Seine Serienfilme mit dem Detektiv Joe Deeds und zwei Indienfilme machten aus dem in Wien geborenen Regisseur Joe May (eig. Julius Otto Mandl, 1880-1954) einen der ersten deutschen Genre- und Actionregisseure der Filmgeschichte. Joe May begann mit Melodramen und Liebestragödien und wurde mit zwei Kriminalfilmserien berühmt: "Die geheimnisvolle Villa" (1913/14) schildert die Abenteuer des Detektivs Stuart Webb, "Das Gesetz der Mine" (1915/16) die des Detektivs Joe Deeds. Beide Serien verbanden Spannung mit Komik und sind filmhistorisch Parallelen zu den Serien, die in Frankreich von Louis Feuillade ("Fantomas", "Die Vampire") inszeniert wurden. Als Produzent erfolgreich, konnte May Talente wie E.A. Dupont, Thea von Harbou und deren Gatten Fritz Lang fördern, der für ihn schrieb und inszenierte, so den zweiteiligen Indienfilm "Das indische Grabmal" (1921), der wegen seiner hohen Kosten u.a. für Elefanten, Tiger und Ratten - zum Durchnagen der Fesseln des Helden - Aufsehen erregte. Die May-Film-AG betrieb ein Atelier in Berlin-Weißensee und ein Außengelände in Woltersdorf. Die großen Ausstattungs-, Sensations- und Exotenfilme wie "Herrin der Welt" (1919, acht Teile) oder "Veritas vincit" (1917/18) zwangen May nach der Inflation 1923 zur Umstrukturierung seiner Firma, er erlebte ein finanzielles Fiasko mit "Der Farmer aus Texas" und war ab 1925 gezwungen, für Erich Pommers Ufa-Produktionen zu arbeiten. Es entstehen "Heimkehr" und "Asphalt", 1929 einer der Höhepunkte des Filmschaffens der Weimarer Republik, ein Straßenfilm aus Berlin, der für seinen Realismus berühmt wird. 1932 wurde die May-Film AG aufgelöst. May emigrierte 1934 nach Hollywood, wo er noch im selben Jahr im Auftrag von Pommer das Musical "Music in the Air", die erste hauptsächlich von Emigranten gestaltete Produktion, inszenierte. Der Film blieb ebenso erfolglos wie die Nathaniel-Hawthorne-Verfilmung "The House of the Seven Gables" (1940) und die Kriegskomödie "Johnny Doesn't Live Here Anymore" (1944). May, der in seiner Jugend das Leben eines Playboys geführt und das elterliche Vermögen restlos durchgebracht hatte, war ein Lebenskünstler, der 1902 die Operettensängerin Hermine Pfleger heiratete, die 1917 unter dem Namen Mia May eine Karriere beim Film begann, in den Filmen ihres sich jetzt Joe May nennenden Mannes populär wurde und nach dem Selbstmord von Tochter Eva Maria 1923 keinen Film mehr drehte. Joe und Mia betrieben in Berlin das Restaurant "Piowati" und eröffneten 1949 in Los Angeles das Restaurant "The Blue Danube", das nach wenigen Wochen schließen musste.
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