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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MeinSohnPrinzAndreas, 02.03.2023

    Mungo wächst als jüngstes von drei Kindern in den rauen Arbeitervierteln des Glasgower East Ends auf. Es sind die neunziger Jahre und gerade in seinem Viertel ist jeder an gewisse Vorstellungen gebunden, die derjenige zu erfüllen hat. Und so wird von Mungo erwartet, dass er sich an die Seite seines Bruders, dem gefürchteten Bandenführer einer Gruppe junger Schläger stellt. Doch Gewalt ist etwas, mit dem der zarte Mungo absolut nichts anfangen kann. Eines Tages lernt er James kennen, und erkennt, dass es Menschen gibt, bei denen er er selbst sein kann, die ihm einfach gut tun. Und so entschweben die beiden in ihrer gemeinsamen Zeit dem harten Alltag, lernen sich immer besser kenne und lieben. Doch das Entdecken dieser Liebe wäre mit dem gesellschaftlichen Ausstoß bestraft worden. Und so bleibt den beiden nichts als die Hoffnung auf die Flucht in ein besseres Leben.

    Nachdem mir das erste Buch des Autor, dass auf deutsch erschienen ist, bereits so gut gefallen hat, sowohl von Schreibstil als auch vom emotionalen und beschreibenden Charakter her, stand es für mich außer Frage, auch Young Mungo zu lesen. Meine hohen Erwartungen wurden wieder erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. So vermag es Douglas Stuart sofort, einen mit seinem intensiven und bunten, die Welt anreichernden Schreibstil zu verzaubern und die Entführung in die tristen Straßen der Glasgower Arbeiterviertel gelingen sofort.

    Erzähltechnisch baut der Autor die Geschichte in zwei Handlungssträngen auf, die zu verknüpfen es mir anfangs nicht so gut gelang, zumindest auf zeitlicher Ebene. So finden wir auf dem einen Mungo mit zwei erwachsenen Männern auf einem Angelausflug in die schottische Provinz, auf dem der junge sehr viel über sich selbst herausfindet. dann haben wir noch den erzählenden Strang, der uns nach Glasgow entführt und der beschreibt, wie Mungo zu dem Jungen wurde, der er im anderen Handlungsstrang ist. Diesen kann man durchaus als den Hauptträger der Geschichte ansehen, da er einerseits sehr viel Raum einnimmt, und andererseits den zeittechnisch größeren Rahmen abdeckt, in dem der tägliche Kampf gegen die Gewalt seines Bruders und die Alkoholkrankheit der Mutter, aber auch das Aufblühen in der Liebe mit James fällt.

    Der Alkoholismus und das Fehlen des Vaters in der Familie sind auch hier wieder markante Gesichtspunkte der Geschichte. Und wie auch schon beim zuvor erschienen Roman ist beim lesen das Entsetzen über den Egoismus und die fehlende Liebe der Mutter einerseits erschreckend und unglaublich bedrückend, durchaus aber auch mittleiterregend, weil auch immer die Hintergründe der Suchtkrankheit und auch dessen Folgen für alle anderen Protagonist:innen eine Rolle spielen.

    Auch das Setting ist wieder ein bekanntes: das Glasgower East End mit seiner hohen Arbeitslosigkeit, der Hoffnungslosigkeit und der schieren Masse an Gewalt. Diese Milieustudie ist wieder besonders gut gelungen und reizt zur genauen Beobachtung. denn Douglas Stuart vermag es beim Beschreiben der Verwahrlosung von Geist und Infrastruktur keinen moralischen und belehrenden Ton zu ergreifen, sondern nimmt die Dinge hin, wie sie sind.

    Letztendlich konnte mich Douglas Stuart auch mit diesem Roman in der Tiefe meines Herzens berühren und mir Dankbarkeit dafür einpflanzen, in welchen sozial stabilen Verhältnissen ich aufwachsen durfte. Auch bleibt die Gewissheit, dass die religiösen und sozialen Konflikte, die im East End der 90er tobten, erst 30 Jahre zurückliegen und es immer noch genug Menschen im 21. Jahrhundert gibt, die nicht die Möglichkeit haben, ihre Sexualität in freiem Maß ausleben zu dürfen.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 09.05.2023

    Eine erschütternde Milieustudie

    Inhalt:
    Glasgow, 1990er Jahre. Der fünfzehnjährige Mungo lebt mit seiner Mutter, seinem Bruder Hamish und seiner Schwester Jodie in einem Arbeiterviertel, das von Armut und Gewalt geprägt ist. Der sanfte Junge, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, wird zwischen der Gewalt seines Bruders und der Vernachlässigung durch die alkoholkranke Mutter, die er trotzdem über alles liebt, zerrieben. Mit dem Nachbarjungen James erlebt er ganz neue Gefühle. Gefühle, die er nicht ausleben darf in dieser von Homophobie erfüllten Welt.

    Meine Meinung:
    Anfangs fiel es mir sehr schwer, in die Handlung hineinzufinden. Das Geschriebene erschien mir zu distanziert und konnte mich nicht erreichen. Zudem haben mich die Zeitenwechsel gestört, die ich nicht gut einordnen konnte, da sie völlig übergangslos erfolgen.

    Doch irgendwann war der Knoten dann geplatzt und ich vollkommen in der Geschichte angekommen. Was ich dann zu lesen bekam, ging mir wirklich an die Nieren. Das ist harter Tobak, den Douglas Stuart uns da zumutet - nichts für zart besaitete Leser’innen. Der Roman strotzt nur so vor Gewaltszenen, die schonungslos beschrieben werden und leider sehr realistisch wirken.

    Lichtblicke dazwischen sind die liebevolle Beziehung zwischen Mungo und seiner Schwester Jodie und später dann auch die Liebe zu James, die einerseits Hoffnung gibt, aber auch schmerzhaft ist.

    Triggerwarnung (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):
    GNUGITLAWEGREV HCUARBSSIMSEDNIK

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  • 5 Sterne

    R.S., 05.03.2023

    Mungos Leben im Glasgow der 1980er-Jahre - schmerzhaft und berührend erzählt

    "Young Mungo" ist ein herzzerreißender Roman über das Erwachsenwerden in Glasgow der 1980er-Jahre in einer machohaften und homophoben Umgebung, die von Gewalt und Schmerz geprägt ist.

    Die Hauptfigur des Romans ist der 15-jährige Mungo Hamilton, der im Gegensatz zu seinem zwei Jahre älteren Bruder Hamish, der ein gefürchteter Bandenführer ist, ein eher sensibler, ängstlicher und künstlerisch veranlagter Junge. Großgezogen wird Mungo von seiner älteren Schwester Jodie, da seine alleinerziehende Mutter weitgehend abwesend und alkoholabhängig ist. Er ist anders als die anderen Jungs in der Glasgower Wohnsiedlung, in der er wohnt und fühlt sich fremd, bis er James kennenlernt, ein etwas ältere katholischer Junge. James lebt die meiste Zeit allein, da sein Vater auf einer Bohrinsel arbeitet und seine Mutter schon verstorben ist. James besitzt einen Taubenschlag, wo beide sich kennenlernen und sich ineinander verlieben, obwohl sie beide wissen, dass ihr Umfeld von Homophobie geprägt ist und dass insbesondere Mungos Bruder und Jamies Vater mit Ablehnung und Unverständnis reagieren werden.
    Die fesselnde Handlung ist in zwei Teile gegliedert. Der eine Teil erstreckt sich über mehrere Monate und zeigt Mungos Leben in der Zeit vor, während und nach seiner Beziehung mit James und der andere Teil, mit dem auch der Roman beginnt, handelt von einem Angel- und Campingausflug zu einem abgelegen schottischen See, auf dem Mungo mit zwei anderen Männern von seiner Mutter geschickt wird, um aus Mungo einen "echten" Mann zu machen.

    Stuart wechselt zwischen beiden Handlungssträngen gekonnt hin und her und führt beide in einem tollen Ende zusammen, das einerseits schmerzhaft, aber auch hoffnungsvoll ist.
    Von Beginn an schafft es der Autor mit seinem klaren, lebendigen und stimmungsvollen Schreibstil einen in seinen Bann zu ziehen. Man fühlt und leidet mit Mungo und hofft das Beste für ihn und sein Leben in dem von Gewalt und Tristesse geprägten Umfeld, in dem er aufwächst. Die Gewalt und Brutalität, denen Mungo ausgesetzt ist stellenweise nur schwer zu ertragen und am liebsten möchte man Mungo in die Arme nehmen und ganz fest umarmen. Die wenig liebevollen und glücklichen Momente wirken dadurch umso stärker auf einen, sind sie doch seltene Lichtblicke in einer sonst traurigen und düsteren Geschichte.
    Die realistische Zeichnung der Charaktere und der poetischen Beschreibung der Umgebung sowie die Dialoge sprühen außerdem von Authentizität, und man fühlt sich regelrecht in das Glasgow der 1980er-Jahre versetzt.

    "Young Mungo" von Douglas Stewart ist ein Roman, der zutiefst bewegt und einem beim Lesen das Herz mehr als einmal bricht. Authentisch und realistisch beschreibt der Autor, was es heißt, in einem von Gewalt, Homophobie und Hoffnungslosigkeit geprägten Umfeld aufzuwachsen. Mit Mungo hat Stuart einen interessanten und vielschichtigen Charakter geschaffen, den man rasch in sein Herz schließt. Auch wenn in dem Roman eine berührende Liebesgeschichte vorkommt, ist "Young Mungo" vor allem ein schmerzhafter und niederschmetternder Roman, der teilweise nur schwer zu ertragen ist.
    Wem die ganze Gewalt und das erlebte Leid nicht abschreckt, kommt in dem Genuss einer toll erzählten Geschichte voller Schönheit und Hässlichkeit zugleich.

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  • 5 Sterne

    Isabell R., 22.02.2023

    Douglas Stuart did it again 💥 Er hat wieder einen Roman rausgehauen, der nicht gelesen werden möchte, weil er so wunderschön ist, sondern obwohl er das nicht ist. 💔 (und es dabei irgendwie doch auch wieder ist ❤️‍🩹)

    [CN: Gewalt, Vergewaltigung, Alkoholsucht]

    Es ist KEIN Liebesroman, auch wenn das hotte Cover ❤️‍🔥 viel verspricht. Ich würde es eher als Gesellschaftsroman einstufen, der auch die große Liebe enthält — neben vielen anderen Themen, wie Clan-Machtverhältnisse und -Gewalt, Homophobie, Familiendrama, toxische Männlichkeitsvorstellungen, psychischer und physischer Missbrauch.

    Mungo wächst in den 1990er Jahren im Arbeiterviertel von Glasgow mit seinen älteren Geschwistern - Hamish (HaHa) und Jodie Hamilton - und ihrer alkoholabhängigen Mutter Maureen in einer Sozialwohnung auf. Die drei Geschwister mussten schnell lernen, mit dem frühen Tod des Vaters und der Alkoholsucht und Unberechenbarkeit der Mutter (genannt Mo-Maw) zu überleben. Jeder von ihnen hat dabei seine eigene Überlebensstrategie entwickelt: Hamish hat die Clanführerschaft übernommen und kämpft religiöse Bandenkriege; Jodie kümmert sich - so gut sie kann - um Mungo und will rauskommen aus all dem und auf die Universität gehen; und Mungo ist ein einfühlsamer, liebevoller, vertrauensvoller Teenager, der immer wieder die Verantwortung für Mo-Maw übernimmt - egal, in welchem Zustand sich diese befindet und mit welchen Konsequenzen dies verbunden ist.

    »Wenn einer was davon versteht, jemanden, den man liebt, in Schutz zu nehmen, dann Ihr. Könnt Ihr mir das nicht verzeihen?« (S.183)

    Mungo lernt den einige Monate älteren James kennen und verliebt sich mit 15 Jahren das erste Mal. Doch Homosexualität hat im Glasgow der 90er Jahre keinen Platz, weshalb die beiden Liebenden die toxischen Männlichkeitsidealen von der Gesellschaft immer wieder zu spüren kriegen. In der Folge will Mangos Familie einen ‚echten‘ Mann aus ihm machen und so kommt eines zum anderen. …

    Nach seinem preisgekrönten Roman »Shuggie Bain« schafft der Autor Douglas Stuart auch mit seinem zweiten Roman »Young Mungo« eine schroffe, graue, von einigen Hoffnungsschimmern✨ erhellten Welt zu erschaffen, mit deren Figuren Lesende mitfiebern, mitzittern, mitleiden - kurzum mitfühlen. Der Roman geht unter die Haut und verfehlt sein Ziel nicht 💘 — HEARTBREAK vorprogrammiert 💔

    Ich kenne kaum einen anderen Schriftsteller, der mit seiner Erzählung so einen Sog ausübt, dass man trotz der aufwühlenden, rauen und tragischen Entwicklungen den Roman kaum aus der Hand legen kann. Seine Protagonist:innen stechen aus dieser beschriebenen kalten und herzlosen Welt heraus und genau deshalb ist Ihr Leben so hart. Liebe(n) ist hier direkt mit Schmerz verbunden.

    »Gewalt ging der Zärtlichkeit immer voraus; Mungo kannte es nicht anders.« (S.273)

    Große Leseempfehlung für diesen HEARTBREAKING Roman 💔

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  • 5 Sterne

    Christiane F., 19.02.2023

    TW: Häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe an Minderjährigen, Alkoholmissbrauch!

    Kennt ihr das auch?
    Ihr wollt ein Buch lesen, aber ihr könnt es nicht. Das Buch ist so spannend, nein brutal, es schärft alle deine Sinne und es wühlt dich komplett auf, es macht dich hibbelig und fertig. Also steht man auf, läuft im Wohnzimmer herum und weiss, dass man durch die Passage muss - sie einfach weiterlesen muss. Das Buch ist bereits geschrieben, es ist zu spät, man kann es nicht umschreiben - ich kann ihm nicht mehr helfen.
    Also weiter geht es, nächster Versuch: Man quält sich, sie tun ihm weh - hier hilft nur noch ein Stückchen Schokolade um es erträglicher zu machen!
    Oh man, zuletzt hat mich 'Ein wenig Leben‘ von Hanya Yanagihara so aufgewühlt, so umgehauen, aber dieses Mal heisst er nicht Jude, sondern …

    YOUNG MUNGO
    von Douglas Stuart

    Mungo ist 15 Jahre alt und lebt mit seiner alkoholkranken Mutter und seiner älteren Schwester in Glasgow. Sein älterer Bruder Hamish, der eigentlich selbst noch ein Kind war, als er Vater wurde, ist bereits ausgezogen. Er ist der Anführer der hiesigen protestantischen Jungs-Bande im Mietskasernen-Ghetto, die sich immer trifft, um den Katholiken eine kräftige Abreibung zu verpassen (bewusst untertrieben).
    Mungo ist anders als die anderen Jungs: zart, liebevoll und er mag Jungs und somit ist er für Hamish und den anderen Jungs das perfekte Opfer.
    Nur seiner Schwester Jodie erzählt er die Wahrheit. Wahrscheinlich würde er sich auch seiner Mutter, Mo-Maw, anvertrauen, aber diese kämpft mit ihren eigenen Dämonen. Der Alkohol lässt sie ein anderes Gesicht bekommen und wenn sie jemanden kennenlernt, verschwindet sie eh für Wochen oder Monate, bis der jeweilige Freund sie wieder abserviert und sie vor die Tür setzt.
    Mungo möchte es allen recht machen, keinen verletzen und als er James Jamieson, der die selben Neigungen hat wie er, kennenlernt, wird ihm genau das zum Verhängnis.

    Keine Liebesgeschichte. Punkt.

    Ein Buch, was trauriger nicht sein könnte. Eins, das die traurige und verzweifelte Geschichte eines jungen homosexuellen Mannes aufzeigt, zu einer Zeit, in der die Gesellschaft nicht reif war für Menschen mit Neigungen zum gleichen Geschlecht.
    Außerdem wird hervorragend die Verzweiflung der Arbeitslosen, Alleinerziehenden und den vielen Geschiedenen, in den 90er Jahren in Glasgow, vom Autor herausgearbeitet.

    Der Einstieg ins Buch viel mir nicht ganz einfach und als mir dann die vielen Parallelen zu Stuarts vorherigem Buch 'Shuggie Bain’ auffielen, war ich erst enttäuscht. Aber die Enttäuschung hielt nicht lange vor, den Young Mungo entpuppt sich schnell als eine ganz andere Geschichte.
    Absolute Leseempfehlung
    5+/ 5

    Aus dem Englischen ins Deutsche von Sophie Zeitz.

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  • 5 Sterne

    Dajobama, 03.02.2023

    Young Mungo – Douglas Stuart
    Das Cover provoziert, ebenso wie der Inhalt des Romans. Nur wie ich finde, auf einer ganz anderen Ebene, weswegen ich das Cover für nicht optimal gewählt halte. Ja, es geht um die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen zwei Jungs, gerade 15 und 16 Jahre alt, im Glasgow der 90er Jahre. So brisant Homosexualität in diesem Milieu am Rande der Gesellschaft auch war, ist es für mich doch nicht das Hauptthema dieses Buches. Aber von vorne.
    Mungo wächst in sozial äußerst schwierigen Verhältnissen auf. Gesellschaftlich in der sozialen Unterschicht angesiedelt, mit einer sehr jungen Mutter, die es nicht schafft, ihrer Verantwortung für die Kinder gerecht zu werden und mehr weg denn da ist. Zwischen Verwahrlosung, Alkohol, Gewalt und Bandenkriegen zwischen Protestanten und Katholiken ist dies zuallererst einmal ein etwas trister Coming of Age Roman.
    Erzählt wird in zwei verschiedenen Handlungssträngen. Zum Einen die chronologische Entwicklung der Ereignisse, wie etwa die langsame Annäherung der beiden Jungs – eine wirklich süße Liebesgeschichte. Der zweite Erzählstrang findet etwas später statt. Mungo wird mit zwei Männern zu einem Ausflug an einen See geschickt – um ihn zu einem „Mann“ zu machen. Die Hintergründe und Zusammenhänge werden erst nach und nach klar.
    Das eigentliche Thema dieses Werks, das immer wieder auftaucht und schockiert ist Gewalt: von alltäglichen Prügeleien und Übergriffigkeiten, häuslicher Gewalt, Nötigung, Vergewaltigung. Es ist schockierend und trostlos, in welchem Milieu diese Kinder aufwachsen müssen. Und wie unvermögend die Erwachsenen sind, sie davor zu schützen.
    Der Autor hat einen recht direkten Schreibstil, der den Inhalt noch verstärkt. Etliche Figuren lässt er auch in einem dialektähnlichen Slang sprechen. Der Umgangston ist rüde, Sprache und Ton derb. Es ist sehr authentisch, aber auch extrem brutal, ekelerregend. Man möchte die Augen vom Text abwenden, ist jedoch zu sehr mittendrin, zu gefesselt. Zum Glück sind da immer wieder diese friedlich schönen Szenen mit Mungos Schwester Jodie. Zwei arme Kinder in einer rauen Welt, die nur einander haben.
    Alles in allem eine oft sehr unangenehme, jedoch geniale Leseerfahrung! Mungo hat mich diese Tage sehr beschäftigt. Dies ist wohl eine Figur, die länger im Gedächtnis haften bleibt. 5 Sterne und eine große Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    hundeliebhaberin, 12.03.2023

    Mungo wächst in den 90er Jahren im East End in Glasgow auf. Seine Mutter hat schon früh ein starkes Alkoholproblem entwickelt und kümmert sich nur phasenweise um ihre Kinder, sodass sich vor allem Mungos ältere Schwester Jodie um ihn kümmert. Sein älterer Bruder Hamish hingegen führt eine Bande im Viertel an, die regelmäßig Kämpfe gegen Katholiken führen. Damit Mungo ebenso gefürchtet wird im Viertel, schleppt Hamish ihn immer zu den Kämpfen mit. Bei einem Kampf lernt er James kennen – James, der einen Großteil seiner Zeit im Taubenschlag verbringt und den Mungo immer mehr in sein Herz schließt. Doch Gefühle zwischen Jungs ist in dieser homophoben Zeit ein absolutes Unding, weswegen Mungos Mutter ihn mit zwei zwielichtigen Männern zu einem Angelausflug schickt, damit sie einen Mann aus ihm machen. Dass dies ein einziger Albtraum für Mungo wird, ist ihr wohl nicht klar oder egal…

    Douglas Stuart stellt gerade durch die Figur Hamish die toxisch maskulinen, homophoben Einstellungen und Lebensansichten dar, in denen Mungo aufwächst. Tatsächlich kann ich mir vorstellen, dass die Situation im Arbeiterviertels in Glasgow zu der Zeit (und auch anderswo) genau so war und nur maskuline Härte und Brutalität zählten. Es wird in den verschiedensten Situationen deutlich, dass Mungo zu sanft ist, zu zart ist und er sämtliche Erwartungen nicht erfüllt. Nur bei James fühlt er sich sicher und kann sein, wer er ist. Doch diese kleinen Auszeiten sind riskant und beide wissen, dass sie sich nicht nahe sein „dürfen“.

    Douglas Stuart schildert hier eine außergewöhnlich brutale Welt und schafft es trotzdem, zarte Momente und Sanftheit zu kreieren, die Mungo in seinem Denken und Handeln transportiert. Die Herausforderungen, die mit den Beziehungen zu seinen Geschwistern einhergehen, die Selbstentdeckung und Entdeckung von Empfindungen, Zärtlichkeit und Begehren und die Schwierigkeit des Verheimlichens habe ich ihm auf jeder Seite abgenommen. Generell mochte ich den schonungslosen Schreibstil unglaublich gern.

    „Young Mungo“ ist brutal, tragisch und aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung, denn Homophobie endete nicht mit dem Ende der 90er Jahre.

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  • 5 Sterne

    dj79, 13.02.2023

    Gewalt und Homophobie der 90er
    Es ist die Zeit der großen Sorgen, Margaret Thatcher ist die Regierungschefin, Kohlekumpel und Werftarbeiter haben ihre Jobs verloren, Straßenschlachten zwischen Katholiken und Protestanten sind an der Tagesordnung, Alkoholsucht grassiert in vielen Familien. Das Leben bzw. Überleben der sich selbst überlassenen Jugendlichen ist eine dauerhafte Herausforderung. In diesem Leben ist kein Platz für verweichlichte Jungen. Als solcher wird auch Mungo von seinen Mitmenschen betrachtet. Ohne eigene Freunde, in seinem Selbstbewusstsein boykottiert von seinen Ticks, wird er von seinen Geschwistern, Hamish und Jodie, abwechselnd in deren Lebenswirklichkeit hineingezogen. Sich kümmernde Eltern sind nicht vorhanden. Der Vater ist tot. Die Mutter entweder betrunken oder fernab ihrer Kinder engagiert, den nächsten potentiellen Lover von sich zu überzeugen.

    In diesem Umfeld begleiten wir Mungo in zwei zeitlich aufeinanderfolgenden Handlungssträngen. Wir begegnen seinem Hunger am Abend, wenn er warten muss, dass seine Schwester von ihrer Schicht nach Hause kommt und ihn versorgt. Wir sind dabei, wenn ihn sein Bruder zwingt, mit ihm in den Bandenkrieg gegen die Katholiken zu ziehen. Mungo wird Zeuge von maßloser Gewalt, ihm selbst werden schlimmste Verletzungen beigebracht. Schlimme Erfahrungen gepaart mit Gefühlen der Einsamkeit sind sein Leben. Einziger Lichtblick ist James, den Mungobei einem einsamen Streifzug kennen lernt.

    Mir hatte das Debüt von Douglas Stuart, Shuggie Bain, sehr gut gefallen, weswegen ich unbedingt diesen neuen Roman lesen wollte. Young Mungo gefällt mir noch besser. Die Sprache ist noch etwas ausgefeilter, die Schilderung der Geschehnisse gnadenlos. Es geht neben den Nöten der Menschen seinerzeit vordergründig um Gewalt und Homophobie. Douglas Stuart legt den Finger tief in die Wunde, schönt nichts. Aus meiner Sicht hat sich der Autor selbst übertroffen. Ich bin gleichermaßen schwer begeistert und erschüttert von der Deutlichkeit der Darstellung.

    Mit Young Mungo mutet man sich Einiges zu, zeitweise ist das Lesen schwer auszuhalten. Trotzdem gebe ich eine ganz klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Simone F., 08.02.2023

    Young Mungo ist ein sehr düsterer, schmerzhafter und schonungsloser Roman, der unter die Haut geht und den ich sicher lange nicht vergessen werde.

    Douglas Stuart erzählt in zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen. Der erste spielt in der Gegenwart, der zweite wenige Monate zuvor und läuft auf den Anfang des ersten zu, so dass sich während des Lesens immer mehr Puzzleteile ineinander fügen.

    Der Slang Glasgows wird im Deutschen durch eine  norddeutsch geprägte Umgangssprache wiedergegeben. Hier eine passende Übersetzung zu finden, ist sicher nicht einfach, und ich finde sie bis auf das Wort "lütte", das stets wie ein Fremdkörper wirkt, durchaus gelungen.

    Der Schreibstil ist eindringlich, oft bildhaft, mit einem genauen Blick für Details und so berührend, dass ich Mungo und alle anderen Charaktere, seine Lebensumstände und das Wohnumfeld lebhaft und eindrücklich vor Augen hatte. Das Buch wechselt von zarten, sanften Momenten, die wie Inseln der Wärme und des Trosts in Mungos von Gewalt, toxischer Männlichkeit und Einsamkeit geprägter Welt wirken, zu Schilderungen kaum vorstellbarer grausamer Ereignisse. Auch wenn diese oft nur angedeutet werden, war das beim Lesen für mich stellenweise schwer auszuhalten. Das Ende kam unerwartet schnell, für mich zu schnell.

    Mungos Leben wirkte auf mich unendlich weit entfernt, und ich musste mir immer wieder fassungslos vergegenwärtigen, dass wir ungefähr gleich alt sind und ich zur selben Zeit wie der Protagonist aufgewachsen bin, in einer völlig anderen Welt, aber doch beide mitten in Europa.

    Das Buch hat mich sehr berührt und wird sicher zu denen gehören, die mir heuer ganz besonders im Gedächtnis bleiben. Es ist großartig geschrieben und ein außergewöhnlich intensiver Roman. Ich empfehle das Buch unbedingt weiter, jede*r Leser*in sollte aber darauf gefasst sein, dass Gewalt zwischen Jugendbanden, häusliche Gewalt, Vergewaltigungen und durch Homophobie motivierte Gewalt thematisiert werden.

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  • 5 Sterne

    _Le4_, 20.02.2023

    aktualisiert am 21.02.2023

    Glasgow der Neunziger ist ein hartes Pflaster. Protestanten und Katholiken leisten einander brutale Straßenschlachten. Das Leben ist von Armut und Alkohol geprägt. Und mittendrin lebt Mungo. Als Bruder von einem der berühmt berüchtigten Bandenanführer wird eigentlich von ihm erwartet, dass er sich auch beteiligt und ordentlich austeilt. Aber Mungo ist zu sanft für seine Umgebung. Er möchte nicht die Schlachten seines Bruders kämpfen.
    Irgendwann begegnet er James. Beide verlieben sich ineinander, was in dieser Gegend zu dieser Zeit höchst gefährlich ist.

    Das Buch ist etwas Besonderes in meinen Augen. Es ist wirklich Wahnsinn, wie das Buch es handhabt, zwischen Schrecken und absoluter Schönheit zu springen. Es ist an einigen Stellen übelerregend brutal, während es an anderen Stellen mit solcher Sanftheit und Schönheit aufwartet, dass man ganz bezaubert ist. Dabei hilft der Schreibstil meiner Meinung sehr. Die Art, wie Douglas Stuart Charaktere beschreibt, muss eine meiner neuen Lieblingssachen sein. Die Charaktere werden teilweise so zart und poetisch beschrieben, dass ich mich in diese Art des Beschreibens verliebt habe.
    Die Brutalität dieser Zeit, dieser Gegend wurde wahnsinnig gut gegen unseren Protagonist aufgewogen, dessen Art zu denken so nachfühlbar und weich war, dass man am liebsten weinen möchte.
    Das Buch behandelt Homofeindlichkeit und toxische Maskulinität. Es zeigt auf, wie dumm und furchtbar es ist, zu erwarten, dass Jungen diesen Standard, wie ein Mann zu sein hat, gerecht werden müssen.
    Die überaus komplizierten Familienverhältnisse zu verfolgen, war auch herzzerreißend. Die Liebe zwischen den Familienmitgliedern, die doch wieder an Konditionen gebunden ist, und unter den ärmlichen Umständen keine gute Chance hat zu gedeihen.

    Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich kann es nur wärmstens weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    Katharina G., 26.02.2023

    (CN: Gewalt, Vergewaltigung, Alkoholismus, Kindesmissbrauch, Homophobie, Rassismus )

    Puh, das war ein wirklich heftiges Buch.

    Douglas Stuart erzählt hier die Geschichte von Mungo der in einer zerrütteten Familie aufwächst. Seine Mutter ist dem Alkohol verfallen, sein Bruder versucht Mungo seine Sanftheit mit allen Mitteln auszutreiben und ihn "zum Mann" zu machen und seine Schwester versucht ihn zu beschützen und sich um ihn zu kümmern, vergisst dabei aber oftmals ihre eigenen Bedürfnisse und hegt einen tiefsitzenden Hass auf ihre Mutter.

    So recht scheint es keinem der Figuren in diesem Roman zu gelingen sich in der Welt zurechtzufinden die ihnen so vieles entgegenzusetzen versucht und seinen eigenen Weg zu gehen.

    Als Mungo jedoch James kennenlernt spürt er das erste Mal was es heißt geliebt zu werden. Er erfährt das seine Zartheit keine Schwäche ist sondern beginnt sie als Stärke zu sehen und entwickelt ein Selbstvertrauen und lernt seine Stärken kennen. Er beginnt zu sich zu stehen und sich nicht mehr zu verstecken.

    Doch wie soll ihre Liebe bestand haben, bringt sie sie doch in ihrem Homophoben und von Hass und Gewalt geprägten Umfeld in Lebensgefahr.

    Dieses Buch hat mir einiges abverlangt. Es war roh, teilweise brutal und heftig. Immer wieder musste ich schlucken bei bestimmten Szenen die geschildert wurden.

    Der Leser hofft einfach auf jeder Seite das Mungo einen Weg findet all der Gewalt zu entkommen von der er ungeben ist und seinen Weg im Leben zu finden.

    Für Zartbeseitete ist dieses Buch glaube ich nicht zu empfehlen mir hat es dennoch gut gefallen und mich auf eine Weise tief berührt.

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  • 5 Sterne

    CanYouSeeMe, 20.02.2023

    Das Cover der deutschen Ausgabe von Young Mungo ist offensiv, klar und macht schon auf den ersten Blick deutlich, was Kern dieser Geschichte ist. So einfach wie auf den ersten Blick gedacht ist es jedoch nicht. Die von Autor Douglas Stuart entworfene Geschichte ist so viel komplexer und katapultiert die Leserschaft ins raue Glasgow der 90er Jahre hinein in das Leben des jungen Mungo. Es ist keine typische Coming-of-Age Geschichte. Im Glasgower Arbeiterviertel geht es handfest zu - Homophobie, toxische Männlichkeit, Armut und Perspektivlosigkeit schweben über allem. Die geschaffene Atmosphäre konnte mich ab dem ersten Kapitel abholen und ist ein wichtiger Aspekt der Story.
    Mungo selbst ist einfühlsam porträtiert, wirkt viel zu zart für seine Umgebung, scheint an den äußeren Umständen zu zerbrechen - und wird auf allerschlimmste Proben gestellt. Die Sprache des Autors ist sehr direkt, schafft ohne Umschweife eindeutige Bilder, an anderen Stellen werden wiederum nur Andeutungen gegeben. Diese Mischung hat mir gut gefallen, die Erzählung ist lebendig, nah und authentisch. Ich habe das Buch beinahe nicht aus den Händen legen können.
    Dieses Buch erzählt in zwei Handlungssträngen, bei denen ich zuerst nicht gut einordnen konnte, in welchem zeitlichen Abstand sie zueinander stehen - beide Stränge nähern sich im Verlauf des Buches an und kommen zusammen. Das Ende des Buches spendet ein wenig Hoffnung - Hoffnung für Mungo, es hat mich tröstlich gestimmt.

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  • 5 Sterne

    Weinlachgummi, 05.03.2023

    Young Mungo war mein erstes Buch von Douglas Stuart, „Shuggie Bain“ habe ich nicht gelesen. So kann ich auch keine Vergleiche ziehen oder Ähnlichkeiten anmerken.

    Young Mungo spielt in den 90er Jahren in Glasgow. Er lebt in einem Arbeiterviertel und ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass dies kein Zuckerschlecken war. Die Arbeitslosenquote war sehr hoch. Seine Mutter ist Alkoholkrank und sein Bruder ein Bandenführer. Da liegt es nahe, dass Hamish, möchte, dass sein jüngere Bruder auch endlich härter wird. Doch Mungo scheint einfach nicht in dieses gewalttätige Leben zu passen, mit seiner nachdenklichen Art.

    Ich weiß gar nicht recht, was ich zu dem Buch sagen soll. Die Geschichte lässt einen nicht kalt, sie bewegt und reißt die Leserschaft mit. Das Lesen war nicht immer leicht und man mag von Triggerwarnung halten, was man will. Aber eine am Anfang, mit Themenverweis am Ende hätte wohl niemanden geschadete.

    Der Schreibstil ist eindringlich und die Atmosphäre zum Teil sehr betrügend. Einmal angefangen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Wobei es zum Teil echt heftig und traurig war. Man sollte in der richtigen emotionalen Verfassung sein um Young Mungo zu lesen. Aber nichtsdestotrotz war es ein besonderes Leseerlebnis, nicht jedes Buch schafft es, einen so mitzunehmen. Und der Spagat zwischen dieser Brutalität, aber auch Sanftheit in manchen Szenen ist dem Autor wirklich gut gelungen.

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  • 5 Sterne

    Xana, 18.03.2023

    Das Buch "Young Mungo" ist ein außergewöhnliches und bewegendes Werk, das sich um den gleichnamigen Protagonisten dreht. Der 15-jährige Mungo lebt mit seiner Schwester und seiner alkoholabhängigen Mutter in einer perspektivlosen Kleinstadt in Schottland. In dieser rauen Umgebung sind Konflikte zwischen Katholiken und Hamish, Mungos älterem Bruder, und seinen Verbündeten an der Tagesordnung.

    Mungo sehnt sich nach Liebe und Anerkennung, sowohl von seiner Familie als auch von einem Jungen, in den er verliebt ist. Trotzdem wird er immer wieder aufgefordert, härter zu werden und sich den Bedingungen seiner Umgebung anzupassen. Das Buch beschreibt die grausamen Erfahrungen, die Mungo machen muss, um sich in seiner Umgebung zu behaupten.

    Der Schreibstil des Buches ist lobenswert. Der Autor schafft es, den Leser in Mungos Welt zu ziehen und seine Erfahrungen auf eine ungeschönte und einfühlsame Weise zu schildern. Das Buch zeigt die brutale Realität des Lebens in einer perspektivlosen Umgebung und wie sie junge Menschen wie Mungo beeinflussen kann.

    Es sollte jedoch betont werden, dass das Buch teils sehr harte und brutale Inhalte aufweist, die für manche Leser schwer zu ertragen sein können. Trotzdem ist "Young Mungo" ein empfehlenswertes und berührendes Buch, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

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  • 5 Sterne

    labbelman, 26.02.2023

    Titel: Liebe kann alles schaffen, oder?

    Mir war bewusst, dass dieses Buch mich emotional mitnehmen würde, aber dass ich so weggefegt werde, das habe ich nicht ahnen können.

    Stuart schafft es hervorragend eine Gesellschaftskritik auf die Beine zu stellen und ein authentisches Bild der 90er Jahre in Glasgow zu zeichnen, bei dem es einem beim Lesen einfach nur Angst und Bange wird. Die Armut der Menschen, die Sucht nach Alkohol und Drogen, all das hat Einfluss auf das Großwerden so vieler Kinder, hier im Speziellen auf Mungo und seine Geschwister.

    Mich hat am meisten berührt wie Mungo seinen James kennen- und lieben lernt. Das war so natürlich geschildert, dass man als Leser direkt verstanden hat warum die beiden zueinander gefunden haben und sich brauchen.

    Stuart mutet nicht nur seinen Figuren viel zu, sondern auch seinen Lesern, die einiges aushalten müssen. Gerade zum Ende hin wusste ich nicht mehr, ob ich das Geschilderte noch ertragen kann oder ob es mir einfach zu hart und zu brutal ist. Doch die Neugier siegte und auch wenn ich viel gelitten habe, so habe ich schon lange nichts mehr gelesen, was mich so geflasht hat wie dieses Buch.

    Fazit: Absolute Kauf- und Leseempfehlung. Für mich ein Highlight im Lesejahr 2023.

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  • 4 Sterne

    Nanni, 24.03.2023

    Ich habe einige Rezensionen zur englischsprachigen Ausgabe von Douglas Stuarts "Young Mungo" gelesen, bevor ich mir meine eigene Meinung zum Buch bilden konnte. In Erinnerung geblieben, ist mir dabei vor allem, dass sowohl von "einer queeren Version von West Side Story" als auch von "Ähnlichkeiten zu Ein wenig Leben" gesprochen wurde. Persönlich bin ich der Meinung, dass beides irgendwie richtig ist.

    Es geht um Mungo, einen fünfzehnjährigen Jungen, der mit seiner Mutter und seinen älteren Geschwistern im armen East End von Glasgow aufwächst. Es gibt zwei Handlungsstränge, der eine zeigt die Gegenwart und der andere die unmittelbare Vergangenheit. In der Gegenwart wird Mungo von seiner Mutter dazu gedrängt zwei ihr bekannte Männer zu einem Campingausflug zu begleiten. Sie sollen ihm beibringen, wie man ein richtiger Mann ist. Der andere Handlungsstrang zeigt Mungos tristen Alltag in Glasgow, der von seinem gewalttätigen Bruder Hamish und seiner verantwortungslosen Mutter Maureen geprägt wird. Wie ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke bricht da Mungos aufkeimende Liebe zu dem Nachbarsjungen James. Eine Beziehung, die nicht sein darf, nicht nur weil sie homosexuell ist, sondern auch weil James Katholik ist und Mungo Protestant.

    Es fällt mir schwer über dieses Buch zu sprechen, ohne zu viel zu verraten. Ich habe lange mit bestimmten Aspekten der Geschichte gehadert. Besonders im Bezug auf einen der beiden Handlungsstränge. Beim Lesen war ich noch der Meinung, dass hier schlimme Gewalt auf eine bestimmte Art und in einem bestimmten Kontext dargestellt wird, die so für die Geschichte nicht nötig gewesen wäre. Erst auf den aller letzten Seiten habe ich mich mit diesem Aspekt des Buchs versöhnt, weil er letztlich zu einem Ende beigetragen hat, das ich Weltklasse finde. Man merkt nicht nur an seinem einzigartigen Schreibstil, sondern auch an der raffinierten Komposition des Romans, dass Douglas Stuart ein herausragend guter Autor ist. Ich mochte die Ambivalenz in seiner Darstellung von Mungos viel zu junger und unglaublich verantwortungsloser Alkoholikerinnen-Mutter und seinem kleinkriminellen Schläger-Bruder. Solche Charaktere werden leicht zu zweidimensionalen Schablonen, das ist hier nicht der Fall.
    Die Atmosphäre des Buchs ist sehr bedrückend. Die erste Hälfte konnte ich nur in kleinen Häppchen lesen. Es liest sich als würde man in Form eines elend langen Vorspiels ins Grauen laufen. In der Beziehung zwischen James und Mungo stecken die einzigen hellen Momente dieser Geschichte. Genau die haben mir aber wahnsinnig gut gefallen. Der Weg dahin hat mich allerdings gequält.
    Nichtsdestotrotz komme ich zu dem Schluss, dass es sich um ein herausragend gutes Buch handelt, das richtig wehtut, aber auch wichtig ist. Das literarische Handwerk dahinter ist fantastisch, die Geschichte hat Wucht, die Emotionen können kaum kalt lassen.

    Die deutsche Übersetzung ist ausgesprochen gut gelungen! Die Übersetzung des Glasweger Akzents finde ich herausragend. Bzgl. des deutschen Covers habe ich einige kontroverse Kommentare gelesen. Ich kann nur sagen, dass ich es großartig finde, weil es den Kern der Geschichte im besten Sinne aufgreift. Es zeigt ein Bild aus den Neunzigerjahren und das einzig Echte und Wahre in Mungos Leben, nämlich die Liebe und Zärtlichkeit zwischen ihm und James. Diese darf nur im Verborgenen stattfinden. Ich freue mich, dass sie auf diesem Buchdeckel im Jahr 2023 so plakativ nach außen gekehrt wird.

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  • 5 Sterne

    Michael B., 19.05.2023

    Beeindruckend. "Young Mungo" von Douglas Stuart hat mir vor Augen geführt, wie glücklich und wohlbehütet ich selbst aufwachsen durfte, obschon dies - zwar auch wie bei Stuarts Protagonist Mungo in einem klassischen Arbeiterviertel, nicht aber in den 90-er Jahren, sondern bereits in den 70-er Jahren geschehen ist. Der Autor beschreibt sehr eindrücklich die familiären Verhältnisse: Die vollständige Abwesenheit eines Vaters, die alkoholabhängige Mutter, die lieber Geliebte für verheiratete Männer als Familienmensch ist, der große Bruder, welcher männliche Stärke verkörpert und Mungo zum 'richtigen' Mann machen möchte; und dann noch die Schwester, Vertrauensperson und selbst Missbrauchsopfer. In einem Klima aus Gewalt und Vernachlässigung sucht der 15-jährige Mungo seinen Weg; bis er dann auf einen Jungen stößt, der anders ist - James, den Taubenzüchter. Es ist, wie wenn eine Rose aus dem Asphalt wüchse - zarte Begegnung in einer unmenschlichen Welt, in der Gescheiterte ander zu Opfern machen. Ein Buch, welches mich nicht losgelassen hat, geschrieben in einer Sprache, die verstärkt, was sie beschreibt.

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  • 5 Sterne

    Melissa G., 26.05.2023

    Diese Buch hat mich gleichermaßen schockiert wie fasziniert. Douglas Schreibstil ist derb und zügellos und trotzdem literarisch. Die Geschichte besteht aus so vielen Gegensätzen, die in einem Geflecht aus Zeit- und Personensprüngen miteinander verbunden werden. Dabei ist nichts schwarz und weiß, gut und böse, richtig und falsch. Dieses Buch hat mich sehr berührt und teilweise tieftraurig gemacht, aber nie die Hoffnung verlieren lassen. Ich konnte mich total in der Geschichte fallen lassen und es hat mich einfach mit sich gerissen. Zeitweise musste ich es jedoch zur Seite legen, da mir die Handlung sehr nahe ging. Ich finde, das Buch sollte definitiv eine Triggerwarnung enthalten, da sehr verstörende Inhalte wie unterschiedlicher Missbrauch verarbeitet werden. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte ein Meisterwerk und ich würde sie jedem empfehlen, der gut mit den genannten Inhalten umgehen kann. Dieses Buch hat tief mein Herz berührt und mich an meine Grenzen gebracht.

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  • 5 Sterne

    Annika R., 03.02.2023

    Dieses Buch gehört definitiv zu solchen, die man unter harte Kost einordnet. Es fällt nicht leicht, zu lesen wie sich der 15-jährige Mungo in Glasgow durch sein Leben manövriert, das geprägt ist von Armut, Gewalt, Aussichtslosigkeit und Schwulenfeindlichkeit. Seinen Familienalltag bestreitet er mit seiner alkoholkranken Mutter, seinem großen Bruder, der eine Gang anführt und seiner großen Schwester. Dabei sind diese Charaktere mal mehr, mal weniger präsent.
    Die Kapitel machen Zeitsprünge und erst nach einigen Seiten ist es möglich, Mungos Situation zu erfassen. Dadurch kann es etwas dauern, bis man sich ganz eingefunden hat, allerdings sorgt der Aufbau gleichzeitig für Spannung.
    Mich hat das Buch ziemlich gepackt, obwohl es an einigen Stellen wirklich schmerzhaft zu lesen ist. Mungo ist ein Sympathieträger, sodass man mit ihm und für seine Beziehung zu James hofft.
    Das Ende fand ich etwas abrupt, dennoch eine große Leseempfehlung.

    TW: Sexueller Missbrauch, Alkoholismus

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  • 5 Sterne

    Christian B., 05.02.2023

    Tragische, brutal und verstörend

    Wie schon der Debutroman des Autors spielt „Young Mungo“ im
    Arbeitermilieu von Glasgow in den 90er Jahren. Der 15jährige Mungo
    ist ein sanftmütiger Junge, der nicht die Erwartungen erfüllt, die eine
    raue Männergesellschaft an ihn stellt.

    Im Roman wechseln sich zwei Erzählstränge ab. Einmal wird ein
    Wochendausflug beschrieben, den Mungo auf Veranlassung seiner
    Mutter mit zwei Bekannten von ihr unternimmt. Die Männer
    vergewaltigen ihn brutal und beschimpfen ihn gleichzeitig als
    Schwuchtel, da auch sie mit ihrer eigenen Homosexualität nicht im
    Reinen sind. Im zweiten Erzählstrang geht es um die Familie, aber
    insbesondere um Mungos Freundschaft zu James und das langsame
    Herantasten an die Liebesbeziehung zwischen den Jungen.

    Das Buch beschreibt sehr schonunglos welche seelischen Nöte eine
    nicht von der Mehrheitsgesellschaft akzeptierte sexuelle Orientierung
    in einem Menschen auslöst.

    Ich empfehle das Buch mit 5 Sternen.

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