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Der Halbbart

 
 
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Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber mag er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es nicht leicht in einem Dorf in der Talschaft Schwyz, wo Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Vom Halbbart, einem...
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Kommentare zu "Der Halbbart"
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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    https://lieslos.blog/, 13.10.2020

    Als Buch bewertet

    Gleich vorab:
    Ein absolut lesenswerter Wälzer!

    Zeitreise ins tiefste Spätmittelalter - ins Jahr 1313.
    Ausflug in ein Dorf in der Talschaft, heute Kanton, Schwyz in der Schweiz.

    Der ca. 13- jährige Eusebius, genannt Sebi, ist der Protagonist dieses umfangreichen und lesenswerten Werkes von Charles Lewinsky.

    Wir begleiten ihn auf ca. 680 Seiten und über ca. drei Jahre hinweg.

    Sebi wächst mit seinen beiden älteren Brüdern, die ein Stück Land bestellen bei seiner Mutter auf.
    Der Vater ist früh verstorben.
    Sebi selbst hat mit Feldarbeit nichts am Hut und auch das Soldatenleben ist nichts für ihn.
    Er trägt zum Auskommen der Familie bei, indem er dem örtlichen und bereits betagten Totengräber dabei hilft, Gräber auszuheben.

    Ansonsten hört bzw. erfindet der etwas verträumte und naive Teenager liebend gern Geschichten oder verbringt Zeit bei Halbbart, dem sonderbaren Fremden aus weiter Ferne, der sich im Ort niedergelassen hat.

    Halbbart „erklärt“ Sebi die Welt, das Leben und die Menschen. Er wird eine Art geistiger Lehrmeister, ich möchte fast sagen vielleicht sogar eine Art Vaterersatz für den Jungen.

    Der zunächst rätselhafte Name Halbbart, der dem Roman seinen Titel gibt, rührt daher, dass der Bart dieses klugen und in der Medizin bewanderten Fremden nur noch auf einer Seite sprießt, während die andere Hälfte seines Gesichts von Brandnarben entstellt ist.

    Der Eigenbrötler Halbbart, der im Roman nur phasenweise und mit unterschiedlicher Gewichtung eine Rolle spielt, wird z. B. aufgrund seiner Heilkünste gerufen, nachdem Sebis ältester Bruder Geni einen furchtbaren Unfall hatte und die Behandlung der örtlichen Mediziner versagt hatte.

    Einige Rezensenten sind der Meinung, dass der Titel nicht besonders passend gewählt ist, weil Halbbart im Gegensatz zu Sebi nicht durchgängig eine Rolle spielt. Meines Erachtens ist jedoch das Gegenteil der Fall.
    Da es in dem Roman unterm Strich ganz besonders um die Selbstfindung Sebis geht, bei der Halbbart eine ganz zentrale und durchgängige Rolle spielt, ist der Titel meines Erachtens nicht nur passend, sondern sogar bravourös gewählt.

    „Halbbart“ ist eine sog. „Coming-of-Age-Geschichte“, die sich vor bedeutenden und interessanten historischen Ereignissen abspielt und bei der es viele Weisheiten und Anekdoten am Rande zu entdecken und genießen gibt.

    Wir erfahren einerseits etwas über den Marchenstreit zwischen dem Kloster Einsiedeln und den Landleuten von Schwyz und andererseits etwas über die dadurch ausgelöste Schlacht am Morgarten, der ersten Schlacht zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern, die am Anfang der Schweizer Habsburgerkriege steht.

    Es geht in dem Buch um so Vieles, v. a. um Sebis Identitätsentwicklung, seine Ablösung und Suche nach sich selbst und seinem Weg, aber auch um die Macht von Kirche und Aberglauben.

    Immer wieder entdeckt man zwangsläufig, verblüfft und teilweise erschüttert Parallelen zwischen Damals und Heute, obwohl so viel Zeit dazwischen liegt.
    Einige Beispiele für solche Parallelen in der Handhabung oder auch nur, was die Bedeutung dieser Themen anbelangt, sind der Umgang mit Wahrheit und Fremdem, Vorurteile, Gewalt gegen Frauen, Gruppenzwang, Machtmissbrauch, kirchliche Heuchelei oder Auswirkungen von Glaube.
    Unsere angeborenen tiefen Reflexe und unser archaisches Funktionsmuster schlagen durch, egal ob im Mittelalter oder in der Gegenwart.
    Die Themen der Menschheit und die Gefühle der Menschen ändern sich im Grunde nur von der Gewichtung her, nicht aber, was deren Präsenz betrifft.
    Dem Leser wird hier oft der Spiegel vorgehalten.
    Meist ist das Spiegelbild nicht sehr gefällig.

    Für das wunderbare Aufzeigen dieser Parallelität und resultierenden Aktualität ziehe ich den Hut vor dem Autor.

    Um die Atmosphäre des Mittelalters spürbarer zu machen, verwendet der Autor viele Helvetismen, sprachliche Besonderheiten, mit denen ich mir ohne das ausführliche Glossar auf der Website von Diogenes manchmal etwas schwer getan hätte.
    Meist sind die schwyzerdütschen Begriffe jedoch selbsterklärend oder so gewählt, dass sie einfach in den Kontext passen.

    Der Roman ist einerseits herzerwärmend, anrührend, märchenhaft, tieftraurig und klug, andererseits grausam und schonungslos.

    Die Vielfalt an Themen und Wirkungen auf das Innenleben des Lesers ist bravourös austariert.
    Zu keinem Zeitpunkt wird es unaushaltbar, klischeehaft, langatmig oder gar langweilig.

    Sowohl die Themen, als auch die Zeit und die Charaktere werden in all ihrer Komplexität, Vielschichtigkeit und Tiefgründigkeit behandelt.

    „Halbbart“ hat mich sprachlich und inhaltlich überzeugt.
    Charles Lewinsky schreibt feinfühlig, malerisch, bildhaft, detailliert, schonungslos, manchmal lyrisch und poetisch über eine große Vielfalt an Themen.

    Das Buch regt zum Mit- und Nachdenken an und hallt nach.

    Für mich war dieser tiefgründige, abwechslungsreiche, interessante und unterhaltsame Roman ein absolutes Highligt, das ich sehr gerne weiterempfehle!
    Ich kann nun nachvollziehen, warum er auf der Longlist des deutschen Buchpreises 2020 gelandet ist.

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