit und Zukunft – die Nebelkinder

    1945: Der Krieg hält auch in Schlesien Einzug. Käthe Vahrenhorst muss mit ihren beiden Töchtern Anastasia (Ana) und Helene (Lenchen) aus Breslau fliehen. Zusammen mit ihrer Schwester Selma Piontek und ihrem Sohn Wolfi machen sie im allerletzten Zug der fährt auf den Weg nach München. Käthes Mann Ludwig kämpft für´s Deutsche Reich in Italien und will seine Familie nach dem Krieg in München treffen. Käthe ist schwer traumatisiert und so übernimmt die 13-jährige Ana dort die meisten Pflichten des täglichen Lebens.
    Viele Jahre später bittet Robert Balan, die große und leider unerfüllte Liebe Ana´s Tochter Lilith diese, den Sohn ihrer verstorbenen Freundin aufzunehmen. Dabei erfährt Lilith, dass Aaron auch der Sohn von Robert ist. Kann und will sie sich dieser Verantwortung stellen? Als sie ihrer Mutter Ana davon erzählt, ist auch sie der Ansicht, dass Lilith Aaron unbedingt zu sich nehmen soll. Für eine Frau gäbe es nichts Schöneres, als das Kind des geliebten Mannes groß zu ziehen. Worte von der Frau und Mutter von der Lilith in den vielen Jahren nie ein „Ich liebe dich“ gehört hat. Gemeinsam begeben sich Mutter und Tochter schließlich auf die Reise nach Breslau in Ana´s Vergangenheit.

    Wie Stefanie Gregg in ihrem Nachwort schreibt, ist diese Geschichte ein Teil ihrer Familiengeschichte.
    „Nebelkinder“, so wird eine Generation von Kinder bezeichnet, die in den Nachkriegsjahren geboren wurden und die unter den Erlebnissen ihrer Eltern oder Großeltern während der Flucht haben leiden müssen. Auch ich bin so ein Nebelkind, geboren nach dem Krieg, 1954 in Deutschland, nachdem meine Mama und ihre Eltern aus Schlesien haben fliehen müssen. Da hat mich dieses Buch natürlich sehr interessiert. Ich habe aber nicht ahnen können, wie mich dieses Buch bewegen wird und was es mir abverlangt.
    Ich begleite drei sehr unterschiedliche Frauen ein Stück durch ihr Leben. Käthe und ihre Tochter Ana und deren Tochter Lilith, die nach dem Krieg in München geboren wird. Die Geschichte im Heute wird immer wieder unterbrochen durch Ansichten auf die Jahre vor und während der Flucht aus Breslau in Schlesien.
    Es ist so schlimm zu lesen, was die Frauen und auch die Kinder auf der Flucht erleiden mussten. Angst, Hunger, körperliche Gewalt, Demütigungen, der allgegenwärtige Tod – nur ein paar der unmenschlichen Dinge, die anschließend von vielen Frauen und auch Männern verschlossen bzw. über die nicht mehr gesprochen wurde. Kein Wunder, dass viele dieser Menschen ihr anschließendes Leben mit einem Trauma bzw. Depressionen verbracht haben.
    Ganz besonders schlimm finde ich auch die Seiten eines Briefes, den Agnes, eine gute Freundin von Käthe, geschrieben hat und ihr schildert, was sie durch die Soldaten der Roten Armee hat erleiden müssen. Da fragt man sich wirklich, wie viel kann ein Mensch aushalten. Hier erscheint es fast nicht möglich. Und auf der anderen Seite, wie können Menschen einem anderen so etwas antun. Einfach schrecklich und schier unfassbar.
    Um dem Erlebnissen im Krieg auch mal etwas den Schrecken zu nehmen, lässt die Autorin hin und wieder kleine humorige Anekdoten einfließen. So habe ich bei einer Szene im Stall des Bauern, der sie nach ihrer Flucht aufgenommen hat, so schmunzeln müssen. Zwischendurch habe ich mein Kopfkino immer mal wieder ausgeschaltet, weil ich die schlimmen Erlebnisse sonst nicht ausgehalten hätte. Bei diesen kleinen Erlebnissen ist es heiß gelaufen.
    Schön fand ich auch, dass man in den Jahren nach der Flucht gemerkt hat, dass sie in München gelandet sind. Da wird im Kaufhaus Hertie endlich einmal auch etwas gekauft und nicht immer nur angeschaut, man geht ins Hofbräuhaus zum Tanzen und man besucht das Oktoberfest. Bei dem „Woswuistdafüa“ vom kleinen Franz auf dem Bauernhof vor den Toren Münchens weiß man sofort, dass man in Bayern angekommen ist. Aber auch die schlesischen Begriffe, die ich zum Teil noch von meiner Oma kenne, geben der Geschichte den lokalen Anstrich.

    Stefanie Gregg hat mich mit ihrem „Herzensbuch“ gefangengenommen, sehr gut unterhalten, zum Nachdenken gebracht und einige Tränen fließen lassen. Immer wieder habe ich an meine Mama und an meine Großeltern denken müssen, denen es in der ein oder anderen Situation genau so gegangen ist wie Käthe oder Ana. Und es macht mich traurig, dass wir vor vielen Jahren nicht haben über dies alles reden können und sie heute leider nicht mehr da sind.
    Danke liebe Stefanie Gregg für diese emotionale und wunderbare Familiengeschichte, die mich sehr berührt hat.

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