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  • 5 Sterne

    21 von 28 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 26.01.2021

    Als Buch bewertet

    Leise Annäherung an den Vater
    Monika Helfers Roman „ Die Bagage“ war im vergangenen Jahr sehr erfolgreich, hochgelobt von der Kritik, geliebt von den Lesern. Darin erzählt sie die Geschichte der Großeltern mütterlicherseits. Nun hat sie mit „ Vati“ ihre Familiengeschichte weitergeschrieben.
    Zehn Jahre nach dem Tod des Vaters nähert sie sich ihm auf literarische Weise an. Dabei soll „ mehr wahr als erfunden sein“. Sie greift hier auf die eigenen Erinnerungen zurück und befragt noch lebende Verwandte, so z.B. ihre Schwester und ihre Stiefmutter.
    „ Wir sagten Vati. Er wollte es so. Er meinte, es klinge modern.“ Wohl wollte er damit auch seine eigene Vergangenheit hinter sich lassen.
    Wie die „ Bagage“ stammt er ebenfalls aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Er war das ledige Kind einer Magd, von dem jeder wusste - aber darüber schwieg- dass der Bauer sein Vater war. Josef war ein sehr kluges, wissbegieriges Kind; er konnte bei Schuleintritt schon lesen und schreiben. Die Honoratioren im Ort ermöglichten ihm den Besuch des Gymnasiums. Doch kurz vor der Matura kam der Einberufungsbefehl. Josef kam nach Russland und holte sich dort solche Erfrierungen, dass ein Bein amputiert werden musste.
    Im Lazarett lernte er eine resolute, junge Frau kennen, die ihm , dem Schüchternen, einen Heiratsantrag machte. Die beiden heiraten und bekamen vier Kinder; Monika ist die zweitälteste Tochter.
    Bald begannen glückliche Jahre für die junge Familie. Zwar kann Josef seinen Traum, Chemiker zu werden, nicht verwirklichen, doch er bekam eine Stelle als Verwalter eines Kriegsopfer- Erholungsheims auf der Tschengla, in Vorarlberg. Das Leben hier oben, auf 1225 Metern Höhe , inmitten der wunderbaren Berglandschaft, war für Monika und ihre Geschwister das Paradies.
    Doch sollten sie bald wieder daraus vertrieben werden. Einige Schicksalsschläge trafen die Familie, der schlimmste davon war der frühe Krebstod der Mutter.
    Den Vater warf das völlig aus der Bahn, „ er verliert den Tritt“.
    Die Kinder wurden auseinandergerissen und bei verschiedenen Verwandten untergebracht. Die hatten zwar wenig Platz und Geld, aber „ die Bagage lässt die Ihren nicht im Stich“.
    Doch es war keine leichte Zeit für die Kinder, ohne Mutter, ohne Vater, nirgends zugehörig. Und niemand sprach mit ihnen über das Geschehene.
    Trotzdem heißt es am Ende : „ Wir alle haben uns sehr bemüht.“
    Monika Helfer nähert sich behutsam ihrem Vater. Alle seine Geheimnisse kennt sie nicht, will sie auch nicht kennen. „ Wenn man einen Menschen ein Leben lang kennt, und erst spät erfährt man, wer er im Grunde ist, dann kann man das vielleicht schwer ertragen.“
    Über seine Kriegstraumata hat der Vater nie gesprochen, doch was er mit seiner Tochter geteilt hat, was sie sicher auch geprägt hat, war die große Liebe ihres Vaters zu Büchern. „ Er wollte alle Bücher lesen.“ „Aber lesen war ihm nicht genug. Lesen war ihm sein Leben lang nicht genug.“ „ Heilig war ihm das Buch.“ „ Er wollte ein Buch nicht nur lesen, er wollte es besitzen.“
    In schöner Erinnerung sind der Autorin die „ berühmten Vorlesestunden“ des Vaters, der Inbegriff von Gemütlichkeit.
    Als Monika Helfer 18 Jahre alt war, antwortet sie auf seine Frage, was sie sich vom Leben wünsche: „ Ich wünsche mir, dass irgendwann auf einem Buchrücken mein Name steht.“
    Und heute noch sitzt ihr der Vater beim Schreiben als Korrektor im Nacken; seine Stimme zwingt sie, die Dinge präzise und klar auszudrücken.
    Monika Helfer schreibt auch hier wieder in ihrem ganz besonderen Stil: reduziert, verdichtet, manches kommt ganz einfach daher. So läuft sie nie Gefahr, sentimental oder pathetisch zu werden. Gerade dadurch berührt und fesselt sie den Leser. Sie versteht es, mit ganz wenigen Worten Wesentliches auszudrücken.
    Monika Helfer erzählt nicht chronologisch, sondern fügt Ereignisse und Episoden kunstvoll zusammen, schlägt den Bogen in die Gegenwart und reflektiert immer wieder über das Schreiben und das Erinnern.
    Neben der zentralen Vaterfigur wird auch die große Verwandtschaft lebendig, die vielen Onkels und Tanten mit ihren Besonderheiten.
    Einzig die Mutter, eine stille Frau, die mehr mit den Tieren spricht als mit den Menschen, bleibt etwas blass. „ Sie ist wie ein flüchtiger Vogel. Kaum ist sie da, schon ist sie wieder weg.“
    Monika Helfers „ Vati“ hat die gleiche literarische Qualität wie das Vorgängerbuch. Und man muss „ Die Bagage“ nicht kennen, um „ Vati“ zu lesen und zu verstehen. Aber man wird sie kennenlernen wollen nach der Lektüre von „ Vati“.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 24.01.2021

    Als Buch bewertet

    Auf eine bösartige Weise ist alles gut geworden
    Mit „Vati“ setzt Monika Helfer ihre autofiktionale Familiengeschichte fort. Während in „Die Bagage“ der Schwerpunkt auf der Generation der Großeltern mit der schönen Maria und dem gut aussehenden Josef und ihren zahlreichen Kindern liegt, erzählt die Autorin in ihrem neuen Roman vor allem aus dem Leben ihrer Eltern Grete und Josef und dem Leben von Monika und ihren Geschwistern. Die Familie ist noch immer bettelarm und lebt in einfachen Verhältnissen, in der Zeit, als Josef Verwalter des Kriegsopfererholungsheims auf der Tschengla hoch oben auf dem Berg war, wenigstens nicht auf engstem Raum. Monika und ihre Geschwister Gretel, Renate und Richard verlieren früh die Mutter und werden von den Tanten Kathe und Irma aufgezogen. Zahlreiche Schicksalsschläge treffen die Familie auch in dieser Generation, die zuvor schon als die Bagage von den Dörflern ausgegrenzt und verachtet wurde. Angesichts der schwierigen Verhältnisse ist es bemerkenswert, dass zumindest Monika Helfer ihren Lebenstraum verwirklicht hat, ihren Namen auf Buchrücken zu sehen.
    Auch Helfers neuer Roman ist hochinteressant und berührend, weil sie sich auf diese Weise dem geliebten Vater, mit dem sie die Liebe zu Büchern teilt, annähert. Ihr Vater hat nie viel von sich preisgegeben. Sie versucht, seinem Wesen und seinen Geheimnissen mit Hilfe ihrer Erinnerungen und durch Gespräche mit ihren Verwandten auf die Spur zu kommen. Genau wie „Die Bagage“ ist auch „Vati“ ein sehr lohnender Roman, der durch die Einbeziehung des österreichischen Dialekts besonders authentisch wirkt. Ich empfehle das Buch ohne Einschränkung.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Verena W., 24.01.2021

    Als Buch bewertet

    „So tagträume ich mich zurück..."



    Ebenso schemenhaft und unvollkommen wie Träume gestaltet sich Monika Helfers Roman über ihren Vater. Aus zahlreichen Bildern und Erinnerungsstücken setzt Monika Helfer das Bild ihres Vaters aus ihrem Gedächtnis zusammen. So sehr sie sich bemüht, es bleibt leicht unscharf, selbst wenn sie so manche Lücke mit ihren eigenen Vorstellungen zu füllen versucht. Auch sind sie und ihre Schwestern bei gemeinsamen Erinnerungen nicht immer einer Meinung; jede hat so manche Episode in einem anderen Licht gesehen: „Ich versuche mich zu erinnern, das muss genügen.“ Doch ist es gerade diese Unschärfe, die Helfers Buch so sympathisch und ihren Versuch, das Wesen ihres Vaters zu erfassen, glaubhaft macht.
    Zu Lebzeiten war „Vati" für Monika und ihre Geschwister schwer zu verstehen. Als Kriegsversehrter mit einem amputierten Bein betreibt er mit seiner Frau Grete ein Erholungsheim in den Vorarlberger Alpen. Seine Liebe gilt seiner Frau und den Büchern; seinen Kindern gegenüber scheint er zwar pflichtbewusst, aber recht distanziert zu sein. Nach Gretes frühem Tod zieht er sich längere Zeit völlig zurück - auch von seinen Kindern. Er war schon immer schweigsam, und auch nach seiner zweiten Heirat bleibt er ein stiller, in sich gekehrter Mann, der wenig von seinen Gedanken und Gefühlen preisgibt.
    Auch dieser autobiographische Roman, in dem Monika Helfer Leben und Persönlichkeit ihres Vater nachspürt, besticht durch den schlichten, unprätentiösen Stil der Autorin, der schon in ihrem Buch "Die Bagage" so gut zu den geschilderten Personen passte und ihrer Geschichte Authentizität und Nachdruck verleiht.

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  • 3 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anna625, 22.01.2021

    Als Buch bewertet

    Nachdem sie in "Die Bagage" bereits die Geschichte ihrer Familie mütterlicherseits aufgearbeitet hat, widmet sich Monika Helfer nun ihrem Vater. Dieser, vom Krieg versehrt, leitet ein Kriegserholungsheim in den Bergen, in welchem er auch mit seiner Familie lebt. Nach und nach erzählt Helfer vom Zusammenleben mit ihrem "Vati", wie er stets genannt werden will, und seinen Eigenheiten. Er ist ein stiller Mann, sehr in sich zurückgezogen, seine Bücher und die kleine Bibliothek des Erholungsheimes bedeuten ihm viel.

    Darüber hinaus fällt es mir schwer, etwas über ihn zu sagen, denn während der ganzen Kindheit Helfers bleibt "Vati" vor allem eines - merkwürdig abwesend, stets irgendwie woanders. Die nüchterne Erzählweise und die betonte Neutralität darin, die anfangs noch mein Interesse weckten, bewirkten auf Dauer, dass mir alle Figuren seltsam fremd blieben, ich habe mich beim Lesen wie ein unbeteiligter Aussenstehender gefühlt, der zufällig kurze Episoden aus dem Leben Helfers und ihres Vaters beobachtet hat.

    Keine der Figuren hat wirklich meine Sympathie geweckt, zu groß war die Distanz, die hier über die sprachliche Ebene aufgebaut wurde. Auch die junge Monika erscheint eher als stumme Beobachterin anstatt als Tochter dessen, von dem das Buch handeln soll. Sie enthält sich nahezu jeglicher Wertung über das Verhalten ihrer Eltern und deren Geschwister, bis auf einige Ausnahmen erfährt man als Leser kaum etwas darüber, wie sie empfindet; ein wenig fühlt es sich an, als würde man einen Stummfilm schauen. Besonders aber "Vati" selbst ist eher passiv, obwohl im Mittelpunkt stehend, irgendwie abwesend - gerade die zweite Hälfte des Buches handelt weniger von ihm als vielmehr von seiner Abwesenheit. Und wie schreibt man ein Buch über jemanden, der nicht da ist?

    Die Geschichte tröpfelt von Seite zu Seite, ohne einen wirklichen Sog zu entwickeln, obwohl das Potential dahinter spürbar ist. Es gibt einige schöne Beschreibungen, einige Figuren wurden in groben Zügen durchaus interessant skizziert - mich störten die stets aufrechterhaltene Distanz und Sachlichkeit aber zu sehr.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dorsay, 31.01.2021

    Als Buch bewertet

    Die Autorin Monika Helfer spinnt ihre Familienwelten vom ersten Band „Die Bagage“ weiter. Diesmal folgt sie den Spuren ihres Vaters. Sie erzählt authentisch wie es ihrer Familie in der Nachkriegszeit ergangen ist. Als Zaungast blickt man hinter die Kulissen, verweilt in einer Vergangenheit, die gezeichnet ist von Armut, aber auch von glücklichen Augenblicken, das Aufwachsen am Land in einer großen Familie.
    Der Vater hat im Krieg ein Bein verloren. Er lernt seine künftige Frau im Lazarett kennen. Sie ist dort Krankenschwester und pflegt ihn gesund. Er wird Verwalter im Kriegsopfer-Erholungsheim und sein Hobby ist die wunderbare Bibliothek mit einer beträchtlichen Anzahl an Büchern. Gerne liest er daraus vor und unterhält seine Gäste.
    Das verschwommene Cover drückt eine Sehnsucht nach Geborgenheit aus und hat mich sofort angesprochen. Ich finde dieses Bild schlicht und einfach genial und sehr passend.

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  • 5 Sterne

    11 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    steffi k., 18.01.2021

    Als Buch bewertet

    Ein nun klareres Vaterbild
    Ein verschwommenes Foto ziert das Cover und machte mich sofort neugierig.
    Dann erinnerte ich mich , den Namen der Autorin schon gehört zu haben – richtig ; Monika Helfer schrieb unlängst den Roman „ Die Bagage“ , der sehr gute Kritiken bekam und umso gespannter war ich auf ihr neues Werk mit dem Titel "Vati".

    Dieser Roman ist ein schmales Bändchen; ein ganz leises , aber inhaltsschweres Buch. Umso angenehmer ist Monika Helfers leichter , fast poetischer Schreibstil . Für Alle, die Sprache lieben - ein Genuss. Man hält man beim Lesen inne , um den einen oder anderen Satz nochmals zu lesen. Toll der Satz: »Man kann nicht auf einem Foto sehen, was einer denkt!«
    Dabei an manchen Stellen Distanziertheit – Helfer benutzt Zweiwortsätze um deren Aussagekraft noch zu steigern. Ich persönlich finde das sehr passend , die Autorin bewertet nicht , sondern überlässt das uns als Leser.
    Die Autorin lässt uns an der Geschichte ihrer Familie teilhaben, mit einem besonderen Blick auf ihren Vater. Er wollte „Vati“ genannt werden, weil das moderner und zeitgemäßer klinge. Er war ein Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend und versucht vorsichtig , sich ihrem Vater anzunähern und seine vielen Facetten zu ergründen. Allein schon die Art und Weise , in der ihr das gelingt, macht den Roman lesenswert.
    Monika Helfer fühlt sich ihrem Vater trotz seiner Ecken und Kanten auch deshalb so nah , weil er es war , der schon früh in ihr die Liebe zur Literatur und zum Lesen entfacht hat.

    Nach der Lektüre weiß ich , dass das verschwommene Cover des Buches wunderbar zum Inhalt passt . Verschwommen präsentiert sich das Bild vom Vater ; die Erinnerungen an ihn werden langsam klarer. Aber dennoch bleiben blinde Flecke. So ist das eben bei Menschen , auch bei solchen , die wir zu kennen glauben.
    Aber:
    „ Wir alle haben uns sehr bemüht.“ heißt es am Ende des Romans.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    froschman, 02.02.2021

    Als eBook bewertet

    Erinnerungen an den Vater
    Auch in diesem Buch erinnert sich Monika Helfer an die eigene Familie. Der Vater Josef, ein unerwünschtes Kind aus einer Beziehung einer Magd mit dem Bauern, fällt in der Schule durch außergewöhnliche Leistungen auf und kann mit Hilfe eines Priesters ein Gymnasium mit angeschlossenem Internat besuchen. Von klein auf interessiert an Büchern, muss knapp vor der Matura in den Krieg ziehen, wird verwundet und verliert einen Unterschenkel. Im Krankenhaus lernt er seine zukünftige Frau kennen und lieben.
    Nach dem Krieg wird er Verwalter in einem Kriegsopfer-Erholungsheim in Tschengla, einer Hochebene in der Nähe von Bludenz. Ein deutscher Gelehrter vermacht diesem Heim seine Bibliothek. Diese Bibliothek ist Josef’s große „Liebe“ – er liest gerne den Heimbesuchern aus diesen Büchern vor. Doch dann stirbt seine Frau, des jüngste seiner vier Kindern ist erst zwei Jahre alt und die Familie zerfällt, die Kinder werden auf die Verwandtschaft aufgeteilt.

    In kurzen Sätzen beschreibt Monika Helfer diese nicht leichte Situation und musste für dieses Buch viel recherchieren, da der Vater sehr in sich gekehrt war.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke O., 25.01.2021

    Als Buch bewertet

    Was weiß ich über meinen Vater?
    Diese Frage habe ich mir gestellt, nachdem ich dieses Buch gelesen hatte. Was weiß man eigentlich wirklich über die eigenen Eltern, ihren Lebenslauf, ihre Probleme, ihre Freuden und Sorgen? Als Kind ist man zunächst zu jung, um ihren Lebensweg zu erfassen, als junger Mensch ist man zu stark mit der eigenen Selbstfindung und Familiengründung beschäftigt, und danach kann es manchmal schon zu spät sein....
    Monika Helfer geht in diesem Buch der Frage nach, wie ihr Vater wirklich war und wie er sein Leben gestaltet hat. Dies ist nicht ihr erstes Buch, das sich mit Familienforschung beschäftigt, denn in 'Die Bagage' beschreibt sie bereits das Leben ihrer Großeltern. Diese hatten viele Kinder, und eines davon ist die Mutter der Autorin. Ich fand es sehr interessant, nebenbei zu lesen, wie es den Kindern in ihrem Leben ergangen ist.
    Josef, von seinen Kindern 'Vati' genannt, weil er das so wünscht und weil es modern ist, war im Krieg und trägt eine Beinprothese. Er ist belesen, intelligent und wurde schon als Kind respektiert. Aber er ist sehr verschwiegen, und deshalb muss die Autorin im Umfeld recherchieren, um sich ein nahezu fertiges Bild machen zu können. Josef lernte im Lazarett seine Frau kennen und lieben, mit ihr hat er insgesamt 4 Kinder, er wurde Verwalter in einem Kriegsopfererholungsheim in den Bergen, hatte somit einen verantwortungsvollen Posten und konnte seiner eigenen Famile dort ein schönes Leben bieten. Er hegt und pflegt die Bibliothek dieses Heimes und träumt davon, auch eines Tages eine solche zu besitzen. Dieser Wunsch führt zu einer krassen Entscheidung und verändert das gemütliche Familienleben. Die Familie lernt nun andere Lebensverhältnisse kennen, sehr beengt und eingeschränkt. Der Vater zerbricht daran.....
    Die Autorin erzählt ruhig und gelassen von den Höhen und Tiefen ihres Lebens im Hinblick auf den Vater und die anderen Familienmitglieder. Es gibt Phasen, in denen man Vatis Entscheidungen nicht versteht, aber sie bemüht sich stets, Vatis Beweggründe zu deuten und zu erklären. Sie zeigt keine Unzufriedenheit und spricht keine Vorwürfe aus. Bewundernswert!
    Historisch gesehen erleben wir die großen Entbehrungen der Nachkriegszeit mit, die engen Wohnverhältnisse, das kleine Budget, die strenge Erziehung der Kinder usw., was ich auch sehr eindrucksvoll fand.
    Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, kurze Sätze, Zeitsprünge und unbekannte Phrasen (österreichische Vokabeln!), aber man gewöhnt sich schnell daran.
    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es hat mich zum Nachdenken gebracht und nachgewirkt. Ich denke, im Leben meiner Eltern hätte ich noch vieles Wissenswerte finden können.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Odenwaldwurm, 14.02.2021

    Als Buch bewertet

    Ein Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Von dem vielen Platz und der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen, von der Armut und den beengten Lebensverhältnissen. Von dem, was sie weiß über ihren Vater, was sie über ihn in Erfahrung bringen kann. Mit großer Wahrhaftigkeit entsteht ein Roman über das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, eine Suche nach der eigenen Herkunft. Ein Erinnerungsbuch, das sanft von Existenziellem berichtet und schmerzhaft im Erinnern bleibt. „Ja, alles ist gut geworden. Auf eine bösartige Weise ist alles gut geworden.“ (Klappcovertext vom Buch)

    Ich war total gespannt auf das Buch, da ich schon sehr viel gutes von der Autorin Monika Helfer gehört habe. Für mich war es jetzt das erste Buch von ihr und sicherlich nicht das letzte Buch. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er ist gut, flüssig und fast poetisch zu lesen. Wobei die Familiengeschichte nicht poetisch war. Besonders der Anfang und wie er seine Frau nach dem Krieg gefunden hat, hat mir gut gefallen. Aber die Autorin zeigt uns ihren Vati später in einem besonderem Licht, obwohl er nicht immer für seine Kinder da war. Er liebe wie Literatur, wie auch die Autorin. Das der Vater an die Tochter weiter vererbt hat. Wir bekommen das sehr gut dargestellt und dürfen dann der spannenden Familiengeschichte von Monika Helfer teilhaben. Mich hat das Buch gut unterhalten und ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher der Autorin.

    Jetzt kann ich nur viel Spaß beim Lesen wünschen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skiaddict7, 06.04.2021

    Als Buch bewertet

    Gelungene Fortsetzung der Familiengeschichte

    „Vati“ ist ein biographischer Roman. Monika Helfer erzählt die Lebensgeschichte ihres Vaters Josef – alles, was sie dazu weiß bzw. noch herausfinden konnte. Der Vater ist in armen Verhältnissen aufgewachsen, als Sohn einer ledigen Magd im Salzburger Lungau. Er durfte zur Schule gehen und war ein guter und pflichtbewusster Schüler. Kurz vor der Matura wurde er in den Krieg eingezogen und verlor ein Bein. Im Lazarett hat er dann die Grete kennengelernt, seine zukünftige Ehefrau und die Mutter der Autorin. Es folgen einige schöne Jahre, u.a. im Kriegserholungsheim auf der Tschengla in Vorarlberg, welches der Vater leitete. Aus diesen Jahren stammen die schönsten Erinnerungen der Autorin. Doch die Idylle währte nicht ewig. Das Heim wurde geschlossen, die Mutter starb früh. Der Vater verschwand, die Autorin und ihre Geschwister kamen bei Familienmitgliedern unter.

    „(…) wir sind sogar noch ärmer als die Armen, die Ärmsten der Armen sind unsere Wohltäter." (S.109)

    Nach „Die Bagage“ ist dies der zweite Roman, in dem Monika Helfer ihre Familiengeschichte aufarbeitet. Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und ist, gemäß Autorin, „mehr wahr als unwahr“. Die Struktur und Sprache des Buches sind ähnlich zur Bagage, sehr klar und authentisch, mit einzelnen Begriffen aus dem Vorarlberger Dialekt zwischendrin eingestreut. Mit starker Stimme und voller Wärme erinnert sich die Autorin an ihren Vater. Mich hat das Buch sehr berührt. Ein besonderes Stück Literatur!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 22.01.2021

    Als Buch bewertet

    Monika Helfer hat in ihrem autobiografischen Roman ihren Vater zum Mittelpunkt gemacht. Josef ist ein stiller Mann, der Krieg hat ihm viele Pläne zunichte gemacht und ein Bein genommen. Aber sein Streben „etwas zu werden“ glimmt immer weiter. Schließlich war er der erste seiner Familie der aufs Gymnasium konnte, doch kurz vor dem Abitur wurde er noch eingezogen. Geheiratet hat er die Krankenschwester, die ihn nach der Kriegsverletzung pflegte, eine stille, aber wohl glückliche Ehe aus der sechs Kinder hervorgingen.

    Vati und Mutti sollten die Kinder sagen, denn das klingt modern und die neue, moderne Zeit gilt etwas für Josef. Bücher liebte er, den Geruch, das Haptische, das Sinnliche daran. Das brachte ihn sogar einmal fast an den Rand der Legalität.

    Monika Helfer teilt ihre Erinnerungen mit uns, in kleinen Episoden und Anekdoten, in Rückblenden und Deutungsversuchen lässt sie die Nachkriegszeit, den beginnenden Wohlstand lebendig werden. Wo ihre Erinnerungen nicht reichen, teilen die Geschwister, die Stiefmutter ihre Gedanken mit.
    Daraus wurde ein schönes Buch, das mir richtig nahe ging, weil ganz unvermutet immer das Bild meines eigenen Vaters aufblitzte.

    Eine Hommage an den Vater und eine gelungene Fortsetzung zu Monika Helfers erstem autobiografischen Roman „Bagage“.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Manfred Fürst, 20.07.2021

    Als Buch bewertet

    VATI ist die literarische Fortsetzung Monika Helfers Familiengeschichte, die mit „Die Bagage“ begonnen hat.

    Wer kennt seinen Vater wirklich, wer hat ihn je gekannt? Der eigene Vater ein Mysterium, oder in Wahrheit ein „bunter Mann“.

    „Nicht jeder Dreck, den man lesen könne, sei hintereinander gereiht schon eine Bibliothek“, sagt Vati auf die Frage, ‚was denn eine Bibliothek sei‘. Wie wahr.

    „Der Gegenstand (Buch) interessiert mich nicht. Was drinnen steht, habe ich nach der Lektüre im Kopf…“, sagt Monika Helfers Vati.

    VATI, die Geschichte von Vater, Mutter, Kind, den Geschwistern, aber auch von Helfers Mann und den Kindern, von ihrer Tochter Paula, die gestorben ist.

    Die Einzigartigkeit der Sprache von Monika Helfer ist bewundernswert, schön und eindringlich. Ich folgte ihrer Erzählung gerne. Wenn jemand eine Kindheit, eine solche Familie und diesen Vati hat, niemand kann sowas erfinden, dann muss daraus ein Roman geschrieben werden.

    Die Vorlage zum Cover stammt aus dem Bilderzyklus „Mutter und Kind“ mit dem Titel „S. mit Kind“ 1995 von Gerhard Richter, ein deutscher Maler, Bildhauer und Fotograf. Seine Werke zählen auf dem Kunstmarkt zu den teuersten eines lebenden Künstlers.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Quincyliest, 19.01.2021

    Als Buch bewertet

    In ihrem neuen Roman " Vati" hält die Autorin Monika Helfer die Erinnerungen an ihren Vater fest. "Vati" möchte er selbst genannt werden, es klinge moderner.
    Bruchstückhaft setzt sich das Bild einer Person zusammen, die so vertraut war und zugleich ein Stück fremd geblieben ist. Monika Helfer skizziert das Porträt einer Vaterfigur und lässt dem Leser dabei immer Raum für eigene Gedanken.
    Der Vater war ein stiller Mann, stammte aus einfachen, ärmlichen Verhältnissen. Schon früh zerplatzen seine Träume auf ein besseres Leben, er wurde Soldat im 2. Weltkrieg, kehrte mit halbem Bein zurück. Im Lazarett lernte er seine spätere Frau kennen, sie bekommen vier Kinder. Der Vater wird Leiter des Kriegsopfer- Versehrtenheims. Doch das Glück wehrt nicht lange, früh wird der Vater zum Witwer. Die Kinder kommen vorerst zur Tante, erst später, als der Vater erneut heiratet, sind sie wieder bei ihm.
    Monika Helfer hat ein emotionales und bewegendes Buch geschrieben, das berührt und zum Nachdenken anregt.
    Gern vergebe ich für dieses kleine literarische Meisterwerk die volle Punktzahl.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Der Blaue Mond, 25.01.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch kommt als schmaler Band daher. Es ist schnell gelesen, aber es steht mehr drin als man von außen vermutet.

    Der Schreibstil ist sehr persönlich, die Autorin erzählt von Ihrer Kindheit und versucht Ihren Vater so gut es geht darzustellen. Dieser war ein Bücher liebender Mann, sparsam mit Worten aber ein Kriegsversehrter. Ich habe das Gefühl, dass die Erzählung ziemlich nah an die vermutliche Wahrheit reicht. Die Wortwahl hat etwas ganz eigenes, wunderbar tiefsinniges und man fühlt sich wie früher als einem die eigene Oma Geschichten von Ihrer Famile damals erzählte.

    Das Wort Scheese zum Beispiel, das habe ich seit über 20 Jahren nicht mehr gehört. Einfach heimelig.

    Das Leben war für alle Beteiligten damals hart, die Familie war arm aber hielt extrem zusammen. Es gab einige Schicksalsschläge, die verwunden werden mussten. Monika hatte ein zwiegespaltenes Verhältnis zu Ihrem Vater und man hat das Gefühl, dass sie ihm nachträglich einiges mehr verzeihen und durch dieses Buch Frieden mit ihm schließen kann.

    Alles in allem, ein bereichernder Roman.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 27.01.2021

    Als Buch bewertet

    In einem ihr ganz eigenen Sprachrhythmus erzählt Monika Helfer das Leben ihres kriegsversehrten Vaters, wie sie es in Erinnerung hat. Lässt man sich auf diesen besonderen, mit Zeitsprüngen versehenen, Rhythmus ein, versteht man als Leser die oft eigenartig beschriebene und besondere Lebensgeschichte von ihr und ihrer Familie besser. Sie haben als Kinder viel erleben müssen - den Tod der Mutter, den teils labilen Vater, den Rest der Familie, der Bagage. Dieser Roman baut zwar zum Teil auf diesen wunderbaren Roman (Die Bagage) auf, es ist aber nicht zwingend notwendig, ihn gelesen zu haben. "Vati" vermittelt ein oft trauriges, kein einfaches, aber auch kein schweres, trotzdem ein besonders Leben. Ein Vater, der Vati genannt werden will, weils modern ist - meint er. Ein Vater, der Bücher mehr liebt als das Leben.
    Fazit: Gerne lese ich Bücher von Monika Helfer. Mich bereichern sie und ich empfehle sie gerne weiter - auch wenn es keine Lektüre für schnell mal zwischendurch ist. Vieles bleibt im Gedanken hängen - manches für immer.

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  • 5 Sterne

    Hermann K., 24.03.2021

    Verifizierter Kommentar
    Als Buch bewertet

    Sehr gut, fesselnd zu lesen

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  • 4 Sterne

    SternchenBlau, 20.02.2021

    Als Buch bewertet

    Mit emotionalen Erinnerung an den eigenen Vater macht Helfer eine vergangene Zeit sehr unmittelbar erfahrbar. Sehr gerne gelesen.

    Eine vergangene schwere Zeit und ein vergangenes Paradies

    Durch viele positive Stimmen zu „Die Baggage“, Helfers Roman vor diesem hier, wollte ich endlich mal ein Buch der österreichischen Autorin lesen. Und mir hat „Vati“ nun auch sehr gut gefallen.

    Besonders sticht die wunderschöne Sprache hervor.

    „…nichts besaß er. Wirklich nichts. Das ich ich mir nur schwer vorstellen:dass einer gar nichts hat, wirklich nichts. Ich höre die Leute sagen: Wir standen vor dem Nichts – und dann stellt sich heraus, die Schuhe gehörten ihnen und die Socken und der Regenschirm und die Kappe auf dem Kopf auch. Im Falle meines Vaters, damals zukünftigen Vaters, hieß nichts: Nichts. Nicht einmal der Dreck unter den Fingernägeln gehörte einem, denn den hat man aus fremden Fenstern gekratzt.“

    Neben der sprachlichen Finesse ist das Buch eine sehr private Erinnerung an Helfers eigenen Vater. Hommage wäre aber eines zu viel, denn Helfer gelingt das Kunststück, dass sie ihn nicht verklärt, sondern ihn zwar liebevoll, aber eben auch mit seinen Schwächen zeigt. Obwohl es rein formal gesehen von seiner Bildung nicht zutraf, war er ein Intellektueller, ein Buchliebhaber, einer, der wie ein Städter wirkte, trotz seiner armen Herkunft. Genau darüber wird er stolpern und auch seine Familie, denn dadurch wird die Vertreibung aus dem familiären Paradies beginnen, einem „Kriegsopfererholungsheim“, dem er als Leitung vorstand.

    Nach dem Tod der Mutter wird der Vater beinahe lebensunfähig, auf alle Fälle aber unfähig, sich um seine vier Kinder zu kümmern. Seltener sind die Passagen der Reflexion, meist erinnert sich die Autorin sehr unmittelbar an ihre Familie. Manchmal ist ihr Blick kindlich und dann besonders schmerzlich. Dieses Leben ging nicht ohne Schmerzen und Verluste einher.

    Ich konnte mich sehr einfühlen, vieles erinnerte mich auch an Erzählungen aus meinem Familienkreis, denn Helfer ist (beinahe) die Generation meiner Eltern (Jahrgang 1942 und 1944).
    Vieles davon scheint so weit entfernt, wie aus einer anderen Welt. Und bei Helfers Biografie sind dann die Veränderung dieser Welt spürbar.

    Helfer ist Jahrgang 1947, die erste Nachkriegsgeneration. Sie bleibt allerdings sehr in ihren Familienerinnerungen, die großen Zusammenhänge kommen nur wenige Male vor. Das ist emotional zu lesen und auch sonst legitim. Für die 5 Sterne fehlte mir allerdings der weitere Blick, das Universelle, dass darüber hinausgeht, dass wir alle Menschen sind. Das fängt damit an, dass das I-Wort verwendet wird. Und zeigt sich für mich nicht zuletzt an der Erklärung des Titels selbst, mit der das Buch auch beginnt:

    „Wir sagten Vati. Er wollte es so. Er meinte, es klinge modern.“

    Da ist „Vati“ wohl einem Trugschluss aufgesessen mit der Modernität. Die Nationalsozialisten haben dieses Wort dem französisch anmutendem Papa oder Papi immer vorgezogen. Ein Gedanke dazu fehlt allerdings im Buch und ich glaube nicht, dass der Fakt so allgemein bekannt ist. Viele Themen schwingen mit, schon allein der Ort des „Kriegsopfererholungsheimes“, die Resonanzen musste ich dazu allerdings selbst suchen.

    Fazit
    Mit emotionalen Erinnerung an den eigenen Vater und die eigene Familie, macht Helfer eine vergangene Zeit, die noch nicht so lange vergangen ist, sehr unmittelbar erfahrbar. Ich habe ihren Roman sehr gerne gelesen und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    FrancieNolan, 18.01.2021

    Als Buch bewertet

    Monika Helfer betreibt in „Vati“ die Suche nach der Wahrheit in ihrer eigenen Familiengeschichte weiter. Es geht um eine Biografie, die eng mit Armut, Krieg und Anderssein verflochten ist, und die vergleichsweise sachlich und mit einer Portion Melancholie erzählt wird. Die Autorin versucht sich einem Vater anzunähern, der über lange Strecken kein Vater war.

    Das Besondere an ihren Büchern („Die Bagage“ & „Vati“) ist, dass es ihr nicht nur um eine Nacherzählung des selbst Erlebten, sondern immer auch um Reflektionen der eigenen Wahrnehmung, der Subjektivität von Erinnerung und das Hinterfragen aller Familienmythen geht. Entsprechend wird nicht chronologisch, sondern mittels Sprüngen in die Gegenwart, in das eigene Denken oder in Gespräche mit anderen Zeitzeugen erzählt.

    Noch etwas Besonderes ist ihre minimalistische Sprache, der meines Erachtens in sparsamen Worten gelingt, Bilder zu schaffen, für die Andere seitenweise Adjektive und lange Beschreibungen brauchen. Das Gleiche gilt für die Kennzeichnung der Charaktere.

    Letztlich bleibt es Geschmackssache, ob man lieber solch eine reduzierten Sprachstil liest oder es opulenter mag, auch emotionaler vielleicht. Wobei ich es eher als Verdienst sehe, die eigene Familie aus der Distanz zu betrachten und beschreiben zu können – einen Schritt zurückzutreten und nicht alle Familienlegenden unhinterfragt über Generationen weiterzutragen, würde vielen Familien gut tun!
    Und eine Familien-Biografie birgt meines Erachtens immer die Gefahr, allzu subjektiv zu wirken - beschönigend, oder auch zu kritisierend - beides kann den Individuen des Familienverbundes dann sehr Unrecht tun, und das immerhin schafft die Autorin zu vermeiden. Es geht hier um Verstehen und nicht um Urteilen!

    So war es schon in „der Bagage“ und so ist es auch hier – meines Erachtens angenehm anders!

    Was allerdings hier zum Problem wird: der Vater von Monika Helfer war vor allem ein „abwesender Vater“ und von Abwesenheit, die kaum zu greifen ist, zu erzählen, ist schwer. Dadurch geraten Teile der „Bagage-Geschichte“ streckenweise derart in den Vordergrund, dass mir der Vater bis zum Schluss seltsam fremd blieb, und das Vaterthema stellenweise zu sehr verloren ging.

    Der zweite Vorwurf, den ich „Vati“ - im Vergleich zum Vorgänger - machen muss, ist die mangelnde Poesie und ein fehlendes „Gesamtkonzept“, das über die Familien-Erzählung hinausgeht. Bei „der Bagage“ gab es da was, da waren die Themen Schönheit & Außenseitertum derart zentral, dass ich mir sicher war: hier geht es nicht nur um Familiengeschichte, hier bekomme ich, auch literarisch, „mehr“.

    Das ist bei „Vati“ leider nicht der Fall, die poetischen Anklänge fehlen fast ganz, was mir das Buch -über die reine Nacherzählung hinaus- bietet, blieb mir leider verborgen. Deshalb Punktabzug und ein gewisses „schade!“

    Lesenswert finde ich die Autorin trotzdem, und es wird definitiv nicht mein letztes Buch von Monika Helfer gewesen sein. 3,5 Sterne, die ich gerne auf 4 aufrunde, denn einiges ist eben auch meiner individuellen Erwartungshaltung geschuldet oder schlicht Geschmackssache.

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  • 5 Sterne

    büchereule6, 01.02.2021

    Als Buch bewertet

    Monika Helfer hat mit diesem Buch eines erzählt, welches mich überaus bewegt hat und welches in mir noch sehr lange nachhallen wird. Im Folgenden erzählt die Autorin, die Geschichte ihrer Familie weiter, so wie sie es auch schon im vorangegangenen Buch getan hat. Dieses Mal widmet sie sich der Beziehung zu ihrem Vater, den Fragen die sie dabei hat und vor allem den Emotionen.
    Monika Helfer wird dabei nie rührselig, dramatisch oder fokussiert sich zu stark auf die Emotionalität und gerade ihrem sprachliches Vermögen ist geschuldet, dass sie mit einzelnen, gezielten Worten, die klar und manchmal sehr tiefgehend sind, dass man die Emotionen hautnah spüren kann und dass obwohl sie nicht wortwörtlich abgebildet sind.

    Dies unterscheidet die Autorin von trivialen, denn sie versteht es literarische Klasse, mit großer Emotionalität zu verbinden, die gerade dadurch entsteht. Für mich ein sehr bewegendes, nachdenkliches Buch, welches so fein und feinfühlig erzählt wurde!

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  • 4 Sterne

    Milagro, 29.01.2021

    Als Buch bewertet

    Ich war aufgrund der Leseprobe schon sehr gespannt auf den Roman. Ich kenne das Buch "Die Bagage" nicht, hatte aber keinerlei Probleme, in das Geschehen rund um die Familie der Autorin einzutauchen. Mehrfach habe ich dieses Buch weglegen müssen, ich habe es nicht geschafft, die gerade einmal 172 Seiten in einem Rutsch durchzulesen. Die Geschichte ging mir sehr nah. Die Kindheit der Autorin erschien mir zu traurig, das Leben ihres Vaters noch viel trauriger. In der gesamten Erzählung liegt etwas Düsteres, das war für mich teils schwer zu ertragen. Daher musste ich zwischendurch unterbrechen. Möglicherweise lag es aber auch an der Distanz.... Mir fiel es schwer, mich tatsächlich mit einer Person zu identifizieren; nahe waren mir die Kinder schon, auch der Vater mit seiner großen Liebe zu den Büchern, die Onkel, Tanten, alle irgendwo liebenswert, wenn auch schweigsam, eine komplizierte Angelegenheit zwischen uns...
    Der Stil passt dabei schon gut zu der Geschichte, knapp, ruhig, mit einigen Abschweifungen, eben so, wie man eine Familiengeschichte aus der Ferne erzählt. Wenn sich tatsächlich alles so abgespielt haben sollte, wie die Autorin es hier berichtet, wundert es mich nicht, dass sie es aufschreiben und zu verarbeiten sucht. Was mich irritiert ist die Distanz, als Leserin beobachtete ich nur, die Familie wuchs mir nicht ans Herz. Die Geschichte war traurig, ein wenig zu sachlich berichtet vielleicht. Sehr schön war die Unbeirrbarkeit dieser gesamten Familie, der Zusammenhalt gerade in schweren Zeiten. Aber auch in diesen Situationen wurde nicht viel erklärt, dort wo Taten erforderlich waren, erfolgten sie auch. Insgesamt war es ein berührender und nachhallender Bericht. Der Hinweis auf dem Klappentext, 'Es entsteht ein Roman, der sanft von Existenziellem berichtet und schmerzhaft im Erinnern bleibt.' trifft es voll und ganz.

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