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  • 4 Sterne

    Stefany P., 01.03.2020 bei bewertet

    “Man muss kämpfen. Um jedes Wort. Jeden Zentimeter. Nichts aufgeben. Keine Silbe, keinen Konsonanten. Was bleibt, wenn die Sprache nicht mehr da ist?“

    In diesem überschaubaren Roman schafft De Vigan es zu berühren und bringt zu verstehen, wie bedeutsam und befreiend es sein kann, seine Dankbarkeit und Wertschätzung bewusst zu äußern, bevor die Zeit uns einholt. Aus drei Blickwinkeln erfahren wir, wie flüchtig uns der Gedanke der Dankbarkeit erscheint, bis wir damit konfrontiert werden, uns mit dem auseinanderzusetzen, was wir im Stillen mit uns getragen haben.

    Trotz ihres Leidens an Paraphrasie, dem Verlust der Worte und die Enge die die Protagonistin Michka widerfährt, seit sie nicht mehr selbstständig für sich sorgen kann und in einem Seniorenheim lebt, ist die bemerkenswerte starke Frau charmant und lebendig. Ihr Wortschatz und die Kontrolle verschmälern sich, doch ihr Esprit und ihre Persönlichkeit bleiben bis zu den letzten Seiten erhalten, welche ebenfalls auf Marie und Jérome abfärben.

    Die Themen sind ernst, doch die Geschichte hat auch simple und schöne Momente, und bringt ein hervorragendes Zusammenspiel von Charakteren. Es erzählt vom Älterwerden, dem Verlust der Selbstbestimmtheit und ist geprägt von allem was wir mit uns tragen und noch mitteilen wollen.

    Das Buch ist poetisch und echt, einfach in seiner Sprache und dennoch mitreißend. In wenigen Sätzen und in einem schmalen Rahmen entsteht eine Atmosphäre von Mitgefühl und Zuneigung, von Traurigkeit und Hoffnung. Was zählt, was bewegt und was bleibt.

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  • 4 Sterne

    Cosmea, 06.04.2020

    Der Verlust der Sprache
    Michèle Seld, genannt Michka ist zu alt, um noch allein in ihrer Wohnung zu leben. Die junge Marie, um die sich Michka liebevoll gekümmert hat, als sie ein Kind war und unter schwierigen Verhältnissen aufwuchs, beschafft ihr einen Platz in einem Heim. Michka fällt die Umstellung auf den streng reglementierten Heimbetrieb schwer. Ihr größtes Problem ist jedoch der Verlust der Sprache. Immer wieder fällt ihr im entscheidenden Moment das treffende Wort nicht ein und sie benutzt ein ähnlich klingendes, was zu unfreiwilliger Komik führt und oft unverständlich ist. Diese Entwicklung ist besonders schmerzlich für die alte Frau, weil sie ihr Leben lang im Verlagswesen gearbeitet hat und Sprache immer ihr Werkzeug war. Diese Entwicklung kann auch Jérôme, ihr Sprachtherapeut nicht aufhalten. Michka hat noch eine Sache im Leben zu erledigen: Sie sucht nach dem Paar, das ihr in ihrer Kindheit das Leben gerettet hat, als ihre Eltern deportiert wurden. Ihre Suche mit Hilfe von Annoncen war bis dahin erfolglos, weil sie nur die Vornamen kennt. Jérôme, der eine tiefe Beziehung zu dieser Patientin aufgebaut hat, unterstützt sie bei ihrer Suche.
    In diesem sehr berührenden Roman zeigt die Autorin, wie wichtig mitmenschliches Verhalten ist. Wir müssen Dankbarkeit und Zuneigung zeigen und dürfen damit nicht warten, bis es zu spät ist.
    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, obwohl frühere Werke, z.B. Ich hatte vergessen, dass ich verletzlich bin oder Das Lächeln meiner Mutter mich noch mehr beeindruckt haben.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 05.06.2020

    Berührende Geschichte über das Altwerden

    Michka verliert im Alter die Worte, sie ist von Aphasie bedroht. Nach einem Sturz wird klar, dass sie nicht mehr allein zu Hause wohnen kann, sondern in ein Heim muss. Sie tut sich schwer damit, ihre Selbständigkeit verloren zu haben, zugleich beschäftigt sie die Suche nach einem Ehepaar, das sie im zweiten Weltkrieg bei sich aufgenommen und dadurch ihr Leben gerettet hat. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, und der Logopäde des Heims unterstützen sie bei ihrer Suche nach dem Ehepaar.

    Es ist eine ergreifende Geschichte, von der Autorin Delphine de Vigan einfühlsam erzählt. Der Leser kann sich sehr gut einfühlen in Michkas verzweifelte Suche nach all dem, was sie verloren hat. Die Autorin hat dieses Verlorensein sprachlich genial umgesetzt, auch wenn das den Lesefluss etwas gehemmt hat. Wenn sie als Fazit schreibt „Alt werden heißt verlieren lernen.“ (etwa in der Mitte der Erzählung), kann dies der Leser schnell nachvollziehen und vermutlich durch eigene Erfahrungen im Bekanntenkreis unterschreiben.

    Diese berührende Geschichte empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    yellowdog, 12.03.2020 bei bewertet

    einfühlsam

    Mishka, 1935 geboren, leidet im Alter an einer Sprachstörung, was sie sehr belastet. Sie droht, sich selbst zu verlieren.
    2 Menschen besuchen sie oft. Ihre Vertraute, Marie, die schwanger wird und Jerome, ein Logopäde.

    Es ist ein relativ kurzes Buch, das jedoch sprachlich viel bietet.
    Mishkas Aphasie beeinflusst auch den Stil des Buches. Als Leser liest man den Text so, wie Mishka spricht, halt sehr verkürzt und oft mit falschen Worten.
    Jeorme versucht in seiner Behandlung auf die fehlenden Worte Mishkas einzugehen, aber es ist ein nicht m ehr aufzuhaltender Prozess.

    Ich muss sagen, mich hat Mishkas Zustand betroffen gemacht.
    Doch sehe ich den Text natürlich nicht als Betroffenheitsliteratur sondern einfach als einen einfühlsamen Roman.

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  • 4 Sterne

    yellowdog, 12.03.2020

    einfühlsam

    Mishka, 1935 geboren, leidet im Alter an einer Sprachstörung, was sie sehr belastet. Sie droht, sich selbst zu verlieren.
    2 Menschen besuchen sie oft. Ihre Vertraute, Marie, die schwanger wird und Jerome, ein Logopäde.

    Es ist ein relativ kurzes Buch, das jedoch sprachlich viel bietet.
    Mishkas Aphasie beeinflusst auch den Stil des Buches. Als Leser liest man den Text so, wie Mishka spricht, halt sehr verkürzt und oft mit falschen Worten.
    Jeorme versucht in seiner Behandlung auf die fehlenden Worte Mishkas einzugehen, aber es ist ein nicht m ehr aufzuhaltender Prozess.

    Ich muss sagen, mich hat Mishkas Zustand betroffen gemacht.
    Doch sehe ich den Text natürlich nicht als Betroffenheitsliteratur sondern einfach als einen einfühlsamen Roman.

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  • 4 Sterne

    Pedi, 22.05.2020

    Eine alte Dame am Ende ihres sehr eigenständig geführten Lebens und eine Dankbarkeit, die sie nie aussprechen konnte.
    Eine junge Frau, die sie aus Dankbarkeit begleitet.
    Delphine de Vigan webt daraus ein Kammerspiel von großer Zurückhaltung und Wärme. Ihr geht es um die Würde, die in jedem Leben bis ans Ende steckt. Auch wenn das Alter den einen oder anderen Stolperstein dazwischen wirft.
    „Alt werden heißt verlieren lernen. Heißt jede oder fast jede Woche ein weiteres Defizit, eine weitere Beeinträchtigung, einen weiteren Schaden verkraften müssen.“
    Mich hat die Autorin mit ihrem schmalen Buch sehr erreicht.

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  • 3 Sterne

    Miriam G., 11.03.2020

    De Vigans bislang schwächstes Buch
    Michka verliert jeden Tag: Wörter, aber nicht ihre Erinnerung. Auch in körperlicher Hinsicht macht ihr das Alter zu schaffen – ebenso wie die Einsamkeit, die auch die junge Marie – eine Art Ziehtochter – nicht völlig vertreiben kann. Abwechslung bildet der Besuch des Logopäden Jeromé, der Michka so gut es geht dabei hilft, dass der Sprachverlust so langsam wie möglich vonstattengeht.
    Dankbarkeiten schont den Leser nicht mit schweren Themen: Altern, Demenz, Nationalsozialismus, Verlassenwerden, Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit – all das bringt Delphine de Vigan auf nur etwa 160 Seiten zum Ausdruck. Insgesamt ist die Stimmung des Romans sehr traurig, selbst die eigentlich erfreulichen Dinge wie Schwangerschaft bekommen einen düsteren Unterton.
    Gut hat mir bei dem Roman die feine, klare Sprache gefallen. Mit nur wenigen Worten gelingt es dem Leser so, die Emotionen und die körperliche Verfassung der Protagonisten nachzuvollziehen. Auch fand ich es sehr beeindruckend, wie gekonnt die Autorin die zunehmende Aphasie von Michka sprachlich dargestellt hat.
    Trotz der sprachlichen Feinheit und der an sich sehr interessanten Hauptstory, könnte mich der Roman jedoch nicht völlig überzeugen: Ich bin eine großer Fan von Delphine de Vigans Romanen: Trotz der geringen Seitenanzahl gelingt es ihr, dass der Leser tief in die Geschichte eintaucht und für kurze Zeit völlig mit den handelnden Personen „mitlebt“ und diese intensiv begleitet. Das ist leider bei Dankbarkeiten nicht der Fall: Die Perspektiven wechseln viel zu schnell, die ganze Handlung bleibt trotz des ernsten Themas irgendwie sehr oberflächlich. Auch die Geschichte mit dem Ehepaar, die Michka als Kind bei sich aufnahmen und deren plötzliches Wiederfinden, ist sehr konstruiert und wirkt etwas gewollt. So ist beispielsweise Loyalitäten um Welten besser!

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  • 3 Sterne

    Julia L., 25.05.2020 bei bewertet

    Es geht besser

    Versteht mich nicht falsch, dieses Buch ist nicht schlecht geschrieben!

    Tatsächlich hat Delphine de Vigan gewohnt einfühlsam und sprachgewandt die Geschichte der älteren Michka erzählt, der dank Aphasie langsam die Wörter verloren gehen. Dabei möchte sie sich so gerne noch bei dem Ehepaar bedanken, das sie in den Wirren des zweiten Weltkrieges aufgezogen und beschützt hat.

    Wie gesagt, die Geschichte ist berührend und liest sich schnell weg. Allerdings fehlt ihr irgendwie die Bildgewalt, die man von Vigans Büchern gewohnt ist. Die Erzählung beginnt etwas schwerfällig und zerfasert oft (was vielleicht auch an Michkas Erkrankung liegt), erreicht erst gegen Ende die Eindringlichkeit, die man bei diesem Titel und dem dazu gehörenden Klappentext erwartet.

    Und auch die Hintergrundgeschichte finde ich etwas zu knapp abgefertigt und genau aus diesem Grund fast unnötig. Allein den Umgang mit Michkas Erkrankung zu schildern, hätte für dieses Buch vollkommen ausgereicht. Die daran angeknüpfte Verarbeitung von Kindheitserlebnissen hätte es für mein Empfinden nicht gebraucht.

    Fazit:
    Bei jedem anderen Schriftsteller wäre ich mit dem Buch zufrieden gewesen, von Delphine de Vigan aber erwarte ich einfach mehr Finesse.

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  • 3 Sterne

    S.G., 08.08.2020 bei bewertet

    Für kurzweilige Stunden
    Mischka, die an einer speziellen Form der Demenz leidet, verliert nach und nach ihren Wortschatz. Auch in ihren Träumen werden ihre Verlustängste deutlich.
    Mischka kann nicht mehr alleine leben und kommt in eine Pflegeeinrichtung.
    Marie, wie eine Tochter für die alte Dame, und ein junger Mann, Angestellter Logopäde, kümmern sich rührend um sie.
    Eine alte Schuld lässt Mischka keine Ruhe. Sie möchte sie begleichen und Marie hilft ihr dabei.

    Ich hatte unmittelbar vor der Lektüre von "Dankbarkeiten" den Vorgängerroman "Loyalitäten" von Delphine de Vigan gelesen.
    Für mich war "Dankbarkeiten" sowohl was die Figuren, als auch was die Handlung an sich betraf, weitaus weniger bemerkenswert.
    Die Charaktere hätten für mich noch stärker herausgearbeitet werden können und die Dialoge wirkten manchmal etwas unpassend und gewollt.

    Alles in allem aber ein schönes Buch mit dem man kurzweilige Stunden verbringen kann.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 10.03.2020

    Ihr Leben lang hat sie mit Worten gearbeitet, als Journalistin und Korrektorin, doch nun entweichen sie ihr, verschwinden einfach, die falschen tauchen auf, wo sie nicht sollen. Michèle Seld, genannt Michka, muss sich der Wahrheit stellen: sie kann nicht mehr alleine wohnen, muss ihre Unabhängigkeit aufgeben. Marie, um die sich Michka häufig gekümmert hat als das Mädchen klein war, ist nun diejenige, die sich um Michka kümmert und sie ins Wohnheim begleitet. Die Umstellung fällt der alten Dame schwer, sie entwickelt Wahnvorstellungen, fühlt sich vom Personal und den anderen Bewohnern bedroht und wird zunehmend ängstlicher. Aber einen Wunsch hat sie noch, so viel kann sie dem Logopäden Jérôme mitteilen: sie will denjenigen danken, die sie einst gerettet und beschützt haben.

    Delphine de Vigan hat mit ihrem Roman „Dankbarkeiten“ eine Hommage an all jene geschrieben, die die Alten und Gebrechlichen nicht vergessen, sondern sie in den letzten Jahren zugewandt und fürsorglich begleiten, um den Abschied vom Leben möglichst angenehm zu gestalten. Wie schwer dieser Weg für die Betroffenen ist, wird am Beispiel von Michka unmittelbar klar. Das, was ihr besonders wichtig war, droht sie nun zu verlieren: den scharfen Verstand, die Worte, die Kommunikationsfähigkeit mit der Welt. All dies ist aber kein Grund, das Wesentliche zwischen den Menschen zu vergessen, Michka hält durch, bis erledigt ist, was noch getan werden muss: Dank aussprechen.

    Ein kurzer Roman, der viele offenen Stellen bietet, die man als Leser füllen kann. Wie will man seinen Lebensabend zubringen, wie geht man damit um, wenn man seine Eigenständigkeit verliert und auf andere angewiesen ist? Allein die Hilflosigkeit ist schon gedanklich schwer zu ertragen, ebenso das vertraute Umfeld verlassen zu müssen, um in fremder Umgebung mit fremden Menschen leben zu müssen und das zu einem Zeitpunkt, wo man sich an alles Bekannte klammert, weil dies noch Halt bietet.

    Die Gespräche zwischen Michka und Jérôme bringen aber auch diesen zum Nachdenken. So manches Porzellan wird zu Lebzeiten zerschlagen, aber kann und sollte man nicht über den Scherben stehen? Es braucht vielleicht die Erkenntnis, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um diesen Punkt zu erreichen.

    Michkas Aphasie wirkt natürlich bisweilen charmant, gerade dieses stelle ich mir jedoch als besonders belastend vor. Zwar kompensieren Marie und Jérôme hervorragend, aber das Gefühl sich zunehmend nicht mehr verständlich zu machen und selbst auch die Welt nur noch begrenzt zu verstehen, schmerzt doch ungeheuerlich. Ihre Lebensgeschichte wird nur angerissen, das Schicksal des jüdischen Mädchens, das gerettet werden konnte, trotz aller Widrigkeiten. Es wäre eine interessante Geschichte gewesen und genau dadurch, dass Delphine de Vigan sie nicht erzählt, wird umso deutlicher, was wir verlieren, wenn wir den Menschen nicht zuhören und ihre Erinnerungen nicht bewahren. Auch wenn man den Roman recht rasch gelesen hat, ist er doch einer, der noch nachwirkt und bei einem bleibt, auch wenn die letzte Seite umgeblättert wurde.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 06.03.2020

    „Es lässt sich nichts mehr teilen. Und jeder ihrer Versuche fällt in einen bodenlosen Brunnen, aus dem nie mehr etwas geborgen werden kann. Sie sucht in meinem Blick nach einen Indiz, einem Schlüssel, einen Umweg zum Ziel. Doch mein Blick bietet keine Hilfe, keine Umleitung. Die Straße ist gesperrt. Der Faden des Austauschs mit den anderen reißt. Das Schweigen siegt. Und nichts hält sie mehr zurück.“

    Inhalt

    Mischka Seld lebt nun in fortgeschrittenen Lebensjahren in einem Pflegeheim, da sie nicht mehr in der Lage ist allein klarzukommen, ihr Gedächtnis oder vielmehr die Sprache selbst kommt ihr abhanden. Zunächst sind es nur einzelne Wörter, bald fehlen ihr die Sätze, zum Schluss kann sie ihre Gedanken nicht mehr in Worte fassen. Das Alter mit seinen unerbittlichen Folgen hat sich eingenistet und zersetzt langsam aber stetig all das, was die junge Mischka, die selbstständige, energische Frau mit dem großen Herzen ausgemacht hat. An ihrer Seite gibt es nur noch zwei Menschen: zum einen Marie, eine junge Frau, die in ihrer Kindheit oft bei Mischka Zuflucht gesucht hat, wenn ihre eigene Mutter wieder einmal tagelang nicht da war, die damals und heute wie die Tochter der Betroffenen agiert und die sich nun schweren Herzens von dieser Frau verabschieden muss, die ihr immer eine Stütze war und zum anderen den Logopäden Jérome, der sich auf den Spracherhalt alter Menschen spezialisiert hat und mit ihnen kleine Übungen gegen das Vergessen unternimmt. Diese beiden treten als die Erzähler einer Geschichte auf, die den Lebensabend einer Frau miterleben und sich selbst dadurch in einem anderen Licht wahrnehmen. Und so entwickelt sich ein zartes Geflecht aus menschlicher Zuneigung, bei dem eine Person verliert und zwei andere gewinnen.

    Meinung

    Bereits im vergangenen Jahr war ich vom Roman „Loyalitäten“ der französischen Autorin Delphine de Vigan restlos begeistert, so dass ich sehr hoffnungsfroh und motiviert in diese Lektüre gestartet bin, immer in Erwartung einer ähnlich tiefsinnigen Handlung. Und ganz klar, auch „Dankbarkeiten“ trifft mitten in mein Leserherz und beleuchtet den Lebensabschnitt des Alters auf ungeschönte aber nicht restlos pessimistische Art und Weise. Vielmehr zielt diese kleine Erzählung auf die Notwendigkeit menschlicher Beziehungen ab, den gemeinsamen Austausch zwischen den verschiedenen Generationen und den unbedingten Hinweis, sich möglichst früh darüber Gedanken zu machen, wer oder was man im Alter sein möchte und welche Spuren auch dann noch sichtbar sein werden, wenn man nicht mehr lebt.

    Sprachlich besticht das Buch mit einem klaren, aussagekräftigen Text, in dem generelle Sachverhalte ebenso wie Emotionen Platz finden. Gerade durch die beiden jüngeren Erzähler entsteht eine gewisse Perspektivenvielfalt, die nicht nur Mischkas Leben in den Mittelpunkt rückt, sondern auch Aspekte aus den Lebenswegen von Marie und Jérome. Die Leere, die entsteht, wenn alle Wörter verschwinden wird ganz besonders durch die wörtliche Rede sichtbar, bei der die alte Frau zunächst noch bestmöglich versucht sich zu artikulieren, schließlich nur noch Wortsilben bildet und letztlich aufgibt, anderen irgendetwas mitteilen zu wollen.

    So wirkt der Grundtenor des Romans sehr traurig, was er letztlich auch ist aber niemals so bedrückend und schwermütig, dass es nicht auszuhalten wäre. Die Autorin schafft es immer genau im richtigen Moment von der Einzelsituation in allgemeine Aussagen zu wechseln oder umgekehrt das Schicksal Vieler auf ein Menschenleben zu reduzieren. Durch diesen Schachzug wirkt der Roman authentisch, greifbar und im richtigen Maße ausgleichend, so dass es geradezu zwingend notwendig erscheint, eigene Erfahrungen und Meinungen auf die Waage zu legen und mit dem Inhalt des Buches abzugleichen. Vor allem die generalistischen Aussagen über das Alter haben mich sehr nachdenklich gestimmt, weil man dem nur schwer etwas hinzufügen kann: „Alt werden heißt verlieren lernen. Das verlieren, was einem geschenkt wurde, was man gewonnen, was man verdient, wofür man gekämpft und woran man geglaubt hat, man würde es für immer behalten. Sich neu anpassen. Sich neu organisieren. Ohne zurechtkommen. Darüber hinweggehen. Nichts mehr zu verlieren haben.“

    Fazit

    Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne für mein erstes Highlight 2020, einen Roman über das Leben selbst, das Alter im Besonderen und die Kraft der Einflussnahme nahestehender Menschen auf das Seelenheil anderer. Sicherlich fällt dieser Roman schon inhaltlich genau in mein Beuteschema, denn Bücher über den emotionalen Verlust diverser Dinge und Menschen lese ich ausgesprochen gerne, doch davon unabhängig schafft er es auch zärtlich zu berichten, warmherzig zu erzählen und letztlich eine gewisse Hoffnung zu beleben, über Spuren, die Menschen hinterlassen. Ich empfehle das Buch all jenen Lesern, die Traurigkeit gepaart mit Menschlichkeit mögen, die gerne mitfühlen und erleben, wie sich Protagonisten entwickeln und über sich hinauswachsen und die andererseits genügend Realitätssinn schätzen, um einzusehen das die Existenz zwar endlich, das Leben aber nicht umsonst ist.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    nicigirl85, 26.03.2020

    Titel: Wenn die Worte fehlen...

    Als ich auf dieses Buch stieß, da hatte ich das Gefühl, dass mich etwas Besonderes erwartet. Doch was ich bekam, hat meine Erwartungen übertroffen.

    In der Geschichte geht es um die alleinstehende Michka, die spürt, dass sich etwas verändert in ihrem Leben. Albträume quälen sie und immer mehr fallen ihr Worte nicht mehr ein. Wird ihr der Umzug in ein Seniorenheim helfen?

    Interessant fand ich, dass die Handlung nicht über Michka selbst dem Leser nahe gebracht wird, sondern über Jerome und Marie, die immer im Wechsel als Ich- Erzähler agieren und dem Leser aufzeigen wie stark sie sich verändert. Während Logopäde Jerome eher losen Kontakt zu Michka hat, besteht zwischen ihr und Marie eine sehr enge Bindung, da sie Marie in jungen Jahren sehr geholfen hat.

    Mich hat es tief berührt zu lesen wie die Demenz bei Michka immer mehr voranschreitet und was für Einschränkungen dadurch in ihrem Leben entstehen. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Auch zeigt es, dass die Veränderungen nicht nur nahen Verwandten auffällt, sondern auch Fremden. Auch mochte ich das Einflechten von Michkas Vergangenheit sehr, da man spürt wieviel sie bereits durchgemacht hat und jetzt noch durchmachen muss.

    Ebenso musste ich an meine Eltern denken, die zwar derzeit noch nicht in dem Alter sind, dass sie daran leiden könnten, aber ich würde mir nach dieser Lektüre wünschen, dass sie genau dieses Schicksal nicht ereilt.

    Gut fand ich zudem, dass die Autorin auch den Nebenfiguren Raum gibt.

    Der Autorin gelingt es mit diesem Buch sehr intensiv das Schicksal einer Demenzkranken aufzuzeigen und das nicht abschätzend oder abwertend, sondern mit einer direkten, ansprechenden Sprache, die berührt und wachrüttelt. Man spürt die Wichtigkeit dieses Themas und dass man viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Betroffenen benötigt.

    Das Ende hatte ich so nicht kommen sehen. Geschockt musste ich die Lektüre daher sacken lassen, bevor ich dazu nun etwas schreiben konnte.

    Fazit: Ein Roman, der mich emotional gepackt und einige Tränen eingefordert hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Eine Bereicherung im Bücherregal.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 10.03.2020 bei bewertet

    Ihr Leben lang hat sie mit Worten gearbeitet, als Journalistin und Korrektorin, doch nun entweichen sie ihr, verschwinden einfach, die falschen tauchen auf, wo sie nicht sollen. Michèle Seld, genannt Michka, muss sich der Wahrheit stellen: sie kann nicht mehr alleine wohnen, muss ihre Unabhängigkeit aufgeben. Marie, um die sich Michka häufig gekümmert hat als das Mädchen klein war, ist nun diejenige, die sich um Michka kümmert und sie ins Wohnheim begleitet. Die Umstellung fällt der alten Dame schwer, sie entwickelt Wahnvorstellungen, fühlt sich vom Personal und den anderen Bewohnern bedroht und wird zunehmend ängstlicher. Aber einen Wunsch hat sie noch, so viel kann sie dem Logopäden Jérôme mitteilen: sie will denjenigen danken, die sie einst gerettet und beschützt haben.

    Delphine de Vigan hat mit ihrem Roman „Dankbarkeiten“ eine Hommage an all jene geschrieben, die die Alten und Gebrechlichen nicht vergessen, sondern sie in den letzten Jahren zugewandt und fürsorglich begleiten, um den Abschied vom Leben möglichst angenehm zu gestalten. Wie schwer dieser Weg für die Betroffenen ist, wird am Beispiel von Michka unmittelbar klar. Das, was ihr besonders wichtig war, droht sie nun zu verlieren: den scharfen Verstand, die Worte, die Kommunikationsfähigkeit mit der Welt. All dies ist aber kein Grund, das Wesentliche zwischen den Menschen zu vergessen, Michka hält durch, bis erledigt ist, was noch getan werden muss: Dank aussprechen.

    Ein kurzer Roman, der viele offenen Stellen bietet, die man als Leser füllen kann. Wie will man seinen Lebensabend zubringen, wie geht man damit um, wenn man seine Eigenständigkeit verliert und auf andere angewiesen ist? Allein die Hilflosigkeit ist schon gedanklich schwer zu ertragen, ebenso das vertraute Umfeld verlassen zu müssen, um in fremder Umgebung mit fremden Menschen leben zu müssen und das zu einem Zeitpunkt, wo man sich an alles Bekannte klammert, weil dies noch Halt bietet.

    Die Gespräche zwischen Michka und Jérôme bringen aber auch diesen zum Nachdenken. So manches Porzellan wird zu Lebzeiten zerschlagen, aber kann und sollte man nicht über den Scherben stehen? Es braucht vielleicht die Erkenntnis, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um diesen Punkt zu erreichen.

    Michkas Aphasie wirkt natürlich bisweilen charmant, gerade dieses stelle ich mir jedoch als besonders belastend vor. Zwar kompensieren Marie und Jérôme hervorragend, aber das Gefühl sich zunehmend nicht mehr verständlich zu machen und selbst auch die Welt nur noch begrenzt zu verstehen, schmerzt doch ungeheuerlich. Ihre Lebensgeschichte wird nur angerissen, das Schicksal des jüdischen Mädchens, das gerettet werden konnte, trotz aller Widrigkeiten. Es wäre eine interessante Geschichte gewesen und genau dadurch, dass Delphine de Vigan sie nicht erzählt, wird umso deutlicher, was wir verlieren, wenn wir den Menschen nicht zuhören und ihre Erinnerungen nicht bewahren. Auch wenn man den Roman recht rasch gelesen hat, ist er doch einer, der noch nachwirkt und bei einem bleibt, auch wenn die letzte Seite umgeblättert wurde.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 06.03.2020 bei bewertet

    „Es lässt sich nichts mehr teilen. Und jeder ihrer Versuche fällt in einen bodenlosen Brunnen, aus dem nie mehr etwas geborgen werden kann. Sie sucht in meinem Blick nach einen Indiz, einem Schlüssel, einen Umweg zum Ziel. Doch mein Blick bietet keine Hilfe, keine Umleitung. Die Straße ist gesperrt. Der Faden des Austauschs mit den anderen reißt. Das Schweigen siegt. Und nichts hält sie mehr zurück.“

    Inhalt

    Mischka Seld lebt nun in fortgeschrittenen Lebensjahren in einem Pflegeheim, da sie nicht mehr in der Lage ist allein klarzukommen, ihr Gedächtnis oder vielmehr die Sprache selbst kommt ihr abhanden. Zunächst sind es nur einzelne Wörter, bald fehlen ihr die Sätze, zum Schluss kann sie ihre Gedanken nicht mehr in Worte fassen. Das Alter mit seinen unerbittlichen Folgen hat sich eingenistet und zersetzt langsam aber stetig all das, was die junge Mischka, die selbstständige, energische Frau mit dem großen Herzen ausgemacht hat. An ihrer Seite gibt es nur noch zwei Menschen: zum einen Marie, eine junge Frau, die in ihrer Kindheit oft bei Mischka Zuflucht gesucht hat, wenn ihre eigene Mutter wieder einmal tagelang nicht da war, die damals und heute wie die Tochter der Betroffenen agiert und die sich nun schweren Herzens von dieser Frau verabschieden muss, die ihr immer eine Stütze war und zum anderen den Logopäden Jérome, der sich auf den Spracherhalt alter Menschen spezialisiert hat und mit ihnen kleine Übungen gegen das Vergessen unternimmt. Diese beiden treten als die Erzähler einer Geschichte auf, die den Lebensabend einer Frau miterleben und sich selbst dadurch in einem anderen Licht wahrnehmen. Und so entwickelt sich ein zartes Geflecht aus menschlicher Zuneigung, bei dem eine Person verliert und zwei andere gewinnen.

    Meinung

    Bereits im vergangenen Jahr war ich vom Roman „Loyalitäten“ der französischen Autorin Delphine de Vigan restlos begeistert, so dass ich sehr hoffnungsfroh und motiviert in diese Lektüre gestartet bin, immer in Erwartung einer ähnlich tiefsinnigen Handlung. Und ganz klar, auch „Dankbarkeiten“ trifft mitten in mein Leserherz und beleuchtet den Lebensabschnitt des Alters auf ungeschönte aber nicht restlos pessimistische Art und Weise. Vielmehr zielt diese kleine Erzählung auf die Notwendigkeit menschlicher Beziehungen ab, den gemeinsamen Austausch zwischen den verschiedenen Generationen und den unbedingten Hinweis, sich möglichst früh darüber Gedanken zu machen, wer oder was man im Alter sein möchte und welche Spuren auch dann noch sichtbar sein werden, wenn man nicht mehr lebt.

    Sprachlich besticht das Buch mit einem klaren, aussagekräftigen Text, in dem generelle Sachverhalte ebenso wie Emotionen Platz finden. Gerade durch die beiden jüngeren Erzähler entsteht eine gewisse Perspektivenvielfalt, die nicht nur Mischkas Leben in den Mittelpunkt rückt, sondern auch Aspekte aus den Lebenswegen von Marie und Jérome. Die Leere, die entsteht, wenn alle Wörter verschwinden wird ganz besonders durch die wörtliche Rede sichtbar, bei der die alte Frau zunächst noch bestmöglich versucht sich zu artikulieren, schließlich nur noch Wortsilben bildet und letztlich aufgibt, anderen irgendetwas mitteilen zu wollen.

    So wirkt der Grundtenor des Romans sehr traurig, was er letztlich auch ist aber niemals so bedrückend und schwermütig, dass es nicht auszuhalten wäre. Die Autorin schafft es immer genau im richtigen Moment von der Einzelsituation in allgemeine Aussagen zu wechseln oder umgekehrt das Schicksal Vieler auf ein Menschenleben zu reduzieren. Durch diesen Schachzug wirkt der Roman authentisch, greifbar und im richtigen Maße ausgleichend, so dass es geradezu zwingend notwendig erscheint, eigene Erfahrungen und Meinungen auf die Waage zu legen und mit dem Inhalt des Buches abzugleichen. Vor allem die generalistischen Aussagen über das Alter haben mich sehr nachdenklich gestimmt, weil man dem nur schwer etwas hinzufügen kann: „Alt werden heißt verlieren lernen. Das verlieren, was einem geschenkt wurde, was man gewonnen, was man verdient, wofür man gekämpft und woran man geglaubt hat, man würde es für immer behalten. Sich neu anpassen. Sich neu organisieren. Ohne zurechtkommen. Darüber hinweggehen. Nichts mehr zu verlieren haben.“

    Fazit

    Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne für mein erstes Highlight 2020, einen Roman über das Leben selbst, das Alter im Besonderen und die Kraft der Einflussnahme nahestehender Menschen auf das Seelenheil anderer. Sicherlich fällt dieser Roman schon inhaltlich genau in mein Beuteschema, denn Bücher über den emotionalen Verlust diverser Dinge und Menschen lese ich ausgesprochen gerne, doch davon unabhängig schafft er es auch zärtlich zu berichten, warmherzig zu erzählen und letztlich eine gewisse Hoffnung zu beleben, über Spuren, die Menschen hinterlassen. Ich empfehle das Buch all jenen Lesern, die Traurigkeit gepaart mit Menschlichkeit mögen, die gerne mitfühlen und erleben, wie sich Protagonisten entwickeln und über sich hinauswachsen und die andererseits genügend Realitätssinn schätzen, um einzusehen das die Existenz zwar endlich, das Leben aber nicht umsonst ist.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 27.04.2020

    Hier habe ich innerhalb von einem Tag ein Büchlein (166 Seiten) gelesen, welches es aber wieder in sich hat. Es wurde von einer richtig guten, jetzt wahrscheinlich zu einer Lieblingsautorin werdenden französischen Schriftstellerin, von Delphine de Vigan geschrieben. Denn diese Autorin fasziniert mich in ihrer Art zu schreiben und ebenso in ihrer Art zu beobachten. Aus ihr wäre meiner Meinung nach eine sehr gute Psychologin geworden, sie beobachtet die Menschen und ihr Tun in einer wunderbaren Akribie und dröselt ihr Handeln und Empfinden in meinen Augen perfekt auf. Aber ich bin natürlich nicht böse, dass sie schlussendlich in der schreibenden Zunft gelandet ist, denn so haben viele andere ebenso Begeisterte und ich etwas von ihr.

    Dieses Buch beinhaltet einen empathischen Blick auf das Altern und das Vergessen, ein Buch, dass ich jeder Pflegenden dringend empfehlen möchte! Aber nicht nur jede Pflegende wird hier lernen und begeistert sein, jeder von uns ist hier angesprochen. Denn wir haben alle alternde Angehörige und an uns selbst wird das Altern auch nicht vorbei gehen, natürlich nur, wenn wir Glück haben. Delphine de Vigan blickt hier auf die alt gewordene Michèle Seld, kurz Michka, die mit den Verlusten, die das Alter mit sich bringt, klarkommen muss. Diese alte Dame wächst einem ans Herz! Ebenso zu Wort kommen Marie, die Ziehtochter Michkas und Jerome, der Logopäde Michkas. Es entsteht ein absolut liebevoller und einfühlsamer Blick auf das Altern, auf eine Zeit der Verluste. Dieser Blick kommt von verschiedenen Seiten, etwas was diesem Buch und dem Leser richtig gut tut. Man gerät selbst ins Sinnieren. Denn das Altern ist ja etwas, was uns allen passiert und uns auch umgibt. "Dankbarkeiten" ist ebenso ein Buch, was eine gewisse Hilfe bietet, bei diesem doch angstmachenden Thema.

    Das ist etwas, was diese Ausnahmeautorin absolut treffend kann, sezierend beobachten und empathisch schreiben. Dieses Buch trifft den Leser und genau das macht auch gute Bücher aus. Sie treffen dich und machen etwas mit dir. Schon bei ihrem anderen, von mir gelesenen Buch, "Das Lächeln meiner Mutter" fiel mir ihre großartige und sehr nahe gehende Art zu schreiben auf und auch hier landete die Autorin einen Volltreffer bei mir. Und auch für "Dankbarkeiten" bekommt diese Ausnahmeautorin 5 strahlend schöne Sterne und einen tosenden Applaus von mir!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 27.05.2020 bei bewertet

    Ein leises Buch über zwischenmenschliche Missstände. Ein dramatischer und einzigartiger Roman über die Arten der Dankbarkeiten. Wer sensible Bücher voll menschlicher Zwischentöne mag, wird bei Delphine de Vigan gut aufgehoben sein. Dem an Seiten knappen Roman fehlt es nicht an Tiefgang. Klug, genau und dicht beobachtet die Autorin das Verhalten unterschiedlicher Personen untereinander. Im Mittelpunkt steht Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden und in hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust der Selbstständigkeit. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist ein langersehnter, unerfüllter Wunsch, die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können. Eine starke Geschichte, die einen nicht einfach so loslässt. Sie macht Mut, auch wenn nicht immer alles glatt geht und uns am Ende alle die Realität wieder einholt. Ein dramatischer, intensiver und großartig geschriebener Roman, der berührt und auch über die letzte Seite hinaus noch nachwirkt. Vielleicht wäre unsere Welt ein klein wenig besser, wenn wir alle ein wenig mehr Idealismus zeigen würden. Wie in so vielen ihrer Werke schreibt die Autorin auch in diesem Buch schonungslos und voller Feingefühl über ein schwieriges Thema. Delphine de Vigan ist eine wunderbare Autorin. Sie gehört zweifellos zu den besten Erzählerinnen, die man derzeit entdecken kann. Klarsichtig und scharfsinnig zeigt Delphine de Vigan, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und zugleich würdigt sie in "Dankbarkeiten" all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind. Dieses wunderschöne Buch verführt mit Emotionalität und einer leisen Sprache. Eindrücklich geschilderte Geschichte, nachvollziehbar und anrührend. Eindrucksvoll taucht die Autorin in die Psyche der jeweiligen Figur ein. Sehr lesenswert! Ein Roman von gewaltiger Erzählkunst für jung und alt!

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    Inge W., 27.05.2020

    Ein leises Buch über zwischenmenschliche Missstände. Ein dramatischer und einzigartiger Roman über die Arten der Dankbarkeiten. Wer sensible Bücher voll menschlicher Zwischentöne mag, wird bei Delphine de Vigan gut aufgehoben sein. Dem an Seiten knappen Roman fehlt es nicht an Tiefgang. Klug, genau und dicht beobachtet die Autorin das Verhalten unterschiedlicher Personen untereinander. Im Mittelpunkt steht Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden und in hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust der Selbstständigkeit. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist ein langersehnter, unerfüllter Wunsch, die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können. Eine starke Geschichte, die einen nicht einfach so loslässt. Sie macht Mut, auch wenn nicht immer alles glatt geht und uns am Ende alle die Realität wieder einholt. Ein dramatischer, intensiver und großartig geschriebener Roman, der berührt und auch über die letzte Seite hinaus noch nachwirkt. Vielleicht wäre unsere Welt ein klein wenig besser, wenn wir alle ein wenig mehr Idealismus zeigen würden. Wie in so vielen ihrer Werke schreibt die Autorin auch in diesem Buch schonungslos und voller Feingefühl über ein schwieriges Thema. Delphine de Vigan ist eine wunderbare Autorin. Sie gehört zweifellos zu den besten Erzählerinnen, die man derzeit entdecken kann. Klarsichtig und scharfsinnig zeigt Delphine de Vigan, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und zugleich würdigt sie in "Dankbarkeiten" all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind. Dieses wunderschöne Buch verführt mit Emotionalität und einer leisen Sprache. Eindrücklich geschilderte Geschichte, nachvollziehbar und anrührend. Eindrucksvoll taucht die Autorin in die Psyche der jeweiligen Figur ein. Sehr lesenswert! Ein Roman von gewaltiger Erzählkunst für jung und alt!

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