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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wanderer of words, 29.07.2022

    Als Buch bewertet

    Ein toller Roman, aber kaum ein Krimi

    Das Buch fängt sehr vielversprechend und spannend an: Samson verliert den Vater, schlägt sich eine Weile durchs Leben und landet schließlich bei der Miliz. Ab dort stockt die Geschichte dann aber etwas, zumindest was den Krimi-Anteil angeht. Die Ermittlungen selbst beginnen so richtig erst nach der Hälfte, für einen Krimi ist das schon recht spät.

    Überhaupt ist das Buch mehr Gesellschaftsstudie als Kriminalroman. Die Zeit kurz nach der russischen Revolution mit den harten Lebensbedingungen, der Korruption und dem Chaos beschreibt Kurkow sehr eindringlich. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die von den Menschen viel fordert, Gewalt ist so alltäglich wie knappe Lebensmittel. Ich habe von Kurkow schon “Graue Bienen” gelesen und war davon sehr begeistert, auch in “Samson und Nadjeschda” gelingt es ihm wieder das harte und oft triste Leben der Menschen auf eine gut verdauliche Weise zu beschreiben. Und wieder liegt es am Protagonisten: Samson hat eine sehr positive, manchmal sogar etwas einfältige, Art und versucht immer das Beste aus seiner Lage zu machen. Das macht die ganzen niederdrückenden Lebensumstände erträglicher.

    Obwohl im Titel und Klappentext benannt, spiel Nadjeschda nur eine nebensächliche Rolle, an den Ermittlungen ist sie gar nicht beteiligt.

    Es ist ein sehr ungewöhnlicher und definitiv kein typischer Krimi, der großartig geschrieben ist und viel über die damalige Zeit und die Menschen vermittelt. An manchen Stellen wird das Buch sogar etwas phantastisch: Samson hat sein abgeschnittenes Ohr aufbewahrt und schon bald entwickelt es ein Eigenleben und lässt ihn hören was im direkten Umfeld passiert, auch wenn Samson selbst gar nicht in der Nähe ist.

    Fazit
    Über die Wirren der russischen Revolution zu lesen ist sehr spannend, aber so ganz kann das Buch nicht halten, was das Cover verspricht: einen Kriminalroman. Es ist mehr ein historischer Roman mit kleineren Krimi-Elementen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Liane, 07.09.2022

    Als Buch bewertet

    Das vorliegende Buch von Andrej Kurkow ist ein kleines Meisterwerk. Mir hat gefallen, wie gut die historische Darstellung der Zeit nach der russischen Revolution gelungen ist. Die Geschichte liest sich mühelos und nimmt einen direkt mit in das Kiew der damaligen Zeit, wo Gewalt und Grausamkeit regieren. Samson, die Hauptperson des Buches, verliert durch den brutalen Angriff von Rotarmisten seinen Vater und darüber hinaus sein Ohr.
    So bizarr es auch scheint, aber genau dieses nicht mehr vorhandene Ohr verhilft ihm zu besonders gutem Hören und dient ihm als Warnung und so ist er auf der Hut vor denen, die er bei sich beherbergt, um nicht aufzufallen.
    Er ist allein und unglücklich, denn auch Mutter und Schwester sind bereits gestorben.
    Als man den Schreibtisch seines Vaters konfisziert, beschließt er, dies nicht einfach hinzunehmen, sondern folgt dem Kutscher, der diesen transportiert. Es kommt zu einer Begegnung und es wird Samson ein Angebot unterbreitet, welches er annimmt.
    Mir gefällt die Charakterisierung, mit der Samon als grundehrlicher, sehr feinfühliger und gütiger Mensch vorgestellt wird.
    Ein bisschen hat mir die Qualität des Kriminalromans gefehlt, aber dennoch halte ich das Buch für sehr lesenswert.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin S., 12.08.2022

    Als Buch bewertet

    Die Geschichte beginnt 1919 in Kiew, es herrschen Kriegs- und Revolutionswirren. Samson ist der Titelheld dieser Geschichte, die grausam beginnt. Sein Vater wird vor seinen Augen getötet, er selbst verliert dabei ein Ohr. Als Waise schlägt er sich so durch. Zufällig bekommt er eine Stelle bei der Polizei und der Krimi kann beginnen. Die patente Nadeschda hilft ihm dabei, einen mysteriösen Fall zu lösen.

    Der Anfang des Buches hat mir gut gefallen, die Situation scheint so aktuell. Nach dem spektakulärem Start, plätschert die Geschichte eher so vor sich hin und hat sich für meinen Geschmack zu sehr in die Länge hingezogen. Hier sollte man keine spannenden Krimi erwarten. Gut fand ich den Schreibstil von Andrey Kurkow. Man kann sich gut in Zeit und Historie des damaligen Kiew hineinversetzen. Deshalb fand ich es ein durchaus lesenswertes Buch.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike S., 03.08.2022

    Als Buch bewertet

    Samson und Nadjeschda ist ein Kriminalroman der in Kiew in den Wirren der roten Revolution spielt. Der geschichtliche Hintergrund spielt eine tragende Rolle. Leider werden die geschichtlichen Ereignisse immer nur kurz angesprochen, sodaß Leser wie ich, die von der Russischen Geschichte wenig Wissen haben, manchmal Probleme mit dem Nachvollziehen des Geschehens haben. Außerdem sind einige Stellen recht brutal, was wahrscheinlich in die Zeit passt, mir aber nicht besonders gefällt. Auch die enthaltene Beschreibung der Liebesbeziehung von Samson und Nadjeschda überzeugt mich nicht. Einzig der Kriminalfall, der mit der Zeit Fahrt aufnimmt, hat dazu geführt, das ich das Buch überhaupt zu Ende gelesen habe. Insgesamt hat mich das Buch aber nicht wirklich überzeugt und den Nachfolgeband werde ich nicht lesen wollen.

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  • 5 Sterne

    Kristall, 27.07.2022

    Als Buch bewertet

    !ein Lesehighlight 2022!

    Klappentext:

    „Kiew, 1919: In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zum Vollwaisen geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Anzug aus feinem englischem Tuch geben ihm Rätsel auf. Doch die Zeiten sind gefährlich und halten jeden Tag neue Überraschungen bereit. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft und an die er schon bald sein Herz verliert.“



    Autor Andrej Kurkow ist mir seit seinem literarischen Knaller „Graue Bienen“ in bester Erinnerung geblieben und zählt mittlerweile zu meinen liebsten Autoren. Sein neuestes Werk „Samson und Nadjeschda“ ist ebenfalls wieder so ein Highlight, wenn man es liebt, zwischen den Zeilen zu stöbern, mit der heutigen Zeit Vergleiche anstellen mag und kann (ganz wichtig!) und zudem das Menschliche gern beleuchtet. Kurkow nimmt uns hier diesmal in einem Krimi mit auf die Reise durch Kiew im Jahre 1919 (und weiter). Mittlerweile hat die Welt einen Weltkrieg hinter sich und ist auf der Suche nach einem ruhigen Moment des Friedens. Für Hauptprotagonist Samson wird es aber mehr als turbulent. Samson wird hier in einen vermeintlich abstrusen Fall verwickelt, welcher aber gar nicht so abstrus ist bei genauerer Betrachtung. Kurkow spielt mit geschichtlichen Parts und mit Metaphern wo es nur geht (abgeschnittnes Ohr - siehe van Gogh beispielsweise als Metapher oder eben jene silberne Knochen als „Reliquie“?!). Ja, vor Metaphern strotzt dieser Krimi und vor (Welt)Geschichte gleichermaßen. Sicherlich ist dieser Stil nicht jedermanns Sache aber ich bin ein großer Fan davon. Kurkow bringt hier sogar ein wenig Romantik mit ins Spiel und als Nadjeschda auftaucht, beflügelt es das Leserherz für unseren Hauptprotagonisten Samson mit. Der Fall hat einen schönen Anspruch für alle Leser. Man muss kein Krimi-Fan sein für diese Geschichte, aber man wird dennoch mitgerissen! Der rote Faden ist hier wahrlich rot und reißt einem von Spannungshoch zu Spannungshoch. Es wird rasant und genau das macht diese Geschichte aus!

    Kurkow hat auch hier wieder ein ganz feines Händchen bewiesen und bringt mehr als gekonnt Krimi, Geschichte, ein wenig Liebelei und allgemeines Weltwissen hervorragend in einer Geschichte unter. Für mich wieder eine sehr genussvolle Leseerfahrung in jedem Sinne. Wortwahl und Ausdruck waren wieder perfekt gewählt, was sicherlich auch an der Übersetzung liegt.

    Fazit: ein Lesegenuss erster Güte à la Kurkow - 5 von 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    Kristall, 27.07.2022

    Als Buch bewertet

    !ein Lesehighlight 2022!

    Klappentext:

    „Kiew, 1919: In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zum Vollwaisen geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Anzug aus feinem englischem Tuch geben ihm Rätsel auf. Doch die Zeiten sind gefährlich und halten jeden Tag neue Überraschungen bereit. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft und an die er schon bald sein Herz verliert.“



    Autor Andrej Kurkow ist mir seit seinem literarischen Knaller „Graue Bienen“ in bester Erinnerung geblieben und zählt mittlerweile zu meinen liebsten Autoren. Sein neuestes Werk „Samson und Nadjeschda“ ist ebenfalls wieder so ein Highlight, wenn man es liebt, zwischen den Zeilen zu stöbern, mit der heutigen Zeit Vergleiche anstellen mag und kann (ganz wichtig!) und zudem das Menschliche gern beleuchtet. Kurkow nimmt uns hier diesmal in einem Krimi mit auf die Reise durch Kiew im Jahre 1919 (und weiter). Mittlerweile hat die Welt einen Weltkrieg hinter sich und ist auf der Suche nach einem ruhigen Moment des Friedens. Für Hauptprotagonist Samson wird es aber mehr als turbulent. Samson wird hier in einen vermeintlich abstrusen Fall verwickelt, welcher aber gar nicht so abstrus ist bei genauerer Betrachtung. Kurkow spielt mit geschichtlichen Parts und mit Metaphern wo es nur geht (abgeschnittnes Ohr - siehe van Gogh beispielsweise als Metapher oder eben jene silberne Knochen als „Reliquie“?!). Ja, vor Metaphern strotzt dieser Krimi und vor (Welt)Geschichte gleichermaßen. Sicherlich ist dieser Stil nicht jedermanns Sache aber ich bin ein großer Fan davon. Kurkow bringt hier sogar ein wenig Romantik mit ins Spiel und als Nadjeschda auftaucht, beflügelt es das Leserherz für unseren Hauptprotagonisten Samson mit. Der Fall hat einen schönen Anspruch für alle Leser. Man muss kein Krimi-Fan sein für diese Geschichte, aber man wird dennoch mitgerissen! Der rote Faden ist hier wahrlich rot und reißt einem von Spannungshoch zu Spannungshoch. Es wird rasant und genau das macht diese Geschichte aus!

    Kurkow hat auch hier wieder ein ganz feines Händchen bewiesen und bringt mehr als gekonnt Krimi, Geschichte, ein wenig Liebelei und allgemeines Weltwissen hervorragend in einer Geschichte unter. Für mich wieder eine sehr genussvolle Leseerfahrung in jedem Sinne. Wortwahl und Ausdruck waren wieder perfekt gewählt, was sicherlich auch an der Übersetzung liegt.

    Fazit: ein Lesegenuss erster Güte à la Kurkow - 5 von 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    pw, 14.07.2022

    Als Buch bewertet

    Untypischer Krimi, historischer Roman und Groteske in einem

    Dieser Roman ist mehr als nur ein Krimi. Er ist gleichzeitig ein historischer Roman, der uns nach Kiew ins Jahr 1919 mitnimmt. Andrej Kurkow hat ein Erzähltalent, wodurch ich mich von Anfang an sehr gut in Ort und Zeit, vor allem in die Gepflogenheiten, und natürlich in die handelnden Personen hineinversetzen konnte.

    Der Kriminalfall baut sich erst allmählich auf. Eigentlich ist das Ganze mehr eine Geschichte über den Alltag von Samson, der durch Zufall zum Ermittler bei der Miliz wird. Das alles spielt nicht lange nach dem Ersten Weltkrieg und der Revolution, in einer Zeit von Chaos und Gefahr durch Banditen und Vertreter verschiedener politischer Gesinnungen.

    Einige Szenen, besonders am Anfang, sind erschütternd brutal. Dem Autor gelingt es jedoch, sie so zu schildern, dass mir nicht schlecht wurde, sondern dass ich einfach weiterlesen musste. Besonders interessant – geradezu grotesk fantastisch – entwickelt sich die Sache mit dem abgetrennten Ohr.

    Dieser Roman ist sehr schön erzählt und lebt trotz aller Not, Brutalität und Düsternis von etlichen witzigen Details. Dazu gehört auch die Geschichte, wie Samson bei der Miliz landet.

    Der Kriminalfall – oder sagen wir besser die Kette von Rätseln – wird durch Samson auf recht unkonventionelle Art und Weise gelöst. Dazu werde ich natürlich nichts Genaueres verraten.

    Was ich verraten kann, ist, dass es eine Fortsetzung geben wird. Aber das lässt sich ja bereits aus dem Klappentext entnehmen.

    Mein Fazit: Eigentlich ist es gewagt, dieses Buch in die Schublade „Kriminalroman“ zu stecken, denn es ist mehr als das. Kurz und gut: Ungewöhnlich, spannend und witzig. Es hat mich sehr gut unterhalten.

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  • 5 Sterne

    Mundolibris, 14.02.2023

    Als Buch bewertet

    Andrej Kurkow ist meine Entdeckung des Jahres 2022. Während der Buchmesse in Frankfurt entdeckte ich bei einem anderen Verlag eine Art Kriegstagebuch aus der Ukraine von ihm. Dieses Buch machte mich so neugierig und ich fand es am nächsten Tag bei Diogenes Verlag. Der Klappentext las sich so als wäre es ein Buch von Dostojewski. Und auch während des Lesens hatte ich das Gefühl, dass sich das Buch wie ein Klassiker Dostojewskis las.
    Dem Autor ist es sehr gut gelungen ein Setting herzustellen, welches die düstere Zeit gut in Bildern darstellt. Für mich wirkte die Stimmung des Buches wie ein kalter, diesiger Wintertag.
    Die Schauplätze erscheinen sehr gut beschrieben und dank des tollen Schreibstils konnte ich mich gut zurechtfinden im alten Kiew. Gepaart mit den toll beschriebenen Figuren die allesamt echt und wirklich wirken, fühlt sich das Buch vielmehr wie ein alter Schwarzweißfilm an. Schwarzweiß aber nur weil ich den Film in die Zeit dieses Mediums hineininterpretiere.
    Das Buch ist von Beginn an auf einem recht hohen Spannungslevel und steigert sich zum Ende hin nochmals deutlich.
    Nach diesem ersten Buch von Andrej Kurkow glaube ich schon fast sagen zu können, dass der Autor schon bald zu meinen Lieblingsautoren gehören könnte.
    Für mich ist das Buch ein absolutes muss für jedes Bücherregal, weswegen ich mir mein Leseexemplar schon bald gegen die Originalausgabe austauschen werde, für mein Bücherregal.
    Alles in allem komme ich hier auf die vollen 5 von 5 Sternen, sowie eine Leseempfehlung

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  • 5 Sterne

    Fredhel, 16.08.2022

    Als eBook bewertet

    Ein Kriminalroman? Nein, eher ein Schelmenroman mit Samson in der Rolle des naiven Schelmes. 
    Man schreibt das Jahr 1919 in einem Kiew, in dem es drunter und drüber geht. Es herrscht Korruption und fast schon etwas wie Anarchie, weil verschiedenste Gruppierungen um die Vorherrschaft kämpfen. Bei einem Überfall verliert Samson erst seinen Vater, dann sein Ohr, das im Lauf der Geschichte ein interessantes Eigenleben entwickelt. 
    Per Zufall landet Samson bei der Polizei, wo er für Ordnung sorgen soll. Ein merkwürdiger Knochenfund, ein Oberschenkelknochen aus purem Silber, fasziniert ihn, und er widmet der Angelegenheit besondere Aufmerksamkeit. Wirklich eine verzwickte Geschichte, doch die Auflösung ist weit von einem Kriminalfall entfernt.
    Wie gesagt, eher ein Schelmenstück.
    Die Sprache ist umständlich, langatmig und sehr auf winzige Details fokussiert. Man muss es mögen, ansonsten fängt man am besten gar nicht erst mit dem Lesen an. Ich denke, ein besonderes Augenmerk richtet der Autor auch auf die sehr spezielle Situation, die damals in Kiew herrschte. Die Leute waren arm. Es gab noch eine (wechselnde?) Obrigkeit, die unkontrolliert Macht ausüben konnte. Bezahlt wurde in Gutscheinen, die man vielleicht einlösen konnte, vielleicht auch nicht. Kurz eine Situation, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann.
    Mir hat das Buch sehr gefallen, deswegen 5 Lesesterne, aber es ist auch sehr, sehr speziell.

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  • 5 Sterne

    Viktoria B., 25.07.2022

    Als Buch bewertet

    Originell, ungewöhnlich, atmosphärisch
    „Samson und Nadeschda“ ist ein spannender Kriminalroman, der aus der Feder vom ukrainischen Autor Andrej Kurkow stammt. Die Handlung entwickelt sich in Kiew einige Jahre später nach der Revolution von 1917, in der Zeit voller Unruhe, Gefahr, Unbeständigkeit und Unberechenbarkeit.
    Der junge Samson und sein Vater werden von Kasaken angegriffen. Der Vater stirbt und Samson verliert sein Ohr. Später fängt er bei der Miliz zu arbeiten, um sich für die Ordnung, Gefahrlosigkeit und Gerechtigkeit einzusetzen. Dabei ermittelt er in einem interessanten und ungewöhnlichen Fall. Was dieses Buch echt einzigartig macht, ist die Tatsache, dass Samsons abgetrenntes Ohr die Fähigkeit behalten hat, alles zu hören und das Gehörte zu übermitteln. Diese Fähigkeit wird Samson auch mal das Leben retten. Sehr originelle und mutige Idee, die im Buch einbezogen ist.
    Dem Autor ist es sehr gut gelungen, die schwere Zeit nach der Revolution und den herrschenden damals Chaos eindrucksvoll und realistisch darzustellen. Für einen Kriminalroman mit dem historischen Hintergrund fand ich hier genügend Spannung vorhanden. Das Ende ist schlüssig und ich würde mich über die Fortsetzung freuen.

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  • 4 Sterne

    Charlie F., 16.07.2022

    Als Buch bewertet

    Obwohl der Roman als in sich abgeschlossen betrachtet werden kann, wird am Ende deutlich, dass es sich erst um den Beginn einer Reihe handelt.
    Der Autor steigt bedrohlich ein. Es ist keine leichte Zeit, in der Samson plötzlich allein dasteht. Seine Mutter und kleine Schwester sind einer Krankheit erlegen und der Vater nun erschlagen. Dazu die Wirren des Krieges und der Umwälzung einer ganzen Gesellschaft. Dass man ihn nicht allein in einer so großen, schönen Wohnung lassen würde, ist ihm klar. Aber so schnell hat er nicht mit der Einquartierung zweier Soldaten, Grobiane noch dazu, gerechnet. Da er verpflichtet ist, sie zu ernähren und kleiden, braucht er eine Arbeit. Wovon er und der Vater zuvor gelebt haben, wird nicht gesagt, es ist aber anzunehmen, dass Samson frisch aus der Schule kommt, da er stetig einen Gymnasiastenmantel trägt. Der junge Mann muss mit einem Schlag erwachsen werden. Die Schulkameraden, die er aufsucht, sind jedoch schon eine Weile in Lohn und Brot. Es ist also nicht ganz einfach auszumachen, wie alt Samson ist.
    Durch das abgeschnittene Ohr hört Samson, was in dessen Nähe gesprochen wird, auch wenn er Kilometer entfernt ist. Dies allerdings nur zweimal, so dass es leicht ist, damit zurechtzukommen.
    Seine Hausmeisterin sagt ihm, es wäre gut, sich eine eigene Familie anzuschaffen, um über den Verlust der anderen hinwegzukommen. Darum stellt sie ihm Nadjeschda vor, die aus gutem Hause stammt. Die Beziehung aufzubauen, ist nicht einfach. Wohin geht man aus, wenn es nachts lebensgefährlich auf der Straße ist und auch am Tage manchmal geschossen wird? Wenn Wohnraum knapp ist und die meisten jungen Menschen noch bei den Eltern wohnen? Sie treffen nicht oft aufeinander, wenn dann aber glaubhaft im Kontext und historischen Zeiten. Ob sie jedoch die Richtige für ihn ist, kann noch schlecht ausgemacht werden. In der Fortsetzung gibt es dahingehend sicher noch ein paar neue Aspekte.
    Samson stellt sich seinen Aufgaben, wenn nicht immer bravourös, so doch festen Glaubens. Einige Tricks hat er aufgeschnappt; einen großen Schrank vor das Elternschlafzimmer geschoben, um die Wohnung kleiner wirken zu lassen. Das Ohr an gewissen Orten zurücklassend, um zu hören, was vor sich geht. Ein Dach über dem Kopf, regelmäßige warme Mahlzeiten durch die Arbeit und eine nette junge Frau. Samson ist damit glücklich. Sein Job missfällt ihm nicht so sehr wie er sollte, denn er findet Gefallen am Aufklären bzw. Rätsel lösen.
    Kurkow erzählt stringent und ungeschönt, wenn auch nie übertrieben. Das wirkt manchmal etwas emotionslos, doch wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, findet alles, was es braucht. Samson trauert auf seine Weise, doch lässt er sich nicht unterkriegen und schaut in eine Zukunft, keine unbedingt düstere, obwohl die Umstände dafür sprächen. Er findet hier und da Gutes, nicht zuletzt deswegen will er seinen Job gut machen, eine Polizei schaffen, die Gerechtigkeit übt. Das übrigens auch durchaus gegen Widerstände, da er auch neue ungewöhnliche Wege dafür geht.
    Gegen Ende zieht es sich leider ein bisschen und ich gebe zu, dass ich die Aufklärung am Ende nicht ganz verstanden habe. Ist es wirklich so profan gewesen oder ist mir etwas entgangen?
    „Samson und Nadjeschda“ ist ein sehr guter Einstieg in eine historische Krimireihe. Zeit und Ort werden authentisch gezeigt, die Figuren sind sympathisch und das Geschehen ist glaubhaft. Ich würde jederzeit wieder etwas vom Autor lesen.

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  • 4 Sterne

    Martina B., 22.07.2022

    Als Buch bewertet

    Die Veröffentlichungen ukrainischer Autoren oder ukrainischer Texte ist in den vergangenen Monaten spürbar angestiegen. Offensichtlich ist nun der Punkt gekommen, wo die deutschen Verlage uns Leser*innen besser mit der ukrainischen Literatur vertraut machen wollen. Bei Diogenes erscheint in diesen Tagen der erste Band einer Krimiserie von Andrej Kurkow. Der Journalist und Autor ist allerdings kein Neuzugang auf den deutschen Leselisten. Zahlreiche Romane, darunter „Picknick auf dem Eis“ und „Graue Bienen“ sind bereits in deutscher Sprache erschienen.
    In der Ukraine liegen von der Serie „Samson und Nadjeschda“ insgesamt bereits drei Bände vor; weitere sind zurzeit nicht in Planung, denn, wie Kurkow in verschiedenen aktuellen Interviews u.a. im Berliner Tagesspiegel sagt, arbeite er aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine ausschließlich journalistisch. Er ist mit seiner Familie in den Westen der Ukraine geflüchtet, und als politischer Mensch reist er nach wie vor viel durch Europa, um über den Krieg in seinem Heimatland zu berichten.
    Andrej Kurkow wurde 1961 in St. Petersburg geboren, lebt aber seit frühester Kindheit in Kiew und machte dort 1983 am dortigen Staatlichen Pädagogischen Fremdspracheninstitut seinen Abschluss. Er arbeitete in unterschiedlichen originellen Berufen und ist seit 1988 Mitglied des Londoner PEN-Clubs, seit 1996 lebt er zeitweise in London.
    Doch nun zum Buch: „Samson und Nadjeschda“. Die Handlung ist in Kiew, im Mai 1919, angesiedelt. Gleich auf den ersten beiden Seiten verliert unser Held Samson seinen Vater und sein rechtes Ohr. Der behandelnde Arzt, dessen Fachgebiet eigentlich die Augen sind, weiß nicht, ob man das gute Stück wieder annähen kann. Also packt Samson das Sinnesorgan in eine Dose und nimmt es mit nach Hause, um den Kopf einen großen, weißen Verband. Die Täter zu verfolgen macht keinen Sinn, in Kiew herrscht Bürgerkrieg und die Kosaken, die „rote Gesetzlosigkeit“, sind über alle Berge. Spätestens jetzt wissen wir zwei Dinge: Wir müssen unbedingt nachschlagen, wer da im Jahr 1919 gegen wen in der Stadt Bürgerkrieg führt, und es wird klar, dass wir in einem 1A Schelmenroman gelandet sind. Herrlich abseitiger Humor, skurrile Charaktere und natürlich gibt es auch etwas mit Liebe.
    Zwischen 1918 und 1921 herrschte Bürgerkrieg, als die Bolschewiki versuchten, die Ukraine zu übernehmen, was ihnen erst im vierten Anlauf gelang. Mit dieser Zeitgeschichte ist die Handlung eng verwoben, weswegen es so wichtig ist zu wissen, wer Freund, wer Feind ist. Gefährlich ist es allemal, aber unser Held hat Glück, ob Requirierung, Einquartierung oder Mordanschlag, er kommt gut aus der Sache heraus – dank seines rechten Ohres, das zwar in der Schreibtischschublade seines Vaters liegt, mit dem er aber immer noch prächtig hören kann. Zum Beispiel, was die beiden, bei ihm einquartierten Rotarmisten, Anton und Fjodor, so alles planen.
    Und als der Zufall und die Tatsache, dass er gut schreiben kann, ihn in die Miliz führen, nimmt er Ermittlungen auf, die bald nicht mehr jedem richtig gut gefallen.
    Ich musste mich erst in die Sprache und auch in den geschichtlichen Hintergrund einarbeiten und mich auf das Erzähltempo einstellen. Dann war es aber ein großes, nachdenkliches Lesevergnügen, mit zwei weiteren unerwähnten Protagonisten: dem allgegenwärtigen Tee und der Kiewer Straßenbahn.

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  • 4 Sterne

    hiclaire, 27.07.2022

    Als Buch bewertet

    Andrej Kurkow ist ein großartiger Erzähler, den ich bisher nur dem Namen nach kannte, und bin gespannt auf seine weiteren Romane, nachdem ich diesen hier wirklich sehr gern und mit großem Vergnügen gelesen habe.

    Es dauert eine geraume Weile, bis der Krimifaden an Bedeutung gewinnt und auch dann verlief der Spannungsbogen für meinen Geschmack eher moderat. Was jedoch in meinen Augen keine große Rolle gespielt hat. Dieser Roman hat mich in erster Linie durch seine Erzählweise beeindruckt, die sicher nicht jedermanns Geschmack trifft, mir hat sie in ihrer eigenwilligen Art gut gefallen. Unaufgeregt, auch in „aufregenden“ Momenten, das mag ich generell und es passt hier recht genau zu der Mentalität der Menschen in diesen turbulenten Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit, in denen das Chaos allgegenwärtig ist. Anders kommt man da wohl nicht durch ohne unterzugehen oder zu verzweifeln. Atmosphäre und Menschen sind gut eingefangen, von resigniertem Pragmatismus über Entwurzelung und vorsichtigen Optimismus.

    Der junge Samson hat davon geträumt Elektroingenieur zu werden, doch der Verlust seiner Eltern und die Wirren des Krieges haben ihn letztlich zu den Ermittlern der Miliz gebracht. Er ist gewissenhaft und loyal und in der Lage seinen Verstand zu gebrauchen. Dazu verfügt er über eine gewisse Intuition, und dann ist da noch die Sache mit dem verlorenen Ohr… Irgendwie genießt er schon den Status und die Autorität, die sein neuer Job mit sich bringt, aber er ist definitiv zu anständig um sie zu missbrauchen, nicht unbedingt selbstverständlich in dieser Zeit. Trotz gelegentlicher Unsicherheiten, schließlich kommt er ziemlich unverhofft und ohne größere Einweisung oder gar Ausbildung an diesen Job, erweist er sich als findiger Ermittler. Sehr cool, wie er sich des Rätsels Lösung beharrlich und Stück für Stück annähert.

    Nadeschda tritt recht bald in sein Leben, bleibt aber noch etwas im Hintergrund. Sie wird ihr Potential als Figur vermutlich erst in den Fortsetzungen stärker ausleben. Hier geht es in erster Linie um Samson.

    Sinnlosigkeit und Absurdität von Krieg schimmern durch die Zeilen, nicht explizit, jedoch erkennbar, und auch ein Hauch von Hoffnung auf bessere Zeiten.

    Die Örtlichkeiten, speziell die vielen Straßennamen hätten für mich weniger präsent sein dürfen, aber darüber lässt sich ja hinweglesen. Wenngleich mich von Zeit zu Zeit der Ehrgeiz gepackt hat, einen Zungenbrecher wie z. B. Kruglouniwersitetskaj flüssig über die Lippen zu bringen *gg*, was eine gewisse Übung verlangt und stets eine Weile gedauert hat.

    Eine lesenswerte Geschichte, angesiedelt in Kiew im Jahr 1919, angenehm abweichend von aktuellen „Mainstreams“, die sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lässt.

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  • 5 Sterne

    Kristina B., 30.07.2022

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch ist einfach unglaublich gut! Schon der packende Beginn, dann die geschickt gesponnene Intrige und zum Schluss der fulminante Höhepunkt - einfach unglaublich gut!. Die Charaktere sind einfach charakterisiert und doch so, dass man sich nahezu lückenlos da hineinversetzen kann. Und vor allem in Anbetracht der aktuellen politischen Situation auf der Welt ist dieses Buch so zufriedenstellend wie selten ein anderes Buch... Der Einband ist ebenfalls gut gestaltet. Und um noch einmal zu der Geschichte zurück zu kommen - es ist zudem gut eingebettet in die damalige Zeit. Die rote Revolution in der Ukraine war brutal, hart und hat viel Leid hinterlassen. So ähnlich wie in vielen anderen Zwangsmitgliedern der ehemaligen Sowietunion... Und trotzdem herrschte damals auch ein Geist des Aufbruchs, der Neuerungen, des Femilnismus... Sehr empfehlenswertes Buch!

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  • 4 Sterne

    Miss.mesmerized, 27.07.2022

    Als Buch bewertet

    Seine Mutter und seine Schwester sind bereits verstorben und nun hat auch sein Vater den Überfall auf sie beiden nicht überlebt. Der 17-jährige Samson ist auf sich allein gestellt und das mit nur noch einem Ohr. Als das Geld knapp wird - wie alles andere in den Wirren der Revolution von 1919 - stellt er sich bei der Miliz vor und erhält den Job, jemand, der schreiben kann, ist eindeutig nützlich. Kiew versinkt langsam im Chaos und Samsons erster Fall ist mehr als mysteriös: Diebstähle von Silber, während das Gold und Diamanten nicht angetastet werden, ein unfertiger Anzug in seltsamem Format und der ermordete deutsche Schneider Balzer. Samson stürzt sich in die Arbeit, wenn sein Vorgehen auch für Verwunderung sorgt.

    Andrej Kurkows Roman „Samson und Nadjeschda“ ist der Auftakt einer historischen Krimiserie um den cleveren Samson Koletschko, der zur unübersichtlichen Zeit der Revolution spielt. Plötzlich auf sich allein gestellt muss er das Beste aus seiner Situation machen, mit der Hausmeisterwitwe und mit Nadjeschda hat er jedoch auch zwei patente Frauen an seiner Seite.

    Samson löst den Fall mit Beharrlichkeit und guter Beobachtungsgabe. Dass er dabei von den üblichen Wegen abweicht und seinen Vorgesetzten mehr als einmal verwundert, erstaunt nicht, er hat die Ermittlungsarbeit ja nicht gelernt, bringt aber alles mit, um mit den richtigen Fragen und Schlüssen dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen.

    „Wenn ein Mensch sich in sein Gegenteil verkehrt, kann er auch mit Gut und Böse durcheinanderkommen.“

    Neben der Kriminalhandlung überzeugt der Roman vor allem durch die Atmosphäre. Das Chaos der Revolution wird greifbar, Freund und Feind reichen als Kategorien nicht mehr aus und Sicherheit wird ein rares Gut. Redlichkeit und Gerechtigkeitssinn, wie Samson sie zeigt, werden immer seltener. Er ist zwar nicht ganz unbezwingbar wie sein biblischer Namensvetter und seine Liebe zu Nadjeschda wird ihm hier auch nicht zum Verhängnis, aber seinem Volk Gerechtigkeit zu verschaffen, ist auch sein Ziel.

    Eine überzeugende Geschichte, mit ungewöhnlicher Falllösung, die atmosphärisch sofort verfängt.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 26.10.2022

    Als Buch bewertet

    Ein Buch mit einem ganz eigenen Charme

    Kiew, 1919: Der junge Samson ist gerade zur Vollwaise geworden und kommt nach den Wirren der Russischen Revolution ganz zufällig zur sowjetischen Polizei. Ohne weitere Vorkenntnisse als einem einmaligen Schießunterricht wird er bei der Aufklärung von Diebstählen und Todesfällen eingesetzt. Auf seine ganz eigene Art und Weise stürzt er sich in die Ermittlungen hinein. Durch die Hausmeisterin seines Hauses lernt er die patente Nadeschdja kennen.

    Das Buch gilt als Krimi, doch es dauert eine Weile, bis sich die Geschichte auf das Krimigeschehen einschwenkt. Sehr ausführlich werden die geschichtlichen Ereignisse der damaligen Zeit beschrieben, man kann sich gut hineindenken in ein Kiew, in dem plötzlich so vieles gefährlich geworden ist. Samson versucht sich in dieser veränderten Umgebung zurechtzufinden. Wie er das tut und wie er mit den Veränderungen umgeht, das ist mir manchmal etwas zu holzschnittartig erschienen, einen echten Bezug zu den Personen konnte ich nicht wirklich aufbauen, so sympathisch mir auch einige davon waren. Dafür hat mir das Augenzwinkern gefallen, mit dem die Geschichte erzählt wird, gibt es doch so einige skurrile Details wie ein abgetrenntes Ohr, das überraschende Fähigkeiten verleiht, ein Oberschenkelknochen aus Silber, ein zugeschnittenes Kleidungsstück, das auf eine ganz bestimmte Spur lenkt… Mich hat die Nichtvorhersehbarkeit der Geschichte verblüfft, hat sie doch einige völlig überraschende Wendungen, denen ich mich beim Lesen einfach ergeben musste. Ob die Fortsetzung wohl ähnlich sein wird?

    Dieses Buch wird sicher nicht nur Freunde finden, doch es hat seinen ganz eigenen Charme. Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    Birgit S., 22.07.2022

    Als Buch bewertet

    Überzeugender historischer Krimi um einen einohrigen Ermittler

    Kurz nach Sturz des Zaren ist die Lage in Kiew unsicher. Es kommt zu Straßenkämpfen und genau solch einen geraten Samson und sein Vater. Samson verliert dabei ein Ohr und sein Vater wird ermordet. Bald findet er eine Anstellung bei der Polizei und ermittelt gleich in seinen ersten Fall, in dem es um Knochen aus echtem Silber und maßgeschneiderte Anzüge geht. Unter Anwendung ungewöhnlicher Methoden (sein abgetrenntes und aufbewahrtes Ohr spielt hierbei eine Rolle), löst er das Rätsel. Auch privat läuft es für Samson in der düsteren Zeit nicht schlecht, macht er doch Bekanntschaft mit Nadjeschda, einer jungen Frau, die weiß, was sie will.

    Nach spannendem Beginn plätschert der Roman dann etwas vor sich hin und widmet sich dem täglichem (Über)leben Samsons in einem gefährlichen Kiew. Dabei beschreibt Kurkow mit ruhigem Ton nüchtern die aufgeheizte Stimmung, die jederzeit in Gewalt umschlagen kann. Die Stimmung ist eher düster. Die Krimihandlung ist hierbei eher eingebettet in die Beschreibung der Lage sowie des neue Lebens Samsons nach der Russischen Revolution und man stolpert wie Samson in den Kriminalfall hinein. Trotz alledem kann die Kriminalgeschichte durch seine Außergewöhnlichkeit und seine leicht fantastischen Elemente überzeugen. Wer auf der Suche nach einem spannenden Krimi ist, wird hier weniger fündig. Kurkows „Samson und Nadjeschda“ ist ein historischer Kriminalroman der etwas anderen Art, der von Samson lebt sowie von dem authentischen und stimmungsvollen Bild, das von der damaligen Zeit und der Bevölkerung gezeichnet wird. Ein vielversprechender Auftakt einer neuen Reihe um Samson und Nadjeschda.

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  • 4 Sterne

    Michael B., 09.10.2022

    Als Buch bewertet

    Den Schalk im Nacken. Wer Andrej Kurkow kennt, dem ist bekannt, was in seinen Romanen zu erwarten ist. In St.Petersburg geboren, in Kiew lebend und russisch schreibend, kennt sich Kurkow aus mit dem Verbrechertum in dieser Welt, zumal er selbst auf Erfahrungen als Gefängniswärter zurückgreifen kann. Dieses Mal nimmt er unsLesende mit nach Kiew und versetzt uns zurück in Zeiten großen Durcheinanders und politischer Wirren, zurück in die Zeit nach der russischen Revolution in das Jahr 1919. Direkt zu Beginn wird der Vater der Hauptperson Samson durch Kosaken getötet und ihm selbst wird dabei ein Ohr abgetrennt. Wegen seines guten sprachlichen Ausdrucksvermögens bekommt Samson - unterstützt durch kleine Zufälle - eine Anstellung bei der Miliz und darf ermitteln. Die Kriminal-Story ist hierbei für mich nicht das Wesentliche an dem Roman (zumal es recht seltsam zugeht, ein Oberschenkelknochen aus Silber, ein unfertiger Anzug aus teurem Stoff und auch Samsons abgeschnittenes und in einer Blechdose gelagertes Ohr eine Rolle spielen); die Beschreibung der Zustände, die Absurditäten der Ereignisse und Andrej Kurkows Augenzwinkern, welches einen über die Seiten hinweg begleitet - das ist der wahre Kern des Romans. Enttäuscht sein werden also diejenigen, die einen klassischen Krimi erwarten - Menschen mit eigenem Schalk im Nacken werden "Samson und Nadjeschda" mögen... und auf die Fortsetzung warten... auch um zu erleben, wie sich das zarte Gespinst der Liebe zwischen den Namensgebern des Romans weiter entwickeln wird.

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  • 4 Sterne

    Johann B., 09.08.2022

    Als eBook bewertet

    Samson muss mit ansehen, wie sein Vater ermordet wird. Dabei wird er selbst ebenfalls verwundet. Ein Hieb und seine Ohrmuschel liegt auf der Straße. Er kann sie zwar bergen aber nach einem Besuch beim Arzt muss er sich mit dem Verlust abfinden. Das Annähen verspricht keinen Erfolg. Aber zum Glück verbindet der Arzt die Wunde, sodass der Blutfluss gestoppt wird. Dass er danach für die Polizei in Kiew arbeitet und sogar noch ein nettes Mädchen kennenlernt, hilft ihm, sein Schicksal zu ertragen. „Samson und Nadjeschda“ ist nicht „nur“ ein Kriminalroman, sondern auch eine Milieustudie.

    Samson lebt in Kiew und das bei einer Frau die ihn nervt. Sie ist zwar ganz nett, aber sie will ihn verkuppeln. Und nun, da er nur noch eine Ohrmuschel hat meint sie, dass eine Heirat für ihn noch wichtiger wurde. Das vergisst sie, als Samson noch zwei Soldaten in seiner Wohnung unterbringen muss. Die beiden sind nicht ehrlich und es ist gut, dass Samson ohne Ohrmuschel außerordentlich gut hört. Das wiederum hilft ihm auch bei seiner Arbeit. Er wird mit dem Aufklären von Mord und Raub beauftragt. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten findet er sich sehr gut zurecht.

    Kein leicht zu lesendes Buch. Es gibt etliche Wechsel bei den Zeiten und der rote Faden ist nicht immer gut erkennbar. Gefallen hat mir, dass der Autor recht authentisch berichtet, wie die Situation damals in Kiew war. Die Furcht vor Denunzianten und die absolute Treue, welche Obrigkeiten vom Volk verlangten. Das Cover ist wie eigentlich immer bei Diogenes passend ausgewählt

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  • 4 Sterne

    R.S., 07.09.2022

    Als Buch bewertet

    Historischer Krimi der etwas anderen Art

    Es ist das Jahr 1919, kurz nach der Russischen Revolution, und die Lage in Kiew ist unsicher. Tödliche Auseinandersetzungen sind keine Seltenheit. Bei einem Straßenkampf wird Samsons Vater getötet und Samson wird ein Ohr abgeschnitten. Bald darauf findet er eine Stelle bei der neuen sowjetischen Polizei und wird gleich mit einem mysteriösen Fall konfrontiert, in dem Knochen aus Silber und ein Maßanzug aus hochwertigem Stoff eine Rolle spielen. Bei seinen Nachforschungen hilft ihm sein abgetrenntes Ohr, das er in einer Blechdose aufbewahrt, und auch von Nadjeschda, eine junge, intelligente und zielstrebige Frau, erhält er Ideen.

    Zu Beginn lässt sich der Roman etwas Zeit, doch mit Einsetzen der Krimihandlung nimmt das Erzähltempo zu und man wird schnell in die teils groteske Geschichte hineingezogen. Mittels eines eingängigen Schreibstils, der nüchtern und bildlich zugleich ist, schafft es Kurkow ein atmosphärisch düsteres Bild von einem durch Gewalt und Willkür gezeichneten Kiew zu erzeugen. Eindringlich werden auch die Gefühlslage und Situation der Charaktere dargestellt, sodass ein durchaus authentisches Bild der Zeit nach dem Sturz des Zaren entsteht.

    „Samson und Nadjeschda“ von Andrej Kurkow ist eine Geschichte, die Krimi und historischen Roman mit fantastischen Elementen miteinander vermischt und dabei durchaus zu überzeugen weiß. Das außergewöhnliche Setting und die liebevoll gezeichneten Charaktere Samson und Nadjeschda machen ihn lesenswert.

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