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  • 5 Sterne

    23 von 29 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 16.08.2019

    Als eBook bewertet

    wehmütige Familiengeschichte mit leisem Humor

    Den Roman Otto halte ich für sehr gut geschrieben. Der Stil vermag den Leser emotional zu berühren.
    Dana von Suffrin schreibt ein wenig in der Tradition von Alina Bronski (Der Zopf der Großmutter), dabei verhaltener, gerade was den leisen Humor angeht. Es ist für mich keine Hommage oder Abrechnung, wie es der Klappentext nahelegt. Es ist ein Portrait eines Mannes, der wirklich eine Persönlichkeit ist, gezeichnet von seiner Tochter.

    Otto ist in Siebenbürgen, Rumänien als Jude geboren, er ist dann nach Israel gekommen, bis er schließlich 1978 nach Deutschland ging, heiratete und zwei Kinder bekam.
    Zu Beginn des Buches ist Otto schon alt und im Krankenhaus, er ist aber zäh und rappelt sich immer wieder auf und lebt mit seiner aus Ungarn stammenden Pflegerin Valli, die nur wenige Worte Deutsch kann.

    Die Erzählerin Timna und ihre Schwester Babi haben es nicht einfach mit dem fordernden Otto, aber insgesamt entsteht doch viel Respekt vor Ottos Lebensweg, seiner Lebensklugheit und Lebensgier.

    Immer wieder werden Geschichten aus Ottos Vergangenheit und Vorkommnisse aus der Familie geschildert, manchmal leise wehmütig, oft ironisch humorvoll. Es ist ein Humor, denn ich sehr mag, denn er geht nicht auf Kosten der Figuren, sondern bezieht sich auf die Komik der jeweiligen Situation.

    Man muss immer wieder froh sein, wenn ein junger deutscher Autor einen eigenständigen Ton findet. Das ist bei Dana von Suffrin der Fall und ich habe den Roman gerne gelesen.

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  • 4 Sterne

    12 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaya, 05.08.2019

    Als Buch bewertet

    Otto - das Buch spiegelt ein bißchen meine eigene Lebenssituation wieder, denn auch bei mir ist der Vater pfelgebedürftig, das hält ihn jedoch nicht davon ab, immer wieder seinen Sturkopf durchsetzen zu wollen und vor "guten" Ideen nur so zu strotzen. Anstrengend trifft es da nicht im geringsten. Doch nun zu Otto und seiner Familie - natürlich ist es schwer nach einem selbstbestimmten und akriven Leben als Familienoberhaupt diese Rolle nicht mehr selbständig ausüben zu können sondern auch noch bis zu einem gewissen Grad von anderen Familienmitgliedern abhängig zu sein, und das merkt die Familie des jüdischen Sturkopfes sehr schnell. Zum Glück glorifiziert die Autorin hier nichts sondern zeigt die nervenaufreibende Realität, und mehr als einmal möchte man Otto am liebsten ganz weit weg verbannen schickaniert er doch vor allem seine Töchter vom feinsten. Doch immer wieder gelingt es Dana von Suffrin auch durchblitzen zu lassen wie Otto im Laufe seines Abwechslungsreichen und spannenden Lebens zu dem geworden ist der er nun ist.
    Ein Buch, bei dem ich auch aus persönlicher Erfahrung oftmals mitgelitten habe und das mich auch dazu gebracht hat meine eigene Einstellung und Situation noch einmal zu reflektieren. Manchmal ist es ein bißchen zu verworren und man verliert sich aber insgesamt ein toller Debütroman der Autorin!

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  • 4 Sterne

    9 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miriam G., 22.08.2019

    Als Buch bewertet

    Otto, der pensionierte Ingenieur, gibt das Leben nicht so schnell auf: Mehrfach im Koma und von den Ärzten öfters totgesagt, kämpft er sich ins Leben zurück. Allerdings ist er auf die Hilfe einer Pflegerin und auf die Unterstützung seiner beiden Töchter angewiesen.
    Die überall zu lesende Kurzfassung des Romans finde nicht besonders treffend. In diesem wird Otto als Patriarch beschrieben, den die Töchter ihr ganzes Leben lang loswerden wollen – den Eindruck habe ich keineswegs! Klar, ist Otto manchmal anstrengend, doch sein ständiges Nachfragen macht eher deutlich, dass er sich um seine Töchter sorgt (was nicht wundert, sind beide doch arbeitslos bzw. Geringverdiener). Den so strengen Patriarch finde ich in diesem Buch nicht, stattdessen eher das Gegenteil des liebenden Vaters, der seine Töchter modern und verantwortungsbewusst (vor allem im Vergleich zur alkoholkranken Mutter) auf- und großgezogen hat. Auch kann ich es verstehen, dass er seine Töchter so oft wie möglich sehen möchte, sind sie doch das einzige, was ihm geblieben ist. Auch dass Timna und Babi Otto mit seinem Vornamen ansprechen und nicht mit Ehrfurchtsbezeichnungen wie Vater, deutet auf eine moderne und gleichberechtigte Beziehung hin.
    Was ich ein bisschen schade fand, dass Ottos Vergangenheit so wenig zu Sprache kam. Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg muss für die Familie sehr tragisch gewesen sein, doch dass nahezu alle Verwandten im KZ ermordet wurde, wird nicht großartig thematisiert und durch die beiläufige Erwähnung schon ein wenig bagatellisiert. Auch Babi und Timna scheinen kein großes Interesse an ihrer jüdischen Vergangenheit zu haben, der Versuch, eine Familiengeschichte zu schreiben wird nur halbherzig angefangen. Vor dem Hintergrund hätte das Buch ruhig noch 100-150 Seite mehr haben können.
    Besonders gelungen finde ich es, wie die Autorin ihre Figuren aufbaut und beschreibt. Beide Töchter sind sehr groß und schlank, eine an sich nicht sonderlich bemerkenswerte Tatsache, aber mit welchem Humor und Witz die Äußerlichkeiten von Babi und Timna beschrieben werden, ist wirklich gelungen! Gleiches trifft auch auf die Pflegekräfte zu.
    Überhaupt bringt einem das Buch sehr oft zum Schmunzeln, auch wenn es viele traurige Aspekte gibt wie den zunehmenden körperlichen Verfall von Otto: Das Altern der eigenen Eltern ist wohl für niemanden einfach zu ertragen. Diejenige, die uns unsere Kindheit begleitet und unterstützt haben, sind jetzt selbst auf unsere Hilfe angewiesen und gehen dem Ende ihres Lebens entgegen. Oft sagt man, dass man erst dann richtig Erwachsen wird, wenn die Eltern sterben und man quasi der nächste in der natürlichen Reihenfolge wäre – eine Tatsache, die auch hier in „Otto“ zutrifft.
    Das Buch ist ein humorvoller, aber sehr trauriger Familienroman, den ich absolut empfehlen kann! Wer eine enge und liebevolle Beziehung zu seinen Eltern hat, wird sich in einigen Aspekte wiedererkennen und beim Lesen auch häufig schlucken müssen. Einen Punkt Abzug gibt es für die spärliche Thematisierung von Ottos Vergangenheit.

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  • 4 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 18.08.2019

    Als Buch bewertet

    Familiengeschichte
    Der Roman „Otto“ von der Schriftstellerin
    Dana von Suffrin zeigt das Leben des Familienpatriarchen Otto.

    Otto ist schon ziemlich alt und krank. Nach schwerer Krankheit kommt er aus dem Krankenhaus. Er braucht Pflege, aber er ist nicht einfach. Er ist ein grantiger Patient, aber er war wohl schon immer schwierig.
    Er wurde in Rumänien als Jude geboren hat in Israel die Kriege mitgemacht und dann nach München gezogen.
    Er war schon nicht mehr so jung, als er seine Töchter bekam.
    Mir gefällt Otto trotz allem gut. Seine Töchter haben allerdings einiges auszuhalten, aber er ist eben der Vater. Schon ihre Kindheit war anders, als bei den Klassenkameraden.

    Ich hoffe Dana von Suffrin behält ihren guten Stil bei. Ich werde mir ihren Namen merken um auch ihr nächstes Buch zu lesen.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Eva Fl., 06.08.2019

    Als Buch bewertet

    Das ist also Otto.

    Otto ist pensionierter Ingenieur und Jude. Als Patriarch herrscht er regelrecht über seine Familie und tut das bis ins hohe Alter hinein, auch als er schon krank und gebrechlich ist. Er ist starrsinnig und stur und seine Töchter Timna und Babi können es ihm eigentlich nie so richtig recht machen. Auch ihre fast täglichen Besuche sind seiner Ansicht nach nicht ausreichend, denn sie kümmern sich ja überhaupt nicht um ihn, beklagt er wehleidig.

    Auf die Geschichte von „Otto“ war ich wirklich gespannt, das Cover finde ich durchaus ansprechend und interessant – in gewisser Weise einfach gehalten und doch so aussagekräftig. Unter dem Buchumschlag kommt ein dunkelbraun-güldenes, ja gar kupferfarbenes Buch zum Vorschein.

    Der Schreibstil des Buches war ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber alles in allem gut zu lesen und zu verstehen. Schwierige Wörter, Fremdwörter oder gar Fachbegriffe kommen eigentlich nicht vor, gelegentlich mal jüdische Begriffe wie die verschiedenen Feiertage. Aber diese werden dann auch kurz erläutert. Es liest sich mit der Zeit dann recht flüssig, wenn der Vater(Siebenbürge, jüdisch) spricht, ist der Satzbau etwas anders, aber das macht ihn eben charakteristisch auch aus. Das ist für mich auch absolut in Ordnung und passt zum Buch.

    Inhaltlich wusste ich ja auch nicht wirklich, was da alles genau auf mich zukommt – und so habe ich die Geschichte einfach entspannt auf mich zukommen lassen beim Lesen. Die Geschichte ist interessant, teilweise sehr komisch, manchmal ziemlich zum Wundern. Manchmal möchte man Otto echt helfen, denn er sieht vieles schon sehr eng und streng. Aber auch die Mutter lebt ihr Leben und das auf ihre so ganz eigene Art. So sind Timna und Babi manchmal gefühlt auf sich alleine gestellt und das schon recht früh, sie organisieren sich selbst so gut es eben geht. Im Buch, das aus der Sicht von Timna erzählt, erfährt man, dass sie die regelrecht Starke in der Familie ist, denn sie wurde vom Vater schon immer eher gelobt, Babi nicht wirklich. Ihr traut er auch heute noch nicht soviel zu. Doch so sehr, wie Otto einen hier empört, so hat man teilweise fast manchmal Mitleid mit ihm. Und kann sich köstlich über die kuriosen Szenen amüsieren, in denen er Dinge, die man als Tochter vielleicht nicht unbedingt wissen möchte, mit.

    Für mich war das ein unterhaltsamer Roman der anderen Art. Es ist keine klassische Unterhaltungsliteratur, sondern regt durchaus auch ein wenig zum Nachdenken an. Grundsätzlich ist es wohl so, dass Juden generell andere bzw. hohe Erwartungen an die Familie haben, als wohl christliche Familien. So zumindest habe ich das inzwischen dank verschiedener Bücher bzw. auch Filme erlebt. Das ist für mich völlig in Ordnung, denn meiner Ansicht nach darf jeder seine Art und Weise haben, man sollte gegenseitig einfach Toleranz üben. „Otto“ kann ein durchaus charmanter Mann sein, der aber eben auch gelegentlich sehr skurril ist, mich oft zum Schmunzeln aber auch Kopfschütteln gebracht hat. Lediglich das Ende lässt mich etwas ratlos zurück und auch zwischendurch gab es manchmal eher langatmige Szenen. Alles in allem hat mir das Buch überraschend gut gefallen, eine Lektüre der völlig anderen Art, unterhaltsam wie humorvoll und gut geschrieben, so dass ich wirklich im Lesefluß war. Von mir gibt es hier eine Empfehlung und 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    P.M., 20.08.2019

    Als Buch bewertet

    Otto stammt ursprünglich aus Siebenbürgen, hat einige Jahre in Israel gelebt und sich schließlich als erfolgreicher Ingenieur in München niedergelassen. Jetzt ist er alt, krank und auch geistig nicht mehr ganz so fit. Die Krankenhausaufenthalte häufen sich, seine längst erwachsenen Töchter Timna und Babi besuchen ihn täglich. Trotzdem nörgelt Otto ständig an ihnen herum, fordert mehr Einsatz, denn das ist das Mindeste, was ein jüdischer Patriarch von seinen undankbaren Kindern erwarten kann…

    Da Otto alleine in seinem Reihenhaus nicht mehr zurechtkommt, zieht Villa als Hilfe bei ihm ein, eine Osteuropäerin, die kaum Deutsch spricht. Zusätzlich besuchen die Töchter ihn weiterhin ständig, Otto überschüttet sie alle mit teils absurden Aufgaben und unverschämten Forderungen. Dazu gehört auch, dass er von Timna verlangt, die Familiengeschichte aufzuschreiben. Völlig ungeordnet erzählt er ihr Episoden aus der Vergangenheit und weckt Timnas Erinnerungen an ihre chaotische Kindheit.

    Auf 240 Seiten erzählt die Autorin eigentlich zwei Geschichten. Einerseits sind da die ungeordneten Episoden aus der Vergangenheit, die tendenziell eher tragisch sind. Und dann die Geschehnisse in der Gegenwart, die mit viel schwarzem Humor beschrieben werden. Die Verknüpfung dieser beiden Erzählstränge fand ich stellenweise nicht ganz geglückt, obwohl beide Teile inhaltlich durchaus ihren Reiz haben. Tatsächlich habe ich deshalb aber deutlich länger für den Roman benötigt, als erwartet.

    Die Charakterisierung der Personen fand ich weitestgehend gelungen, auch wenn mir einige Verhaltensweisen doch sehr fremd sind. Insgesamt nicht ganz das, was ich erwartet und erhofft habe, aber mit Einschränkungen durchaus empfehlenswert.

    Das ungewöhnliche Cover ist ein echter Hingucker und wirkt in Natura noch besser als auf dem Foto.

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sirimaus, 22.10.2019

    Als Buch bewertet

    Szenen aus dem Leben eines Juden im 20. Jahrhundert
    Otto, jüdischer Patriarch, wird zum Pflegefall - zum (im wahrsten Sinne des Wortes) Leidwesen seiner Töchter Babi und Timna... letztere ist die Ich-Erzählerin des Buches und über 240 Seiten hinweg wird nicht nur die aktuelle Situation mit dem sehr fordernden Vater geschildert, sondern auch die Vergangenheit der Familie. Die Szenen bauen nicht chronologisch aufeinander auf; selbst innerhalb der Kapitel gibt es Sprünge zwischen früher und jetzt.
    Die Personen werden schonungslos ehrlich und mit all ihren Problemen geschildert, von welchen es in dieser Familie reichlich gibt - durch den Erzählstil wirkt das jedoch nicht schwermütig. So richtig warm werden könnte ich mit den speziellen Personen und ihren skurrilen Erlebnissen jedoch nicht.
    Ja, die Liebe zwischen Eltern und Kindern ist bedingungs- und grenzenlos... und ja, der Abschied vom Leben ist nicht leicht. Beides zentrale Themen in den Buch, aber irgendwie doch wieder nicht im Fokus. Schade, leider nicht meins.

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  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 19.08.2019

    Als Buch bewertet

    Ein Thema das uns alle betrifft, denn die Gesellschaft wird immer älter und unsere Eltern werden in der Regel nicht flexibler mit steigenden Lebensjahren. Daher eine gute Perspektive sich diesem Thema überspitzt fiktiv zu nähern!
    Dana von Suffrin legt mit ihrem Debüt “Otto” eine Familiengeschichte vor die sich um den patriarchischen Vater kreist: Otto.
    Otto hat zwei unglückliche Töchter, ist Ingenieur, gebürtiger Rumäne und „Herr über ein Reihenhaus“. Die Geschichte wird aus der Sicht seiner Lieblingstochter Timna erzählt. Otto landet im Krankenhaus und besteht auf familiärer Betreuung. Nach dem Aufenthalt wird er nicht sanftmütiger, nein, es wird noch schlimmer! Der störrische Alte bekommt eine „Mitbewohnerin“, die sich um den Haushalt kümmern soll. Organisiert natürlich von den eigenen Kindern, damit das Leben für sie wieder in normale Bahnen gelenkt wird. Valli heißt die Invasion! Da sind die Gewitter vorprogrammiert. Herrlich liest sich dieser Text. Diesen Roman muss man mit einer saftigen Portion Galgenhumor nehmen! Der patzige Alte wird herrlich portraitiert. Wahrlich ein alter Dickkopf, der seine Gedanken unreflektiert herausposaunt. Das Otto einmal ein weitsichtiger Mann war, scheint verloren gegangen. Oder ist er doch noch tief in seinem Kern vorhanden?
    Der Schreibstil von Dana von Suffrin ist erfrischend und leicht zu lesen.
    Fazit: Ein Thema das uns alle betrifft, denn die Gesellschaft wird immer älter und unsere Eltern werden in der Regel nicht flexibler mit steigenden Lebensjahren. Daher eine gute Perspektive sich diesem Thema überspitzt fiktiv zu nähern!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 16.08.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    wehmütige Familiengeschichte mit leisem Humor

    Den Roman Otto halte ich für sehr gut geschrieben. Der Stil vermag den Leser emotional zu berühren.
    Dana von Suffrin schreibt ein wenig in der Tradition von Alina Bronski (Der Zopf der Großmutter), dabei verhaltener, gerade was den leisen Humor angeht. Es ist für mich keine Hommage oder Abrechnung, wie es der Klappentext nahelegt. Es ist ein Portrait eines Mannes, der wirklich eine Persönlichkeit ist, gezeichnet von seiner Tochter.

    Otto ist in Siebenbürgen, Rumänien als Jude geboren, er ist dann nach Israel gekommen, bis er schließlich 1978 nach Deutschland ging, heiratete und zwei Kinder bekam.
    Zu Beginn des Buches ist Otto schon alt und im Krankenhaus, er ist aber zäh und rappelt sich immer wieder auf und lebt mit seiner aus Ungarn stammenden Pflegerin Valli, die nur wenige Worte Deutsch kann.

    Die Erzählerin Timna und ihre Schwester Babi haben es nicht einfach mit dem fordernden Otto, aber insgesamt entsteht doch viel Respekt vor Ottos Lebensweg, seiner Lebensklugheit und Lebensgier.

    Immer wieder werden Geschichten aus Ottos Vergangenheit und Vorkommnisse aus der Familie geschildert, manchmal leise wehmütig, oft ironisch humorvoll. Es ist ein Humor, denn ich sehr mag, denn er geht nicht auf Kosten der Figuren, sondern bezieht sich auf die Komik der jeweiligen Situation.

    Man muss immer wieder froh sein, wenn ein junger deutscher Autor einen eigenständigen Ton findet. Das ist bei Dana von Suffrin der Fall und ich habe den Roman gerne gelesen.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 31.07.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Der Vater liegt im Krankenhaus, einmal wieder, wechselt zwischen Intensivstation und anderen Abteilungen hin und her. Seine Töchter Timna und Babi besuchen ihn täglich, auch wenn es nicht immer etwas Neues gibt, aber so ist das nun einmal in jüdischen Familien und der Vater weiß, wie er moralischen Druck auf seine Kinder ausüben kann. Einfach war er ohnehin nie, aber sein Leben war auch nicht leicht. In Rumänien geboren, den Holocaust überlebt, nach Israel umgesiedelt nachdem die Kommunisten das Land übernommen haben. Dort vier Mal das junge Land verteidigt, bevor er in die Heimat der Verbrecher zog, um eine Familie zu gründen. Alt geworden benötigt er seit Jahren Unterstützung im Alltag, um die sich eine Ungarin kümmert, die immer noch kein Wort Deutsch versteht. Doch was bleibt von ihm, wenn er einmal nicht mehr ist, wer erinnert sich noch an seine Geschichte?

    Dana von Suffrins Debut erzählt die Geschichte eines Lebens, einer Familie, mal komisch, mal traurig, nicht entlang chronologischer Linien, sondern eher wie ein Familienalbum, aus dem die Bilder herausgefallen sind, die nun einzeln aufgelesen und betrachtet werden und dabei Erinnerungen wecken. So setzt sich langsam das Bild eines Lebens zusammen, das ebenfalls von Diskontinuität geprägt war und fraglos seine Spuren in der Persönlichkeit hinterlassen hat.

    Ottos älteste Tochter aus zweiter Ehe erzählt die Geschichte aus ihrer Perspektive. Auch wenn der Vater kein leichter Charakter ist, spürt man doch auch unabhängig von dem offenkundigen Druck, den er auf sie ausübt, wie sehr sie an ihm und seinen Geschichten hängt. Trotz seines verqueren und bisweilen hochgradig bedenklichen Verhaltens lässt sie nichts auf ihn kommen, vor allem nicht, wenn ihr Freund Tann die unzähligen Besuche kritisiert. Blut ist dann dicker als Wasser und jüdische Familien funktionieren nun einmal anders als christliche, auch wenn das Jüdischsein sich im Laufe der Jahrzehnte mehr als verflüchtigt hat. Otto ist wohl das, was man mit Fug und Recht ein original nennen kann. Mal bedient er alle jüdischen Klischees – Geiz! Der sogar so weit geht, nicht Mitglied der jüdischen Gemeinde zu werden, um den Beitrag zu sparen – mal merkt man, wie ihm die Tatsache zusetzt, dass sich sein Leben dem Ende nähert und ihn die Frage, was von ihm bleibt, umtreibt.

    Der Autorin ist ein heiter-melancholischer Ton gelungen, der hervorragend zur Erzählung passt. So kommt das Spannungsverhältnis zwischen familiären Verpflichtungen, die man bisweilen nur widerwillig erledigt, und Zuneigung hervorragend zum Ausdruck. Eine berührende Geschichte, die jedoch nicht bedrückt.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 31.07.2019

    Als Buch bewertet

    Der Vater liegt im Krankenhaus, einmal wieder, wechselt zwischen Intensivstation und anderen Abteilungen hin und her. Seine Töchter Timna und Babi besuchen ihn täglich, auch wenn es nicht immer etwas Neues gibt, aber so ist das nun einmal in jüdischen Familien und der Vater weiß, wie er moralischen Druck auf seine Kinder ausüben kann. Einfach war er ohnehin nie, aber sein Leben war auch nicht leicht. In Rumänien geboren, den Holocaust überlebt, nach Israel umgesiedelt nachdem die Kommunisten das Land übernommen haben. Dort vier Mal das junge Land verteidigt, bevor er in die Heimat der Verbrecher zog, um eine Familie zu gründen. Alt geworden benötigt er seit Jahren Unterstützung im Alltag, um die sich eine Ungarin kümmert, die immer noch kein Wort Deutsch versteht. Doch was bleibt von ihm, wenn er einmal nicht mehr ist, wer erinnert sich noch an seine Geschichte?

    Dana von Suffrins Debut erzählt die Geschichte eines Lebens, einer Familie, mal komisch, mal traurig, nicht entlang chronologischer Linien, sondern eher wie ein Familienalbum, aus dem die Bilder herausgefallen sind, die nun einzeln aufgelesen und betrachtet werden und dabei Erinnerungen wecken. So setzt sich langsam das Bild eines Lebens zusammen, das ebenfalls von Diskontinuität geprägt war und fraglos seine Spuren in der Persönlichkeit hinterlassen hat.

    Ottos älteste Tochter aus zweiter Ehe erzählt die Geschichte aus ihrer Perspektive. Auch wenn der Vater kein leichter Charakter ist, spürt man doch auch unabhängig von dem offenkundigen Druck, den er auf sie ausübt, wie sehr sie an ihm und seinen Geschichten hängt. Trotz seines verqueren und bisweilen hochgradig bedenklichen Verhaltens lässt sie nichts auf ihn kommen, vor allem nicht, wenn ihr Freund Tann die unzähligen Besuche kritisiert. Blut ist dann dicker als Wasser und jüdische Familien funktionieren nun einmal anders als christliche, auch wenn das Jüdischsein sich im Laufe der Jahrzehnte mehr als verflüchtigt hat. Otto ist wohl das, was man mit Fug und Recht ein original nennen kann. Mal bedient er alle jüdischen Klischees – Geiz! Der sogar so weit geht, nicht Mitglied der jüdischen Gemeinde zu werden, um den Beitrag zu sparen – mal merkt man, wie ihm die Tatsache zusetzt, dass sich sein Leben dem Ende nähert und ihn die Frage, was von ihm bleibt, umtreibt.

    Der Autorin ist ein heiter-melancholischer Ton gelungen, der hervorragend zur Erzählung passt. So kommt das Spannungsverhältnis zwischen familiären Verpflichtungen, die man bisweilen nur widerwillig erledigt, und Zuneigung hervorragend zum Ausdruck. Eine berührende Geschichte, die jedoch nicht bedrückt.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    nicigirl85, 23.11.2019

    Als Buch bewertet

    Titel: Papa also bitte...

    Die etwas ungewöhnliche Aufmachung des Romans hat mich auf ihn aufmerksam gemacht. Es ist schon seltsam wie einen die dunklen Augen da anschauen.

    In der Geschichte geht es um Timna und Babi, die seit Jahren von ihrem Vater tyrannisiert werden. Nun ist er krank und benötigt besondere Hilfe, was den jungen Frauen einiges abverlangt. Aber was soll man machen, wenn man den Vater trotz allem irgendwo noch lieb hat?

    Die Ich- Erzählerin Timna stellt uns in kleinen Anekdoten ihre verrückte Familie vor. Dies geschieht nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge, weshalb man beim Lesen durchaus Acht geben muss. Einige Geschichten sind traurig, andere lustig und manche doch recht seltsam und abgefahren, aber alle haben eins gemeinsam: sie sind unterhaltsam.

    Positiv anmerken möchte ich den schwarzen Humor, der sich durch das ganze Buch zieht. Ich habe wirklich sehr oft schmunzeln müssen bei der Lektüre. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass die Autorin eine Familie darstellt, die sich eben nicht immer grün ist und auch manchmal so gar nicht leiden kann. Alle dargestellten Probleme wie Ehescheidung, Alkoholismus und ähnliches sind doch sehr aus dem Leben gegriffen.

    Auch wenn Papa Otto echt ein kleines Ungeheuer ist, so kann man ihm auf weiter Strecke einfach nicht böse sein, da er meist ja nur das Beste für seine Familie will. Mich hat er an meinen Großvater väterlicherseits erinnert, der auch jede Mark am liebsten fünf Mal umgedreht hätte.

    Sprachlich mochte ich den Roman ebenfalls gern, vor allem die Bilder, die die Autorin verwendet. So werden die Schwestern quasi wie reife Tomaten abgepflückt und ähnliche Vergleiche.

    Gestört hat mich im Text lediglich, dass immerzu Ergänzungen in Klammern stehen, welche den Lesefluss doch ganz schön gestört haben.

    Fazit: Eine Erzählung über eine durchgeknallte Familie, die doch gar nicht so unnormal ist. Wer spezielle Familiengeschichten mag, der wird sich hier wohl fühlen. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tara, 15.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Familiengeschichte mit speziellen Charakteren

    „Otto“ ist das Debüt der Autorin Dana von Sufferin.

    Otto ist ein jüdischer pensionierter Ingenieur, der im rumänischen Siebenbürgen aufgewachsen ist und von dort zuerst nach Israel und dann nach München gezogen ist. Er war zwei Mal verheiratet und aus seiner zweiten Ehe mit Ursula stammen die beiden Töchter Timna und Babi. Als er plötzlich zum Pflegefall wird, erwartet er von seinen beiden erwachsenen Töchtern, dass sie stets zur Stelle sind, wenn er sie braucht. Die gleiche Erwartungshaltung stellt er auch an seine Pflegerin aus Ungarn.

    In vielen aneinandergereihten Anekdoten erfährt man nach und nach immer mehr Details aus Ottos Leben und dem seiner Familie. Berichtet wird aus der Perspektive von Timna.

    Otto ist kein einfacher Charakter und seine despotische und schrullige Art, ebenso die Gemeinheiten, die er sich gegenüber seinen Töchtern erlaubt, machen ihm nicht gerade zum Sympathieträger. Er hat mich regelrecht entsetzt, worüber ich dann gleichzeitig schmunzeln musste.
    Der Schreibstil der Autorin ist schon sehr besonders und ein wenig gewöhnungsbedürftig aber mir gefiel ihre minimalistische Sprache und ihr stellenweise bitterböser Humor, der immer wieder durchblitzt. Ottos Alterungsprozess und selbst die skurrilsten Situationen werden trotz der Absurdität, die darin steckt, authentisch dargestellt. Diesen Balanceakt zu halten ist der Dana von Suffrin wirklich gut gelungen.
    Ich war während des Lesens hin- und hergerissen.

    Die Erzählweise, der Humor und der Sarkasmus gefielen mir gut. Die Ereignisse waren traurig, komisch, absurd, schräg… von allem etwas, was dem Roman eine tolle Vielfalt gibt. Aber mir fehlten zum Teil die Zusammenhänge zwischen den Situationen, alles war so aneinandergereiht und ich hätte mir mehr Verbindung gewünscht.

    Dennoch hat mich der Roman gut unterhalten. Ich habe ihn gerne gelesen und bin schon sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 15.09.2019

    Als Buch bewertet

    Familiengeschichte mit speziellen Charakteren

    „Otto“ ist das Debüt der Autorin Dana von Sufferin.

    Otto ist ein jüdischer pensionierter Ingenieur, der im rumänischen Siebenbürgen aufgewachsen ist und von dort zuerst nach Israel und dann nach München gezogen ist. Er war zwei Mal verheiratet und aus seiner zweiten Ehe mit Ursula stammen die beiden Töchter Timna und Babi. Als er plötzlich zum Pflegefall wird, erwartet er von seinen beiden erwachsenen Töchtern, dass sie stets zur Stelle sind, wenn er sie braucht. Die gleiche Erwartungshaltung stellt er auch an seine Pflegerin aus Ungarn.

    In vielen aneinandergereihten Anekdoten erfährt man nach und nach immer mehr Details aus Ottos Leben und dem seiner Familie. Berichtet wird aus der Perspektive von Timna.

    Otto ist kein einfacher Charakter und seine despotische und schrullige Art, ebenso die Gemeinheiten, die er sich gegenüber seinen Töchtern erlaubt, machen ihm nicht gerade zum Sympathieträger. Er hat mich regelrecht entsetzt, worüber ich dann gleichzeitig schmunzeln musste.
    Der Schreibstil der Autorin ist schon sehr besonders und ein wenig gewöhnungsbedürftig aber mir gefiel ihre minimalistische Sprache und ihr stellenweise bitterböser Humor, der immer wieder durchblitzt. Ottos Alterungsprozess und selbst die skurrilsten Situationen werden trotz der Absurdität, die darin steckt, authentisch dargestellt. Diesen Balanceakt zu halten ist der Dana von Suffrin wirklich gut gelungen.
    Ich war während des Lesens hin- und hergerissen.

    Die Erzählweise, der Humor und der Sarkasmus gefielen mir gut. Die Ereignisse waren traurig, komisch, absurd, schräg… von allem etwas, was dem Roman eine tolle Vielfalt gibt. Aber mir fehlten zum Teil die Zusammenhänge zwischen den Situationen, alles war so aneinandergereiht und ich hätte mir mehr Verbindung gewünscht.

    Dennoch hat mich der Roman gut unterhalten. Ich habe ihn gerne gelesen und bin schon sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Julia L., 21.11.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Familie in Bruchstücken

    Wenn ein Patriarch, am Ende seines Lebens stehend, von seinen Erlebnissen erzählt, ergibt das keine glatte, runde Geschichte. Wenn dieser Mann, so wie Otto, ein jüdischer Exilant aus Siebenbürgen ist und dank der geschichtlichen Verwicklungen des letzten Jahrhunderts viel erlebt hat, hat er umso mehr zu berichten.

    Seine Erfahrungen gibt er in bruchstückhaften Annekdoten an seine Lieblingstochter Timna weiter (denn die jüngere Babi würde es eh nicht verstehen).
    So entsteht ein Roman, der einerseits einen kranken, alten Mann präsentiert, der sein Leben in Gedanken zu ordnen versucht (was nur selten gelingt) und andererseits seine nächsten Angehörigen und Vertrauten (von denen er nicht mehr besonders viele hat), die versuchen sich der Gängelei ihres Oberhauptes zu entziehen (und es doch nicht schaffen).

    Das Buch wird mit einer ganz feinen Note Humor erzählt, die Otto seltsam sympathisch wirken lässt, auch wenn er sich augenscheinlich nie darum bemüht hat und die ihn zuallererst menschlich macht.
    Wahrscheinlich kennt jeder diese Menschen und hat sie mit noch größerer Wahrscheinlichkeit auch im Familienkreis: die unsympathischen, fordernden, leicht ich-bezogenen, die die größten Erwartungen an andere stellen- und die doch die größten Lücken reißen, wenn sie eines Tages nicht mehr sind.

    Zumindest sind mir beim Lesen oft Parallelen aufgefallen. Wahrscheinlich ist mir dieses Buch deswegen so ans Herz gewachsen, hat es mir doch meinen eigenen "Otto" so unheimlich verständlicher gemacht!

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 12.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Schon von außen strahlt der Roman das aus, was den Leser erwartet. Unzufriedenheit, Frustration, aber auch das Böse gucken einen durch die Coveraugen an. Der Titel "Otto" lässt mich an Augen und Nase denken, bei den Ts an Zornesfalten, aufeinander gepresste Lippen ergeben sich aus dem Namen der Autorin und Schriftzug "Roman". Unter der etwas provozierenden Hülle verbirgt sich etwas Glanzvolles, ein Bronze schimmerndes Buch, das man schon optisch gern in die Hand nimmt. So wie die Gestaltung empfinde ich auch den Inhalt des Romans, hinter einer schwer erträglichen Familiensituation verbirgt sich doch etwas ganz Besonderes. Ottos Geschichte ist anstrengend, nicht unbedingt anstrengend zu lesen, sondern schwierig zu verarbeiten, wenn man die Geschehnisse auf die eigene Familie transferiert. Was wäre, wenn ich Timna oder Babi, eine von Ottos Töchtern, wäre?

    Nach monatelangen Krankenhausbesuchen darf/muss Timna ihren Vater aus dem Krankenhaus abholen. Der Aufenthalt dort war geprägt durch schwelende Infekte und zahllose Anästhesien. Mehrfach sprang Otto dem Tod gerade so noch von der Schippe. Wann immer sein Gesundheitszustand es zwischendurch zulies, war er sofort der fast unerträgliche Patriarch, der sich ungefragt in das Leben seiner erwachsenen Töchter einmischt und ganz viel Aufmerksamkeit für sich selbst von ihnen verlangt. Dabei pflegt er einen alles andere als liebevollen Umgang mit den beiden, legt einen Jargon an den Tag, der regelrecht abstoßend ist. Auf S. 45 zeigt er sich gar „enttäuscht von der Geistlosigkeit der Frucht seiner Lenden“. Dieser böse Charakter ringt Timna und Babi, trotzdem das Versprechen ab, ihn nicht in eine Pflegeheim zu stecken, sondern ihn in seinem Eigenheim zu pflegen. Dies wird mit einem geschickten Schachzug erreicht, der kaum abzuschlagenden "schöne Bitte", die kindlichem Betteln gleichkommt und die mit dem schlechten Gewissen spielt. In gleicher erpresserischer Manier motiviert Otto die ältere Tochter, Timna, die Familiengeschichte aufzuschreiben, bevor die Erinnerung daran mit seinem Ableben oder durch sein Alzheimer verschwindet.

    Die Ich-Erzählerin, Timna, berichtet nun unverblümt von Anekdoten aus ihrer und Babis Kinheit, von Ausflügen, die unter dem unermesslichen Geiz des Vaters zu leiden hatten, von tandhaften Geschenken der Mutter, Ursula, die vielleicht ein schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber kompensieren musste. Sie trägt darüber hinaus sehr ernste Themen zusammen, die Ottos Erinnerungen entstammen. Die im Zweiten Weltkrieg deportierten Familienmitglieder und Freunde werden in Sätzen wie: „Dann kamen die Jahre nach 1941, in denen Gott nahm und die Juden wie Gänseblümchen von der Erdoberfläche pflückte.“ (S. 125) betrauert. Nur noch wenige aus seiner Altersgruppe sind überhaupt noch am Leben. Otto selbst scheint der Einzige zu sein, der damals keine Nummer in den Arm tätowiert bekam. „Einfach“ so davongekommen ist er. Der Verlust seiner Heimat Siebenbürgen war wohl der Preis dafür. Unter dieser Tatsache leidet Otto wie auch am Verlust seiner einstigen Liebe Ewa. Mit der Scheidung der Eltern und dem sich anschließenden Verfall beider droht auch die Familie zu zerfallen. Das letzte Pessach fasst schließlich die Familiensituation noch einmal treffend zusammen. „Diesmal war alles karg und fehlerhaft und vergeblich, so wie unsere ganze Familie. Ich sage zu Babi, oh Mann, Pessach mit Alzheimer ist irgendwie unvollständig, Babi sagt: Dieses Jahr feiern wir Demenzach!“ (S. 204) Für das Erzählen der Familiengeschichte mag ich Timna, auch für ihre Standhaftig- und Leidensfähigkeit. Trotz allem versucht sie, die Familie weiterhin zusammenzuhalten, obwohl der riesige Aufwand, der dahinter steckt, bei ihrem Freund auf Argwohn stößt.

    Der Roman ist keine geradlinige Geschichte, eher ein Aufblitzen von Erinnerungen nach dem Schema „Weißt Du noch, damals?“. Deshalb wirkt er zunächst wie eine Aneinanderreihung einzelner, zusammenhangloser Erzählfetzen. Trotzdem lässt Dana von Suffrin ein Gesamtbild entstehen, das schon sehr genau preisgibt, unter welchen Umständen Timna und Babi aufgewachsen sind. Aus meiner Sicht arbeitet die Autorin viel mit Klischees und Stereotypen. Diebstahl, Geiz und „Beschiss“ waren mir zu vordergründig. Dafür mochte ich die Kleinigkeiten sehr. Sailormoon und Pi**elsuppe sind nur zwei Beispiele dafür.

    Weil der Roman aufgrund seiner Charaktere und vielleicht auch wegen seines Aufbaus recht anstrengend war, möchte ich insgesamt eine etwas eingeschränkte Leseempfehlung geben. Die Bereitschaft, sich auf eine stark fragmentierte Geschichte mit ungewöhnlichen Humor einzulassen, sollte schon gegeben sein.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 12.09.2019

    Als Buch bewertet

    Schon von außen strahlt der Roman das aus, was den Leser erwartet. Unzufriedenheit, Frustration, aber auch das Böse gucken einen durch die Coveraugen an. Der Titel "Otto" lässt mich an Augen und Nase denken, bei den Ts an Zornesfalten, aufeinander gepresste Lippen ergeben sich aus dem Namen der Autorin und Schriftzug "Roman". Unter der etwas provozierenden Hülle verbirgt sich etwas Glanzvolles, ein Bronze schimmerndes Buch, das man schon optisch gern in die Hand nimmt. So wie die Gestaltung empfinde ich auch den Inhalt des Romans, hinter einer schwer erträglichen Familiensituation verbirgt sich doch etwas ganz Besonderes. Ottos Geschichte ist anstrengend, nicht unbedingt anstrengend zu lesen, sondern schwierig zu verarbeiten, wenn man die Geschehnisse auf die eigene Familie transferiert. Was wäre, wenn ich Timna oder Babi, eine von Ottos Töchtern, wäre?

    Nach monatelangen Krankenhausbesuchen darf/muss Timna ihren Vater aus dem Krankenhaus abholen. Der Aufenthalt dort war geprägt durch schwelende Infekte und zahllose Anästhesien. Mehrfach sprang Otto dem Tod gerade so noch von der Schippe. Wann immer sein Gesundheitszustand es zwischendurch zulies, war er sofort der fast unerträgliche Patriarch, der sich ungefragt in das Leben seiner erwachsenen Töchter einmischt und ganz viel Aufmerksamkeit für sich selbst von ihnen verlangt. Dabei pflegt er einen alles andere als liebevollen Umgang mit den beiden, legt einen Jargon an den Tag, der regelrecht abstoßend ist. Auf S. 45 zeigt er sich gar „enttäuscht von der Geistlosigkeit der Frucht seiner Lenden“. Dieser böse Charakter ringt Timna und Babi, trotzdem das Versprechen ab, ihn nicht in eine Pflegeheim zu stecken, sondern ihn in seinem Eigenheim zu pflegen. Dies wird mit einem geschickten Schachzug erreicht, der kaum abzuschlagenden "schöne Bitte", die kindlichem Betteln gleichkommt und die mit dem schlechten Gewissen spielt. In gleicher erpresserischer Manier motiviert Otto die ältere Tochter, Timna, die Familiengeschichte aufzuschreiben, bevor die Erinnerung daran mit seinem Ableben oder durch sein Alzheimer verschwindet.

    Die Ich-Erzählerin, Timna, berichtet nun unverblümt von Anekdoten aus ihrer und Babis Kinheit, von Ausflügen, die unter dem unermesslichen Geiz des Vaters zu leiden hatten, von tandhaften Geschenken der Mutter, Ursula, die vielleicht ein schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber kompensieren musste. Sie trägt darüber hinaus sehr ernste Themen zusammen, die Ottos Erinnerungen entstammen. Die im Zweiten Weltkrieg deportierten Familienmitglieder und Freunde werden in Sätzen wie: „Dann kamen die Jahre nach 1941, in denen Gott nahm und die Juden wie Gänseblümchen von der Erdoberfläche pflückte.“ (S. 125) betrauert. Nur noch wenige aus seiner Altersgruppe sind überhaupt noch am Leben. Otto selbst scheint der Einzige zu sein, der damals keine Nummer in den Arm tätowiert bekam. „Einfach“ so davongekommen ist er. Der Verlust seiner Heimat Siebenbürgen war wohl der Preis dafür. Unter dieser Tatsache leidet Otto wie auch am Verlust seiner einstigen Liebe Ewa. Mit der Scheidung der Eltern und dem sich anschließenden Verfall beider droht auch die Familie zu zerfallen. Das letzte Pessach fasst schließlich die Familiensituation noch einmal treffend zusammen. „Diesmal war alles karg und fehlerhaft und vergeblich, so wie unsere ganze Familie. Ich sage zu Babi, oh Mann, Pessach mit Alzheimer ist irgendwie unvollständig, Babi sagt: Dieses Jahr feiern wir Demenzach!“ (S. 204) Für das Erzählen der Familiengeschichte mag ich Timna, auch für ihre Standhaftig- und Leidensfähigkeit. Trotz allem versucht sie, die Familie weiterhin zusammenzuhalten, obwohl der riesige Aufwand, der dahinter steckt, bei ihrem Freund auf Argwohn stößt.

    Der Roman ist keine geradlinige Geschichte, eher ein Aufblitzen von Erinnerungen nach dem Schema „Weißt Du noch, damals?“. Deshalb wirkt er zunächst wie eine Aneinanderreihung einzelner, zusammenhangloser Erzählfetzen. Trotzdem lässt Dana von Suffrin ein Gesamtbild entstehen, das schon sehr genau preisgibt, unter welchen Umständen Timna und Babi aufgewachsen sind. Aus meiner Sicht arbeitet die Autorin viel mit Klischees und Stereotypen. Diebstahl, Geiz und „Beschiss“ waren mir zu vordergründig. Dafür mochte ich die Kleinigkeiten sehr. Sailormoon und Pi**elsuppe sind nur zwei Beispiele dafür.

    Weil der Roman aufgrund seiner Charaktere und vielleicht auch wegen seines Aufbaus recht anstrengend war, möchte ich insgesamt eine etwas eingeschränkte Leseempfehlung geben. Die Bereitschaft, sich auf eine stark fragmentierte Geschichte mit ungewöhnlichen Humor einzulassen, sollte schon gegeben sein.

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  • 4 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Batyr, 25.08.2019

    Als Buch bewertet

    Karl Kraus ...
    ... sagt, dass das Wort Familienbande einen Beigeschmack von Wahrheit hat. Wie wahr, man kann ihm nur zustimmen, wenn man Dana von Suffrins Romandebüt gelesen hat: Sowohl eine tiefe Bindung als auch perfide Abwehrstrategien kennzeichnen die Beziehungen in diesem Familienkosmos. ‚Otto‘ gehört in die Gattung der jüdischen Familiengeschichte und bedient damit einige der gängigen Genremerkmale, vielleicht sogar Klischees und Stereotypen. Die ältere Tochter Timna äußert sich unumwunden über ihren anstrengenden, besitzergreifenden, krankhaft geizigen Vater. Die Deutlichkeit ihrer Sprache lässt nichts zu wünschen übrig. Doch die Skurrilität der Episoden und der trockene Humor der Erzählerin täuschen nicht darüber hinweg, dass sie wie auch die jüngere Schwester, ‚der Baba‘, traumatisiert, fürs Leben gezeichnet ist, ebenso wie der Vater. Vor dem Leser entfaltet sich Ottos Lebenslauf voller burlesker Ereignisse, die den Vater zu einer lebensvollen, aber zutiefst gestörten Persönlichkeit werden lassen. Und diese Dominanz wiederum wird zur Lebenshypothek der Töchter. Auch der erratische Erzählstil ist untrennbares Merkmal Geschichte, die dem Ostjudentum entspringt.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Batyr, 25.08.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Karl Kraus ...
    ... sagt, dass das Wort Familienbande einen Beigeschmack von Wahrheit hat. Wie wahr, man kann ihm nur zustimmen, wenn man Dana von Suffrins Romandebüt gelesen hat: Sowohl eine tiefe Bindung als auch perfide Abwehrstrategien kennzeichnen die Beziehungen in diesem Familienkosmos. ‚Otto‘ gehört in die Gattung der jüdischen Familiengeschichte und bedient damit einige der gängigen Genremerkmale, vielleicht sogar Klischees und Stereotypen. Die ältere Tochter Timna äußert sich unumwunden über ihren anstrengenden, besitzergreifenden, krankhaft geizigen Vater. Die Deutlichkeit ihrer Sprache lässt nichts zu wünschen übrig. Doch die Skurrilität der Episoden und der trockene Humor der Erzählerin täuschen nicht darüber hinweg, dass sie wie auch die jüngere Schwester, ‚der Baba‘, traumatisiert, fürs Leben gezeichnet ist, ebenso wie der Vater. Vor dem Leser entfaltet sich Ottos Lebenslauf voller burlesker Ereignisse, die den Vater zu einer lebensvollen, aber zutiefst gestörten Persönlichkeit werden lassen. Und diese Dominanz wiederum wird zur Lebenshypothek der Töchter. Auch der erratische Erzählstil ist untrennbares Merkmal Geschichte, die dem Ostjudentum entspringt.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Quincyliest, 23.09.2019

    Als Buch bewertet

    Dana von Suffrin hat mit ihrem Debütroman eine unterhaltsame und anrührende Familiengeschichte geschrieben. Die Autorin erzählt von einem Vater, nämlich Otto, ein pensionierter Ingenieur, der inzwischen alt und pflegebedürftig geworden ist. Otto ist ein unerträglicher Tyrann und hat konkrete Vorstellungen und Erwartungen, ja sogar Forderungen gegenüber seinen beiden Töchtern Timna und Babi. Er kommt in kein Pflegeheim, sondern wird mit Hilfe einer Haushälterin Zuhause gepflegt. Recht machen, kann ihm natürlich niemand etwas, schon gar nicht seine Töchter. Er verlangt die volle Aufmerksamkeit, ist selbst anderen gegenüber aber nicht empathisch oder mitfühlend.
    Der Leser erfährt bruchstückhaft, warum Otto zu dem Menschen geworden ist, der er ist. Es werden Geschichten und Episoden aus der Vergangenheit erzählt. Es ist eine spezielle Familiengeschichte, die Dana von Suffrin geschrieben hat. Das Buch ist an einigen Stellen amüsant, dann auch wieder etwas traurig. Es liest sich flott und ist gut geschrieben, dennoch habe ich an der ein oder anderen Stelle etwas Tiegang vermisst.

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