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  • 4 Sterne

    Svenja M., 24.09.2017 bei bewertet

    Mit einem Wort: Erschütternd

    „Und es schmilzt“ von Lize Spit war für mich dieses Jahr das eine Buch an dem ich einfach nicht vorbeigekommen bin. Zu keiner anderen Veröffentlichung habe ich im Vorfeld soviel Wirbel und Lobpreisungen. Auf der deutschen Verlagsseite heißt es „Das radikalste Update zu »Der Fänger im Roggen«“. Auf diversen Plattformen heißt es er wäre brutal, düster, erschreckend und eindringlich. Nie wird so ganz klar warum eigentlich und worum es genau geht, doch alle scheinen sich einig das es so etwas noch nie gab und man noch nie etwas so Erschütterndes gelesen hat.


    INHALT
    Zum ersten Mal kehrt Eva zurück in das Dorf in dem sie aufgewachsen ist. Vor 13 Jahren hat sie es sowie seine Bewohner verlassen, alle Brücken hinter sich abgebrochen. Auf eine Einladung hin tritt sie eine sprichwörtliche Reise in die Vergangenheit an, den Ort ihrer Herkunft sowie jenem Sommer der für sie alles veränderte. Im Kofferraum: Ein riesiger Eisblock.


    LESEEINDRUCK
    Vor Beginn der Lektüre bin ich davon ausgegangen, dass es sich bei dem viel erwähnten Eisblock um eine Metapher handelt, doch gleich zu Beginn der Handlung erfährt man, dass es sich um einen äußerst stofflichen Eisblock handelt.

    Der gesamt Roman findet auf 2 Zeitebenen statt. Aus der Ich-Perpektive erzählt die Protagonistin Eva das geschehen eines einzigen Tages in der Gegenwart, sowie die Ereignisse eines Sommers in ihrer Jugend im Jahre 2002. Ihre Sprache und Beschreibungen sind sehr lebhaft und eindringlich. Eva ist eine gute Beobachterin heute als auch als Teenagern. Ihr fallen viele Dinge auf, sie durchleuchtend die Menschen und deren Beweggründe um sich herum. Dadurch war ich sehr schnell im Geschehen und habe mitgefiebert, was es mit dem Eisblock auf sich hat und was in jenem längst vergangenen Sommer geschah das sich ihr Leben so radikal veränderte. Denn das etwas Schreckliches geschehen sein muss wird bereits auf den ersten Seiten klar.

    „Und es schmilzt“ handelt vom Erwachsenwerden, vom Suchen und Finden der eigenen Identität, von Abgrenzung und Dazugehören. Eva durchleuchtet ihre Freundschaft mit Laurens und Pim, Kinderfreunde die sich die „Drei Musketiere“ nannten. Mit Eintritt der Pubertät wandelt sich diese Freundschaft langsam aber merklich, jeder versucht auf seine Weise in diesem neuen Gefüge klarzukommen.

    Daneben gibt es Evas Familie mit al ihren Problemen und Geheimnissen die Familien gerne vor anderen Verbergen die alle Familienmitglieder jedoch nachhaltig prägen.

    Die Erzählstränge der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln sich das ganze Buch hindurch ab, näheren sich beide für sich dem unausweichlichen Ende, welches den Leser dann unvorbereitet trifft und auch bei mir jene Reaktionen hervorgerufen hat welche man überall im Internet nachlesen kann. Entsetzen, Erschütterung, Fassungslosigkeit, geschuldet der Tatsache das Lize Spit die Ereignisse schonungslos und ohne Zensur erzählt.

    Mein einziger negativer Kritikpunkt sind die unterschiedlichen Zeitebenen. Spit grenz beide Erzählstränge klar durch Überschriften (Datum für die Vergangenheit; Uhrzeit für die Gegenwart) ab. In beide Erzählstränge webt sie jedoch weitere Geschehnisse aus ihrer Kindheit mit ein. Diese sind wichtig für die Geschichte, runden das Gesamtbild ab. Jedoch wusste ich manchmal nicht mehr i welcher Zeitebene ich mich gerade befand und ob der Rückblick zu jenem Sommer 2002 oder einer ganz anderen Zeit gehörte. Dafür der Stern Abzug.


    FAZIT
    Nach der Lektüre des Buches kann ich begreifen, warum es so schwer ist zu erklären warum es einen so tief bewegt und emotional erschüttert zurücklässt ohne zukünftigen Lesern zu verraten worum es geht, ohne das große Geheimnis bereits vorweg zu lüften. Auch ich kann letztendlich nur sagen das ich erschüttert und sprachlos bin und jedem die Lektüre des Buches nur empfehlen kann.

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  • 5 Sterne

    Anna, 20.09.2017 bei bewertet

    Schon beim Auspacken fällt mir sofort die hochwertige Erscheinung des Buches auf – Hardcover mit Schutzumschlag, die Seitenränder in blau, erhabene Schrift. Alles wirkt stimmig und bis ins Detail durchdacht. Die Geschichte weckt sofort mein Interesse: Die Hauptfigur Eva fährt nach der Einladung zweier alter, ehemaliger Freunde in ihr Heimatdorf – mit einem Eisklotz im Kofferraum. Schon ab der ersten Seite bin ich von der Geschichte gefangen. Dieses Buch gehört zu den wenigen, die ich seit Langem mal wieder verschlungen habe. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und habe mich immer wieder gefreut, in die Geschichte einzutauchen. Die Autorin besticht durch ihren Schreibstil: auf den Punkt gebracht, zynisch, voll mit beißender Ironie, schwerwiegend und trotzdem leicht, schonungslos und knallhart.

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  • 4 Sterne

    kindder80er, 19.09.2017 bei bewertet

    Grausame Kindheit -
    Normalerweise bewerte ich ja keine Cover, aber bei diesem Buch sticht es sofort ins Auge: Durch den geprägten Titel sieht es tatsächlich so aus, als wären die Buchstaben aus Eis. Ein sehr schöner Effekt, der in der Buchhandlung dafür sorgt, dass man automatisch danach greift. Der dunkle Schnitt hebt sich auch noch mal ab, allerdings "kleben" die Seiten vor dem ersten Blättern dadurch etwas aneinander.

    Eva ist das mittlere Kind und in einem kleinen niederländischen Dorf aufgewachsen. In Rückblenden erfahren wir, wie die Familie tickte und nach einem Zeitsprung ins Jahr 2002 (mitten in der Pubertät von Eva), dass dem Bruder von Pim, Jan, irgendetwas zugestoßen ist, das ihn sterben ließ.

    Dann springt das Buch wieder ins Jahr 1993 in die Zeit der Einschulung von Eva, Pim und Laurens. Mehr als drei sind sie auf dem Dorf in dem Jahrgang nicht und so hängt Eva mit zwei raubeinigen Jungs rum, obwohl sie schon auch gerne zu den Mädchen gehören würde. Trotzdem hat sie den Eindruck, dass sie dieser Umstand nur stärker macht, obwohl sie sich plump fühlt.

    In unserer Zeit macht sich Eva mit einem großen Eisblock auf den Weg in eben dieses Dorf. Was genau sie vor hat, bleibt anfangs noch im Dunkeln und auch, welche Rolle der Eisblock hat. Nach und nach enthüllt sich dem Leser aber eine Geschichte einer grausamen Kindheit. Nicht nur im Elternhaus müssen Eva und ihre Geschwister einiges erdulden, nein auch ihre beiden Freunde machen ihr Leben nicht leichter. Man kann im Verlauf des Buches förmlich die Kinderseelen brechen hören. Bei allzu verstörenden Details kann man fast nicht weiterlesen, weil man den gerade gelesenen Absatz mit einem Kopfschütteln immer und immer wieder lesen muss...

    Von daher "verlangt" das Buch wirklich "alles". Ein Drama, das in menschliche Abgründe blicken lässt...

    Der Schreibstil ist dabei zwar bildhaft, aber auch distanziert. Es wird nicht gewertet, sondern nur beschrieben und erzählt. Ich habe es "gern" gelesen, weil es bei aller Brutalität spannend war...

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  • 3 Sterne

    hennie, 20.11.2017 bei bewertet

    BEI MIR SCHMOLZ DIE GEDULD
    Zunächst möchte ich auf das sehr schöne Cover von Lize Spits Roman „Und es schmilzt“ eingehen. Das kühle Weiß sticht einem sofort ins Auge mit den gefrorenen Buchstaben, in denen Pflanzen eingeschlossen sind. Der Schnitt ist in einem satten Grünton gestaltet, der wiederum mit dem violetten Lesebändchen harmoniert. Ein Buch in einem sehr geschmackvollen Outfit, dass zum Anfassen einlädt!
    Das Buch ist das Debüt der jungen Belgierin Lize Spit und ich hoffe, dass sie auf den 505 Seiten nicht ihr eigenes Schicksal preisgibt. Die Autorin gehört dem gleichen Jahrgang wie ihre drei Hauptfiguren an.

    Die Geschichte beginnt zunächst harmlos in einem kleinen Dorf namens Bovenmeer im Kempener Land. Die Hauptakteure heißen Eva, Pim und Laurens. Sie sind gleichaltrig und die Einzigen ihres Geburtsjahres, so dass sie als „Beistellklasse“ zu anderen Schülern dazukommen. Sie nennen sich die „Drei Musketiere“. Ich würde sie nach dem Lesen dieses Buches als „Trio infernale“ bezeichnen wollen.
    Das Geschehen entwickelt sich aus der Ich-Perspektive Evas und zog sich für mich in der ausführlichen, detailverliebten Erzählweise der Autorin sehr hin. Die Kapitel wechseln sich mit Uhrzeitangaben, welche die Gegenwart kennzeichnen sowie den Datumsangaben des Sommers 2002 und allgemeinen Überschriften, die Vergangenheit betreffend, ab.
    Eine Haupthandlung oder einen roten Faden vermochte ich nicht zu erkennen. Mich schockierten nicht die erotischen Erfahrungen der Jugendlichen, sondern die Eiseskälte und die seltsame Distanziertheit der ausführlichen Schilderungen Evas von den Übergriffen bis hin zu der grausamen, sexuellen Gewalt ihr gegenüber. Vor allem, was ist der Auslöser dafür? Jeder Mensch entwickelt doch einen gewissen Selbstschutz. Warum erduldete sie das?
    So, wie Lize Spit in einer Ausführlichkeit, die seinesgleichen sucht, die Umstände in Evas Familie schildert, kann ich nur vermuten, dass die Ursachen in dem Milieu zu finden sind. Die Familie de Wolf ist eine desolate Gemeinschaft von fünf Personen. Sie besteht aus der alkoholkranken Mutter, dem suizidgefährdeten Vater, der jüngeren, zwanghaft gestörten Schwester Tesje und dem älteren Bruder Jolan, der sich so oft es geht, verkrümelt. Auch bei Eva scheint sich eine schwere Störung ihrer Persönlichkeit entwickelt zu haben. Mir ist die Geschichte eindeutig zu lang, zu ausschweifend, zu unübersichtlich geraten, um das Ganze als logisch, folgerichtig und eindeutig einordnen zu können.

    Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch sehr stark polarisiert. Mich konnte es nicht überzeugen trotz des überbordenden Hypes, der um diese Geschichte gemacht wird. Bei mir „schmolz“ immer mehr das Verständnis für das verstörende Verhalten der drei Jugendlichen. Mit großer Überwindung las ich das Buch zu Ende.

    Ich vergebe drei von fünf Sternen!

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  • 3 Sterne

    Tany B., 24.08.2017 bei bewertet

    Eva lebt in einem kleinen Dorf in Belgien. Ihre besten Freunde sind Laurens und Pim, allerdings hat sie auch nicht viel Auswahl, da es nicht viele Kinder gibt im Ort. Zuhause hat sie viele Probleme, denn ihre Mutter ist Alkoholikerin und vernachlässigt die Kinder. Das Buch erzählt vom Sommer 2002, als alles anders wurde. Und es erzählt auch von Eva heute, die in Brüssel lebt und sich von ihrer Vergangenheit und ihrer Familie los gesagt hat.

    Ich muss zunächst einmal anmerken, dass ich das Cover vollkommen falsch finde für diesen Roman. Es ist ein sehr schönes Cover, und die ganze Gestaltung des Buchs gefällt mir auch sehr. Aber was hat es mit diesem Roman zu tun? Es weckt vollkommen falsche Erwartungen im Leser. Denn „Und es schmilzt“ ist durch und durch trostlos. Es erzählt eine sehr traurige Geschichte und es gibt keinen Hoffnungsschimmer, nirgends. Es erzählt von vernachlässigten Kindern, alkoholkranken Eltern, von Selbstmord und von sexueller Gewalt. Gerade die sexuelle Gewalt wird sehr ausführlich geschildert, mir wurde richtiggehend übel beim Lesen.

    Auch Bücher mit schwierigen Themen können den Leser natürlich fesseln. Bei mir persönlich ist dieser Effekt bei „Und es schmilzt“ allerdings nicht eingetreten. Das Buch hat über 500 Seiten und war mir über weite Strecken zu langatmig. Erst im letzten Drittel empfand ich das Buch als spannend, aber auf eine grausame Art und Weise.

    Es tut mir immer sehr leid, wenn ich über ein Buch schreibe, das ich nicht mochte, weil ich denke, dass ich vielleicht einfach nicht der richtige Leser für dieses Buch bin. Wer also denkt, dass er mit den drastischen Beschreibungen und der Trostlosigkeit umgehen kann, der sollte lieber andere Rezensionen lesen als meine, denn es gibt durchaus auch begeisterte Stimmen zu diesem Buch. Für mich war es aber leider kein Highlight.

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  • 2 Sterne

    Jenny V., 24.10.2017 bei bewertet

    „Letztlich war der Unterschied zwischen Lachen und Weinen gar nicht so groß. Sie verhielten sich zueinander wie Weggehen und Heimkommen – auch dafür brauchte es lediglich ein Haus.“


    Inhalt


    Eva kehrt nach vielen Jahren in ihren kleinen Heimatort zurück, nachdem sie eine Einladung von ihrem ehemaligen Klassenkameraden Pim erhalten hat. In Bovenmeer einer beschaulichen belgischen Gemeinde, in der jeder Jeden kennt und man sich über nachbarschaftliche Lebensläufe unterhält, ruht Evas Vergangenheit mit all ihren dunklen Geheimnissen. Doch diesmal kommt die junge Frau nicht nur zur Gedenkfeierstunde anlässlich des Geburtstages eines längst verstorbenen Schulfreundes, sondern sie kommt ein letztes Mal, um aufzuräumen, was geblieben ist, um wahr zu machen, was einst ein Rätsel war und um endlich einen Schlussstrich unter all die Verfehlungen ihrer Jugend zu ziehen. Dazu hat sie sich einen riesigen Eisblock in den Kofferraum gelegt, der hoffentlich bis zum Zielort seine Form behält und damit seinen Zweck erfüllt.


    Meinung


    Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Roman durch die vielen eindrücklichen Rezensionen, die mich wirklich neugierig gemacht haben, was es denn nun mit diesem Eisblock auf sich hat. Aber mir war auch von Anfang an klar, dass die Lesermeinungen hier sehr weit auseinanderdriften, insbesondere was die Thematik und Bedeutsamkeit der Erzählung anbelangt. So habe ich eine ambivalente Stimmung erwartet und war in gewisser Weise „vorgewarnt“ – dieser Roman begeistert die einen, während er die anderen enttäuscht. Und nach der Lektüre kann ich nur so viel sagen: Lize Spit will schockieren, sie fordert den Leser heraus und konfrontiert ihn mit menschlichen Abgründen. Dieses Buch eignet sich hervorragend für Diskussionsrunden, weil es unheimlich schwer ist, bei dem Gelesenen eine neutrale Haltung zu bewahren. Ich glaube man liebt es, oder man schüttelt nur noch den Kopf – lesen sollte man es aber auf jeden Fall.

    In ihrem Debütroman sticht die junge belgische Autorin unmittelbar in ein Wespennest und scheut vor Dramatik, Abscheu und Ekel nicht zurück. Sie forciert Grenzen regelrecht und überschreitet sie stellenweise auch. Was wie ein normaler Sommer mehrerer Jugendlicher beginnt, entwickelt sich zu einem Schreckensszenario, welchem der Leser erst nach und nach auf die Spur kommt. Eine Zufallsfreundschaft, geboren aus der räumlichen Nähe und den fehlenden Alternativen führt Eva und ihre beiden Freunde Pim und Laurens zusammen. Gemeinsam beschließen sie ihren Alltag mit einem Spiel zu bereichern und ebenso wie die berühmten Musketiere zusammenzuhalten, egal was passiert. Doch wie so oft im Leben ist es nicht diese Momentaufnahme, die Veränderungen bringt, sondern viele, kleine Risse im zwischenmenschlichen Bereich, die schließlich zur fatalen Wende führen.

    Erzählt wird einzig aus Sicht der Hauptprotagonistin, was dazu führt, dass alle anderen Charaktere im Hintergrund bleiben und nur die eingeschränkte Sichtweise eines verstörten, tief verletzten jungen Mädchens zur Sprache kommt. Sichtbar wird zwar das Fehlverhalten aller Beteiligten, doch als Leser gelingt es nicht, die wahren Beweggründe zu erforschen. Diese bewusst gewählte Einseitigkeit hat mich etwas gestört und konnte auch nicht über die beiden Zeitebenen hinwegtrösten, die sehr gut gewählt wurden. Denn nicht nur der Sommer 2002 ist Handlungsschwerpunkt, sondern auch die Gegenwart, die durch die Präsenz des Eisblocks für den nötigen Unterhaltungswert sorgt. Denn eines kann man diesem Buch nicht absprechen: es fesselt ungemein und lässt den Leser nicht mehr los, solange bis man alle Schichten der Wahrheit aufgedeckt hat.

    Sehr intensiv und ausdauernd beschreibt Lize Spit ein Verlorensein, eine zerrüttete Familiensituation, eine dörfliche Gemeinschaft, die zwar funktioniert aber keinen Platz für wahre Nähe zulässt. Menschen, deren Desinteresse so stark ist, dass sie nie nachfragen, sich nie erkundigen und eigentlich für immer Fremde bleiben, die sich eher zufällig den gleichen Lebensraum teilen und nun gezwungen sind, oberflächlich miteinander auszukommen. Aber auch die zentralen Themen der Jugend, die zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit und der Chance auf Abgrenzung basieren, kommen zur Sprache, wenn auch beides in gewisser Weise unbefriedigt bleibt.


    Fazit


    Leider kann ich für diesen ungewöhnlichen Roman nur 2 Lesesterne vergeben, weil mir die inneren Beweggründe aller Beteiligten so wahnsinnig fremd geblieben sind, weil die Autorin einen kalten, distanzierten Erzählton wählt und dadurch weder mein Verständnis noch eine innere Beteiligung wecken konnte. Streckenweise ist der Text sehr langatmig und verweilt bei unrelevanten Dingen, während die wichtigen Ereignisse zwar detailliert dargestellt werden jedoch ohne die notwendige Beurteilung. Am meisten frustriert hat mich die Tatsache, dass die Protagonistin so stillschweigend, so passiv bleibt und sich nicht wehrt, keine Selbstreflexion vornimmt und sich auf eine fragwürdige Zukunft einlässt, bei der man schon ahnt, wie fragil sie sein wird. Dieser Roman bleibt mir sicherlich in Erinnerung allerdings befremdet mich das Gesamtkonzept im Wesentlichen, so dass ich nur wenig Gesagtes in die Realität mitnehmen werde.

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  • 2 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 24.10.2017

    „Letztlich war der Unterschied zwischen Lachen und Weinen gar nicht so groß. Sie verhielten sich zueinander wie Weggehen und Heimkommen – auch dafür brauchte es lediglich ein Haus.“


    Inhalt


    Eva kehrt nach vielen Jahren in ihren kleinen Heimatort zurück, nachdem sie eine Einladung von ihrem ehemaligen Klassenkameraden Pim erhalten hat. In Bovenmeer einer beschaulichen belgischen Gemeinde, in der jeder Jeden kennt und man sich über nachbarschaftliche Lebensläufe unterhält, ruht Evas Vergangenheit mit all ihren dunklen Geheimnissen. Doch diesmal kommt die junge Frau nicht nur zur Gedenkfeierstunde anlässlich des Geburtstages eines längst verstorbenen Schulfreundes, sondern sie kommt ein letztes Mal, um aufzuräumen, was geblieben ist, um wahr zu machen, was einst ein Rätsel war und um endlich einen Schlussstrich unter all die Verfehlungen ihrer Jugend zu ziehen. Dazu hat sie sich einen riesigen Eisblock in den Kofferraum gelegt, der hoffentlich bis zum Zielort seine Form behält und damit seinen Zweck erfüllt.


    Meinung


    Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Roman durch die vielen eindrücklichen Rezensionen, die mich wirklich neugierig gemacht haben, was es denn nun mit diesem Eisblock auf sich hat. Aber mir war auch von Anfang an klar, dass die Lesermeinungen hier sehr weit auseinanderdriften, insbesondere was die Thematik und Bedeutsamkeit der Erzählung anbelangt. So habe ich eine ambivalente Stimmung erwartet und war in gewisser Weise „vorgewarnt“ – dieser Roman begeistert die einen, während er die anderen enttäuscht. Und nach der Lektüre kann ich nur so viel sagen: Lize Spit will schockieren, sie fordert den Leser heraus und konfrontiert ihn mit menschlichen Abgründen. Dieses Buch eignet sich hervorragend für Diskussionsrunden, weil es unheimlich schwer ist, bei dem Gelesenen eine neutrale Haltung zu bewahren. Ich glaube man liebt es, oder man schüttelt nur noch den Kopf – lesen sollte man es aber auf jeden Fall.

    In ihrem Debütroman sticht die junge belgische Autorin unmittelbar in ein Wespennest und scheut vor Dramatik, Abscheu und Ekel nicht zurück. Sie forciert Grenzen regelrecht und überschreitet sie stellenweise auch. Was wie ein normaler Sommer mehrerer Jugendlicher beginnt, entwickelt sich zu einem Schreckensszenario, welchem der Leser erst nach und nach auf die Spur kommt. Eine Zufallsfreundschaft, geboren aus der räumlichen Nähe und den fehlenden Alternativen führt Eva und ihre beiden Freunde Pim und Laurens zusammen. Gemeinsam beschließen sie ihren Alltag mit einem Spiel zu bereichern und ebenso wie die berühmten Musketiere zusammenzuhalten, egal was passiert. Doch wie so oft im Leben ist es nicht diese Momentaufnahme, die Veränderungen bringt, sondern viele, kleine Risse im zwischenmenschlichen Bereich, die schließlich zur fatalen Wende führen.

    Erzählt wird einzig aus Sicht der Hauptprotagonistin, was dazu führt, dass alle anderen Charaktere im Hintergrund bleiben und nur die eingeschränkte Sichtweise eines verstörten, tief verletzten jungen Mädchens zur Sprache kommt. Sichtbar wird zwar das Fehlverhalten aller Beteiligten, doch als Leser gelingt es nicht, die wahren Beweggründe zu erforschen. Diese bewusst gewählte Einseitigkeit hat mich etwas gestört und konnte auch nicht über die beiden Zeitebenen hinwegtrösten, die sehr gut gewählt wurden. Denn nicht nur der Sommer 2002 ist Handlungsschwerpunkt, sondern auch die Gegenwart, die durch die Präsenz des Eisblocks für den nötigen Unterhaltungswert sorgt. Denn eines kann man diesem Buch nicht absprechen: es fesselt ungemein und lässt den Leser nicht mehr los, solange bis man alle Schichten der Wahrheit aufgedeckt hat.

    Sehr intensiv und ausdauernd beschreibt Lize Spit ein Verlorensein, eine zerrüttete Familiensituation, eine dörfliche Gemeinschaft, die zwar funktioniert aber keinen Platz für wahre Nähe zulässt. Menschen, deren Desinteresse so stark ist, dass sie nie nachfragen, sich nie erkundigen und eigentlich für immer Fremde bleiben, die sich eher zufällig den gleichen Lebensraum teilen und nun gezwungen sind, oberflächlich miteinander auszukommen. Aber auch die zentralen Themen der Jugend, die zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit und der Chance auf Abgrenzung basieren, kommen zur Sprache, wenn auch beides in gewisser Weise unbefriedigt bleibt.


    Fazit


    Leider kann ich für diesen ungewöhnlichen Roman nur 2 Lesesterne vergeben, weil mir die inneren Beweggründe aller Beteiligten so wahnsinnig fremd geblieben sind, weil die Autorin einen kalten, distanzierten Erzählton wählt und dadurch weder mein Verständnis noch eine innere Beteiligung wecken konnte. Streckenweise ist der Text sehr langatmig und verweilt bei unrelevanten Dingen, während die wichtigen Ereignisse zwar detailliert dargestellt werden jedoch ohne die notwendige Beurteilung. Am meisten frustriert hat mich die Tatsache, dass die Protagonistin so stillschweigend, so passiv bleibt und sich nicht wehrt, keine Selbstreflexion vornimmt und sich auf eine fragwürdige Zukunft einlässt, bei der man schon ahnt, wie fragil sie sein wird. Dieser Roman bleibt mir sicherlich in Erinnerung allerdings befremdet mich das Gesamtkonzept im Wesentlichen, so dass ich nur wenig Gesagtes in die Realität mitnehmen werde.

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  • 3 Sterne

    lesebiene, 09.10.2017 bei bewertet

    Meinung : 
    Leider muss ich zu aller erst sagen, dass ich dieses Buch nach ca. 150 Seiten abgebrochen haben. Denn obwohl die erzählerische Klasse von der niederländischen Autorin Liz Spit unumstritten ist, so hat dieses Buch eine so wirre, melancholische Grundstimmung, dass dieses Buch sicherlich nicht für jeder Mann ist. 
    Der Erzählstil und die Qualität der Sprache in diesem Roman, ist wirklich wundervoll, sehr ausgefeilt, poetisch und von großem literarischen Wert. 

    Fazit : 
    Ein überragend gut geschriebenes Buch, welches für Liebhaber der literarisch poetischen Erzählweise geeignet ist, die aber nicht vor einer eigensinnigen Protagonistin und einem melancholischen teils, wirren Plot zurückschrecken. 
    Für eine literarische Sensation, was die erzählerische und literarische Kraft, der Autorin betrifft, allerdings kein Buch, welches mein sensibles Leserherz (aufgrund melancholischer Szenen und trauriger Grundstimmung ) ertragen konnte, dealt solide 3 Sterne

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Franziska H., 03.10.2017

    Meine Meinung: Das größte Rätsel in diesem Buch dreht sich um einen Eisblock, dessen Weg in Eva's Heimat führt. Der Leser wird lange auf die Folter gespannt, um hinter dieses Rätsel zu kommen. Erst auf den letzten Seiten erfährt man den wahren Hintergrund und wird von den grausamen Ereignissen, die Eva in der Kindheit widerfahren sind, geschockt. Diese Ereignisse werden von der Autorin sehr bildlich und detailgetreu beschrieben. Immer wieder wechselt die Perspektive von Evas Kindheit in einem kleinen Dorf zu der erwachsenen Eva, die ihr Leben in der Großstadt lebt und haargenau ihre Rache an ihren Peinigern plant. So erfährt man sehr exakt die traurige Geschichte, welche Eva seelisch brechen lies. Dies ist nichts für zartbesaitete Gemüter!

    Mein Fazit: Ein packender Roman, der an vielen Stellen grausamer nicht sein kann, aber gleichzeitig den Leser packt! Eine klare Leseempfehlung!

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  • 3 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tany B., 24.08.2017

    Eva lebt in einem kleinen Dorf in Belgien. Ihre besten Freunde sind Laurens und Pim, allerdings hat sie auch nicht viel Auswahl, da es nicht viele Kinder gibt im Ort. Zuhause hat sie viele Probleme, denn ihre Mutter ist Alkoholikerin und vernachlässigt die Kinder. Das Buch erzählt vom Sommer 2002, als alles anders wurde. Und es erzählt auch von Eva heute, die in Brüssel lebt und sich von ihrer Vergangenheit und ihrer Familie los gesagt hat.

    Ich muss zunächst einmal anmerken, dass ich das Cover vollkommen falsch finde für diesen Roman. Es ist ein sehr schönes Cover, und die ganze Gestaltung des Buchs gefällt mir auch sehr. Aber was hat es mit diesem Roman zu tun? Es weckt vollkommen falsche Erwartungen im Leser. Denn „Und es schmilzt“ ist durch und durch trostlos. Es erzählt eine sehr traurige Geschichte und es gibt keinen Hoffnungsschimmer, nirgends. Es erzählt von vernachlässigten Kindern, alkoholkranken Eltern, von Selbstmord und von sexueller Gewalt. Gerade die sexuelle Gewalt wird sehr ausführlich geschildert, mir wurde richtiggehend übel beim Lesen.

    Auch Bücher mit schwierigen Themen können den Leser natürlich fesseln. Bei mir persönlich ist dieser Effekt bei „Und es schmilzt“ allerdings nicht eingetreten. Das Buch hat über 500 Seiten und war mir über weite Strecken zu langatmig. Erst im letzten Drittel empfand ich das Buch als spannend, aber auf eine grausame Art und Weise.

    Es tut mir immer sehr leid, wenn ich über ein Buch schreibe, das ich nicht mochte, weil ich denke, dass ich vielleicht einfach nicht der richtige Leser für dieses Buch bin. Wer also denkt, dass er mit den drastischen Beschreibungen und der Trostlosigkeit umgehen kann, der sollte lieber andere Rezensionen lesen als meine, denn es gibt durchaus auch begeisterte Stimmen zu diesem Buch. Für mich war es aber leider kein Highlight.

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  • 2 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sarah S., 17.10.2017

    Ehrlich gesagt, fällt es mir sehr schwer dieses Buch zu bewerten. So ein Buch hab ich noch niemals gelesen und ich kann es auch nicht weiterempfehlen und wunder mich über die vielen guten Bewertungen, naja es hat ja zum Glück jeder seinen eigenen Geschmack.
    Das Cover gefällt mir weiterhin sehr gut und anhand des Klappentextes und der Leseprobe, habe ich mich ehrlich gesagt, was ganz anderes unter dem Buch vorgestellt.
    Ansich ist das Buch von der Autorin schon gut und flüssig geschrieben, aber die 3/4 des Buches war sehr langweilig. Es sprang in den Zeiten rum und es war viel bla bla um nichts, sehr detailgenau beschrieben wie z.b. die Schwester Monopoly spielt, was einen bzw. mich als Leser wenig interessiert. Aber was die Eltern und die Schwester in Wirklichkeit haben, wird nie richtig erwähnt, man liest es nur aus den Zeilen heraus. Erst die letzten 100 Seiten wurden etwas spannender. Aber im Großen und Ganzen musste ich mich echt quälen, das Buch durchzulesen. Diese sexualen Geschehen und das das Mädchen diese Spielchen der Jungs mitmacht, für mich unvorstellbar und makaber.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gisela E., 22.11.2017

    Verstörend und berührend

    Eva fährt mit einem Eisblock im Kofferraum in ihr Heimatdorf. Nach dem plötzlichen Ende ihrer Freundschaft zu ihren beiden ältesten Freunden war sie jahrelang nicht dort gewesen. Doch dann bringt eine Einladung all die Erinnerungen wieder zurück, die sie seitdem verdrängt hat.

    In zwei Zeitebenen erzählt die Autorin Lize Spit Evas Geschichte. Die Gegenwart ist gedrängt auf wenige Stunden, die Vergangenheit erhält dafür umso mehr an Gewicht. Immer steht im Hintergrund die Frage, welche Rolle der Eisblock spielt – dann allerdings ist der Leser in den Sog der Geschichte geraten, für die letzten gut 100 Seiten musste ich eine Nachtschicht einlegen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Scheinen die störenden Momente anfangs nur kurz in die angebliche Idylle hinein, mehren sich die Hinweise auf die Gefahr im Lauf der Erzählung, bis der Leser sie in allen Einzelheiten greifen kann. Rückwirkend erscheint alles so radikal in einem anderen Licht, dass man an den Anfang blättern muss, aber ja, hier sind sie, die Anzeichen, die Eva auf diesen erbarmungslosen Weg schicken. Zimperlich ist die Autorin dabei nicht, sie mutet ihrer Protagonistin und dem Leser einiges zu. Und gerade deswegen wird das Buch sicherlich polarisieren.

    Evas Geschichte ist eine, die sonst eher nicht erzählt wird, genau das aber macht dieses Buch so einzigartig. Es kann nicht uneingeschränkt empfohlen werden, wer sich mit den grausamen und manchmal vulgär geratenen Episoden nicht anfreunden kann, sollte es lieber links liegen lassen. Mich selbst hat das Buch verstört und gleichzeitig tief drinnen berührt. Deshalb eine Leseempfehlung von mir und vier von fünf Sternen.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Arachnophobia, 08.10.2017

    Ich glaube, es ist ein ganz gutes Zeichen, wenn einen ein Buch auch nach dem Auslesen nicht ganz loslässt, man auch Tage danach immer noch über einzelne Szenen nachdenkt, anstatt frisch und fröhlich zur nächsten Lektüre überzugehen. „Und es schmilzt“ der belgischen Newcomerin Lize Spit hatte auf mich genau diesen Effekt.

    Der Klappentext verrät erstmal nicht viel vom Inhalt, macht aber neugierig: Eine junge Frau kehrt nach Jahren der Abwesenheit in das Dorf zurück, in dem sie aufgewachsen ist. Was ist vorgefallen, dass sie so lange den Kontakt abgebrochen hat? Und vor allem: Warum – zur Hölle – hat sie einen riesigen Eisklotz im Gepäck?

    Die Geschichte, die letztendlich zur Auflösung führt, entwickelt sich recht langsam, aber stetig und ich habe zu Beginn auch ein wenig gebraucht, um die drei verschiedenen Zeitebenen einzuordnen. Die Gegenwart spielt letztendlich nur an einem einzigen Tag, dem Tag der Rückkehr, und ist durch Uhrzeiten gekennzeichnet – hält die Protagonistin Eva aber nicht davon ab, auch hier gelegentlich in Erinnerungen an das Damals abzudriften. Die Vergangenheit spielt sich zum einen im verhängnisvollen Sommer 2002 ab; der Sommer, in dem Evas Kindheit ein Ende fand. Weitere, nicht chronologisch sortierte Schlüsselszenen aus Evas Kindheit und Jugend werden durch die Szenen beschreibende Überschriften gekennzeichnet. Ich glaube, ich muss das Buch auch ein zweites Mal lesen, um alle kleinen Hinweise und Details aus diesen einzelnen Kapiteln zu erfassen und mit der Geschichte in Verbindung zu bringen.

    Die Vorabmeinungen zum Buch waren sich recht einig, dass die Geschichte ziemlich heftig sei und ich muss zugeben: Bis gut über die Hälfte konnte ich das noch nicht ganz nachvollziehen. Natürlich, Eva lebt nicht in einer heilen Welt, wie man sich vielleicht das Dorfleben vorstellen mag. Ihr Elternhaus ist, um es vorsichtig auszudrücken, keineswegs ideal. Liebe erfährt sie nicht von ihren Eltern, dafür saugt sie jede seltene Zuneigung, die ihr von anderen Dorfbewohnern entgegengebracht wird, wie ein Schwamm in sich auf – selbst, wenn sie dafür vorher Schmerzen in Kauf nehmen muss.

    Zu Beginn las sich das Buch daher ein wenig wie eine Sozialstudie: Alkoholismus, Depressionen… das ganze Paket. Zwischendrin Eva und ihre Freunde Laurens und Pim, lange Jahre unzertrennlich, die selbsternannten Musketiere – zusammengeschweißt wohl vor allem durch aus Mangel an weiteren gleichaltrigen Kindern. Dann der Sommer 2002. Eva und ihre Freunde sind mittlerweile 14 Jahre alt und was doch relativ „normal“, wenn auch sprachlich ungeschönt und direkt, als Entdeckung der eigenen und fremden Sexualität in der beginnenden Pubertät beginnt, steigert sich irgendwann zu einer stetig abwärts führenden Spirale, aus der es am Ende kein gutes Entkommen mehr gibt. Es gibt, vor allem gegen Ende, Szenen, in denen es schwerfällt, locker drüber hinweg zu lesen, aber gleichzeitig kann man auch nicht wegsehen. Es ist fast wie ein Unfall, der in seiner Morbidität doch irgendwie fasziniert.

    Am Schluss laufen letztendlich die Fäden von Vergangenheit und Gegenwart zusammen und auch der Eisblock erhält schließlich seine Daseinsberechtigung. Der Weg bis dorthin war bisweilen inhaltlich etwas steinig, aber durch den Schreibstil dennoch ein Genuss. Die vorkommenden vulgären Ausdrücke passten für meinen Geschmack gut in die Situation und vor allem zur jugendlichen Erzählerin. Weiterhin strotzen die Beschreibungen vor Bildern, die einen sogar manchmal schmunzeln lassen, bis einem dann doch das Lachen im Halse stecken bleibt. Der Erzählstil und die gute Beobachtung alltäglicher und besonderer Situationen sorgten dafür, dass ich auch dann gerne wieder zum Buch gegriffen habe, als inhaltlich doch gar nicht so viel passierte.

    Für meinen Geschmack wird „Und es schmilzt“ dem darum aufgebauschten Hype definitiv gerecht und ich möchte eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Und damit es nicht untergeht, möchte ich noch erwähnen, welch optisches Highlight das Buch ist! Ansprechendes Cover, das nichts von seinem erschreckenden Inhalt preisgibt, dazu die geprägten Buchstaben und – wovon ich sowieso bekennender Fan bin – der farbige Buchschnitt. Es fließt zwar nicht in meine Bewertung mit ein, aber das Buch ist in meinen Augen ein richtiges kleines Schmuckstück.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    StefanieFreigericht, 19.09.2017

    Kindliche Unschuld

    Lize Spit schreibt gnadenlos gut, sie hat mich in eine Art Wachkoma geschrieben, völlig niedergemäht. Der Roman fordert, ist anspruchsvoll, literarisch sehr komplex, meisterhaft komponiert; dennoch ziehe ich einen Vergleich mit einem anderen Genre. Praktisch alle Krimis und Thriller, die ich je gelesen habe, sind wie Kindergarten gegen „Und es schmilzt“, und ich habe einige gelesen. Im Moment fühlt es sich so an, als könnte ich das nicht mehr (unschuldig) wie zuvor. Der Leser begleitet Eva und ihre beiden besten, einzigen, langjährigen Freunde, Pim und Laurens, aufeinander bezogen und aneinander gebunden durch die Herkunft aus dem kleinen Dorf, die einzigen im gleichen Alter. Dazu wirken aller Eltern und Geschwister, besonders Evas kleine Schwester Tesje.

    Die Sprache ist zwar wie beschrieben komplex, dennoch lässt sich der Text einfach lesen, direkt; die Komplexität zeigt sich mehr darin, wie vielschichtig, vieldeutig viele Textstellen sind. So lässt Ich-Erzählerin Eva uns wissen: „Ich kann nur dafür sorgen, dass er nicht fällt. Ich kann nicht dafür sorgen, dass er nicht springt.“ S. 16 Diese Art der Hoffnungslosigkeit, der Erkenntnis, der Ernüchterung, die absolute Brutalität der Direktheit der Aussage, das zieht sich durch den ganzen Roman, immer mit den Sprüngen zwischen den jeweils für sich chronologisch voranschreitenden Zeitebenen im „Jetzt“ und in der Kindheit, die dafür sorgen, dass ich wissen wollte, was passiert, warum, wie können sie. Ich musste gelegentlich das Buch senken, nachsinnen, nach Luft schnappen, entsetzt fragen, ob das wirklich dahinter steckt, wollte aber gleichzeitig immer weiter, konnte das Buch nie wirklich hinlegen. Vieles kann man sehen, man ahnt es als Leser, sicher auch im Dorf. Doch man muss hinsehen wollen, selbst als Leser glaubte ich manches erst, wenn ich es zweimal las.

    Gelegentlich gibt es andere um Eva herum, die zarte Ansätze machen, sich zu kümmern, doch: „Erzählen, was ich fühlte, was sie hören wollte, konnte ich nicht. Wenn die Dinge, die ich loswerden wollte, irgendwo anders hinkönnten, dann hätte ich sie ja nicht zu erleiden brauchen.“ S. 147 Da gibt es dieses Bedürfnis, dazu zu gehören, jemandem wichtig zu sein, wie bei allen von uns. Im Buch erwartet man früh schon die große Eskalation. Es wird gelinde gesagt sehr heftig, das ist kein Buch für Zartbesaitete, schont nichts und niemanden. Man beendet Seiten mit dem Gefühl, Gaffer bei einer Massenkarambolage gewesen zu sein, fühlt sich beschmutzt. Das muss nicht jeder mögen, das wird viele verstören, aber dennoch passt alles genau so.

    Das Eis schmilzt und das Buch lässt niemanden kalt. Man muss das nicht mögen, man kann auch niemandem „viel Vergnügen“ bei der Lektüre wünschen, aber für die Bewertung, dass das meisterhaft ist, braucht es das auch nicht. Mit geschmolzenem Eis kann man nicht warm duschen.

    Eiskalt 5 Sterne

    Ich denke, als Hörbuch wäre das nichts für mich – sehr komplex die zeitlichen Sprünge, die Andeutungen, vor allem: zu heftig per Stimme direkt in den Kopf.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schokoflocke, 11.10.2017

    Eine skurille Einladung bringt Eva dazu,nach Jahren der Abwesenheit nach Hause zu fahren.Es gibt viele Gründe warum sie so lange fern geblieben ist-eine traurige,zerstörte Kindheit mit alkoholkranken,depresiven Eltern und einer jungeren Schwester ,die zunehmend Ess- und Zwangsstörung entwickelt.Damals war Evas einziger Lichtblick und Fluchtmöglichkeit von der Verzweiflung die Freundschaft mit Pim und Laurens,bis zu dem folgenschweren Sommer,in dem Eva fest stellen muss,dass diese Verbundenheit nur einseitig ist.Seit dem hat sich Eva jahrelang zrück gezogen,bis zu dem Moment,als sie sich entschlossen hat der Einladung zu folgen,mit einem Eisblock im Kofferraum...
    Preisgekrönt und hohgelobt,"eine literarische Sensation"-dem Lob muss ich zustimmen,möchte aber auch gleich eine Wahrnung aussprechen,dieses Buch holt den Leser aus der Komfortzone raus und verlangt wirklich alles.Es entstehen Bilder im Kopf,die man nicht los werden kann,entsetzlich und schockierend,es kein "wohlfühl"Buch.Die Unruhe und Unbehangen beim lesen steigt stätig im Verlauf der Geschichte,bis man eigenen Grenzen erreicht.Es gab in dem Buch paar Momente,bei den ich am liebsten das Buch abgebrochen hätte,weil mir einfach zu viel war und doch hab ich es weiter gelesen...Es lag nicht nur an meiner Neugier,der Schreibstil war "schuld" daran.Mit unglaublichen Geschick und sprachlich sehr ausgereift(und schön,was jetzt nicht unbedingt zum Inhalt passt) führt die Autorin durch die menschlichen Abgründe.Es ist keine leichte,angenehme Reise,man will sie aber zum Ende führen.Und als man denkt,das Schlimmste ist schon überstanden,kommt plötzlich die Erkenntnis,wozu Eva den Eisblock braucht und was für Folgen der Sommer für sie wirklich hatte und das bricht einem das Herz.
    Mir ist Bewusst,das dies kein Buch für jederman ist,weil es unfassbar an die Substanz geht,trotzdem will ich unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen,weil diese Geschichte an Tiefgründigkeit kaum zum toppen ist.Unglaublich,das dieses Buch ein Debiut ist,weil die Autorin eine unglaubliche Reife zeigt und die Erzählungskunst perfektioniert.Bin schon sehr auf weitere Werke von Lize Spit gespannt.

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  • 4 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Svenja M., 24.09.2017

    Mit einem Wort: Erschütternd

    „Und es schmilzt“ von Lize Spit war für mich dieses Jahr das eine Buch an dem ich einfach nicht vorbeigekommen bin. Zu keiner anderen Veröffentlichung habe ich im Vorfeld soviel Wirbel und Lobpreisungen. Auf der deutschen Verlagsseite heißt es „Das radikalste Update zu »Der Fänger im Roggen«“. Auf diversen Plattformen heißt es er wäre brutal, düster, erschreckend und eindringlich. Nie wird so ganz klar warum eigentlich und worum es genau geht, doch alle scheinen sich einig das es so etwas noch nie gab und man noch nie etwas so Erschütterndes gelesen hat.


    INHALT
    Zum ersten Mal kehrt Eva zurück in das Dorf in dem sie aufgewachsen ist. Vor 13 Jahren hat sie es sowie seine Bewohner verlassen, alle Brücken hinter sich abgebrochen. Auf eine Einladung hin tritt sie eine sprichwörtliche Reise in die Vergangenheit an, den Ort ihrer Herkunft sowie jenem Sommer der für sie alles veränderte. Im Kofferraum: Ein riesiger Eisblock.


    LESEEINDRUCK
    Vor Beginn der Lektüre bin ich davon ausgegangen, dass es sich bei dem viel erwähnten Eisblock um eine Metapher handelt, doch gleich zu Beginn der Handlung erfährt man, dass es sich um einen äußerst stofflichen Eisblock handelt.

    Der gesamt Roman findet auf 2 Zeitebenen statt. Aus der Ich-Perpektive erzählt die Protagonistin Eva das geschehen eines einzigen Tages in der Gegenwart, sowie die Ereignisse eines Sommers in ihrer Jugend im Jahre 2002. Ihre Sprache und Beschreibungen sind sehr lebhaft und eindringlich. Eva ist eine gute Beobachterin heute als auch als Teenagern. Ihr fallen viele Dinge auf, sie durchleuchtend die Menschen und deren Beweggründe um sich herum. Dadurch war ich sehr schnell im Geschehen und habe mitgefiebert, was es mit dem Eisblock auf sich hat und was in jenem längst vergangenen Sommer geschah das sich ihr Leben so radikal veränderte. Denn das etwas Schreckliches geschehen sein muss wird bereits auf den ersten Seiten klar.

    „Und es schmilzt“ handelt vom Erwachsenwerden, vom Suchen und Finden der eigenen Identität, von Abgrenzung und Dazugehören. Eva durchleuchtet ihre Freundschaft mit Laurens und Pim, Kinderfreunde die sich die „Drei Musketiere“ nannten. Mit Eintritt der Pubertät wandelt sich diese Freundschaft langsam aber merklich, jeder versucht auf seine Weise in diesem neuen Gefüge klarzukommen.

    Daneben gibt es Evas Familie mit al ihren Problemen und Geheimnissen die Familien gerne vor anderen Verbergen die alle Familienmitglieder jedoch nachhaltig prägen.

    Die Erzählstränge der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln sich das ganze Buch hindurch ab, näheren sich beide für sich dem unausweichlichen Ende, welches den Leser dann unvorbereitet trifft und auch bei mir jene Reaktionen hervorgerufen hat welche man überall im Internet nachlesen kann. Entsetzen, Erschütterung, Fassungslosigkeit, geschuldet der Tatsache das Lize Spit die Ereignisse schonungslos und ohne Zensur erzählt.

    Mein einziger negativer Kritikpunkt sind die unterschiedlichen Zeitebenen. Spit grenz beide Erzählstränge klar durch Überschriften (Datum für die Vergangenheit; Uhrzeit für die Gegenwart) ab. In beide Erzählstränge webt sie jedoch weitere Geschehnisse aus ihrer Kindheit mit ein. Diese sind wichtig für die Geschichte, runden das Gesamtbild ab. Jedoch wusste ich manchmal nicht mehr i welcher Zeitebene ich mich gerade befand und ob der Rückblick zu jenem Sommer 2002 oder einer ganz anderen Zeit gehörte. Dafür der Stern Abzug.


    FAZIT
    Nach der Lektüre des Buches kann ich begreifen, warum es so schwer ist zu erklären warum es einen so tief bewegt und emotional erschüttert zurücklässt ohne zukünftigen Lesern zu verraten worum es geht, ohne das große Geheimnis bereits vorweg zu lüften. Auch ich kann letztendlich nur sagen das ich erschüttert und sprachlos bin und jedem die Lektüre des Buches nur empfehlen kann.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Isaopera, 10.10.2017 bei bewertet

    "Und es schmilzt" hat in den letzten Wochen für eine Menge Wirbel in der Literaturszene gesorgt. Und ich muss sagen: zu recht! Selten habe ich ein so eindrückliches Buch gelesen. Lize Spit überzeugt mit ihrem Debütroman auf absolut unkonventionelle Weise, denn die Handlung erfüllt quasi keine Klischees, die Wendungen sind wirklich oft unvorhersehbar und auch die Grausamkeit, die einigen Szenen innewohnt, ist so selten anzutreffen. Daher ist das Buch sicherlich kein Wohlfühlroman und auch nicht für jeden geeignet. Ich rate davon ab, das Buch einfach zu verschenken, da es sicherlich nicht Jedermann's Geschmack trifft. Wer aber Interesse hat, sich wirklich tief in die Gedankenwelt einer jungen heranwachsenden Frau in schwierigen Verhältnissen hineinzudenken, tut mit dieser Geschichte einen goldenen Griff.
    "Und es schmilzt" passt gut in einen Trend, der aktuell in vielen Romanen sichtbar wird. Autoren scheinen mit ihren Werken alle Dämme der Emotionalität zu brechen, einfach schockieren zu wollen und als Leser bleibt man nach mancherlei Lektüre (ich denke an dieses Buch oder auch beispielsweise an "Ein wenig Leben") ein wenig ratlos zurück. Muss Literatur so sein? Darf Literatur das?
    Für mich ist die Antwort wohl: jein. Ich brauche nicht unendlich viele solcher Bücher, für mich darf eine Geschichte auch einfach mal schön sein oder ernst oder bedrückend, aber "Und es schmilzt" ist an vielen Stellen zu viel. Zu viel Schmerz, zu viel Härte, zu explizite Darstellungen...das stimmt. Gerade das macht es für mich aber einzigartig & besonders, ein neuer Stil, für den ich keine Nachahmer brauche. Es ist schon sehr gewagt, dass eine junge Frau als Debütroman ausgerechnet diesen Stoff verwendet, der an ihrer eigenen Lebensbiographie so nah dran, aber auf der anderen Seite sicherlich und hoffentlich so weit entfernt ist.


    Für mich definitiv ein Literaturhighlight des Jahres 2017, das weh tut, mir aber ganz viel gegeben hat. Ich werde es sicherlich noch einmal lesen, um erst die Tiefe und die Zusammenhänge wirklich begreifen zu können und hoffe, dass es viele Leser erreichen kann!

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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte B., 01.12.2017

    zutiefst beeindruckend

    Lize Spit läßt Eva ihre eigene Geschichte in zwei Handlungssträngen erzählen; der eine beschreibt den Verlauf des heutigen Tages, der andere Erlebniss in ihrer Familie und zusammen mit ihren beiden Freunden Pim und Laurence im Jahr 2002. Zudem erfährt man, dass in anderen Familien ebenfalls Schicksalsschläge deren kleine Welt verändert haben.

    Eva wuchs in einem kleinen Dorf in Belgien auf; in ihrer Familie herrschten keine wohlbehütenden Verhältnisse, sondern Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, hochprozentige Konfliktlösung bzw. Alltagsbewältigung nach einem Schicksalsschlag und ihr eigener sowie der Wunsch ihrer beiden Geschwister aus diesen Zuständen errettet zu werden oder zumindest für Stunden zu entfliehen. So hält sie lange an der Freundschaft zu Pim und Laurence fest; die drei verstehen sich als Musketiere ( „einer für alle“...), bis zu einem Ereignis, das für Eva vieles verändert...

    Zunächst liest sich die Beschreibung ganz harmlos, doch je mehr man von Evas Erlebnissen und Erinnerungen aus der Vergangenheit erfährt, umso hoffnungsloser und erdrückender zeichnet sich das Gesamtbild ihres Lebens, das ihrer Geschwister und anderer ab. Die Geschichte ist sehr komplex dargestellt und ich möchte gar nicht zuviel Inhalt verraten; es gibt etliches, bei dem man sich fragt, wie es möglich ist, dass so viele nichts bemerkt oder einfach weggesehen haben. Es gibt Beschreibungen, besonders eine, die in ihrer Ausführlichkeit zutiefst betroffen machen.

    Lize Spits Schreibstil hat mir sehr gefallen; der Aufbau der Geschichte und diese selber beeindruckt zutiefst. Erzählt wird so nuancenreich und trotz allem eher sachlich, aus vielen Teilstücken zusammengesetzt, dass der Leser nach und nach ein immer bedrohlicheres Bild erhält, so stimmig, dass ich mich nach Beenden des Buches gefragt habe, ob alles erdacht oder auch teilweise Biographisches enthalten war. Insgesamt hat mich da Buch tief beeindruckt und in seinen Bann gezogen.

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  • 5 Sterne

    7 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sabrina M., 24.08.2017

    Inhalt:

    Dreizehn Jahre sind nun ins Land gestrichen, als sich Eva von Bovenmeer und ihrer Vergangenheit losgesagt hat und ihr Leben selbst in die Hand nahm. Dreizehn Jahre an denen sie nie zurück sondern nur voraus geschaut hat und ihre Erinnerungen an den Sommer 2002 komplett aus ihren Erinnerungen strich. Doch nun kehr sie zurück und im Kofferraum ein Eisblock, der langsam zu schmelzen beginnt…

    Meine Meinung:

    Es ist mein erstes Buch der jungen Autorin und ich habe bereits viele positive Meinungen zu ihren Büchern gelesen. „Und es schmilzt“ weckte meine Neugier durch die vielen Pressestimmen und auch den sehr geheimnisvollen und bedrohlich wirkenden Klapptext. Ich musste einfach herausfinden, was Damals geschah und Eva. Für ihr Leben prägte….

    Sofort stach mir der sehr einzigartige Erzählstil der Autorin ins Auge. Sie ist ruhig, malerisch und lockend in ihren Schilderungen, so dass ich ohne weiteres tief in die Handlung eindringen und mich langsam auf Eva und ihre Geschichte einlassen konnte. Schnell wird klar, dass es ein langer, harter und sehr steiniger Weg werden würde, bis man erfährt was im Jahre 2002 gravierendes passierte und Eva zu der Person machte, die sie heute ist. Es erscheint wie das Kramen in einer alten Schmuckkiste oder das heimliche Lesen eines alten Tagebuchs, es machte die ganze Geschichte erst interessant.

    Leider hatte auch der ruhige Erzählstil zu folge, dass es an manchen stellen etwas langatmig wurde und durch die Ausschmückung verschiedener Erinnerungen und Begebenheiten der Lesefluss etwas zum stocken kam. Es störte ein kleines bisschen, aber tat der Dramatik und der Spannung keinen Abbruch.

    Eva und ich brauchten eine Zeit bis wir richtig warm miteinander wurden. Man merkt, dass ihre Kindheit nicht von vielen tollen Momenten geprägt wurde. Ihre Mutter Alkoholikerin, das Dorf in dem sie aufwuchs klein und abgeschottet von jeglicher Zivilisation, lebte sie gemeinsam mit ihren beiden Freunden in den Tag hinein und machten das Beste aus ihrer Situation - Bis zu dem einen Sommertag der alles verändern wird.

    Pim und Laurens , Evas beste Freunde haben auch einiges zur Geschichte beizutragen. Sie sind das perfekte Trio und zeichnen die Handlung aus.

    Aber auch die Nebencharaktere, wie Evas Schwester Tesje oder ihr Bruder Joland, sind perfekt in die Handlung eingearbeitet und bringen einen entscheidenden Beitrag zu dem Geschehen und dessen roten qualvollen Faden im späteren Leben, mit hinzu.

    Der Schreistil ist klasse. Man kann sich die gesamte Situation und auch den Ausmaß, das Dorf und die Roggenfelder in Gedanken wunderbar ausmalen. Durch sein flüssiges Auftreten kommt man durch längeren Passagen gut voran und spürt die Dramatik hinter der sehr wichtigen und schweren Thematik der Handlung.

    Gerade durch seine Schlichtheit, besticht das doch sehr unscheinbare Cover. Man hat es einmal gesehen und doch vergisst man es nicht.

    Fazit:

    Lize Spit hat eine sehr wichtige und schwere Thematik in einen dramatischen, aufwühlenden und unvergesslichen Roman gepackt, der nicht nur bewegt, sondern auch sich fest in den Gedanken verankert und den Leser so schnell nicht mehr loslässt.

    Einzigartig, authentisch und fesselnd, trotz kleineren längeren Passagen, hat mich die Autorin von sich und ihrem Werk überzeugen können!

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kindder80er, 19.09.2017

    Grausame Kindheit -
    Normalerweise bewerte ich ja keine Cover, aber bei diesem Buch sticht es sofort ins Auge: Durch den geprägten Titel sieht es tatsächlich so aus, als wären die Buchstaben aus Eis. Ein sehr schöner Effekt, der in der Buchhandlung dafür sorgt, dass man automatisch danach greift. Der dunkle Schnitt hebt sich auch noch mal ab, allerdings "kleben" die Seiten vor dem ersten Blättern dadurch etwas aneinander.

    Eva ist das mittlere Kind und in einem kleinen niederländischen Dorf aufgewachsen. In Rückblenden erfahren wir, wie die Familie tickte und nach einem Zeitsprung ins Jahr 2002 (mitten in der Pubertät von Eva), dass dem Bruder von Pim, Jan, irgendetwas zugestoßen ist, das ihn sterben ließ.

    Dann springt das Buch wieder ins Jahr 1993 in die Zeit der Einschulung von Eva, Pim und Laurens. Mehr als drei sind sie auf dem Dorf in dem Jahrgang nicht und so hängt Eva mit zwei raubeinigen Jungs rum, obwohl sie schon auch gerne zu den Mädchen gehören würde. Trotzdem hat sie den Eindruck, dass sie dieser Umstand nur stärker macht, obwohl sie sich plump fühlt.

    In unserer Zeit macht sich Eva mit einem großen Eisblock auf den Weg in eben dieses Dorf. Was genau sie vor hat, bleibt anfangs noch im Dunkeln und auch, welche Rolle der Eisblock hat. Nach und nach enthüllt sich dem Leser aber eine Geschichte einer grausamen Kindheit. Nicht nur im Elternhaus müssen Eva und ihre Geschwister einiges erdulden, nein auch ihre beiden Freunde machen ihr Leben nicht leichter. Man kann im Verlauf des Buches förmlich die Kinderseelen brechen hören. Bei allzu verstörenden Details kann man fast nicht weiterlesen, weil man den gerade gelesenen Absatz mit einem Kopfschütteln immer und immer wieder lesen muss...

    Von daher "verlangt" das Buch wirklich "alles". Ein Drama, das in menschliche Abgründe blicken lässt...

    Der Schreibstil ist dabei zwar bildhaft, aber auch distanziert. Es wird nicht gewertet, sondern nur beschrieben und erzählt. Ich habe es "gern" gelesen, weil es bei aller Brutalität spannend war...

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