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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesbar, 07.08.2021

    Zum Roman Ritchie Girl von Andreas Pflüger empfiehlt es sich, das Prospekt des Verlages Suhrkamp ergänzend zu lesen. Zum 75. Jahrestag der Nürnberger Prozesse schildert dieser Roman, historisch fundiert, einen wichtigen Aspekt der Nachkriegszeit.

    Bereits das Cover lässt ahnen, dass es um einen wichtigen und sicherlich spannend geschriebenen Inhalt geht. Tatsächlich stellt sich bereits nach dem Lesen der ersten Seiten heraus, dass die dem Buch zugrunde liegenden historischen Fakten das Material liefern für einen „Page-Turner“, wie er als reine Fiktion nicht hätte spannender sein können.

    Die Charaktere und die Handlung sind fein herausgearbeitet. Durch Andreas Pflügers Schreibstil ist man mitten im Geschehen und erlebt die Irrungen und Wirrungen dieser Zeit, die sehr lebendig geschildert werden.

    Wer sich für historisch fundierte, spannende Handlungen interessiert, dem ist Ritchie Girl wärmstens zu empfehlen.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katrin B., 11.09.2021

    Ich kannte von Andreas Pflüger bis jetzt nur seine 3bändige Thriller-Serie. Um so neugieriger war ich auf "Ritchie Girl", ein Roman, der kurz nach dem 2. Weltkrieg spielt. Also keine leichte Kost, denn es dreht sich um die Aufarbeitung der NS Vergangenheit, die Judenverfolgung. Wer von den Überlebenden war daran beteiligt und trug die Schuld? Bis zu den Nürnberger Prozessen war vieles zu klären.
    Paula Bloom ist das Ritchie Girl, als amerikanische Besatzungsoffizierin hat sie den Auftrag einen Spion auszuhorchen.
    Warm geworden bin ich mit dieser Geschichte nach dem ersten Drittel des Buches. Denn wer sich in der Schule oder nur am Rande mit der Aufarbeitung des 2. Weltkrieges befasst hat, der wird geradezu erschlagen von Namen, Organisationen, Abkürzungen usw. Vielleicht wäre hier ein Glossar hilfreich gewesen, denn nicht jeder Leser hat so ein fundiertes Wissen wie Herr Pflüger.
    Es ist mehr ein Sachbuch als ein Roman, so empfand ich es an vielen Stellen. Gefehlt haben mir die Gefühle der Schlüsselpersonen. Sie kamen sehr kalt rüber.
    Die Recherche zu diesem Buch verdient auf jeden Fall eine glatte Eins. Im Internet findet der Leser dazu eine Sonderseite auf www.suhrkamp.de/ritchiegirl.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ariettas Bücherwelt, 21.08.2021

    Schuld, Scham und Sühne
    Inhaltsangabe:

    Am Schluss stehen wir alle
    vor uns selbst
    Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung in Camp Ritchie, Maryland, als amerikanische Besatzungsoffizierin in ein zerstörtes und gebrochenes Deutschland zurück, das sie vor neun Jahren über Nacht verlassen hatte. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmannes führte sie im Berlin der Nazizeit ein Leben im goldenen Käfig. Ein Leben, das eine Lüge war. Jetzt glaubt Paula, dass sie niemals vergeben kann. Nicht den Deutschen. Und nicht sich selbst.
    Während in Nürnberg über die Hauptkriegsverbrecher gerichtet wird, arbeitet man in einem Camp der U.S. Army nahe Frankfurt längst wieder mit Nazi-Tätern zusammen. Im Maschinenraum des Kalten Krieges haben Pragmatiker das Sagen, an deren Zynismus Paula verzweifelt. Hier trifft sie auf Johann Kupfer, einen österreichischen Juden, der den Amerikanern seine Dienste anbietet. Er behauptet, der größte Spion des Zweiten Weltkriegs gewesen zu sein. Paula soll herausfinden, ob das die Wahrheit ist. Doch wer die Wahrheit sucht, muss sie auch ertragen.

    Meine Meinung zum Autor und Buch
    Andreas Pflügers neuster Roman ist sehr schwer zu beschreiben, ein Buch das mir unter die Haut und oft an die Substanz ging, aber ich würde es sehr bereuen nicht gelesen zu haben. Kein Buch das man einfach verschlingt, ab und zu muss man innehalten. Er hat Fiktionen und wahre Tatsachen sehr gut mit einander verwoben. Es geht um deutsche Schuld und Aufarbeitung, sich der Vergangenheit zu stellen, auch wenn es weh tut. Er hat ein brillantes und großartiges Werk geschaffen, voller erzählerischer Wucht. Sein Schreibstil ist sehr klar, kraftvoll, mit einem Hauch Poesie und von der ersten bis zur letzten Seite mitreißend. Seine Figuren wirken sehr Authentisch, wie aus Fleisch und Blut. Auch deren Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Man konnte sich in sie hinein fühlen, mit ihnen lachen, weinen, Scham empfinden und Hoffnung.

    Zum ersten mal erfuhr ich über dieses Camp Ritchie in Maryland, da wo Paula und andere Frauen zu Offizieren ausgebildet wurden, sie will nach Deutschland zurück kehren, um dort für die Amerikaner zu Arbeiten, als Dolmetscherin um bei den Verhören der Nazis dabei zusein um sie auszuhorchen. Sie hat als Kind in Berlin gelebt, ihr Vater war ein reicher Amerikaner , bei Ihnen in Berlin gingen die ganz großen ein und aus, mit denen er Geschäfte machte. Paulas Jahre spätere Flucht nach Amerika nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters konnte ich nach vollziehen. Ich habe mit Paula mitgelitten, ihre innere Zerrissenheit gespürt, sie erkennt das ihr bisheriges Leben eine Lüge war, sie ist voller Schuld und Scham. Warum ist sie so bedrückt wenn sie an Georg denkt, ihre große Liebe, weshalb schweigt sie ihn Tod. Da ist Ihr Kamerad Sam ebenfalls in der Armee, er ist für mich ein Seelenverwandter von Paula, ihn mochte ich von Anfang an, auch er kaut an Schuldgefühlen. Sehr bewundert habe ich Paula für ihr Durchhaltevermögen, in Sachen Johann Kupfer alias Sieben, ganz besonders bei den Prozessen in Nürnberg und den Hinrichtungen, an der sie persönlich teilnahm. Viele berühmte historische Persönlichkeiten, begegnen uns, man bekam tiefe Einblicke, was so wirklich lief den wie wir heute wissen arbeiteten nicht nur die Amerikaner mit Nazigrößen zusammen, wenn sie für sie brauchbar waren, es war ein Wettkampf zwischen den Siegermächten.

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  • 5 Sterne

    mimitatis_buecherkiste, 31.08.2021

    Die US Army unterhielt in Maryland, USA, nordwestlich von Washington, ein Ausbildungslager, das offiziell Military Intelligence Training Center hieß, aber Camp Ritchie genannt wurde. Der Name geht auf einen Gouverneur von Maryland, Albert C. Ritchie, zurück. Zwischen 1942 und 1945 sollen dort etwa 19.000 Soldaten, von denen über 80% keine US-amerikanischen Staatsbürger waren, ausgebildet worden sein. In diesem Lager wurde unter anderem die geheime Einheit der Ritchie Boys ausgebildet; deutsche Emigranten, die die US-Armee im Kampf gegen die NS-Diktatur unterstützen wollten. 1943 wurde dort ein Trupp des Women‘s Army Corps, der Frauenabteilung der US-Armee (gegründet 1942, aufgelöst und in die männlichen Einheiten integriert 1978), stationiert. Dies hat den Autor zu der Geschichte von „Ritchie Girl“ inspiriert.

    Der Einstieg ins Buch fiel mir schwer, ich war versucht, es abzubrechen, wollte mich nicht durchquälen. Dies lag nicht an der Geschichte selbst, sondern daran, dass meine Erwartungen falsch waren. Ich bin sehr froh, durchgehalten zu haben, sonst wäre mir dieses Meisterwerk der Schreibkunst entgangen. Wieder einmal hat Andreas Pflüger es geschafft, dass ich mich in einem Buch verloren habe, für Stunden war alles andere vergessen; ich bin förmlich in die damalige Zeit eingetaucht, habe gelacht, geweint, mitgelitten.

    Manchmal musste ich das Buch zuschlagen und beiseite legen; Ekel überkam mich, fast eine große Übelkeit, wenn ich zum Beispiel den Verhören folgte. Eine menschenverachtende Ideologie in Sätze gepackt, die auf den Punkt genau trafen und mich schlucken, mich ungläubig mit dem Kopf schütteln ließen. Rhetorisch einwandfrei geäußerte Grausamkeiten erschütterten mich, fesselten mich aber trotzdem ans Buch und führten mir einmal mehr vor Augen, welch begnadeter Erzähler der Autor ist.

    Dieser Roman handelt von Krieg und davon, dass es nicht nur weiß und schwarz, sondern viele Graustufen gibt. Er handelt von Freundschaft und Familie, Schuld und Sühne, von Härte, Leid, Scham, Freude und Vergebung, aber auch der Hass und die Liebe kommen nicht zu kurz. Die geschickte Verflechtung von Wahrheit und Fiktion, die hier und da in künstlerischer Freiheit ausgeschmückt wurde, um in die Story zu passen, ist genial und hat mich immer wieder aufs Neue begeistert. Nicht alle historischen Figuren habe ich erkannt; einige musste ich suchen, andere wiederum haben nie existiert. Ich empfehle nicht nur das Nachwort, sondern auch die ausführlichen Erklärungen des Autors sowie von Bodo Hechelhammer, dem Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes, auf der Seite des Suhrkamp Verlages, ergänzt durch interessantes Bildmaterial. Von mir gibt es 5 Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung. Unbedingt lesen, es lohnt sich!

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  • 5 Sterne

    leseratte1310, 22.08.2021

    In Camp Ritchie war das Ausbildungslager der US-Armee. Hier wurden auch die Ritchie Boys ausgebildet. Es handelte sich um junge Deutsche – nicht nur Boys -, die gegen die Nazi-Diktatur arbeiten sollten. Auch Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung dort als Besatzungsoffizierin zurück nach Deutschland, dass sie vor Jahren Hals über Kopf verlassen hatte. In Nürnberg werden die Prozesse gegen Kriegsverbrecher geführt und die Amerikaner arbeiten pragmatisch mit den Deutschen zusammen, auch wenn diese nicht unbescholten sind. Paula wird auf den österreichischen Juden Johann Kupfer angesetzt, der behauptet, der größte Spion während des Zweiten Weltkrieges gewesen zu sein.
    Ich habe schon einige Bücher des Autors Andreas Pflüger gelesen und wollte auch diesen Roman unbedingt lesen. Es ist keine leichte Kost, die uns der Autor hier serviert.
    Paula Bloom ist eine sympathische junge Frau, die als Tochter einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Geschäftsmannes in Berlin aufgewachsen ist. Nach ihrer Flucht in die USA stellte sie fest, dass ihr Leben eine einzige Lüge war. Sie ist innerlich zerrissen und empfindet Scham und Schuldgefühle. Mit diesen Gefühlen ist sie allerdings nicht alleine, auch ihr Kamerad Sam empfindet so. Paula sieht die verheerenden Auswirkungen des Krieges. Die pragmatische Art der Amerikaner mit der Aufarbeitung der Vergangenheit umzugehen, bringt Paula zur Verzweiflung. Niemand will gewusst haben, was geschehen ist. Keiner zeigt Reue und alle betrachten sich als Opfer. Paula kann den Deutschen nicht verzeihen, aber genauso wenig sich selbst, denn ihr Verhalten hat auch zu Verhaftung und Deportation geführt, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Nun versucht sie ihre große Liebe und muss erkennen, dass sie sich auch in Georg getäuscht hatte.
    Vieles was hier geschildert wird, ist schwer zu ertragen. Trotzdem hat mich die Geschichte von Anfang an gepackt und ich konnte Paulas Gefühle gut nachvollziehen. Es ist ein Roman, der einen noch lange beschäftigt.
    Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    leseratte1310, 22.08.2021 bei bewertet

    In Camp Ritchie war das Ausbildungslager der US-Armee. Hier wurden auch die Ritchie Boys ausgebildet. Es handelte sich um junge Deutsche – nicht nur Boys -, die gegen die Nazi-Diktatur arbeiten sollten. Auch Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung dort als Besatzungsoffizierin zurück nach Deutschland, dass sie vor Jahren Hals über Kopf verlassen hatte. In Nürnberg werden die Prozesse gegen Kriegsverbrecher geführt und die Amerikaner arbeiten pragmatisch mit den Deutschen zusammen, auch wenn diese nicht unbescholten sind. Paula wird auf den österreichischen Juden Johann Kupfer angesetzt, der behauptet, der größte Spion während des Zweiten Weltkrieges gewesen zu sein.
    Ich habe schon einige Bücher des Autors Andreas Pflüger gelesen und wollte auch diesen Roman unbedingt lesen. Es ist keine leichte Kost, die uns der Autor hier serviert.
    Paula Bloom ist eine sympathische junge Frau, die als Tochter einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Geschäftsmannes in Berlin aufgewachsen ist. Nach ihrer Flucht in die USA stellte sie fest, dass ihr Leben eine einzige Lüge war. Sie ist innerlich zerrissen und empfindet Scham und Schuldgefühle. Mit diesen Gefühlen ist sie allerdings nicht alleine, auch ihr Kamerad Sam empfindet so. Paula sieht die verheerenden Auswirkungen des Krieges. Die pragmatische Art der Amerikaner mit der Aufarbeitung der Vergangenheit umzugehen, bringt Paula zur Verzweiflung. Niemand will gewusst haben, was geschehen ist. Keiner zeigt Reue und alle betrachten sich als Opfer. Paula kann den Deutschen nicht verzeihen, aber genauso wenig sich selbst, denn ihr Verhalten hat auch zu Verhaftung und Deportation geführt, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Nun versucht sie ihre große Liebe und muss erkennen, dass sie sich auch in Georg getäuscht hatte.
    Vieles was hier geschildert wird, ist schwer zu ertragen. Trotzdem hat mich die Geschichte von Anfang an gepackt und ich konnte Paulas Gefühle gut nachvollziehen. Es ist ein Roman, der einen noch lange beschäftigt.
    Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Gabriele Marina J., 23.08.2021

    Beeindruckende Geschichte
    Ritchie Girl erzählt die Geschichte der amerikanischen Besatzungsoffizierin Paula Bloom, die nach neun Jahren nach Deutschland zurückkehrt. Die junge Frau ist die Tochter eines amerikanischen Geschäftsmanns, der ihr in Berlin ein sorgenfreies Leben ermöglicht hatte. Dieses Leben war eine Lüge, wie Paula feststellen muss. Ihre Ausbildung im Camp Ritchie und ihre besonderen Kenntnisse über Kunst sowie die Fähigkeit deutsch zu sprechen bringen Paula zunächst nach Italien, später nach Frankfurt und Nürnberg. Sie wird mit der Aufgabe betraut, dem angeblichen Spion Johann Kupfer die Wahrheit zu entlocken.
    Dieser Roman von Andreas Pflüger hat mich sehr beeindruckt. Es ist sehr deutlich zu erkennen, wie genau und umfangreich der Autor für dieses Buch recherchiert hat. Ich selbst habe diese im Roman behandelte Zeit nicht erlebt und habe einen Einblick in dieses grausame Kapitel deutscher Geschichte erhalten, der mich bei der Lektüre stark berührt hat. Die Gefühle der Protagonistin konnte ich sehr gut nachvollziehen. Andreas Pflüger lässt die Zeit, ihre Konflikte und die Personen des damaligen Lebens so lebendig werden, dass ich immer wieder atemlos innehalten musste, um das Ausmaß der Grausamkeiten und die Verherrlichung der Gewalt zu ertragen. Schuld und Scham sind ebenso Thema wie die Liebe und die unverständlichen Gründe für die Veränderung der Menschen in dieser Zeit. Hass und Gleichgültigkeit gegen Andere waren an der Tagesordnung und in all diesem Gewimmel versucht Paula Bloom, einen Weg zu finden, den sie gehen kann. Die große Liebe zu verlieren, eine tiefe Freundschaft zu finden und Menschen so zu akzeptieren wie sie sind - all das findet sich in diesem großartigen Roman, der sicher nicht einfach zu lesen war - der aber einen wirklichen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Ich werde dieses Buch sicher noch ein weiteres mal lesen und gebe 5 Sterne sowie eine unbedingte Empfehlung für Leser, die sich für die Wahrheiten der Geschichte interessieren.

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  • 5 Sterne

    Philo, 12.09.2021

    Was für ein Meisterwerk aus Fiktion und historischem Hintergrund ist Andreas Pflüger hier gelungen. Wie genau und akribisch muß er recherchiert haben, um all die Gräueltaten aufzudecken und mit Namen zu benennen. Vieles habe ich nicht gewußt, aber mich durch dieses Buch mit den Geschehnissen auseinandergesetzt. Lebhaft erinnern kann ich mich an den Eichmann-Prozeß, der immer noch ein Grauen bei mir auslöst. Über die Nürnberger Prozesse habe ich nicht allzu viel gewußt, aber viel darüber gelernt. Das sollten viele lesen.

    Die Erfindung der Protagonistin, Paula Bloom, ist dem Autor so hervorragend gelungen, daß ich sie mir sehr realistisch vorstellen konnte. Eine hochintelligente deutsche junge Frau, die während des Krieges in den USA zur Besatzungsoffizierin ausgebildet wurde und nach dem Krieg wieder zurückkehrte. Hier hatte sie die schwierige Aufgabe zu überprüfen, ob der österreichische Jude Johann Kupfer wirklich der beste Spion des Zweiten Weltkrieges war. Dieses Wissen will er den Amerikanern verkaufen. Paula muß zwischen Lüge und Wahrheit entscheiden.

    Für Paula steht bei diesen Gesprächen aber immer im Vordergrund, etwas über das Schicksal ihres Jugendfreundes Georg Melzer zu erfahren, und sie hofft, daß Kupfer ihr hier Hinweise geben kann.

    Den Protagonisten Sam habe ich ins Herz geschlossen. Er ist fast immer an Paulas Seite, paßt auf sie auf und bespricht mit ihr alle wichtigen Vorfälle. Die Gespräche der beiden zählen für mich zu den besten Passagen des Buches. Sams ganze Liebe gehört Paula, aber sie ist unentwegt auf der Suche nach Georg.

    Das Buch handelt von großer Schuld und grausamen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wobei die eigentlichen Verantwortlichen ihre Mitschuld nicht einsahen und zugeben wollten. Ein ganz wichtiges Buch gegen das Vergessen dieses dunklen Kapitels deutscher Geschichte. Mich hat das Buch erschüttert und ergriffen und ich hoffe, daß es ganz viele Leser findet.

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  • 5 Sterne

    AnnaMagareta, 08.08.2021

    Erschreckende Mischung aus Fakten und Fiktion

    „Ritchie Girl“ ist ein fesselnder und erschreckender Roman des in Berlin lebenden Autors Andreas Pflüger über die deutsche Geschichte.

    Paula Bloom ist die Tochter eines amerikanischen Geschäftsmanns, der in Berlin lebt. Nach ihrer Ausbildung in Maryland in Camp Ritchie - einem Ausbildungslager der US Army - geht es für sie zurück nach Deutschland. Dort werden bereits Kriegsverbrecher verurteilt und es ist mit an Paula herauszubekommen was der Wahrheit entspricht und was nicht – eine Aufgabe, an der sie zu zerbrechen droht.

    Der Schreibstil des Autors ist unglaublich intensiv. Mit jeder Seite wird man weiter in die Vergangenheit zurückversetzt und spürt Entsetzen über die damaligen Ereignisse aufsteigen. Schnell wird deutlich wie ausgiebig hier recherchiert wurde. Das Camp Ritchie gab es wirklich und dort wurden knapp 20.000 Soldaten ausgebildet, die in der US-Armee den Kampf gegen die NS-Diktatur aufnehmen sollten.

    Die Charaktere wirken authentisch, Paulas Verzweiflung, ihr innerer Zwiespalt sind nachvollziehbar.

    Ich habe schon einige Bücher über den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach gelesen. Aber noch keines, das sich mit dieser Thematik beschäftigt und die Ereignisse aus dieser Perspektive dargestellt hat. Mit diesem Roman wird ein Stück Geschichte lebendig. Die Mischung aus Fiktion und Fakten ist Andreas Pflüger so brillant gelungen, dass ich das ich das Buch trotz der heftigen Ereignisse kaum aus der Hand legen konnte.

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  • 5 Sterne

    Celia K., 13.09.2021

    Das Cover finde ich sehr ansprechend und hat mich auch sofort zu diesem Buch hingezogen. Besonders auch die roten Seiten machen das Buch zu einem echten Magnet.

    Mir fehlen die Worte um wirklich zu beschreiben wie unglaublich gut ich dieses Buch finde und wie viel Freude mir jede Seite bereitet hat. Diese Buch das sich auf den ersten Blick ja als zweiter Weltkrieg Aufarbeitungsbuch darstellen könnte ist so viel mehr und nicht im geringsten deprimierend. Der Leser wird mit Paula Boom einer Halbamerikanerin geboren in Berlin die nach dem Tod des Vaters nach New York ausgewandert ist und sich freiwillig für den Militärdienst gemeldet hat, miterleben wie es direkt nach dem Fall der Hitlerregierung in Deutschland gewesen ist. Sie arbeitet als Dolmetscherin und kommt so in direkten Kontakt mit SS-Grössen und Spionen. Paula macht ihre Arbeit und verfolgt dabei auch noch eine eigene Mission, nämlich Informationen über den Verbleib ihrer grossen Liebe Georg zu finden. Der Autor schafft es so den Leser mitzunehmen und miterleben zu lassen wie fein die Linie zwischen Schuld und Unschuld, Vergebung und Verachtung, Hinsehen und Wegsehen ist und sehr der Mensch sich doch wünscht, selbst im Angesicht der schlimmsten Gräueltaten, noch etwas Gutes in denen zu sehen die wir Lieben und wie schlimm es für eine ganze Generation gewesen sein muss mit der Schuld weiterzuleben und sich selbst und anderen zu vergeben. Für mich ein wirklich hervorragendes Buch und eine absolute Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Carsten B., 25.08.2021

    Von dem Autor Andreas Pflüger hatte ich bisher noch nichts gelesen und war dann sehr positiv von seinem Werk angetan. Ich werde mich daher mal nach seinen anderen Werken umschauen bzw. bin gespannt was auf diesen Roman folgt. Mich hat im Wesentlichen der historische Kontext und die damit verbundene undurchsichtige, weil von starken Veränderungen und Belastungen geprägte Zeitepoche gemäß Inhaltsangabe angesprochen gehabt. Das Cover und der Titel waren hier nicht unbedingt hilfreich. Der Schreibstil hat mir sehr gefallen, da er sehr prägnant gewählt ist und auch die handelnden Personen sehr genau beschreibt. Man fühlt sich damit in die Zeitepoche versetzt und ist mittendrin.
    Die Fakten sind aus meiner Sicht gut und glaubwürdig recherchiert und eingebaut.

    Ein kurzer inhaltlicher Umriss. Paula Bloom hat als Amerikanerin vor dem 2. Weltkrieg mit ihrer Familie in Berlin gelebt. Sie mussten die Vereinigten Staaten fliehen. Dabei stellt sie fest, dass das Leben der Familie in Deutschland nicht so war, wie sie es dort wahrgenommen hat. Sie wird mit vielen Lügen konfrontiert, die insbesondere von dem Wirken ihres Vaters ausgegangen sind. Sie geht zur US-Army und kommt mit der US-Armee zum Kriegsende als Besatzungsoffizierin in ihre ehemalige Heimat zurück. Sie versucht ihr altes Umfeld zu reaktivieren und muss sich mit einem Juden auseinandersetzen, der sich als Spion während des Krieges betätigt haben soll. Mehr sei nicht verraten.
    Ich fand den Roman sehr spannend.

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  • 4 Sterne

    Gina1627, 22.09.2021

    Ein lesenswerter Roman, der einen nachhaltigen und beklemmenden Eindruck hinterlässt!
    Bedrückende Erinnerungen, Schuldgefühle und Wut kommen bei Paula Bloom wieder hoch, als sie neun Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland wieder in ihre frühere Heimat zurückkehrt, in der sie als Tochter eines einflussreichen amerikanischen Geschäftsmannes groß geworden ist und ein Leben in gehobenen Kreisen führen durfte. Der Krieg hat seine grausamen Spuren hinterlassen und die Besatzungsmächte haben alle Hände voll zu tun, die Verantwortlichen dafür auszumachen und an den Pranger zu stellen. Im Camp Ritchie, dem Ausbildungslager für den US-Militärgeheimdienst, hat Paula das nötige Handwerk gelernt um sich den Aufgaben zu stellen. Die Verhöre mit dem österreichischen Juden Johann Kupfer, der zu einem der größten Spione des Zweiten Weltkrieges zählte, stellt sie vor unglaubliche Herausforderungen. Immer wieder kommt sie ins Zweifeln, ob er ihr Lügen oder die Wahrheit auftischt. Doch sie hofft auch mehr über das Schicksal von Georg Melzer zu erfahren, der damals kurz eine Rolle in ihrem Leben gespielt hat und mit dem sie schon lange nicht mehr in Kontakt steht.

    Auf die Geschichte von “Ritchie Girl” bin ich neugierig geworden, nachdem mich Andreas Pflüger mit seiner Jenny Aaron Thriller-Reihe so begeistert hat. Ich war mir bewusst, dass dieser Roman ein ganz anderes Kaliber ist. Der Klappentext jedoch lässt nicht ganz darauf schließen, dass man so einen beklemmenden, schockierenden und unter die Haut gehenden Lesestoff geboten bekommt, der einen aber aufgrund der Thematik nicht mehr loslässt. Sprach- und wortgewaltig hat der Autor hier einen Roman erschaffen, in dem Fiktion und Geschichte gekonnt miteinander verwoben werden. Andreas Pflüger hat sich schon 30 Jahre lang mit dem Nationalsozialismus und der Shoah beschäftigt und man spürt, wieviel Herzblut von ihm in diesem Buch steckt. Es liest sich nicht ganz so flüssig, da viele Hintergrundinformationen zu Personen, Schauplätzen und Ereignissen auf einen einfließen und zeitliche Gedankensprünge der Charaktere erfolgen, die ein aufmerksames Lesen von einem fordern. Sehr authentisch wurde von ihm eine bedrückende Nachkriegskulisse erschaffen, die man bildlich vor Augen hatte. Das ans Licht bringen und Aufarbeiten der furchtbaren und irrsinnigen Machenschaften hochrangiger NS-Funktionäre macht einen regelrecht sprachlos. Verabscheuungswürdig finde ich es, wenn mit ehemaligen Feinden kooperiert wird und diese Menschen nach all ihren Gräueltaten unbehelligt unter einer neuen Identität weiter ihr Leben fristen können. Eine persönliche Note bringt Paula Bloom mit in die Geschichte hinein, da ihre Schuldgefühle und eine Last, die auf ihren Schultern liegt, einen neugierig auf ihr zurückliegendes Leben machen. Sie und Sam waren mir durch ihre Menschlichkeit sehr sympathisch. Während ihres Auftrages macht Paula die Erfahrung, dass man sich nie sicher sein kann, wer zu den Guten und Bösen gehört und es auch schonmal ein dazwischen gibt. Sogar die Schacherei in den eigenen Reihen macht ihr das Leben schwer. Doch mit Sam, einem Freund aus Camp Richie hat sie einen verlässlichen Menschen an ihrer Seite, der ihr Rückhalt gibt und für sie da ist. Paulas Verhöre mit Kupfer haben mich ungemein gefesselt. Sie glichen einem Schachspiel, bei dem sie sich gegenseitig getäuscht, aus der Reserve gelockt und ausgetrickst haben. Mit Spannung habe ich darauf hin gefiebert, dass sie ihn enttarnen kann. Doch auch er wird zum Spielball zwischen den Besatzungsmächten. Richtig dramatisch und emotional war ihr letztes Gespräch mit ihm, in dem er ihr ein schreckliches Geheimnis enthüllt, dass sie aus der Fassung bringt und bei ihr Tränen fließen lässt. Mit der Offenbarung habe ich nicht gerechnet. Der Wahnsinn damals hatte zu viele Namen. Ich kann Paula nicht verdenken, dass sie nach ihrer Pflichterfüllung ihren Dienst zusammen mit Sam quittiert hat.

    Fazit:

    „Ritchie Girl“ ist ein sehr lesenswerter Roman, den ich jedem empfehlen kann, der sich für die deutsche Geschichte und das Thema Holocaust interessiert. Das Nachwort des Autors und die ausführlichen Anmerkungen von Bodo Hechelmann, dem Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes, haben für mich den Eindruck vom Roman noch einmal unterstrichen.

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  • 4 Sterne

    lectrice, 15.08.2021

    Zuletzt habe ich von Andreas Pflüger die Trilogie um Jenny Aaron gelesen und war da so beeindruckt von seinem Schreibtalent, so dass ich gespannt auf dieses Buch war. Dieses Mal handelt es sich jedoch nicht um einen actionreichen Thriller, aber das bedeutet nicht, dass es hier nicht aus sehr spannend wird. Begeben wir uns auf eine Zeitreise in die deutsche Zeitgeschichte, in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in ein zerstörtes Deutschland, in die Zeit der Kriegsverbrecherprozesse. Direkt verweisen möchte ich hier auf das ausführliche Nachwort, in dem der Autor Fiktion und Realität trennt und viel erklärt. Dennoch ist es sicherlich von Nutzen, wenn man sich bei diesem anspruchsvollen Roman bereits mit der deutschen Nachkriegsgeschichte auskennt. Die Protagonistin Paula Bloom ist interessant und vielschichtig aufgebaut. Eine Frau, die mit ihrer eigenen Biografie hadert und nicht weiß, als was sie sich definieren soll. Aufgewachsen ist sie in Berlin, ihre Mutter Deutsche, der Vater ein amerikanischer Geschäftsmann. Paula Bloom hat ein Studium in Camp Ritchie hinter sich und kehrt nach Deutschland zurück, um Johann Kupfer im Rahmen der Kriegsverbrecherprozesse zu befragen und rauszufinden, ob er tatsächlich ein Spion war. Ihr persönliches Ziel ist es jedoch, herauszufinden, was aus ihrem Jugendfreund Georg geworden ist. Ein Buch, das seine LeserInnen fordert und viel Stoff zum Nachdenken gibt.

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  • 3 Sterne

    Laberladen, 30.08.2021

    Ein wichtiges Thema sperrig umgesetzt

    Darum geht's:

    Am Rande Berlins ist Paula Blohm in wohlhabenden Verhältnissen groß geworden und konnte dank ihres amerikanischen Vaters in die USA emigrieren. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrt sie als Teil der US-Streitkräfte nach Europa zurück und soll in einem Camp nahe Frankfurt Befragungen durchführen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf Johann Kupfer, der behauptet, einer der erfolgreichsten Spione zu sein, doch mal zweifelt, ob er es ist, der sich hinter dem Decknamen "Sieben" versteckt hat.

    So fand ich's:

    Paula kommt nicht unbelastet nach Deutschland zurück, denn ihr inzwischen verstorbener Vater, ein US-amerikanischer Geschäftsmann, hat auch mit Nazis gute Verbindungen gepflegt. Außerdem gibt es ihre erste Liebe Georg, den sie in Deutschland zurückgelassen hat und von dem sie nicht weiß, ob er noch lebt und wie es mit seinem moralischen Kompass aussieht. Paulas Vergangenheit und eigene Verstrickung mit Nazis vermischen sich mit ihrer Aufgabe im Camp, Johann Kupfers angebliche Spionagetätigkeit zu verifizieren und mit dem, was sie mit Besatzern, Überlebenden und Tätern erlebt.

    Die Zeit, in der dieses Buch spielt, ist hochinteressant. Denn diese Situation, die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen, Doppelmoral, Geschäftemacherei und Moral, die weiße Fassade und das, was sich an Grautönen dahinter verbirgt, zynische oder hoffnungsfrohe Betrachtungen von ein und derselben Situation - das alles wiederholt sich in der Geschichte immer wieder und wieder. Und ich begrüße jede zusätzliche Sicht auf diese komplexen Verflechtungen, die man immer nur in Teilbereichen aufarbeiten und betrachten kann. Insofern ist "Ritchie Girl" absolut empfehlenswert.

    Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit der Art, wie mir diese Erzählung präsentiert wurde, so meine Probleme hatte. Ich fand die Erzählweise oft zu abgehackt, bruchstückhaft und mit sehr vielen Informationen fast schon überfrachtet. Diese werden auch wie nebenbei fallen gelassen, als müsse man die Hintergründe kennen. Es wird nicht viel erklärt. Ich hatte den Eindruck, als würde ich als Außenstehende einem Gespräch zweier Insider lauschen. Man schlaglichterte sich so durch, bekam Facetten vorgesetzt, die einen glaubhaften Eindruck der Zeit vermitteln und eine passende Atmosphäre schaffen, die mich aber nicht mitreißen konnten. Durch die vielen Aspekte, die alle nicht vertieft wurden, blieb eine Distanz zur Erzählung, die ich nicht überbrücken konnte. Selbst Paula blieb mir lange fremd, bis ich so nach und nach ein bisschen mehr über sie und ihr Dilemma herausfand.

    Jede Menge berühmte Namen wurden platziert, als bestünde Paulas Welt nur aus Prominenten. Ich fühlte mich manchmal an Forest Gump erinnert, der sich in viele Ereignisse der Weltgeschichte hineinstolperte. Paula begegnete unter anderem Otto Dix, Marlene Dietrich, Graham Greene, Charlie Chaplin und so gut wie allen Nazigrößen und mir war das zu viel des Guten.

    Andreas Pflüger hat es geschafft, mit komprimierter Sprache eine dicht gepackte Geschichte zu erzählen, die einen zwingt, langsam zu lesen und doch verplaudern sich seine Figuren oft genug in handlungsarmen Passagen so, dass man sie am liebsten drängen würde, endlich auf den Punkt zu kommen. In einem gleichmäßig dahinplätschernden Strom von Blabla verstecken sich dramatische Schicksale und bittere Wahrheiten. Ich empfand das Buch als anstrengend, aber andererseits wird man dem schweren Thema mit leichter Kost auch nicht gerecht. Manchmal war mir das Buch gleichzeitig zu viel und zu wenig.

    Deshalb unterscheide ich zwischen dem, was thematisiert wird, was wichtig und von grundlegender Bedeutung ist und womit man sich unbedingt auseinandersetzen sollte. Und der Art und Weise, wie Pflüger erzählt, mit der ich mich schwergetan habe, die aber durchaus passend war, nur eben nicht für mich. Am Ende bleibt ein durchwachsener persönlicher Leseeindruck, der jedoch niemanden davon abhalten sollte, dem Buch eine echte Chance zu geben.

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  • 3 Sterne

    Batyr, 07.09.2021

    Heimkehr in ein fremdes Land

    Eine Tour de Force durch das Deutschland nach dem Zusammenbruch, ein ehrgeiziges Romanprojekt, ein interessantes und informationsreiches Leseerlebnis - aber …

    Widerstreitende Gefühle, schwankende Gewissheiten dominieren eine junge Frau, die eine Hölle durchschritten hat, glaubte, ihr entronnen zu sein, sich aber gezwungen sieht, in einer neuen Rolle in ihr altes Leben zurückzukehren.

    Unterschiedliche Loyalitäten kämpfen im Bewusstsein der Protagonistin Paula darum, die Oberhand zu erlangen. Sie war Tochter ihres Vaters, eines reichen amerikanischen Geschäftsmannes, der ohne Prinzipientreue sich auf Wirtschaftsverbindungen mit der Nazi-Industrie einließ. Sie war Freundin eines jüdischen Mädchens, das sie im Stich ließ. Und sie war die Geliebte eines Deutschen, den sie abwies, um dann umso dringlicher nach ihm zu suchen.

    Es ist eine Fülle an historischen Fakten, die den interessierten Leser in Bann ziehen, doch gleichzeitig muss eine ganze Reihe an eher befremdenden Charakteristika dieses Romans registriert werden.

    Die Figur der nach Deutschland heimkehrenden Paula, jetzt in der Rolle eines Geheimdienstoffiziers, bleibt seltsam blass. Ihre Attraktivität wird dauernd angesprochen, ebenso wie ihre permanenten Zweifel an sich selbst und den Menschen, die ihr nahestanden und -stehen. Ebenso wird konstant herausgestrichen, wie sehr sie sich abgestoßen fühlt von der Bereitschaft ihrer amerikanischen Landsleute, mit alten Nazis zusammenzuarbeiten, ebenso wie von der Neigung der Deutschen, wieder zur Tagesordnung überzugehen.

    Keinesfalls überzeugend muss auch der Kunstgriff des Autors genannt werden, die Figur seiner fiktiven Heldin mit dem who is who der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts biographisch zu verknüpfen. Ein Register aller realen Persönlichkeiten, die mit Paula persönlich verbunden sind, würde mehrer Seiten beanspruchen!

    Ärgerlich ist auch die Eitelkeit des Autors zu nennen, wenn er seine sprachlichen und stilistischen Pirouetten dreht: übermäßig gesucht die Ausdrucksweise, eine überbordende Verwendung von gewollt aparten Vergleichen und Metaphern, auch ein gelegentlich gezielt rüder Sprachgestus kommt zum Einsatz.

    Der Detailreichtum dieses aufwendig recherchierten Romans ist hervorzuheben, die Reserviertheit gegenüber der gestalterischen Umsetzung soll nicht verschwiegen werden.

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  • 3 Sterne

    Lea R., 30.08.2021

    "Ritchie Girl" ist ein etwas anderes Buch über die Zeit des Nationalsozialismus als die historischen Romane, die ich in der letzten Zeit sonst über das Thema gelesen habe. Das Setting ist ein anderes, die Protagonistin Paula, die als junge Frau von Deutschland nach Amerika ging und nun als Angehörige des US-Militärs nach Deutschland zurückkehrt, um Antworten zu finden, die Wahrheit herauszufinden und die Frage nach der Schuld zu klären - sowohl in Bezug auf große Kriegsverbrecher, als auch auf sich selbst.
    Vor allem während der ersten Hälfte des Buches konnte die Geschichte mich nicht immer abholen, ich hatte Probleme mit dem Schreibstil, aber auch mit vielen Aussagen, zu denen mir der historische Kontext oder das Hintergrundwissen fehlte. Vieles habe ich nicht ganz verstanden, habe bei manchen neuen Erkenntnissen nicht differenzieren können, wer "gut" und wer "böse" ist. Hier hätte ich mir mehr Erklärungen gewünscht, auch wenn dadurch die Authentizität der Dialoge vielleicht etwas gelitten hätte. Schwierig fand ich auch die Zeit- und Ortswechsel, die ab und zu ohne Erklärungen oder eine neue Einordnung stattfanden. Was gerade passiert und wo und wann sich die Handlung abspielt, habe ich mir dann nur durch die ersten Sätze zusammenreimen können.
    Ab der Hälfte wurde vieles besser, die Handlung wurde klarer und ich konnte mein Vorhandenes Wissen über die Zeit besser anwenden, so dass es nur noch wenige Verständnisprobleme gab. Paula machte eine große Charakterentwicklung durch, durch die sie mir sympathischer wurde und mehr Echtheit bekommen hat. Gerade in dieser zweiten Hälfte des Buches fand ich die Beschreibungen über Kriegsverbrechen und gängige Praktiken der Endlösung sehr ergreifend und schonungslos ehrlich. Interessant auch die Gedanken zur heutigen Zeit und dem Umgang mit dem Thema Nationalsozialismus. "Ritchie Girl" nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt den Leser mit einem mulmigen Gefühl zurück. Das Buch frägt nach der Schuld einer ganzen Gesellschaft und zeigt, dass wir die damaligen Verbrechen noch lange nicht verjährt sind und niemals in Vergessenheit geraten werden.

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  • 3 Sterne

    raschke64, 07.12.2021 bei bewertet

    Paula Bloom ist in Deutschland aufgewachsen, hat einen amerikanischen Vater und ging noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges nach Amerika. Zurück nach Deutschland kommt sie als so genanntes Ritchie Girl, das sind Frauen die in einem speziellen Camp in Amerika ausgebildet wurden, um in die Armee einzutreten und gegen Hitler zu kämpfen. Doch schon während ihrer Ausbildung werden sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt, später werden sie auch bei den Aufstiegsmöglichkeiten immer benachteiligt. Da Paula exzellent deutsch spricht, wird sie als Dolmetscherin eingesetzt und soll einen eventuellen Spion der Nazis entlarven.

    Das Buch war für mich extrem schwierig zu lesen. Auf der einen Seite ist es sehr blumig und da werden schachspielende Wolken beschrieben, um nur wenige Zeilen später im Stil eines Sachbuches über die Verbrechen der Nazis zu berichten. Diese ständigen Wechsel empfand ich als unangenehm. Ebenfalls schwierig für mich waren die unheimlich viele Namen, die im Buch erwähnt werden, oder die vielen Personen, um die es ging. Es war einfach zu viel. Ein Personenregister hätte da sehr weitergeholfen. Ab Mitte des Buches war ich dann soweit, dass ich es nur noch lesen wollte, um zu wissen, wie die Geschichte um Paula, Sam und Georg ausgehen wird. Es fällt mir schwer zu sagen, wem ich das Buch zum Lesen empfehlen sollte.

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  • 5 Sterne

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    Gabriele K., 18.11.2021

    Tolles Cover, kontrastreiches Schwarz-Rot, deutlich keine heile Welt beschreibend, super auch der rote Seiten-Schnitt.

    Der Titel klingt so "niedlich", macht neugierig, erst im Lauf des Buches erfährt man die Bedeutung.

    Wenn man von Andreas Pflüger bisher nur seine Krimis gelesen hat, dann erlebt man mit „Ritchie Girl“ etwas völlig anderes – oder eben auch nicht.

    Eine klare Sprache, prägnante Beschreibungen, elegante Spannungsbögen ziehen sich durch das gesamte Buch.

    Von Anfang an fühlte ich mich etwas gefordert bis überfordert angesichts der zahlreich auftretenden Menschen, der verschiedenen Handlungsstränge und Zeitebenen – oft unerwartet gewechselt. Ich hätte mir eine Übersicht am Anfang oder Ende des Buches gewünscht, die etwas zu den in raschem Wechsel auftretenden Personen sagt.

    Faszinierend ist für mich die Kombination aus Personen, die tatsächlich in dieser Zeit gelebt haben und teils sogar berühmt waren, und von rein fiktiv geschaffenen Menschen. Allen begegnet Paula Bloom auf die eine oder andere Weise, mehr oder weniger intensiv.

    Ebenso faszinierend, aber auch gleichzeitig manchmal irritierend ist der Stil von Andreas Pflüger, der quasi beiläufig etwas passieren lässt, ohne dass der Leser darauf vorbereitet ist, und der über manch ein solches Ereignis zunächst einfach "weiter schreitet", ohne dass man weiß, ob es nun eine Bedeutung für die weitere Handlung hat oder nicht.

    Erschreckend, aber sicherlich realistisch gezeichnet die Flecken auf der weißen Weste der "guten" amerikanischen Besatzer, die Kooperation mit Nazis, die ihnen nützlich sind oder sein könnten, eine teils opportunistisch anmutende Form von Gerechtigkeit.

    Insgesamt spannender Lesestoff, auch vom geschichtlichen Hintergrund her sehr interessant, mit spannenden, gut beschriebenen Charakteren. Unbedingte Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

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    Fornika, 29.09.2021

    Halbamerikanerin Paula Bloom floh einst aus Nazideutschland in die USA, und wurde dort in der Army im Camp Ritchie ausgebildet. Jetzt kehrt sie in das kapitulierte Deutschland zurück, soll bei der Befragung eines vermeintlichen Spions helfen. Die Identität von „Sieben“ ist unklar, hat man den großen Spion festgesetzt oder doch nur einen Hochstapler? Während in Nürnberg der große Kriegsverbrecherprozess vorbereitet wird, versucht Paula Siebens, aber auch ihre ganz persönliche Vergangenheit aufzuarbeiten.
    Pflügers Roman ist kein netter, seichter Roman über die Nachkriegszeit, sondern oft auch mal schwere Kost. Die Frage, wer sich etwas zuschulden hat kommen lassen, sei es als hochrangiger Funktionär in SS oder SA, oder als ganz normaler Bürger, der über das Verschwinden der Nachbarn hinweggesehen hat, tja diese Frage treibt Bloom und damit den Leser um. Paula ist eine wahnsinnig interessante Figur. Sie ist von Schuld und Hass zerfressen, ihr innerer moralischer Kompass durcheinander. Immer wieder hinterfragt sie sich selbst, ihr Handeln jetzt und vor Jahren, das ihrer Mitmenschen. Allzu schnell ist sie manchmal mit ihrem Urteil, geradezu selbstgerecht; das macht sie zutiefst menschlich, unvorstellbar wie man selbst in der entsprechenden Situation reagiert hätte. Ich fand auch das Zusammenspiel mit ihrem Freund Sam sehr gelungen, der sie immer wieder zu norden versucht. In Paulas Umfeld finden sich neben fiktiven Figuren immer wieder bekannte Persönlichkeiten: von Marlene Dietrich über Stan Lee bis hin zu Willy Brandt. Wie man auch dem Nachwort entnehmen kann, sind einige dieser Berühmtheiten wirklich im entsprechenden Umfeld zugange gewesen, bei anderen hatte ich mehr und mehr das Gefühl das der bekannte Name nur gefallen ist, damit er halt mal gefallen war. Kuriose Zufälle gibt es immer, aber hier wirkte es auf mich übertrieben gehäuft, weil jeder, aber auch wirklich jeder aufgeführt wurde. Der Handlung selbst lässt sich nicht immer ganz leicht folgen, auch aufgrund der vielen Beteiligten. Dranbleiben lohnt sich aber auf jeden Fall, denn der Leser bekommt einen vielschichtigen, hervorragend recherchierten Roman, der sich mit den Themen Schuld und Reue auf seine ganz spezielle Art und Weise auseinander setzt. Wer zeitgeschichtlich interessiert ist, sollte hier definitiv zugreifen.

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  • 4 Sterne

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    Amena25, 28.09.2021 bei bewertet

    Der Autor macht es seinen Lesern nicht leicht!

    1946 kehrt Paula Bloom nach Deutschland zurück, in das Land, in dem sie aufgewachsen ist und das sie vor neun Jahren in Richtung Amerika verlassen hat. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmanns und einer deutschen Mutter führte sie in Berlin ein wohlhabendes Leben. Doch ihr war schon damals bewusst, dass ihr Vater mit den Nazis kooperierte.
    Nun kehrt sie nach einer Ausbildung für Geheimdienstoperationen in Camp Ritchie, Maryland, als amerikanische Besatzungsoffizierin nach Deutschland zurück. In Frankfurt soll sie die Identität Johann Kupfers, eines österreichischen Juden klären, der angibt, der berühmt-berüchtigte Spion „Sieben“ zu sein und nun den Amerikanern seine Dienste anbietet. Doch Paula verfolgt bei der Suche nach der Wahrheit auch persönliche Interessen. Sie glaubt, Johann Kupfer könnte Informationen über ihre große Liebe Georg haben.
    Der Autor Andreas Pflüger macht es seinen Lesern nicht leicht. Selbst für historisch einigermaßen bewanderte und interessierte Leser ist die Vielzahl an Namen und Informationen anstrengend und erfordert Konzentration. Zudem ist die Hauptfigur Paula Bloom schwer zu fassen. Trotz ihrer Zweifel und ihrer Schuldgefühle bleibt sie eher fremd, kühl und distanziert. Es fällt schwer, ihre Gefühle nachzuempfinden, da diese oft nur angedeutet werden. Auch ihre Verhaltensweisen werden dem Leser nur allmählich verständlich, da Paulas Vergangenheit wie einzelne Mosaiksteinchen erst nach und nach offenbart wird. Andererseits fördert das natürlich den Spannungsaufbau.
    Pflügers Stil ist besonders, wirkt teils sachlich-nüchtern, knapp, mit schnellen Schnitten wie im Film. Unter dieser fast schon berichtartigen Ebene verbirgt sich aber großes Kino!
    Keine leichte Lektüre, aber eine in jedem Fall lesenwerte!

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