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  • 5 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schokoflocke, 27.08.2021

    Als Buch bewertet

    Ein Leben ohne Umwege
    " Warum müssen wir im Leben immer stillhalten und alles über uns ergehen lassen ? "

    Schon als junges Mädchen wollte Agnes Bain mehr als ihre Eltern erreichen, raus aus dem ermen Arbeiterviertel und ein elegantes Leben führen. Sie wusste, dass ihr gutes Aussehen dabei helfen konnte, deswegen hat sie sehr auf ihr Äußeres geachtet. Das hat sich auch Jahre später nicht geändert, als wegen falschen Entscheidungen und falschen Männern ihre Träume zerplatzen und Agnes immer mehr in der Alkoholsucht versinkt. Für Shuggie war seine Mutter immer die schönste Frau, die er kannte. Seine älteren Geschwister, die den lebenslangen Absturz der Mutter miterlebt haben, geben irgendwann auf und versuchen sich selbst zu retten und eigense Leben zu führen. Nur Shuggie verliert nie die Hoffnung, dass Agnes wieder gesund wird, auch wenn er begreift, dass sie wahrscheinlich nie mit dem Trinken aufhören wird, bleibt er bis zum Schluss bei ihr und versucht zu helfen.
    "Ich hab das Gefühl, genau das wollen Alkis eigentlich. Sterben, meine ich, sie nehmen nur den Umweg "
    Dieses Buch ist nicht leicht zum lesen, weil es tieftraurig und herzbrechend ist. Schonungslos und ohne Filter zeigt der Autor die schlimmen Folgen einer Sucht und die Auswirkung auf die ganze Familie. Besonders schlimm fand ich, dass Agnes in dem Buch kein Einzelfall ist, als ob es normal wäre so lange zu trinken, bis man jegliche Selbstachtung verloren hat. Scheinbar versteht nur Shuggie richtig, dass diese Sucht eine Krankheit ist und seine Mutter Hilfe braucht oder aber er ist der Einzige, der für diese Hilfe bereit ist alles zu opfern. Mit seiner bedinungslosen Liebe ist Shuggie ein einziger Lichtstrahl in diesem trostlosen Roman, es tut aber in der Seele weh, dass ein Kind so etwas erleben musste ( und damit meine ich nicht nur das Buch).
    Douglas Stuart hat ein großartiges Debüt geschrieben und mich wundert es überhaupt nicht, das er dafür den Booker Preis bekommen hat, weil es eine hochemotionale und authentische Geschichte ist, die ich zwar schwer erträglich, aber gleichzeitig sehr lesenswert fand.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M.E., 28.08.2021

    Als Buch bewertet

    Das Cover hat mich angesprochen, und der Klappentext, ich wollte unbedingt wissen wie es weitergeht. Die ersten Seiten waren für mich ein Sortieren der Protagonisten, denn zuerst habe ich nicht so richtig verstanden, wieso Agnes mit Liessie ( der Mutter) und ihrem Vater zusammen mit ihrer Familie Shug und den drei Kinder zusammenlebt. Es hat einige Seiten gebraucht. Und dann hat mich dieses Buch mitgenommen. Agnes die von einem Rausch in den nächsten kommt, und als Shug dann endlich beschliesst mit der Familie ein neues Haus zu beziehen, habe ich Hoffnung. Aber leider zerschlägt sich diese wieder. Denn alles entwickelt sich anders. Shuggie versucht mit seinen Geschwistern die Mutter zu retten, denn Shug ist nicht mehr da, aber bis zum Schluss kämpft er, und was mich am meisten beeindruckt, wie ein so kleiner Junge so schnell Verantwortung übernimmt, und sogar die Geschwister den Jungen quasi alleine machen lassen. Der Autor hat es geschafft, das ich mir bildlich die Familie vorstellen konnte. Auch Shuggie der in der Schule eine Aussenseiter Rolle hat, und auf dem die grosse Verantwortung liegt, konnte ich mir vorstellen. Das Glasgow, das Leben dieser Menschen, als die Gruben eben geschlossen werden, und diese Trostlosigkeit. Ich habe in einer Rezension gelesen, das es auch Momente zum Lachen gab, diese habe ich für mich nicht finden können. Ich habe einige Male Tränen in den Augen gehabt, denn ich habe gelitten mit den Kindern. Es sah zwischendurch auch mal so aus, als Agnes kurz trocken war, das sie es schafft, aber es war nur eine kurze Sequenz. Ein für mich wundervolles Buch, mit einer Mutter die durch den fehlenden Selbstwert, sich quasi vernichtet, und einem Shuggie der so viel Kraft in sich hat.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    signalhill, 12.09.2021

    Als Buch bewertet

    Erschütternde Milieustudie

    Gut, dass ich mich doch noch entschieden hatte, mich auf Douglas Stuarts "Shuggie Bain" zu bewerben, nachdem ich das englische Buch in einer Buchhandlung in der Hand hatte. Das Buch fällt nicht ganz in mein "Beuteschema", aber auch nicht ganz heraus. Irgendwie hat es mich magisch angezogen, sowohl die Leseprobe, als auch das Cover. Dass es auch recht viele autobiographische Züge trägt, finde ich besonders erschütternd.

    Der kleine Shuggie Bain erlebt so ziemlich alles, was man als Kind nicht erleben sollte. Eine behütete Kindheit kennt er nicht, und sie ist vor allem erfüllt von dr Sorge um die Mutter. Da er einen weichen Charakter hat, treffen ihn die widrigen Umstände besonders; den Kampf um die Mutter verliert er. Er merkt außerdem bald, dass er nicht so ist wie die anderen Jungen.

    Neben der Lebensgeschichte von Shuggie Bain und seiner Familie ist "Shuggie Bain" auch eine Milieustudie in den Arbeitervierteln von Glasgow. Alles ist grau in grau, das Leben eintönig und nicht wirklich lebenswert. Wer dem entkommen will, muss Charakterstärken und Entschlossenheit beweisen...

    Besonders großen Respekt habe ich vor dem Autor selbst, denn Douglas Stuart ist ja quasi Shuggie Bain, aber er hat den Weg aus den Arbeitervierteln geschafft, ist Modedesigner geworden und lebt seine Homosexualität offen in New York. Er hat als Kind nichts von seinen Eltern mitbekommen, um ein starker Charakter zu werden. Er hat es neben dem Modedesign aber sogar auch noch geschafft, ein preisgekröntes Buch zu schreiben. Oft bedeuten diese Preise für die Qualität der Bücher nichts, aber Douglas Stuart und "Shuggie Bain" haben diesen Preis mehr als verdient.

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  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte61, 13.08.2021

    Als Buch bewertet

    Kampf gegen die Armut und die Alkoholsucht

    Inhalt:
    Shuggie ist anders, zart, fantasievoll und feminin, und das ausgerechnet in der Tristesse und Armut einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 80er-Jahre, mit einem Vater, der virile Potenz über alles stellt. Shuggies Herz gehört der Mutter, Agnes, die ihn versteht und der grauen Welt energisch ihre Schönheit entgegensetzt, Haltung mit makellosem Make-up, strahlend weißen Kunstzähnen und glamouröser Kleidung zeigt - und doch Trost immer mehr im Alkohol sucht. Sie zu retten ist Shuggies Mission, eine Aufgabe, die er mit absoluter Hingabe und unerschütterlicher Liebe Jahr um Jahr erfüllt, bis er schließlich daran scheitern muss. Ein großer Roman über das Elend der Armut und die Beharrlichkeit der Liebe, tieftraurig und zugleich von ergreifender Zärtlichkeit.

    Fazit:
    Ich habe ein Weilchen überlegt, ob diese Geschichte tatsächlich etwas für mich ist. Der Klappentext weist ja schon darauf hin, dass das Ende nicht sehr gut sein wird. Dennoch war meine Neugier geweckt und ich habe das Buch gelesen.

    Kaum mit dem Lesen begonnen, tauchte ich tief in das Leben von Glasgow während der 80er-Jahre Jahre ein. Ein Leben zwischen Hoffnung und Elend. Shuggie ist der jüngere Sohn von Agnes, die mit ihrem Mann und den drei Kindern immer noch bei ihren Eltern in einer Sozialwohnung lebt. Das Leben ist geprägt von Armut und den immer wiederkehrenden Alkoholexzessen. Mitten drin ist Shuggie, der schon in sehr jungen Jahren anders ist, als andere Jungen. Er liebt die schönen Dinge und ganz besonders seine schöne Mutter. Schon sehr früh bekommt er die folgen der Alkoholsucht seiner Mutter zu spüren und gibt sich immer mehr Mühe, sie vor ihren Dämonen zu retten. Der Absturz scheint unausweichlich.

    Durch Arbeitslosigkeit und Armut haben die Menschen in den ärmsten Bezirken von Glasgow ihre Hoffnung verloren und betäuben ihre Probleme mit Alkohol. Auch Shuggies Mutter sinkt immer tiefer, während sie zum Spielball ständig wechselnder Männer wird und ihre Kinder verliert. Nur Shuggie will den Kampf nicht aufgeben.

    Mit diesem Roman ist dem Autor ein ergreifendes Debüt gelungen, in dem die Armut von Glasgow zu dieser Zeit greifbar wird. Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit ziehen durch die Straßen und mittendrin der kleine Junge mit seinen vielen Problemen, der von einem besseren Leben mit seiner Mutter träumt.

    Dieser autobiografische Roman rüttelt wach und lässt seine Leserschaft betroffen zurück. Ich konnte tief in das Drama eintauchen und musste oft innehalten, da mich das Leben von Shuggie tief berührte. Wie gerne hätte ich ihm geholfen und ihn vor dieser schlimmen Welt beschützt.

    Auch wenn der Roman von einer gewissen Traurigkeit geprägt ist, lässt sich deutlich die Liebe und Hoffnung spüren, die Shuggie aufrecht halten. Ich hatte oft das Gefühl direkt an Shuggies Leben teilzuhaben und mit ihm durch die dunkle, trostlose Zeit zu gehen.

    Das Buch ist sehr harte Kost und beeindruckte mich mit seiner ausdrucksstarken Sprache. Ich konnte mir das Milieu sehr gut vorstellen und hoffte bis zum Schluss mit Shuggie, dass er seine Mutter retten kann und ein besseres Leben auf ihn wartet.

    Ich blieb betroffen und nachdenklich zurück und gebe für dieses gelungene Debüt eine überzeugte Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke H., 18.08.2021

    Als Buch bewertet

    Der Booker Prize ist der wichtigste Literaturpreis, mit dem seit 1969 jährlich der beste in Großbritannien veröffentlichte englischsprachige Roman ausgezeichnet wird. 2020 erhält ihn Douglas Stuart (als zweiter schottischer Autor in dessen einundfünfzigjähriger Geschichte) für sein Debüt „Shuggie Bain“ @hanserberlin. Und ohne meiner Wertung vorgreifen zu wollen, diese Auszeichnung war wohlverdient.

    Die achtziger Jahre in Glasgow sind geprägt von den Auswirkungen, die Thatchers Politik „for the few not the many“ zu verantworten hat. Das Land ist gespalten in Arme und Reiche. Der Süden erhält Unterstützungen und prosperiert, im Norden werden Zechen geschlossen und die alten Industriestädte sich selbst überlassen. Massenentlassungen sind die Folge. Die Arbeitslosigkeit ist immens und die Armut nimmt zu, weil die Regierung sich aus ihrer Verantwortung stiehlt. Das Leben der Kinder und Jugendlichen in den heruntergekommenen Arbeitervierteln ist trist und ohne Perspektive.

    Douglas Stuart erzählt eine an seine eigene Biografie angelehnte Geschichte. Schreibt über die Auswirkungen der Armut, über Sucht und Missbrauch, aber auch über Co-Abhängigkeit und eine bedingungslose Liebe. Dies macht er mit einer Intensität, die einem fast das Herz zerreißt. Aber er erzählt auch von dem Leben eines Jungen, der nicht in die vorgeformten Rollenklischees passt. Der keinen Fußball, aber dafür Puppen und die Little Ponies mag, sich an schönen Dingen erfreut, seine Mutter anbetet und die Augen vor deren exzessiven Trinkgewohnheiten verschließt, obwohl er tagtäglich mit deren Auswirkungen konfrontiert wird. Der die Hoffnung nicht verliert, sie eines Tages retten zu können, bis er erkennen muss, dass der Einzige, den er retten kann, er selbst ist.

    Eine zutiefst bewegende, ein traurige Geschichte. Mit „Shuggie Bain“ ist dem Autor ein aus der Vielzahl der Neuerscheinungen herausragender Roman gelungen, den ich so schnell nicht vergessen werde.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    KH, 23.08.2021

    Als Buch bewertet

    Es gibt Bücher, die reißen einen mit, spülen einen davon, hinterlassen eine zerstörte Illusion des perfekten Lebens. Shuggie Bain ist so ein Buch. Wir begleiten Shuggie über einen Zeitraum von 10 Jahren durch das immer trostloser werdende Glasgow. Die Arbeiterschicht ist hoffnungslos, Alkohol und Depression sind überall. Auch Agnes, seine Mutter ist süchtig, verzweifelt auf der Suche nach Liebe und einem Mann, der sie unterstützt. Kein Leben wie aus den Illustrierten, sondern die bittere Realität.
    Zeigt das Cover auch eine scheinbar glückliche Mutter-Sohn-Beziehung, so wird dem Leser schnell klar, dass hier keine heile Welt vorgegaukelt wird. Der Autor betreibt eine Seelenwaschung, indem er seine eigene Kindheit in dem Roman verarbeitet. Dank der Übersetzung wird die Tristesse der Arbeiterklasse in Glasgow auch in der Dialektik gut verarbeitet, auch wenn es immer gewagt ist, Slang und Dialekt zu transportieren. Der Stil des Autors ist beeindruckend, hebt sich um Längen von anderen Büchern ab. Ich möchte nur kurz zitieren :"Die Tage waren zu lang für einen Mann der Nacht. Das endlose Tageslicht hing herum wie ein unhöflicher Gast..". Das Buch ist voll dieser herrlichen Bilder und Metaphern, ein Fundus an kreativem Schreibstil. Und mag das Buch auch bedrückend und deprimierend erscheinen, leuchtet immer wieder ein Funke Glaube und Hoffnung durch, lässt den Leser genau wie die Protagonisten weitermachen. Ein Meisterwerk, unvergleichlich, packend, bewegend, erschütternd und doch oder gerade deshalb bis zum Schluss fesselnd.
    Wer auf kitschige Romane mit dem zwingenden Happy-End und rosaroter Brille steht, Finger weg. Wer zu Depressionen neigt, fragwürdig. Wer eines der besten Bücher der letzten Zeit lesen will, absolut ja!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 20.11.2021

    Als Buch bewertet

    Aufwühlendes und bedrückendes Sozialdrama
    In seinem autobiographischen Debütroman erzählt Douglas Stuart die Geschichte von Shuggie Bain, der in den achtziger Jahren zur Zeit der Thatcher-Ära in Glasgow aufwächst. Bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit leben viele Familien in bitterer Armut. Shuggie lebt mit seiner wunderschönen Mutter Agnes und seinem Vater Shug sowie seinen älteren Halbgeschwistern Catherine und Leek bei den Großeltern. Die Mutter ist seit längerem alkoholkrank, der Vater brutal, unberechenbar und untreu. Nach dem Umzug in ein Armenviertel am Stadtrand von Glasgow verlässt Shug seine Familie, um mit einer anderen Frau zusammenzuleben. Agnes, die nun die alleinige Verantwortung für ihre Kinder trägt, verfällt immer mehr dem Alkohol. Sie setzt die Sozialhilfe in Alkohol um, während ihre Kinder kaum etwas zu essen haben.

    Catherine entflieht dem häuslichen Elend durch frühe Heirat und zieht nach Südafrika. Leek zieht nach einem Streit mit der Mutter aus, und der minderjährige Shuggie kümmert sich fortan, so gut es geht, aufopferungsvoll und mit viel Hingabe um seine Mutter. Er liebt sie vorbehaltlos und versucht, alles für sie zu tun und sie zu retten.

    Shuggie ist anders als die Kinder seiner Umgebung, sein Gang ist feminin, er interessiert sich nicht für Fußball - Gründe für seine Mitschüler, ihn zu demütigen und zu misshandeln. 

    Das Buch ist in sehr schöner, kraftvoller Sprache geschrieben, es ist fesselnd und hat mich zutiefst berührt und aufgewühlt. Douglas Stuart ist 2020 für seinen großartigen Roman mit dem renommierten Booker-Preis ausgezeichnet worden. 

    Absolute Leseempfehlung von mir und 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara N., 01.09.2021

    Als Buch bewertet

    Was für ein wort- und bildgewaltiges Buch, eine Familiengeschichte voller Emotion - angefangen von Trauer, Wut über Freude und Mitgefühl. Ein Buch, das mitreisst und wie in einem Strom gefangen hält und den Leser am Ende sprachlos und tief ergriffen zurücklässt.
    Zurecht hat dieses Buch den Booker-Price gewonnen, denn es ist ein ganz besonderes Stück Literatur: Zeitgeschichte, Familiensaga und Milieustudie.
    Der Autor schreibt ergreifend und fesselnd. Jede Seite fesselt und man folgt der Geschichte des zarten und gefühlvollen Jungen Shuggie Bain, der so anders ist als alle anderen in seiner harten Welt.
    Das Buch hat mich etwas an den Film „Billie Elliot“ erinnert, der ebenfalls aus dem Arbeitermillieu kam und auch ganz anders war als der Rest seiner Umgebung.
    „Shuggie Bain“ ist eine absolute Entdeckung und Leseempfehlung.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bblubber, 28.09.2021

    Als Buch bewertet

    Glasgow in den 80gern. Grau und trist wie das Leben des kleinen Shuggie. Der Vater ein egoistischer Macho die Mutter eine Säuferin, die ihren Sohn gleichermaßen vernachlässigt und überfordert. Dazu eine derbe und unbarmherzige Sprache, die herausfordert und aufrüttelt. Das Buch ist wirklich schwere Kost. Mir wurde erst spät bewusst, dass der Roman autobiographische Züge hat und vielleicht deshalb so wenige lichte Momente aufzuweisen hat. Das ist auch der große Kritikpunkt für mich. Es scheint, als gäbe es keinen Ausweg aus diesem tiefen Loch in dem Shuggie dank seiner Eltern steckt. Ich hatte eigentlich erwartet, dass der Weg hinaus sich deutlicher abzeichnen würde. Als Hoffnungsschimmer für den Leser und als Anreiz, dass man alles meistern kann, wenn man nicht aufgibt. Aber bis zum Ende blieb es mir zu düster und desillusioniert und dieses bedrückende Gefühl beim Lesen führte dazu, dass ich es nur mit Anstrengung fertig lesen konnte. Der Junge tat mir unendlich leid.

    Mag sein, dass dies ein Zeichen für einen guten Autor ist, wenn er solche Gefühle beim Leser erzeugt. Aber wenn ich nicht den Wunsch habe Weiterzulesen, dann ist es für mich kein Buch, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann.
    Ein Buch, welches jeder selber entdecken muss. Eines welches die Leserschaft sicherlich teilen wird.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemaus 34, 02.09.2021

    Als Buch bewertet

    Inhalt :
    Agnes Bain zieht überall wo sie auftaucht alle Blicke auf sich, denn mit ihrem schwarzen Haar, ihrem Stilbewusstsein ist sie unter allen Frauen immer die Schönste.Doch Angnes Bain ist auch diejenige, die nach Liebe sucht, die ihren Partner liebt, obwohl er sie misshandelt und gleichzeitig ist Agnes Bain, die Frau, die für einen Schluck Alkohol alles tun würde und besinnungslos die Schmach zu vergessen versucht.
    Und dann ist da noch Shuggie Bain ihr kleiner Sohn, der für sie alles tun würde und dabei ohne Vorbehalte liebt.

    Meine Meinung :
    Selten habe ich nach einem Buch solch bittere Tränen, geweint wie nach Shuggie Bain, denn dieser kleine Junge stiehlt einem das Herz ohne Vorwarnung und wenn man das Buch beendet, dann fühlt man sich ohne ihn ein klein wenig einsam, weil einem die Sicht, die tief aus seinem Herzen auf die Welt fällt, fehlt.

    Dabei ist Shuggie ein Charakter der so tiefgreifend ist, der eine Vorstellung von der Welt hat, von der Art eine Mutter zu lieben, die einen vor Rührung erschaudern lässt und gleichzeitig möchte man schreien, um ihn zu retten. Hinzu kommt eine Art von Humor, vor Schlagfertigkeit, die dem Jungen innewohnt, dass man als Leser manches mal laut auflachen muss, weil dieser Humor alles sagt und alles im Keim ersticken lässt.

    Der Schreibstil des Autors ist ein Feuerwerk an Erzählkraft und gleichzeitig schafft er es mit wenigen Worten ein ganzes literarisches Konzert zu spielen.
    Die Reise einer Alkoholkranken Frau, das bangen und hoffen und die Angst und das Erwachen, das alles erfährt man als Leser hautnah mit. Manchmal wollte ich das Buch in die Ecke werfen und manchmal wollte ich es streicheln, weil ich dachte Shuggie und Agnes bräuchten dies

    Fazi:
    Ein kleiner Junge namens Shuggie Bain, der die literarische Welt mit seiner Art zu lieben verändert hat. Vielleicht das beste Buch, das ich je gelesen habe !

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 19.09.2021

    Als Buch bewertet

    Douglas Stuart erzählt in seinem Debütroman von „Shuggie Bain“, dem kleinen Jungen, der seine Mutter über alles liebt. Für diesen Roman wurde er mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet.

    Shuggie ist anders, das sagen sie alle. Hänseln ihn, drangsalieren ihn. Im Glasgow der 80er Jahre fristen sie ihr Dasein: Agnes, die Mutter - sie ist wunderschön, legt Wert auf ihr Äußeres, in ihrem grauen Alltag setzt sie damit Glanzpunkte, jedoch ist der Alkohol ihr ständiger und liebster Begleiter. Von ihrem zweiter Mann Shug, ein Macho sondersgleichen, der sie schlecht behandelt, kommt sie dennoch nicht los. Dann sind da noch die 17jährige Catherine und der zwei Jahre jüngere Leek. Eine ganz gewöhnliche Arbeiterfamilie sind sie, in der das Geld immer zu knapp ist.

    Das Thema Alkohol überlagert das ganze Buch, schwebt gefährlich über allem. Geprägt von Armut und Hoffnungslosigkeit müssen die Kinder den Alkoholexzessen der Mutter hilflos zusehen. Die beiden ältesten können sich mehr oder weniger befreien, dem kleinen Shuggie jedoch fällt immer mehr die Rolle eines Beschützers zu. Seine feminine Art sehen die rabiaten, rauen und prügelnden Kinder in der Nachbarschaft und natürlich kommt er so manches Mal nicht ungeschoren davon. Und Big Shug nimmt sich, wen und was er will, lässt Agnes in ihrem Suff alleine. Sie alle haben mit sich zu tun, jeder lebt in seiner ganz eigenen Welt. Nur Shuggie, der bräuchte jemanden, aber er wird vergessen – von seinem Vater, der die Familie verlässt, von seiner Mutter, die nicht loskommt vom Alkohol.

    Zwischendurch habe ich mich schon auch gefragt, warum Shuggie Bain titelgebend ist, da es vordergründig um sie geht, um Agnes und ihre Sucht aber jetzt - im Nachhinein - sehe ich ihn mittendrin, immer Agnes am nächsten. Er war es, der am meisten ertragen musste. Egal ob er ob ihrer Trunksucht hungerte oder von ihr mit Nichtachtung und Vorwürfen bestraft wurde. Er war ihr Begleiter, ihr Retter in der Not. Wenn sie Hilfe brauchte, war keiner da – Shuggie schon. Er war derjenige, der sie ertrug, der sie bedingungslos liebte. Bis zuletzt.

    Eine Milieustudie, die betroffen macht und zahlreiche Gefühle auslöst. Man gewöhnt sich an vieles und wahrscheinlich gibt man sich ohne Perspektive irgendwann auf, tröstet sich wie hier mit dem Teufel Alkohol. Ich war tief drin in der Geschichte, konnte mich ereifern, fand sie in ihrer Trostlosigkeit allesamt gefühlskalt und widerwärtig. Das Ende stimmte mich dann trotz all dieser Exzesse letztendlich versöhnlich.

    Eine tiefe Innigkeit stahlt das Cover aus, das ich vor dem Lesen als großes, gegenseitiges Verständnis empfunden habe. Und als Liebe, wie es sie nur zwischen Mutter und Kind gibt, in dem nur dieser eine Augenblick zählt. Nachdem das Buch zugeklappt ist und ich mir das Bild nochmals betrachte, das soeben Gelesene mit einwirken lasse, sehe ich diese Zerbrechlichkeit, sehr fragil, sehr zart.

    "Niemand kann dir helfen außer du dir selbst" ein treffender Satz, ein weiser Ratschlag, den Leek Shuggie mitgibt. „Shuggie Bain“ ist nicht immer leicht auszuhalten, aber ich würde dieses Buch immer wieder lesen wollen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke O., 24.09.2021

    Als Buch bewertet

    Immer näher zum Abgrund
    Hier wird eine Familientragödie im Glasgow der 80er Jahre beschrieben, die vor dem Hintergrund der Zechenschließung und der daraus folgenden Massenarbeitslosigkeit und Armut spielt. Unmittelbare Folge der Perspektivlosigkeit dieser Zeit war der Griff zum Alkohol, der die Sorgen und Probleme vernebeln sollte.
    Agnes lebt wegen ihres geringen Einkommens zunächst noch mit ihren drei Kindern und ihrem Mann bei ihren Eltern in sehr beengten Umständen. Dadurch ergeben sich ständige Probleme, und die Familie zieht um in eine abgeschiedene Sozialsiedlung, in der Tristesse und Verzweiflung auf der Tagesordnung stehen. Schnell stellt sich heraus, dass ihr Mann die Familie quasi loswerden wollte, denn er lässt sich dort selten blicken, geht eine neue Beziehung ein und zieht sich weitgehend aus dem Familienleben zurück. Nur ab und an lässt er sich blicken, um seine sexuellen Wünsche abzureagieren. Die Restfamilie ist auf sich allein gestellt und lebt von den staatlichen Zuwendungen. Shuggie ist der jüngste Sohn und er liebt seine Mutter abgöttisch, schon bald merkt er, dass seine Mutter dem Alkohol immer mehr verfällt und möchte sie retten. Nun sind die Rollen vertauscht. Ab einem Alter von acht Jahren muss Shuggie sich um seine Mutter kümmern und sie versorgen, was ein Kind in diesem Alter natürlich überfordert. Und es wird immer schlimmer, so schlimm, dass oft kein Geld für einfache Lebensmittel da ist, weil alles in Alkohol investiert wird. Shuggie muss beobachten, dass seine Mutter sich erniedrigt, um die Sucht zu befriedigen. Trotzdem liebt er sie, denn es ist seine Mutter, sonst hat er keinen Freund....auch in der Schule läuft es nicht gut, Mobbing ist an der Tagesordnung, ausgelöst durch die desaströse Familiensituation.
    Das Buch hat mich sehr betroffen gemacht, denn die Hoffnungslosigkeit und die Qualen des jungen Shuggie in dieser Situation sind extrem. Man möchte dem Jungen helfen, ihn herausziehen aus dieser Misere, aber das Milieu hält ihn gefangen.
    Der Roman ist eine intensive Milieustudie, sehr fein und authentisch ausgearbeitet, so dass man das Elend spürt. Auch wenn man das Buch beiseite legt, beschäftigt es einen in Gedanken weiter. Ebenso wird der Alkoholismus mit einer Vehemenz beschrieben, dass man den drohenden Absturz deutlich wahrnimmt. Der Schreibstil insgesamt ist sehr sprachgewaltig, angelehnt an den Glasgower Arbeiterdialekt. Sicher war es sehr schwer, diesen Slang ins Deutsche zu übertragen, an einigen Stellen scheint mir die Übersetzung etwas daneben zu greifen. Aber ich wusste immer, was ausgedrückt werden sollte.
    Der Autor hat den Booker-Preis mit Recht bekommen! Der Roman, mit teilweise autobiographischen Geschehnissen, ist herausragend und hinterlässt Spuren. Keine leichte Unterhaltungslektüre, aber von mir eine klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 18.09.2021

    Als Buch bewertet

    Intensives Leseerlebnis
    Glasgow war von Margaret Thatchers rigoroser Wirtschaftspolitik besonders stark betroffen. Zahlreiche Stahlwerke und Werften wurden geschlossen und aus ehemals stolzen Arbeitern wurde eine Heerschar frustrierter Arbeitsloser. Ganze Stadtviertel versanken im Elend. Armut, Gewalt und Alkoholismus bestimmten den Alltag.
    In diesem Glasgow der 1980er Jahre ist Douglas Stuarts Debutroman angesiedelt. Hier lebt die schöne Agnes Bain mit ihrem zweiten Ehemann Big Shug, den beiden Kindern Catherine und Leek aus erster Ehe und dem gemeinsamen Sohn Shuggie. Agnes hat vor Jahren, zum Entsetzen ihrer Eltern, ihren ersten Mann verlassen. Das Leben an der Seite des braven Katholiken war ihr zu langweilig. Sie hatte sich mehr Spaß und Glamour erträumt.
    Doch die Ehe mit Shug hat nicht mehr Farbe in ihr Dasein gebracht. Shug hat zwar Arbeit als Taxifahrer, doch er ist gewalttätig und betrügt sie mit anderen Frauen.
    Als Shug eine eigene Wohnung in Aussicht stellt - die Familie lebt noch bei Agnes‘ Eltern - schöpft Agnes neue Hoffnung. Aber die neue Heimat erweist sich als beengte Unterkunft in einer heruntergekommenen ehemaligen Arbeitersiedlung am Rande der Stadt. Und Shug zieht garnicht erst ein, sondern verlässt die Familie.
    Agnes hat schon immer gern getrunken, wie alle in diesem Umfeld, aber mehr zum Vergnügen. Nun aber trinkt sie, um ihr Elend zu vergessen. Die Kinder leiden unter den Stimmungsschwankungen ihrer Mutter. Catherine, die Älteste, verlässt als erste die Familie. Sie heiratet früh und zieht nach Südafrika. Leek, ein introvertierter und künstlerisch veranlagter Junge, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Bis ihn eines Tages Agnes in einem ihrer berüchtigten Wutanfälle aus dem Haus wirft.
    Nun bleibt nur noch Shuggie übrig. Er liebt seine schöne Mutter über alles und versucht ihr beizustehen. Die Rollen sind vertauscht. Das Kind wird zum Hüter und Beschützer seiner Mutter und lernt früh mit ihren Stimmungsschwankungen umzugehen. Aber auch er kann die Abwärtsspirale, in die sich Agnes mit ihrer Alkoholsucht gebracht hat, nicht aufhalten. Kleine Hoffnungsschimmer tauchen dazwischen auf, doch darauf folgt unabwendbar der nächste, immer tiefere Absturz.
    Dabei bräuchte Shuggie selbst Hilfe. Schon als er noch klein ist, spüren die anderen, dass er anders ist als sie. Der Junge ist sensibel, spielt lieber mit Puppen und tanzt mit seiner Mutter. Von den Mitschülern wird er deshalb als „ Schwuchtel“ verhöhnt. Shuggie versteht nicht, was gemeint ist. Aber: „ Er spürte, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Etwas in ihm fühlte sich falsch an, falsch zusammengebaut. Es war, als könnten es alle sehen, und er war der Einzige, der nicht wusste, was los war. Etwas war bei ihm anders als bei den anderen, und deswegen war es falsch.“
    Der Roman wird aus der Perspektive von Shuggie erzählt. Zu Beginn ist er ein 5jähriges Kind, am Ende knapp 16 Jahre alt. Auch wenn Agnes nach objektiven Maßstäben als Mutter versagt hat, so ist der Roman keineswegs eine Anklage. Im Gegenteil! Er handelt von einer ganz intensiven Mutter- Sohn-Beziehung.
    „ Bei den Mathehausaufgaben war sie nicht zu gebrauchen, und an manchen Tagen verhungerte er regelrecht, bevor er von ihr eine warme Mahlzeit bekam, aber als Shuggie sie jetzt ansah, wusste er, dass genau das hier ihre Stärke war. Jeden Tag schminkte und frisierte sie sich und stieg mit hoch erhobenem Kopf aus ihrem Grab. Wenn sie sich im Suff blamiert hatte, war sie am nächsten Tag aufgestanden, hatte ihren besten Mantel angezogen und war der Welt entgegengetreten. Wenn ihr Magen leer war und ihre Kinder hungrig, machte sie sich zurecht und ließ sich vor der Welt nichts anmerken.“
    Agnes hat ihrem Sohn trotz allem eine innere Stärke vorgelebt, eine Stärke, die dem älteren Shuggie die Kraft gab, sich aus seinem Milieu zu befreien. Seine Mutter konnte er nicht retten, aber sich selbst.
    „ Shuggie Bain“ war für mich ein ganz intensives Leseerlebnis. Douglas Stuart schildert in unzähligen Episoden, was Alkoholismus für den Einzelnen und für sein Umfeld bedeutet. Er schont dabei den Leser nicht, sondern zeichnet die Auf und Abs in drastischen Szenen. Dabei vermag es der Autor, die Atmosphäre unglaublich dicht und sinnlich zu beschreiben und sich voller Empathie in seine Figuren einzufühlen. Erträglich wird das Ganze vor allem durch die bildhafte Sprache.
    Besonders hervorheben muss man in diesem Fall auch die Leistung der Übersetzerin Sophie Zeitz, die den Glasgower Arbeiterslang in ein nicht regional geprägtes Proletarier- Deutsch übertragen hat.
    Douglas Stuart hat den Roman eng an seine eigene Biographie angelehnt. Er wuchs selbst mit einer alkoholkranken Mutter in Glasgow auf. Diese Authentizität ist im ganzen Buch zu spüren. Wie es der Autor geschafft hat, zu einem anerkannten Modedesigner in New York zu werden, würde ich gerne in seinem nächsten Buch lesen.
    Für sein Debut hat er 2020 den Man Booker Prize erhalten, völlig verdient. „ Shuggie Bain“ ist ein Buch, das mich bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen hat und dem ich viele Leser wünsche.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MeinSohnPrinzAndreas, 16.09.2021

    Als Buch bewertet

    Shuggie wächst im Glasgow der Achtzigerjahre auf. Ein Leben zwischen den schäbigen Arbeitersiedlungen und der Ungewissheit, ob es am Ende der Woche noch genug zu Essen geben wird. Denn Shuggies Mutter hat ein Problem, ein Problem, das mehr und mehr Geld verschlingt und den Familiensegen mehr und mehr zerstört. Doch Shuggie hat auch noch ein anderes Problem. Er schafft es nicht, den männlichen Idealvorstellungen der Arbeitergesellschaft gerecht zu werden, und landet so immer weiter am Rande des erträglichen Lebens. Geschlagen und getreten, wie es sich für jemanden gehört, der nicht normal ist. Doch der Junge hat noch einen Stern an seinem Himmel. Seine Mutter, deren Schönheit er idealisiert, auch wenn sie droht, ihn in den Abgrund ihrer eigenen Probleme mit hinab zu reisen.

    Ich war unglaublich gespannt, auf die Geschichte, da ich die sozialen Brennpunkte der britischen Industriezentren zur Zeit von Thatcher extrem interessant finde, selbst aber viel zu jung bin, um diese selbst wahrgenommen zu haben. Und gerade diese Milieustudie ist extrem gut und anschaulich gelungen. Gepaart mit einem Schreibstil, direkt, einvernehmlich und voller Schmerz, wird diese Epoche und ihre Probleme deutlich greifbar. Massenarbeitslosigkeit trifft auf veraltete Rollenbilder, sodass als Endergebnis finanzielle Abhängigkeit und Armut unbarmherzig zuschlagen. Thematisch werden auch noch andere gesellschaftliche Probleme wie Homophobie, toxische Männlichkeit und Alkoholmissbrauch in die Geschichte miteingeflochten, immer wieder in den Fokus gerückt. Insgesamt bildet sich ein erdrückendes Gesamtkonstruckt, depressiv und ohne jede Hoffnung auf Besserung. Hinzu kommen noch die Nebencharaktere, die beispielgebend für die Doppelmoral dieser Gesellschaft sind. Herablassend werden die eigenen Unzulänglichkeiten und Inkompetenzen unter den Teppich gekehrt und diejenigen, die es wagen, die Pfade der gesellschaftlichen Zwangsvorstellungen verlassen, mit beißendem Spot übergossen. Extrem gut gelungen sind auch die Protagonist:innen. Shuggie, seine Mutter, sein Vater und sein Bruder sind extrem facettenreich gestaltet, einzigartig und extrem authentisch in ihrer Geltungssucht und ihren Problemen. Auch die Konflikte, die inneren und die äußeren sind von einer überzeugenden Authentizität, sodass sie dieses triste Stimmungsbild noch weiter verstärken. Besonders intensiv wird neben Alkoholismus in allen Stadien auch Homophobie aufgegriffen, und zwar in einem Ausmaß, mit dem ich vor Lesebeginn noch nicht gerechnet habe. Hier werden dieses gesellschaftliche Problem so akribisch aufgegriffen, dass es beim Lesen schon wehtut, und man dermaßen froh ist, bis jetzt sich nie in vergleichbaren Situationen wiedergefunden zu haben. Gerade diese Homophobie und der Alkoholismus haben an Tagesaktualität in keinster Weiße eingebüßt, womit der Autor eine Brücke in die Gegenwart schlägt. Einzig und alleine die Übersetzung hinkt hinsichtlich des Slangs der Unterschicht ein wenig, allerdings in einem Maße, dass ich mich beim Lesen nicht eingeschränkt gefühlt habe. Trotzdem ergibt sich bei den Dialogen und Monologen ein Gefühl davon, in welchen gesellschaftlichen Kreisen sich die Geschichte bewegt.

    Im Nachhinein, nachdem ich die Geschichte noch ein wenig nachklingen habe lassen, kann ich sagen, dass es sich um eine außergewöhnliche Milieustudie gepaart mit Kritik an dem niederträchtigen Umgang gesellschaftlicher Probleme handelt, deren Lektüre sich zwar eindeutig lohnt, aber definitiv schwere Kost ist.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 20.09.2021

    Als Buch bewertet

    Zerstörerischer Alkohol
    Die Geschichte bewegt sich im Glasgow der 80er Jahre. Die Zechen haben längst dicht gemacht, Arbeitslosigkeit ist weit verbreitet, ein Leben von der Stütze ist an der Tagesordnung. Die Armut und Perspektivlosigkeit sind schier unerträglich, so dass viele Menschen ihre Sorgen betäuben.
     
    So auch Shuggie’s Mutter, Agnes, die vom Ehemann verlassen wurde und nun mit ihren drei Kindern und sich selbst total überfordert ist. Abgeschoben in eine dreckige Sozialsiedlung wartet die einstmals schöne und immer noch auf ihr Äußeres bedachte Frau auf die nächste Zuteilung vom Amt, die umgehend in Alkohol investiert wird. Für Lebensmittel reicht das Restgeld dann nicht immer, was für die Kinder einen leeren Magen bedeutet. Neue Kleidung gehört zu den Luxusgütern, die im Katalog auf Pump angeschafft werden muss. Schlimmer als die Armut an sich habe ich allerdings die Umkehr in der Fürsorge empfunden. Die noch sehr jungen Kinder, insbesondere der zunächst 8-Jährige Shuggie, müssen auf die Mutter achten, dass sie sich nichts antut, dass sie nicht verunfallt, dass sie wenigsten ein paar Münzen zum Füllen der Mägen mit einfachsten, sättigenden Nahrungsmitteln erübrigt.
     
    Mein liebster und der gleichzeitig titelgebende Charakter Shuggie liebt seine Mutter nicht nur, sondern er vergöttert sie. Er gibt ihr mehr als sie ihm Fürsorge, Wärme und Geborgenheit. Nach seinen Möglichkeiten deckt er Agnes Fehlverhalten, verteidigt sie gegenüber anderen. All das tut Shuggie in einer so zarten Art und Weise, dass mir mein Herz aufging. Vor meinem inneren Auge konnte ich regelrecht diesen hübschen Jungen mit seiner stark ausgeprägten femininen Seite wahrnehmen. Es hat mich jedes Mal durchzuckt, wenn Shuggie dafür, für seine Liebenswürdigkeit in Person, Schläge einstecken musste.

    Besonders wird der Roman durch den Schreibstil. Douglas Stuart schreibt aus meiner Sicht sehr atmosphärisch. Das Grau in Grau der Sozialsiedlung, der Kohlestaub sind allgegenwärtig. Die Darstellung von herrschendem Neid und Missgunst fand ich wirklich glaubwürdig. Die Übersetzung des Sprachgebrauchs der glasgower Unterschicht kommt einem in deutsch gelesen zwar erstmal etwas seltsam vor, wirkte auf mich dennoch passend. So wurde direkt vermittelt, wie unsauber die Sprache in Shuggie‘s Umfeld ist.

    Letztlich ist dieser Booker Preis prämierte Roman weit entfernt von leichter Kost. Der Autor steigt tief in die Abgründe der Alkoholsucht hinab, arbeitet die Problematik der Co-Abhängigkeit von Agnes‘ Kindern deutlich heraus. Es ist kein Thema, mit dem man sich gern beschäftigt, dem man sich dennoch mit diesem Roman ein Stück weit annähern kann.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    coloursofthewind, 31.08.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch ist anders als ich es erwartet habe. Viel trauriger als erwartet. Von dem Mindset nach zu urteilen ist das Buch ähnlich wie "Auszeit" von Hannah Lühmann oder "Die Überlebenden" von Alex Schulmann - kurz gesagt: tragisch. Aber dennoch birgt "Shuggie Bain" eine gewisse Hoffnung und Liebe, entweder explizit ausgedrückt oder zwischen den Zeilen zu greifen. Der Schreibstil ist schonungslos, genau wie die Geschichte selbst - es gibt keine Euphemismen im Handeln.
    Ich hätte das Buch allerdings mehr genießen können, wenn ich die Umstände der Zeit und des Landes besser gekannt hätte - geschichtlich bzw. historisch bin ich da selbst nicht so ganz informiert, womit ich allerdings der Handlung nichts von seiner Wirkung absprechen möchte.
    Mir gefällt die Charakterentwicklung sehr. Zunächst ist ja Shuggie eher nicht der Hauptprotagonist, sondern wird es erst im Lauf der Erzählung. Er wird dabei immer erwachsener, man fühlt und leidet mit ihm mit.
    Fazit: Klare Empfehlung in allen Bereichen!

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  • 5 Sterne

    Bookslove1511, 21.09.2021

    Als Buch bewertet

    Sucht, Armut und eine verlorene Kindheit

    „Flammen sind nicht nur das Ende, sie sind auch der Anfang. Denn alles, was zerstört wird, kann wieder entstehen. Du kannst aus deiner eigenen Asche wieder wachsen.“ (S.271)

    Kennt ihr diese Bücher, die man nicht lesen mag, aber trotzdem nicht aus der Hand legen kann? Die so Wort- und bildgewaltig geschrieben sind, einen unter die Haut geht, dabei auch extrem wütend macht? Obwohl man der Hauptfigur schon ersten Seiten ans Herz schließt, aber sein Leben zu folgen fast eine Qual wird? Shuggie Bain gehört für mich aus diese Kategorie der Bücher.

    Hugh Bain, genannt auch Shuggie, wächst mit seinen beiden älteren Halbschwestern bei seiner alkoholkranken Mutter in Glasgow der 80er Jahre auf. Sein Umfeld ist geprägt von Arbeits und Perspektivlosigkeit, Armut und von soziale Disparität. Doch wie dreckig die Siedlung ist, deren Wohnung und seine Klamotten sind immer blitzblank sauber. Denn egal wie tief seine Mutter Agnes ins Glas guckt, eins ist für sie immer wichtig: für außen muss alles glänzen. Shuggie ist anders als seine Altersgenossen. Er redet ordentlich, ist zart und feminin, hasst Fußball, liebt Tanzen aber vor allem liebt er seine Mutter von ganzem Herzen. Er erlebt wegen seinem „Anderssein“ Tag täglich Hänseleien und Gewalt. Bevor er selbst wusste, dass er schwul ist, wurde er als Schwuchtel beleidigt und beschimpft, doch Shuggie macht mehr Sorgen um seine Mutter als um sich selbst. Er weiß haargenau wann und wie viel Agnes trinkt. Allein wie die Gardinen an den Fenstern hängen, erkennt er aus der Ferne, in welcher Stimmung seine Mutter ist. Wo Agnes Tag zu Tag tiefer stürzt und ihren Trost bei mehr Alkohol sucht, macht Shuggie seine Aufgabe ihr zu helfen. Er will sie retten. Er will mit seiner Mutter neu anfangen, doch Agnes Alkoholsucht und ihre psychischen Probleme sind größer als Shuggies Liebe...

    Douglas Stuart erzählt die Geschichte, angesichts der erbarmungslosen Geschehnissen, sehr locker, verfeinert mit glitzernden Details und mit feinem Humor. Die Handlug umfasst die Jahre 1981 bis 1992. 10 Jahre, in dem vieles passiert, aber kaum was verändert hat. Dabei beschreibt er diese Jahre sehr atmosphärisch und gibt tiefe Einblicke frei. Auf ein mal taucht das Grau in Grau von der Sozialsiedlung vor den Augen und man atmet Kohlenstaub ein. Die Darstellungen zwischenmenschlichen Beziehungen wie Neid, Missgunst oder die selbstlose Liebe eines Kindes zur Mutter sind nicht nur glaubwürdig, sondern stellenweise sehr ergreifend.

    Bemerkenswert ist, dass das Stuarts Debüt ist, in dem er eigene Kindheit verarbeitet. Es ist nüchtern, zart, feinfühlig, zerstörend, aufwühlend, hoffnungs- und liebevoll. Ein Roman, der nicht einfach zum Lesen ist, dafür aber sehr empfehlenswert ist.

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  • 5 Sterne

    dj79, 26.09.2021

    Als Buch bewertet

    Die Geschichte bewegt sich im Glasgow der 80er Jahre. Die Zechen haben längst dicht gemacht, Arbeitslosigkeit ist weit verbreitet, ein Leben von der Stütze ist an der Tagesordnung. Die Armut und Perspektivlosigkeit sind schier unerträglich, so dass viele Menschen ihre Sorgen betäuben.
     
    So auch Shuggie’s Mutter, Agnes, die vom Ehemann verlassen wurde und nun mit ihren drei Kindern und sich selbst total überfordert ist. Abgeschoben in eine dreckige Sozialsiedlung wartet die einstmals schöne und immer noch auf ihr Äußeres bedachte Frau auf die nächste Zuteilung vom Amt, die umgehend in Alkohol investiert wird. Für Lebensmittel reicht das Restgeld dann nicht immer, was für die Kinder einen leeren Magen bedeutet. Neue Kleidung gehört zu den Luxusgütern, die im Katalog auf Pump angeschafft werden muss. Schlimmer als die Armut an sich habe ich allerdings die Umkehr in der Fürsorge empfunden. Die noch sehr jungen Kinder, insbesondere der zunächst 8-Jährige Shuggie, müssen auf die Mutter achten, dass sie sich nichts antut, dass sie nicht verunfallt, dass sie wenigsten ein paar Münzen zum Füllen der Mägen mit einfachsten, sättigenden Nahrungsmitteln erübrigt.
     
    Mein liebster und der gleichzeitig titelgebende Charakter Shuggie liebt seine Mutter nicht nur, sondern er vergöttert sie. Er gibt ihr mehr als sie ihm Fürsorge, Wärme und Geborgenheit. Nach seinen Möglichkeiten deckt er Agnes Fehlverhalten, verteidigt sie gegenüber anderen. All das tut Shuggie in einer so zarten Art und Weise, dass mir mein Herz aufging. Vor meinem inneren Auge konnte ich regelrecht diesen hübschen Jungen mit seiner stark ausgeprägten femininen Seite wahrnehmen. Es hat mich jedes Mal durchzuckt, wenn Shuggie dafür, für seine Liebenswürdigkeit in Person, Schläge einstecken musste.

    Besonders wird der Roman durch den Schreibstil. Douglas Stuart schreibt aus meiner Sicht sehr atmosphärisch. Das Grau in Grau der Sozialsiedlung, der Kohlestaub sind allgegenwärtig. Die Darstellung von herrschendem Neid und Missgunst fand ich wirklich glaubwürdig. Die Übersetzung des Sprachgebrauchs der glasgower Unterschicht kommt einem in deutsch gelesen zwar erstmal etwas seltsam vor, wirkte auf mich dennoch passend. So wurde direkt vermittelt, wie unsauber die Sprache in Shuggie‘s Umfeld ist.

    Letztlich ist dieser Booker Preis prämierte Roman weit entfernt von leichter Kost. Der Autor steigt tief in die Abgründe der Alkoholsucht hinab, arbeitet die Problematik der Co-Abhängigkeit von Agnes‘ Kindern deutlich heraus. Es ist kein Thema, mit dem man sich gern beschäftigt, dem man sich dennoch mit diesem Roman ein Stück weit annähern kann.

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  • 5 Sterne

    AnnaMagareta, 14.09.2021

    Als Buch bewertet

    Intensiv & berührend

    „Shuggie Bain“ ist ein wirklich bemerkenswertes Debüt des schottisch-amerikanischen Autors Douglas Stuart.

    Die Handlung findet in einer Arbeitersiedlung im Glasgow der 80er Jahre statt. Die Gegend ist trostlos. Die Menschen sind arm und alles wirkt dreckig und verwahrlost. Hier lebt Shuggie mit seiner Mutter Agnes, seinem Vater Shug und seinen beiden älteren Halbgeschwistern. Shug ist Taxifahrer und Agnes hat ein Alkoholproblem. Shug kann die Sucht seiner Frau nicht ertragen, wird gewalttätig und verlässt sie schließlich. Während die beiden großen Geschwister schon bald in ihr eigenes Leben starten, bleibt Shuggie bei Agnes. Shuggie sieht, dass es seiner Mutter nicht gut geht und versucht alles, um sie zu beschützen.

    Der Schreibstil des Autors ist unglaublich intensiv. Erschreckend klar, präzise und mit einer ungeheuren Wucht vermittelt er die Atmosphäre aus einer Zeit, in der die Menschen in einer eingefahrenen und ausweglosen Situation leben. Man kann die Armut und die Hoffnungslosigkeit regelrecht spüren.
    Alle Charaktere werden authentisch beschrieben. Beim Lesen hat man den zarten Shuggie, den gewalttätigen Shug und auch die schöne Agnes - deren Äußeres in einem starken Kontrast zu ihrem Inneren steht - äußerlich strahlt sie und innerlich ist sie schwach, klein und unglücklich – direkt vor Augen.

    Mich hat das Leben von Shuggie sehr berührt und auch schockiert. Was er ertragen und erleben musste, fand ich oft kaum zum Aushalten. Das Elend ist unglaublich groß und es wird stetig größer. Deswegen konnte ich das Buch auch nicht am Stück lesen, musste es zwischendurch immer wieder zur Seite legen und kam dennoch gedanklich nicht davon los.

    Shuggie ist nur eines der Kinder, das in diesem Milieu groß werden musste, aber er steht für viele andere, die ein ähnliches Schicksal teilen. Mich hat dieser intensive und atmosphärische Roman zutiefst bewegt und berührt.

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  • 5 Sterne

    SofieW, 23.08.2021

    Als Buch bewertet

    Ein Junge glaubt an das Schöne im Leben, er muss nur weiterkämpfen

    Glasgow, die Arbeiterstadt, das fällt einem bei deren Erwähnung als erstes ein. Hier verbringt Shuggie Bain seine Kindheit, ein zarter Junge, sehr sensibel und geprägt von dem Willen, alles richtig zu machen, nicht aufzufallen und seiner über alles geliebter Mutter über das hinwegzuhelfen, was nun mal ihr Leben ist. Agnes, so heißt sie, hat ihren ersten Mann verlassen, um mit seinem Vater, einem Taxifahrer, zusammenzuleben. Dieser trinkt, hat Frauengeschichten und verlässt die Familie schließlich. Seine Mutter versucht aus den prekären Verhältnissen, in denen sie leben müssen, das Beste zu machen und ihren intelligenten fantasievollen Sohn zumindest glückliche Momente erleben zu lassen. Doch die Dinge werden nicht besser, die Stärke und mit ihr das ganze Wesen der Mutter verglüht und wandelt sich in Depression und der Ausflucht in den Alkohol.
    Shuggie Bain, das ist der Titel dieses autobiographisch geprägten Romans und Shuggie Bain ist auch der Held dieser Geschichte, zumindest mein Held. Deine Tapferkeit, das Beharren auf dem Versuch, Schönes zu empfinden und trotz der tiefen Hoffnungslosigkeit, dass sich etwas an den desaströsen Verhältnissen der kleinen Gemeinschaft ändert, der Junge gibt nicht auf, nicht für sich und vor allem auch nicht für seine Mutter, denn die tiefe Liebe zu ihr macht ihn innerlich stark.
    Dies ist ein absolut wunderbares Buch, auch wenn dieser Begriff vielleicht nicht so richtig zu den Gegebenheiten passt oder dann eben doch. Denn diese Geschichte, seine literarische Umsetzung, das reißt einen als Leser einfach mit, Seite für Seite, so trostlos und tieftraurig, aber auch unendlich berührend, dieses Werk auch ist.
    Dieser Roman ist ein absolutes Leseerlebnis und hallt in den Gedanken noch lange nach. Und für den Booker Prize 2020 ausgewählt worden zu sein, niemand hätte es mehr verdient.

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