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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    hennie, 19.07.2022

    Als Buch bewertet

    Teppichgeschichte(n)
    Der Ausgangspunkt für Karin Kalisas Roman „Fischers Frau" sind die sogenannten Fischerteppiche, die Ende der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhundert durch Nebenerwerb von Fischern und ihren Familien der Region Ostpommern entworfen und geknüpft wurden.
    Der Anlass für diese Art der Beschäftigung war die Verhängung eines dreijährigen Fischfangverbotes im Jahr 1928 in der südlichen Ostsee, damit sich die stark gelichteten Fischbestände erholen konnten. In ganz Europa wurden die Teppiche der Verkaufsschlager. Doch der Grüne in dieser Geschichte fällt aus dem Rahmen, denn diese Farbe verwendeten die Fischer kaum. Farbschattierungen, Musterung, Materialien, Symbolik und Signierung, alles sehr ungewöhnlich. Wer und was steckt dahinter?

    Mia Sund ist eine diplomierte Faserarchäologin an der Greifswalder Universität. Ihr wird vom Chef der außergewöhnliche Fischerteppich vorgelegt mit einer Bemerkung, die sie tief im Innersten erschüttert, die ihre verdrängte Vergangenheit wieder unliebsam hervorruft. Sie wird durch den Satz „Nicht, dass es eine Fälschung ist“ mehr als wachgerüttelt. Dabei war es ihr bis dahin so wichtig, dass sich rein gar nichts in ihrem Leben verändert. Sie beginnt sich intensiv mit dem Teppich zu beschäftigen, will seinem Geheimnis auf den Grund gehen und verlässt dafür ihre mühsam erkämpfte Komfortzone, ihr Dasein im selbstgewählten Mittelmaß. Die Spur führt nach Zagreb. Dort auf der Suche nach Fakten findet Mia zwar ihr persönliches Glück, wahrscheinlich endlich ihr Lebensziel, aber zu der talentierten Teppichknüpferin gibt es leider nur Fragmentarisches. So beginnt sie das Wenige über Nina, die außerdem eine begnadete Erzählerin gewesen sein soll, in eine märchenhafte, fiktive Geschichte mit realem Bezug zum Zeitgeschehen einzubinden. Es entstehen wunderbare Erzählfäden, Interpretationen, die aus neuer Perspektive mit vertauschten Rollen betrachtet werden (z. B. hier hat der Fischer Wünsche im Gegensatz zum Märchen!).
    Die beiden Frauen, Mia und Nina, sind grundverschieden und irgendwie auch wieder nicht. Sie trennen viele Jahrzehnte, gehören verschiedenen Generationen an. Und doch versteht es Karin Kalisa in ihrer Erzählung zwischen den Zeitebenen, zwischen dem Hier und Heute, zwischen Gegenwart und Vergangenheit Schicksale und geschichtliche Ereignisse zu verflechten.

    "Als sei die Vergangenheit ein Brausepulver und die Gegenwart ein Glas Wasser.“ (S. 136)

    Der Erzählfaden verbindet das Echte mit dem Falschen, die Fantasie mit der Wirklichkeit, das Märchenhafte mit dem Realen. Ab und zu sprudeln die Ideen über und drohen sich zu verheddern, aber dann folgen die Gedanken wieder einer mir klaren Linie. Ich konnte mich auf dieses Buch einlassen und der Kraft des Erzählens folgen.

    Fazit:
    Mit Karin Kalisas „Fischers Frau“ war ich sehr gern unterwegs; und zwar mit Mia (Gegenwart) und Nina (Vergangenheit) auf den Spuren eines geheimnisvollen Teppichs. Der Weg führte von Greifswald, Stralsund, Freest nach Zagreb, durch halb Europa u.a. Spanien und schließlich nach Schweden.
    Eine interessante, recht ungewöhnliche Reise zu eigenen Erkenntnissen mit vielen textilen Metaphern. Hier werden Fäden geknüpft, verknotet, verbunden, fallengelassen, als lose Enden hängengelassen, vergessen oder irgendwann wieder aufgenommen.
    Teils realistisch, teils fiktiv. Fischerteppiche von der Ostsee - für mich ein ganz neues textilgeschichtliches Thema!

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Olga E., 06.06.2022

    Als Buch bewertet

    Leider war dieses Buch kein Buch für mich. Aber zunächst zum positiven Teil: Es lässt sich flüssig lesen und mit den 245 Seiten ist es auch schnell durchgelesen. Der Anfang war mich auch noch sehr interessant, als beschrieben wird, wie Mia sich auf die Such nach der Knüpferin des Teppichs macht.
    Allerdings wird die Handlung dann schnell sehr langatmig und für mich teilweise auch langweilig. Die Autorin wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, wodurch der Wechsel für mich manchmal sehr schwierig zu unterscheiden war. Zwischendurch hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes den "Faden" verloren und konnte der Geschichte nicht mehr ganz folgen, was sicherlich auch an der Schreibweise und dem für mich schleppenden Lesen war. Leider hat mich dieser Roman nicht überzeugt, was allerdings nicht heißt, dass es ein schlechtes Buch sein muss. Sicherlich könnte das Buch aufgrund des Schreibstils viele Leser überzeugen.

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  • 5 Sterne

    Hanne, 24.05.2022

    Als Buch bewertet

    Fesselnder Roman über zwei Frauenschicksale

    Mia Sund arbeitet als Faserarchäologin in einem Museum in Greifswald. Ihr Kollege legt ihr einen Teppich zur Prüfung auf Echtheit vor. Der Teppich ist besonders. Nicht nur ausgefallene Grün- und Blautöne und maritime Darstellungen sondern auch kunstvoll eingewobene Details, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden, wecken Mias Forschergeist. Sie beginnt mit Recherchen und begibt sich auf eine Dienstreise.

    Mia entdeckt die Geschichte des Teppichs und das damit verwobene Schicksal einer Frau. Während der Forschungsarbeiten setzt Mia sich auch mit ihrer eigenen Vergangenheit und ihrer aktuellen Lebenssituation auseinander. Eine Rolle spielt dabei Milan, den sie in Zagreb kennenlernt. Milan repariert in Zagreb Orientteppiche in einer kleinen Werkstatt.

    Der Romanautorin ist es gelungen, zwei unterschiedliche Frauenschicksale in verschiedenen Epochen auf spannende Weise miteinander zu verknüpfen. Das verbindende Element zwischen beiden Lebenswegen ist ein wunderschön gearbeiteter Fischerteppich.

    Das Cover spiegelt diese Konstellation wider. Dort sind die Umrisse zweier Frauenköpfe zu sehen, die in verschiedene Richtungen schauen. Wellenlinien durchziehen das Grün und das Blau der beiden Köpfe.

    Dadurch dass die Autorin die Schicksale beider Frauen auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen beschreibt, kann der Leser gleichzeitig in beide Lebenswege und in beide Epochen eintauchen. Parallelen und Unterschiede im Leben der beiden Frauen werden sichtbar.

    Die eine Frau, Mia Sund, lebt und arbeitet in der Gegenwart in Greifswald. Die zweite Frau, Nina, hat rund 100 Jahre vor Mia in Greifswald gelebt. In einem Brieffragment aus dem Jahr 1929, das dem Roman vorangestellt ist, taucht der Name Nina bereits auf.

    Mias Recherchen zur Entstehung des Teppichs und zur Lebensgeschichte von Nina machen den Leser neugierig. Mit Akribie untersucht Mia jedes Detail, das sie über den Teppich und über Nina erfährt. Das macht die Geschichte sehr spannend. Wie bei einem Puzzle entsteht aus vielen Fragmenten Stück für Stück ein Gesamtbild.

    Der Schreibstil ist flüssig und authentisch. Die Romanfiguren beschreibt die Autorin mit vielen anschaulichen Details. So kann sich der Leser ein genaues Bild von ihnen machen.

    Der mitreißende und bewegende Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen. Daher gebe ich eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Kaffeeelse, 22.08.2022

    Als Buch bewertet

    Ein wunderbares Buch! Von Karin Kalisa muss ich unbedingt noch mehr lesen, denn dieses Buch hier hat mich sehr beeindruckt. Diese Intensität in der Schreibe und auch der Sprachklang gefallen mir sehr.
    Andererseits findet auch die Thematik mein Interesse, von den Pommerschen Fischerteppichen habe ich noch nie gehört. Absolut interessant. Und auch schön! Wenn man sich die Bilder im Netz anschaut. Und die Recherche der Thematik durch die Autorin trägt Früchte, denn dieses Buch transportiert eine Menge an Wissen um die Teppichknüpfkunst und damit ist "Fischers Frau" auch ein sehr lehrreiches Buch.
    Dann der Charakter der Mia Sund, eine wirklich wunderschön gewobene Protagonistin, intensiv und auch berauschend! Hier ist der Autorin Karin Kalisa in ihrem Buch "Fischers Frau" ein mich beeindruckender und berührender Charakter gelungen. Ein besonderer und vollkommen außergewöhnlicher Fischerteppich landet auf dem Tisch von Mia Sund. Die Faserarchäologin der Greifswalder Universität soll die Echtheit und Herkunft dieses besonderen Stückes prüfen. Schon durch die Exklusivität des spektakulären Teppichs ist dies ein interessanter Job. Aber ein von ihrem Kollegen hingeworfener Satz bringt eine traumatische Erinnerung in Mias Hier und Jetzt. Und so setzt sich eine Spirale aus Vergangenheitsbewältigung, Neugier und Weiterentwicklung in Bewegung, die den Charakter Mia auf Trab hält und mich als Leserin vollkommen gefangen nimmt. Und nicht nur dies, der außergewöhnliche Teppich beschäftigt Mia Sund so sehr, dass sie eine Geschichte um dessen Entstehung spinnt, Charaktere sucht und ermittelt und auch selbst erschafft, mit einem Leben erfüllt, die ihr selbst und ihrem Erleben sehr ähneln, dass es eine Freude ist das Geschehen zu verfolgen und dass es ebenso ein Genuss ist dem Verweben/dem Verflechten der Geschichte zu folgen. Denn gleichzeitig ist dieser Geschichte ebenso eine Freude am Leben zu entnehmen, eine Freude am Leben trotz des traumatischen Erlebens in der Vergangenheit oder vielleicht gerade deswegen. Denn die Intensität in diesem Buch "Fischers Frau" ist außergewöhnlich und ich freue mich sehr eine fabelhafte Autorin entdeckt zu haben, von der ich auf jeden Fall weitere Bücher zur Hand nehmen werde!

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  • 5 Sterne

    LindaRabbit, 27.07.2022

    Als Buch bewertet

    Ein Lebensteppich (Pommersche Fischerteppiche)

    Ein Buch voller Überraschungen:
    Das beginnt bereits mit dem Umschlagbild – das kräftige Blau, davor das kräftige Grün, zwei Frauen, deren 'Schattenbilder' sich überlappen (so wie im Roman die beiden Frauengestalten sich auch überlappen). Das Umschlagbild ist wunderschön, so passend.

    Mia und der Fischerteppich: Ist es eine Fälschung? Was hat es mit dem Fischerteppich auf sich...
    Und auf einmal bin ich in der Geschichte drin... der Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche (eine kleine Erfolgsgeschichte). Die Fischer haben ein Fangverbot, 1928, ein Experte des Teppichknüpfens bringt ihnen die Fertigkeit bei, um 'nordische Perser' zu knüpfen; dann von den Nazis missbraucht, in der DDR ebenfalls als Volkskunst unterstützt; heute als Tradition wieder am Aufleben...

    Realität mit Fiktion geschickt verwoben! In Greifswald, in Zagreb, in... (so vielen weiteren Orten, ein europäischer Lebensteppich).

    Die Hauptfigur Mia Sund (alias Maria Lena Guda) hat ein bewegtes Leben geführt und sie leidet unter den Langzeitfolgen. Sie fühlt sich verfolgt. Ihr altes Leben, ihre Kindheit, ihre Jugend. Sie hat Ahnung von Fälschungen. Ist der Fischerteppich, den ihr Kollege ihr - der Faserarchäologin - in Greifswald auf den Schreibtisch legt, eine Fälschung?

    Der Schreibstil ist sehr eigen und doch einmalig. Er zeugt von einer großen Erzählkunst und ist sehr poetisch, das erfordert geduldiges Lesen. Schnelles Lesen ist nicht angesagt, da entgehen einem die Feinheiten: Das Verwobene der Geschichten ineinander, die Geschichten der Mia und der Nina.

    Durch den Roman und meinem Erzählen davon bin ich auf die anderen Bücher der Autorin Karin Kalisa gestoßen und auf ihre 'website' … es ist das erste Buch was ich von der Autorin gelesen habe, vermutlich aber nicht das letzte. Aus meinem Bekanntenkreis tönte es sofort, ja, Karin Kalisa, wenn du mir das neue Buch von ihr ausleihst, dann bekommst du 'Sungs Laden'. So geht die Geschichte weiter...

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  • 5 Sterne

    Leselottchen, 23.06.2022

    Als eBook bewertet

    Wunderschöne Verknüpfung von Wahrem und Erfundenem
    Mia Sund hat sich auf der Suche nach der Herkunft eines pommerschen Fischerteppichs neu erfunden.
    Die Museumskuratorin ist spezialisiert auf alte Fasern. Als ihr Kollege ihr einen Teppich auf den Schreibtisch legt, ist sie von dessen Farbgebung sehr angetan. Welche Geschichte und welches Geheimnis verbirgt sich hinter dieser wundervollen Arbeit?
    Mia, die aufgrund früherer Erlebnisse sehr zurückgezogen lebt, wächst über sich hinaus und begibt sich auf eine interessante Spurensuche und das nicht nur in Norddeutschland.
    Fischerteppiche aus Mecklenburg-Vorpommern haben ihren Ursprung in den dreißiger Jahren, als ein Fangverbot in der Ostsee die Fischer zum Daheimbleiben auffordert. Mia entdeckt Spuren, die auf eine Frau namens Nina hinweisen. Diese geheimnisvolle Frau spielt fortan im Buch eine große Rolle.
    Ob man Mia beim Recherchieren begleitet oder mit Nina die mitunter schwierigen alten Zeiten durchlebt, das Buch zieht einen immer mehr in seinen Bann. Die sehr flüssige, fast schon poetische Erzählweise der Autorin unterhält einen in äußerst gelungener Weise und bietet gleichzeitig viel Information über ein wirklich interessantes Thema, das ich so nicht gekannt habe.
    Zwei Leben, die so unterschiedlich sind und sich doch in vielerlei Hinsicht ähneln.
    Mir hat das Lesen sehr viel Vergnügen bereitet. Wahre Hintergründe eingebettet in einen erfundenen Roman, in zwei Zeitebenen gekonnt aufeinander abgestimmt, diese Art von Geschichten mag ich.
    Dieses Buch passt sehr gut zu meinem derzeitigen Urlaub an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern.
    So konnte ich mich gefühlt noch intensiver mit dem Lesestoff beschäftigen.
    Das Cover gefällt mir außerordentlich gut. Die Farbgebung der beiden abgebildeten Frauen stimmte mich auf die schimmernden, meeresglitzernen Farbtöne des Fischerteppichs ein. Auch der kurze Titel mit der roten Schrift und die Gestaltung des Umschlags passen perfekt zu diesem Buch.

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  • 5 Sterne

    Michael F., 20.06.2022

    Als Buch bewertet

    Es war einmal und war nicht …
    Vordergründig geht es in dem neuen Roman von Karin Fischer um einen vermeintlichen „Fischerteppich“. Fischerteppiche sind ab 1928 an der Ostsee hergestellt worden, als ein dreijähriger Fangstopp von Hering wegen dessen Überfischung die Fischer zu einem neuen Lebensunterhalt zwingt. Da die Fischer durch die Herstellung und Reparatur ihrer Netze die Fingerfertigkeit zum Knotenknüpfen haben, lag es nahe, ihnen die Herstellung von Teppichen beizubringen mit maritimen Motiven. Diese Teppiche sind bekannt geworden als die „Ostseeperser“.
    Der Titel des Romans „Fischers Frau“ deutet allerdings auf einen anderen Zusammenhang, nämlich den mit dem Märchen vom „Fischer und seiner Frau“. Während in dem Märchen aber die Frau des Fischers immer mehr will, geht es in dem Roman gerade nicht um das Materielle, sondern um das Wesentliche, die zwischenmenschliche Beziehung.
    Und es geht um das Erzählen. Im ersten Teil des Romans, der in der Gegenwart spielt, erzählt ein unbekannter Erzähler von Mia Sund, die einen bislang unbekannten und ganz besonderen Fischerteppich zu begutachten hat. Der Teppich ist mit einem Frauennamen signiert. Die Spur führt sie nach Zagreb, wo sie Milan kennenlernt, der gerade dabei ist, eine alte Teppichwerkstatt aufzulösen und der in sehr bescheidenen Verhältnissen lebt.
    Da Mia nichts Weiteres über die Teppichweberin herausfindet, erfindet sie deren Leben. Als besondere Kennzeichen verleiht sie ihr Bescheidenheit und die Gabe zu erzählen.
    Der Leser erfährt also nicht deren „wahre“ Geschichte, sondern so, wie sie hätte sein können… Es war einmal und war nicht….
    Der Roman ist sehr schön erzählt, zuweilen vielleicht im ersten Teil mit Längen. Mich hat die Verbindung von Realem (die Fischerteppiche) mit dem Märchenhaften überzeugt.

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  • 5 Sterne

    AnnaMagareta, 23.05.2022

    Als Buch bewertet

    Zwischen Fiktion und Realität

    „Fischers Frau“ ist ein weiterer lesenswerter Roman der Autorin Karin Kalisa, der mehr Themen enthält als ich auf den ersten Blick vermutet hätte.

    Als die Kuratorin Mia Sund unerwartet von ihrem Kollegen einen alten Wanderteppich übergeben bekommt, ist sie zunächst irritiert, warum und wieso dieser Fischerteppich bei ihr gelandet ist. Aber dann begibt sie sich auf die Suche nach der Geschichte zu diesem Teppich.

    Der Schreibstil der Autorin ist wieder einmal einfach nur wunderschön. Sie springt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, was ich als sehr abwechslungsreich empfunden habe. Außerdem beschreibt sie die Ereignisse auf eine ganz ungewöhnliche und poetische Art und Weise. Aber nicht nur diese, auch den Teppich hatte ich durch die detaillierten Beschreibungen - und geprägt durch das Cover - farblich vor Augen. Ich bin gerne Mias Gedanken und Überlegungen gefolgt. Sie ist eine zurückhaltende, aber auch sehr kluge Protagonistin, die ihre Handlungen durchdenkt.

    Die Geschichte des Teppichknüpfens wird hier genauso gekonnt mit der Handlung verwoben wie der Teppich selbst. Es geht durch zahlreiche Länder in unterschiedlichen Zeiten. Dabei gibt es interessante historische Details über das Handwerk und dessen Geschichte. Fiktion und Realität werden so kunstvoll wie ein Perserteppich miteinander verknüpft.

    Zunächst scheint es sich nur um einen Teppich und dessen Echtheit zu drehen, aber dahinter steckt weitaus mehr, was sich hier zwischen den Zeilen versteckt. Die Authentizität ist hier im übertragenden Sinn zu sehen.

    Mir wird dieses Buch mit seinen interessanten historischen Details sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben und wer Romane mag, die nicht alltäglich sind, liegt mit diesem Buch richtig.

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  • 5 Sterne

    Manuela K., 26.07.2022

    Als Buch bewertet

    Die Geschichte der Fischerteppiche
    Der Gegenwartsroman „Fischers Frau“ stammt aus der Feder von Karin Kalisa und wird im Sommer 2022 von Droemer Knaur herausgegeben.
    Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Mia. Sie arbeitet in einem Greifswalder Museum als durchschnittliche Kuratorin, lebt in einer durchschnittlichen Wohnung und führt ein durchschnittliches Leben. Nicht umsonst, denn ihre ursprüngliche Identität wurde schon einmal geschreddert und neu erfunden. Somit gilt es nun: bloß nicht auffallen! Doch dann legt ihr ein Kollege einen Teppich zur Beurteilung vor und die einfache Bemerkung: „Es wird doch keine Fälschung sein.“ schleudert Mia raus aus ihrer Durchschnittlichkeit, zurück ins wahre Leben.
    Geschickt verknüpfte die Autorin in ihrer Handlung Fantasie und Wirklichkeit. Sie bringt die Geschichte der Fischerteppiche ans Licht, von denen ich bislang noch nie etwas gehört hatte und bettet diese unterhaltsam ein in Mias Recherche. Mitten im Roman kommt dann eine zweite Hauptperson dazu. Diese heißt Nina, lebte anfangs des Jahrhunderts und anhand ihres Alltags erlebt der Leser die Erfindung und Verbreitung der Fischerteppiche hautnah mit.
    Neben den beiden sehr plastisch dargestellten Hauptpersonen war für mich der Schreibstil von Karin Kalisa ein wahrer Genuss. Ihr Talent, kleinste Details bildlich zu beschreiben, treffende Vergleiche zu finden und sich durch Sprachgewandtheit vom allgemeinen Blabla vieler Veröffentlichungen abzuheben, machen die Lektüre des Romans zu einer wirklichen poetischen Freude...Seite für Seite.
    Ein unterhaltsamer Plot gepaart mit realer Geschichte, authentische Protagonisten und eine spritzige Wortwahl lassen kein anderes Urteil zu als: unbedingte Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Frau M. aus M., 08.06.2022

    Als Buch bewertet

    Museumsgeschichte
    Mia Sund ist Sachverständige für alte Textilien. Eines Tages bekommt sie ein vermeintliches Exemplar der legendären pommerschen Fischerteppiche auf den Tisch. Es unterscheidet sich von den ihr bisher bekannten Stücken, die in Braun- und Grautönen geknüpft sind, durch eine besondere Farbgebung: Der Teppich besteht ausschließlich aus Grüntönen. Ist er echt oder eine Fälschung? Ich musste mich mit dem Schreibstil von Karin Kalisa erstmal anfreunden. Im Verlauf des Lesens gefielen mir die Gedankengänge der Protagonistin jedoch immer besser. Sie muss sich mit der Vergangenheit des Textils beschäftigen und kommt automatisch auch mit ihrer eigenen Vergangenheit, die sie verdrängt, in Kontakt. Ja, sie kommt mit sich selbst in Kontakt, denn die Geschichte, die sich hinter dem ungewöhnlichen Teppich verbirgt, erzählt von Nina, die viele Ähnlichkeiten mit Mia hat. Beide Frauen sind Fremde im Fischerdorf, beide sind sehr eigenwillige Charaktere, beide haben eine ungewöhnliche Vergangenheit. Mia findet viele Fakten und füllt die verbleibenden Lücken der Geschichte mit viel Phantasie.
    Das Ende des Romans erschien mir dann etwas sperrig. Ich habe nicht verstanden, warum noch weitere Figuren in den Roman hineingeflochten worden sind.
    Die Geschichte der pommerschen Fischerteppiche ist heute kaum noch über die Region hinaus bekannt. Um so interessanter finde ich es, dass sie in diesem wunderbaren Roman ein Denkmal bekommen hat.

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  • 5 Sterne

    Suzann K., 14.06.2022

    Als Buch bewertet

    Verwobene Leben
    "Fischers Frau" von Karin Kalisa ist ein Buch, das mir sicher noch länger im Gedächtnis bleiben wird.
    Mia Sund ist Faserarchäologin und sie bekommt einen alten Teppich vorgelegt, der typisch ist und doch ganz anders. Er ist nachweislich alt, aber sie ist sich nicht sicher, was hier nicht stimmt, ob er eine Fälschung ist oder eine ganz andere Geschichte dahinter steckt. Sie beantragt eine Dienstreise und macht sich auf den Weg, um der Geschichte dieses Teppichs nachzuspüren.
    Ende der zwanziger Jahre gab es an der Ostseeküste strenge Fangverbote, damit sich der Fischbestand wieder erholen kann. Um zu überleben begannen die Fischer und ihre Frauen mit der Teppichknüpferei. Die Knoten kannten sie ja von ihren Netzen und hatten das Geschick dazu, da entstanden dann in mühevoller Handarbeit die „Pommerschen Fischerteppiche“. Um einen solchen geht es hier.
    Hauptsächlich geht es aber um die Frauen, um Mia und ihre Suche nach dem Echten im Falschen und um die geheimnisvolle Teppichknüpferin und ihre verborgene Identität. Auch Mia hat eine verborgene Identität und sie hat ein Gespür dafür.
    Dieses Buch hat es geschafft mich mitzunehmen, schon durch die schöne poetische Sprache und diese Mischung von Fakten und Wahrheiten mit Erfundenem und Erdachtem. Wem eine ruhig gezählte Geschichte mit einem Abstecher in die Vergangenheit gefällt, der kann dieses Buch bedenkenlos lesen.

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  • 5 Sterne

    Melanie B., 25.06.2022

    Als Buch bewertet

    Wundervoll märchenhaft
    Das Cover ist in einer tollen Farbkombination, die den Titel entspricht. Zudem wird es in der Geschichte aufgegriffen und ist ein regelrecht zentrales Element.
    Der Beginn der Geschichte enthält ein paar Stolperstellen, an denen es schwer fällt die Zusammenhänge zu verstehen, da es ein wenig zu sehr auf Andeutungen hinausläuft. Mit der Reise der Hauptfigur Mia beginnt es jedoch einfach nur wundervoll zu sein. Es vollzieht sich eine Umkehr von Mia, weg von ihren Gewohnheiten, hinzu einem neuen Abenteuer. Mehr und mehr öffnet sich die junge Frau und alles ist verbunden mit diesem einen Teppich, der so viel Magisches beinhaltet. Nach und nach kommt die Geschichte hinter dem Teppich zum Vorschein. Die Geschichte einer jungen Frau ist darin verwoben, die sehr große Ähnlichkeiten zu Mias Geschichte enthält, jedoch für eine sehr viel größere Freiheit steht und zugleich für diesen extremen Minimalismus und die Konzentration auf das Wesentliche, die Menschen, die man liebt. Eine wirklich tolle Geschichte, die einen mit auf die Reise zusammen mit den beiden Heldinnen nimmt, wobei die Zeit keine Grenzen kennt.

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  • 4 Sterne

    Irisblatt, 06.08.2022

    Als Buch bewertet

    Spurensuche
    Auf Mia Sunds Schreibtisch landet eines Tages ein in auffälligen Grüntönen geknüpfter Teppich, der Ähnlichkeit mit Fischerteppichen von der Ostsee aufweist, sich bei genauerer Betrachtung aber durch viele besondere Details von anderen bekannten Exemplaren abhebt. Als Kuratorin und Faserarchäologin soll Mia die Echtheit des Teppichs prüfen. „Nicht, dass es eine Fälschung ist“ (S. 9) - mit diesem Satz aus dem Mund ihres Vorgesetzten wird Mia schlagartig von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Verunsichert, aber auch mit großer Faszination und Hartnäckigkeit beginnt die zurückgezogen lebende Kuratorin mit Nachforschungen. 1928 wurde den Fischern in der südlichen Ostsee ein dreijähriges Fangverbot auferlegt. Ein Österreicher unterwies die arbeitslosen Fischer und ihre Frauen in die Kunst der Teppichherstellung. Bereits nach kurzer Zeit avancierten diese Fischerteppiche, die heute auch als „Perser der Ostsee“ bezeichnet werden, zu begehrten Kulturgütern und sicherten den Lebensunterhalt der Familien. Dies, die Motivik, die Färbe- und Knüpftechniken sind historisch belegt, alles weitere webt die Autorin auf unterschiedlichen Ebenen um diese Fakten herum. Wir begleiten Mia auf ihrer mühsamen Spurensuche bis nach Zagreb in eine alte Werkstatt für Teppichknüpferei und -reparatur. Ausgehend von neuen Fundstücken und Hinweisen rekonstruiert sie die Geschichte der „Kleinen Fischerin“, die eine Meisterin im Erzählen war und die Entstehungsgeschichte des Teppichs. Als Mia versucht, die Spuren zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, drängt sich ihr eine mögliche Geschichte auf. Dabei treten durchaus auch Parallelen im Leben von Mia und der „Kleinen Fischerin“ zutage.

    Karin Kalisas Roman ist zugleich Märchen und Sachbuch, eine Reise in die europäische Vergangenheit und Gegenwart, eine leise Liebesgeschichte, der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung und eine Suche nach dem Glück. Jenseits von Labeln und Echtheitszertifikaten geht es immer wieder auch um die Frage, was ein Original, was eine Fälschung ausmacht. Manchmal findet sich das Wahre im Falschen und umgekehrt - das gilt nicht nur für Gegenstände, sondern auch für das Leben.
    Fischers Frau liest sich zuweilen sperrig; der Erzählstil ist nüchtern und distanziert. Es ist ein leiser Roman, der vor allem durch die gut recherchierten Fakten zur Materialkunde, der Motivik und den gesamten historischen Hintergrund punktet. Mir hat auch die Rolle gefallen, die das Erzählen von Geschichten, in diesem Roman einnimmt. „Es war und es war nicht“ (S. 250).
    Diese Formel, mit der spanische Märchenerzähler ihre Geschichten eröffnen, ist auch für Karin Kalisa in ihrem Roman „Fischers Frau“ essentiell, wenn sie historisch Belegtes mit Fiktivem vermischt. Als Leserin hatte ich ein distanziertes Verhältnis zur Handlung und den Protagonist:innen. Im Gegensatz dazu sehe ich den besonderen Fischerteppich aufgrund der sehr detaillierten Beschreibung vor meinem inneren Auge in leuchtenden Farben. Zu gerne würde ich ihn wie Mia aus den unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, mich in die Nuancen vertiefen und über die Wolle streichen.
    Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen - auch, weil ich selbst einige Jahre in einem Museum gearbeitet habe und weiß, wie schwierig, aber auch faszinierend es sein kann, die Geschichten hinter den Objekten herauszufinden.

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  • 5 Sterne

    Karola D., 18.06.2022

    Als eBook bewertet

    Mia Sund auf der Suche nach Nina Silke Strad, der Teppichknüpferin – ein sehr fein gesponnener, interessanter Roman.
    Die studierte Textilarchäologin Mia Sund auf der Suche nach Nina Silke Strad (Schwedisch), Nina Seidenfaden, Teppichknüpferin, weil sie es war, die einen seidenen Faden in die Welt hinein zu spinnen wusste – auch in fantasievollen Geschichten. Die Frau dieses Namens, die vor etwa hundert Jahren einen rätselhaften Teppich geknüpft hat, in vorwiegend grünlich gehaltenen Farben. Er gibt sich den Anschein eines Fischerteppichs, trägt jedoch eine Reihe geheimer Botschaften in sich, die im weiteren teils romantischen Verlauf gelüftet werden.
    Über Fischerteppiche habe ich viel gelernt, ursprünglich hergestellt in Freest und Lubmin. Die Anfangskapitel sind inhaltlich etwas zu langatmig und zu wirr geraten. Der Schreibstil und die Wortwahl sind ansprechend gewählt, verknüpft mit vielen kreativen Details im Romanverlauf. Das Cover zeigt zwei Frauenköpfe in den Farben Grün (in Anspielung auf den grünen Fischerteppich) und Blau (vielleicht für die Baltische See).

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  • 5 Sterne

    lectrice, 31.05.2022

    Als Buch bewertet

    Dieses Cover mit seinen Blau- und Grüntönen ist wunderschön. Die beiden Frauenköpfe, die in unterschiedliche Richtungen blicken und dann die angedeuteten Wellen - hier passt das Cover unglaublich gut zum Buch. Und auf dieses war ich sehr gespannt, nachdem ich letztes Jahr mit Begeisterung "Bergsalz" von Karin Kalisa gelesen hatte. Nun begibt sie sich geographisch auf ganz andere Gefilde, es geht an die Ostsee und aber auch nach Zagreb. Hier spielt das Meer und nicht die Berge eine Rolle. Und wieder sind es Frauen, denen hier Bedeutung zukommt. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart entdeckt die studierte Textilarchäologin Mia Sund bei ihrer Arbeit als Kuratorin einen ungewöhnlichen Teppich, der zwar von der Ostsee stammt, aber dennoch so anders ist. Fast einhundert Jahre früher lebte Nina Silke Strad, die von Zagreb an die Ostsee zog, dort den Frauen das Teppichknüpfen beibrachte, aber sie und ihr Mann müssen vor dem Nationalsozialismus fliehen... Ein kurzes, aber dennoch so eindringliches Buch.

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  • 5 Sterne

    inya, 14.06.2022

    Als Buch bewertet

    gut, aber es braucht ein wenig

    Fischers Frau hat ein sehr spannendes Thema. Es handelt von Mia, die sehr zurückgezogen lebt und eine Faserarchäologin ist. Sie bekommt eines Tages einen sehr mysteriösen Teppich von ihrem Kollegen vorgelegt. Dieser Teppich wird Mia das Tor in die Zukunft, aber auch in die Vergangenheit öffnen. Ich finde die sich entwickelnde Geschichte sehr gut und ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen. Ich finde auch die sich entwickelnde Liebesgeschichte in dem Roman sehr ansprechend, zwar voraussehbar, aber sehr schön. Ich kann das Buch jedem Literaturfan empfehlen, der sich auch ein wenig für Kunsthandwerk interessiert. Jedoch muss ich gestehen, dass ich die ersten 100 Seiten als etwas schleppend empfand und es nicht einfach war am Ball zu bleiben. Die sich danach weiter entspinnende Geschichte nimmt wesentlich mehr Fahrt auf und es lohnt sich an dem Buch dran zu bleiben, da die Geschichte richtig gut ist.

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  • 5 Sterne

    v_im_wunderland, 07.06.2022

    Als Buch bewertet

    eine spannende Reise

    Ich finde das Cover schlicht aber doch interessant. Und der Inhalt des Buches ist genau so interessant, wie besonders. Es geht um Mia, die als Faserarchäologin arbeitet. Dieser Beruf wird auch in dem Buch erklärt und es ist wirklich interessant. Sie erhält von einem Kollegen einen Teppich vorgelegt und dieser bezweifelt nebenbei seine Echtheit. Diese Zweifel ziehen Mia in ein Gedankenkarussell und sie beginnt sich mit ihrer Vergangenheit zu befassen. Diese war sehr aufregend und wirkt sich noch immer auf ihre Gegenwart aus. Und dieser Teppich beginnt sie immer mehr und mehr zu beschäftigen und so macht sie sich auf die Reise, um herauszufinden woher dieser besondere Teppich stammt. Ein wirklich gut geschriebenes und sehr interessantes Buch, über einen Teppich und seine Geheimnisse. Ich kann es allen Literaturinteressierten weiterempfehlen.

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  • 4 Sterne

    SofieW, 11.06.2022

    Als Buch bewertet

    Ein Teppich mit Besonderheiten und an jedem Ende ein Leben

    Die Kunstexpertin Mia hat ein besonderes Fachgebiet. Sie ist Faserarchäologin und so landet eines Tages ein sogenannter 'pommerscher Fischerteppich' zur Begutachtung auf ihrem Tisch. Es ist ein außergewöhnliches Stück, denn Motiv und Farbgestaltung weichen doch von den bekannten traditionellen „Persern von der Ostsee“ ab. Diese wurden ab 1928 von den zur Untätigkeit verurteilten Fschern an der südlichen Ostsee geknüpft, um während dem ihnen auferlegten dreijährigen Fangverbot irgendwie überleben zu können. Die Teppiche mit ihren maritimen Motiven wurden zu einem sehr begehrten Gut, europaweit. Und nun, knapp 100 Jahre später, erfährt ein ganz besonderes Exemplar Mias Aufmerksamkeit, in einem Maße, die dazu führt, dass diese sehr in sich zurückgezogen lebende Frau auf Forschungsreise geht, zu den Anfängen dieser Teppichkunst, zu der Person, die dieses Teppichgemälde hat entstehen lassen und in gewisser Weise auch zurück zu sich selbst, in ihre eigenen Vergangenheit. Peu à peu erfahren wir etwas über das, was Mia widerfahren ist und warum sie den Kontakt mit der Welt da draußen lieber auf ein Minimum beschränkt. Man begleitet sie gerne auf diesem Weg, wobei man schon viel Geduld aufbringen muss, bis die Dinge einigermaßen erklärbar ans Licht kommen. Aber es ist auch schön, zu lesen, wie Mia langsam zurückfindet in ein willendliches Dasein im hier und jetzt. Und auch einer zweiten Person, der 'Fischers Frau', deren geknüpfte Knoten auch 100 Jahre später noch eine Art Kontakt zu den Menschen findet, will diese Geschichte einen ehrenden Platz geben und so wird auch deren Leben hier erforscht und an uns weitergegeben.
    In seiner Gesamtheit ist dies eine schöne, aber auch sehr eigene Geschichte, leise, verwoben, vielleicht nicht ganz so fein und ebenmäßig wie die behandelte Webkunst selbst, aber doch, versehen mit einer ordentlichen Brise des sehr persönlichen Stils der Autorin, kunstvoll und mit einer gewissen Faszination.
    Es muss nicht immer das vollkommene Ganze sein, um zu gefallen.

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  • 4 Sterne

    Johann B., 15.07.2022

    Als Buch bewertet

    Mia ist aufgewühlt. Eigentlich hatte sie ihre Traumata mit dem Vater erfolgreich verdrängt. Bis heute. Denn heute kam ihr Kollege, zeigte ihr einen Fischerteppich und sprach einen Satz dazu. Zack, alle Demütigungen waren wieder präsent. Mia ist über sich selbst erschrocken. Aber es hilft nichts. Sie muss sich dem stellen, sonst findet sie nie dauerhaft ihren Frieden. Der Teppich hat Farben, die es eigentlich gar nicht geben dürfte und Mia findet immer mehr Eigenartiges, je länger sie das Kunstwerk betrachte. Die Faszination, die von der Knüpfarbeit ausgeht, bringt Mia zu einem für sie wagemutigen Entschluss. Sie beantragt eine Dienstreise und begibt sich auf die Suche nach der Künstlerin.

    Der Roman beschreibt das Leben zweier Frauen, die durch den Teppich miteinander verbunden sind. In der Gegenwart ist es Mia, die viele Beschwernisse mit sich herumträgt. Die Gründe liegen in der Vergangenheit und dass sie so zurückgezogen lebt, ist nur eine Auswirkung davon. Nie unternahm sie eine Dienstreise und das Beantragen von Urlaub fällt ihr schwer.

    Die andere Frau lebte in der Vergangenheit und die Autorin beginnt im Jahr 1928 mit ihrer Lebensgeschichte. Ein wenig Ähnlichkeit hat sie mit der von Mia und das ist wohl auch die Parallele, welche Karin Kalisa ganz bewusst so schrieb.

    Spannend fand ich die Fakten zum Knüpfen und dem Färben der Wolle. Knüpfen war mein Hobby und daher weiß ich, dass die Autorin gut recherchierte. Ansonsten plätscherte die Story so vor sich hin. Mir fehlte das Fesselnde, wobei es mir gar nicht auf große Spannung ankommt. Die Sprache ist angenehm und gehoben. Das Cover etwas sehr Besonderes. Also gibt es von mir vier Sterne und eine bedingte Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    Nil_liest, 27.06.2022

    Als Buch bewertet

    Pommersche Fischerteppiche

    Da ich bereits ‚Bergsalz‘ von Karina Kalisa gelesen hatte, hat mich ‚Fischers Frau‘ natürlich auch gereizt. Dieser Roman ist eine Kombination aus historischer Aufarbeitung und einer Lebensgeschichte bzw eine Liebesgeschichte. Es werden die Lebensgeschichten zweier Frauen verwoben. Das eine ist in der Gegenwart von Mia Sund, sie ist eine Faserarchäologin in Greifswald. Sie bekommt einen pommerschen Fischerteppich auf den Tisch und beginnt diesen zu prüfen. Denn er wirkt so anders als die ihr bekannten, schimmert in den schönsten Grüntönen.
    Sie entdeckt den Namen Nina auf diesem Teppich und das ist die vergangene Ebene zu Beginn der 1920er Jahre. Zu dieser Zeit gab es an Teilen der Ostsee ein Fischfangverbot und die Fischer brauchten eine neue Einkommensquelle. Extrem innovativ wie sie waren, begangen sie sogenannten pommerschen Fischerteppiche zu weben.
    Und hier durch diesen Teppich verbindet sich vergangenes und historisches mit dem Gegenwärtigen. Mia muss sich aus ihrer Komfortzone schälen und aufbrechen, sich auf die Suche begeben um das Geheimnis dieses einen Teppichs zu lüften.
    Gelungen ist diese Verwebung von historischem und erfundenem, der Gegenwart und der Vergangenheit und der beiden Frauen.

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