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  • 5 Sterne

    bernauerin, 08.09.2019

    jedes kapitel dieses buches trägt den namen einer person. manche kommen häufiger, andere nicht so häufig vor, aber alle mehrmals. und allmählich stellt der leser fest, dass diese personen die eigentlichen hauptfiguren sind, die durch das mädchen auf dem dach - springt es oder nicht? - nur veranlasst sind, auf die bühne zu treten.

    diese personen zeigen uns nach und nach ihre individualität, ihre besonderheiten, manchmal auch ihre vorgeschichte, wie sie so geworden sind, wie sie nun erscheinen. bei manchen ist schnell klar, in welchem zusammenhang sie mit der "springerin" stehen, bei anderen stellt es sich erst später heraus. auch untereinander zeigen sich verbindungen, die man am anfang nicht vermuten konnte.

    obwohl also kaum eine handlung mit spannungsbogen vorhanden ist (springt sie oder nicht - das trägt nicht durch 331 seiten), ist genau dieses allmähliche auffalten der charaktere und der verbindungen das spannende an dem buch.

    worum es geht? ich würde sagen um normalität und mut. was ist in unserer gesellschaft grade noch normal, was nicht mehr? und wie viel mut braucht jemand, um aus einer angenommenen normalität auszusteigen und sich für etwas zu entscheiden, das ein gewisses wagnis birgt, aber mehr lebendigkeit verspricht?
    am ende des buchs weiß der leser bei den meisten personen nicht, wie sie sich entschieden haben. es gibt zwar hinweise, aber keine sicherheit über weitere entwicklungen. das ist es, was den nachklang des erzählten ausmacht: man begleitet die personen innerlich, man überlegt immer wieder, was sie wohl tun werden. zurück in das gewohnte verhalten? oder doch den schritt nach vorn, auf den anderen zu?

    sprachlich gefällt mir der differenzierte, jedoch nicht komplizierte stil der autorin. an vielen stellen bringt sie gedanken zu den situationen oder konflikten zu einem bemerkenswerten fazit; auch hier entsteht nachklang...

    das buch ist eine entdeckung für mich, eines der besten, die ich in letzter zeit gelesen habe!

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  • 5 Sterne

    Martin S., 02.09.2019 bei bewertet

    Schicksalslinien

    Eines Morgens steht die junge Gärtnerin Manu am Rande eines Daches. Eine aufgeschreckte Passantin informiert unverzüglich die Polizei und Feuerwehr. Die Einsatzkräfte gehen von einem Suizid-versuch aus und treffen erste Vorbereitungen. Das ganze Geschehen weckt die Aufmerksamkeit vieler Passanten und ohne dass einige dies ahnen, verändert sich durch diese dramatische Situation auch ihr eigenes Leben.

    Der schweizerischen Autorin Simone Lappert ist mit "Der Sprung" aus meiner Sicht ein außerordentlich guter Roman gelungen, der mich schon nach einigen Seiten in den Bann gezogen hatte. Sie erzählt die Geschichte in einem nüchternen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der die Geschehnisse sehr authentisch wirken lässt. Ihr gelingt es hervorragend die Schicksale der Protagonisten dieses Buches berührend wiederzugeben und verbindet ihre Geschichten zu einem komplexen Gebilde. Es bleibt für den Leser lange offen, was es nun mit Manu als Schlüsselperson auf sich hat. Warum steht sie dort oben auf dem Dach? Warum kommt sie nicht runter? Gerade diese Fragen lassen die übrigen Protagonisten nicht los und angestachelt durch diese außergewöhnliche Situation setzen sie sich mit ihrem eigenen Leben auseinander. Es macht Spaß diesen Personen zu folgen und im Verlauf entwickeln sich viel spannende, traurige und schöne Geschichten, in denen der jeweilige Akteur einfach ein wenig Mut benötigte, um sein Leben eine neue Richtung zu geben. Die vielen unterschiedlichen Perspektiven, die uns die Autorin hier präsentiert, geben dem Buch eine zusätzliche Tiefe und lassen das Ganze sehr lebendig erscheinen.

    "Der Sprung" hat bei mir noch länger nachgewirkt und ich musste es erst einmal ein wenig sacken lassen. Der Roman ist für mich eines der Lesehighlights in diesem Jahr und ich kann ihn nur wärmstens weiterempfehlen. Ein tolles Buch, welches ich gerne mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

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  • 5 Sterne

    Tara, 01.09.2019 bei bewertet

    Vielschichtig und absolut lesenswert

    Der Sprung“ ist nach „Wurfschatten“ der zweite Roman der Autorin Simone Lappert. Für mich war dieses Buch ein echtes Highlight, das mich emotional mitgenommen hat.

    Die Gärtnerin Manu steht am Rande eines Daches. Die Polizei und die Feuerwehr gehen davon aus, dass sie springen will und treffen Vorbereitungen für eine Rettung. Vor dem Haus versammeln sich Schaulustige, die das ganze Spektakel beobachten und deren Leben durch die Ereignisse beeinflusst wird.

    Der Schreibstil der Autorin ist einfach, angenehm zu lesen und tiefgründig. Nacheinander lernt man die verschiedenen Charaktere kennen, die alle irgendwie in die Ereignisse verknüpft und mit Manu verbunden sind. Dabei erfährt man nach und nach welchen Einfluss Manus Handlung auf sie hat und welche Erinnerungen und Gefühle bei ihnen dadurch hervorgerufen werden. Die verschiedenen Einzelschicksale sind jedes für sich etwas Besonderes und gleichzeitig ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Jede Person wird facettenreich beschrieben. Ihre Gefühle sind nachvollziehbar und authentisch. Das interessante an dem Buch ist, dass nicht Manu, die Person, die auf dem Dach steht und springen will, im Vordergrund steht, sondern die Menschen um sie herum, die von außen betrachtet eigentlich erst in zweiter Linie von ihrem Sprung betroffen sind.

    Der Roman ist einfach genial beschrieben. Simone Lappert trifft genau den richtigen Ton - gefühlvoll und tiefgründig – so dass man auch nach Abschluss des Buches gedanklich hängen bleibt. Obwohl nicht alle Handlungsstränge abgeschlossen werden, ist das Buch in sich stimmig und rund. Vielleicht auch gerade deshalb, da das Leben weitergeht und es nicht immer einen Abschluss geben kann.

    Für mich ist das Buch ein echtes Lesehighlight, das ich nur empfehlen kann.

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  • 5 Sterne

    Maike R., 17.09.2019 bei bewertet

    Die Kleinstadt Thalbach ist in Aufruhr. Auf dem Dach eines Wohnhauses steht eine junge Frau – mutmaßlich suizidgefährdet. Die Rettungskräfte sind überfordert, schnell bilden sich schaulustige Menschentrauben. Doch auch für elf weitere Menschen in Thalbach ändert dieser Tag, diese Frau auf dem Dach, alles.

    Erzählt werden die Ereignisse der zwei Tage deshalb auch aus elf verschiedenen Perspektiven. Die zunächst unbekannte Frau auf dem Dach kommt selber nur in Pro- und Epilog zu Wort. Simone Lappert gelingt es meisterhaft, all diesen unterschiedlichen Charakteren Leben und Persönlichkeit einzuhauchen. Da wäre Winnie, eine Teenagerin, die sich täglich Mobbing ausgesetzt sieht und an ihrer sozialen Isolation leidet, oder Egon, ein ehemaliger Hutmacher, der den Verlust seines Ladens bis heute nicht verwunden hat und als Vegetarier an seiner neuen Arbeit in der Fleischfabrik zugrunde geht. Die Frau, die aus ihrer erdrückenden Beziehung flieht; der Obdachlose, der mit seinen außergewöhnlichen Fragen zum Nachdenken anregt; der junge Mann, der nicht mehr wirklich sicher ist, was er sich vom Leben zu erwarten hat. Besonders interessant fand ich auch die Geschichte von Felix, einem der Polizisten vor Ort, der nach all der Zeit nicht mehr vor seiner eigenen Vergangenheit davon laufen kann.

    Die Sprache ist psychologisch dicht und poetisch angehaucht. Einige Sätze möchte man sich anstreichen und an möglichst viele Wände schreiben. Dabei bleibt Simone Lappert ihren Charkateren gegenüber durchgehend empathisch.

    Das ist einer dieser Romane, dessen Ausdrucksstärke begeistert, dessen Charaktere man ins Herz schließt und deren Geschichten man mit sich trägt, auch nachdem man die letzte Seite umgeschlagen hat.

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  • 5 Sterne

    cybergirl, 17.09.2019

    Tiefgründige Geschichte die lange nachklingt
    Wenn man von einem Selbstmörder hört, der vor einen Zug gesprungen ist habe ich mich schon oft gefragt, was wird aus dem Zugführer.
    Hat der Selbstmörder, aus welchem Grund auch immer den Suizid verübt hat damit nicht ein weiteres Leben zerstört?
    In ihrem Buch „Der Sprung“ erzählt Simone Lappert von Manu, einer Frau die auf dem Dach eines Hauses steht und offensichtlich in die Tiefe springen will. Einen Tag und eine Nacht hält sie die Menschen in Atem.
    Die Autorin erzählt die Geschichte aber nicht aus Sicht der Frau auf dem Dach sondern aus der Sicht der mehr oder weniger unfreiwillig Beteiligten. Da ist der Freund von Manu, die Schwester, eine Frau die in diesem Haus wohnt und nicht in ihre Wohnung kann, eine alte Frau die Manu auf dem Dach entdeckt hat und die Polizei informiert hat, der Polizist der die Frau vom Dach holen soll, eine Kaufmannsfrau deren Geschäft um die Ecke ist und eine Café Besitzerin gegenüber.
    Simone Lappert reißt das Leben der Menschen vor dem Ereignis kurz an, erzählt dann wie die einzelnen Personen auf unterschiedliche Weise davon erfahren haben und wie sie damit umgehen.
    Ein und dieselbe Situation wird somit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet was sehr interessant ist.
    Auch die vielen Schaulustigen und die Medien die sich einfinden werden nicht ausgelassen.
    Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und sie verpackt dieses doch tragische und ernste Ereignis in einen doch recht unterhaltsamen aber auch tiefgründigen Roman.
    Für mich ist „Der Sprung“ ein Buch das mich nachdenklich (im positiven Sinne) zurücklässt und noch lange nachklingen wird.

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  • 5 Sterne

    Lilofee, 02.09.2019

    Es beginnt mit einem Sprung, aber eigentlich springt sie nicht.
    Sie macht einen Schritt ins Leere, setzt den Fuß in die Luft und lässt sich fallen.
    Ihr ganzer Körper eine Faust jetzt, die sich nach unten boxt… Luft schneidet ihre Netzhaut…
    Das Herz steckt ihr groß in der Luftröhre fest.»
    Wie konnte es passieren, dass eine junge Frau oben auf einem Dach steht?

    Die Autorin hat eine große Erzählfreude und eine wunderbare Ausdruckskraft.
    Alle Charaktere werden mit wenigen Worten treffend beschrieben.
    Das Buch hat nicht so viele Seiten aber einen Riesen Inhalt.
    Mit wenigen Worten werden ganze Leben ersichtlich.
    Jeder hat sein Päckchen zu tragen, seine physischen und seelischen Verwüstungen.
    Ein Roman der sich mit sehr wichtigen Fragen auseinandersetzt.
    Eine Geschichte über eine sehr eigenwillige junge Frau und über andere Menschen die entfernt mit ihr zu tun hatten beziehungsweise erst durch die entstandene Situation haben.
    Es sind die Alltäglichkeiten, die dieses Buch so liebenswert machen.
    Ist es Zufall oder doch Schicksal?
    Simone Lappert entfaltet einen großen Bogen, auf dem diese Lebenswege aufgezeichnet sind, zusammenfließen oder sich auch nur kurz berühren.
    Die Story, die Charaktere, die Ausdruckskraft einfach nur wunderbar.
    Der Sprung ist ein Buch das auf jeden einzelnen passt. Muss nicht jeder, wenn er weiter kommen will im Leben oder etwas ändern will, einen Sprung machen?
    Das sagt auch dieses wunderschöne und so treffende Zitat aus:
    -Nie wollte sie in den Tod springen. Immer nur ins Leben.-
    Ein Buch das zum Nachdenken veranlasst und lange nachklingt.
    Für mich ein Highlight in der großen Leselandschaft.

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  • 5 Sterne

    P.M., 12.11.2019

    Eine junge Frau steht auf einem Dach und springt in die Tiefe. In fast schon poetischen Bildern werden ihre Eindrücke vor dem Absprung gezeichnet. Dann die Rückblende, 24 Stunden vor dem Sprung. Ein kleiner Ort im Frühsommer, ein alteingesessenes Cafe. Dort kehren viele der Ortsansässigen ein, in deren Leben in den kommenden Stunden einiges durcheinandergerüttelt wird.

    Scheinbar zusammenhanglos erzählt die Autorin von diesen Menschen, denen jeweils eigene Kapitel gewidmet sind. Erst nach und nach gewinnen diese Personen an Tiefe, werden Verknüpfungen sichtbar. Deutlicher und einfacher vorstellbar sind da die Szenen, die sich vor dem Haus mit der vermeintlichen Selbstmörderin abspielen. Da sammeln sich die Schaulustigen, zücken ihre Handys, feuern die Frau an, endlich zu springen. Picknicks werden veranstaltet, Kamerateams rücken an…

    Bis spät in die Nacht halten die Gaffer aus, um ja nichts zu verpassen. Doch während die junge Frau auf dem Dach langsam müde wird und man immer mehr begreift, dass sie keinesfalls Suizid begehen will, haben sich für Felix, Maren, Theres und die anderen teils dramatische Veränderungen ergeben.

    Spektakulär sind in diesem Roman nicht die Ereignisse auf dem Dach und schon gar nicht die abstoßende Menge vor dem Haus. Faszinierend sind die unscheinbaren, unauffälligen Menschen, denen die Autorin ein Gesicht gegeben hat. Nicht alle Fäden werden am Ende verknüpft, nicht jede Geschichte auserzählt, aber auch das passt.

    Simone Lappert hat ein absolut lesenswertes Buch geschrieben! In kurzen Kapiteln gelingt es ihr mit unglaublich präzisen Formulierungen, Orte und Personen zum Leben zu erwecken.

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  • 5 Sterne

    buchstabensuechtig, 16.10.2019

    Das Buch beginnt mit dem Sprung. Es ist offenbar eine Frau, die hier springt – doch wer ist sie?
    Tags vor dem „Sprung“ erleben wir Momenteinblicke an einer Ecke irgendwo im Nirgendwo: da ist Felix, der Polizist, den ein düsteres Geheimnis zur Unrast zwingt und der seine Freundin Monika, von ihm schwanger, damit im höchsten Grad verunsichert. Roswitha, die Kaffeehausbesitzerin mit ihrem Kaffee am Platz, wo alle irgendwie zusammenkommen. Egon, ein ehemaliger Hutmacher, in dessen Geschäft nun ein Smartphoneladen eingezogen ist und der jetzt im Schlachthaus arbeitet. Finn, der Fahrradkurier, der, seit er die geheimnisvolle Pflanzenversteherin Manu kennt, nicht mehr sicher ist, ob er wirklich mit dem Fahrrad auf Welttour gehen will – oder eher bei Manu bleiben sollte. Maren, die Schneiderin, die damit zu kämpfen hat, dass ihr vormals gemütlicher, genussorientierter Hannes seit seinem 40. Geburtstag nur mehr an Sport und seinen Körper denkt. Und Theres und Hannes mit ihrem Tante-Emma-Laden, den keiner mehr braucht.
    Doch als Manu plötzlich am Dach eines Hauses steht, eine aufmerksame Passantin darin einen Suizidversucht sieht und sofort Polizei und Feuerwehr einschaltet, finden diese ganzen losen Geschichten zusammen, es entsteht ein Gesellschaftsbild, Schicksale werden offenbart, Freundschaften geschmiedet und zerstört, lange zurückliegende Traumata kommen ans Tageslicht, ein Leben geht zu Ende.
    Was ein Tag, eine unbewusste Geste, ein falscher Blick, ein richtiges Wort, alles zu ändern vermag. Mitten aus dem Leben schreibt Simone Lappert mitreißend über ganz normale Menschen wie Du und ich. Beeindruckend.

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  • 5 Sterne

    Nele33, 31.08.2019 bei bewertet

    Simone Lapperts Roman " Der Sprung" erschienen bei Diogenes setzt auf einfache Art hohe Maßstäbe.

    Manu steht auf dem Dach, ist außer sich und wirft mit Gegenständen um sich.
    Warum steht sie da, die Frau, die sich so gut mit der Natur auskennt und sie liebt? Was fehlt ihr um sich dem Leben zu stellen? Was geht in den Gaffern vor, die sich unter dem Haus versammeln und quasi ein happenin daraus machen?

    Die Autorin hat das Buch in 3 Teile gegliedert, der Tag davor, der Tag an dem Manu auf dem Dach steht und der Tag danach.
    Als Leser lerne ich die unterschiedlichsten Menschen kennen, die alle auf irgendeine Weise mit Manu verbunden sind, die meisten ohne es auch nur zu ahnen, in wieweit Manus Handlungen und sein ihr eigenes Leben beeinflussen oder auch schon beeinflusst haben.

    Der Schreibstil ist einfach und doch tiefgründig genug, so dass aus den ganz normalen "Päckchen" die der Einzelne mit sich trägt ein abgerundetes Portrait entssteht. Mindestens drei der vorgestellten Personen könnten sich gleich zu Manu stellen, da sie ihr Leben auch nicht befriedigend oder als gelungen empfinden.

    Die Charaktere haben bei mir in ihrer Normalität einen bleibenden Eindruck hinerlassen und die angebrachte Gesellschaftskritik kam ohne mahnenden Zeigefinger daher, sondern zeigte mir im Spiegel so manches Mal meine manchmal recht schnel gefassten (Vor-) Urteile.

    Selbst nach dem Lesen bleiben mir viele Einzelschicksale/Lebensgeschichten im Gedächnis und ich hätte gerne weiteres von den Personen erfahren. Das Buch hat ein für mich schlüssiges Ende und gehört für mich mit zu den Lese- Highlights des Jahres.

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  • 5 Sterne

    Nele33, 31.08.2019

    Simone Lapperts Roman " Der Sprung" erschienen bei Diogenes setzt auf einfache Art hohe Maßstäbe.

    Manu steht auf dem Dach, ist außer sich und wirft mit Gegenständen um sich.
    Warum steht sie da, die Frau, die sich so gut mit der Natur auskennt und sie liebt? Was fehlt ihr um sich dem Leben zu stellen? Was geht in den Gaffern vor, die sich unter dem Haus versammeln und quasi ein happenin daraus machen?

    Die Autorin hat das Buch in 3 Teile gegliedert, der Tag davor, der Tag an dem Manu auf dem Dach steht und der Tag danach.
    Als Leser lerne ich die unterschiedlichsten Menschen kennen, die alle auf irgendeine Weise mit Manu verbunden sind, die meisten ohne es auch nur zu ahnen, in wieweit Manus Handlungen und sein ihr eigenes Leben beeinflussen oder auch schon beeinflusst haben.

    Der Schreibstil ist einfach und doch tiefgründig genug, so dass aus den ganz normalen "Päckchen" die der Einzelne mit sich trägt ein abgerundetes Portrait entssteht. Mindestens drei der vorgestellten Personen könnten sich gleich zu Manu stellen, da sie ihr Leben auch nicht befriedigend oder als gelungen empfinden.

    Die Charaktere haben bei mir in ihrer Normalität einen bleibenden Eindruck hinerlassen und die angebrachte Gesellschaftskritik kam ohne mahnenden Zeigefinger daher, sondern zeigte mir im Spiegel so manches Mal meine manchmal recht schnel gefassten (Vor-) Urteile.

    Selbst nach dem Lesen bleiben mir viele Einzelschicksale/Lebensgeschichten im Gedächnis und ich hätte gerne weiteres von den Personen erfahren. Das Buch hat ein für mich schlüssiges Ende und gehört für mich mit zu den Lese- Highlights des Jahres.

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  • 5 Sterne

    Inge W., 02.10.2019 bei bewertet

    Dienstagmorgen in einer mittelgroßen Stadt. Kein Tag wie jeder andere. "Hängengebliebene, Abwartende oder Festsitzende" leben in Thalbach. Für elf von ihnen wird sich an diesem Tag im Mai radikal etwas ändern: Eine junge Frau steht auf einem Dach eines Wohnhauses - ein Alptraum auch für Maren, die nicht in ihre Wohnung kann, denn die Polizei hat alles abgesperrt! Manu, die junge Frau, wütend, am Rand der Verzweiflung steht auf einem Dach, hoch über Thalbach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Will sie springen? Die prekäre Lage bleibt nicht unbemerkt von den Einwohnern. Die Polizei riegelt das Gebäude ab, Schaulustige johlen, zücken ihre Handys. Der Freund der Frau, ihre Schwester, ein Polizist und sieben andere Menschen, die nah oder entfernt mit ihr zu tun haben, geraten aus dem Tritt. Sie fallen aus den Routinen ihres Alltags, verlieren den Halt – oder stürzen sich in eine nicht mehr für möglich gehaltene Freiheit. Polizeiaufgebot und Schaulustige werden über viele Stunden in Atem gehalten. Für einige Menschen wird das Treiben der jungen Frau auf dem Dach zum Denkanstoß, dem Taten folgen, die einen Wendepunkt in ihrem Leben markieren. Dies alles wird zu einem dichtgewobenem Netz voller Spannung. Ein brillant beobachtes Kaleidoskop des Alltags. Die Geschichte beweist großes Können der Autorin, die dem Leser nicht nur spannende Lesemomente beschert, sondern auch ein gutes Psychogramm der Protagonisten zeichnet. Das ist ein gutes und stimmiges Buch für ein freies Wochenende, auf das man freuen darf. Absolut klasse geschrieben!

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  • 5 Sterne

    Gisela E., 26.11.2019

    Faszinierend

    Auf einem Dach an einem Dienstagmorgen steht eine junge Frau in Gärtnerkleidung. Will sie sich in selbstmörderischer Absicht in den Tod stürzen? Die Polizei wird informiert, auch die Feuerwehr trifft ein, und natürlich die Presse, aber auch sonstige Schaulustige finden sich ein.

    Ein (vermeintlicher) Suizid als gesellschaftliches Ereignis und als Wendepunkt im Leben einiger Menschen – das ist ein Ansatz, der dem ganzen Geschehen eine völlig neue Sichtweise gibt. Anfangs ist das ein bisschen verwirrend, denn es tritt eine große Anzahl von Personen auf. Doch das Faszinierende an dieser Geschichte ist, wie autark jede dieser Figuren ihren Anteil daran weiter entwickelt, man meint, hier läge die Aufgabe der Autorin Simone Lappert nur am Aufschreiben der Geschehnisse. Dadurch wirkt diese Erzählung äußerst authentisch: Die Protagonisten erhalten genau den richtigen Raum, um sich selbst darzustellen. Hilfreich ist es dabei, dass jedes Kapitel mit dem Namen der Person versehen ist, die gerade im Fokus des Geschehens steht. Nicht alle Handlungsfäden werden ganz zu Ende gebracht, aber auch das passt genau zu dieser Geschichte.

    Dieses Buch hinterlässt mehr als nur einen ersten Eindruck. Die Reaktionen der Menschen sind äußerst genau eingefangen, bei manchen Szenen lacht man erstmal los, um dann nachdenklich nochmal darüber zu lesen. Es gibt nicht viele Bücher, denen dieses auf Anhieb mit einer solchen Leichtigkeit gelingt. Unbedingt empfehlenswert!

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  • 5 Sterne

    skiaddict7, 09.09.2019

    Ein Sprung ins Leben

    „(...) also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“

    Es ist ein ruhiger Dienstagmorgen in Thalbach bei Freiburg. Manu steht auf einem Dach, sie schimpft und tobt, wirft Dachziegel und Gärtnereibedarf auf den Platz vor dem Haus hinunter. Was hat sie dazu gebracht, aufs Dach zu steigen? Wird sie springen? Unten versammeln sich die Stadtbewohner. «Spring doch! », schreit da einer. Andere fragen sich, wie es soweit kommen konnte und wer die Frau am Dach ist. Die Geschichte nimmt ihren Lauf…

    Simone Lappert erzählt abwechselnd aus der Sicht verschiedener Kleinstadtbewohner diesen einen Tag und die paar Tage zuvor. Wir lernen Felix, Maren, Egon, Finn, Henry, Theres, Winnie, Edna und Astrid kennen. Einzig Manu kommt nicht zu Wort. Die verschiedenen Erzähler verbindet eines: sie leben in Thalbach und gehen regelmässig zu Roswitha ins Cafe. Nach und nach erfahren wir mehr über diese ruhige Kleinstadt, wo doch so viel vor sich geht. Was ist die Tage vorher passiert? Wer kennt Manu? Was hat sie dazu getrieben, aufs Dach zu steigen? Unglaublich poetisch aber doch nüchtern webt Lappert die Geschichten dieser unterschiedlichen Menschen zusammen und schafft es, den Leser völlig in ihren Bann zu ziehen. Das Ganze wird gekrönt von einem überraschendem Ende. Ein wunderbares Buch und eine sehr talentierte Autorin, von der wir hoffentlich noch viel lesen werden!

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  • 5 Sterne

    Gelöschter Benutzer, 29.08.2019

    „…, also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“

    Eine junge Frau steht auf einem Dach. Will sie springen? Die Polizei geht davon aus. Vor dem Haus versammeln sich viele Schaulustige. Einen Tag und eine Nacht steht die Frau auf dem Dach, während das Leben in der kleinen Stadt weitergeht und sich für andere Bewohner das Leben komplett ändert. Wie wird es mit allen weitergehen?

    Was für ein Buch! Simone Lappert hat ein tolles Buch geschrieben, das man kaum aus der Hand legen kann. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht mit Felix, Finn, Astrid & Co. Welche Entscheidungen treffen sie für ihr Leben? Wie wirkt sich das Verhalten der jungen Frau auf dem Dach auf die anderen aus? Und so habe ich den Roman regelrecht verschlungen, weil ich wissen musste, welches Ende alles nehmen wird.

    Dabei habe ich gelacht, war traurig und habe wieder gelacht, gelächelt und mich mit den handelnden Personen gefreut, habe Entscheidungen begrüßt oder verflucht. Nach und nach werden die Geschichten der einzelnen Personen erzählt, so dass man mit jeder Seite mehr nachvollziehen kann, warum sie handeln wie sie handeln. Dabei ist das Ganze so meisterlich erzählt, so miteinander verwoben, dass man erst nach und nach erkennt, wie alles zusammenhängt.

    Ein wirklich toll erzähltes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

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  • 5 Sterne

    Rebekkasbuchbox, 09.09.2020 bei bewertet

    Manu steht auf dem Dach und ist im Begriff zu springen. Der Sprung wird sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen, ihre Eindrücke von der an ihr vorbeiziehenden Umgebung und das Gefühl in ihrem Körper. Doch es geht hier nicht nur um Manu, ihrer Beziehung zu Finn, der sich von ihrer hintergründigen Verletztheit angezogen fühlt und doch zu Manus Gefühlswelt keinen rechten Zugang findet, sondern auch um viele andere Protagonisten, welche ihr Leben zu meistern versuchen. Die Einzelschicksale werden nur angerissen und doch erfährt man genug um sich ein Bild machen zu können.

    Mir gefällt die Schreibart, so klar und trotzdem bildhaft. Während ich die verschiedenen Menschen beim Lesen etwas kennengelernt habe, habe ich immer wieder an Manu gedacht, ob sie den Sprung überlebt hat und was sie bewogen hat, sich und anderen diesen Sprung anzutun. Ich mochte sie und auch Finn. Überhaupt wirkten alle beschriebenen Personen mehr oder wenige nahbar und realistisch in ihrem Tun. Man kann sich in den einen oder anderen hineinversetzten.

    Eine bewegende Momentaufnahme gepaart mit einem kurzen Blick auf einen Teil einer Gesellschaft, in der jeder seinen eigenen Beweggründen nachgeht.

    Simone Lappert konnte mich mit diesem Buch bewegen und die Sprecherin Lotti Happle rundete das ganze mit ihrer angenehmen Stimme noch wunderbar ab.

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  • 5 Sterne

    Frank Z., 11.10.2019

    VERRÜCKTES LEBEN

    Eine wunderbare Geschichte, wie sie das Leben einfach nicht
    besser schreiben kann. Vollkommen unterschiedliche Charaktere
    treffen aufeinander und verweben ihre eigenen Geschichten mit-
    einander. Eine junge Frau rettet Pflanzen und pflanzt diese in
    einen nahegelegenen Wald oder an andere Plätze in der Stadt.
    Bei den Leuten ist sie beliebt und angesehen und sie liebt den
    Fahrradkurier Finn. Doch nach einem morgendlichen Streit
    gerät alles aus den Fugen und Manuela steigt auf das Dach. Eine
    Nachbarin glaubt, die junge Frau will sich das Leben nehmen
    und ruft die Polizei. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften nimmt
    Aufstellung. Auch die Presse wittert eine Sensation und wie die
    Pilger strömen die Schaulustigen mit ihren Handys zum Ort des
    Geschehens. Der Autorin ist es wirklich gelungen, verschiedene
    Menschen und ihre Lebenssituationen zu beleuchten. Als Leser
    möchte man das Büchlein nicht mehr aus der Hand legen.

    Jedes Kapitel verzückt seine Leserinnen und Leser und öffnet
    immer wieder die Bühne für neue Charaktere und ihre Abenteuer,
    die das menschliche Leben ausmachen.

    Für alle Freunde der anspruchsvollen Literatur ein wirklicher
    literarischer Leckerbissen.

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  • 4 Sterne

    M., 13.09.2019

    aktualisiert am 13.09.2019

    Ein Roman mit Stärken und Schwächen

    3,5 Punkte

    "Den Sprung hat sie von ihrem Erzeuger [...] Der wusste auch nicht, wohin mit seiner Energie, und ständig musste man ihm aus irgendeinem Schlamassel helfen." (S.241)

    Ich hatte hohe Erwartungen, doch leider hat mich der Roman ein wenig enttäuscht, obwohl er wirklich sehr gut beginnt, sprachlich und vom Aufbau gefällt sowie viele gute Gedanken bereithält.

    Worum geht es: Eine Frau steht auf dem Dach eines Mietshauses und will springen. Die Polizei ist alarmiert und eine Menge Schaulustiger sind versammelt. Es beginnt einem Volksfest zu gleichen. Man lernt verschiedene Personen kennen, die auf irgendeine Art und Weise mit dem Geschehen in Berührung kommen. Felix, der Polizist, der sich eines alten Traumas bewusst wird. Egon, der seine Arbeit in der Fabrik hasst und seinem alten Hutgeschäft nachtrauert. Die Eheleute Theres und Werner, deren kleiner Laden langsam pleite geht. Maren, deren Ehemann sich sehr verändert hat und kein Interesse mehr an ihr zeigt. Finn, der Fahrradkurier, der aus Berlin geflüchtet ist und der sich in die etwas eigene Gärtnerin Manu verliebt hat. Winni, die in der Schule aufgrund ihres Aussehens gemobbt wird und noch einige andere.
    Je Kapitel befindet sich eine der Personen im Mittelpunkt. Sie alle sind mit dem Geschehen auf dem Dach in irgendeiner Weise verbunden bzw. stehen irgendwie in Kontakt miteinander.

    Um bei dieser Vielzahl an Figuren nicht durcheinander zu geraten, schrieb ich mir nebenbei die Namen auf. Das klappte dann ganz gut. Diese recht verschiedenen Figuren nahmen mich sehr gefangen. Viele sind einsam, werden nur in ihren wenigen Beziehungen sichtbar. Die meisten von ihnen müssen mit schwierigen Lebenssituationen, mit Krisen und Verlusten umgehen.
    Die Unvollkommenheit der Welt wird aufgezeigt und gleichzeitig Trost gespendet, dass es anderen doch ähnlich geht.

    Sehr deutlich lenkt die Autorin den Blick auf Unstimmigkeiten unserer Gesellschaft. Sie kritisiert Polizei und Politiker, die Sensationslust, das Ergötzen am Leid anderer, die fehlende Empathie und Gleichgültigkeit der Menschen. Sie beleuchtet Beziehungen und das Verhalten Einzelner in Krisensituationen. Aufgrund der Vielzahl von Menschen gibt es natürlich eine Vielzahl von Themen und eine Fülle an Gedanken.

    Es ist sehr kurzweilig geschrieben, amüsant, an einigen Stellen, besonders zu Anfang auch berührend sowie nachdenklich machend.

    Was mich leider gar nicht überzeugt hat und aus dem Roman wieder heraus katapultiert hat, waren die Gründe, warum die Frau – über Stunden - auf dem Dach stand. Das fand ich sehr, sehr unrealistisch! Und das als Herzstück des Romans...nein, nein, nein. Schade!
    Auch fand ich den Transport der Gedanken zuweilen sehr holzhammermäßig, sehr laut, sehr überdeutlich. Manche Szenen erschienen zudem sehr übertrieben/überdreht oder auch etwas kitschig.

    Fazit: Der Roman hat gute Seiten und weniger gute Seiten. Dennoch hat der Roman mich gut unterhalten, hat einige einprägsame Figuren erschaffen und einen interessanten Blick auf unsere heutige Gesellschaft geworfen, so dass ich ihn letztendlich doch empfehle..:)

    "Wenn du gut leben willst, musst du ein verdammt guter Verlierer sein." (S.110).

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  • 5 Sterne

    Simone H., 12.09.2019

    Eine junge Frau steht auf dem Dach eines Wohnhauses und wütet. Eine Nachbarin, die die Szene beobachtet verständigt die Polizei und löst damit eine Welle von Ereignissen aus, die das Leben von vielen Menschen stark verändern...

    Bei diesem Buch handelt es sich meiner Meinung nach um eine ganz spezielle Erzählkonstruktion. Der Leser begleitet elf Personen am gegenständlichen Tag und rollt sich damit nicht nur deren eigene Geschichte, sondern auch der Fortlauf des Polizeieinsatzes langsam auf. Dies geschieht im Wechsel und derart subtil, dass sich eine extreme Spannung aufbaut.

    Die handelnden Personen sind aus meiner Sicht sehr gut gezeichnet, zugänglich und realistisch. Trotzdem, dass es sich doch um eine Vielzahl von Charakteren handelt, wusste ich immer genau, wer nunmehr am Zug ist und kommt keine Verwirrung auf. Auch die Beziehungen in denen die einzelnen Leute zueinander stehen ist toll gewählt und ergibt sich Schritt für Schritt für den Leser.

    Für mich handelt es sich bei diesem Buch um ein absolutes Lesehighitlight, dass ich jedem nur ans Herz legen kann!

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  • 4 Sterne

    M., 13.09.2019 bei bewertet

    aktualisiert am 13.09.2019

    3,5 Punkte

    "Den Sprung hat sie von ihrem Erzeuger [...] Der wusste auch nicht, wohin mit seiner Energie, und ständig musste man ihm aus irgendeinem Schlamassel helfen." (S.241)

    Ich hatte hohe Erwartungen, doch leider hat mich der Roman ein wenig enttäuscht, obwohl er wirklich sehr gut beginnt, sprachlich und vom Aufbau gefällt sowie viele gute Gedanken bereithält.

    Worum geht es: Eine Frau steht auf dem Dach eines Mietshauses und will springen. Die Polizei ist alarmiert und eine Menge Schaulustiger sind versammelt. Es beginnt einem Volksfest zu gleichen. Man lernt verschiedene Personen kennen, die auf irgendeine Art und Weise mit dem Geschehen in Berührung kommen. Felix, der Polizist, der sich eines alten Traumas bewusst wird. Egon, der seine Arbeit in der Fabrik hasst und seinem alten Hutgeschäft nachtrauert. Die Eheleute Theres und Werner, deren kleiner Laden langsam pleite geht. Maren, deren Ehemann sich sehr verändert hat und kein Interesse mehr an ihr zeigt. Finn, der Fahrradkurier, der aus Berlin geflüchtet ist und der sich in die etwas eigene Gärtnerin Manu verliebt hat. Winni, die in der Schule aufgrund ihres Aussehens gemobbt wird und noch einige andere.
    Je Kapitel befindet sich eine der Personen im Mittelpunkt. Sie alle sind mit dem Geschehen auf dem Dach in irgendeiner Weise verbunden bzw. stehen irgendwie in Kontakt miteinander.

    Um bei dieser Vielzahl an Figuren nicht durcheinander zu geraten, schrieb ich mir nebenbei die Namen auf. Das klappte dann ganz gut. Diese recht verschiedenen Figuren nahmen mich sehr gefangen. Viele sind einsam, werden nur in ihren wenigen Beziehungen sichtbar. Die meisten von ihnen müssen mit schwierigen Lebenssituationen, mit Krisen und Verlusten umgehen.
    Die Unvollkommenheit der Welt wird aufgezeigt und gleichzeitig Trost gespendet, dass es anderen doch ähnlich geht.

    Sehr deutlich lenkt die Autorin den Blick auf Unstimmigkeiten unserer Gesellschaft. Sie kritisiert Polizei und Politiker, die Sensationslust, das Ergötzen am Leid anderer, die fehlende Empathie und Gleichgültigkeit der Menschen. Sie beleuchtet Beziehungen und das Verhalten Einzelner in Krisensituationen. Aufgrund der Vielzahl von Menschen gibt es natürlich eine Vielzahl von Themen und eine Fülle an Gedanken.

    Es ist sehr kurzweilig geschrieben, amüsant, an einigen Stellen, besonders zu Anfang auch berührend sowie nachdenklich machend.

    Was mich leider gar nicht überzeugt hat und aus dem Roman wieder heraus katapultiert hat, waren die Gründe, warum die Frau – über Stunden - auf dem Dach stand. Das fand ich sehr, sehr unrealistisch! Und das als Herzstück des Romans...nein, nein, nein. Schade!
    Auch fand ich den Transport der Gedanken zuweilen sehr holzhammermäßig, sehr laut, sehr überdeutlich. Manche Szenen erschienen zudem sehr übertrieben/überdreht oder auch etwas kitschig.

    Fazit: Der Roman hat gute Seiten und weniger gute Seiten. Dennoch hat der Roman mich gut unterhalten, hat einige einprägsame Figuren erschaffen und einen interessanten Blick auf unsere heutige Gesellschaft geworfen, so dass ich ihn letztendlich doch empfehle..:)

    "Wenn du gut leben willst, musst du ein verdammt guter Verlierer sein." (S.110).

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  • 5 Sterne

    Hortensia13, 15.02.2020 bei bewertet

    In Thalbach beginnt der Tag wie jeder anderen. Bis jemand eine junge Frau auf dem Dach eines Mietshauses stehen sieht. Will sie sich umbringen? Einen Tag und eine Nacht beeinflusst das Ereignis die Bewohner der Stadt. Ob in Kleinigkeiten oder grossem Umschwung, die Auswikungen kommen schnell, klein und leise, aber auch gross und donnernd. Und immer steht die Frage im Raum: Wird die junge Frau springen?

    Ich finde den Erzählstil von der Autorin meisterhaft. Sie schafft es alle Protagonisten wie in einem feinem Spinnennetz miteinander zu verknüpfen. Man bekommt sofort das Gefühl alle schon zu kennen und ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Auch wenn die Geschichte von vielen Figuren erzählt wird, macht es Spass Mäuschen in deren Leben zu spielen. Die eine oder andere Lebensgeschichte drohte zwar etwas auszuufernd bzw. drohte die Geschichte in die Länge zu ziehen, aber kurz vorher gelang es der Autorin noch die Kurve zu bekommen.

    Die Feinheiten und Verwebung der Geschichte sind super toll. Von mir gibt es deshalb 5 Sterne.

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