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  • 5 Sterne

    62 von 80 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 19.10.2018

    Als der 17-jährige Einbrecher Otto von der 13-jährigen Halbjüdin Sala in die Bibliothek ihres Vaters beim Stehlen ertappt wird, ist es Liebe auf den ersten Blick zwischen den beiden. Sala hilft ihm, sich zu verstecken, während seine Freunde beim Klauen erwischt werden. Otto stammt aus einem ärmlichen Berliner Haushalt, während Sala aus wohlbehüteten Verhältnissen stammt. Eigentlich wollen Sala und Otto für immer zusammen bleiben, doch dann bricht der Krieg aus. Als Halbjüdin muss die schwangere Sala aus Berlin fliehen und erlebt eine wahre Odyssee über Spanien und Frankreich bis nach Argentinien, während Otto eingezogen wird und nach Kriegsende 5 Jahre in russischer Gefangenschaft verbringen muss. So werden die beiden für lange Zeit getrennt. Als Sala 1955 nach Berlin zurückkehrt, trifft sie dort nach vielen Jahren wieder auf Otto und kann nun endlich ein gemeinsames Leben mit ihnen beginnen.
    Der Schauspieler Christian Berkel hat mit seinem Buch „Der Apfelbaum“ einen intensiven und berührenden Roman vorgelegt, der auf wahren Begebenheiten beruht, lässt er den Leser doch an seiner ureigenen und sehr persönlichen Familiengeschichte teilhaben. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, voller Emotionen und schwierigen Nachforschungen nach der eigenen Identität. Der Leser springt mit den ersten Zeilen mitten in die Handlung hinein und erlebt eine gefühlvolle Geschichte, die von Verfolgung, Entbehrungen, Flucht und Trennung geprägt ist. Der authentische Berliner Dialekt macht das Ganze noch realer und greifbarer. Berkels Erzählung reicht über drei Generationen hinweg und lässt den Leser über mehrere Ebenen am Leben seiner Eltern, seiner Großeltern sowie seiner Geschwister und sich selbst teilhaben, wobei er einige interessante Nebeninformationen einstreut, die den Leser durchaus zum Staunen bringen. So verzweigt wie die Äste eines Apfelbaums stellt sich die Geschichte von Christian Berkels Familiengeschichte dar mit vielen Umwegen, Trennungen und der Suche nach Menschen und ihrem Schicksal.
    Die realen Charaktere wurden sehr individuell und lebendig dargestellt, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann und mit ihnen das gesamte Gefühlsbarometer erleben darf, während man gleichzeitig immer im Blick hat, dass man den Autor als Schauspieler und öffentliche Person „kennt“ und schätzt. Auf diese Weise kommen einem die Protagonisten noch viel näher. Sowohl mit Sala als auch mit Otto hat der Leser gleich zwei sehr charismatische Charaktere, die Unmenschliches überstanden haben nur aufgrund ihrer inneren Stärke. Aber auch ihre schwachen Momente erlebt der Leser während der Flucht oder in Gefangenschaft, wo sie sich einsam unter Fremden durchschlagen mussten. Dass sich die beiden nach so vielen Jahren der Trennung doch noch einmal wiedersehen werden und dann auch zusammenbleiben, grenzt an ein Wunder, wenn man bedenkt, welche Wendungen ihr Leben genommen hat und wie sehr sich die beiden auch über die Jahre verändert haben.
    „Der Apfelbaum“ ist nicht nur ein sehr fesselnder und gefühlvoller Roman über ein Stück Zeitgeschichte, sondern vor allem eine sehr persönliche Familiengeschichte, die ans Herz geht. Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    19 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    hennie, 28.11.2018

    Brillante Erzählung deutscher Familiengeschichte
    Nun kann der Schauspieler auch noch schreiben! Mir gefiel Christian Berkels Debütroman außerordentlich. Er hat eine wahre, schriftstellerische Begabung!
    In „Der Apfelbaum“ beschreibt er ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte anhand der ungewöhnlichen Liebe seiner Eltern in der Zeit der Nationalsozialisten. Diese aufregende Story der Beiden bildet den Kern des Buches.
    Die außergewöhnliche Handlung beginnt in Berlin im Jahre 1932. Sala und Otto verlieben sich Knall auf Fall ineinander bei einer sehr bizarren Situation. Zu dem Zeitpunkt ist sie zarte 13 und er erst 17 Jahre alt. Sie stammen aus vollkommen unterschiedlichen Welten – Otto ist ein typisches Arbeiterkind mit Berliner Schnauze, Sala hat einen intellektuellen, jüdischen Hintergrund.
    Christian Berkel gelingt ein tiefes Eintauchen in die Persönlichkeiten, besonders von Sala und Otto. Hier zeigt sich, dass sich der Autor äußerst gründlich mit seiner Familiengeschichte beschäftigt hat. Seine Recherchen müssen außerordentlich zeitaufwendig gewesen sein.
    Beide Eltern werden von ihm durchdringend analysiert und mit konkreten, fassbaren, substantiellen Charaktereigenschaften versehen. Seine Mutter Sala und die eigenwillige, distanziert wirkende Großmutter Iza, die Jüdin ist, stellt er als starke Frauen dar. Sala wächst sehr unkonventionell beim Vater auf, da Iza sie beide für einen anderen Mann verläßt. Der Vater, ein feinsinniger gebildeter Mann, sexuell nicht auf ein Geschlecht festgelegt, läßt dem Mädchen viele Freiheiten. Sala leidet unter der scheinbaren Gefühlskälte ihrer Mutter. Sie gibt ihr außerdem u. a. die Schuld an ihrer Orientierungslosigkeit, an ihrer Unwissenheit, was das Judentum betrifft. Sie fühlt sich als Deutsche und muss trotzdem die Repressalien der Nazis erleiden. Durch Umwege über Frankreich, wo sie bei Verwandten lebt, gerät sie doch in die Fänge des Systems. Sie wird in einem Lager in der französichen Ortschaft Gurs (Pyrenäen) interniert, übersteht Hunger, unsägliche unhygienische Zustände und entkommt durch Glück der Deportation nach Auschwitz. Es ist sehr spannend wie sich ihr weiterer Weg gestaltet. Otto hingegen zieht als Sanitätsarzt mit der Wehrmacht in den Krieg, gerät in russische Kriegsgefangenschaft, wo auch er unfaßbare Dinge erleben und überleben muss. Erst 1950 kehrt er zurück ins zerstörte Berlin. Die beiden Liebenden müssen noch manche Hürde überwinden, bis sie sich endlich wieder in die Arme schließen können. -
    Über 48 Kapitel wechselt der auktoriale Schreibstil mit Abschnitten, die in der Ich-Form geschrieben wurden. Diese abwechselnde Erzählweise brachte mich anfänglich leicht aus dem Takt des Leseflusses. Das ist meine einzigste, leichte Kritik am Buch. Eventuell wären passende Überschriften hilfreich gewesen, mit dem Wechsel der Zeitebenen besser zurecht zu kommen. Die Ich-Perspektive berichtet aus der Gegenwart und der Autor tritt als Interviewer seiner betagten, leicht vergeßlichen Mutter in Erscheinung.
    Mich beeindruckte sehr die gewandte, detaillierte, wohlformulierte Sprache des Autors, die mich vergessen ließ, dass dies sein erster Roman ist. Dialoge entwickelten oft eine eigene Dynamik und wirkten nicht erdacht. Die autobiografischen Elemente wurden geschickt mit fiktionalen Handlungsebenen verwoben. Spannungsreich und sehr souverän erzählt er die Geschichte seiner Familie über drei Generationen von Ascona (Künstlerkolonie), Berlin, Paris, Lager in Gurs, Leipzig, Rußland bis nach Argentinien. Gerne würde ich noch ein Buch über diese Familie lesen. Vielleicht ein weiterer Roman, in dem Christian Berkels Großeltern die Hauptrollen einnehmen? Beide, der Großvater Johannes Nohl und die Großmutter Iza-Gustava Gabriele Prussak, lebten ein sehr ungewöhnliches Leben.

    Chapeau, Christian Berkel! Ich empfehle dieses Buch sehr gern mit der Höchstbewertung!

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  • 5 Sterne

    8 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    steffi k., 16.10.2018

    Überrascht …
    … hat mich , dass Christian Berkel , bekannt als Schauspieler, jetzt unter die Schriftsteller geht. Zunächst dachte ich : wieder so ein Möchtegern-Autor oder hat er einen Ghostwriter ?
    Aber dann las ich auf dem Umschlag die Zeilen von Daniel Kehlmann- und war wieder überrascht.
    Berkel erzählt uns eine Familiengeschichte , die der seinigen ähnelt und die fast unglaublich ist. Die ganze Bannbreite an Emotionen trifft den Leser : er fühlt mit , ist begeistert von der Kraft und dem Mut , den die Protagonisten aufbringen , um ihr schweres Schicksal zu meistern, leidet , ist schockiert.
    So besonders ist das Buch , weil der Leser nicht von außen auf die Familiengeschichte schaut , sondern sich scheinbar mittendrin befindet.
    Familie und vor allem auch Heimat – das sind die angesprochenen ernsten Hauptthemen, die Berkel aber mit seiner ganz eigenen Art stillen Humors begleitet.
    Er bindet diese – ansatzweise seine- Familiengeschichte in gekonnter Weise in den historischen Kontext – die Zeit des Dritten Reiches und des Nationalsozialismus - ein und beweist dabei , dass er gut recherchiert hat.
    Der Wechsel der Erzählperspektiv – auch er übernimmt diese zeitweise – stellt ein großes Plus für die Verständlichkeit der Geschichte und der Geschichten der Familie dar.
    Ein lesenswertes Buch , denn es zeigt uns , wie wichtig unsere Wurzeln sind und wie wichtig es ist , uns selbst zu erkennen.

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  • 5 Sterne

    8 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    RHK, 20.10.2018

    Mit 'Der Apfelbaum' ist Christian Berkel ein interessanter und aufrührender Roman über das Leben seiner Mutter gelungen. Es ist eine Familiengeschichte entstanden, die auf Erinnerungen seiner Mutter sowie intensiven Recherchen basiert. Ein eindrucksvolles Leben im 20. Jahrhundert.

    Die Mutter Sala ist erst 13 Jahre alt, als sie sich in den 17jährigen Otto verliebt, obwohl die beiden von der Gesellschaftsordnung nicht zusammen passen; sie ist Halbjüdin und er stammt aus der Arbeiterklasse. Die Umstände und der Krieg reißt die beiden auch für sehr lange Zeit auseinander. Sala verlässt Berlin, um bei ihrer Mutter in Madrid zu leben, dann bei ihrer Tante in Paris. Dennoch landet sie in einem Lager in den Pyrenäen, erlebt Schreckliches, aber überlebt und landet nach Jahren in Leipzig.
    Otto hat sich hoch gearbeitet und wird als Militärarzt in den Krieg gezogen. Zum Kriegsende gerät er in russische Gefangenschaft und kehrt erst 1950 nach Berlin zurück.
    Sala ist inzwischen in Buenos Aires, bei der dritten Schwester ihrer Mutter. Hier versucht sie eine neue Heimat für sich zu finden und sehnt sich nach Otto, mit dem sie in diesem Land einen Neuanfang starten will. Aber Otto hat sich entfremdet und es dauert noch einige Zeit bis die beiden wieder zueinander finden.
    Ein großartiger Roman, der einen fesselt und nicht mehr los lässt. Unbedingt empfehlenswert dieses Buch zu lesen.

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  • 5 Sterne

    6 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 07.01.2019

    Christian Berkel hat sich als Schauspieler einen Namen gemacht, weil ihn seine Familiengeschichte jedoch nicht losgelassen hat, versuchte er, sich ihr schreibend zu nähern. Wie er das Leben seiner teilweise jüdischen Vorfahren über drei Generationen in Zeiten des Nationalsozialismus schildert und mit Inhalten ausschmückt, ist nicht nur berührend zu lesen, es zeigt auch ein authentisches Bild dieser schicksalsträchtigen Zeit.


    Mit großem Einfühlungsvermögen, sprachgewandt und mit einigem Berliner Dialekt versehen, erzählt Christian Berkel seine interessante Geschichte. Seine Großeltern stellt er darin in den Mittelpunkt und zeigt damit, wie zwei Liebende unter den Widrigkeiten ihrer Epoche zu kämpfen haben. Ihr Leben wurde wie das von so vielen Menschen zum Spielball der Zeit.

    Die Handlungsorte sind weitreichend und führen von Berlin über Stationen in Madrid, Paris, einem Lager in den französischen Pyrenäen, Argentinien bis in die russische Kriegsgefangenschaft Ottos. Das macht deutlich, wie sehr das Leben der Personen dem Einfluss der Judenverfolgung und des Kriegsgeschehens unterworfen war. Flucht, Verfolgung und Gefangenschaft spielte in diesen Leben eine große Rolle.

    In diesem Familienepos werden die Figuren genau gezeichnet, sie wirken vor allem durch ihre Sprache authentisch und berühren mit ihren Gefühlen, Ängsten und Sehnsüchten, die im Kriegsgeschehen und auch danach von so vielen äußeren Einflüssen beeinflusst wurden. Es gibt einige Familienangehörige, die mit ihrer Besonderheit auffallen und im Roman auch für unterhaltsame Szenen sorgen. Berkels Großvater war homosexuell und lebte in einer Nudistenkolonie, die Großmutter agierte als Anarchistin in Spanien und die Großtante arbeitete in der Pariser Modeszene mit den Größen ihrer Zeit.

    Mich haben die Schicksale von Otto und Sala tief berührt und die geschilderten Kriegsszenen mit Hunger, Gewalt und menschlicher Grausamkeit haben mich mit großer Betroffenheit erfüllt. So etwas darf sich nicht wiederholen und deshalb finde ich Bücher mit dieser Thematik so unglaublich wichtig.

    Dieser Roman hat mich berührt und bis zum Ende gefesselt. Hier wird nichts schön geredet, sondern offen gezeigt, wie sich Menschen einer Familie auf verschiedene politische Seiten gestellt haben.

    Etwas problematisch sehe ich die häufig wechselnde Zeit- und Ortsperspektive, wenn man das Buch allerdings in einem Rutsch durchliest, verknüpfen sich die Handlungsstränge zu einem kompletten und verständlichen Bild.


    Dieser autobiografisch angehauchte Roman zeigt eine bewegend erzählte, schicksalsträchtige Familiengeschichte, die bis zum Ende fesselt. Sie erklärt nachkommenden Generationen diese Zeit und macht den Unsinn von Kriegen an Beispielen fest. Ein Mahnmal gegen den Krieg.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marita R., 07.11.2018

    spannende Familiengeschichte

    Christian Berkel ist mir als Schauspieler bekannt, dass er aber auch als Schriftsteller absolut überzeugend ist, zeigt er mit diesem Buch, in dem er die Geschichte seiner Familie über 3 Generationen erzählt.

    In verschiedenen Erzählsträngen, bei denen ich schon manchmal Probleme hatte sie auseinanderzuhalten verfolgen wir die Familie uber mehrere Jahrzehnte und mehrere Kontinente und Länder hinweg in einer Zeit, die große Umbrüche zu verzeichnen hatte.

    Die Demenz seiner Mutter brachte den Schauspieler dazu der Geschichte seiner Familie nachzuspüren und diese zusammen mit seiner Mutter zusammenzutragen.

    In einem sehr ansprechenden Schreibstil präsentiert Herr Berkel diese Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe und der ich viele Leser wünsche.

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    KrimiElse, 16.12.2018

    Familienpuzzle

    Wenn der Schauspieler Christian Berkel ein Buch schreibt, noch dazu ein autobiografisch angehauchtes, ist man als Leser einerseits neugierig, andererseits zwiegespalten, ob das gut gehen würde. Soweit die Vorschusslorbeeren und die Zweifel, der Rest ist schriftstellerisches Können und eine äußerst interessante Familiengeschichte, die an ein paar Stellen phantastisch und sehr gekonnt ausgeschmückt wurde, und der man nicht anmerkt, dass es ein Debüt-Roman ist.

    Das Buch „Der Apfelbaum“ erzählt von Christian Berkels jüdischer Mutter Sala Nohl, die sich als junge Frau mehr als Deutsche denn als Jüdin fühlt und natürlich dennoch aus Deutschland vor den Nationalsozialisten fliehen muss. Es erzählt auch von seinem Vater Otto, einem Berliner Ganoven, der Dank Salas Hilfe aus der Gosse entkommen und Arzt werden kann.
    Die Haupthandlung folgt dem Lebensweg von Sala und Otto und überspannt eine Zeit von den 1920er Jahren bis in die 1950er Jahre, wo sich Sala und Otto nach ihrer Flucht und seiner Kriegsgefangenschaft wiedersehen können. Nationalsozialismus, Judenverfolgung und der Zweite Weltkrieg bestimmen Salas Leben in der Zeit dazwischen, sie verbringt es teils auf der Flucht in Paris und in Spanien, in einem Internierungslager in Spanien, und teils unter falscher Identität in Leipzig. Otto, Vater ihrer Tochter, ist zu Kriegszeiten in Russland bei der Wehrmacht als Arzt und gerät gegen Kriegsende in russische Gefangenschaft.
    Die Geschichte bietet hier nur Hintergrund für den dramatischen Lebensabschnitt, den Sala und auch Otto beschreiten, die Nazizeit ist Auslöser für die Tragödie, die das Paar durchleben muss. Die Nazis spielen keine wesentliche Rolle in Berkels Roman, ohne diese Zeit zu verzuckern schafft es Christian Berkel, das Schicksal von Sala und Otto losgelöst von historischer Wertung zu erzählen, einfach nur als fast kinoreife Familientragödie mit einem Happy End.
    Berkels Familienkosmos umfasst noch viele weitere interessante Figuren, die den Roman wie großes Kino erscheinen lassen, zumal alles auf wahren Begebenheiten beruht. Der Großvater lebte als einer der ersten in der Nudistenkolonie auf dem Monte Verità, hatte eine Liebesbeziehung mit Erich Mühsam und therapierte Hermann Hesse. Seine Großmutter kämpfte als Anarchistin in Spanien bei den Internationalen Brigaden auf Seiten der Republikaner, Berkels Großtante lernte in Paris beim Modezar Hermès ihr Handwerk und betrieb eine florierende eigene Boutique dort.

    Die Geschichte ist souverän und mitreißend erzählt, die Handlung besitzt eine Dynamik, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann. Passagenweise taucht Berkel in seinem Roman selbst auf, er erzählt von Treffen und Interviews mit seiner Mutter und von Nachforschungen zur jüdischen Vergangenheit seiner Familie in Lodz. Das macht die Geschichte für mich herausragend aus den vielen momentan auf dem Markt befindlichen deutschen Familiengeschichten, hier kommt Berkels schriftstellerisches Geschick für mich voll zum Tragen. Indem er nämlich die übliche Beschönigung und Weichzeichnung vieler Deutscher Geschichten beiseite wischt und sich selbst befragt, Täter-Opfer-Rollen ganz klar zuordnet und sehr ehrlich ins rechte Licht rückt.
    Von mir gibt es großen Applaus für diese oftmals schwierige Ehrlichkeit und dafür, dass im Roman im wesentlichen eben nicht Geschichte analysiert und gewertet sondern auf sehr persönliche Art erzählt wird.
    Das Buch sollte viele Leser finden, nicht zuletzt weil mehr von uns den Nazischwager Günther in ihrer Vergangenheit stehen haben als die jüdische Urgroßmutter Alta aus Lodz, und weil es wichtig ist, sich genau das einzugestehen.
    Und davon abgesehen ist es einfach eine wunderbar elegant, spannend und mitreißend erzählte Familiengeschichte, die äußerst lesenswert ist.

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bookloving, 08.12.2018

    *Beeindruckendes Debüt*
    Mit „Der Apfelbaum“ hat sich der bekannte deutsche Schauspieler Christian Berkel an ein ehrgeiziges, äußerst persönliches Projekt herangewagt, das ihn tief in seine aufregende Familiengeschichte hat abtauchen lassen. Nach zahlreichen Reisen, Archivbesuchen und endlosen Recherchen in alten Briefen ist ihm schließlich ein großartiger biographischer Roman über seine Familie und familiären Wurzeln gelungen, bei dem er auch so manche Leerstelle zu ergründen hatte.
    „Jahrelang bin ich vor meiner Geschichte davongelaufen. Dann erfand ich sie neu.“
    Herausgekommen ist eine sehr beeindruckende Familiengeschichte mit viel Tiefgang und ein gelungenes Debüt, das unter die Haut geht.
    Gekonnt und sehr fesselnd erzählt er in abwechslungsreichen Episoden die bewegende Geschichte seiner Eltern und Großeltern vor dem Hintergrund eines äußerst bewegten Jahrhunderts geprägt von deutscher Vergangenheit. Zugleich lässt er uns Leser an der fesselnden Liebesgeschichte seiner so unterschiedlichen Eltern teilhaben – eine außergewöhnliche Liebe voller Höhen und Tiefen, mit jeder Menge schmerzvoller Erfahrungen und Schicksalsschläge. Gebannt folgt man den so lebensnah geschilderten Charakteren durch den Lauf der schwierigen Zeiten. Seine Mutter Sala, die wegen ihrer jüdischen Wurzeln aus Nazideutschland fliehen musste - sein Vater Otto, ein durchsetzungsstarkes Arbeiterkind, das sich zum Arzt hochgearbeitet hatte und den Krieg und russische Kriegsgefangenschaft durchleben musste.
    Sehr interessant zu lesen sind auch die eingeschobenen Reflektionen Christian Berkels zu seiner Familiengeschichte. Berkel versteht es, Stimmungen mit viel Feingespür einzufangen, die Episoden geschickt zu verdichten und eine unnachahmliche Atmosphäre entstehen zu lassen.
    FAZIT
    Ein beeindruckendes, bewegendes Roman-Debüt, äußerst einfühlsam erzählt und eine absolut empfehlenswerte Lektüre!

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  • 5 Sterne

    7 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 27.10.2018

    Ich mag Christian Berkel als Schauspieler, bin aber an das Buch ein wenig skeptisch herangegangen, da ich dachte „schon wieder ein Prominenter, der sich als Schriftsteller versuchen will“. Doch das Buch hat mich überzeugt.
    Die Halbjüdin Sala ist 13 Jahre alt, als sie den 17-jährigen Einbrecher Otto in der Bibliothek ihres Vaters überrascht. Sie lieben sich von Anfang an. Aber das Leben wird für die beiden nicht einfach. Dass sie aus sehr unterschiedlichen Klassen hindert sie nicht, aber dann sorgen die politischen Verhältnisse dafür, dass sie getrennt werden. Sala muss Deutschland verlassen und kommt in Paris bei einer Tante unter. Doch dann marschieren die Deutschen in Paris ein. Sie wird interniert nachdem sie verraten wurde. Später kann sie untertauchen. Otto dagegen muss als Sanitätsarzt in den Krieg und gerät in russische Gefangenschaft. Auch wenn sie viele Jahre getrennt sind, vergessen können sie nicht.
    Man muss schon konzentriert lesen, um der Geschichte zu folgen, denn die Handlungs- und Zeitebenen wechseln sehr häufig. Doch wenn man sich darauf einlassen kann, wird man durch eine spannende Familiengeschichte über drei Generationen gefesselt. Der Berliner Dialekt macht es Lesern, die nicht aus Berlin stammen, anfangs etwas schwer, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran, aber er sorgt auf jeden Fall für Authentizität.
    Neben der Geschichte dieser Familie wird ein erschreckendes Stück Zeitgeschichte beschrieben.
    Die Charaktere waren interessant und authentisch dargestellt. Jeder hatte seine eigene Persönlichkeit.
    Es ist eine interessante und berührende Familiengeschichte, die mir sehr gut gefallen hat. Ich kann das Buch nur empfehlen!

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  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 25.11.2018

    Christian Berkel, den ich als Schauspieler wegen seiner großartigen schauspielerischen Leistungen sehr bewundere, hat seine Familiengeschichte aufgeschrieben. Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes, in einer ganz wunderbaren Sprache geschrieben, geht es unter die Haut. Christian Berkel hat sich viel Mühe gegeben, um die Familiengeschichte zu recherchieren und die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen. Der Vater ist inzwischen vestorben, die Mutter dement. Aber ihre bruchstückhaften Erinnerungen setzt Christian Berkel zu einem Ganzen zusammen.

    Die Familiengeschichte entwickelt sich aus dem Kennenlernen der Eltern Sala und Otto im Jahre 1932. Otto ist 17 Jahre alt und kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Sala ist erst 13 Jahre alt, aufgewachsen in gut bürgerlichen Verhältnissen. Sala ist Halbjüdin, wodurch ihr weiteres Leben vor dem Hintergrund der politischen Verhältnisse geprägt wird. Sala und Otto verlieben sich. Es ist eine Liebe fürs Leben, die auch durch die jahrelange Trennung nicht zerstört werden kann.

    Der Leser begleitet Otto und Sala durch die schlimmste Zeit deutscher Geschichte, die niemals vergessen werden darf. Und schon deshalb ist dieses Buch so wichtig und wertvoll.

    Ich denke, daß dieses Buch viele Leser finden wird, schon wegen des Bekanntheitsgrades des Autors. Es ist ja nicht nur die Familiengeschichte des Christian Berkel, sondern ein hervorragendes Zeitzeugnis der Jahre des Nationalsozialismus. Die schriftstellerische Leistung des Christian Berkel steht seiner schauspielerischen Leistung in nichts nach. Dieses Buch muß man unbedingt lesen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nela, 20.11.2018

    Ich schätze Christian Berkel als Schauspieler sehr und er hat meine hohen Erwartungen auch als Autor erfüllt.

    In seinem Roman „Der Apfelbaum“ hat er sich seiner Familiengeschichte, die eng mit dem zweiten Weltkrieg verbunden ist, gestellt und diese zusammen mit seiner inzwischen dementen Mutter aufgearbeitet. Im Zentrum steht dabei die Liebesgeschichte seiner Eltern Sala und Otto. Die Beiden lernen sich sehr jung kennen, sie Halbjüdin aus gutem Hause, die jedoch sehr lange nach ihrem Platz im Leben sucht, er der Arbeiterklasse entstammend. Ihre Liebe wird durch Krieg, Flucht, eine lange Trennung und Gefangenschaft auf eine schwere Probe gestellt. Der Autor wechselt je nach Situation die Sprache und Ausdrucksweise, wodurch alles noch plastischer wird. Die Zeitsprünge sind gewöhnungsbedürftig, spiegeln aber auch die Entstehung des Buches und das Zusammentragen einzelner Puzzleteile wider.

    Fazit: Eine spezielle Mischung aus Liebes- und Zeitgeschichte, die in jedem Fall lesenswert ist.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia R., 07.01.2019

    Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln
    Christian Berkel führt den Leser weit zurück ins 20. Jahrhundert auf dem Weg, seine eigenen Familiengeschichte aufzuspüren. Es ist die Geschichte von Sala und Otto, die sich trotz ihrer Herkunft aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten Anfang der 30er Jahre ineinander verlieben. Doch die politische Entwicklung in Deutschland zwingt die Jüdin Sala ihre Heimat 1938 zu verlassen und Otto wird in den Krieg ziehen, aus dem er aus langer russischer Gefangenschaft erst 1950 zurückkehren wird. So trennen sich ihre Lebenswege und werden in diesem spannenden Familienroman über viele Stationen auf der Welt wieder zusammengeführt.
    Christian Berkel gelingt es, Zeitgeschichte mit Familiengeschichte zu verbinden und vor dem Auge des Lesers lebendig werden zu lassen. Seine intensive Recherche und die Reisen, die er an die Schauplätze der Ereignisse unternommen hat, lassen die doch sehr persönliche Geschichte für den Leser authentisch werden.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ikatzhorse2005, 20.10.2018 bei bewertet

    Der Apfelbaum ein Familienepos, geschrieben von Christian Berkel aus dem Ullstein Verlag Berlin
    1915: Aus Dialogen im Berliner Dialekt erfährt man, dass Ottos Vater (gleichnamig Otto) für das deutsche Kaiserreich sein Leben lies. Im gleichen Jahr wird Otto in schwierige Familienverhältnisse hineingeboren. Durch seinen starken Willen und ein enormes Durchhaltevermögen erkämpft er sich seinen Platz im Leben. Aus Dehmütigungen und Erniedrigungen zieht er seine Kraft. Sein Mut lässt ihn leichtsinnig werden. Doch bevor er mit 17 Jahren abzurutschen droht, rettet ihn Sala die Halbjüdin. Mit ihren 13 Jahren, aus einer intellektuellen Familie stammend, ist sie das ganze Gegenteil von Otto, der zur Arbeiterklasse gehört. Eine für die damalige Zeit skurile Verbindung. Als sich die unerbittlichen Klauen des drohenden 2. Weltkrieges erbarmungslos austrecken, verlässt Sala ihre deutsche Heimat Richtung Frankreich. Otto zieht als Sanitätsarzt in den Krieg und so trennen sich ihre Wege für lange Zeit. ...
    Heiß ersehnt habe ich diese besondere Familiengeschichte, die Christian Berkel über 3 Generationen hinweg erzählt. Unnatürlich schwer tat ich mich mit der Lektüre. Die wechselnden Zeitebenen und eine Vielzahl an handelnden Personen, ohne vorangegangene Kapitelüberschriften oder Zeitangaben erschwerten mir, mich im Fortlauf des Geschehens zurechtzufinden. Hier wäre ein Glossar oder Stammbaum sicher von Nutzen gewesen. Letztendlich schade, da ich es anstrengend empfand, diesen autobiographischen Roman zu lesen und auch zu verstehen. Trotzdem blieb die Neugier auf Ottos und Salas Geschichte, wobei mir der charakterstarke Otto gefühlt näher war als Sala. Die schwammigen Zusammenhänge und Handlungsstränge machten die Protagonisten nicht vollends greifbar.
    Durch Gespräche und Einblicke in die letzten Tage seiner dementen Mutter sowie Recherchen an vergangenen Orten hält man eine bunte Mischung mit erschütterden Details in Händen. Dieses unsägliche Kapitel, sowohl Berkels Familiengeschichte als auch der deutschen Geschichte wird ergreifend, echt betrachtet und geschildert. Man fühlt sich als Zuschauer und ist gleichzeitig Teil dieser Erzählung. Trotz des außergewöhnlichen Schreibstils kamen mir manche Textstellen, gerade zu Anfang zu abgeklärt daher.
    Fazit: Schade! Solch ein toller Roman, der mich in meinen Lesestunden verwirrend, allein zurücklässt. 3 gute Sterne, da Lesen Genuß bedeutet, doch hierbei mühevoll und erschöpfend auf mich wirkte. Vielleicht wäre hier die Hörbuchvariante, gelesen vom Autor selbst, die bessere Wahl gewesen.

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  • 4 Sterne

    18 von 28 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 11.10.2018

    Zum Inhalt:
    Christian Berkel erzählt in diesem Roman die erlebsreiche Geschichte seiner famikue über drei Generationen. Es erzählt die Geschichte zwei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch nicht voneinander los kommen.
    Meine Meinung:
    Ich habe mich ungeheuer schwer geran in die Geschichte reinzukommen. Gerade auch das ganz starke Berlinern am Anfang fand ich schwer lesbar und teilweise auch richtig schwer verständlich. Nachdem ich aber den Anfang irgendwie überstanden hatte, wurde das Buch immer besser. Man leidet mit den Personen mit, ist wirklich frih, dass man diese Zeiten nicht mitmachen musste. Dabei kommt das Buch dennoch nicht gefühlsduselig rüber, teilweise fast schon ein wenig abgeklärt, aber das passt meiner Meinung nach gut. Der Schreibstil hat mir am Ende trotz der Anfangsschwierigkeiten gut gefallen.
    Fazit:
    Berührende Familiengeschichte.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Beate S., 16.12.2018 bei bewertet

    Familienpuzzle

    Wenn der Schauspieler Christian Berkel ein Buch schreibt, noch dazu ein autobiografisch angehauchtes, ist man als Leser einerseits neugierig, andererseits zwiegespalten, ob das gut gehen würde. Soweit die Vorschusslorbeeren und die Zweifel, der Rest ist schriftstellerisches Können und eine äußerst interessante Familiengeschichte, die an ein paar Stellen phantastisch und sehr gekonnt ausgeschmückt wurde, und der man nicht anmerkt, dass es ein Debüt-Roman ist.

    Das Buch „Der Apfelbaum“ erzählt von Christian Berkels jüdischer Mutter Sala Nohl, die sich als junge Frau mehr als Deutsche denn als Jüdin fühlt und natürlich dennoch aus Deutschland vor den Nationalsozialisten fliehen muss. Es erzählt auch von seinem Vater Otto, einem Berliner Ganoven, der Dank Salas Hilfe aus der Gosse entkommen und Arzt werden kann.
    Die Haupthandlung folgt dem Lebensweg von Sala und Otto und überspannt eine Zeit von den 1920er Jahren bis in die 1950er Jahre, wo sich Sala und Otto nach ihrer Flucht und seiner Kriegsgefangenschaft wiedersehen können. Nationalsozialismus, Judenverfolgung und der Zweite Weltkrieg bestimmen Salas Leben in der Zeit dazwischen, sie verbringt es teils auf der Flucht in Paris und in Spanien, in einem Internierungslager in Spanien, und teils unter falscher Identität in Leipzig. Otto, Vater ihrer Tochter, ist zu Kriegszeiten in Russland bei der Wehrmacht als Arzt und gerät gegen Kriegsende in russische Gefangenschaft.
    Die Geschichte bietet hier nur Hintergrund für den dramatischen Lebensabschnitt, den Sala und auch Otto beschreiten, die Nazizeit ist Auslöser für die Tragödie, die das Paar durchleben muss. Die Nazis spielen keine wesentliche Rolle in Berkels Roman, ohne diese Zeit zu verzuckern schafft es Christian Berkel, das Schicksal von Sala und Otto losgelöst von historischer Wertung zu erzählen, einfach nur als fast kinoreife Familientragödie mit einem Happy End.
    Berkels Familienkosmos umfasst noch viele weitere interessante Figuren, die den Roman wie großes Kino erscheinen lassen, zumal alles auf wahren Begebenheiten beruht. Der Großvater lebte als einer der ersten in der Nudistenkolonie auf dem Monte Verità, hatte eine Liebesbeziehung mit Erich Mühsam und therapierte Hermann Hesse. Seine Großmutter kämpfte als Anarchistin in Spanien bei den Internationalen Brigaden auf Seiten der Republikaner, Berkels Großtante lernte in Paris beim Modezar Hermès ihr Handwerk und betrieb eine florierende eigene Boutique dort.

    Die Geschichte ist souverän und mitreißend erzählt, die Handlung besitzt eine Dynamik, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann. Passagenweise taucht Berkel in seinem Roman selbst auf, er erzählt von Treffen und Interviews mit seiner Mutter und von Nachforschungen zur jüdischen Vergangenheit seiner Familie in Lodz. Das macht die Geschichte für mich herausragend aus den vielen momentan auf dem Markt befindlichen deutschen Familiengeschichten, hier kommt Berkels schriftstellerisches Geschick für mich voll zum Tragen. Indem er nämlich die übliche Beschönigung und Weichzeichnung vieler Deutscher Geschichten beiseite wischt und sich selbst befragt, Täter-Opfer-Rollen ganz klar zuordnet und sehr ehrlich ins rechte Licht rückt.
    Von mir gibt es großen Applaus für diese oftmals schwierige Ehrlichkeit und dafür, dass im Roman im wesentlichen eben nicht Geschichte analysiert und gewertet sondern auf sehr persönliche Art erzählt wird.
    Das Buch sollte viele Leser finden, nicht zuletzt weil mehr von uns den Nazischwager Günther in ihrer Vergangenheit stehen haben als die jüdische Urgroßmutter Alta aus Lodz, und weil es wichtig ist, sich genau das einzugestehen.
    Und davon abgesehen ist es einfach eine wunderbar elegant, spannend und mitreißend erzählte Familiengeschichte, die äußerst lesenswert ist.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 04.11.2018

    Das Wagnis der Erinnerung
    “Der Apfelbaum“ ist der Debütroman des bekannten Schauspielers Christian Berkel, in dem er die Geschichte seiner Familie über drei Generationen nachzeichnet. Er hat dafür gründlich in Archiven recherchiert, erhaltene Korrespondenz gelesen und die Schauplätze des Geschehens aufgesucht. Der im Wesentlichen auf Fakten beruhende Roman umfasst einen großen Teil des 20. Jahrhunderts. Die jüdische Großmutter Alta, ihre Tochter Isa und deren Tochter Sala, die durch die Heirat ihrer Mutter mit einem Nicht-Juden Halbjüdin ist, erleiden Verfolgung, Gefängnis und Lagerhaft. Im Mittelpunkt des Romans steht die lebenslange Liebe zwischen Sala und Otto, die sich mit 13 bzw. 17 Jahren ineinander verlieben und nach jahrelanger Trennung wieder zusammenkommen. Otto hat 5 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft überlebt, Sala Krankheit und Hunger in einem Lager in den Pyrenäen. Salas Schicksal ist besonders bewegend. Sie wurde als Kind von der Mutter verlassen und vom Vater aufgezogen. Die Erfahrung, „indésirable“ zu sein, zugleich unerwünscht und nicht begehrenswert, prägt ihr ganzes Leben. Auf die Ablehnung durch die eigene Mutter folgt das Gefühl des Fremdseins bei ihrer Tante Lola in Paris, nochmals bei der Mutter in Madrid und schließlich bei ihrer anderen Tante in Argentinien. Ihr Versuch, sich dort eine neue Existenz aufzubauen, scheitert ebenso wie alle anderen zuvor. Erst als sie wieder nach Berlin geht und Kontakt zu Otto aufnimmt, kann sie einen Neuanfang machen. Der bis fast zum Schluss namenlose Erzähler zeichnet Gespräche mit der 91jährigen inzwischen dementen Sala auf und versucht so, fehlende Mosaiksteinchen zu ergänzen.
    Mir hat der spannende und berührende Roman sehr gut gefallen, auch wenn er nicht ganz mühelos zu lesen ist. Der ständige Wechsel von Erzählperspektiven und Zeitebenen genauso wie das umfangreiche Personal verlangen einen aufmerksamen Leser. Die Erforschung der Familiengeschichte ist für den Autor ein Weg zur Identitätsfindung. Es ist wichtig sich zu erinnern und nicht zu verdrängen. Der Erzähler im Roman wird zum Sprachrohr des Autors, wenn er sich vehement gegen die häufig zu hörende Bemerkung “Irgendwann muss doch mal Schluss sein“ (S. 210) wehrt. Es geht nicht um individuelle oder historische Schuldzuweisungen, sondern darum, die Ereignisse des 20. Jahrhunderts, vor allem die Nazizeit mit dem Völkermord an den europäischen Juden als Teil der deutschen Identität zu akzeptieren. “Der Apfelbaum“ ist ein ganz hervorragender Roman, den ich uneingeschränkt empfehle.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 09.01.2019

    Erst hieß es: Ein Schauspieler der ein Buch schreibt….geht doch gar nicht, bitte nicht!
    Dann hieß es: Wow, ein Schauspieler der wirklich schreiben kann – bitte mehr davon!
    Und nun? Habe ich mir mein eigenes Bild gemacht und kann mir nun erklären wo der Jubel nach der Lektüre herkommt.

    Der Apfelbaum ist ein sehr persönliches Buch des Schauspielers Christian Berkel über das Leben seiner Mutter.
    Wunderbar wie Christian Berkel den Leser abholt und sich erklärt wie er dazu kam die Geschichte seiner Mutter aufzuschreiben.
    Ein respektvoller Einstieg in die eigentliche Geschichte, die immer wieder gebrochen wird durch Einschübe aus der Gegenwart aus seiner heutigen Sicht, wenn er mit seiner Mutter die Vergangenheit ergründet.
    Christian Berkel taucht in seine Kindheit ein, er ist als erwachsener Mann nun bereit zu ergründen warum seine Mutter sich so verhielt wie sie es hat. Dass vor seiner Zeit viel erlebt wurde, nicht immer Positives. Ganz im Gegenteil.
    Behutsam und bedacht erkundet er das Leben und die Erlebnisse seiner Mutter – versucht zu rekonstruierte was passierte.

    Fazit: Da möchte man ein Aufnahmegerät in die Hand nehmen und die Geschichte der eigenen Eltern aufschreiben um zu verstehen was sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Nachspüren wo die eigenen Wurzeln sind.

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  • 5 Sterne

    5 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 14.10.2018

    In dem vorliegenden Buch hat der bekannte Schauspieler Christian Berkel seine Familiengeschichte aufgearbeitet.Er tat dies auf eine sehr emotionale, präzise und teilweise auch humorvolle Weise.
    In ständig wechselnden Perspektiven ( was mir den Lesefluß manchmal etwas erschwerte),zog sich der Roman durch fast ein ganzes Jahrhundert,wobei der Fokus auf die Geschichte des dritten Reichs gelegt war.
    Den Berliner Dialekt fand ich teilweise etwas schwierig,ich denke jedoch,er war für die Authentizität wichtig.
    Die einzelnen Protagonisten waren sehr gut dargestellt,ich hatte klare Bilder im Kopf.
    Unter seinen Vorfahren gab es viele ,auf unterschiedliche Weise,sehr interessante Persönlichkeiten. Die Unterschiede bezogen sich auf Herkunft,Glauben und sexuelle Orientierung,was der Sache einen besonderen Reiz verlieh.
    Man merkt der Geschichte die gute Recherchearbeit an und somit hat sich Christian Berkel , den ich bis jetzt nur als Schauspieler kannte und schätzte,auch als Autor bewährt.
    Von mir eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte S., 19.10.2018

    Christian Berkel erzählt seine Familiengeschichte über mehrere Generationen. Er fürht den Leser nach Frankreich, Argentinien Russland , Leipzig und Berlin. Christian Berkel hat jüdische Wurzeln.
    Seine Mutter war 1938 nach Argentinien emigriert. Sein Vater kehrte erst 5 Jahre später nach Kriegsende aus russischer Gefangenschaft zurück.
    Es ist die Geschichte seiner Eltern. Die Lebensgeschichte von Sala und Otto.
    Sie lernten sich Anfang
    Der Roman beruht auf wahren Begeder Dreißigerjahre in Berlin kennen. Da waren sie erst 13 und 17 Jahre alt. Während der Hitlerdiktatur verloren sie sich wieder aus den Augen.
    Otto ist Arzt und kommt nach Russland. Sala, ist Halbjüdin und emigriert mit unehelichen Kind nach Argentinien . 1955 kehrt sie nach Berlin zurück. Dort begenet sie den Vater ihres Kindes wieder und sie bleiben ein Leben lang zusammen.
    Der Roman beruht auf wahren Begegenheiten. Eine berührende Geschichte über 3 Generationen.
    Er bekommt von mir 5 Sterne.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne F., 13.10.2018 bei bewertet

    Der Schauspieler Christian Berkel hat hier auf dem Weg in seine familiäre Vergangenheit zu Papier gebracht. Es ist die traurige Geschichte seiner Mutter einer Halbjüdin und ihrer großen Liebe in Zeiten des zweiten Weltkrieges mit der furchtbaren Judenverfolgung. Er hat manch Trauriges zutage gebracht, aber nichts was man nicht schon kennt. Trotzdem ist die Handlung sehr bewegend.
    Der Schreibstil ist sehr gut und klar. Manchmal zu Beginn eines neuen Kapitels muss er erst überlegen, wann und wo man ist. Alles sehr authentisch und ergreifend, doch der Gesamteindruck hat mich leider nicht überzeugt.
    Gestört haben mich auf die vielen französischen Sätze, sowie das Berlinerische, welches man als Nichtberliner nicht so gut versteht, geschweige denn lesen kann. Das Cover finde ich auch unpassend für solch eine tragische jüdische Familiensaga. Sharon Stone in besten Zeiten von Bassic Instinct, eher was für Romane wie Shades of Grey

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